25 - Chains Of Coincidence {{ currentPage ? currentPage.title : "" }}

Mittwoch, 22.11.2062

 

In der Eröffnungssequenz sehen wir ein in der Wildnis geparktes Auto, in dem zwei junge Leute sitzen und sich sehr eingehend miteinander beschäftigen. Jemand tritt ruhigen Schrittes ans Fenster, sieht kurz zu und schießt dem jungen Mann in den Hinterkopf und der Frau in die Brust. Der Mann ist sofort tot, die Frau röchelt mitleiderregend mit Panik in den Augen, und der Schütze sieht ihr ruhig beim Sterben zu.

 

Donnerstag, 23.11.2062

 

Cutty leidet seit Kurzem unter Schlaflosigkeit. Liegt das an der Kitsune-Sache, hat es einen anderen Grund, ist es reiner Zufall? Wer weiß, aber ständig liegt er nachts neben Neona wach, die Gedanken kreisen, er kommt nicht zur Ruhe, schläft immer nur wenige Stunden und fühlt sich jeden Tag wie gerädert. Als er heute Minerva in Hecate's Corner besucht und das erwähnt, schlägt sie ihm eine Meditation vor, die sie nebenan auch anbietet. Dieser "New-Age-Esoterik-Drek" ist so rein gar nicht sein Ding, aber er lässt sich darauf ein, und in einem urig-vollgestellten Ruheraum (in dem sie auch ihre Rituale durchführt) legt er sich auf eine Matratze, Minerva serviert ihm Kräutertee, deckt ihn zu, legt Entspannungsmusik auf, schaltet den Zimmerbrunnen an, entzündet Räucherstäbchen und Duftkerzen und hantiert mit allerlei Ölen, Hölzern und Steinen, die sie ihm ruhig erklärt. Die Stimme der sonst so unsicheren und schüchternen Hexe kommt nie so recht zur Geltung, aber hier, wo sie in ihrem Element ist, wirkt sie plötzlich sehr warm und samtig. Das gehauchte, langsame Flüstern mit der entspannenden Aussprache haut Cutty komplett weg, und er schläft so gut wie seit Wochen nicht mehr.

 

In Redemption sitzt Meryl mit ein paar Bekannten im Sandy Vista Truck Stop und unterhält sich über den Serienkiller, der seit einigen Wochen entlang des Fwy 40 sein Unwesen treibt, als jemand Meryl holt. Sie läuft zur Dead Rat. Vor dem Eingang sitzt Stu und kühlt sich mit einem Eisbeutel die blutende Nase, während Fred und Wendy auf ihn einreden und man den Besitzer Conny von drinnen schimpfen hört. Die Tür hängt schief in den Angeln, und zwei Gäste schleppen gerade einen zerbrochenen Tisch raus. Wendy fängt Meryl ab und geht mit ihr ein paar Schritte.

 

Wendy: Prick's always been this way, but he's getting a little outta hand, don't you think?

Meryl (seufzend): What'd he do this time?

Wendy: Pissed off two guys, aggroed them into a fight, roughed them up, smashed the place. Conny don't wanna see him no more. Somebody needs to talk to Stu.

Meryl: Since when does he give a shit what I have to say?

Wendy: If he listens to anyone, he listens to you. (Meryl will widersprechen.) May not look like it, but if not you, who else? Hm? Being serious here, Meryl. He goes on like that, he's gonna get barred from every watering hole in town, and we don't have that many to begin with. Trixie's deliberating, too. The guy's bad news, especially lately. (Sie nickt zu Stu.) Go on.

Meryl seufzt tief, nickt Fred zu, der geht ab und sie setzt sich neben Stu.

Meryl (schicksalsergeben): All right. What happened to the bar?

Stu: It's been given the Good Housekeeping Seal of Approval.

Meryl (genervt): Just why exactly?

Stu: The place really could use some cleaning up, so—

Meryl (verärgert): Why'd you pick a fight?

Stu: Being surrounded by dicks ain't my fault.

Meryl: You have any idea what stunts like this one do to your business?

Stu: Honey, I ain't shooting for a "successful" career at this point, I'm just looking for something that'll prevent me from throwing myself in front of a bus. I'm keeping my expectations very, very low.

Meryl: You know what your problem is?

Stu: I only have one?

Meryl: Come to think of it, dozens. In this case? Fucking. Needless. Belligerence.

Stu: They started it!

Meryl: Oh yeah? Not what I heard. What'd they do? Look at you funny? Breathe? (Stu will erwidern.) You know what, I don't even wanna know. You're outta control, Stu.

Stu: I'm outta control? You're outta control.

Meryl: You're the toughest of them all, ain't you? You wanna put the hurt on people, and by hurting, you hope to exorcize Quint's death and everything else that went to shit in your life. (Übertrieben überrascht:) But oh no, you never seem to be able to do that! Why not? 'cause the only way you can is to admit to yourself that you're fucking sad and allow yourself to grieve. But that's something poor Stu can't do, isn't it?

Stu (steht auf und geht): Why don't you shut the fuck up and go die in a fire?

 

Im Umgang mit Stu muss man schon sehr zwischen den Zeilen lesen können, um eine üble Beleidigung von einem "Hey, du bist in Ordnung" unterscheiden zu können – aber das war selbst für Stus übliche Umgangsformen zu schroff. Meryl ist frustriert, weil niemand an ihn herankommt, aber irgendwie erwarten immer alle, dass sie es können müsste. Ja, sie hasst es, zu sehen, wie fertig er ist, aber in all ihren Jahren an seiner Seite hat sie ja nicht mal je den Namen seiner Tochter erfahren – und selbst von deren bloßer Existenz nur durch Zufall. Stu versucht offenbar wie immer, alles in sich einzuschließen und alle Menschen um sich herum mit purer Ekligkeit von sich fernzuhalten, und das tut er garantiert deutlich länger, als Meryl ihn kennt. Niemand kann diese Auster knacken.

 

Samstag, 25.11.2062

 

Kitsune und Tommy haben Ghost und Zuwena zur Kontaktpflege zum Essen eingeladen. Zuwena sträubt sich, weil das eine typische Pärchen-Aktivität ist, und dann sähen sie ja so aus, als wären sie eins, nicht wahr. Sie gibt aber nach, und zu viert besuchen sie ein kleines, nicht besonders schickes Restaurant, in dem Zuwena klar overdressed ist, das aber als Geheimtipp gilt. Tommy hat höchsten Respekt vor Mitsukos Freunden (die haben schließlich seine Partnerin gerettet), doch Mitsuko und Zuwena hatten noch nie ein gutes Verhältnis. Daran, das zu ändern, scheint Mitsuko aber arbeiten zu wollen, wie Ghost deutlich spürt – kein Wunder, war Zuwena doch instrumental in ihrer Rettung. Dadurch, dass die abweisende Japanerin sich ihr gegenüber so freundlich verhält, sinken auch Zuwenas Barrieren, und die vier haben tatsächlich einen tollen Abend und gehen im Anschluss noch in einen Club.

 

Sonntag, 26.11.2062

 

Am nächsten Tag steht Ghost gewohnt früh auf, während neben Zuwena eine Bombe explodieren könnte, ohne dass sie es mitbekäme. Regelmäßig in ihrer schicken, mondänen, modern-afrikanisch gestylten Edelwohnung aufzuwachen, fühlt sich noch immer ungewohnt an. Ein Anruf von Darius Coburn kommt rein, der dringendst um ein Treffen bittet, also fährt Ghost zum Fixx und trifft sich mit ihm im Corridor. Wie üblich erkundigt sich Coburn danach, ob es etwas Neues von Starlight gibt, und kommt dann zum Geschäftlichen: Heute Mittag landet ein Exec aus dem Ausland, weil er sich morgen mit einem befreundeten Hollywood-Star zum Essen verabredet hat, aber wichtiger ist Coburn, dass er inoffiziell heute Abend eine Verabredung hat. Eine andere Partei, die wiederum von Coburns Leuten beobachtet worden sei, sei ebenfalls daran interessiert, mehr über dieses Treffen herauszufinden, habe aber beim Versuch, den Gesprächspartner auszuquetschen, diesen vor ein paar Stunden versehentlich umgebracht. Die Konkurrenz lerne daraus hoffentlich, dass man nicht am falschen Ende sparen und Stümper-Runner anheuern sollte, denn das mache jetzt auch Coburns Arbeit schwieriger.

 

Sollte der Exec zum Treffen erscheinen, hieße das, dass er nicht weiß, dass sein Date tot ist – wenn man ihm also jemanden zum richtigen Zeitpunkt vor die Nase setzte, der dem entspricht, was er erwartet, könnte man so herausfinden, was er wollte. Na, interessiert?

 

Sie werden sich einig, und Ghost erhält ein Dossier über Amir Nassar von Arabian Future Industries, der noch überraschend jung für einen bedeutenden Exec ist – aber AFI ist ein arabischer Kon, und die werden oft sehr patriarchalisch-familiär geführt, denn Amirs Vater ist der Chief Operating Officer und damit der zweite Mann hinter dem CEO. Dem Dossier zufolge ist Nassar jedenfalls in seinem Job ziemlich erfolgreich und Teil des Jet Sets.

 

Das Treffen findet am frühen Abend im Double Blush in Hollywood, Studio City, statt. Die Leiche war männlich, weiß, minimal vercybert, in ihren Dreißigern, gut gekleidet, offensichtlich Konzerner, das Kommlink war teuer und sehr gut abgesichert, und zum Treffpunkt wurde notiert: "Passwort: Yarhamaka rabbuk. Code: 018e#23G47&62f3." Die Leiche wurde erst mal versteckt, damit die Cops sie nicht finden. Daran, herauszufinden, wer dieser Kerl war, wird mit Hochdruck gearbeitet.

 

Ghost mutmaßt, dass es vielleicht gar keine "andere Partei" gab, sondern dass es ein ebenfalls von Coburn angeheuertes Team war, das Scheiße gebaut hat – das hätte er in dem Fall aber natürlich nicht zugeben können, weil Ghost dann die Bezahlung hochgehandelt hätte. ("Jetzt sollen wir auf den letzten Drücker die Kohlen aus dem Feuer holen? Hätten Sie uns mal lieber gleich engagiert, hm?") Dass Coburn noch nicht weiß, wer der Tote ist, könnte aber eher darauf hindeuten, dass es tatsächlich Konkurrenz gab, die aber keine Scheiße gebaut hat, sondern den Mann tatsächlich umlegen wollte, bevor er sich mit Nassar treffen konnte. Auch hier hätte Coburn ein Interesse, das zu verschweigen, um die Bezahlung niedrig zu halten.

 

Ghost kennt seine Qualitäten: Einen Corpo zu verkörpern, gehört nicht dazu, also ruft er Quicksilver an und zieht Pride als Rückendeckung hinzu. Bei deren IDs ist es auch eher Routine, nach Studio City zu gelangen, bei Ghosts bester ID jedoch ist das immer mit einem Risiko verbunden.

 

Vasco Vidarte ruft Cutty im Auftrag der Amazone an: Ein Telesma-Transport aus der Mojave mit drei Schmugglern ist überfällig. Er überspielt ihm den zuletzt gesendeten Standort in Ramona in East L.A. Cutty zieht Poison hinzu, trifft sich mit ihr, und gemeinsam fahren sie nach Ramona.

 

Polizei und Abschleppdienst waren schon vor Ort. Fragen bei Zeugen ergeben, dass ein Auto ein anderes abgedrängt hat, das daraufhin in einen Müllcontainer krachte. Durch einen besonders guten Wurf auf Gebräuche (Gang) erfährt Poison von einer ansässigen Oma sogar, dass das abdrängende Auto eine Tezca-Lackierung aufwies. Die Insassen stiegen aus, erschossen die Insassen des abgedrängten Wagens, raubten ihn aus und fuhren wieder los.

