57 - Tribute To The Weak {{ currentPage ? currentPage.title : "" }}

1373 DR, Year of Rogue Dragons: Nachdem es auf einem magisch getarnten Boot den Wyvernflow runterging, nimmt das Schiff des tiefenentspannten Kapitäns Kelvarod (in der Mannschaft auch als "Kapitän Wirdschon" bekannt), die Silvertide, seine Gäste auf: Jendara, Gilborn, Valmaxian, Jaq, Raz, Skaar und Ayen Dalaria. Nach wie vor gilt es, Hochwürden Immanion und seine Ilmatraner zu befreien und die Gebeine von Sta. Avienda zurückzuholen. Die cormyrianischen Spione schicken sie natürlich nicht ganz ohne Hilfestellung los: In Cimbar ist die Frau des reichen Kaufmanns Tyros Vesnar, Avita, in einer Art Widerstand tätig. Sie kann den Helden Informationen beschaffen. Auch ist die Gruppe mit zehn Veil-Scrolls ausgerüstet worden. Jaq würde diese Illusion natürlich selbst gern werfen, ist aber noch nicht reif für Level-6-Zauber und wird das Valmaxian überlassen müssen. Dieser hat außerdem einen Duplicator-Ring mit drei Steinen bekommen: Jeder Stein ermöglicht ihm, einen soeben geworfenen Zauber bis zu zehnmal in aufeinanderfolgenden Runden zu duplizieren, danach verliert er seine Wirkung.

 

Am ersten Abend auf dem kleinen Zweimaster hält Valmaxian eine Lehrstunde über Chessenta ab: Einst war es die Blüte der Kultur, ein Hort der Wissenschaften, wenn auch stets sehr kriegerisch. Doch die Balance verschob sich immer weiter zum Barbarischen, weg von den geistigen Künsten, weil die sehr selbstständigen Städte schließlich oft gegeneinander kämpften. Im zwölften Jahrhundert jedoch bestieg Erzmagierin Melisandra Meynor den Thron  und vereinte Chessenta hinter sich. Sie brachte die Blütezeit Chessentas zurück, die Kultur der Begegnung, des freien Geistes und der Forschung. Melisandra hatte drei Töchter: Ellisira, Eoliria und Ellilaera, aber keine von ihnen schlug nach der weisen Mutter – sie waren schwach in ihrer Persönlichkeit, entweder zögerlich, eitel, leichtlebig oder genusssüchtig, und alle drei wohl auch nur durchschnittlich intelligent. Melisandra verheiratete ihre erste Tochter Ellisira an Avis aus Luthcheq, Eoliria an Dennisor aus Cimbar und Ellilaera an Sinfael aus Airspur. Diese drei mächtigsten und einflussreichsten Männer Chessentas wollte Melisandra damit unter ihre Kontrolle bringen, aber sie hatte unterschätzt, dass es auch die drei ehrgeizigsten Männer Chessentas waren. Sie überzogen das Land mit 30 blutigen Jahren des Krieges, dem Melisandra aber nicht lange hilflos zuschauen musste: 1154 DR starb sie als gebrochene Frau. Im Jahre 1200 DR erfolgte dann der erste Versuch, Frieden zu schließen: der Treaty of the Bay, ein nach zwei Monaten der harten Verhandlungen (aus Gründen des gegenseitigen Misstrauens auf einem Schiff in der Bucht von Chessenta) geschlossener Frieden, der jedoch nur ein halbes Jahr hielt.

 

Schließlich reichte es den Generälen, die die drei Kriegstreiber absetzten oder ermordeten. Um aber dort weitermachen zu können, wo Avis, Dennisor und Sinfael aufgehört hatten, gaben deren Nachfolger in seltener Einigkeit teils aus Kalkül, teils aus hochgeschaukeltem Aberglauben die Schuld am Krieg Melisandras Töchtern – sie seien es gewesen, die die Männer in ihrer Machtgier verzaubert, manipuliert und angetrieben hätten. Ellisira, Eoliria und Ellilaera wurden hingerichtet, Magie wurde verboten, die Tempel der Selûne, der Mystra und der Sune wurden geschändet, Frauen wurden komplett entrechtet, und Forschung und Wissenserwerb traten in den Hintergrund und waren nur akzeptabel, wenn sie Kriegszwecken dienten. Der Kriegsvater Temperos herrscht über allen anderen Göttern. Ihm unterstehen quasi als Yin und Yang Loviatar und Ilmater, das Leiden und das Ertragen. (Passend, dass die Göttin der Schmerzen die einzige weibliche Göttin ist, die in Chessenta akzeptiert wird. Ilmater wiederum soll den Menschen helfen, immer noch ein bisschen mehr zu ertragen, damit die Herrscher so wenig Rücksicht wie möglich nehmen müssen.) Chauntea wird aus purer Notwendigkeit geduldet, der Klerus hat allerdings nichts zu sagen.

 

Das Volk hat die letzte Blütezeit Chessentas noch nicht vergessen, die (teils sicherlich verklärenden) Erzählungen über Melisandra Meynors weise Herrschaft wurden mündlich überliefert und befeuern die Sehnsucht nach besseren Zeiten.

 

1347 DR wurde in den Akanamarshes die Free City of Limnantes von drei Frauen gegründet, der Mystra-Geweihten Aelania Meynor, der Sune-Geweihten Karnia Meynor und der Hexe Mauree Mercia. Da es sich hierbei um eine sehr aktuelle und örtlich begrenzte Angelegenheit handelt, weiß Valmaxian jedoch kaum etwas darüber, außer dass die Frauen es irgendwie geschafft haben, ihre Siedlung zunächst halbwegs geheim zu halten. Erst 1357 DR entsandte Belphegor the Grim, der Sceptanar von Cimbar und ein Mann von äußerst grausamem Ruf, eine Armee, der Limnantes aber bis ins folgende Jahr hinein die Stirn zu bieten gelang, doch 1357 DR fiel sie.

 

Chessenta ist, was es auch vor Melisandra war: ein Flickenteppich aus sich verschiebenden Einflussbereichen, beherrscht von den Sceptanaren. Mordulkin ist die einzige Stadt, die von einem selbst gewählten Stadtrat regiert wird.

 

Skaar genießt seine erste Seereise, auch wenn er sich als für Seekrankheit sehr anfällig erweist (Seebeine sind den Gebirgsbewohnern wirklich nicht in die Wiege gelegt), aber weil alles so aufregend ist, ist ihm das egal. Die Silvertide gerät in einen Sturm, der sich für die allesamt ungeübten und damit seekranken Passagiere wie ihr Untergang anfühlt, den aber die Matrosen teils grimmig, teils aufgeregt-freudig reiten. Jedoch ist er so stark, dass an Deck niemand etwas zu suchen hat, der dort nicht arbeitet. Plötzlich geht vorn am Bug eine Luke auf, und eine Frau im adlig aussehenden Kleid wird herausgespült – das kleine Gerätelager ist mit Wasser vollgelaufen. Schon wird sie von der nächsten Welle über die Reling gespült. Ein Matrose versucht sie hochzuziehen, geht dabei aber ebenfalls über Bord. Von den aufgeregten Schreien angelockt setzt sich Skaar (der, weil das so spannend und aufregend ist, nicht dazu zu bringen war, wie die anderen unter Deck zu gehen, und sich erfreut lachend am Mast festhielt, obwohl ihm speiübel ist) in Bewegung, arbeitet sich nach vorn vor, wird um Hilfe gebeten und sieht die beiden, die sich an Holz und Seil klammern. Da ihm die Gepflogenheiten der menschlichen Gesellschaft noch fremd sind, holt er zuerst den Matrosen hoch, da er diesen leichter erreichen kann, und dann erst die Frau, die sich in der Nahaufnahme als Laeral Tavernant entpuppt.

 

Im Lager erfährt Fleece, dass Laeral spurlos verschwunden ist. Lächerlich! Wie soll eine junge, behütet aufgewachsene Adlige ohne besondere Fähigkeiten aus einem Lager von Tausenden von Soldaten verschwinden?

 

Schnitt auf Jen, die von Kelvarod im Sonnenschein an Bord der Silvertide zur im Laderaum "gefesselten" Laeral geführt wird, weil sich diese als eine Laeral Tavernant vorgestellt und behauptet hatte, Jen zu kennen. Die "Gefangene" sitzt jedoch inmitten loser Stricke. Kelvarod staunt ratlos, wie das passieren konnte, seine Matrosen beherrschen doch zahllose zuverlässige Knoten. Jen bestätigt, dass Laeral die Wahrheit gesagt hat, lässt sie dann aber erbost dort sitzen und geht wieder hinaus.

 

Als Gilborn davon hört, begibt er sich zu Laeral, da er seinen Ohren nicht trauen mochte. Tatsächlich, das ist sie. Er behandelt sie standesgemäß respektvoll und fragt, was in aller Welt sie hier verloren hat – und wie sie es überhaupt an Bord geschafft hat. Laeral überspringt die letzte Frage geschickt und erklärt, dass sie eine Zwillingsschwester hat, Liandris. Beide bedeuten ihrem Großvater nicht viel – sie geht nicht darauf ein, warum –, und so erachtete er Liandris wohl für entbehrlich, als sein Geschäftspartner Belphegor the Grim, Sceptanar von Cimbar, der ihm die Söldner überlassen hatte, nach einem Faustpfand für Garrods Wohlverhalten und Vertragstreue verlangte. Belphegor aber eilt der Ruf eines besonders grausamen Mannes voraus, und Laeral starb tausend Tode beim Gedanken an ihre geliebte Schwester. Natürlich konnte sie ihr nicht helfen, wie denn auch? Doch als sich ihre ganze geplante Zukunft in nichts auflöste und sie plötzlich eine Gefangene in Bryntarths Heerlager war, als sie keine Pflichten mehr zu erfüllen und nichts mehr zu verlieren hatte und dann auch noch mitbekam, dass der Herzog die Gemeinschaft der Ersten Sonne nach Cimbar schicken würde, war das ein Wink der Götter, und Laeral musste handeln, denn eine weitere Gelegenheit würde sich nie wieder bieten. Gilborn ist davon so überrascht, dass er nicht darauf kommt, sie zu fragen, wie sie von so einer geheimen Aktion gehört und es dann auch noch an Bord der Silvertide geschafft hat. Um von ihren Leiden zu erzählen, erscheint ihm Ayen die bessere Ansprechpartnerin als ein bäuerlicher Dorfpriester aus der Provinz zu sein, also schickt er diese.

 

Erst der Ilmatranerin vertraut Laeral an, warum ihre eigene Familie sie wenig wertschätzt: weil sie eine Freizauberin ist. Die Cormaerils finden das unheimlich und betrachten es als Fluch, haben sie daher immer daran gehindert, so gut sie konnten, von ihren Gaben Gebrauch zu machen, und sie geheim gehalten. Liandris verfügt offenbar über keinerlei Fähigkeiten, aber weil sie aus demselben "Wurf" stammt, heißt es: mitgehangen, mitgefangen.

 

Laeral kann sich ihre Fähigkeiten selber nicht erklären und liest, seit sie denken kann, jedes Buch über Magie, das sie in die Finger bekommen kann, um Antworten zu finden, doch vergeblich. Sie wurde auch zeitlebens dermaßen abgeschirmt, dass sie nicht mal so eben in einen Mystra-Tempel oder zu einer Akademie gehen konnte, um ihre Fragen zu stellen. Als Kind entwickelte sie die Fähigkeit, sich in jedes mögliche Kleintier zu verwandeln. So gelang es ihr, heimliche Gespräche zu belauschen, und so kam sie auch als Möwe an Bord, um sich in der Bilge zu verstecken und sich jedes Mal, wenn jemand kam, schnell in eine Ratte zu verwandeln.

 

Da Kelvarod wiederholt feststellt, dass es (aus welchem Grund auch immer) nichts nützt, die Gefangene zu fesseln – sie kann eh nirgendwohin –, erlaubt er ihr "großzügig", sich frei an Bord zu bewegen. Laeral hat Ayen gebeten, das ihr Anvertraute der Gemeinschaft mitzuteilen, vielleicht werde man dann ja feststellen, dass man sie gebrauchen kann. Ayen spricht aber erst mal mit Gilborn, und der zeigt sich erschüttert, denn auch er reagiert abergläubisch und argwöhnt, woher diese rätselhaften Kräfte stammen mögen, die diese junge Frau aus dem Handgelenk schütteln kann, obwohl normale Menschen jahrelang dafür studieren müssen. Ayen erstattet der Gemeinschaft, die gerade unter Deck zu Abend isst, Bericht, doch Jen will nach wie vor nicht mit Laeral reden. Zum Umkehren ist es zu spät, also wird Laeral an Bord auf sie warten, bis sie hoffentlich mit den Ilmatranern und den Gebeinen zurückkommen, und zurück in Cormyr wird sie der Krone übergeben. Valmaxian reagiert verächtlich auf Zauberer: Sie haben nicht studiert, nicht für die Früchte ihres Erfolgs gearbeitet, wissen gar nicht, was sie da tun, und sollten zum Schutze aller eigentlich bereits bei den ersten Anzeichen ersäuft werden wie überzählige Katzenjunge. Jaq hingegen teilt diese Animosität zwar auch (sie ist sehr stolz auf sich, die Akademie trotz ihrer Herkunft mit nur drei zusätzlichen Jahren bestanden zu haben, und hat sich das, was sie kann, sehr, sehr hart erarbeiten müssen), ist aber auch fasziniert von dem Gedanken, magische Kräfte nicht künstlich und mit allerlei Hilfsmitteln rufen zu müssen, sondern in sich zu haben und freizusetzen, quasi sein eigenes Grimoire zu sein – und auch von der Vorstellung, sich komplett in ein Tier zu verwandeln. Wie muss es sich anfühlen, instinktiv zu wissen, wie man seine Federn ausrichten und seine Flügel einsetzen muss, um aus eigener Kraft zu fliegen? Flüge waren für sie bisher ja eher panische Angelegenheiten (vor einem Jahr auf den Adlern der Elfen und vor einigen Monaten auf dem Greif).

 

Während Raz sich als Unbeteiligter aus Neugierde zu Laeral begibt und ein wenig mit ihr plaudert, geht Jen an Deck, um eine Pfeife zu rauchen. Jaq folgt ihr und versucht sich in einer niedlichen Szene vorsichtig in der Fleece-Rolle als besänftigende Vermittlerin, scheitert aber an Stonewall Corthala.

 

Eines Abends sichtet der Ausguck ein Schiff, und es folgt durch die Nacht und über den nächsten Tag eine Art unhektischer Verfolgungsjagd. Die Silvertide ist wendig, aber das nützt ihr nichts, denn der Verfolger ist ein Dreimaster mit weit größeren Segeln und damit trotz des größeren Rumpfes schneller. Ein weiteres Schiff gesellt sich im Laufe des Tages dazu. Kapitän Kelvarod entscheidet sich dafür, zwischen der westlichen Küste der Bucht und einer Inselkette hindurchzusegeln – dort sind sehr flache Gewässer, für die die Verfolger, wie er hofft, zu viel Tiefgang haben. Die Jagd nimmt Fahrt auf und wird noch spannender, denn für die gegnerische Artillerie ist man fast in Schussweite – immer wieder saust ein katapultiertes Geschoss durch die Luft und schlägt immer dichter auf dem Wasser auf, während beide Kapitäne hochkonzentriert steuern und sich von Ausguck und Matrosen mit Lot stets auf dem Laufenden halten lassen.

 

Endlich kommt Jaq eine Idee: Sie rennt vom Bug aus nach hinten aufs Achterdeck, konzentriert sich und wirft die Illusion einer klitzekleinen Felsspitze, die vor dem Verfolger plötzlich aus der Gischt aufragt, so dass er das Ruder herumreißen muss und wunschgemäß woanders aufläuft. Das Schiff dahinter setzt alles auf eine Karte und feuert mit dem Katapult ein Geschoss ab. Jaq schreit Max eine Warnung zu, und dieser hat die Ruhe weg und das absolute Timing und lenkt die Laufbahn im letzten Moment mit Battering Ram so ab, dass das Geschoss nur die Reling durchschlägt, aber kein Loch in den Rumpf reißt. Man ist knapp entkommen, aber der zweite Verfolger muss nur die Inseln umrunden und in tieferen Gewässern parallel segeln – so oder so wird er die Silvertide wieder einholen.

 

Kelvarod setzt seine Passagiere im Schutz einer Landzunge, die sie vor dem Verfolger verbirgt, mit einem Boot ab, und nun weiß natürlich niemand, ob, wie und wo man sich je wiedersehen wird – die Silvertide ist schließlich das Ticket nach Hause. Alle hoffen aufs Beste, die Silvertide segelt weiter, und im letzten Moment fasst sich Laeral ein Herz, verwandelt sich in einen Sperling und fliegt zu den Gestrandeten. Jetzt lässt sich ihre Anwesenheit nicht mehr ändern.

 

Valmaxian, der fortan ganz normale Reiseklamotten trägt, also nicht wie ein Magier aussieht, hat die grobe Landkarte im Kopf und weiß, dass, wenn man die Halbinsel nach Norden durchquert und sich danach parallel zum Ufer nach Westen bewegt, automatisch auf Cimbar stoßen wird, also wirft er mit einer Spruchrolle Veil, und aus ihm wird der grobschlächtige Sklavenaufseher (Claude-Oliver Rudolph), und aus Jen, Jaq, Gilborn, Ayen, Raz, Skaar und Laeral wettergegerbte männliche Arbeitssklaven mit leichter Bauausrüstung, die er offenbar irgendwohin bringt, um sie im Straßenbau einzusetzen. So durchquert man unauffällig die hübsche Landschaft und passiert Dörfer, vor denen Bauern auf den Feldern arbeiten, doch sie tun so, als sähen sie den Sklaventrupp gar nicht. Auf der Flucht von Stony Rock war man sehr erstaunt, wie diszipliniert Laeral war: kein Murren, kein Klagen, und auch wenn man auf sie Rücksicht nehmen und sich etwas langsamer fortbewegen musste, fiel sie doch nie zu weit zurück. So ist es auch hier, doch sie wirkt nervöser und ängstlicher, aber so geht es den meisten, denn nun sind sie in einem fremden, ungastlichen Land gestrandet und haben im Moment keine Möglichkeit, zurückzukehren. Wenn die nächste Insel der Zuflucht nicht nur einige Tagesreisen, sondern ein Binnenmeer entfernt ist, fühlt man sich noch viel einsamer und schutzloser.

 

Abends im Zelt fragt Jaq Laeral nach ihrer Tierform aus, einerseits aus Faszination, andererseits, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Skaar freut sich, dass es für Menschenverhältnisse recht zügig vorangeht und das Land so manche Gefahr verspricht, Jen kommandiert und strahlt so das Selbstvertrauen aus, das sich auf die anderen überträgt, der anpassungsfähige Raz verliert nie seine calishitische Höflichkeit und Gelassenheit, Gilborn und Ayen sind natürlich ebenso besorgt und gestresst wie Laeral, wohingegen Valmaxian wie immer die sarkastische Ruhe in Person ist. In einem Gespräch mit Jen rätselt Jaq, ob er wirklich so gleichgültig allem anderen gegenüber ist, das nichts mit Magie oder anderen Wissenschaften zu tun hat, oder ob er seine Gefährten vielleicht doch lieb gewonnen hat und das nur nicht zeigen kann oder will – wenn er es selbst überhaupt bewusst zur Kenntnis nehmen kann.

 

(Hier hat mich die Alexithymie inspiriert, die so genannte Gefühlsblindheit: Valmaxian hat Gefühle, aber die wirken sich stets nur unterbewusst auf seine Handlungen aus, obwohl er sich ihrer nicht bewusst ist, und Handlungen, die z. B. einem Gefährten zugute kommen, erklärt er sich logisch ("Ich habe das getan, weil Jen kampfstark ist und wir sie brauchen."). Er würde also nicht lügen, wenn er die Frage, ob ihm etwas an diesen Leuten liegt, verneinte – dennoch entspräche das nicht den Tatsachen: Er weiß es nur selber nicht. Außerdem ist er ebenso blind für die Gemütslagen anderer und weiß Mimik und Gestik nicht zu lesen – und wenn er jemanden verärgert, ist es ohnehin gleich, da er ihm intellektuell eh unterlegen ist. Genau diesen Verdacht hat Jaq schon lange, aber sie wird nie mit Sicherheit erfahren, dass sie richtig liegt. Sie möchte es halt glauben.)

 

Am dritten Tag bewegt man sich auf von chessentanischen Soldaten eskortierte Ochsenkarren zu, die ihnen entgegenkommen. Mit einem irren Glückswurf erspäht Jaq oben an einem Hang einen weiblichen Haarschopf, der sich versteckt zu halten scheint, und schickt Laeral in Sperlingsform hinauf, denn jeder Feind des Regimes ist ein potenzieller Freund, und von denen wird man hier jeden brauchen, den man kriegen kann. Laeral verwandelt sich also im Schutze der anderen in einen Vogel, fliegt hinauf und sieht dort weibliche Rebellen, die sich für einen Hinterhalt bereit halten. Doch schon hört man aus der Ferne – von dort, woher die Karren und Soldaten kommen – eine Explosion und sieht eine Rauchwolke am Himmel aufsteigen. Dies ist das Signal, und die Rebellen feuern mit Bögen und Armbrüsten, um denen, die den Abhang hinunterstürmen, Deckung zu geben. Die meisten Soldaten fallen unter dem Pfeilhagel, und die Gruppe kann sich nur auf den Boden werfen und die Köpfe unten halten, da sie keinerlei Deckung hat, aber auch nicht das Ziel ist. Jedoch will eine der Kriegerinnen auch den scheinbaren Sklavenaufseher Valmaxian töten, so dass dieser keine andere Wahl hat, als sofort den Veil zu deaktivieren – der Anblick, insbesondere der des riesigen Skaar, überrascht die Frau dermaßen, dass sie wie vom Donner gerührt zurücktaumelt.

 

Ayen, nun offen als Ilmatranerin zu erkennen, wirft sich schützend vor Valmaxian und erklärt nur knapp, dass sie Freunde seien. Die Frau nimmt zur Kenntnis, dass eine Ilmatranerin und ein Chaunteaner dabei sind, und Jen ist gerüstet und bewaffnet, und Magie benutzen sie auch noch – die stehen definitiv nicht auf der Seite des verhassten Regimes. Die Frau deutet den Abhang hinauf und sagt etwas, und Ayen übersetzt, dass sie ihr folgen sollen. Währenddessen haben die anderen bereits Feuer an den Wagen gelegt, die alsbald wie Zunder brennen, weil sie poröse, leuchtend rote Lehmklumpen geladen haben, die offenbar sehr gut Feuer fangen. (Valmaxian identifiziert sie als roten Phosphor.)

 

Mit viel Glück legen sie fast durch die Bank weg bravouröse Climb-Checks ab, allen voran natürlich Skaar, der alle überholt und sich freut, als erster oben zu sein, wo natürlich die Schützen nicht wissen, ob sie schießen oder weglaufen sollen. Nur Valmaxian verhaut den Check komplett, stürzt wieder runter, rappelt sich lädiert und ächzend auf und befördert sich mit Levitate hinauf, was er von vornherein hätte tun sollen. Von oben sieht man auch in einer Meile Entfernung die Mine (á la Mask of Zorro), über der die Rauchwolke schwebt, und eine ausrückende Kompanie von Soldaten.

 

Nur Valmaxian und Ayen sprechen fließend Chessentanisch, Jaq und Laeral sprechen Altchessentanisch und können lediglich hier und da etwas aufschnappen und sich grob verständigen. Die Anführerin Gaiana (Manowars "GUYANAAA! And the cult! Of! The! Damned!" wurde zum geflügelten sowie gesungenen Wort) wiederum spricht gebrochen Chondathanisch, so dass man sich auf der gemeinsamen Flucht etwas austauschen kann, wenn auch nicht viel Zeit für Gespräche bleibt. Jen fragt aber natürlich nach, ob es sich bei den kriegerischen Frauen um She-Wolves der Genifari handelt, und natürlich ist das der Fall.

 

Nach etwa zwei Stunden durch hügelige Wälder und über einen Fluss hinweg erreicht man das Dorf Bergama, wo niemand von diesen Leuten hier überrascht zu sein scheint – der Vorsteher Horthor, der debile Dunvil und andere bringen Wasser und Proviant herbei, und die meisten setzen sich auf den Boden und rasten. Gaiana meint, man werde die Helden zu ihrem Versteck bringen, aber hier mischt sich Gilborn ein und lässt Ayen übersetzen: Er will nicht in der Lage sein, den Feind zum Versteck von Freiheitskämpfern zu führen, wenn sie ihn schnappen. Gaiana begrüßt und respektiert das und bittet Nyanza, mit den anderen weiterzuziehen und die ausgerückte Kompanie auf eine falsche Fährte zu locken. Sie selbst bleibt mit den Gästen hier.

 

Oberhalb Bergamas befindet sich eine kleine Höhle, in der sich allerdings das Zelt nicht aufstellen lässt, weil es Erdboden für die Pflöcke braucht. Gerade lässt sich alles nieder, als Jen von Gaiana erfährt, dass nur eine Kompanie von irgendwas über 50 Mann in dem Fort stationiert ist, das eine Wegstunde von der Mine entfernt liegt und in dem die Sklaven leben, die in der Mine zu Tode gearbeitet werden – und ein Großteil der Kompanie ist ja ausgerückt, um die Rebellen zu verfolgen. Jen ist klar: Jetzt oder nie, eine andere Chance wird sich nicht mehr bieten. Auf ihre Nachfrage bestätigt Gaiana, dass Nyanza die Kompanie noch die ganze Nacht beschäftigt halten wird, um sie so weit wie möglich von Bergama fortzulocken, und man selbst könnte bis Sonnenuntergang das Fort erreichen. Jen erklärt kurzerhand ihre Hilfe bei der Befreiung.

 

Natürlich musste sie an ihre eigene Geschichte denken: Wie sie in der Duergar-Mine mit ihrem Leben längst abgeschlossen hatte, mit der Staublunge dem Tode geweiht war – und dann tauchten die Janessarim mit der Ilmater-Geweihten Effedy auf. Und nun hat sie selbst die Chance, das für andere zu tun, die ebenso leiden und keine Hoffnung mehr haben, an der Seite einer Ilmater-Geweihten und eines Janessar.

 

Gaiana ist wie vom Donner gerührt, hatte sie doch selbst vorgehabt, zuzuschlagen: Deshalb sind die She-Wolves hier: Unter den Sklaven befindet sich eine Sune-Geweihte namens Caldaia Revnar, die zu befreien sie den Auftrag haben. Aber Gaiana hatte nicht damit gerechnet, dass man das nun plötzlich Hals über Kopf so rasch in Angriff nehmen würde, und das ohne ihre Kameradinnen.

 

Jaq bittet natürlich unterdrückt panisch darum, sich das noch mal zu überlegen, denn "Pläne", die innerhalb von Augenblicken geschmiedet werden, sind ganz und gar nicht ihr Fall und schlagen nach ihrer Erfahrung schon deshalb fehl, weil man mit dieser Leichtfertigkeit und dem fehlenden Planungsaufwand das Schicksal herausfordert. Jen aber hat keine Zeit zu verlieren und macht in knappen Worten klar, dass sie nur mit Jaqs Fähigkeiten das Fort betreten könne, und wenn sich Jaq zum Hierbleiben entschließe, dann müsse sich Jen etwas anderes einfallen lassen, aber Jaq solle dann wenigstens das Abendessen vorbereiten.

 

Gilborn murmelt hin- und hergerissen auch etwas davon, dass sie ja eigentlich die einzige Chance für Immanion und die Gebeine von Sta. Avienda sind, aber nicht nachdrücklich, denn auch ihm ist die Vorstellung ein Gräuel, etwas für diese armen Menschen tun zu können, aber nicht zu tun. Ayen ist selbstverständlich Feuer und Flamme, dass man hier so bereitwillig helfen möchte, und auch Gaiana mag ihren Ohren nicht trauen. Skaar freut sich riesig darüber, endlich etwas zu tun zu bekommen, und Raz richtet sich brav nach Jens klarer Entscheidung. Valmaxian betont ironisch, dass, wenn man jetzt sein Leben für Niemande wegwirft, die eigentlich zu Rettenden das gewiss verstehen würden, packt dabei aber seine Komponenten zusammen. Er kennt Jen inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie notfalls auch allein mit Gaiana und Ayen gehen würde. Letztlich muss sich Jaq anschließen, will sie ihre Freunde nicht sitzen lassen.

 

Mit leichtem Gepäck kehren die Helden, von Gaiana geführt, zum Ort des Geschehens zurück, steuern aber das hölzerne Fort an. Jetzt müsste also nur noch eine Mindestbesatzung da sein, die auf die Rückkehr der Sklaven aus der Mine wartet. Hat man das Fort bis dahin unter Kontrolle gebracht, kann man sich auch um die Soldaten kümmern, die die Sklaven begleiten. Laeral fliegt los und liefert tatsächlich eine Luftaufklärung: Sie kann die Barracken beschreiben, hat aber außer am Tor und auf allen vier Türmen niemanden gesehen. Um keine Veil-Spruchrolle für ein paar Minuten zu verschwenden, macht sich Jaq unsichtbar und haut alles für Deceptive Facade, Mimicry und Seeming raus, so dass Gaiana als Muttersprachlerin das Aussehen eines chessentanischen Soldaten erhält und die anderen das von Söldnern (bei denen es nicht verwundert, wenn sie angesprochen werden und nicht antworten können), dazu Ayen und Gilborn als Gefangene. Das soll ja nur die Variante sein, erst mal durchs Tor zu kommen. Valmaxian soll einen Schützen aufs Korn nehmen, Skaar soll sich um den anderen kümmern, und wenn man sich beim folgenden Kampf nicht vor dem Feind hertreiben lässt, sondern in der Nähe des Tors bleibt, hat man durch die Barracken vor den hinteren beiden Türmen Deckung.

 

Gaiana verlangt Einlass: Sie bringe Söldner und Kunde von der ausgesandten Kompanie. Jedoch will man erst mal nur sie reinlassen. Als Max das leise übersetzt, agiert Jen in ihrer Söldner-Maske grobschlächtig aufgeregt und schimpft auf Chondathanisch, wer die denken, wer sie seien, dass er hier vor den Toren warten gelassen werden soll wie ein Botenjunge, und unterstreicht das auch durch ihre Gestik, so dass man die Soldaten am Tor für die entscheidenden Sekunden überrumpeln kann – aber Skaar muss sich gegen das Tor drücken und es so offen halten, so dass man durch einen Flaschenhals muss und er sich nicht um den zweiten Schützen kümmern kann.

 

Valmaxian beharkt seinen Schützen mit Mordenkainen's Mindwedge, aber der schafft seinen Save und legt an. Jen rennt vor Max, stößt ihn zur Seite, wird selbst nur um Haaresbreite vom Pfeil verfehlt, und erreicht den Turm, bevor er den zweiten aufgelegt hat. Sie rennt hoch, aber im Gerangel fällt ihr Krummschwert übers Geländer – als sehr geübte waffenlose Kämpferin wirft sie den Bogenschützen aber hinterher und rennt wieder runter.

 

Währenddessen bekämpfen Gaiana und Raz ganz allein die nach und nach anrückenden sechs Soldaten, die alle nicht von schlechten Eltern sind. Jaq lässt derweil das Major Image eines gruseligen Geistes hinter dem anderen Schützen erscheinen, komplett mit Grabgeruch und Eiseshauch, der ihn in die Flucht schlägt. Die hinteren Schützen haben wegen der Barracken kein Ziel.

