24 - Kitsunegari {{ currentPage ? currentPage.title : "" }}

Donnerstag, 19.10.2062

 

Tommy weiß, dass Mitsuko heute Morgen zu Hause ist, und hat beschlossen, sie mit einer Einladung zum Frühstück zu überraschen. Jedoch findet er ihr Apartment leer vor. Auf den ersten und zweiten Blick sieht alles ganz normal aus, aber sein geschultes Auge stellt verwischte Spuren eines Kampfes fest: Eine Vase mit Plastikblumen steht falsch, und die Blumen sind nicht ordentlich angeordnet – bei der obsessiven Kit undenkbar. Er findet einen kleinen Kratzer im Bodenbelag, wo sie runtergefallen sein muss, und der führt ihn zu weiteren Dingen, die runtergefallen und wieder hingestellt worden sein müssen (und dabei teilweise auch beschädigt wurden). Soweit er sehen kann, fehlt aber nichts, auch ihr Katana ist noch da. Mitsukos Kommlink ist natürlich ausgeschaltet. Besorgt ruft Tommy einen befreundeten Deckerkollegen an und lässt ihn unter der Hand das Haussystem knacken, damit Tommy an die Kontakte kommt. Unter den Favoriten wählt er als erstes den Kontakt "G", weil er unterbewusst nach "Geronimo" sucht, der, wie Tommy weiß, Mitsukos wichtigster Kollege ist.

 

Ghost hängt gerade mit ein paar Thieves ab, als ihn der unbekannte Anrufer erreicht. Tommy verhält sich professionell, um keinen falschen Eindruck zu erwecken, bittet "Gerry" aber um Hilfe, weil der bestimmt viel besser Bescheid weiß, was Mitsuko zugestoßen sein könnte. Ghost weiß, dass Kit als professionelle Shadowrunnerin die Funktion des automatischen Updates zwischen Haussystem und Kommlink deaktiviert hat, hat also keinen Zugriff auf ihre Gesprächsverläufe, aber er lässt sich von Tommy gleich mal alle Kontakte rüberschicken und sieht durch, wen er kennt und wen nicht. Tommy soll bleiben, wo er ist, Ghost kommt rüber.

 

Unterwegs ruft er Angel an, der ihn abwimmeln will, weil er gerade mit Benita auf einer Party bei Diego Aguilar ist, aber als er hört, was los ist, setzt er sich in die Küche, jackt sich ein und geht in Kits Haussystem. Er sieht sich aufmerksam um und findet Spuren, die daraufhin hindeuten, dass das System bereits zweimal zuvor geknackt wurde – natürlich eben gerade vom Winter-Systems-Decker, aber auch bereits in der Nacht. Verwertbare Spuren sind aber nicht zu finden, es wurden jedenfalls keine Daten transferiert, und das Log wirkt nicht manipuliert.

 

Ghost kommt an und lernt Tommy kennen, und er belässt es erst mal dabei, mit "Gerry" angesprochen zu werden. Tommy bemüht sich, gefasst und professionell zu bleiben, aber Ghost merkt ihm an, dass er wirklich Angst um Kit hat. Er war in der Zwischenzeit auch nicht untätig, hat geduldig alle Wohnungen abgeklappert und ist endlich bei einer orkischen Nachbarin fündig geworden, die in der Nacht spät nach Hause kam und zum Aufzug wollte: Davor stand ein großer, sehr muskulöser Schwarzer mit Glatze, Kinnbart und einem rechten Cyberarm, der aussah, als hätte er eine Gitterverkleidung. Der Kerl sagte zu ihr: "The fuck you looking at? Keep walking!" Sie traute sich erst später ins Gebäude, als er nicht mehr da war. Das muss morgens um drei, halb vier gewesen sein.

 

Er hat keine Zeit für Finesse, also schickt Ghost eine Textnachricht mit dieser Beschreibung an alle Schieber und Dr. Knows, die er kennt, auch auf die Gefahr hin, dass einer von ihnen diesen Kerl warnt. Tommy macht klar, dass er mit von der Partie ist – er hat sich bereits krankgemeldet, seine Kollegen decken ihn. Vielleicht ergibt sich später etwas, bei dem ein Konzernkontakt helfen könnte, also lässt Ghost ihn gewähren.

 

Ghost ruft jeden an, den er kennt, um zu sehen, wie viel kurzfristige Hilfe er organisieren kann. Dabei teilt er nur jeweils die wichtigsten Infos mit und fragt, ob er mit dem Angesprochenen rechnen kann. Stu zögert keine Sekunde und reagiert nicht mit einem fiesen Spruch, sondern nur mit "Just say when and where." Ghost soll seine Zeit nicht mit Anrufen verschwenden, Stu wird Machine und Mercury Bescheid sagen. Ghost weiß als einer von Wenigen die ungewöhnliche Freundschaft zwischen Stu und Kit einzuschätzen – er wird Machine und Meryl mitbringen, komme da, was wolle.

 

Stu war gerade wieder mit seinem Sattelzug in die Northern Crescent unterwegs, parkt diesen jetzt auf einer Raststätte, lässt ihn einfach stehen, obwohl das ein wichtiger Transport mit Deadline ist, steigt in den auf Autopilot hinterhergefahrenen Bison und fährt wieder Richtung Süden. Machine, wie so oft als Begleitschutz dabei, murrt nicht, als er hört, was los ist.

 

Stu ruft Meryl an, die sich gerade mit Billy auf einem Stakeout in den Badlands befindet. Sie entschuldigt sich, dass sie den Gig sausen lassen muss, aber das ist jetzt wichtiger, sie wird sie bei ihrem Wagen absetzen. Billy meint, dass sie natürlich mitkommen wird, aber Meryl wehrt ab: Niemand weiß, worauf man sich hier einlässt, und eine Bezahlung wird es nicht geben. Billy entgegnet, dass sie Zusammenhalt aus der Gangkultur kennt, aber aus der Runnerkultur logischerweise überhaupt nicht, weil es den dort in der Regel nicht gibt. Jeder weiß, dass das bei Ghosts Team anders ist, und das ist der Grund, warum es immer ihr Traum war, in genau so einem verschworenen Team mitzumachen, wo einer für den anderen da ist. Wenn man sich nur die Rosinen rauspickt, kann man kein Teil davon werden.

 

Cutty und Neona haben gestern wild gefeiert und schlafen noch in Cuttys Trailer. Sie versuchen die Anrufe zu ignorieren, aber Ghost bleibt so hartnäckig, dass sich Cutty aufrafft und verkatert rangeht. Als er hört, was los ist, muss er erst mal durchatmen, aber er sagt zu. Ghost weist ihn an, irgendwie Doc Hauser aufzutreiben, der wie üblich nicht ans Kommlink geht, und ihn, falls er gerade gebundene Geister hat, mitzubringen.

 

Jack sitzt mit Estella in einem Café in Hollywood und bespricht beim Frühstück einen Auftrag, und er würde jeden Anruf ignorieren – aber wenn es Ghost ist, muss er einen verdammt guten Grund haben. Er entschuldigt sich kurz, um zu telefonieren. Ghost erklärt auch ihm, was Sache ist, und er betont, dass er erwartet, dass sich Jack sofort auf den Weg macht. Dieser widerspricht jedoch nicht, sondern bittet nur um ein paar Stunden. Er sagt Estella schweren Herzens ab – das hier ist wichtiger.

 

Schließlich ruft Ghost auch Pride an, die nackt und ganzkörperbemalt ihre Verzauberungsrituale durchführt und nicht rangeht. Er spricht ihr auf die Mailbox.

 

Darius Coburn meldet sich bei Ghost zurück: Die Beschreibung passt auf einen Runner namens Thresher – ein Mann fürs Grobe, nicht für clevere Planungen bekannt. Er hängt oft im Hope & Ruin ab, einer schäbigen Kaschemme in Lennox.

 

Ghost hat nicht die Zeit, auf die anderen zu warten, nimmt Kitsunes Katana mit und fährt mit Tommy nach Lennox. Die Bar hat vormittags natürlich geschlossen, aber Ghost hofft, dass der Betreiber dieses versifften Schuppens hier auch wohnt. Glücklicherweise ist Lennox direkt an der Mauer zu El Infierno eine richtig miese Gegend. Ghost bricht mit purer Gewalt die Hintertür auf, dringt ein (Tommy sichert ihn professionell ab), muss sich schnell orientieren, läuft die Treppe hinauf in eine unordentliche, dreckige Wohnung und findet tatsächlich den schmierigen Junkie von Besitzer vor. Er zwingt ihn, Thresher anzurufen und, als dieser nicht rangeht, weil er als Nachtaktiver vermutlich noch schläft, eine Sprachnachricht zu hinterlassen, dass hier ein Typ sei, für den sich der Betreiber verbürgen könne und der unbedingt schnellstmöglich einen guten Mann brauche und dafür bereit sei, den Diamantring seiner Frau als Bezahlung einzusetzen, der sei gut und gerne ¥ 5.000 bis ¥ 6.000 wert. Originellere Details wie diese ziehen mehr Aufmerksamkeit auf sich als ein 0815-Anruf aus heiterem Himmel, der Thresher vielleicht darüber nachdenken lassen könnte, dass dieser Typ das noch nie gemacht hat, und machen den Anruf damit glaubwürdiger.

 

Während sie warten, lässt Ghost den Kerl unten aufschließen. Endlich lässt sich Thresher blicken, der vom Empfang natürlich überrascht ist – Ghost bedroht ihn, Tommy entwaffnet ihn. Er ist aber auch ein Runner und somit nicht sofort eingeschüchtert, sondern macht erst mal dicht. Ghost erklärt ihm sachlich, aber entschlossen, dass er respektiert, dass Thresher ein Runner ist, der nur seine Arbeit macht und danach den Mund hält. Doch das hier sei sehr wichtig – er werde es nicht gern tun, aber wenn es sein müsse, werde er die Info aus ihm herausfoltern. Spätestens nach der zweiten zerschossenen Kniescheibe werde Thresher sowieso reden, also warum erspare er sich das nicht von vornherein? Dabei gibt sich Ghost professionell und wird nie beleidigend oder respektlos.

 

Thresher packt aus: Von wem sein Team angeheuert wurde, weiß er natürlich nicht, das lief zwischen der Anführerin Pershing und ihrem Schieber, aber ja, sie haben sich die Japanerin geschnappt und zu einer Adresse im Harbor District gebracht – in den Barrens.

 

Ghost hat durch Tommys Vorarbeit Kits Kontaktliste und ruft die Manic Manions an, die in den Barrens leben. Als sie hören, was passiert ist, fragen auch sie, was sie tun können. Ghost lässt die Beschreibung verifizieren, und Bo Manion bestätigt, dass Thresher sie sich nicht ausgedacht hat: Das ist die Augenzeugenbeschreibung einer Ruine am Del Amo Boulevard. Die Zwerge sagen zu, sich mal vorsichtig dort umzusehen.

 

Nach einer halben Stunde melden sich die Manions zurück: Die Hinweise sind eindeutig, in der Ruine haben sich die Steppin' Wulfs breitgemacht. Selbst wenn die Zwerge die frischen Tags nicht zu deuten wüssten, wäre da immer noch der charakteristische laute Grindcore – und der Krach klingt wirklich nicht nach nur einer kleinen Handvoll. Kit hat Ghost bei ihrem letzten Treffen von ihrer Suche nach Fulvia Elswit berichtet, also kann er eins und eins zusammenzählen. Tommy erbleicht, als Ghöst ihn informiert.

 

Ghost überlegt, was er jetzt mit Thresher machen soll. Der meint, es sei nur ein "grab and deliver gig" gewesen, und der sei abgeschlossen. Ihm sei egal, was danach passiert, und seinem Team könne es auch egal sein. Ghost lässt sich als Rückversicherung die Namen aller Teammitglieder geben. Er kennt viele Kollegen, die hier auf Nummer Sicher gehen würden (denn der Teamleader könnte ja dennoch seinen Schieber vorwarnen, um bei ihm einen gut zu haben), aber er gehört nicht dazu – er lässt Thresher laufen. Danach ruft er Coburn an und bittet ihn, zu schauen, was er über Pershing herausfinden kann – und mit welchen Schiebern sie zusammenarbeitet.

 

Per IM lotst er alle Angerufenen nach Dominguez zu einem Capitan-Caliente-Parkplatz, fährt aber selbst erst mal nach Hause, um seine Hardware zu holen. Während er seine Sachen zusammenpackt, kriegt er einen Anruf von Angel, dem Viper gesteckt hat, was los ist.

 

Angel: Just so you know: You better pay Viper, and you better pay him handsomely. Your favors for dealing with your private shit are getting seriously out of control.

Ghost: About that. I was gonna call you anyway. Ask if you'd consider coming too.

Angel: You serious?

Ghost: Kit's being held by... the Steppin' Wulfs. In the Barrens.

Angel: Oh, that's even better than the last time, cabrón. All I got from that Fuchi/Starlight stunt was a favor I'm never gonna be able to cash in because you always ask for new ones, and a whole lot of grief.

Ghost: Line's secure?

Angel: Qué pregunta más estúpida! Are you fucking with me?

Ghost: Okay, listen, Bobby. This "private shit" is the price you pay for getting jobs like the Poseidon gig, okay? The All Saints thing was on Star. It was stupid, and it was her fault. I don't blame you for screwing with my commlink. But this time Kit got taken by no fault of hers. You don't wanna come, don't come. But let Viper make his own call. That's all I'm asking.

Angel: Vete a la mierda!

 

Als er zurückkehrt, kann er Tommy ansehen, dass er darüber tatsächlich erstaunt ist – das hatte er offenbar nicht erwartet. Okay, Kit erzählt wohl wirklich nicht viel von ihrem Leben in den Schatten. Tommy wiederum hatte bereits alle Zeit der Welt, sich in finstersten Farben auszumalen, was Kit zugestoßen sein könnte. Wie kann er jetzt nicht an Fulvias Schicksal denken?

 

Tommys Selbstbeherrschung ist aller Ehren wert, aber Ghost sieht ihm an, wie fertig er ist. Jedoch rechnet er ihm hoch an, dass er immer noch hier ist und bereit, alles zu tun, um Kit zu helfen. Ghost quält es genauso, warten zu müssen, obwohl er befürchten muss, dass jede einzelne Minute für Kit im schlimmsten Fall eine Stunde an Höllenqualen wert sein könnte – wenn sie denn überhaupt noch lebt. Wenn man eine so stolze, besondere Frau wie sie Opfer einer Massenvergewaltigung für einen Snuff-BTL werden ließe, nur um sie danach auszunehmen wie einen Fisch, um ihre Organe zu ernten...

