63 - No Stone Unturned {{ currentPage ? currentPage.title : "" }}

1374 DR, Year of Lightning Storms: Kyva Demavend aus Port Kir war geschäftlich in Zazesspur und besuchte bei dieser Gelegenheit auch die Thargreves, und Balabault und Liandris fädelten eine Verheiratung von Laeral mit Kyvas Sohn Paval ein. Was Laeral will, ist dabei unerheblich: Liandris kann sie nicht auf Kosten ihrer Familie leben lassen, irgendwo muss sie hin, aber um eine mittellose Cormyrianerin (zwar adlig, aber aus einem in Cormyr geächteten Adelshaus, das nach der Krone gegriffen und versagt hatte) reißt sich hier nicht gerade jeder. Auch ist Laeral recht zurückhaltend und kann sich nicht annähernd so gut verkaufen wie ihre Schwester. Bei Kyva ist zumindest sichergestellt, dass Laeral nicht nur zum Kinderkriegen da sein wird, denn Kyvas Sohn ist seit einer schweren Krankheit ans Bett gefesselt und wird die Nachfolge seiner Mutter im Familienunternehmen nicht antreten können. Dass Laeral auf so etwas gar nicht aus ist, schert Liandris nicht – sie geht danach, was sie selbst täte und was für sie selbst am besten wäre, denn das kann für ihre Schwester ja nicht falsch sein.

 

Zumindest wurde Laeral erlaubt, ihren "Zukünftigen" erst mal kennen zu lernen, bevor sie ihn ehelicht, also darf sie per Kutsche nach Port Kir fahren. Um den Thargreves nicht noch mehr Kosten zu verursachen, bat Liandris die Gemeinschaft der Ersten Sonne um Begleitung, denn angeheuerte Söldner sind teuer. Da momentan ohnehin nicht viel zu tun ist und Raif die Decke auf den Kopf fällt, erklärte er sich bereit (womit auch Milandre dabei ist), und Jaq schloss sich an, da sie, alles andere als eine geborene Akademikerin, vom Studium erst mal eine Pause braucht. Gilborn ist von Liandris gebeten worden, der Form halber als Zeuge aufzutreten, der aus eigener Beobachtung in Cormyr beschwören kann, dass es sich auch wirklich um Laeral Tavernant aus dem Haus Cormaeril handelt. Spider und Zhai wären ebenfalls liebend gern mitgekommen, aber aus offensichtlichen Gründen kommt das nicht infrage.

 

Gilborn vertraut Nelvana Esbern am Vorabend der Reise nach Port Kir an, wie verloren er sich fühlt. Er hatte das sichere Gefühl, dass Chauntea wünscht, ihn an der Seite der Gemeinschaft der Ersten Sonne zu sehen, doch manchmal zweifelt er, ob er seine Eindrücke richtig gedeutet hat. Ja, in Cormyr und Chessenta hat sich sein Dabeisein für alle Beteiligten gelohnt, und doch hadert er mit der Abenteurer-Identität dieser Gruppe. Wegen einer Schatzsuche in den tiefen Süden zu reisen, wäre nie infrage gekommen, also saß er hier fest und lebte wieder das Leben des Landpriesters, das er aus schrecklichen Gründen hinter sich gelassen hatte, bevor er zu den Mephaliten ging. Nun geht die Schatzsuche bald weiter – was soll er dann tun? Wie lange soll er warten, bis er wieder einen Grund sieht, die Gemeinschaft zu begleiten? Ist das nicht tote, vertane Zeit? Könnte er sein Leben nicht sinnvoller führen? Hätte er sich zu etwas bekennen und dann dabei bleiben sollen? Dorfpriester konnte er nach dem Verlust seiner Familie nicht mehr sein, also wandte er diesem Leben den Rücken zu. Deshalb trat er dem Orden der Sta. Mephala bei. Dann aber wäre seine Aufgabe an der Seite seiner Ordensbrüder. Stattdessen hat er sich Abenteurern angeschlossen, die er manchmal begleitet, und wenn nicht, hilft er da, wo er sich gerade aufhält, bei Aussaat und Ernte und lebt wie ein Dorfpriester. Nelvana weist zwar darauf hin, dass sie die Heimatlosigkeit der Gemeinschaft nicht gutheißen kann, muss aber auch gestehen, dass viele Menschen froh sein können, dass es sie gibt. Ferner meint sie, dass mit Theons und Cordians Tod und Naneethas Degradierung der Gemeinschaft die geistliche Anleitung fehlt, und sie suggeriert durch die Blume, dass sich Gilborn vielleicht Gedanken darüber machen könnte, ob und inwieweit er sich zu dieser Aufgabe bekennen möchte.

 

An der tethyrianischen Küste sind die Straßen recht sicher, so dass die kleine Reisegruppe (Laeral wird von einem Kutscher gefahren, der für Thargreve arbeitet) zügig und sicher unterwegs ist. (Man achtet natürlich darauf, die Schwerter nicht offen, sondern im Gepäck zu transportieren.) Jaq und Laeral wissen noch nichts von Raifs doppelter Vaterschaft, da er sich erst mal ablenkt, um den Kopf wieder freizubekommen. Weil er sich öfter etwas nachdenklich und schweigsam verhält, ist er nicht so unterhaltsam wie meistens, und so kommen Jaq und Milandre hier und da mal ins Gespräch.

