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November 2061

 

Ghost erhält einen Anruf von Darius Coburn, der ihn nicht schlecht überrascht: Starlight möge doch bitte baldestmöglich zum Corridor im Fixx kommen.

 

Star wundert sich natürlich auch, aber wenn Denton Hemingway ruft, lässt man alles stehen und liegen. Coburn verhält sich wie ein rauer Gentleman und begleitet Star zu deren kompletter Überraschung persönlich zum Ufo, von dem man weiß, dass Hemingway darin residiert. Es geht an massiven Nestern von Selbstschussanlagen und Drohnen vorbei (Star verzichtet aus Höflichkeit aufs Askennen, kann sich aber denken, dass auch die magische Sicherheit exzellent sein muss), und mit dem Lift geht's nach oben in die Flugscheibe. Der einflussreiche Schieber, der sie und ihr Team seit Jahren einsetzt, empfängt sie höflich.

 

Hemingway: Starlight. Such a pleasure to finally meet in person.

Star: Pleasure's all mine, Mr. Hemingway. I hope Mrs. Bowman, Hopewell and Golightly are doing well?

Hemingway: They're doing exquisite. Please. (Er bietet ihr einen Platz an.) Can I offer you a drink? (Star schüttelt lächelnd den Kopf.) I know you're a busy bee, so I won't waste any more of your time than absolutely necessary. You're probably wondering about the occasion.

Star: I am.

Hemingway: There's a gentleman called Johnson who wants a corporate project of which he doesn't know much more than the name to fail spectacularly.

Star: A sabotage gig.

Hemingway: It gets better. You'll be delighted to hear that the gig's supposed to start in the Caribbean League, and who knows where the trail of breadcrumbs will lead from there?

Star: I won't lie, the Carib League's tempting. But with nothing more to go on than a name, in a foreign country...

Hemingway: One and a half mil, which you can distribute to your heart's content, should you be successful. A small but enticing detail, I suppose.

Star: One and a half million nuyen? (Hemingway lächelt nur gelassen, als hantiere er ständig mit solchen Summen.) That's a motivator, all right. Although Mr. Johnson can offer a gazillion nuyen just like that if he doesn't expect the payday to ever come.

Hemingway: Why would you think that?

Star: If I just needed a couple of shadowrunners to distract my enemy so the real team can do the gig, when it comes to how much I'm willing to promise, the sky's the limit.

Hemingway (lehnt sich bedeutsam vor): You survive by being wary. I respect that. But I'm quite confident that you are very aware of the significance of you sitting in this chair. Tell me, Starlight: Am I wrong?

Star (charmant): You can't blame me for trying to pry. But yes, Mr. Hemingway. I think we understand each other.

Hemingway (lehnt sich wieder zurück): Should you, in the end, be able to argue that you can't possibly conclude the contract, but have done everything in your power to try, there's a hundred K for your trouble waiting for you.

Star: Mr. Johnson would expect us to work for less, I suppose. Why start the negotiations with these numbers, then?

Hemingway: This isn't a negotation. It's a fixed price. Still looking for the catch, though, hm? You wouldn't be that successful if you weren't. Well, he does have a condition.

Star: I thought as much.

Hemingway: No matter who you hire, you need to be the team leader.

Star (tonlos): What?

Hemingway: You heard me. The offer's for a team lead by you. You send someone else, you get nothing.

Star (überlegt kurz mit regloser Miene): I see. The hundred K will be our budget, I assume?

Hemingway (lächelnd): You'll love this part. All justifiable costs will be taken care of. Whatever you may need, gear, services, will be paid without touching your guaranteed minimum pay. You just have to procure those services yourself, that's all. And let me assure you: Mr. Johnson is no penny-pincher. The payment he's willing to part with should be proof enough.

Star: Does Mr. Johnson offer a way into the country?

Hemingway: A bog-standard flight.

Star: What about IDs? In that case we're gonna need good ones.

Hemingway: In the works.

Star: What time is the departure?

Hemingway: We're arranging a near-term flight to Houston as we speak. Further means of conveyance will be available when you arrive.

Star: Do we have a chance to smuggle a few things?

Hemingway: No artillery. Gear we can spin a story around, yes.

Star: Is a contact on site?

Hemingway: No. Once you reach your destination, you're on your own. (Star nickt.) No more questions? Good. Do we have a deal?

Star: We do, Mr. Hemingway.

 

Nun setzt er sie darüber in Kenntnis, dass es um die Gunderson Corporation in Florida geht, und das Projekt heißt Poseidon. Star soll ihm mitteilen, was sie geschmuggelt haben möchte, und ihr Team bereit halten, es kann in frühestens 24 Stunden oder jederzeit später losgehen, sobald Hemingway den Flug mit allem Drum und Dran organisiert hat.

 

Star weiß, wie der Hase läuft: Jemandem muss dieser Run immens wichtig sein, und sie kann sich nur ausmalen, wie viel Hemingway für seine Vermittlung kriegt. Er empfängt ausschließlich die absoluten Topleute persönlich, Stars Team ist damit in den Olymp von Los Angeles aufgestiegen, und diesen Aufstieg verdankt es offenbar weniger den erfolgreichen Runs, die es im Laufe der Jahre für Hemingway durchgeführt hat, sondern Mr. Johnson. Aus irgendeinem Grund will er, dass Star das Team führt, und er bietet eine Summe, bei der sie nicht nein sagen kann. Und damit ihr Misstrauen im Keim erstickt wird, lässt er alles ordnungsgemäß über einen Schieber laufen, dem sie "vertraut" (soweit man davon im Biz sprechen kann), und dieser trägt nun das Risiko: Hemingway hat sich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass Star bezahlt wird, und sei es aus eigener Tasche. Damit hat sie keine Argumente gegen den Run, ohne Hemingway zu beleidigen, indem sie ihm offen misstraut oder noch versucht, den Preis hochzuhandeln, weil sie zu wissen glaubt, dass Mr. Johnson unbedingt sie will und daher noch mehr bezahlen würde.

 

Aber warum diese Summe? Für dieses Geld kriegt Mr. Johnson ganz andere Kaliber, die international erfolgreichen Runner. Wenn er es sich also leisten kann, warum geht er zu den Kaliforniern, die in ihrem Sprawl zwar auch in die Oberliga aufgestiegen sind und einen guten Ruf genießen, die aber außerhalb von CalFree zu Recht niemand kennt?

 

Star fährt sofort wieder heim und lotst auch Ghost dorthin. Auf der Fahrt sucht sie sich alle öffentlichen Infos über die Gunderson Corporation, die Karibische Liga etc. raus. Zu Hause rätseln die beiden über die Identität des spendablen Auftraggebers, kommen aber zu keinem anderen Ergebnis als dem, dass es etwas mit Wraith zu tun haben muss. Das ist nach wie vor ein sehr schwieriges Thema, mit dem man sich lieber nicht zu lange beschäftigt.

 

Die Zusammenstellung des Teams jedoch ist kritisch: Señora Arguiñano hat Cutty für einen weiteren Gig in der Northern Crescent angeheuert. (Aber ohne Pride, die letztes Mal nur als Sachverständige dabei war, um die Waren zu überprüfen.) Einem Espectro sagt man nicht mal eben, dass man es sich anders überlegt hat, also muss er zähneknirschend absagen. Auch Kitsune muss dankend ablehnen, denn in ein paar Tagen hat sie ihre Nachbehandlung – wenn sie die sausen ließe, hätte sie sich die aufwändige Gentherapie sparen können.

 

Ohne Angel geht auf High-Profile-Runs gar nichts, also erkundigt sich Ghost, ob er verfügbar ist – zum Glück ist er es, sobald er von der Bezahlung hört (weil er Geld für ein neues Cyberdeck braucht). Viper wurde jedoch von Las Venturas in Beschlag genommen und ist mit ihnen irgendwo unterwegs.

 

Natürlich treffen sich die beiden auch gleich mit Quicksilver. Der kann sein Glück nicht fassen: Egal, wie schlecht die  Chancen stünden, für die Aussicht auf ¥ 300.000 würde er alles tun, mal ganz davon abgesehen, welche Türen dieser Run allein bei Hemingway öffnen würde. Zwar muss er sich etwas einfallen lassen, Estella zu vertrösten, die eine Aufgabe für ihn hat, aber er sagt sofort zu.

 

Jetzt braucht man natürlich noch magische Unterstützung. Wen, wenn nicht Pride? Star ist nicht scharf darauf, seit sie weiß, wie sehr sich die Afrikanerin an ihren Kerl herangemacht hat, aber hey, wir sind hier alle Profis. Pride geht es, als Ghost sie anruft, ähnlich wie Jack: Sie ist Feuer und Flamme, denn sie lebt weit über ihre Verhältnisse und braucht eine dringende Finanzspritze, aber auf sie wartet Arbeit ihres Espectro. Das teilt sie jedoch nicht mit, sondern sagt direkt zu.

 

Ghost und Star schlafen miteinander und hängen danach nebeneinander liegend ihren Gedanken nach. Star nimmt an, dass Ghost an den ihm Unbekannten denken muss, mit dem sie ihn betrogen hat, geißelt sich für ihre Dummheit und Schwäche und fragt sich, wann sich alles je wieder normal anfühlen wird. Dazu kommen die drängenden Fragen, warum Mr. Johnson sie haben will und dafür so irre viel Geld hinblättert, wie gefährlich dieser Job wird, ob sich Wraith besser darin schlagen würde als Starlight...

 

Nach einiger telefonischer Feinabstimmung (Daten derer, die mitkommen, Ankündigung, dass Cyberdeck und Waffenfokus geschmuggelt werden müssen) ist es soweit: Mit gepackten Koffern treffen sich die fünf wie zuvor im Parkhaus des Long Beach International Airport. (Pride aktuell mit Rasta-Frisur.) Erneut ist es Holly Golightly, die das Team empfängt, und Sonic, der die neuen Kommlinks auf ihre Benutzer abstimmt.

 

Starlight: Arden McKenna

Quicksilver: Caius Horne

Pride: Yvette Faroux

Ghost: Kelvion Vincennes

Angel: Elroy Gioeli

 

Mr. Johnson muss wirklich tief in die Tasche gegriffen haben, denn Holly macht dem Team (unnötigerweise) klar, dass es hier sehr wertvolle IDs anvertraut bekommt: Alle fünf sind Novatech-Angestellte (interessanterweise waren die letzten IDs Angestellte einer Novatech-Tochter), zwei davon leitend (McKenna und Horne), eine im mittleren Management (Faroux) und zweimal High-Level-Security (Vincennes und Gioeli), Visa für die CAS und die Karibische Liga sind bereits vorhanden, ebenso Waffenscheine und Cyberware-Lizenzen für die Security und Magie-Lizenzen für McKenna und Faroux. (Waffen dürfen jedoch nicht mitgenommen werden, und Angels Cyberdeck und Stars Waffenfokus werden gesondert transportiert.) Allein die Cred-Limits sprechen eine deutliche Sprache, dass alle fünf regelmäßig im Jetset unterwegs sind. In zwei Kommlinks (McKenna und Gioeli) befindet sich ein Stealth-Chip, der ein anderes Kommlink mit anderen Bankverbindungen simuliert – über diese kann man mit "Deepthroat" kommunizieren, einem Mittelsmann von Mr. Johnson, der sich um die laufenden Ausgaben kümmert, und auch mit dessen schwarzem Geld bezahlen.

 

Holly erwähnt außerdem beiläufig, dass es Mr. Johnson nicht stören würde, würden eben diese IDs mit der Sabotage in Verbindung gebracht werden.

 

In der ersten Klasse geht es zum George Bush Intercontinental Airport in Houston (auf dem Flug werden wie gewohnt die Lebensläufe gelernt, womit gerade Star, Angel und Quicksilver dank Bio- und Cyberware die wenigsten Probleme haben), wo man auch die gesondert transportierten Goodies zurückbekommt. Inzwischen hat das Team auch erfahren, dass es hier eine Nacht verbringen und morgen früh mit dem Dreamglider, einem Luxus-Zeppelin, nach Miami weiterfahren wird. (Ja, mit einem Zeppelin "fährt" man.) Das dient der Komplettierung von Background-Checks, da man ja nun das Leben dieser IDs weiterführen muss (das bis jetzt lückenlos geschrieben wurde, obwohl keiner dieser fünf Menschen in dieser Form existiert). Also mietet man sich standesgemäß uptown im renommierten Post Oak Hotel ein und verbringt den Abend im Luxus.

 

Ghost kennt das überhaupt nicht, lässt sich aber nicht anmerken, wie sehr ihn eine solche Umgebung verunsichert, da er doch weiß, dass er nur Dreck von der Straße ist und nicht hierher gehört. Pride hingegen blüht auf: Das ist mehr Luxus, als sie gewohnt ist, und nichts liebt sie mehr als das. Dass sie noch gar nicht weiß, wie sie der Amazone in ein paar Tagen erklären soll, dass sie nicht im Sprawl ist, kümmert sie gerade wenig. Jack fremdelt noch mit der Situation: Oft genug war er in solchen Hotels, aber als Leibwächter wichtiger Execs, wohingegen er sich nun als so jemand ausgibt.

 

Am Morgen bringen Taxis das Quintett zum Flugplatz, wo es den feudalen Kreuzfahrt-Zeppelin besteigt, der sogar ein riesiges Sonnendeck mit Indoor-Pool, Strandbar etc. aufweist. Die Weiterfahrt von hier aus wird natürlich länger dauern, wenn man ansonsten semiballistische oder Suborbitalflüge gewohnt ist, mit denen man innerhalb von Stunden überall auf dem Erdball sein kann.

 

Ghost und Star ziehen sich natürlich irgendwann in ihre Kabine zurück, und jeder weiß, dass sie die seltene Gelegenheit ergreifen werden, Sex in luftiger Höhe zu haben. Er verläuft nicht so leidenschaftlich wie einst gewohnt, denn dies ist erst das dritte Mal, seit sie wieder zusammen sind, und auch wenn er versucht, sich nichts anmerken zu lassen, quält Ghost das Wissen, dass Fi mit jemand anderem zusammen war.

 

Danach lassen sie sich von einem Roboter ihr Abendessen aufs Zimmer bringen und sitzen in Unterwäsche an der Fensterwand und sehen hinaus.

 

Star: Have you actually ever been to the Carib League?

Ghost: No.

Star: What number is it now? The countries you've been to?

Ghost: Geez, I don't know. California, Pueblo, Seattle, the SSC, the Tir, no, both Tirs, Hawai'i, Austria, Germany, the Sioux Nation, Ute Nation...

Star: It adds up, doesn't it?

Ghost: It does.

Star: You look sad.

Ghost: Thinking about my old crew. Most places I've been to was with them.

Star: You've never told me much about them.

Ghost (sieht sie eine ganze Weile an, rückt dann etwas auf seinem Stuhl vor): Well, you know Willie. Have I ever told you about Sally?

Star (schwingt ihre Beine hoch und legt sie auf Ghosts Schoß, womit sie signalisiert, dass sie gern länger zuhören möchte): Doesn't ring a bell.

Ghost: Sally Tsung, half native american, half Chinese. We were partners and, you know, more.

Star: No way. You're always so adamant about not getting romantically involved with other runners, and now I learn that I'm not even the first one? (Sie tritt ihn scherzhaft.)

Ghost: Practice what you preach, huh? It wasn't a relationship as such, it was... I don't know. We worked together, we had sex, but we... we weren't close. I guess I wasn't able to be close to somebody that way anyway, back then.

     Then there was Merlin. Imagine a bed with really nice linen, but unmade and reeking of cigars. (Star lacht überrascht auf.) He loved nice suits, he wore those 1930s stuff before it became hip. But they were always a rumpled mess as if he'd slept in them. Well, most of the time he probably did. Merlin was a streetmage, very old-school. Always chewing on a cigar, drinking heavily, partying hard—

Star: Goodness, now I'm picturing Doc Hauser.

Ghost: Geez, no, nothing like him. He was a sly dog, but a charmer, too. Degenerate gambler, though. He pissed all his money away at poker and black jack, that's what got him on the street.

     The General. Complete basket case. He dressed up as a CSA general. Not the CAS, mind you. The CSA, civil war era.

Star (grinsend): He left the house like that?

Ghost: Actually I think he didn't even have any normal clothes. Probably five confederate outfits, though. He refused chrome and insisted on making it without it. No matter how much of a loony he may have been, but you have to respect that. The guy had some principles.

     Tailchaser.

Star: Yeah.

Ghost: Actually Merlin, the General and I picked her up in Tir Tairngire, that's where she's from. Novahot razorgirl, tough as nails. Makes you think twice about your elf clichés. Over time we became something like a duo. She even moved in with me.

Star (überrascht): Seriously? Back then when you were, you know... "more professional"?

Ghost: She needed a place, I had lots of space. It made sense.

