19 - The Big One {{ currentPage ? currentPage.title : "" }}

Donnerstag, 01.12.2061

 

Während Star noch auf dem Weg zum Fixx ist, sieht Pride auf der Autopilot-Rückfahrt vom Flughafen in ihrem Bordcomputer die Nachricht, dass der Fahrstuhl in ihrem Apartmentkomplex gerade gewartet wird, weshalb sie darauf verzichtet, die Tiefgarage zu benutzen, weil sie schließlich ihr Reisegepäck hochschleppen muss. Stattdessen ruft sie den Hausmeister an, der für sie den Seiteneingang öffnet. Sie parkt also an der Seite des Gebäudes, und während der Hausmeister ihre Taschen nimmt, teilt er ihr mit, dass ihre Cousins schon hier waren und sie gesucht haben. Pride schaltet schnell und rätselt laut, welche es wohl gewesen sein könnten, sie habe so viele, und lässt sie sich beschreiben. An ihrem Gesicht sieht man, dass ihr die Beschreibungen etwas sagen. Sie gibt vor, etwas vergessen zu haben, nimmt ihre Taschen zurück und fährt wieder los. Erst vor einer Stunde hat sie sich von den anderen am Flughafen getrennt, nun ruft sie schon mit einem Ersatzkommlink Ghost an und fragt, ob er sie kurzfristig treffen könne, und schaltet ihr eigenes aus.

 

Dieser hat sich gerade mit ein paar Bekannten getroffen, die ihn updaten, was während seiner Abwesenheit so alles passiert ist, und natürlich hat sich "Mercury's Last Stand" bereits herumgesprochen. Er stimmt sich mit Prides Route ab und trifft sich mit ihr in einem Diner (CP 2077, Tom's Diner). Sie fängt nicht bei Adam und Eva an, aber erzählt, wie es sie nach CalFree verschlagen hat: Sie hat von kleinauf für den französischen AA-Rüstungskonzerns Esprit Industries gearbeitet, der auch ihre Ausbildung finanzierte, und arbeitete als Konzernschamanin auf Victoria Island in der Freien Stadt Lagos, einem gesetzlosen Hexenkessel, aber auch Treffpunkt für diverse Warlords, Stämme und Konzerne. Sie wollte genug Geld unterschlagen, um Shadowrunner für einen Anschlag auf sensibles Konzerngelände anzuheuern, um von dort Beweise zu stehlen, dass Esprit verfeindete Fraktionen mit Waffen belieferte, so dass diese Kunden wegfallen würden. Dazu überredete sie ihr Team zur Mitarbeit, strich die Bezahlung für von ihr überwachte Lieferungen ein und übergab die Waren, behauptete Esprit gegenüber jedoch, die Kunden hätten nicht gezahlt, sondern die Waren gestohlen. Ihr Vorgesetzter, Hector Mbele, auf den ihr Versagen zurückfiel, kam ihr auf die Schliche. Ihre Beute in Form bestätigter Checksticks hatte sie gut versteckt, doch nun wurde sie von einem Teammitglied gewarnt und musste Hals über Kopf fliehen. Sie schaffte es zurück zum Stamm der Hausa in Kano und bestieg von dort nur mit der Beute der letzten Unterschlagung einen Suborbitalflug nach Atlanta, CAS, und von dort flog sie nach Los Angeles, CalFree. Nun hat Esprit sie hier offenbar ausfindig gemacht, und sie kann von Glück sagen, dass sie gerade nicht zu Hause war. Dennoch: Das Problem muss gelöst werden. Zwar hätte sie von ihrem Anteil am Poseidon-Run lange ihren Lebensstandard halten können, ohne weitere Runs annehmen zu müssen, die sie von ihrer Arbeit für Señora Arguiñano abhalten, aber nun bietet sie Ghost einen Shadowrun an. Dieser hakt nach, was genau Esprit von ihr will, denn sie von Afrika aus hier ausfindig zu machen und ein Team hierher zu schicken, kostet Ressourcen. Pride muss zugeben, nicht gerade wenig Geld geklaut zu haben, um sich hier eine ihren Ansprüchen gerechte Existenz aufzubauen.

 

Jack hat sofort seine Schulden bei Kitsune, Cutty, Mercury und Viper beglichen. Mit nun noch knapp ¥ 300.000 könnte er zwar auch die Schulden abbezahlen, die er bei Estella angehäuft hat, aber Chandra benötigt weiterhin neue Gliedmaßen und bis dahin nach wie vor Intensivversorgung. Ghost wiederum hat sofort seine ¥ 220.000 Schulden bei Fi beglichen, ob diese wollte oder nicht. Zusammen mit ihrem bisherigen Ersparten und der aktuellen Bezahlung steckt sie jetzt wirklich bis zur Halskrause mit Kohle voll. Nun also lädt Fi (Paket Party 20) Jack ins Restaurant ein. Zunächst plaudert sie darüber, was sie sich alles anschaffen könnte, warum das dann aber doch alles keine so gute Idee ist, und bleibt schließlich dabei hängen, dass sie nichts wirklich braucht. Aber sie wäre doch eine nettere Gläubigerin als Estella, oder? Jack schweigt und wagt nicht, sich vorzustellen, dass Fi es ernst meint, aber angeregt fährt sie fort, dass sein Straßenname an Gewicht zugelegt hat und weiter zulegen wird, und wenn er sich von der Sklavenarbeit für Horizon befreien kann, holt er das Geld doch im Nu wieder rein, oder? Jack steht so kurz davor, die Fassung zu verlieren, so viel Verzweiflung hat sich seit San Francisco in ihm aufgestaut. Er versteinert, starrt auf den Tisch, nickt übertrieben beiläufig, aber Fi sieht seine Augen mehr und mehr schwimmen. Abrupt entschuldigt er sich, eilt zur Toilette und bekommt in der Kabine einen Heulkrampf. Als er das WC wieder verlässt, verlässt Fi zufällig fast zeitgleich das Damen-WC. Er kann nichts sagen und nimmt sie nur in den Arm.

