08 - Oil On Troubled Waters {{ currentPage ? currentPage.title : "" }}

Dienstag, 13. Januar 2060:

 

Das altbekannte "All You Want To Know"-Logo wird eingeblendet, der Jingle ertönt, und wir sehen Bill Waverley (Mark Caven) und Kate Glosse (Lorelei King) in die Kamera grinsen.

 

Bill: Hi! I'm Bill Waverley.

Kate: And I'm Kate Glosse with 'All You Want To Know'.

Bill: With bail bonds rising, every child knows: Crime pays. Little Jimmy Brown of Orange County coined a cool five thousand dollars by informing on his dad and his uncle – both wanted felons. Nationwide, informants contributed to another record low in crime figures with many felons turning in criminal associates.

Kate: This goes to show, no one's all bad, Bill. Zeta-ImpChem, a second-tier megacorporation in the forefront of biotechnology, is dismissing reports of a mysterious viral outbreak in their Los Angeles labs, saying it was simply a bad case of flu among technicians researching a cure. Meanwhile, Zeta-ImpChem subsidiary BioPop is distributing its Xmust nutrient drink free to schools, hospitals and gyms this week as part of their welfare program. Doctors advise us to keep up those fluids – especially during the flu season.

Bill: A report compiled by a private concern group claims that recent surges in teen violence are directly linked to matrix born hit games such as DoomSlayer IV, Centurion: Grav Tank Commander and the interactive spin-off-world of Neil the Ork Barbarian. In fact, Alexia McGregor, spokesperson of the group, claims...

Alexia McGregor: The more interactive the game, the more violent the child shall be doomed to become. We were able to cite four instances where teen violence is directly connected to the youths' addiction to matrix born violence. In each case the youths were fresh from their games when they went on their spree of violence and terror.

Bill: The group is pushing both for more restrictions against matrix games keeping them from the "innocence of our youths" and for a bill by the government to require the legal age of people playing matrix games to be 21 or older. Boyd Bixby, producer of smash hits like Probotector XIII, denounces McGregor's lobby as "a group of crackpots who haven't got a clue of the world in which they exist."

Kate: Stay tuned – in tonight's lifestyle feature we ask: Synthetic versus natural implants – when it comes to organs, can you beat the real thing?

Bill: And in other news, CFS Governor Anthony Whitman apologizes for water scarcity, promising a statewide initiative. On how he plans to achieve his targets, watch our next bulletin. For now, I'm Bill Waverley.

Kate: And I'm Kate Glosse, and that's 'All You Want To Know'.

 

Nun sehen wir Stus Van, der ein Auto durch ein Industrieviertel von L.A. verfolgt. Meryl sitzt auf dem Beifahrersitz und treibt den gestressten Rigger zu mehr Eile an, aber natürlich ist das mit einem schwerfälligen Van nicht so einfach. Als sie um eine Ecke biegen, sehen sie, dass das Auto gehalten hat und nun der Beifahrer rausspringt und auf ein Fabrikgelände rennt. Das Fluchtauto fährt mit quietschenden Reifen weiter, und da die beiden Verfolger nicht wissen, wer nun die begehrte Ladung hat, die es ihnen abzujagen gilt, schmeißt Stu Meryl an derselben Stelle raus und setzt die Verfolgung fort. Meryl pirscht sich also vorsichtig, darauf vorbereitet, jederzeit aus dem Hinterhalt beschossen werden zu können, durch die Anlagen (Headhunter Redemption (Card II), Stern Waffenreinrichtung, Sicherheitssektor, 4%), übersieht aber lange Zeit auf dem ersten Ladehof das Tor, ignoriert die fliehenden Arbeiter und denkt nicht daran, den angeschossenen Arbeiter zu befragen – und da sie die Zielperson nicht finden kann, gibt sie die Verfolgung auf.

 

Mittwoch, 14. Januar 2060:

 

Zu melancholischer Hintergrundmusik zeigt man trübsinnige Aufnahmen: Ghost träumt und sieht sich in bodenloser Schwärze in einem gleißenden Spotlight stehen. Man erkennt, dass viele eiserne Ringe aus seinem Körper herausschauen, und mit Karabinerhaken sind daran dicke Taue befestigt, die ihn in alle Richtungen ziehen, und nur durch diesen Zug aus allen Richtungen bleibt er genau in der Mitte des Spotlights, aber er zittert, schwitzt, beißt die Zähne aufeinander und schreit schließlich, und davon wacht er auf. Er bleibt noch kurz liegen und springt schließlich aus dem Bett, wo die nackte Wraith noch tief und fest schläft.

 

Meryl steht einen Zigarillo rauchend auf dem Feld vorm Haus der McMillans und betrachtet die erste Rötung am Horizont. Derweil rennt Ghost durch das Zwielicht der Straßen in der Nachbarschaft, weniger, als verfolge er jemanden oder werde verfolgt, aber auch nicht so entspannt wie ein Jogger. Stu sitzt am Straßenrand eines durch die Wüste verlaufenden Highways auf der Motorhaube seines Vans, sieht sich den Sonnenaufgang an, trinkt Whisky und betrachtet das abgegriffene Holo seiner Tochter. Ghost kommt wieder heim, und Wraith steht im Morgenmantel in der Küche und macht Kaffee. Auf ihre Frage, ob er wieder nicht schlafen konnte, antwortet er nicht, sondern geht schnurstracks unter die Dusche. Nun sieht die Kamera bei Sonnenaufgang durch die Augen eines am Strand entlang joggenden Mannes an dessen Körper herab. Er läuft mal durch Sand, mal durchs Wasser, blickt schließlich wieder auf, und eine leicht bekleidete Joggerin kommt ihm entgegen, lächelt und dreht den Kopf noch etwas länger. Plötzlich geht eine Störung durchs Bild, es wird auf eine billige Anzeige geschnitten, die "battery low" meldet, und man sieht Machine in einem unaufgeräumten Abstellraum voller Gerümpel, wie er langsam die Augen öffnet und tief durchatmet. Kitsune schiebt in einem hellen, aber klinisch kalten und unpersönlichen Supermarkt einen sanft gleitenden Einkaufswagen vor sich her, wirft hin und wieder etwas hinein, das vom Scanner im Wagen erfasst wird, und betrachtet traurig eine Mutter, die mit ihren beiden Kindern einkauft. Schnitt auf Ghost und Fi, die sehr miteinander beschäftigt sind. Die Kamera bewegt sich langsam zur Seite, während sich im selben Tempo das Bild verändert und in die altbekannte Astralsicht überblendet – und da steht Cuttys Astralkörper in der Tür. Man sieht ihm an, dass es ihm zwar peinlich ist und er sehr mit seinem schlechten Gewissen zu kämpfen hat, er der Versuchung jedoch nicht widerstehen kann. Eine gemächliche Kamerafahrt später sehen wir den weggetretenen weltlichen Körper Cuttys (jetzt mit Bart) am Steuer eines einen halben Block weiter geparkten Third-Hand-Wagens. Er "erwacht" schließlich, atmet mehrmals tief durch, schlägt mehrmals frustriert auf das Lenkrad ein und fährt zu Boys Of Summer von den Ataris davon.

 

Schnitt auf Stus Van, der einen Highway entlangfährt. Von der Umgebung ist bis auf den roten Schimmer der letzten Sonnenstrahlen am Horizont kaum noch etwas zu erkennen. Gerade überholt er einen gemächlich dahinzockelnden Kombi.

 

Stu: What the fuck! Five hundred fuckin' klicks of free road, and this idiot's drivin' slower than a herd of turtles stampeding through peanut butter.

Meryl: Have you ever noticed.... Anybody driving slower than you is an idiot, and anyone driving faster than you is a maniac?

Stu: So?

Meryl: So maybe you have an attitude problem.

Stu: I don't have an attitude problem. You have a perception problem.

Meryl: Let's check on that. For example I perveice this baby seems to be running smoother than ever before.

Stu: Well, yeah, my long mission has finally been accomplished, I lost a couple of good men in the process and burned down some villages, but I'm proud to say: this jerk-off now owns the Atlas Powerlift Twinpacks. Break out the champagne. (Er sieht kurz zur Seite und sieht Meryl diplomatisch nicken.) That's shock absorbers.

Meryl (giftig): I know what Atlas Powerlift Twinpacks are. Hey, Stu, you remember your first blowjob?

Stu: Yeah.

Abc: How long did it take for the guy to come?

Stu: Why don't you try sticking your head up your ass? See if it fits.

Meryl (sieht grinsend wieder aufs Armaturenbrett, dann überrascht): Whoa! It's six past midnight.

Stu: No way. I better put the pedal to the metal, or the aliens will catch up on us.

Meryl: Asshole. (Sie wühlt in ihrem Rucksack.) Got something for ya. Happy birthday.

Stu: Aw, cover me with eggs and flour and bake me for forty minutes. How'd you remember?

Meryl: I make quite an effort of remembering your birthday – feels good to make you feel bad because you always forget mine.

Meryl hält ihm eine längliche Schachtel hin, Stu nimmt sie, öffnet sie, während er mit einer Hand am Steuer und einem Auge auf der Straße weiterfährt. Er zieht ein fettes Goldarmband aus der Schachtel.

Meryl: C'mon, put it on.

Stu: I'd better grow some tusks as fast as I can. They'd go fine with this... thing. (Er bindet es sich ums Handgelenk.)

Meryl: Oh, man! You're so wearing that bracelet.

Stu: I so am...

Meryl: You have any idea what this will do for your sex life?

Stu: Well, it'll probably slow it down at first, but once I get used to the extra weight, I'll be back on track. (Meryl zündet sich grinsend einen Zigarillo an.) Where'd you steal it?

Meryl: Remember this upstate truckjacking deal I told you about last week?

Stu: One of the drivers.

Meryl: Right.

Stu: He was an ork, wasn't he?

Meryl (lachend): Yep.

Stu: Could you please take your arm out of the fuckin' window so I can shut it? My nipples could cut glass over here.

Meryl: Really? 'Cause mine get me out of tickets.

Der Van versucht, auf dem Parkplatz vor der lauten bar in the middle of nowhere einzuparken, wenn da nicht die Biker wären, die bei ihren Maschinen stehen und sich unterhalten. Stu lässt das Fenster runter und faucht sie an.

 

Stu: Newsflash! Other people exist!

Er parkt ein, die beiden gehen Richtung Bar an den Bikern vorbei.

Stu: Hey, your village called. They want their idiot back.

Biker (dreht sich um und stellt sich breitbeinig hin): You talkin' to me, buddy? You got a prob with anythin'?

Stu bleibt stehen, dreht sich um und geht zum Biker zurück.

Meryl (genervt): Oh, come on.

Stu: What is it, chummer? You pissed 'cause you can't get married to your sweetheart 'cause there's a law against it?

 

Der Biker schlägt zu, aber Stu hat nur darauf gewartet – er weicht aus und boxt dem Biker in den Magen. Seine beiden Kumpels springen vor, einer zieht eine hässlich gezackte Fahrradkette, der andere ein Schnappmesser. Meryl geht mitten in den Messerstecher hinein, stellt ihm ein Bein, bringt ihn aus dem Gleichgewicht, greift, während er auf den Rücken fällt, seinen Arm, und als er liegt, dreht sie das Handgelenk um, sodass er das Messer fallen lässt. Der Kettenschwinger geht auf Stu zu, der ein Messer zückt. Stu weicht der Kette aus, Meryl steht einen Meter hinter dem Biker, pfeift, er dreht sich um, Stu tritt ihm von hinten in die Kniekehle, sodass er in die Knie geht, und Meryl rammt ihm das Knie ins Gesicht. Der zweite Biker liegt mit einem gebrochenen Handgelenk am Boden und krümmt sich, der erste Biker rappelt sich gerade wieder auf die Beine, zieht eine einschüssige kleine Selbstverteidigungspistole und schießt auf Stu – glücklicherweise aber meilenweit daneben.

 

Stu (sieht auf das Einschussloch in der Karosserie eines parkenden Autos, schnaubt): You make Elmer Fudd look like a perfect marksman!

Der Biker dreht sich auf dem Absatz um und ergreift die Flucht. Meryl lässt langsam den Predator sinken, den sie gezogen hatte, als der Schuss fiel. Stu steckt sein Messer wieder weg und setzt seinen Weg zur Bar fort.

Meryl: Stuart!