 

Tommy: You think anybody's gonna show up?

Ghost: Quite a few, actually. Not enough, but quite a few. (Er sieht in seiner AR, dass alle Angerufenen ihre Position senden und ihn so sehen lassen, wer noch wie lange braucht. Tommy atmet zitternd durch und kämpft einen Impuls runter, zu weinen. Ghost legt ihm eine Hand in den Nacken.) Now, you listen to me. We're gonna get her out of there, and if it's the last thing we do. Got it?

Tommy (nickt nachdrücklich, auch um sich selbst zu motivieren): Yeah, okay.

Ghost: You know what's coming, and you're still here. You're a good man, Tommy. Mitsuko's lucky to have you.

Tommy: I'm her boyfriend, where else would I be?

Ghost: Yeah. Wouldn't stop most from turning around anyway. Inputs usually aren't required to kiss their ass goodbye to get their output out of the fire.

Tommy: In—what?

Ghost: Forgot you're a corpo for a moment there. Input = boyfriend. Output = girlfriend.

Tommy: I didn't... I didn't expect anyone to come. I mean, there's no pay. For this?

Ghost (nach kurzem Nachdenken): When I talk to civvies I know, and they ask me, "Hey, why do you do it, man?" You know what I'll say? I won't say a goddamn word. Why? They won't understand. They won't understand why we do it. They won't understand that it's about the man or woman next to you, and that's it. That's all it is.

 

Nach und nach trudeln die anderen ein: Stu und Machine, Meryl und Poison, Kestrel, Cutty, der tatsächlich den noch verkaterten Doc Hauser aufgetrieben hat, Viper, Silver und schließlich sogar Pride. Sie hat in einer Pause ihre Mailbox abgehört und wusste, dass die ganze investierte Zeit und Arbeit für nichts war, wenn sie aufhört – aber sie steht an Ghosts Seite und damit auch an der seines Rudels. Ghost stellt kurz Tommy vor, er ist in Ordnung. (Jetzt ist nicht die Zeit, sich abzusichern und Fantasienamen zu verteilen, also wird Tommy genau mitbekommen, wer wer ist.) Ghost wedelt sofort Poison weg – das hier will er ihr nicht antun, das geht sie nichts an.

 

Ghost: No, no, no, you leave right now. This isn't your problem.

Poison: All due respect, Kitsune needs help.

Ghost: No, you don't understand, we... (Er atmet durch und wendet sich an alle.) She's being held by the Steppin' Wulfs in the Barrens. Against these psychos... no notice, no prep, no knowledge of the place, no possibility of any recon, in broad daylight – can't ask that of almost any of you. So if you wanna double back and go, now's the time.

Stu (sieht ihn eisern an): We're just wasting her time, chief, so get a fucking move on.

Machine sieht Ghost nur kurz unverwandt an, während er weiter sein LMG zusammenbaut.

Cutty (geht nervös auf und ab, zu sich selbst): There's gotta be another way, there's, there's gotta be.

Ghost (mitleidig): Meryl...

Mercury (mit feuchten Augen blinzelnd): She did the same for me. Like hell I'm gonna turn and run.

Poison: If you're at the ball, you gotta dance. I'm staying.

Kestrel: Go big or go home, eh? You know I'm in.

Silver (völlig ruhig, als Ghost ihn skeptisch ansieht): You don't expect me to leave now, do you?

Cutty: Let's not get crazy here, guys! This is bullshit! Are you listening to yourselves? Let's... let's try and come up with a better plan, yeah?

Ghost: Cutty, time's running out. Every minute counts, we gotta go now!

Cutty (leicht panisch): Now that things are finally going great, this drek happens? Why the fuck does this kind of drek keep happening?

Ghost (knurrend): Kit wouldn't hesitate to do the same for you, so—

Cutty (schreit ihn an): Didn't say I wasn't gonna come! I'm here, aren't I?

Stu: Then fall the fuck in and shut the fuck up so we can fucking do this! Jesus fucking Christ!

 

Stu marschiert entschlossen zu seinem Bison, um Bewegung in die Sache zu bringen, und alle verteilen sich auf die Autos. Mercury und Poison geben Silver und Tommy ein paar Waffen ab, damit sie nicht mit Pistolen kämpfen müssen. Ghost tauscht nur einen stummen Blick mit Pride. Irgendwie hatte er nicht erwartet, dass sie wirklich aufkreuzt – aber erstens weiß sie, dass er ihr das nie verziehen hätte, und zweitens war Kit, als es gegen Hector Mbele ging, auch für sie da.

 

Zu Doc Hauser meint Ghost, ihn werde er natürlich bezahlen, und er kann ruhig im Wagen bleiben, wenn er die Kontrolle über seine Geister an Viper übergibt.

 

Überraschend trifft jetzt auch Angel ein, der verbal sofort auf Ghost losgeht. Er solle ihm einen Decker im Plex zeigen, der dämlich genug ist, sich hierauf einzulassen – keinen werde er finden! Ghost sieht aber, dass Angel einsatzbereit ausgerüstet ist und nur Dampf ablässt und sein Gesicht wahrt, also lässt er ihn gewähren.

 

Sie wissen, dass die Steppin' Wulfs so Furcht erregend sind, dass sie keine Sympathisanten haben – und in den Barrens lebt eh kaum jemand. Sie werden sich also, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, mit den Autos recht nahe heranbegeben. Bo, Ben, Bill und Bob Manion haben sich strategisch verteilt und lotsen sie fachmännisch durch die Straßen, damit sie unterwegs keinen verstreuten Gangern auffallen.

 

Ghost erklärt, dass man mit diesen völlig durchgeknallten Psychos nicht verhandeln kann, also muss man Kit mit Gewalt dort herausholen. Jedoch sind die Steppin' Wulfs berüchtigt für ihre Cyberware und ihre Tödlichkeit – je nachdem, wie viele es sind, hat man nur mit einem Überraschungsmoment eine Chance. Er weiß, wie schwierig astrale Projektion in den Barrens ist, aber er bittet Pride, Cutty und Viper, es dennoch zu versuchen, damit man ein Bild vom Gegner und damit eine Chance bekommt. Immerhin sind die Steppin' Wulfs nicht dafür bekannt, etwas für Juju übrig zu haben.

 

Als es an die Projektion geht, scheitern alle: Cutty sowieso, da er mit astraler Verzerrung noch nie klar kam, aber auch Viper und sogar Pride – der Astralraum ist zu verseucht, die Desorientierung, der Schmerz, die Panik sind zu stark. Zu aller Überraschung meint Doc Hauser im Bison, er könne es ja probieren. Er projiziert sich... und kehrt nicht sofort in seinen Körper zurück. Im furchtbar verzerrten Astralraum sehen wir Hausers idealisiertes Selbstbild des merlin-artigen weisen Magiers, der schwer mit den Nachteilen zu kämpfen hat, absurderweise aber der Einzige ist, der hier gerade noch so zurechtkommt. (Man darf sich fragen, ob das daran liegt, dass er selbst "kaputt" genug ist, um hier durchzuhalten.)

 

Als er zurückkehrt, erklärt er fahrig, dass die Sicht furchtbar schlecht war, und die Auren waren sehr schwer auszumachen, weil sie durch den Essenzverlust so schwach und durch die Psychosen schon von sich aus so verzerrt sind, aber es waren viele. Eine räumliche Orientierung war dort durch die Umstände unmöglich, und die Klaustrophobie nahm schnell überhand, er gelangte nicht weit hinein. Es gibt aber immerhin keine magische Aktivität. Angel checkt die AR (weil die Barrens geografisch so eingegrenzt sind, profitieren sie von der Netzabdeckung der umliegenden Gebiete, sie ist hier also nicht so schlecht wie erwartet) und ortet auf 100 Metern mehr als genug Signale. Ohne einen starken Störsender kann man die nicht alle an einer Kontaktaufnahme hindern.

 

Ghost erklärt seinen Plan: Hauser bleibt im Bison, der Rest wird sich in den umliegenden Ruinen verteilen, wobei Machine prominenter postiert wird, um ein weites Schussfeld zu haben – ihn muss Pride unsichtbar machen und danach ein Trugbild eines Steppin' Wulfs erschaffen, nachdem Angel ein gutes Bild online herausgesucht und ihr gezeigt hat. Dieses Trugbild soll mit lautem Alarm und unterstützendem Geballer den Eindruck erwecken, Angreifer abzuwehren, so dass zumindest genug Wulfs aus der Ruine kommen, um ihm zu helfen – und die können dann ins Sperrfeuer genommen werden. Sobald das Team den Eingang gesichert hat und taktisch vorrücken kann, bleibt Machine mit dem Rücken zum Eingang zurück, um eventuell anrückende Verstärkung mit dem MG auseinanderzunehmen, und auch Pride – keine Widerrede! – bleibt hier zurück. Ghost, Kestrel, Stu, Mercury, Poison, Cutty gehen in den Häuserkampf mit Viper und Angel in der Nachhut, und Silver und Tommy haben nur den Job, diese beiden zu beschützen. Ghost wird die Vorhut übernehmen und damit das meiste Feuer auf sich ziehen – dafür bittet er Cutty um einen Panzer. Weil dieser seine Kampfzauber exklusiv gelernt hat, kann er sie nicht einsetzen, solange er dauernde Zauber aufrecht erhält, also muss auch er besonders gut geschützt werden, da er nicht aktiv eingreifen kann. Oh, und solange sie nicht wissen, wo genau Kit festgehalten wird, möge Stu drinnen bitte konservativ mit seinen Granaten umgehen, okay?

 

Ghost hätte sich gewünscht, dass Viper astral mitgeht und Hausers Geister vom Astralraum aus befehligt, aber das fällt leider flach. Also muss Ghost jeweils entscheiden, wann er einen Geist braucht, Viper nach vorn kommen und den Befehl geben lassen. Angel wiederum soll das Team unterstützen, indem er einen Grundrissplan in die AR zeichnet, den er mit jedem Schritt aktualisiert. Sobald man sehen kann, dass der Gegner keine Möglichkeit hat, das Team zu flankieren, kann die Nachhut nachrücken. Zudem beschwört Pride einen Stadtgeist (die Ruine zählt nicht als Heim) und befiehlt ihm Verschleierung auf Ghost, um so die Mindestwürfe der Gegner zu erhöhen.

 

Der Plan geht auf, ein halbes Dutzend Wulfs kommt raus, um den Kameraden zu unterstützen, Ghost gibt den Befehl, und Machine mäht sie nieder. Cutty hat sich mit Reflexe steigern (den der Zauberspeicher aufrecht erhält) und Ghost mit Panzer belegt. Alle rennen zum Eingang, Stu wirft eine Granate hinein, ruft "Clear!", Ghost dringt ein, gefolgt von Kestrel und Cutty, danach Stu, Mercury, Poison, Silver und Tommy.

 

Der Kampf in den Ruinen gerät im Gegensatz zu Kits und Tommys Kampf gegen die Splicers nicht zum Schießbudenspaß, denn die Wulfs sind so Furcht erregend vercybert, wie sie aussehen, jeder ist ein ernstzunehmender Gegner. Ghost ist der mit Abstand Schnellste des Teams, außer ihm haben nur Cutty (dank des aktiven Zaubers), Poison und Silver eine erhöhte Reaktion (und Mercury, sobald sie ihre Adrenalinpumpe aktiviert, aber damit wartet sie noch). Ghost hat großes Glück mit den Initiativewürfen, dass er meistens die Runde eröffnet und die Gegner beschädigen kann, so dass ihre Mindestwürfe steigen, denn danach sind erst mal die nebst Poison und Silver dran, bevor Kestrel, Stu, Mercury und Tommy mit nur einer Handlung (Kestrel hin und wieder mit zweien) die Schlusslichter bilden.

 

Sie gehen taktisch klug vor, da sie abgekocht genug sind, sich sofort in den Örtlichkeiten zu orientieren und Deckung und Schussfelder intelligent zu nutzen, und immer wenn Stu und Mercury sehen können, dass sie niemanden in Gefahr bringen, geizen sie nicht mit Granaten. Als dann tatsächlich mal welche vom Gegner geworfen werden, reagiert Ghost mit hoher Initiative, ruft "Barriere!", Cutty lässt den Panzer fallen, profitiert dank Zauberspeicher weiter von den gesteigerten Reflexen und erschafft eine Barriere, die ihnen den Arsch rettet.

 

Draußen rücken Autos und Motorräder an, und Machine spielt den Gangern das Lied vom Tod – dank hoher Rückstoßkompensation räumt er furchtbar auf und zwingt die Wulfs wieder in Deckung. Pride unterstützt ihn durch Trugbilder, die das Feuer auf sich ziehen.

 

Da die Wulfs Magie wenig entgegenzusetzen haben, sind die Geister und Cuttys Energieblitze, sobald er schließlich selber mitkämpft, extrem effektiv. Immer wieder wird jedoch einer aus dem Team richtig erwischt, der dann vorne fehlt, weil er zurückfallen muss, um von Viper zeitaufwändig behandelt zu werden, aber auch die kleinen Verletzungen summieren sich. Der Schlangenschamane macht hier wirklich den großen Unterschied.

 

Das Team hat unter den berüchtigten Steppin' Wulfs inzwischen wirklich ein Blutbad angerichtet, aber wo zum Teufel ist Kit? Als klar wird, dass die Ruine gesichert ist, kehren viele zum Eingang zurück, um Machine und Pride zu unterstützen (und lesen unterwegs Waffen und Munition auf, da sie inzwischen ziemlich leer sind), während die anderen hektisch jeden Winkel absuchen, ob sie irgendwo eine Abzweigung übersehen haben. Angel sammelt jedes Kommlink ein, das er in der AR sieht, denn langsam wird deutlich: Kit ist nicht (mehr) hier.