     Machine. Our Machine doesn't have a trademark on the handle, and I think my Machine got her streetname earlier. She was a rigger. But pretty soon she got a way out, back into the light. Some corp, I forget which one, hired her.

     Then there's the Dodger. Uhm, the Artful Dodger, as he insisted.

Star: Like Dickens?

Ghost: What?

Star: Never mind. I know him, I've read about him on Shadowland. He must have been a big deal, back in the day.

Ghost: He was.

Star: Better than Angel?

Ghost: I'm not the best judge on those things, I'm no decker myself, but yeah, I think the Dodger was clearly a league or two above Angel. He was an elf and a weirdo. Always with the thees and thous and Sir here and Lady there. We didn't get along at first, but the more we went through together, the closer we got.

     Killer Kilpatrick. Gave that handle to himself, insisted on being called Killer, but we all called him Clarence 'cause, uh... Don't even remember who came up with Clarence or what it had to do with his eye. He had a lazy eye, and I recall that was the reason for Clarence. Anyway. An ork samurai who loved blowing things up. Man, he really got off on that.

     Menace, the archetypical troll. All muscles, no brain. But how he wielded those machine guns, oh my. He was the one who carried me out of the zero zone that cost me my arm and my spine.

     Reptile, the merc. I have this asshole to thank for the MBW they put into me when I was out, and for the debt I got into because of that.

     Eddie Paragon, a razorguy with no razors, he was all the way into bioware, had some pretty nifty gizmos built in. A very skilled close-combat fighter and the best dancer I've ever seen. Man, that guy knew how to move.

Star: That's always a hit with the ladies.

Ghost (lächelnd): Oh, he was a ladies' man all right.

     Ricochet.

Star (sieht ihm an, dass sich minimal etwas in seiner Mimik ändert): A lover?

Ghost: Geez, no. More like a... I don't know. She studied magic at the university, got involved in the biz, got caught, dropped out, became a full-time runner. Great Manitou, I haven't talked about them in years.

Star (mitfühlend): I know.

Ghost: I don't know left from right when it comes to juju, but they said she was crazy good. She created a spirit, can you imagine that?

Star: A familiar? At that age, on the street?

Ghost: Yes, and not just a little one. That... thing was creepy as hell, and it wiped the floor with pretty much anybody. A veritable monster. Ric became untouchable with that thing by her side. Nobody wanted any aggro with her, her spirit became her neighborhood's boogeyman.

Star: That's wild, Ghost. Knowledge like that, she could get any corp job she wants, diploma or not.

Ghost (mit einem Anflug von nachdenklichem Stolz): No, she'd never sell out.

Star: She was special to you.

Ghost: She was such a hothead, a rebel, a firebrand, and yet such a gifted mage. TC and I, we... kinda took her under our wing. Like, like an apprentice, you know?

Star: I can tell she meant more to you than an apprentice, but yeah, I get the picture.

Ghost: There were lots more. Charlie and Web, the Buccaneer, Leonardo, Razor, Gordon Straker, Devil Jack Diamond, Money, Tie, Nightfall, Jake Badlands...

Star: Sounds like a serious sausage fest.

Ghost (grinsend): Money was female.

Star: What became of them all?

Ghost: Well, Money... the bitch betrayed us and got what she deserved. Sally got shot, Buck, too. Tie, I lost sight of him, can't be sure, but I heard they pulled him out of the Puget Sound. Clarence and Reptile got the deaths they wanted, in a hail of bullets. DJ pissed off a syndicate and was put in a trash compactor. Eddie got his head shot clean off by a sniper. Merlin got caught by the cops and put away for good. He's probably dead by now, too. I don't know about the rest. 2056, a lot could've happened since then.

Star: If you had the chance, would you go back?

Ghost: And leave you? No way in hell.

Star: Forget about me for a moment. Let's say I'd come with you. Would you?

Ghost (atmet durch und denkt nach): I guess not. I feel nostalgic about those days because... there's no one around to remember them but me, you know? Seems like a lifetime, or at least a main era – kind of peak that never comes again. Seattle in the early to mid-fifties was a very special time and place to be a part of. Maybe it meant something. Maybe not, in the long run, but no explanation, no mix of words or music or memories can touch that sense of knowing that you were there and alive in that corner of time and the world. Whatever it meant.

Star: Wow. Beautifully said, honey. I feel you.

Ghost: I'd be disappointed anyway. You know, learning that everybody's dead or in jail, new faces everywhere. Without it being, let's say '53, Seattle won't feel like '53. No, yázhí, my place is here now.

Star: And you aren't curious at all?

Ghost (achselzuckend): Sure, but... If TC's dead, or Ric... I'd rather not know and picture them alive and kicking. If you lose sight of people who used to be important to you, they become immortal. I need them to be alive. I want somebody out there with the same memories, who remembers the time with me as fondly as I remember the time with them, if that makes any sense. I don't wanna be the last man standing, the only one with my memories, you know?

Star: I think I do.

 

Die Reisezeit verbringen die Runner von ein wenig Müßiggang abgesehen mit dem Studium aller online auffindbaren Informationen über die GC (außer Pride, die sich voll dem Genuss hingibt, was man noch zähneknirschend hinnimmt), und Angel sucht ganz gezielt nach einem Aufhänger, um dort an die höheren Etagen heranzukommen. Zu diesem Zweck durchleuchtet Angel die GC-Tochter TransSea und stößt auf eine höhere Angestellte, Melody Nicotero, die, obwohl verheiratet, ein Verhältnis mit einem höheren GC-Angestellten hat, Raffael Speight. Über ihr System gelangt er an seine Kommnummer, deckt in sein privates System und lädt seine Mails herunter. Bei deren Studium findet er heraus, dass ein noch höherer Angestellter der Abteilung F&E, Tucker Lindholm, erst neulich spurlos verschwunden ist und die Vorgesetzten gerade alle Hebel in Bewegung setzen, ihn ausfindig zu machen. Speight beklagt sich darüber, von ihnen gegrillt worden zu sein, ob er irgendetwas weiß, weil er manchmal mit ihm Tennis gespielt hat. Das ist der perfekte Aufhänger. Angel wurde nämlich vor Monaten ein vielversprechendes Gerücht über die Ares Trident Aquacology zugetragen, eine vielleicht und vielleicht auch nicht existente Unterwassereinrichtung im Guyana Basin, und zwar auf eine Weise, von der er weiß, dass es nicht weit verbreitet ist und sich dazu in Shadowland fast nichts finden lässt. In der Annahme, dass der Codename Poseidon auf ein maritimes Projekt schließen lässt, und in der weiteren Annahme, dass auch GC nicht weiß, wohin Lindholm verschwunden ist, schlägt Angel vor, eine unüberprüfbare Querverbindung herzustellen, die einem Eingeweihten logisch vorkommt – was, wenn Ares Lindholm abgeworben hätte?

 

Nun lautet die Legende also, dass Arden McKenna nach Miami gekommen ist, um sich heimlich mit Lindholm zu treffen, nur um festzustellen, dass sie von ihm versetzt wurde. (Sie wird also eine überprüfbare Datenspur hinterlassen, dass sie nach der Landung und dem Einchecken ins Vicky's gegangen ist und dort erfolglos gewartet hat.) Um einen Fuß in die Tür zu bekommen, will sie sich danach semioffiziell an GC wenden und frei heraus zugeben, dass sie selbst an einer Abwerbung Lindholms interessiert war, ihr aber jemand zuvorgekommen ist. Daraufhin hat McKenna bei ihrem Vorgesetzten Bericht erstattet und sich grünes Licht geholt, GC einen Tipp zu geben, in welche Richtung Lindholm ihren Informationen zufolge verschwunden ist – und als Gegenleistung erbittet sie sich ein offenes Ohr für ihren Vorschlag einer Zusammenarbeit. Das kann GC natürlich unmöglich ernsthaft in Erwägung ziehen, aber hoffentlich reicht das, an mehr Namen und Aufhänger zu kommen.

 

Der Zeppelin landet auf dem Miami International Airport, und das Quintett checkt downtown im InterContinental ein. Quicksilver und Star (Paket Street, Party 06) werfen sich in Schale, mieten standesgemäß einen Sportwagen und sehen sich auf dem Weg zum Vicky's das bunte Miami bei Nacht an. Währenddessen ziehen Ghost und Angel los, um für Quicksilver ein paar Wissenssofts zu kaufen, die nützlich werden könnten (in der Annahme, dass der Codename Poseidon auf ein maritimes Projekt schließen lässt), da in die HeadMem heruntergeladene Online-Einträge nur sture Informationen ohne Querverbindungen liefern, aber kein Fachwissen simulieren können – man kann damit nur auswendig Gelerntes abspulen, aber versteht es nicht. Außerdem müssen Squeezies besorgt werden: Sie haben dank Angels Shadowland-Recherche einige Tipps auf dem Zettel, wo sie einen Schieber finden könnten. Pride überlässt man sich selbst, da das InterContinental schließlich ein Luxushotel ist.

 

Miami ist für alle gewöhnungsbedürftig, denn im Gegensatz zur trockenen Hitze am Tag und Kälte bei Nacht daheim ist es hier rund um die Uhr schwülwarm (was im November allerdings erträglich ist). Star und Silver setzen sich im Vicky's auf den Außenbalkon, genießen den Ausblick und müssen hier nur ein wenig Zeit verbringen. Dabei unterhalten sie sich angeregt.

 

Jack beobachtet Fiona und denkt an Stanskis Poolparty und den Abend im Over The Moon zurück – mit ihr zusammenzuarbeiten, hat wirklich Spaß gemacht, und ja, sie ist eine umwerfende Frau, von der man nicht glauben kann, dass sie eine Kriminelle ist – so eine wird zum Trid- oder Popstar oder macht Konzernkarriere, denn so einer stehen alle Türen offen. Er kann ja nicht wissen, dass in diesem Traumkörper Alexis LaPage steckt, ein sehr, sehr unperfekter Mensch, der sich gegen seinen Willen im Tiefschlaf befindet, und ebenso wenig kann er wissen, dass dieser Körper auch nur das Resultat von Operationen und genetischen Modifikationen ist, die aus einer hübschen Frau eine Aphrodite gemacht haben, und dass der Charakter dieses Menschen entworfen wurde, um genau die Wirkung zu erzielen, die Fiona auf die meisten hat. Körperlich hat sich Jack von der ersten Sekunde an zu ihr hingezogen gefühlt, und am Abend im Over The Moon, als er eng mit ihr tanzte, weil sie schließlich "verheiratet" waren, wünschte er sich, sie würde die Nacht mit ihm verbringen. Einen Tag lang ein Ehepaar zu spielen und von ihr so behandelt zu werden, wie sie mit Ghost umgeht, hatte Jacks Fantasie in Gang gesetzt – wie schön wäre es, so eine tolle Frau hätte nur Augen für ihn? Seitdem muss er immer wieder an sie denken und sich bemühen, die Gedanken zu verscheuchen.

 

Pride nutzt währenddessen das Spa-Angebot des InterContinental und lässt sich von vorn bis hinten bedienen. Typisch für Löwe sollen die anderen die Drecksarbeit erledigen, während sie die Annehmlichkeiten genießt.

 

Ghost und Angel betreten die dritte Bar, eine ziemlich dunkle Kaschemme, weil sie dort den kleinen Schieber Trip Dawkins finden können sollen. Es wird lange und in Zeitlupe gezeigt, wie sie hereinkommen, sich aufmerksam umsehen, die Bar ansteuern, Schnitte auf diverse Gäste, die mal hier, mal da einen Blick riskieren, teilweise unauffällig, teilweise provozierend. Als Angel an der Bar nach Trip fragt, feuert ihm plötzlich ein Ork aus nächster Nähe mit einem Kleinkaliber-Revolver in den Bauch, während eine Orkin auf Ghost zielt. Der hat aber bereits reagiert, als die Orkin erst noch ihre Kanone zog, entwaffnet sie nun brutal und bricht ihr am Tresen fast das Rückgrat. Angel, der seine maßgeschneiderte Sicherheitskleidung trägt, nimmt seinem Angreifer den Revolver ab, schlägt ihm mit dem Knauf das Gesicht zu Brei und stößt ihn an einen Tisch. Ein Dritter bewegt sich aus der Menge, aber da liegt schon Ghosts Mündung an seinem Hals.

 

Angel verhört seinen Angreifer brutal, und es stellt sich heraus, dass es sich einfach nur um einen wirklich blöden Zufall gehandelt hat: Hinter ihm ist ein kubanischer Ork namens Esparza her, der für die Batistas arbeitet und ihn umlegen will, und er und seine Kumpels hatten auf Grund von Angels bestimmtem Auftreten einfach gedacht, jetzt sei es soweit. Die Schatten bestehen nun mal nur zu wenigen Prozent aus abgebrühten Shadowrunnern – dieser kleine Fisch hat einfach nur panisch überreagiert.

 

Zumindest ist der ganzen Kundschaft klar, dass die beiden Herren vom Fach sind, so dass das Treffen mit Trip Dawkins klar geht, bei dem Ghost seine Bestellung aufgibt. Trip kann nicht alles zeitnah liefern, will den Deal aber gegen Prozente über den nächstgrößeren Schieber abwickeln. Eine Anzahlung und eine Drohung später (was passiert, wenn sie weder das Geld noch die Ware sehen) trennt man sich wieder.

 

Im Hotel finden alle wieder zusammen und tauschen sich aus, und Silver hat fast ein schlechtes Gewissen Ghost gegenüber. Er ahnt nicht, dass ihn gerade Pride askennt und dabei einen ziemlich guten Wurf hinlegt – nicht gut genug, um sicher zu sein, aber um eine Ahnung zu haben. (Fiona tut das im privaten Bereich nur in absoluten Ausnahmesituationen, weil sie das für sehr unhöflich hält. Obendrein ist sie eh nicht annähernd so gut darin wie Pride.)

 

Als nächstes muss ein für GC vertrauenswürdig wirkender neutraler Treffpunkt vorbereitet werden. Angel lässt seine Agenten das LTG durchforsten, und als er die Ergebnisse studiert, wird er auf ein Gerücht aufmerksam, dass ein Batista den Eigentümer des edlen Nachtclubs Marquee in der Hand hat, obwohl dieser Club eigentlich eine Front für die Gambiones ist, die mit den Batistas um die Vorherrschaft über Miamis Unterwelt konkurrieren. Mehr ist in der Richtung online nicht zu finden, aber das ist bei den meisten Schatteninformationen der Fall.

 

Also geht es mitten in der Nacht noch mal los zu Trip, den Ghost bittet, ihm so viele Infos über die einzelnen Gambiones und Batistas downtown wie möglich zu geben (damit Angel weiß, wonach er im Marquee-System suchen muss, aber das geht Trip nichts an). Trip kennt nur ein paar der bekannteren Namen, und dabei lässt Ghost es bewenden. Als Newcomer ist man nicht gut damit beraten, gleich den ersten drittklassigen Kleinstschieber, den man auftut, Staub aufwirbeln zu lassen.

 

Den folgenden Tag verschläft Angel weitgehend, um abends fit zu sein, und die anderen vier entspannen am luxuriösen Swimming Pool des Hotels. Natürlich nutzt man die Gelegenheit, Bikini und Badehose auszupacken, doch nur Star und Pride geben sich völlig natürlich, Ghost und Silver gelingt das noch nicht.

 

Pride ist zu sehr Löwe, um von einem Opfer abzulassen, nur weil es gesagt hat, dass es nicht gefressen werden möchte. Sie wollte Ghost ohnehin schon immer, einen der extrem wenigen Männer, die sie auf Augenhöhe neben sich dulden kann, einen, der nicht nur ein Spielzeug und ein wandelnder Dildo wäre. Und je mehr sie von Star sieht und erlebt, umso weniger kann sie sie leiden, denn Stars Anwesenheit trifft Pride in ihrer Eitelkeit, lenkt die Blicke der anderen von sich ab. Natürlich hat auch Pride Bewunderer, aber sie will die, die Star hat, vor allem Ghost. Jeden anerkennenden Blick auf Star von Jack oder anderen Hotelgästen, so heimlich er auch sein mag, nimmt sie Star persönlich übel, und sie hätte nichts dagegen, wenn sie bei dem Run draufginge und Platz machte.

 

Star wiederum kann Pride noch nicht einschätzen, und nach außen passiert ja auch nicht viel. Dass sie Ghost wollte, kann man ihr ja eigentlich nicht übel nehmen, aber Star tut es trotzdem. Unterm Strich aber ignorieren die beiden einander weitestgehend.