Stu (genervt): Volume.

Meryl (schließt zu ihm auf): I'm not well pleased.

Stu: And I'm not well deaf.

Meryl: What was that all about, Mister? What if they'd taken out automatics? Being an asshole doesn't make you bullet-proof, you know?

Stu: What, now I'm supposed to let some scumbag who thinks loading the dishwasher means getting his wife drunk frag me over?

Meryl: Jesus, Stu, God knows why you are still alive, for I sure don't. You know, there's a secret weapon that gets you alive through any hostile encounter.

Stu: Oh yeah?

Meryl: Yeah. It's called subtlety, Stu. You should look it up sometime.

Stu: Ain't got no clue why you're bitchin' around. It was good for the rep.

Meryl (wiederholt genervt): Good for the rep.

Sie betreten die raue Bar (David Gogo spielt sein heftiges Blues Medley und den Lousiana Blues, und Number Six mit Dust My Broom gibt's obendrauf), nicken dem einen oder anderen zu, den sie kennen, eine Zwergin hält Stu am Arm fest.

Sarah: The Overlander's back in town, too sweet. Hey, can you get me two, three boxes of Red House Whisky?

Stu: It'll take a few days.

Sarah: Days?

Stu: Well, yeah, Sarah. I don't have them stuffed down my pants right now, sorry to say, but relax, I'll get 'em.

Meryl (geht derweil zum Tisch vor und begrüßt den dort wartenden Machine, der zusammen mit Bagle an einem kleinen Tisch sitzt): Hey, what's new, Quint? Nice to see you.

Machine: Nice to see you too, kid. Better get that cute piece of behind on a chair before it gets pinched.

Meryl: Don't worry, I know how to pinch back. Frontal.

Bagle (steht auf, gibt Meryl linkisch und nervös die Hand): Hey, good to see you're alive. Word has it you were around when the raid on Hunter-Liggett took place.

Meryl (achselzuckend, aber lächelnd): Well, I wasn't. (Sie setzt sich.)

Machine: Hey, I've heard some folks tried to poison the crops of the McMillan farm. Again. Hope your people are doing okay?

Meryl: They know how to deal with it. It's gotten too nasty for my taste, but Henry's got the patience of an angel. What's new with Crusader? Has she had any luck in acquiring a new T-Bird?

Machine: Unless she wins one in the lottery, chances are slim. No, seriously, she's working on it, but as you might have realized yourself, without associating with an organisation, you can forget about that. A panzer is worth so ridiculously much that you wouldn't have to run the shadows ever again if you had the cred in the first place.

Meryl (zuckt mit den Augenbrauen): Never get so greedy that you try to kidnap an Aztlaner blood mage alive.

Machine: Talking about greed: Last time I checked Lacrimosa tried to deck into Fuchi California Headquarters and ran into heavy Black Ice. Word is she sustained severe brain damage?

Meryl: Well, the doctors think that with intense therapy she should be able to feed herself in a matter of months. (Machine nickt mit Soso-Gesichtsausdruck.) Well... hope I'm not interrupting anything.

Machine: No, we were just talking about the general situation.

Bagle (leidenschaftlich): Yeah, like, about how disease and deprivation stalk our land like... two giant stalking things.

Stu (tritt gerade an den Tisch heran und beugt sich zu Bagle hinab): Listen, Bagle, you gotta stop the q-tip when there's resistance. Get off my chair.

Bagle (steht auf, um ihn zu begrüßen, aber gleichzeitig setzt sich Stu auf den frei gewordenen Stuhl): McCaffrey, great to see you, how... uh...

Stu (beachtet Bagle nicht weiter, stellt drei Gläser auf dem Tisch ab, die er eben geholt hat, klopft Machine auf die Schulter): How's it goin', chummer? Everything's stainless and rustproof?

Machine: My joints are squeaking a little – but it's nothing a bit of grease can't fix.

Bagle (den niemand mehr beachtet und der neben dem Tisch steht wie bestellt und nicht abgeholt): Well, I'll... hey, seems there's someone over there who wants to talk to me, so... see you around. (Alle sagen bye.) Hey, champ. When you see Frankie Sticks, tell him Bagle says hello. He'll know what it means.

Stu: You sure he's gonna be able to crack that code?

Bagle grinst schief und achselzuckend und macht sich aus dem Staub.

Meryl (sieht in Stus dreistöckigen Whisky): I thought you said you were gonna cut back on the drinking.

Stu: I am. There's ice in the glass.

Machine: I wonder how much you had today.

Stu: Less than usual, 'cause this dumb chick over there wouldn't trade places with me so I could get properly blasted.

Machine: The autopilot's still fucked up? (Stu nickt.)

Meryl: Maybe that's why this idiotic son of a bitch can't resist any chance to pick a fight. Just outside the door, we were as good as inside, he had to start a fight over, uhm... well, over a biker not having a second pair of eyes in his back. What a bastard.

Stu: You see? She gets up on this cross, and then there's just no talking to her.

Machine: By the way, happy birthday, Stu.

Stu: Hey, fuck you with the happy birthday shit. Though I'd appreciate a present in a bottle or something.

Meryl (entschuldigend auf das Armband zeigend): I'm not supporting your alcoholism. Hence, the bracelet.

Stu: I'm not an alcoholic. I'm a drunk. Alcoholics go to meetings. (Zu Machine:) So, you talked about work.

Machine: You know, I've been wondering. There's this nice little place up north that could be heaven if the Tir was real far away.

Meryl: You wanna go to the Crescent?

Machine: Return, to be exact. Had a couple of jobs up there. You know, with the Tir on their doorstep, the resources everyone else wants, and that crazy quilt of independent, isolated little towns full of people who all want to run things their own way, there's plenty of work.

Meryl: It's a bit of a big grey zone, isn't it?

Machine: Never been there?

Meryl: Got no business that far north.

Machine: Well... the Crescent's northern border lies just north of Yreka's city limits – unless, of course, you ask the Tir elves. They figure the northern border runs just south of Redding. Look at any map of CalFree and you'll see a wide swath of territory between those two lines in the sand. Sacramento thinks it all belongs to the Free State, the daisy-eaters think it belongs to the Tir, and the only thing that keeps troops on both sides from pouring in to settle the matter is mutual distaste for starting up another major war. Bad for business as usual, I guess. Trouble is, no one can be sure how long they'll keep it that way.

Stu: Aw, c'mon, don't you think if I considered that place to be promising, I'd have relocated instead of scraping along down here somehow? Any job you take in the Northern Crescent, you could be working for God-knows-who. Fuckin' near everyone who wants a piece of the Crescent for any reason – the Tir government, a gazillion corps of all sizes, the CFS central government or even the United Talismongers Association. You better keep in mind that a simple run to sabotage Shiawase's secret waste-dumping operation on the shores of Lake Whatever could turn out to mean blowing up a large portion of the local Green Earth Society. Only you won't know that until it's too fuckin' late.

Machine: Hey, I was on that Shiawase run. We didn't blow up no protesters. We made sure there was nobody around before we set off the charges.

Stu: Hate to crack the news to you, buddy, but the casualties were in the two figures. Guess it wasn't an eco-terrorist who hired you, but an undercover agent paid by Shiawase. The way I see it, they figured the shroud of secrecy around their illegal dump would have collapsed anyway, so they removed any trace of evidence pointing towards them, kidnapped some well-known TerraFirst! activists, hid them where you couldn't spot them, paid you for blowing the whole fuckin' place to kingdom come and made it look like those enviro-fraggers were too dumb to get their act of terrorism right and got themselves killed. So who's fucked now? Shiawase or the Green Earth Society?

Machine (sieht seufzend auf den Tisch): Yeah, I know. All right, so that run went down the drain. That doesn't have to hold true for all runs in the Crescent. There's always a way.

Stu (bestimmt): And it usually doesn't work.

Machine (etwas entvernt): Glass half full, Stu?

Meryl: Hey, rumor has it the Green Earth Society is backed by corporations from Tir Tairngire. And now even those who liked the idea of the Tir taking charge are backing away.

Stu: Which is exactly why it's much more likely that someone who has a special interest in people believing this has fabricated that rumor. That's what I'm talking about. You never know who you work for up there, there's just too many parties around.

Machine: Well, I wouldn't trust an elf with my credstick, but I'd trust him to keep the water clean and the trees growing. Take a look at the redwood groves, if you need an example.

Stu: Those groves are the Tir's biggest source of profits – they're chock full of virgin-pure materials for enchanting magical gizmos. Of course the Tir ain't gonna trash the source of their biggest industry. But that's exactly what makes the whole fuckin' Crescent look to them daisy-chewers like one big shiny magical toy for the taking. And there's no knowing what local sheriff or chief councilman or top thug or whoever's in charge may be in the pay of the Tir government, Tir corporations, flunkies from Sacramento, Free State corps, UCAS government or corporate agents, any of the megacorps or all of the above.

Machine: Well, I happen to know for a fact that the mayor of Mill Creek is pro-Tir. He's a dwarf, but a lot of elves live in his town. Because of that, the place gets hassled a lot by night-riders, Humanis and Native Californian thugs, plus ork and troll gangs who have no use for elves or anyone who lives with them. Mill Creek hasn't got enough fighting men and women to strike back, so they're looking for protection anywhere they can get it. Can't really blame them for accepting the Tir's "loaner" of a few crack troops.

Stu: But the Tir's bought off a whole slew of towns between Mill Creek and Bella Vista, right? Once they've got enough local leaders in their pockets, they'll manufacture some excuse to invade the Crescent to "protect" their allies.

Meryl: I just read that the night-rider bands in the area have been stepping up their attacks on elven enclaves and mixed-race towns lately. They're just playing right in the Tir's hands, why don't they get it? All it takes is one raid too many.

Stu: I've heard Sheriff Kingston of Phillipsville is in the pay of Saeder-Krupp. Guess old Lofwyr figures he stands a good chance of controlling a swath of territory between Phillipsville and Hayfork, and he's likely right. Of course, Saeder-Krupp just so happens to have at least two R&D facilities in beautiful nearby Six Rivers National Forest. Go figure.

Machine: Right on most of the facts, Stu, except for one. The corp paying Sheriff Kingston isn't Saeder-Krupp. It's Aztechnology who's behind it. They've been trying to buy out those facilities for years, and figure turning up the pressure on the ground can't hurt. I bet the Azzies are cheering those dumb Native Californian racist goons on – the more heat, the better for their takeover. But let me tell you something about racism. Me and some compadres took a job just over the border into the Tir a couple of months ago, and we figured we'd use the little town of Etna as our staging base, 'cause the map showed it was the closest to where we needed to be. So when we get there, guess what. The town's full of trolls and orks, and the big bruisers guarding the palisade won't let us in. Even Big Bubba, our own tusker, couldn't get anything out of them but insults and threats. One of them even took a shot at him, calling him a "dirty human-lover". We got out fast. Next town down the road had a mix of people, and we thought we'd be okay. Didn't see any elves, though, and that should've tipped us off. Marvel, our elf mage, couldn't go anywhere without getting hassled. People would call her names, cross the street to avoid walking on the same sidewalk, even spit at her when she passed. She's a pro, and a pro learns to deal with just about anything necessary to get the job done; but I could tell it really hurt.

Meryl: You hear that, Stu? Pay attention.

Machine: Anyway, one night a bunch of drunk humans and dwarves ganged up on Marvel in the local watering hole. I was getting us some beers at the time, and Bubba'd stepped out to use the facilities. I swear I wasn't gone from our table more than two minutes, when suddenly I hear glass breaking. I turn around, and there's Marvel backed into a corner, surrounded by four big humans and three dwarves, all with weapons. The biggest and ugliest of the humans – a redhead with a nasty scar down her left cheek – was pointing the jagged end of a broken bottle at Marvel's throat. All seven of them were taking turns insulting her, calling her things you'd never catch me saying. You gotta understand, Marvel's real zen about things, hates to get violent. So what she does, as I'm frantically plowing through the crowd that's suddenly assembled between me and her, is toss a sleep spell that sends the seven thugs and half the tavern down for the count. I collected Bubba and we took off, counting our blessings that Marvel had kept things from turning real ugly. So the next morning, four of the thugs – two humans, two dwarves, all dressed in brown synthleather jackets with little sheriff's-badge stars on the shoulders – come busting into our rooms at the local inn and haul Marvel off to the local jail for "disturbing the peace". They tell us we can get her out relatively intact if we give the owner of the tavern a hefty chunk of cred "to compensate for brawl damage". Never mind that there was no brawl, thanks to Marvel's quick thinking. She was an elf, we were "dirty elf-lovers", and the good folks of Callahan wanted a piece of our hides because of it.

