74 - No Matter The Cause {{ currentPage ? currentPage.title : "" }}

Musik: Age of Wonders, Crimson Tide, The Rock, King Arthur, Timeline, New World

 

1375 DR, Year of Risen Elfkin: Ein paar Tage vor dem Ende von #73 – A DARK WEDDING lässt Balabault Thargreve Fleece wissen, dass Baerla Felkath, eine sehr gute Freundin von ihm, außerplanmäßig unbedingt sehr schnell nach Saradush muss. Wegen der Kurzfristigkeit gibt es keine geeignete Karawane nach Osten, aber er hat ihr gegenüber seine Zuversicht geäußert, dass vielleicht auf die großzügige Hilfsbereitschaft der Gemeinschaft der Ersten Sonne zu zählen sein könnte. Er würde selbstredend sämtliche Reisekosten übernehmen.

 

Fleece versteht natürlich sofort, was Sache ist, auch wenn kein Wort davon ausgesprochen wird: Er hat das Ordenshaus zur Verfügung gestellt, also muss sich die Gemeinschaft hier und da erkenntlich zeigen, und Fleece gedenkt, das zu tun, um Zazesspur zu demonstrieren, dass die Gemeinschaft die Spielregeln kennt und sich an sie hält. Also trommelt sie ihre Leute zusammen und bittet sie eindringlich, sich anzuschließen. Davon, dass Skaar und Raveena die Stadt fast erreicht haben, ahnt man noch nichts, also gibt es nicht viele, die gehen könnten: nur Fleece, J'avo, Zhai und Jewel. Letztere bietet sich an, hier als Nichtkämpferin, die man bei einer Karawane nicht zwingend braucht, die Stellung zu halten. Gilborn wäre theoretisch ja auch noch da, doch Fleece weiß, dass er selbstverständlich ablehnen würde, er ist ja keine Karawanenwache.

 

Dennoch sucht sie den Chauntea-Tempel auf und erfährt dort, dass Gilborn im Shiallia-Tempel ist, um Nelvana Esbern zu besuchen – wieder mal. Also begibt sie sich dorthin und lässt ihn wissen, dass man für mehr als einen Monat verreisen wird, um seine Pflichten als Gemeinschaft zu erfüllen. Gilborn nimmt das nur zur Kenntnis, doch Fleece bittet ihn, mit ihr in den Straßen spazieren zu gehen. Dort suggeriert sie recht deutlich, dass er die Teilnahme an den meisten Unternehmungen ausgeschlagen hat – wenn er Kirche und Orden verlassen hat, um der Gemeinschaft zur Seite zu stehen, darauf aber meistens verzichtet, müsste er sich vielleicht schon fragen, wo denn nun eigentlich sein Platz ist, denn an der Seite der Gemeinschaft scheint er ja nicht zu sein.

 

Gilborn reagiert unwirsch, doch Fleece, eine begabte Manipulatorin, ändert den kritischen Ton und gibt sich freundlicher, als sie rekapituliert, dass er vor bald zwei Jahren, zum Herbstbeginn 1373 DR, als die Gemeinschaft der Ersten Sonne hier in Zazesspur wieder zusammenfand, ablehnte, sie auf eins ihrer größten und längsten Abenteuer zu begleiten, und sich im hiesigen Tempel einnistete, der ihn gewähren ließ, weil er ja zur Gemeinschaft gehörte, obwohl er seinen Platz gar nicht in diesem Tempel hat. Er arbeitet hier zwar auf den Feldern mit, bereist als Wanderpriester umliegende Ortschaften, leitet Gottesdienste – aber all das ist nicht seine Aufgabe, denn er ist kein niedergelassener Priester an diesem Tempel. Er tut also all diese Dinge, für die er seit dem Überfall auf Trailstone eigentlich keine Energie mehr hatte, weshalb er sich ja den Mephaliten anschloss. Auch die verließ er wegen etwas, das er für Chaunteas Fingerzeig hielt – doch wer ist er, danach so zu tun, als habe es diesen Fingerzeig nie gegeben, und von Fall zu Fall zu entscheiden, ob sein Platz an der Seite dieser Gruppe ist? Hatte er geglaubt, all die guten Taten der Gemeinschaft hätten von vornherein festgestanden? Hatte er geglaubt, dass man schon zu Beginn eines Auftrags weiß, was einen erwartet und was man wird leisten müssen? Die Rettung der Menschen aus Esmeltaran fand nicht statt, weil die Abenteurer aus diesem Grund dorthin geschickt wurden – sie waren nur auf der Durchreise, als die Stadt überfallen wurde, und entschlossen sich, Verantwortung zu übernehmen, anstatt wegzulaufen. Und auch nach Riatavin begaben sie sich nicht, um entführte Menschen zu befreien und den Sieg in einer Schlacht gegen die Oger herbeizuführen. Wer also ist Gilborn, dass er selbst beurteilen zu können glaubt, welche Angelegenheiten der Gemeinschaft seiner Aufmerksamkeit würdig sind und welche nicht? Seit bald zwei Jahren betätigt er sich als das, was er eigentlich nicht mehr sein wollte: als ortsgebundener Priester. Versteckt er sich nicht nur vor seiner Verantwortung und seiner Pflicht? Wenn Gilborn keinen Sinn darin sieht, den Abenteurern Chaunteas Beistand zu geben, nachdem sie den von Lathander, Helm und Amaunator verloren haben, sollte er vielleicht wirklich zu seinem Orden zurückkehren, anstatt sich alle Möglichkeiten offenzuhalten, sich aber zu keiner zu bekennen.