 

Während Poison herausfindet, wo hier der nächste Tezcas-Hangout ist, erstattet Cutty Bericht. Über den Wert der Telesma gibt es keine zwei Meinungen, aber einer der drei Schmuggler hatte auch Daten auf dem Kommlink, die den Tezcas gar nicht erst zur Kenntnis kommen dürfen. Vielleicht löschen sie die Kommlinks ungesehen, vielleicht durchforsten sie sie davor aber auch, und beides darf nicht passieren, dieses Kommlink muss umgehend zurückgeholt werden. Vasco überspielt Cutty die Nummer, doch ohne Decker geht hier nichts.

 

Cutty ruft Angel an, aber in seinem eigenen Hinterhof gegen die Tezcas vorzugehen, kommt für ihn nicht in die Tüte. ("I don't even wanna know about this, you stupid fuck!") Poison ruft Ivory an, und man wartet auf glühenden Kohlen, bis sie endlich ankommt. Tatsächlich: Im Tezcas-Hangout, einem ehemaligen Schwimmbad, kann sie das Kommlink orten. Das Problem mit Ivory ist, dass sie nie direkt mitkommt – bei niedrigeren Skills und schlechterem Equipment als Angel hat sie also obendrein die höheren Mindestwürfe, aber glücklicherweise ist dies kein Konzerngelände. Sie drückt Poison ihr Verstärkerlink in die Hand, und obwohl Cutty voll und ganz dagegen ist, schleicht die Orkin alleine los (Watch Dogs 2).

 

Ivory entriegelt eine Tür zu einem kleinen Schlachthaus, so dass Poison ein paar Tezcas ausweichen kann, und dort findet sie den Lastenfahrstuhl nach unten. Im Schwimmbad veranstalten die Tezcas gerade Hundekämpfe im trockengelegten, vollgemüllten Tauchbecken. Poison erledigt den ersten Ganger lautlos, schafft es ungesehen in den Randbereich, Ivory entriegelt ein paar Hundekäfige als Ablenkungsmanöver, Poison dringt in den Aufenthaltsbereich der Gang vor und erbeutet die kleine Tasche mit den Kommlinks. (Die Telesma-Kisten stehen daneben, sind aber zu unhandlich zum Tragen.)

 

Auf dem Rückweg verhaut sie jedoch einen Heimlichkeitswurf, wird entdeckt und liefert sich eine Parkour-Verfolgungsjagd durch Gassen und Hinterhöfe und über Hausdächer, bis sie die Tezcas endlich abschütteln kann. Sie trifft sich mit Cutty und Ivory wieder, und sie fahren zu einem Treffpunkt, an dem sie Vasco das Kommlink übergeben. Er meint auch gleich, sie sollen sich bereit halten, es folgt vielleicht noch heute ein weiterer Auftrag.

 

Am Tor zu Studio City kommt es heute, wie es kommen muss: Bei der Kontrolle fliegt Ghosts ID auf. Da er auf dem Motorrad sitzt, gelingt es ihm, aus der Schlange auszufädeln, als er die Drohnen und Wachen reagieren sieht, und er muss fliehen. Pride, die in ihrem Fantasma in der Schlange hinter ihm stand, ist unverdächtig und darf hindurch.

 

Die beiden müssen das jetzt allein übernehmen, während Ghost sich nur telefonisch updaten lassen kann, und die ID kann er auch vergessen. Silver bewundert bei seiner Ankunft Prides heißes Kleid und erinnert sich insgeheim an seine aufregende Nacht mit ihr. Da aber erhält sie einen Anruf von Raquels Leuten: Sie muss sofort los. Pride hat schon einmal zu oft nein zu ihr gesagt, es geht nicht anders.

 

Silver hofft, dass er sich im Double Blush mit Nassar im öffentlichen Bereich treffen wird, damit Pride ihn askennen kann. An der Bar probiert Silver sein Passwort aus, woraufhin ihn die Barkeeperin an einen grimmigen, arabisch aussehenden Typen mit einem verkrüppelten Ohr verweist. Silver wiederholt sein Passwort, und der Kerl mustert ihn auf eine Weise, bei der Silver auf Askennen tippt. Er bringt ihn in eins der Hinterzimmer, in dem ein halbes Dutzend gut gekleideter Araber an einem Tisch sitzt und in der AR Texas Hold'em spielt. Silver erkennt Nassar, den er online recherchiert hat, und da er als Konzern-Bodyguard auch psychologisch geschult wurde (man muss halt oft mit den Eigenheiten der Schutzbefohlenen leben), erkennt er schnell, dass sich der junge, superreiche Bursche wegen der Jasagerei seiner Untergebenen und ständigem übertriebenen Lob seiner Familie (womit er nun mal aufgewachsen ist) wirklich für einen unglaublich tollen Typen hält. Silver machen reiche, mächtige Leute, die selber nicht viel geleistet haben, aber dermaßen von sich eingenommen sind, immer nervös.

 

Silver muss natürlich massiv improvisieren, da er ja wirklich gar nichts weiß, aber dabei stellt er sich clever an und kann auf Nachfrage kleine Fehltritte auch gut kaschieren, wobei er nicht in die Falle tappt, zu viel zu reden (was hier Cuttys Schwäche wäre) und damit unabsichtlich etwas zu sagen, von dem er nicht wissen kann, dass es nicht ins Bild passt. Er lässt sich auch mit seinen Antworten Zeit, bleibt dabei aber entspannt, womit er Nassar zwingt, etwas in die Pause zu interpretieren, also seinen Job zu übernehmen, Lücken selber aufzufüllen und dann noch etwas hinzuzufügen, mit dem Silver schon mehr anfangen kann. Dabei bleibt er hochkonzentriert, weil er nicht will, dass der Magier seine Aura so liest wie Pride.

 

Silver kann schlussfolgern, dass ein gemeinsamer Bekannter von Nassar und dem Typen, den Silver verkörpert, den Kontakt hergestellt hat und dass es um eine Transaktion geht – Nassar will offenbar den Code auf dem Kommlink. Als Nassar fragt, wie viel Silver verlangt, dreht der selbstbewusst den Spieß um: Was ist er Nassar wert? (Er hat ja keine Ahnung, um welche Größenordnung es geht.) Er merkt Nassar an, dass der sich innerlich darüber amüsiert, dass sein Gegenüber, das den Wert nicht einschätzen kann, offenbar keine Ahnung hat, wie viel es fordern soll, was Silver zeigt, dass Nassar zumindest eine Idee haben muss, mit wem er da verhandelt, auch wenn er ihn nicht persönlich kennt. Der Araber bietet ¥ 15.000, worauf Silver ganz subtil Missbilligung signalisiert. Er hat jetzt eine Größenordnung und weiß, dass Nassar so was aus der Portokasse bezahlt. Selbstbewusst meint er, dass ihm die erste Stelle nicht sympathisch ist (er also mindestens ¥ 25.000 will), womit er eine neue Reaktion herauszufordern versucht. Nassar ist entweder leicht zu durchschauen oder cleverer, als Silver denkt, indem er das nur vorspielt, aber er gibt sich erbost ob der Gier, und ein Verweis darauf, wie viel billiger er es haben könnte, und besonders grimmige Blicke seiner Männer machen die Drohung klar. Silver bleibt völlig gelassen und meint, dass Nassar diesen Stress nicht gebrauchen könne – deswegen sitze er ja hier und rede mit ihm. Außerdem erlaubt er sich, zu fragen, was ihr gemeinsamer Bekannter wohl von so einer Drohung hielte. Das war ein Treffer: Nassar wird wieder umgänglicher, weil er nicht mit so selbstbewusstem Kontra gerechnet hatte. Das nutzt Silver, über den Wert zu diskutieren, um Nassar zum Plaudern zu bringen, aber es gelingt ihm nicht, einen guten Ansatzpunkt zu schaffen.

 

Eine Mitarbeiterin des Clubs tritt ein, wird aber sofort von Nassars Männern abgefangen. Sie hat ein Tablett dabei, auf dem ein Zinnbecher steht – eine Dame habe darum gebeten, ihn Mr. Nassar bringen zu lassen. Dessen Männer finden ihn unverdächtig, und einer schickt sich an, ihn Nassar zu bringen, als der Magier laut etwas auf Arabisch schreit. Bei diesem Alarm reagiert Silver dank seiner verstärkten Reflexe, bevor er nachdenken kann, und weil das bei ihm einfach ganz tief drinsteckt und ihm unterbewusst klar ist, dass ein Attentat nur Nassar gelten kann, reagiert er aus Reflex so, wie er es gelernt hat: Er wirft sich auf Nassar und bringt ihn damit hinter seinem Sofa zu Boden, während der daneben sitzende ebenfalls vercyberte Bodyguard reflexhaft nach Silver greift. In dem Moment, in dem der Magier schreit und sich die anderen Bodyguards bereit machen, explodiert vom Zinnbecher ausgehend eine Flammenwelle durch den Raum, und die brennenden Männer schreien wie am Spieß.

 

Alarm und Sprinkleranlage springen an. Nassar steht unter Schock, hat aber nur leicht angesengte Haare, Silver ebenso, während der Bodyguard neben ihnen etwas mehr abbekommen hat, der ganz hinten sitzende Magier auch, die anderen vier sowie die Clubangestellte wurden tödlich erwischt. Der Bodyguard holt per AR den Wagen herbei, und Silver bahnt den drei Arabern einen Weg durch die panisch zu den Notausgängen strömende Menge im Hauptraum, während Bodyguard und Magier Nassar absichern. Als sie den Wagen erreichen (in dem der Fahrer und ein weiterer Leibwächter sitzen), schiebt der angesengte Bodyguard auf Nassars Zeichen hin Silver einfach mit hinein, denn sie wollen ja immer noch den Code.

 

Pride war von der Amazone aufgefordert worden, sich in Abendgarderobe im Mondrian in Hollywood einzufinden – okay, sie war ohnehin bereits passend angezogen. Unterwegs ergibt eine kurze Online-Recherche, dass heute im Mondrian eine Charity-Gala stattfindet. Pride trifft dort auf die dank Zellwäsche ewig junge Amazone im roten Samtkleid, die sie bittet, ein Gespräch zwischen ihr und einem Gentleman zu beobachten und seine Aura zu analysieren (Wahrheit analysieren fällt flach, da Hexerei von der Security unterbunden wird). Pride bekommt den Namen des Kerls mit (Darion Giannola), aber sonst nichts, denn da Wahrheit analysieren hier unmöglich ist, muss Raquel sie auch nicht mithören lassen, sondern kann sie diskret woanders platzieren. Dass Pride ohne Begleitung auch mal angesprochen wird, erschwert ihre Würfe, aber sie schlägt sich wacker.

 

Raquel und Giannola begrüßen einander freundlich, doch in der Aura der Amazone liest Pride Misstrauen und Geringschätzung. In der Aura des etwas übertrieben freundlichen Giannola erkennt sie nur eine leichte Unsicherheit wegen der Location (er fühlt sich entweder auf solchen Anlässen oder mit solchen Menschen hier nicht wohl) und Misstrauen Raquel gegenüber, aber auch leichte Bewunderung. Impulse und Eindrücke wogen im Verlauf des Gesprächs hin und her, meist zu flüchtig, um konkret erfasst werden zu können, aber als Raquel Giannola argumentativ unter Druck setzt und er nach außen freundlich und locker bleibt, erkennt Pride, dass er nervös wird und etwas zu verbergen versucht.

 

Als Raquel sich wieder zu ihr gesellt, erstattet sie Bericht, und Raquel erkundigt sich betont danach, wie sicher sie sich ist. Alles klar, Prides Antwort wird jetzt den Ausschlag zu etwas Ernstem geben, aber sie antwortet, sie sei sich ziemlich sicher. Die Amazone nickt, und Pride darf wieder gehen. Gut, so schafft sie es noch zu ihrem privaten Termin.