 

Endlich kann Skaar nachrücken, und dann stößt auch Jen dazu und tanzt ihren tödlichen Tanz, mit dem sie furchtbar aufräumt. Die Soldaten hatten allesamt HP mindestens jenseits der 80 und waren echt nicht ohne, aber von dem Würfelglück der Gruppe kann man nur träumen, und Maxis Haste verlieh obendrein jedem einen Extra-Angriff. Den höchsten Gesamtschaden mit einer Attacke erzielte Skaar mit 97 HP (inkl. zwei Crits), Raz war bei seinem stärksten Angriff mit stolzen 75 HP dabei, und Jen ließ sich nicht mitrechnen, da sie durch den Tanz ihre Attacken aufteilte, aber letztlich drei Soldaten ganz allein erledigte. Raz, Skaar und Gaiana plätten ebenfalls einen, und Raz erhöht auf zwei, als einer der hinteren Schützen nach vorn gelaufen kommt und sie unter Beschuss nimmt. Jen verpasst ihrem ersten Schützen, der mit gebrochenen Beinen da liegt, den Todesstoß, und man sieht sich eilig im Lager um: Unter KZ-ähnlichen Zuständen werden hier jene Sklaven gehalten, die zu krank oder zu schwach zum Arbeiten sind und sich vor den Neuankömmlingen fürchten. Die letzten beiden Schützen werden problemlos erledigt.

 

Laeral erspäht schon bald einen endlosen, von Fackeln beleuchteten Wurm aus Menschen, der sich die Straße hoch aufs Fort zuschlängelt. Die Helden, die immer noch ihre magische Maskerade tragen, legen kontrolliert Feuer an einer Barracke, um so die Soldaten unkoordiniert hereinzulocken ("Feuer! Feuer! Wir brauchen Hilfe beim Löschen, beeilt euch!"), die die Sklaven begleiten – das sind nacheinander noch mal vier Mann, mit denen erneut trotz ihrer guten Werte kurzer Prozess gemacht wird, weil die Würfel extrem günstig fielen. (Skaar ist enttäuscht, dass er nicht die meisten Kills zu verzeichnen hat.)

 

Nun endlich kann man sich der etwa hundert Arbeitssklaven annehmen, die alle an langen Ketten hinter einigen Ochsenkarren herlaufen. Jaq knackt die simplen Schlösser, Jen organisiert Essensausgabe und Wasserverteilung an der Zisterne, Ayen und Gilborn kümmern sich um die schwächsten und am schwersten erkrankten Sklaven, und bei all der Hektik – man weiß ja nie, wann der Hauptteil der Kompanie zurückkehren wird – hat man keine Muße, groß auf die Freude unter den Sklaven zu achten: Sie brechend weinend vor Glück zusammen oder jubeln oder berühren ihre Retter vorsichtig oder werfen sich vor ihnen in den Staub. Jen fällt eine trotz des Schmutzes auffällig hübsche junge Frau auf, bei der es sich garantiert um Caldaia handelt (zumal sie nicht ausgemergelt aussieht, also noch nicht lange hier sein kann), aber für ein Gespräch ist keine Zeit, es gibt zu viel zu tun.

 

Das Fort wird nun vollends in Brand gesteckt. Der Treck ist organisiert, aber über hundert Menschen kriegt man nicht spurlos von hier weg. So oder so muss man die Ochsenkarren ein Stück weit nutzen, zumindest bis man die Straße verlässt, aber auch dann wird der Treck sehr leicht zu verfolgen sein. Gaiana verspricht, ihre Kameradinnen, sobald sie zurück sind, eine falsche Fährte legen zu lassen, und los geht's. Skaar schleppt wie ein Blöder (seine eigenen Waffen, dazu so viel Wasser wie möglich), jeder, der kann, muss helfen, andere zu tragen oder wenigstens zu stützen. Jen erinnert sich natürlich an den Flüchtlingsstrom aus Esmeltaran, und wie viele sie hatte zurücklassen müssen – aber das waren alles wohlhabende Leute und deren Personal. Das hier sind gequälte Sklaven, die aufs Äußerste wie Vieh missbraucht wurden, von denen lässt sie keinen freiwillig zurück. Entsprechend beschwerlich und langsam geht es voran, aber man muss nur Bergama erreichen, meint Gaiana, dann wird alles gut.

 

Wie durch ein Wunder und mit letzten Kräften erreicht man das Dorf, und Horthor schließt auf merkwürdige Weise (wie ein OCD-Kranker: auf, zu, auf, zu, auf) unter leisem Gemurmel (ein Gebet an Mystra) die Tür zum Gemeinschaftshaus auf, in das garantiert nicht alle Menschen hineinpassen, und doch fordert er alle auf, einzutreten. Als das auch die Helden tun, gehen ihnen die Augen über: Sie befinden sich nicht im Gemeinschaftshaus, sondern in einem Mystra-Tempel, der gar nicht wirklich hier ist, sondern in einer Globule existiert. Natürlich: Wenn es jemandem gelang, im Zuge der Tempelschändungen ab 1200 DR einen ganzen Tempel zu entrücken, dann die Mystraner. Die Hohepriesterin Chelindrea heißt alle willkommen, sie erteilt ihnen Tempelasyl. Die Novizen, Akoluthen und Priester hier wollen jedoch nur in Abgeschiedenheit von allen weltlichen Belangen studieren und forschen und sind durch die Bank weg angepisst, all diese Leute hier aufzunehmen. Jedoch müssen sie tun, was Chelindrea sagt, und zaubern á la "Tischlein deck dich" in der kleinen Mensa überbordende Tafeln von Leckereien auf die Tische. Jen kann die ausgehungerten Sklaven nicht bremsen, die wie die Verrückten in die Mensa drängen (so dass man sich schon an japanische U-Bahnen erinnert fühlt) und sich auf das Essen stürzen, und weiß, dass die meisten alles bald wieder erbrechen werden. Natürlich passiert nach und nach genau das, und auch fürs Saubermachen haben die Geistlichen zwar die richtigen Zauber, aber auch nur Verachtung übrig. Jedoch muss in Schichten gegessen werden, weil die Mensa längst nicht groß genug für alle gleichzeitig ist, und die nächsten lassen es dann schon ruhiger angehen. Von denen, die warten müssen, kriegen einige schon mal nach und nach magisch erschaffene und duplizierte sehr einfache Kleider. (Alle einzukleiden, würde Tage dauern.) Ayen und Gilborn funktionieren sofort eine der Kemenaten zum Lazarett um (was die Novizen, die dort eigentlich schlafen, noch mehr anpisst) und sind von dort kaum fortzukriegen. Jaq sieht sich eingeschüchtert um: Sie ist eine Adepta minor, und doch fühlt sie sich so klein, so unbedeutend angesichts dieser magischen Brillianz, dass sie nicht als solche auftreten kann. Von den Menschen hier wirkt nur Chelindrea freundlich, aber niemals könnte sie so eine wichtige Person ansprechen. Valmaxian hat damit jedoch überhaupt kein Problem: Er vergrößert seinen Kleiderschrank, zieht sich wieder seine extraschicken Roben an und nervt Chelindrea mit der Bitte um Zugang zur Tempelbibliothek.

 

Chelindreas Tempel hat genau ein Gästezimmer (ursprünglich für hochrangige Geweihte aus der Ferne gedacht, wenn sie zu Besuch kamen), aber dieses existiert dank der Globule in unzähligen Versionen: Alle benutzen zwar dieselbe Tür (vor der sich stets eine lange Schlange befindet, weil man immer warten muss, dass sie sich schließt, bevor der nächste seine Version des Zimmers betreten kann), aber jeder findet den gleichen Raum vor. Bevor man die Tür betätigt, muss man nur seinen Namen nennen, und schon bildet sich eine Version des Zimmers für eben diese Person. Jen reiht sich also ein, betritt "ihr" Zimmer, setzt sich aufs Bett und gestattet sich, nun, wo sie niemand sehen kann, sich auszuheulen. Was heute geschah, wie der Brite sagt, hit too close to home.

 

Inmitten der Sklaven sitzen auch Skaar (der sehr hungrig ist und nicht einsehen kann, warum er warten sollte) und Jaq, die nicht weiß, wohin sie soll.

 

Skaar: I don't understand. These people cannot survive on their own. (Jaq sieht ihn mit einem "Ja, und?"-Gesichtsausdruck an.) They are weak.

Jaq: Yes, they are.

Skaar: Why do we help them? The weak.

Jaq: That... should be obvious, shouldn't it? Because they are weak. They can't help themselves.

Skaar: But they must help themselves. What kind of tribe is this?

Jaq: It's, it's not a tribe per se, it's a... it's a grouping of people.

Skaar: Nothing exists anywhere that waits for someone to come and help. Nothing can exist like this. Everything must help itself. Every flower, every shrub, every mountain goat. People are the only thing in lulakamana, in... in everything that needs someone to come and help. What is the word for all the time, the one with con...?

Jaq: Constantly.

Skaar: Constantly. What is the word for... uh... (Er gestikuliert allumfassend.) everything?

Jaq: Life...?

Skaar: No, everything... everywhere.

Jaq: Abeir-Toril? Toril, in short?

Skaar: Why is the word for everything two words?

Jaq: It's from a forgotten language. I think... I think it means cradle of the world.

Skaar: What is a cradle?

Jaq: It's a... a yanahesh, a... something you put babies in.

Skaar: A belly?

Jaq (etwas entgeistert): No. No, why would you think that? No, something made of reet or wood.

Skaar (misstrauisch): What do you do to your babies?

Jaq (genervt): It doesn't matter. (Etwas bissig:) I suppose you throw them into the snow and pick up the ones that survive.

Skaar (entrüstet): Of course not! They would die! They are too weak!

Jaq: See? These people are too weak as well. They, too, need help.

Skaar: But they are all grown up. We make our babies into strong Gol. They begin weak, we feed them and teach them and make them strong. And then they are strong.

Jaq: Obviously.

Skaar: These are already old. They should be strong, but they are weak. How can they... what is the word when you want something from someone, and you really think you should get it?

Jaq: Expect. How can they expect other people to help them, I know what you mean. They didn't expect anybody to help them. They've resigned themselves to their fate, they were hoping for Jergal to take them.

Jaq: Jergal. Your god of death?

Jaq: Yes. No. It's hard to explain. Let's say yes.

Skaar: So why do you not let them wait for your Jergal?

Jaq: Because it's wrong. What's happening to them is wrong.

Skaar: Belonging to someone else, you mean?

Jaq: No. (Sie atmet durch.) Slavery is a sensible part of life. But it's... Do you keep pets? (Skaar sieht sie überlegend an.) Animals, do you keep animals? As companions?

Skaar: Goats? For milk?

Jaq: No, I mean... Never mind, let's take the goats. Would you torture them?

Skaar: What is torture?

Jen: Would you hurt them?

Skaar (verwirrt): No. Why would we do that? We need their milk.

Jaq: That's the point. In order for them to do their part, you have to watch over them, make sure nothing bad befalls them. You have a responsibility to treat your slaves well. But this... this is just... savage barbarism. Completely uncivilized, just like everything else in this gods-forsaken realm.

Skaar: I still do not understand why we help them. Where will they go? What will they do? They are weak. They cannot survive, they need someone to protect them. But they will never be stronger. And they make us weak. We could be out there, doing our own things, the things we are here for, but instead we are fighting for them, bringing them to places, watching over them. The weak always make the strong weak. You say they were waiting for your Jergal. Let them do that. Let them go so they can get what they want.

Jaq: They don't want that anymore. They wanted that when they were suffering, but now they're not. They deserve better.

Skaar: Why?

Jaq: They... they just do. They've suffered enough.

Skaar: So much suffering comes right before the end. That is when you should go. On my mountain, when you feel that you are getting weak, too weak to help the clan as much as you must, then you say your farewells and go.

Jaq: Go where?

Skaar: Out into the wilderness.

Jaq: To die?

Skaar: Of course. When you are alone, without a clan, you die.

Jaq: Just so the clan doesn't have to take care of you?

Skaar: If you cannot do your part, you are a burden for your clan. Why would you want to make your clan weak by staying? The clan must survive, not you. The clan is important, not you. They should all go out into the wilderness. To make us strong again.

Jaq: You're saying that because you're a barbarian. You're as uncivilized as the northmen, possibly even more so. Civilized people honor their old and take care of them. They tend to the sick and the weak and show compassion. Maybe that's a trait that is exclusive to humans. And elves. Obviously that's a concept that goes right over your head.

Skaar: Nothing goes over my head. I am too quick, I would catch it.

Jaq (atmet durch, schweigt kurz): I must apologize, Skaar. I didn't mean to snap at you. I couldn't possibly imagine how lonely you must be, being the only one of your kind around here. I'm so thankful for Eshavar's company. Before that, I spoke so little of my mother tongue that I feared I'd unlearn it. Not that we have much in common otherwise, but it's nice to have a countryman around. One who understands how you think. You have no one who thinks like you. No one to talk to in Gol-Kaa. I'm really sorry for you, Skaar.

Skaar: Kavalio, you must answer a question for me. Everyone calls me Skaar. Fleece is the only one who calls me—

Jaq: Anakalathai. Are you surprised? I have a knack for languages. I know your honorific.

Skaar: So why do you not use it? I learned that it is the same with Eshavar. That is his honor name, but no one uses it.

Jaq: It's hard to explain, actually. I'm well aware of honorifics. We Calishites put much stock in them. Once you've earned it, you want people to use it, because you know you deserve to be called by your honorific for the very reasons for which you got it in the first place. Non-Calishites have a hard time understanding honorifics. They love nicknames and titles, but other than that, they just use your first or your last name. And they express friendliness and familiarity by using the first name. Much, much sooner than Calishites, actually. And then they love to do what Calishites would never do, under no circumstances whatsoever: take your name and shorten it. We Calishites feel that that's extremely rude. We want to honor our opposite by using their name the way it was intended. Shortening a name feels like ridiculing our opposite, belittling them, dishonoring them. It takes some getting used to, but with Chondathans this is actually meant to express affection. So Jaqeera becomes Jaq, Razfahan becomes Raz, Valdorax Valmaxian becomes Valdo or Maxi or Max, and so on. Of course you can't do that with short names like Raif or Skaar. By using your first name, they want to show you they're friendly with you. They don't mean any disrespect.

     Speaking only for myself, I've never used your honorific because I've never thought I had the right. It's a goliath tradition, and I felt it should only be used by those. Using it myself seemed impolite. So I took the next best option and went by the others who used your first name. I couldn't call you Messeru Kathaal, could I?

Skaar: That sounds weird.

Jaq (schmunzelt): Doesn't it?

Skaar: How do you humans get your honor name?

Jaq: Calishites do. Well, not every Calishite does, far from it. It's really complicated, you... you don't talk about it, you don't talk about how it works, you just... Well, basically an exalted one, someone of distinction, of some standing, calls you a name, because of a deed of yours or because of a personality trait or because of your career or because of anything, really. When others agree the name fits and use it themselves when adressing you, you have the right to bear that name. But... Well, say you're an influential figure, and when you talk, people listen. You don't give out names whenever you feel something fits. Many things have to come together. Obviously you have to respect the individual you want to give an honorific to, but you're not expected to give a name to everyone you respect, quite the contrary. In fact, bestowing an honorific on someone, only for the honorific to not catch on, well... you lose face.

Skaar: How can you lose your face? Does someone come and rip it off?

Jaq: No, it's a metaphor. You lose reputation.

Skaar: Repu...?

Jaq: Respect. You lose respect. I'm sorry, I'm afraid you have to be able to think calishite to understand this. Few people receive an honorific. You could be the greatest hero Calimshan has ever known and not have one, you could be a lowly marketender and receive one. At the end of the day it's a very, very complicated coincidence, really.

Skaar: How do you know if someone did not just give a name to himself?

Jaq: Oh no. That would be extremely dishonorable. No Calishite with a shred of honor would even consider this.

Skaar: What does Eshavar mean?

Jaq: It means viper. That's a kind of snake.

Skaar: Why did he get it?

Jaq: I've never thought to ask. Asking about an honorific can easily be taken as distrust, as an attempt at verifying if the person didn't name themselves, so... you have to know the person really well to make sure they don't take your inquisitiveness the wrong way.

Skaar: You never say what you think or feel. That is why it is complicated to live with you.

Jaq (lächelt): I suppose. How does it work with goliaths? The naming?

Skaar: When we are brought into this world, the tent mother calls us by a word. That word has no meaning, it is just something like... like a tool. An empty word. When you are without a name, you are a child. Nobody listens to you because you are not important. Then when you do something of note, the clan deliberates if it was something worthy of a name. If the elders say yes, they name you. From that moment on, you are not a child anymore, you are a member of the clan, you can make your voice heard. You always have to strive to be the best you can be, so ev... even...

Jaq: Eventually?

Skaar: Tulio. Eventually you will get your name. The name you get for the first deed of note of your life.

Jaq: So... basically we're all calling you as if you were still a child that has no say in anything?

Skaar: Yes. But I know you do not mean it that way. Skaar is just easier to say than Anakalathai.

Jaq: That's very gracious of you. If I had such a name, I'd insist on being called by it.

Skaar: My name only has meaning with my clan behind me. Without clan Kathaal, my name is meaningless. I do not care how I am called. But I like that Fleece bothered to learn Anakalathai, as a show of respect. And you bothered to learn it, too, and you will not ask about it, so I will tell you, just as I told Fleece. One day, Vanua sent us a winter storm that did not let up.

Jaq: One of your gods?

Skaar: Vanua the Harbinger of Woe. He sends storms and avalanches, makes rifts in the rocks so you stumble and fall if you do not pay attention.

Jaq: Not a very nice god, I take it.

Skaar: He is cruel, but he is not evil. He separates the tough from the weak and wipes out the weak to keep the clan strong. Without him, we could not survive.

Jaq: All right, go on. The storm.

Skaar: The storm hammered down on us, day and night, and day and night after that. It knocked our tents over and blew them away. We put them back together again and again, but the storm never stopped. Some of our goats died. So I climbed on the highest rock I could find, and I shouted at Vanua (Er steht auf und brüllt tatsächlich): Gol ilakae kathana kulia! Gol maula kae, goli lenamaka nae! Lothakal lanae lulakamana!

Die Leute sind zu Tode erschrocken, Jaq sieht und gestikuliert beschwichtigend in die Runde und zupft an Skaars Bracer, damit er sich wieder hinsetzt.

Jaq: Very vivid. What did it mean?

Skaar: I told him to stop. I told him that we were so strong that he could do that for days and not kill us, only our goats. I told him that he would not find stronger Gol than the Kathaal on any mountain. And not long after, the storm broke. So my clan gave me my name: Stormbreaker, for that is what Anakalathai means.

Jaq (lächelnd): Stormbreaker. How old were you?

Skaar: I hear you talk about years, you even give names to them. How can you remember them all? Gol do not think in years. Gol think in seasons. We do not count more than that. What does it matter how many summers my eyes have seen come and go?

Jaq: So you don't even know how old you are?

Skaar: No. It does not matter.

Jaq: I quite like that answer. I think I'll use it myself the next time someone's impolite enough to ask me.

 

Durch die wunderschön gestalteten Buntglasfenster dringt zwar Licht, aber es verändert sich nie, weil es magisches Licht ist. Daher verliert man hier bald jedes Zeitgefühl und bekommt den Eindruck, dieser Tempel existiere nicht nur außerhalb des Raums, sondern auch außerhalb der Zeit. Jen hat geschlafen, kommt wieder raus und hat keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen ist. Die hübsche junge Frau von... gestern? Jedenfalls tritt Caldaia auf sie zu, die wohl schon nach ihr gesucht hat. Sie trägt zwar nur ein sehr einfaches Bauernkleid ohne Schuhe, ist aber inzwischen wieder herausgeputzt. Sie wollte sich bei Jen bedanken, die ja eindeutig das Kommando über diese Aktion hatte. Nebeneinander spazieren sie also durch das Gedränge, denn nirgends hat man hier seine Ruhe – der Tempel ist auf so viele Menschen nicht ausgelegt.

 

Aufgeregt erzählt Caldaia, wie gut es Sune mit ihr meint, denn sie war nur drei Tage in dieser Mine und hatte nicht geglaubt, noch viel länger durchzuhalten. Sie ist Sklavin und gehört Banshastra, einer ehemaligen Sklavin und Arena-Matadorin, die sich selbst durch ihre Siege freigekauft hatte, trotz ihres Geschlechts zum Publikumsliebling avanciert war und inzwischen als eine von sehr wenigen Frauen gesellschaftliches Ansehen in Cimbar genießt und sich Wohlstand erarbeitet hat. Heimlich hat Caldaia bereits seit ihrer Kindheit mit dem Widerstand Kontakt, da sie als Kind von sehr aufgeschlossenen Menschen (Vater Kaufmann, Mutter Künstlerin) aus Chondath aufwuchs, daher auch ihr muttersprachliches Chondathanisch. Ihre Weihe muss sie leider verbergen, zumal eine richtige Sune-Kirche hier eh nicht existiert und sich alles im Verborgenen abspielt. (Ein guter Vergleich zum Rest der Welt ist die russische Taiga: Sie hat halt an der polytechnischen Hochschule einer völlig unbekannten Provinz ihren "Ingenieur" gemacht, der jedoch im Westen aus gutem Grund nicht anerkannt wird.) Als aufflog, dass sie einer verbotenen Religion anhängt, wurde sie versklavt (hätte man gewusst, dass sie sogar geweiht ist, wäre sie direkt in den Tempel der Schmerzen verfrachtet worden), doch die mit dem Widerstand befreundete Banshastra kaufte sie sofort. Dann jedoch geschah etwas, über das Caldaia nicht sprechen möchte, und zur Strafe wurde sie gleich in die Mine geschickt, obwohl sie als hübsches Ding auf dem Markt einen guten Preis erzielt hätte – aber sie sollte es eben nicht vergleichsweise "gut" haben, sondern zu Tode gearbeitet werden.

 

Die beiden hat es inzwischen in den Altarraum verschlagen, in dem keine Andachten gehalten werden, sondern wo nur rechtwinklig zum Altar einzelne Stühle an den Wänden stehen, so dass man in Ruhe meditieren oder studieren kann. Die Geistlichen, die das hier tun, verlassen demonstrativ genervt ihre Plätze, können andererseits aber auch nicht verbergen, dass sie hier wohl wenig vor die Flinte kriegen, denn die beiden extrem unterschiedlichen Frauen sind beide überaus begehrenswert. Jen achtet aber nicht darauf, denn sie fühlt sich verunsichert durch die sehr intensiven Blicke, mit denen Caldaia sie bedenkt. Jen schiebt das auf Erleichterung, Dankbarkeit und die Bemühung, sich zusammenzureißen und keinen "Oh, danke, danke, danke!"-Heulkrampf zu kriegen. Caldaia setzt aber nach, während sich die beiden wie Touristen in einer Kirche die verzierten Fenster ansehen, indem sie sowohl bedeutsam als auch stockend rekapituliert, wie stark und heroisch Jen gewirkt hatte, als sie die Wasserausgabe organisierte. Caldaia sei ihr so unendlich dankbar, sie könne ihre Gefühle gar nicht in Worte fassen. Dabei ergreift sie ihre Hand, und der tiefe Blick nebst zitternder Unterlippe sind zu viel für Jen, sie nickt nur, wendet sich ruppig ab und geht.

 

Während sie die inzwischen nur noch normal besetzte Mensa ansteuert, ist Ayen am Bett eines Kranken eingenickt. Gilborn hebt sie vorsichtig hoch und bringt sie auf "ihr" Zimmer, ihren Widerstand, als sie leicht erwacht, ignorierend. Valmaxian hält sich mit starkem Tee wach und studiert Bücher, Jaq ignorierend, die ihm etwas zu essen bringt – dafür hat er keine Zeit, denn garantiert wird man sie bald wieder rausschmeißen.

 

Raz beschäftigt sich ein wenig mit der armen Laeral, um die sich niemand kümmert, und sie ist ihm dafür dankbar. Sie erzählt davon, wie eng sie mit ihrer Zwillingsschwester Liandris verbunden ist. Diese ist die extrovertierte, starrköpfige, entscheidungsstarke der beiden und wollte unbedingt als erste das Licht der Welt erblicken, aber sie hat Laeral auch immer nach Kräften zu beschützen versucht. Einerseits ist sie fast neidisch auf Laerals unglaubliche Zauberkraft, andererseits auch wieder nicht, da sie selbst nicht so gemieden wird wie Laeral. Raz versichert ihr, dass es Liandris garantiert gut gehe, da so ein Faustpfand viel zu wichtig ist, um eine politische Krise zu riskieren.

 

Derweil hat sich Jen vom schon wieder essenden Skaar in ein Gespräch verwickeln lassen.

 

Jen: It rubs me the wrong way, but let's explain it with the gods. You have, uhm, your gods who created you.

Skaar (erfreut): Kavaki made us. Can you say his name?

Jen: What? Kavaki?

Skaar: It is nice to hear his name when I am not saying it.

Jen (verstummt kurz, fährt dann fort): Kavaki made you and gave you his teachings, his tenets by which you must live.

Skaar: Yes.

Jen: Well, our gods made us, so—

Skaar: All of them?

Jen: Come again?

Skaar: All of your gods made you?

Jen (seufzt): No. It's hard to explain.

Skaar: So why did you say that all—

Jen (gereizt): It doesn't matter. As I was saying, you live by goliath rules, we live by human rules. We all receive the rules we must live by by our gods. Ilmater, for example, commands compassion.

Skaar: Jaqeera mentioned that. What is it? Compassion?

Jen: It means that you suffer along with someone who's suffering, although what burdens them doesn't burden you. It means feeling sympathy for the downtrodden, and it makes you want to ease their suffering. To help the helpless ones. To strengthen the weak, even if it weakens yourself.

Skaar: That does not make sense. I am confused why there are so many of you with these strange rules. Why have you not died out already?

Jen (schnaubt lächelnd): Good question, actually. Maybe because we have a zeal for life that others lack.

Skaar: When all humans live by these human rules, why do you have wars?

Jen: There's always a cause. Don't you fight other goliath tribes when they enter your territory?

Skaar: No. The mountain is big enough for all of us, and there will never be too many of us so the place becomes... busy.

Jen: Crowded. (Auf Skaars Gesichtsausdruck hin:) The word you're looking for. Crowded. Are you telling me you never fight? How can you be such a strong fighter when there's never an occasion?

Skaar: We fight. For sport. We are sturdy, so it is not often that someone dies.

Jen: But you never really do?

Skaar: There are monsters and beasts that need fighting. I have fought many. People, just once. When the men came that killed the Kathaal. But we had a good fight last night.

Jen: Yes, I suppose.

Skaar: I have not had many good fights at your side.

Jen: Oh, come on. There was the Dark Redoubt in the Small Teeth—

Skaar: The first one with you. That was not a good fight. Fighting dead bodies – not good. I was, uh... (Er sucht nach Worten.)

Jen: I guess you're thinking of "hesitant". That's quite all right. Fighting undead for the first time, you still held your own.

Skaar: I was weak. You killed seven. Nefirti five. I only killed two.

Jen: Yes, and you wouldn't shut up about it. When you had to protect Raif, Kithain and Naneetha, you killed more.

Skaar: They were already dead. That does not count.

Jen: What about Castle— (Sie verstummt, weil sie Z'vynaxas erwähnen wollte, sich dann aber fragt, ob er an Meavoi erinnert werden möchte.)

Skaar: That was not a good fight. Again, undead. And it scared me.

Jen: You can't beat yourself up over it. It was magic. The fear was magic, Fleece explained it to you. It wasn't your fault.

Skaar: If it did not have this magic, maybe Thunukalathi would be alive.

Jen: If it had not had. I know, it's a complicated language. Yes, maybe. Hey, you got a good fight on our way back to Tethyr, didn't you? The goblins and ogres in the Tejarn Hills?

Skaar: That was a good fight. But not because of you. You wanted to go around them. I charged into battle. And it was good that I did, because that was my last fight before we came here.

Jen: You can't complain, can you? We had plenty of that on Stony Rock.

Skaar: Pah. After sitting around on this tiny rock for so long, when there was fighting to be done, it was on the wall. It was so... (Er benutzt das gelernte Wort stolz:) crowded. I had to be careful not to hit one of my friends. I killed only four. In both battles. Only four.

Jen: Still more than Raz, for example.

Skaar: You and Raif killed more than me.

Jen: We fight differently, Skaar. Those battles were better suited to us. We're small, agile. The battle in the fort was suited to you, and you killed three out of ten.

Skaar: Again, less than you.

Jen schweigt, weil ihr darauf keine Erwiderung einfällt.

Skaar: What is a zeal?

Jen: What?

Skaar: You said before that you humans have a zeal for life.

Jen: Oh. A zeal, a zest, a... That's a tough one. Uh, ardour, enthusiasm—

Skaar: I know that one. Enthusiasm. I was very proud when I learned the word, it is hard to remember and hard to say, but I can say it, and I know what it means. We Gol have enthusiasm. We are always moving, always competing, always trying to be the best at... everything. We are happy when we climb, when we run, when we hunt, when we make little ones, when we laugh, when we live. Your lives are dull. The big place at the river without houses, but with more humans than a forest has trees? Always sitting around, doing nothing, everyday. Everyday being grim, being sad, being fearful. Everyone was always afraid of tomorrow. But we live now. We must... that is another hard word I am proud of: celebrate. Yes. That is what we must do. Celebrate now. We do not know what tomorrow will be like. Why worry about something we do not know? If you die tomorrow, will you be glad that you were gloomy the night before?

Jen sieht ihn nur kurz an und weiß nicht, was sie sagen soll.

Skaar: Sometimes you live. When Fleece sings and plays and makes you laugh, you sing along, you hop around with joy, you live. You do not do much living most other times. You are not... what do you call un-die-able?

Jen: Immortal.

Skaar: I remember now. You are not immortal. Why do you waste so much time of your lives sitting around, waiting around? Why are you so ready to endure not living? You make fun of these short creatures, I... forget the name. The stocky, short creatures with the beards?

Jen: Dwarves.

Skaar: Yes, dwarves, that was it. You make fun of them because they are so serious, so joyless. You are dwarves to me. Grim and afraid and full of sorrow, always worrying over something, and when you cannot worry over it anymore, you find something else to worry over. It is not often that you live. I live. It is hard because there is so little to do. You make me wait so much. So I try to find something to do, to fill these days of nothing with life. But you never go along. There is so much Toril out there, so much for me to learn, and it pleases me to learn something new. Not the things nobody can use, of course, but good things. But you do not let me. We do not have time for that, this is not the right place, there is always something. Do you remember when we got on the ship? There was so much water, as far as the eye could see. I did not know there was so much water in the whole of... uh... yes, Toril. I wanted to learn to swim, but you did not want me to. I said that I do not need anyone to show me if you just bind me to a rope and let me try. But you did not want me to. You wanted to sit around and stare, and you wanted me to sit around and stare. I am full of life, and it needs living! Ha! And you are telling me humans have a zeal for life?

Jen (sieht ihn länger an, dann auf den Tisch, dann wieder zu ihm): I don't know what to say, Skaar.

Skaar: You do not have to say anything, Jendara. But you must live from time to time. You will be dead soon enough. Then your soul has all the time you want for sitting around and staring and talking and thinking and worrying.

 

Jen bleibt noch einen Moment sitzen, lässt Skaars "Lebe den Moment!"-Weltsicht auf sich wirken, fasst sich dann ein Herz, steht auf, geht durchs Mittelschiff, nennt Caldaias Namen und klopft an die Tür zum Gästezimmer. Caldaia öffnet erfreut und bittet sie herein. Jen hat Angst vor der Wirkung, die Caldaia auf sie hat, umso mehr, da sie nicht weiß, ob Caldaia mehr verspürt als Dankbarkeit, es sich sowohl wünscht als auch hofft, dass sie falsch liegt. Doch Skaars Worte haben sie getroffen. Wer weiß, was morgen ist? Sie unterhält sich mit Caldaia (und macht auch klar, dass sie hier im Schutz des Tempels bleiben wird, obwohl sie Jen begleiten möchte) und fängt allmählich an, loszulassen, und sie merkt gar nicht, wie sehr sie sich öffnet: Sie erzählt von ihrer eigenen Versklavung, von der Mine, von ihrer eigenen Rettung, sogar von ihrem Tod auf der Insel Xalaron im Herbst 1369 DR – Dinge, über die sie nur mit Fleece oder Theon gesprochen hat. Caldaia wiederum ist ja nicht einfach nur ein hübsches junges Ding. Für eine Sune-Geweihte ist sie eine absolute Hinterwäldlerin, die von ihrer eigenen Kirche weniger weiß als anderenorts ein Novize im ersten Jahr, und doch ist sie eine Geweihte – allein das Wissen darum lässt sie schon anders wirken. Außerdem verstand sie sich schon immer darauf, Menschen mit Offenheit und Unbefangenheit zu begegnen und ihnen dabei zu helfen, Hemmungen und Ängste abzubauen. Dabei trägt sie ihr Herz auf der Zunge und verbirgt nicht, dass sie Jen Gefühle entgegenbringt, die über Bewunderung und Verehrung hinausgehen. Es kommt zu den ersten zarten Küssen (Video 57), und anstatt übereinander herzufallen, lassen sie alles Weitere ganz langsam und sinnlich angehen. Danach verabreicht Caldaia Jen eine Fußmassage, knetet sie so in den Schlaf und fertigt eine grobe Holzkohlezeichnung von ihr an.