 

Fleece trifft Gilborn genau da, wo sie es will. Er findet keine Worte, zieht sich knapp und mürrisch zurück, muss sich aber eingestehen, dass er feige vor seiner Verantwortung davonläuft. Ja, er hatte sich auf Chaunteas Geheiß (oder das, was er dafür hielt) der Gemeinschaft angeschlossen und sie bald danach nach Cormyr begleitet, mehr noch: Unter Jendaras Kommando begab er sich nach Chessenta und erlebte dort sein schlimmstes und unglaublichstes Abenteuer überhaupt. Das hätte ihm zeigen sollen, dass sein Weg extrem herausfordernd und steinig, aber richtig war. Doch alles, was er seit ihrer Rückkehr nach Tethyr für die Gruppe getan hat, war, im Herbst 1374 DR Jendara zu ihrem neuen Posten zu begleiten. Hätte es der Gemeinschaft freigestanden, mit so vielen Mitgliedern wie möglich nach Waterdeep zu gehen, hätte er das doch ebenso ausgeschlagen, mit derselben Begründung, mit der er die Fahrt in den Leuchtenden Süden ausgeschlagen hatte – und in beiden Fällen gab es Tote, die es mit ihm vielleicht nicht gegeben hätte. Stattdessen lebt er das Leben eines einfachen Priesters, aber aus der Sicherheit heraus, es ja jederzeit beenden zu können. Er ist ein Priester ohne die Verantwortung, die das Priesteramt mit sich bringt. Der Tempel duldet ihn, weil er Gilborn für einen Helden hält, der zur Gemeinschaft der Ersten Sonne gehört, aber dieser verweigert Gilborn ja seine Treue. Was sagt das über ihn aus? Wie hat er es so weit kommen lassen?

 

Er kehrt zum Chauntea-Tempel zurück und verbringt die Nacht im Gebet. Bei Sonnenaufgang sucht er das Ordenshaus auf und eröffnet Fleece zerknirscht, dass sie mit allem Recht hatte, ihn sogar beschämt hat, denn es wäre seine Aufgabe gewesen, all das selbst zu erkennen, anstatt Jahre darauf zu warten, dass Fleece ihre Geduld mit ihm verliert und ihn mit schwer zu schluckenden Wahrheiten konfrontiert, vor denen er sich in seinem Tempel versteckt hat. Er weiß selbst nicht, wie es so weit kommen konnte, ist sich nicht mal sicher, warum es so gekommen ist. Gilborn verspricht Fleece, seine Verantwortung wahrzunehmen, und will die kleine Karawane begleiten – natürlich nicht als Wächter, nur als zufälliger Mitreisender, versteht sich.

 

Gilborn: It's funny, isn't it? Most people think ordained priests are so much wiser than themselves. As if being touched by a goddess somehow changes us into something... more than we are. But we're the same clueless slobs as everybody else, we're just trying our damned best to hide it. (Fleece lächelt.) Took you a while to drag me over the coals.

Fleece: Dressing down a blessed one isn't easy. Feels disrespectful, which is why I've always decided against it. Or rather why I couldn't bring myself to do it.

Gilborn: Until last night. Why now?

Fleece: I don't know. I was just...

Gilborn: Fed up?

Fleece (lächelt ertappt): Yes.

Gilborn: Can't blame you.

 

Raveena und Skaar, die Sarelka und Griscoe sicher nach Hause begleitet haben, erreichen die Stadt gerade rechtzeitig am Vortag der Abreise und berichten, was sich in Darromar zugetragen hat, jedenfalls soweit sie es mitbekommen haben. Skaar ist natürlich hocherfreut, hier nicht festsitzen zu müssen, sondern sofort wieder aufbrechen zu können, doch Raveena, die die Strecke ja gerade erst hinter sich gebracht hat, bittet sich eine kleine Verschnaufpause aus, denn der Karawanenschutz ist ja keine große Sache, also kann sie natürlich aussetzen, oder? Doch noch während sie das sagt, überlegt sie es sich wieder anders. Sie hat mit Fleece nie wirklich im Detail über ihre sehr informelle Rückkehr zur Gemeinschaft gesprochen, und Raveena fühlt sich nicht als Teil der Gruppe, ist sich nicht mal sicher, ob sie wieder einer werden möchte. Doch nun ist sie hier, sie muss von etwas leben, also möchte sie sich auch nützlich machen und entscheidet sich um: "Vergiss, was ich gesagt habe. Natürlich bin ich dabei."