 

Die Dienste von Hausers Geistern sind aufgebraucht, also beschwören Pride und Viper je einen Stadtgeist, um den Rückzug zu den Autos abzusichern. Man will sich beeilen, bevor noch mehr Wulfs anrücken, aber dazu muss man viel offenes Gelände überqueren. Stu wirft seine letzten Granaten, Mercury verschießt ihre letzten, Machine gibt Sperrfeuer, aber nur noch kurze Feuerstöße, da er bereits endlos Mun verschossen hat und sie knapp wird. An der gefährlichsten Stelle errichtet Cutty eine Barriere, die zumindest in eine Richtung schützt, und so rückt man nach und nach ab. Wer bei der Flucht angeschossen wird und zu Boden geht, wird hochgerissen und mitgeschleift, aber Kestrel erwischt es tödlich, und eine Granate beim Bison, zu dem das Team rennt, zerfetzt Doc Hauser.

 

Die Runner geben so gut Feuerschutz, wie sie können, als Machine als Letzter die Flucht wagt, aber er wird geradezu zersiebt, wird immer langsamer und taumelnder, da die Servos beschädigt sind, und geht zu Boden. Nur in seiner persönlichen AR begleitet ihn Eva, die ihn anfleht, wieder aufzustehen – aber seine künstlichen Gliedmaßen versagen ihm den Dienst, er kann sich nur noch hinter die nächste Deckung ziehen. Während Meryl schreit und von Stu festgehalten und in den Van gezerrt werden muss, damit sie nicht zu Machine rennt, verlassen die Wulfs ihre Deckung und rücken vor. Mit pfeifendem, rasselndem Atem, weil seine Lungen voll Blut laufen, aktiviert er auf dem Kommlink, was er schon vor Jahren vorbereitet hat: Ein Programm befiehlt all seinen Konten die Ausschüttung auf Stus Konto – dabei kommen mehr als ¥ 300.000 zusammen. Er sieht Eva bitten und betteln, aber auf eine Art, die klar macht, dass er auch einfach nur auf der Treppe gestürzt sein könnte. Die Illusion der virtuellen Freundin mit eigenem Charakter verblasst, während er seine letzten Atemzüge tut – und die Steppin' Wulfs erreichen ihn und geben ihm den Rest.

 

Machines Hammerhead und Tommys durch einen Granatentreffer beschädigter Toyota müssen zurückgelassen werden, aber dem Team gelingt die Flucht.

 

Im Bison behandelt Viper auf engem Raum die anderen ernsten Verletzungen. Meryl hat ihr zerschossenes Bein zunächst gar nicht bemerkt und weint, während Billy sie festhält und tröstet. Tommy steht unter Schock – er hat viel Training genossen und etwas Kampferfahrung gesammelt, aber das hier war fucking Beirut. Cutty geht es nicht viel besser, und ihm ist noch nicht ganz klar geworden, dass sein alter Kumpel, mit dem er sich vor Jahren zerstritten und seitdem kaum ein Wort gewechselt hat, tot ist. Stu sitzt mit steinerner Miene am Steuer, konzentriert sich auf die Fahrt und lässt sich nichts anmerken. Ghost sieht Pride an, dass auch sie kurz davor steht, die Fassung zu verlieren, denn das war auch für sie das Schlimmste, das sie bisher erlebt hat. Als er sie berührt, zuckt sie zusammen – sein Trost würde jetzt ihre Kontrolle gefährden, die sie über sich hat, und das lässt sie vor anderen nicht zu. Angel durchforstet konzentriert die erbeuteten Kommlinks.

 

Ghost: Tell me you got something.

Angel: Shut the fuck up.

 

Angel kann aus den IMs und Anruflogs rekonstruieren, dass die Steppin' Wulfs wohl durch Zufall Wind davon bekommen haben müssen, dass es Kitsune war, die ihre Snuff-BTL- und Organernte-Höhle ausgeräuchert hat. Interessanterweise sind bei den Anrufen aber japanische Namen geloggt worden, von denen jedoch bei der folgenden Online-Suche keiner einen Treffer ergibt. Ghost lässt sie sich geben, setzt sich zu Tommy und fragt ihn, ob er weiß, wer Mitsuko ihre ID und/oder ihre Wohnung organisiert hat. Tommy erinnert sich daran, weil er sie gefragt hat und sie ihm erklären musste, wie wenig sich SINner vorstellen können, wie schwierig es ist, ohne echte SIN zu leben. Sie sprach von "Yasmin", aber sie hat ja Fantasienamen benutzt, wie Tommy spätestens seit heute klar ist.

 

Ghost nickt, geht wieder nach vorn und ruft Kits Schieberin Yasue an, während Angel die Leitung absichert. Diese habe inzwischen selbst schon gehört, was passiert ist, suggeriert aber, dass sie ihrem System nicht traut, dass es nicht verwanzt ist, doch Ghost will Antworten und besteht daher auf einem Treffen. Yasue vertröstet ihn auf später, aber er bleibt beharrlich: Jetzt. Schließlich schickt sie ihm die Koordinaten: Das ist irgendwo auf dem Cherry Blossom Market, also ein sehr öffentliches Treffen.

 

Angel: Just what the fuck are you doing now?

Ghost: Time's short. Gotta draw somebody from the woodwork who knows more. My money's on Mitsuhama or the yaks.

Angel: Estas loco? Olvídalo!

 

Ghost wendet sich sowohl persönlich als auch via Kommlink an alle: Er wird nicht aufhören, Kits Spur zu verfolgen, und wenn es das Letzte ist, was er tut. Aber er tippt jetzt darauf, dass entweder Mitsuhama oder die Yakuza hinter Kits Entführung steckt, und er kann von niemandem verlangen, sich weiter in die Scheiße zu reiten. Er werde jetzt eine Spur verfolgen, aber wenn jetzt jemand irgendwo rausgelassen werden möchte, werde er es ihm nicht verübeln. Sofort meldet sich Cutty: "Yes, here, please. Wherever, I don't care. Just stop the fucking car!"

 

Silver, der hinter dem Bison herfährt und ebenfalls anhält, sieht schweigend dem fahrigen Cutty beim Aussteigen zu, und in Silvers Gesicht arbeitet es, aber er sagt nichts, während er Ghost übers Komm "Anyone else?" fragen hört. Schnitt auf Angel, der aufsteht, Viper "You done?" fragt, ihn einfach packt und mit ihm ebenfalls den Van verlässt.

 

Übrig bleiben Ghost, Stu, Mercury, Poison, Silver, Pride und Tommy. Ghost sieht wortlos in die Runde, setzt sich auf den Beifahrersitz und sieht Stu von der Seite an.

 

Ghost: How far are you willing to take this?

Stu (ohne ihn anzusehen): As far as it needs to go.

 

Ghost nickt düster. Jeder kennt das Mysterium, das die Steppin' Wulfs umweht: Woher haben diese Psychos ihre teure Cyberware? Es gibt allerlei Gerüchte, dass dieser oder jener Kon sie zu Feldtestungszwecken nutzt und die Gang daher damit versorgt. Wenn nun japanische Namen in den Gesprächslogs auftauchen, nachdem die Wulfs Kit doch eigentlich kassiert haben, um sich an ihr zu rächen, sie sich aber einen halben Tag später nicht mehr in ihrer Gewalt befindet, tippt Ghost auf Mitsuhama. Warum sonst sollten die Wulfs ausgerechnet eine Ausnahme für Kit machen, anstatt ihr das anzutun, was sie all ihren Opfern antun? Und wenn die im Megaplex alles andere als gut vernetzten Steppin' Wulfs schon kurz nach Kits Gefangennahme herausfinden, dass jemand anderes sie will – und ihrer Psychopathie zum Trotze obendrein überhaupt bereit dazu sind, sie abzugeben –, kann das nur bedeuten, dass sie schon vorher mit Mitsuhama im Boot saßen – und damit mit der Yakuza. Es passt ohnehin nicht zu den Wulfs, so geplant vorzugehen, Kits private Adresse herauszufinden und ein Runner-Team anzuheuern, um sie zu ihnen zu bringen. Jede Wette, dass Kits alter Arbeitgeber ihr nicht verziehen hat und sie aus irgendeinem Grund finden will, und jeder weiß, wer 'hamas verlängerter Arm auf der Straße ist.

 

Yasue, selbst eine Japanerin, ist bekannt dafür, nicht mit den Yaks verbandelt zu sein – anderenfalls würde Kit auch nichts mit ihr zu schaffen haben wollen und sie schon gar nicht mit der Beschaffung ihrer Wohnung betrauen – denn es liegt nahe, dass "Yasmin" Yasue ist. Doch wenn Kitsunes leider erfolglose Rettungsaktion von Fulvia Elswit der zufällige Auslöser war, der bis zu den San-Fran-Yaks reichte und sie auf sie aufmerksam gemacht hat, könnten sie Yasue unter Druck gesetzt haben, denn wenn sie "Yasmin" ist, hat sie Kits Wohnung selbst besorgt und verwaltet die Geldflüsse. Dazu, unter diesen Bedingungen ein Treffen mit dem sehr gut beleumundeten Ghost abzulehnen, hätte sie keinen überzeugenden Grund, aber wenn sie den Yaks geholfen hätte, müsste sie es nutzen, den Verdacht von sich wegzulenken – oder auch Ghost ans Messer zu liefern. Für eine Falle ließ er ihr nicht genug Zeit, weshalb sie einen öffentlichen Treffpunkt gewählt hätte, um sicher zu gehen, dass Ghost sie nicht unter Druck setzen kann.

 

Ghost hätte natürlich Angel auf Yasues Kommlink angesetzt, aber das fällt jetzt flach. Mercurys Freund zu organisieren, würde zu lange dauern, und Ghost kann sich eh nicht darauf verlassen, dass er was auf dem Kasten hat, und bei T-Byrd geht nur die Mailbox an. Aber vielleicht kann er Yasue – und mit ihr die Yaks – in eine Falle locken?

 

Er bittet Pride nach vorne und spricht leise mit ihr, ob sie okay ist. Sie hat sich inzwischen wieder im Griff und funktioniert. Gut, denn er braucht sie und weiht sie ein: Mit Stu fingiert er ein paar Anrufe (die Logs in den Kommlinks wissen ja nicht, dass sie direkt nebeneinander sitzen), und begleitend werden per IM Koordinaten eines Safehouses geschickt, das über Poison von den Reptiles zur Verfügung gestellt wird. Stu wird Funkgeräte ohne AR-Anbindung zur Verfügung stellen, die in der AR unsichtbar sind – damit bleiben Ghost und Pride in Verbindung, während Letztere Yasues Aura beobachtet. Wahrheit analysieren kommt nicht infrage, weil sie dazu dicht bei ihr stehen müsste, um sie zu hören, und einen auffälligen Zauber werfen müsste, und Yasue hat sich gewiss abgesichert und lässt sich auch astral bewachen. Auf einem Markt mit vielen Menschen mag es aber durchaus angehen, dass ein Erwachter askennt – und Pride ist in der Szene noch kaum bekannt und soll daher scheinbar nicht zu Ghost gehören. Je nachdem, was sie sieht, will Ghost das Gespräch lenken, um Yasue unter Druck zu setzen und Gewissheit zu erlangen, dass sie es war, die Kit ans Messer geliefert hat.

 

Silver, Mercury und Poison fahren weiter nach Westchester, um das Safehouse vorzubereiten (CP 2077, Save 5 (Killing In The Name), 229:07). Unterwegs kaufen sie noch ein paar Billigkameras aus dem Elektronikmarkt. Ghost ruft Alyn Vage an und erkundigt sich nach gebundenen Geistern.

 

Auf dem Cherry Blossom Market (CP 2077, FTP Westbrook, Japantown, C. B. M.) verteilen sich Ghost, Pride und Stu, während Tommy im Van zurückbleibt. Stu behält auf der oberen Ebene den Überblick, Pride mischt sich vorher unters Volk, Ghost taucht später auf, um mit niemandem gesehen zu werden. Dabei hat er sich bewusst entschieden, aus der Not eine Tugend zu machen: Er trägt sichtbare Kratzer im Gesicht, eine Gesichtshälfte ist von einer nahen Explosion gerötet, die Panzerjacke ist schmutzig und weist deutliche Einschusslöcher und Schmauchspuren auf – Yasue soll sehen, dass er sich die Hände schmutzig gemacht und keine Zeit zu verlieren hat. Sein Plan ist, sie zu passender Zeit damit aus dem Konzept zu bringen, dass er den unzvilisierten Gaijin spielt, und zu deutlich wird, wo subtilste Andeutungen reichen würden. Richtig zur Brust nehmen kann er sie sich erst, wenn er wirklich sicher ist – und das kann er natürlich jetzt noch nicht sein.

 

Stu kündigt an, dass ein bulliger Ork mit einer zierlichen Menschenfrau auf seine Position zuhält, und siehe da, das ist Yasue nebst japanischstämmigem Ork-Bodyguard. Pride sieht in ihrem Sichtfeld zwei weitere Askennende, von denen mindestens einer garantiert zu Yasue gehört.

 

Ghost: Kon'nichiwa, Yasue-san.

Yasue: Kon'nichiwa, Ghost-san.

Pride: Cool, but not quite. She's wary of you.

Ghost: So you wanna chat here?

Yasue: As good a place as any other. Any news about our friend?

Ghost: That's what I was gonna ask you.

Yasue: No, unfortunately not. You look... exhausted.

Ghost: Busy day. Learned about Kitsune's disappearance, went to the Harbor District, zeroed a lot of Steppin' Wulf scum, and you wouldn't believe what I found. All in a day's work, honto?

Yasue: What did you find?

Pride: She's nervous. You're getting to her, keep it up.

Ghost: Names, among other things. Koizumi. Taniguchi. Aoyagi. Kanetake. Mean anything to you?

Yasue: No. If I knew how they are related to Kitsune's disappearance...?

Pride: She's lying. She's wondering if you can tell. Look at her hands. Self-assuring gesture. (Yasue legt eine Hand locker auf das andere Handgelenk.)

Ghost: You don't?

Yasue: No, I don't.

Ghost: You sure?

Yasue: Why exactly are you asking me? (Leicht spöttisch:) Because they sound Japanese?

Pride: The confidence is fake. Flight forward approach to mask her insecurity. There's an underlying fear, can't quite make it out.

Ghost: Well, we're on a Japanese market. Maybe someone else knows them, what do you think? (Er sieht sich um und ruft laut:) Anybody know the name Taniguchi? Uhhh... Taniguchi to iu namae o shitte imasu ka? Koizumi?

