09 - Queen Of Hearts {{ currentPage ? currentPage.title : "" }}

Nach Tagen erhält Jack endlich Ciscos lang ersehnten Rückruf. Cisco, ein orkischer Shadowrunner und der einzige Unterwelt-Kontakt, den Jack hat, hatte den Umzug und das (eigentlich nur vorübergehend gedachte) Versteck in Irvine organisiert. Am Nachmittag des 17.01.2060 fuhr ein Wagen mit dem charakteristischen "Wheaton – Moving You Forward"-Aufdruck vor, bewaffnete Schläger stiegen aus, eröffneten das Feuer, töteten Ciscos Kumpel und verletzten ihn schwer, griffen sich Jacks Frau und Tochter und brausten davon. Cisco konnte noch erkennen, dass sie auf den Highway 405 nach Norden abbogen. Zwar hatten sie Overalls des Umzugsunternehmens getragen, aber Cisco hatte charakteristische Gangtattoos in den Gesichtern erkannt und festgestellt, dass sie alle Setsuko-Arasakas benutzten – und er weiß von den Manhattan Mariners, dass sie erst neulich eine Waffenlieferung von Setsuko-Arasaka abgefangen hatten, und die haben ihr Revier in Neptune's Junkyard, Manhattan Beach, L.A.

 

Jack klaut einen an einer Ampel haltenden Wagen GTA-style und rast los wie ein Irrer. Am späten Nachmittag erreicht er den Schiffsschrottplatz Neptune's Junkyard, stellt seinen Chipsatz neu zusammen und schleicht sich gekonnt durch die atemberaubende Location (Uncharted 3 5, Abducted, 63 %, 6 Std. 1 Min., Uncharted 3 6, Rough Seas, 67 %, 6 Std. 41 Min.).

 

Jack kapert ein Schnellboot und rast bei immer schlechter werdendem Wetter und aufziehendem Sturm dem Kreuzfahrtschiff hinterher, das sich von Neptune's Junkyard wegbewegt, und geht an Bord (Uncharted 3, Kapitelanwahl Cruisin' for a Bruisin'). An Bord der La Reina del Mar prügelt Jack aus einem Piraten heraus, dass Frau und Tochter zwar vom Schrottplatz aus per Boot auf ein Schiff gebracht worden waren, aber nie auf dieses, sondern auf die "Queen of Hearts"...

 

Als Alarm ausgelöst wird, macht Jack eine Rettungskapsel klar, die sich selbstständig aufbläst und mit kleinem Außenbordmotor, GPS und Verpflegung ausgerüstet ist, und hält mit ihr durch den Sturm wieder auf die Küste zu.

 

Gator hat Cutty eine neue Wohnung besorgt, die über dem Tätowierstudio Needles & Pins liegt. Er stellt ihm Needles und einen Tätowierer vor. ("No, I'm not Pins.")

 

Fiona und Scandal treffen sich zum Mittagessen, und Scandal hadert mit sich selbst, bevor sie damit herausrückt, was sie auf dem Herzen hat: Sie hat Ghost gestern Morgen in La Puente gesehen, als wäre L.A. ein Dorf. Sie wollte noch rufen, sah aber, wie die Tür, an der er geklingelt hatte, von einem hübschen jungen Ding geöffnet wurde, das ihn umarmte und küsste. Scandal blieb also und wartete, und er kam erst nach zwei Stunden wieder raus. Fiona lässt sich verraten, wann genau das war, und weiß noch, dass er gestern Morgen Laufen gehen wollte, um den Kopf freizukriegen. In letzter Zeit läuft auch nicht mehr so viel im Bett. Ghost behauptete, das liege an den Medikamenten, die er schluckt, um TLE-x vorzubeugen. Scandal entgegnet, weil er so krank ist, denkt er vielleicht nicht mehr an morgen, sondern nimmt alles mit, was er noch kriegen kann. Fiona ist am Boden zerstört und läuft zu den Toiletten.

 

Meryl und Stu wollen sich den gebrauchten '49er Sandhog ansehen, den Fred frisch reinbekommen hat. Neu kostet er ¥ 26.000, aber Fred ist bereit, ihn Meryl für ¥ 4.000 zu überlassen.

 

Stu: Of course he's gonna try and rip you off, what do you think?

Meryl: So... what's the plan?

Stu: The plan is you drink a nice tall glass of Shut The Fuck Up and let me do the negotiating.

Sie fahren aufs Gelände, steigen aus und betreten die offene Werkstatt.

Stu: Where's the dipshit that calls himself man of the house?

Wendy: Who pissed into your breakfast this morning? (Sie betrachtet einen abgetrennten Daumen.)

Meryl: What you got there?

Wendy: A thumb. An actual thumb. It was in my Pepsi, can you believe it?

Meryl: No way! (Sie linst in die Pepsi-Dose, betrachtet dann den Daumen.)

Wendy: Yeah, I opened it up, and there it was, floating like a... tiny little hitch-hiker.

Stu: Maybe it's a contest? "Collect all four"?

Wendy sieht ihn unwirsch an, aber Meryl winkt ab.

Meryl: Don't mind him. He's all out of booze. You know what he's like when he's sober.

Wendy: Yeah. Even more insufferable than when he's drunk.

Stu: Women. You can't live with them, but you can't cut 'em up into tiny pieces and tell the neighbor she's in Palm Springs either.

Fred (kommt außer Atem rein): Hey. Stu already here? Oh, there you are.

Stu: What the fuck took you so long?

Fred: Sorry, I was out, running.

Stu (mit hochgezogener Augenbraue): Running.

Fred: Sure. You gotta stay in shape. You should try it yourself, buddy. My grandmother, she started walking five miles a day when she was 60. She's 95 today, and we don't know where the hell she is.

Stu: What a hoot. (Er gibt Fred die Hand) Let's see it.

Fred: Right down to business, eh? Here you go. (Er zieht die Plane vom Sandhog.) Sandhog, build year '49. War Hammer engine with hybrid cooling, Hydrosprings, roll bars, off-road suspension and Road Warriors, just like it just left the assembly line. (Er tritt gegen die Reifen) Mint condition.

Stu: You lie like I play the french horn. Like it just left the assembly line? EMC didn't  issue anything with a War Hammer in '49. Maybe it's because the War Hammer wasn't even out in '49. And I seriously doubt that's Road Warriors. (Er hockt sich hin, betrachtet die Reifen) They got the logo all wrong. These are Track Masters, looks like. See? They didn't erase all of the old logo. See the welded seam? They couldn't get the bump right. Open the hood.

Fred (öffnet die Haube): Look for yourself. War Hammer. The former owner had it built in, it seems.

Stu: Jesus H. Christ! That's a War Hammer, all right. First generation, Fred. You remember the recall?

Fred: C'mon, Stu, you know that just four percent of all engines were affected.

Stu: Four percent, my ass. A first generation War Hammer makes this car worthy of swallowing the business end of a shotgun to avoid, and you know that. That fucking thing dies on you every hundred clicks. Sure, as a chop shop owner you wanna stay in business, but c'mon. We give you 1.000 bucks, and that's more than it's worth.

Fred: No, uh-uh, no way, I'm sorry, not gonna happen.

Stu: Whoa, whoa, prom night flashback. You seriously wanna skim us for four fucking K? You seem to think we're Ma and Pa Shitkicker from Bumfuck, Arizona.

Fred: You know darn well I can sell it for four anytime.

Stu: Yeah, to some dumb fuck who thinks they got a good deal when you charge a mere five K for a fourty-niner Nissan-Holden Brumby that's been salvaged from the fucking desert. What was his name?

Fred (muss schmunzeln): Edward... Phillip... something the Third. He was a real gull.

Stu: Yeah. One-five.

Fred: Stop yanking my dick, Stu, this ain't funny.You expect me to counter with three-five?

Stu: Does Edward Phillip whatever the fucking Third bring you any business? No. I'm here at least once a week, I'm getting a fucking discount.

Fred: All right. (Er überlegt.) Tell you what. As a special favor to you, I'll charge you three K all up – and not a single dime less.

Meryl (lehnt sich gegen Stu, leise): Come on, Stu, three K ain't bad.

Stu: Honey, if you give that fucking nimrod three thousand bucks, I'm gonna shoot him on general principles.

Fred: I'm gonna go all crazy here and throw in a spare tank of petrochem, what do you say?

Meryl: Stu? Deal? Come on.

Stu: Got yourself a deal, Ebenezer.