 

Am nächsten Morgen lernen Fleece, J'avo, Zhai, Raveena, Gilborn und Skaar also Baerla Felkath, ihre Tochter und ihren Sohn kennen, die mit zwei Kutschern, einer mit Hausrat beladenen Transportkutsche und einer Reisekutsche die Reise antreten werden. Baerla ist völlig gerührt und dankbar, weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass sich die berühmte Gemeinschaft der Ersten Sonne nur wegen ihr hier einfinden würde, um sie zu begleiten. An ihren Kleidern und Umgangsformen erkennt Fleece, dass sie es hier mit einer Familie aus der Mittelschicht zu tun hat – unerwartet angesichts des Auftraggebers. Baerla weist zwar überschminkte, aber immer noch deutliche Blessuren im Gesicht auf, und Fleece fragt sich sofort, ob sie mit ihren Kindern vor ihrem Mann wegläuft und Thargreve dabei um Hilfe gebeten hat.

 

Gleichzeitig reisen Raif und Spider in Graf Roaringhorns Gefolge aus Darromar ab, während Jaq und Graywinter sich auf den Rückweg nach Zazesspur machen.

 

Auf der Straße fällt der vorausreitenden Fleece ein weit entfernter kleiner Wagenzug auf, ebenfalls nach Osten unterwegs. Sie reitet zügig los, um ihn einzuholen, und erkennt, dass es sich um Spielleute handelt. Diese fragt sie, ob sich ihre beiden Kutschen ihnen vielleicht anschließen können, denn gemeinsam reist es sich immer sicherer als vereinzelt. Von den anderen ist noch nichts zu sehen, und Fleece trägt schicke Reisekleider, die aber nicht auf ihren Stand aufmerksam machen – an der Reaktion möchte sie sehen, ob die Spielleute freundlich sind und sie aus Prinzip aufnehmen würden, nicht wissend, wie sehr sie davon profitieren. Der Prominenteste der Vaganten ist Veelix the Venturer (Danny Kaye), ein sehr sympathischer Mann, der sofort zusagt, wenn niemand etwas dagegen hat. Die Spielleute legen also eine ausgedehnte Pause ein, um sich einholen zu lassen, und sehen jetzt erst den Goliath, die Halbdrow, den Chauntea-Geweihten und den schick gekleideten, aber exotischen Hünen aus dem Süden und wissen nun, mit wem sie es zu tun haben.

 

Fleece erklärt Baerla, dass zwei Kutschen, allein unterwegs, Begehrlichkeiten auslösen können, aber niemand, der Reichtümer transportiert, tarnt sich mit Spielleuten, bei denen generell nichts zu holen ist – diese würden nur von abgehalfterten Wegelagerern in kleinen Gruppen überfallen, mit denen die Helden den Boden aufwischen würden. Baerla, die nicht der Oberschicht entstammt, legt keinen Standesdünkel an den Tag und freut sich über die Gesellschaft.

 

Raifs und Spiders Reise verläuft ruhig und angenehm. (Sehr inspirierend für so einen Tross war das Hârn-Abenteuer The Earl's Progress.) Der Graf reist nicht nur mit seinem Sohn Glaster, er hat auch seine Tochter Tarial mitgenommen, weil diese endlich mal ein Turnier sehen wollte. Da sie Heldengeschichten liebt, kennt sie die Namen der Gemeinschaft der Ersten Sonne auswendig und bewundert Raif und sogar Spider. Der Graf muss sie zügeln, nicht zu viel Zeit mit ihnen zu verbringen, denn trotz allem hat er einen Stand zu wahren: Natürlich nutzt er Gelegenheiten, mit Raif zu reden, doch muss er seinem Tross nach wie vor deutlich machen, dass Raif kein Adliger ist. Das bedeutet, dass Melvet und Raif zwar hin und wieder abends zum Essen eingeladen werden, aber meistens bleiben die Stände unter sich: die Adligen nebst Rittern auf der einen Seite, die Soldaten und Knechte auf der anderen – und die Gäste irgendwie dazwischen. Weil Raif nicht mal zum Patriziat gehört wie Melvet, scheint der Graf Wert darauf zu legen, ihn hin und wieder in die Arbeit einzubinden, um genau das zu zeigen: Er wird respektvoll behandelt, gehört aber keinem respektablen Stand an. Doch auch dabei beweist Roaringhorn Fingerspitzengefühl, denn niedere Arbeiten kommen selbstverständlich nicht infrage. Raif kennt sich aber sehr gut mit Pferden aus, was der Graf als Anlass nutzt, ihn dabei helfen zu lassen, die störrischen Streitrösser zu handhaben, und als sich eines Tages eins losreißt und wegläuft, kann er sich beim fachmännischen Verfolgen und Einfangen hervortun, was ihm Respekt einbringt.

 

Spider ist von sich aus diplomatisch genug, sich meistens abseits zu halten, und im Alltag wird so getan, als sei er gar nicht da. So ist es für den Grafen am leichtesten, denn ein Tiefling, so sehr er sich auch um Tethyr verdient gemacht haben mag, erzeugt bei vielen Unruhe, Angst und Abneigung.