Yasue (äußerlich ruhig): Please contain yourself, Ghost-san.

Pride: Getting really worried. She's sure you know about something she wants you to not know about.

Ghost (wendet sich ihr abrupt wieder zu): You're well connected, Yasue-san. Maybe you can remind people of how my team takes care of each other. (Der Ork legt eine Hand auf seine Brust und schiebt ihn zurück, weil er Yasue zu nahe kommt.) If you wanna keep your pet, tell him to keep his paws off me or I'll feed them to him.

Pride: She's actually scared of you right now. Still not scared enough, though.

Stu: Fuck it, I'm going in.

Yasue: Kōtai suru, Tetsuo. Of course the solidarity in your team is well known, deservedly so, Ghost-san. I will make sure to remind people of that, and I will keep my ears open about those names.

Ghost (eiskalt starrend): That's not good enough.

Yasue: I'm not sure what else I can do for you, Ghost-san...?

Stu kommt anmarschiert, und Schreckensrufe ertönen, als er plötzlich seine Schrotflinte unter dem Mantel hervorholt und sie auf den Ork anlegt.

Stu: We're running out of time here, so I don't have the lux of playing games. You don't give me something useful, I'll blow your pet trog's brains out, and then I'll shove my shotgun so far up your pussy you're gonna taste gunpowder at the back of your throat.

Ghost (beruhigend): Come on, pal, that's so not what we agreed upon, drop the gun!

Pride: Don't let her composure fool you, she's panicking.

Yasue: P-please calm yourself, the police will—

Stu: I don't give a fuck about the pigs. Know why? 'cause I'm fucking stupid. (Blitzschnell wirbelt er herum und drückt die Mündung direkt in Yasues Leibesmitte. Der Ork zuckt kurz, bleibt dann aber wieder still.)

Ghost: You're out of control, drop it! Do it now!

Stu: You don't want me to bang that cunt harder than your boy toy over here, you better open your fucking mouth, bitch! Fucking talk!

Yasue: I don't know where they took her, please believe me!

Ghost: Who?

Yasue: Koizumi-san. He's with the Tajima-gumi of San Francisco.

Ghost: Where is he?

Yasue: I don't know!

Ghost: How'd he get in touch with you?

Yasue: In person.

Ghost: He left a number in case you thought of something of interest. Have it on you?

Yasue: Yes.

Ghost: Did you call him to let him know about this meeting?

Yasue: No.

Pride: Looks like she's telling the truth so far.

Ghost (während Stu wieder auf den Ork zielt): You're coming with us. Give me your commlink – and don't... shut down the active call. (Yasue sieht ihn eingeschüchtert an und gibt ihm mit zitternden Fingern das Kommlink.) Your people on the other end – or someone else?

Yasue: Just... just my people.

Pride: True, as far as I can tell.

Ghost (spricht ins Kommlink): If Yasue-san helps us, I'm gonna let her go, my word on it. No heads-up for Koizumi, though, because Yasue-san's gonna set us on his trail, and then he's gonna wanna geek the lot of you, so you all better keep your fingers crossed that we get to him before he gets to you. Wakarimasu ka?

Unbekannte Stimme: Rikai shimasu.

Ghost: Let's go.

 

Mit Yasue setzen sie sich zügig in Bewegung. Natürlich sind die Cops viel zu spät dran, und so schaffen sie es zum Van und fahren wieder los. Selbstredend war Stus Intervention geplant für den Fall, dass Ghost Yasue nicht überzeugen kann, dass er in der Öffentlichkeit etwas Dummes tun könnte – das ist nun mal der "Nachteil" eines weithin bekannten professionellen Rufs. Stu hingegen war für Yasue ein unbeschriebenes Blatt.

 

Währenddessen lernen Mercury und Silver Poisons Geschwister Silke und Remy kennen, die ihnen die Wohnung zeigen, die sie den Vorgaben nach ausgesucht haben: Sie liegt im vierten Stock, damit es zu hoch zum Rausspringen ist, und neben dem Haus steht ein verrosteter Container auf dem Grundstück, in dem man sich gut vor astraler Aufklärung verstecken kann. Meryl hat Lee angerufen und ihm die Situation erklärt, und er ist trotzdem bereit, dazuzustoßen.

 

Cutty kehrt abgekämpft zu Neona zurück, die ihn erschrocken empfängt, weil sie ihm ansieht, was er hinter sich hat: Sowohl sein schmutziges, abgewetztes Outfit als auch sein Gesicht sprechen Bände. Er fühlt sich hundsmiserabel, weil er Kitsune hängen gelassen hat, aber verdammt, wie viel kann man von ihm erwarten? Er hatte sich schon für Stars Rettungsaktion aus dem Fuchi-Labor nahezu tödliche Schüsse eingehandelt, und was hat ihm das gebracht? Jetzt muss er auf eine Frau an seiner Seite aufpassen, einen Civvie, und kann sich nicht mit dem halben Plex anlegen.

 

Im Van lässt sich Ghost von Yasue das Offensichtliche berichten, das sie vorhin auf dem Markt ohnehin schon zugegeben hat. Ghost müsste sie eigentlich umlegen, sobald er sie nicht mehr braucht, aber er ist ein Shadowrunner, kein Gangster, und er weiß, dass sie weiß, dass er sein Wort hält. Zur Feindin hat er sich Yasue aber sowieso schon gemacht – und viele andere, die von ihr in einem ruhigen Fahrwasser profitieren. Wenn er versagt, ist sie sowieso tot, weil die Tajima-gumi sie hinrichten wird. Wenn er es schafft, ist ihr Ruf massiv und irreparabel beschädigt, weil man wissen wird, dass sie eine "Kundin" in einem sehr vertrauenssensiblen Bereich ans Messer geliefert hat – wer wird dann noch mit ihr arbeiten wollen?

 

Ghost muss befürchten, dass Kit schon gar nicht mehr im Plex, sondern längst auf dem Weg nach San Fran ist, aber für den Fall, dass nicht (er weiß ja nicht, wie lange vor ihrem Überfall auf die Ruine Kit übergeben wurde), zählt jede Sekunde. Er zwingt sich zu warten, bis der Van nur noch eine Viertelstunde bis zum Ziel braucht, lädt dann einen Simultanübersetzer in seine AR, überspielt die vorbereiteten IMs und das Log mit den Koordinaten auf Yasues Kommlink, instruiert sie, lässt sie die Nummer anrufen, die Koizumi ihr gab, und hört mit. Yasue erzählt der Stimme am anderen Ende also, dass Ghost sie besucht hat, um etwas über ein paar Namen herauszufinden, auf die er in den Barrens gestoßen ist, und sprach sie auch auf Kits Safehouse an, weil er dachte, Yasue habe für Kit nicht nur die Wohnung, sondern auch das Safehouse organisiert. In dem Wissen, dass Koizumi-san alles interessiert, was mit Kit zu tun hat, hat sie ihren Decker die Kommlinks der Besucher durchleuchten lassen und stieß auf die beigefügten IMs, aus denen hervorgeht, dass sie, falls die Entführer Kits Safehouse noch nicht gefunden haben, das, was darin versteckt liegt, als Verhandlungsbasis benutzen wollen, um Kit freizukaufen – ihre Lebensversicherung gegen ihren alten Arbeitgeber.

 

So etwas existiert gar nicht, aber das weiß Koizumi ja nicht – und es muss ihn sehr interessiert aufhorchen lassen. Sollte Kit noch nicht abtransportiert worden sein, soll das die Motivation bieten, mit dem Transport noch zu warten, falls man ihre "Lebensversicherung" wirklich lieber haben möchte als sie, um sie zumindest bei einer Verhandlung als Pokerchip einsetzen zu können. Zuerst müsste er aber eine Vorstellung davon gewinnen wollen, wie viel Aufwand Kits "Lebensversicherung" wert ist – und darauf baut Ghost.

 

Ghost, Stu, Pride und Tommy kommen an, übergeben Yasue an die Reptiles, die sie erst mal unterbringen, und schließen sich mit Poison, Mercury, Silver und Focus kurz. Letzterer hat die Kameras installiert und jedem den Livefeed in die AR gestellt. Alyn Vage kommt an, platziert im Astralraum zwei elementare Wachgeister (einen in der Wohnung, einen davor), lässt sich bezahlen und verschwindet wieder – alles, was folgt, ist ihm zu gefährlich, egal, was ihm geboten würde. Danach teilt sich das Team auf: Die Reptiles konnten natürlich einige Anwohner "überzeugen", die Nacht bei Freunden und Verwandten zu verbringen und ihre Wohnungen Gästen zu überlassen, also warten Ghost, Stu und Tommy in der Wohnung unter der unbewohnten, die als Kits "Safehouse" gelten soll, Mercury und Focus wiederum in der darunter, und die beiden, die im Dunkeln am besten sehen können, Silver und Poison, warten im Container bei Pride, die sich projiziert und astral Wache hält.

 

Wenn Ghost von dem ausgeht, was er sich wünscht – dass Kit zum Zeitpunkt von Yasues Anruf bei Koizumi noch im Plex war –, ist zweierlei denkbar: dass Koizumi auf Nummer Sicher gehen und die Nacht abwarten will, um das Safehouse zu kontrollieren, aber das würde Kitsunes Leuten viel Zeit geben, die "Lebensversicherung" aus dem Safehouse zu holen und woanders zu verstecken; oder er schickt aus diesem Grund schon am Nachmittag Leute, die dafür am hellichten Tag von vielen Augen beobachtet eindringen müssten. Ghosts Team ist auf beide Varianten vorbereitet. Sobald einer der Spotter das Signal gibt, werden die Kommlinks ausgeschaltet. Die Kameras sollen nur das Bild glaubhaft machen, dass hier jemand um seine Sicherheit besorgt ist, und die Geister sollen dasselbe bei einer astralen Aufklärung erreichen und unterstreichen, dass hier irgendetwas aufbewahrt wird, das astrale Sicherheit wert ist, denn die ist auf Dauer teuer.

 

Alle warten mehr oder weniger geduldig. Poison wird irre dabei, so lange stillsitzen zu müssen, während sie nur staunen kann, wie äußerlich seelenruhig Silver die Zeit verbringt, ohne sich ein Stück zu bewegen.

 

Meryl liegt in Lees Armen und weint leise vor sich hin – wie konnte dieser Tag, der so harmlos mit einem kleinen Stakeout begann, nur so furchtbar werden? Machine, nach Stu ihr ältester Freund, der so unbesiegbar scheinende Cyborg... ist tot, einfach so.

 

Stu geht schweigend, rauchend und trinkend auf und ab, während Tommy ernst mit Ghost spricht. Er kennt Shadowrunner überwiegend aus dem Trid und auf der Straße nur ziemlich dubiose Zeitgenossen. Wenn Mitsuko sich lobend äußerte, dachte er immer, entweder redet sie sich selbst ihr Leben schöner, als es ist, oder sie will, dass er sich keine Sorgen macht, weil sie ja angeblich mit so anständigen Leuten zusammenarbeitet. Aber jedes Kind weiß: Shadowrunner sind nicht anständig, Shadowrunner sind der Abschaum der Gesellschaft, das lernt man im Trid jeden Tag. Er kann noch immer nicht fassen, dass Mitsukos Kollegen tatsächlich ihre Freunde sind, die für sie durchs Feuer gehen – und sogar noch weiter, wenn es nötig ist. Ghost wiederum lobt Tommy dafür, dass er am schlimmsten Tag seines Lebens so gut funktioniert. Stu knurrt beide an, dass sie die Schnauze halten sollen, und Ghost lässt ihn gewähren und schweigt. Stu lässt von außen niemanden an sich heran, aber Ghost kennt die Dynamik zwischen ihm, Meryl, Machine und Kit lange genug, um zu wissen, dass er nicht aus Stein ist, denn er sieht, was er ohne zu zögern für Kit bereit ist, zu tun – und die kennt Stu nicht so lange wie die anderen beiden, und nun ist obendrein Machine tot. Ghost weiß nur zu gut, wie hart das ist. Er erlaubt sich aber nicht, selber darüber nachzudenken, um nicht in seiner Konzentration nachzulassen.

 

Koizumi scheint sich für die Mitte entschieden zu haben: Kurz nach Sonnenuntergang, aber noch am Abend, während der ganze Stadtteil wach ist, parkt ein Auto, und niemand steigt aus, während Pride (im Astralraum in einer Hauswand "versteckt") den Astralkörper einer schönen historisch gewandeten Japanerin sieht, der dem Wagen entschwebt und sich umsieht. Sofort kehrt Pride zurück, muss sich nach Stunden der Projektion plötzlich wieder an den tonnenschweren, behäbigen, langsamen Körper und seine eingeschränkten Sinne gewöhnen und gibt über Funk durch, dass die Show beginnt. Alle verhalten sich "normal", sitzen also da wie gewöhnliche Menschen oder liegen auf der Couch, falls die Magierin auch durch die anderen Wohnungen streifen sollte – doch wenn überhaupt, dann nur für einen flüchtigen Blick.

 

Der Zuschauer sieht, wie die Magierin in ihren fleischlichen Körper zurückkehrt – die Gesichtszüge sind noch erkennbar, aber sie sieht ganz und gar modern aus – und die vier Männer über die Geister informiert. Einer telefoniert, und Focus belegt sein Kommlink mit Marken, kann aber den Anruf nicht mithören, weil er verschlüsselt ist – die Verschlüsselung zu knacken dauert zu lange, denn schon ist der Anruf wieder beendet, und die Magierin projiziert sich erneut. Im Astralraum bekämpft sie beide Geister erfolgreich, kriegt dabei aber auch etwas ab, kehrt abermals zurück, und zu fünft verlassen die Japaner ihr Auto und gehen auf das Haus zu. Professionell knackt einer die Haustür, einer bleibt hier unten zurück und hält Wache, die anderen vier gehen das Treppenhaus hinauf.

 

Pride starrt den Wächter aus der Dunkelheit heraus an und belegt ihn mit Beeinflussen und der Suggestion, sich den Container anzusehen, wo ihn Poison und Silver schlafen legen, damit Pride zum Treppenhaus laufen kann.