 

Jack hat in der Zwischenzeit die Umbuchungsunterlagen auf das neue Konto bei der First Liberty Savings and Loan gefunden. Als Cisco nun Tage später endlich wieder ans Komm geht, teilt Jack ihm mit, dass ihm aufgefallen war, dass einer der Runner, die die Extraktion durchgezogen hatten, ein großer Indianer, Ghost genannt wurde. Cisco braucht etwas Zeit, findet aber heraus, dass Bono der Schieber eines gewissen Ghost ist, und will den Kontakt herstellen.

 

Die überraschte Meryl erhält einen Anruf von Ghost, der sie fragt, ob sie etwas vorhat – er hätte da eine kleine Sache, bei der er etwas Rückendeckung gebrauchen könnte. Ray, ein Bekannter von ihm, ist angeblich an ein Paket Beetles gelangt. Seine Frau hat den Verdacht, dass er fremdgeht. Heute Nacht will er das Paket angeblich zu Geld machen. Ghost soll ihm diskret folgen und entweder auf seinen Arsch aufpassen, sollte er wirklich mit zwielichtigen Gangern Geschäfte machen, oder herausfinden, wer seine Geliebte ist, sollte er diese besuchen.

 

Ghost kommt nach Hause, entschuldigt sich, dass er nicht mit zur Party kann, ihm sei noch etwas Geschäftliches dazwischen gekommen. Dazu denkt sich Fiona natürlich sofort ihren Teil... Er gibt Fiona einen Kuss auf die Wange, die aber gar nicht reagiert.

 

Jack liegt im abgedunkelten Haus und versucht, sich nicht von endloser Traurigkeit übermannen zu lassen.

 

Fiona geht am Abend sexy angezogen auf die Party, auf der auch Scandal ausgelassen tanzt. Sie fragt bei ein paar Bekannten etwas nach, und wir sehen Cutty im Badezimmer, der gerade mit dem defekten Wasserhahn kämpft. Fiona platzt herein, schließt die Tür ab, drückt Cutty gegen das Waschbecken, flüstert ihm "Fuck me 'til I can't remember my own name anymore" ins Ohr und küsst ihn stürmisch...

 

Ghost und Meryl sitzen in Meryls neuem Sandhog und warten auf Ray. Bei ihrer Unterhaltung schneidet Meryl auch betrübt die ODF-Geschichte an, und Ghost spricht seine Anerkennung aus, dass sie es geschafft hatte, ihrem Team nicht in den Rücken zu fallen, obwohl es sich bei den Gegnern um die Sons of Liberty handelte. Besonders macht Meryl zu schaffen, dass sie nicht im Kampf gefallen sind, sondern durch Kitsune hunterrücks gemeuchelt wurden. Dass Kit sie dann auch noch dafür kritisiert, dass sie nicht mitkämpft, als sei nichts gewesen... Ghost merkt auch an, dass sich Meryl beizeiten einen neuen Straßennamen zulegen sollte. Meryl beklagt, dass sie bei den Sons of Liberty stets das Küken war, das nie auf die Einsätze mitdurfte, und selbst, als sie eigentlich alt genug gewesen wäre, hatten doch die meisten nie aufgehört, sie als ein Kind zu betrachten. Um sich zu beweisen, hatte sie die Söldner verlassen, doch nun fühlt sie sich wie eine Hochstaplerin, sei sie doch eigentlich viel zu jung für die Straße. Ghost widerspricht entschieden und meint, dass sie sich das von niemandem einreden lassen sollte, denn die, die keine Wahl haben, werden auf der Straße geboren und müssen sich bereits in einem viel früheren Alter als Meryls beweisen. Er erzählt ein paar Anekdoten.

 

Ghost: Eines der größten Probleme ist aber einfach, dass man sich als Kind den Respekt erarbeiten muss, wenn man es mit Älteren zu tun hat. Egal, ob die Pisser ein Jahr oder zehn Jahre älter sind. Wenn sie sehen, dass man selbst mehr erreicht hat, wird es kritisch, und man muss erst mal dafür sorgen, dass man ernst genommen wird. Ein echtes Problem. Man kann versuchen, immer ordentlich mitzulaufen und sich so mit der Zeit Respekt zu verdienen. Aber oft ist die Zeit nicht da. Also versuchen die Meisten, irgendwelche möglichst krassen Sachen zu starten, wenn sie Respekt wollen – oder auch nur in Ruhe gelassen werden möchten. Zum Beispiel mit dem Geeken anfangen. Im Ernst, es gibt wenig auf der Straße, das gefährlicher ist als diese Kiddies. Nicht, weil sie so gut wären, sondern weil sie meistens für harmlos gehalten werden, aber fast alles machen. Die meisten Leute glauben, dass Straßenkids, wie ich selber eines war, alle voller Drogen wären und schon im Alter von sechs Jahren damit beginnen, Leute umzubringen. Deshalb seien sie so abgestumpft, verdreht und hätten eine unmoralische Weltsicht. Das ist einfach gequirlte Scheiße.

     Ich bin noch nicht mal in einem der schlimmeren Slums aufgewachsen. Columbia lag in Downtown. Ich gebe zu, dass eine Mülldeponie und ein Frachthafen nicht unbedingt meine Vorstellung vom Paradies widerspiegeln, aber immerhin hatten wir es nur fünf Blocks bis zur strahlenden Reinheit der Geschäftsviertel in der Rainier Avenue. Der größte Anteil der Leute in Columbia hat Wurzeln in der Karibik. Wir hatten einige echt abgefahrene Voodoo-Gangs in der Nachbarschaft, kann man nicht anders sagen. Jedoch war es deshalb nicht so, dass die Drogen bei uns auf der Straße rumlagen. Bei uns lagen ganz andere Sachen auf der Straße, meist Teile von Autos oder Patronenhülsen. Die Luft, die man atmen durfte, war gratis, doch sie war durchsetzt mit einer zähen Hoffnungslosigkeit, die einem die Atemwege verklebte und dafür sorgte, das man ständig Tränen in den Augen hatte. Zwanzig Blocks im Würgegriff der Armut und der Gangs. Die Gangs bieten eine Möglichkeit, sehr schnell und ohne Schulbildung Geld zu verdienen. Und das braucht man dringend. Im Durchschnitt wird man nämlich im Alter von fünfzehn Mutter bzw. Vater. Ich kannte einen oder zwei Zwanzigjährige, die hatten zwei Frauen, der eine hatte insgesamt drei Kinder, der andere fünf. Na ja, mit irgendwas muss man die Zeit ja totschlagen, wenn man arbeitslos ist. Viel Zeit, keine Perspektiven und mit dem inneren Drang, sich selbst zu beweisen, ist eine Freundin oder ein Freund für fast alle Jugendlichen ein erster Lichtblick im Dunkeln der Straße. Was soll man als Kind schon machen, wenn man nicht zur Schule gehen kann. Die Verhältnisse in den wenigen staatlichen Schulen, die es noch gibt, sind gefährlicher als draußen auf der Straße. Entweder man fehlt zu oft, wegen Verletzungen oder weil man andere Dinge zu tun hat, oder man wird der Schule verwiesen. Ein richtiger Abschluss war deshalb immer so was wie ein Volksfest bei uns. Viel zu wenige schaffen es, sich durch das System zu beißen, ohne vorher zu sterben, verkrüppelt oder geschwängert zu werden. Die drei häufigsten Gründe für einen vorzeitigen Schulabbruch.

     Leider reicht ein Abschluss gerade mal aus, um einen Fuß in besseres Gebiet zu setzen. Der Job, den du damit bekommen könntest, ist nicht besser als die Alternativen in unserem Viertel. Okay, 'nen Job kriegst du auch mit Ausbildung nicht, erst recht nicht, wenn du aus so einer Gegend stammst. Wenn zwei Leute aus einer Familie arbeiten gehen und sich alle zusammenreißen, reicht es gerade so für das Nötigste. Kaum ein Wunder also, dass viele sich nach Alternativen umsehen. Die lukrativste Arbeit ist die als Drogendealer. Je jünger du bist, desto besser. Die Leute sehen in einem Sieben- oder Achtjährigen nicht wirklich einen ausgebufften Kriminellen. Und die rivalisierenden Gangs wissen, dass sie dich nur mal halbherzig zusammenschlagen müssen, damit du von nun an für sie arbeitest. Bei uns hat niemand gesagt: "Ich werde mal Feuerwehrmann." Meist war es eher etwas wie: "Falls ich erwachsen werden sollte, würde ich gerne..." Zeigt eigentlich ganz anschaulich, wie wir unsere Zukunft wahrnahmen.