 

Jack merkt, wie Fiona ihm mehr und mehr den Kopf verdreht, denn er spürt immer wieder Eifersucht in sich aufsteigen, wenn sie so liebevoll lächelnd und vertraut mit Ghost spricht. Verdammt, Ghost ist einer der anständigsten Kerle, die ihm je begegnet sind, er hat Jack schon so sehr geholfen, da ist etwas wie eine Freundschaft entstanden – und doch merkt Jack, dass er im Stillen manchmal ein bisschen sauer auf ihn ist, weil Fiona nur ihn auf diese eine besondere Weise behandelt. Es ist leichter, wenn er sie nicht sieht, aber Tag für Tag so oft in ihrer Nähe zu sein und sie mit Ghost zu erleben, ist eine deutlich größere Herausforderung, als er gedacht hatte. 'Das kann ja heiter werden', sagt er sich und lenkt sich damit ab, Pride beim Schwimmen zu beobachten. Ebenfalls traumhaft gebaut, elegant, sexy, dazu exotisch, mysteriös, interessant – aber nicht sympathisch. In der Vorstellung, sich mit ihr einzulassen, schwingt reizvolle Gefahr mit, aber dieses Herzliche, Offene, Einladende von Fiona, das einen emotional anspricht, geht ihr völlig ab.

 

Ghost wiederum weiß noch immer nicht, mit wem Fiona fremdgegangen ist. Bei jedem Blick von Jack zu ihr fragt er sich, ob er es gewesen sein könnte, verscheucht den Gedanken aber gleich wieder, zumal er nicht wirklich annimmt, dass Fi sich jemanden ausgesucht hat, den auch er kennt. Dafür ist Ghost fast erleichtert, als er beobachtet, wie Pride einen gut aussehenden Gast um den Finger wickelt und schließlich mit ihm den Pool verlässt, vermutlich, um aufs Zimmer zu gehen und Spaß zu haben. Das nimmt ihn aus der Schusslinie. Normalerweise würde er dieses Verhalten, dieses raubtierhafte Umschleichen und Konkurrieren, und sei es noch so subtil, auf einem Run nicht dulden – er steht nicht zur Verfügung, Ende der Diskussion –, aber er weiß auch, welche Probleme sein Team schon immer hatte, gute Vollmagier zu kriegen. Cutty hat nur geasagebundene Kampfzauber und kann nicht beschwören, Doc Hauser kann nur beschwören, ist aber ein Säufer und Junkie und komplett unzuverlässig, Alyn Vage ist ein viel zu teurer Mietmagier, der Gefahr aus dem Weg geht, Viper ist nur ein Heiler, und was für Zauber Wraith auch immer beherrscht haben mag, ist unter Wraith abgelegt und nicht unter Star. Pride hat eine teure Konzernausbildung genossen, ist Kosmopolitin, Konzernerin und Schamanin, also auch noch eine flexible Beschwörerin mit vielseitiger Zauberauswahl. Dafür muss man eben auch mit dem Totem leben.

 

Am Abend begibt sich Angel (mit Ghost als physischer und Pride als magischer Bewachung) ins Marquee. Angel hat bereits von dem "Riesenrad" mit den acht Gondeln gelesen, die als technisch und magisch abgeschottete Besprechungsräume vermietet werden. Vor dem Betreten müssen die Kommlinks abgegeben werden, und beim Treffen will Angel diese Zeit nutzen, das Kommlink des GC-Mitarbeiters zu manipulieren. Um aber an dieses heranzukommen, muss er etwas finden, mit dem er das Marquee erpressen kann.

 

Vor Ort geht er also heiß in die VR und liefert sich ein spannendes Stelldichein mit dem erwartet hochwertigen System. Das Würfelglück ist auf seiner Seite, er bleibt weitgehend unentdeckt, und das IC, das auf ihn aufmerksam wird, kann er rechtzeitig ausschalten. Die Namen von Trip findet er hier leider nirgends, aber Angel spürt gut getarnte Konten auf, die vielleicht das belegen, was das Gerücht besagt – aber vielleicht auch nicht. Er versieht die Zugänge mit Datenbomben und bespricht sich mit Ghost und Pride. Wenn man den Besitzer damit erpressen will, muss man erstens das Glück haben, dass es sich bei den Konten wirklich um genau das belastende Material handelt, das man bei der Erpressung erwähnt – aber man darf ihm auch nicht die Zeit geben, einen Decker die Bomben entschärfen zu lassen oder sogar das Geld verloren zu geben und die Konten zu löschen. Das ist Poker auf höchstem Niveau. Ghost ist skeptisch, Pride ist für volles Risiko. Beide haben gute Argumente: Ghost möchte angesichts dessen, was sie hier leisten sollen, auf Nummer Sicher gehen und einen anderen Zugang zu GC finden, Pride betont, dass ihnen nicht noch mal so ein wertvolles Gerücht in den Schoß fallen wird – der Miami Metroplex hat sicher nicht auf diese ortsfremden Runner ohne hiesige Kontakte gewartet. Star, die hier das Kommando hat, überlässt Angel den Schiedsspruch, und er entscheidet sich dafür.

 

Am nächsten Tag ruft Star also als Novatechs Arden McKenna bei GC an, lässt ihre ID prüfen (damit GC weiß, dass ein Gespräch lohnt und an wen durchzustellen ist), gibt das Stichwort Lindholm und erwartet einen Gesprächspartner im Marquee um 21:00 Uhr.

 

Schick zurechtgemacht (Paket Party 13) begibt sie sich mit Pride und Angel rechtzeitig zum Marquee (während man sich "Caius Horne" und "Kelvion Vincennes" noch für einen späteren Auftritt aufspart – diese halten sich anonym im Hintergrund). Pride belegt Angel mit einem Mindlink, und er deckt (diesmal nur in der AR) mit den gestern erbeuteten Zugangsdaten erneut ins System und ruft freihändig (ohne dass man es physisch mitbekäme) die Managerin an, um dann das Bild einer Überwachungskamera auf ihren Bildschirm zu werfen, das Pride und ihn zeigt. Angels Persona-Stimme erklärt ihr, welche Daten mit Datenbomben versehen worden sind und dass diese in zwei Minuten gezündet werden, wenn sie nicht in Person mit den beiden spricht, woraufhin er einen Timer einblendet.

 

Die Managerin beeilt sich, sich zu ihnen an die Bar zu gesellen, nicht ahnend, dass es Angel ist, mit dem sie immer noch telefoniert. Angel schafft einen tollen Wurf und deckt seine Wissenslücken mit geschickten, Wissen vorspielenden und dabei doch generellen Formulierungen unauffällig ab, so dass die Managerin unterbewusst die Lücken mit ihren eigenen Infos füllt und ihm abkauft, dass er alles über sie weiß. Angels Persona bietet ihr an, die Datenbomben zu entfernen und die Kontenkopien zu löschen, wenn sie diesen Ork hier an der Sicherheitsschleuse schalten und walten lässt und nicht den Fehler begeht, das Problem irgendwie anderweitig lösen zu wollen. Pride hat Wahrheit analysieren vorbereitet, die Managerin zeigt sich einverstanden, und offenbar ist sie das wirklich, worüber Pride Angel per Mindlink informiert. (Hatten wir auch noch nie: Angel spricht via AR als jemand anderes mit der Managerin, als er selbst spricht er physisch mit ihr, und mit Pride steht er in Gedankenkontakt.)

 

Zum verabredeten Zeitpunkt erwarten Star und Pride ihren GC-Besuch. Sie werden von Cato Uslan (gesprochen: Yooslan) und Ephemera Spradling angesprochen, alle vier geben ihre Kommlinks ab, die Angel – offensichtlich Mitarbeiter des Marquee – im Safe verstaut, und setzen sich mit ihren Drinks in eine Gondel, woraufhin das "Riesenrad" wieder Fahrt aufnimmt.

 

Pride askennt, und Ephemera tut das auch, so dass beide Parteien sicher sein können, nicht magisch manipuliert zu werden, während Star und Cato sich unterhalten. Star beginnt mit etwas Smalltalk und nimmt sich Zeit, ihre Geschichte zu erzählen. Währenddessen nimmt Angel die Kommlinks wieder aus dem Safe und macht sich ans Werk, mit speziellem Gerät die Schutzhüllen zu knacken, Lifeline-Chips einzubauen und die Kommlinks direkt mit seinem Deck zu verbinden, um zuerst den gesamten Inhalt zu spiegeln und sich dann tief im System einzunisten. Mit einem speziellen kleinen Schweißgerät versiegelt er die Kommlinks wieder und verbindet sich bereits mit ihren Firmenaccounts, denn so hat er direkten Zutritt zum GC-Host, ohne sich um IC scheren zu müssen, solange er die Zugriffsberechtigungen von Uslan und Spradling nicht verlässt.

 

Alles klappt wie geplant, denn nur ein Fauxpas hätte zu einem vorzeitigen Abbruch des Gesprächs geführt und Angel zur Eile getrieben – Vertreterinnen eines Megakons lässt man nicht einfach wie Schulmädchen sitzen. Daher hat Angel Zeit, die Kommlinks noch draußen liegen zu lassen (im vollisolierten Safe ist die Verbindung blockiert) und sämtliche Mails runterzuladen, während er wiederum dem Konzernlogger vortäuscht, dass keine Aktivität stattfindet. (Er kann von nun an jederzeit auf die Kommlinks zugreifen, aber täte gut daran, das nicht blind zu tun, sondern nur, wenn sie von Uslan und Spradling selbst benutzt werden, was ihm sein Deck automatisch meldet.) Als er sieht, dass das Rad langsamer wird, verstaut er sie wieder, um sie gleich wieder rauszuholen und auszuhändigen.

 

Wie erwartet verfasst Cato auf der Rückfahrt ein Speech-to-text-Gesprächsprotokoll, das Angel natürlich in Echtzeit mitanhört, und wie erwartet resümiert Cato, dass McKenna nicht wirklich etwas von Interesse anzubieten hat und er skeptisch ist, was ihre Andeutungen betrifft, dass er aber auch annimmt, dass Lindholm nur ein Vorwand für dieses Gespräch war – vermutlich, um schon mal Kontakt aufzunehmen, sich vorzustellen und die Wassertemperatur für ein anderes, späteres Anliegen zu testen. Damit denkt er also, was er denken soll. Cato beendet das Protokoll mit dem Vermerk, dass er McKenna auf ein weiteres Treffen vertröstet hat, darin aber keinen Mehrwert sieht und davon abrät.

 

Da er nicht weiß, wonach er seine Agenten suchen lassen soll, muss Angel sich die heruntergeladenen Mails selbst ansehen – und das sind Unmengen an Daten. Man kehrt also ins InterContinental zurück, Angel teilt den Mailverkehr in Pakete auf, und alle sind erst mal mit Lesen beschäftigt.

 

Cato und Ephemera sind bei ihrem Megakon zwar keine Drohnen mehr, aber immer noch kleine Fische mit sehr begrenzten Zugangsberechtigungen. Das bedeutet, dass der gütige, großzügige Konzern ihnen alle Annehmlichkeiten des Lebens zur Verfügung stellt – wollen sie echte Privatsphäre, müssen sie für Telefonate und Mails Zweitkommlinks mit privaten Accounts nutzen, auf die sie mit ihren GC-Accounts nicht zugreifen. Dementsprechend sind die privaten Mails oberflächlich und geben nichts Verwertbares preis, mit dem man einen der beiden erpressen könnte.

 

Geschäftlich ist vor allem das Dossier über Tucker Lindholm eine Fundgrube, das Cato und Ephemera zur Vorbereitung auf das Treffen mit McKenna zur Verfügung gestellt wurde. Zahlreiche Infos wurden zwar durch die Sicherheitsstufe der beiden automatisch blockiert, aber das sind damit genau die, mit denen man vielleicht etwas anfangen könnte. Angel kann die Blockierung knacken und alles leserlich machen. Lindholm arbeitete wie bereits bekannt in der F&E, und über einen deaktivierten Link gelangt Angel in die dortige Kontaktgruppe und wird beim Stöbern auf Dove Carella aufmerksam, Elfe und liaison officer zwischen GC und deren Tochterfirma General Oceanics Inc. (gegründet 1966 in Florida, privately held seit 2022, großer A-Kon), die sich auf alle Facetten der Meeresforschung spezialisiert hat. Wenn man an die herankäme...

 

Darüber hinaus bleibt nur die Korrespondenz mit Catos und Ephemeras Kollegen: Immer wieder tauschen die Runner Funde aus und diskutieren sie oder teilen einfach nur Interessantes mit, und nach und nach bekommen sie ein ziemlich gutes Bild vom geschäftlichen Leben der beiden – leider aber auch davon, dass sie zu klein sind, um jemanden zu kennen, bei dem man weiterkommen könnte.

 

Jetzt kann Angel über Ephemeras Account versuchen, auf den von Carella zu kommen. Dazu geht er lieber kalt in die VR, denn das wird garantiert deutlich gefährlicher, und Ghost behält seinen Zustandsmonitor im Auge und hält sich bereit, ihn auszustöpseln.

 

Angels Matrix-Run (endlich in Ghostrunner-Optik) fängt stark an, dann folgt eine Pechsträhne und auf diese wieder eine glückliche. Er legt mehrere Programme lahm, löst Alarm aus, killt das IC, stöbert unter großer Anstrengung in Carellas Account (weil Teile davon eine hohe Sicherheitsstufe haben), verwischt seine Spuren und jackt sich ziemlich lädiert mit einem Kästchen über S aus – ein hart erkämpfter, aber voller Erfolg. Die Lektüre überlässt er den anderen und ruht sich aus.

 

Tatsächlich finden die Runner Korrespondenz mit verschiedenen General-Oceanics-Mitarbeitern unter dem Projektnamen Poseidon. Silver, mit verschiedenen Wissenssofts bewaffnet, versteht Teile davon und kann definitiv sagen, dass GO für das Projekt (unter GC-Schirmherrschaft) verantwortlich ist, dass es sich dabei um Unterwasserforschung handelt und dass es selbst innerhalb von GO streng geheim ist. Carella scheint nur für die Finanzierung aus GC-Hand und für die Abstimmung zwischen den Unternehmen verantwortlich zu sein.

 

Mit Carellas Firmenprofil und zusammengestellten Informationen aus den Mails bewaffnet besuchen Ghost und Silver Trip Dawkins und lassen ihn einen Kontakt zu einem Informationsbroker herstellen. In einer Bar treffen sie ihren neuen Kontakt Gen Gennaro, eine selbstbewusste, extrovertierte Frau, die Silver nicht schlecht gefällt, was auf Gegenseitigkeit zu beruhen scheint, da sie ziemlich offensiv mit ihm flirtet. Ghost stellt ihr das Dossier zur Verfügung, bittet sie, Dreck über Dove Carella auszugraben, und fährt allein zum Hotel zurück.

 

Nach drei Tagen des Müßiggangs (die Angel auch bitter nötig hatte) trifft sich Silver erneut mit Gen, um zuerst Sex zu haben und dann zum Geschäftlichen zu kommen. Dove Carella scheint außerhalb ihres Konzerns kein Leben zu führen, was für Konzerner nicht ungewöhnlich ist. Jedoch lässt Gen Anfragen mit Bild immer durch ihre Gesichtserkennungssoftware laufen, und ihre Datenbank hat doch tatsächlich einen möglichen Treffer mit immerhin knapp 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit ausgespuckt: einen billigen lokalen SimSinn-Porno (damals noch in schlechter Qualität, kein Vergleich mit aktuellen Sims) von 2042 namens Romeo In Juliet. Gen zeigt Silver die fragliche Szene, in der "Sheena Brighteyes" vom POV-Charakter durchgenommen wird.

 

Silver und Ghost fahren also in eine heruntergekommene Gegend von Little Havana, wo Paramour Pictures lokale SimSinn-Pornos runterkurbelt. Die ursprüngliche Firma, die Romeo In Juliet gedreht hat, Sanguine Entertainment, existiert nicht mehr, gehörte aber dem unangenehmen Zwerg Hollister Foreman, der heute Paramour Pictures besitzt. Ghost bleibt zurück (zwei Mann machen so eine Hinterhof-Pornohöhle nur nervös), Silver geht allein los, und ein großzügiges Schmiergeld führt ihn an dem ekligen, schmuddeligen Trolltürsteher Tiny Tim vorbei ins zwielichtige Studio, in dem chirurgisch absurd veränderte Menschen und Metamenschen gerade eine Szene diskutieren. Silver gibt sich als Fan von "Sheena Brighteyes" aus, der unbedingt mehr Material von ihr oder optimalerweise sie selbst finden möchte. Dabei legt er eine tolle (und sehr witzige) Vorstellung hin, und gegen eine entsprechende Entschädigung wühlt Hollister per Kommlink in seinen Akten. Als er "Sheena" findet, erinnert er sich auch wieder: Das ist Barbara Dorchak, die damals auch ganz in der Nähe wohnte. Hollister wollte sie für den ganzen Film, aber nach dieser einen Szene brach sie zusammen und wollte nicht mehr, so dass er die restlichen Szenen mit anderen filmen und aus ihrer Haupt- eine kleine Nebenrolle machen musste. Fraglos war sie eine der attraktivsten Darstellerinnen, die er jemals hatte (Elfen sind im Pornogeschäft heiß begehrt), doch wie viel er ihr auch bot, sie wollte nicht mehr für ihn drehen.