 

Raz suchte Jen bereits, weil Gaiana von draußen zurückgekehrt ist und alles mit ihren Kameradinnen geregelt hatte, aber bei der Nennung ihres Namens und dem Klopfen meldete sich niemand. Später verlässt Jen zuerst Caldaias Zimmer, stößt in der Mensa auf Gaiana und setzt sich zu ihr. Danach betritt auch Caldaia die Mensa, begleitet von Gilborn, der sie sah und die Gelegenheit nutzen wollte, sich vorzustellen, da er das Gerücht gehört hat, sie sei eine Geweihte Sunes, was sie bestätigt. Als Gilborn wieder ins Lazarett zurückkehrt, beeilt sich Raz, seinen Platz einzunehmen, und mit seiner ausgesuchten Höflichkeit und seinen überbordenden Schmeicheleien rennt er bei Caldaia offene Türen ein, da sie derlei als geheime Sune-Geweihte liebt, aber als Sklavin nie bekommt. Es stellt sich auch heraus, dass sie unglaublich wenig von der Welt da draußen weiß, weil Chessenta so isoliert ist und Wissen nicht gerade hoch geschätzt wird und somit schwer zu erlangen ist. Raz bittet sie zu warten und holt etwas aus seinem Zimmer. Bei seiner Rückkehr erzählt er vom prächtigen Imuhar und dem Tempel der Geschenkten Freude – und von den aus Rosenquarz geschnitzten Figuren, die dort nur selten an Besucher verschenkt werden. Sie dürfen nur als freigiebige Gabe aus Zuneigung verschenkt werden – werden sie verkauft, so heißt es, zerfallen sie zu Staub. Es heißt außerdem, in bestimmten Nächten ändere die Figur leicht ihre Haltung. (Wie die Brockenhexen für den Harz sind diese Figuren ein Symbol der Stadt, und Nachahmungen aus rosafarbenem Speckstein werden an jeder Straßenecke als Andenken verkauft. So hat Raz auch seine eigene als Souvenir erworben und nicht etwa im Tempel. Jedoch macht er sie, ganz Calishit, mit seinen Erzählungen zu dem, was sie sein könnte. Er findet dabei nicht mal, dass er lügt – Calishiten schätzen nichts mehr als eine gute Story.)

 

Caldaia ist ganz aus dem Häuschen, noch nie hat sie so ein wertvolles Geschenk erhalten: eine Sune-Figur aus einem exotischen, fernen Land. Sie nimmt Raz mit auf ihr Zimmer, um ihm zu zeigen, dass die Figur einen Ehrenplatz auf dem Nachttisch erhält, und küsst ihn zum Dank. Raz ist perplex, denn Berührungen finden in der calishitischen Kultur nur unter eng miteinander verbundenen Menschen und im Privaten statt und stellen anderenfalls eine starke Grenzüberschreitung dar – ein Kuss aus heiterem Himmel erst recht! –, aber er weiß ja, dass man in anderen Ländern anders tickt, und Caldaia ist obendrein sehr hübsch. Sie kehrt mit ihm an den Tisch in der Mensa zurück, wo sich Jen gerade vom Gespräch mit Gaiana entfernt, Caldaias Tisch passiert und beiläufig fallen lässt, dass Caldaia doch mitkommen wird. (Gaiana und die She-Wolves müssen nämlich die Sklaven von hier fortführen, aber Caldaia kennt den Weg von hier zu Banshastras Gut, keine drei Tage von hier.)

 

Jen sagt allen Bescheid, und jeder sieht zu, dass er noch etwas Schlaf bekommt, denn "morgen früh" ist nur noch ein paar Stunden hin. Ayen kann sich kaum losreißen, aber sie weiß natürlich, weshalb die Gruppe hier ist. Jaq deckt Maxi zu, der am Tisch im Studierzimmer eingeschlafen ist. (Er hat sich hier einen Bonus von +1 auf Higher Arcana "erlesen".) Jen und Caldaia verbringen die Nacht miteinander. Nun, da Jen entspannter ist, entsteht die eigentlich absurde Situation, dass sie mit einer Sune-Geweihten schläft, die nicht mehr vom Liebesspiel versteht als die meisten anderen Chessentanerinnen. Hier gibt es keine Tempel, man darf sich nie offen zu erkennen geben, alles findet im Geheimen statt, Informationen sind schwer zu bekommen – wie hätte sie je etwas lernen sollen? Nun ist es die ehemalige Jhasina aus Memnon, die ihr ein paar Tricks beibringt.

 

Am Morgen treten alle nach und nach ins ungewohnte Sonnenlicht und werden schon von den She-Wolves erwartet. Jaq muss Maxi quasi aus dem Studierzimmer zerren, der sich nun wieder in seine schäbigen Reiseklamotten hüllt. Chelindrea spricht zu deren Überraschung ausgerechnet Jaq an und schenkt ihr eine Kerze, wie sie auch überall im Tempel zu finden war: Man muss sich nur wünschen, dass sie an- oder ausgeht, und sie tut es, ohne sich je zu verzehren. Entzündet man sie aber mit echtem Feuer, existiert der, der sie trägt, für eine Minute lang außerhalb der Zeit. Danach ist die Kerze eine ganz normale Kerze wie jede andere auch. Jaq weiß gar nicht, was sie sagen soll, und tritt sich jetzt dafür, Chelindrea nicht doch angesprochen und mit Fragen gelöchert zu haben.

 

Jen fragt Gaiana, welchem Clan sie angehört – mehr muss sie gar nicht sagen, es ist ein Zeichen des Respekts, dass Jen genau wissen will, mit wem sie es zu tun hatte, um ihren Namen später gebührend genau nennen zu können. Gaiana versteht es auch so, antwortet mit Heshea, und sie verabschieden sich mit einer Armreichung.

 

Caldaia ist anstrengende Überlandreisen abseits der Straßen nicht gewohnt, murrt aber nicht, denn man befindet sich ja quasi im Feindesland. Am Abend kippt sie fast um, als sie das luxuriöse Zelt kennen lernt – als hätte Sune selbst es geschickt. Auch hier sucht sie Jens Nähe, aber diskret.

 

Am Nachmittag des dritten Tages legt Jaq vorsichtshalber eine Maskerade auf sich, Jen und Caldaia, und zu dritt gehen sie zum auf einem Hügel mit steil abfallendem Abhang dahinter gelegenen Landsitz, wo der Majordomus Sirrion die Gäste empfängt. Sie ahnen nicht, dass inzwischen der debile Dunvil auf seinem Esel Cimbar erreicht hat...

 

Die übel von ihren Kämpfen gezeichnete Banshastra ist, als Jaq die Masken fallen lässt, völlig überrumpelt und schließt Caldaia in die Arme, aber sie kennt sie schon so lange und so gut und spürt, dass da etwas im Busch ist. Während die anderen nun ganz offen geholt werden, gesteht Caldaia Banshastra in einem Gespräch unter vier Augen, dass sie sich in Jen verliebt hat. Banshastras Herz bricht, aber sie versucht, sich nichts anmerken zu lassen. (Der Zuschauer fragt sich, ob Caldaia einen bestimmten Typ hat, denn Banshastra und Jen ähneln einander sehr: hochgewachsen, durchtrainiert, schroff, kampferprobte Beschützerin – nur dass Banshastra durch ihre Narben deutlich stärker entstellt ist als Jen.)

 

Alle werden im Speisezimmer an den Tisch gesetzt, die Sklaven werden geholt, um etwas Musik zu machen, man wartet auf Caldaia, die zum Umziehen ewig braucht, doch Valmaxian kürzt auf seine unnachahmlich unhöfliche Art das Prozedere ab, warum man sich mit Höflichkeiten aufhalte, die eh niemanden interessieren, anstatt zu diskutieren, wie es weitergehen soll. Banshastras Fingerknöchel der Hand, die den Kelch zum Gruß erhoben hat, werden weiß, und normalerweise wäre es jetzt in jedem anderen Fall Jen, die eingreifen würde – aber sie tut es nicht, weil sie Banshastra kaum ansehen kann. Sie war noch nie in der Situation, dass sie eine Frau einer anderen ausgespannt hat, obendrein einer, die ihr so ähnlich ist. Noch fundamentaler: Sie ist sich ja noch nicht mal darüber im Klaren, was sie für Caldaia empfindet, während diese, wie es aussieht, bereits zwischen Banshastra und sich reinen Tisch gemacht hat.

 

Jaq sieht Jen an, die auf den Tisch blickt, und als sie sich nicht rührt, entschuldigt sich Jaq wortreich und überschwänglich, wohl wissend, dass Banshastra nicht jedes Wort versteht (da sie nur durchschnittlich Chondathanisch spricht), betont, dass das Mindeste wäre, wenn Banshastra ihren unhöflichen Gast des Hauses verwiese, aber auch das Recht hätte, alle rauszuschmeißen – wenig ist Calishiten so heilig wie die Gastfreundschaft. Sie erklärt natürlich auch, warum Valmaxian so unverbesserlich unerträglich ist, und wiederholt ihre tausend Bitten um Vergebung. Das reicht Banshastra, es auf sich beruhen zu lassen, aber dafür bittet sie überraschend Jen, sie nach draußen zu begleiten.

 

Sie geht zum Reden mit ihr in den Keller, in dem sich ein großer Swimmingpool befindet. Trotz der Sprachbarriere kann Banshastra radebrechend rüberbringen, dass sie akzeptieren muss, dass Caldaia nicht mehr die Ihre ist, und legt das Wohlergehen ihrer Freundin in Jens Hände und macht damit alles zu Jens Unwohlsein noch offizieller.

 

In der Abwesenheit Banshastras reden natürlich viele auf Valmaxian ein. Der nimmt das ungerührt hin und betont, dass man Chessenta bisher überwiegend von sehr gastfreundlichen Seiten kennen gelernt hat. Es ist überfällig, das richtige Chessenta kennen zu lernen, und dann wären die anderen vielleicht auch etwas fokussierter, anstatt sich mit unwichtigen Kinkerlitzchen wie gutem Benehmen bei Tisch aufzuhalten.

 

Alle kehren zurück, auch Caldaia hat sich endlich umgezogen und trägt ein atemberaubendes Kleid, und man hat einen netten Abend, an dem man es sich gut gehen lässt.

 

Am nächsten Morgen jedoch erwacht das Gut wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen: berittene Soldaten nahen. Banshastra trägt nur das Nötigste, dafür aber Schild und Kriegshammer, und tritt ihnen entgegen, während die anderen alles gespannt von den Fenstern aus verfolgen und Gilborn und Caldaia runter zum Swimmingpool eilen, um das Wasser abzulassen, denn darunter befindet sich ein Schacht, der direkt zum See darunter führt.

 

Der Anführer ist der eiskalte Hauptmann Telrav the Tearful, dessen wässrig blaue Augen wegen einer Erbkrankheit immerzu tränen. Er lässt sich von Banshastra nicht in die Irre führen und befiehlt den Angriff. Nun eilen auch Jen, Raz und Skaar in ihrer Unterwäsche hinaus, um ihr beizustehen, von Maxi vom Haus aus unterstützt, der zuerst Haste wirft und dann einen berittenen Schützen mit Luminous Swarm aus dem Spiel nimmt. Der riesige Goliath erschreckt die Soldaten, aber sie sind natürlich professionell. Mit dem Dance of the Dawn und A Thousand Kisses, unterstützt von Maxis Haste, räumt Jen jedoch auf wie eine junge Göttin, und abermals fallen höllisch gute Würfe und beim Feind eher durchschnittliche. Dennoch werden es auf Dauer zu viele Gegner sein, zumal die heranrückenden Reiter viel Platz zum Niederreiten haben. Jaq erschafft also ein Persistent Image, ein Major Image und ein Silent Image, alle identisch, die an allen Zugängen zum Grundstück teuflische Monster aus dem Boden hervorkriechen lassen, das am nächsten zu den Soldaten geworfene Persistent Image komplett mit Hitze und Schwefelgestank – okay, davor haben sie Angst, daran wagt sich niemand vorbei, so dass die drei Kämpfer nicht eingekesselt werden können.

 

Währenddessen stellen Gilborn und Caldaia fest, dass die mechanische Vorrichtung klemmt, und müssen die Luke unter Wasser von Hand öffnen, um das Wasser abzulassen. Dabei jedoch wird Caldaia, die sehr schlecht würfelt, vom Sog erfasst und verschwindet im Schacht. Gilborn klemmt sich ein, so dass er unter Wasser gefangen ist, während dieses abläuft.

 

Telrav beobachtet die offenbar gefährlichste Kämpferin Jen und spannt seine Armbrust. Maxi konnte das von seinem Fenster aus gar nicht sehen, aber wissend, dass die Gruppe den Soldaten Überlegenheit vorspielen muss, und um Jaqs Illusion zu unterstützen, setzt er seine einzige Feuerball-Spruchrolle ein und zielt diesen natürlich auf den Kommandanten. Telrav wird von der heißen Explosion fast aus dem Sattel geholt, und nun reicht es auch ihm: Dämonen und Magie, dagegen kommen sie nicht an. Er befiehlt den Rückzug (was Skaar aber nicht daran hindert, seinen dritten Soldaten zu erledigen, so dass Skaar zu seiner Erleichterung Jen und Raz, die je zwei getötet haben, übertrumpft).

 

Drinnen sind Laeral und Ayen auf Jaqs Geheiß schon durch die Zimmer gerannt, um alle Klamotten einzusammeln. Als Jen den Keller erreicht und sieht, was los ist, hilft sie Gilborn (der inzwischen den Kopf über Wasser hat, weil genug abgeflossen ist) und erfährt von Caldaias Unfall. Niemand hier ist ein wirklich guter Schwimmer, aber Jen immer noch die beste – blind rutscht sie durch den Schacht und landet im Teil des Sees, der in einer Höhle unter dem Anwesen liegt. Schließlich findet sie Caldaia, muss mit ihr aber nach draußen schwimmen, weil es hier drinnen kein Ufer gibt. Beim Eintauchen hat sie ihr Brusttuch verloren, aber das schert sie jetzt nicht, als die Panik in ihr aufsteigt, weil sich Caldaia nicht rührt. Sie dreht sie um, schlägt ihr auf den Rücken, damit sie Wasser ausspuckt, und folgt den Anweisungen, die Ayen ihr zuruft, die als nächste gesprungen war. Ayen kommt an, und es gelingt ihr schließlich, Caldaias Lebensgeister zu wecken, während blutroter Feuerschein oben am Himmel aufsteigt – die Soldaten brennen das Gut nieder.

 

Nach und nach kommen alle an, auch die Sklaven (inklusive deren Kindern), die auf dem Gut lebten, und man verschwindet vom Ufer in den nahe gelegenen Wald außer Sichtweite, um dort das klatschnasse Zelt aufzubauen. Ein Feuer, um die Kleider zu trocknen, kommt nicht infrage. Bevor die Soldaten jetzt das Gelände absuchen, um sieben Mann dezimiert, wie sie sind, werden sie nach Cimbar zurückreiten und Verstärkung holen, die im Eilritt noch heute Abend eintreffen könnte. Raz gibt Jen eines seiner nassen Hemden, damit sie sich bedecken kann, und Jen begibt sich mit Banshastra abseits, um zu planen. Jen lässt sich erklären, was es hier in der Nähe gibt, und fasst dann den Entschluss, zum Fischerdorf Chorondor zu gehen, wo Banshastra ein paar Leute kennt. Anstatt sie aber um Hilfe zu bitten, werden sie herrisch auftreten, die Herausgabe von Lebensmitteln und Booten verlangen und zum Anschein damit ablegen (damit die Dörfler, wenn die Soldaten sie verhören, überzeugend agieren und sich nicht verplappern können). In Wahrheit soll Banshastras Bekannter aber bezahlt werden, und nur die Sklaven sollen mit den Booten fahren, und zwar nach Airspur, wo sie erzählen können, dass ihr Besitzer mitsamt Schiff untergegangen ist, und sich selbst verkaufen können. Banshastra aber will sie nicht allein gehen lassen und wird sie dorthin begleiten, um sich danach irgendwie zurück nach Cimbar durchzuschlagen. Jen veranschlagt 15 Goldmünzen für Chorondor und weitere 15 für Banshastra, auch wenn ihr klar ist, dass sie sie nie wiedersehen wird. Sie fühlt sich, als hätte sie all das über Banshastra gebracht und als ob sie sie nun dafür bezahlen würde. 15 Goldmünzen für eine ganze Existenz...

 

In nassen Kleidern steuert man also die wenigen Stunden entfernten Hügel an, wobei Laeral immer wieder zwecks Luftaufklärung entsandt wird, damit man niemandem über den Weg läuft, und erreicht am Abend das malerische Fischerdorf (Dragon's Dogma, Cassardis), wo man zum Schein die Boote besteigt, sich entlang der Küste außer Sichtweite dann aber verabschiedet. Das Zelt wird aufgebaut, und man kann nach einem anstrengenden Tag endlich rasten. Caldaia ist noch immer durcheinander wegen des Wissens, dass sie fast gestorben wäre, und sucht umso mehr Jens Nähe, die ihr das deshalb auch nicht verwehren kann.

 

Telrav erstattet Belphegor und Aelina Meynor im Stadtpalast Bericht. Belphegor reagiert gut aufgelegt, ist aber ebenso wie die Hohepriesterin alles andere als erfreut darüber, Feinde mit dämonischer Magie im Land zu haben. Er entsendet Telrav, die Fährte aufzunehmen.

 

Am Morgen lässt man Caldaia ausschlafen, und Jen verkündet den anderen ihren Plan: Cimbar ist von hier aus in etwa drei Stunden Marsch zu erreichen. Sie selbst (wegen der Entscheidungen), Jaq (wegen der Illusionen), Laeral (um jemanden zu haben, der schnell zu den anderen zurückkehren und sie warnen kann) und Caldaia (wegen der Muttersprache) werden getarnt nach Cimbar marschieren und versuchen, Tyros und Avita Vesnar zu finden. Als Caldaia aufgeweckt und damit konfrontiert wird, wird sie panisch: Sie soll prominent auftreten und andere überzeugen? Jaq beruhigt sie und erklärt ihr ihren Plan: Sie verwandelt sie in den offensichtlich wohlhabenden Vardis Verdenth aus Mintas, zwei Tage von hier, der Freunden der Familie drei Sklavinnen (keine Schönheiten, aber auch keine Arbeiterinnen) zum Vorzugspreis als Dankeschön für erwiesene Dienste verkaufen will. Jaq improvisiert aus dem Stegreif allerlei Einzelheiten (Vardis' Pferd Stellerex ist umgeknickt und musste mit dem im Gebüsch versteckten kostbaren Sattel zurückgelassen werden, Vardis' Vater Dorevis ist Kriegsversehrter aus dem letzten großen Gefecht zwischen Cimbar und Reth etc.) und erklärt, dass diese Caldaia dabei helfen werden, überzeugend aufzutreten – den Rest erledigt die Illusion. Wenn sich Caldaia einem autoritär auftretenden Torgardisten gegenüber nervös fühle, dann passe das zu der Illusion des reichen Jünglings.

 

Gesagt, getan, Jaq wirft Seeming (zweimal vorbereitet, und eins reicht für alle vier), und los geht's. Am Tor zu Cimbar staunt Caldaia über sich selbst, wie überzeugend sie ist. Die große, pulsierende Stadt ist prächtig, und man erkennt, dass hier die Ursprünge der chondathanischen Kultur liegen, aber das Sklaventum ist überall ersichtlich, die Schlechterstellung der Frau ebenso. Hinzu kommt die Verehrung alles Militärischen in Form von Denkmälern und starker Gardepräsenz. Auch ist auf Grund des massiven Rassismus der Chessentaner kein einziger Nichtmensch weit und breit zu entdecken, nicht mal als Sklave.

 

Caldaia führt als Vardis Verdenth die Sklavinnen problemlos zum Anwesen der Vesnars, wo sie zuerst geparkt werden, während ihr Herr vorstellig wird. Letztlich werden sie in ein Turmzimmer geführt, wo sie die nervöse Avita Vesnar kennen lernen, die, nachdem Jaq das Seeming fallen gelassen hat (ein zweites steht ja für den Rückweg zur Verfügung), ihnen mitteilt, dass die Ilmatraner im Tempel der Schmerzen festgehalten werden. In einem Tenday werde "das Diktat" gefeiert (nämlich der Jahrestag des Beschlusses der Umwälzung, als Magie und bestimmte Kirchen verboten und die Frauen entrechtet wurden etc.), dann werden die Ilmatraner in die Arena geführt und dort Loviatar geopfert, da könnte man ja als Gladiator... Ungeachtet ihres noch immer unscheinbaren Äußeren lehnt Jen herrisch ab, nachdem Caldaia übersetzt hat. Vielmehr benötige man ein gutes Versteck hier in der Stadt. Avita meint, dass sie dafür erst einige Gespräche führen müsse. Jen entgegnet, man werde sich morgen wieder bei ihr melden und sehen, was sie hat einfädeln können, aber Avita erwidert, sie könne schnell nachsehen lassen, ob jemand Bestimmtes zu Hause sei. Ihre Gäste sollen kurz einen Snack zu sich nehmen, sie sei bald wieder da.

 

Man verputzt ein paar Früchte und steckt sich den Rest ein, doch Avita lässt sich Zeit. Jen wird ungeduldig, und Jaq, die aus dem Fenster schaut, sieht eine berittene Patrouille auf das Anwesen zuhalten. Das Quartett springt auf und läuft los, doch unten am Fuß der Treppe stehen die hauseigenen Wachen. Jaq reißt im ersten Stock ein Fenster auf, sieht die efeubewachsene Grundstücksmauer und weiß: Das ist die einzige Chance. Glücklicherweise war sie vorbereitet, macht alle vier unsichtbar und springt. Drei schaffen es, aber Caldaia zieht sich einen komplizierten Knöchelbruch zu, der Fuß steht fast senkrecht ab, und ihr Schrei wurde gewiss auf dem ganzen Gut gehört, zumal man bereits die bellenden Befehle der Soldaten vernimmt. Von all dem sieht man nichts, man hört nur, wie die unsichtbare Jen die ebenso unsichtbare Caldaia schultert und die Mauer hochschiebt, so dass sie sich oben festhalten und Jen hinterherklettern kann, um sie auf der anderen Seite blind aufzufangen. Das funktioniert sogar dank etwas Glück, und dann geht's los. Avita bettelt Telrav an, ihren Mann wieder freizulassen, sie habe doch alles getan, was man von ihr verlangt hat.

 

Jaq, Jen, Laeral und Caldaia verzichten auf die verlockenden großen Straßen, die man auf dem Weg hierher genommen hat, und laufen unsichtbar durch enge Gassen. Caldaia wird fast wahnsinnig vor Schmerz, muss die Gruppe aber obendrein dirigieren. Als sie das Glockensignal für die Abriegelung der Stadt hört, weiß sie, es ist zu spät, hier kommen sie nicht mehr raus. Daher lotst sie die Gruppe zum Haus ihrer Eltern, wobei man aber wieder breite Straßen passieren muss, unsichtbar Leute anrempelt oder aus dem Weg schubst, die wiederum andere Passanten in ihrem Rücken verdächtigen und zu streiten beginnen – wer glaubt einem schon in einem Land ohne Magie, wenn er sagt: "Ich habe wirklich nichts gemacht, du bist einfach von selbst umgefallen"?

 

Endlich erreichen sie den Eingang, obendrein unverschlossen, und gelangen in einen geschlossenen Vorhof mit zertrampelten Beeten und umgestürzter Staffelei – das sieht nicht gut aus. Drinnen ist alles verwüstet, und Geruch von verfaulenden Lebensmitteln kündet davon, dass das wohl erst ein paar Tage her ist. Caldaia ist außer sich vor körperlichem und emotionalem Schmerz. Jen beauftragt Laeral, zu den anderen zu fliegen und Ayen zu holen. In der Zwischenzeit richtet sie Caldaias Fuß mit Stuhlbein, Kochlöffel und Handtüchern, und die Arme wird bewusstlos. Jen trägt sie nach oben und legt sie ins Bett der Eltern. Da man hier in der Falle sitzt, wenn jemand käme, nutzt es auch nichts, Wache zu halten, also legt sich Jen dazu, und Jaq schickt sie allein in Caldaias altem Kinderzimmer schlafen (denn die muss ausgeschlafen sein, um am Morgen ihre Zauber vorzubereiten).

 

Am nächsten Morgen taucht endlich Laeral wieder auf und berichtet, dass Ayen noch immer auf Einlass wartet, die Tore sollen im Laufe des Vormittags geöffnet werden. (Klar: Ewig kann man so eine große Stadt nicht abriegeln, die Lebensmittel müssen schließlich reingebracht und die in der Stadt quasi eingesperrten Bauern auf ihre Felder zurückgelassen werden.) Jaq überredet Jen, Laeral ihre Schwester suchen zu lassen, und Jen gibt ihr zwei Stunden. Unentschlossen, ob sie glücklich über die Erlaubnis oder wütend über die kurze Zeit sein soll, saust Laeral los.

 

Sie fliegt als Vogel über die Dächer, von wo aus sie den Stadtpalast sehr gut sehen kann. Auf einem Dach macht sie eine Zwischenlandung, weil sie nur elf Minuten in Tierform verbringen kann und sich erneut verwandeln muss. Dabei ist ihr klar, dass sie ohne Jaqs Tarnung noch immer ihr adliges Kleid trägt (das hoffnungslos zerschlissen wäre, würde Max es nicht ständig mit Mending wieder in Ordnung bringen) und somit extrem auffällt.

 

In Vogelgestalt schafft es Laeral natürlich mit Leichtigkeit ins Innere des Palasts, aber wie soll sie Liandris hier finden? Sie ist schlau und fliegt als Vogel an der Außenwand entlang, um in jedes Zimmer zu sehen, und tatsächlich findet sie Liandris irgendwann. Diese aber rechnet mit allem, aber nicht mit Laeral in Tierform, reagiert nicht auf den flatternden Vogel und geht ins Nebenzimmer. Laeral sucht sich einen Weg durch ein offenes Fenster und muss sich nun orientieren, weil sie nicht den geraden Weg zum gewünschten Zimmer nehmen kann. In spannenden Szenen (wir erinnerten uns an Obi-Wan beim Deaktivieren des Traktorstrahls) schleicht sie sich von Säule zu Säule, Treppe zu Treppe, Raum zu Raum, verwandelt sich dann in eine Katze, als sie gesehen zu werden droht, verwandelt sich zurück, probiert ein paar Türen und steht plötzlich in Liandris' Zimmer, die sich gerade übers Eintreten ohne Anklopfen beschweren will. In einer rührenden Szene fallen sich die Zwillinge weinend in die Arme, und die immer beschützende "große" Schwester kann nicht fassen, dass ihr stiller Zwilling, der stets so niedergehalten wurde, sich nur um ihretwillen nach Chessenta durchgeschlagen hat.

 

Ayen kommt an und heilt die arme Caldaia, während Jen betreten auf dem Flur wartet, denn auch dies, wie schon zuvor, hits too close to home. Auch sie hat ihre Eltern verloren: ihre Mutter an die Küstenpest, und ihr Vater wurde grausam ermordet. Sie tröstet Caldaia später damit, dass sie sich ihr Haus gut einprägen soll, damit sie es mitnehmen kann. Die verheulte Caldaia, die beschützenswerter denn je wirkt, kann sich nur schwer lösen.

 

Laeral hat Liandris in so kurzer Zeit nur das Nötigste erzählen können, aber nun muss sie los, bevor sie zurückgelassen wird. Sie verabschiedet sich, aber nicht, ohne darauf zu bestehen, dass sie zurückkommen wird, um sie zu befreien. Und so kehrt sie zu den anderen zurück, gerade noch rechtzeitig, denn sie wollten schon aufbrechen. Jaq lässt Ayen, wie sie ist, und verwandelt sich und die anderen drei in unscheinbare Bauern, die auf ihre Felder zurück wollen.

 

Am Tor jedoch nimmt ein übel zugerichtet aussehender Loviatanim die Leute in Augenschein und lässt nach Bauchgefühl mal den einen, mal den anderen herauspicken. Natürlich sucht er sich Jen aus, weil "er" nicht demütig genug dreinschaut. Jaq hat selbstredend Greater Mimicry vorbereitet und berührt Jen sachte beim Passieren, so dass "er" auf Chondathanisch mit dem turmianischen Akzent, den Jaq der Stimme verpasst, erklärt, er müsse aufs Feld zurück, bevor sein Herr ihn suchen lässt. Das wiederum war überzeugend. Doch als nächstes greift sich der Loviatanim Caldaia, die Jaq ebenfalls geschickt heimlich berührt. Weil Caldaia nicht weiß, dass ihre Stimme männlich klingen wird, antwortet sie dem Priester nicht, aber Jen pault sie an: "Breggo! Antworte Seiner Gnaden!" Woraufhin Caldaia mit dünner männlicher Stimme auf Chessentanisch antwortet, aber dabei ängstlich stottert und sich verzettelt – doch Angst ist genau die Reaktion, die Loviatanim ständig entgegenschlägt, und der Priester lässt sein Opfer gehen.

 

Unterwegs, wo man endlich seine Ruhe hat, erzählt die aufgekratzte Laeral von Liandris – alle bis auf Ayen sind immer noch in ihren Bauerngestalten –, doch Jen hört kaum zu und fragt sich, wie es weitergehen soll. Avita Vesnar war ihre einzige Ablaufstelle, und die hat sie verraten. Doch Jen wird hellhörig, als Laeral erklärt, dass Liandris sie mit Informationen versorgt hat: Weil die Kirche Loviatars hier so mächtig ist und auf die Präsenz der Kirche Ilmaters besteht, hat der Sceptanar die Kirche Torms, die zu Ilmater gehört, nie ausrotten können. Deren örtliches Oberhaupt, Erzpriester Vanlancer, hasst den Sceptanar wie die Pest, kann aber nichts gegen ihn unternehmen, zumal Belphegor seine Tochter Mercadia in einem Kloster an der Küste als Geisel unter Verschluss hält. Befreite man diese jedoch...

 

Jen reicht es eigentlich. Sie hat mit der Aufgabe abgeschlossen, Immanion und die Gebeine zu befreien, das ist in ihren Augen spätestens jetzt völlig unmöglich, und es war Wahnsinn, sich überhaupt einzubilden, dass man die Chance dazu hätte. Liandris kann sie nicht sitzen lassen, die will sie Laeral zuliebe rausholen (weil sich Laeral schließlich überraschend nützlich gemacht hat, und auch, um ihren Mut zu belohnen, alles nur für ihre Schwester hinter sich zu lassen und sich in die größte Gefahr ihres Lebens zu begeben), aber das muss es dann gewesen sein. Doch auch dabei wird man Hilfe brauchen, denn optimal wäre ein Unterschlupf in der Stadt. Anstatt Zeit zu verlieren, will sich Jen nun sofort auf den Weg machen (umso schneller hat man alles hinter sich), und Laeral soll die anderen holen. Treffen will man sich in der Ruine eines verfallenen Leuchtturms auf der anderen Seite von Cimbar.

 

Zurück am Zelt zeigt sich Gilborn erleichtert vor allem über die Nachricht über Ayens Sicherheit. Valmaxian war bereits auf- und abgewandert und hatte thaumaturgische Formeln rezitiert, um am Fehlen intellektueller Stimuli nicht zugrunde zu gehen. Skaar wurde sowieso halb wahnsinnig und ist klettern gegangen. Den muss Laeral also auch holen, aber das fällt ihr ja leicht.