 

Ghost hat natürlich sofort Angel engagiert. (Dieser hat seine schlechte Verfassung aus POSEIDON zwar noch längst nicht auskuriert, aber trotzdem zugesagt.) Kitsune erreicht er nicht, also probiert er Cutty, der gerade auf seiner Emperor durch Venice braust, um sich mit jemandem zu treffen. Cutty weiß noch gar nicht, wie der Poseidon-Run gelaufen ist, aber durchaus, dass das eine High-Profile-Sache war, und ist etwas angefressen, dass er  nicht dabei war, obwohl Star ihn ja gefragt hatte, doch das blendet er komplett aus und "tröstet" sich damit, dass man ihn ja eh nicht dabei haben wollte – denn wenn Cutty etwas kann, dann sich selbst leid tun.

 

Pride checkt auf Ghosts Rat hin in einer Bruchbude von Hotel in Carson ein und baut sofort ihre Medizinhütte auf, denn sobald Hector Mbele mitbekommt, dass sie im Sprawl ist, wird er sie auch magisch suchen lassen. Ihre stofflichen Verbindungen sind zwar zu alt, aber über einen Geist geht es auch.

 

Ghost trifft sich mit Cutty, der unschuldig fragt, wie es Fi geht. Ghost setzt ihn kurz über den vergangenen Run in Kenntnis, und Cuttys Wut auf die anderen wächst, weil er eifersüchtig auf deren Erfolg ist, aber er lässt sich natürlich nichts anmerken. Sie treffen sich mit Angel und Viper und fahren nachts gemeinsam in einem unauffälligen Mittelklassewagen in Richtung von Prides Apartmentkomplex in Century City.

 

In der Nähe des Orange County Great Park an der CA-241 herrscht eine volksfestartige Atmosphäre: Zahlreiche Trucker, Biker, Rennfahrer, Nomaden und andere Menschen haben sich versammelt, als Stus Bison im Abendrot auf das Gelände rollt. Meryl begrüßt ihn freudig, denn morgen treten sowohl sie als auch Stu beim Road Rage an, einer brutalen Karambolage-Fahrt, die vor Jahren beim Vorführen der legendär ineffizienten Polizei von L.A. entstand. Drohnen begleiten das Rennen aus der Luft, Sensoren in den Fahrzeugen registrieren die Crashs, die auf das Konto des jeweiligen Fahrers gehen, und die Aufnahmen werden an Piratensender verkauft. (Einige Fahrer zeichnen die Teilnahme sogar als SimSinn auf, um das Rennen aus ihrer Perspektive auf CalHots zu pressen – je länger der Fahrer aufzeichnet, desto besser der Preis, den er verlangen kann.) Je weiter das Rennen geht (über Northwood, Santa Ana, Anaheim, Lakewood etc.), desto gefährlicher wird es, denn umso mehr Polizei wird sich den Fahrern an die Fersen heften.

 

Stu inspiziert den Van, der für morgen für ihn bereit gestellt wurde, und auch den Truck, den Meryl steuern wird – dies ist nicht nur ihre erste Teilnahme an diesem Rennen, sondern auch ihr erstes Rennen als Riggerin.

 

 

 

Angel geht mit kaltem Sim in die Matrix und in Prides Haussystem. Natürlich liegen drei Marken mit unbekannter Ikonografie darauf, und ein paar Würmer wurden geschickt platziert. Über die Kameras lässt sich nichts Ungewöhnliches entdecken. Zurück in der VR erkennt er aber im Gang zu Prides Apartment Icons, die dort nicht hingehören und dieselben Marken aufweisen: kleine, heimlich angebrachte Haftkameras mit Bewegungssensor.

 

Viper projiziert sich und nähert sich vorsichtig von der Außenmauer aus dem Apartment, denn hier könnten auch gebundene Geister oder verankerte Zauber lauern, und siehe da, ohne das Apartment zu betreten, kann er vom Fenster aus zumindest einen wartenden Wassergeist erkennen, und ein astrales Konstrukt an der Eingangstür, die von einem anderen Fenster aus zu sehen ist, identifiziert er als verankerten Betäubungsschlag, der jeden trifft, der durch die Tür tritt – und der Geist hat vermutlich die Aufgabe, sich um das Ziel zu kümmern, sollte dieses danach noch stehen, und sicherzugehen, dass das Ziel wirklich bewusstlos ist und nicht nur so tut.