     Solche Gedanken machst du dir mit acht Jahren, wenn du dich mit dem Gesicht nach unten auf den Fußboden im Wohnzimmer hinter den Heizkörper drückst, während draußen die Schüsse peitschen. Im Sommer kam es ein-, zweimal pro Monat vor, dass die Gangs sich von zwei Häusern aus bekriegten. Meist ballerten sie nur wild in der Gegend herum, ohne jemanden von der Opposition wirklich zu treffen. Nicht wenige Kugeln trafen Fenster und Wände von Wohnungen. Ich weiß nicht mehr genau, wie viele Freunde und Verwandte von Freunden auf diese Weise ins Gras gebissen haben. Die Mutter von Dogboy beispielsweise kam einfach nicht mehr vom Klo runter. Dogboy war in meinem Alter. Seine kleine Schwester, sie war damals, glaube ich, gerade sechs geworden, klopfte weinend gegen die Tür und rief nach ihrer Mom. Dogboy und sein großer Bruder haben dann zusammen die Tür aufgebrochen. Dogboys Mutter saß immer noch auf dem Klo, das Toilettenpapier in der Hand. Die Kugel hatte die Wand hinter ihr durchschlagen und war in ihrer Lunge stecken geblieben.

     Nicht viel später kam der Tag, an dem wir lernen mussten, was für kleine Lichter wir waren. Wir haben uns für wirklich hart gehalten. Wir haben uns für die Könige der Straße gehalten. Und eine halbe Stunde in Polizeigewahrsam hat uns gezeigt, wie klein wir wirklich sind. Sie konnten mit uns nicht wirklich etwas anfangen. Das, was sie bei uns gefunden hatten, half ihnen nicht, uns etwas anzuhängen. Sie waren nur stinksauer, weil wir sie verarscht hatten. Da wir alle keine SIN besaßen, lohnte sich der Papierkram nicht, um polizeiliche SINs zu beantragen, da wir sowieso nicht verknackt werden würden. Also haben sie uns einfach einzeln aus der Massenzelle geholt. Direkt davor, damit jeder von uns sehen konnte, was auf ihn zukam, haben sie einem eine großzügige Portion Brechgas oder CS-Gas ins Gesicht verpasst und ihm dann eine Plastiktüte über den Kopf gezogen. Und während man versuchte, die Tüte nicht vollzukotzen oder sich die Schleimhäute zu verätzen, und man gleichzeitig mit der Panik vorm Ersticken rang, haben sie einem zu dritt die Scheiße aus dem Leib geprügelt. Anschließend wurde man halbtot vor die Tür geschmissen. Ich kann dir sagen, da war nicht mehr viel übrig von den Königen der Straße. Die Cops hatten uns gezeigt, wo der Hammer hängt. Keiner, der nicht Rotz und Wasser geheult und nach seiner Mama geschrien hätte.

     Damals mit elf sind nicht viele von uns übrig geblieben. Wir waren Kinder, die sich für Erwachsene hielten. Und einige Erwachsene haben uns gezeigt, dass uns dazu noch einiges fehlte. Die Cops sind immer die Stärkeren. Sie wissen ganz genau, an wem sie ihren Frust auslassen können, und der gesamte Apparat steht hinter ihnen. Wenn sie's drauf anlegen, können sie jeden fertig machen, das lernen auf der Straße früher oder später alle. Ihr wisst gar nicht, wie gut ihr's hier mit euren Dorfpolizisten getroffen habt.

     Hm... Das mit den Cops ist schon 'ne komische Sache. Ich werde ein Bild aus meiner Kindheit nie vergessen. Ein Copschlitten hielt viel zu nah an einem der Häuser in unserem Wohnblock. Fünfundzwanzig Stockwerke hoch sind da etwa fünfhundert Fenster über den Block verteilt, die meisten davon geflickt oder gar nicht mehr da. Der Wagen hält also, und ein Bulle steigt aus. Und plötzlich platzt die Windschutzscheibe, und der Motorraum wird eingedrückt, als der Kühlschrank auf dem Wagen landet. Der Cop hat sich sofort auf die Straße geworfen, mit der Fresse auf den Asphalt. Geiles Bild. Sachen aus dem Fenster zu werfen, ist zwar eine beliebte Methode, um seinen Frust loszuwerden, aber das hat alles getoppt. Ein Waschbecken oder eine Kloschüssel, ja, aber einen Kühlschrank habe ich nie wieder fliegen sehen.

     (...) Ich glaube, ich war zwölf, als ich beschlossen habe, dass es besser ist, keine Freunde zu haben. Hat man keine Freunde, kann man sie auch nicht verlieren. Jimmy Watersong war damals mein bester Freund. Wir kamen gerade vom Laden an der Ecke, wo wir uns ein paar Süßigkeiten gekauft hatten. Auf einmal hörte ich dieses komische Geräusch. Es war wie ein Insekt, das mit vollem Speed in die Klimaanlage fliegt. Und dann lag Jimmy auf einmal auf dem Bürgersteig. Er blutete aus einem Loch im Hinterkopf. Drei ältere Mädchen standen hinter uns. Die eine hatte noch eine Pistole in der Hand, auf die eine Plastikflasche geschraubt war. Sie sahen zu Jimmy hinab, und auf einmal sagte die eine: "Drek, das ist ja gar nicht Henry!" Die anderen beiden zuckten die Achseln, und weg waren sie. Haben mich zurückgelassen wie einen Hund im Flutlicht eines Citymasters.

 

Cutty kommt, zittert am ganzen Leibe, traut sich kaum, Fiona ins Gesicht zu sehen, tut es dann aber doch. Der sonst so selbstsichere Frauenheld fragt unsicher: "Should we... should we talk about this?" Fiona konzentriert sich stattdessen darauf, die Spuren zu entfernen, lächelt Cutty neutral an ("No.") und schlüpft hinaus. Scandal hat draußen hin und wieder die Badezimmertür und die Schlange davor beobachtet und macht große Augen, als Fiona die Tür hinter sich schließt, etwas Verneinendes zu dem nächsten Wartenden sagt und die Party verlässt.

 

Ghost und Meryl haben Ray unauffällig verfolgt und sitzen nun vor der Wohnung, die er betreten hatte, im Wagen, wo sie auch die Nacht verbracht haben. Mittlerweile ist es morgens. Meryl schläft, und Bono ruft an: Jack Sutcliffe – ja, der Jack Sutcliffe – hat einen Auftrag. Ghost meint, er stecke gerade mitten in einem Auftrag und werde diesen auch beenden. Dann werde er sich zwecks Treffen melden. Bono wirft aufgeregt ein, dass Sutcliffe es eilig zu haben scheint, aber Ghost legt auf.

 

Gegen Mittag klingelt es an der Tür, und Cutty, nur mit seiner Jeans bekleidet und mit vom Schlaf verwuseltem Haar, öffnet und sieht erstaunt Fiona an. Sie erklärt beschämt, traurig und zittrig, dass sie sich entschuldigen möchte, sie hätte das gestern nicht tun dürfen. Cutty fragt, ob sie ihn benutzt habe, was sie bejaht. Warum er, will er wissen. Fiona antwortet, sie wollte sich niemandem hingeben, dem es nichts bedeutet, und von Cutty weiß sie, dass er, na ja, dass er sie "mag". Cutty äußert die Vermutung, dass sie sich für irgendwas an Ghost rächen wollte, aber sie unterbricht ihn wütend, dass ihn das nichts angeht, und will gehen, doch Cutty blockiert die Tür. Er bebt am ganzen Leibe, ist hochgradig nervös – macht auch darüber Witze, um die Spannung aus der Luft zu nehmen – und stammelt sich auf putzigste Weise einen langen, von Herzen kommenden Vortrag zusammen, dass er sie liebt und dass er wahrscheinlich nie wieder die Chance bekommen wird, ihr das zu sagen, und er bittet sie, nicht zu gehen. Es entsteht eine lange Pause voller vielsagender und doch nicht zu deutender Blicke, die Spannung, die in der Luft liegt, könnte man zerschneiden, und schließlich setzt Cutty alles auf eine Karte und küsst Fiona. Sie wehrt sich zuerst reflexartig, erwidert den Kuss dann aber stürmisch. Nach einer langen Montage, die quer durch die Wohnung geht, liegen die beiden nackt da und hängen ihren Gedanken nach. Cutty betrachtet bewundernd Fionas makellosen Körper und kann es immer noch nicht fassen. Gleichzeitig ist er sehr dankbar, ihr zeigen zu können, dass es bei ihm nicht immer so schnell geht wie gestern Abend, wo sie ihn kalt erwischt hatte. Er hofft natürlich, dass es mit Ghost aus ist, aber nach ihrer letzten Reaktion wird er einen Teufel tun und sie darauf ansprechen, denn so oder so wäre es noch viel zu früh dafür. Fiona denkt derweil vermutlich an Ghost. Ihr Komm klingelt, doch am Klingelton erkennt sie, dass es Ghost ist, zieht die Augenbrauen zusammen und bleibt liegen.