 

Am Abend ihres Ankunftstages in Port Kir putzen sich Laeral, Jaq und Raif heraus (Gilborn muss nur seine zeremonielle Robe anziehen, und Milandre besteht darauf, nicht mitzukommen), um bei Kyva Demavend zu Abend zu essen. Das Haus zeugt von Wohlstand, aber nicht von Reichtum. Raif ist überrascht, hätte er Kyva doch älter geschätzt – sie muss jung Mutter geworden sein, wenn sie einen Sohn in Laerals Alter hat. Jaq findet, sie macht sich gut als Gastgeberin, wirkt aber auch erschöpft. Beiläufig erwähnt Kyva, dass Paval bereits gegessen hat.

 

Beim Abendmahl sind sie überrascht, zu erfahren, dass ihr Vater, Garmlaith Chesson, ein wohlhabender unbelehnter Adliger war, der in Port Kir im Salzhandel mitmischte und zudem im Hafen viele Packer und Träger beschäftigte und außerdem eine kleine Karawanenroute unterhielt. Da er keine männlichen Nachkommen, sondern nur drei Töchter hatte (derer zwei zudem das Erwachsenenalter nicht erreichten), würde der Erbe sein Schwiegersohn Illurn Demavend sein – Kyvas Ehemann. Vor etwa einem Jahr aßen Illurn und Paval einen exotischen Fisch, der vermutlich nicht richtig zubereitet worden war: Das Gift befand sich noch im Körper. Illurn starb an Ort und Stelle, Paval hatte weniger von dem starken Gift zu sich genommen und konnte gerettet werden, trug aber schwere bleibende Schäden davon.

 

Obendrein verstarb vor einem halben Jahr Kyvas Vater Garmlaith an Herzversagen. Seitdem steht sie völlig allein da, verwitwet und vaterlos, und muss sich um alles selbst kümmern. Es liegt auf der Hand, dass sie Hilfe gut gebrauchen kann. Jaq fragt sie, ob sie nie an Verkauf gedacht hat. Oh, gewiss, es gäbe ja auch genug Interessenten, und tatsächlich stand sie schon kurz davor, hat es dann aber nicht übers Herz gebracht. Solange sie denken kann, war das eigene florierende Unternehmen der ganze Stolz ihres Vaters – kein Adel, kein Titel, kein Amt, sondern dieses Unternehmen. Diesen Stolz übertrug er auch auf sie, und sie hat das Gefühl, nicht das Recht zu haben, Garmlaiths Lebenswerk einfach zu verscherbeln.

 

Laeral kann nicht verbergen, eingeschüchtert zu sein von dem, was da vor ihr liegt. Kyva wirkt schicksalsergeben, als sie ihr vorschlägt, ihr Paval vorzustellen, und Jaq glaubt, ihr ansehen zu können, dass sie denkt: 'Bringen wir's hinter uns. Spätestens dann rennst du weg und willst von Heirat nichts mehr hören.'

 

Nur zu zweit gehen Kyva und Laeral in Pavals Zimmer, und es ist für Laeral absolut erschreckend, einen jungen Mann so hilflos zu sehen, ans Bett gefesselt, zu schwach, um auch nur aufzustehen. Sofort läuft der Film vor ihrem geistigen Auge ab, wie sie ihn wäscht und füttert und ihm vorliest, bis sie alt und grau ist. Ihre Knie werden weich, sie entschuldigt sich, es sei eine anstrengende Reise gewesen, und verlässt fluchtartig das Haus.

 

In der Herberge bewohnt Laeral ein Einzelzimmer, und Jaq schaut vorbei, um zu sehen, wie es ihr geht. Laeral tut so, als sei alles in Ordnung, aber Jaq bohrt sanft nach. Seit drei Jahren ist sie bei der Gemeinschaft, und es hat wahrlich lange gedauert, zu lernen, in manchen Situationen die Höflichkeit und Zurückhaltung abzulegen, die ihr als Calishitin so im Blut liegen, aber sie ist für ihre Verhältnisse selbstsicherer und auch forscher und kecker geworden. Jaq sinnt laut darüber nach, wie schwer es sein muss, wenn stets andere das eigene Leben für einen vorgezeichnet haben und man sich so sehr bemüht, dem befohlenen Pfad zu folgen und dabei bestmöglich zu funktionieren – und dann wird etwas Neues beschlossen, und es geht von vorne los. Damit hat sie sowohl Laeral als auch ihr eigenes früheres Leben beschrieben. Jaq weiß, wie schwer es ist, aus den engen Bahnen, die andere gelegt haben, auszubrechen, nicht nur mit Taten, sondern auch geistig und emotional.

 

Laeral fragt frei heraus, was sie denn sonst tun soll. Sie ist so erzogen worden, dass sie eines Tages eine gesellschaftlich gute Partie abgibt, um zu heiraten und Kinder zu kriegen. Etwas anderes hat sie nie gelernt. Liandris war immer selbstbewusster, pfiffiger, einfallsreicher, aber sie war auch nicht das schwarze Schaf der Familie, das vor der Welt versteckt werden musste. Liandris kann froh sein, unter den gegebenen Umständen so einen unwahrscheinlich guten Fang gemacht zu haben, indem sie nicht ihren gewünschten zukünftigen Gatten, sondern ihren gewünschten zukünftigen Schwiegervater um den Finger wickelte und obendrein mit dem einzigen Pfund wucherte, das sie besaß: die berühmten Helden der Gemeinschaft. So viel Glück hat man nicht zweimal. Dennoch bringt Liandris verdammt wenig in ihre Ehe ein – Verwandtschaft durchzufüttern, käme nur bei einer wirklich großen Mitgift infrage. Liandris trat also an die Stelle ihrer Eltern und arrangierte eine Heirat für Laeral, und diese kann froh sein, dass sich ihre Schwester so gut um sie kümmert. Sie genießt nicht den Luxus, wählerisch zu sein und zu sagen: "Nein, den will ich nicht, such mir was Besseres." Unter diesen Umständen kann sie sich glücklich schätzen, dass Liandris eine Familie von bescheidenem Wohlstand gefunden hat. Wie undankbar wäre sie, Liandris dafür zu bestrafen, dass sie sich um sie kümmert?