 

Die Betäubungsnatur legt nahe, dass in der Nähe jemand auf der Lauer liegen dürfte. Mbeles Leute waren aber bereits vor Tagen hier, sie warten also schon länger. Vielleicht haben sie sich hier irgendwo eingemietet, aber so kurzfristig geht das in einer schicken Gegend wie dieser garantiert nicht. Sie könnten sich bei jemandem gegen Geld oder gegen seinen Willen eingenistet haben, oder – da das recht riskant ist und sie nicht wussten, wie lange Pride weg sein würde – sie sitzen hier ganz einfach in einem der geparkten Autos. Vor der Einfahrt zur Tiefgarage sind im Boden versenkbare Poller, auf denen dieselben Marken liegen wie auf Prides Haussystem. (Hätte Pride heute die Tiefgarage benutzt, hätten Mbeles Leute das also mitbekommen, weil der Fantasma ihren Code gefunkt hätte, um die Poller zu versenken.) Sie könnten also unten einen Stellplatz belegen, aber auf Dauer erregt man damit Aufmerksamkeit, weil die Benutzer die Autos ja kennen, also dienen die Marken vermutlich dazu, schnell einen Parkplatz zu erschaffen, wenn man ihn braucht, oder Pride an der Flucht zu hindern – was dafür spräche, dass man von außerhalb des Komplexes kommt.

 

An der CA-241 ist ein Meer aus Zelten aufgestellt, überall erklingt Musik, es gibt ein paar Lagerfeuer und jede Menge meets and greets. Meryl hält sich für morgen eh zurück, aber sie hat sehr viel Spaß und lernt eine Menge neuer Leute kennen.

 

Noch weiß Mbele nicht, dass Pride zurück in L.A. und gewarnt ist – will man diesen Trumpf so schnell aus der Hand geben, indem man die Falle auslöst und schaut, was passiert? Angel geht also in aller Ruhe in der VR die Autos durch, und sobald er mit den Autos im 100-m-Umkreis fertig ist, fährt er ein Stück weiter, als suche er einen Parkplatz. Leute kommen und gehen, ein Pärchen ist in einem Auto miteinander beschäftigt, aber er ortet drei aktive Kommlinks in Autos. Er zeigt sie Viper, und dieser askennt und projiziert sich, als er keine magische Aktivität feststellt. Schnell hat er in einem Auto zwei Verdächtige: eine Frau und ein Mann, beide schwarz und schwer verdrahtet.

 

Ghost sieht Cutty fragend an. Der spannt den Hahn seiner Steinschlosspistole und zuckt mit den Augenbrauen. Viper geht also als Ablenkung "spazieren", während er zum Schein lautstark auf Spanisch telefoniert und nahe am Wagen einhändig seine Keycard für die Haustür sucht. Ghost und Cutty huschen geduckt an den geparkten Autos entlang, Cutty reißt die Fahrertür auf, Ghost zerrt den Fahrer auf die Straße, Cutty zielt über ihn hinweg in die Fahrgastzelle und schießt einen Manablitz, der der Frau verdammt weh tut, spannt den Hahn erneut und bedroht sie. Ghost hat den Kerl unter Kontrolle und entwaffnet ihn, Angel stößt hinzu, setzt sich hinters Steuer und sammelt die Kommlinks ein, Ghost drückt den Kerl auf die Hinterbank und setzt sich mit Cutty dazu, und Angel fährt los. Er ruft Prides Ersatzkomm an und legt das Gespräch auf den Bordcomputer. Auf Französisch befragt sie die beiden, die zuerst eisern schweigen, aber sie setzt ihnen genüsslich auseinander, was die Runner mit ihnen tun werden. (Dass Ghost das nicht zuließe, weiß ja niemand.) Angel biegt in eine dunklere Seitenstraße ein, als der Kerl auf der Rückbank zwischen Ghost und Cutty seine Chance gekommen sieht, Cutty seinen Ellbogen ins Gesicht rammt (vermutlich, um danach über ihn hinweg nach der Tür zu greifen), aber der verdrahtete Ghost reagiert reflexhaft und erschießt ihn. Während allen die Ohren klingeln und Angel ein geparktes Auto touchiert, versucht es nun auch die Frau, aber Angel hatte die Zentralverriegelung ohnehin aktiviert, es hätte also gar nicht funktionieren können.

 

Mit dem Autopiloten geht's weiter, während Angel die Kommlinks auf sein Deck spiegelt und ein Übersetzungsprogramm drüberlaufen lässt. Die Frau, Hamidah Gaddo, packt aus, und zusammen mit den Kontakten in den Kommlinks ergibt sich ein Bild: Hector Mbele ist vor anderthalb Wochen mit seinem Team hergekommen, zu dem auch die weibliche Messerklaue Uwimana Ndiaye und der Magier Mwamba Musa gehören, die Pride beide noch von früher kennt. Den Decker Aganju Wanjala und die Eulenschamanin Ntando Makeba kennt Pride nicht, Gaddo und den toten Abdou Sey ebenso wenig. Vielleicht hat Mbele auch noch vor Ort jemanden engagiert, aber falls ja, weiß es Gaddo nicht, da sie und Abdou seit Tagen ausschließlich hier postiert sind. Sie melden sich natürlich regelmäßig bei ihrem Boss.