 

Raif und Spider bekommen viel von den Erwägungen mit, die so ein Adliger machen muss. Die Reise ist weit, und nicht jeden Abend steht ein Gasthaus zur Verfügung, wohl aber Burgen und Landsitze anderer Adliger. Das Gastrecht schreibt vor, dass jeder Adlige einem anderen Unterkunft und Verpflegung anbieten muss, doch einen Tross zu versorgen, kostet natürlich auch Geld. Belehnte Ritter verschont Roaringhorn daher von vornherein mit seinem Besuch, und bei anderen Kandidaten fragt er sich, ob ihnen sein Besuch nützt (weil das Beherbergen eines Grafen, auch wenn es nicht der eigene ist, Prestige mit sich bringt), und zum Abschied überreicht er ein wertvolles Geschenk, das die Unkosten zumindest teilweise kompensieren soll.

 

Niemand erzählt so richtig davon, aber aus vielen aufgeschnappten Bemerkungen kann man sich bald zusammenreimen, dass die Tormarils Roaringhorn einen Kredit gewährt haben und wohl auch willens waren, Grannox einen zu gewähren, nachdem Roaringhorn den Kontakt hergestellt hat. Vermutlich war Melvet deshalb zur Hochzeit mitgekommen, um den Vertrag aufzusetzen, aber das hat sich garantiert erledigt, da Malcor alles andere als souverän agiert hat: Er war nicht nur bereit, Melvet lediglich auf Basis von Indizien, gegen die obendrein viel sprach, zur grausamsten Hinrichtung von allen zu verurteilen, er dürfte auch, wie man ihn kennen gelernt hat, nach ihrer Freisprechung keine gute Figur abgegeben haben: Ihm wäre zuzutrauen, dass er sich vielleicht noch nicht mal entschuldigt hat. Wenn eine Bemerkung dazu Anlass gibt, nimmt Roaringhorn ihn in Schutz, vermutlich weil sie alte Kameraden sind, aber unter seinen Soldaten herrscht die einhellige Meinung, dass sie froh sind, keinen solchen Lehnsherrn wie Malcor Grannox zu haben, sondern einen wie Holver Roaringhorn.

 

Dass dieser den Deal überhaupt eingefädelt hat, verwundert auch nicht, denn als geborener Cormyrianer hat er die Rivalität mit Amn nicht mit der Muttermilch aufgesogen und keine Vorbehalte gegen die Menschen aus Riatavin, die jetzt zwar politisch zu Tethyr gehören, kulturell aber noch über Generationen amnisch bleiben werden.

 

Raif und Spider bekommen jedoch auch mit, dass das Leben der Ritter und Soldaten in Valashar kein Zuckerschlecken ist. Die Spannungen zwischen Amn und Tethyr kochen immer wieder hoch, denn damals ist es wegen Riatavins Sezession ja nur deshalb nicht zum Krieg gekommen, weil das Sothilisian Empire überraschend über Teile von Amn herfiel und sich seither in seinem Königreich Muranndin so eingenistet hat, dass Amn das Gebiet ein für allemal verloren geben musste. Auch kommt es immer wieder mal zu Raubzügen von Ogern und Goblins aus den Tejarn Hills.

 

Melvet und Raif essen jeden Tag miteinander, doch wahrt sie den gesellschaftlich gebotenen Abstand zu ihm: Auch wenn man sich die Zeit sicher angenehmer vertreiben könnte, ist es nicht nur unter ihrer Würde, vor den Soldaten ein Techtelmechtel zu haben, sie möchte auch keine Gerüchte.

 

Raif genießt es, von den Rittern weitgehend freundlich behandelt zu werden, was ihm zeigt, dass sie seine Leistungen anerkennen, obwohl er ein Bürgerlicher ist, ein Ausländer obendrein. Offenbar ist die Gemeinschaft der Ersten Sonne bei ihnen wohlgelitten (wofür sicherlich auch Roaringhorn gesorgt hat), weshalb sie sich irgendwann sogar an Spiders Anwesenheit gewöhnen. Natürlich bleiben sie mit ihren Knappen ebenso für sich wie die Soldaten, und die beiden Abenteurer gehören nirgends so richtig hin: Sie sind nicht von Stand, aber sie sind auch keine gewöhnlichen Leute mehr. Raifs Stärke beim Umgang damit besteht darin, sich darüber überhaupt keine Gedanken zu machen, und dadurch agiert er unverkrampft und kommt bei beiden Seiten weitgehend gut an – womit er auch dazu beiträgt, den bedrohlichen Eindruck von Spiders Anwesenheit abzuschwächen.