 

Ghost und Silver klappern also die miesen Spelunken in der Gegend nach dem Namen Dorchak ab und finden nach vielen ausgegebenen Drinks heraus, dass die ganze Familie Dorchak hier mal gelebt hatte, aber die Tochter hat sie angeblich aus der Armut herausgevögelt und ist ein großer Star geworden. (Das Körnchen Wahrheit darin ist wohl ihr einmaliger Ausflug ins Pornogeschäft, oder?) Wie es heißt, leben die Dorchaks heute im schicken Coconut Grove, und ein Gast meint sogar, sich zu erinnern, dass sie in der SW 27th Street wohnen, weil er damals beim Umzug geholfen habe, das sei aber schon bald zehn Jahre oder so her.

 

Also fahren die beiden nach Coconut Grove und dort die SW 27th Street entlang, und in der AR entdecken sie tatsächlich den Namen Dorchak. Mit der Nummer bewaffnet kehren sie zum InterContinental zurück, und Angel hat mit dem Haussystem, obwohl gutklassig, keine Probleme. Das Apartment gehört der 60-jährigen Zofia Dorchak, und die zahlreichen Bilder in ihren Ordnern zeigen deutlich, dass eine ihrer Töchter elfisch ist – aber die Fotos sind alle sehr alt und in ärmlichen Umgebungen aufgenommen worden, obwohl Zofia bereits seit acht Jahren in diesem Apartment lebt. Durch die Korrespondenz über die Jahre mit wechselnden privaten Adressen kann er leicht rekonstruieren, dass sich Barbara eine neue ID gekauft haben muss – und wenn sie mit der bei einem Doppel-A-Kon untergekommen ist, muss sie teuer gewesen sein.

 

Tadaaa, da ist das Druckmittel. Angel will Zofia natürlich sofort besuchen, aber Ghost lehnt das entschieden ab: Wer im Biz steckt oder als Konzerngardist oder -manager arbeitet, wusste, worauf er sich einlässt, aber Civvies sind unantastbar. Sie haben doch, was sie brauchen: Angel kann Dove von Zofias Nummer aus anrufen, die Leitung sichern, damit der Kon nicht mitloggen kann, und sie schlicht mit seinem Wissen um ihre Vergangenheit dazu bringen, sich zu treffen. Dafür muss man Zofia gar nicht mit reinziehen, denn was will Dove machen? Offenbar ist ihre Familie ja ein Geheimnis, also kann sie schlecht GC um Hilfe bitten, und so fühlt sie sich doppelt bedroht: Die Unbekannten könnten ihrer Mutter etwas antun oder GC informieren.

 

Angel macht seine Unzufriedenheit deutlich (je stärker das Opfer eingeschüchtert ist, umso zuverlässiger ist es), lenkt aber ein. Über die Matrix ruft er Carella von Zofias Anschluss aus an (so dass sie arglos rangeht), deutet an, was er weiß, und bestellt sie für den nächsten Mittag zum Essen ins schicke Joyce. Zumindest von ihrem Kommlink aus tätigt Carella danach keine Anrufe mehr.

 

Im Joyce halten sich Angel, Pride und Ghost am nächsten Tag im Hintergrund. Carella taucht auf, und Pride legt mit Aurenlesen vier Erfolge hin: Die mundane, leicht vercyberte Elfe ist sehr verängstigt und besorgt, und ihre Aura weist auf eine körperliche Abhängigkeit hin. Star (Paket Biz 06) und Silver winken Carella zu sich an den Tisch und geben sich sehr freundlich, um die Angst der Elfe etwas zu dämpfen, und das Ambiente des Restaurants unterstützt dabei. Silver stellt eine Frage nach der anderen, aber Carella weiß nicht das Geringste über Poseidon. Sie kommuniziert meist nur mit dem Projektleiter, Dr. Thomas Ferland-L'Abbé, wenn es um Budgetfragen oder Beschaffungen geht, und weiß lediglich, dass das Projekt irgendwo in der Karibik liegt. Ihr Vorgesetzter hat ihr befohlen, mehr Druck auf Dr. Ferland-L'Abbé auszuüben, endlich Ergebnisse zu liefern und in die Beta-Phase zu gehen. Inhaltlich weiß sie aber nichts, das sind klassifizierte Informationen, über die nur ihr Chef mit Dr. Ferland-L'Abbé spricht. Pride analysiert vom Nebentisch aus Carellas Aussagen und hält Star per Mindlink auf dem Laufenden: Carella sagt die Wahrheit.

 

Star verlangt also von der Elfe, ein Treffen mit Dr. Thomas Ferland-L'Abbé zu arrangieren. (Er hätte, wenn ihm von seinem liaison officer von GC Novatech-Leute vorgestellt werden, keinen Grund, misstrauisch zu werden, zumal er bei GC eh nur mit Carella zu tun hat. GC als Auftraggeber und alleiniger Finanzier des Projekts bestimmt, was läuft, und warum GC nun Novatech mit ins Boot holt, muss ihm egal sein.) Carella macht Einschränkungen, doch Star übt charmant, aber bestimmt Druck aus. In ihrem Beisein ruft Carella also Dr. Ferland-L'Abbé an, sie müsse ihn so bald wie möglich persönlich sprechen. Star lauscht mit (Angel sowieso) und hört, dass der Doktor gerade in Port-au-Prince weilt und dort nicht weg kann, aber Dove könne ihn gern besuchen kommen, dann lerne er sie mal persönlich kennen. Star nickt nachdrücklich, und Carella sagt zu. Star beruhigt sie, dass sie sich nicht in Gefahr begeben muss, macht ihr fairerweise aber auch klar, dass ihre Tage bei GC gezählt sind, denn ihr Arbeitgeber wird natürlich herausfinden, dass sie diesen Kontakt hergestellt hat. Sie nimmt jetzt besser kurzfristig Urlaub wegen eines Todesfalles in der Familie, kommt mit nach Port-au-Prince und wickelt das Treffen ab, dann muss weder GC noch die Polizei von ihrer wahren Identität und ihrer Familie erfahren. Sie gibt ihr ein von Angel präpariertes Kommlink, mit dem sie mit ihnen in Kontakt treten kann, und Star wird sich um die Reise kümmern.

 

Um sicher zu sein, verfolgt Silver Carella im gemieteten Sportwagen, wird dabei aber bemerkt, und Carella gerät in Panik und rast los. Silver liefert sich mit ihr eine Verfolgungsjagd durch den Sprawl, bis er sie schließlich abfangen und ihr zeigen kann, dass "nur" er es ist, der sie verfolgt hat, und ihr keine Gefahr droht. Die Exec ist völlig mit den Nerven am Ende.

 

Die meisten Squeezies sind schon an Trip geliefert worden, der Rest ist unterwegs – in einem Flieger kann man die nicht mitnehmen, auch wenn der Flug ein Katzensprung wäre. Also bespricht man sich, da sich Mr. Johnson ja als sehr spendabel erklärt hat, mit Deepthroat, der kurzerhand eine kleine, aber sehr schnelle Yacht für eine Abreise morgen früh chartert.

 

Angel überwacht Carella via Kommlink rund um die Uhr, während der Rest die Koffer packt und sich über die Republik Haiti schlau macht. (Besondere Sorge bereitet der massive Rassismus, wegen dem die Haitianer von Anfang an Metamenschen in die Dominikanischen Territorien deportiert haben, weshalb diese auch wirtschaftlich und politisch zusammenbrachen.) General Oceanics hat dort keine offizielle Niederlassung, aber bei einem geheimen Projekt hat das nichts zu sagen.

 

Carella, die natürlich wirklich glaubt, es mit Novatech-Leuten zu tun zu haben, findet sich am nächsten Morgen brav im Yachthafen ein, wo sie auch die restlichen drei Runner kennen lernt. Zu sechst betreten sie die Ivory, die für die 706 Meilen (1136 km) etwa 13 oder 14 Stunden benötigen soll. Alle spielen ihre Rolle und verhalten sich professionell (wenngleich Pride es sich nicht nehmen lässt, trotz des Fahrtwindes den Jacuzzi zu benutzen). Sie verzichten darauf, Carella näher kennen zu lernen, um es nicht persönlich werden zu lassen, obwohl sich Star schon fragt, woher sie damals, obwohl sie aus ärmlichen Verhältnissen stammte, das Geld für die teure ID hatte.

 

Da man noch immer keine Ahnung hat, worum es bei Projekt Poseidon geht und wo daran gearbeitet wird, entscheidet man sich für eine zweigleisige Herangehensweise: Angel hat sich einen besonders schönen Virus aus seiner Sammlung herausgesucht, den er allerdings tief ins System einschleusen müsste. Ob er das schafft und ob das System nicht vielleicht trotzdem damit fertig wird, ist die große Frage. Daher muss man sich bemühen, Wege zu finden, das Projekt vielleicht auch physisch zu beschädigen.

 

Spätabends erreicht die Ivory den Hafen von Port-au-Prince. Man sieht schon auf den ersten Blick, dass es hier nur wenige sehr gut gesicherte vernünftige Ecken gibt – der überwältigend größte Teil der Stadt sieht auch in der Dunkelheit nach Barrens aus. Unterwegs hat das Team bereits im Vier-Sterne-Hotel La Colombe reserviert (fünf Sterne gibt es hier nicht mal), und das Hotel hat einen gepanzerten Van mit Sicherheitspersonal geschickt, so dass man wohlbehalten das umzäunte Pétionville erreicht, für haitianische Verhältnisse eine Luxusgegend.

 

Carella ruft gleich morgens Dr. Ferland-L'Abbé an, der sie in die Rue Riviere 112, Canapé Vert, bestellt. Angel checkt die Location und wird misstrauisch: Das sind Slums, warum würde sich ein GO-Projektleiter dort mit seinem GC-Kontakt treffen? Carella schwört, dass sie es nicht weiß. Auf Rückfragen bestätigt sie nochmals, dass Dr. Ferland-L'Abbé ganz normal klang.

 

Man ist gewarnt, legt seine Schutzkleidung an, bewaffnet sich schwer und leiht den gepanzerten Van erneut aus, diesmal aber ohne Fahrer, das übernimmt Silver mit dem entsprechenden Talentsoft. Carellas Angst wird immer größer, als es bei bestem Wetter und strahlendem Sonnenschein losgeht.

 

Canapé Vert sieht mit seinen vielen bunten Hütten und Häuschen von Weitem recht pittoresk aus, aber der Müll in den Straßen verrät, um was für eine Gegend es sich handelt. Zwei Straßen entfernt fährt Silver rechts ran. Die AR ist hier quasi nicht vorhanden, aber Angel zaubert Pride ein Overlay auf ihr Brillendisplay und zeigt ihr in etwa, wo es hingeht, damit sie astral aufklären kann. Zuerst aber steigt sie aus und beschwört einen Stufe-5-Stadtgeist, wobei sie zwei Erfolge erzielt. Dann projizieren sie und Star sich in den verschmutzten Astralraum, und Pride hat mit ihrer Wahrnehmung Glück: Sie bemerkt ein auf Askennen hindeutendes Leuchten in einem der Häuser, bevor der Askennende sie entdeckt hat. Also nähern sie sich aus der anderen Richtung und wagen sich schließlich von hinten in das Haus. Glücklicherweise finden sie keine beschworenen Geister, aber hier lauern einige teils leicht vercyberte Menschen mit Waffen, und der Askennende ist ein Schwarzer mit einer einzigartigen Aura – das muss ein von einem Loa besessener Houngan sein.

 

Rasch sehen sie sich in den angrenzenden Häusern um und finden weitere Bewaffnete auf der Lauer. Star bittet Pride, die anderen zu informieren, sie selbst wird hier bleiben und abwarten, was der Gegner tut. Sollten diese Leute angreifen, wird sie den Houngan attackieren und aus dem Spiel nehmen.

 

Gesagt, getan, im Schritttempo fährt der Wagen die Straße entlang, die vor Hitze flirrt, und überraschenderweise holzen die Gegner gleich von zwei Seiten mit vollautomatischem Feuer los. In dem Augenblick fahren im Abstand von vielleicht 60 Metern vor und hinter dem Wagen alte, aber schwere SUVs aus Einfahrten und versperren die Straße.

 

Bevor er selbst eingreifen kann, attackiert Star den Houngan mit ihrem Waffenfokus, und seine Kameraden sehen erschrocken mit an, wie ihm Blut aus Mund und Nase spritzt, er herumgewirbelt wird, gegen die Wand knallt und tot daran herunterrutscht.

 

Pride befiehlt ihrem Geist Schutz und brüllt Silver an, loszufahren – und er rast mit Vollgas auf den SUV in Fahrtrichtung zu, rammt ihn, setzt zurück, rammt ihn unter schwerem Beschuss erneut und kriegt ihn damit (und dem Schutzdienst des Geistes) weit genug aus dem Weg, um den Van zwischen SUV und Wand durchzuschieben und eigentlich flüchten zu können – aber direkt hinter dem SUV lässt er Ghost, Star, Angel und Pride aussteigen. Sie teilen sich auf, beziehen Deckung und rücken unabhängig voneinander vor. Nach und nach legen sie einen nach dem anderen Angreifer um und machen nun wiederum Jagd auf sie. (Silver bleibt im Wagen, um auf Carella aufzupassen.)

 

Ein unübersichtlicher Häuserkampf á la Black Hawk Down schließt sich an, der hier unmöglich wiederzugeben ist (zumal hier zahllose Menschen leben, die sich überall verstecken, so dass man aufpassen muss, ob und auf wen man schießt). Als Pride sieht, dass der ohnehin rissige, löchrige Asphalt explosiv aufplatzt und kleine Steinchen Ghost wie Geschosse erwischen (der über seine Orthoskin froh sein kann), erkennt sie einen Manipulationszauber, weiß aber nicht, woher er kam – hier muss noch ein Magier sein. Sie entsendet den Geist in die vermutete Richtung mit dem Befehl Unfall. (Sie bekommt nicht mit, dass sie damit die Mambo auf der anderen Straßenseite aus dem Spiel nimmt, denn diese stolpert auf einer Treppe, stürzt schwer und bricht sich das Bein.)

 

Angel hält sich weitgehend zurück und scannt die ganze Zeit das Areal nach Icons, deckt in die raustelefonierenden Kommlinks und legt sie lahm. Ghost sieht zwei Kerle, die sich auf Motorräder schwingen, erschießt den einen, muss dann aber nachladen, so dass der andere um die Ecke biegen kann. Er greift sich das Motorrad und liefert sich eine halsbrecherische Verfolgungsjagd durch enge, von Müll übersäte Straßen.

 

Während Star auf der Straßenseite mit dem Houngan, den sie umgelegt hat, aufräumt, setzt Pride auf der anderen einen Gegner und die angeschlagene Mambo mit Schlaf schachmatt, bevor sie handeln können.

 

Mal gewinnt man, mal verliert man: Ghost crasht als Ortsunkundiger hinter einer scharfen Kurve in einen Müllcontainer, muss die Verfolgung aufgeben und kehrt zurück. Angel lotst ihn zu dem Haus, vor dem Pride die Mambo schlafen gelegt hat. Er hat sie inzwischen aufgeweckt und verhört sie nun äußerst brutal: Der erste Schlag bricht ihr die Nase, der zweite ihr Jochbein, er würgt sie und zerquetscht ihr dabei mit Stärke 7 fast den Hals – wo ist Ferland-L'Abbé? (Pride sieht eiskalt zu und wiederholt alles, was er sagt, vorsichtshalber auf Französisch.) Die Mambo kann nicht mehr und sagt auf Französisch, dass sie für La Belle Sombre arbeitet, ein örtliches Syndikat. Ihre Chefin, Maman Julie, betet Erzulie Ge Rouge D'en Tort an (Rotäugige Erzulie der Missetaten). Einen Ferland-L'Abbé kennt sie nicht, sie weiß nur, dass sie hier eine hochrangige Mitarbeiterin der Gunderson Corporation gefangen nehmen sollten. (Sie wussten, dass der Wagen gepanzert sein würde – der schwere Beschuss sollte demoralisieren und zur Aufgabe führen.)