 

Nassars Limousine hat das nächste Krankenhaus angesteuert, um Bodyguard und Magier versorgen zu lassen. Es wird viel auf Arabisch herumtelefoniert, aber auch mit der Polizei, bei der Nassar wird aussagen müssen, da die Leichen seiner Mitarbeiter natürlich irgendwann identifiziert werden. Zwischen ihm und Silver steht unausgesprochen im Raum, dass Silver ihm vermutlich das Leben gerettet hat, und Nassar fragt ihn, warum so ein Schreibtischhengst so gute Reflexe hat und wie ein professioneller Leibwächter zu reagieren in der Lage ist, worauf Silver clever erwidert, dass er in seinem aktuellen Job nicht zur Welt gekommen ist, sondern vorher auch andere hatte. Er nutzt die neue Chance, Nassar zum Reden zu bringen, weil dieser noch völlig aufgekratzt vom Anschlag auf sein Leben ist, und jetzt fällt es ihm leicht, dem Araber zu entlocken, dass natürlich Saeder-Krupp hinter dem Attentat steckt, wer sonst? Aber das zeige nur, dass Silvers Daten ihr Geld wert sind, wenn S-K solche Angst davor hat, dass sie in Nassars Hände gelangen – also soll er seine ¥ 25.000 haben, denn er will nicht mit einem Mann feilschen, der ihm vielleicht das Leben gerettet hat. Der Code wird überspielt, und Nassars Decker gibt grünes Licht: Auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung zu sein. Silver weiß jetzt, dass der, den er verkörpert, Daten beschafft hat und sich nun für den Code bezahlen ließ, der Zugriff auf diese Daten erlaubt. So leicht hat er noch nie sein Geld verdient, und dann auch noch eine so stattliche Summe. Um es sich nicht mit Ghosts Mr. Johnson zu verscherzen, erstattet er aber ehrlich Bericht.

 

Cutty, Poison und Ivory essen gerade thailändisch zu Abend, als wie angekündigt Vascos nächster Anruf kommt, der sie zu einer Baustelle schickt, wo sie eine Frau befreien sollen, die dort gegen ihren Willen festgehalten wird. Cutty versucht, nachzuhaken, wem man da in die Suppe spucken wird, und Vascos Verhalten wird ganz subtil bedrohlich. Cutty beschließt, es nicht darauf ankommen zu lassen, und sagt erneut zu.

 

Die Baustelle ist verdammt groß, also gehen Cutty und Poison zu zweit los, während Ivory hinter dem Zaun bleibt und sie von dort aus unterstützt (Watch Dogs Legion), indem sie ihnen die Location der Arrows beschreibt, so dass sie den Patrouillen (sowohl Menschen als auch einige Orks in zivil, die alle wie einfache Schläger wirken) durch gute Intelligenzproben zur Orientierung weitgehend aus dem Weg gehen können. Die ersten zwei patrouillierenden Gegner kann Poison noch unschädlich machen, am dritten scheitert sie, er kann Alarm geben. Cutty legt ihn flach, aber die Baustelle ist aufgeschreckt. Ivory hat derweil auf dem Kommlink eines Schlägers einen Türcode gefunden, ortet auch den passenden Arrow dazu und lotst ihre Kumpels dorthin, während sie sich nun mit Waffen durchkämpfen müssen. Die Gegner sind jedoch alle nur Schlägertypen, und sie kommen unbeschadet durch, öffnen die Tür und finden Sifuentes. Die ist übel zugerichtet worden, so dass Poison sie tragen muss, während Cutty sie deckt.

 

Ivory wartet mit laufendem Motor, aber zwei Autos heften sich an ihren Auspuff. Es folgt eine wilde Verfolgungsjagd, bei der Ivorys Van durch kleine Crashes, die sich aufsummieren, ordentlich beschädigt wird, aber glücklicherweise sind die Verfolger auch keine Spezialisten. Es gelingt dem Van, sich in einer zu engen Einfahrt zu verstecken, in der die Karosserie noch stärker zerkratzt wird.

 

Mit ihren Freunden Banjoko und Ashanti Mabayoje waren Zuwena und Ghost nigerianisch essen und sitzen nun zu viert in einem afrikanischen Varieté. In der Dunkelheit wagt es Zuwena, sich an Ghost zu lehnen – in der "Öffentlichkeit" für ihre Verhältnisse eine wahre Liebesbekundung. Dieser verfolgt jedoch nicht nur die Show, sondern in der AR auch seine Newsfeeds und Silvers Meldungen. Er geht hinaus, um mit ihm zu telefonieren, und ruft dann Coburn an, um Bericht zu erstatten. Dem ist das Geld egal, das kann Silver gern behalten, er hätte nur gern mehr über die Hintergründe erfahren.

 

Wüst fluchend fährt Ivy zum Treffpunkt, denn ihr Anteil an der Bezahlung deckt keinesfalls den entstandenen Totalschaden. Bei der Übergabe macht Cutty aber eine gute Figur, weist darauf hin und fragt nach ein bisschen Entgegenkommen – schließlich haben sie heute zweimal sehr kurzfristig mit minimalen Informationen die Kohlen aus dem Feuer geholt. Vasco gibt ihnen die Zusage, den Van bei einer "befreundeten" Werkstatt gegen einen ähnlichen auszutauschen. Sie sollen aber noch kurz warten, eventuell ergibt sich gleich noch etwas. Er spricht in seinem Wagen mit der übel zusammengeschlagenen Sifuentes, kommt alarmiert wieder raus und nennt dem Trio die Adresse einer Wohnung: Dort wurde ein Chip hinter einem Holo an der Wand versteckt. Sifuentes hat ihren Peinigern jedoch etwas von einem Chip im Trid erzählt, also holen sie hoffentlich den falschen.

 

Cutty weiß genau, jetzt ist nicht die Zeit zum Verhandeln, dafür ist er dem stahlharten Ork gegenüber nicht tough genug, aber er hofft, dass sich seine heutige Hilfsbereitschaft auszahlt. Die Adresse ist nicht weit von hier, und im schwer lädierten Van geht es los. Eine auffällige Orkschlägerin vor dem Haus zeigt an, dass die Eindringlinge wohl noch hier sind. Anstatt mit der Tür ins Haus zu fallen, soll sich Cutty unten bereit halten, denn Poison nimmt über geschickte Mauersprünge den Weg über die Feuertreppe nach oben, die Nummer des Apartments kennt sie ja. Mit der Kletteraxt stemmt sie ein Flurfenster auf, klettert hinein, und in der Tat steht vor dem Apartment eine Schlägerin Wache. Poison kommt um die Ecke wie eine Anwohnerin, die zum Fahrstuhl will, überrascht die Frau und schlägt sie nieder. Durch die angelehnte Tür hört sie weinende Kinder, Krach vom Zerschlagen der Einrichtung und "Wo?"-Schreie – und schließlich eine eingeschüchterte Männerstimme: hinter dem Holo da.

 

Poison will hineinschleichen, hat aber das Pech, dass die Wohnungstür direkt im Blickfeld des Gegners liegt – sie wird sofort gesehen. Bevor sie die Waffe ziehen kann, stürzt er auf sie zu, und sie prügeln sich kurz. Der Kerl ist ein nicht sonderlich starker, aber wieselflinker und wirklich guter Straßenkämpfer, sie eine gute Kickboxerin, die aber wenig Raum zur Entfaltung hat, und so ringen und prügeln sie sich durch die Wohnung, bis der Gegner (der merkt, dass die Orkin ihn auf kurz oder lang besiegen wird) eine Chance nutzt, als Poison am Boden liegt, und türmt.

 

Poison fragt kurz die erschrockene Familie, ob dieser Kerl den Chip hat, der eingeschüchterte Mann nickt, und sie verfolgt den Schläger, während sie Cutty alarmiert. Der würde die Schlägerin gern bedrohen, aber mit einer Steinschlosspistole? Er feuert damit also einen schwachen Energieblitz ab, um ihr zu zeigen, dass er sie nicht auf den Arm nimmt – sie legt ihre Waffe nieder und kriegt die Tür in den Rücken, als ihr Kumpel rausgerannt kommt. Cutty reagiert, trifft ihn aber nicht, und Poison verfolgt ihn weiter. Er ist schlau und flieht im Zickzack über Maschendrahtzäune, Mülltonnen, Feuerleitern, kurze Treppen und enge Gassen, um nie zu viel Schussfeld zuzulassen, aber der erfahrenen Tracerin ist er nicht gewachsen: Sie überholt ihn indirekt, schneidet ihm den Weg ab und wirft ihn zu Boden.

 

Poison nimmt ihm den Chip ab, schleppt ihn zu seiner orkischen Kameradin, die Cutty in Schach hält, und Ivory slottet den Chip, um zu sehen, ob er nicht auch eine falsche Fährte darstellt. Als sich Poison fragt, was daran so lange dauert, steigt sie zu ihr in den Van. Ivory erklärt ihr aufgeregt flüsternd, dass sie falsch liegen könnte, es ist zu viel Material, um mehr als einen ersten, sehr groben Überblick zu gewinnen, aber wenn sie mit ihrer Vermutung richtig liegt, sind das die Codes für eine Backdoor des E-Haven, des kleinen Datahavens von L.A., und dazu geografische Koordinaten. Als Neo-Anarchistin kommt es für Ivory nicht infrage, diesen Chip irgendjemandem zu geben, denn er darf auf keinen Fall in die falschen Hände geraten. Poison gibt zu bedenken, dass Cutty bei seinem südamerikanischen Johnson im Wort steht, aber das ist Ivory egal. Okay, meint Poison, dann soll sich Ivory irgendetwas ausdenken, sie wird sie unterstützen.

 

Cutty, ebenfalls bereits sehr nervös, tritt nun an den Wagen und fragt, was zum Henker hier so lange dauert. Ivory reagiert gut: Man könne den Inhalt eines Chips am besten tarnen, indem man ihn löscht und überschreibt (damit die ursprünglichen Daten nur mit einem speziellen Wiederherstellungsprogramm wieder sichtbar gemacht werden können), und sie habe prüfen wollen, ob das hier der Fall war – aber auf dem Chip sei nur Musik gewesen.

 

Cutty hat keinen Grund, ihr das nicht abzukaufen, also ruft er Vasco an: Dort, wo der Chip sein sollte, war auch einer, aber der falsche, doch immerhin haben sie zwei der drei Gegner – die haben ihn zumindest auch nicht erbeutet.

 

Montag, 27.11.2062

 

Weder Ivory noch Poison kennen irgendjemanden, der mit dem E-Haven zu tun hat und den man informieren könnte, aber Poison hat ihrer Freundin versprochen, sich die Koordinaten mal anzusehen. Sie fährt in einen sehr belebten Teil nahe der Arc Mile und erreicht die exakten Koordinaten – aber was soll ihr hier nun auffallen? Durch puren Zufall sieht sie aber exakt im richtigen Moment in exakt die richtige Richtung und merkt, dass eine Schwarze, die nach Shadowrunner aussieht, auf sie zukommt. Davon alarmiert schaut sie sich um und erkennt, dass sie auch aus zwei anderen Richtungen angesteuert wird. Waren diese Koordinaten eine Falle?