Stu: So what'd you do?

Machine: We paid up – we had no choice.

Stu: You did what?

Meryl (zu Stu): Are you familiar with the psychological term "self-control"?

Stu: Are you familar with the psychological term "blow me"?

Machine: So... no trip to the north for you guys, hm?

Meryl: Well, Machine, you don't have to travel as far as the northern border to find trouble. There's plenty of it in the Central Valley, and I wouldn't like to leave anytime soon without getting my share.

Machine: No personal motivations involved, like... a chance to get back at the folks who frag around with the McMillan farm? (Meryl zuckt nichtssagend die Achseln.) Well, it's almost sixty years since the Shiawase Decision kicked the difference between big and small into high gear, so I'm wondering how all those small time farmers are able to survive, anyway.

Meryl: Well, that one's easy. Agribusiness isn't the only game in town, but it's by far the most profitable, so the big agricorps have pretty much bought and sold the government in Sacramento and run things their own way 90 percent of the time. But that's the one thing keeping the Valley's small-scale farmers alive. No agricorp has yet turned all of its resources toward eliminating them, either through buyouts or through violence, simply because they provide convenient cover behind which Company A can make trouble for Company B. Afraid your rival may be about to edge you out on a profitable land deal? Help the local branch of the Small Farmer's Union sneak onto your rival's land and drop a gengineered parasite in a corner of a field. Nothing too nasty, mind – no sense in scragging yourself, too –, just something to guarantee a lousy harvest and lower profits for the quarter. Is the other guy's produce selling way ahead of yours? Pay some local hotheads to jack water from him, and see how well his next crop does. You see, Central Valley is one big dysfunctional family just waiting to fly apart. Oddly enough, the puppet government in Sacramento is one of the few things holding them together.

Stu: Don't get me started on the "government", I mean, c'mon! Southern California's starving for water? Let 'em. We need all the water so we can keep growing our oranges and kiwi fruits. Tir fuckin' Tairngire looks like it's building up for another invasion of the Northern Crescent? Jesus, sorry, we can't send the troops, we're too busy making sure all our corporate installations are safe from local waterjackers. The Japanese are trying to extend the reach of their occupation throughout the whole Bay Area from San Francisco? Guess all you Bay Area folks'll just have to live with that – we'd rather the Japanese weren't there, but hey, priorities, right?

Meryl: Come on, you really think if the Tir invades northern Cal, the government's just gonna let them get away with it?

Stu: Naaawww. They'll let the Tir walk in, see how far it looks like the fuckin' daisy-chewers are gonna get, and send in corp armies to stop 'em cold the minute things begin to look bad for the business boys in the Central Valley. (Er schnaubt und stürzt seinen Drink hinunter.) Fuck the government. As far as I'm concerned, I'd like to get a foothold in the water wars. Only I'd need a truck to join in. With my little van it just doesn't work out. (Er steckt sich eine Kippe in den Mundwinkel, zündet sie sich aber nicht an.)

Meryl: So that's what you're saving all your money on?

Stu: Yep. I'll never scrape it together anyway.

Meryl (lächelnd): Stuart McCaffrey, truck driver. That'd be something. (Sie sieht zur Seite und wird auf eine Frau aufmerksam, die hin und wieder zu Stu hinübersieht, Meryl setzt sich männlich-cool hin.) Okay, you gotta give me a second, I wanna get this just right. (Sie setzt eine rauere Stimme ein.) Hey, dude, eleven o'clock, totally hot babe checking you out. (Wieder normal:) That's really good. Think I'm ready for my penis now.

Stu: Are ya? (Er sieht auch kurz zu der Frau hinüber.) Why don't you go wax your legs or somethin'?

Meryl: For your information, that happens to be a pain like no man will ever experience.

Stu: I don't think you can make that statement unless you've been kicked in an area that God only meant to be treated nicely.

Machine (zeigt auf Stus Kippe): Aren't you gonna light it?

Stu: I'm kiddin' myself by a half-assed attempt to quit.

Meryl (verträumt): Recently I read in Witchcraft Today the one way to quit smoking is to dance naked in a field of heather and then bathe in the sweat of six healthy, young men.

Stu: Yeah, or what Alyn Vage calls "thursday night". (Zündet sich die Kippe nun an.)

Machine (erhebt sein Glas): Anyway. Here's to Stu. If you're short of everything except the enemy... (Jetzt alle drei:) ... you're in combat. (Sie stoßen an.)

 

Donnerstag, 15. Januar 2060:

 

Kit trifft sich mit Lucy Hopewell, die sie über Scandal kontaktiert hat. Kit ist nicht wenig überrascht, liegt Lucys letzter Auftrag – der ja eigentlich zu deren Zufriedenheit ausgeführt wurde – doch bereits anderthalb Jahre zurück. Sie möchte, dass Kitsune mit einem Etat von Ұ 60.000 ein Team zusammenstellt, das sich auf Abruf bereit halten soll. Es geht um eine zweigleisige Extraktion eines Yakashima-Chemikers namens Marvin Claymore. Da dieser in den Konzernanlagen, in denen er arbeitet, zu gut bewacht wird, möchte man ihn während eines Außentermins extrahieren, nur weiß man nicht, wann, wo und unter welchen Bedingungen das stattfinden wird, zumal zwei Teams parallel arbeiten müssen: Kits Team sorgt für die eigentliche Extraktion, das andere, das Lucy bereits angeheuert hat, deckt in den Yakashima-Host und extrahiert Claymores Dateien, die ebenso wichtig sind wie der Mann selbst. Kit fragt sich insgeheim, ob Lucy an sie herangetreten ist, weil sie sie und ihre Leute für so gut hält, dass sie dieses Himmelfahrtskommando, auf das man sich nicht vorbereiten kann, durchzuziehen in der Lage sind, oder weil sie nicht zu Unrecht annimmt, dass Kit auf jeden Cent angewiesen und damit verzweifelt genug ist, einen solchen Auftrag anzunehmen. Natürlich sagt sie zu, schnellstmöglich ein Team zusammenzustellen und auf Lucys Go zu warten.

 

Schnitt auf Fiona, die vor einem Vierteljahr bereits ihr zweijähriges Jubiläum gefeiert hat – im September 2057 erfuhr sie, dass sie Fiona Munro heißt. Jetzt aber feiert sie ihren Geburtstag, zumindest den, der in ihrer ID angegeben ist. Natürlich muss sie davon ausgehen, dass die ID gefälscht ist, aber Menschen brauchen ihre Rituale, also ist dieser besser als gar keiner. Heute ist Barbeque aus der Microwelle angesagt, und die Gäste werden jeden Moment erwartet. Fiona steht in der Küche hübsch zurechtgemacht auf einem Stuhl und holt das Geschirr aus dem Schrank über der Spüle.

 

Fiona: Hon? Would you help me get the plates down?

Ghost: Hey, here's an idea. Why don't we use the good ones today?

Fiona: No, I think we should save them for something really special. Like... if the king of England comes over.

Ghost: Honey, he keeps canceling on us. Take the hint.

Fiona: What if something gets broken? They're expensive.

Ghost: What is the point of having them if we never use them?

Fiona: All right... But if something gets broken and the king comes over—

Ghost: I will explain it to him.

Fiona: Oh yeah, like I'd let you talk to the king. (Sie klettert wieder runter, lehnt sich an den Tisch und wird kurz ernster, Ghost sieht sie fragend an.) Feels strange... celebrating my ID birthday that I don't even remember. I'll never stop wondering, you know?

Ghost (nimmt sie in den Arm): I don't care who you were before two years ago. (Der folgende Kuss wird vom Klingeln an der Tür unterbrochen. Ghost lässt sie los.) They're your guests. I'll take care of everything.

Fiona linst trotzdem noch verstohlen an Ghost vorbei aufs Display der Microwelle. Ghost zwirbelt ein Handtuch und zielt auf ihren Hintern, sie springt lachend davon.

Ghost: It's ready when the bell rings. As much of a challenge as that may be, but I'm sure I'll get it right.

Fiona (öffnet die Tür, hält inne): God... how long has it been? (Sie strahlt und nimmt Styles in den Arm.) Hi, midwife.

Styles: Hey, Fiona.

Fiona: How could we lose sight of one another?

Styles: I'm in the telecom index. You're not.

Fiona (versucht ihr Schuldbewusstsein mit einem Scherz zu kaschieren): I didn't want to call too soon. Would have seemed needy, I figured.

Styles: Anyway. You called. That's what matters. Happy birthday. Or something like that.

Fiona: Oh, come on in, you. Gimme that. (Sie nimmt ihm die Jacke ab.) I just need some privacy so I can rummage through your pockets in search of a picture with a woman in it.

Styles (zuckt grinsend die Achseln): Knock yourself out.

Fiona geht nach nebenan, Ghost betritt das Wohnzimmer, schüttelt Styles die Hand.

Ghost: Hey, Monty, how are you doing?

Styles: I'm fine, thanks. So... you and Fiona hit it off, huh?

Ghost: Yes, pretty much.

Styles: Hey. (Er sieht auf Ghosts größtenteils freien Arm.) Finally grown comfortable with it, huh?

Ghost (zuckt betont gleichgültig mit dem Kopf): No use in whining over what you can't get back, is it?

 

Typisch Kerle: Der Claim ist abgesteckt, denn Ghost hat nicht vergessen, dass Monty in Fi verliebt war. Sie sehen einander einen Augenblick wortlos an, als es erneut klingelt. Ghost macht auf, und Kit steht vor der Tür, und bald trudelt auch Kato ein. Diese Gästeliste ist natürlich handverlesen: Ghost ist ihr Freund, Kit ihre beste Freundin, Styles hatte ihr seinerzeit ohne Bezahlung geholfen, sich in der Welt zurechtzufinden, und Kato war der Einzige, der ihr bei ihren ersten Runs unter die Arme gegriffen hatte (natürlich nicht zuletzt deshalb, weil er selbst ein blutiger Anfänger war, aber immerhin bot er ein menschliches Gegengewicht zur "Fuck you"-Runnermentalität). Kit, die die beiden noch gar nicht kannte, kommt gut mit Styles und Kato aus. Sie schenkt Wraith einen raffinierten Badeanzug, dessen Ringe die Temperatur messen und die Farbe des Stoffes anpassen. Man amüsiert sich prächtig, und als Wraith und Kit sich gerade auf dem winzigen Balkon über Kits Run unterhalten – Wraith sagt natürlich in ihrem wie auch in Ghosts Namen zu, da er das Geld dringendst benötigt –, kommt Kit auf Cutty zu sprechen. Seit den Geschehnissen von THE GUNPOWDER PLOT, die Mitte 2058 stattgefunden hatten, hat Wraith kaum mehr Kontakt mehr zu ihm. Kit hatte versucht, den Kontakt aufrecht zu erhalten, was ihr aber weniger und weniger gelang, die Treffen wurden immer sporadischer und schliefen schließlich ein – sie hat ihn das letzte Mal im letzten Sommer gesehen, also vor einem halben Jahr. Angeheitert durch Fionas Cocktails ruft sie ihn an, um ihn spontan einzuladen. Cutty reagiert etwas ausweichend, bis Kit erwähnt, dass Wraith gerade ihren Geburtstag feiere, und ob er nicht vorbeikommen wolle. Leider habe er bereits etwas vor, aber man könne sich ja morgen im AquaDome treffen; wenn sie wolle, könne sie Wraith gern mitbringen.