 

Dabei ist Laeral stets sehr bewusst, dass sie durchaus etwas Besonderes ist – aber eben wieder nicht besonders genug. Sie war zu besonders für den cormyrianischen Adel, ein gefährliches Einfallstor für böse Gerüchte, um der Familie zu schaden (Dämonenpakt, unheiliges Blut im Stammbaum, sie ist eine Hexe und so weiter), aber außerhalb ihrer sozialen Stellung kann sie eben nur diese eine Sache, die sonst nur Magier beherrschen, nachdem sie viele Jahre studiert haben – aber die können noch so viel mehr als Laeral. Auch von jenen, die ohne Studium aus sich heraus Magie wirken können, gibt es einige, und die meisten sind viel begabter. Für Laeral ist es eine wundervolle Gabe, aber eben nichts, aus dem man mehr machen könnte. Sie ist, sagt sie, das Pferd, das rechnen kann: Sie beherrscht einen Trick. Soll sie auf Jahrmärkten auftreten?

 

Jaq fragt unironisch, ob sie das denn wollen würde. Nein, natürlich nicht! Laeral hat bis zu ihrer Flucht von Stony Rock das Leben zahlloser anderer Adelstöchter gelebt, sie kannte nichts anderes. Unter gefährlichen Umständen ist sie über sich hinausgewachsen und hat Dinge getan und Herausforderungen bestanden, die sie sich nie zugetraut hätte – aber die Liebe zu einem unsteten Leben ohne Heimat, ohne Ziel und, ja, ohne Annehmlichkeiten hat das nicht entfacht. Sie gesteht sich zu, stolz sein zu dürfen darauf, dass sie alles weggeworfen hat, um ihre Schwester zu retten, und darauf, was sie alles ohne zu murren ertragen hat, aber nach all dieser Aufregung möchte sie wieder ein normales Leben, sie braucht geordnete Bahnen. Wer ist sie schon, sich zu beklagen? Wie viele ungezählte Millionen von Frauen mussten vor ihr den heiraten, den ihre Familien für sie ausgesucht hatten? Für sie ist das nun mal Paval. Jaq sieht bestätigt, was sie schon oft angenommen hat: dass Laeral nicht nur auf Grund ihres Lebenslaufs, sondern schon von ihrer charakterlichen Veranlagung her ein unselbstständiger Mensch ist, der möchte, dass ihm jemand sagt, was er tun soll, und sich im Gegenzug um ihn kümmert und für ihn sorgt.

 

Gilborn verbringt den Abend bei Kyva und lässt sich viel von Paval erzählen.

Am nächsten Tag bittet Laeral Raif, sie zu den Demavends zu bringen, um sich für ihren überstürzten Abschied zu entschuldigen. Da sonst nichts anliegt, fragt Jaq Milandre, mit der sie ein kleines Zweibettzimmer bewohnt, ob sie Lust hat, auszugehen.

 

Milandre: Ich fühle mich nicht danach.

Jaq: Und was, wenn du nicht als du selbst gingest?

 

Milandre erstarrt, ohne Jaq anzusehen, und ihre Hand beginnt zu zittern. Jaq ist klar, dass sich Milandre, seit sie von Jaq und ihren Talenten weiß, vermutlich tausendmal ausgemalt hat, wie es wäre, diese Frage gestellt zu bekommen. Milandre würde sie niemals selbst stellen können, und sie hätte auch nie für möglich gehalten, dass so eine wertlose, hässliche Söldnerin wie sie von einer hochgestellten Adepta so großzügig beschenkt werden könnte mit etwas, das eines Königs würdig wäre. Und nun erstarrt sie zu Stein, kann nichts sagen, kann nicht denken, kann nur versuchen, irgendwie das verdammte Zittern unter Kontrolle zu halten. Verflucht, welch Bild des Jammers sie abgeben muss! Die Chance liegt zum Greifen nahe, und nun vermasselt sie alles, weil sie so eine Idiotin ist! Garantiert überlegt die wohlgelehrte Jaqeera es sich gleich anders – wie könnte sie auch nicht angesichts dieses Elends, das sich ihr darbietet?

 

Jaq hingegen befürchtet, zu weit gegangen zu sein, impliziert diese Frage doch gleichzeitig: "So, wie du aussiehst, ist es auch kein Wunder, dass du nicht ausgehen möchtest. Aber ich könnte dich weniger scheußlich machen." Doch da jeder weiß, wie sehr Milandre unter ihrer Entstellung leidet, der sie auch nur einen Tag lang kennt, und Jaq die Einzige ist, die sie anders aussehen lassen kann, wollte sie ihr diese Chance nicht vorenthalten. Es besteht die Gefahr, dass sich mit eigenen Augen selbst ansehnlich gesehen zu haben, zu wissen, wie man heute aussehen könnte, den Schmerz der Entstellung noch vergrößert, was Jaq zögern ließ, aber die Entscheidung liegt ja bei Milandre – Jaq wollte es wenigstens angeboten haben. Sie, die ebenfalls große Probleme mit ihrem Äußeren hat, kann sich noch am ehesten vorstellen, wie man sich fühlen muss, wenn die Möglichkeit zur Abhilfe besteht, aber nicht angeboten wird. Sie weiß allerdings auch, wie leicht man süchtig danach wird...

 

Da Milandre nicht reagiert, empfiehlt sich Jaq leise und schickt sich an, zu gehen. Milandre zwingt sich im letzten Moment, bevor die Tür zufällt, endlich dazu, etwas zu sagen.