 

Für alle anderen Passanten unauffällig setzt sie sich in Bewegung, aber die Runner erkennen natürlich ihren Fluchtversuch und werden selbst eiliger. Als Poison zu rennen beginnt, eröffnen sie das Feuer. Sie läuft hinauf zu einer Hochbahn-Haltestelle, um die Sichtlinie zu unterbrechen, flieht von dort aus wieder runter und durch einen Lieferanteneingang und mehrere Nutzgänge, hört aber schon Polizeisirenen – es waren wohl zufällig Cops direkt vor Ort, die auf die Schüsse aufmerksam wurden. Poison bleibt nur, mit einem Fahrstuhl aufs Dach zu fahren. Über mehrere Dächer, Gerüste und Lüftungsanlagen sucht sie sich ihren Weg, bemerkt aber irgendwann, dass sich ihr ein Helicopter nähert. Als aus diesem das Feuer auf sie eröffnet wird – ihr ist unklar, ob man sie töten oder zum Stehenbleiben "auffordern" will –, flüchtet sie erneut ins Innere eines Gebäudes und klettert durch den stillgelegten Fahrstuhlschacht auf dessen Dach (Mirror's Edge). Nach etwas Fassadenkletterei und Parkour findet sie in einem anderen Gebäude einen Fahrstuhl, mit dem sie ganz nach unten fährt, wo sie Zuflucht in einem belebten kleinen Einkaufszentrum sucht. Bald aber erkennt sie zwei der Runner wieder, die sie entdecken und sich an ihre Fersen heften. Sie flieht durch die Menschenmenge und muss auch hier Aufsehen erregend von ihren Parkour-Fähigkeiten Gebrauch machen, um voranzukommen. Es gelingt ihr, in nicht öffentliche Wartungsgänge zu entkommen, wo sie die Lüftung abschalten muss, um die Ventilatoren zu passieren, aber wie es der Zufall will: Genau dort, wo sie die Mall wieder betritt, patrouilliert einer der Runner, und der schießt nun sogar auf sie. Unter den Gästen bricht Panik aus, und Poison entkommt nur durch eine waghalsige Flucht über die Deckenkonstruktionen unter der Glaskuppel in einen Wartungsgang (Mirror's Edge), und bevor sie das Treppenhaus runterläuft, gönnt sie sich eine Verschnaufpause. Als sie jedoch bald von unten eilige Schritte hört, muss sie weiter, findet einen Aufzug, fährt hoch aufs Dach des Nebengebäudes und setzt dort ihre Flucht fort. Der Heli taucht wieder auf, abermals wird geschossen, doch als ein Polizeihelicopter eintrifft, ergreift er die Flucht. Poison gelingt es in einer irrsinnigen Aktion, auf das Dach einer fahrenden Hochbahn zu fliehen, das Gleichgewicht zu halten und völlig erschöpft liegen zu bleiben (Mirror's Edge).

 

Erst als sie wieder zu Atem kommt und überlegt, Ivory anzurufen, geht ihr auf, wie dieses Team, das sie mehrmals abgeschüttelt hat, sie immer wieder finden konnte, und sie schaltet ihr Kommlink aus. (Sie agiert nun mal noch nicht lange auf diesem professionellen Level.)

 

Silver räumt gerade den Wäschetrockner ein, als es an der Tür klingelt. Die Kamera zeigt ein weinendes junges Mädchen in Chandras Alter, also öffnet er, sie wirft sich ihm aufgelöst in die Arme, und er spürt einen Piekser im Nacken. Plötzlich wird ihm schwarz vor Augen, und er sackt bewusstlos auf dem Flur zusammen.

 

Poison besorgt sich ein Prepaid-Kommlink, erzählt Ivory von ihrem Erlebnis (was Ivory zeigt, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag) und hat dabei eine Idee. Also verabredet sich Poison mit Maya im Submarket, dem stillgelegten Teil der Subway, wo Maya mit Diebesgut hehlt, und zieht sie ins Vertrauen: Billy muss unbedingt jemanden finden, der mit dem E-Haven in Verbindung steht. Nachdem sie ihrer Freundin mehrmals versichert hat, wie ernst es ist, kramt Maya ein Kommlink raus, entsperrt es und gibt es Billy – wenn es soweit ist, wird sie angerufen. Diese ist einigermaßen erstaunt: Mayas zielstrebige Aktion zeigt ihr, dass sie tatsächlich jemanden kennt, was sie nicht für möglich gehalten hätte – dann hätte sie doch irgendwann schon mal etwas erwähnt, oder?

 

Silver erwacht in seiner eigenen kleinen Küche gefesselt auf einem Stuhl, um sich herum vier einschüchternd dreinschauende Araber, einer davon der Magier von gestern Abend – das weinende Mädchen muss eine Körpermaske gewesen sein. In der AR wird Nassar mit Bildverbindung zugeschaltet, der wissen will, wer Silver ist und für wen er arbeitet. Silver spielt auf Zeit, hoffend, dass ihm etwas einfallen möge, aber ein harter Schlag ins Gesicht von einem Gefolgsmann Nassars und Nassars Hinweis, ob er das hier so lange fortsetzen möchte, bis seine Tochter nach Hause kommt, lassen Silver einknicken, und er gesteht, für eine interessierte Partei zu arbeiten, die nahezu gar nichts wusste, aber mehr herausfinden wollte, und nein, sie hat den Boten, dessen Rolle Silver übernahm, nicht getötet. Nassar bohrt nach, aber Silver verweist nur darauf, dass der Job einem Kollegen angeboten wurde, der ihn aber nicht wahrnehmen konnte. Nach weiteren Schlägen – aber vor allem, weil er nicht will, dass Chandra hier mit hineingezogen wird – verrät er letztlich auch Ghosts Namen. Außerdem wird die Rücküberweisung der ¥ 25.000 veranlasst, denn es war nicht Silver, der seinen Job riskiert hatte, um an die Daten zu kommen – ihm gebührte das Geld dafür nicht.

 

Während sich Poison die Zeit vertreibt, erhält sie einen panischen Anruf von Ivory: Shadowrunner dringen in ihren verwinkelten Wohnblock ein, und ein Kumpel hat sie sofort gewarnt. Ivory hat einen getarnten Panic Room, aber wenn die ihr kleines Apartment auf den Kopf stellen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn finden – und jetzt muss sie ihr Kommlink abschalten, damit sie nicht darüber aufgespürt wird. Poison verspricht, sich zu beeilen, schwingt sich ins Auto und rast los. Unterwegs ruft sie Mercury an, aber die ist mehr als zwei Stunden entfernt. Mercury bittet sie, Ghost anzurufen, aber so eng sind sie noch nicht miteinander, dass Poison das wagen würde. Ohne ihr Bescheid zu sagen, tut Mercury das also, wissend, dass es Poison notfalls mit einem ganzen Team aufnehmen und dabei sterben würde.

 

Ghost hat sich mit Orion zum Essen und Informationsaustausch getroffen, und das zufälligerweise in der Nähe seiner neuen Wohnung in Chinatown an einem Imbissstand auf dem Markt, als er Mercurys Anruf erhält.

 

Orion: Now where might you be off to, buck?

Ghost: Doing someone a fragging big favor. She's just about to pick a fight she can't win.

Orion: Need a hand?

Ghost: Orion, we're going against a whole team of runners.

Orion: Sounds fun. I'm in.

 

Ghost kennt Orion noch nicht gut genug und kann nur staunen, worauf dieser sich einzulassen bereit ist. Darüber nachdenken kann er später, sie holen ihre Motorräder und düsen los. Ghost hat nur seine HK-Pistole dabei, Orion einen Revolver und die Elefantenbüchse. Ghost ruft Poison an, die just Cuttys Nummer gewählt hatte, aber da sprang nur die Mailbox an. Ghost befiehlt ihr, nichts zu unternehmen, bis er da ist, er braucht keine zehn Minuten. Sie kann nicht fassen, dass einer wie er wirklich kommt, um jemandem zu helfen, den er nicht mal kennt. Er hatte Billy ja in Redemption ganz ausdrücklich im Team willkommen geheißen, und sein Team ist seine Familie – aber sie hätte das niemals wirklich auch auf sich bezogen.

 

Ungeduldig, aber ganz klein mit Hut wartet sie auf die beiden und weiß gar nicht, was sie sagen soll. Sie versucht, den Weg zu Ivorys Apartment zu beschreiben, aber das ist in diesem verwinkelten Block fast unmöglich. Die Anwohner sind bereits geflohen oder haben sich in ihren kleinen Wohnungen eingeschlossen, die zahlreichen winzigen Kneipen und Imbisse stehen leer, aber in allen Läden läuft noch Musik, und die Tische stehen voll mit begonnenem Essen und Drinks (CP 2077, Save 13 (Killing In The Name), 190:40, nördl. vom FTP Kabuki, Sutter Street). Es schließt sich eine sehr spannende Szene an, die in dem unübersichtlichen Areal zum Katz-und-Maus-Spiel wird, da keine Partei weiß, was sie erwartet, wenn sie um die nächste Ecke biegt. Sowohl im Nahkampf als auch in ausgedehnten Feuergefechten mit Positionsverlagerung, Sperrfeuer und Flankierung können alle drei glänzen: Jedem gelingt es, einen gegnerischen Runner zu besiegen, aber da die wahrlich nicht von schlechten Eltern sind, muss jeder Edge einsetzen, um die Schäden klein zu halten. Der vierte hat sich schließlich in Ivorys Apartment verschanzt. Ghost verlegt sich aufs Verhandeln.

 

Ghost: Come out, and we let you leave.

Runner: Fuck you!

Ghost: Look, chummer, the badges will be here any minute. You wanna explain to them what happened?

Runner: You geeked my mates!

Ghost: Shouldn't have come here, then.

 

Da ertönen allerdings schon Polizeisirenen. Den dreien bleibt keine andere Wahl, als abzuhauen, und Poison zeigt ihnen einen Weg hinten hinaus. Der ortsunkundige Runner verläuft sich hingegen, rennt den Cops direkt in die Arme und wird festgenommen.

 

Während Ivory aus ihrem Versteck kommt und als ganz normale Anwohnerin ihre Zeugenaussage macht, setzen sich Poison und Ghost in ein Café in der Nähe, während Orion draußen vor der Tür raucht. Poison muss gestehen, was passiert ist, das schuldet sie Ghost, und wenn er nicht vertrauenswürdig ist, wer dann? Der rechnet es Poison hoch an, dass sie bereit war, notfalls allein in die Höhle des Löwen zu gehen, kritisiert sie aber dafür, Cutty gelinkt zu haben. Poison widerspricht: Sein Mr. Johnson wusste ja nicht mal, was auf dem Chip ist, er hat also nichts Konkretes verloren, und Cutty hätte bei dem Tausch niemals mitgemacht. Innerlich stimmt Ghost ihr zu, bleibt aber bei seinem Tadel, weil er nicht will, dass bei Poison hängen bleibt, dass man die eigenen Teamkameraden belügen darf. Cutty stand in der Verantwortung, also wäre es Cuttys Entscheidung gewesen, Punkt. Vorsichtig fragt sie, was Ghost jetzt zu tun gedenkt. Das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen, Cutty jetzt im Nachhinein reinen Wein einzuschenken, würde niemandem nützen und nur böses Blut heraufbeschwören, und nein, in den Händen des Olaya-Kartells hätte dieser Chip wirklich nichts verloren. Ivory hat dieselbe Entscheidung getroffen, die auch er getroffen hätte, und Poison hat ihre Freundin ohne Wenn und Aber unterstützt. Er lässt es sich nicht anmerken, aber er mag es, zu sehen, dass es außer ihm noch mehr Idealisten in den Schatten gibt. Nach außen hin rät er Poison nur dringend, den Chip loszuwerden und dass sie und Ivory erst mal die Köpfe unten halten sollen.

 

Ivory verlädt mit Billy und anderen Kumpels all ihre Sachen in ihren neuen Van, um in ein Hotel zu ziehen, und Ghost gesellt sich zu Orion. Er spricht vage Orions Hilfe an, aber der macht keine große Sache daraus, er habe halt mal wieder etwas Übung gebrauchen können. Ghost weiß, dass er ihm jetzt etwas schuldet, und bei Ghost einen gut zu haben, ist sicher nicht nutzlos.

 

Im Hotel erhält Poison einen Anruf auf Mayas Kommlink, der sie zu einer Kapelle in Westchester bestellt, von der Poison weiß, dass sie in der Nähe eines der Eingänge zum Submarket liegt. Poison und Ivy machen sich gemeinsam auf den Weg, suchen die heruntergekommene Kapelle auf und werden dort durch einen Geheimgang und einen Durchbruch in die Subway geführt (CP 2077, Save 4 (Transmission), 97:02), wo sie Mother Mercy kennen lernen – Ivory kennt den Straßennamen der renommierten Deckerin natürlich. Ein Magier begutachtet die beiden, als sie berichten, während Mother Mercy den Chip untersucht. Ivory hatte schon die Idee, den E-Haven zu spiegeln, Renraku die manipulierte Version vorzugaukeln und den Megakon im Glauben zu lassen, zu wissen, was in den Schatten los ist, ihn vielleicht sogar dazu zu bringen, etwas gegen andere Konzerne zu unternehmen – den Manipulator zu manipulieren, diesmal zum Vorteil der Straße. Mother Mercy bedankt sich bei den beiden – sie haben dem E-Haven ohne Bezahlung einen Dienst erwiesen und können nun, wenn sie sie brauchen, auch auf Mother Mercys Hilfe zählen.