 

Freitag, 16. Januar 2060:

 

Nach einem Kameraflug über den Hafen sieht man zwei Autos, die mit einigen anderen in einen Tunnel fahren, der ins offene Meer hinausführt, und nur von hier oben kann man durch das trübe Wasser einen gigantischen Kuppelbau erkennen, dessen höchster Punkt nur ein, zwei Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Kit, Wraith und Ghost nehmen ihre Plätze auf den gut gefüllten Rängen ein und sehen zu, wie futuristische Sea-Doos über verzwickte Wasserparcours rasen (Splashdown 2 (Card II)), und feuern den freilich ebenfalls teilnehmenden Cutty an. Nach seinem Rennen besucht man das plastikbunte Café auf der obersten Ebene des AquaDome, und nach einem Moment des peinlichen Schweigens – nach den Begrüßungen weiß niemand so recht, was er sagen soll, um den Smalltalk anzukurbeln – kommt eine Unterhaltung in Gang, der man aber anmerkt, dass sie etwas gezwungen ist. Niemandem wäre es angenehm, die traurige Tatsache anzusprechen, dass man sich so sehr aus den Augen verloren hat, dass man sich eigentlich kaum noch kennt, also spricht man sehr bald übers Geschäft. Cutty scheint hin- und hergerissen zu sein, sagt aber schließlich zu, wirkt dabei aber nicht gerade begeistert. Ghost spricht ihn scherzhaft darauf an, aber Cutty schreibt seine Gemütslage seinem schlechten Abschneiden beim Rennen zu.

 

Bald macht man sich auf, um das nächste Treffen wahrzunehmen, und zwar mit Stu, da man für eine Extraktion schließlich einen Fahrer und ein vernünftiges Fahrzeug braucht. Kit hatte online die Werbung für eine gemütliche, ruhige Bar gelesen, die neu eröffnet hat, The Tube, und dorthin hat sie Stu bestellt. Als sie ankommen, stellt sich jedoch heraus, dass die Werbetexte durcheinander geraten sein müssen, denn bei The Tube handelt es sich um einen sehr lauten Metalclub. Als Stu mit Meryl aufkreuzt – die Location scheint seine schlechte Laune nicht gerade zu verbessern –, macht er die vier anderen Runner auf sich aufmerksam und geht wieder hinaus auf die Straße zum benachbarten Pizzastraßenverkauf. Also findet die Unterhaltung hier statt, und man begrüßt sich, wie man entfernte Bekannte eben begrüßt – von der guten Zusammenarbeit vergangener Tage ist nichts mehr zu spüren. Tatsächlich hatte Kit, die sich momentan in einer kleinen seelischen Krise befindet und vielleicht etwas viel in die guten alten Zeiten hineininterpetiert, sich das alles ganz anders vorgestellt: dass man sich freut, sich wiederzusehen, ihr dafür dankt, die alte Truppe wieder zusammengebracht zu haben, und dass man wie ein eingespieltes Team loszieht. Tatsächlich aber giftet man sich bald beunruhigend heftig an. Kit lässt sich ihre Enttäuschung anmerken, während Stu ihr vorwirft, gar nicht genug Informationen besorgt zu haben. Kit fasst das als Kritik an ihrer Professionalität auf und reagiert mit dem Verweis, als Fahrer mache er nur auf einer need-to-know-Basis mit. Doch Stu feuert zurück, dass man sich fragen sollte, ob Lucy nach anderthalb Jahren wieder mit einem Auftrag kommt, weil sie von Kit und ihren Leuten nichts hält, aber keinen anderen Dummen findet, der den Job unter diesen schlechten Umständen erledigt – oder weil sie vielleicht auch nur ein paar Bauernopfer braucht und über den Erfolgslevel der Runner gut genug Bescheid weiß, um diese guten Gewissens den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen. Ferner wäre es für die Bemessung der Bezahlung interessant, für welches Tochterunternehmen von Yakashima Claymore arbeitet, oder ob er gar dem Mutterkonzern selbst angehört, wer genau er ist und was ihn so wertvoll macht, und wer scharf auf ihn ist.

 

Damit hat Stu genau auf die richtigen Knöpfe gedrückt, denn diese Punkte sind Kit gar nicht in den Sinn gekommen; und da sie die Informations- und Ressourcenbeschaffung eher relaxed hat angehen lassen und den Auftrag insgeheim eigentlich eher als Vorwand für eine private Reunion betrachtet hat, tritt sie sich zwar zuerst geistig selbst ins Hinterteil, fühlt sich aber unterbewusst umso mehr kritisiert und ihre Professionalität in Frage gestellt, dass sie die von Stu wie üblich undiplomatisch und unfreundlich vorgebrachte Kritik persönlich nimmt und wirklich sauer wird. Ghost schreitet ein, indem er Stus Aufmerksamkeit auf sich lenkt und ihm auseinandersetzt, dass er als Kleinschmuggler mit einem unbewaffneten Van unterm Hintern sicher nicht die erste Wahl darstellt, Kit aber Wert darauf gelegt habe, angesichts der ungewissen Ausgangssituation Leute zu engagieren, die sie kennt, anstatt auf von irgendeinem Schieber empfohlene Rigger aus dem Plex zurückzugreifen. Er möge sich also nicht einbilden, der Job stehe und falle mit ihm, sondern eher froh sein, dass man sich zuerst an ihn gewandt hat und bereit ist, Meryl mitzunehmen, um ihm einen Gefallen zu tun. Dies tut er so bestimmt, dass sich Stus Aggressionen gegen ihn richten müssen, sodass Kit ihr Gesicht wahren kann.

 

Derweil versucht Meryl, Stu durch eine subtile Berührung zu beruhigen, während sie gleichzeitig versucht, selbst besonders cool rüberzukommen, obwohl sie angesichts Ghosts beiläufiger Bemerkung innerlich kocht. Aus irgendeinem Grund schaltet Stu nach einem langen "Wer sieht zuerst weg?"-Machospiel mit Ghost seine Aggressivität überraschend einen Gang zurück, sodass man nicht mehr sagen kann, was nun typisch Stu und was Show war. Tatsächlich stehen ihm die kleinen Dinger, die er täglich dreht, bis hier, und auch wenn er irgendwo weiß, dass er sich niemals einen geriggten Sattelschlepper leisten können wird, stellen Ұ 10000 bis bestenfalls Ұ 15000 (wenn keine Reparaturkosten für den Van anfallen) für ein, zwei Tage Arbeit die höchste Bezahlung seit Ewigkeiten dar. Im Grunde ist klar, dass das Geld hier nur eine untergeordnete Rolle spielt, vielmehr geht es darum, seinen Namen wieder ins Spiel zu bringen und damit auch für die lukrativeren Runs engagiert zu werden – und mit einem nichtexistenten Ruf ist das nicht drin. Das Risiko besteht hier darin, dass man, wenn man diesen Job in den Sand setzt, seinen Namen auch wieder auf der Straße verbreiten wird: "Ach ja, die Idioten, die als Letzte angesprochen wurden und tatsächlich den Auftrag angenommen hatten – konnte ja nur schiefgehen!" Wenn sie ihn aber erfolgreich durchziehen, wird es heißen: "Wow, unter diesen Bedingungen haben sie wirklich ein verdammtes Kunststück vollbracht – gute Leute!"

 

Nach einem ganz kurzen Blick zu Meryl sagt Stu für beide zu, und Kit rückt mit den restlichen Informationen raus, die sie nicht teilen konnte, solange sie noch keine Zusage hatte. Doch mittendrin läutet ihr Kommlink, und Lucy gibt den Startschuss: Der Zugriff soll innerhalb der nächsten 24 Stunden in der Split Mountain Power & Recycling Facility stattfinden, 120 km östlich von Fresno. Das bedeutet, man wäre nun gut beraten, sich auf den Weg zu machen. Natürlich ist jeder zerknirscht, dass es jetzt so schnell geht, denn damit hat man nicht mal mehr die Zeit, grundlegende Informationen einzuholen, und Stu ist besonders sauer, dass Lucy nicht fünf Minuten eher angerufen hat, denn dann hätte er die Bedingungen bestimmen können.

 

Da jeder erst mal seine Squeezies holen muss, verabredet man sich an einer Tankstelle. Cutty winkt beschämt ab, dass er eigentlich alles dabei habe (er trägt ja noch seine Sporttasche vom Auftritt im AquaDome), was in Kit den Verdacht weckt, dass er auf der Straße sitzen könnte. Er fährt also mit ihr mit, und Ghost und Wraith fahren nach Hause. Stu und Meryl, die an der Tankstelle warten (in Stus Van läuft natürlich ein Countrysong nach dem anderen), haben damit die meiste Zeit, die Stu mit seinem Whisky und Meryl mit zwei hintereinander gerauchten Joints verbringt, bis er sie schließlich dazu antreibt, ein bisschen telefonische Beinarbeit zu erledigen, wenn man eh schon nichts zu tun hat.

 

Meryl überlegt ein Weilchen und ruft schließlich Harvey Saperstein an, den Konzernchemiker in Fresno, der ihr ihre Drogen besorgt. Sie fragt ihn nach der Split Mountain Power & Recycling Facility, doch abgesehen davon, dass er ihre Existenz kennt und weiß, dass es sich um ein Kraftwerk mit mehreren Energiegewinnungsquellen handelt (Kernkraft, Solar- und Windenergie), kann er ihr wenig Brauchbares darüber mitteilen. Meryl kündigt in Bälde ihren nächsten Besuch an, um sich Nachschub für ihre ACTH-, MAO- und Corticotrophinbestände zu besorgen, und beendet das Gespräch. Stu sieht sie wortlos von der Seite an, und mit einem genervten Seufzen schluckt sie seinen Köder ("Was?"), woraufhin Stu bemerkt, dass Saperstein ein Chemiker ist ("Ja, und?"), und dass Claymore ein Chemiker ist ("Ah..."). Meryl raucht ihren Joint auf, räuspert sich beschämt und ruft erneut an (man sieht hier sehr schön nicht zum ersten Mal, dass man's hier nicht mit den Profis aus Seattle zu tun hat). Tatsächlich kennt Saperstein Claymores Namen, er war ja sogar in den Nachrichten. 2011 hat Biogene Laboratories Inc. die ersten ölsaugenden Bakterien auf den Markt gebracht. Sie haben sich zwar als praktisch, aber auch als gefräßiger als erwartet erwiesen, da sie sich nicht nur aufs Öl stürzten, sondern auch auf für die Meeresflora und -fauna lebenswichtige Organismen im Wasser. Also ging's zurück ans Reißbrett, und die Entwicklung von Öl aufsaugenden Materialien auf biochemischer Basis wurde weiter vorangetrieben. Claymore soll nun eine neue Generation entwickelt und die Kinderkrankheiten der ersten in den Griff bekommen haben, und wie es in den Nachrichten aussieht, steht Yakashima deswegen mit Sierra Inc. in Verhandlungen. Meryl hakt nach, wer an dieser Technologie denn noch ein Interesse haben könnte, worauf Saperstein erwidert, dass jeder, der im Öl- oder Umweltgeschäft infrage kommt.

 

Irgendwann kreuzen auch die anderen vier auf, und Fiona hat in der Zwischenzeit ebenfalls ihre Hausaufgaben gemacht. Sie kennt zwar niemanden in der Chemiebranche, aber sie ist während der beiden Fahrten ein wenig in der Matrix herumgesurft und hat sich über Yakashima schlau gemacht: Yakashima Technologies ist der größte AA-Megakon und damit der größte nach den Big Eight (dass es die Big Eight jetzt schon nicht mehr in dieser Zusammensetzung gibt, ist natürlich noch nicht zu ihr durchgedrungen). Der Konzern aus Yokohama, Japan, mischt kräftig im Agrarwesen mit und macht ferner in Chemie, Pharmazeutika, Rohstoffgewinnung und Biotechnologie. In den 2050ern kaufte Yakashima sehr viele europäische Beteiligungen an Kakao- und Kaffeepflanzen in Afrika auf und ist daher heute der weltweit größte Hersteller von Schokoladenkonfekt und der viertgrößte Kaffeeproduzent. Der Konzern ist ferner dafür berüchtigt, sich am so genannten "free water-bourne trade" zu beteiligen (was in Corpspeak für Piraterie und Schmuggel steht) und sogar Kaperbriefe auszustellen (Cutty kann das als ehemaliges kleines Licht bei O'Malley's Empire weder bestätigen noch widerlegen). Yakashima wurden in Dunkelzahns Testament 150 Millionen Nuyen hinterlassen, die jedoch zweckgebunden in biotechnologische Forschung und die Entwicklung von Produkten zu investieren sind, die der Weltbevölkerung zugute kommen sollen. Interessanterweise hat ja übrigens Biogene Laboratories Inc. die ersten ölsaugenden Bakterien entwickelt, wie ja auch Meryl herausgefunden hatte, und auch wenn Wraith nicht herausfinden konnte, seit wann es diesen Konzern schon nicht mehr gibt, ist sie auf etwas Interessantes gestoßen: dass 2040 Biogene Technologies gegründet wurde (möglicherweise sind die Reste von Biogene Laboratories in Biogene Technologies aufgegangen?), und zwar von Yakashima. Die Sache mit den Bakterien passt da schon ganz gut ins Bild, denn sie passt zur Definition der Voraussetzung aus Dunkelzahns Nachlass.