 

Mittlerweile hat Bono Ghost mehrmals angerufen, aber erst, nachdem Ghost mit seinem Kommlink Fotos von Ray und seiner Geliebten geschossen hat, geht er ran und lässt Bono Sutcliffe in zwei Stunden ins Pink Bubbles Diner bestellen.

 

Cutty sitzt in einem Schnellimbiss und wartet zappelnd. Endlich tritt Machine ein, den er hierher bestellt hat. Aufgeregt erklärt er ihm, dass ihm das Unglaublichste in seinem Leben passiert ist, und er muss es jemandem erzählen, und da er nur einen Freund hier in L.A. hat, ist das Quint: Er und Fiona hatten miteinander Sex. Machine hört beunruhigend missbilligend zu, bis ihn Cutty auffordert, etwas zu sagen. Machine zieht lange vom Leder, dass er, als er als halber Roboter aufwachte und seine Familie mehr denn je gebraucht hätte, erfahren musste, dass sein bester Freund ihm seine Frau ausgespannt hatte. Somit hat Cutty bei ihm definitiv den falschen Knopf gedrückt, aber Machine ist noch nicht fertig: Er bewundert Ghost dafür, dass er mit der Möglichkeit, dass jede Sekunde seine letzte sein könnte, so gut fertig wird und doch geblieben ist, was Machine für verdammt selten hält, nämlich ein Mann, für den Anstand und Ehre keine hohlen Phrasen sind. Ghost hat alles, was sich Machine nur wünschen kann: gutes Aussehen, einen echten Körper (nun ja, jedenfalls allemal echter als Machines), bei dem Frauen feuchte Augen bekommen, eine fantastische Freundin. Aber dass er sich jederzeit in einen sabbernden Klumpen Fleisch verwandeln könnte, führt dazu, dass Machine sein Dasein tatsächlich dem Leben Ghosts vorzieht. Er erwähnt auch Ghosts Jugendarbeit, sowohl in der alten Heimat – wo auch immer die gewesen sein mag – als auch hier. Ja, er mag Ghost, und er sieht es überhaupt nicht gern, dass Cutty ihm die Freundin auszuspannen versucht. Drittens ist Fiona vermutlich das Einzige, das Ghost die Kraft gibt, mit der Bedrohung von CCSS zu leben. Dass Cutty ihm das wegzunehmen versucht, ebenso, wie Machines bester Freund ihm einst seine Familie weggenommen hatte, mache Cutty zu einem Arschloch. Machine steht auf und geht, und als Cutty ihm aufgebracht hinterruft, dass er das Wohlergehen irgendeines fremden Wichsers dem seines Freundes vorzieht, genügen ein wütender Blick und ein "Noch ein Wort!"-Fingerzeig, ihn zum Schweigen zu bringen.

 

Ghost kommt übernächtigt heim, um sich umzuziehen, während Fiona in der Küche arbeitet. Er bemerkt die schlechte Stimmung, aber Fiona verneint, dass etwas nicht stimme, bis es dann doch aus ihr herausplatzt. Sie erzählt, wann, wo und wie er gesehen wurde. Ghost lächelt ungläubig, was Fiona so sehr erstaunt, dass sie ihn askennt. Im letzten Jahr hat sie viel geübt und ist besser darin geworden, aber es ist nicht ihre zweite Natur, es liegt ihr nicht so sehr im Blut, dass sie das wie selbstverständlich tut, und oft fällt ihr erst im Nachhinein ein, dass sie es ja hätte tun können. Der Wurf fällt mager aus, doch zumindest erkennt sie in Ghosts Aura keine Nervosität des Ertapptwordenseins.

 

Er erklärt, dass Fiona ihm so viel bedeutet und so viel für ihn getan hat, dass er nicht erträgt, nicht mal ein ganzer Mann sein und ihr etwas zurückgeben zu können. Also bat er Dr. Prospero um eine andere Behandlung. Dabei handelt es sich um einen nicht erprobten Medikamentencocktail, der hässliche Nebenwirkungen haben könnte, aber das Risiko war es Ghost wert. Diesen gibt es jedoch nicht in Pillen- oder Spritzenform – ihm muss regelmäßig eine Infusion gelegt werden. Da ein unzufriedener Patient Dr. Prospero bei den Cops verraten hat, ist die Straßenpraxis aufgeflogen, und er muss von zu Hause aus arbeiten, und das junge Ding war Luisa, seine Tochter, die ihm assistiert. Sie mag Ghost sehr, weil sie seine Beweggründe, von den sicheren Medikamenten auf unsichere umzusteigen, romantisch findet. Er hat all das geheim gehalten, weil Fiona erstens dagegen gewesen wäre und sich zweitens, hätte er es dennoch getan, Sorgen gemacht hätte.

 

Fionas Augen werden bei jedem Satz größer. Ghost meint, er wisse nicht, ob er erleichtert sein soll, dass es raus ist, oder beleidigt, dass sie geglaubt hatte, er gehe fremd. Welcher Mann, der auch nur einen Funken Stolz im Leibe hat, erklärt sein mangelndes sexuelles Interesse mit Impotenz? Fiona bricht in Tränen aus, und Ghost tröstet sie irritiert, aber sie erklärt ihren Ausbruch schluchzend, dass sie das sehr belastet habe...

 

Ghost und Meryl treffen sich mit Jack und lassen sich von ihm seine Geschichte erzählen. Ghost kennt die Manhattan Mariners und weiß, dass sie Kettenhunde des Wolfpack sind, und wenn Tanya und Chandra auf ein Schiff gebracht wurden, dann ist das definitiv zu groß für die Mariners, also muss das Wolfpack dahinterstecken.

 

Jack bietet Ghost all seine Ersparnisse an. Er hatte gut verdient, sein Leben lang gespart, vor drei Jahren das Ersparte seines Vaters geerbt und für die Extraktion auch noch mal einen dicken Batzen kassiert – insgesamt hat er ¥ 518.626 auf dem Konto. Das Geld jedoch zu kriegen, wird ein Run für sich. Die schlechte Nachricht ist, dass er polizeilich gesucht wird. Das Konto wurde aber nicht eingefroren, weil es auf den Namen seiner Frau läuft. Er hat natürlich eine Kontovollmacht.

 

Jack ist klar, dass Yakashima längst vom neuen Konto weiß (bereits die Androhung von Folter dürfte bei Tanya gereicht haben), aber er nimmt auch an, dass der Kon eine Auszahlung zulassen wird, um ihn aus seinem Versteck zu locken. Da er als Gesuchter nicht selber hin kann, muss das jemand anders tun. Man engagiert über T-Byrd also einen ihnen gegenüber anonym bleibenden Profi-Decker (für den sich T-Byrd verbürgt), der Kitsune eine temporäre SIN maßschneidert (damit sie sich das Geld überhaupt auszahlen lassen darf) und eine wasserdichte Kontovollmacht von Jack erstellt (wozu er sein Retinamuster benötigt). Die Wasserdichte soll dafür sorgen, dass das Muster nach dem Geldtransfer aus der Matrix verschwindet. Dafür berechnet er saftige ¥ 350.000. Übrig bleiben ¥ 168.626.

 

Kit besucht die Bank downtown, stellt sich ans Terminal und clickt sich scheinbar auf der Suche nach günstigen Krediten durch die Infos, während der Decker über eine Minikamera in ihrer Sonnenbrille und dem Knopf im Ohr den Überblick behält. Sie lässt sich viel Zeit, um etwaigen Yakashima-Beobachtern viel Zeit zu lassen, sich zu verraten, doch nichts passiert. Sie tritt an einen Schalter, erklärt ihr Anliegen und wird in ein Büro gebeten. Dort wickelt sie die Überweisung von ¥ 350.000 und die Auszahlung von ¥ 168.626 auf sechs Checksticks ab (1 x 100.000, 5 x 10.000, 1 x 18.626), und noch immer passiert nichts. Sie verlässt das Büro, als brüllend Polizisten hereinstürmen, die offenbar in Lauerstellung gelegen haben (und denen Yakashima vermutlich ein überzeugendes Terroristenmärchen o. ä. aufgetischt hat), und eine großartige Verfolgungsjagd folgt.