 

Mbele und seine Leute sind im Hotel Normandie in Koreatown (südlich von West Hollywood) abgestiegen, und sie sind nicht gewarnt. Jedoch hat das Normandie eine eigene Security und ist keine Billigabsteige, also denkt Ghost lieber über die Variante nach, die Gegner rauszulocken. Doch was dann? Einfach hinterrücks umlegen kommt für ihn nicht infrage.

 

Freitag, 02.12.2061

 

Am Morgen liefern sich die Rivalen noch einen letzten trash talk und steigen dann in ihre Vans, Trucks und SUVs, so auch Stu und Meryl, und los geht's: Road Rage hat begonnen. Nach vorheriger Auslosung der Startplätze rasen die Fahrzeuge los und liefern sich zahlreiche Nahkämpfe (Burnout Paradise). Regeltechnisch reiht sich hier nahezu Crashprobe an Crashprobe, wobei die Rigger naturgemäß eine gute Figur machen. In selbstmörderischer Geschwindigkeit jagen die schweren Wagen dahin und nutzen auch den lokalen Verkehr, um Gegner indirekt aus dem Weg zu räumen.

 

Hector Mbele erhält im Normandie Hotel eine Nachricht von der Rezeption, dass eine Dame hier ist, die ihn sprechen möchte. Er geht gemeinsam mit Ndiaye und Musa runter, wo Star (Paket Biz 10) auf ihn wartet. Musa und sie askennen einander, und während dieser von der Rezeption aus ein Auge auf sie haben wird, gehen Mbele und Star zu einer Sitzecke. Der Decker Wanjala sitzt oben in seinem Zimmer, hat aber ins Hotelsystem gedeckt und checkt Star via Kameras, doch ihr Kommlink ist ausgeschaltet.

 

Jack findet sich downtown im HQ von Affiliated Artists ein, weil er um einen Termin mit Estella gebeten hat. Zunächst bedankt er sich für alles, was sie für ihn getan hat, überrascht sie dann aber mit seinem Angebot, sowohl die aufgelaufenen Schulden abzubezahlen als auch die Kosten für gezogene Gliedmaßen zu übernehmen. Er würde sich sehr freuen, wenn man die geschäftlichen Beziehungen aufrecht erhalten könnte.

 

Jack weiß, dass Estella ein verschlagener Haifisch in diesem überfüllten Becken ist, hält sie aber dennoch nicht für so unprofessionell, um wegen verletzter Eitelkeit geschäftlich unvernünftige Entscheidungen zu treffen. Sie hat ihm eine ID verschafft, über die die Kosten für Chandras Hospitalisierung laufen, Chandra ist mit falscher ID also ganz offiziell im Krankenhaus. Wenn Estella sie jetzt verlegte, um Jack weiterhin in der Hand zu haben, müsste sie das Ganze noch weiter finanzieren, und sie würde Jack damit zeigen, dass er Chandra sowieso nie wiederbekommt, und das wiederum würde seine Bereitschaft beeinträchtigen, für sie zu arbeiten. Obendrein ist sie natürlich bestens auf dem Laufenden, was seine Straßenkarriere betrifft, und dass er sich einen Namen macht und mehr und mehr Ressourcen zur Verfügung hat, kann ihr ja nur recht sein – aber sie müsste dann auch befürchten, dass er Chandra mit seinem Team rausholt, beide von der Bildfläche verschwinden und Estella auf den Kosten sitzen bleibt und diese ihrem Chef erklären muss.

 

Jack ist sich ferner recht sicher, dass Estella, auch wenn sie es nie ausgesprochen hat, große Stücke auf ihn hält und ihm viel zutraut. Von der Erstversorgung abgesehen, zu der sie mit Evangeline quasi erpresst wurde, hätte sie Chandra bald danach fallen lassen können, aber sie hat die Kosten übernommen und Jack als Agenten aufgebaut – und damit hoch gepokert, denn natürlich können seine Dienste auf absehbare Zeit die laufenden Kosten nicht decken. Chandra selbst zu übernehmen und die Schulden zu bezahlen, befreit Estella von einer finanziellen Last, und der einzige Unterschied für die Zukunft wäre eben, dass er nicht mehr zu jedem Auftrag ja sagen und sie ihn stattdessen überzeugen muss. So wie er das sieht, kann sie nicht nein sagen. Vielmehr sollte sie sich in ihrem Vertrauen in seine Fähigkeiten bestätigt sehen, dass er sich jetzt schon leisten kann, Chandra auszulösen.