 

Wraith setzt sich vorn zu Stu und Meryl, und Ghost, Kit und Cutty springen hinten rein und machen es sich so gemütlich wie möglich, und ab geht die Post. Stu dreht die Anlage auf – vielleicht um für die lange Fahrt so schnell wie möglich klarzumachen, dass seine Gäste auf die Musikwahl keinerlei Einfluss haben werden –, und es erklingt John Denvers Take Me Home Country Roads, das überraschenderweise zuerst von Wraith, dann von Meryl und schließlich auch von Cutty mitgesungen wird, während Kit nur herrlich ratlos aus dem Fenster sieht.

 

Samstag, 17. Januar 2060:

 

Während der Fahrt unterhalten sich Stu und Meryl über die Risiken, die sie bei diesem Run erwarten. Da niemand nach der Aufteilung der Bezahlung reich werden wird und es jedem erst einmal nur um den Erfolg geht, kann es nicht schaden, auch Machine hinzuzuziehen. Stu weckt Kit und holt sich ihr Okay, ruft Machine an, der sofort zusagt – seine laufenden Kosten setzen ihn konsequenter Geldknappheit aus –, und so stößt er bald zu ihnen und fährt ihnen hinterher (auf seiner Harley ist er ja weitaus schneller und holt rasch auf), und man tauscht sich gezwungenermaßen übers Komm aus, da man nicht weiß, ob man es sich zeitlich leisten kann, rechts ranzufahren. Über den Highway 180 geht es schließlich in die Berge, aber da es sich um ein Kraftwerk handelt, dessen Sicherheitsmaßnahmen man nicht kennt, hält man vorsichtshalber ein paar Meilen entfernt in einem Bergwäldchen. Jetzt heißt es Warten...

 

Die Anspannung, die in der Luft liegt, meint man fast schneiden zu können, denn einen Run bis ins kleinste Detail zu planen und vorzubereiten, um ihn dann anzutreten, ist eine Sache – ohne Kenntnis der grundlegendsten Informationen und ohne jegliche Vorbereitung auf Kommando ins kalte Wasser springen zu müssen, ohne die geringste Ahnung zu haben, was einen erwartet oder warum man diesen Run überhaupt bekommen hat, ist eine ganz andere. Natürlich überspielt jeder seine Nervosität mit kurzen, belanglosen Unterhaltungen, alltäglichen Verrichtungen, vorgetäuschter guter Laune oder Gelassenheit oder der professionellen Maske der entspannten Konzentration, doch jeder weiß (oder hofft, besser gesagt), dass es dem anderen ähnlich geht. Man vertritt sich also die Beine, Stu trinkt, Machine baut seine Squeezies zusammen, Cutty geht spazieren, entfernt sich aber natürlich nicht zu weit vom Van, und aus Stus Anlage dringen melancholische bis traurige Country-Songs (Pat Greens Wave On Wave, Alan Jacksons Blues Man, Remember When und When Daddy Let Me Drive).

 

Während eines Gesprächs mit Ghost spricht Kit wie weiter oben beschrieben aus, dass sie sich in letzter Zeit viele Gedanken mache und sich diese Wiedervereinigung anders vorgestellt habe. Allein daran, dass sie das Ghost anvertraut – so etwas würde man um Gottes willen niemals zu einem anderen Shadowrunner sagen –, zeigt sich, wie sehr sich die Einstellung der beiden zueinander verändert hat. Sie haben feindselig begonnen und sich bis zum anderthalb Jahre zurückliegenden letzten Abenteuer zumindest so weit angenähert, dass sie sich nurmehr distanziert gegenüber standen. Seitdem ist viel Zeit vergangen, und so wird dem Zuschauer gezeigt, dass sich beide verändert haben, aber auch ihr Umgang miteinander – allein durch den häufigen Kontakt wegen Wraith haben sie sich aneinander gewöhnt, einander sogar schätzen gelernt. Etwas ratlos fragt Ghost sie, warum sie nicht nur von der Entwicklung enttäuscht sei, sondern sich diese Enttäuschung auch anmerken lasse. Ob sie eigentlich wisse, wie gut sie es habe? Damit zieht er natürlich den unausgesprochenen Vergleich zu sich selbst: Schließlich lebt er seit geschlagenen fünf Jahren in dem Wissen, jederzeit erneut an TLE-x (Temporal Lobe Epilepsy) oder gar CCSS (Catastrophic Clonic Seizure Syndrome) erkranken zu können. TLE-x hat er bereits einmal lange gehabt (und die ständigen Muskelverhärtungen und -krämpfe, die epileptischen Anfälle, die Wahrnehmungsverschiebung und Entfremdungs- und Isolationspsychosen waren kein Spaß), und dank eisernen Sparens und Machines Cyberdoc konnte er den befallenen Teil seines Gehirns herausoperieren lassen. Erkrankt er erneut, wird ein weiterer Teil entnommen werden müssen, und das wiederum bedeutet, dass ihm keine Operation auf der ganzen Welt mehr helfen können wird. Und wenn er gar an CCSS erkrankt, wird aus ihm im Handumdrehen ein sabbernder Haufen Fleisch, der zufällig wie ein Mensch aussieht, aber eher auf einer Stufe mit einem Schwamm steht – jedenfalls für die paar Stunden, die ihm dann noch bleiben. Kits Behauptung, jeder hier sei denselben Problemen ausgesetzt, widerspricht er entschieden, denn während sie alle im Kampf sterben können – worauf ein jeder einen gewissen Einfluss hat –, lebt Ghost in der ständigen Gewissheit, dass jeden Moment an jedem Tag seines Lebens die ersten Symptome eintreten können, die sein jämmerliches Ende einläuten, und darauf hat er nicht den geringsten Einfluss. Die Ungewissheit ist noch das Schlimmste dabei, ganz zu schweigen von dem Druck, dem er Fiona aussetzt. Kit meint auf Grund der emotionalen Phase, in der sie sich befindet, geradezu gerührt, dass sie ihm gut tue und er ihr, aber das kann Ghost nur teilweise bejahen. So nahe steht Kit ihm nun auch nicht, dass er ihr sagen könnte, dass er sich schuldig fühlt, überhaupt mit Fiona zusammen zu sein und sie an diesem Horror teilhaben zu lassen. Andererseits ist er der festen Überzeugung, dass er ohne sie längst alle Hoffnung auf genug Geld, um sich behandeln zu lassen, aufgegeben hätte und erkrankt wäre. Durch sie hat er sich auch persönlich so sehr weiterentwickelt, dass ihm das Leben, das er vor ihrem Kennenlernen geführt hatte, unwirklich vorkommt.

 

Derweil unterhalten sich Fiona und Machine über Nebensächlichkeiten wie das neue Wax von Darkvine, das gerade die Charts hochklettert. Machine kommt es absurd vor, nicht anzusprechen, wie lange es schon her ist, dass man sich nicht gesehen hat, dass man früher nicht nur professionell, sondern auch auf einem menschlichen Level miteinander gut ausgekommen ist... Aber da es ihm peinlich wäre, dies anzusprechen, da ja offenbar sonst niemand daran zu denken scheint, spricht er eben mit Wraith über Musik. Wraith dagegen fühlt sich schuldig, so lange nicht an Machine gedacht zu haben, zumal sie sich jetzt gut daran erinnert, dass sie sich Sorgen um ihn gemacht hatte, als er in HELLISH TRAFFIC für seine dringend benötigte Operation Geld gebraucht hatte und plötzlich der ganze Run und damit auch die Bezahlung den Bach runterging. Er hatte schon immer ihr Mitgefühl geweckt, und auch wenn sie nie den Mut aufgebracht hatte, ihn darauf anzusprechen, fragte sie sich immer, wie eine stets so gelassen und ausgeglichen erscheinende Person nur als halbe Maschine leben kann. Fast nichts an ihm ist noch natürlich – was umso stärker ins Auge fällt, da die gesamte Cyberware auf dem Stand der frühen 2050er und damit von vorgestern ist –, und damit ist ihm vieles, das für sie selbstverständlich ist, komplett unmöglich: Mal davon abgesehen, dass keine Frau mit einem Haufen Metall und Kunststoff zusammen sein möchte, ist er sowieso nicht in der Lage, Geschlechtsverkehr zu vollziehen, das völlig natürliche Körpergefühl muss für ihn nur noch eine blasse Erinnerung sein, und sei es nur, dass man sich vital und lebendig fühlt, eine Massage genießen kann und zum Arzt geht, wenn einem etwas fehlt, anstatt zum Cyberdoc, um einen Ölwechsel durchführen zu lassen. Wraith kennt niemanden, dem sie zutrauen würde, so leben zu können – allein, um sich an den Cyberarm zu gewöhnen, hat Ghost Jahre gebraucht –, und fragt sich, wie ausgerechnet so ein umgänglicher Kerl wie Machine es kann. Ja, all die unausgesprochenen Dinge, während man sich über die Charts unterhält...

 

Nachdem sich Wraith wieder in den Van zurückgezogen hat, um sich ein Wasser zu holen, spöttelt Meryl angesichts des nervös auf- und abgehenden und mit seiner Steinschlosspistole herumspielenden Cutty leise vor sich hin, wie man sich nur so eine Witzfigur anlachen konnte, aber Machine setzt sie erst einmal von seiner und Kits Leistung in der Palmera Mall in Kenntnis. Dieser Job ist natürlich nie bis zur Straße vorgedrungen, denn wer möchte es sich schon mit dem Wolfpack verscherzen, indem man damit angibt, dass man dessen Boss erledigt und seinen Kopf der Auftraggeberin überbracht hat?

 

Meryl überlegt kurz und geht schließlich zu ihm, was Kit missmutig beobachtet, und das wiederum entgeht Wraith nicht. Cutty verhält sich Meryl gegenüber freundlich, aber ausweichend, und die versucht ihrerseits, ihm auf den Zahn zu fühlen. Als Cutty irgendwann vorsichtig nachhakt, wieso sie bitte mit ihm spricht, entgegnet sie, sie lege Wert auf ein gut eingespieltes Team, denn nur mit einem solchen könne eine Mission funktionieren – doch dazu müsse man sich eben kennen lernen. Cutty erwidert etwas verwirrt, dass dazu jetzt wohl nicht mehr besonders viel Zeit bleibe und dass man davon abgesehen keine Blutsbrüderschaft geschlossen haben müsse – wenn jeder seinen Part kennt, reiche das vollkommen aus. Meryl versetzt tadelnd, er sei wohl nie bei den Streitkräften gewesen, und erzählt von ihrem Regiment, das nach der Abspaltung Kaliforniens von den UCAS reichlich im Regen stand und sich seither als professionelle Söldnertruppe verdingt: die Sons of Liberty von Hunter-Liggett. Dabei rückt sie sich selbst ins rechte Licht und erweckt, als sie von lange zurückliegenden Einsätzen erzählt, den Eindruck, selbst dabei gewesen zu sein, obwohl sie dafür ja viel zu jung ist, aber sie versucht sich nun mal interessant zu machen, um den ganzen Profis hier auf Augenhöhe begegnen zu können. Natürlich will sie darauf hinaus, dass ihre Einheit ein eingespieltes Team war, aber Cutty entgegnet, dass, wenn persönliche Freundschaft ins Spiel kommt, diese eine vernünftige Zusammenarbeit doch eher behindert als erschwert. Wenn man zum Beispiel mit jemandem zusammenarbeite, den man liebt – er nickt in Richtung Ghost und Fiona –, dann könne man sich doch gar nicht auf den Run konzentrieren, sondern nur auf den Partner und die Sorge, ihm könnte etwas zustoßen. Meryl lenkt das Gespräch in andere Bahnen und erklärt anhand eines Beispiels der Selbstaufopferung für einen Kameraden, wie wichtig das Füreinanderdasein in ihren Augen ist.