 

Bono ruft Ghost an und fragt, ob er sich mit einem Mr. Johnson für einen Auftrag treffen möchte. Nein, Bono kennt ihn auch nicht, er muss von außerhalb sein, aber er hat ohne zu zögern viel Geld für die Kontaktherstellung bezahlt. Ghost zieht sich um und sagt Bono, dass er einverstanden ist, wenn er den Treffpunkt und Ort bestimmt. Stimmt Mr. Johnson zu, soll Bono ihn in einer Stunde zu so bald wie möglich ins Empathy in der Arc Mile bestellen.

 

Da sich Bono für Mr. Johnson nicht verbürgen kann, möchte Ghost auf Nummer Sicher gehen und Kitsune als Rückendeckung hinzuziehen. Die kann aber gerade nicht, denn Chandra vermisst ihren Dad, und er reagiert auch nicht auf Anrufe, weshalb sie sich an Kit wandte, die nun gerade ein paar Bekannte von Silver abklappert. Ghost kennt zahllose Kollegen, aber die müsste er bezahlen, und vielleicht kommt bei diesem Treffen nichts herum, also fragt er Pride. Die freut sich tatsächlich, eingebunden zu werden, und verschiebt ihre Pläne.

 

Schick zurechtgemacht bucht Ghost von unterwegs eine Kabine im Empathy, trifft sich vor dem Nachtclub mit Pride, die ihn mit einem Mindlink belegt, und besticht vor Ort (CP 2077, FTP City Center, Corpo Plaza, CP Apartment) den Barkeeper. Er setzt sich in die Kabine, Pride setzt sich in den offenen Bereich daneben und kann durch das schalldichte Glas hindurchsehen und mit Ghost kommunizieren.

 

Die Typen, die aufkreuzen, sehen von Weitem nach Mexikanern aus, aber als sich die beiden, die sich zu Ghost in die Kabine setzen, als Bassam (der Magier mit dem verkrüppelten Ohr) und Malak (der Bodyguard) vorstellen, wird Ghost hellhörig – Mr. Johnson könnte sehr wohl Amir Nassar sein. Bassam askennt und sieht natürlich den aufrecht erhaltenen Zauber und dass Pride nebenan dasselbe tut. Gedanklich informiert sie Ghost über die beiden. Malak legt ein Kommlink auf den Tisch, über das sein Auftraggeber mithört und Malak über dessen Knopf im Ohr dirigieren kann.

 

Zuerst versucht Nassar es im Guten und bietet Ghost Geld dafür an, dass er seinen Auftraggeber nennt. Ghost lehnt natürlich ab, bestätigt aber Silvers Aussage, dass der Auftraggeber nichts mit Nassars Angelegenheiten zu tun hat: Ihm ist einfach nur das Kommlink in die Hände gefallen, als eine andere Partei versuchte, das Treffen zu verhindern, indem sie einen der Teilnehmer tötete. "Speaking of which: Where's the gentleman your employer met last night?"

 

Daraufhin diktiert Nassar Malak die Erpressungsschiene, während Pride in Malak Zweifel erkennt – die wollen austesten, ob Ghost sich für das Wohlergehen seines Kollegen überhaupt interessiert. (Das macht Sinn, denn sie sind nicht von hier und haben vermutlich keine Kontakte mit direkter Verbindung zur Straße.) Ghost führt Nassar vor, indem er gleichgültig bleibt, ihn aber dafür kritisiert, offenbar völlig planlos und verzweifelt zu sein, wenn er auf unbekanntem Terrain auf so niedriges Niveau sinken muss. Bassam sagt etwas auf Arabisch, und Ghost weiß einfach, dass er seiner Aura keine Sorge um Silver ansieht, denn Freunde sind sie ja garantiert nicht mehr.

 

In seiner Luxussuite kriegt Nassar einen Wutanfall – was bildet sich dieser Straßenköter ein? Er muss sich erst mal abreagieren, während Malak die Situation überspielt. Ghost kann schlussfolgern, dass Nassar einfach keine Ahnung hat, wer hier in L.A. wer ist, und geht zum Angriff über, indem er selbstsicher klar macht, dass er ihnen wohl erklären müsse, wie der Hase läuft.

 

Ghost: Look, I can tell you're not terribly experienced in all this, so I'll explain it to you in simple terms, yeah? My time's precious, and the prospect of a job offer's what got me here. Asking me to talk about my employer isn't a job offer, it's an insult. Think I'm a gutterpunk? Think again. You asked, I showed up. It's only common decency to make it worth my while instead of trying to blackmail me. That's just bad manners.

Malak: What would you do if your teammate didn't turn up anymore?

Ghost: Doubling down, hm? All right, do your worst if you think you have to. But I understand Mr. Nassar knows his share of people who wanna see him dead. Does he really need more? Should be obvious I got a rep to maintain. Not that you'd know 'cause clearly you haven't done your legwork and lured me into meeting you without knowing who I am. That alone is a show of disrespect I'm letting slide out of the sheer goodness of my heart.  But if I allowed you to take one of my guys and get away with it, I'd hurt myself way more than you ever could. So of course I'd have to retaliate, and I wouldn't even have to do it on my own dime 'cause I know who'd gladly pay me for it. Your call.

     I don't hear back from my teammate within the hour, all bets are off.

 

Er erhebt sich und verlässt die Kabine. Dabei versteht er Malak nicht, als dieser auf Arabisch redet, aber er macht dem vor Wut komplett ausflippenden Nassar tatsächlich klar, dass er nicht denkt, dass Ghost blufft. Ohne dass er es mitbekommt, ist Ghosts Plan aufgegangen: Nassar ruft seine Jungs an, die Silver in ihrem Wagen festhalten, und sie drücken ihm Geld für den Bus in die Hand und werfen ihn aus dem Auto.

 

Dienstag, 28.11.2062

 

Ghost und Meryl sitzen in einem Straßencafé, sehen sich die Passanten an und unterhalten sich über Gott und die Welt. Nachdem Ghost eine Anekdote von einem seiner Straßenkids erzählt hat, fragt Meryl ihn, warum er das eigentlich tut. Er kennt sie seit Ende 2057 und hat ihren Werdegang mitgeprägt, und er ist stolz darauf, was aus der naseweisen, vorlauten, impulsiven Göre geworden ist. Daher erwähnt er ganz offen, dass er seinem Vater alles verdankt – ohne die Lehre, durch die er Ghost geschickt hat, hätte dieser schon in seinen frühen Zwanzigern das Zeitliche gesegnet. Ghost ist mit einem Leitbild aufgewachsen, an dem er sich orientieren konnte und dessen Werte er übernahm. Wer hat das denn heutzutage schon? Bei den meisten Straßenkids ist der Vater längst über alle Berge und die Mutter Chippie oder Junkie. Die Orientierung, die sie von ihren Eltern nicht bekommen, suchen sie bei Gangs – deren Mitglieder ganz genauso orientierungslos aufgewachsen sind. Ghost kann keine Wunder bewirken und diesen Teufelskreis durchbrechen, aber als Shadowrunner hat er viel Zeit – warum sollte er sie nicht sinnvoller nutzen als nur für sich?

 

Wenn die Kids in der Schule (gesetzt den Fall, sie besuchen überhaupt eine) oder im Trid von Werten wie Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Ehre hören, denken sie an Gehirnwäsche der Konzerne, vollzogen in deren Sinne – und sie haben Recht damit, denn die Konzerne sponsern öffentliche Schulen nur der PR wegen und weil sie ein Interesse haben, dass die Kinder zu gehorsamen Drohnen erzogen werden. Aber Ghost kennen sie und wissen, dass er ein erfolgreicher Runner ist. Wenn sie diese Werte von ihm vermittelt bekommen, hören sie zu und nehmen das, was sie lernen oder vorgelebt bekommen, ernst. Es mag nicht viel sein, aber er will ihnen eine andere Perspektive bieten als die, die die Gangs lehren: "Komm zu uns, denn wir sind die Stärksten! Wer uns den Respekt verweigert, wird sich wünschen, nie geboren worden zu sein! Alle außerhalb der Gang sind erbärmliche Niemande, und du kannst mit ihnen tun, was immer du willst! Genieße die Angst, die man vor dir hat, und die Macht, die dir das verleiht!"

 

90 % dieser Kids kommen unter die Räder, bevor sie 20 sind. Wenn es zumindest dort, wo er verkehrt, nur 75 % sind, hat er doch etwas Sinnvolles mit seiner Zeit angefangen, oder nicht? Es kostet ihn nichts, für andere zumindest ein wenig das zu sein, was sein Vater für ihn war. Meryl meint frei heraus, dass Ghost das also tue, um sich gut zu fühlen, aber der erwidert, dass man sich bei jeder Tätigkeit, die man für sinnvoll hält, gut fühlt. Meryl beschreibt also das Symptom, aber nicht die Ursache.

 

Freitag, 01.12.2062

 

Ghost und Kitsune arbeiten gerade das erste Mal regulär mit Orion zusammen und sind mit seinen Leuten nach Oxnard gefahren. Am Abend haben die beiden Downtime und sitzen in einer Tamales-Bar. Kit eröffnet Ghost, dass Tommy sie gebeten hat, "beruflich" kürzer zu treten. Nicht, weil er sie kontrollieren oder über sie bestimmen will, sondern weil sie ein so viel gefährlicheres Leben führt als er und er sie nicht verlieren will. Sie gesteht, darüber nachzudenken.

 

Billy und Enola, Cutty und Neona, Meryl und Lee verbringen einen schönen Abend in der Fat Cat. Cutty ist gerade draußen zum Rauchen, als er einen Anruf von Lifeline aus Bakersfield bekommt. Er hat ein Team nach L.A. entsandt, das eine schwangere Frau zu befreien versucht und gerade unter schwerem Beschuss steht, und gibt Cutty die Koordinaten durch. Wenn er in kurzer Zeit da sein kann, optimalerweise nicht allein, zahlt Lifeline ¥ 4.000, bei Rettung des Teams weitere ¥ 6.000. Wie es der Zufall will: Cutty hat gerade ein paar Leute zusammen, die Koordinaten liegen keine 15 Minuten entfernt, eine Geschäftsanbahnung mit Lifeline wäre vielleicht nicht das Schlechteste, und mit Glück muss man nur noch mit wenigen Gegnern aufräumen, weil das ursprüngliche Team die entsprechende Vorarbeit geleistet hat. Drinnen fragt er zum Erschrecken von Neona und Enola also seine Kollegen. Billy ist sofort dabei, Meryl nach kurzem Überlegen ebenfalls und damit schweren Herzens auch Lee. Sie müssen Neona und Enola versprechen, sich sofort zu melden, und düsen los.

 

Samstag, 02.12.2062

 

In einer miesen Ecke von East L.A. erreichen sie nach Mitternacht ihr Ziel: ein Reisebüro, das übel zusammengeschossen wurde. Ganz offensichtlich hat sich Lifelines Team hier verschanzt, aber es ist niemand mehr da, und es sind auch keine Leichen zu sehen. Billy nimmt leichten Lösungsmittelgeruch im Inneren des Reisebüros wahr. Cutty askennt die Szenerie, bemerkt, dass hier vor Kurzem Todesängste ausgestanden wurden, und wird auf eine Aura aufmerksam: einen Astralkörper eines projizierenden Magiers. Vorsichtig nähert er sich ihm und spricht den aufgelöst, ja, panisch wirkenden Astralkörper an (während er für die anderen mit der Luft zu sprechen scheint).