 

Das Geld ist da, der Run kann beginnen. Ghost telefoniert rum und informiert alle. Es folgt Beinarbeit (Cutty bei O'Malley's Empire und den Gangs, Ghost bei Hunsaker), denn jetzt muss man herausfinden, welches Schiff es nun ist, das beim Wolfpack den Spitznamen Queen Of Hearts hat, wem es gehört und von wo nach wo es fährt.

 

Cutty telefoniert mit Walker Jennings von O'Malley's Empire: Neptune's Junkyard wird von einigen Gangs frequentiert, darunter auch von den Manhattan Mariners. Diese wiederum erledigen für das Wolfpack die Drecksarbeit. Dread Pirate Paco (Paco Ramirez) steuert den Schiffsfriedhof auch manchmal an.

 

Nach einem Telefonat mit Gator lässt sich Cutty von Fiona zum Rockin' Chair fahren, einer Stripbar, in der die Dewleys feiern. In witzigen Szenen gibt er Fiona (ohne, dass sie es mitbekommt) als seine neue Freundin aus und wird von Gator, Hannibal und anderen Dewleys ungläubig, aber rau und herzlich beglückwünscht. Von ihnen lässt er sich erzählen, dass das Wolfpack seit 1993 existiert und seitdem kontinuierlich gewachsen ist. Es hat Chapter in den meisten größeren Städten von CalFree, konnte sich aber nie außerhalb des Freistaats etablieren. Es ist ein Syndikat für sich, das wie alle anderen in Waffen-, Drogen- und BTL-Handel, Prostitution, Glücksspiel, Schutzgelderpressung, staatlicher Korruption (Vergabe von Bauaufträgen etc.) macht und Gerüchten zufolge auch im Menschenhandel tätig ist. Seit Nails Coopers Tod ist Bugsy Moran der neue Alpha.

 

Kitsune erfährt von Rizzo, dass der Privatdetektiv Dashiell Spade zwei Geschwister sucht – er hat in Venice Beach, wo sie verschwunden sind, herumgefragt. Kit sucht sich Spades Nummer heraus und vereinbart ein Treffen in einer Bar in Venice, aber vor morgen kann er nicht.

 

Ghost besucht seinen Kumpel Paul Hunsaker, der in seiner Jugend selbst Mitglied des Wolfpacks war. Sein Sohn Warren (James Hetfield) ist es immer noch. In seiner Werkstatt hängt noch immer ein großes Foto von Warren, seinem besten Freund Terry Wyczchuk (Shawn Michaels) und Bugsy Moran. Warren gehört zu Bugsys innerem Zirkel. Bugsys Spitzname rührt von seiner kurzen Lunte her – er konnte damals schon auf Grund eines dahergesagten flapsigen Spruchs ausrasten und den Übeltäter krankenhausreif prügeln. Ob das immer noch so ist, weiß Paul nicht, aber er bezweifelt es, denn sonst wäre Bugsy nicht zum Alpha aufgestiegen.

 

Fiona bringt Cutty am frühen Morgen zu Needles & Pins zurück, aber Needles schläft wohl noch, und sein Kommlink (nebst Schlüsselcode) funktioniert ja nicht, also frühstücken sie in einem Bistro in der Nähe (Quireboys – Searching, Six Degrees, Seven Days, Enough For One Lifetime).

 

Fiona: Well, I'm not completely sure if I really know what you think of me.

Cutty: Who's to say what goes on in the pretty little head of the amazing Wraith?

Fiona: Don't call me that. Please.

Cutty: Why not?

Fiona: I've been... having this feeling lately, I don't know. Sure, I know what people who'd known me before told me, but that's not it. Professional relationships, you know, you're supposed to hide your feelings, be a businesslike, impersonal, no-nonsense pro, sure, I know all that. And I've never met anyone who'd known me in private before. I like to think they'd offer a different opinion of my former self, so... (Sie zuckt die Achseln.) Still... Man, have I tried to find out more about me. I've listened to all kinds of music, trying to get a feel if something reminded me of my past. I've spent days just driving around, hoping a corner or a shop or a street sign might ring a bell. Nothing. And the minute I looked at a violin in a shop window, I knew I could play it, but I didn't feel anything. I've been playing ever since, and I think I'm pretty good, but try as I might, it doesn't bring back any memories. When I eat something tasty, I wonder if the old Wraith would've liked it. The same with music. Or a car. As if it doesn't matter if I like something as long as I don't know if my former self would've liked it, you know? It got worse and worse, and I've got to put a lid on this. So, Wraith? Whoever that person was – I'm not her anymore. I'm coming into my own, and I can't keep hunting for little snippets here and there that might tell me something about who I used to be. It's like... it's like sitting in a rocking chair, you know? It gives you something to do, but gets you nowhere. No, if I want to come to grips with who I am now, if I want to accept myself as a unique person, regardless of my knowledge – or rather the lack of my knowledge – of who I used to be before, then I've got to let go. I've got to sever the ties, come into my own.

Cutty: I see. So have you thought of a new streetname?

Fiona: Yes. I've set things in motion.

Cutty (diebisch): By doing what exactly?

Fiona (verlegen): Okay, but if you tell anyone, I'll strangle you to death. Slowly.

Cutty: My lips are sealed.

Fiona: You know our contacts are gonna tell other people about our involvement in that ODF thing anyway. So I paid them to use a new name when they do.

Cutty (lacht): You paid them?

Fiona (lacht mit): You've got to keep up with the times. Public relations, baby! You don't get a new streetname by just hoping it'll catch on.

Cutty: So?

Fiona: I like Starlight.

Cutty (lacht erneut): Wraith sounded badass. Starlight sounds girly.

Fiona: That's the idea.

Cutty: All right then, allow me to be the first to congratulate you on your new handle. Here's hoping. (Sie stoßen an, eine Pause entsteht.)

Fiona (schnaubt lächelnd): I'm sorry. What were we talking about before I went off on that tangent?

Cutty: You said you can't imagine what I think of you.

Fiona: Oh! Yeah, that... Well, you don't have to answer that.

Cutty: Okay.

Fiona (lacht) I mean, if you had an opinion, I'd be curious.

Cutty: You're a tower of strength.

Fiona (sieht ihn tadelnd an): Oh.

Cutty: Try not to rate my answer.

Fiona: I'm sorry, okay. I'm sorry.

Cutty: You know what you're like? You're like one of those great portraits you see over a fireplace. Words have been invented to describe women like you.

Fiona (unsicher lächelnd): Such as?

Cutty: Unobtainable. And consummate.

Fiona: So you think I'm inhuman?

Cutty: I think you're formidable.

Fiona: Yeah, picture-perfect and un-lifelike, like I'm frozen in some painting?

Cutty: Not at all. But I do think that underneath your perfect surface lie many imperfections you're not actively trying to hide, imperfections that wouldn't make you seem any less perfect in the least if one took the trouble of discovering them. I think you're absolutely natural, but I guess you think everybody and their dog sees only your perfect surface and doesn't bother to look any deeper. So if they had known your old self, it wouldn't make a difference to them, although you're desperately trying to be, uh, your new self. And you're doing a bang-up job of it. It's just that you're only beginning to realize that for yourself. That, I believe, is your winning combo. Killer combo, actually.

Fiona (lächelt, schüttelt den Kopf, sieht runter, dann wieder hoch): A man who listens. You don't see that everyday.

Cutty: It's hard not to when you admire someone. At least I know where I'm coming from. Take that away from me, and I'd be absolutely stranded. I don't think I'd be able to handle not remembering anything before Day X even half as well as you. That's always impressed me, Fiona. Big time.

 

Cutty fragt sie schließlich vorsichtig, woran er bei ihr nun ist, und sie muss ihm schweren Herzens erklären, dass sie Ghost wie verrückt liebt. Cutty wird wütend, stürmt hinaus und legt sich einen Block weiter unter Needles' Nadel. Während er eine örtliche Betäubung erhält, lässt sich Needles via Komm die Tattoos überspielen, die Gator für Cutty ausgesucht hat. Needles legt los, und Cutty redet sich kurz seine Wut von der Seele, und dass er sich am liebsten rächen möchte. Needles erzählt dabei auch viel von sich und ihren vergangenen Enttäuschungen und holt ihn so wieder runter.