 

Wie geplant trifft man sich in der Ruine, in der genug Erdboden vorhanden ist, um das Zelt aufzubauen. Ayen kennt das Kloster, und noch besser: Sie kennt auch einen Tempel Ilmaters ein Stück im Landesinneren auf halbem Wege zwischen Kloster und Cimbar.

 

Tags drauf ist es regnerisch und unfreundlich, als man auf das Kloster zusteuert. Um harmlos auszusehen, bewegen sich nur Caldaia und Laeral offen, der Rest rückt unter Jaqs Invisibility Sphere zusammen. Die beiden Frauen klopfen, und ein Novize öffnet, der sich freut, so hübsche Damen empfangen zu dürfen. Man vertraut ihm an, weshalb man hier ist, und erfährt, dass Mercadia gerade einem Kranken vorliest, und mindestens ein Soldat ist immer bei ihr, fünf sind es insgesamt. Jaq hat schon alles geplant: Caldaia soll ihn becircen, um ihn und Mercadia rauszulocken, der Rest wartet unsichtbar draußen, dann alarmiert man die anderen und erledigt sie vor der Tür, um den heiligen Boden nicht zu beschmutzen.

 

Caldaia gelingt die Kleine Bezauberung (keine Selbstverständlichkeit, da sie ohne Ornat und ohne Symbol mit einem D20 + 5 eine 15 schaffen muss), und wie geplant lockt sie die beiden hinaus, Maxi legt ihn mit Deep Slumber schlafen, Caldaia schlägt Alarm, und man lauert den herbeistürmenden Soldaten auf. Als die Unsichtbarkeit von den Helden abfällt, rennt Mercadia schreiend vor Skaar davon.

 

Die Serie bleibt ungebrochen: Alle Soldaten hatten wirklich gute Werte, aber die Helden machten Hackfleisch aus ihnen. Dirk meinte, als Skaar dran war, dass er sogar die 97 vom letzten Mal toppen würde. Ich widersprach: Bei "nur" drei Attacken (inkl. Haste) noch einmal zwei Crits hinzulegen, ist nahezu unmöglich. Und was geschah? Zwei Crits, Schaden mal drei, gesamter Angriff 110 HP, one hit kill. Raz fällt einen, und Jen ist erneut mit dem Tanz und A Thousand Kisses unschlagbar und erledigt den Rest. Ayen und Laeral laufen der panischen Mercadia hinterher, um sie wieder einzufangen. Jen zieht den schlafenden Soldaten bis auf die Unterhose aus, schickt alle rein, und Maxi weckt ihn auf und rät ihm inmitten seiner abgeschlachteten Kameraden auf Chessentanisch, besser so schnell wie möglich fortzulaufen, bevor man sich auch seiner annimmt. (Das war Jen wichtig, damit niemand auf die Idee kommt, Vanlancer könnte etwas mit Mercadias Befreiung zu tun haben.)

 

Mit Mercadia im Schlepptau (die kein Chondathanisch spricht, von der Max aber erfährt, dass die Kirche Torms den so genannten Kriegswagen einsetzt, eine sehr große, rundum abgeschlossene Kutsche, die am Tor nicht kontrolliert wird) geht es zum Tempel, dem Hochwürden Garstal vorsteht, der zumindest mit Ayen und Max sprechen kann, alle willkommen heißt und ihnen Unterkunft anbietet. In den extrem kargen Räumlichkeiten gibt es schrecklich faden Hirsebrei, den Caldaia und Laeral kaum runterbekommen. Danach macht sich Ayen mit Garstal auf den Weg in die Stadt, denn die soll nun den Kontakt zu Vanlancer herstellen und die gefangenen Ilmatraner besuchen, um nach ihnen zu sehen. (Gilborn, der Ayen sonst ihrzt, umarmt sie zum Abschied und flüstert: "Pass auf dich auf.")

 

Am Abend kommen die beiden Ilmatraner zurück, und Ayen berichtet, dass Immanion und die fünf Priester an den Altar der Loviatar gekettet sind, und die Gebeine Sta. Aviendas sind dort ebenso prominent ausgestellt. Sie gesteht, dass sie es nicht übers Herz brachte, ihnen nicht zuzuflüstern, dass Hilfe kommt. Jen kann das nicht kritisieren, denn Ayen ist schließlich Ilmatranerin. Aber sobald sich alles auflöst, macht sie deutlich, dass sie keine Möglichkeit sieht, die prominentesten Gefangenen des Tempels der Schmerzen aus dieser Stadt und übers Meer zu bekommen.

 

Caldaia bittet Raz und Skaar, draußen das Zelt aufzubauen, was sie auch tun. Daraufhin lockt Caldaia erst Gilborn und dann Ayen hinein, betet mit ihnen gemeinsam zu Sune und lässt sie dann miteinander allein, denn sie hat die Blicke der beiden bemerkt, die sie einander zuwerfen, wenn der andere gerade nicht hinschaut. Durch die heilige Atmosphäre wird das ansonsten Peinliche und Unangenehme aus der Situation genommen, und Gilborn kann aussprechen, dass er sich seit dem Tod seiner Frau vor bald anderthalb Jahren zu keiner anderen hingezogen gefühlt hatte – Ayen ist die erste. Auch sie empfindet etwas für Gilborn. Sowohl dieser als auch Caldaia wissen, dass hieraus nie mehr entstehen kann, denn Ilmatraner opfern sich ihrem Gott voll und ganz auf und dürfen nichts für sich erbitten oder gar suchen, sondern müssen sich stets mit dem Notwendigsten zufrieden geben. Doch für Caldaia ist es wichtig, dass zumindest ausgesprochen wird, dass Gefühle da sind, und das tun die beiden und legen dann traurig ihre Stirne gegeneinander.

 

Drinnen betrachtet Jaq versonnen die Grundrisszeichnung des Tempels der Schmerzen, die sie Ayen hatte anfertigen lassen. Jen reagiert erbost, als sie sie sieht, und stellt klar, dass man sich auf diesen Wahnsinn nicht einlassen wird, Punkt, Schluss, aus! Jaq entgegnet eingeschüchtert, dass das nur Gedankenspiele seien, aber solle man den armen Menschen zuliebe nicht wenigstens darüber nachdenken? Mit genügend Vorbereitung sei es wirklich machbar.

 

Jen schüttet von Chessenta frustriert eine Tirade über Jaq aus: Immer ist sie die Warnerin, die Schwarzseherin, die Zögerliche, die Ängstliche, immer sieht sie erst den Haken an der Sache und erst danach die Sache selbst, immer findet sie Gründe, warum sich in diese oder jene Gefahr zu begeben keine gute Idee ist – also was zum Abgrund soll das jetzt? Jaq antwortet mit leiser Stimme: "Aber ich bin doch trotzdem immer mitgekommen, oder?" Das rührt Jen wiederum so sehr, dass sie wegsehen muss, ist sie doch insgeheim sehr stolz auf Jaq, die gar nicht weiß, wie elementar wichtig sie für die Gemeinschaft geworden ist, die gar nicht weiß, wie mutig und stark sie sein kann. Jen liebt sie dafür, denn niemand, nicht mal Zhai, ist inmitten der Gemeinschaft derart aufgeblüht wie Jaq – und Jaq weiß es nicht mal. Ganz zu schweigen davon, dass nicht nur hier in Chessenta nichts ohne sie möglich gewesen wäre, sondern auch schon zuvor in Cormyr. Andererseits ist Jen nun wütend auf sich selbst, weil sie sich so rühren lässt.

 

Jaq wiederum denkt nicht bewusst darüber nach, hindert sich sogar daran, das zu tun – aber sie kann nur die Warnerin sein, wenn sich die Gemeinschaft der Ersten Sonne auf heroische Alveranskommandos begibt. Hier und jetzt, ohne Fleece, mit Jen an der Spitze und deren Weigerung, das zu tun, was Fleece tun würde, fühlt es sich aber zum ersten Mal nicht an wie die Gemeinschaft der Ersten Sonne – und irgendjemand muss diesen Part doch übernehmen...

 

Am nächsten Morgen überreicht Caldaia Jen ein Lied, das sie auf einem Zettel geschrieben hat (You Raise Me Up). Jen fragt amüsiert, warum sie es nicht singt, aber Caldaia traut sich nicht, weil sie nicht findet, dass sie gut singen kann. Jen schmunzelt über diese Absurdität: eine Sune-Priesterin, die nicht singen kann.

 

Während Gilborn den Acker segnet, Raz mit Skaar um die Wette läuft und sich Jaq mit Laeral über deren Art zu zaubern unterhält, wird eine Staubwolke am Horizont sichtbar, die sich bald als der Kriegswagen der Torm-Kirche entpuppt, von dem man bereits gehört hat. Zusammen mit zwei Ordenskriegern tritt der Hohepriester Vanlancer auf, dem man seine Tochter übergibt. Kurzerhand bittet er alle in den Kriegswagen – in Cimbar sollen sie Unterschlupf im Tempel Torms finden. Jen muss beschließen, dieser Idee zu trauen, und so geht es zurück in die Stadt. Am Tor wird der Kriegswagen in der Tat nicht kontrolliert – Morgian, ein Loviatanim, der sich die Nase abgeschnitten hat, sieht Vanlancer auf dem Bock verächtlich an, unternimmt aber nichts.

 

Die Fahrt zum Tempel verläuft ereignislos, doch ist er ebenso spartanisch eingerichtet wie der Ilmater-Tempel, so dass auch hier nur Strohmatten im Schlafsaal zur Verfügung stehen, weshalb man es sich erst mal im Speiseraum gemütlich macht und immerhin Wasser, hartes Brot und harten Käse serviert bekommt. Max löchert Vanlancer über die Absurdität, dass ein Reich wie Chessenta, das unliebsame Kirchen einfach rausgeschmissen hat, ausgerechnet die Kirche Torms duldet, mit Fragen. Vanlancer weicht aus, ist dem Magister intellektuell aber auch weit unterlegen und verwickelt sich in Widersprüche. (Später erfährt man von Caldaia Bruchstücke, so dass sich Valmaxian mit seinem übrigen Geschichtswissen zusammenreimen kann, dass um 1200 DR der damalige tormische Hohepriester seine Kirche, als der Sceptanar von Cimbar ganz offiziell die Kirche Ilmaters nur zum geduldeten Kult erklärte, in den Dienst des Sceptanaren stellte, beim Ausmerzen unerwünschter Religionen half und so das Überleben des Torm-Kultes sicherte. Dafür ließ er sich aber auch schriftlich Sonderrechte zusichern, und da in Chessenta Temporos auch über die Ordnung wacht, sind Verträge zu befolgen. So hat man die merkwürdige Situation, dass die Kirche Torms, eigentlich ganz Chessenta ein Dorn im Auge, in Cimbar nur wegen der Todsünde ihres einstigen Hohepriesters überlebt hat.)

 

Max fungiert als Vanlancers Ansprechpartner, was für manche komische Situation sorgt. Vanlancer verkündet, dass er während der Feierlichkeiten zum Tag des Diktats in über einem Tenday die Ilmatraner beim Weg vom Tempel der Schmerzen zur Arena befreien könnte, da er die Route und auch deren Bewacher kennt. Man diskutiert also untereinander, denn so müsste man eigentlich gar nichts tun. Jaq gibt aber zu bedenken, dass den Ilmatranern dann nur diese eine Chance bleibt, und schlägt der Versuch fehl, sind sie dem Tode geweiht. Aber wenn man es vorher selbst versucht (und sei es nur, um ihr Leiden zu verkürzen) und versagt, kann Vanlancer seinen Plan später immer noch in die Tat umsetzen.

 

Natürlich hätte dieser Plan unzweifelhaft das Ende der Kirche Torms in Cimbar zur Folge. Nachdem Max die Zusammenhänge erklärt hat, nimmt Jaq an, dass die Verbrechen des damaligen Hohepriesters für Vanlancer ein Trauma sein müssen, denn sie fallen nicht nur auf den Täter zurück, sondern beflecken die Kirche Torms an sich und jeden, der sein Abzeichen trägt. Sie vermutet, dass er mit dem Blut seiner Männer das Verbrechen tilgen will.

 

Jen weiß, dass Belphegor vermuten muss, dass Mercadia hier ist, und warnt ihren Gastgeber über Max, dass er bald von sich hören lassen wird.

 

Jaq ist immer noch der Meinung, dass sie Immanion und die Gebeine aus dem Tempel holen kann, notfalls sogar allein, und auch Liandris sei kein Problem, aber beides muss zusammen stattfinden, damit man im Kriegswagen die Stadt verlassen kann. Jaq möchte also den Tempel besuchen, um sich selbst ein Bild zu machen, aber Jen ist das zu gefährlich, weshalb sie es verbietet. Sie erklärt, dass ein Einbruch in das Heiligtum irgendeines Bösewichts im schlimmsten Fall mit dem Verlies endet – doch eine Befreiung aus einem Tempel Loviatars kommt ganz und gar nicht infrage, denn die endet, wenn sie misslingt, für sie selbst in den Folterkammern.

 

Bald erfährt man, dass Banshastra just wieder in einer der Arenen Cimbars gelandet sein soll. Natürlich kann sich Belphegor nicht mit allem beschäftigen, das in der Stadt passiert, und nicht jeder einzelne Gardist weiß, weshalb sie gesucht wird – aber es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Belphegor merkt, wen er da hat, und sie in den Tempel bringen lässt. Jen will mit Jaq, Caldaia und Max morgen in die Arena, um zu schauen, ob und wie man sie da rausholen kann.

 

Am Abend erfährt Belphegor jedoch auch davon und möchte eine Falle inszenieren, indem er befiehlt, überall anzuschlagen, dass Banshastra in drei Tagen den letzten Kampf ihres Lebens ausfechten wird.

 

Am nächsten Mittag, Jaq ist bereits dank Masks Zenobia (Jaime Murray), verwandelt sie Jen in den Bauern von neulich, diesmal aber in schicke turmianische Kleider gehüllt (so dass nicht auffällt, wenn jemand anderes für ihn antwortet, da er vermutlich nicht oder nicht gut Chessentanisch spricht), Max in den chessentanischen Söldnerhauptmann Valorian Stoneheart und Caldaia in seine unansehnliche chessentanische Frau. Beide sind Muttersprachler, also die Gastgeber der Gäste aus Turmish. Es folgen einige niedliche Szenen, weil Caldaia ausnahmsweise mal nicht hübsch ist. Brav geht sie einen Schritt hinter ihrem "Mann", so wie Zenobia hinter ihrem geht.

 

In der Arena – mal etwas anderes, nämlich nicht die klassische Freiluftarena, sondern ein geschlossenes, schickes Gebäude in ganz anderer Optik mit Stein statt Sand – liest man am Einlass den Anschlag. Um zu sehen, ob man nicht etwas mehr herausfinden kann, setzt sich Captain Stoneheart zu einem betuchten Besucher, der sich von einer Sklavin die Nägel feilen lässt, erfährt aber nichts Nützliches. Inzwischen startet das Vorprogramm: fünftklassige Gladiatoren empfangen zur Schlachtbank geführte Sklaven, die zum Tod in der Arena verurteilt wurden – darunter auch Caldaias Mutter. Caldaia ruft mehrmals außer sich nach ihr, und Max schlägt ihr ins Gesicht, während Jen sie bändigt, ihr den Mund zuhält und sie rausschleift. Max entschärft die Situation, indem er seelenruhig erwähnt, dass ihre eigene Mutter in der Arena starb – sie sei wohl noch immer nicht darüber hinweg. Weiber halt.

 

Caldaias Mutter hat die Rufe natürlich gehört, sieht auch die Unruhe auf den mittleren Rängen, erkennt ihre Tochter aber natürlich nicht. Wie sie durchbohrt wird, muss niemand mehr mitansehen, aber man weiß natürlich, was da unter dem Gejohle der Zuschauer geschieht, während man das Gebäude verlässt.

 

Damit, Caldaia zu bändigen, hat Jen zwar keine Probleme, aber wie soll man sie zum Tempel kriegen, ohne dass sie halb Cimbar zusammenschreit? Max legt sie kurzerhand mit Deep Slumber schlafen, und Jen schleppt sie unter größter Anstrengung zum Tempel zurück. Das zieht zwar auch Blicke auf sich, aber die frauenfeindliche Gesellschaft nimmt natürlich naheliegenderweise an, dass die Frau eine Grenze überschritten hat und angemessen bestraft wurde.

 

Zurück im Tempel tröstet Jen die erwachende Caldaia hilflos. Max erstattet den anderen in der Küche Bericht. Für ihn ist klar, dass das eine Falle ist. Wenn die Loviatanim noch nicht alles, was Banshastra weiß, von ihr erfahren haben, würde ihn das sehr wundern, und das bedeutet, Belphegor weiß alles, was Banshastra weiß: Wer und wie viele sie sind und vor allem, warum sie hier sind. Damit kann man sämtliche Befreiungsaktionen vergessen, und da Belphegor gewarnt ist, sollte man zusehen, dass man so schnell wie möglich von hier verschwindet. Er geht in den Schlafsaal zu Jen, erklärt das auch ihr sehr undiplomatisch, Jen legt Caldaias Kopf vorsichtig von ihrem Oberschenkel, geht mit Max auf den Gang, schließt ganz leise die Tür – und schubst ihn dann wütend an die gegenüberliegende Wand. Bevor sie nachsetzen kann, wirft er Hold Person und macht nochmals seinen Punkt deutlich. Das hält aber nur anderthalb Minuten, also geht er, als er fertig ist, zurück in die Küche. Sobald sich Jen wieder bewegen kann, stürmt sie hinterher, alles springt auf, um sie von Max fernzuhalten, da wird Alarm geschlagen: Hauptmann Telrav und eine Eskadron kommen angeritten.

 

Vanlancer tritt vor die Tore und sieht, dass die Gardisten einen seiner Männer dabei haben. Er trägt Fesseln, aber er habe sich nur verlaufen, und Telrav habe ihn sicher heimführen wollen – und wo er schon mal hier sei, würde er sich doch gern im Tempel umsehen, habe er sich doch den ganzen Weg auf ein Wiedersehen mit Mercadia gefreut. Vanlancer macht keinen Hehl daraus, dass seine Tochter zu ihm zurückgekehrt ist – wo sollte sie auch sonst sein? Er habe aber nicht gewusst, dass er Belphegor, der ja selber für den "Schutz" seiner Tochter hatte sorgen wollen und das offenbar nicht in den Griff bekommen hat, über ihr Kommen auf dem Laufenden halten müsse. Telrav entgegnet, seine Geduld sei am Ende – er wisse, dass Vanlancer auch noch andere Gäste beherberge, nämlich die fremdländischen Feinde. Vanlancer verneint, untersagt ihm aber auch, den Tempel zu betreten. Wenn Belphegor schon das Recht ignorieren wolle, dass seine Befehlsgewalt an den Toren eines Tempels endet, dann solle er keinen Lakaien wie Telrav schicken, sondern selber kommen. Telrav lässt Verstärkung anfordern und das Gebäude einkreisen.

 

Drinnen lässt Vanlancer alles für den Kampf bereit machen. Jen weiß, dass das erstens auf eine Belagerung hinausläuft, denn der Torm-Tempel ist wehrhaft, zweitens ist das das Ende der Kirche Torms in Cimbar, drittens wird hier niemand lebend herauskommen. Sie spricht sich kurz mit Jaq ab und schlägt Vanlancer dann vor, Mercadia auszuhändigen. Telrav kriegt sie so oder so, und mit je weniger Widerstand, desto einfacher ist sie später zu befreien, wobei Jen gern helfen wird. Außerdem soll er Telrav erlauben, den Tempel zu durchsuchen – die Gemeinschaft wird sich auf dem geschindelten Dach verstecken und sich auf ein Signal hin unsichtbar machen. Dann macht sich Telrav mit seinem "Wissen" lächerlich, und die Kirche Torms ist gerettet.

 

Max instruiert Mercadia, dass sie erzählen soll, dass die Gemeinschaft (die sie gern beschreiben darf, Belphegor weiß jetzt ja eh Bescheid, und das macht es glaubwürdiger) sie gerettet hat und ihr in Zeichensprache wohl zu verstehen zu geben versuchte, dass sie nach Hause laufen soll, man werde ihren Vater dann zu gegebener Zeit um eine Gegenleistung bitten. Das sei aber natürlich noch nicht geschehen.

 

Jens Plan wird in die Tat umgesetzt, und so finden die Gardisten in der Tat nichts. Telrav hat sein Gesicht verloren, denn er hat sein "Wissen" draußen ja laut genug verkündet, wird aber ohne Gefangene abrücken. Vanlancer übergibt Mercadia, und Ayen gesellt sich zu ihrem Schutz dazu, was sie als Ilmatranerin anscheinend darf. (Zu Gilborns Bedauern erfährt er natürlich erst im Nachhinein davon.) Die Katastrophe ist abgewendet, das Abenteuer hätte sonst einen komplett anderen Verlauf genommen.

 

Jen ist klar, dass man Banshastra nicht helfen kann. Sie bittet Vanlancer, einen Boten nach Bergama zu schicken, um Gaiana zu bitten, zum Tempel Ilmaters zu kommen, um sich mit ihr zu treffen. (Die She-Wolves sind ihr Ticket nach Hause. Die Gruppe hat immer noch fast ihr ganzes Geld, und Jen möchte Gaiana dafür bezahlen, sie nach Ixinos zu bringen. Dort kann man dann auf ein Schiff nach Turmish warten.) Außerdem bittet sie darum, die Gemeinschaft mithilfe des Kriegswagens aus der Stadt zu schaffen. Vanlancer sagt zu, aber der Wagen ist leider gerade unterwegs und wird erst morgen Mittag zurückerwartet.

 

Die nackte Aelina, von der wir jetzt sehen, dass sie bereits die linke Hand und das ganze rechte Bein ab oberhalb des Knies geopfert hat (ansonsten trägt sie eine knarrende Prothese aus Holz und Leder sowie eine Veteranenhand) und dass ihr Körper von knotigem Narbengewebe nur so übersät ist, lässt sich vom nasenlosen Loviatanim Morgian in ein Becken helfen, über dem nackte Menschen aufgehängt sind, denen zum Ausbluten die Kehlen aufgeschnitten worden sind. Sie badet also in deren Blut und lässt sich einen heiligen Lederriemen, den Strafer, reichen, um unter irrsinnigen Schmerzen draufzubeißen: die Liturgie namens Visionen des Schmerzes. Halbsekündige Eindrücke der vergangenen drei Kämpfe gegen die Soldaten durchzucken ihren Geist, doch nie genug, um ein klares Bild zu erhalten. Hätten die Helden ihre Gegner gequält, anstatt ihnen jeweils ein schnelles Ende zu machen, hätte sie viel mehr gesehen.

 

Telrav muss Belphegor Bericht erstatten und seinen "Irrtum" eingestehen, für den sich Belphegor, als er ihm die Befugnis gab, die Durchsuchung des Tempels zu verlangen, sehr weit aus dem Fenster gelehnt hat. ("Wie schüchtere ich einen Mann ein, dem so wenig an Karriere und Leben gelegen ist? Vielleicht mit dem Wachdienst in den Minen von Athanasia? Ich habe mir sagen lassen, die Phosphordämpfe seien sehr belebend.")

 

Am nächsten Morgen lässt man Jen, die Caldaia tröstet, in Ruhe. Ohne sich mit ihr abzusprechen, überredet Jaq (die die erste Schicht ihres täglichen Masks-Spells heute wieder mit Zenobia belegt hat) Max, bei der Befreiung von Liandris zu helfen. ("Wenn wir ohne Immanion und ohne die heiligen Gebeine zurückkommen, sollten wir besser etwas vorweisen können – zum Beispiel, Cormaerils Faustpfand entführt zu haben.") Das überzeugt Max, aber Jaq macht Laeral mimisch schnell klar, dass das nur ein Vorwand war. Sie legt ein Seeming über Max und Laeral (Max erneut als Stoneheart, Laeral als junger Söldner), sie selbst geht als Zenobia, und so spaziert man bei bestem Wetter zum Stadtpalast. Auf der Westseite verschwindet man hinter einem Baum, so dass sich Laeral in einen Sperling verwandeln und erneut das Zimmer suchen kann. Sie pocht mit dem Schnabel ans Glas, Liandris lässt sie herein, und die beiden Schwestern umarmen sich überglücklich. Liandris kann es nicht fassen: Ihre "kleine" Schwester befreit sie tatsächlich!

 

Jaq macht Max und sich unsichtbar, Max levitiert beide hoch, Jaq macht Liandris unsichtbar, Max levitiert alle drei wieder runter, und Laeral folgt als Vogel nach. Unten hinterm Baum belegt Jaq Liandris mit Deceptive Facade, so dass sie wie ein weiterer junger Söldner aussieht, und einfach so, als sei nichts gewesen, spazieren sie zum Tempel zurück. So hassenswert Chessenta auch ist, für Magier ist das von Magie unbeleckte und gänzlich auf sie unvorbereitete Reich eine Spielwiese.

 

Währenddessen passiert Jen Gilborn, der auf dem Gang versonnen aus dem Fenster sieht, und beruhigt ihn, Ayen gehe es gewiss gut, wobei sie ihn wie gewohnt mit Vater Fenring anspricht. Sie geht weiter, und Gilborn sagt, weiter aus dem Fenster sehend: "Gilborn." Jen bleibt stehen, sieht über ihre Schulter, sagt: "Jen" und geht weiter.

 

Als das Trio mit Liandris zurückkehrt, ist Jen sauer, aber nicht auf Liandris, sondern auf Jaq. Die rechtfertigt sich aber, dass man erneut Cimbar hätte betreten müssen, um Liandris rauszuholen, und da man eh heute Mittag verschwindet, ist das nun nicht mehr nötig.

 

Bei einer Befreiung am Abend wäre Liandris' Verschwinden bis zum Morgen unbemerkt geblieben, aber als es Richtung Mittagessen geht, bemerkt man natürlich die abgeschlossene Tür und schließlich Liandris' Abwesenheit. Da Belphegor ohne Magie auskommen muss, sind seine Informationen über den Krieg in Cormyr immer mindestens fünf Tendays alt. Was, wenn schon alles verloren ist und Cormaeril diese Leute geschickt hat, um Liandris rauszuholen, damit er seine restlichen Schulden nicht bezahlen muss? Aber was, wenn Cormaeril nichts damit zu tun hat und erfährt, dass seine Enkelin verschwunden ist? Belphegor kriegt einen Wutanfall, denn niemand hat je dafür gesorgt, dass er sich so hilflos und schwach fühlt. Die können offenbar machen, was sie wollen, diese mit Mystra im Bunde stehenden Hexen mit ihrer Magie, und ihm auf der Nase herumtanzen. Er will das Heft selbst in die Hand nehmen und lässt eine weitere Falle organisieren: Morgen Mittag soll Banshastra, anstatt in der Arena getötet zu werden, wegen Hochverrats auf dem Marktplatz verbrannt werden, und im Anschluss wird die Anklage wegen Hochverrats gegen Ayen Dalaria verlesen, die dann unter 100 Peitschenhieben zum Tempel der Schmerzen getrieben wird. Er weiß nicht, ob Ayen etwas mit diesen Rebellen zu tun hat, und er kann nur hoffen, dass Caldaia, die mit den Fremden unter einer Decke steckt, genug Einfluss auf sie ausüben kann, um sie dazu zu bringen, Banshastra zu befreien, aber mit mehr kann er nicht arbeiten, er kann nur inständig beten, dass ihnen eine von beiden wichtig genug ist, um anzubeißen. Aelina deutet an, dass man sicher gehen müsse, dass die Feinde das auch wirklich zeitnah mitkriegen, und dass es nicht schaden könne, Vanlancer schriftlich darüber zu unterrichten. Belphegor fragt wütend, ob er sich nach Telravs "heißem Tipp" noch mal lächerlich machen solle, aber Aelina meint: Better safe than sorry.

 

Also wird dem Tempel Torms eine entsprechende Depesche zugestellt. Man sitzt gerade im Speisesaal beim Mittagessen, und der Kriegswagen müsste bald zurückkehren. Gilborn flippt aus, man muss doch etwas tun. Jen aber ist dagegen und meint, man verliert auch mal, damit muss man leider leben, denn hier einzuschreiten und lebend aus der Nummer rauszukommen, ist unmöglich.

 

Unerwarteterweise widerspricht Max, das sei nicht ganz zutreffend. (Im Film ginge es dramaturgisch sinnvoll natürlich mit der Befreiungsaktion weiter, ohne dass die Planung gezeigt wird.) Er erklärt, wie er mit Jaqs Hilfe beide Gefangenen ohne Blutvergießen (und ohne dass sich jemand in Gefahr begibt) befreien könnte, und Jaq versteht sofort, worauf er hinaus will. Er fragt Caldaia nach jemandem, der den Widerstand in der Vergangenheit verraten hat. Caldaia fällt sofort der reiche Gewürzhändler Farandor ein, der auch ganz in der Nähe des Marktplatzes lebt. Jaq wiederum schaltet sofort, dass das der Treffpunkt sein muss, und lässt Caldaia eine grobe Skizze des Stadtzentrums zeichnen, auf der der Torm-Tempel, der Marktplatz und Farandors Haus zu sehen sind.

 

Jaq und Max entwerfen folgenden Plan: Zuerst statten alle Farandor heute Abend mit dem Kriegswagen, also ungesehen, einen Besuch ab und übernachten dort. Jen, Raz, Skaar, Gilborn und Liandris bleiben morgen zurück, Jaq und Max gehen mit Overlook getarnt allein zum Marktplatz (der groß ist, man muss also erst mit eigenen Augen sehen, wo der Scheiterhaufen errichtet wird) und suchen sich ein geeignetes Hausdach aus. Dort gesellt sich Laeral als Vogel hinzu. Max levitiert sich hinauf, Jaq geht nach vorn zur Show. Max belegt die Soldaten, die Ayen und Banshastra festhalten (so es überhaupt welche tun) mit Hold Person, Jaq legt zwei Illusionen über die beiden, berührt sie und macht sie unsichtbar, und Max, der See Invisibility wirft, kann sie dann zu sich levitieren, um sie und sich selbst dann weiter zu Farandors Haus zu levitieren, da Levitate sehr lange hält. Dass die Illusionen sehr schnell auffliegen werden, macht dann nichts mehr, denn in dem daraufhin entstehenden Trubel werden die Gardisten kaum jeden der tausend Schaulustigen unter die Lupe nehmen wollen. Jaq nimmt den Fußweg, und Laeral ist als Alarm gedacht, sollte irgendetwas schiefgehen. Dann verkriecht man sich bei Farandor, wartet ab, bis die Stadttore (die garantiert verriegelt werden) am nächsten Tag wieder geöffnet werden, und nimmt dann via Seeming entweder diese, oder man bereitet sich so vor, dass Jaq alle unsichtbar macht und Max sie mit dem Duplicator über die Mauer levitiert.

 

Vanlancer will helfen und gleichzeitig offen den Tempel der Schmerzen angreifen, um die Ilmatraner gewaltsam herauszupauken. (So viel Einfluss von außen bewegt ihn wohl dazu, die Sünden seines Vorgängers mit dem Blut seiner Männer reinwaschen zu wollen.) Jen, die von der Eigendynamik, die Max' und Jaqs Planungen entwickeln, völlig überfahren wurde, redet es ihm aus, denn wozu sind all die Toten gut? Aus der Stadt kommt man eh nicht raus. Er soll vielmehr offen mit seinen Leuten in stillem Protest die Show besuchen, damit er ganz klar als unschuldig und unverdächtig gesehen wird – dann kann er später wie geplant zuschlagen.

 

Caldaia vertraut Jen an, dass sie Farandor einmal zu Willen sein musste, weil er um ihre Verbindungen wusste und sie damit erpresste, und das war sehr... unschön, da er dabei gerne zuschlägt. Als er die Kontrolle über sich verlor und Caldaia um ihr Leben fürchtete, schlug sie ihn mit einem Kerzenhalter so unglücklich, dass er ein Auge verlor. Deshalb verpfiff er sie, und so landete sie in der Mine.