 

In dem Moment klingelt das Kommlink der Mambo, das Angel längst vereinnahmt hat. Er legt den Empfang auf alle Kommlinks, die sein Deck kontrolliert, und eine samtig-dunkle, beherrscht wütende, aber sehr fesselnde Frauenstimme meldet sich auf Französisch, und ihr ist sehr klar, was da gerade passiert ist. Es ist natürlich Maman Julie, die nicht daran zweifelt, bald Besuch von les etrangérs zu bekommen – sie freue sich darauf. Nun mischt sich die inzwischen auch angekommene Star ebenfalls auf fließend Französisch ein, dass sie sich nicht ausgesucht haben, angegriffen zu werden, und nur einen Handel abschließen möchten: Sie wollen lediglich Thomas Ferland-L'Abbé. Maman Julie erwidert, er werde ihnen in die Augen sehen, wenn sie eintreffen, und beendet das Gespräch.

 

Angel prügelt aus der Mambo die Adresse in Carrefour heraus, westlich von hier. Da bis auf den Entkommenen sonst keiner der Gegner überlebt hat, verbindet man der Mambo, die sich Babette nennt, die Augen, fesselt die Hände und schleppt sie mit. Silver, der am Wagen ebenfalls einen Gegner erledigt hat, fährt wieder los – das Auto ist schwer beschädigt, aber noch fahrtüchtig.

 

Auf den Straßen von Port-au-Prince sind gepanzerte Wagen ein alltäglicher Anblick, und übel verbeulte und zerschrammte, die aus einem Kriegsgebiet zu kommen scheinen, offenbar auch. Jeder hasst es, in die Höhle des vorgewarnten Löwen zu fahren, aber man hat nicht wirklich eine Wahl.

 

Erneut macht man rechtzeitig vorher Halt. Vorsichtshalber wird die vor Angst aufgelöste Carella abgesetzt: Sie soll in einem der vielen billigen "Restos" warten (und wird das garantiert auch tun, weil sie ohne die Runner tot wäre). Pride beschwört einen Stufe-4-Stadtgeist mit nun vier Erfolgen. Zwei Dienste bestehen in der Verschleierung von Ghost und Star, die sich so unauffällig wie möglich zu Fuß auf den Weg machen, um das Gelände, eine ehemalige Hotelanlage, auszukundschaften. Der Van fährt langsam weiter und bleibt in gebührendem Abstand stehen. Angel scannt in der Anlage nicht viele Icons: Man ist hier schlechte Matrixanbindung gewohnt und verlässt sich nicht darauf. Die Kamera am Tor ist schnell unter Kontrolle gebracht, der Tormechanismus ebenso.

 

Die Anrufverbindung zu Ghost ist mies, aber Kommunikation ist möglich. Er und Star haben zwei Wachposten erspäht, von denen einer askennt. Star projiziert sich und wartet auf Ghost, der seinen mit dem Bogen tötet – in dem Moment rast auch sie los und tötet den Askennenden.

 

Sie umrunden in weitem Abstand das Gelände, und Ghost erledigt noch eine Wächterin mit dem Bogen, die Posten am Tor heben sie sich für den Angriff auf. Das Paar funktioniert wie immer gut aufeinander abgestimmt, doch ist es stets Ghost, der den Takt vorgibt und die schnellen Entscheidungen trifft, wenn wenig oder keine Zeit für Absprachen bleibt – nun aber kommen sie sich dabei ein wenig in die Quere. Star erwähnt kurz, dass Bedingung war, dass sie das Team anführt, und dass sie beabsichtigt, das zu tun. Ghost nickt nur knapp.

 

Der Van rast auf das Tor los, Angel öffnet es, der Van fährt in den Innenhof und kracht gegen eine Mauer, wird von zwei Seiten mit vollautomatischem Feuer bestrichen, doch nun rücken Ghost, Star, Silver und Angel nach – Pride saß nämlich allein im Van, um ihn als Ablenkungsmanöver einzusetzen, und die anderen vier töten die Gegner im Innenhof.

 

Nun geht es ins große Hotelgebäude, das durch jahrelangen Verfall und provisorische Umbauten sehr unübersichtlich ist. Schräg versetzt übernehmen Star und Ghost die Vorhut. Die Kämpfe auf engstem Raum erinnern an den One-Take in Extraction und laufen wegen der beengten Verhältnisse oft auf waffenlosen und bewaffneten Kampf hinaus. Silver, Angel und Pride übernehmen, was ihre Vorderleute übrig lassen, aber Star und Ghost räumen tierisch auf. Als der Bodycount zweistellig wird, sind beide schon ziemlich lädiert, funktionieren aber weiter wie Uhrwerke.

 

Im ehemaligen Ballsaal (oder was hier einst als solcher durchgegangen sein mag) kommt es zum Showdown. Maman Julie hält sich im Hintergrund, erschwert den Runnern aber mit Verwirrung das Leben, in diesem Fall albtraumhafte, kranke Kakophonien mit Voodoo-Thematik, während sich der Bocor von Ogoun reiten lässt und die Eindringlinge zuerst mit seinem Sturmgewehr beharkt und schließlich in den waffenlosen Kampf gegen Ghost und Star übergeht, als diese tatsächlich keine Munition mehr haben (wann passiert das schon mal?), aber auch schon beide auf über M körperlich sind. Pride, Silver und Angel sind währenddessen mit den verbliebenen Kämpfern beschäftigt und wagen es nicht, auf den Bocor zu schießen, da keiner von ihnen eine Smartgun hat und man Ghost oder Star treffen könnte. Alles findet nach wie vor vor dem Hintergrund der Voodoo-Illusionen statt.

 

Als die übrigen Kämpfer erledigt sind, belegt Maman Julie Silver mit Handlungen beherrschen und lässt diesen auf Angel schießen. Bevor der völlig überrascht das Feuer erwidern kann, setzt Pride Silver mit Schlaf außer Gefecht. Nun wird diese aber Opfer von Maman Julies Gefühle beherrschen, entbrennt in grenzenloser Bewunderung für die Mambo und wirft sich panisch in die Schusslinie, als Angel anlegt.

 

Star liegt bereits bewusstlos am Boden, und Ghost trennen nur noch zwei Kästchen von T geistig, als er es tatsächlich schafft, mit seiner letzten Handlung vorm Umkippen den Bocor in den Schwitzkasten zu nehmen und seine Blutzufuhr zum Gehirn zu unterbrechen.

 

Pride ist außer sich vor überbordenden, verwirrenden Gefühlen, warnt Angel aber, dass sie nicht zulassen wird, dass Maman Julie etwas zustößt. Angel ist jedoch vor ihr dran, schlägt sie kurzerhand zu Boden und feuert zweimal auf Julie, wissend, dass das auch die Konzentration der besten Magier bricht. Julie schreit und geht kurz zu Boden, erhebt sich aber wieder, dabei die ganze Zeit wütend und ekstatisch auf Französisch redend. Pride brummt der Schädel, aber sie ist wieder Herrin ihrer selbst, und sie erkennt, dass Julie absolut fanatisch ist und sich gerade in einem religiösen Rausch befindet. Aus der Nähe sieht sie auch, dass die auffallend hübsche Frau blind ist. (Sie hat sich im Wahn selbst die Augen verätzt, um Erzulie ein Opfer zu bringen, kann aber immer noch askennen und damit "sehen".) Jeder versteht Julies triumphalen Fingerzeig auf einen Stuhl an der Wand. Auf diesem liegen fein säuberlich gefaltet männliche Kleider, als wären sie als Garderobe für den nächsten Tag rausgelegt worden, darauf ein Kommlink, eine AR-Brille – und zwei herausgeschnittene Augen. Sie hatte ja gesagt, Ferland-L'Abbé würde ihnen in die Augen sehen, wenn sie kommen.

 

Maman Julie, von Erzulie besessen, ist nicht einzuschüchtern, sie wird zu nichts zu zwingen sein und nichts verraten, das sie nicht verraten will, und das ist absolut deutlich – sie wusste ja auch, dass die Runner kommen, und blieb trotzdem hier und wollte die Konfrontation. Daher tötet Angel sie kurzerhand per Kopfschuss und schnappt sich das Kommlink. Pride (die Angel am liebsten an die Gurgel ginge, sich aber auch dafür hasst, so einfach beeinflusst worden zu sein) stützt Ghost, Silver trägt Star, und sie kehren zum Van zurück, der zur Verwunderung aller tatsächlich noch startet und beim Fahren halbwegs die Spur hält. (Sie verlieren lieber keine Zeit, falls doch noch Verstärkung eintreffen sollte.) Die fassungslose Carella steigt ein, und es geht zum nahe gelegenen, aber kleinen und sehr ärmlichen Centre de Hospitalier de Carrefour, wo man sich die Wunden verarzten lässt. Hier zählt nur Geld, um Polizei muss sich niemand Gedanken machen.

 

Aus dem Kommlink kann Angel rekonstruieren, dass Dr. Thomas Ferland-L'Abbé als geborener Haitianer tatsächlich nur für ein paar Tage auf Urlaub in seiner Heimat war. Dabei muss er La Belle Sombre auf- und in die Hände gefallen sein, die aus ihm herausbekamen, was er tut und wie viel Geld man für ihn bekommen könnte – und während sie überlegten, wie sie vorgehen sollen, rief Dove Carella an, die für den viel größeren Konzern arbeitet und noch viel mehr wert wäre. Damit war Ferland-L'Abbé nur noch ein Lockvogel. (Er war es tatsächlich selbst am Kommlink, als Carella anrief, stand aber unter Erzulies Einfluss, war Maman Julie somit völlig ergeben und daher ganz ruhig.) Als der Überfall schief ging, wurde er wohl schlicht geopfert.

 

Carella bekommt im La Colombe einen Nervenzusammenbruch, und Silver muss sie beruhigen und trösten. Angel knackt das Kommlink und kann Ferland-L'Abbés Abreise aus Kingston, Jamaica, nachvollziehen. Das bedeutet, dass er in Jamaica gearbeitet hat. Silver meint, man könnte seinen Tod in einen Vorteil verwandeln. Sie haben mit Carella schließlich den liaison officer, und GC gibt den Takt vor. Ferland-L'Abbé ist in Haiti unter die Räder gekommen, wovon man bei GO vermutlich noch nicht mal etwas weiß, und Carella könnte persönlich erscheinen, um die Nachfolge zu regeln und Novatech mit an Bord zu bringen. Dove geht davon aus, dass der Zwerg Dr. Evan Janzyc das Projekt übernehmen wird.

 

Es geht noch mal los zum Marché en Fer, dem Iron Market, um Munition zu kaufen und zu schauen, ob man einen Heiler findet, und siehe da, man hat Glück: Ein Houngan kann Stars und Silvers Blessuren heilen (scheitert aber an Ghosts niedriger Essenz).

 

Danach chartert das Team über Deepthroat für den nächsten Morgen einen Privatflieger nach Kingston. Hoch über dem Karibischen Meer plant das Team die weitere Vorgehensweise: Carella soll nach ihrer Ankunft Dr. Janzyc anrufen und um ein Treffen und bis dahin um absolute Verschwiegenheit bitten, denn sie müssen GO daran hindern, GC miteinzubeziehen, und das geht am besten, indem sie suggerieren, dass eine feindliche Fraktion GO zu sabotieren versucht und eventuell GC- und/oder GO-Mitarbeiter heimlich abgeworben hat, weshalb man niemandem mehr trauen kann – denn beim Versuch, Dr. Ferland-L'Abbé zu entführen, sei dieser getötet worden, und auf die Gäste von Novatech sei auch bereits ein Anschlag verübt worden.

 

Es bleibt zwar karibisch, aber sonst ändert sich alles: Statt fränzösischem Rap erklingt überall Reggae (nur drei Beispiele), statt Französisch hört man Jamaican Patois (Waapen, mon? A lang time mi nuh si yuh. Yuh cyaan gimi ah call? Weh yuh deh pon dis eveling, mon? Mi nah worry bout a ting. Mek me tel yuh somting: Nuf respek, mon!), statt Voodoo gibt's Rastafari, und anders als Port-au-Prince, das weitgehend aus Barrens mit ein paar schwer gesicherten Enklaven bestand, erscheint Kingston über weite Strecken als bunter und lebendiger Unterschicht-Sprawl mit einigen Barrens, aber nur wenig Oberschichtgegenden.

 

Carella ruft Dr. Janzyc an und bittet um ein Treffen. Das kann er allerdings erst übermorgen Mittag arrangieren. Also checkt man erst mal luxuriös ein, und falls sie observiert wird, tut die Novatech-Fraktion, was sie hier bis dahin normalerweise täte, wenn sie nichts Übles im Schilde führte: Star, Silver und Pride gehen zum Strand und lassen es sich gut gehen. Ghost und Angel bleiben mit Carella im Hotel und instruieren sie in "good runner, bad runner"-Manier: Angel verhält sich konzentriert, aber einschüchternd wie immer, wohingegen Ghost sein Versprechen erneuert, sie laufen zu lassen, wenn sie mitspielt. Sie üben gemeinsam die Story ein, die Carella Dr. Janzyc auftischen soll.

 

Am Abend sieht Pride eine tausendfach beobachtete Szene, wie Ghost und Star einander eng passieren, Brust an Brust, und nur eine Sekunde für einen Blick innehalten – nichts Besonderes. Aber sie sieht auch, dass Jack aus dem Augenwinkel hinschaut, und hier und heute reicht es ihr einfach. Ghost und Star verschwinden nach dem Abendessen bald auf ihrem Zimmer, und Pride krallt sich Jack, geht mit ihm an die Bar und turnt ihn nach allen Regeln der Kunst an, bis sie weiß, dass er ihr auf ihr Zimmer folgen wird. Dort toben die beiden durchs Bett – nicht nur, weil Pride mal wieder nach Sex war, sondern vor allem, weil sie es hasst, wenn Star angesehen wird und nicht sie. Heute aber gehörte ihr bei Jack die Hauptrolle.

 

Dabei ahnt sie nicht, dass zwischen Ghost und Star nur nach außen hin alles normal ist, denn wenn sie allein sind, ist ihr Umgang bemühter. Star behandelt ihn vorsichtig, vermeidet verschiedene Themen und versucht, sich nichts anmerken zu lassen, wenn sie auf Tuchfühlung geht und er ihr einen Korb gibt. (Da er noch lädiert ist und seine Verletzungen auskurieren muss, hat er gerade eine gute Entschuldigung.) Sie weiß, warum er sich ihr nicht mehr so vorbehaltlos nähern kann, und damit gibt er ihr das Gefühl, beschmutzt zu sein, und dass er, wenn er mit ihr schläft, es trotz dieser "Beschmutzung" tut – und auch wenn sie weiß, dass er sie liebt, nimmt sie ihm das übel, weil sie sich damit noch schlechter fühlt als ohnehin schon. Sie sieht, dass er sich wirklich Mühe gibt, aber sie leidet und ist nur froh, dass sie gerade auf einem Run und damit hinreichend abgelenkt sind.

 

Prides nicht unfreundliche, aber relativ kühle Art Jack gegenüber macht ihm am nächsten Morgen klar: Gestern war gestern, heute ist heute. Der Rest verbringt den Tag für den Fall der Beschattung unauffällig, und Angel durchforstet die lokale Matrix nach Informationen über GO oder GC, jedoch erfolglos.

 

Tags drauf finden sich zur verabredeten Mittagszeit Carella, Star (Paket Street, Biz 05) und Silver offen (Ghost, Pride und Angel im Hintergrund) in der Ocean 7 Sky Bar ein, aber anstelle eines Zwergs taucht ein Mensch auf, an dem alles Konzernsicherheit schreit, und bittet die drei, ihn zu begleiten, wenn sie mit Dr. Janzyc sprechen wollen. Ihnen bleibt keine Wahl, sie händigen ihre Kommlinks aus, und auf dem Parkplatz geht es in ein Auto. Ghost, Angel und Pride beeilen sich, unauffällig die Verfolgung aufzunehmen. Im Fond beschwört Pride bereits für alle Fälle einen Stadtgeist.

 

Da sich Ghost an die Verkehrsregeln hält, kommt es, wie es kommen muss: In einem Kreisverkehr verpasst er die Ausfahrt, die der verfolgte Wagen genommen hat, kurvt eine Extrarunde, drückt danach aufs Gas, aber das Auto könnte schon wieder mehrere Abzweigungen genommen haben. Pride befiehlt ihrem Geist, Star zu suchen (weil ihre erwachte Aura am leichtesten zu finden ist), und lässt Ghost weiter geradeaus fahren.

 

Der Wagen hält an einem Bootshafen, und Carella, Star und Silver werden zu einer Rampe gebracht, an der ein geländegängiges Freizeit-U-Boot für Touristen wartet. Drinnen treffen sie endlich auf den Zwerg Dr. Janzyc, und das U-Boot fährt ins Wasser und nimmt seine Sightseeing-Tour auf. Jetzt rächt sich, dass die Runner ihn nervös und misstrauisch gemacht haben: So sorgt er dafür, dass niemand sie belauschen kann, und wirkt auch recht zufrieden mit seiner Vorsichtsmaßnahme, für die ihn die beiden "Novatech"-Leute entsprechend loben.