 

Im Hotel Normandie ist Star natürlich die Eleganz und Professionalität in Person, aber eben auch mit der ihr eigenen warmen Ausstrahlung, wegen der Ghost sie ja geschickt hat. Auf Mbeles Frage, wer sie ist, meint sie, er solle sie sich ruhig als "Mrs. Zalas Anwältin" vorstellen. Star erklärt ihm, dass sie wisse, warum er hier ist. Er wiederum wisse vermutlich auch bereits, wie sehr Mrs. Zala hier integriert ist. (Die Runner bauen natürlich darauf, dass Mbele, wenn er schon Prides Adresse herausgefunden hat, sicher auch von ihnen gehört hat – und eventuell auch vom Olaya-Kartell, für das Pride von Zeit zu Zeit arbeitet.) Weder Mrs. Zalas aktueller Auftraggeber noch ihre übliche Crew haben ein Interesse an ihrem Arbeitsausfall, also möchte sie Mr. Mbele entgegenkommen und ihm ein Angebot unterbreiten. Er ist ganz Ohr. Star erklärt, dass Mrs. Zala seine Bereitschaft, nach Lagos zurückzukehren und von ihrem Tod zu berichten, ¥ 25.000 wert sei. Mbele lehnt sich gerade vor, um zu erwidern, dass Mrs. Zala seine Dienste nicht besonders hoch schätzt, als ein leichtes Erdbeben zu spüren ist, das jeden ein wenig aus dem Konzept bringt. Die Vibrationen legen sich wieder, die beiden nehmen das Gespräch wieder auf, als das richtige Beben eintritt. Panik setzt ein, Leute laufen umher oder verstecken sich unter Tischen, scheppernd fallen in der Bar Gläser aus den Regalen.

 

Jeder hat jetzt andere Sorgen. Mbele meint, er werde sich das Angebot überlegen, und Star eilt hinaus zum in seinem Mirage wartenden Angel und ruft Ghost an – doch er geht nicht ran...

 

Oben in Koreatown ist das Erdbeben vergleichsweise harmlos – unten in Carson ist es verheerend. In einem schmuddeligen Safehouse bewachen Ghost und Cutty abwechselnd Gaddo, und hier fliegen die Sachen nur so durch die Gegend, die drei gehen zu Boden, Risse ziehen sich durch die Wände, und plötzlich stürzen Teile des Gebäudes ein und begraben Ghost unter sich. Cutty, hustend und halb blind in der Steinstaubwolke, bekommt sofort mit, dass Gaddo die Chance ergreift und türmt, stürzt aber und robbt unter einen Tisch. Nach dem ersten Stoß rettet auch er sich ins Freie, und auf der Straße herrscht Chaos: Der ohnehin uralte, schlecht gepflegte Asphalt ist an vielen Stellen gerissen oder aufgeplatzt, Autos sind gecrasht, Haus- und Autoalarme schrillen, Menschen schreien durcheinander oder zerren Verletzte in Sicherheit oder taumeln unter Schock blutüberströmt durch die Gegend.

 

Road Rage hat die Fahrer über die CA-91 an der südlichen Mauer von El Infierno Richtung Westen entlanggeführt, als das Erdbeben ausbrach, und hier war es sogar noch schlimmer als in Carson – Teile der gewaltigen Plascrete-Mauer stürzen ein, im Epizentrum South L.A. sieht's aus wie in einem Kriegsgebiet im Nahen Osten. Nach und nach crasht nun jeder Teilnehmer.

 

Gaddo klaut kurzerhand einem Passanten das Kommlink, checkt ihre Position, ruft Mbele an und gibt sie ihm durch. Cutty war unvorsichtig und hatte in der Nacht (in der Annahme, sie verstehe kein Englisch) Ghost gegenüber erwähnt, dass Pride ganz in der Nähe ist.

 

Auch deren Haus hat es schwer erwischt, auch hier sind Teile eingebrochen. Sie hat sich in einen Türrahmen gerettet, und die Decke ist auf ihre Medizinhütte gestürzt. Auch sie ruft Ghost erfolglos an, danach Cutty. Dieser geht ran, sie fragt nach Ghost, Cutty sieht zu dem halb eingestürzten Haus, aus dem er es eben geschafft hat, überlegt – und redet sich einfach ein, dass das niemand überlebt haben kann, denn wenn Ghost aus dem Spiel ist, wäre Fi frei... Nein, Ghost habe es leider erwischt.

 

Während Angel Cuttys und Prides Kommlinks ortet, zieht sich Star in seinem engem Mirage mühsam um, da sie für Action extrem unpassend gekleidet war, und telefoniert ihre Kontakte durch. Kitsune war zu Hause in Montebello, aber East L.A. hat es auch längst nicht so schwer getroffen. Star lässt Kit Icarus fragen, ob er Zeit hat. Kit hat Glück, er machte gerade Frühstückspause beim Dodger Stadium, als das Erdbeben einsetzte, ist mit zwölf Meilen also nur ein paar Flugminuten von Kit entfernt. Angel ruft währenddessen zu Hause an, ob alle in Ordnung sind, und bittet dann seinen Bruder Manuel, Viper irgendwie nach Carson zu schaffen.

 

Jack entschuldigt sich bei Estella und bricht das Gespräch ab – jetzt will er schnellstens zum Krankenhaus, um zu sehen, ob es Chandra gut geht.

 

Cutty stolpert die Straße entlang und erspäht durch einen irren Zufall in weiter Ferne tatsächlich Gaddo. Der Mindestwurf ist recht hoch, der Energieblitz erwischt sie zwar, aber verletzt sie nur leicht, und Cutty verliert sie sofort aus den Augen.

 

Meryl hatte Stu weiter vorn gesehen und arbeitet sich, als es nicht mehr weitergeht, zu Fuß voran und erreicht das Wrack seines Vans. Wegen der Natur des Rennens sind sämtliche Fahrzeuge natürlich gepanzert und auch innen gut abgesichert, so dass er außer einer leichten Gehirnerschütterung und angeknacksten Rippen nicht viel abbekommen hat.