 

Dabei schimmert vielleicht nicht für Cutty, aber für den Zuschauer durch, dass sie trotz ihrer trotzigen "The sky's the limit, and King Kong ain't got shit on me"-Attitüde die Sons of Liberty vermisst, weil sie sich dort einer Gruppe zugehörig, in ihr geborgen und von ihr beschützt gefühlt hat. In ihrem Alter muss und will man sich ja erst jedem beweisen und wird oft nicht ernst genommen, und man darf annehmen, dass ihr das, seit sie Hunter-Liggett verlassen hat, oft passiert ist. Doch dort gehörte sie zu einem Verbund Gleichgesinnter und hatte ihren Platz. Vermutlich hatte sie ihren Entschluss, die Sons of Liberty gleich nach ihrer Ausbildung zu verlassen, aus jugendlichem Übermut und dem Wunsch gefasst, als Individuum und nicht als kleiner Teil einer Einheit wahrgenommen und respektiert zu werden, und bedauert ihn nun, da sie gesehen hat, wie verdammt schwer das ist – und wie herrlich einfach es damals war.

 

Kit schaut mit zunehmender Gesprächsdauer zusehends ungehaltener zu. Fiona registriert natürlich, dass Cutty ihrer besten Freundin offenbar alles andere als egal ist: Sie rät ihr, mit ihm zu reden. Kit widerspricht, dass man doch ausgerechnet jetzt, wo jeder im Geiste beim vor ihnen liegenden ungewissen Run sein sollte, nicht über Gefühle sprechen könne. Wraith hält dagegen, dass hier jeder versucht, sich abzulenken, um die Fassung zu bewahren und zu funktionieren – vielleicht sei es gerade jetzt ein guter Zeitpunkt. Kit winkt wortlos ab und vertritt sich die Beine, gesellt sich dann aber schließlich doch zu Cutty, sobald Meryl wieder zum Van zurückgekehrt ist. Etwas ungelenk eröffnet sie das Gespräch mit Belanglosigkeiten, wie viele Rennen er denn so bereits gefahren sei, wie ihm ihre neue Kurzhaarfrisur gefalle, und so weiter. Schließlich fragt sie, warum er sich denn nicht mehr gemeldet habe. Cutty weicht aus, aber Kit beharrt auf einer Antwort. Schließlich hakt sie vorsichtig nach, ob er immer noch etwas für Fiona empfinde, und nach einiger Zeit nickt Cutty deprimiert. Als er aufschaut und Kits enttäuschten Gesichtsausdruck bemerkt, dämmert ihm überhaupt nicht, woher bei ihr der Wind weht, er ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

 

Tatsächlich sitzt Cutty auf der Straße, seit ihn sein letzter Vermieter auf selbige gesetzt hatte, und ist daher dringend auf Geld angewiesen, und in dieser Hinsicht kam ihm dieser Run wie gerufen. Dass er es sich mit seiner Zusage so schwer gemacht hatte, lag an Fi. Nachdem Kit im letzten Akt von THE GUNPOWDER PLOT klar geworden war, was Cutty für Wraith empfand, ging er aus zweierlei Gründen auf Abstand: zum einen, weil in Kitsunes Blick so ein furchtbarer Tadel gelegen hatte, der obendrein auch besagte: "Wenn du etwas von ihr willst, musst du zuerst an mir vorbei"; zum anderen, weil er gehofft hatte, dass seine Zuneigung zu Wraith schon irgendwann verschwinden würde, wenn er sie nur lange genug nicht sah. Kit wiederum hatte ihre Zuneigung zu Cutty gemäß 'You don't know what you got 'til its gone' erst entwickelt, nachdem er den Kontakt hatte einschlafen lassen, und das gestrige Wiedersehen hatte sie letztlich offiziell gemacht – da war ihr klar geworden, dass sie sich nichts einbildete, dass sie tatsächlich mehr für den Piraten empfand. Während der holprigen Unterhaltung, die sie nun führen – da keiner so recht weiß, was er sagen soll, und daher Allgemeinplätze zum Besten gibt –, drückt sich Cutty sehr ungeschickt aus, und Kit kehrt grimmig zum Van zurück.

 

Das Team erhält das Signal, und los geht's: Headhunter Redemption (Card II), Strom & Wiederverwertung, Koloniehof, 15% – frei begehbar, aber der Solarverdichtungsreaktor muss noch entlastet werden, danach Headhunter Redemption (Card II), Strom & Wiederverwertung, Koloniehof, 18% – nach dem Showdown, nicht zum Solarverdichtungsreaktor (sonst hängt sich das Spiel auf); von hier aus zum Levelanfang Fertigung.

 

Nun sehen wir zum ersten Mal Marv Claymore, der mit anderen Anzügen durch das Kraftwerk geführt wird, und lernen Jack Sutcliffe und Taurus Sykes kennen, seine Bodyguards. Jack ist eingeweiht und soll zusammen mit Marv extrahiert werden, aber Taurus ahnt noch von nichts. Jack möchte nicht, dass ihm etwas zustößt, und hofft, dass er dafür sorgen kann, weil er nicht weiß, wann und unter welchen Umständen der Zugriff erfolgen wird.

 

Lucy Hopewell hat eine Verbindung mit einer verfremdeten Stimme hergestellt (es ist natürlich Sonic), die das Team durch das Kraftwerk lotst, die Kameras ausschaltet und hier und da eine Tür öffnet. Solange es geht, wird Kit vorausgeschickt, um einzelne Wachen lautlos auszuschalten, und Ghost tut dasselbe mit dem Bogen, während sich Wraith und Cutty im Astralraum darum kümmern, die Geister schnell auszuschalten, bevor sie Alarm geben können. Machine und Meryl halten sich als Backup im Hintergrund, aber natürlich kommt es, als es gar nicht anders geht, zum großen Feuerzauber mit allen Beteiligten.

 

Das Team dringt über allerlei Schleich- und Umwege zu Marv Claymore vor. Jack nutzt die Chance, Taurus von hinten zu Boden zu ringen und mit einem Chokehold das Bewusstsein zu rauben, während sich das Team um die Kongardisten kümmert. Gemeinsam tritt man eilig den Rückzug an, denn jeden Moment muss Verstärkung eintreffen. Maura Gale (Demi Moore, Charlie's Angels II, Kapitel 21, 1:14:45, Kapitel 23, 1:23:08, Kapitel 26, 1:29:30), Jacks Vorgesetzte bei der Security von Yakashima, bekommt den Anruf, dass Claymore gerade extrahiert wird.

 

Als alle den Van erreichen, hört man auch schon einen kreisenden Helicopter. Machine rettet den Tag und bestreicht ihn mit MG-Dauerfeuer, so dass er abdrehen und sich im Schutz der Bäume in Sicherheit bringen muss, um eine Notlandung einzuleiten. Stu tritt aufs Gas, und los geht's. Er hat in der Zwischenzeit eine gute Fluchtroute rausgesucht und eine Spur in die falsche Richtung gelegt, indem er mit durchdrehenden Reifen in Richtung Straße losfuhr, dann mit absoluter Präzision in seinen Reifenspuren zurücksetzte und wendete, um nun in eine andere Richtung aufzubrechen, in die man logischerweise nicht fahren würde, weil dort nur eine gesperrte Straße liegt, an deren Ende eine Brücke instandgesetzt wird – aber der Bison ist geländetauglich, und NavStars Aufnahmen haben gezeigt, dass er das Gelände bewältigen kann, das querfeldein zu einer anderen Straße führen wird.

 

Das Team entkommt mit Claymore und Sutcliffe, doch noch während der Fahrt teilt Lucy dem Team kühl mit, dass es eine Planänderung gibt: Der Bodyguard muss verschwinden. Für Ghost kommt das gar nicht infrage, also setzt er ihn stattdessen am Straßenrand aus. Das ist verdammt hart, aber das hat man davon, wenn man sich auf das Wort eines Konzerns verlässt. Marv ist darüber auch äußerst erschüttert, kann aber nichts unternehmen.

 

Jack geht nach der schief gelaufenen Extraktion an der Landstraße entlang und erreicht irgendwann eine Bushaltestelle, wo er auf den nächsten Greyhound wartet. Er hat ein neutrales Kommlink dabei, mit dem er Tanya anruft, und zu seiner endlosen Erleichterung ist bei ihr alles in Ordnung. Jack beobachtet nervös den Straßenverkehr und befürchtet, dass jederzeit ein Yakashima-Team herangerast kommen könnte. Es dauert ewig bis zum nächsten Bus, und erst am Abend erreicht er sein Ziel: Irvine, einen Vorort im Orange County. Mittlerweile ist er höchst besorgt, denn irgendwann beantwortete Tanya seine Anrufe und IMs nicht mehr.

 

Vor dem kleinen Haus ist der Zaun durchbrochen und der Boden des Vorgartens von durchdrehenden Reifen aufgewühlt, die Hausfront weist Einschusslöcher auf, auch eine geronnene Blutlache ist zu sehen. Panisch rennt Jack in jedes Zimmer, doch niemand ist zu finden...

 

Jacks Plan war der, dass seine Familie an dem Tag einfach nicht mehr nach Hause kommt. Das Geld buchte seine Frau an dem Tag auf ein anderes Konto um. Die Wohnung sollte sie mit einem Umzugsunternehmen an jenem Tag komplett leeren lassen, wobei nichts Persönliches zurückbleiben durfte. Jedoch schickte Maura Gale kurz nach dem Zwischenfall sofort ein Team los, das einen Chip mit Heimvideos fand, den Tanya versteckt und vergessen hatte. Über diese stoffliche Verbindung fand sie seine Familie.

 

Cisco geht nicht ans Kommlink, Jack hat keine Spur, sitzt auf der Straße und hat keinerlei Kontakte, und die Unterlagen über den Kontowechsel muss er erst mal finden, denn schließlich ist der gesamte Hausrat hier zwischengelagert, und Tanya hat die Unterlagen gewiss gut darin versteckt. Zwar hat Cisco den Kühlschrank des Verstecks gefüllt, aber nur für ein paar Tage, denn man wollte ja rasch ins neue Zuhause umsiedeln. Jack ist also pleite, mutterseelenallein und verzweifelt.

 

Maura ruft Jack an und teilt ihm genüsslich mit, dass sich seine Familie in ihrer Gewalt befindet. Wenn er sie wiedersehen möchte, soll er herausfinden, wo sich Marvin Claymore aufhält. Erst, wenn sie Claymore wieder hat, wird Jack seine Frau und Tochter zurückbekommen.

 

Mittwoch, 21. Januar 2060:

 

Bill: Hi! I'm Bill Waverley.

Kate: And I'm Kate Glosse with 'All You Need To Know'.

Bill: The wolf is caged. Perry Montez, also known as Crackshot, an important lieutenant of the notorious Wolfpack, is tonight facing his transfer to the infamous Edenshaw prison. "Ratboy" Bobby Keller, himself a wanted felon and Montez' nephew who tipped off the LAPD as to his uncle's whereabouts, fell victim to the Wolfpack's revenge and barely survived. The ransom he received for turning Montez in allowed him to have several organs replaced in an undisclosed medical facility in Santa Barbara County. As of now, he has recovered from his extensive medical overhaul and is set to fly home. With San Diego relatives still laying claim to his organs, we ask: Is home where the heart is?

Kate: I guess there's one wolf who wishes he'd worn sheep's clothes, Bill. Halfway into the Los Angeles council meeting last night a free spirit appeared and presented its complaints about its treatment by its former summoner, councillor Jacob McVady. While McVady finally admitted to having summoned the spirit in the past, he completely denied any of the activities that the spirit, which refused to introduce itself, claimed to have been forced to do during its service. According to its testimony, McVady told the spirit on various occasions to perform a number of actions which it was completely against because of moral issues, including concealing a number of affairs while in his office and spying on political rivals. While the spiritual accusations are not admissible as evidence in a court of law, the council concluded that enough proof was presented by the spirit to warrant an investigation into councillor McVady's activities, such as curious conditions of city contracts he awarded to Sierra Inc.

Bill: Speaking of Sierra Inc, this morning Wayne Jenkins, member of Sierra's board of directors, visited his corporation's Decontamination Facility twenty miles offshore to review its progress, when terrorists took control of the cleanup facility. They are now holding the staff and the visitors hostage, threatening to kill them one by one and ultimately detonate the oil depot if they don't receive a ransom to an as of now unknown amount. As a joint venture between Save Our Seas and Sierra Inc. the Offshore Decontamination Facility was constructed last year, after two oil tankers had collided and sunken twenty miles offshore. According to various biologists, a well-placed detonation would ignite the crude oil and spread it out over the ocean turning the coastal waters into an inferno. If the chlorides being used to decontaminate the sea water were to be released, the ecosystem would be wiped out and the pacific ocean would be turned into toxic waste.