 

Sobriquet: That was Lifeline, wasn't it? You're the backup? Fat load of fragging good you slots turned out to be! You're as useless as my glitched-up chiphead slitch of a sister! You're too late, watcher-brains, we've  all been killed! Oh, spirits! I've been killed!

 

Tatsächlich wurde sein Körper getötet, als er sich gerade projiziert hatte, und nun rinnt die Zeit dahin, die seinem Bewusstsein vor seinem endgültigen Tod noch bleibt. Am Erfolg des Runs hat er daher gerade wenig Interesse, doch Cutty kann ihm entlocken, dass zwei Vans mit schwer gerüsteten paramilitärischen Gardisten ankamen und sein Team, Ice's Irregulars, massiv unter Druck setzte. Sofort wurden Granaten geschossen (das war es wohl, was Sobriquet erwischt hat), um die Irregulars aus der Deckung zu zwingen und sie unter Beschuss zu nehmen. Sie waren zu sechst, und sie sind alle massakriert worden. Die Gardisten sammelten die Kommlinks ein, und schon sehr kurz danach traf ein Truck mit Reinigungskräften ein, die den Tatort säuberten und die Leichen mitnahmen – offenbar auch Sobriquets eigene. Er besaß einen Fokus, einen Kompass aus Messing, den er immer am Gürtel trug, und bittet Cutty, über Lifeline dafür zu sorgen, dass seine Schwester ihn bekommt, er war ein Familienerbstück.

 

Cutty kann ihn insoweit beruhigen, dass seine Leute viel zu spät informiert wurden – offenbar waren die Irregulars ja bereits zwei Minuten, nachdem sie Lifeline um Verstärkung baten, tot. Er bekommt aus dem Magier heraus, dass die Deckerin des Teams, Alice, alle Daten grundsätzlich immer sofort in ihre Headware Memory überspielte und von Deck und 'link löschte, was die Angreifer nicht wissen konnten. Was immer sie hier aus dem System herausgeholt haben mag, als der Angriff begann, dürfte sich also noch in ihrer HeadMem befinden. Den Truck kann Sobriquet aber kaum beschreiben, da im Astralraum die Beschriftung nicht zu lesen war; nur, dass er ein abstraktes Logo aufwies.

 

Cutty ruft Lifeline an und informiert ihn. Der bietet ihm an, den Run von Ice's Irregulars zu übernehmen. Zu den zugesicherten ¥ 4.000 kämen somit weitere ¥ 10.000 für die schnellstmögliche Befreiung der schwangeren Nanae Konoike aus Bakersfield, ¥ 2.000 bei Misserfolg.

 

Währenddessen durchforstet Focus die Matrix nach Reinigungsunternehmen in der Nähe und stößt auf Discreet Disposal, keine zehn Minuten von hier.

 

Mit der Polizei ist in dieser Gegend nicht allzu schnell zu rechnen, aber die Motorengeräusche gehören vermutlich zur örtlichen Gang, die von Anwohnern alarmiert wurde, also sieht man zu, dass man Land gewinnt, und fährt zu Discreet Disposal. Die Mitarbeiterin am Nachtschalter erzählt offensichtlich Märchen, um die Besucher abzuwimmeln, also zieht man sich zurück, und Cutty (der nicht damit rechnet, dass eine Müllverbrennungsanlage magisch gesichert ist) betreibt astrale Aufklärung. (Allerdings ist er noch von Sobriquets Schicksal geschockt und macht einen entsprechenden nervösen "Passt ja auf mich auf, okay?"-Spruch.)

 

Die Atmosphäre ist überraschend bedrückend und wird immer schauerlicher, je tiefer er eindringt. Da alles kalt und tot ist, ist eine Orientierung unmöglich, aber indem er der sich verdichtenden "Stimmung" des Astralraums folgt, landet er schließlich auf einer tiefen Ebene, in der es vor Ghoulen nur so wimmelt, und hier leuchtet auch Sobriquets Fokus wie ein Fanal. Offenbar hat DD einen Deal mit einer Ghoul-Kolonie und verfüttert Leichen an sie. Niemand ist begeistert von der Idee, da hineinzugehen, aber zugesagt ist zugesagt, also kehrt man zurück und zwingt die Mitarbeiterin kurzerhand mit Waffengewalt zur Kooperation. Sie führt sie durch die Anlage (mit verschiedenen Arealen für Recycling, Müllverbrennung, -vergärung etc.) und erklärt, dass sie auch nicht weiß, was die DD-Betreiber mit den Ghoulen wollen – aber die kommen nicht hoch und die Mitarbeiter nicht runter. (Dementsprechend versteht sich auch, dass hier jedem verboten ist, jemals die Polizei oder jemanden von der Stadtverwaltung zu holen.)

 

Sie zeigt dem Team die Rampe, an der menschliche und tierische Überreste runtergekippt werden, und der Verwesungsgestank, der aufsteigt, ist wahrnehmbar, aber nicht unerträglich (da die Ghoule ja alles verspeisen). Sie öffnet den Runnern den Wartungsgang und wird gegen ihren Willen die Treppen mit heruntergenommen.

 

Unten ist es stockfinster, und nur im Licht der Taschenlampen sieht man ein Feld aus abgenagten Knochen und Kleidungsfetzen – und die Ghoule, die sich zusammenrotten. Cutty setzt an, beruhigend zu sprechen, wird aber von ihren Schreien übertönt, denn die Leichenfresser sind mehr Tier als Mensch und reagieren panisch auf das Eindringen in ihren Speisesaal, weil sie darum fürchten, dass er ihnen weggenommen oder ihnen das Futter streitig gemacht wird. Während Focus und die Mitarbeiterin im Treppenhaus bleiben, müssen Cutty, Poison und Mercury in dieser Finsternis kämpfen wie in einer Zombie-Apokalypse, denn die Ghoule achten nicht auf ihre Sicherheit, sondern greifen mit Zähnen und Klauen an. Erst als die drei genug erledigt haben, ziehen sich die anderen zurück, bleiben aber weiterhin in der Nähe. Cutty askennt, findet den Fokus wieder und damit auch die Leichen von Ice's Irregulars. Focus ist vor Angst, Ekel und Würgereiz kaum in der Lage, mitzukommen, muss das aber, um in Alices HeadMem zu decken, während die anderen ihn absichern.

 

Jetzt haben sie also Koordinaten in den Badlands, etwa zwei Stunden von hier. NavStar zufolge befindet sich dort eine große Farm, die offenbar Shiawase AgroTech gehört – aber nur das Farmland, nicht das Grundstück mit den Nutzgebäuden, das sich in Privatbesitz befindet. Sie erstatten Lifeline Bericht, und der drängt zur Eile. Die Runner möchten eigentlich erst mal Aufklärung betreiben, weil sie ja gar nicht wissen, worauf sie sich einlassen, doch Lifeline weist darauf hin, dass die Betonung seines Auftraggebers auf "schnellstmöglich" liegt und sich die Bezahlung entsprechend verringern wird.

 

Also geht es in Mercurys und Poisons Autos weiter, und das Quartett erreicht zwei Stunden später die Farm (CP 2077, FTP Edgewood Farm). Auf dem großen Grundstück ist zumindest aus der Perspektive der Runner keine Menschenseele zu sehen. In der AR ortet Focus jedoch zahllose Arrows und findet nicht nur zwei schwere Selbstschussanlagen, sondern auch eine Unzahl von Minen mit Bewegungs- und Code-Sensoren, die also nicht auf Passanten reagieren, die den richtigen Code senden. Cutty askennt derweil und macht vier patrouillierende Elementargeister hoher Stärke aus: Luft, Feuer, Wasser und Erde.

 

Focus meint, er könne versuchen, die Minen nach und nach auszuschalten, aber das werde ewig dauern – wer sich so deutlich auf technologische Sicherheit verlässt, lässt die auch von einem Decker überwachen. Das bedeutet, dass dieser, sobald Focus seine erste Manipulation beginnt, jederzeit auf ihn aufmerksam werden könnte. Cutty wiederum kann es nicht allein mit vier Geistern aufnehmen.

 

Die vier beratschlagen. Man weiß nicht, was die Entführer mit Nanae Konoike wollen und wie viel Zeit ihr bleibt. Das verminte Gelände und die Selbstschussanlagen deuten aber darauf hin, dass sie sich nicht gerade erst hier eingenistet haben, sondern dauerhaft hier leben. Die Geister überwachen nur das umzäunte Gelände, nicht aber die Gebäude. Geister sind erst mal dumm: Sie befolgen einfache Befehle. Patroullierenden Geistern kann man nicht befehlen, nur ganz bestimmte Leute in einem bestimmten Areal anzugreifen, also wäre man vor ihnen sicher, wenn man es nach drinnen schaffte, denn drinnen müssen sich ja Leute aufhalten können, und die dürfen von den Geistern nicht angegriffen werden.

 

Die Runner einigen sich darauf, Focus zumindest einen Blick durch eine der Kameras werfen zu lassen. Er übernimmt also den Arrow von einer nach innen gerichteten Kamera in der riesigen "Scheune" und sieht, dass diese professionell umgestaltet wurde: Mit Modulwänden ist hinten ein nicht überwachter Teil abgegrenzt, während der größte Teil des Gebäudes aus dem ehemaligen Stall besteht, und die Melk- und Mastboxen wurden für menschliche Bedürfnisse umfunktioniert, denn hier liegen nackte schwangere Frauen in mit technischem Gerät vollgestopften Plexiglasboxen und werden über Schläuche mit Sauerstoff, Wasser und Nahrung versorgt und so wohl auch sediert gehalten. Es sind nur zwei Mitarbeiter in medizinischer Aufmachung zu sehen.

 

Focus verlässt die Kamera wieder und löscht seine Marken – und nichts passiert, der Decker hat in dem Moment wohl nicht hingesehen. Focus erstattet Bericht: Zunächst mal sind die Sicherheitsvorkehrungen nicht von der Stange, das sieht nach Konzern aus. Seine Kollegen sind schockiert und wissen, dass sie, wenn sie da wirklich reingehen, nicht nur eine Frau rausholen und die anderen ihrem Schicksal überlassen können, aber für alle haben sie auch gar keinen Platz. Und wie soll man die Frauen ohne medizinisches Know-How von den Geräten lösen, ohne sie vielleicht dabei umzubringen? Und wie soll Focus überhaupt die Anlagen übernehmen? Das dürfte ihm ohnehin schwer fallen, da er nicht gerade zur Oberklasse gehört, und dann noch gegen mindestens einen Decker? Völlig aussichtslos.

 

Es geht nicht anders, sie müssen den Rückzug antreten. Cutty ruft Lifeline an, der mit seinem Mr. Johnson Kontakt aufnehmen soll: Wenn er seine Frau wiedersehen will, werden ganz andere Summen fällig. (Er macht dabei klugerweise klar, dass das keine Erpressung ist – es geht gegen eine Konzerneinrichtung, und dafür braucht man Leute und Equipment.) Lifeline meldet sich zurück mit ¥ 65.000 bei Befreiung der lebendigen Nanae, ¥ 25.000 bei Befreiung der toten Nanae und ¥ 10.000 Garantiezahlung, alles verrechnet mit den ¥ 4.000, die ihnen ohnehin zustehen.

 

Ghost und Kitsune sind in Oxnard, können also nicht. Cutty kann aber Angel und Viper aktivieren, und für den Transport zieht Meryl Stu hinzu, der außerdem Fess Higgins mit ein paar Geistern sowie Ambulance mitbringen soll.

 

Nach und nach trudeln alle am Treffpunkt ein, und so lernen auch die Städter mal Stitch und Swift kennen. Sie entwerfen ihren Plan: Angel geht heiß in die VR und legt sich offensiv mit dem Decker an, während Focus sich darum kümmern soll, dem Team eine Schneise zu verschaffen – aber nicht, wie Angel raunzt, indem er Mine für Mine entschärft, sondern indem er eine Selbstschussanlage hijackt und mit Full Auto die Minen beschießt. Währenddessen kümmern sich Fess' Geister und Cutty um die Wachgeister, so dass Poison, Mercury und Stu eindringen können.