 

Milandre: Kannst du dir denn vorstellen, wie ich aussähe, wenn...? (Sie deutet peinlich berührt so kurz und vage wie möglich auf ihr Gesicht.)

Jaq: Ja. Sehr gut sogar.

 

Für Jaq mit ihrem Übermaß an Phantasie und ihrem erlernten Abstraktionsvermögen ist es ein Leichtes: Sie weiß, wie Milandre aussehen könnte, wäre ihr nichts zugestoßen. Behutsam gestikuliert sie, spricht die Formel, kramt ihren Spiegel hervor und reicht ihn Milandre vorsichtig. Die arme Frau kann es nicht fassen: Eine hübsche, dezent geschminkte Amy Smart schaut aus dem Spiegel zurück. Milandre starrt ihr idealisiertes Spiegelbild einen Augenblick an und erleidet dann einen schlimmen Weinkrampf. Jaq möchte sie trösten, aber völlig überfordert zuckt Milandre zusammen und wehrt sie ab, als wolle Jaq sie schlagen. Die Illusionistin entschuldigt sich leise und geht.

 

Unten im kleinen Salon bestellt sie sich einen Tee, setzt sich und fragt sich, ob sie zu weit gegangen ist. Einige Minuten später kommt Milandre vorsichtig die Treppe runter, in ihre abgetragenen Kleider gehüllt, aber immer noch hübsch, bittet fast tonlos um Entschuldigung und fragt sie dann, ob ihr Angebot noch immer gilt.

 

Kyva und Raif bleiben im Speisezimmer zurück, damit Laeral und Paval etwas Zeit miteinander verbringen können. Er wirkt nett, und wäre er gesund, sähe er durchaus vorzeigbar aus. Mit leichten Witzen über seinen Zustand bricht er ein wenig das Eis und bemüht sich um Gesprächsführung, während Laeral arg schüchtern neben seinem Bett sitzt. Derweil lässt Kyva Raif gegenüber sehr diskret durchblicken, wie schwer alles für sie ist, reißt sich aber gleich wieder zusammen, weil sie diese Leute ja davon überzeugen will, dass das eine tolle Ehe wäre.

 

Port Kir ist nicht nur viel kleiner als Zazesspur, sondern auch viel bescheidener und rustikaler, eine arbeitsame Stadt mit keinem großen kulturellen Angebot, aber Milandre ist das ohnehin nicht gewohnt und erwartet es auch nicht. Jaq hat sich als Pacal Shariman hergerichtet und Milandre in ein hübsches Kleid "gesteckt", und obwohl Letztere in ihren Bewegungen und ihrem Gebaren nicht sehr elegant und damit nicht allzu feminin wirkt, würde man denken, dass eine hübsche Bäuerin mal unter Leute geht. Sie ist sehr schüchtern und zurückhaltend, denn ohne einen Spiegel vor der Nase kann sie sich kaum vorstellen, dass sie anders aussieht als sonst, aber sie bemerkt durchaus begehrliche Blicke. Gleichzeitig muss sie sich immer wieder daran erinnern, dass der charmante und dabei doch sehr maskuline Kerl an ihrer Seite tatsächlich eine Frau ist, denn so wie "Pacal" sich gibt, wenn "er" ihr tief in die Augen sieht, bekäme Milandre normalerweise durchaus ein Kribbeln im Bauch. Im Laufe des Abends taut sie auf, da die beiden wirklich keine Probleme haben, angesprochen zu werden, und genießt, mal jemand anders zu sein, nämlich ihr idealisiertes Selbst.

 

Am Morgen nimmt sich Milandre den Spiegel der noch schlafenden Jaq und sieht deprimiert hinein. Aus der Traum...

 

Gilborn geht mit Laeral spazieren und fühlt ihr vorsichtig auf den Zahn. Laeral erläutert, dass Paval wirklich nett ist. Vermutlich würde ihr Pflichtbewusstsein und ihre Dankbarkeit Liandris gegenüber ohnehin dafür sorgen, dass sie ihn heiratet, selbst wenn er ein Scheusal wäre. Doch Paval ist ein freundlicher, aufgeweckter junger Mann, der sich zumindest nach außen hin sehr wacker mit seinem furchtbaren Los schlägt. Natürlich hatte Laeral in ihrem Leben, über das stets nur andere bestimmten, nie gedacht, einmal in deutlich einfacheren Verhältnissen für einen bettlägerigen Gemahl zu sorgen, aber sie versucht, das Positive zu sehen: Paval ist nett, und Kyva legt eine beeindruckende Stärke an den Tag, dass sie unter ihrer Last nicht zusammenbricht, sondern alles ganz allein schaukelt.

 

Gilborn erwähnt es nicht, bedauert aber, die Liturgie von Chaunteas Erneuerung noch nicht zu kennen, die nur verdienteren Priestern vorbehalten ist, denn mit der würde er Paval tatsächlich wieder völlig gesunden lassen können.

 

Währenddessen unterhält sich Raif zu Hause mit Kyva und merkt: Würden sie sich besser kennen, würde sich Kyva erlauben, zusammenzubrechen und sich alles Belastende von der Seele zu reden, denn dafür hat sie niemanden – nur noch Paval, und ihm gegenüber muss und will sie stark sein.