 

Jaq reist derweil allein mit Graywinter zurück, und sie nutzt die Gelegenheit, ihn zu beobachten und zu versuchen, ihn ein bisschen zu verstehen. Offenbar verachtet er Adlige ebenso wie Gemeine: die Adligen, weil sie in ihren Stand geboren wurden, ohne dafür etwas leisten zu müssen, und die Gemeinen, weil sie Niemande sind, die an ihrem Los nichts ändern. Jedoch hat er seine ätzendsten Bemerkungen über Jaq selbst oder über Mitglieder der Gemeinschaft zurückgeschraubt, und sie nimmt an, dass er anzuerkennen scheint, wenn jemand etwas leisten, sich etwas erarbeiten musste. Sie weiß, hinter jedem Menschen liegt ein Weg, der ihn so hat werden lassen, und wer kann schon sagen, welcher hinter Graywinter liegt? Sie denkt darüber nach, dass Graywinter normalerweise von jedem als absolutes Arschloch wahrgenommen werden, niemand freiwillig etwas mit ihm zu tun haben wollen würde – doch sein Aussehen und seine Ausstrahlung überstrahlen seine unerträgliche Arroganz und Gemeinheit. Warum hat so jemand es verdient, nicht die Folgen seines Verhaltens spüren zu müssen, weil er trotz allem für interessant und anziehend gehalten wird? Gerade Jaq, die ja oft andere Charaktere verkörpert, macht sich über solche Dinge Gedanken, denn niemand weiß besser als sie, womit man davonkommt, wenn das Äußere stimmt.

 

Da sie mehr über Graywinter erfahren möchte, aber daran scheitert, dass er Persönlichem stets sehr gekonnt ausweicht, flicht sie ihrerseits geschickt Hinweise auf ihre eigene Geschichte ein, die erahnen lassen, dass sie aus der Gosse stammt und sich ihr magisches Studium erschlichen und schwer erkämpft hat, weil sie weiß, dass es genau so etwas ist, das Graywinter Respekt abnötigt. Natürlich macht sie aber auch elegant umschrieben klar, dass sie dem Quid-pro-quo-Grundsatz folgend nicht ihre ganze Geschichte erzählen wird, ohne seine zu hören, und scheitert dann doch wieder an seinem Wunsch, alles Private für sich zu behalten.

 

Fleece freundet sich sehr schnell mit Veelix the Venturer an, diesem vielfach begabten Tausendsassa, der unglaublich witzig ist, dem sie aber in manchen Momenten die unter seiner Fröhlichkeit liegende Melancholie anmerkt. Natürlich spürt sie schnell, dass er oft vertrottelter tut, als er ist, und ebenso, dass er eine bessere Bildung genossen hat als die meisten seiner Kollegen. Auch durchschaut sie, dass er sich bemüht, jedermann für sich einzunehmen (wobei er selbst bei Zhai und Skaar wenig Berührungsängste zeigt), was ihm auch rasch gelingt – das aber gehört zu dem Leben, das er führt, ohnehin dazu.

 

Sie scheut keine tiefen Gespräche und entlockt ihm, dass er Tamlorn Ilthmar heißt und aus einer angesehen bürgerlichen Familie einer Kleinstadt entstammt. Er drückt es nicht so deutlich aus, aber Fleece versteht ihn: Schon früh zeigte sich sein Hang zu Männern statt zu Frauen, den man ihm jahrelang auszutreiben versuchte, und als er die Stärke fand, sich seiner Familie nicht mehr zu beugen und zu sich zu stehen, verstieß sie ihn. Seit vielen Jahren ist er nun bereits als Veelix the Venturer unterwegs, und auch wenn er oft unter freiem Himmel schlafen muss und ebenso oft nicht weiß, ob er im nächsten Tenday genug zu essen haben wird, lebt er zumindest frei und selbstbestimmt.

 

Natürlich hat sich auch schnell herausgestellt, dass Fleeces Verdacht ins Schwarze traf: Baerla hat kurzerhand ihren Mann verlassen, als dieser gerade für wenige Tage nicht in der Stadt war, und kehrt nun zu ihrer eigenen Familie zurück, bevor er sie daran hindern und ihr die Kinder wegnehmen kann. Bis Saradush reicht sein Arm nicht. Thargreve steht bei Baerlas Mutter in der Schuld und begleicht diese nun mit seiner kleinen Hilfestellung.

 

Gilborn kannte Raveena bisher ja nur vom Hören, aber obwohl die beiden so unterschiedlich sind, kommen sie schnell gut miteinander aus. Gewiss spielt dabei unterbewusst auch eine Rolle, dass beide Veteranen des Schwertzugs sind. Mit dem entspannten J'avo muss man einfach gut zurechtkommen, obwohl Gilborn sein Götterbild ablehnt und ihm immer wieder mit der wahren Lehre in den Ohren liegt. Zu Zhai bleibt Gilborn jedoch wie gewohnt auf Abstand.