 

Der Decker der Gruppe erkennt die Kameras und deaktiviert sie, und der Einbrecher macht sich am Schloss zu schaffen. Das ist das Signal für die anderen, leise ins Treppenhaus zu kommen und sich zu sammeln. Als Focus auf der letzten Kamera im Wohnungsinneren sieht, dass sie eindringen, und er nach wie vor keine aktiven Icons wahrnimmt, gibt er das Signal, und Ghost und Stu gehen voran mit Pride dicht hinter ihnen für die magische Abschirmung. Dier vier Yaks sehen sich fachmännisch in der Wohnung nach möglichen Verstecken für irgendetwas Interessantes um, aber da Stu und Pride auf Heimlichkeit versagen, bleiben sie nicht unbemerkt – da dies jedoch ein bewohntes Haus ist, sind Schritte erst mal nicht ungewöhnlich, also schaut einer auf dem Gang nach und wird dank Überraschungsmoment sofort brutal von Ghost ausgeknockt. Das läuft nicht geräuschlos ab, also muss es jetzt schnell gehen: Ghost rennt hinein, greift im Nahkampf den Nächstbesten an und ringt ihn zu Boden, Poison und Silver gehen auf die anderen beiden los, und Pride hilft mit Schlaf nach.

 

Nach einem Schnitt liegen alle fünf ihrer Waffen und Kommlinks entledigt gefesselt, geknebelt und mit verbundenen Augen auf dem Boden, und Ghost bittet alle außer Pride, zu gehen, denn an dem, was jetzt folgt, sollte niemand teilhaben müssen. Stu sieht ihn nur unverwandt an und rührt sich nicht – es ist klar, dass er ebenfalls bleiben wird. Ghost schließt hinter den anderen die Tür, hebt den ersten Yak auf und setzt ihn auf einen Stuhl.

 

Draußen wissen Mercury, Poison und Silver, was da drin jetzt passieren wird, und Tommy und Focus können es sich denken, aber niemand redet darüber. Wer Ghost kennt, weiß, dass dieser Pfadfinder eigentlich niemals so tief sinken würde – doch zumindest Mercury weiß auch, wie wichtig ihm Kit ist und wie sehr er Yaks hasst. Focus beginnt, sich um die Kommlinks und das Cyberdeck zu kümmern.

 

Ghost stellt seinem Opfer Fragen, aber der Kerl antwortet stur auf Japanisch, und die Online-speech-to-text-Übersetzung gibt in der AR nur Beleidigungen wieder. Ghost schlägt brutal zu, stellt wieder Fragen, kriegt wieder japanische Beleidigungen, schlägt wieder zu und so weiter. Er hatte befürchtet, dass die Disziplin hoch sein würde. Er gestattet sich nicht, darüber nachzudenken, ob es Pride gefällt, ihn so hart zu erleben, oder sie abschreckt – das darf er jetzt nicht, denn er braucht sie auf jeden Fall hier, um die Antworten zu analysieren.

 

Stu meint, das dauere ihm zu lange, und zerschießt mit der Schrotflinte kurzerhand die Kniescheibe eines Yaks, beschimpft ihn übel rassistisch, reißt ihm das Tape vom Mund, stellt ihm demütigend den Stiefel auf den Hals und schreit ihn an, endlich mit der Sprache rauszurücken. Nein? Noch nicht genug? Kein Problem – bang, die zweite Kniescheibe. Er hat keine Zeit, die Daumenschrauben langsam anzuziehen, setzt also knapp unter der höchsten Stufe an, macht es aber sonst effektiv: Er schreit, hält den Druck aufrecht, erzeugt weiteren Stress – vor allem bei denen, denen noch nichts passiert ist, wobei psychologisch eine besondere Rolle spielt, dass sie erstens nur hören, was passiert, und sich den Rest ausmalen müssen, und zweitens momentan gar keine Antworten geben können, selbst wenn sie wollten, weil sie geknebelt sind.

 

Tommy zuckt unten bei jedem Schuss zusammen. Das klingt schon eher nach ruchlosen Schwerkriminellen. Andererseits weiß er sehr gut, dass die Leute bei Winter Systems, wenn sie wissen, dass sie damit durchkommen, auch nicht anders handeln würden. Für Mercury, Poison und Silver ist das ebenfalls zu viel – alle drei sind froh, nicht dabei sein zu müssen.

 

Stu lässt den Schwerverletzten einfach liegen, klebt ihm wieder das Tape über den Mund ("To stop the fucking screaming, I can hardly hear myself."), wendet sich dem nächsten zu und erklärt: "See, it's pretty simple, even you fucking gooks should scan that, right? Whoever talks gets a nice and quick checkout. Hm? No takers, huh? Null sheen, I get it." Manuell lädt er weitere Patronen in die Schrotflinte, zerschießt ihm den Knöchel und schnaubt: "Damn, the hard day's work's finally getting to me. Where are my manners?" Bewusst hat er vor der Frage "vergessen", das Tape zu entfernen, und tut es erst jetzt, und dieser Japaner bettelt ihn an, ihm nicht weiter weh zu tun. Sofort beginnt Stu, seine Fragen zu brüllen, und Pride analysiert die Antworten: Unter "Hikōjō" ist in allen Kommlinks die Adresse eines Privatflugplatzes vor Sherman Oaks abseits der I-405 nach Norden hinterlegt. (Ein kurzer Anruf, und Focus kann das bestätigen.) Taniguchi-san ist der Ranghöchste vor Ort, der hier ist, Koizumi und Kanetake sind Kumi-in, also Soldaten, Aoyagi – nämlich diese Magierin hier – ist eine Komon (eine Spezialistin), der Rest sind Associates. Kitsune wird in Hangar 3 festgehalten, das Flugzeug steht schon betankt bereit – es war tatsächlich die Info mit dem Safehouse, die Taniguchi im letzten Moment den Abflug verschieben ließ.

 

Pride signalisiert Ghost, dass das alles der Wahrheit entspricht, nimmt ihn aber auch beiseite. Sie wirkt kühl und gefasst, aber er spürt, dass sie zittert. Jedoch meint sie mit fester Stimme, dass sie annimmt, dass die Magierin Aoyagi hier das wertvollste Mitglied ist – sie würde sie als Anruferin auswählen. Ghost hätte das sowieso getan, denn nur der Ranghöchste spricht mit dem nächsthöheren Boss – Aoyagi ist ganzkörpertätowiert, sonst keiner der anderen vier.

 

Damit folgt der nächste Teil des Plans: Pride belegt Aoyagi mit Beeinflussen und suggeriert ihr, dass es sehr wichtig ist, dass sie ihren Boss beruhigt, dass alles nach Plan verläuft. Immer noch mit verbundenen Augen wird Aoyagi eine Wohnung tiefer gebracht, Jack slottet sein Japanisch-Soft (um mithören zu können) und erklärt ihr auf Japanisch, dass sie Taniguchi-san sagen soll, hier sei alles unter Kontrolle, aber die Wohnung war gut gesichert, und sie völlig auf den Kopf zu stellen, wird noch Zeit kosten. (Denn bis zum Flugplatz ist es eine Dreiviertelstunde.) Dank der Beeinflussung durch Pride klingt sie beim Telefonat ganz normal und kontrolliert, und Jack fallen keine versteckten Botschaften oder komischen Formulierungen auf. Anscheinend ist der Boss zufrieden. Soll er weitere Hilfe schicken? Jack schüttelt den Kopf, und Aoyagi lehnt dankend ab.

 

Alle machen sich abfahrbereit, wissen aber auch, dass noch... aufgeräumt werden muss. Ghost sammelt sich – er ist der Anführer, es ist seine Aufgabe. Er hasst Yaks wie die Pest, aber wehrlose Menschen, die man nicht im Kampf tötet, bleiben wehrlose Menschen. Laufen lassen kann man sie jedoch auf gar keinen Fall. Selbst wenn man es irgendwie hinbekäme, dass sie niemanden rechtzeitig informieren, würden sie doch später berichten, was ihnen angetan wurde, und das ließe der Tajima-gumi gar keine andere Wahl, als auf alle ein Kopfgeld auszusetzen. Solange man sich aber zur Wehr setzt und um etwas kämpft – schließlich wurde das Team angegriffen, und es holt sich nur das entführte Mitglied zurück –, sind die ungeschriebenen Gesetze der Schatten gnädiger. Die Tajima-gumi darf nie erfahren, was sich hier abgespielt hat.

 

Ghost weiß, ihm läuft die Zeit davon, als er draußen in der kühlen Nachtluft steht und versucht, das, was er tun muss, vor sich zu rechtfertigen. Er ist hier für alles verantwortlich, er kann das nicht delegieren. (Die Reptiles würden es ohnehin nicht tun, nicht für alles Geld der Welt.) Stu stapft an ihm vorbei, um wieder hineinzugehen. Ghost hält ihn am Arm fest und meint, es sei seine Aufgabe. Stu sieht ihn nur durch seine verspiegelte Brille an, sagt nichts, macht aber auch nicht kehrt. Schließlich lässt Ghost ihn langsam los, und Stu geht ins Haus und die Treppen hinauf. Zwei Minuten lang Stille, dann ein Schuss, gedämpftes Geschrei, ein zweiter Schuss, gedämpftes Geschrei, dann schneller ein dritter, vierter, fünfter Schuss. Keine gedämpften Schreie mehr.

 

Wollte er noch so viel Rache wie möglich für Machine verüben? Oder war er ebenso wenig scharf darauf wie Ghost, wollte es aber dem Pfadfinder ersparen, weil es in dem kaputten Rigger mit seinem kaputten Leben nicht so viel Schaden anrichten würde wie in Ghost mit seinen strengen Wertvorstellungen und moralisch hehren Prinzipien? Ob Stu das für sich oder für Ghost getan hat, wird Letzterer wohl nie erfahren.

 

Wie immer ist Stu nichts anzumerken, als er mit der Schrotflinte auf der Schulter und der Kippe im Mund wieder rauskommt, "Let's fucking move!" ruft und in den Bison steigt. Die Reptiles wurden bereits bezahlt und kümmern sich um die Leichen.

 

Die Fahrt mit Bison, Meltdown und Toyota verläuft schweigend, jeder, der nicht aktiv am Steuer sitzt, hängt seinen Gedanken nach, reinigt seine Waffe, scrollt durch irgendeinen unwichtigen Drek in der AR oder auf dem Kommlink.

 

In einigem Abstand vom Flugplatz werden die Fahrzeuge geparkt, und Focus schickt eine Drohne in die Luft, um das Gelände zu sondieren. Das Tor von Hangar 3 ist geschlossen, nur eine Tür im Tor steht offen – so weit runter, um reinzusehen, kann die Drohne nicht, ohne entdeckt zu werden. Draußen gehen drei Associates mit Sturmgewehren bewaffnet Patrouille. Man beobachtet geduldig ihre ungefähren Routen, und Ghost wägt ab, wie lange sie einander nicht im Blick haben. Wie schwer das Ganze wird, hängt jetzt davon ab, ob er es schafft, alle drei lautlos auszuschalten. Es braucht Edge, um alle Heimlichkeitswürfe zu schaffen, aber mit dem Bogen erledigt er zwei und mit dem Tomahawk einen – sein Team ist unentdeckt geblieben.

 

Pride will drinnen astral aufklären, muss sich aber sofort zurückziehen, da dort zwei Geister patrouillieren, die sie aber glücklicherweise nicht gesehen haben.

 

Jetzt muss es also schnell gehen: Blindes Reinfeuern kommt nicht infrage, weil man nicht weiß, wo Kitsune ist. Glücklicherweise entdeckt Focus, dass die Türen ins System integriert sind: Alle lassen sich via AR öffnen. Also entriegelt er die beiden anderen (eine auf der Rückseite, eine oben am Ende einer Treppe an der Seite), teilt dem Team die Anzahl der aktiven Kommlinks im Inneren mit (es sind mindestens fünf Gegner, aber nicht jeder muss seins eingeschaltet haben), und Ghost postiert Poison und Mercury an der Tür oben, Silver und Tommy an der Tür hinten, und er und Stu werden durch die offene Tür im Tor kommen, das Feuer auf sich ziehen und hoffen, dass sie ganz schnell Deckung finden, wenn Plan A schief geht – denn der sieht vor, dass Poison und Mercury oben zuerst eindringen, und den Träger des aktiven Kommlinks dort oben lautlos ausschalten – gelingt das, kann Focus nachrücken und das Layout filmen und in die AR stellen.

 

Focus lenkt den Träger mit einem unerwarteten Vibrationsalarm des Kommlinks ab, Poison dringt mit dem Eispickel ein, der Zufallswurf ergibt, dass der Associate sie nicht im direkten Blickfeld hat, und sie schafft es, ihn zu erledigen, bevor er schießen kann. (Das macht zwar trotzdem etwas Krach, aber Glück gehabt: Es ist niemand nahe genug dran, etwas zu hören.) Mercury und Focus rücken nach ins Büro, das von oben den Hangar überblickt, und Focus filmt ihn für alle. Hier steht nur ein Privatjet, von Kit ist nichts zu sehen, und von hier aus sichtbar sind sechs Mann, von denen zwei am Tisch Domino spielen, aber es gibt noch viele tote Winkel. Jetzt weiß jeder, wo er hinlaufen muss.

 

Ghost und Stu dringen also ein, werden vom Tisch aus gesehen, verletzen die beiden Domino-Spieler und schaffen es in Deckung, woraufhin sich die Geister manifestieren und mit nun gesenkter Reaktion von der astralen Pride attackiert werden. Mercury und Poison nehmen die sichtbaren Gegner vom Catwalk aus aufs Korn, und Silver und Tommy fallen ihnen in den Rücken. Die Yaks reagieren jedoch trotz der Überraschung schnell, rennen selbst in Deckung, und es folgt ein komplexes Stellungsspiel, in dem jeder den Sichtlinien des Gegners auszuweichen und ihn zu flankieren versucht.

 

Jeder weiß: Es geht nicht darum, jetzt schnellstmöglich Kit zu finden und zu fliehen, es geht darum, jeden Gegner auszuschalten. Auch wenn gerade die Yak-Soldaten nicht ohne sind, ist es intelligentem Stellungsspiel und etwas Würfelglück zu verdanken, dass es keine ernsten Verletzungen gibt. Ghost wird unten am Jet von Kanetake überrascht, dem Sumo-Ringer mit starken Kampfwerten. Die beiden ringen miteinander, und Kanetake hätte Ghost mit einem brutalen Ringer-Manöver das Rückgrat auf seinem Knie gebrochen, bestünde es nicht aus chirurgischem Stahl. Stattdessen reißt er ihn hoch und zerquetscht ihm beidhändig den Hals – und kippt nach einem Kopfschuss durch Silver um, der sich den Schuss mit seinem Smartlink II leisten konnte, weil er Ghost garantiert nicht aus Versehen treffen würde. Ghost fällt um Luft ringend zu Boden, ist aber okay.