 

Gesagt, getan, Angel muss im strahlenden Sonnenschein dicht ran, weil die Netzabdeckung hier draußen armselig ist, aber natürlich sind die Sensoren mit Reichweitenbegrenzung ausgestattet, so dass die Anlagen niemanden jenseits des Zauns aufs Korn nehmen. Im System muss er feststellen, dass er sich sogar mit zwei Deckern anlegt, doch zumindest ist der zweite noch ein Lehrling. Auf Angels Signal hin übernimmt Focus die Selbstschussanlage vor dem kleineren Gebäude und ballert mit vielen kleinen Explosionen eine Schneise zum Scheunentor. Fess' Geister werden den Wachgeistern entgegengeschickt, und Cutty unterstützt sie askennend mit Geisterblitzen. Focus gibt grünes Licht, und die restlichen drei rücken vor. Focus entriegelt das Tor, sie dringen ein und sehen erst mal niemanden, weil sich das Personal garantiert hinten im Wohnbereich versteckt hat.

 

Dort finden sie natürlich die panisch zusammengekauerten Mitarbeiter. Stu, ohnehin seit geraumer Zeit extrem rücksichtslos, sagt, dass er keine Zeit verlieren will, und schießt einem mit der Schrotflinte sein Bein am Knie nahezu ab, um sie dann auf das Knie des nächsten zu richten, der natürlich plaudert wie ein Wasserfall: Das hier ist eine Yakashima-Einrichtung, in der man in utero an ungeborenen Föten experimentiert, um neue Bioware zu entwickeln.

 

Poison und Mercury lassen Viper und Stitch nachrücken, während Angel zuerst den Nachwuchsdecker aus dem Weg räumt. Inzwischen hat er ordentlich was aufs Dach bekommen, schickt den Hauptdecker letztlich aber auch schlafen, um dann zu beginnen, die Datenbanken zu löschen, aber damit beschwört er wiederum IC herauf, dem er nicht mehr gewachsen sein wird.

 

Viper und Stitch verschaffen sich einen Überblick, was hier mit den armen Frauen passiert, und beginnen, sie von den Apparaturen zu lösen. Einige muss Viper magisch stabilisieren, weil die Biomonitoren verrückt spielen, nachdem sie von der Versorgung mit den Drogencocktails abgeschnitten wurden. Zusammen mit Poison, Mercury und Swift schafft er sie nach und nach in Swifts Krankenwagen.

 

Stu nutzt die willkommene Gelegenheit, sich an Abschaum wie diesen Leuten abzureagieren, und legt einen nach dem anderen um – mit Schrotladungen in den Torso, damit sie nicht sofort sterben, sondern wirklich leiden. Poison traut sich nicht, aber Mercury geht dazwischen, weil sie kein Teil davon sein möchte – doch Stus Gesichtsausdruck bringt auch sie dazu, nachzugeben, da er ihr gerade wirklich Angst macht.

 

Angel jackt sich aus, er kann nicht mehr. Für ihn geht nun der frische Focus kalt in die VR, um noch so viel Schaden wie möglich im System anzurichten, bevor das IC auch ihn mit Kopfschmerzen nach Hause schickt.

 

Bison, Ambulance, Quattro und Infinity fahren nach Redemption (und Angel und Viper nach L.A.), um die stablisierten Frauen (die nun teilweise auch aufwachen und beruhigt werden müssen) einzukleiden und zu versorgen, und glücklicherweise befindet sich Nanae darunter, der ihre Schwangerschaft noch kaum anzusehen ist. Cutty ruft Lifeline an und teilt die frohe Botschaft mit. Natürlich ist man so vorsichtig, keine Frau mitbekommen zu lassen, wo genau sie sich befindet.

 

Wie sich herausstellt, haben diese Frauen bis auf ihre Schwangerschaft keine offensichtlichen Gemeinsamkeiten außer der, dass keine der Unterschicht entstammt. Sie werden in L.A. in der Nähe einer Polizeiwache abgesetzt (die meisten versprechen von sich aus, sich an keinen ihrer Retter erinnern zu können), und es wird ein Treffpunkt in Santa Clarita abgemacht, an dem Nanae einem japanischen Corpo übergeben wird, der sich tatsächlich nicht zusammenreißen kann und seine Frau weinend in die Arme schließt.

 

Dienstag, 05.12.2062

 

Stu sitzt an einer heruntergekommenen Space-Age-Tankstelle und wartet auf den "You dump it – we pump it!"-Truck, um den Abwassertank seines Bison austauschen zu lassen, kriegt aber eine IM, dass sich alles wegen eines Unfalls vom Nachmittag auf den nächsten Morgen verschiebt. Die Tankstelle ist mitten im Nirgendwo, es lohnt sich nicht, irgendwo anders hin zu fahren, also stellt er seinen Campingstuhl raus, lässt sich wie gewohnt volllaufen, merkt wie üblich nichts davon und sitzt selbst noch nach Sonnenuntergang im Unterhemd da, bis ihn die Kälte endlich aus seinen Gedanken reißt. Er klettert in den Bison, zieht sich etwas über, sieht zufällig aus dem Fenster, und aus diesem Winkel erkennt er, dass in einem seit einer Stunde geparkten Auto jemand sitzt. Als ein junges Pärchen aus dem Laden kommt und wieder losfährt, fährt dieses Auto plötzlich hinterher.

 

Stu verfolgt ja die Nachrichten und nimmt mit dem Bison aus einer Ahnung heraus die Verfolgung auf, fährt aber ohne Licht und nur mit Sensoren, um nicht auf sich aufmerksam zu machen. Es geht eine halbe Stunde den Freeway entlang, bis das Pärchen in das winzige Kaff Percy fährt und ein kleines Häuschen betritt. Aus dem anderen Wagen steigt ein junger, nach nichts aussehender Mann, steckt sich einen Revolver hinten in den Hosenbund, schleicht zu dem Haus und versucht, durch die Fenster hineinzusehen. Er steht dort ein Weilchen und beobachtet, kehrt schließlich zur Tür zurück, um zu klingeln, umfasst mit der Hand schon den Revolvergriff, als ihm jemand von hinten auf die Schulter klopft. Er dreht sich um, der Schaft der Remington knallt ihm ins Gesicht und knockt ihn aus.

 

Er erwacht schlagartig in der Wüste im Schein der Bison-Scheinwerfer, weil ihm ein Stimpatch auf den Hals geklebt wurde, das das Adrenalin in Wallung bringt, aber seine Hände sind hinter dem Rücken mit Kabelbindern gefesselt. Stu fragt ihn, was er in Percy wollte, und als der Kerl nur nach einer Antwort suchend stammelt, beginnt Stu, ihm hart ins Gesicht zu schlagen, immer und immer wieder. Schließlich verlegt er sich auf Tritte gegen den Körper, stampft schließlich auf seine Nase, die er mit einer Drehung des Knöchels zerquetscht und halb abreißt, und zertrümmert ihm mit mehreren Tritten Zähne und Kiefer, bevor er dazu übergeht, ihm wieder und wieder mit den spitzen Cowboystiefeln zwischen die Beine zu treten. In der gespenstischen Scheinwerferszenerie sieht man von all dem nur die Silhouetten und den aufgewirbelten Staub, und Stu reagiert sich dermaßen ab, dass man meinen müsste, eines der Opfer sei seine Tochter gewesen – dabei hat er keines gekannt. Schließlich lässt er ihn einfach zum Sterben liegen und fährt wieder davon.

 

Hintergrund Handlungsstrang 1: Die kleine Bergbau-Firma Westover Mining hat kürzlich (wohl nicht zufälligerweise gerade nach dem Jahr des Kometen) ein Glimmer-Vorkommen entdeckt, ein Schichtsilikat, das in der Industrie normalerweise als Dielektrikum (also als nicht leitende Substanz) eingesetzt wird und keinesfalls selten ist. Dieses spezielle Vorkommen aber weist magieabweisende Eigenschaften auf. Da jetzt politisch jedoch nicht mehr der CFS am Ruder ist, sondern das PCC, wollte Westover kein großes Aufhebens um seinen Fund machen, weil das PCC ihm sonst die Abbau-Konzession entziehen und selbst graben würde. Natürlich hat sofort einer der Mitarbeiter seine Chance entdeckt, sich eine Probe gegriffen und ist damit zu Saeder-Kruppp gegangen, um dafür Geld und eine Anstellung zu kassieren. S-K hat daraufhin Westover gedroht, es zu ruinieren, wenn der Besitzer nicht verkauft.

 

AFI befindet sich mit Fatima Petrochemicals, einer S-K-Tochter, in direkter Konkurrenz und hat im Nahen Osten eine Reihe mehr oder weniger direkter Auseinandersetzungen (Bieterwettstreit, feindliche Übernahmen, Sabotage) hinter sich. Momentan ringen beide Firmen um den Erwerb von Aizdihar Sharikat in Tangier.

 

Einer von Nassars Hollywood-Kontakten organisierte ein Treffen mit dem Angelic-Entertainment-Insider Owain Russell, der über gute S-K-Kontakte verfügte und Nassar Beweise anbieten konnte, dass S-K Westover Mining erpresst und somit widerrechtlich erworben hat. Nassar weiß, dass S-K in L.A. traditionell kein hohes Ansehen genießt, und will mit diesem Beweismaterial nun S-K dazu bringen, von seinen Bemühungen abzulassen, Aizdihar Sharikat zu kaufen, ansonsten würde er das Material veröffentlichen. Es würde nicht reichen, S-K gerichtlich zu belangen, aber gelangte es in die Öffentlichkeit, täte das dem Ruf des in Kalifornien ohnehin nicht wohlgelittenen Megakons keinen Gefallen. In L.A., das jetzt zum PCC gehört, kann ihm das egal sein, aber es möchte auch wieder im CFS offiziell tätig werden, was es bislang nicht darf. Schmutzige Wäsche wie Westover würde das Comeback nicht leichter machen.

 

Hemingway bekam über seine eigenen Hollywood-Kontakte von Russells Kontaktaufnahme mit Nassar Wind, ließ ein Runnerteam Russell verfolgen, und dieses war somit vor Ort, als ein Killer seinen Wagen abdrängte und ihn hinrichtete. Als er ihn nach seinem Kommlink durchsuchen wollte, intervenierte Hemingways Team, es gab einen Schusswechsel, ein Runner starb, einer wurde schwer verwundet, der Killer entkam.

 

Hemingway wusste nicht, wer dieses Treffen verhindern wollte, und die Umstände deuteten auf eine absolute Last-Minute-Aktion hin, also wollte er mehr erfahren, denn diese Sache versprach Profit – in Form von Geld, Gefallen oder schmutziger Wäsche als Druckmittel.

 

Tatsächlich war es S-K, das auf den letzten Drücker von Russells Aktion erfuhr. Da der Killer das Kommlink nicht erbeuten konnte, musste S-K annehmen, dass sich das belastende Material darauf befand. Tatsächlich befand sich darauf aber nur der Code zu einem Online-Schließfach.

 

Zum Zeitpunkt des Treffens gab es zwar einige Menschen, die Owain Russell vermissten, aber zu Nassars Hollywood-Kumpel hatte sich das noch nicht herumgesprochen, denn er stand mit Owain nicht in täglichem Kontakt. S-K war derweil nicht untätig, erfuhr auf den letzten Drücker vom Ort des Treffens und improvisierte einen Anschlag mithilfe eines Fokus und eines projizierenden Magiers mit Höllenfeuer. Nassar hatte Glück, so unbeschadet davonzukommen, misstraute seinem Gegenüber aber, da es sich bei diesem laut seinem Hollywood-Kumpel schließlich um einen ganz normalen Angestellten handeln sollte, nicht um einen vercyberten Typen, der den Leibwächterjob besser ausführte als Nassars eigene. Er ließ ihm also einen Peilsender unterjubeln und ihn nach Hause verfolgen. Danach nahm er Kontakt zu seinem Hollywood-Kumpel auf und bat ihn, sich nach seinem Bekannten zu erkundigen, denn Nassar glaubte nicht, dass er den gestern Abend kennen gelernt hatte, und siehe da, er galt seit gestern Morgen als vermisst.