 

An einer Straßensperre geht es für Angel und Star nicht weiter, und auch der Rückweg ist wegen des massiven Verkehrschaos abgeschnitten. Auch sie müssen jetzt zu Fuß weiter, Angel bedroht einen wartenden Motorradfahrer, klaut ihm das Bike und braust mit Star auf dem Sozius weiter. (Er hat das letzte Mal vor vielen Jahren auf einem Motorrad gesessen, sie kommen also nicht so rasch voran wie mit einem geübten Fahrer.)

 

Niemand hatte auf dem Schirm, dass Mbele ein VTOL samt Pilotin dauergemietet hatte, das auf dem Dach von Hotel Normandie bereitstand, um die bewusstlose Pride schnell aus Century City abzutransportieren. Dementsprechend schnell sind er, Ndiaye, Musa, Makeba und Wanjala in Carson und landen auf offener Straße im Verkehrschaos, um Gaddo in Empfang zu nehmen. Makeba hat sich bereits vorbereitet: Als Eulenschamanin fällt ihr am Tag alles schwer, im Sonnenlicht noch mehr, daher hilft sie sich mit ritueller Bemalung, einem Fokus und Fetischen, als sie einen Stadtgeist beschwört, den sie mit der Suche nach Zuwena Zala beauftragt, denn weit entfernt kann sie Gaddo zufolge nicht sein. Erschwerend kommt jedoch hinzu, dass Makeba sie nie persönlich gesehen hat, sondern nur von Holos und Trid-Aufzeichnungen kennt – dementsprechend wenig zugänglich ist das mentale Bild, das sie dem Geist vermitteln kann.

 

Cutty ist mangels Alternativen in Richtung von Prides Versteck gelaufen und via Kommlink mit Star in Verbindung. (Ihr hat er, anders als bei Pride, nur gesagt, er habe Ghost aus den Augen verloren.)

 

Icarus wagt die Landung auf einem Flachdach, das auch nicht zusammenbricht, und verspricht, so lange zu warten, wie er kann. Kit klettert die Feuertreppe runter, rennt los und stimmt sich mit Star in der von Angel aufgebauten Konferenzschaltung ab.

 

Cutty hat Pride erreicht – beide sind über und über mit Staub bedeckt wie die 9-11-Überlebenden, aber sie weisen nur mittlere Blessuren auf. Ein nicht mehr ganz so schlimmes Nachbeben setzt ein, das alle in die Knie gehen lässt, und für ein mehrstöckiges angeschlagenes Gebäude war das zu viel – unter lautem Getöse bricht es in sich zusammen und bläst eine Staubwolke durch die Straßen. Als Cutty askennt, sieht er tatsächlich fünf kaum erkennbare Auren auf sich zuhalten – und einen Stadtgeist direkt neben sich, der seine Beschwörerin zu ihm lotst. Mit einem Geisterblitz macht er ihm den Garaus, um dann mit Pride durch die Trümmer zu huschen und sich aufs Geratewohl irgendwo zu verstecken. Es folgt ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel mit ständigem Stellungswechsel und Heimlichkeitsproben, wobei Pride Cutty und sich zwar unsichtbar macht, aber die Askennenden und Musas gebundene Wassergeister (noch im Astralraum) würden die beiden natürlich trotzdem noch sehen können. Jedoch ist die Luft voller Staub, und in der Gleichförmigkeit toter Materie müssen Musa und Makebe immer wieder auf normale Sicht umschalten, um nicht über Schutt und Trümmer zu stürzen.

 

Die Afrikaner gehen koordiniert vor, teilen sich auf und ziehen die Schlinge immer enger. Schließlich kommt es zur Konfrontation, und Cutty verteidigt seine Stellung, als es Ndiaye misslingt, sich anzuschleichen. Musa jagt seine Wassergeister los. Pride kann einen bannen, Cutty kann einen mit einem Geisterblitz erledigen, aber ein dritter umschließt ihn in einer amorphen Wassermasse und versucht, ihn in sich zu ertränken. Warnschüsse in den Boden vor Pride machen ihr klar, dass Ndiaye sie jetzt im Visier hat, und aus der anderen Richtung rücken Mbele und Gaddo nach. Pride gibt auf und sieht dem in der schwebenden Wasserwolke ertrinkenden Cutty zu, der um sein Leben kämpft.

 

Schnitt in den Astralraum: Stars Astralkörper rast in Gedankenschnelle heran und macht in einem Angriff aus dem Geist Hackfleisch – in der physischen Ebene verschwindet das Wasser, und Cutty fällt zu Boden. Schon stürzt sich Star auf den vierten und fünften Geist, macht auch mit diesen kurzen Prozess und will sich Musa vornehmen, doch der schaltet noch rechtzeitig auf Normalsicht um. Mbele rammt Pride den Lauf seiner Pistole in den Hals und bellt, dass sie stirbt, wenn der Angriff nicht aufhört, doch Star weiß, dass sie sie unbedingt lebend wollen, und jetzt ist sowieso nichts mehr zum Attackieren da: Die Geister sind vernichtet, niemand askennt.