 

Laeral und Gilborn kehren zurück, und in sehr unfeierlicher Atmosphäre meint Laeral, dass sie bereit sei, Paval zu heiraten. Raif fürchtet, sie tut das, bevor sie es sich anders überlegen kann, aber ausgesprochen ist ausgesprochen. Eine Heirat ist öfter eine gesellschaftliche Transaktion, als dass sie aus Liebe geschlossen wird, also hat alles seine Richtigkeit. Laeral wird hier bleiben, um sich in die Geschäfte und die Pflege einzuarbeiten, und die anderen werden nach Zazesspur zurückkehren, um die Thargreves zu informieren.

 

Währenddessen kehren Fleece, J'avo und Skaar von ihrem Abenteuer in #62 – THE VEILED HERITANCE zurück, gerade rechtzeitig, um mit Valmaxian, Spider und Zhai in die Puprle Hills aufzubrechen. Jen ist gerade nicht da, und Max, Spider und Zhai wissen nicht, wo sie sich herumtreibt. Die Information, dass Kithain die Gruppe verlassen hat, interessiert Max nicht im Geringsten. Fleece sieht Zhai an, dass sie sogar ein bisschen erleichtert ist – was sie ihr nicht vorwerfen kann, hielt Kithains Präsenz der Halbdrow doch immer vor Augen, was Zhai mit einem elfischen Vater hätte sein können. Hätte sein sollen. (Aber dann wäre sie nicht Zhai geworden, sondern jemand ganz anderes.) Spider nimmt die Information kommentarlos, aber ernst zur Kenntnis.

 

Die relativ kurze Reise in die Purple Hills verläuft ereignislos. "Wenn die Herolde der Dämmerung im Schatten versinken, wird der Purpurturm den Weg weisen", lautete der Hinweis. Die Herolde der Dämmerung sind Anadia und Coliar, die beiden der Sonne nächsten Planeten, und der Schatten ist ein Sternbild, also errechnete Valmaxian ein Datum im Spätsommer 1374 DR. Der Purpurturm war einst der Turm eines Magiers, aber heute ist er nur noch eine Ruine. Die Abenteurer lagern hier und sehen sich auch ausgiebig um, aber nichts Besonderes sticht ins Auge. Sie zelten vor der Ruine und schlagen zwei Tage tot, weil sie zeitig genug vor dem berechneten Datum losgeritten waren. Diese verbringt Valmaxian damit, das Äußere des verschlossenen Turms exakt zu inspizieren, jedoch ergebnislos. Er schwebt auch daran hoch und kann durch eingestürzte Dachbalken hindurch das Turmzimmer sehen, aber keine Lücke ist groß genug für einen von ihnen.

 

Der große Tag bricht an, und man hat die merkwürdige Situation, dass seit ihrer Ankunft niemand hier war und sie sich bereits umgesehen haben, aber heute müssen sie das noch mal, denn die schwere Tür hat sich nicht einfach so geöffnet. Sie probieren vor dem Purpurturm allerlei Unsinn aus, weil sie nicht wissen, ob sie etwas Bestimmtes tun müssen oder ob zu einer bestimmten Stunde von selbst irgendetwas passiert. Der Tag schreitet voran, und Fleece wird stündlich nervöser, weil sich nichts tut, die Gruppe aber auch nichts Auffälliges finden kann.

 

Da ihr sonst nichts Besseres einfällt, fängt Zhai an, sich die zahllosen Steine anzusehen, die im Gras liegen. Sie kommt sich dämlich dabei vor, aber irgendetwas muss man tun, anstatt diesen Tag ungenutzt verstreichen zu lassen, also nimmt sie einen in die Hand, dreht ihn, legt ihn wieder hin, und so weiter. Als niemandem mehr etwas einfällt, machen nach und nach die anderen aus purer Verzweiflung mit, und tatsächlich ist es dann wiederum Zhai, die am späten Nachmittag unter einem Stein eine auffällige Gravur findet. Sie zeigt ihn Max, der die Rune als drachische Rune für "Klopfen" identifiziert. Er klopft also mit diesem Stein gegen die Tür des Turms, die sich daraufhin sofort öffnet.

 

Als er eintritt, hört er von oben Nyx' Stimme, so beiläufig gerufen wie von jemandem, der in der Küche arbeitet und die Besucher wissen lassen will, dass er gleich da ist: "Bitte nur einer, ich habe nicht genug Tee!" Man tauscht Blicke, und Fleece erklimmt die ruinösen Stufen nach oben.

 

Das schräge, verfallene Turmzimmer ist calishitisch eingerichtet (sehr wahrscheinlich nur eine Illusion), und tatsächlich gießt Nyx in seiner calishitischen Persona Saxif D'aan gerade Tee ein und bedeutet Fleece, sich zu setzen. Nach etwas völlig belanglosem "Habt ihr gut hergefunden?"-Smalltalk geht's ans Eingemachte.

 

Nyx: I should like to get to know your way of thinking a bit better. Let's look back a couple of years. Imagine you were faced with going through the Gauntlet again. The Fellowship of today is quite different from what it was back then. If you could choose only seven adventurers, who would you pick, and why?

Fleece: Only seven, huh? Let's see... Okay, there's no way I'd even consider it without Jewel. No idea where she is, though, but since this is hypothetical... This is hypothetical, right? (Nyx lächelt, was Fleece als Bestätigung deutet.) Well, she'd be my first pick, obviously. Maxi, uhm, Magister Valmaxian, hands down. I don't know how we managed without him when we went to the Gauntlet. He isn't a great damage dealer, but his knowledge and utility spells make all the difference in the world. Myself, of course. Someone's got to call the shots. (Sie lächelt entschuldigend.) Spider. He's the most powerful member of the Fellowship and the most versatile. I'd actually pick Ashe, too. He's got some nice combat spells, but having skeletons as trap decoys would be my main reason for taking him. How many are these? (Nyx hält fünf Finger hoch.) Already! To think that we used to be only a handful – how did we manage to get anything done? Now seven's not enough. All right, I'd need fighters. (Sie überlegt kurz.) Skaar and J'avo.