 

Wie geplant fahren am Abend alle im Kriegswagen zu Farandors Haus, das im Stadtzentrum und damit ganz in der Nähe zum Markt liegt. Max verschafft sich mit Knock Zutritt, alle dringen ein, und Jen schickt Farandor (kein Bild, aber ein gemütlich aussehender kleiner Mann mit rundem Bauch und dünnen Beinen, buschig-lockigem Haar mit hoher Stirn und Vollbart – und natürlich einem Verband über dem Auge) mit einem Tritt in die Eier zu Boden. Die Haussklavin Barina wird gut behandelt, und sie gewöhnt sich schnell daran, viel freundlichere Menschen zu bewirten.

 

Am nächsten Tag muss Jen zähneknirschend zurückbleiben und Max und Jen viel Glück wünschen. Wie geplant finden die beiden ein geeignetes Dach, von dem aus man das Schafott gut sehen kann, aber die Gardepräsenz ist wirklich einschüchternd. Ein anderer Hauptmann als Telrav hat über die Zeremonie das Kommando, aber da all das hier als Falle gedacht ist, ist natürlich auch Telrav selbst mit seiner Kompanie dabei und hält die Augen offen. Natürlich fährt auch der Kriegswagen so auffällig wie nur möglich vor, und Vanlancer und einige Tormtar steigen aus und beziehen Aufstellung, als wollten sie stillen Protest kund tun und den Verurteilten moralischen Beistand leisten.

 

Obwohl sie weiß, dass Overlook dafür sorgt, dass sie niemand zur Kenntnis nimmt, kostet es Jaq doch gewaltige Überwindung, auf die Holzplattform, also quasi direkt ins Rampenlicht zu treten, dorthin, wohin tausend Augenpaare gerichtet sind. Während der Hauptmann die Anklage verliest, die Jaq sowieso nicht versteht, steht sie direkt am Scheiterhaufen und muss quälend lange warten, da Banshastra und Ayen getrennt voneinander hochgeführt werden und Banshastra am Pfahl festgebunden sein wird, bevor Ayen die Plattform erreicht.

 

Da sie das vor der Fesselung erledigen muss, versucht Jaq nun, Banshastra so gut wie möglich nachzuempfinden und so schnell und unauffällig wie möglich über die echte zu legen, was Spellcraft- und Concentration-Checks erfordert, wobei im Hintergrund Schwellenzahlen existieren, bei denen sich bei den Schaulustigen und Gardisten der "Nein, das hab ich mir nur eingebildet, denn das kann ja nicht sein, und jetzt sieht alles ja schon wieder ganz normal aus"-Eindruck graduell in einen "Scheiße, was war das denn?"-Eindruck verwandelt. Es wird spannend, denn Jaqs Würfe spiegeln ihre Nervosität wunderbar wider und fallen nur okay aus, so dass Banshastra für eine Sekunde eben deutlich... merkwürdig aussieht – aber niemand will sich lächerlich machen, indem er darauf hinweist, nicht ahnend, dass es dem Nebenmann ganz genauso geht. Jaq berührt Banshastra an der Schulter, was diese nicht zur Kenntnis nimmt, und sie wird unter der Illusion unsichtbar, was wiederum Max mit See Invisibility sieht und als Signal nimmt, sie zu levitieren.

 

Banshastra sieht, als sie sich in die Luft erhebt, an sich herab, kann ihren eigentlichen Körper nicht sehen, schaut aber auf ihren illusionären Körper – als verließe ihre Seele ihren Leib. Sie würfelt leider eine grottige 2 und kann ihre Überraschung nicht verbergen, aufgeregte Laute entringen sich ihrer Kehle, die zwar weitestgehend in der lauten Geräuschkulisse untergehen, aber doch hier und da in der Nähe von den Gardisten argwöhnisch zur Kenntnis genommen werden. Jaq hört sie auch, und obendrein wird nun der Scheiterhaufen in Brand gesetzt, alles ablenkende Faktoren, während sie nun gezwungen ist, zu allem Überfluss die gehende Ayen mit einer Illusion nachzubilden und konsequent bis zum Stehenbleiben über ihr zu halten. Diesmal würfelt sie aber fantastisch, so dass wir die Schwellenzahl nicht erreichen, und kann auch sie mit einer Berührung unsichtbar machen. Ab jetzt spulen beide Major Images nur noch ihr Programm ab, und Jaq sieht zu, dass sie die Plattform verlässt und in die Menge eintaucht. Da aber wird schon völlig deutlich, dass mit Banshastra, die sehr schnell von den Flammen erreicht wird, etwas nicht stimmt – nicht nur, dass sie nicht Feuer fängt, sie reagiert auch gar nicht darauf. "Zauberei!"-Schreie erschallen aus dem Publikum, und unter den abergläubisch indoktrinierten Menschen bricht eine Panik aus, durch die sich Jaq nun wühlen muss.

 

Max hat derweil beide Frauen zu sich levitiert, immer brav auf Concentration würfelnd, und levitiert nun auch sich selbst, um den direkten Weg über die Dächer zu nehmen. Spannende Szenen schließen sich an, in denen sich Jaq durch Engpässe quetscht, hier einem Wagen, dort einem Gardisten ausweicht, obwohl man ihr, wenn möglich, bereitwillig Platz macht, bis sie endlich Raum zum Rennen hat.

 

Telrav hat all das beobachtet und ist heilfroh, diesmal nicht der Verantwortliche gewesen zu sein, denn dann wäre seine Karriere spätestens jetzt beendet.

 

Endlich kommen alle wohlbehalten bei Farandors Haus an, und Banshastra schließt außer sich vor widerstreitenden Gefühlen Caldaia in die Arme, während Gilborn endlos erleichtert Ayen in die Arme nimmt. Solche Stunts, bei denen niemand mit Detect Magic, Dispel Magic, Invisibility Purge und ähnlichem rechnen muss, sind nur in einem magiefeindlichen Land wie Chessenta möglich, aber trotzdem: Jaq und Max haben wieder einmal das Haus gerockt und das Unmögliche möglich gemacht. Ohne Jaq hätte die Silvertide die Gruppe nicht mal wohlbehalten absetzen können, aber selbst wenn, wäre danach nichts ohne die beiden möglich gewesen.

 

 Max ist das gleich, er erkundigt sich nur lakonisch danach, ob Barina Tee vorbereitet hat, aber Jen versäumt es nicht, die außer Atem keuchende Jaq zu loben. Banshastra isst einen Happen und geht dann mit Caldaia auf eins der Gästezimmer, Gilborn zieht sich mit Ayen in den Salon zurück, Raz schiebt Wache an der Eingangstür, die anderen bleiben im Speisezimmer, werden gut verköstigt und unterhalten sich angeregt. Wann hat der Widerstand es unter so schweren Bedingungen wie hier das letzte Mal geschafft, Belphegor so viel Magenschmerzen zu bereiten wie die Gemeinschaft der Ersten Sonne?

 

Belphegor wird vom zuständigen Hauptmann Bericht erstattet, und der Sceptanar flippt erwartungsgemäß aus, denn er weiß: Er kann denen nichts, nicht mit deren magischen Möglichkeiten. Er kann seine Hilflosigkeit nur an seinem Offizier auslassen. Ansonsten bleibt ihm lediglich, einen anderen Offizier damit zu beauftragen, so viele Häuser wie möglich in Augenschein nehmen zu lassen. (Der Torm-Tempel wäre auch ein gutes Versteck gewesen, denn den nimmt Belphegor von diesem Befehl ausdrücklich aus, weil er sich vor Vanlancer nicht noch lächerlicher machen will.) Natürlich weist er darauf hin, was dem Offizier blüht, wenn er nichts findet.

 

Jaq ruht sich aus, will dann aber noch mal los, denn um genau zu planen, wie man aus der Stadt rauskommt, will sie sich ein Tor und die Mauern aus der Nähe ansehen. Da sie dafür ein weiteres Overlook vorbereitet hat (und sie in diesem Abenteuer gelevelt hat, also inzwischen auch ihren 6er-Spell Mislead werfen kann), beruhigt sie Jen, dass ihr nichts passieren kann, aber das muss jetzt sein.

 

Sie geht also noch mal allein los durch eine auffallend leerer werdende Stadt, in der sie mehr Gardisten als Zivilisten sieht – die Tore wurden geschlossen, eine Ausgangssperre verhängt, und obendrein sieht sie Patrouillen, die stichprobenartig in Häuser eindringen und diese durchsuchen. Auch darauf hat sie sich vorbereitet: Gestern Abend haben sie und Max Farandor verhört und genug über ihn erfahren, so dass Max ihn mit Jaqs Deceptive Facade spielen kann, und die Helden würde Jaq im Keller hinter einer Illusionary Wall verbergen. Da aber genau jetzt eine Patrouille bei Farandor auftauchen könnte und sie sich nicht zweiteilen kann, kann sie es sich nicht leisten, nicht dort zu sein, kehrt zurück und berichtet. Jen meint, bei so einer großen Stadt kann (ebenso wie beim letzten Mal) die Abriegelung nicht lange durchgezogen werden. Dennoch merkt sie natürlich, wie Belphegor der Gemeinschaft den Boden so heiß macht, wie es ihm eben möglich ist, und beschließt, dass sie morgen auch ohne Ortsbegehung ihr Glück versuchen sollen: magisch getarnt bis zur Mauer, dann alle unsichtbar darüber hinweglevitieren, die beiden sollen sich darauf vorbereiten.

 

Jen spricht mit Max als Dolmetscher Barina an: Sie kann sie mitnehmen, damit sie draußen ein freies Leben führen kann – ja, gefährlicher, aber selbstbestimmt. Barina lehnt ängstlich ab, aber sie soll es sich überlegen. Vorsichtshalber bittet Jen Jaq und Max, sie zu berücksichtigen.

 

Erst nach Stunden kommt Caldaia runter zu Jen und erzählt nur kurz, in welch schlechtem seelischen Zustand sich Banshastra, die jetzt endlich schläft, befindet. Ihre Folterwunden (die man "harmlos" genug gestaltet hat, sie sollte ja zu ihrer eigenen Hinrichtung gehen können) will sie sich obendrein störrisch nicht heilen lassen.

 

Am Morgen – noch hat sich keine Patrouille hierher verirrt – ist das Haus in emsiger Bewegung, alles, was an Vorräten transportiert werden kann, wird eingepackt, Max und Jaq durften in Farandors Zimmer schlafen, um so ausgeruht wie möglich zu sein und trotz des ständigen Geräumes und Getrappels vor der Schlafzimmertür ihre Zauber vorzubereiten, die das einzige Ticket aus Cimbar heraus darstellen. Oben auf dem Gang, von dem aus man auf den Eingangsbereich des Hauses herabblickt, begegnen sich Jen und Banshastra, und Letztere ist überaus auf Konfrontation gebürstet: bitter, spöttisch, aggressiv, auch wenn sie in der fremden Sprache oft nach Worten suchen muss. Sie verhöhnt Jen und will ihren Plan wissen, wenn sie überhaupt einen habe, denn sie selber habe Freunde in Airspur, ohne die Jen wohl aufgeschmissen sei. Jen muss sich sehr zusammenreißen und erwidert, dass sie nicht das größte Vertrauen in jemanden setzt, der es gar nicht erst bis Airspur geschafft hat, sondern dem es offenbar bereits am zweiten Tag seiner Flucht gelungen ist, gefangen genommen und nach Cimbar geschafft zu werden. Ein Wort gibt das andere, Jen wird wütend, wie Banshastra sich für die Gefahr, in die man sich für sie begeben hat, bedankt, Banshastra fährt sie an, dass sie nicht habe gerettet werden wollen, und außerdem sei das alles Jens Schuld. Dieser reicht's, sie schlägt zu, ein kurzer Schlagabtausch folgt, Caldaia, die schon beim Streit hinzugeeilt war, will die beiden trennen, aber Banshastra schlägt ihr versehentlich in die Magengrube, und das wiederum macht Jen so wütend, dass sie sie mit einem gekonnten Angriff übers Geländer wirft – soll sie sich doch den Hals brechen. Banshastra aber hält sich an Caldaia fest und hätte sie noch mit sich gerissen, wenn Jen nicht rechtzeitig eingegriffen hätte.

 

Schmerzhaft kommt Banshastra auf, rappelt sich fluchend auf und verlässt den Flur. Ayen kümmert sich um Caldaia, Jen geht runter in die Küche, um sich von ihrer Wut abzulenken und beim Einpacken der Früchte zu helfen, als Banshastra mit einem Kurzschwert zurückkommt, das im Salon an der Wand hing, und mit Jen bis zum Tod kämpfen will. Jen hat sich wieder unter Kontrolle und sagt vernehmlich, falls Jaq ihre Zauber noch nicht vorbereitet habe, brauche man einen weniger, denn Banshastra möchte offenbar bleiben. Diese droht, dass sie alles wisse und Belphegor alles verraten könne, und dass es eine schlechte Idee sei, sie hier zurücklassen...

 

Jaq (die heute noch nicht mal Masks vorbereiten konnte und daher ungewohnt alt und müde aussieht) ist unten in der Küche, betritt den Eingangsbereich, sieht diskret gestikulierend zu Max hoch, der Hold Person wirft (zweimal, weil Banshastra dem ersten widersteht), und Jaq bittet Raz, etwas zum Fesseln und Knebeln zu suchen. Sie sieht Banshastra ernst an und weist bedeutsam darauf hin, dass dort, wo sie herkommt, wenig als so unverletztlich gilt wie das Gastrecht, und wie sehr Banshastra es nun mit Füßen tritt, obwohl die Gemeinschaft ihr gestern den Feuertod erspart hat. Raz fesselt und knebelt sie, Jen tritt cool ihren Wein trinkend auf sie zu und meint, den Verlust ihres Anwesens habe sie sich selber zuzuschreiben: Sie selbst war es, die sich an die She-Wolves mit der Bitte wandte, Caldaia aus der Mine zu befreien. Die Gemeinschaft hat nur den Auftrag an derer statt erfüllt, und das obendrein entgeltlos. Davon abgesehen: Warum Banshastra wohl denke, warum sie ihr als einziger den weiteren Plan nicht verraten habe? Sie habe doch eh schon alles ausgeplaudert, sie werde dem nichts hinzufügen können. Sprach's, kehrte in die Küche zurück und bat Skaar, Banshastra in den Keller zu bringen. Obwohl sie wieder zappeln kann, hat der Goliath mit ihr kein Problem.

 

Gilborn aber bittet Jen inständig, ihre Entscheidung zu überdenken, doch die bleibt hart. Banshastra ist eine Gefahr und kann ihre Flucht auffliegen lassen – Jen wird nicht das Leben aller hier in die Hände von jemandem legen, der sich dazu als bereit erwiesen hat. Wütend eilt Gilborn in den Keller, entfernt den Knebel und herrscht Banshastra an, dass er selten so eine Närrin erlebt habe, was sei nur in sie gefahren? Banshastra blafft auf gebrochenem Chondathanisch zurück, dass sie ihr alles genommen haben, alles! Ihren Namen, ihren Ruf, ihren Besitz... ihre Frau. Gilborn bellt zurück, dass ihr das nicht das Recht gebe, mit dem Leben aller hier zu spielen.

 

Gilborn: Ich weigere mich zu glauben, dass Ihr in den Tempel der Schmerzen zurückkehren wollt. Die Frau, die das aus sich gemacht hat, was Ihr aus Euch gemacht habt, täte das nicht, das weiß ich. Überzeugt mich! Überzeugt mich, Banshastra, dass Ihr leben wollt! Dass ich nicht das Leben meiner Gefährten riskiere, indem ich mich für das Eure einsetze!

Banshastra (deren Widerstand gebrochen ist, nun mit brüchiger Stimme): Ich... will leben.

Gilborn (hält ihr sein Ährenamulett vor die Nase): Die Große Mutter sei Eure Zeugin. Schwört in Ihrem Namen, dass Ihr keine Gefahr für uns seid, weder jetzt noch künftig!

Banshastra (zögert einige Sekunden): Ich schwöre.

Gilborn: Wiederholt meine Worte!

Banshastra: Ich schwöre, keine Gefahr für Euch bin ich. Jetzt nicht, später nicht. Bei Chanta.

Gilborn: Küsst es!

 

Sie zögert abermals, tut dann aber, wie ihr geheißen, und Gilborn stürmt wieder die Treppe hinauf und findet unten Jen, während er oben Caldaia weinen und Ayen sie beruhigen hört. Er setzt sich für Banshastra ein, aber Jen will dieses Risiko nicht eingehen. Gilborn meint, wenn Banshastra bleiben müsse, müsse auch er bleiben, was Jen provoziert, und sie rät ihm, sie nicht auf die Probe zu stellen. Gilborn reagiert aber unerwartet mit der hilflosen Bitte, dass Jen ihn dann nicht dazu zwingen dürfe, sie auf die Probe zu stellen. Banshastra habe in Chaunteas Namen geschworen, das müsse honoriert werden. Jen kocht innerlich, aber wie kann sie einem Priester das abschlagen? Andererseits ist sie wieder überfahren und ihr die Kontrolle erneut entrissen worden, und Gilborn setzt sie mit der einzigen Waffe in Zugzwang, die ihm zur Verfügung steht. Es bleibt angesichts des allgemeinen Aufbruchs und der Lautstärke der vergangenen Minuten wenig Zeit, das auszudiskutieren, aber Jen möchte ihm so gern sagen, dass sie nicht einfach die Verantwortung für alle in seine Hände legen und ihre in Unschuld waschen kann, denn er weiß in diesem Moment gar nicht, was das beinhaltet, und geschähe etwas wegen Banshastra, wäre es immer noch Jens Verantwortung, weil sie es zugelassen hat, nicht seine – aber sie weiß, sie könnte ihm das nicht begreiflich machen, also nickt sie schließlich nur. Gilborn bedankt sich erleichtert und bindet im Keller Banshastra wieder los.

 

Zu elft (Barina nimmt man in jedem Fall mit, damit sie auch, wenn sie zurückbleibt, glaubhaft versichern kann, dass sie ihrem Herrn nicht helfen konnte, sondern die Eindringlinge begleiten musste) marschiert man also unter Einsatz einer Veil-Spruchrolle in Form von zwei Edlen (Max und Caldaia wegen der Muttersprache), zwei Söldnern (Jen und Raz) und sieben Sklaven (Jaq, Skaar, Gilborn, Ayen, Liandris, Barina und Banshastra) durch die Stadt, während Laeral vorausfliegt und für den Fall, dass sie Ärger sieht, zurückkommen, flattern und zwitschern soll, dann kehren alle zu Farandors Haus zurück.

 

Laeral muss, da sie sich nur etwas über zehn Minuten verwandeln kann, auf einem Dach Zwischenstation machen, durchatmen und sich erneut verwandeln, aber in der Tat erkennt sie keinen Hinweis auf Probleme, denn Cimbar ist gezwungen, irgendwann weiterzumachen. Man sucht sich eine halbe Meile vom nächsten Tor entfernt eine Stelle zwischen zwei Häusern inklusive Komposthaufen, wartet ab, bis auf der Straße gerade kein Passant vorbeikommt, und Jaq wirft ihre Illusionary Wall, so dass man nun unbeobachtet über die Mauer kann. Jaq hat zwölf Invisibilities vorbereitet, aber die halten nur dreieinhalb Minuten. Zuerst wird Max unsichtbar, der sich hochlevitiert, auf der Mauer sitzen bleibt und mit See Invisibility und dem Duplicator jeden weiteren rüberlevitiert, quasi zusammen mit Jaq im Reißverschlussverfahren. Jen weiß, dass Barina nicht versteht, was sie sagt, aber dass sie gewiss versteht, wie sie es sagt, und beschwört sie, mitzukommen. Barina aber hat zu viel Angst vor der Freiheit, die sie nie kennen gelernt hat, und bleibt zurück.

 

Auf der anderen Seite rennen alle, was das Zeug hält, um so schnell wie möglich von der Mauer wegzukommen und die Straße zu erreichen. Nach und nach werden wieder alle sichtbar, aber sie sind klugerweise nicht in unmittelbarer Sichtweite eines Wachturms. Tatsächlich gelingt es der Gruppe, sich ins Unterholz zu schlagen. Sie wandert weiter hinauf in die Hügel und bringt noch ein paar Meilen zwischen sich und Cimbar, bevor das Zelt errichtet wird. Zwar könnte man noch eine Stunde reisen (für Liandris gestaltet sich das, da sie das nicht gewohnt ist, am schwierigsten), aber so eine gute Stelle findet man nicht wieder.

 

Während des Aufbaus stößt Banshastra wieder ihre Herausforderung aus: Sie will einen Kampf bis zum Tod. Jen hat sich abgeregt und antwortet emotionslos, sie werde nicht mit ihr kämpfen. Gilborn weist Banshastra erbost zurecht: Ein Kampf bis zum Tod bedeute sehr wohl Gefahr für seine Gemeinschaft, sie möge sich gefälligst an ihren Schwur erinnern.

 

Liandris kann ihren Augen kaum trauen, als sie das Zelt von innen erblickt. Jen holt alle rein, und draußen passt Skaar auf Banshastra auf, denn Jen will nicht, dass sie dabei ist. Sie erklärt, dass sie darauf setzt, dass Vanlancers Bote Bergama erreicht hat und in bis zu drei Tagen jemand von Gaianas Leuten beim Tempel Ilmaters auftauchen könnte. Man darf ihn nicht direkt besuchen, da der Sceptanar auch ihn wird überprüfen lassen, aber man kann in seiner ungefähren Nähe lagern, jeden Tag woanders, und Jaq getarnt losschicken, die Garstal instruiert und sich dann täglich nach Neuigkeiten erkundigt. Laeral wird jeden Tag nach Cimbar fliegen und so mit Vanlancer in Kontakt bleiben, bis der herausgefunden hat, wo Mercadia inzwischen hingebracht worden ist.

 

Jen und Caldaia hatten seit dem Mystra-Tempel keine Minute mehr für sich allein. Nun können sie endlich nach dem Abendrot unter rosafarbenem, sich verdunkelndem Himmel am Kliff sitzen und die Zweisamkeit genießen, wenn auch nicht mehr. Jen hat graduell nachgelassen, zu sehr darauf zu achten, dass niemand irgendetwas mitbekommt, aber ganz offen so wie damals Fleece und Rhoedry oder Bran und Sanjani oder Raif und irgendwelche Bekanntschaften das Zelt für sich zu beanspruchen, käme niemals infrage. Caldaia ist besonders emotional, gewiss immer noch mitgenommen davon, Banshastras tiefen Fall mitangesehen haben zu müssen, preist Jens Wichtigkeit für sie und sagt ihr zum ersten Mal, dass sie sie liebt. Jen antwortet nur mit: "Ich weiß." Dabei muss sie daran denken, dass es noch nicht so lange her sein kann, dass es Caldaia mit Banshastra so ging, an die sie gerade keinen Gedanken verschwendet – immerhin hat Banshastra alle Hebel in Bewegung gesetzt und alles riskiert, um Caldaia befreien zu lassen. Was bedeutet Caldaias Liebe nun? Wird sie sich als beständig erweisen, oder ist Caldaias Herz zu groß und zu flatterhaft für nur eine Frau in ihrem Leben? Eine Geweihte Sunes ist sie schließlich obendrein auch noch. Worauf lässt sich Jen hier ein, und wie viel ist sie bereit, zu investieren, wie sehr kann sie sich darauf einlassen, ohne zu wissen, ob dies von Dauer ist und vielleicht nur mit einem ebenso großen Schmerz wie dem endet, den nun Banshastra verspürt, die wirklich restlos alles verloren hat – wegen einer Frau, die gerade ein paar Yards weiter im Zwielicht sitzt und einer anderen ihre Liebe schwört?

 

Als Caldaia wiederholt, dass sie Jen liebt, murrt diese etwas zu schroff: "When you have to say it over and over, how much is it really worth?" Als sie merkt, dass sie Caldaia verletzt hat, fügt sie an: "I loved Cordian. Well, not like that, but anyway. You know how many times I've told him? Not once. Don't think he didn't know, though."

 

Gilborn hat sich wieder abgeregt, geht draußen zu Banshastra und führt mit ihr ein wunderschönes Gespräch, in dem er ihr nicht mit Verurteilung, sondern mit Verständnis begegnet, und er bittet Selûne um Heilung für die Wunden, die kein Ilmatraner und kein Chaunteaner heilen kann. Banshastras harte Fassade bröckelt, und sie heult sich bei ihm aus.

 

Am nächsten Tag sucht man sich eine andere hübsche Stelle, und man kann sich ausruhen und erst mal genießen, nichts zu tun, aber sich wirklich zu entspannen, gelingt natürlich kaum. Jaq lässt die angenehm überraschte Liandris mit Prestidigitation verschiedene Parfüm-Düfte ausprobieren, Max richtet mit Mending zerschlissene Kleider, Jen macht Krafttraining, Raz trainiert im Schattenkampf, Skaar klettert wie eine Bergziege durch die Hügel, Caldaia badet im seichten Wasser – skandalös, anhand ihrer herumliegenden Kleider zu sehen, dass sie sich irgendwo in unmittelbarer Nähe nackt aufhalten muss. Jaq macht sich mit Skaar auf den Weg Richtung Tempel, Laeral begibt sich allein nach Cimbar, und der Rest vertreibt sich so gut es geht die Zeit.

 

Belphegor geht wie weiland Darth Vader vor den Kopfgeldjägern nun ebenfalls vor hinzugezogenen Söldnern aus der Fremde auf und ab. Er hat Venger the Merciless und seine Leute angeheuert, denn ohne Magie kann er seiner Feinde ganz offensichtlich nicht habhaft werden, und seine eigene Garde hat sich nicht gerade als effektiv im Umgang mit Magie erwiesen. Vengers Söldnertruppe ist semi-international: Die meisten sind Chessentaner, aber auch Chondathaner und Turmianer befinden sich darunter, und weil man etwas herumgekommen ist, ist man auch weltoffener und -gewandter. Nun soll also der beeindruckende und geheimnisvolle Venger in seiner magischen, knisternde Eiseskälte ausströmenden Rüstung das Kommando übernehmen. Aelina steuert Morgion bei, und Belphegor übergibt eine Blockflöte, die man in Caldaias Kinderzimmer gefunden hat.

 

Am folgenden Morgen sind Jen und Caldaia zwischen den Bäumen auf Sand ein wenig spazieren gegangen, bleiben aber in Rufweite, und Jen ist bewaffnet. Es war nicht geplant, aber Caldaia küsst Jen, streift sich ihr Kleid von den Schultern, gleitet nackt an der an einen Baum gelehnten Jen herunter und arbeitet sich zu Jens Leibesmitte vor. Jen genießt das Prickeln, die Gefahr, schließlich ist man nicht so weit weg vom Zelt und den anderen, als sie Tannenzweige rascheln hört – doch kein Gefährte schleicht sich an, sondern drei Ranger, zwei davon zielen mit Armbrüsten auf sie. Jen zieht langsam ihren Scimitar und steckt ihn in den Sandboden, Caldaia hebt ihr Kleid auf und hält es vor sich.

 

Der Anführer des Trios geht nun offen mit dem Jagdschwert in der Hand auf sie zu. Er spricht nur Chessentanisch, aber er will wohl etwas Bestimmtes, sonst wären die beiden bereits tot. Mit der Klinge schiebt er Caldaias Hand zur Seite, so dass er sie sich unbedeckt ansehen kann, und sie muss übersetzen, dass sich Jen auch ausziehen soll. Diese nutzt seinen auf Caldaia ruhenden Blick, schnellt an der Klinge vorbei und will ihn in einen Aufgabegriff nehmen, aber er hat einen glücklichen Tag erwischt und entrinnt dem Angriff. Jedoch erkennt er, dass dieser wirklich gekonnt war, und ihre Mimik, die mit zuckender Augenbraue "Hey, you can't blame me for trying" sagt, signalisiert Ruhe und Abgebrühtheit, was er faszinierend zu finden scheint. Caldaia übersetzt, dass er Leutnant Adivion aus Airspur ist und Befehl hat, sie zu seinem Vorgesetzten zu bringen, nicht weit von hier. Jen bedingt sich aus, zuerst Caldaia zu den anderen zu bringen, dann werde sie mitkommen.

 

Gesagt, getan, die anderen sind gewarnt, und Jen zieht sich schnell um, denn in ihren bequemen Klamotten möchte sie die Gemeinschaft nicht vor dem Feind ihres Feindes – also einem potenziellen Verbündeten – repräsentieren. Bei nur drei Garnituren fällt die Wahl natürlich auf ihre ritterlich wirkende cormyrianische Kluft.

 

Jen kennt von Vardis noch die militärischen Ränge, von denen er erzählt hatte, und weiß, dass der Leutnant ein Relenar, der Hauptmann ein Taronar, der Oberst ein Coronar und der General ein Solonar ist. Sie beeindruckt Adivion also mit der korrekten Anrede und stellt sich als Taronar Jendara Corthala vor. Die Ranger bringen sie zu einem eine Stunde Fußmarsch entfernt liegenden Lager, das gut und gerne zweihundert Soldaten nutzen, die natürlich auch chessentanisch, aber nicht wie die aus Cimbar aussehen. Rel. Adivion erstattet im offensichtlich schönsten Zelt ein paar Minuten lang Bericht, dann wird Jen eingelassen und trifft dort auf Mercadia (die brav mit einem Buch in der Hand an der Seite sitzt) und Cor. Tavalas.

 

Mercadia spricht ja kein Chondathanisch (und versteht somit kein Wort), Tavalas hingegen sehr wohl. Er gießt Wein ein und bietet Jen einen Platz an. Das Gespräch dauert sehr lange und ist von verschiedenen Strömungen geprägt. Tavalas, ganz chessentanischer Offizier, beginnt in einer Position der Stärke, zeigt Respekt vor den Leistungen der Fremdlinge, verlegt sich dann aber wie gewohnt ganz und gar auf Drohungen: Wenn man nicht tut, was er will, muss er bloß einen aus der Gruppe entführen oder auch demonstrativ einen töten mit dem Ausblick auf Nachschlag. Jen muss ihn spüren lassen, dass das nichts bringt, und droht zurück, dass ihre Leute dann nicht mehr Cimbars Problem wären, sondern seins, und je nachdem, wie schwerwiegend das ist, was er der Gruppe antut, wird sie nicht eher ruhen, bis er entweder seine Hoffnung begraben kann, jemals Solonar zu werden, oder sogar seine Männer ihn selbst. Das Ganze läuft Gefahr, aus dem Ruder zu laufen, also muss Jen deeskalieren und resümiert, dass sich wohl beide das Leben schwer machen können. Vielleicht sollte man lieber schauen, wie man einander nützlich sein könnte.

 

Tavalas ist ein sehr autoritärer, befehlsgewohnter Offizier, der den zivilisierten Umgang eher spielt als lebt, der es gewohnt ist, zu befehlen, nicht, zu verhandeln. Einer, dem es Befriedigung verschafft, seine Stärke zu demonstrieren und dem Gegenüber das Gefühl zu geben, schwach zu sein, einer, der es gewohnt ist, zu kriegen, was er will, und der ein höfliches Gespräch mit gutem Wein nur inszeniert, weil er denkt, dass das stilvoll wirke. Einerseits ganz und gar Chessentaner, weiß er aber auch, dass da draußen eine riesige Restwelt existiert, die ganz anders als seine Heimat funktioniert, und er zeigt seinen Respekt schließlich keiner Frau, sondern dem Dienstgrad, und er stellt schnell fest, dass Jen ihn gut ausfüllt und somit zu Recht trägt, auch wenn sie im Rang weit unter ihm steht.