 

Nassar entsandte also einen Hausbesuch, denn auch wenn Silver ihn zumindest vor schwerem Schaden bewahrt hatte, wollte er wissen, wer ihn geschickt hatte. Als es zum indirekten Treffen mit Ghost kam, ging Nassar davon aus, mit ungebildetem Drek von der Straße umspringen zu können, wie er will, weil er das gewohnt ist. Malak und Bassam mussten versuchen, ihn zur Vernunft zu bewegen, denn wenn Ghost eine große Nummer in den Schatten war, konnte er Nassar weh tun, und das war wohl das Letzte, das er gerade gebrauchen konnte, wo er doch just seinen Rivalen S-K hatte, wo er ihn wollte.

 

Hintergrund Handlungsstrang 2: Die Cracks von Renraku Computer Systems hatten einen Chip mit den Zugangscodes zum E-Haven von L.A. erbeutet, einem kleinen Datahaven, der so heißt, weil er irgendwo entlang der Richtung Küste durch das Beben komplett zerstörten zerstörten und auf ganzer Linie stillgelegten Metro-Strecke E ("Crenshaw/LAX") liegen soll. Novatech bekam davon Wind und heuerte ein Runnerteam an, um den Chip zu erbeuten. Die Aktion artete fast in einen TPK aus, nur eine einzige Runnerin des sechsköpfigen Teams überlebte: die Riggerin Mary Marauder. Sie schaffte es nach Hause zu ihrer Familie, versteckte den Chip unter einem Holo an der Wand und begab sich zu ihrem Straßendoc, um sich zusammenflicken zu lassen, denn nach einem so medienträchtigen Stunt hielt sie es für möglich, dass Mr. Johnson (der sich nun nicht mehr mit sechs Runnern befassen musste, sondern nur noch mit einer einzigen) keinen Grund mehr sieht, sie zu bezahlen, sondern sie gleich umlegen lässt. Sie brauchte Zeit, um sich einen Plan zu überlegen und sich abzusichern.

 

Durch den Straßenfunk landete die Info über Mary Marauders Run auch bei Denise Sifuentes, die für das Olaya-Kartell Geld wäscht. Sie ist selber keine zupackende Frau, aber eine mit vielen Kontakten, die stets Ausschau nach neuen Möglichkeiten hält, Geld zu machen. Der Run gegen Raku war ziemlich auffällig, und dass Mary Marauder plötzlich kein Team mehr hatte und bei ihrem Straßendoc in Behandlung war, ließ Sifuentes aufhorchen, denn zufälligerweise lebt Sifuentes' Schwägerin im selben Haus wie Marys Familie.

 

Sifuentes rief also auf Verdacht Marys Mann an, tat so, als wüsste sie bereits alles, setzte ihn unter Druck und jagte ihm eine Heidenangst ein: Wenn sie schon weiß, wer verantwortlich war, dann sicher auch Raku, und wo würde man dann wohl anklopfen? Marys Mann brach zusammen und wollte beichten, aber vorsichtshalber wich Sifuentes nun, wo ihr halbherziger "Wär zu schön, um wahr zu sein"-Bluff handfeste Erfolge verzeichnen würde, auf ein Wegwerf-Kommlink aus. Marys Mann erzählte ihr, was er glaubte, dass sie bereits wüsste, dabei erfuhr sie jetzt erstmals davon: dass Mary einen Chip erbeutet und zu Hause hinter einem Holo an der Wand versteckt hatte.

 

Was Sifuentes nicht wusste, war, dass Vinnie Parente, ein Soldat der Milanos, ihr Kommlink abhören ließ, weil er so hoffte, an Interna über das Olaya-Kartell zu kommen, die er irgendwie langfristig zu Geld machen kann, und sei es nur, indem er bei seinem Capo gut dasteht. Wenn das die Beute eines High-Profile-Runs gegen Renraku war, dann war sie das Risiko wert, sich Sifuentes zu schnappen, bevor diese etwas unternimmt. Worum genau es ging, wusste er wegen des zweiten Kommlinks nicht, aber das würde er schon aus ihr herausprügeln lassen – natürlich von Schlägern, die offiziell nicht mit den Milanos in Verbindung standen, zu denen er persönlich aber einen guten Draht hatte.

 

Als sich die Olaya-Schmuggler auf dem Rückweg aus der Mojave befanden, erhielt eine Schmugglerin den Anruf einer Connection mit der Bitte um ein dringendes Treffen. Gesagt, getan, und die Connection gab der Schmugglerin – mit dem Hinweis, nicht zu vergessen, woher er kam – den Tipp, dass sie gehört hatte, dass die Olaya-Mitarbeiter Denise Sifuentes den Milanos in die Hände gefallen sein soll, und gab ihr eine Adresse. Die Schmugglerin rief ihren Kontaktmann mit eben diesem Hinweis an, aber weil sie keine sichere Leitung hatten, wollten sie dieses explosive Thema persönlich besprechen. Dass der Fahrer des Schmugglerwagens ausgerechnet einen Tezcas-Wagen nicht erkannte, schnitt und dem Fahrer auch noch den Mittelfinger zeigte, war reiner Zufall, ebenso wie der Diebstahl der Telesma und der Kommlinks und der blindwütige Mord wegen einer Nichtigkeit.

 

Als die Schmuggler nicht ankamen, war Eile geboten, denn das konnte für das Olaya-Kartell bedeuten, dass die Milanos erfahren hatten, dass das Espectro nun Bescheid wusste, also musste schnellstens neutrale Hilfe organisiert werden: die Shadowrunner.

 

Das Kommlink wurde durchsucht und die Adresse gefunden: eine Baustelle, die über Mittelsmänner den Milanos gehört, die auch die Arbeiter kontrollieren. Dort jetzt auf Verdacht jemanden reinzuschicken – schließlich war es nur ein Gerücht, gehört obendrein von einer unbekannten Connection ebenso unbekannter Vertrauenswürdigkeit –, konnte schwere diplomatische Probleme auslösen. Raquel wollte sicher gehen, und sie wusste, dass ein Soldat der Milanos am Abend auf der Charity-Gala im Mondrian sein würde. Sie setzte Darion Giannola unter Druck, indem sie durch die Blume erklärte, dass sie wusste, wo Sifuentes abgeblieben war, und das machte ihn nervös genug, um sie dazu zu motivieren, grünes Licht zu geben.

 

Nur ein paar Minuten vor der Ankunft ihrer Retter ertrug Sifuentes die Misshandlungen nicht mehr und packte aus. Während des Plauderns bekam sie sich wieder in den Griff, merkte, dass sie sehr glaubwürdig rüberkam und ihre Gastgeber nicht den Eindruck machten, als könnten sie sie magisch durchleuchten, also machte sie aus der Not eine Tugend und schwenkte von Wahrheit zu Lüge um: Sie nannte die korrekte Adresse, verwies aber nicht auf einen Chip im Terminal, sondern auf einen im Trid. Als Vasco nach Sifuentes' Rettung davon erfuhr, war noch immer nicht in Stein gemeißelt, dass die Milanos die Olayas angegriffen hatten, also mussten nach wie vor deniable assets ans Werk: abermals die Runner.

 

Die Milano-Schläger verschufen sich Zutritt zum Apartment, in dem Mary Marauders Ehemann auf die Kinder aufpasste. Zuerst nahmen sie alle Chips aus dem Trid, aber was Sifuentes in ihrer Panik nicht bedacht hatte: Sie überprüften sie vor Ort, und es waren nur Filme darauf. Also setzten sie Marys Mann mit den Kindern unter Druck, bis er gestand, dass der Chip hinter einem Holo an der Wand steckte.

 

Nachdem Ivory heimlich die Chips vertauscht hatte, rückten Vascos Leute an, um die Familie zu grillen: Wer hat wann warum den Chip ausgetauscht? Natürlich war sich niemand einer Schuld bewusst, und alle wirkten glaubwürdig, zumal Vasco wusste, dass die Möglichkeit bestand, dass Mary hier nur einen red herring ausgelegt hatte. Gleichzeitig aber spürten seine Leute auch Mary Marauder bei ihrem Straßendoc auf. Sie wurde wiederum mit ihrer Familie unter Druck gesetzt und beschwor dennoch, den Chip nicht getauscht zu haben.

 

Damit blieben zwei Möglichkeiten: Entweder hatten die Runner die Chips vertauscht, oder Renraku hatte seinerseits einen falschen Köder ausgelegt und diesen so hart verteidigt, dass es für die Angreifer doch sicher der gesuchte Chip sein musste. Letzteres wirkt wahrscheinlicher, denn Flintloque traut man beim besten Willen nicht zu, Mrs. Almeida Arguiñano zu linken.

 

Mit dem unbemerkten Zugriff auf den Datahaven konnte Renraku Daten unauffällig in seinem eigenen Interesse manipulieren, Infos über den eigenen Kon löschen, falsche Infos über Konkurrenten hinterlegen, und es war natürlich bestens auf dem Laufenden, was die Schatten betraf – ein Wettbewerbsvorteil, den es nicht aus der Hand geben wollte. Also musste verhindert werden, dass jemand beim E-Haven erfährt, dass Raku blinder Passagier spielt. Der Megakon engagierte also sofort ein renommiertes Schattenteam, um den Diebstahl nachzuvollziehen, aber natürlich ohne zu verraten, worum genau es ging. Mit den Koordinaten (die sich bereits auf dem Chip befunden hatten – auch Renraku wusste nicht, was sie zu bedeuten haben) legte sich das Team auf die Dauer in der Annahme, wer den Chip erbeutet, würde sie aufsuchen, um zu sehen, was er dort findet. Richtig geraten, Poison tauchte auf, und der Decker konnte in aller Ruhe ihr Kommlink mit Marken belegen, es durchforsten und es im Umkreis von 100 Metern orten, was es dem Team erlaubte, ihr immer auf den Fersen zu bleiben.

 

Auch als Noch-nicht-ganz-Profi ist Poison nicht so dumm, mehr Infos auf ihrem Alltagskommlink zu haben als unbedingt nötig, aber natürlich hat sie ihre Kontakte dort abgespeichert, ohne mit den Namen zu viel zu verraten. Die Runner glichen ihre Nummern über eine App mit ihnen bekannten Nummern ab und stießen auf die von Ivory, die als Deckerin ja viele Kontakte im Sprawl hat – und das ist die Nummer, mit der zuletzt mehrmals telefoniert wurde. Durch Decking, Beinarbeit und einen glücklichen Zufall gelang es dem Team, Ivorys eigentlich gut behütete Privatadresse in Chinatown herauszufinden, jedoch nur als eine von zwei Möglichkeiten, also musste sich das Team aufteilen. Witzigerweise ahnte es nicht, dass Ivory den Chip hatte – sie sollte nur als Druckmittel gegen Poison dienen. Es war Poisons, Ghosts und Orions Glück, dass die Hälfte mit dem Magier am anderen möglichen Standort war.

 

Hintergrund Handlungsstrang 3: Yakashima unterhält viele Einrichtungen, in denen illegale Menschenversuche durchgeführt werden. Auf einer abgelegenen Farm in der Nähe von L.A. experimentiert man in utero an ungeborenen Föten, bevorzugt von Frauen, in deren Familien es viele Erwachte gab, um kultivierte Bioware zu entwickeln, die mit magischem Potenzial besser in Einklang gebracht werden kann. Da diese Kandidaten nicht von der Straße geholt werden können, beschäftigt sich eine ganze Abteilung mit der Beschaffung von Informationen, die der Entführung einer geeigneten werdenden Mutter dienen können. So verschlug es auch Nanae Konoike in Yakashimas Fänge. Toransuke Konoike jedoch, ein wohlhabender Komatsu-Angestellter, liebt seine Frau über alles und besaß das nötige Geld und den Schattenkontakt, um Nanae sofort suchen zu lassen.

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