 

Auf halber Strecke zwischen Zazesspur und Darromar kommen den Reisenden Jaq und Graywinter entgegen. Nach einer fröhlichen Begrüßung beschließt man, früher das Lager aufzuschlagen und die Nacht hier zu verbringen, damit man sich austauschen kann, doch es ist bald klar, dass Jaq nach Zazesspur weiter möchte – es steht ja nichts Wichtiges an, bei dem sie unverzichtbar wäre, und dafür wäre der Weg nach Saradush dann doch recht weit, zumal sie dann ja auch bei Raif und Spider hätte bleiben können. Graywinter hingegen macht achselzuckend klar, dass er Fleece begleiten wird. Jaq ist klar geworden, dass er sich Fleece auf Biegen und Brechen beweisen, ihr klar machen will, dass er unverzichtbar ist – und dass er davon auch selbst wirklich überzeugt ist. Zhai nimmt nach außen ausdruckslos zur Kenntnis, dass er mitreisen wird, aber sie hatte sich eigentlich von ihm fernhalten wollen, weil sie die Wirkung hasst, die er auf sie ausübt. Raveena geht es ähnlich: Sie will mehr von dem, von dem sie nicht mal wusste, dass sie es will.

 

Natürlich geraten Fleece und Graywinter wegen einer Nichtigkeit mal wieder aneinander, und J'avo sieht dem Ganzen von Weitem nachdenklich zu. Zhai gesellt sich zu ihm: "A copper for your thoughts." J'avo, der sich schon im Leuchtenden Süden mit Zhai angefreundet hat, meint ganz offen, dass Fleece und Graywinter hervorragend zusammenpassen würden. Es ist doch unübersehbar, dass zwischen ihnen die Funken fliegen. Fleece und Jen lagen sich eigentlich ständig in den Haaren und waren doch die besten Freundinnen. Fleece braucht diesen Widerstand, so sehr er ihr im konkreten Einzelfall auch auf die Nerven gehen mag, und wer ihn ihr auf Dauer zu bieten in der Lage ist, nimmt einen wichtigen Platz in ihrem Leben ein. Was will sie da mit einem einfachen Gemüt wie J'avo? Wie soll das funktionieren? Wenn nichts Wichtiges ansteht, haben sie kaum gemeinsame Gesprächsthemen, weil sie kaum Gemeinsamkeiten haben. Jetzt verbringt sie auf der Reise die meiste Zeit mit Veelix – mit dem kann sie über alles reden, was sie interessiert.

 

Ja, versetzt Zhai, weil Veelix neu für sie ist, nichts weiter. Sie erinnert daran, wie lange Fleece mit Rhoedry zusammen war, von dem sie sich ebenso stark unterschied wie von J'avo, aber der hat ihn nie kennen gelernt, also ist das für ihn nur ein sehr abstrakter und damit schwacher Trost. Zhai kann aber insgeheim nicht umhin, zu denken, dass J'avo vielleicht Recht hat: Graywinter ist umwerfend charismatisch, und nur Fleece reicht in dieser Hinsicht an ihn heran und lässt sich von ihm auch nie die Butter vom Brot nehmen, was ihn womöglich noch mehr reizt, es zu versuchen. Auch wenn sie einander ständig an die Kehle gehen, findet Zhai ebenfalls, dass es zwischen ihnen knistert. Das muss aber nicht das Naheliegende bedeuten, an das jeder zuerst denkt, doch sie kann J'avo nicht verübeln, eifersüchtig zu sein – nicht weil Fleece irgendetwas falsch machte, sondern weil Graywinter überhaupt schlicht und ergreifend anwesend ist. Zhai schüttelt innerlich den Kopf. Jeder Mann, den sie kennt, wäre gern wie J'avo: hochgewachsen, ästhetisch muskulös und unterhalb des Bauchnabels unerhört ausgestattet – und niemand kann sich vorstellen, dass dieser Kerl ebenfalls gern jemand anders wäre...

 

J'avo redet mit Fleece nie über diese Dinge, sondern wirkt nach außen entspannt und zufrieden, derweil ihm immer bewusster wird, wie wenig er Fleece intellektuell stimuliert. Dass sie das bei ihm gar nicht vermisst, dass sie sich bei ihm wohl fühlt, weil er sie emotional stimuliert mit seiner Zuverlässigkeit, seiner Entspanntheit, seinem Mit-sich-selbst-im-Reinen-Sein, macht er sich nicht klar, denn die Interaktionen zwischen Fleece und Graywinter sind viel zu prominent, um ihm nicht vor Augen zu führen, was er nicht hat.

 

Es beruhigt ihn, dass Fleece auch in den nächsten Tagen die meiste Zeit mit den Spielleuten, insbesondere Veelix, verbringt, mit denen wiederum Graywinter nichts zu schaffen haben will, da er sie unübersehbar als unter seiner Würde betrachtet. Die haben dafür abends oft was zum Bestaunen, da sich Graywinter, wenn er weiß, dass er gleich entspannt eine Nacht durchschlafen kann, magisch gern auspowert. Zhai spricht ihn darauf an, dass er wohl unglaublich gut sein muss bei all dieser Übung, worauf dieser entgegnet, es tue das nicht wegen der Übung. Magier haben gelernt, mit technischen Ritualen magische Effekte herbeizurufen, das letztliche Auslösen eines vorbereiteten Zaubers erfordert also nicht mehr Können, als man benötigt, einen Hebel zu betätigen, aber Graywinter tut das aus sich selbst heraus, unvorbereitet und in dem Moment, in dem er es tut – die Magie müsse einfach aus ihm raus, um sich wieder aufzufrischen, ganz ähnlich wie mit dem Samen, wie er verwegen lächelnd hinzufügt. Zhai zieht sich wieder zurück und fragt sich, ob er damit unverfroren kommentiert hat, dass er weiß, wie gern sie ihm näher käme.