 

Jetzt geht aber die andere Hälfte ihres Plans auf: Die Afrikaner waren lange genug abgelenkt, so dass sich Kit anschleichen konnte, um nun mit dem Katana aufzuräumen. Gaddo wird zerschnetzelt, und schon greift Kit Ndiaye an, die sich im Nahkampf wehren muss, anstatt schießen zu können. Sie greift nach ihrem Tonfa, um gekonnt die Katanaschläge abzuwehren. Mbele zielt auf Kit und schießt, aber Cutty, der im Todeskampf seine Steinschlosspistole verloren hat, hat all seine Reserven in eine Barriere gelegt – die Wand aus flirrender Luft schützt Kit vor den Kugeln, und Cutty kämpft darum, sie aufrecht zu erhalten und nicht das Bewusstsein zu verlieren, da er kurz vor geistig T steht.

 

Pride stürzt sich nun blind auf die überraschte Makeba – beide sind keine trainierten Kämpfer und gehen in einem ungezielten Hauen und Stechen zu Boden. Musa attackiert Kit mit Donnerschlag, aber sie profitiert von Cuttys Spruchabwehrwürfeln, und Mbele läuft zu der Barriere und umrundet sie, wofür er wegen des schweren Geländes jedoch länger braucht.

 

Ndiaye und Kitsune liefern sich einen cinematischen Fight im Staubnebel vor dem Hintergrund der Trümmer, und obwohl Kit einiges an Schaden kassiert, hat sie das Würfelglück heute gepachtet und liefert in der entscheidenden Attacke fast nur Sechsen ab: Sie durchbohrt Ndiaye. Nun taucht plötzlich die körperliche Star aus dem Nebel auf und feuert auf Mbele, der ohne seine Panzerung getötet worden wäre und schwer verwundet zu Boden geht. Drohend baut sie sich über ihm auf – das Warme, Freundliche geht ihr gerade völlig ab, und der Zuschauer meint, die echte Wraith wiederzuerkennen, die unter der Oberfläche lauert: "Pfeif deine Hunde zurück." Mbele bellt auf Haussa einen Befehl, und Musa entspannt sich. Makeba liegt halb bewusstlos am Boden – Pride hatte mit ihrem Angriff einfach nur Glück, die Eulenschamanin hat beim Athletik-Wurf versagt und sich beim Sturz den Schädel angeschlagen.

 

Hustend und keuchend kommt Pride wieder auf die Beine, stützt sich außer Atem auf ihren Knien ab, Kit geht schwer atmend auf sie zu, sieht dabei Mbele an – und köpft Pride. Wie beiläufig fallen Kopf und Körper auseinander und in die Trümmer. Star scheint nicht dagegen protestieren zu wollen, sondern zischt Mbele zu, dass sie nur Cutty retten wollten. Mbele hätte das Geld nehmen und verschwinden können, aber nein, er musste ja unbedingt nachsetzen. Star habe keine Lust, ständig über ihre Schulter sehen zu müssen, ob Esprit Industries wieder zuschlägt. So sei das Problem gelöst, und jetzt mögen sie gefälligst verschwinden!

 

Mbele, Musa und Makeba treten also den Rückzug an und treffen sich mit Wanjala wieder, der sich in der Zwischenzeit in der AR ein ewiges Ringen über Marken mit einem anderen Decker geliefert hat.

 

Cutty würde völlig verwirrt Fragen stellen, müsste er nicht darum kämpfen, bei Bewusstsein zu bleiben. Star und Kit vergewissern sich, dass er okay ist, lassen ihn erst mal hier liegen und rennen weiter, um sich unterwegs mit Angel zu treffen und zu dritt die GPS-Location des Safehouse zu erreichen. Zwischen den Trümmern entdecken sie Ghost, schwer verletzt, aber bei Bewusstsein und eingeklemmt. (Sein Kommlink hat es beim Zusammenbruch allerdings erwischt.) Mit vereinten Kräften können sie den Balken, unter dem er liegt, anheben, so dass er hervorrobben kann.

 

Schnitt auf Cutty, den Star und Kit hochheben und zwischen sich tragen, während Angel Ghost schleppt, der sich beide Beine gebrochen hat. Manuel und Viper sind zig Meilen von hier entfernt, es herrscht Verkehrskollaps, es gibt kein Durchkommen. Doch die Runner schaffen es bis zu Icarus' Heli (nachdem er "umparken" musste, als Flüchtende die Feuerleiter zu ihm hochkletterten), der sie zu einem erreichbaren Treffpunkt bringt, wo Viper erst Star, Kit und Cutty behandelt und sich erst dann den schweren Brocken Ghost vornimmt. Bei der Erfolgsprobe purzeln die Erfolge, Ghosts Knochen wachsen wieder zusammen (es bleibt aber immer noch ein M-Restschaden), beim Entzugswiderstand jedoch fallen kaum Erfolge, so dass es Viper von den Beinen holt.