 

Glücklicherweise hat der Stadtgeist Star ausfindig gemacht, bevor sie seine Domäne verließ, und von Weitem sehen Ghost, Angel und Pride das U-Boot ins Wasser fahren. Rasch zieht Pride die Schuhe aus, rennt an den Anlegern entlang bekleidet ins Wasser und beschwört dort einen Meeresgeist, während Ghost ein Boot mietet.

 

Trotz Doves Nervosität (die Silver bis zu einem gewissen Grad für glaubhaft hält, denn an ihr hängt es laut Legende ja, eine Verschwörung zu verhindern, ohne zu wissen, wem sie trauen kann) hält sich die Elfe wacker und erklärt ihre Nichteinhaltung des Dienstwegs plausibel. Star nimmt den Faden auf und bittet Janzyc, seine Sicherheitsleute wenigstens so weit wie möglich von ihnen wegzuschicken, damit sie sie nicht belauschen können – implizierend, dass jeder mit dem Feind unter einer Decke stecken könnte. Dr. Janzyc kommt ihrem Wunsch gegen den ausdrücklichen Rat des Verantwortlichen nach, aber die paar Meter sorgen kaum für mehr Privatsphäre.

 

Ghost, Angel und Pride düsen mit dem Boot übers Meer und bleiben immer in der Nähe des U-Boots (das ohnehin nicht allzu tief abtauchen kann), in der Hoffnung, dass an Bord irgendein Kommlink aktiviert wird.

 

"Arden McKenna" startet ihre Charme-Offensive (mit ihr und Silver war man ja theoretisch auf alles vorbereitet, aber eben nicht auf einen Zwerg), beißt beim freundlichen, aber gegen ihre Ausstrahlung immunen Dr. Janzyc auf Granit. "Caius Horne" erzählt sehr überzeugend die zurechtgelegte Geschichte, wie Gunderson Novatech mit ins Boot holte – es halten sich ja schon seit Monaten Gerüchte, dass GC in finanziellen Schwierigkeiten steckt, und die sind auch Janzyc zu Ohren gekommen –, und dass ein noch unentdeckter Konkurrent Novatechs Einstieg seitdem zu sabotieren versucht. Garantiert stehen sowohl GC- als auch GO-Leute auf dessen Gehaltsliste.

 

Natürlich ist Janzyc schockiert von dem, was er hört, aber niemandem gelingt es, ihn dazu zu bringen, sich über den Dienstweg hinwegzusetzen. Ihn jetzt zu überwältigen, wäre in diesen beengten Verhältnissen machbar, da wegen des Tauchgangs auch die Sicherheitsleute Hemmungen hätten, zu schießen – wertvolle Sekunden, in denen man in den Nahkampf gehen könnte. Aber was dann? In dem Moment, in dem man Janzyc hätte, wären all seine Infos und Daten wertlos, und vor allem wäre GO gewarnt.

 

Star kann sich nicht vorstellen, dass es Angel irgendwie geschafft hat, in der Nähe zu bleiben, aber sie hat keine anderen Möglichkeiten, also überredet sie Janzyc, sein Kommlink einzuschalten ("Wir sind unter Wasser, wer sollte hier zugreifen?"), weil sie ihm ihr Dossier und ihren Kontakt überspielen möchte, denn vielleicht überlege er es sich ja anders oder stelle irgendwann fest, dass er Hilfe braucht. Janzyc willigt ein, lässt sich die Daten überspielen, und Angel ortet das fremde Kommlink. Wie zu erwarten war, ist es kein billiges, aber er knackt es und saugt, was er in den paar Sekunden kriegen kann.

 

Janzyc verspricht, kein Wort über dieses Treffen oder die Informationen über Maulwürfe zu verlieren, und Dove sagt ihm zu, sie werde schweren Herzens den offiziellen Dienstweg gehen. Das U-Boot taucht wieder auf und kehrt zum Anleger zurück.

 

Dort nehmen Ghost, Angel und Pride abermals die Verfolgung des Autos auf (jetzt mit Janzyc und den anderen Gardisten an Bord). Über Harbour View geht es zum Norman Manley Int'l Airport, wo sie Janzycs Auto verlieren, als es beim Verleih wieder abgegeben wird – Janzyc muss ein Flugzeug besteigen, und das Kommlink bleibt bis dahin durchgehend aus.

 

Für Kingston als Treffpunkt hatte sich das Team aufs Geratewohl entschieden, da es keine Ahnung hat, wo Ferland-L'Abbé und Janzyc eigentlich arbeiten, und Kingston nun mal die Hauptstadt ist, aber Janzycs Arbeitsplatz liegt offenbar nicht hier.

 

Angel entschlüsselt die Daten und fördert den Jackpot zutage: Aquarius, ein von verschiedenen Instituten für Meeresbiologie gegründetes und gefördertes Unterwasserhabitat, in dem weder GC noch GO offiziell ihre Finger haben, aber das scheint Dr. Janzycs Arbeitsplatz zu sein. Es liegt etwa 20 Meilen nordwestlich von Jamaica in Richtung der Caiman Islands. Gut und schön, aber wie soll man dorthin gelangen?

 

Die Runner machen sich also an die Beinarbeit, um Kontakte in Kingstons Unterwelt zu knüpfen. Die besten Spuren führen in die Slums des völlig heruntergekommenen Port Royal. Im finsteren Schuppen All Fruits Ripe macht sich das Team mit einer kriminellen Rastafari-Gruppe um Judah bekannt, der einen Kontakt zu einem der in der Karibik aktiven Piratenkönige herstellen könnte, DeMon's Black Light Posse. Ohne Hilfe sind die Runner aufgeschmissen, also müssen sie zusagen.

 

Anderthalb Tage Beinarbeit, zwei Tage warten, und die Gruppe wird zu einem Treffen bestellt. Vom All Fruits Ripe aus geht es mit einem kleinen Boot zu einem größeren, das im Gun Cay vor Anker liegt. Wild und gefährlich aussehende, durchgehend schwarze und überwiegend metamenschliche Piraten (Jamaica ist hier ähnlich eingestellt wie Haiti) erwarten Ghost und Star. Die anderen drei haben ohne Judahs Wissen ein Boot gemietet und sind in sicherer Entfernung hinterhergefahren. Da Angel die Kommunikation organisiert, müssen sie wegen der schlechten Matrixabdeckung deutlich näher als 100 Meter heran und werden natürlich bemerkt. Die schwarze Elfe Goldie übernimmt die Verhandlungen. Als sie sich überzeugt hat, dass diese Leute Profis sind, kommt man nach Absprache mit Deepthroat ins Geschäft. Die Black Light Posse weiß, wo GOs Unterwasserhabitat liegt, und da man ohne Zugang nicht in diesen komplett von der Außenwelt abgeschnittenen Bereich vordringen kann, kommt nur Gewalt infrage. Also einigt man sich gegen fürstliche Bezahlung darauf, von der Black Light Posse ein U-Boot nebst Talentsoft gestellt zu bekommen, und DeMons Leute wollen ein Ablenkungsmanöver inszenieren. Das Ganze wird deutlich teurer und aufwändiger, als das Team ursprünglich geplant hatte, aber offenbar geht es nicht anders.

 

Mit dem Mietwagen fährt das Team am nächsten Morgen durch halb Jamaica nach Montego Bay, das im Gegensatz zum ärmlichen Kingston reich und luxuriös aussieht, weil es ein Touristenmagnet ist. Zu Prides Enttäuschung wohnen die Runner ausgerechnet hier weniger luxuriös, da sie nun niemanden blenden müssen und Deepthroat nicht vor den Kopf stoßen möchten – dieser Run hat bis jetzt schon ein Vermögen verschlungen. Die weitere Wartezeit verbringen die Runner damit, in den Schatten Kontakte zu knüpfen, falls sie Ausrüstung oder einen Straßendoc brauchen.

 

Nach zwei weiteren Tagen fahren sie frühmorgens voll ausgerüstet mit einem Mietboot aufs Meer hinaus zum riesigen Piratenschiff Armagideon, wo sie von den Orks Sea Witch und Big Dog empfangen werden. Die Runner wissen, dass sich die Black Light Posse einfach die Bezahlung krallen, die Runner töten und über Bord werfen könnte, aber sie hoffen, dass das viele Geld, das hier den Besitzer wechselt, die Piraten überzeugt, es sich nicht mit dem unbekannten Geschäftspartner zu verderben, der zeigt, dass er gut zahlt.

 

Es geht unter Deck zu einem am Rumpf angedockten U-Boot der Cyclops-Klasse, der von den Piraten gekaperten "Balls Deep". Die Runner schlüpfen in Taucheranzüge und legen darüber ihre Schutzkleidung an. Silver erhält das Talentsoft und macht sich mit seinen plötzlich neu erworbenen Fähigkeiten und dem U-Boot vertraut, das über keinerlei Waffensysteme verfügt. Die Koordinaten von Aquarius sind eingespeist, aber mehr Informationen gibt es darüber nicht – dort gibt es für die Black Light Posse nichts zu holen, weshalb sie es sich nie aus der Nähe angesehen haben, denn es ist ja nur eine meeresbiologische Forschungsstation.

 

Nun rückt Sea Witch damit heraus, was sich die Piraten als Ablenkungsmanöver ausgedacht haben. Die Runner nahmen an, sie würden mit ihren eigenen U-Booten einen Scheinangriff durchführen, doch das wäre für die Piraten viel zu kostspielig, denn das Habitat besitzt natürlich Torpedo-Abschussrampen. Jedoch verfügt die Black Light Posse über eine polynesische orkische Haischamanin, Kailani, die Meerescritter befehligen kann. Sie ist bereit, in einem eigenen U-Boot mitzufahren, um für einen Critterangriff zu sorgen. Die Runner müssen sich beherrschen, die Ruhe zu bewahren – das soll das Ablenkungsmanöver sein? Bei diesem Himmelfahrtskommando sind sie so gut wie tot!

 

Sea Witch verrät den Runnern auch, dass das Habitat zu tief liegt, als dass man danach problemlos zur Wasseroberfläche zurückkehren könnte. Entweder docken sie wieder an der Armagideon an und gehen in die Druckkammer, oder sie schnappen sich im Habitat einen Magier, der den Dekompressionszauber beherrscht – anderenfalls drohen irreparable Schäden bis hin zum Tod. Kailani beherrscht ihn zwar auch, wird aber nicht mitkommen, sondern in der Porpoise fahren.

 

Die Balls Deep legt ab und taucht. Nervös, aber äußerlich ruhig bereiten sich Silver, Ghost, Star, Angel und Pride auf einen der außergewöhnlichsten und gefährlichsten Shadowruns ihrer Karriere vor. Die Schönheit der Unterwasserwelt geht an ihnen völlig vorbei, aber der Zuschauer bekommt was zu sehen.

 

Die Balls Deep erreicht das verabredete Areal, doch dort treibt sich ein Leviathan mit seinem Kalb herum, so dass das U-Boot seine Position nicht einnehmen kann. Stattdessen fährt es also in großen Bögen hin und her, um zumindest in der Nähe zu sein, und hält sich bereit. Pride nutzt die Gelegenheit zur Beschwörung eines Meeresgeistes mit drei Diensten.

 

Endlich meldet das Hecksonar Bewegung im tauben Sektor: Kailanis Porpoise, aber noch etwas ebenso Großes dahinter – ein Megalodon. Die Porpoise lässt sich vom Megalodon überholen, folgt ihm aber, um in Beherrschungsreichweite zu bleiben. Die Gelegenheit, auch einen Leviathan zu kontrollieren, lässt sich Kailani nicht entgehen, und trotz des erhöhten Mindestwurfs erzielt sie einen Nettoerfolg – die beiden Critter, deren Instinkt ihnen sagt, dass sie einander bekämpfen müssen (der Leviathan, um das Kalb zu beschützen, und der Megalodon, um zu fressen), schwimmen nun in einigem Abstand nebeneinander her auf das Habitat zu. Die Balls Deep mit den ungläubigen Runnern an Bord folgt ihnen.

 

Nun erst kommt Aquarius in Sichtweite: Es handelt sich um eine sternförmig aufgebaute Anlage mit einem großen Kuppelbau in der Mitte und einigen kleinen drum herum, einige über einen Gang mit dem Zentrum verbunden, andere nicht. Nun muss sich Silver schnell orientieren, denn ohne jede Kenntnis der Anlage muss er mit seinem neu erworbenen Wissen in etwa abschätzen, wo er andocken kann.

 

Ein großes und einige sehr kleine U-Boote sind im oder nahe am Areal unterwegs, und sie ändern panisch ihre Routen, als sich Leviathan und Megalodon nähern. Aus dem Meeresboden fahren Torpedo-Abschussrampen empor, die sich auf die Bedrohungen ausrichten. Kailani aber hat im Vorfeld ebenfalls einen Meeresgeist beschworen, der beiden Crittern Schutz angedeihen lässt. Zudem lässt sie sie sehr tief schwimmen, so dass die eigenen Bauten das Schussfeld einschränken – nicht intelligente Critter kämen natürlich nicht auf die Idee.

 

Während der Leviathan eine Glaskuppel rammt, hängt sich Silver entgegen seinem Instinkt an den Megalodon. Dank Talentsoft weiß er, dass die U-Boote, die zu Aquarius gehören, auf kurze Distanz ihre Kennung auf einer Niedrigfrequenz von 76 Hertz senden (klassischer Funk ist unter Wasser unmöglich), und sie sind auch mit Kanälen zur akustischen Unterwassertelefonie mit Ultraschall ausgerüstet; doch er hofft, dass die Balls Deep auf dem Sonar entweder nicht auffällt, weil in diesem Durcheinander vielleicht kein Abgleich mit der Sendung der Kennung erfolgt, oder dass man im Leitstand annimmt, dass durch eine Kollision mit einem der Critter ein technisches Problem vorliegt oder der Pilot vor Panik vergessen hat, das automatische Senden einzuschalten.

 

Nun sieht Silver aber, dass sich ein Geschützturm in seine Richtung ausrichtet, und befürchtet, dass die Abwehranlagen über eine automatische Zielerfassung von Objekten ohne Kennung verfügen. Mit einem waghalsigen Manöver setzt er sich genau neben den Megalodon, dessen bösartig wirkendes Haiauge gleich hinter der Scheibe für alle sichtbar sind, und ein Torpedo trifft den Critter, der gegen die Balls Deep stößt und sie ins Trudeln bringt. Sie fährt auf eines der Gebäude zu, Silver reißt am Steuerknüppel, die Balls Deep ändert quälend langsam ihre Richtung und zieht haarscharf an einem Gebäude vorbei, kollidiert dabei nun aber mit einem Manta-U-Boot, das der Megalodon vor sich hergetrieben hatte. Alles wird in blutrotes Licht getaucht, Warnsignale ertönen, und die Passagiere müssen sich voll und ganz auf Silver verlassen, ohne etwas unternehmen zu können.

 

Sowohl die Cyclops- als auch die Manta-Klasse sind für Forschungszwecke konstruiert, beide haben also vorne große Glaskuppeln, um eine möglichst gute Sicht zu ermöglichen – und der Manta-Pilot hat kurz ungläubig die ihm völlig Unbekannten im Cyclops angestarrt. Der Manta dreht ab, Silver muss weit schwenken, nimmt aber die Verfolgung auf, weil er davon ausgeht, dass ihn der Manta zum Dock führen wird – und liegt richtig.

 

Schnell orientiert er sich, um an der unbekannten Anlage eine weitere Docking Station zu finden, Autopilot und Programmierung übernehmen die Feinjustierung, und die fünf Runner betreten Aquarius. Angel ortet hinter der Wand sich bewegende Kommlinks, aktiviert seinen Störsender (im Habitat selbst gibt es natürlich WLAN) und dirigiert die anderen, die zwei Türen später der Manta-Besatzung den Weg abschneiden: die schon sehr alte Meeresbiologin Francine "Frankie" Kurtz nebst U-Boot-Pilotin und technischem Assistenten. Star macht mit der ihr eigenen Art klar, dass niemandem etwas passieren wird, und instruiert Frankie, dass sie hier unten nun ihre Führerin sein wird. (Die anderen beiden werden in eine Abstellkammer gesperrt.) Angel und Pride sind dagegen, Gefangene sanft anzufassen (sie sind der Meinung, je mehr Angst sie haben, desto weniger sind sie geneigt, zu sabotieren), aber Stars trotz der Situation warme und ehrlich wirkende Art beruhigt Frankie, die auf Grund ihres Alters ohnehin abgeklärt ist und gut funktioniert: Frei heraus beantwortet sie alle Fragen und verrät, wie man zum Serverraum kommt und wie er, zumindest soweit sie weiß, gesichert ist, wie viele Gardisten hier unten sind (es handelt sich um Gunderson-Profis – nicht viele, aber erfahren, dafür keine Magier, weil GO selber welche hat) und so weiter.