 

Jen wiederum muss auch Stärke ausstrahlen, denn Tavalas' erster Instinkt ist natürlich, ihre Gruppe an die Wand zu drücken und mit ihr zu machen, was er will, und Jen merkt ihm an, dass ihm das auch meistens gelingen dürfte. Ihr kommt zugute, dass er von Stony Rock gehört hat – und von den Abenteurern, die die Söldner aus Cimbar quasi im Alleingang beschäftigt hatten. Freilich weiß er auch davon, dass sie Belphegor auf der Nase herumtanzen und sogar seine politische Geisel entführt haben. (Natürlich interessieren sich Airspurs Spione für alles, das in Cimbar oder in dessen Namen geschieht.) Auch profitiert sie davon, dass er sehr wenig von Magie weiß und daher so ziemlich alles für möglich halten muss, erst recht, wenn sich ihre Stunts bis zu ihm herumgesprochen haben. Daher kann sie auch mit allem Selbstverständnis Varianten beschreiben, zu denen ihre Gruppe gar nicht in der Lage wäre. Außerdem muss sie, wenn sie will, dass Tavalas sie ernst genug nimmt, Forderungen stellen, um den unterbewussten Eindruck zu festigen, dass ihre Gruppe nicht Tavalas' Opfer ist, sondern ein möglicher Partner.

 

Die Situation ist die, dass Tavalas Mercadias Verbringung in ein neues Versteck außerhalb von Cimbar abgefangen und auch schon Kontakt zu Vanlancer hergestellt hat. Tavalas will diesen also machen lassen, was er eh machen wollte, und mit Mercadia nur die Übergabe kontrollieren, damit er von der Arbeit anderer profitieren und der Gruppe Immanion und die Gebeine vorenthalten kann, bis er bekommt, was er will. Jen wiederum weist wiederholt darauf hin, dass eine Gegenleistung ihrerseits keinen Handel darstellen würde, denn er tritt wie ein Gegner auf, nicht wie ein potenzieller Verbündeter. Tavalas widerspricht, dass er ja noch eine Überfahrt nach Cormyr spendieren würde, aber ohne falsche Höflichkeit macht Jen klar, dass sie niemals ein von ihm angeheuertes Schiff besteigen würde – die Gefahr, auf einer Sklavengaleere zu landen, ist zu hoch. Tavalas wiederum meint, dass sie sich, sollte sie an Hilfe aus Bergama denken, dies aus dem Kopf schlagen sollte, da stehe kein Stein mehr auf dem anderen. Jen weiß nicht, ob das wahr ist (denn sie hat ja nie erfahren, dass sie Telravs Besuch auf Banshastras Gut Dunvil zu verdanken hat), aber falls ja, dann haben die Cimbarianer den Tempel garantiert nicht gefunden. Außerdem war dort nicht Gaianas Versteck, Bergama liegt ja nur auf dem Weg zwischen Cimbar und eben diesem. So oder so sieht sie die She-Wolves als einzig mögliche Chance, aus Chessenta rauszukommen.

 

Sie verlangt, dass er die Rückreise nach Cormyr ihre Sorge sein lassen soll und stattdessen selber erledigt, was Vanlancer hatte tun wollen: die Ilmatraner und die Gebeine aus Cimbar herauszuschaffen. (So verhindert sie zumindest, dass Vanlancer alles für sie opfert und die Kirche Torms in Cimbar der Vergangenheit angehört – ein saurer Apfel, der ihr immer wieder aufstieß, aber in den sie hatte beißen müssen, wollte sie nicht ihre eigenen Leute in Loviatars Arme führen.) Was mit den Ilmatranern geschieht, kann Tavalas einerlei sein, Jen muss also nicht befürchten, dass er sie nicht übergibt, sobald ihre Gruppe getan hat, was er von ihr verlangt, und er hat mit ihnen die Garantie für das Wohlverhalten der Gruppe. Und anstatt sie zu erpressen, hat er sich obendrein selber verdient, dass sie für ihn arbeitet. Um ihren guten Willen zu demonstrieren (und ihm zu zeigen, dass sie weiß, wie dieses Spiel gespielt wird), schlägt Jen von sich aus vor, dass er eine Geisel ihrer Wahl bekommt, bis die Ilmatraner auf dem Spielfeld erscheinen. Tavalas will sich auch hier nicht den Wind aus den Segeln nehmen lassen und selber bestimmen, wen er bekommt. Er wählt die Frau, mit der Jen vorhin allein war, weil sie ihr wichtig zu sein scheint. Jen versetzt ihm eine rhetorische Ohrfeige, indem sie nur leicht ironisch-überrascht meint, sie an seiner Stelle hätte ja Liandris Tavernant verlangt, aber vielleicht denke sie nicht chessentanisch genug. Das hat gesessen, aber sie durfte ihm keine Kontrolle über etwas überlassen, das sie selber von sich aus angeboten hatte. Tavalas gibt nach und lässt sich unabsichtlich anmerken – Jen ist ziemlich sicher, dass er kein guter Schauspieler ist –, dass ihm das harte Kontra überraschend viel Spaß macht, weil es vermutlich kaum jemand wagt.

 

Es erfordert Dreistigkeit, allein in einem Lager mit zweihundert Soldaten zu sitzen und an deren Kommandanten Forderungen zu stellen und dabei so zu argumentieren, als könnte er einen nicht etwa schlicht zu dem zwingen, was er will, aber Jen muss genau das tun. Ihre ihr ureigene Art, ihre Erfahrung und unzählige überstandene Gefahren ermöglichen ihr das überhaupt erst, bei einem normalen Chessentaner ohne entsprechenden Background wäre ein Bluff nach dem anderen aufgeflogen. Deshalb – Rollenspiel, Argumente und Würfe (inkl. circumstance bonus für das Outfit) kommen hier alle zusammen – wird sie mit Cor. Tavalas dann auch handelseinig: In zwei Tagen will er zuschlagen.

 

Was er dafür verlangt, ist, dass sich Jens Magier die Gebeine von Sta. Avienda ansehen. Er ist davon überzeugt, dass irgendjemand irgendwie einen Hinweis auf den Verbleib des Diadems der Erzmagierin an diesen Knochen versteckt hat, und er erkennt selbst die Ironie, dass das auf magischem Wege geschehen sein muss, denn Belphegor scheint ja auch nichts gefunden zu haben, nimmt also an, der Hinweis sei nur ein haltloses Gerücht, und stellt die Gebeine arglos im Tempel der Schmerzen aus. Jen hält nichts von dem sich über bald zwei Jahrhunderte hochgeschaukelt habenden albernen Aberglauben, dass dieses legendäre Kleinod dem Träger gewiss die Fähigkeit verleihen werde, über ganz Chessenta zu herrschen, und ob es gefunden wird und was damit geschieht, ist ihr einerlei. Aber wenn es Tavalas glücklich macht: Gern, dann wird Jens Gruppe versuchen, es zu finden, wenn es ihr möglich ist.

 

Nach über einer halben Stunde verlässt Jen sein Zelt wieder und sieht an Adivions Gesicht (der draußen gewartet hatte), dass Besucher nie so lange bei seinem Chef sind, sie muss da also wirklich was gerissen haben. Er wird hineingerufen und gebrieft, kommt wieder raus und bringt Jen zurück zu ihrem Lager.

 

Unterwegs versucht er, ihr in Zeichensprache zu erklären, dass er sie richtig toll findet, obwohl sie eine Frau ist. Das meint er auch gar nicht abschätzig, sondern recht begeistert, weil er so was einfach noch nie erlebt hat: eine Frau als Offizier, mit dieser Ausstrahlung, die eine halbe Stunde beim Alten sitzt und auch noch eigene Bedingungen stellt? Für ihn ist das schlicht und einfach umwerfend, und es ist ihm ein Anliegen, sie wissen zu lassen, dass er sie respektiert. Wie gesagt, trotz ihres Geschlechts. Dass er immer wieder darauf hinweist, veranschaulicht eben, wie krank die chessentanische Geschlechtertrennung ist.

 

Jen kehrt zu den anderen zurück und berichtet im Zelt alles. Für sie kommt als Geisel nur eine infrage: Laeral. Diese bittet sie nicht, sondern sie stellt nüchtern fest, dass sie gehen wird, und fährt Liandris schroff über den Mund, als sie Einspruch erheben will. Laeral nimmt das mit würdevoller Miene auf. Jens Grund ist natürlich der, dass Tavalas erstens niemals ahnen könnte, dass kein Gefängnis der Welt sie halten kann, dass sie also, wenn alle Stricke reißen, fliehen könnte. Auch kann Jen diese Übergabe damit begründen, dass dies Liandris' Schwester ist und sie natürlich nicht Liandris selbst übergäbe (warum holt man sie dann überhaupt erst raus, wenn man sie dann gleich dem nächsten in die Hand drückt?), aber als Zeichen guten Willens eben die nächstwertvollste – dass sie Schwestern sind, ist ja unübersehbar.

 

Jen erklärt Laeral, dass man sie gut behandeln wird und dass sie, sollte sie herausfinden, dass Tavalas mit gezinkten Karten spielt, oder sollte sie in Gefahr geraten, fliehen soll. Man packt ihr ein paar Kleinigkeiten ein, und Rel. Adivion führt sie zu seinem Lager. Jen ist sich absolut sicher, dass ihr Zelt jetzt, in diesem Moment, und auch weiterhin von den Rangern genauestens beobachtet wird.

 

Laeral wiederum ist absolut willens, ihren Teil beizutragen, wo immer sie kann. Diese Leute haben ihr ihre Schwester zurückgegeben, das ist alles, was sie wollte. Und aller Unbequemlichkeit, allem Heimweh, aller Angst, aller Todesgefahr zum Trotze: Sie hat sich noch niemals im Leben nützlich machen dürfen. Hier darf und kann sie es.

 

Da man nun zwei Tage totschlagen muss (und natürlich weiter mit Gaiana plant), bleibt nicht mehr zu tun, als vor den vermuteten Beobachtern so wenig Informationen preiszugeben wie möglich, also hält man sich überwiegend im Zelt auf. Jaq unterhält sich mit Liandris, die ihr leid tut, weil man ihr anmerkt, dass sie Laeral immer beschützt hat, und nun hat sie sie gehen lassen müssen.

 

Am Abend sitzt Raz vor dem Zelt und hält Ausschau, und drinnen fragt Caldaia Jaq, wie sie denn Raif finde, von dem sie schon gehört hat. Jaq nimmt natürlich an, dass sie für sich selbst fragt und nicht aus dem simplen Interesse heraus, dass er in Liebesdingen viel herumkommt und oft im Rahmen von "Wenn Raif hier wäre, hätte er sich an die und die vermutlich auch schon rangemacht"-Scherzen Erwähnung findet.

 

Später erzählt Jaq Liandris von Elfen (die wohlbehütete Adlige hat nie einen aus der Nähe gesehen), die sie sehr schwer zu verkörpern findet, weil ihr Fundament nicht in dieser Welt, sondern in einer anderen liege, weshalb sie immer das Gefühl hat, sie spiele sie falsch. Dann kommt sie auf Kithain zu sprechen, und als sich Liandris wünscht, sie sehen zu können, meint Jaq leise, das sei vielleicht einzurichten. Sie sieht vorsichtig in Jens Richtung, die nickend ihr Okay gibt. (In #45 – BROKEN CHAINS spielte Jaq mit gravierenden Folgen zum ersten und bislang letzten Mal ein Mitglied der Gemeinschaft. Täte sie das heimlich noch einmal, wär's das in dieser Gruppe für sie gewesen, und das weiß sie. Sie schämt sich noch immer dafür, aber ihre Fähigkeiten sind zu nützlich, um jetzt nicht daran zu denken, wie einfach es wäre, Liandris Kithain vorzustellen. In dieser Welt gibt's nun mal keine Fotos, nur nicht teilbare Erinnerungen.)

 

Mit Disguise Self wird sie also zu Kithain (und mit Mimicry ändert sie ihre Stimme), und Liandris kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Caldaia aber ist noch viel geplätteter, denn in ganz Chessenta gibt es keinen Nichtmenschen, und über Elfen weiß sie so gut wie gar nichts. "Kithain" entschuldigt sich dafür, dass sie ihre Art nicht rüberbringen kann, wie sie es sollte, das gebe Caldaia jetzt nur einen eher groben Eindruck. Begeistert fragt siese, ob Jaq Fleece verkörpern kann (denn von niemandem ist öfter die Rede als von ihr, aber da Caldaia Jen noch nie offen nach ihr gefragt hat, weiß sie vieles, was erzählt wird, nicht einzuschätzen). Jaq sieht erneut zu Jen, noch schuldbewusster als zuvor, doch abermals nickt sie – seitdem ist so viel passiert, seitdem ist Jaq so sehr in die Gruppe hineingewachsen, dass sie sich da keine Sorgen mehr macht. Vor allem sie ist zufrieden, dass Jaq es nicht ohne Jens Erlaubnis tut.

 

Jaq verwandelt sich also mit Disguise Self und Mimicry in Fleece und spielt sie absolut originalgetreu: Körpersprache, Mimik, Tonfall, gestische Angewohnheiten – Jen findet es geradezu unheimlich, wie scharf Jaq alles zu beobachten und sich einzuprägen scheint, dass nicht mal Jen den Unterschied erkennen könnte. Aber auch sie lässt es nicht unbeeindruckt, Fleece hier im Zelt zu haben, ohne Fleece hier im Zelt zu haben. Da Jaq wiederum in jeder Rolle absolut aufgeht und sie immer mit vollster Überzeugung spielt, kann sie sich gar nicht zurücknehmen, sondern verhält sich so extrovertiert wie Fleece, geht selbstbewusst vor Caldaia in die Hocke und antwortet auf ihr staunend geflüstertes "Am I going to like you?" lächelnd mit: "Honey, I'm gonna make you love me." Caldaia, noch immer ungläubig-begeistert, dass man tatsächlich einen von Jens Freunden "hierher holen" kann, spürt bei "Fleece", dass ihre eigene Sympathie Fleece gegenüber davon abhängen wird, ob Fleece und Jen sich verstehen. Zögerlich fragt sie Jen, ob Jen Fleece denn gut leiden kann, doch "Fleece" antwortet – wie es eben auch ihre Art ist, Gespräche zu lenken –, dass sich Caldaia keine engeren Freunde vorstellen kann. An Jens kurzem wehmütigen Lächeln erkennt Caldaia, dass dem wirklich so ist.

 

Gilborn amüsiert sich prächtig, und als Jaq darauf hinweist, dass sie für heute noch einen könnte, verlangt er nach Raif. Also wird sie zu Raif und macht sich tatsächlich, ganz und gar in ihrer Rolle aufgehend, mit Blicken und Tonfall ein bisschen an Caldaia heran, ein bisschen deutlicher, als es der echte Raif täte – etwas, das Jaq eigentlich gnadenlos unangenehm wäre und das sie als sie selbst niemals täte. Caldaia entfährt ein geflashtes "Den muss ich kennen lernen!", was ihr gleich unangenehm ist, hat Jen das doch auch gehört. Was sich Jen dazu denkt, lässt sie sich aber nicht anmerken. Auch sie muss sich bemühen, nur amüsiert auszusehen, obwohl ihre Hunderte von Meilen entfernten Freunde wiederzusehen so gut tut – auch wenn sie nicht mal hier sind.

 

"Raif" fragt Caldaia, was sie glaube, woher er stammt. Jen, die ihn so gut kennt, spricht die Worte an mehreren Stellen mit. "Raif" erklärt also, dass er nicht da gelandet ist, wo er hin sollte, und vielleicht wurde in Amn zur gleichen Zeit jemand geboren, der eigentlich in die Dalelands gehört hätte. Vielleicht haben die Götter etwas verwechselt, vielleicht wollten sie auch nur mal sehen, was passiert, aber Raif hat aus dem ihm zugedachten Leben sein eigenes gemacht, weil er spürte, dass sein Schicksal in Amn lag. Das erzählt "Raif" natürlich, um Caldaia darin zu bestärken, dass es okay ist, aus Chessenta raus zu wollen, und dass alles, was danach kommt, so viel besser sein wird, aber Caldaia bricht plötzlich in Tränen aus. "Raifs" Verhalten ändert sich sofort, er wirkt weniger wie er, stattdessen scheint Jaq durch, als er sich förmlich für die Gedankenlosigkeit entschuldigt (obwohl Jaq gar nicht weiß, warum Caldaia weint), und Jaq lässt die Illusion fallen.

 

Jen nimmt Caldaia mit hinaus, wo Raz immer noch die Augen offen hält. (Er hat die lange nicht mehr vernommenen Stimmen durchaus gehört, blieb aber auf Wache, weil das sein Job war.) Der Zuschauer sieht mehrmals die getarnten Ranger, die sie aus der Dunkelheit heraus beobachten, aber Jen kann ihre Anwesenheit nur vermuten und will nicht, dass sich jemand ans unbewachte Zelt anschleicht und sie belauscht. Nun nimmt sie Caldaia in die Dunkelheit mit, wo sie zumindest niemand beobachten kann.

 

Caldaia hat einfach das Gefühl, neben denen, die sie schon kennt, und nun auch noch denen, die ihr eben gezeigt wurden, so klein, so unbedeutend zu sein und auch zu bleiben, das Gefühl, ihnen niemals das Wasser reichen zu können. Jen erzählt, dass jeder seine eigene Geschichte hinter sich hat, dass jeder erst zu dem, der er heute ist, werden musste. Ha, wenn sie bedenkt, welche Fleece sie damals kennen gelernt hatte, wie wenig sie sich leiden konnten, welche Entwicklung ihre beste Freundin von einer vorlauten, naseweisen, unbedarften, leichtsinnigen und nicht sehr verantwortungsvollen Hinterwäldlerbardin zur Anführerin der Gemeinschaft der Ersten Sonne durchgemacht hat – die einzige Anführerin, die Jen über sich akzeptieren könnte. Dasselbe mit Raif, dasselbe mit Bran, dasselbe mit Jaq, und, und, und, sie alle sind durch das Leben, das sie führen, gewachsen und zu denen geworden, die sie heute sind – und genau das wird Caldaia auch passieren.

 

Dabei macht sich Jen nicht vor, Caldaia halten zu können. Sie ist sich sicher, dass sie Caldaia an den ersten Sune-Tempel verlieren wird, den sie finden, und das sagt sie ihr auch. Caldaia aber beschwört sie, das werde nicht passieren, denn sie liebe Jen. Jen zögert einige Sekunden, zeigt dann aber ihre Verletzlichkeit, indem sie fragt, wann sie das das letzte Mal zu Banshastra gesagt hat. Caldaia nimmt sich für ihre Antwort Zeit, erklärt dann aber, dass das etwas anderes war. Banshastra liebte sie, das weiß sie, aber sie selbst gehörte ihr. Zuneigung, ja, aber Liebe war es nie, und sie hat ihr auch nie gesagt, dass sie sie liebe. Jen ist froh, dass es zu dunkel ist, um mehr als einen Umriss zu erkennen, weil sie nicht weiß, ob man ihr ihre Erleichterung ansehen kann. Leise merkt sie an, dass sie noch nie in dieser Art geliebt hat. Mit zwölf kam sie in den Harem, ein anderes Leben begann, und irgendwie hat seitdem niemand je ihr Herz in dieser Weise berührt. Was sie nicht sagt, ist, dass es sich mit Caldaia zum ersten Mal anders anfühlt.

 

Im Morgengrauen hockt Jen allein vor dem Zelt und schiebt Wache, als sich drinnen etwas regt, Banshastra austreten geht, zurückkommt und Jen gebrochen erklärt, dass sie großen Hass auf sie verspürt habe. Aber die Stunden, die sie mit Vater Fenring im Gespräch verbracht hat, haben ihr sehr geholfen, den Stachel Loviatars aus ihrer Seele zu ziehen, und am Ende möchte sie doch nur, dass es Caldaia gut geht – auch wenn es dann bei jemand anderem ist. Sie hat inzwischen erkannt, dass Caldaia bei Jen gut aufgehoben sein wird. Jen ist froh, dass dieses Thema wieder vom Tisch zu sein scheint, und sie schickt Banshastra noch mal schlafen.

 

Eine Stunde später stehen alle auf. Es herrscht das übliche morgendliche Gewusel aus Feuer- und Essenmachen, Zeltabbau, Waschen etc. Ayen hockt gerade am Fluss und wäscht sich, und Gilborn muss sich zwingen, nicht hinzusehen – da wird sie plötzlich umgeworfen, und ein Pfeil ragt aus ihrer Brust. Pötzlich ruft und rennt alles durcheinander, weitere Pfeile werden aus dem Waldrand auf der anderen Seite des Flusses abgeschossen und regnen nieder. Jaq stolpert zu ihren Sachen, holt Chelindreas Kerze hervor, ruft: "Maxi, a spark!", dieser schnippt mit den Fingern die Kerze an – und die Welt friert ein. Sie kann diesen einzigartigen Moment nicht genießen, sondern muss blitzschnell überlegen und ihre Spells sauber und fehlerfrei werfen, und sie darf niemanden vergessen.

 

Also zieht sie als Sichtschutz eine Illusory Wall durch den Fluss, so dass die Bogenschützen keine Ziele mehr haben und vorrücken müssen. Gilborn, Caldaia und Liandris belegt sie mit einfachen Invisibilities und Jen, Raz, Skaar und Max mit Greater Invisibilities (glücklicherweise waren so viele vorbereitet, aber für Banshastra bleibt leider nichts mehr übrig). Schon läuft die Zeit weiter, und plötzlich steht Banshastra allein auf weiter Flur, derweil eine calishitische Lehmmauer wie auf ein Fingerschnippen hin im Fluss entstanden ist. Jaq informiert ihre Leute (die ja auch einander nicht sehen können), wer mit dem Feind interagieren kann und wer nicht, belegt sich mit Overlook und läuft in den Fluss, um an der Mauer vorbeisehen zu können. Jen koordiniert und lässt Skaar die linke und Raz die rechte Flanke beschützen, wo Gilborn zu Ayen rennt, um sie in Sicherheit zu ziehen. Max wirft See Invisibility, um im Zweifelsfall koordinieren zu können, und levitiert sich, so dass auch er einen Blick auf die Gegner bekommt.

 

Neben Venger the Merciless steht der Söldnermagier Kryton und bereitet einen Zauber vor. Max' Spellcraft-Check gelingt hervorragend, er identifiziert die Bewegungen (es wäre Ice Storm gewesen), gewinnt die Initiative und dispelt den Zauber kurzerhand, bevor er auslöst. Währenddessen jedoch hat der Gegner schwere Kampfhunde von der Leine gelassen, die rechts und links an der Mauer vorbeilaufen, während sechs Söldner auf die Mauer vorrücken, um dahinter erst mal Aufstellung zu beziehen, weil sie sehen, wie die Hunde niedergemetzelt werden, ohne dass man erkennen könnte, von wem. Jene Hunde, die rechts an der Mauer vorbeigelaufen waren, werden von den getarnten Rangern mit Pfeilen eingedeckt, woraufhin der Rest der Rotte diese verfolgt.

 

Weil Venger und die, die er noch zurückhält, nicht vorrücken, will Jaq sie in Zugzwang versetzen. Dank Overlook kann sie so laut platschen, wie sie will. als sie die Furt durchquert, um nahe genug für Ghost Sound heranzukommen, mit dem sie im Wald die Geräusche von huschenden Leuten hinter den Feinden erzeugt, die das geistige Bild von Waldläufern ergeben, die in Position laufen und ihre Pfeile auflegen. Jedoch entscheidet sich Venger komplett anders, dreht sich um, hält den Schild vor sich und befiehlt, in den Wald vorzurücken – lieber geht er Bogenschützen entgegen, als sich mit solcher Magie auseinanderzusetzen.

 

Max entschließt sich kurzerhand zu einem Husarenstück: Er ruft Jen zu, dass er ihr gleich den Anführer zuspielen werde, wirft Baleful Transposition und tauscht (immer noch unsichtbar und levitierend) die Plätze mit Venger, der urplötzlich aus der Luft fällt und dabei (fair gewürfelt) sein Schwert verliert.

 

Kryton traut seinen Augen nicht, denn Venger hat sich für ihn quasi in Luft aufgelöst. Darauf, dass direkt neben ihm ein Unsichtbarer schwebt, der mit ihm die Plätze getauscht hat, kann er nicht kommen, sondern tippt auf eine Teleportation. Ohne Anführer bleibt es an ihm, die Männer erst mal in Deckung gehen zu lassen. Valmaxian muss den Nachrückenden lautlos ausweichen, und das geht nur, indem er weiter in den Wald hineinschwebt (schwebte er nach oben durch die Bäume, würde er Geräusche machen und sich durch die Äste als Ziel kennzeichnen) und sie großzügig umrundet.

 

Venger stürzt zu seinem Schwert, aber Jen hebt es auf, womit es unsichtbar wird. Obwohl er niemanden sehen kann (außer Banshastra, die aber Gilborn zu Hilfe geeilt war und somit weit weg steht), weiß Venger, dass er von Unsichtbaren bedroht wird. Jen, die er ja nur hören kann, gibt sich hart und baut schnell Druck auf, aber der Söldner ist ein erfahrener Kämpe, lässt sich nicht einschüchtern (auch wenn Jen eine 31 würfelt, aber auf diesem Niveau bedeutet das nur, dass er merkt, dass er sie ernst nehmen muss) und hält komplett dagegen. Jen muss die zweite Stufe zünden, weiß, dass der schwer (und obendrein magisch) gerüstete Söldner von einem Hieb nicht sterben wird, und befiehlt Skaar, ihn niederzuschlagen. Der schlägt ihm mit voller Wucht die Axt in den Rücken und schickt ihn zu Boden, doch die Rüstung teilt ebenfalls kräftigen Eisschaden aus: Skaars Arm wird blitzschnell eiskalt, und weil er ihn nicht mehr spüren kann, lässt er fast seine Waffe fallen.

 

Jaq war zurückgelaufen, sah sich all dies an, platscht erneut durch die Furt und schickt einen Ghost Sound in die Mitte der Söldner: Eine körperlose Grabesstimme weist sie an, sich zurückzuziehen. Der eine oder andere kann's gar nicht abwarten, zu fliehen, aber Kryton befiehlt, zu bleiben.

 

Jen kann hören und sich denken, was gerade mit Skaar passiert ist, und sie weiß: Skaar ist der Eine, der nicht darüber nachdenken und begeistert ein zweites Mal zuschlagen wird, wenn sie ihn dazu auffordert, und da Venger sich aufrappelt und nach seinem Dolch greift, tut sie das. Skaar schlägt also erneut zu, schreit abermals auf und lässt schimpfend nun wirklich seine Axt fallen, aber Venger hat genug. Jen weist ihn an, seinen Leuten zuzurufen, sie sollen sich zurückziehen, doch Venger will verhandeln und wissen, was er dafür bekommt. Na, sein Leben natürlich. Skaar schlägt ein drittes Mal zu (und hat durch die "Rückkopplung" inzwischen über die Hälfte seiner Hit Points eingebüßt!), und Venger kann langsam auch nicht mehr und tut, wie ihm geheißen. Der zurückschwebende Max sieht, dass die Söldner parieren, und informiert Jen.

 

Währenddessen hat Gilborn Ayen zum Zelt geschafft, den Pfeil rausgerissen und seinen einen Wundsegen pro Tag gewirkt, um sie Jergal von der Schneide zu holen.

 

Jen verhält sich jetzt kriegsrechtlich einwandfrei und lässt Venger seine Würde: Er muss nicht mal den Helm abnehmen, es sei denn, er täte es von sich aus, was aber nicht der Fall ist, und sie lässt sogar zu, dass er seinen Dolch aufhebt und wieder einsteckt. Jen erklärt ihm, dass er sie erst mal begleiten wird, und wenn seine Leute ihre Leute in Ruhe lassen, verspricht sie, ihn gehen zu lassen. Erneut will Venger verhandeln, hat aber nichts anzubieten und verspürt keine Lust, einen vierten Hieb abzubekommen, also fügt er sich.

 

Jaq hat Overlook abgelegt, um sich kurz mit Jen zu besprechen, und sichtbar sind jetzt nur Banshastra, Jaq und Venger, als hastig das Zelt abgebaut wird und man in den nahen Wald abrückt. Als recht bald alle gleichzeitig wieder sichtbar werden, erkennt man schnell, dass jemand fehlt: Liandris. Jen konfrontiert Venger damit, doch der behauptet, sein Magier sei ein Mann fürs Grobe und beherrsche stille und heimliche Zauber nicht.

 

Jen würde jetzt erwarten, dass Kryton irgendwie einen Kontakt herstellt, um eine Übergabe vorzuschlagen, aber das passiert nicht. Jen führt alle noch tiefer in den Wald, bis Venger ihr mitteilt, dass sich Kryton nun zwecks Übergabe bei ihm gemeldet habe. Jen fährt fast aus der Haut, denn Venger hat bestritten, dass Kryton für Liandris' Verschwinden verantwortlich sein könne und dass er auch über keine magische Kommunikation verfüge. Jen hatte Venger ehrenhaft behandelt, und so dankt er es ihr? Okay, jetzt entehrt sie ihn: Er wird seines Helms und seiner Rüstung entledigt (wobei sich zeigt, dass er unter seinem Helm nach einem Niemand aussieht, dessen Gesicht sich niemand merken würde) und nur im Lendenschurz vor den anderen hergetrieben.

 

Als man sich dem Treffpunkt nähert, hört man bereits von Weitem Liandris' Schreie. (Kryton hatte übrigens ganz simpel zuerst See Invisibility geworfen und Liandris dann mit Hold Person belegt, so dass alle anderen gar nicht mitbekamen, dass sie einfach stehen blieb.) Während Jaq noch mit der Handvoll Zauber plant, die ihr noch verbleiben, drängt Jen bereits zur Eile, und als es ihr zu lange dauert, fesselt und knebelt sie Venger bereits. Jaq legt die Illusion seiner Rüstung über ihn, verleiht Jen ein martialischeres Aussehen und sich selbst das eines Blickfangs von mächtigem Magier, lässt Skaar so, wie er ist, und Max, Gilborn, Ayen, Caldaia und Banshastra bleiben im Unterholz zurück. Jen zerrt Venger neben sich her und wird vom Jaq und Skaar flankiert, und noch ein gutes Stück entfernt erkennt man, was vor sich geht: Die Söldner um Kryton sehen größtenteils angewidert und eingeschüchtert zu, wie der Loviatanim Morgion die gefesselte Liandris mit einer Daumenschraube quält, so dass sie ihm alles verrät, was er hören will.

 

Wütend weist Jen Skaar an, Morgion zu töten. Skaar wechselt zu seinem Bogen und holt den Loviatanim mit zwei Pfeilen von den Beinen. Kochend vor Wut zerrt Jen Venger weiter. Die Söldner machen sich, weil ein Priester Loviatars in ihrer Mitte getötet wurde, fast ins Hemd, und weil die Helden in absoluter Unterzahl so einen unbesorgten und wütenden Eindruck machen, müssen sie noch deutlich mehr in der Hinterhand haben. Jen lässt Venger mit einem Schubs einfach stehen, weist Skaar an, sich Morgions Kopf zu holen, schultert die weinende Liandris und wendet sich zum Gehen. Morgion liegt da noch immer, auf perverse Weise glücklich über die Schmerzen des Todeskampfes, wie er lächelnd und Blut spuckend mit großen Augen, als hätte er eine göttliche Vision, auf die zwei Pfeile in seiner Brust starrt. Skaar köpft ihn auf Jens Veranlassung, bindet den Kopf mit dessen langem Haar an seinem Gürtel fest, und er und Jaq schließen wieder zu Jen auf, ohne dass ein Wort mit Kryton gewechselt worden wäre. Als man weit genug weg ist, lässt Jen Jaq Vengers Illusion beenden, so dass er vor seinen Männern vollends das Gesicht verliert und seine Autorität ohne seine einschüchternde Rüstung auch nicht zurückerlangen wird. Morgions Kopf wird achtlos ins Gebüsch geworfen.

 

Ayen heilt die arme Liandris, und man sieht zu, dass man sich einen neuen Lagerplatz sucht, der das Anschleichen schwerer macht, und nach der Nachtruhe wechselt man diesen auch. Jen wird das charakteristische chessentanische Schwert Vengers behalten. (Die Klinge beginnt an der Parierstange sehr breit und spitzt sich stärker zu als andere Schwerter.) Tags drauf sehen wir Kryton und ein paar der Söldner, die in Cimbar Venger in die Sklaverei verkaufen...