 

Zwei Tage lang zeigt Gator Cutty die Grundlagen des Motorradfahrens, überreicht ihm seine Kluft inkl. Patches und erklärt ihm seine Legende: Er ist jetzt Styx Wheeler von den Pharaohs, einer Go-Gang aus dem Orange County, die erst vor einem halben Jahr von der Polizei zerschlagen wurde. Die Idee dahinter ist einerseits, dass ihn so niemand enttarnen kann, und andererseits, dass er sich trotzig-stolz immer noch mit seinen Farben zeigt, also ein Biker aus Überzeugung und mit starken Prinzipien ist. Gator erklärt ihm die Gang, ihre Historie, die bekannten Mitglieder, die heute einsitzen, und lässt ihn alles während des Fahrens pauken und aufsagen. Er gibt ihm auch viele Tipps für den täglichen Umgang im Gang-Milieu, aber dank seiner jahrelangen Funktion als Kontaktmann zu diversen Gangs fängt Cutty glücklicherweise nicht bei Null an. Er weiß, was der Top und der Bottom Rocker bedeuten, was "to go to church" (zum HQ gehen) oder "to patch someone in" (jemanden in den Club aufnehmen) heißt, was ein Cut ist (die Kutte), wie das Ganze mit Hangouts, Prospects und Probies funktioniert, aber die Wolfpack-spezifischen Dinge muss Gator ihm beibringen, angefangen bei der Bedeutung diverser Patches. (ITCOB: I Took Care Of Business, WFFW: Wolves Forever, Forever Wolves, Bad Influence, 1993 (das Gründungsjahr), 23 (für den 23. Buchstaben des Alphabets) etc.).  Jedenfalls heiratet übermorgen früh ein Wolf, und am Strand findet eine große Party statt, zu der sich auch ein anderer Biker verirren könnte, ohne aufzufallen.

 

Am nächsten Morgen trifft sich Kitsune mit dem zwergischen Privatdetektiv Dashiell Spade. (Gewiss hat er Dashiell Hammett und Sam Spade in ironischer Weise zur Findung seines "Künstlernamens" herangezogen.) Er sucht die verschwundenen Geschwister Evangeline und Preston Van Leuwen.

 

Dash hat den Tagesablauf des Kalenders von Evangeline Van Leuwen: Treffen am Samstag, den 21.01.2060, um 20:00 Uhr mit ihrem Bruder Preston und Jaqueline (einer Schulfreundin von damals, die nach L.A. gezogen war) im Last Chance, Venice. Von dort sollte es zu Fuß zum Strand gehen und ab ca. 22:00 Uhr auf Clubtour in der Arc Mile. Laut Log des Bordcomputers von Prestons Auto fuhr es am 21.01. um 20:32 Uhr auf Parkplatzsuche mehrmals um den Block, um 20:41 Uhr parkte es in der Nähe des Rockin' Chair, um 02:23 Uhr am nächsten Morgen wurde es wieder weggefahren, hielt um 04:19 Uhr auf einem Fabrikgelände im Industry Park, East L.A., wo der Credstick entnommen und der Bordcomputer abgeschaltet wurde. Gefunden wurde das Auto bei Neptune's Junkyard. Für Dash deutet alles auf ein Wespennest hin, in das er nicht stechen möchte.

 

Seine Auftraggeberin zahlt ihm seinen Tagessatz plus Erfolgsprämie von ¥ 1.000. Letztere könne Kit haben, wenn sie mit Ergebnissen zurückkommt. Ist eine verwertbare Spur dabei, wird er einen Kontakt zu seiner Auftraggeberin herstellen, die Dashs Dienste nur benutzt, um herauszufinden, wo die beiden Vermissten sind. Weiß sie es – und leben sie noch –, wird sie natürlich jemand anderen engagieren, sie zurückzuholen, und das könnte ja ebenso gut Kits Gruppe sein.

 

Man braucht also einen Decker. Ghost ruft T-Byrd an, doch der ist gerade in Chico-Oroville, gibt ihm aber eine Nummer, unter der er jemanden erreichen kann, der für ihn einen Termin mit dem Decker Angel klarmachen kann, für den sich T-Byrd verbürgt.

 

Kit fährt also am Abend zum Equinox (GoldenEye Reloaded, Barcelona) und trifft sich zu ihrer Überraschung mit einem eleganten, gebildet wirkenden Ork-Decker. Sie werden handelseinig und verabreden sich für morgen früh, 06:30 Uhr.

 

Am folgenden Morgen holen Ghost und Kit Angel ab. Man lernt sich zwar oberflächlich kennen, verbringt den Großteil der Fahrt aber schweigend – jeder ist Profi genug, um zu wissen, dass man sich nicht kennen lernen muss, und jeder sieht auch, dass der andere nicht so nervös ist, dass er sich mit Smalltalk ablenken muss. Sie erreichen die Adresse (Video Splinter Cell – Conviction), schleichen sich hinein (Splinter Cell 3, Multiplayer Factory als Merc (Card II)), machen ein paar Ganger heimlich unschädlich und liefern sich einen kurzen Schusswechsel mit einem Karten spielenden Ganger-Trio. Angel nimmt aktiv an den Schusswechseln teil und bleibt zur Zufriedenheit der anderen beiden völlig cool und professionell – das ist für Decker außerhalb ihres Fachgebiets ja keine Selbstverständlichkeit. Angel scannt deren Kommlinks, stellt bei einem recht anständige Sicherheitsvorkehrungen und Chiffrierungen fest und nimmt es mit.

 

Man setzt sich wieder ins Auto, wo Angel eine SMS von Santiago Cortes erhält, einem alten Kumpel, der kurzfristig einen sicheren Unterschlupf braucht und in zwei Stunden in L.A. sei. Angel antwortet, er soll zu ihm nach Hause kommen, und macht sich an die Dechiffrierung. Er stößt im Notebook auf eine SMS vom 21.01.60, in der dazu aufgefordert wird, die beiden Kids bis 10:00 Uhr zu einer bestimmten Anlegestelle im Frachthafen zu bringen. Er deckt also ins System der Hafenmeisterei und recherchiert, welches Schiff am 21.01.60 bis 10:00 Uhr an dieser Anlegestelle war, kommt auf eine Schiffsnummer und kann diese dem eingetragenen Eigner zuordnen: Arguiñano Shipping Ltd. Diese ist eine Tochter von KondOrchid Cargo, die wiederum eine Tochter von KondOrchid, SA. (Sociedade Anônima (Aktiengesellschaft)) mit Hauptsitz in Guayaquil, Ecuador ist, einem großen A-Konzern (der zwar international tätig, aber nicht exterritorial ist).

 

Die "Queen of Hearts" – offenbar nur ein Spitzname der Missetäter für dieses Schiff – ist ein Frachter, der laut Hafenmeisterei alles Mögliche transportiert und offenbar regelmäßig vom Wolfpack zum Schmuggeln benutzt wird.

 

Fahrt 2398-X13

von: L.A. Stadthafen

Zielort: Basra, Persischer Golf

Zweck: Verschiffung von Materialen für Straßenbauprojekte

Ladung: ZX-180 Sprengstoff-Synthesizer

Empfänger: ...

 

Fahrt 8371-B73

von: Basra, Persischer Golf

Zielort: L.A. Stadthafen

Zweck: Humanitäre Mission

Ladung: Opfer des Nahostkrieges

Empfänger: medizinische Einrichtungen, Zeta-ImpChem

 

Fahrt 8839-L92

von: L.A. Stadthafen

Zielort: Santo Domingo, Karibische Liga

Zweck: Flutopferhilfe

Ladung: medizinische Drogen, Zeta-ImpChem

Empfänger: UNN Überschwemmungshilfe

 

Fahrt 2127-G59

von: Santo Domingo, Karibische Liga

Zielort: L.A. Stadthafen

Zweck: Evakuierung von Flutopfern

Ladung: Flüchtlinge aus dem Katastrophengebiet

Empfänger: privatwirtschaftliche Hilfsprogramme

 

Das Schiff liegt gerade vor Anker und läuft noch heute aus – es bleibt also keine Zeit für Vorbereitungen, Ghost und Kit müssen los. Man bedankt sich bei Angel, trennt sich, und Kit ruft von unterwegs noch schnell Dash an, der sich mit seiner Auftraggeberin in Verbindung setzen soll.