 

Hier auf einem Dach in East L.A. hocken nun Ghost, Star, Kit, Angel, Cutty, Viper – und Pride. Star, Kit und Angel erzählen Ghost abwechselnd, wie sie sich abgestimmt haben und Angel ihre Kommunikation vor Wanjala abgeschirmt hat. Star würde die Gegner physisch nicht schnell genug erreichen können, um Cutty zu retten, also musste sie sich projizieren. Das Durcheinander konnte Kit nutzen, sich anzuschleichen, und sobald sie loslegte, kehrte Star sofort in ihren Körper zurück und rannte weiter auf sie zu. Sie hatten abgesprochen, dass sie, wenn die Gelegenheit sich ergibt und sie das Glück haben, dass niemand askennt, Pride auffordern würden, ein Trugbild von sich zu erschaffen und dann schnell zu reagieren, wenn Kit sie "köpft" (was mit einem guten Intelligenzwurf simuliert wurde). Da dieses Chaos hier nicht planbar gewesen war, hatte auch nichts Mbeles Misstrauen erregt – Kriminelle, die mit Pride zusammenarbeiteten, entledigten sich ihrer eben, als sie zu einem zu großen Problem wurde, und offiziell hatten sie ja auch keinen Grund, anzunehmen, dass Esprit Pride lebendig wollte, zumal Mbele ja auch mit Prides Erschießung gedroht hatte. Obendrein hat sich Pride den Zauber Trugbild erst in L.A. draufgeschafft, er stand nicht in ihrem Dossier. Alles in allem wirkte die ganze Show einfach plausibel.

 

Von hier aus teilt man sich wieder auf, um sich die verbliebenen Wunden zu lecken und sich nach Freunden und Bekannten zu erkundigen, wie gut die dieses starke Erdbeben überstanden haben. Doch schon in den Abendnachrichten sind die ersten Schreckensmeldungen zu vernehmen, in welcher Anarchie South L.A. versinkt: Die ganzen Gangs aus El Infierno, die Übelsten der Übelsten, haben sich in die Stadt ergossen und nehmen sich, was sie wollen. Die ohnehin traditionell überforderte Polizei, die nur in Studio City und Westside funktioniert, hat kapituliert, und der inkompetente Stadtrat kriegt es nicht hin, genug Truppen zusammenzubringen, um dem Chaos Einhalt zu gebieten. Es obliegt in den nächsten Tagen tatsächlich einer merkwürdigen Mischung aus Polizei- und Konzerntruppen, den Syndikaten und den normalen Straßen- und Go-Gangs, die Gangs aus El Infierno an der weiteren Ausbreitung zu hindern und einen Ring zu bilden, der sie daran hindert, in die besseren Gegenden vorzudringen.

 

In den folgenden Tagen prasseln die Aufträge nur so auf die Schatten ein: Viele nun unerreichbare Quadratmeilen sind zum Kriegsgebiet vor der Haustür der Reichen und Schönen geworden, doch befanden sich dort zahllose Verstecke von Dokumenten, Druckmitteln und Geldwerten von Prominenten, Konzernen und Syndikaten. Jeder kriegt Anrufe von diversen Schiebern, weil viele Parteien etwas aus dem Krisengebiet rausgeholt und in Sicherheit gebracht wissen möchten. Wir sehen Poison allein vor Gangern weglaufen und mit allerlei Parkours-Tricks ausweichen, aber auch im Verbund mit Rivet und einem befreundeten Fahrer; wir sehen Kitsune allein und unbemerkt durch die Ruinen schleichen, aber auch im Verbund mit Stu (der einen ungeriggten Wagen fährt, weil ein geriggter zu wertvoll wäre) und Machine für die schwere Artillerie, der gleich einen ganzen Straßenzug davon abhält, über sie herzufallen; wir sehen Mercury (ebenfalls im ungeriggten Truck), Talon, Quicksilver, Doc Hauser und einen Haufen beschworener Geister. (Ghost kuriert noch seine Verletzungen aus.) Das sind fünf Tage voller gefährlicher Aufträge für die Runner, die aber auch gutes Geld in die Kassen spülen.

 

Die meisten Runner bleiben von den Folgen des Erdbebens verschont, aber Cutty hatte in Torrance seine Wohnung, Needles & Pins liegt in Schutt und Asche, Ghosts Safehouse und Kestrels Wohnung ebenso.

 

Donnerstag, 08.12.2061

 

Nach einer Woche des absoluten Chaos, der Anarchie und des wahllosen Blutvergießens in South L.A. und der absoluten Inkompetenz des Stadtrats, eine andere Lösung für das Problem zu finden als die, zuerst die Megakons und dann den Freistaat Kalifornien um Hilfe anzubetteln, marschieren die Streitkräfte des PCC am 08.12.61 ein und befrieden South L.A. in rekordverdächtig kurzer Zeit. Da sie nicht wieder abziehen, sondern vor Ort bleiben (und sich dabei mit Horizons Hilfe auch beim Aus-Trümmern-Ausgraben und Für-Ordnung-Sorgen publikumswirksam inszenieren), ist bald klar, was die Stunde geschlagen hat. Was will der schwache, von korrupten und inkompetenten Politikern regierte Freistaat schon dagegen unternehmen? Die einzige Bedrohung sind die Azzies, die L.A. ebenfalls zu "Hilfe" eilen wollten, um die aztlanische Grenze nach Norden zu verschieben, aber etwas zu spät dran waren und den Pueblo-Streitkräften an der Grenze unterlagen.

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