 

Die etwas mehr als 300 Meilen von Darromar nach Saradush bewältigt Roaringhorns Tross dank der gut instandgehaltenen Ithal Road in weniger als einem Tenday, und endlich besuchen Raif und Spider mal die geschichtsträchtige Stadt im Südosten Tethyrs. Ihr sieht man ihre calishitische Vergangenheit viel deutlicher an als allen anderen Orten des Königreichs. Roaringhorn hatte gehofft, hier auf Herzog Tardeth Llanistaph zu treffen, der überwiegend in Saradush wohnt, nun aber gerade in der Grafschaft Alonmarch weilt, um den Bau seiner Burg zu überwachen. Stattdessen stattet man also Lord-Mayor Tanithe Beyross einen Besuch ab.

 

Während einer ausgedehnten Mittagspause geht Zhai trotz des störenden Sonnenlichts spazieren, hört verdächtige Geräusche und beobachtet aus sicherer Entfernung Graywinter, der die an einen Baum gelehnte Raveena von hinten nimmt. Der Sex wirkt brutal, aber auch leidenschaftlich, überhaupt nicht, wie ihn sich Zhai für sich selbst wünschen würde – für sie ist die Nacht mit Raif das Maß der Dinge. Dennoch beneidet sie Raveena darum, gewollt zu werden, und wünschte sich so sehr, dass Zhai selbst das öfter als nur alle paar Jahre passieren würde.

 

In Saradush erreicht Roaringhorn aus heiterem Himmel ein Sending der mächtigen Magierin Durbara Dauntain, die in den Diensten von Herzog Hembreon steht: Sie treibt ihn zur Eile an, denn just wurde Averlorn nördlich von Riatavin von einer amnischen Armee eingenommen – Valashar hat nicht genug aufzubieten, um den Amniern entgegenzutreten. Brieftauben und Botenreiter wurden bereits nach Hazamarch und Morninggold im Herzogtum der Iltkazar Highlands und nach Spellshire in den Kronlanden entsandt.

 

Roaringhorn wendet sich an den Grafen von Surkazar, Orn Santele, der gleich damit beginnt, Truppen zusammenziehen zu lassen, doch das kostet Zeit. Roaringhorn schickt von hier aus weitere Brieftauben los, überträgt seinem Sohn das Kommando und reitet mit den Rittern voraus, um schneller voranzukommen. Raif und Spider diskutieren ein wenig herum, denn Raif hat wirklich keine Lust, in einen Krieg zwischen Amn und Tethyr hineingezogen zu werden. Spider führt ihm jedoch vor Augen, dass Raif gerade die Gemeinschaft der Ersten Sonne repräsentiert – er kann nicht kneifen, das ist völlig ausgeschlossen. Raif wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Fleece hier wäre, und hofft, dass er ein Beobachter im Hintergrund bleiben kann, bietet dem Grafen aber seine und Spiders Begleitung an. Er erkennt, dass Roaringhorn auch nichts anderes erwartet hätte. Raif denkt sich nur: 'Wenn du wüsstest, was ich getan hätte, wäre ich frei in meinen Entscheidungen...'

 

Fleeces Leute ahnen von all dem nichts, als sie Darromar erreichen und einen kleinen Aufenthalt einlegen. Sie schauen sich aus der Ferne den Faerntarn und die wiederaufgebaute Gallowglass Hall an, statten der Kathedrale Amaunators einen Besuch ab (wie eine Fremdenführerin zeigt Fleece Raveena und Gilborn also an den Originalschauplätzen, was sich ereignet hat), kaufen ein und lassen es sich gut gehen, bis die Weiterreise ansteht. Veelix verbringt den Abend mit Fleece und lacht sich mit ihr bei steigendem Alkoholkonsum über Zungenbrecher tot.

 

Fleece: Six slimy snails sailed silently.

Veelix: Is that supposed to be challenging? Six slimy snails sailed silently. How about this one? Green glass globes glow greenly.

Fleece: Green glass globes grow... Green grass... Oghma help me! Green glass globes glow greenly. Very well. Any noise annoys an oyster, but a noisy noise annoys an oyster more. Take this, fiend!

Veelix: Without as much as a hiccup, madam. Any noise annoys an oyster, but a noisy noise annoys an oyster more. Is your tongue ready to get utterly ruined? How many cookies could a good cook cook if a good cook could cook cookies? A good cook could cook as many cookies as a good cook who could cook cookies could.

Fleece lacht schallend und winkt ab.

Veelix: I graciously accept your surrender.

Fleece: I know when I'm bested. (Veelix sieht sie spielerisch fragend an.) Most of the time. (Veelix sieht sie spielerisch skeptisch an, Fleece lacht.) Sometimes, all right?