 

Der Ki-Adept Koizumi heizt mit seinen goldenen Nines den Eindringlingen ordentlich ein, bis Mercury und Poison ihn ins Kreuzfeuer nehmen und erledigen können.

 

Taniguchi, schon äußerlich in seinem Anzug und mit tätowierter Glatze als Verantwortlicher erkennbar, hat ein paar Waffen seiner gefallenen Leute erbeutet und sich verschanzt. Stu könnte ihn mit einer Granate aus der Deckung vertreiben, aber erstens hat er nur noch eine, und zweitens will er ihn nicht töten, falls Kit nicht hier ist, schreit also alle an, ihn in Ruhe zu lassen. Focus blockiert nur für alle Fälle sein Kommlink.

 

Tommy klettert in den Jet, findet Kitsune (nur mit Slip und T-Shirt bekleidet, da sie nachts überrascht wurde) mit Panzertape an einen Passagiersitz gefesselt vor und beginnt sie zu befreien. Pride kontrolliert sie, und es ist wirklich Kit. Tommy und sie gestatten sich eine feste Umarmung. Als sie aus dem Jet kommt, kurz noch etwas wacklig, da sie die letzten 20 Stunden fast nur im Sitzen verbracht hat, wirft Ghost ihr ihr Katana zu, das er die ganze Zeit mitgeschleppt hatte.

 

Als Stu hört, dass Kit okay ist, lässt er seine letzte Handgranate kochen und wirft sie erst im letzten Moment, und Taniguchis Schreie machen klar, dass er ihn erwischt hat. Stu rennt rüber, kickt die Waffe weg und tritt den übel mit Splittern verwundeten Taniguchi schwer zusammen.

 

Ghost erklärt kurz, dass auch hier noch aufgeräumt werden muss, denn niemand darf das hier überleben. Kit lässt sich das nicht zweimal sagen, das wird sie selbst übernehmen: Jedem, der kampfunfähig oder bewusstlos, aber noch nicht tot ist, macht sie den Garaus. Stu hat sich massiv an Taniguchi abreagiert, man hört ihn nur noch leise röcheln. Mit einer Ladung Schrot bläst Stu ihm den Kopf weg.

 

Das Team sammelt alle Kommlinks und Waffen ein, rückt ab und erreicht ungehindert die Fahrzeuge. Kit steigt bei Tommy ein, der den Autopiloten einschaltet und sie in den Arm nimmt. Ihre Miene bleibt versteinert, aber sie zittert nicht nur vor Kälte. Tommy denkt, dass sich die Erleichterung, dass ihr Schicksal nicht besiegelt ist, langsam Bahn bricht, dabei hatte sie sich damit längst abgefunden – vielmehr ist es die Fassungslosigkeit darüber, was ihre Gefährten offenbar für sie zu tun bereit waren, und unglaubliche Dankbarkeit, aber all das kann sie noch nicht in Worte fassen. Tommy ruft kurz durch, um Bescheid zu sagen, dass er sie erst mal in ein Motel bringt, damit sie sich ausruhen kann.

 

Bison und Meltdown kehren zu den geparkten Autos in Westchester zurück, da die notdürftig Verarzteten noch zu ihren Straßendocs müssen, aber Ghost sieht sich stolz die lädierte Truppe an: Stu, Mercury, Poison, Quicksilver und Pride haben fantastische Arbeit geleistet, und auch Focus war eine große Hilfe. Wichtiger aber: Selbst wenn sie sich nicht mit Ruhm bekleckert hätten, wäre er dennoch stolz, denn keiner hat nach einer Bezahlung gefragt, sie waren einfach da und haben geholfen, wo sie konnten. Kitsune hätte nicht gewollt, dass sich alle für sie in Gefahr bringen, das geht in Ghosts Augen allein auf sein Konto: Er hat um Hilfe gebeten. Er setzt gleich für morgen ein Debriefing an, bedankt sich aber schon jetzt bei allen.

 

Bevor Silver in seinen mickrigen Jackrabbit einsteigt, hält ihn Ghost mit einer Geste auf – und reicht ihm die Hand. Silver schnaubt erschöpft lächelnd und ergreift sie.

 

Nach einer heißen Dusche sitzt Kit im Bademantel auf dem Bett im Motel und lässt sich von Tommy berichten, was los war. Er erzählt zuerst, wie überfordert er war und wie selbstverständlich Ghost das Kommando übernahm. Dieser rief, und so viele kamen, um ihr Leben für ihre Kameradin aufs Spiel zu setzen. Tommy wäre stolz, wenn er auch nur einen so guten Freund besäße, wie Mitsuko offenbar jede Menge hat, aber ganz unübersehbar besonders Ghost und Stu. Tommy schwört, auch wenn alle anderen sie im Stich gelassen hätten, hätten die beiden alleine weitergemacht, und er ist sich sicher, sie waren zu allem bereit.

 

Die sonst so kontrollierte Mitsuko kann nicht anders, die Tränen laufen über die versteinerte Miene, aber sie will mehr hören. Tommy berichtet also von dem Albtraum in den Barrens mit den Toden von Doc Hauser, Kestrel und Machine, dem Ausstieg von Cutty, Angel und Viper, von Ghosts richtigem Riecher und der Enttarnung der Verräterin Yasue, von der ausgeklügelten Falle und der finalen Rettungsaktion. Würdevoll strafft sie sich und geht wieder zurück ins Badezimmer, um allein zu sein, weil sie das Gefühl hat, einen in ihr kochenden Weinkrampf vielleicht nicht mehr lange beherrschen zu können. Doch sie ist, wer sie ist, und er bricht sich nicht Bahn und zieht sich langsam wieder unter die Oberfläche zurück.

 

Von Westchester aus ist es nur ein Katzensprung zu Ghosts Bruchbude in Inglewood, und obwohl Pride sie hasst, möchte sie wegen des anstrengenden Tages die Nacht dort verbringen. Endlich allein unter vier Augen erklärt Ghost Pride, wie gut sie unter widrigsten Umständen funktioniert hat und wie froh er ist, dass sie dabei war, obwohl sie und Kitsune alles andere als Freunde sind. Pride wiederum macht erneut klar, dass seine Probleme jetzt auch ihre sind – und ja, sie hat es geliebt, zu sehen, wie er das Kommando übernahm und das Ding rockte. Der heutige Tag war extrem anstrengend, aber auch ein Aphrodisiakum – die beiden treiben es heute Nacht besonders wild.

 

Freitag, 20.10.2062

 

Zuwena ist eigentlich eine Langschläferin, die nur früher aufwacht, wenn die Situation unvertraut ist oder sie etwas sehr beschäftigt. Heute wacht sie vor Ghost auf und betrachtet ihn. Sie kennt seine Charakterstärke, und trotzdem sorgt sie sich, denn nie zuvor hat sie so deutlich demonstriert wie bei Yasue, wie viel sie in einer Aura lesen kann, obendrein in der einer ihr völlig Unbekannten. Natürlich wusste er das vorher, aber diesmal hat sie in Echtzeit Gefühle und Gedanken beschrieben, Yasues Emotionen gelesen wie die Zutaten in einer Speisekarte. Das muss doch deutlich genug gewesen sein – zu deutlich, oder? Jeder Mann, den sie bisher kennen gelernt hat, hatte davor Angst, so durchschaut zu werden. Keinem gegenüber konnte sie sich öffnen, weil es dazu gar nicht erst kam – früher oder später nahmen sie alle Reißaus, denn wer will schon für seine Partnerin ein dermaßen offenes Buch sein? Sie selbst hatte ohnehin immer angenommen, dass jeder sie auf kurz oder lang langweilen würde, weil es einfach kein Mysterium gab, nie ein "Was denkt er wohl gerade?" Doch Ghost hat sich sehenden Auges auf sie eingelassen, und er ist noch immer da. Es ist zu schön, um wahr zu sein, oder? Spätestens seit gestern muss ihm doch klar sein, dass er keine Geheimnisse vor Zuwena haben kann. Welchem Mann macht das keine Angst?

 

Später sitzen Pride, Mercury, Poison, Quicksilver und Focus im Piez, während Ghost und Stu draußen auf dem Parkplatz auf Kit und Tommy warten – allein schon, weil Stu wie ein Schlot raucht und Ghost ihn hier nicht alleine stehen lassen wollte. Endlich kommen die beiden an, Kit geht auf Ghost zu und nimmt ihn wortlos in den Arm. Danach tut sie dasselbe bei Stu, zum allerersten Mal überhaupt, egal, ob er will oder nicht, doch er lässt sie gewähren und macht nur einen Spruch, als ob dies ein ganz alltägliches Treffen und Kit nicht von der Yakuza entführt und Machine getötet worden wäre. Ghost fragt Tommy, ob er alles erzählt habe, und meint zu Kit, sie dürfe Cutty, Angel und Viper den Ausstieg nicht verübeln: Alle drei haben eine riesige Rolle gespielt, ohne die Kits Rettung nicht möglich gewesen wäre. Ohne Cuttys Panzer und Barriere hätte mindestens Ghost die Barrens nicht überlebt, Viper hat dort das Team nicht nur effizient, sondern sogar handlungsfähig gehalten, und ohne Angel hätte Ghost keine Spur zum Verfolgen gehabt.

 

Sie gehen hinein zu den anderen. Jeder, der Kit ein bisschen kennt, weiß die Geste zu schätzen, als sie vor den Tischen stehen bleibt und sich förmlich verbeugt – besonders tief und besonders lange, was größtmögliche Demut und Dankbarkeit zum Ausdruck bringt. Natürlich besteht sie darauf, jedem etwas zu überweisen. Ghost fragt sie, ob... wer auch immer dahinter steckte... es erneut versuchen wird. Kit muss das ehrlicherweise bejahen und erklärt daher auch gleich, dass sie den Plex verlassen wird, um niemanden mehr in Gefahr zu bringen. Nach viel Widerspruch verschiebt Ghost das Gespräch darüber auf später, und Stu lädt alle für heute Abend ein, denn in Redemption wollen die Valkyries eine Abschiedsparty für Machine schmeißen. Nachdem sich die Leute wieder verstreut haben, bleibt Ghost mit Kit sitzen.

 

Ghost: Mitsuko, I need you to tell me what yesterday was all about. (Kit holt widersprechend Luft.) Not because it's any of my business. It isn't. But I need to understand so I can help you find a way to make it stop.

Kit: There is no way. There never is with these people, you know that.

Ghost: Mitsuko, I had to leave home because of these bastards. Had to leave behind everything that mattered to me. My turf, my tribe, my team, my friends, everything. I've spent six years wondering how they're doing. Are they alive? Behind bars? Dead? I think about them all the fragging time while they think I've been killed, and they're safe from the yaks because of that. I miss them, but to them I'm long dead. Just a part of their past.

Kit: You had to start over, and look at how well you did.

Ghost: Doesn't matter. What's been taken from me can't be replaced. I made that call... fake my death and leave... but that means there's no going back. Even if I did, right now, I wouldn't recognize the place, and more importantly, people wouldn't recognize me. Leaving puts a lid on things. Cuts you off for good. And you're gonna spend the rest of your life wondering if maybe you shouldn't have, that maybe there was another road you could've taken.

Kit: Like what?

Ghost: Trying to find out here. Corps don't take revenge, and it didn't look like you had something someone wanted. They wanted you. Who did? The Tajima-gumi? Mitsuhama? Someone specific at Mitsuhama?

Kit (atmet durch, überlegt ein wenig): Someone specific at Mitsuhama.

Ghost: Revenge?

Kit: Yes.

Ghost: If we took him out of the picture, would there be someone to pick up the slack?

Kit: No.

Ghost breitet die Arme in "Na, bitte"-Geste aus.

Kit: As if that was a piece of cake. A megacorp's exec?

Ghost: How high up?

Kit: Just middle management. But middle management at Mitsuhama is as good as being CEO of an A corp.

Ghost: We don't have to geek him. But if we could frame him for some sort of crime so he becomes unsustainable for his employer... or if we could convince the Tajima-gumi that he betrayed them...

Kit: Ghost... I've spent many nights lying awake, picturing that to make myself feel better. But people like him get away with everything. It's a general law of nature. Even if you managed to frame him for something... one call makes it go away.

Ghost: Come on. Let me at least try and see if there's already any dirt on him out there. Just the name.

Kit (nach einem sehr langen Blick): Nobuteru Ishikawa. (Ghost nickt, notiert den Namen im Kommlink und will etwas sagen, aber Kit hat sich gesammelt, um fortzufahren.)

     I was a trainee in the security division. I was supposed to become a bodyguard like Jack. Ishikawa was a senior exec. He seduced me, I got pregnant, and when I told him, he seemed to be happy. My teenage self must have thought he'd leave his wife for me or something. That night, without warning, corpsec picked me up and brought me to the hospital ward. They strapped me down and aborted the pregnancy. Afterwards, Ishikawa wasn't available anymore, at least not for me. But I learned that I was just one of many underage girls in the corp he'd done that to. Unlike them, I took revenge: I found a way to embarrass him in front of a few dozen people, and because the lecture took place close to the entrance, open to the public, I actually managed to escape.

     I reached out to a friend within my training group, but they used her to try and locate me. Got away by the skin of my teeth. I'd been deemed a traitor to the corporation, and he remained an upstanding Mitsuhama citizen, his reputation untarnished.

     You aren't told about the ties between Mitsuhama and the Yakuza in the corporation. You learn that on the street. And I learned that he never stopped looking for me, so I thought it safer to leave San Fran.

 

Ghost kennt Kitsune seit 2057, und nach einem holprigen Start wurden die beiden bald enge Freunde, aber er hat stets respektiert, dass die verschlossene Japanerin ihre Geschichte für sich behielt. Er weiß es sehr zu schätzen, dass er sie nun gerade – in einem neutralen Tonfall erzählt wie zwischen Tür und Angel – zum ersten Mal hören darf, bedankt sich und verspricht, sich Gedanken zu machen.