Nyx: I'm surprised. I would've put my money on you choosing Jendara and Raif.

Fleece: Not for the Gauntlet. Raif's best when he's fighting one on one, not great for crowd control. And Jen needs space if she wants to shine. In the Gauntlet, there were too many narrow corridors and too few open rooms. Skaar and J'avo are our heaviest and strongest fighters, both can take a beating and both are hard to bypass. Great defenders, unlike Raif and Jen. I think that'd be more important than mobility. Learned that in Tashalar.

Nyx: What about Zhai?

Fleece: I could use them all, but if it's just seven, it's just seven.

Nyx: Good, good, good. You just picked the seven Heroes of the First Sun for the grand finale.

Fleece: What?

Nyx: Please note that those you named must go. The only way to replace one of them would be an untimely death before entering the finale. If one refuses, none can enter.

Fleece (aufgebracht): Why didn't you... (Sie stoppt sich, denn schließlich spricht sie mit einem Drachen.) You want us to actually return to the Gauntlet?

Nyx: No. I just provided assistance in making a good decision by giving you an example. You will find your actual destination more challenging, to be sure. Which is only fair since your abilities have grown quite a bit since the Gauntlet, haven't they?

Fleece: But... where? When? Jewel's Selûne knows where!

Nyx: Heroes of the Fellowship do seem to have the habit of turning up when they're needed. A little sanguinity here?

 

Nach einem Schnitt kehrt Fleece etwas blass um die Nase zu den anderen zurück und teilt ihnen mit, was sie von Nyx erfahren hat. Am dritten Tag des dritten Tendays im Nightal (also am 23. Nightal) wird man in Waterdeep von Raziel erfahren, wo und wie genau es weitergeht – und da Nyx das Finale mit dem Gauntlet verglichen hat, kommt dafür nur ein Austragungsort infrage: Undermountain. Die Einzige, die sich offensichtlich darüber freut, ist Zhai. (Skaar würde es auch, wenn ihm der Begriff etwas sagte.) Ausgerechnet ihr muss Fleece nun erklären, dass sie nicht mit von der Partie sein wird, weil Fleece die Teilnehmer aussuchen musste, ohne zu wissen, dass sie sich damit bereits festlegt. Zhai sagt nichts, geht aber erst mal weg von den anderen, um mit sich und ihrer Enttäuschung allein zu sein. Valmaxian nimmt die Neuigkeit, dass er an einem Abenteuer an einem der gefährlichsten Orte Faerûns teilnehmen soll, ohne äußerliche Regung hin, erklärt dies Skaar aber genau so, woraufhin dessen Vorfreude natürlich keine Grenzen kennt. Fleece entschuldigt sich bei J'avo, dass sie ihn da hineingezogen hat, aber er zwinkert ihr nur zu, sie soll sich keine Gedanken machen – brütet dann aber selber vor sich hin, weil Gruselgeschichten über Undermountain sogar bis zu ihm in den tiefen Süden vorgedrungen sind.

 

Später fragt sich Fleece, warum Nyx ihr eine hypothetisch scheinende Frage gestellt hatte, anstatt sie vor die klare Wahl zu stellen. Traute er ihr nicht zu, nicht nach Sympathie zu entscheiden? Hätte sie es anderenfalls wirklich übers Herz gebracht, Jen oder Zhai nicht zu wählen? Wollte er sicher gehen, dass sie aus einer entspannten Situation heraus ihre Entscheidung nach ganz nüchterner Überlegung traf, damit auch wirklich jene gehen, die sie für die Geeignetsten hält? Oder wollte er vielleicht vermeiden, dass sie Rücksicht auf jemanden nimmt, von dem sie nicht denkt, dass er mitkommen würde? Oder wollte er ihr Schuldgefühle ersparen, die sie vielleicht gehabt hätte, hätte er erst die Regeln erklärt und dann von ihr verlangt, über ihre Gefährten zu bestimmen?

 

Zurück in Zazesspur treffen die Abenteurer auf Jen, der Fleece natürlich auch erst mal berichtet, was passiert ist. Jen hört sich alles aufmerksam an, scheint sich in irgendetwas bestätigt zu sehen und eröffnet Fleece aus heiterem Himmel, dass sie die Gemeinschaft verlassen wird. Nachdem Theon sie von den Toten zurückgeholt hatte, schwor Jen einen Eid auf Lathander, nach seinen Prinzipien zu leben. Das tat sie, so gut sie nur konnte, und nun hofft sie, dass sich ihr Zurückkommen für genug Menschen gelohnt hat, dass sie wieder an sich selbst denken darf, ohne sich zu versündigen. Darüber dachte sie zum ersten Mal nach, als sie in Zazesspur erfuhr, dass die Jagd nach den Schlüsseln beendet ist und nur noch das große Finale bevorsteht: 'Was, wenn ich danach aufhöre?' Ein konkreter Entschluss war das noch nicht. Den Ausschlag gaben letztlich zwei Faktoren. Einer war Caldaia, die ihr zeigte, dass sie auch ein anderes, ein geordnetes Leben führen könnte, dass so etwas tatsächlich sogar für Jen möglich wäre. (Nein, nicht an Caldaias Seite, das war Jen durchaus von vornherein klar.) Der andere war der Leuchtende Süden und die Einsicht, wie leicht sie fast wieder in der Sklaverei gelandet wäre. Es wimmelt in Faerûn vor bösen, aber mächtigen Menschen, und entfernt man einen, steht der nächste schon parat. Es ist der Kampf gegen eine Hydra, und in Tashalar wurde ihr wieder vor Augen geführt, was sie für diesen Kampf aufs Spiel setzt – und das ist es ihr nicht mehr wert.