 

Am dritten Tag ist Jaq wie üblich wieder zu Garstals Tempel gegangen, wo sie auf die junge Genifari Brenna (Marie Avgeropoulos) trifft, die sie auf den neuesten Stand setzt und sie bittet, sich bereit zu halten. Brenna meint, einige She-Wolves seien für den Fall der Fälle in der Nähe, und zeigt Jaq ihren "toten Briefkasten", wo sie zweimal täglich nach neuen Nachrichten sehen wird. Jaq erklärt, dass man so schnell wie möglich ein Schiff für die Ilmatraner benötigen wird, erst mal nach Ixinos in Sicherheit, von dort aus kann man dann ja eins nach Turmish nehmen.

 

Währenddessen begeben sich Jen und Max, beide herausgeputzt, wie verabredet zu Tavalas' Lager. Sie haben natürlich im Vorfeld detailliert alle Möglichkeiten durchgesprochen, was man an den Knochen finden könnte (Max ist sich sicher: nichts) und was man wiederum Tavalas sagen wird. Dieser "entschuldigt" sich dafür, dass er die Ilmatraner leider nicht hat befreien können, aber immerhin konnte man der Gebeine Sta. Aviendas habhaft werden. Jen wird klar, dass er nie vorhatte, Immanion und seine Leute dort rauszuholen, darf ihre Wut aber nicht zeigen, denn sie will ja Laeral und Mercadia wiederhaben.

 

Max untersucht mit Analyze Dweomer die Gebeine und stellt Magic Markings fest, die ein Datum und Sternenkoordinaten beinhalten, anhand derer man einen geografischen Punkt finden kann. Damit ist ihm aber schon mal klar, dass diese Markings neueren Datums sein müssen, denn so ein niedrigstufiger Zauber übersteht nicht die Jahrhunderte, seit denen Sta. Avienda bereits in Cormyr begraben liegt.

 

Auch hierauf war er vorbereitet und erklärt in flüssigem Chessentanisch sehr technisch, dass er die flüchtigen Reste eines niedrigstufigen Botschaftszaubers wahrnehmen kann, dessen Entzauberung jedoch höchstens drei Tage zurückliegen kann, entweder durch einen aktiven Dispel oder aber vielleicht auch durch den Transport durch eine antimagische Sphäre oder Zone. Wahrheitsgemäß fügt er hinzu, dass die Belegung auch noch nicht lange zurückliegen kann, es sich also keinesfalls um die Botschaft aus der Legende handelt, auf die wiederum nichts hindeutet. Indem er Wahrheit, Wahrscheinlichkeit und Lüge gekonnt miteinander verbindet, erschafft er eine Story, deren Lücken Tavalas, der eventuell mehr weiß, mit eigenen Annahmen auffüllen wird.

 

Da Max nun mal Max ist, ist ihm unmöglich anzumerken, dass er lügt, wenngleich Tavalas misstrauisch ist und natürlich weiß, dass er seinen Gästen wenig Anlass zur vertrauensvollen Kooperation gegeben hat. Herausrücken wird er die Gebeine nicht, so dass man froh sein kann, Laeral und Mercadia zu kriegen.

 

Als man sich weit genug vom Camp entfernt hat, lässt Jen Max einem Ranger übersetzen, dass der Coronar deutlich gemacht hat, dass er kein Verbündeter ist. Damit wird Jen seine Leute im Zweifelsfall als Feinde betrachten – wenn ihnen jemand folgt, ist er des Todes.

 

Bei der Rückkehr fallen sich Laeral und Liandris in die Arme, und Laeral spürt gleich, dass etwas vorgefallen sein muss. Alle setzen sich auf den neuesten Stand, und Jen erklärt, dass Immanions Schicksal damit besiegelt ist. Tavalas war ihre einzige Hoffnung, und sie wird nicht zulassen, dass Vanlancer seine Männer opfert, indem er die Ilmatraner befreit, denn sie würden sterben für Verbrechen, die Menschen begangen haben, die schon lange tot sind. Jetzt gilt es nur noch, Mercadia zu übergeben und so lange auszuharren, bis die She-Wolves sie alle nach Ixinos bringen.

 

Schnitt auf den Tempel der Schmerzen in der Nacht: Aelina lässt ein Ritual durchführen, in dessen Verlauf sie auf dem basaltenen Opferblock, an den die armen Ilmatraner gekettet sind, eine schwarze Flüssigkeit trinkt und bald darauf schreiend darniedersinkt.

 

Mitten in der Nacht erwacht Caldaia im Zelt plötzlich unter grausamen Schmerzen, die ihr Innerstes zu zerreißen drohen. Ayen kann die Schmerzen lindern, meint aber, das habe sie schon mal gesehen: Es gibt ein loviatanisches Ritual, mit dem die Erzmeisterin ihrem Opfer dieselben Schmerzen zufügen kann, die sie selbst erleidet. Das mag ein simpler Racheakt sein oder aber auch ein Weg, die Eindringlinge aus der Reserve zu locken. Jen entscheidet, dass sofort zusammengepackt wird: Ayen, Laeral und Skaar sollen Caldaia so schnell wie möglich zu Chelindreas Tempel bringen. (Caldaia wird oft erschöpft sein, so dass Skaar sie tragen kann, Laeral soll von oben den Weg suchen, damit man Bergama auch findet, und Ayen soll die schrecklichen Schäden heilen.) Schweren Herzens  verabschiedet sie sich von der völlig erschöpften Caldaia und den anderen dreien, denn da man Kontakt mit Brenna halten muss, kann man hier nicht komplett abhauen.

 

Am nächsten Tag wechselt man wieder den Lagerplatz, und da Jen sich vergewissern möchte, dass es Garstals Ilmatranern gut geht und man dort nicht in eine Falle tappt, schleicht sie sich zusammen mit Jaq zum Tempel – doch schon von Weitem muss man hilflos mitansehen, wie Garstals Leute von Soldaten abgeführt werden. Jaq weiß, dass man auch mit Illusionen nichts gegen eine Kompanie ausrichten kann, zumal man nur zu zweit ist, aber sie tut sich schwer, sich einfach zurückzuziehen. Auf dem Rückweg zu den anderen hängt sie lange ihren Gedanken nach und spricht Jen schließlich an.

 

Jaq: I'm convinced we still can do this.

Jen: Jaq, seriously—

Jaq: With all of Cimbar roused, will they really expect us? They've had quite some time to get used to the way things were before we came. I'm sure they've stopped looking over their shoulder at every turn, because nothing's happened for long enough.

Jen: Jaq...

Jaq: No, please, hear me out, Jendara. When I was but a novice, the lecturers at the academy spoke at length about the mindset of, how shall I put it, simple people. People living in the hinterlands where there are few opportunities to see magic at work, if any at all. People want things to be predictable. People want things the way they've always been. If a dragon flies over a village, the villagers will be extremely wary the next few days, but after that, they won't expect to see one again anytime soon because they don't want to. They don't want their lives to change, and being afraid of a dragon would change them very much. Chessenta is a backwater village. The sceptanar and his upper echelon notwithstanding, the average noble, the average city guardsman, the average temple servant doesn't expect invisibility and altered appearances because they don't want to have to question everything they see and hear, so they welcome every opportunity to ignore the possibility of illusions.

Jen: Jaq...

Jen: Please, Jendara, that's not all. The sceptanar and the Archmistress of Pain know what we came for, but they also know that when we were in Cimbar, we didn't dare enter Loviatar's temple, they know we were looking for a way to get what we want without entering that temple. It was just a short walk away, but despite all our accomplishments, despite all we had achieved against all odds, not even we had the courage to do that. Now that we haven't been in Cimbar for days, the last thing they'd expect is for us to actually go there.

Jen atmet durch und sieht zu Boden.

Jaq: Cormyr has given us those veil scrolls for a reason, and we can put them to good use. I've thought this through. We get in touch with Vanlancer whose daughter we've saved twice now, by the way, and—

Jen (etwas aufbrausend): I will not have him destroy his church for our cause just like—

Jaq (beschwichtigend): No, no, no, no, no, he won't have to put himself in much danger. We just need a few of his men and one of his wagons as we had once planned. Just a handful of us enters the Temple of Pain with a few invisibility spheres, I go along and make everyone ignore me, steal the key or pick the locks, you round up the Ilmatrans under the spheres, I put a major image in place, and maybe we can create a diversion in front of the temple so the attention of the people in the vicinity lies elsewhere, then Valdorax veils the Ilmatrans and makes them look like children in rags. Children because if you're looking for grown-ups of a certain height, you will ignore children more readily. We put them in the wagon, and the wagon shouldn't get held up at the gate because usually the city guard isn't allowed to. But even if they did, the Tormians could tell them they just bought slave children in the harbor to get them to Veela where they have a monastery in which they train new recruits. And out of the city we are.

Jen: You can't win them all, Jaq. Sometimes you lose. I admire your commitment, I really do. But do you think that anyone in Cormyr actually thought we could do this? Sure, send half a dozen of Hembreon's adventurers no one's ever heard of to Chessenta, they'll bring back Immanion and St. Avienda in no time?

Jaq: This isn't—

Jen: I let you finish, now it's my turn. There's no shame in going back empty-handed. Hembreon's gonna be frothing at the mouth, the nobles scurrying around Bryntarth will say: "I told you so", and that's it. That doesn't matter. The only thing that matters is that we know we did everything we could. Hells, we did so much more than I'd ever thought we could, thanks to you and Max. This is a laurel we can't wear on our heads, but we know what we did here. But I told you back in the temple of Torm, and I'm telling you again, you're reaching too high. I will not have my friends walk in there, get caught and be sacrifices to the Lady of Pain. This isn't some dungeon, this is a temple.

Jaq: A temple devoted to a horrible goddess.

Jen: Still a goddess. I'm not afraid to pick a fight, but not with a goddess in her own living room. No good can come of this.

Jaq: We wouldn't all have to go, just me, Valdorax and one or two others.

Jen: You want me to say yes, hm? You want me to make the decision, so it's on me when it goes sideways. You want to accomplish this, but you don't want the responsibility, do you?

Jaq sieht sie nur mit nach wie vor aufgeregt großen Augen an.

Jen: You made the impossible possible, many times over, and I still can't believe we got through some of those stunts unscathed. That was all you. But don't let that go to your head. 

Jaq (überrascht und verletzt): I... I'm not. (Sie ringt mit den Tränen.) I'm sorry, I can't talk right now.

Jen (versperrt ihr den Weg): Not this time. We've been together two years now, Jaq. It's okay.

Jaq (atmet tief durch, erlangt die Fassung zurück, aber die Augen bleiben feucht): I haven't been too ambitious... for years. Some might even say for too long. This has nothing to do with pride. I'm just... trying to make sure we're doing everything we can.

Jen: We've been doing even more than that, but this is where it needs to stop.

Jaq (zu Boden sehend, aber bestimmt): My point is... Mother Dalaria told them to hold out just a little while longer. (Jetzt sieht sie Jen eindringlich in die Augen.) That we would come for them. And right now, at this point, there's no one out there who can do what we can do. We are the only ones who can get them out of there before they are thrown to the wolves. (Sie versucht, eine Träne wegzublinzeln, aber sie rollt ihre Wange herab, Jaq wendet sich ab.) I'm very sorry, you shouldn't have to see this.

Jen: This isn't Calimshan, nobody cares if you cry. Don't apologize. It's okay.

Jaq: Just... think about it, will you?

Jen: Jaq, there's nothing to think about. My answer is no, and that's final.

 

Mittags passen sie Brenna am toten Briefkasten ab und informieren sie. Sie verschwindet kurz, um dann mit Nyanza und dem Angebot zurückzukehren, sie zu ihren Kameradinnen zu bringen, da hätten sie wenigstens einen sicheren Unterschlupf.

 

Abends erreicht man also die Ruine der einst atemberaubenden und gigantomanischen Burg Gordogar, wo man auch wieder auf Gaiana und einen Trupp weiterer Amazonen trifft. Die Männer werden eher ablehnend behandelt, und man weist den Gästen einen abseits gelegenen Lagerplatz zu (jedoch immerhin überdacht, da man auf Stein das Zelt nicht aufbauen kann).

 

Jen steht am steinernen Geländer und betrachtet den Sonnenuntergang, und wir blenden über zu Theon und Jen, die im Herbst 1369 DR kurz nach Sonnenuntergang am Strand von Ixinos sitzen.

 

Jen: Haven't seen much of Chessenta yet. Can't say I like it, though.

Theon: You'd think Ixinos would be right up your alley. Strong women all around.

Jen: Well, you know me, Theon. Always having to be the strongest woman in the room. Don't need the competition.

Theon lacht leise, Jen aber sieht freudlos auf den Mithril-Armpanzer in ihren Händen.

Jen: It's funny, isn't it... The edge cut straight through me – exactly above the pauldron. Just an inch lower, and I would've lived. This is mithral. Steel would've done just fine, but this is mithral. (Theon nickt nur.) I remember the moment of my death. It didn't even hurt at first. But I had just breathed out when it happened, and I tried to draw breath, but... there were no lungs to do it with. I saw you fighting, heard you screaming, and it dawned on me what just had happened. I... I vaguely thought: 'I don't wanna go!', but everything went dark already. (Sie schweigt einen Moment.) I wonder why I don't remember anything after.

Theon: Funny enough, but Ashe could tell you something about this. The way I understand it, some spirits of people who died a violent death don't even realize they just died. They don't want to, they're in denial. So it would make sense for you to forget that short time you spent on the other side. It clearly wasn't your time anyway.

Jen: And if you hadn't been there, I wouldn't have been killed in the first place?

Theon: There's the educated noblewoman coming through you like to hide so much, right there. Oh, Jen, there are volumes of discussions about all that. But in the end, we have to accept that we know nothing and can't even guess at the gods' will.

Jen: Still Lathander gives you such power. Over life and death.

Theon: Who would've thought, hm?

Jen (mit Tränen in den Augen): Why did you do it?

Theon: You mean, aside from the fact that we're friends?

Jen: Would that be enough for you? For him?

Theon (atmet durch): For him, probably not. For me? You've got me there. But... that question doesn't even arise, does it? I've never done this before, but... I just knew I was doing the right thing. I had learned this liturgy years ago. Never occupied myself much with it again. But yesterday... it all came back to me as if I'd just read it. I didn't hesitate, but not just because I love you, but because I know you're a good person, and Toril's a better place with you in it.

Jen (schwach lächelnd): That's awfully optimistic of you.

Theon (schmunzelt): Look who you're talking to. (Er wird wieder ernster.) This will take some time to process, for both of us. We'll have to make sure you thank Lathander properly for this gift.

Jen: I will.

Theon: I know you will. But you have to understand: Your life belongs to him now. I vouched for you, but he brought you back. You are deeply indebted to Lathander, and the way I see it, you have been given more time on Abeir-Toril to pay off your debt by living right. Thankfully, I don't think you need much encouragement.

Jen (schnaubt leise): I'm not so sure.

Theon: Look at me. (Jen sieht ihn an.) You may recall that, fool that I was, I wanted to see Lady Azariah safely to Amn, and you just... came along. Just like that, like it was no big deal. All the things we experienced in Amn, the... challenges that time held, especially for me. And then, when we met Mazzy Fentan and she put this bee in my bonnet with Zaranda's Reclamation War, and I developed this obsession with winning back the Morninglord's favor by putting myself into Zaranda's service, and you... you just came along. Again. You followed me into a war that wasn't yours. What do you have to be made of to even contemplate that, let alone do it? And thanks to Ashe, now we're looking for seven keys that open an abandoned dragon's hoard. (Er lacht ratlos.)

     I've never tired of telling you how special I know this merry band of adventurers is. Not because of what it did, not because of what it's doing right now, but because of what it can do. You are a vital part of this group, Jendara. Do you think I'd be convinced of this if I didn't see Lathander's light in you? You are very much worthy of being brought back from the Halls of the Dead. You, Fleece, Raif, Vardis and Raveena. All of you have very courageously overcome your past, be it good or bad, and ventured to new horizons. You might... in some circumstances... need a little nudge in the right direction, but... in your heart of hearts you are already heroes. Faerûn just happens to not know about you yet.

Jen (muss lächeln): Aren't you forgetting about someone?

Theon: Well, it's another one's job to sing my praises. (Beide schmunzeln.) Forget about me for a moment. Look at how far you've come. You're determined, and that's a beautiful thing to be, but even that... is not what defines you. As extraordinary as this adventure may be, but it will end, and another one will find you. And yet another one. There's nothing to say against making some coin on the way, and a little bit of the good life never hurt anyone. But adventures will arise that are less profitable, but necessary to be faced nonetheless. I look at all this as a forge. There's true steel within all of you, it just needs to be brought out. Given form. Its purpose, with the Morninglord's counsel, it will find itself, of that I'm sure.

Jen (schüttelt lächelnd den Kopf, wieder mit Tränen in den Augen): Listening to you, you'd think we should've single-handedly installed Zaranda on the throne. You keep adulating us, but... I'm not sure we're fit to meet all your expectations. Maybe you should've donned Selûne's vestments instead of Lathander's.

Theon (schüttelt den Kopf): Uh-uh. Selûne hopes. I don't have to. I see your potential as clear as the sun on a cloudless day, and I believe you will meet it. I believe in you. That's got nothing to do with hope. I know that when the time comes and you're bereft of, well, good advice, you will make the right decisions. Not necessarily the right decisions for you, just the right decisions. This world is full of so many dark shadows in need of some light. I know you can shine light where none is. And I believe you want to. Big difference.

     Jen, I see greatness in you. In Fleece, in Raif, in Vardis and in Raveena. You are made of sterner stuff than most people, with more light in your hearts than most people. I know, and of that there can be no doubt in my mind, that you will go where others dare not. I know you will be the last glimmer of hope for many, and their salvation. That's why bringing you back could never be a sin. Could never be against the divine order. Because Toril needs you.

Jen: Theon...

Theon: Many Torilians, if you like that better. Toril doesn't need another merchant, another accountant, another aristocrat. What Toril's in desperate need of is heroes. And I'll be damned if I've ever met folks who have that in them more than you.

Jen: Theon, you're overreaching, as is your wont. Why do you keep telling yourself that some day our names will surely be sung throughout the Realms? The only thing you're doing is setting yourself up for disappointment, and the more you toot our horn, the bigger it'll be. (Sie stockt.) The disappointment. Not the horn.

Theon (schmunzelt): No, I'm not. I understand why you're having trouble with that, but I know this to be true.

Jen: How?

Theon: I just do. You let me worry about my expectations, all right?

Jen: You're just telling me what you think I need to hear.

Theon: So what if I did? Doesn't make it untrue. You know how important this is to me. How important you are to me.

Jen: Theon, all I'm worried about is that you bet on the wrong horse. You're putting us up on a pedestal, and you're shoving an awful lot of responsibility on our shoulders for things that haven't even come to pass yet.

Theon: Look, Jen, I could keep my thoughts to myself and just silently watch you unfold your potential, the outcome would be the same. But the more you've thought about it beforehand, the better prepared you'll be to face decisions many could not face. (Theon rückt angeregt noch ein Stück näher.)

     Jen, you have been brought back for a reason. More than anyone else, it's your responsibility to let Lathander live through you. Embody his ideals, overcome the odds, face the unthinkable, all in order to do good where others have long resigned. This must be your creed. This must be your purpose in life. I can't promise that it's going to be a long one, but praise the Morninglord, it will be fulfilling. And long after you're gone, there will be so many people including you in their thoughts and prayers because they have you to thank for being able to say them. You must strive to make the world you live in a little bit better just because you were here. And I know you will. (Er lehnt sich wieder zurück.)

     Because if you didn't, you'd make a liar of me. I know I'm not a liar, so where does that leave us? (Er lächelt zuversichtlich.)

Jen (schüttelt traurig lächelnd den Kopf): It's gonna be impossible to measure up to your expectations. If I didn't have so much respect for your regalia, I'd call you a madman.

Theon: I'm quite sane, dear Jendara. (Er drückt ihre Hand.) I'm quite sane.

Jen: That's what you keep telling me.

Theon (erhebt sich): Come. Let's go back and get some rest. I'd like us to rise early and greet the morning sun together.

Jen (sieht wieder eine ganze Weile zum Horizont, Tränen laufen über ihre Wangen): I'd like that. (Sie rappelt sich auf, Theon hält ihr die Hand hin, sie ergreift sie und lässt sich hochziehen.

Theon: Damn. Everytime after sitting around for a bit and you stand up, I realize I keep forgetting how tall you are.

Jen: Giant's blood. Been running in the family for twelve generations.

Theon (schmunzelt): Get that little priest by your side home safely, will you?

Jen (legt eine Hand auf seinen Rücken): I'll do my best.

Theon: I know you will.

 

Jaqs wiederholte Versuche, Jen dazu zu überreden, Immanion zu befreien, stürzen Jen in ein Gefühlschaos. Bei dieser Szene handelt es sich nicht um eine verschüttete Erinnerung, die ihr gerade wieder einfällt, sie symbolisiert vielmehr Jens Gedankengänge. Auf der einen Seite ist da die rationale, verantwortungsbewusste Jen, die keine Heldentaten um jeden Preis will, aber auf der anderen ist da die Jen, die einst von Lathander von den Toten zurückgeholt wurde, um nach seinem Credo ein für andere Menschen sinnvolles Leben zu führen. Jaq hat Recht: Die Gemeinschaft der Ersten Sonne ist alles, was zwischen Immanions Ilmatranern und einem grauenvollen Tod zur Belustigung Tausender steht.

 

Jen fasst ihren Entschluss und teilt ihn Jaq mit: Sie beide, Max und Gilborn werden Jaqs Plan in die Tat umsetzen. Jen weiht auch die anderen ein, woraufhin Gilborn aus einem Impuls heraus zum gemeinsamen Gebet auffordert, dann aber nicht weiß, was er sagen soll. Er ist ganz und gar nicht der religiöse Motivator wie Theon oder der Fels in der Brandung wie Cordian, sondern ein hemdsärmeliger Dorfpriester, der an der Größe des Vorhabens schier verzweifeln möchte und dies auch offen eingesteht. Jedoch ist er nicht durch bloßen Zufall an der Seite der Gruppe, sondern aus einem gewichtigen Grund, und daher wankt er nicht in seinem Entschluss, das Seine beizutragen. Jen übernimmt zu seiner Erleichterung das Gebet und ruft Helm und Ilmater um Beistand an. Danach begibt sie sich zu den Genifari, an deren Feuer sie willkommen geheißen wird. Man spricht viel über Jens letzten Besuch auf Ixinos. Die anderen machen mit sich selbst aus, was sie Irrsinniges im Schilde führen.

 

Am nächsten Tag macht sich das Quartett, von Brenna und einigen Amazonen begleitet, auf den Weg, doch beschließt man nach einigen Stunden, Kehrt zu machen, denn allzu viele Soldaten sind überall unterwegs und die Gefahr, einer Eskadron in die Arme zu laufen, zu groß. Irgendwas ist im Busch, aber niemand hat eine Vorstellung davon, was. Man verschiebt sein Vorhaben also auf den folgenden Tag.

 

Ayen, Caldaia, Laeral und Skaar kommen dank Laerals Orientierungshilfe von oben gut voran, aber so oft ihre Kräfte es zulassen, quält Aelina Caldaia aus der Ferne, indem sie sich grässliche Schnitte mit einem stumpfen, gezackten Ritualmesser zufügt. Ayen arbeitet tapfer dagegen an, aber Caldaia kostet das viel Kraft, so dass Skaar sie ein Drittel der Reisezeit tragen muss.

 

Tags drauf machen sich Jen, Jaq, Max und Gilborn mit den Amazonen erneut an den Abstieg, und diesmal sehen sie im Gegensatz zum Vortag keinerlei Truppenbewegungen. Mit Veil getarnt gelangt das Quartett durchs Stadttor von Cimbar, und den Weg zum Torm-Tempel kennt man bereits.

 

Vanlancer wird darüber informiert, dass seine Tochter in Sicherheit ist, und in den Plan eingeweiht. Selbstverständlich kommandiert er seinen Kriegswagen ab und stellt auf Jaqs Bitte hin seine Tormtar zur Verfügung, denn die sollen vor dem Tempel der Schmerzen eine stille Protestwache abhalten, in Wahrheit aber die Passanten vor den Unsichtbaren abschirmen, die den Tempel, so Selûne will, verlassen müssen, um zum Kriegswagen in der Nebenstraße zu gelangen, ohne in jemanden hineinzulaufen. Morgen Vormittag soll es losgehen.

 

Am Nachmittag erreichen Ayen, Caldaia, Laeral und Skaar das gespenstisch wirkende, weil ausgestorbene Bergama. Die Türen zum Gemeinschaftshaus wurden eingetreten und liegen am Boden. Man kann jetzt nur hoffen, dass man im Tempel hin und wieder einen Blick hinaus wirft. Nach zwei Stunden tritt tatsächlich Chelindrea ins Freie und bittet alle hinein. Skaar mag diesen eintönigen Tempel aber nicht, er wartet lieber hier draußen, und Laeral schließt sich ihm kurzerhand an.

 

Drinnen berichtet Ayen von Caldaias Fluch, und Chelindrea weiß, dass Aelina etwas aus Caldaias Besitz benutzen muss, um ihr diese Schmerzen zuzufügen. Sie wolle nun gemeinsam mit Caldaia warten, bis Aelina das nächste Ritual vollführt, dann könne sie etwas dagegen unternehmen.

 

Skaar geht in dem Bergama umgebenden Wald auf die Jagd und trifft dort auf zwei Ranger aus Cimbar – beide Parteien sind gut geschlichen und somit voneinander überrascht. Skaar weiß nicht, wen er in diesem fremden Land bekämpfen muss und wen nicht, also gestikuliert er erst mal, wird aber sofort unter Beschuss genommen. Bei dem ungewöhnlichen Stellungskampf mit Pfeil und Bogen erwischt ihn ein Pfeil im Oberschenkel, aber er kann beide Ranger töten. Er raubt ihnen ihre Gürtel mit den Taschen, hoffend, dass einer der Menschen irgendwas damit anfangen kann, doch als er Rauch sieht, eilt er ins Dorf zurück.

 

Laeral aber wollte nur schon mal Feuer machen, damit man das Wild, so Skaar denn etwas fängt, auch gleich zubereiten kann. Niemand weiß, ob diese beiden Männer allein waren, also löscht Skaar das Feuer und entfernt erst mal unter großen Schmerzen – jedoch auch die spannende Herausforderung genießend – den Pfeil. Nun wartet er geduldig auf einen Hinweis auf noch mehr Feinde, erhofft ihn sogar.

 

Er wird nicht enttäuscht: In der Abenddämmerung schleichen zwei weitere Ranger über die Hauptstraße, denn weil ihre Kameraden fehlen, wissen sie, dass etwas nicht stimmt. Sie schauen in jedes Haus, Skaar legt sich hinter der Tür auf die Lauer, wartet, bis einer der beiden eintritt, tritt ihm dann die Tür ins Gesicht, so dass er auf die Straße fliegt, und attackiert ihn. Auf der anderen Seite ist aber immer noch der zweite Ranger, der anlegt. Skaar hat keine Lust auf einen weiteren Pfeil, also rennt er rüber, ist vor ihm dran und verspritzt ihn förmlich an der Wand. Dabei rappelt sich jedoch der erste auf, doch Skaar ist schnell wieder bei ihm und macht kurzen Prozess. Er schleift beide Leichen ins Haus und legt sich mit Laeral im Haus daneben auf die Lauer, hoffend, dass weitere Gegner auftauchen. So sehr ihn die Wunde am Oberschenkel auch schmerzt: Er genießt die spannende Situation.

 

Schnitt auf Cimbar am nächsten Vormittag: Jaq belegt Jen, Max und Gilborn mit je einer Invisibility Sphere, so dass sich um jeden ungefähr je vier Leute scharen können. (Theoretisch gingen noch mehr, aber vier sind die sichere Variante, bei der man davon ausgehen kann, dass bei der Fortbewegung nirgends ein Arm oder Bein aus der Sphäre herausschaut.) Das heißt, mehr als zwölf kann man nicht retten. Jaq selbst hat Overlook auf sich geworfen, um ungestört zu sein und im Zweifelsfall improvisieren zu können, ohne auf sich Acht geben zu müssen. Gilborn soll mit dem weitreichenden Heilsegen alle zumindest ein bisschen stärken, so dass sie laufen können. Der Kriegswagen steht bereit, und die Tormtar bringen die Unsichtbaren in ihrer Mitte zum Tempel und beziehen in stummem Protest Stellung. Zu viert gehen die Helden die Stufen hinauf, doch hören sie bereits dunkle Gesänge...

 

Sechs Loviatanim stehen um den großen Basaltblock herum, an den die Ilmatraner gekettet sind, und die Erzmeisterin der Schmerzen höchstpersönlich vollführt ein weiteres Ritual, das Caldaia wahre Höllenqualen lehren soll. Alle vier bleiben schockiert stehen – von allen möglichen Zeitpunkten sucht sie sich diesen Vormittag aus? Ausgerechnet jetzt, fernab aller Gottesdienste, über die sich man sich akribisch im Vorfeld informiert hat? Die Helden können nichts tun, das war's. Es bleibt ihnen nur, sich still und leise zurückzuziehen, um wenigstens selbst mit heiler Haut davonzukommen. Und dennoch: Bis auf Max kann keiner den anderen sehen, und dieser sieht Jen, die sich nicht dazu überwinden kann, den Rückzug anzutreten. Auch Jaq überlegt fieberhaft, wenngleich ergebnislos. Natürlich könnte Max Caldaias Flöte, die auf dem Altar liegt, davonschweben lassen, natürlich könnte Jaq Jen mit Greater Invisibility belegen und sie kämpfen lassen, aber so oder so wäre gleich der ganze Tempel und kurz darauf die ganze Stadt in Aufruhr. Es war von vornherein klar: Bleibt man nicht unentdeckt, war's das für alle.

 

Plötzlich jedoch erscheint über Caldaias Flöte ein Schimmern wie von flüssigem Quecksilber in der Luft, aus dem ein Arm erscheint, der die Flöte ergreift und wieder im Quecksilber verschwindet. Aelina rastet aus, aber nachdem lange genug nichts passiert ist und das Ritual nun nicht mehr vollzogen werden kann, ziehen sie und die sechs Priester und Tempeldiener sich wieder zurück.

 

Das Quartett steht da noch wie angewurzelt, lauscht auf jedes noch so kleine Geräusch im Tempelinneren, und als völlige Ruhe eingekehrt ist, löst Jaq mit Knock die Kette, die alle Ilmatraner reihum an den Basaltblock bindet. (Es sind nur elf – leider fehlt von Garstal und seinen Leuten jede Spur.) Das ist für die anderen drei das Signal, sich zu verteilen, Gilborn seinen Segen sprechen zu lassen und den gequälten, ausgemergelten, aber fassungslos-überglücklichen Frauen und Männern aufzuhelfen. Jen, Max und Gilborn halten ihre Leute dicht bei sich, und so bewegt man sich die Stufen runter, mitten in die Tormtar hinein und dank ihrer Abschirmung in die Nebenstraße, in der der Kriegswagen bereits mit heruntergelassener Rampe wartet.

 

In diesem ist es sogleich so eng wie in einer Sardinenbüchse, heiß und stickig, und durch die Schießscharten dringt nur wenig Licht herein. Max hält sich bereit, mit einer Veil-Spruchrolle alle in Kinder zu verwandeln, als der Wagen aufs Tor zuhält, doch er darf es unkontrolliert passieren. Draußen geht es noch ein paar Meilen so weiter, bis man endlich außer Sichtweite ist, den mit den Genifari vereinbarten Treffpunkt erreicht hat und alle die bedrückende Enge verlassen können. Die Ilmatraner um Immanion sind außer sich vor Glück – niemand kann ermessen, was sie erlitten haben müssen –, und eigentlich wären sie überhaupt nicht reisefähig, wären da nicht die ilmatranischen Liturgien, die alle wieder zu Kräften kommen lassen. Die Amazonen hatten Mercadia mitgebracht, von der man sich nun verabschiedet, denn der Kriegswagen nimmt sie wieder mit nach Cimbar.