 

Die Server sind das Ziel, denn nur so kann man Aquarius mit Angels Virus nachhaltig beschädigen. Hier unten ist das Ice garantiert pechschwarz – je tiefer Angel im System ansetzen kann, desto höher seine Chancen, den Virus einzuschleusen und zu überleben, und tiefer als der Serverraum geht's nicht mehr.

 

Star überlässt Silver Frankies Bewachung ("I'm too fucking old to play the hero, gentlemen. Don't worry about me, worry about the Gunderson corp sec.") und übernimmt die Führung. Zu sechst eilen sie nach Frankies Anweisungen durch den Knotenpunkt, wobei sie bei den Wohn- und Aufenthaltsräumen natürlich auch auf Angestellte treffen, die sie jeweils in ihren Kabinen einschließen, nachdem sie die Kommlinks eingesammelt haben und Angel die Datenleitungen der panic buttons lahmgelegt hat. Das kostet alles wertvolle Zeit, zumal die erfahrenen Runner befürchten müssen, dass bereits stiller Alarm ausgelöst wurde. Obendrein kommen sie ohnehin schon nicht schnell voran, da Angel in der VR immer erst alles scannen und dann die Kameras manipulieren muss.

 

Die Runner erreichen einen der sternförmig vom Main Hub ausgehenden Verbindungsgänge zum Serverraum, aber der Gang ist per Sicherheitsschott verriegelt. Angel probiert eine direkte Steuerung, aber Frankie erklärt, dass diese im Alarmfall aus Sicherheitsgründen deaktiviert wird – also ist die Gunderson-Security gewarnt. Frankie beschreibt daher den Weg zum Moonpool: Von dort kann man eines der kleinen Wartungs-U-Boote nehmen und den Serverraum direkt ansteuern.

 

Auf dem Weg dorthin passiert das Team ein Labor mit großen Tanks, in denen Meerescritter gehalten und erforscht werden. Hier treffen sie auf Amy Zhang, eine Magierin, die hier unten gerade an ihrer Doktorarbeit schreibt und unter anderem für unkomplizierte Dekompression zuständig ist. Sie wird natürlich kurzerhand mitgenommen, und auch sie fasst zu Star Vertrauen, soweit das unter diesen Umständen möglich ist.

 

Wie befürchtet hat die Security ihren Hinterhalt natürlich beim Moonpool gelegt. Angel muss sich im Hintergrund halten, da er auf keinen Fall getroffen werden darf, und unterstützt nur indirekt durch Informationen der Kameras im Rücken der Gardisten. Auch Silver darf nicht in die Schusslinie geraten und muss sehr zurückhaltend kämpfen. Pride nutzt die beiden Dienste ihres Herdgeistes, die beiden zu verschleiern, und unterstützt den Kampf durch das Trugbild weiterer Runner im Rücken der Gegner, so dass Ghost und Star sie beim Positionswechsel abpassen können.

 

Das Team übersteht die Konfrontation ohne ernste Verletzungen. Im Moonpool steht aber gerade nur eine dreisitzige Water Rat zur Verfügung. Silver ist der Einzige, der sie steuern kann, Angel muss den Virus einschleusen, also schließt sich noch Star an, die sowohl mit physischen wie magischen Bedrohungen fertig wird. (Die Verschleierung fällt natürlich von Angel und Silver ab, sobald sie die Domäne des Herdgeistes verlassen.)

 

Die Water Rat taucht ab, findet den abgeschotteten Verbindungsgang und fährt an ihm entlang. Hier treibt sich jedoch eine Schule Mesmerfische herum, die sich auch sogleich neugierig um das kleine U-Boot herum versammelt. Nur Star gelingt der Widerstand, Silver und Angel starren fasziniert die Critter an, während die Water Rat auf einen Kommunikationsmast zuhält. Anschreien und schütteln bringt nichts, also folgt Star einem Impuls, der ihr sehr zu eigen ist, da sie um die Wirkung weiß, die sie auf Menschen, insbesondere auf Männer hat: Sie nimmt Silvers Gesicht in die Hände und küsst ihn innig. Das holt ihn tatsächlich aus seiner Faszination, und er reißt die Water Rat gerade noch rechtzeitig herum. Die beiden sehen sich nur kurz wortlos an und konzentrieren sich dann wieder auf den Job.

 

Das Gebäude mit dem Serverraum hat zwar ein Dock, aber das ist durch ein U-Boot blockiert, also legt die Water Rat an einer elektromagnetischen Halterung an, und die drei müssen wohl oder übel zur Schleuse tauchen. So tief am Meeresboden in kaltem Wasser bei schlechter Sicht ohne Taucherbrillen – alle drei müssen sich spürbar überwinden und ihre Panik herunterkämpfen, denn das ist noch klaustrophobischer als dieses kleine U-Boot. Angel scannt die Sensoren der Schleuse und übernimmt die Führung, weil er sie durch die AR nicht aus den Augen verlieren kann. Sie muss jedoch aus Sicherheitsgründen mechanisch bedient werden, was aber gut funktioniert.

 

Die drei wissen, dass sich hier Gunderson-Gardisten verschanzt haben, die mit dem dockenden U-Boot gekommen sind. Mit ihrem Waffenfokus bewaffnet schleicht Star drinnen also erst mal alleine weiter, liefert famose Heimlichkeitswürfe ab, und in einer endgeilen Szene, in der sie ihr Überraschungsmoment ausnutzt, setzt sie im bewaffneten Kampf drei lauernde Gardisten außer Gefecht – eine Sternstunde.

 

Angel deckt heiß in den Aquarius-Host, der wie erwartet schwer gesichert ist. Die Thematik ist stilisiert maritim, aber das Ice ist State-of-the-art-Gunderson-IC. Star und Silver sehen einander kurz an, und Silver übernimmt schweigend die Sicherung der Tür, während Star Angels Babymonitor im Auge behält. Angel liefert sich harte Gefechte und kann wirklich mal alles aus seinen Programmen rausholen. Jedoch bekommt er so sehr auf die Mütze, dass ihm schnell klar wird, dass er nicht beides tun kann: Infos über Poseidon ausgraben und den Virus einschleusen. Er muss sich also natürlich für den Virus entscheiden.

 

Er ist schon auf über körperlich S, als er endlich seinen Ansatzpunkt für den Upload findet, und während er den Virus einspeist, schaut er sich den Postserver an: Dr. Janzyc war die Geschichte nach ein paar Tagen wohl zu heikel, und so wandte er sich an GC und erstattete Bericht. GC hat daraufhin umgehend Alarmbereitschaft angeordnet und Verstärkung angekündigt – und diese Mails sind von gestern...

 

Angel jackt aus, wirkt kreidebleich und mit Nasenbluten so angeschlagen, wie er auch ist, und teilt seinen Fund mit. Besser, man nimmt jetzt die Beine in die Hand.

 

Die drei schaffen es zurück zur Water Rat (wenngleich Angel wegen seiner Verletzungen Hilfe braucht) und kehren zurück, wobei sich Angel an den AROs orientiert und den Weg weist. Unterwegs verschwinden einige jedoch, um sogleich woanders wieder aufzutauchen. Die genaue Wirkungsweise des Virus hängt von dem individuellen System ab, in das er eingespeist wird. Zunächst dient er nur dazu, sich auf jegliche Datenspeicher zu stürzen und sie zu leeren, aber je nach Architektur kann er auch auf Nicht-Datenspeicher anspringen – und in diesem System richtet er offenbar verheerenden Schaden an. Lediglich die besonders gut geschützten Sicherheitsroutinen, die unter Wasser unabdingbar sind und daher auf einem anderen System laufen, sind davor gefeit.

 

Das Trio schafft es zum Moonpool, wo bereits die rote Notbeleuchtung an ist. Wieder vereint will das Team zur Docking Station zurückzukehren. Unterwegs trifft es auf keine Gegenwehr (noch nicht mal auf versprengte Forscher oder Techniker, denn inzwischen hat die Evakuierung stattgefunden), findet aber auch schnell heraus, warum: Die Konzerngardisten waren so schlau, sämtliche U-Boote abzudocken. Pride setzt die beiden Gefangenen unter Druck, wie sie es bei ihrem Konzern gelernt hat, um herauszufinden, wie man noch an ein U-Boot herankommen könnte. Frankie und Amy sind weder Piloten noch Techniker, aber auch sie wissen, dass es unter Wasser keine Fernsteuerung gibt.

 

Obwohl er schwer angeschlagen ist, deckt Angel kalt in das chaotische System, in dem aber glücklicherweise auch das Ice verrückt spielt. Er sucht nach noch funktionierenden Außenkameras, wird aber nicht fündig. Irgendetwas muss es doch geben, also wirft Pride diskret Beeinflussen auf Frankie und belegt sie mit der Suggestion, den Runnern einen Ausweg aufzuzeigen. Frankie wusste davon die ganze Zeit, aber warum sollte sie von sich aus darauf hinweisen? Nun jedoch "fällt ihr ein", dass es ja noch das Kommandoschiff gibt (wofür Amy sie verständnislos ansieht: Sie muss diesen Verbrechern doch nicht auch noch helfen!), und dafür gibt es einen eigenen Zugang oberhalb des Kommandoraums.

 

Also geht's zum Herzen des Main Hub, und der zu Tode erschöpfte Angel muss in der VR eine automatisch verriegelte Tür nach der anderen öffnen, was mehr und mehr Zeit kostet. Endlich erreichen alle den menschenleeren Kommandoraum, und Angel versucht sich an der Steuerung der Schleuse zum Kommandoschiff, scheitert aber – der Virus hat zu sehr gewütet. Auf zwei funktionierenden Kameradisplays sieht er jedoch schwer gerüstete Gardisten (keine Konzerninsignien, offensichtlich Söldner, und da sie durchgehend schwarz sind, vermutlich eine lokale Einheit, da Gunderson hier keine Niederlassung hat), die Aquarius betreten haben und durch die Gänge eilen.

 

Jetzt ist höchste Eile geboten. Frankie erinnert sich dunkel an das Sicherheitstraining, das hier alle mal absolviert haben, und beschreibt, so gut sie kann, die mechanische Benutzung der Schleuse. Sie darf auch hier zurückbleiben, aber Amy kann man leider noch nicht freilassen, da man ihren Dekompressionszauber benötigt.

 

Der Hebel, den man betätigen muss, ist massiv schwergängig, da er noch nie benutzt (und offenbar nachlässig gewartet) wurde, und da Angel aus dem letzten Loch pfeift, ist Ghost der Einzige, der kräftig genug ist. Er spürt, dass sich die Schleuse beim geringsten Nachlassen sofort wieder schließt. The Path (Vacant) aus The Last Of Us setzt ein: Er schließt kurz die Augen, lässt sich nichts anmerken, steckt Amy sein Kommlink zu, als sei das ganz normal (jeder andere seiner Kameraden hätte ihn gefragt, was das soll) und ordert alle hindurch, woraufhin er den Hebel wieder loslässt. Star war die Vorletzte, klettert wieder runter, kniet auf dem schweren Panzerglas und schreit, aber weder kann sie Ghost hören noch er sie. Er ringt sich ein trauriges Lächeln ab und bedeutet ihr, endlich hochzuklettern. Pride zählt eins und eins zusammen und zerrt von oben an Star: "Wenn wir nicht gleich ablegen, sind wir alle dran, also beweg dich!"

 

Frankie sieht Ghost beeindruckt an. Sie hat schon längst gemerkt, dass das hier keine wilden Soziopathen sind, hatte sofort Vertrauen zu Star und bald auch zu Ghost gefasst, gesehen, dass keinem Zivilisten ein Haar gekrümmt wurde, und nun opfert sich einer für den Rest seines Teams. Diese Leute haben ihr zwar ihren Tag versaut, aber so einer Aktion gebührt Respekt.

 

Silver macht sich schimpfend mit den anspruchsvollen Kontrollen des Schiffes der Beluga-Klasse vertraut – hier braucht er eigentlich einen Co-Piloten und weiß nicht, wie er das alleine schaffen soll.

 

Silver: Shit, shit, shit, shit, shit!

Pride: All aboard.

Silver (sieht über seine Schulter, sieht Ghost nicht, aber die weinende Star): Where's—

Pride: Not coming. Get a move on!

 

Silver hat schon längst einen Punkt auf dem Sonar bemerkt, der direkt auf ihn zuhält, und bald kann man auch aus dem Frontfenster das deutlich größere Draconis-U-Boot erkennen. Die Sensoren des Beluga melden, dass der Verfolger die Torpedoklappen geöffnet hat. Als Kommandoschiff ist dieses hier zumindest leicht bewaffnet, aber es wird sehr schwer, sich hier um alles allein zu kümmern, und das U-Boot ist viel zu komplex, um mal eben jemanden anzulernen.

 

Die Söldner stürmen den Kommandoraum, führen Frankie in Sicherheit, und Ghost lässt sich widerstandslos abführen.

 

Der Gegner muss annehmen, dass die Runner Daten gestohlen haben und damit nicht zur Wasseroberfläche zurückkehren dürfen, also feuert der Draconis, obwohl er so nahe an Aquarius dieses in Mitleidenschaft ziehen wird. Silver gelingt es, Täuschungskörper auszustoßen, doch die Explosion ereignet sich so dicht am Rumpf des Beluga, dass dieser eine Glaskuppel rammt. Pride, die auf dem Co-Piloten-Sitz Platz genommen hat, sieht Silver mit großen Augen an, als er das U-Boot in Richtung der Draconis dreht, und er erklärt ihr, dass sie, wenn sie vor ihr fliehen, tot sind – das Ding ist garantiert besser bewaffnet als der Beluga, und Täuschungskörper sind nicht unbegrenzt vorhanden.

 

Silver handelt also, bevor er es sich anders überlegen kann: Er feuert hektisch und ungezielt Torpedos ab, die den Draconis weit verfehlen, und hält dabei weiter auf ihn zu. Frontal kann er ihn nicht rammen, das hält die Frontverglasung nicht aus – aber er hofft, ihn irgendwie mit seiner Unterseite zu treffen. Pride hat auch schon geistigen Schaden intus, aber jetzt geht's ums Ganze, also beschwört sie noch mal einen hochstufigen Meeresgeist – ein Erfolg mit einem Dienst reicht ihr.

 

Ohne den Steuerpool eines Riggers stehen Silver nur die vier Würfel seines Talentsofts zur Verfügung: Nach Investition von Karma sind es vier Erfolge. Tatsächlich legt der Draconis sowohl beim Schadenswiderstand als auch bei der Crashprobe keine Glanzleistung hin, und der Dienst des Meeresgeistes lautet Unfall. So viel Würfelglück (nebst Karma) muss belohnt werden, und auch ein erfahrener U-Boot-Pilot kann mal Pech haben: Der Draconis wird gedreht, der Meeresgeist verstärkt den Drall der Bewegung (nicht ganz regelkonform, aber was soll's – so eine Szene kommt nie wieder), und das U-Boot kracht mit der Heckflosse in die Aufbauten auf dem Main Hub, verhakt sich dort und hat nun obendrein einen heftigen Steuerungsschaden.

 

An Bord des Beluga gehen nach dem Zusammenstoß natürlich Warnbeleuchtung und -signale an, und Silver wird klar, dass er rasch in seichtere Gewässer muss, sonst wird der Druck für den beschädigten Rumpf zu stark. Jetzt ist es an Amy, gleich vier Runner und sich selbst zu dekomprimieren. Glücklicherweise weist dieser sehr spezielle Zauber einen niedrigen Entzug auf, aber sie muss ihn fünfmal werfen und aufrecht erhalten, was ihr mit großer Schwierigkeit und S geistig gelingt.

 

Star wurde bis jetzt von zwei Emotionen beherrscht: endloser Trauer und Todesangst. Langsam fasst sie sich aber wieder, und für sie steht fest: Ghost seinem Schicksal zu überlassen, kommt nicht infrage. Von Silver erfährt sie, dass der Beluga auf kürzestem Weg zur Armagideon muss, und Höchstgeschwindigkeit hält der Rumpf nicht mehr aus, das dauert also mindestens zwei Stunden. Sie versteht von Hexerei (inzwischen wieder) genug, um zu wissen, dass Ghost viel zu weit entfernt ist, um ihn von einem Geist suchen zu lassen, also bleibt nur, Pride einen rituellen Zauber mit seiner stofflichen Verbindung wirken zu lassen (Mindlink böte sich an), dem Star dann folgt. Das müsste sie an Bord der Armagideon tun, und das dauert im besten Fall eine Stunde.