 

Fleece ist völlig erschüttert – nicht auch noch Jen! Theon, Cordian, Rhoedry und Nefirti sind in dieser Gemeinschaft gestorben, Raveena, Vardis, Bran und Kithain haben sie verlassen, Valmaxian ist nur wegen der Aussicht dabei, einen unberührten Drachenhort zu plündern, und Ashe steht auch schon mit einem Bein in der Tür und wäre ebenfalls bereits weg, wüsste er nicht, dass ohne seine Verbindung zu Raziel die Schlüsselsuche beendet wäre. Jewel ist obendrein ohne Vorwarnung spurlos verschwunden. (Fleece geht davon aus, dass Nightscar sie irgendwie aufgespürt und dazu gezwungen hat, erst mal wieder bei ihm zu bleiben. Die Wahrheit kann sie nicht ahnen.) Es werden immer weniger. Wer wird in zwei, drei Jahren noch übrig sein?

 

Jen weist darauf hin, wie absurd sie Fleeces Sorge findet. Die wenigsten Abenteurergruppen umfassen mehr als ein halbes Dutzend Mitglieder, und wie viele stehen Fleece zur Verfügung? Da sind Raif, Spider, Zhai, Jaq und Skaar, und zumindest jetzt sind noch Ashe und Maxi mit von der Partie. Hinzu kommen J'avo, Gilborn und bis auf Weiteres Milandre, und sicher wird auch Jewel irgendwann wieder auftauchen. Das ist eine verdammte Menge. Fleece jedoch versetzt, dass es ihr nicht um die Anzahl geht, sondern um den festen Kern, um die Gründungsmitglieder, um ihre engsten Freunde.

 

Jen erinnert Fleece an Theons Idee: Die Gemeinschaft der Ersten Sonne wirkt als Ganzes, unabhängig davon, wer ihr angehört, solange sie gut geführt wird, und das obliegt seit Theons Tod Fleece. Dabei spricht Jen ein extrem seltenes Lob aus und sagt, was ihr so deutlich noch nie über die Lippen gekommen ist: dass sie Fleece für eine sehr gute Anführerin hält, besser als Theon, der das Herz dafür hatte, aber weder die Cleverness noch die Weitsicht. Natürlich, Menschen kommen, Menschen gehen. Wer ist denn schon für ein dauerhaftes Abenteurerleben über viele Jahre gemacht? Fleece und Raif würden wohl wahnsinnig werden, wären sie zu lange an einen Ort gebunden – sie gehören auf die Straße und in dieses Leben. Aber sonst? Jeder hat seinen Grund, der Gruppe anzugehören, aber für wie viele ist es der, in einem unsteten Abenteurerdasein ständig sein Leben zu riskieren?

 

Ja, aber Jen sei von Anfang an dabei gewesen, wirft Fleece ein. Jen widerspricht, man müsse nicht Seite an Seite leben, um befreundet und einander wichtig zu sein. Fleece entgegnet, dass es etwas anderes sei, wenn man sich nur einmal im Jahr sieht (wenn überhaupt) und ein komplett anderes Leben führt – warum wohl haben sie alle die intensivsten Beziehungen untereinander und nicht mit Außenstehenden? Weil die das Leben, das sie führen, nicht verstehen und weil die Helden es ihnen nicht begreiflich machen können, und natürlich weil sie so irrsinnig viel Zeit nur miteinander verbringen. Abgesehen davon, dass Fleece und Jen das dann künftig nicht mehr tun, würde Fleece auch ihren Gegenpol vermissen, den sie so braucht: Jen ist meistens anderer Meinung als Fleece und auch die Einzige, die sich nicht von ihr um den Finger wickeln lässt und ihr Kontra gibt. Jen winkt ab: Fleece brauche sie nicht, sie sei inzwischen verantwortungsvoll genug, auch ohne sie die richtigen Entscheidungen zu treffen.

 

Auf die Frage, was Jen denn eigentlich stattdessen tun wolle, verweist diese auf ihr Offizierspatent – zwar nur eine Schlachtfeldernennung (respektiert von den Soldaten, jedoch belächelt bis verachtet von den Offizieren), aber immerhin. Sie hatte Lt. Bescoby bereits Erkundigungen einholen lassen, und ja, die Garde würde sie nehmen. Dabei würde sie sich jedoch nicht bei der Stadtgarde verdingen, sondern tatsächlich bei der Armee. Genau deshalb war sie unterwegs, um sich ihre Schlachtfeldernennung auch in diesem Herzogtum bestätigen zu lassen – nur ein Einsatzgesuch hat sie noch nicht eingereicht, denn das hatte sie vor, nachdem die Suche nach den Schlüsseln beendet ist. Nun erfährt sie, dass sie am Finale nicht teilnehmen wird – ein Wink des Schicksals, oder?

 

Es geht zwischen den beiden noch lange hin und her, aber Jens Entschluss steht fest: Sie wird zur Armee gehen, und auch die silberzüngige Fleece kann sie nicht davon abbringen.

 

Fleece besucht Ashe bei Morgulas und teilt ihm mit, dass sie auch ihn "freiwillig gemeldet" hat. Er wirkt, wie sie erwartet hatte, alles andere als glücklich darüber, denn inzwischen genießt er die schräge "Normalität" seines Lebens und möchte eigentlich gar nichts anderes – aber Fleece weiß auch, dass er sie niemals hängen ließe, und er bemüht sich auch (erfolglos), Freude und Zuversicht vorzuspielen.