Sarah Wynter: If the plant blows, massive quantities of chlorinated chemicals used in killing marine bacteria will go up in flames along with the crude oil. Expect vast amounts of toxins including dioxins, to be released into the atmosphere. Dioxins are common nomenclature for Polychlorinated Dibenzodioxin and Polychlorinated Dibenzofuran. They are organic chloride compounds that are highly acute and toxic and are powerful chemicals that can cause cancer, genetic disorders and birth defects. On top of that, they don't decompose easily nor dissolve in water, making it easy for them to accumulate within the bodies of living organisms. The environmental impact on the coastal area ecosystem would be unfathomable. Restoration would require several generations.

Bill: Looks like the Sierra executives are facing an exciting day, Kate.

Kate: They sure do, Bill. After the break: Renraku-CEO Inazo Aneki is suspended from his office for an indefinite period of time, being replaced by Haruhiko Nakada as interim CEO. We will delve deeper into the mystery that surrounds this surprising development and ask: Has Aneki been 'shut down'?

Bill: And in Breaking News: A leading citizen was murdered at his desk. For victim profile and safety-at-work feature watch our next bulletin. For now, I'm Bill Waverley.

Kate: And I'm Kate Glosse, and that's 'All You Need To Know'.

 

Die Kamera zoomt zurück, und wir sehen Kit, die zu Hause auf das Trid schaut, dabei aber das Kommlink am Ohr hat: Lucy Hopewell macht Dampf und will, dass Kit für ¥ 250.000 sofort ihr Team zusammenstellt, um einen Ausflug in den Pazifik zu unternehmen. Wenn Lucy richtig informiert sei, habe Kit ja Zugriff auf jemanden, der gute Kontakte hat, was den Transport zur ODF angeht...

 

Gesagt, getan, Cutty erkundigt sich bei Walker Jennings nach einer Möglichkeit, überzusetzen. Captain Nemos Nautilus wäre für ¥ 25.000 tatsächlich gerade frei. Lucy regelt das Finanzielle, und los geht's. Stu kann man diesmal nicht gebrauchen, aber Machine hätte man natürlich gern dabei, doch der ist leider auf einem Run unterwegs. Also fahren nur Kit, Cutty, Star, Ghost und Meryl zum Treffpunkt und besteigen das U-Boot von Cuttys altem Chef. Für Meryl ist das der einschüchterndste Auftrag ihres Lebens: Dieser Drek ist in den verdammten Nachrichten, zig News-Helicopter kreisen um die ODF, die von Terroristen eingenommen wurde – und jetzt fährt man mal eben mit einem U-Boot dorthin! Die anderen lassen sich nichts anmerken, während Kit sehr erbost zur Kenntnis nimmt, dass Meryl das nicht gelingt. Sie ist ohnehin schon aus privaten Gründen nicht gut auf sie zu sprechen – Meryls Unprofessionalität provoziert sie da nur umso mehr, zumal es sich hier mal um einen richtig harten Shadowrun handelt.

 

Während der Tauchfahrt ziehen sich alle die nun überall in den Nachrichten verfügbare Karte der Anlage auf ihre Kommlinks:

 

Shell 1 Core

Strut A: Pump Facility

Strut B: Transformer Facility

Strut C: Recreational Area

Strut D: Sediment Pool

Strut E: Material Distribution Facility

Strut F: Warehouse

 

Shell 2 Core

Strut G: Oil Processing Facility

Strut H: Warehouse

Strut I: Assembly Facility

Strut J: Power Plant

Strut K: Biochem Lab

Strut L: Sewage Treatment Facility

 

Captain Nemo bringt das Team mit der Nautilus bis vor den Oil Fence, schweißt ein großes Loch hinein, und die beiden Pods bringen die beiden Teams zu ihren jeweiligen Einstiegspunkten: Team A (Kit, Cutty und Meryl) zu Strut A (Pump Facility) von Shell 1, Team B (Ghost und Wraith) zu Strut G (Oil Processing Facility) von Shell 2. Wir folgen vornehmlich Team A, und zwar mit Metal Gear Solid 2 (MGS2 02 (Card I), Strut A roof – Struts A-F, Level 1, MGS2 03 (Card I), Shell 1-2 connecting bridge, MGS2 06 (Card I), KL connecting bridge (Shell 2 Core), MGS2 07 (Card I), Shell 2 Core, B1 Filtration Chamber No. 2, MGS2 09 (Card I), Strut A Deep Sea Dock). Selbstverständlich stehen beide Teams in ständigem Komm-Kontakt.

 

Strut A (Pump Facility): Der Einstiegspunkt ist auch gleich einer der problematischsten, denn von hier aus werden einige der Cyphers und Sicherheitskameras überwacht. Kit schleicht sich hier ganz fuchsig durch und legt zwei Gegner nacheinander lautlos schlafen. Meryl stellt entsetzt fest, dass die "Terroristen" ihre eigenen Jungs sind: die Sons of Liberty, die sich, seit sie von Uncle Sam fallen gelassen wurden, als Söldner verdingen. Als Kit das mitbekommt, nimmt sie Meryl sehr einschüchternd ins Gebet, dass sie sich auf sie verlassen können muss.

 

Von hier geht's nur nach Westen zu Strut B weiter, die Tür nach Osten hat eine höhere Einstufung und öffnet sich nicht.

 

AB Connecting Bridge: Nur eine Wache läuft Patrouille und kann leicht umgangen werden.

 

Strut B (Transformer Room): Hier hat das größte Gemetzel mit den Konzerntruppen stattgefunden, Gegner sind nicht zu sehen.

 

BC Connecting Bridge: Die Brücke zu Shell 1 Core ist beim Angriff der Konzerntruppen zerbombt worden. Hier fliegt ein Cypher Patrouille, den alle drei erfolgreich abpassen.

 

Strut C (Dining Hall): Auch hier sind keine Gegner auszumachen.

 

CD Connecting Bridge: Nur eine Wache patrouilliert, aber sie kann nicht umgangen werden, so dass sich Kit um sie kümmert.

 

Strut D (Sediment Pool): Hier wird es das erste Mal brandgefährlich: Kit schaltet einen Gegner im Nahkampf aus, als plötzlich sein Kamerad auftaucht – Meryl hätte freies Schussfeld, kann aber nicht abdrücken. Cutty springt ein und schickt den Söldner mit einem Energieblitz ins Wasser.

 

Kit beherrscht sich, so gut sie kann, und erklärt Cutty prominent, als wäre Meryl gar nicht da, dass sie ihn als zweiten Mann im Rücken haben will, womit sie Meryl indirekt nach hinten verbannt, wo sie keinen Schaden anrichten kann.

 

Von hier aus geht's zur Shell 1-2 Connecting Bridge, aber dazu muss man sich erst eine Karte besorgen, die die Tür öffnet.

 

DE Connecting Bridge: Eine Wache patrouilliert unten, eine steht oben. Da man von unten kommt, schleicht Kit los, und es gelingt ihr im letzten Moment, die untere Wache auszuschalten und mit Cutty über die Reling ins Wasser zu werfen, bevor ihr oben postierter Kollege runterschaut und dort einen reglosen Körper sieht. Meryl könnte schießen, tut es jedoch abermals nicht. Man wartet also ab, bis er wieder in Richtung Strut D geht, huscht hoch und durch die Tür.

 

Strut E (Material Distribution Facility + Heliport): Während sich das Trio zwischen den Laufbändern orientiert und feststellt, dass es allein ist, nimmt Kit Meryl sehr einschüchternd ins Gebet, denn jetzt reicht's. Wenn Meryl von hier auch wieder mitgenommen werden wolle, werde sie verdammt noch mal funktionieren, denn bis jetzt ist sie nur Ballast und ein Unsicherheitsfaktor, und beides kann man gerade hier am allerwenigsten gebrauchen. Kit ist sehr hart gegen sich selbst und besitzt wenig Einfühlungsvermögen für verweichlichte Nicht-Japaner, daher kommt ihr überhaupt nicht in den Sinn, dass jemand, der mit diesen Söldnern aufgewachsen ist, gerade bei jedem Schritt darum kämpfen muss, nicht in Panik zu verfallen oder in Tränen auszubrechen, von nützlicher Teilnahme ganz zu schweigen. Cutty tritt hinzu und sagt leise: "Kit. She ain't you." Kit verspürt kurz einen Stich, weil ihr das demonstriert, wie weit sie in Sachen Disziplin über diesen beiden steht, obwohl sie doch gerade von Cutty als etwas anderes angesehen werden möchte.

 

Jedoch kommt nun ein Team der Sons of Liberty aus der Richtung, in die man wollte, offenbar alarmiert. (Womit man gerechnet hat, denn irgendwann fällt ja auf, dass die Kameraden über Funk nicht antworten.) Die drei weichen auf den Heliport aus, wo sie auch den Harrier sehen, werden aber nicht auf den Söldner aufmerksam, der die EF Connecting Bridge im Auge hat. Der projizierende Cutty sieht, dass die Luft rein ist, und man setzt seinen Weg fort.

 

EF Connecting Bridge: Die Brücke zu Shell 1 Core existiert zwar noch, aber durch die Level-5-Tür gibt's kein Durchkommen. Es ist Meryls Aufmerksamkeit zu verdanken, dass man erfährt, dass das Gelände vermint ist. (Man kann die Minen hier nicht tarnen, aber von Weitem sieht sie das ungeübte Auge auch nicht sofort.) Da man nicht weiß, wie stark die Minensensoren sind und wie weit ihr Radius gefächert ist, kann's hier kritisch werden. Obendrein hat das Trio das irrsinnige Glück, dass der Wachposten über ihm einen Kaugummi nach vorn spuckt, so dass es auf ihn aufmerksam wird. Cutty projiziert sich erneut, schwebt nach oben, passt den optimalen Augenblick ab, als sich der Wachposten umwendet, kehrt zurück, und zu dritt huscht man am Rand hinter den Silos entlang.

 

Strut F (Warehouse): Hier sind keine Gegner auszumachen, aber einer der getöteten Sicherheitsleute hat eine Level-3-Karte. Kit hat gut aufgepasst und weiß, dass sie zu Strut D zurück müssen. Wegen der Minen und dem Wachposten, der sie nun von Anfang im Blick hätte, ist es aber einfacher, den langen Weg im Kreis zu nehmen, also geht's weiter.

 

FA Connecting Bridge: Hier gibt's sowohl eine Wache als auch einen Cypher. Letzteren kann man nicht lautlos ausschalten, also wartet Kit seine Patrouille ab, läuft hoch, erledigt die Wache, und alle drei warten wieder, um erneut den Cypher abzupassen und weiter zu Strut D zu laufen.

 

DG Connecting Bridge: Von hier aus erreicht man die Brücke zu Strut G von Shell 2 – doch dummerweise fliegt der Harrier gerade wieder seine Runde, entdeckt die Eindringlinge, schießt auf sie und trifft so die Brücke. Durch viel Glück wird das Trio so von den Trümmern verdeckt, dass der Pilot davon ausgehen muss, alle erwischt zu haben, und abdreht. Als er weg ist, macht sich Kit mutig an die Kletteraktion, um die Belastbarkeit der Trümmerteile zu testen – sie halten, und Cutty und Meryl rücken zitternd nach. Richtig beängstigend wird es, als durch die strukturelle Beschädigung des zerstörten Strut G die Platten, die den schmalen Steg bilden, unter dem Gewicht nachgeben. Kit springt athletisch nach vorn, die anderen beiden kriechen bäuchlings hinterher, den Blick auf den verseuchten Ozean gerichtet. Der Weg führt über die durch das Absacken von Strut G ebenfalls beschädigte GL Connecting Bridge.

 

Strut L Perimeter: Durch die Beschädigung kann man den Strut nicht direkt betreten, sondern muss auch hier außen an der Wand lang, wobei Kit gutes Timing an den Tag legen muss: einerseits die lockeren Bodenplatten, denen man nicht zu lange das eigene Gewicht zumuten möchte, andererseits die aus den Fenstern schauenden Söldner. Besonders schlimm wird die Stelle, an der der extrem schmale Grat auf der anderen Seite kein aufrechtes Gehen erlaubt, so dass man auf der Seite liegend kriechen muss – ein Albtraum.