 

Pride bittet Ghost später, sie in Redemption zu entschuldigen. Sie will nicht respektlos sein, aber sie kannte Machine kaum und findet nicht, dass sie dorthin gehört. Tommy sagt zu Kit so ziemlich dasselbe. Eigentlich auch Lee zu Meryl, aber die erwidert einfach: "Du kommst mit."

 

Cutty erhält von Ghost die IM, dass auch er heute Abend eingeladen ist. Er hat ein zu schlechtes Gewissen, um zu gehen, und Neona bearbeitet ihn, dass er es dennoch tun sollte, denn nach heute hat er keine Chance mehr dazu.

 

Im Abendrot trudelt einer nach dem anderen in Redemption ein. Nach viel meet and greet geht Ghost zu der verrosteten Harley, auf der aus Schrottteilen eine vage menschenähnliche Figur errichtet wurde, die man später in Brand setzen wird. Dort gesellt er sich zu Warbride und lobt sie, dass sie sich etwas Schönes hat einfallen lassen. Sie kennen seit Jahren ihre Straßennamen und Anekdoten von ihren Aufträgen, stehen sich jetzt aber erstmals gegenüber. Ghost hat im Laufe der Jahre mitbekommen, dass Machine immer eine große Schwäche für sie hatte – und, wäre er organischer gewesen, sich gewiss auch an sie herangemacht hätte –, und das ist auch kein Wunder, denn sie ist erstaunlich attraktiv für eine so raue Söldnerin im noch raueren Redemption. Er merkt ihr tatsächlich ihre Trauer an und spürt sofort, dass die Beziehung zwischen ihr und Machine oberflächlich betrachtet vermutlich locker war, emotional aber tiefer ging. Sie suchen sich ein paar Gartenstühle und setzen sich.

 

Warbride: I don't know if you know, but... man, he liked you. He really did. Admired you, even.

Ghost (schnaubt ungläubig): For what?

Warbride: Having to deal with all the shit that came with your MBW system?

Ghost: That was nothing compared to Quint's lot. Nobody had it worse than him.

Warbride: He kept talking about your code of honor. About how you're one of the last few decent ones. And he admired that you kept it up in spite of, you know... knowing that you could drop dead any minute. He brought you up all the time, and everytime I thought to myself: "Dammit, girl, you gotta meet this guy!"

 

Sie fährt fort, aber Ghosts Gedanken schweifen ab. Das alles war ihm nie klar gewesen. Da kennt man sich so lange, hat so viele Gefahren miteinander ausgestanden – aber nie wirklich miteinander geredet. In diesem Leben ignoriert man immer wieder, dass hinter der toughen Fassade eines jeden Kollegen ein Mensch mit einer komplexen Geschichte steht, mit Vorlieben, Abneigungen und tiefen Gedanken, die er nie teilt – ebenso wie man selbst. Und dann ist es einfach vorbei.

 

Er kennt sie erst seit heute, aber Warbride macht sich – vielleicht auch nur heute wegen des emotional besonderen Anlasses? – nicht viel Mühe, zu verstecken, wie sehr sie Quint mochte, und Ghost gewinnt im Laufe des Abends allmählich den Eindruck, dass sie vielleicht ein schlechtes Gewissen hat. Niemand sprach darüber, aber jeder wusste: Quint war mehr Maschine als Mensch, kein Mann mehr. Er hätte sie sicher gewollt, und wäre er ein Mann gewesen, hätte sie sich vielleicht auch mit ihm eingelassen. Aber was wäre körperlich schon möglich gewesen, das über einen Kuss hinausgegangen wäre? So blieb zwischen den beiden also alles platonisch, wurde nie mehr, obwohl es unter anderen Umständen vielleicht ganz anders ausgesehen hätte. Und vielleicht plagen sie nun Schuldgefühle, dass sie ihn nie als Mann, der er ja im Herzen war, wahrgenommen hatte, nie wahrnehmen wollte, weil man mit ihm nicht ins Bett hätte gehen können.

 

Ghost: Well, I don't know either if you know, but you were very special to him, too. No, scratch that. You probably knew. Don't need me to tell you he talked about you all the time, too.

Warbride (nickt, überlegt kurz, ob sie nachhaken soll, während sie zwischen ihren Beinen hindurch zu Boden sieht): What'd he say?

Ghost: I think you know.

Ghost schaut sie nur an, Warbride hält dem Blick lediglich kurz stand, sieht dann traurig zu Boden und schnaubt.

Warbride: He told me about that, too. "With Ghost", he used to say, "there's no bullshit. Honest guy, tells it like it is."

Ghost (achselzuckend): Saves time. Didn't mean to pry, though. Sorry if you thought I did.

Warbride: No, no, it's just... I'm not accustomed to that yet, we just met. You're very disarming, you know that? It's smart. Make the people you're dealing with feel like they've known you for a long time from the get-go, so they can open up more easily.

Ghost: Guess it's got more to do with the occasion, but thanks for the compliment, anyway. (Pause.) Think I get what he saw in you.

Warbride (lächelt schief): Excuse me.

 

Sie steht auf und geht scheinbar ganz normal weg, doch er sieht ihr an, dass es ihr emotional gerade zu viel wurde und sie nicht vor einem Wildfremden Tränen in den Augen haben möchte. Ghost nutzt die Gelegenheit, auch Gazelle, Snake Eyes und Domino kennen zu lernen.

 

Jack findet hier kaum Anschluss – alles an ihm schreit Konzern, und gerade das bodenständige Volk von Redemption spürt das. Kit bemüht sich, ihm hier und da Gesellschaft zu leisten, aber gerade sie kann sich heute nicht nur auf einen konzentrieren. Auch Billy nutzt die Chance, den so coolen und beherrschten Konzerner besser kennen zu lernen, zumal Gerüchte bezüglich Ghost und Star auch bis zu ihr durchgedrungen sind, aber da sie dank Meryl schon öfter hier war, kennt sie auch ein paar Leute, die Zeit mit ihr verbringen wollen.

 

Meryl sitzt in einer anderen Gruppe und hat sich an Lee angelehnt. Dabei schaut sie zu Stu, der abseits rauchend und trinkend ein bisschen spazieren geht.

 

Lee: You okay?

Meryl: Yeah, don't worry. I'm okay.

Lee: But he isn't.

Meryl: No. (Lange Pause.) I guess internally he's screaming his guts out. Can't bring himself to show it, though. He'd rather binge-watch all seasons of Under The Stars while eating live snails from a grimy popcorn bucket than acting like a human being.

Lee: I guess that's his way of... you know.

Meryl: I know. Doesn't make it better. Can't get through to him. Nobody can. God knows I tried. I never got how you can deliberately isolate yourself so hard from everybody around you. Someone like Stu doesn't really attract friends, you know? Quint was one of the only ones who put up with his shit.

 

Sie sieht Kitsune, die sich Stu nähert. Als er hört, dass jemand kommt, nimmt er eine etwas andere Haltung an und räuspert sich – das einzige Anzeichen für den inneren Aufruhr.

 

Kit: Hey.

Stu: Hey.

Kit: I don't wanna impose, but do you have a minute?

Stu (sieht auf seine Flasche): Say what you will about the consumption of large quantities of whisky, but at least it ain't time-sensitive. Sure.

Kit: I need to find a way to express my gratitude—

Stu: Oh, get the fuck outta here.

Kit: Please, Stuart. This is important. I'm not gonna act like nothing's happened.

Stu: The trouble with—

Kit: Please let me finish. You have no idea how much I'd like to be able to give my thanks to Quint right now. He'd smile, say "Anytime, kid!" (Ihre Augen werden feucht, ihre Stimme dünn.) And as usual with his pronunciation I wouldn't know if he'd shortened my streetname or called me "kid".

     But I can't. He's dead. He gave his life so I can keep mine. I respect other people's boundaries, you know that, but I need to do this. Maybe you don't think I do, and maybe I don't, but I want to. There's nothing I can do that would make up for what you did for me. Watashi wa eien ni anata no kari ni narimasu. I am forever in your debt. And I am so, so sorry for your loss.

 

Kit, die selber Körperkontakt nach Möglichkeit auf ein Minimum beschränkt, umarmt Stu langsam. Er drückt sie nach nur zwei Sekunden sanft wieder von sich, und sie spürt deutlich, dass er das tun muss, wenn er die Kontrolle behalten will. Er schwächt die abwehrende Geste jedoch mit "Okay. Okay." ab.

 

Ghost zwingt sich dazu, bei nächster Gelegenheit das Gespräch mit Jack zu suchen – was nicht schwer ist, da kaum jemand etwas mit ihm zu tun haben will. Jack erwähnt auch, dass er um ein Haar nicht gekommen wäre, das aber respektlos gefunden hätte. Ghost macht's kurz:

 

Ghost: I called for help. You came. That's not to be taken for granted. Just wanted you to know that I'm very aware of that.

 

Jack weiß, wie unglaublich schwer es Ghost fallen muss, das zu sagen, und ist ihm umso dankbarer dafür, dass er es trotzdem tut. Nun aber bittet Warbride um Aufmerksamkeit. Sie bittet jeden, der möchte, um ein paar Worte, und sieht natürlich als erstes Stu an. Der winkt nur ab.

 

Stu: I'm good.

Warbride: You sure? You could—

Stu (schneidend): I said I'm good.

 

Meryl eilt nach vorne, um Stu aus dem Spotlight zu nehmen. Die Hände in den Gesäßtaschen, unsicher Staub tretend und zu Boden sehend erklärt sie, dass Quint Duran immer ihre starke Schulter war. Selbst wenn sie aus chirurgischen Stahl und Kunststofflegierungen bestand – warm war sie trotzdem.

 

Nach Brubaker und Wendy tritt Ghost vor und lobt Quints gutes Herz. In seiner karbonummantelten Brust hat vielleicht eins aus Kunststoff geschlagen, aber es hat sich die Prinzipien gemerkt, die in dem alten wohnten. Kit gesellt sich dazu. Offene Worte vor vielen anderen sind für sie eigentlich undenkbar, aber sie schuldet es Quint, etwas zu sagen: Sie weiß nicht, ob sie Freunde waren – sie selbst denkt gern, sie waren es –, aber auf jeden Fall waren sie Kameraden, und für seine Kameraden tat Quint mehr als mancher Vater für seine eigenen Kinder. Gazelle, Snake Eyes und Domino sprechen ebenfalls ein paar Worte, und Warbride schließt den Reigen ab, indem sie Quints Familie erwähnt, die ihm gestohlen wurde, und dass sie wünschte, er hätte sie noch einmal wiedersehen dürfen.

 

Sie entzündet die kerosingetränkte Skulptur, und Warbride und die Valkyries nehmen Aufstellung und feuern acht Salven ab – eine für jedes von Quints Jahren in Redemption. Danach dreht Snake Eyes die Musik lauter und ruft, dass Quint gewollt hätte, dass sie Spaß haben.

 

In L.A. sitzt Angel in einer Bar mit Diego Aguilar und ein paar Bekannten zusammen und bekommt beim Austausch von Neuigkeiten von der Straße mit, dass bei der Larraga-Deckerin Escondida gestern Nacht eingebrochen wurde – sie wurde ermordet und all ihre Hardware gestohlen. Die Gerüchteküche hat sich warmgelaufen, und da sie sehr umtriebig war, kommen diverse Fraktionen als Verdächtige infrage.

 

Die Valkyries möchten, dass Ghost bei ihnen sitzt, also verbringt er dort die meiste Zeit. Der Alkohol fließt reichlich (Ghost lehnt meistens ab, Billy als straight edge komplett), es wird gesungen, Anekdoten werden ausgetauscht, manche Teilnehmer werden besonders fröhlich, manche besonders melancholisch, und Ghost muss lächeln, als er sich so umsieht: Verdammt viele haben Quint wirklich gemocht. Ein Leben, dessen Ende so viel Anteilnahme hervorruft, kann nicht so schlecht gewesen sein.

 

Stu sitzt allein unter einer summenden, teilweise defekten Neonreklame, hört die Musik aus der Ferne und lässt sich volllaufen – auch wenn er weiß, dass Toxinextraktor und Nierensieb verhindern, dass er etwas davon merkt. Lee fragt Meryl, ob sie ihn vielleicht suchen gehen sollte, aber sie weiß, er will in Ruhe gelassen werden.

 

Ghost kommt gut mit den Valkyries klar, weil sie über dieselben Dinge sprechen und fachsimpeln können. Der Unterschied ist der militärische Background. Auch deshalb mochten die Valkyries ihn schon, bevor sie ihn kennen lernten: Weil Machine, selber eingefleischter Militär, oft gelobt hatte, wie gut Ghost führt. Ghost schränkt ein, dass das auf der Straße nicht der Normalfall ist, je nachdem, wie viele Egos aufeinandertreffen, die sich nichts sagen lassen wollen – das ist unter (schlechten) Shadowrunnern wohl weit eher die Regel als die Ausnahme, Ghost kennt das ja auch noch sehr gut. Es hat sich einfach so ergeben, dass die meisten auf ihn hören, wenn es drauf ankommt. Warbride lobt ihn für sein Kommando, denn einer muss es ja innehaben.

 

Ghost: Again, don't mean to pry, but... can't help but notice your looks. All of you. In this occupation? Unusual, to say the least.

Warbride: Quint never told you?

Ghost: Sharing internals that are nobody's business? No.

Warbride: Don't have no problem telling you, null sheen. Everybody else knows. We're all Ares military from all over the CFS. Within the military branch there's a group of, uhm, like-minded men. If they take notice of attractive, young females, still in corporate school, with poor or no family, they transfer them to "Unit 73" in Barstow. Unit 73's a fucking whorehouse where you get groomed to please the officers so they always have a company whore around, either on base or when they get deployed. Sure, on the surface we were regular soldiers, but everybody knew we had other duties, too.

Ghost: Holy drek...

Warbride: Yeah. We were nine girls, and we were fed up. Some wanted revenge, but most just wanted to get out of there. Half of us weren't even of age yet. I was the oldest and most experienced of us, and I asked them to wait. Come up with a good plan first, take the long way around. Safer that way. We started shuffling equipment aside, piece by piece, leaving a trail that lead the investigators away from us. We framed one of the worst offenders, so he was out of the picture. We had help, of course. We made eyes at young lads here and there, and after a favor or two, before they knew it they were in too deep. Open to blackmail. Our most important one was the staff duty soldier in the orderly room. He was madly in love with me. I made him fiddle with the marching orders and deploy all of us, last minute, for a venture into the Mojave. Escort mission to protect scientists examining some... phenomenon out there and gathering, uh... magical stuff.