 

Paul Hunsaker nimmt "Styx Wheeler" mit zum Strand, wo das Wolfpack eine große Party feiert, weil ein Mitglied heute Morgen geheiratet hat, und führt ihn ein. Cutty schlägt sich dank seiner jahrelangen Erfahrung mit Gangs (insbesondere mit den Dewleys) sehr gut und überzeugend.

 

In seiner gut bewachten Siedlung nehmen Las Venturas (Rosario Dawson) den höflichen, ruhigen, aber sehr unheimlich wirkenden Santiago Cortes (Wes Bentley) unter die Lupe, bevor sie ihn aufs Gelände lassen. Sie ahnen nicht, dass er als Schlangenschamane absoluter Pazifist ist, und nichts an seinem beunruhigenden Auftreten lässt das durchblicken. Als er Angels Wohnung betritt, betritt er auch gleichzeitig eine andere Welt: Nichts erinnert an das heruntergekommene housing project aus dem letzten Jahrhundert, die Wohnung ist stil- und geschmackvoll eingerichtet. Der Zuschauer kann sich aus dem Gespräch zusammenreimen, dass Cortes bis zuletzt für Pyramid Operations gearbeitet hat, ein Tochterunternehmen von Aztechnology, das im California Free State nicht operieren darf. Cortes hält sich mit Details zurück, warum er rausgeflogen ist, stimmt aber mit Angel überein, dass er dringend Arbeit braucht. Bis dahin darf er bei Angel bleiben.

 

Es findet auch kurz Erwähnung, dass der unheimliche, aber sehr hilfsbereite aztlanische Schamane Angel kennen lernte, als Angel einem Drive-by-Shooting zum Opfer fiel und einer derjenigen, die er telefonisch alarmierte, einen Kumpel mitbrachte: Cortes heilte Angel. Seitdem hatte Angel ihn als Connection, und Santiago verdiente sich heimlich etwas dazu, indem Angel einige Male Heilungsbedürftige an ihn verwies. Das war auch nur möglich, weil Pyramid Operations in CalFree nur ein kleiner, nicht exterritorialer Konzern ist, so dass die Mitarbeiter in eigenen Wohnungen leben, zwar von P. O. bezahlt, aber verstreut.

 

Im Frachthafen pirschen sich Ghost und Kitsune von Container zu Container (wobei auffällt, dass nicht nur Sicherheitsleute, sondern auch Ganger die Beladung überwachen) und lassen sich in einem an Bord hieven.

 

Cutty lernt ein paar Wölfe kennen (darunter z. B. Fivepointer (Dave Wyndorf), Rick Marole (Neil Schon), Dozer, Butterfinger, Porky Parker, Dead Rabbit, Ducky, Two-Bit, Burbank, Bridgewater Dunn und wie sie alle heißen) und sahnt sogar eine Einladung ins Last Chance heute Abend ab.

 

Nachdem das Schiff abgelegt hat, versucht man, den Frachtraum zu verlassen, doch die Luke ist verriegelt. Das Duo harrt stundenlang aus, bis ein Arbeiter hereinkommt, der mit einem Scanner die Frachtliste durchgeht und von Kit spielend außer Gefecht gesetzt wird. Sie und Ghost verlassen also endlich den Frachtraum und pirschen sich vorsichtig durch den alten Frachter (Splinter Cell – Chaos Theory HD, Cargo Ship). Im Laufe ihrer Schleichmission geht die Queen of Hearts vor Anker.

 

Direkt unter der Brücke werden die beiden getrennt, als sich die Tür zur Brücke öffnet – Kit läuft die Treppe nach oben, Ghost die nach unten. Auf Grund eines Missverständnisses wirft sich Kit in den Nahkampf, weil sie glaubt, dass Ghost gestellt wurde, und wird dabei angeschossen. Die beiden müssen flüchten, denn irgendjemand muss den Schuss gehört haben, auch wenn es schwer sein wird, ihn zu orten. Sie lassen ein Rettungsboot zu Wasser und steuern mit Vollgas das Land an. Am Strand versorgt Ghost im Lichte einer kleinen Taschenlampe Kits Wunde mit Erster Hilfe, und ein Stimpatch lässt sie die Schmerzen ertragen. Andere Boote zeigen ihnen, dass die Queen of Hearts vermutlich vor Anker ging, weil irgendjemand hier etwas Größeres zu erledigen hatte.

 

Cutty feiert im Last Chance mit Lucky Jack Flynn (Matt Barlow), Nugget (Dee Snider), Dunk (Mike Terrana) und dem versifften, ekligen Junkie Roach (Dave Mustaine) schwer ab. Allein für diese Party sind sage und schreibe fast zwei Abende draufgegangen, weil es so unglaublich viel Spaß gemacht hat. Dirk musste ja immer fahren, aber ich habe dabei fröhlich Bier getrunken, und beide Male hatte ich das letzte Mal morgens vor 09:00 Uhr das letzte Mal gegessen. Das machte das Ganze natürlich noch lustiger...

 

Eine unglaublich schlechte Band tritt auf, die glücklicherweise durch einen Maschendrahtzaun vom Publikum getrennt ist. Man möchte meinen, dass die vielen Ganger sie zerfleischen würden, aber der Clubbesitzer hat sie wohl nur zur Feier des Tages als Joke gebucht. Dementsprechend dient sie auch nur zur Belustigung. ((Bit of a timing problem, guys? / These guys should do a world tour! / This was so terrible, I think you gave me cancer. / Don't stop rockin'! / Interesting choice of notes. For sure. / I want these guys as my wedding band!)

 

Cutty war einfach großartig gespielt: Unglaublich sympathisch, dabei voll in seiner Rolle aufgehend, immer mit den richtigen Sprüchen, und die Würfel bestätigten sein gutes Spiel nur. Dementsprechend gut kommt er bei allen an. Er beobachtet auch Bugsy Moran (Kevin Nash) und Rawhide (Mark William Calaway), ebenso Patsy Conroy (Iggy Pop), von dem ihm erzählt wird, dass er brandgefährlich und verrückt wie eine Scheißhausratte ist. Cutty wird auch auf die brandheiße Jinx (Jaime Pressly) aufmerksam, von der er ebenso wenig wie die meisten anderen die Augen lassen kann. Sie ist seit Kurzem Patsys Ex, aber niemand wagt sich an sie heran, weil er ihren letzten Verehrer in Streifen geschnitten hat.

 

Ausgesprochen deutlich wurde, dass Cutty nicht spielen muss, dass er die Jungs mag. Sie sind Verbrecher, aber das ist Cutty auch, ebenso jeder andere, den er kennt. Sie stehen lediglich auf verschiedenen Seiten, das ist alles. Das Biker-Feeling, der Zusammenhalt, die Kumpanei kommen sehr gut rüber, und für den Zuschauer werden ein paar Nahaufnahmen von Cuttys Gesicht gezeigt, damit er merkt, dass Cutty ein Problem damit kriegt, die Wölfe als Gegner wahrzunehmen.

 

Er steigert sich in eine Wette hinein, ob er sich an Jinx herantraut – und das obendrein unter Patsys Augen. Also gewinnt er ihre Aufmerksamkeit, würfelt famos auf Charisma und sucht immer wieder erfolgreich ihren Blick. Als sie seinen Tisch passiert, spricht er sie an und liefert sich mit ihr einen fabelhaften Schlagabtausch: machohaft genug, um vor den Augen der anderen Biker zu bestehen, aber gleichzeitig respektvoll, womit er sich in Jinx' Augen hoffentlich positiv vom Rest abhebt. Lesen kann er ihre Miene jedoch nicht.

 

Ghost und Kit schleichen sich durch ein ehemaliges spanisches/mexikanisches Küstenfort (Splinter Cell – Chaos Theory HD, Lighthouse), sehen immer wieder Kisten mit Waffen – offenbar handelt es sich hier um ein Wolfpack-Umschlagslager in Grenznähe – und schalten dann und wann lautlos einen Ganger aus. Sie schlagen sich unentdeckt bis zum Leuchtturm durch, wo sie sich den Funker krallen, der mit einem alten Funkgerät und einem neuen Notebook arbeitet. Aus ihm pressen sie die Codes heraus und erfahren durch die Lektüre des Notebooks, dass menschliche "Ladung" mit der Queen of Hearts fast immer nach San Francisco gebracht wird, wo sie von Konzerntypen von Yakashima Technologies in Empfang genommen wird. Der Funker wird gefesselt, und die beiden sehen zu, dass sie von hier wegkommen, denn mit jeder Minute steigt die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwo ein Körper gefunden wird.