 

Die Genifari bringen alle zurück nach Gordogar, und von dort aus geht es in den nächsten Tagen nach Bergama, wo man sich endlich wiedersieht. (Der running gag mit den genervten Mystranern, die schon wieder die Hütte voll haben, war natürlich wieder dabei.) Jaq dankt Chelindrea überschwänglich für die Kerze und wünscht sich, sie möge hier bleiben. Es ist nur noch eine normale Kerze, die vermutlich, da Jaq sie niemals profan benutzen würde, auf Reisen irgendwann im Beutel zerbrechen wird, aber hier gehört sie her. Chelindrea freut sich, dass ihr Geschenk so gut eingesetzt wurde.

 

Insbesondere Jen und Caldaia sind glücklich, einander wiederzuhaben, zumal sie auch vor der Trennung seit ihrem letzten Aufenthalt in Chelindreas Tempel keine Gelegenheit mehr hatten, sich einander eingehender zu widmen. Das wird hier natürlich nachgeholt.

 

Hier erfährt man dank Chelindreas Augen und Ohren im Land auch, dass die Botschaft auf den Gebeinen von St. Avienda eine gewitzte Falle war, mit der niemand gerechnet hatte: Belphegor hatte sie außerhalb von Chessenta bereits im Vorfeld mit den magischen Markierungen versehen lassen, wissend, dass die rivalisierenden Städte, allen voran Airspur, sie unbedingt würden haben wollen, nämlich wegen der alten Volkslegende, an die noch immer so viele glauben. Er nahm an, dass die Helden sie stehlen würden, aber letztlich stahl sie Airspur selbst, befragte aber die Helden. Belphegors Plan drohte zu scheitern, als Valmaxian log, dass die Markierung erloschen sei, doch glücklicherweise holte sich Tavalas anderweitig Rat und ließ die Koordinaten identifizieren. Durch Belphegors Spione wusste Cimbar, von wo Airspur Männer abziehen würde, um ein Truppenkontingent dorthin zu schicken, wo dieses bereits erwartet wurde, während Cimbar obendrein an anderer Stelle zuschlug und Airspur nachhaltig schwächte. Daher auch die Truppenbewegungen in den letzten Tagen.

 

Am nächsten Tag eröffnet Chelindrea den Helden, dass sie bereits Vorbereitungen für die Rückreise nach Cormyr getroffen hat, die wohl auf magischem Wege stattfinden soll. Um die Gebeine von St. Avienda werde sich jemand anderes kümmern, die Helden hätten genug getan und sollten nun Seine Exzellenz Immanion sicher heimbringen. Sie sieht aber Jens deutliche Unzufriedenheit in ihrem Gesicht und erlaubt ihr, zu sprechen. Jen erklärt, dass die Gemeinschaft der Ersten Sonne ihr Wort gegeben hat, beide heimzubringen, und sie kann nicht erkennen, warum sie grundlos eine der beiden Aufgaben als gescheitert betrachten sollte. Sie bittet Chelindrea inständig: Wenn diese für sie Tavalas' augenblickliches Lager ausfindig machen könnte, wären die Gebeine im Nu in Sicherheit. Immanion bestärkt Jen darin, und daher stimmt Chelindrea zu.

 

Zu viert begeben sich Jen, Jaq, Max und Raz also zu Tavalas' Lager, und Jaq und Max schleichen sich als Soldaten getarnt ein, damit Jaq den Coronar sehen kann, um Max diesen später verkörpern zu lassen. Dann wartet man einfach, bis er sein Zelt verlässt, Jaq verwandelt Max in Tavalas, und die beiden gehen ganz offen ins Zelt, als hätte Tavalas etwas vergessen, schnappen sich die Knochen und verschwinden vorsichtshalber unsichtbar.

 

Nach ihrer Rückkehr zum Tempel atmen sie jetzt erst richtig auf, denn nun ist es wirklich vollbracht: Entgegen aller Wahrscheinlichkeit (und obwohl Jen von der Unmöglichkeit des Unterfangens überzeugt war) sind sowohl die Gebeine von St. Avienda als auch Immanion und seine Getreuen in Sicherheit. Die "Abreise" wird vorbereitet, und Gilborn muss sich schweren Herzens von Ayen verabschieden, die trotz seiner Überzeugungsversuche hier bleibt. Nachdem er schon einiges getrunken hat, holt er sich von Immanion das Okay, dass eine gemeinsame Nacht gewiss nicht Ayens Seelenheil gefährden wird, und so schlafen Gilborn und Ayen ein einziges Mal miteinander.

 

Laeral und Liandris fragen Jen vorsichtig, was denn aus ihnen werde, wenn man wieder in Cormyr sei. Jen entgegnet, sie werde einen Teufel tun und Kameradinnen den Wölfen zum Fraß vorwerfen.

 

Schließlich muss Gilborn Ayen Lebewohl sagen. Jen verabschiedet sich feierlich von Gaiana und Brenna, und auch wenn sich die Rückfahrt per Schiff über Ixinos nun erledigt hat, lässt sie es sich nicht nehmen, die Genifari mit dem Gegenwert von 100 Dukaten für die gute Sache zu bedenken. Banshastra ist im Laufe des Abenteuers, nicht zuletzt durch Gilborns Hilfe, mit sich selbst halbwegs ins Reine gekommen und verabschiedet sich nun herzlich vom Chauntea-Priester und deutlich weniger herzlich, aber nicht mehr komplett ablehnend von Jen. Sich mit mehr als einem traurigen Nicken von Caldaia zu verabschieden, bringt sie jedoch nicht über sich.

 

Chelindrea holt Jen an ihr magisches Becken mit derselben quecksilberartigen Flüssigkeit, die man schon im Tempel der Schmerzen beobachtet hatte, und bittet sie, sich auf die Person zu konzentrieren, zu der sie will. Jen tut dies und runzelt die Stirn, als sie in der Flüssigkeit Fleece sieht, die leidenschaftlichen Sex mit Zoran hat. Sie will sich abwenden, aber Chelindrea beschwört sie, sich weiter zu konzentrieren, während sie die geografische Verbindung herstellt, und so muss Jen peinlich berührt Fleece beim Sex zusehen, ohne dass diese etwas davon ahnt.

 

Mit drei Priestern in regelmäßigen Abständen stellt sich Chelindrea mit den elf Ilmatranern, Jen, Caldaia, Laeral, Liandris, Jaq, Max, Gilborn, Raz und Skaar im Kreis auf, denn nun gilt es, 20 Personen an denselben Ort zu bringen. Mit der Illusion eines Sternenhimmels in der Luft erarbeitet die Hohepriesterin die Koordinaten und teleportiert gemeinschaftlich mit den drei Priestern alle auf einen leeren Marktplatz in den Upper Acres von Marsember. Natürlich eilen sofort alarmierte Wachen herbei, aber angesichts des unglaublichen Anblicks schöner Frauen, eines "Riesen", drei Mystranern und elf Ilmatranern wird kein Alarm geschlagen, sondern man leistet gehorsam der Aufforderung Folge, sie zuerst zum Tempel Ilmaters und einige dann im Anschluss zum Gefolge von Herzog Alaric Hembreon zu bringen.

 

Erst zwei Stunden später fällt eine überglückliche Fleece Jen lachend um den Hals, und Laeral und Liandris erkennt sie gar nicht, da Jaq sie in zwei unscheinbare Frauen verwandelt hat. Auf dem Weg zum Silberreiher, wo Fleece und Zoran residieren, erfährt Jen, dass die vom Nachschub abgeschnittenen Cormaeril-Söldner irgendwann keine andere Wahl mehr hatten, als den Angriff zu wagen, und eine vernichtende Niederlage einfuhren. Die Truppenpräsenz ist im Südosten Cormyrs immer noch sehr hoch, da Sembia schließlich offen für den Feind Partei ergriffen hatte, aber ansonsten haben sich die Truppen wieder über das Reich verteilt, nach wie vor ratlos, warum die Orks nie angegriffen haben. Hembreon wohnt im Stadtpalast von Lord Scoril, da er nach wie vor beim König im Wort steht. Na ja, und seitdem hängt man hier halt tatenlos in Marsember herum. Eine so baldige Rückkehr ihrer Freunde hätte hier niemand erwartet. Fleece erfährt ihrerseits das Gröbste von dem, was passiert ist, und wird auch hinsichtlich Laeral und Liandris eingeweiht. Sie kennt Jen und weiß, dass das jetzt nicht verhandelbar ist und die beiden hier tunlichst niemandem über den Weg laufen sollten.

 

Fleece quartiert ihre Freunde nebst drei mitgebrachten Damen im Silberreiher ein. (Sie hat Zorans Schlüssel zur Herberge, der ihm auf Grund seines Standes anvertraut wurde, damit sich der wichtige Herr nicht nach den Schlafenszeiten des Besitzers richten muss.) Hier führt sie auch das erste Gespräch mit Caldaia, die dank Jaq Fleece zwar schon "erlebt" hat, aber dennoch Angst vor dieser Begegnung hatte, weil sie nicht wusste, ob sie Fleece und Fleece sie mögen würde, ist Fleece doch der wichtigste Mensch in Jens Leben. Die Bardin nimmt ihr aber jede Nervosität und freut sich über alle Maßen, eine Geweihte Sunes, noch dazu eine so originelle, kennen zu lernen. Natürlich: Mit wem kann sie in der Gemeinschaft der Ersten Sonne schon über Wangen- und Lippenrot, teure Parfüms, Strümpfe aus tashalarischer Spinnenseide, Musik und Gedichte reden?

 

Fleece meint, so viele Dinge, die eigentlich großartig sind, werden bei täglicher Begegnung allzu leicht als selbstverständlich empfunden, doch durch Caldaias Augen werde sie so vieles ganz neu erleben, so oft erneut zum ersten Mal Schönheit erblicken. Damit rührt sie Caldaia zu Tränen, die sich auf eine Weise verstanden fühlt, zu der Jen niemals in der Lage sein wird.

 

Im Morgengrauen reitet Fleece sofort los, um Hembreon Bericht zu erstatten. Dieser zeigt sich geradezu gerührt von den unerwartbar guten Nachrichten, und es wird klar, dass hier niemand damit gerechnet hat, die Abenteurer wiederzusehen, auch er nicht – und nun hat diese Handvoll sogar das Unmögliche vollbracht. Gibt es irgendeine Aufgabe, an der die Gemeinschaft der Ersten Sonne scheitern würde?

 

Man hat sich in Chelindreas Tempel genug ausgeruht, so dass eine schlaflose Nacht nicht zu Buche schlägt, wenn es so wichtige Dinge zu erledigen gibt – während Fleece losreitet, gehen Jen und Caldaia zu Fuß durch das erwachende Marsember, und die Chessentanerin bestaunt die fremde Architektur, die fremden Kleider, die fremden Gerüche, aber auch, dass sich Frauen frei bewegen, dass sie selber Leibwachen haben können, dass Väter ihre Töchter lieben, dass alles so emsig und geschäftig und freundlich wirkt und nicht unterdrückt und von übertriebener Militärpräsenz überwacht.

 

Von den Upper Acres geht es durch die Lower Fens in die Upper Fens zum Tempel Sunes nahe der Theatergasse. Wie ein Kind aus einem Kriegsgebiet, das in der Weihnachtszeit erstmals die Verlockungen der westlichen Welt bestaunen darf, betritt Caldaia den Tempel und bewundert zu Tränen gerührt die Bilder und Statuen. Eine Novizin, Avessa, erfährt ungläubig von ihrem Hintergrund und stellt sie dem Gastgeber der Leidenschaft vor, dem älteren, aber immer noch gut aussehenden Kesten Garess, ihrem Vater.

 

Kesten hat so eine merkwürdige Geschichte noch nie gehört, und er weiß nun ganz ehrlich nicht, was er mit Caldaia machen soll. Einerseits ist es lobens- und unterstützenswert, dass man auch mit geringsten Mitteln in einem Land wie Chessenta die Kirche Sunes im Untergrund am Leben zu erhalten versucht, und Caldaia wurde geweiht und damit mit göttlicher Macht ausgestattet. Gleichzeitig weiß sie weit weniger von der Welt und ihrer eigenen Religion als eine Novizin im ersten Jahr – wie soll sie da den Willen Sunes verkörpern, die Leidenschaftliche in der Welt da draußen repräsentieren? Wiederum andererseits: Wie könnte man dies einem Geweihten verwehren? Kesten braucht Bedenkzeit und will den Tag mit Caldaia verbringen. Avessa informiert Jen, dass sie in guten Händen ist, Jen hinterlässt die Adresse des Silberreihers und kehrt wieder zurück.

 

Am Abend lädt Fleece zur Wiedersehensfeier in den Schwarzen Keiler, weil Bran davon geschrieben hat. (Da sie schon eine ganze Weile hier in Marsember ist, hat sie natürlich auch schon Eola kennen gelernt, die ebenfalls dabei sein darf.) Dort lässt sie sich alles minutiös berichten, und oft genug klappt der Bardin die Kinnlade herunter angesichts der Tatsache, dass Jaq und Maxi alles fast im Alleingang gerockt haben, aber auch, dass Laeral schon immer eine Zauberin war, was Fleece nie erwartet hätte, dass sie einen Zwilling hat, der in Cimbar als Faustpfand festsaß, und dann auch noch die Sune-Geweihte, zu der Jen noch nicht ganz offen Stellung bezieht. Aber Fleece erkennt sehr wohl, wie sehr die Ereignisse in Chessenta diese Leute zusammengeschweißt haben, und bedauert, nicht dabei gewesen zu sein. Bisher war sie an allen für die Gemeinschaft wichtigen Abenteuern beteiligt, aber an diesem nicht.

 

Am nächsten Morgen frühstückt Caldaia mit Avessa und den Tempeldienern im Garten hinter dem Tempel und staunt nach wie vor Bauklötze darüber, wie die Kirche Sunes außerhalb von Chessenta funktioniert. Sie erfährt aber auch einiges über Kesten Garess: dass er drei seiner vier Töchter verheiratet hat, wobei er darauf achten musste, dass auch wirklich Liebe im Spiel ist, dass die jüngste, Avessa, schon immer Daddy's Liebling war und seinen Weg einschlagen wollte, dass er in jungen Jahren unten in Calimshan unterwegs war und von dort sehr inspiriert wurde, was aber nicht zum deutlich züchtigeren nördlichen Kulturkreis passt, dass seine Freizügigkeit und Offenheit Neuem gegenüber den Tempel im Laufe der Jahre seit seiner Amtsübernahme schon einige Sponsoren gekostet hat, weshalb das Geld immer knapper wird, dass ihn viele einflussreiche Personen aus Marsembers Gesellschaft ihn sogar ablehnen und seine Ablösung fordern.

 

Kesten holt Caldaia zu sich und meint, dass er sie hier behalten sollte, um ein paar Jahre lang all das versäumte Wissen in sie hineinzustopfen. Wenn sie jemand um Rat fragt, was ein guter Preis für ein Pferd aus dem Aldreida-Gestüt wäre, zu welcher Speise man am besten einen 68er Zarabelo servieren sollte, ob ein Bild von Cantander dem Jüngeren zu seinem Haus und seiner Einrichtung passen würde, ob er in das Weingut seines Nachbarn investieren sollte, welchen Schmuck man zu welchem Kleidungsstil trägt, wie man einen Mann, ohne ihn mit den Händen zu berühren, zur Ekstase bringt, was würde sie antworten? Von alledem hat sie keine Ahnung, sie hat nur ihr kleines, zerfleddertes, durch die Generationen vererbtes Sune-Brevier, in dem die wichtigsten Glaubensgrundsätze und Liturgien stehen. Ein Priester ist aber mehr als ein besonders gläubiger Mensch – er ist Leitbild, Ratgeber, Lehrer. In der Tat lautet die Anrede für einen Priester Sunes Lehrer der Leidenschaft, und Avessa, die ihre Weihe erst noch vor sich hat, ist so viel weiter als Caldaia, dass man es nicht mal in Worte fassen könnte. Ja, Kesten ist überzeugt, dass Caldaia von ihrer Persönlichkeit her zu Sunes Kirche passt, aber das reicht bei Weitem nicht, dann könnte man jeden Novizen im ersten Jahr und jeden Laienprediger weihen. Mit der Weihe geht eine immense Verantwortung einher, die Caldaia gar nicht tragen kann.

 

Gewiss hatte die Priesterin, die sie einst weihte, nur die besten Absichten und wollte ihren Kult nach ihrem Tod nicht aussterben lassen, und doch handelte sie Kestens Meinung nach verantwortungslos, denn auch als Akoluthin hätte Caldaia ihre Aufgabe wahrnehmen können. Mit der Weihe hat sie jedoch nicht nur göttliche Fähigkeiten erhalten, sondern auch eine Verantwortung, egal, wie ungerecht deren Zustandekommen gewesen sein mag.

 

Kesten hat aber auch begriffen, dass Caldaia, da sie Jen liebt, diese nicht verlassen will. Ausgerechnet die Kirche der Liebe kann ja nun schwerlich von ihr fordern, ihre Liebe ziehen zu lassen. Kesten aber meint, auch diese Liebe sei nichts im Vergleich zu dem Geschenk, das Caldaia bei ihrer Weihe empfangen hat. Wenn er es anordnete, dass Caldaia hier bleibt, würde sie es tun müssen. Kesten würde damit ihrer Liebe zu Jen einen Strich durch die Rechnung machen, aber das Richtige für die Kirche Sunes tun. Nun kommt jedoch hinzu, wie viel Mitleid er für Caldaia empfindet, kann er sich doch nicht im Mindesten vorstellen, welches Leben sie geführt haben muss. Und nun, da ihr plötzlich die ganze Welt offen steht, will er ihr das nehmen?

 

Er verlangt von Caldaia also, hier im Tempel zu bleiben, bis Jen abreist, so viel zu lernen, wie sie kann, und am Ende werde er beurteilen, ob das gereicht hat, sie ziehen zu lassen. Caldaia fällt ihm überglücklich um den Hals – zwar kann sie sich nicht vorstellen, in ein paar Tagen auch nur einen Bruchteil dessen zu lernen, was sie wissen muss, aber immerhin nimmt er ihre Gefühle ernst und tut nicht das Naheliegende.

 

Jen bekommt eine Nachricht, in der sie dies erfährt, und fragt sich, ob sie Caldaia je wiedersehen wird. Fleece meint, man müsse ja nicht gleich das erste Schiff nehmen, sondern könne Caldaia etwas Zeit geben, womit sie demonstriert, dass ihr auch ohne Worte klar ist, dass Caldaia Jen etwas bedeutet. Jen schickt also eine entsprechende Botschaft an den Tempel.

 

Fleece, ohnehin ein Mensch, der viel Körperkontakt hält, umarmt Jen oft, weil sie so froh ist, sie wiederzusehen, und vor allem freut sie sich so für sie und Caldaia, obwohl sie weiß, dass es für Jen noch zu früh ist, darüber zu sprechen. Fleece hatte immer angenommen, die Jahre als Jhasina hätten alle Lust und Sinnlichkeit für Jen vergiftet, und dass das der Grund sei, dass bei Jen nie viel lief, von der Ausnahme mit Cordian abgesehen. (Von der Sache mit Glouris Crowl in #48 – TO CHASE A DREAM hat sie nichts mitbekommen, sie war zu sehr mit Markram Indrill beschäftigt. Auch von Jen und Saref weiß sie nichts.) Fleece hat nicht die leiseste gleichgeschlechtliche Neigung, ist dafür bei anderen aber die Offenste der ganzen Gruppe und denkt gar nicht groß darüber nach, dass sich ihre seit Jahren beste Freundin Jen plötzlich als mindestens bisexuell herausstellt.

 

Die nächsten Tage verlaufen ereignislos (Fleece schleppt mit Zoran mal Jaq, mal Jen, mal Gilborn ins Theater (sowohl das edle in den Upper Acres als auch das bodenständige in den Upper Fens), man geht viel spazieren und einkaufen, in Urabet Nimoras' Kabinett der Kuriositäten, auf die Rethis etc.), denn man wartet nun die Zeit bis zum feierlichen Gottesdienst im Tempel Ilmaters ab, wo die Helden geehrt werden sollen, und anschließend findet im Stadtpalast eine weltliche Ehrung statt.

 

Fleece ist jetzt natürlich klar, dass die Gruppe nicht mit Hembreon und Zoran reisen kann, denn über diese Distanz ist Laerals und Liandris' Maskerade unmöglich aufrecht zu erhalten. Will sie nun mit dem Herzog reisen oder Zoran ziehen lassen und sich an die Seite ihrer Freunde stellen? Sie spricht auch mit Zoran darüber, schiebt die Entscheidung aber immer wieder auf.

 

Am Vortag der Ehrung bestellt Hembreon sie zu sich. Er nennt sie vertraulich Fleece und gesteht, dass er viel, vielleicht zu viel von der Gemeinschaft der Ersten Sonne verlangt hat, doch nie hat sie ihn enttäuscht – und nun war sie es, die seine Ehre wiederhergestellt hat, als niemand, nicht mal er selbst, an ihren Erfolg geglaubt hatte. Allzu oft musste er auch von Fleece verlangen, sich zu entscheiden, und nie entschied sie sich gegen ihn. Das will er honorieren: Er gibt sie frei. Täte er es nicht, so sagt er ganz ehrlich, würde die nächste Gelegenheit, Fleece und damit die Gemeinschaft einzuspannen, schon hinter der nächsten Ecke lauern. Das rührt Fleece sehr, doch er legt nach: Heldentaten wie diese müssen würdig vergolten werden, und da er nicht jedes Mitglied der Gemeinschaft zum Ritter schlagen kann, erhebt er die Gemeinschaft stattdessen in den Ordensstand. Sie ist damit allen tethyrianischen Kriegerorden gleichgestellt, und jedes Mitglied hat den Rechtsanspruch gegen alle Adligen auf Schutz und Obdach.

 

Der Orden der Ersten Sonne... Fleece treten die Tränen in die Augen, während sie sich wünscht, Theon und Cordian könnten jetzt hier sein, und dies ist eine der seltenen Gelegenheiten, wo sie gar nicht weiß, was sie sagen soll. Jedoch bekräftigt sie noch einmal ihre Zuneigung und Ergebenheit und macht deutlich, dass sie die Geste des Herzogs zu schätzen weiß. Auf dem Rückweg zum Silberreiher entschließt sie sich dazu, bei ihren Freunden zu bleiben, und erklärt dies Zoran schweren Herzens. Hembreon hat ihr eine Tür sperrangelweit aufgestoßen – sie hat der Gemeinschaft der Ersten Sonne gegenüber nicht das Recht, nicht hindurchzutreten.

 

Später holt sie Jen, Jaq und Max in ihr Zimmer, um ihnen zu verraten, dass die Gemeinschaft der Ersten Sonne zum tethyrianischen Orden wird. (Gilborn betrachtet sie noch nicht als Mitglied, Raz ist keins, und Skaar würde das Konzept gar nicht verstehen.) Sie bedauert, dass die anderen wichtigen Mitglieder – sowohl die toten wie Theon und Cordian als auch die lebenden wie Raif, Zhai, Jewel oder Spider sowie natürlich auch Vardis – nicht hier sind, und teilt diesen Augenblick in einem gediegenen Zimmer einer gehobenen Herberge im feucht-nebligen Marsember in erster Linie mit Jen.

 

Jen, Jaq, Max und Gilborn werden am nächsten Tag vor den Augen von Marsember im ilmatranischen Tempel im Rahmen einer großen Zeremonie von Erzpraetor Immanion persönlich gesegnet (das mag auf den ersten Blick als etwas unfair erscheinen, aber nur diese vier waren im Tempel der Schmerzen), und um die Fähigkeit der Gruppe, Heldentaten zu begehen, auch weiterhin zu gewährleisten, überreicht Immanion Gilborn, den er als geistlichen Beschützer der Gemeinschaft sieht, ein sehr wertvolles Geschenk: zerlumpt aussehende Verbände, die aber einen Sterbenden oder frisch Verstorbenen von Kelemvors Türschwelle zurückholen können.

 

Danach werden im Stadtpalast alle Helden geehrt, die an der Befreiungsaktion teilgenommen haben: Jen, Jaq, Max, Gilborn, Raz und Skaar, wobei Fleece neben Zoran stolz in der ersten Zuschauerreihe steht. Hembreon hält eine Rede, erwähnt dann einen Wechsel über 1000 Dukaten, einzulösen im Königreich Tethyr (die Auslagen werden später bar hier vor Ort ersetzt), überreicht Max und Jaq je eine schriftliche Berechtigung, insgesamt ein Jahr lang an der Königlich Tethyrianischen Akademie der Arkanen Künste zu Zazesspur zu studieren bzw. ihre Forschungseinrichtungen zu benutzen, sagt ihnen außerdem zu, sich je einen Zauber aus dem Fundus des Hofmagiers von Marsember aussuchen zu dürfen, und überreicht – sicher nicht zufällig – Captain Corthala den Ordensbrief, von dessen unterem Rand schon einige Siegelbänder herabhängen und der in Tethyr vervollständigt werden muss.

 

Caldaia hat in der Zwischenzeit erfahren, dass jeder Geweihte eine Rosentätowierung erhält, die im Laufe seines Lebens weiter ausgeschmückt werden kann. Avessa hat sich schon eins an der Hüfte stechen lassen, das erst nach ihrer Weihe mit Farbe gefüllt wird, und eine andere Priesterin trägt das ihre am Knöchel. Caldaia hat sich für die Brust entschieden, und in einer sinnlich-meditativen Zeremonie sticht Kesten Garess ihr ihre Tätowierung.

 

Für die Geehrten schließt sich ein Bankett an, auf dem gesittet gefeiert wird, und sogar an den "Riesen" hat man sich hier bald gewöhnt. Raz hofft, die festliche Atmosphäre im teuren cormyrianischen Ambiente könnte hilfreich sein, blitzt aber erneut bei Jen ab. Fleece verlässt mit Zoran die Festivität so früh wie gesellschaftlich akzeptabel, was der Herzog gut versteht: Sie werden ihre letzte Nacht gemeinsam verbringen, denn der Herzog und seine Männer planen schon morgen den Aufbruch. Fleece und Zoran schlafen ein letztes Mal miteinander und fantasieren dann Arm in Arm darüber, was hätte sein können.

 

Im morgendlichen Zwielicht bringt Fleece (mit Jen im Hintergrund) Zoran zum Herzog und seinen Männern, die im Laternenschein den Abmarsch organisieren. Fleece verabschiedet sich mit gebührendem Respekt von Hembreon, der sie dann mit einem ungewohnt vertrauten "Na geh schon!" zu Zoran schickt und Jen zunickt, die durch ihre Anwesenheit ihre Wertschätzung für die Freigabe zeigen wollte. Was es zwischen den beiden zu sagen gab, wurde in #53 – TOWER OF STRENGTH gesagt.

 

Als in Bälde die Ankunft des Schiffes erwartet wird, auf dem Fleece Plätze hat reservieren lassen, erhält Kesten Garess von Jen die Nachricht, dass die Abreise bevorsteht und Jen sich morgen früh am Tor des Tempels einfinden wird – entweder um Caldaia mitzunehmen oder sich von ihr zu verabschieden. Er hadert lange mit sich.

 

Währenddessen sitzen Caldaia und Avessa beieinander, und Caldaia sinniert darüber, wie wenig sie und Jen zueinander passen. Avessa aber fragt, ob sie denn nie von Sune Sairi gehört habe. Die Zulhamiden Calimshans verehren Sune als Sune Sairi, Sune die Feurige, die Ekstase tanzend im Kampf findet. Caldaia fällt aus allen Wolken und hält dies für ein Zeichen, dass Jen ihr von Sune gesandt wurde, um sie in mehr als einer Hinsicht aus ihrem Gefängnis zu befreien.

 

Kesten ruft Caldaia zu sich und erklärt die Situation. Ja, er werde sie gehen lassen. Caldaia kann ein erleichtertes Aufatmen nicht unterdrücken, obschon sie zugleich traurig ist, diesen Tempel verlassen zu müssen. Aber, betont Kesten nachdrücklich, bereit sei sie trotzdem noch lange nicht. Einerseits widerstrebt es ihm, eine Geweihte ein Geheimnis aus ihrer Weihe machen zu lassen, aber wenn sie sich als solche zu erkennen gibt, übernimmt sie auch die damit einhergehenden Pflichten. Caldaia soll also als Akoluthin, als Laienpriesterin auftreten (ohne zu lügen, wohlgemerkt) und auf ihrer Reise alles lernen, was sie nur lernen kann, jedes Buch lesen, das sie in die Finger bekommt, und an jedem Sune-Tempel Halt machen und sich dem dortigen Gastgeber der Leidenschaft unterwerfen.

 

Jen holt sie morgens ab und erfährt, dass sie zusammenbleiben dürfen. Dennoch weicht sie Caldaia auf dem Rückweg aus, als diese ihre Hand zu halten versucht, und auch beim Abendessen im Silberreiher wahrt sie Abstand, doch Fleece sorgt dafür, dass das Caldaia kaum auffällt, indem sie sie begeistert in Beschlag nimmt, weil sie inzwischen mitbekommen hat, was zwischen Jen und Caldaia läuft. Als sich Caldaia zur Nacht zurückzieht, bringt Jen sie auf ihr Zimmer. Dort bricht sie sich einen ab, ihren Abstand zu erklären. Sie erzählt vom Zelt, wie Fleece und Rhoedry es benutzten, danach Bran und Sanjani, und alle taten so, als bekämen sie nichts mit, mussten sich aber weiter davon entfernt aufhalten, machten ihre Witze, aber nicht vor denen, die das Zelt benutzt hatten. Jen könnte das nicht so offensichtlich, aber sie weiß nicht, wie sie Caldaia das beibringen soll. Also erklärt sie ziellos, sie haben eine lange Reise nach Tethyr vor sich und auf dem Weg kaum Gelegenheiten, völlig allein für sich zu sein, aber was sie eigentlich meint, ist, dass sie fürchtet, sie werde Caldaia nicht halten können, wenn sie nicht miteinander schlafen, denn fürs Kuscheln wird Caldaia Jen kaum haben können, schon gar nicht vor anderen, und ansonsten sind sie so dermaßen grundverschieden, dass sich Jen ohnehin die ganze Zeit fragt, was diese Frau an ihr findet. Das bringt sie aber nicht über ihre Lippen. Frustriert über sich selbst erhebt sich Jen, geht wieder hinunter zu den anderen und lässt eine verletzte Caldaia zurück.

 

Als sich am nächsten Tag herausstellt, dass ihr Schiff noch nicht eingelaufen ist und man noch mindestens einen weiteren Tag warten muss, ist Jen erleichtert, dass Fleece Caldaia zum Einkaufen mitnimmt. In einem Straßencafé erklärt Fleece ihr, dass Jen schon immer die stärkste Frau war, die sie je kannte – oder ihr zumindest als die stärkste Frau erschien. Jen handelt meistens sehr kontrolliert, und sie hasst es, die Kontrolle zu verlieren, sei es über eine Situation, sei es über sich selbst. Was Fleece als Quell der Stärke begreift – Zweisamkeit, Intimität, solcherlei Dinge –, betrachtet Jen für sich selbst als Schwäche, bekommt es nicht unter einen Hut mit der starken Frau, die sie hatte werden müssen, um all das zu überleben, was hinter ihr liegt. Fleece freut sich unbändig darüber, dass da jemand ist, der ihr dabei helfen kann, denn das vermag selbst die beste Freundin nicht zu tun. Caldaia ist unendlich erleichtert darüber, dass Fleece nicht eifersüchtig ist und ihr obendrein hilft, Jen besser zu verstehen.

 

Jen war selbst den ganzen Tag unterwegs, um nachzudenken, und als sie zum Silberreiher zurückkehrt und leise Caldaias Zimmer betritt, schläft diese bereits. Jen zieht sich nackt aus, schlüpft unter die Bettdecke und schmiegt sich an sie. Caldaia erwacht, und sehr behutsam schlafen sie in intimerer Atmosphäre miteinander, und Jen kann sich mehr fallen lassen (Video 57).

 

Am Morgen macht man sich wie schon gestern für die Abreise bereit, und siehe da, das Schiff ist gestern Abend eingelaufen. Nach einem Schnitt sieht nun Caldaia, zum ersten Mal in ihrem Leben auf einem Schiff, Marsember kleiner werden.

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