Ghost: Telesma.

Warbride: Yeah. Caravan was heavily guarded, 'cause of the Anasazi and the bandits and the talisleggers and the critters and all. We hijacked the caravan with all its equipment, shot two, kicked out everybody else and left.

Ghost: What became of them?

Warbride: Dunno. What'd they ever do for us? Fuck 'em.

Ghost: Okay. And then?

Warbride: Collected the equipment we'd kept shuffling aside. Five of us decided to go their own ways, and our lucky four-leaf clover here sat on enough ammo to zero Lofwyr. We had armored trucks, drones, weapons. With no contacts, we wouldn't have made a fraction of what all that stuff was worth, so we decided to keep it and start over. Do what we were trained to do, freelance.

Ghost: Barstow's just 50 miles from here. Ares never came looking for you?

Warbride: They were clueless at first. Seven figures worth of state-of-the-fucking-art equipment lost, with nine deserters? You bet HQ sent internal affairs. And they took out the trash, believe you me. Rumor has it even a lieutenant colonel had to resign, but I can't tell for sure. After a good deal of personnel carousel, none of the decision makers from back then are in office anymore. Unit 73's history. The whole thing was a big humiliation for Ares. They came looking, but they never found our hideout. We like visiting Redemption, hanging out with other people 'sides ourselves, but we're not stationed here.

Ghost: Sure, but not too far away either.

Warbride: That and a dime will get you 25 cents. We're pretty well dug in. Sure, they hate knowing that we're close, but by now we're too established around here. We've recruited, we've expanded, got a couple of impressive successes under our belt. Messing with us to get back six years old equipment? It's not worth it.

     When we started out in our own right, we got extremely lucky to quickly establish a good rapport with... Well, maybe a topic for another time, eh?

Ghost: Sure thing.

Warbride: My name's Colby.

Ghost: Still Ghost. (Er sieht ihren Gesichtsausdruck und merkt, wie das rübergekommen sein muss.) I'm not being defensive here. Ghost's my actual name. Ghost-Who-Walks-Inside. Good meeting you, Colby.

 

Sie stoßen an, und durch ihre zugewandte Körpersprache, ihre Mimik und Stimme hat Ghost schon länger bemerkt, dass sie wirklich an ihm interessiert ist, also bringt er nicht demonstrativ, sondern ganz nebenbei an einer Stelle, an der es passt, "Yeah? My girlfriend doesn't think so" unter, damit die Information im Protokoll steht. Dabei denkt er sich auch wieder mitleidig, wie oft Quint beobachtet haben muss, dass sie auf Parties mit jemand anderem flirtete, der nicht halb so anständig war wie er, sich nicht halb so sehr für Colby interessierte wie er – der aber eben einen überwiegend fleischlichen, warmen Körper und einen Schwanz hatte.

 

Angel ruft Ghost an, ob ihm der Straßenname Escondida etwas sagt. Ja, vom Hören. Angel erklärt die Situation und meint, wenn Ghost seine Spuren verwischen wolle – gesetzt den Fall, das ist noch möglich –, wäre das vielleicht ein Ansatzpunkt. Angel weiß ja noch gar nicht, was abgelaufen ist (Ghost hätte es ihm erzählt, wäre er heute Abend nach Redemption gekommen) und dass man keine Spuren verwischen muss, aber Ghost kommt eine andere Idee, und er fragt Angel, ob er ein Kommlink so manipulieren könne, dass eine überzeugende Datenspur zu Escondida führt. Natürlich, wenn der Preis stimmt.

 

Ghost entschuldigt sich bei den Valkyries und setzt sich mit Kit zusammen. Was, wenn man Taniguchis Kommlink so manipulieren würde, dass der Eindruck entsteht, dass Taniguchi während seiner Anwesenheit in L.A. herausgefunden hat, dass Ishikawa auch ortsansässige Kräfte mit derselben Aufgabe betraut hatte – nämlich jemanden, der eigentlich im Dienste der Larragas steht? Gelänge es, der Tajima-gumi auf überzeugende Weise Taniguchis manipuliertes Kommlink zuzuspielen, müsste diese annehmen, dass Taniguchi für den Überfall auf Escondida verantwortlich war, weil diese Informationen über Kitsune hatte. Ohne grünes Licht von ganz oben darf sich ein Mitarbeiter eines Syndikats nicht an einem Mitarbeiter eines anderen vergreifen, das ist ein Kriegsgrund. Daher läge für die Tajima-gumi die Vermutung auf der Hand, dass die Tötung von Taniguchis Team auf das Konto der Larragas geht – als Vergeltung für die Ermordung von Escondida. Und wer wird dann danach aussehen, als sei er dafür verantwortlich? Ishikawa, weil er seinen eigenen Leuten auf fremdem Turf nichts zutraute und sich unerlaubt an Einheimische wandte, als Kitsune endlich zum Greifen nahe schien – und dann geriet alles außer Kontrolle. Somit wäre auch nachvollziehbar, warum Taniguchi sein HQ nicht verständigt hat: Weil er sich nicht erlauben konnte, ohne handfeste Beweise einen angesehenen Mitsuhama-Exec zu beschuldigen, der weiß Gott wie gute Kontakte zu seinem Oyabun hatte. Bevor sich alles auflöste, schlugen die Larragas zurück, bevor Taniguchi seinem Kobun beweisen konnte, dass Ishikawa doppeltes Spiel getrieben hatte.

 

Danach wird die Tajima-gumi garantiert einen Teufel tun und ihm den Gefallen erweisen, einen weiteren Versuch zu unternehmen, und auch wenn man Ishikawa nichts nachweisen kann, wird man annehmen, er habe seine Spuren verwischt, und das wird dennoch Grund genug sein, ihn in Teufels Küche kommen und im Ansehen der Tajima-gumi sinken zu lassen. Kitsune ist baff: Das ist eine hervorragende Idee, die nicht zu viel will und gerade deshalb erfolgreich sein könnte. Egal, wie skeptisch mancher Verantwortliche in San Fran auch sein mag, aber Ishikawa wird es auf jeden Fall Probleme bereiten.

 

Ghost telefoniert weiter. Da er bisher ja so viel Zeit mit den Valkyries verbracht hat, bemerkt er irgendwann, dass Jack ihn im Blick hat und abwartet. Schließlich passt er ihn ab und fragt, ob Ghost an Warbride dranbleiben wird (Jack weiß ja nicht, dass er inzwischen mit Pride zusammen ist) oder ob er sein Glück versuchen darf. Klar, nur zu, viel Erfolg. Ghost findet das zwar löblich, denkt aber auch bitter: 'Na toll. Hier fragst du!'

 

Ghost will jetzt keine Zeit verlieren, sondern das Kommlink so schnell wie möglich zu Angel schaffen. Er verabschiedet sich zuletzt von Billy und erkundigt sich nach Sailor Jones, Rivets Mutter. Natürlich wird es dauern, bis sie den Tod ihrer Tochter verwunden hat, aber dieses Damoklesschwert schwebt ja über allen Shadowrunner-Eltern. Ihren Herzanfall hat sie jedenfalls ganz gut überstanden. Ghost lobt Billy erneut und drückt ihre Schulter: "Willkommen im Team, Poison!" Davon träumt sie seit dem 19.06.2061, doch der Wermutstropfen, dass Rivet dafür mit ihrem Leben bezahlen musste, liegt ihr schwer im Magen.

 

Jack nähert sich, als Warbride Meryl und anderen Gästen gerade vorführt, in welcher Geschwindigkeit sie ihr Sturmgewehr einsatzbereit macht.

 

Warbride: First the scope. Vudu 126. Look down the big hole, not the small. That's what she said. Moving on to the optic mount. Scalarworks, primo brand. Very easy, it goes like so... tadaaa, super easy. Snap it on, secure it... My fingers always hurt after that, not even gonna lie. Moving on to the Surefire tactical light. I don't know how many lumens this was. I wanna say it's a thousand, something ridiculous. Moving on to the handstop. I have really short arms, so my handstop's gonna be less than halfway. Yay me, baby arms... Tighten that puppy down there... Done.

Jack: That's a lot of prep work for just 38 rounds of fun.

Warbride: Guess you're thinking AK-97, -98. The M22 holds 40.

Jack (achselzuckend): And there goes my attempt at impressing you with my knowledge of firearms. Well, worth a shot.

Meryl: Yeah, he's not really into long guns. More of a handgun type of guy.

Warbride: Nothing wrong with that, short range. Whatcha using?

Jack: Walther Futura.

Warbride: My three German besties: Walther, Heckler and Koch. Nice choice, pretty reliable.

Jack: Impressed you after all?

Warbride: Get me another beer and a shot, and maybe you're getting there.

 

Jack gewinnt im Laufe des Abends den starken Eindruck, dass er Warbride zwar optisch gefällt, ihr aber zu sehr nach Konzern riecht und den Typus darstellt, den sie eigentlich nicht mag. Dennoch gibt er sich Mühe und versucht, sich mit Charme und Witz interessant zu machen. Er merkt selbst, wie er sie mit Fiona vergleicht und Warbride dabei auf ganzer Linie verliert, und er muss sich zwingen, nicht an sie zu denken. Sie verkörperte alles, was ihm an einer Frau gefällt, wohingegen ihm Warbride zu rau, zu burschikos und einfach nicht ladylike genug ist. Immerhin, sie sieht toll aus, und später lässt sie sich betrunken breitschlagen, die Nummern zu tauschen.

 

Samstag, 21.10.2062

 

Ghost erhält die schlechte Nachricht, dass seine ID, über die die Wohnung in Inglewood läuft, bei einer Routineüberweisung verbrannt ist. Über Kit findet er jedoch sehr schnell eine neue Bleibe in Chinatown (CP 2077, FTP Watson, Kabuki, Kabuki Market), denn die war Kit vorgeschlagen worden, lag aber in zu schlechter Gegend und war nicht besser als Ghosts Wohnung in Inglewood: klein und heruntergekommen. Sie sucht noch weiter, weil sie nicht dauerhaft bei Tommy einziehen will – dafür ist es ihr noch zu früh.

 

Angel doktert mit Manipulationen des GPS-Logs, Anrufen von inzwischen inaktiven Wegwerfnummern und IMs (assistiert von Kit, da Sprachsoftware nicht sicher genug ist – sie sorgt als Muttersprachlerin dafür, dass sich die IMs wirklich echt lesen) die eingesammelten Kommlinks zurecht. Über drei Ecken wird ein Pfandleiher, mit dem niemand je etwas zu tun hatte, damit beauftragt, einen von Kit genannten Schieber in San Fran anzurufen und vorzugeben, dass Aasgeier bei ihm Waffen und Kommlinks versetzt haben und dass er beim Überprüfen der Kommlinks Anzeichen für einen Yakuza-Clan aus San Fran fand. Bevor er mit dem Probleme bekommt, fragt er lieber, ob der angerufene Schieber in Erfahrung bringen kann, ob dort jemand die Kommlinks will.

 

Es klappt wie geplant: Bei einem Rückruf wird der Pfandleiher angewiesen, alles sofort als Expresspaket nach San Fran zu schicken. Weitere Nachforschungen werden ergeben, dass Escondidas Ermordung exakt mit den gefundenen Daten aufgeht und der Straßenfunk in L.A. offiziell noch ganz ratlos ist, wer dahinterstecken könnte. Denn die Larragas würden es ja auch nicht an die große Glocke hängen, wenn es sich so abgespielt hätte – die Vergeltung hätte abschreckende Wirkung, und weil man sich geschäftlich nicht in die Quere kommt, will man seine Ruhe. Selbst wenn die Tajima-gumi jemanden kennt, der einen Kontakt herstellen könnte, kann nichts schiefgehen: Entweder fragen die Yaks nur ganz vorsichtig nach und schließen aus der als vorgetäuscht empfundenen Unwissenheit, dass die Sache vergolten ist und man seine Ruhe will, oder sie sprechen die Larragas sogar explizit darauf an – dann nehmen diese denn Ball natürlich auf. Denn obwohl sie wissen, dass das alles gar nichts mit ihnen zu tun hat, versetzt sie das in eine Position der Stärke, und sie können vielleicht sogar davon profitieren, dass ein Yakuza-Clan in San Fran glaubt, ihnen in die Suppe gespuckt zu haben.

 

Nicht genug damit, dass der Gefallen für Ishikawa das Leben von drei Kumi-in und einer Komon sowie einem Dutzend Associates gekostet hat und dazu noch die Kosten für das Runnerteam, die Steppin' Wulfs, die Reise und Auslagen in L.A., nein, man hätte sogar fast einen Bandenkrieg angezettelt, hätten die Larragas die Sache nicht auf sich beruhen lassen – und das, weil Ishikawa seinen Kontakt bei der Tajima-gumi entehrt hatte, indem er an ihm vorbei auf ein zweites Pferd setzte, weil er ihm nichts zutraute. Was auch immer geschehen mag, eins steht fest: Die nächste Zeit wird für Ishikawa sehr unangenehm. Damit hat Kitsune zwar keine Sicherheit gewonnen, aber wann hat man die bei einflussreichen Feinden schon?

 

Gewiss, das ist antiklimaktisch, aber so ein guter Einfall muss auch belohnt werden. Die ersten Ideen für San Francisco standen bereits, offen war noch, wer geht – nicht aber, dass es auf pure gesellschaftliche Manipulation mithilfe hoher Geldausgaben hinauslaufen würde und garantiert nicht auf Firepower, denn das Ganze sollte eine Art sozialer Heist werden, um Ishikawa irgendetwas in die Schuhe zu schieben. Diese Idee jedoch ist nicht nur deutlich kostengünstiger, sie ist auch angenehm unehrgeizig, indem sie zeigt, wie wenig man sich zutraut, gegen einen Megakon vorzugehen, und sei es "nur" in Form eines mittleren Managers. Unehrgeizig ist sie auch, weil man die "Bestrafung" anderen überlässt, man nicht mitbekommt, wie sie abläuft, und nicht mal weiß, wie hart sie ausfällt. Das passt zu Shadowrun wie die Faust aufs Auge.

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