 

Cutty sieht, dass Jinx vor die Tür geht, sieht seine Chance gekommen und folgt ihr, auch wenn sie sich ihm gegenüber nach wie vor abweisend und schroff verhält. Draußen unterhalten sie sich ein bisschen, und da sie etwas down zu sein scheint, erzählt er davon, dass er "sitzen gelassen" wurde – er erzählt quasi von Fiona, wenn auch allgemein gehalten und den Eindruck erweckend, sie sei seine Freundin gewesen. Weil ihn das aber so belastet, überrollt ihn das Erzählen wie eine Welle, und er stellt entgeistert fest, dass er kurz schlucken muss. Gott sei Dank hat's Jinx nicht gesehen, aber sie spürt offenbar sehr wohl, wie sehr ihn das mitnimmt, und ist etwas freundlicher zu ihm.

 

Ghost und Kit klauen einen Jeep und fahren davon, doch dummerweise bleibt dieser bald liegen. Kits Verband ist durchgeblutet, die Wirkung des StimPatches lässt nach, ihre Kräfte schwinden, und so muss Ghost sie zuerst stützen, dann tragen, während sie in stockdunkler Nacht unterwegs sind und (natürlich!) kein Auto anhält. Er ruft zwar Stu an, aber der braucht eine gute Stunde, um hierher zu kommen. Sie laden Kit in den Van, steuern den nächsten Ort an und googeln nach der nächsterreichbaren ärztlichen Versorgung, klingeln einen Tierarzt aus dem Bett und zwingen ihn unter vorgehaltener Waffe, Kit zu versorgen. Ghost besteht dennoch darauf, ihn zu bezahlen.

 

Angel fährt mit Cortes in seinem EMC Peugeot Mirage durchs nächtliche Downtown (GTA 5) und erfährt, dass sich der Schamane den naheliegenden Straßennamen Viper ausgesucht hat. Sie treffen sich mit dem Schieber Diego Aguilar, dem Angel Viper vorstellt und ihn bittet, seinen Namen ein wenig ins Gespräch zu bringen und ihn für Jobs im Hinterkopf zu behalten. Dazu will ihn Aguilar natürlich erst mal kennen lernen, und man geht ein paar Cocktails trinken.

 

Jinx verlässt mit über die Schulter geworfener Jacke das Last Chance, und Cutty springt auf und läuft ihr hinterher – womit er zweifellos die Wette gewonnen hat. Patsy entgeht das natürlich nicht. Draußen fragt Cutty, wo sie denn hinwolle, und er erweckt gerade dank eines tollen Cha-Wurfs einen so ehrlichen, arglosen Eindruck, dass sie sich von ihm fahren lässt. Es geht nur ein paar Blocks weiter ins Spectrum, wo sich die beiden trennen. Die Musik ist härter und weniger traditionell als im Last Chance, und das Publikum ist bunt gemischt. Jinx tritt mit ihrer kleinen Band auf. Cutty bekommt das Gefühl, Jinx nun besser zu verstehen. Er nimmt an, dass der Song Playing With Me autobiografisch die Beziehung zu Patsy aufarbeitet, und malt sich aus, wie sie in die Bikerszene gerutscht sein mag, hatte Lucky Jack doch erwähnt, dass sie eigentlich ein ganz normales Mädchen aus der unteren Mittelklasse war, Cheerleader mit allem Drum und Dran.

 

Körperlich und emotional ausgepowert und dennoch voller Adrenalin von ihrem Auftritt nimmt Jinx Cutty mit in ein "Staff only"-Hinterzimmer und treibt's mit ihm auf einer zerschlissenen Kunstledercouch. Danach hat Cutty eine Phase, die man normalerweise eher Frauen nachsagt: absolute Ehrlichkeit. Er stellt sich mit seinem wahren Namen vor und verspricht ihr, sie da rauszuholen, wenn sie ihn nur lässt. Jinx schilt ihn, was für ein Idiot er ist – sie könnte ebenso gut geschickt worden sein, ihm auf den Zahn zu fühlen. ("Und weißt du was? Genau das haben sie getan. Deshalb hab ich dich mitgenommen. Deshalb sind wir hier. Du bist so ein Vollidiot.") Er sieht sie erschrocken an wie ein Reh im Scheinwerferlicht, und sie scheißt ihn zusammen, dass er sich jetzt wohl gerade furchtbar ritterlich vorkommt, sie aber mit seiner romantischen Idiotie in Schwierigkeiten bringt. Nein, sie werde ihn nicht verpfeifen, auch wenn er's verdient hätte. Cutty weiß gar nicht, was er sagen soll. Jinx regt sich wieder etwas ab, denn ihr ist klar, dass sie nur ein Surrogat war. Cutty hat seine Gefühle für "seine Ex" letztlich nur auf sie projiziert. Grimmig vor sich hinmurmelnd geht sie zum Terminal, tippt ein wenig herum, beschreibt einen Chip und gibt ihn Cutty. Innerlich brodelnd erklärt sie ihm, dass Warren Hunsaker mit Lindsay Dunn, der Frau von Bridgewater Dunn, einem anderen Wolf, ein On-off-Verhältnis hat. Mindestens eines der Kinder ist in Wahrheit von Warren. Das soll Cutty eine Rückversicherung für den Notfall geben, denn damit ist Warren erpressbar. Später gibt Cutty diese Info natürlich an sein Team weiter.

 

Ghost und Starlight besuchen am nächsten Morgen das Hauptquartier von Affiliated Artists (gehört zur Horizon-Gruppe) und lernen Estella Van Leuwen (Meryl Streep) kennen, Dashs Auftraggeberin, mit der er einen Termin für die Runner besorgt hat. Evangeline und Preston sind ihre Enkel. Sie gibt den Runnern Holos der beiden und wird mit ihnen einig, dass sie, wenn sie ihr Schicksal zweifelsfrei nachweisen können, ¥ 25.000 bekommen, und weitere ¥ 75.000, sollten sie sie lebend zurückbringen.

 

Am Abend geht Cutty wieder in die Last Chance, doch diesmal sucht der wirklich beunruhigend bedrohliche Patsy die Konfrontation und sticht nach etwas Einschüchterung mit einem Stilett auf ihn ein. Die anderen Wölfe halten ihn auf, Cutty schleppt sich hinaus, und Jinx fährt ihn auf seinem Motorrad in ein Krankenhaus. Nun meint er natürlich, dass beide nicht mehr zurück können, worauf Jinx sehr erbost reagiert. ("Thanks for fucking up my life! You really think I wanted to be 'freed'?" – "I do.")

 

Bugsy nimmt Patsy ins Gebet, dass er nicht einfach mal so eben in einer ihrer Stammkneipen jemanden in Streifen schneiden kann, man wollte doch gerade schauen, ob man mit Styx Geschäfte machen kann. Jemand kommt hinzu und berichtet von Jinx' Verschwinden, und der Fall ist klar: Styx ist mit Jinx durchgebrannt. Der zugedröhnte Roach meint dazu bedeutungsvoll: "We shoulda known. Both names... end with Xs."

 

Ghost weiß jetzt, dass die Entführungen in house abgewickelt wurden und dass sowohl die Spur der Sutcliffes als auch die der Van Leuwens nach San Francisco führt, wo Yakashima sein kalifornisches Hauptquartier hat. Außerdem ist Jack ein Insider, der mit dem Unternehmen gut vertraut ist und sich dort sicher bewegen könnte – und wer würde schon damit rechnen? Er könnte vor Ort Zugangsdaten besorgen, mit deren Hilfe Angel ins System einsteigen könnte. Also deckt Angel in Warren Hunsakers Kommlink, ruft ihn an und fordert ihn mit der künstlichen Stimme seiner Persona auf, das Risiko einzugehen und zu versuchen, herauszubekommen, wer Yakashimas Kontaktmann für das Wolfpack ist. (Er verlangt damit nicht zu viel, und eine Bezahlung lässt er auch noch rüberwachsen, um Warren nicht subjektiv in absolute Verzweiflung zu stürzen, so dass er vielleicht etwas Dummes tun könnte, anstatt zu kooperieren.)

 

Derweil geht bei Ghost ein anderes Gespräch ein: Es ist Bono, der zu einem Treffen bittet, und es geht direkt weiter mit THE VANISHED.

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