 

Star richtet ihr Wort also an alle (bis auf Angel, der schläft) und beschreibt ihren Plan. Zu ihrer Erleichterung sieht sie Silver an, dass er sofort dabei ist. Pride versucht sich an etwas, das sie nicht gut beherrscht: Diplomatie. Sie ist ja nicht blöd und weiß, was zwischen Ghost und Star läuft, und versucht, verständnisvoll zu wirken, aber sie kommt, ohne es zu wollen, überheblich und belehrend rüber. Als Star sie verärgert daran erinnert, dass Pride es Ghost zu verdanken hat, dass sie als Runnerin zu den Besserverdienern gehört, versetzt Pride zutreffend, dass in so einer Situation kein Runner von seinem Team erwarten darf, aus irgendetwas rausgepaukt zu werden. Silver ist zwar auf Stars Seite, weiß aber, dass auch Pride Recht hat. Star erinnert daran, dass dieser Run für sie erst beendet ist, wenn sie Ghost wieder hat, und ohne sie... keine Bezahlung.

 

Pride funkelt sie finster an. Sie ist nicht dumm genug, zu glauben, dass sie das Anführervakuum bei diesen Leuten füllen könnte, wie es ihre Natur eigentlich verlangt, aber sie muss auch ihren Claim abstecken. Star wiederum weiß das, weshalb sie sie auch mit dem Geld erpresst, so dass sie Pride keine Wahl lässt und diese ihr Gesicht wahren kann.

 

Der lädierte Beluga dockt an der Armagideon an, Star verlangt nach Klamotten für die völlig ausgelaugte Amy, die trotz der seit Stunden andauernden Stresssituation so fertig ist, dass sie einschläft. Sea Witch ist beeindruckt, dass das Team offenbar erfolgreich war. Die Armagideon hat Funksprüche aufgeschnappt, konnte die Runner aber natürlich nicht warnen. In einer leeren Kabine baut Pride ihre Medizinhütte auf, und als stoffliche Verbindung fischt Star ein Haar aus Ghosts Kulturbeutel. Angel lässt man schlafen, aber Silver holt Amy in Prides Kabine, um auf alle drei Frauen aufzupassen – man ist schließlich nach wie vor auf einem Piratenschiff. Viele von denen würden sich an dem Nichtmitglied des Runner-Teams garantiert auch vergreifen, müssten sie nicht annehmen, dass die junge Frau das Ziel einer möglichen Extraktion war und damit unberührbar ist.

 

Pride versucht sich also am Mindlink mit Kraft 2, aber der Mindestwurf ist nicht ohne, und der Zauber, dem Star astral folgt, zerfasert unterwegs. Währenddessen versucht Silver mehrmals, Carella telefonisch zu erreichen, jedoch ohne Erfolg.

 

Ghost wurde in Aquarius festgehalten, bis die Söldner den Draconis wieder flottgekriegt hatten, wurde dann an Bord verfrachtet, und an der Küste holte ihn unter schwerer Bewachung ein Boot ab, dann wurde er auf einen LKW verladen, mit dem es in den Dschungel ging. Nun wird er in einer Betonruine mit den Handschellen an eine Wand gekettet. Ein Söldner zückt bedrohlich ein Messer, schneidet ihm aber nur den Taucheranzug auf, um die Brust freizulegen, und ein zweiter öffnet einen kleinen Glaskasten mit einer kobaltblauen Tarantel, die er auf Ghosts Brust krabbeln lässt. Der erwachte kleine Critter beherrscht Lähmende Berührung, womit Ghost ruhiggestellt wird. Der Söldner vertröstet ihn auf ein späteres Gespräch, denn das möchte der Chef persönlich führen.

 

An Bord der Armagideon werden die Materialien aufgefrischt, und ein neuer Versuch mit der Höchstkraft 3 zeigt zuerst keinen, dann nach Karmaeinsatz drei Erfolge: Nach einer Stunde führt Prides Ritual Star also zu Ghost. Sie erkennt, dass die Kobaltspinne ein duales Wesen ist, also fegt sie sie mit einem Angriff von Ghosts Brust und "zertritt" sie am Boden. Kommunizieren kann sie mit Ghost nicht, wohl aber Pride. Ghost hat zwischenzeitlich schon große Probleme mit dem Atmen bekommen, holt tief Luft und wartet, bis er sich wieder bewegen kann. Viel weiß er nicht, kann aber zumindest den Beginn des Weges beschreiben, den der LKW genommen hat – zusammen mit Stars Orientierung reicht das vielleicht.

 

Das Team munitioniert auf, und die Black Light Posse bringt Star, Pride, Silver, Angel und Amy Zhang zum Crysis-Theme mit einem Motorboot zurück zur Küste, während Angel online einen großen Geländewagen mietet, der er via GPS zur Küste dirigiert. Amy weint bitterlich, und Star versucht sie zu trösten, so gut sie kann: Sie verspricht ihr, dass ihr nichts geschehen wird, aber sie beherrscht Heilen und Behandeln, und das kann man jetzt eventuell gebrauchen.

 

Ghosts organischer Arm ist durch die Haltung taub geworden, der Cyberarm aber nicht. Also rüttelt er unermüdlich an der eisernen Halterung in der maroden Wand, bis er sie endlich rausreißen kann (Bloodstone, Kapitel Burma).

 

Das Team steigt an der Küste in den Geländewagen um und fährt in den Dschungel. Währenddessen kommt ein Söldner, um nach dem Rechten zu sehen. Ghost macht ihn lautlos unschädlich, ist aber immer noch gefesselt. Er steckt die Pistole ein (das Sturmgewehr kann er nicht schultern), schleicht weiter und erreicht den Kommandoraum, in dem sich drei Söldner auf Patois unterhalten. Er wartet ab und hat Glück: Zwei gehen nach draußen, einer bleibt, den Ghost ebenfalls leise tötet, die Schlüssel findet, sich befreit und eine Einsatzweste anlegt (er ist barfuß und trägt nur seinen Taucheranzug, seine Ausrüstung ist nirgends zu sehen), um die Munition einstecken zu können. An einem schwarzen Brett hängen diverse Keycards für den Fuhrpark, die er alle einsteckt. (In Bloodstone wird das Camp übersprungen, das Haus ist direkt in der verlassenen Shantytown.)

 

Über Stunden die Konzentration aufrecht zu erhalten, ist alles andere als ein Kinderspiel – Pride hat schon bald den Kontakt zu Ghost verloren, also weiß man nicht, wie viel Eile geboten ist. Im Dschungel gibt es bis auf die Straße keine Orientierungspunkte, und im Astralraum reist man in Gedankenschnelle, so dass Star die Entfernung sehr schlecht einschätzen kann. Sich im Schritttempo anzupirschen, fällt flach, also weiß das Team, dass es bemerkt werden wird, entweder von Sensoren oder physischen Wachposten. Es kann nur hoffen, dass Silver schnell bremst, sobald die Kugeln fliegen, denn der Wagen ist nicht gepanzert.

 

Jedoch spielt den Runnern etwas in die Karten, das sie nicht erahnen konnten: Die Söldner erwarten Besuch. Hinter einer Biegung der Straße taucht ein provisorisches Tor auf, hinter dem man ein verlassenes Dorf aus Holz, Stein und Wellblechdächern erkennen kann, aber in der Ferne auch eine Satellitenschüssel. Die beiden Söldner vor dem Tor verhalten sich überraschenderweise nicht bedrohlich, so dass Silver sofort seinen Fahrstil anpasst. Pride schaltet schnell, warnt das Team und wirft Beeinflussen auf einen der Söldner, der nun davon überzeugt ist, dass dies der erwartete Besuch ist, und nach oben winkt, woraufhin von innen das Tor geöffnet wird. Der zweite Söldner spricht ihn zwar verwundert an, aber es kann ja sein, dass sein Kamerad den erwarteten Besuch tatsächlich schon mal gesehen hat – das ist nicht genug, um gleich Alarm auszulösen, und darauf hat Pride gebaut. Diese Sekunden reichen: Angel dreht in der VR die Kamera vom Geschehen weg, und im Fahren springt Star aus dem Wagen und schaltet beide Wachen lautlos aus. Hinter dem Tor wird deutlich, dass eine Söldnereinheit tatsächlich dauerhaft hier lebt. Silver fährt weiter auf den Präsentierteller, Star joggt innen an der Wand entlang und hofft, dass niemand sie sieht.

 

Ghost tötet gerade heimlich seinen dritten Gegner, den er allein erwischt hat, als er alarmierte Rufe hört – eine der Leichen muss gefunden worden sein. Schon gellt eine Sirene los.

 

Das beziehen die Runner natürlich auf sich, wie könnten sie auch nicht? Silver tritt aufs Gas und rast in eine unter einer Plane sitzende Gruppe hinein, die Runner springen aus dem Wagen und suchen sich Deckung, Silver tut, was er am besten kann (nämlich Amy beschützen und sie hinter eine Steinmauer bugsieren), Pride macht sich unsichtbar und levitiert sich auf die Dächer, um aus der Schusslinie herauszukommen und ungestört Ausschau halten zu können.

 

Ghost ortet natürlich die Schüsse und Schreie. Nach ein paar Schritten erhascht er von oben einen Blick auf den in Deckung springenden Angel, sieht aber auch, dass die Söldner Halbkreisposition einnehmen. Bevor sie Granaten werfen können, eröffnet er also von oben das Feuer in ihrem Rücken – er hat zwar keine Smartgun, richtet aber immer noch höllischen Schaden an, und jetzt sind die Söldner in der Zange. Nun rollt jedoch ein APC auf den Plan, dem diese Kaliber nichts anhaben können. Ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel schließt sich an, in dem jeder Aufgescheuchte vor dem schweren Geschütz flieht – das gelingt am besten in den Häusern und Hütten, in die sich aber auch die versprengten Söldnern geflüchtet haben. Weil alles so chaotisch begann, ist nahezu das gesamte Team getrennt.

 

Im Häuserkampf erwischt es Angel übel, der mit seinen letzten Patronen seinen Angreifer töten kann, aber er geht zu Boden und gibt über die VR seine Position raus – er braucht Hilfe. Silver, ganz der geübte Bodyguard, schafft es tatsächlich, Amy sicher zu Angel zu bringen, damit sie die Wunde zumindest soweit behandelt, dass er laufen kann. Nun aber ruft Star über Kommlink nach Hilfe, auch sie wurde schwer getroffen.

 

Von Kind auf zum Krieger gedrillt, feiert Ghost seine Sternstunde: Worauf er schießt, regt sich bald nicht mehr, und selten hat er auf einen Schlag so viel Munition verbraucht. Er schafft es zu Star, schleppt sie vom Präsentierteller weg und lotst das ganze Team zu sich. Amy versorgt auch Stars Wunde, bricht nun aber mit T geistig bewusstlos zusammen. Ghost gibt Jack die Keycards, die er an den kreuz und quer im Dorf verteilten Fahrzeuge (Jeeps, Motorräder und LKW) ausprobieren soll, und er selbst wird das APC ablenken, wenn es sein muss.

 

Pride ist immer noch auf ihrem Ausguck und koordiniert Silver und Ghost, und als das APC in Silvers Richtung fährt, macht Ghost sich bemerkbar und setzt sich schwerem MG-Beschuss aus, dem nicht mal die alten Steinmauern standhalten, die darunter wegbröckeln und zusammenbrechen. Der Plan geht auf, Silver erreicht einen Truck mit Ladefläche (Motorräder und Jeeps scheiden aus), sammelt von Pride dirigiert in einer Rundfahrt durchs Dorf die anderen ein, Pride zuletzt, und wählt dann die andere Straße aus dem Dorf heraus, denn wenn die Söldner Besuch erwartet haben, wird der vermutlich aus derselben Richtung kommen.

 

Eine Dreiviertelstunde später rollt ein gepanzerter Van durchs Tor, Konzerngardisten und ein Mann im Sommeranzug steigen aus: Die Gunderson-Leute sind gekommen, um den Saboteur abzuholen und zu verhören. Stattdessen finden sie die kleine Söldnereinheit, die sie angeheuert hatten, nahezu ausgelöscht vor – das Team hat tatsächlich bis auf den Fahrer und den Bordschützen des APC fast alle erledigt.

 

Carella ist telefonisch nach wie vor nicht erreichbar, und da das Team seit seinem Aquarius-Besuch ja weiß, dass GC bereits gewarnt war, hat der Kon sie sich vermutlich schon geschnappt, weshalb das gemütliche Hotel nicht mehr sicher ist.

 

Die Runner tauschen auf der Fahrt viele Blicke, verbringen sie aber zu The End Of An Era aus Mass Effect 3 weitgehend schweigend. Keiner kann so recht fassen, was sie heute alles überstanden haben, und sie sind alle noch am Leben! Star hat immer noch starke Schmerzen, ist aber überglücklich, Ghost wieder zu haben. Silver erlaubt sich zum ersten Mal, sich vorzustellen, dass er Chandra tatsächlich irgendwann bei Estella auslösen könnte. Auch wenn Pride physische Shadowruns und gewalttätige Auseinandersetzungen hasst – dafür hat ihr Konzern die teure Schamanin nicht ausgerüstet –, ist sie sehr zufrieden mit sich, auf diesem Run so fundamental zu jedem Erfolg beigetragen zu haben. Ghost wiederum ist in ihrer Achtung noch weiter gestiegen: Er hat sich tatsächlich für sein Team geopfert, Wolf hat sein Rudel beschützt. Und Ghost hätte nicht erwartet, dass man ihn da rausholt (noch weniger, dass man das überhaupt schafft), ist aber nicht nur unendlich erleichtert darüber, sondern auch stolz auf seine Crew.

 

Die Runner hatten gut daran getan, in ihrer Downtime in Montego Bay Kontakte zu knüpfen, denn jetzt geht es zum Straßendoc, weil Angel, Star und auch Ghost versorgt werden müssen. Dort besorgen sie auch etwas Bargeld, das Silver Amy in die Hand drückt, als er sie zur Bushaltestelle bringt. Die junge Frau hat unter Druck hervorragend funktioniert und Angels und Stars Leben gerettet, und es tut ihm leid, dass man sie all dem hat aussetzen müssen.

 

Die Ausrüstung wird entsorgt, mit dem Leihwagen geht es zurück nach Kingston, und mit den Novatech-IDs fliegt man wieder nach Miami und nimmt dort den nächsten Flieger nach L.A., das man am 01.12.2061 erreicht. Hemingway besteht natürlich umgehend auf einem persönlichen Debriefing, das Star schnell hinter sich bringt. Dem Schieber (und Mr. Johnson) sind bereits einige Dinge zu Ohren gekommen, insbesondere der Zusammenbruch von Aquarius und dass das Team eine ganze Söldnereinheit ausgelöscht hat, was Mr. Johnson als Schleife um das Geschenk betrachtet, weshalb er – unerhört in Stars Kreisen – die Bezahlung um ¥ 250.000 (also auf ¥ 1.750.000) aufstockt, als sei das keine große Sache. Er lässt ausrichten, dass er in naher Zukunft unbedingt noch einmal Stars Dienste in Anspruch nehmen möchte.

 

Hintergrund: Mr. Johnson war Art Dankwalther, der für seinen Rachefeldzug gegen Novatech eine "Generalprobe" an der Gunderson Corporation vollzog. Unter anderem kaufte Dankwalther eine Vielzahl von kleineren Kunden von GCs Tochterunternehmen TransSea und sorgte dafür, dass die Frachtschiffe der Gundersons nichts mehr zu transportieren hatten. Um sich angesichts von Dankwalthers Vernichtungsfeldzug über Wasser zu halten, blieb Gunderson nichts anderes übrig, als Montclair Industries zu verkaufen (das an Global Oil ging) und auch TransSea abzustoßen (das am Wuxing verkauft wurde). Dankwalther kam überdies zu Ohren, dass GC Unmengen von Geld in das Poseidon-Projekt investiert hat, das es nun ebenfalls verkaufen könnte, um flüssig zu bleiben. (Was niemand herausgefunden hat und nicht mal Dankwalther weiß, ist, dass GC und GO unter dem Deckmantel der Meeresbiologie an einer Technologie forschten, die untermeerisch Tsunamis auslösen soll.) Um auch dies zu verhindern, trat er über zig Mittelsmänner auf Hemingway zu, um Starlights Team anzuheuern, weil er als Ex-Fuchi-Mitarbeiter um dieses dunkle Geheimnis weiß und sie bei seinen "richtigen" Aktionen gegen Novatech einzusetzen gedenkt – "to add insult to injury".

 

GC büßte seinen Double-A-Status ein, und als der rachsüchtige Art Dankwalther von Gunderson abließ, besaß der Konzern weniger als 30 Prozent seiner ursprünglichen Aktivposten, wobei Gundersons Griff um sein HQ in Miami zunehmend schwächer wurde. In unmittelbarer Konsequenz führte der Fall Gundersons zu Chaos und Anarchie in Miami, als Atlantic Security als Ordnungsmacht plötzlich wegfiel.

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