 

Fleece bemüht sich natürlich sogleich um eine Überfahrt und merkt sich den ungefähren Zeitpunkt des Einlaufens eines Schiffes vor, das im Anschluss Athkatla ansteuern wird. Von dort aus muss man sich um die weitere Reise die Schwertküste hinauf kümmern. (Es kann gut sein, dass im Winter kein Schiff Waterdeep ansteuern wird, also muss man so schnell wie möglich los.) Da Jewel nicht hier ist, versucht Fleece, Zhai mit der Aussicht auf Ersatz zu trösten, und bittet sie, als "Springerin" mitzukommen. So oder so benötigt sie Hilfe in Waterdeep, denn natürlich plant sie, ihren Trumpf in Form des Portkristalls einzusetzen. Undermountain ist schließlich Faerûns berühmtestes Massengrab für Abenteurer, seine Gefährlichkeit ist legendär. So hätte man mit dem Portkristall und den Fährsteinen einen letzten Ausweg, wenn alle Stricke reißen und der sichere Tod bevorsteht – aber dazu müsste auch jemand den Portkristall bewachen. (Natürlich würde er den Rückweg massiv vereinfachen, bliebe er hier, aber Fleece hat so viel Respekt vor Undermountain, dass sie auf diesen Luxus verzichtet, wenn das später den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen könnte.)

 

In der Zwischenzeit reicht Jen ihr Einsatzgesuch ein und wird mit Fürsprache von Tully und Bescoby umgehend an den nördlichen Rand des Wealdath nach Toaketh abkommandiert. (Eigentlich hatte sie auf eine Stationierung in Brost gehofft, aber in Toaketh herrscht wohl mehr Bedarf.) Die weite Reise will Raif sie nicht allein antreten lassen, und der Weg führt ohnehin durch Mosstone. (Das bedeutet natürlich, dass auch Milandre mitkommen wird.) Gilborn freut sich, endlich mal wieder für eine sinnvolle Aktion mitkommen zu können, muss man dort oben doch immer wieder Übergriffe der Oger des Sothilisian Empire befürchten, und in der Hoffnung, dass genau das nicht geschieht, kommt auch Jaq mit, weil sie nicht mutterseelenallein in Zazesspur zurückbleiben möchte. Valmaxian dupliziert für alle Fälle Jens Papiere zweimal.

 

Im Ordenshaus der Ersten Sonne sitzen Fleece, Jen, Raif, J'avo, Spider, Zhai, Jaq, Max, Ashe, Skaar, Gilborn und Milandre ein letztes Mal zusammen und feiern, lassen ihre Erlebnisse Revue passieren und baden geradezu in ihrer gemeinsamen Vergangenheit, die sie noch einmal aufleben lassen. Von den meisten verabschiedet sich Jen schon hier, obwohl sie erst übermorgen früh aufbricht. Den nächsten Tag und ihre letzte Nacht verbringt sie mit Caldaia, und auch wenn beide es nicht aussprechen, ist klar, dass das Unvermeidliche einfach nur offiziell gemacht wird: Sie können nicht zusammen sein. Jen verspricht Cal natürlich, sie zu besuchen, sobald sie darf.

 

Am Abreisetag begleiten Fleece, Ashe und Spider noch vor Sonnenaufgang Jen, Jaq, Gilborn, Raif und Milandre bis zum Stadttor, wo sie sie verabschieden. Fleece und Ashe weinen, doch Jen ist natürlich wie immer Herrin ihrer selbst und tröstet sie. Jen bittet Fleece, ihr Feldpost zu schicken, wenn sie aus Waterdeep zurück ist, denn Jen möchte ja auf dem Laufenden bleiben. Raif erinnert Fleece nochmals daran, was die Gemeinschaft der Ersten Sonne Zarak Belshazar schuldet, falls sie siegen sollte, nimmt sie fest in den Arm und lässt sie versprechen, heil zurückzukommen.

 

Hintergrund: Die Story stand, sie wurde diesmal nur nicht angespielt und blieb daher im Hintergrund. Garmlaith Chesson war ein reicher unbelehnter Adliger, der in Port Kir im Salzhandel mitmischte, im Hafen viele Packer und Träger beschäftigte und außerdem eine kleine Karawanenroute unterhielt. Da er keine männlichen Nachkommen, sondern nur drei Töchter hatte, derer zwei zudem das Erwachsenenalter nicht erreichten, würde der Erbe sein Schwiegersohn Illurn Demavend sein.

 

Paltor Denard, ein reicher Bürgerlicher, dem in Port Kir einige Fischereien gehören und der insgeheim Bane verehrt, plant schon lange, sich die Reichtümer der Chessons unter den Nagel zu reißen. Er erhielt die günstige Gelegenheit, Illurn und dessen und Kyvas Sohn Paval auf einen Schlag aus dem Weg zu räumen, und ließ ihr Essen vergiften. Illurn starb, aber Paval überlebte, jedoch schwer vom Gift gezeichnet. Darum würde sich Denard später kümmern, jetzt bot er sich erst mal als neuer Schwiegersohn an. Garmlaith mochte den gierigen Verehrer jedoch nicht und lehnte ihn ab. Daher gab Denard Garmlaiths Ermordung in Auftrag. Nun, vaterlos, verwitwet und mit einem ans Bett gefesselten Sohn würde Kyva verkaufen müssen. Stattdessen fuchste sie sich in das Unternehmen hinein. Denard hatte Zeit, also lehnte er sich in der Annahme zurück, dass ihr bald alles über den Kopf wachsen würde. Natürlich werden ihm bald Gerüchte zu Ohren kommen, dass Paval heiraten wird, und das wird ihm nicht gefallen.

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