 

KL Connecting Bridge (MGS 06): Diese Brücke muss wohl schon beim Angriff der Sons of Liberty in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Endlich kann sich Meryl nützlich machen, indem sie die drei Cyphers abschießt, aber so ist der Gegner natürlich auch gewarnt. Abermals geht es nur am noch stehenden Geländer in schwindelerregender Höhe zum Ziel, wobei man beim langsamen Sichvorantasten auf dem Präsentierteller sitzt und nur hoffen kann, dass sich nicht gleich die Tür öffnet.

 

Shell 2 Core, 1F Air Purification Room: Überraschenderweise ist auf dieser Ebene niemand zu sehen. Noch immer hat man weder die Bomben noch die Geiseln gefunden. Kit wird auf einen Gang mit metallenen Boden-, Decken- und Wandplatten aufmerksam und stellt fest, dass es nach Ozon riecht. Auf gut Glück wirft sie einen Plastikbecher in den Gang, und der wird schon in der Luft gegrillt. Okay, diese Tür ist so gut geschützt, dahinter muss etwas liegen, das die Sons of Liberty gut geschützt wissen möchten. Da man hier auf der Suche nach einem Weg, den Starkstrom auszuschalten, nicht weiter fündig wird, geht's mit dem Fahrstuhl runter zu B1.

 

Shell 2 Core, B1 Filtration Chamber No. 1: Diese Ebene ist überflutet. Meryl ist eh schon mit den Nerven am Ende – jetzt rutscht sie an der Wand herab und kriegt einen leichten Panikanfall, denn auf gar keinen Fall steigt sie hier ins Wasser. Klar, eigentlich möchte jeder umkehren, aber auch Ghost und Wraith sind noch nicht fündig geworden, und irgendwo muss man ja zum Ziel kommen, erst recht, da man unter Zeitdruck steht, weil die Sons of Liberty wissen, dass Feinde auf der ODF sind.

 

Cutty erklärt sich also bereit, zu tauchen und zu schauen, ob er einen Durchgang ins Trockene findet, und lässt Meryl bei Kit zurück. Er orientiert sich trotz der angsterfüllenden Situation sehr gut und hat es nur einigen Luftlöchern zu verdanken, dass er überhaupt so weit vordringen kann – die Herausforderung dabei ist, nicht in Panik zu verfallen und die Orientierung zu verlieren.

 

Tatsächlich schafft Cutty es durch ein Labyrinth aus eingestürzten Trägern und ein Schott, und er schafft zur Filterkammer, deren Mitte aus einem unscheinbaren Pool besteht. Hier erwartet ihn der orkische Sgt. Rasche, der beim Rückzug zu langsam war und zurückgelassen wurde, um Shell 1 abzuriegeln und so den Anstieg der Überflutung zu verlangsamen. Daher hat er schon längst mit seinem Leben abgeschlossen, hat aber auch nichts mehr zu verlieren, weil er weiß, wie es da draußen inzwischen aussehen dürfte und dass er diesen Tauchgang nicht schaffen würde.

 

Sgt. Rasche: The ODF is armed with a purified hydrogen bomb. And it isn't an ordinary bomb – it's capable of heavy hydrogen-nuclear fusion using lasers and magnetics to generate heat insulated compression. When we blow this thing up, we blow it up good.

Cutty: To be honest, we could use your help. Why don't you—

Sgt. Rasche: Save your breath, little fishy. I got a good idea of how it must look out there by now. No way I'm gonna make it. I was thinking about going in there, make it quick. (Er deutet mit dem Lauf auf den Pool.)

Cutty: Tough to drown yourself. Your survival instinct kicks in, you just swim back to the surface, no matter how much you wanna die.

Sgt. Rasche: Oh, this isn't seawater, you know. It's a by-product of the microbes contained in the sediment pool. Buoyancy is practically non-existent thanks to the high oxygen content. Once you fall in... you don't come up. Take a good look at your grave.

Cutty: What? Frag it, man, your comrades left you! What do you stand to gain by—

 

Doch schon eröffnet Rasche das Feuer – er hatte nicht den Mut, sich selbst zu richten, aber jemand anderes könnte es tun, und so kann er abtreten, wie er gelebt hat: als Krieger.

 

Cutty wirft sich erschrocken zu Boden, rutscht dabei aber prompt über den Rand des Pools und klammert sich fest, wobei er seine Steinschlosspistole auf dem Rand liegen lassen muss. Doch Cutty ist zu nass und der Rand zu glatt, und er ist erschöpft von dem anstrengenden Tauchgang, er schafft es nicht hoch. Grimmig schmunzelnd kommt Rasche aus der Deckung, tritt auf den hilflosen Cutty zu, deutet auf dieses albern wirkende Relikt und meint, Cutty habe wohl Sinn für Humor, ausgerechnet so etwas mitzubringen – doch Cutty ergreift die Pistole, tötet Rasche mitten im Satz mit einem Energieblitz und zieht sich mit letzter Kraft hoch.

 

Viel Zeit zum Durchatmen bleibt nicht. Er taumelt weiter und findet endlich nicht nur die Schaltanlagen, sondern auch die Bombe. Mit optischer Kommlink-Verbindung ruft er Ghost an, der stellt weiter zu Toolie durch, und dieser lotst Cutty durch die nötigen technischen Schritte. Den Strom in 1F umzuleiten, ist nicht das Problem, die Bombe schon. Ob Toolie die richtigen Anweisungen gegeben hat, zeigen zwar die Würfel, aber weder er noch Cutty noch sonst jemand weiß es mit Sicherheit.

 

Es hilft alles nichts, Cutty muss auch wieder zurück. Die Orientierungsproben gelingen gerade so, und mit dem wirklich allerletzten Atem schafft es Cutty zurück zu Kit und Meryl. Er darf kurz verschnaufen und Bericht erstatten, woraufhin sich Ghost und Wraith melden: Sie haben einige Geiseln im Shell 1 Core gefunden und befreit, doch Wayne Jenkins war nicht darunter, er ist anscheinend sofort von den anderen getrennt worden.

 

Kit fährt erst mal allein mit dem Aufzug hoch, um zu sehen, ob die Luft rein ist – Cutty ist zu kaputt, und Meryl traut sie kein Stück mehr. Und siehe da, auf 1F sind zwei zurückgekehrte Söldner zu sehen, die zuvor ausgeschwärmt waren, um die Eindringlinge zu suchen (deshalb war es hier vorhin leer). Kit räumt auf, testet den Starkstromgang, und ja, der ist in der Tat deaktiviert. Hinter der Tür ist Wayne Jenkins untergebracht, das Mitglied des Verwaltungsrats von Sierra, Inc., das zur Besichtigung hier war. Er ist verängstigt, aber bei guter Gesundheit. Bei der Übernahme durch die Sons of Liberty ist er sofort von den anderen Geiseln getrennt und hier untergebracht worden.

 

Um zur Nautilus zurückzukehren, muss man ins Wasser, aber nur wenige Struts verfügen über einen Zugang. Strut L aber führt runter zum Oil Fence, wie Jenkins weiß. Kit lässt also die anderen beiden nachkommen und informiert zwecks Rendezvous Ghost und Wraith. Kaum, dass Cutty und Meryl dazugestoßen sind, betreten jedoch Lt. Husky und vier Sons of Liberty den Shell 2 Core, und ein Feuergefecht bricht aus. Die arme Meryl ist völlig fertig, aber wenn sie nichts unternimmt, war's das für sie in beiden Gruppierungen, also erwidert sie weinend das Feuer der Sons of Liberty.

 

Lt. Husky und zwei Söldner sind tot, zwei weitere fliehen. Cutty ist eh schon sehr erschöpft und hat nun noch ordentlich Entzug reingekriegt, Meryl ist einem Weinkrampf nahe, und Kit hat sich einen sehr schmerzhaften Schuss in die Hüfte eingefangen. Über die KL Connecting Bridge geht's im Abendrot nun mit Jenkins zu Strut L.

 

Strut L Sewage Treatment Facility: Über die Wartungsleiter klettern die vier in einer wunderschönen Aufnahme vor der glühenden Abendsonne am Strut entlang nach unten, während sie sich mit dem anderen Team und der Nautilus abstimmen. Diese kann Strut L wegen heruntergestürzter Trümmer nicht direkt ansteuern, also muss man zum Treffpunkt über den schmalen Oil Fence, der aber von Gun Cyphers patrouilliert wird. Wraith hat jedoch ein Scharfschützengewehr erbeutet, mit dem sie nun aufräumt und zeigt, dass sie das ziemlich gut beherrscht. (Man schießt damit ja nicht alle Tage, und wer auf normale Distanzen gut ist, muss für diese langen Distanzen nicht zwingend eine Hand haben, die ruhig genug ist.) Von beiden Seiten werden Jenkins und die anderen Geiseln also unter Wraiths Feuerschutz zum Treffpunkt gelotst, und hier lässt es sich nicht vermeiden, in die verseuchte Pazifikbrühe zu springen, um an Bord der Nautilus zu gelangen. Wraith läuft als Letzte über den Oil Fence.

 

Die Sons of Liberty haben nun weder die Geiseln noch die Bombe als Druckmittel (theoretisch zwar schon, aber die müssten sie erst mal wieder flott bekommen, und dazu müsste man sich dasselbe zumuten wie Cutty). Also wird Lucy verständigt, und noch an Bord der Nautilus bekommt das Team auf der Rückfahrt in den Nachrichten mit, dass ein UniOil-SEK heroisch den Tag gerettet habe. Man verbringt die Tauchfahrt schweigend, aber in den stummen Blicken liegt sehr viel.

 

Behind the Scenes: Momentan wird zum Säubern ölverseuchter Gewässer polychloriniertes Dibenzodioxin oder polychloriniertes Dibenzofuran benutzt, Krebs erregende Chloride, die sich sehr langsam abbauen und nicht wasserlöslich sind – sie würden also, wenn man sie freisetzt, das Wasser noch weitaus stärker verseuchen als Öl. Marv Claymore, führender Wissenschaftler bei Yakashima Technologies, hat jedoch einen Mikroorganismus entwickelt, der diese Aufgabe ebenfalls übernehmen kann, aber weitaus umweltverträglicher ist. Dieser Mikroorganismus befindet sich noch in der Testphase, aber Yakashima will ihn zwecks Erprobung unter realistischen Umständen auf Sierras Decontamination Facility einsetzen und hat bereits Verhandlungen aufgenommen. United Oil Research and Development (ein Tochterunternehmen von United Oil Industries) arbeitet ebenfalls an einem solchen Projekt und steht auch mit Sierra in Verbindung, hat aber bisher mit heißer Luft gehandelt. Als UniOil merkt, dass man Yakashima nicht zuvorkommen kann und dieser Kon unter diesen Umständen klar den Zuschlag von Sierra erhalten würde, zieht man die Glacéhandschuhe aus und engagiert zwei Runnerteams, die gleichzeitig zuschlagen: Eines klaut die Daten aus dem HQ, das andere extrahiert Marv auf einer Dienstreise nach Split Mountain.

 

Jack Sutcliffe ist exklusiver Personenschützer seines Freundes Marv und weiß von dessen bevorstehender Extraktion. Er soll dabei helfen und kriegt dafür einen neuen, deutlich besser bezahlten Posten bei UniOil. Die Extraktion verläuft chaotisch, aber erfolgreich, und noch während Claymore im Bison sitzt, spart UniOil ein paar Nuyen, indem es sein Wort Jack gegenüber bricht, und tritt auf Sierra zu mit der News, dass es nun Claymore und sein Projekt hat. Sierra weiß, wie der Hase läuft und wie schnell sich die Dinge ändern können, und gibt UniOil den Zuschlag, weil es jetzt nichts mehr mit Yakashima zu verhandeln gibt.

 

Yakashima wiederum verliert auch keine Zeit und arrangiert einen "terroristischen Überfall" auf die ODF, während es hinter den Kulissen UniOil erpresst, indem es die Herausgabe von Claymore und seinem Projekt fordert – bei Zuwiderhandeln lastet die Verantwortung für die toten Geiseln und die zerstörte ODF in Sierras Augen auf UniOils Schultern. Also bleibt UniOil nichts anderes übrig, als umgehend wieder auf Hemingway zuzutreten und sofortige Hilfe anzufordern.

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