Beide verstummen, als neue Getränke serviert werden.

Veelix: Fair maiden, I wonder...

Fleece: Pray tell, good sir, what might you be wondering about?

Veelix: I wonder if you could bear my company just a tad longer than you anticipated.

Fleece: Now, don't go making big plans, dear, I have to rise early.

Veelix: By which I meant... beyond tomorrow morn.

Fleece (verwirrt): I thought...

Veelix: That the fates of my traveling companions and my own are inextricably intertwined? Not so, dear Fleece. Listening to your tales of far away Saradush kindled my desire to see it with mine own eyes.

Fleece (lächelnd): I'm... I'm happy to have you, but... Jokes aside, Tam. What are you up to?

Veelix: How to put it delicately? I'll just come out and say it. I'm... looking for adventure, so to speak, and I have a hunch I'll find it if I just stay with you a little while longer since, forgive me for saying so, adventure seems to have a pronounced inclination to find you.

Fleece (skeptisch): Where's all this coming from?

Veelix (aufgesetzt träumerisch): Oh, just a boyish childhood dream not unlike—

Fleece: You know perfectly well what I mean.

Veelix: What if I'd rather forgo those couple of silvers I would've made in Darromar in exchange for the most plesant company I could possibly keep? Let's call a spade a spade, I won't find accompaniment such as yours anywhere within a five hundred mile radius.

Fleece (misstrauisch): Flattery won't make me believe you any more eagerly, Tam.

Veelix: Very well. Just between the two of us, yes?

Fleece: If whatever you're about to tell me is harmless, my word on it as Selûne's my witness. And if it isn't, woe betide you.

Veelix: A minstrel's not all I am. The minstrel life is useful for getting around and a good excuse for never staying too long in one place, but what I'm looking for more than a bit of coin is, well, learning  everything worth knowing while I'm on the road.

 

Er trinkt und sieht sie auffordernd an. Sie hält argwöhnisch seinen Blick, trinkt ebenfalls und stellt dabei fest, dass er à la "Wie zum Henker hat er das gemacht?" etwas unter ihren Krug geschmuggelt hat: eine Anstecknadel in Form einer Harfe.

 

Fleece (leise) A Harper pin. Where'd you steal it?

Veelix: Come now, that's a little hurtful. While I admit the possibility exists, why not show a little trust in someone who has no reason to bear you ill will? Unless you're on a secret mission and are just being appropriately paranoid, in which case you'd be excused, of course.

Fleece: Tam, hawkers sell these in Zazesspur for six coppers a piece.

Veelix: The problem with being a Harper is that even if you come clean, nobody's gonna believe you. Which is why we seldom do. Come clean, that is.

Fleece (säuselnd): And there's just no way to prove or disprove it.

Veelix: Exactly. So maybe the Harpers are more numerous than the populace of any kingdom in Faerûn or... most of those who call themselves Harpers are frauds. But what reason would I have to lie to you?

Fleece: Because you think there's more money to be made at our side instead of staying with your troupe, but you've heard enough about us to know that this kind of motivation won't fly with us, so you give it a more noble coating.

Veelix: An intriguing theory, I grant, but as you must admit, not the only possible one. Let's say you're not on a secret mission and are really just accompanying the good family Felkath to Baerla's mother's home. In that case you wouldn't have any reason to be suspicious of me because there's nothing tangible I could hope to gain from accompanying you a little further which means: You don't stand to lose a thing. (Fleece atmet genervt durch.) As Amaunator's my witness, I'm thoroughly harmless, Fleece. You've had your share of deceit and imposition and are used to not being told the truth when somebody wants something from you, I'm well aware of that. But if we could agree for one moment, just for the sake of conversation, that I'm harmless, wouldn't it be fun to not know for absolutely sure that I just found this pin and kept it for an occasion such as this?

Fleece (muss lachen): Very well, Tamlorn. Don't make me regret this, or I'll make you regret making me regret this, all right?

Veelix: Fair maiden, you've got yourself a deal.

 

Währenddessen verbringen Raveena und Graywinter die Nacht miteinander und treiben es wie die Kesselflicker, und Zhai hockt allein im dunklen Nebenzimmer, das sie eigentlich mit Raveena bewohnt, und gestattet sich, sich auszuweinen. Niemand, den sie will, will auch sie. Der Einzige, bei dem ihr das gelungen war, war ebenfalls ein Exot, und wegen der Sprachbarriere hätte nie mehr aus der Sache mit Pashtal werden können. Raif schlief aus Mitleid mit ihr, Graywinter tut nicht mal das. Sie ist zu anders.

 

Fleece erfährt am Morgen, dass sich Veelix tatsächlich schon von dem Spielmannszug verabschiedet hatte, bevor er sie bat, sie weiter begleiten zu dürfen – entweder ein ausgemachter Optimist oder sehr von seinen Überredungskünsten überzeugt.

 

Durbara Dauntain hält Roaringhorn unterwegs mindestens einmal täglich auf dem Laufenden. Er überquert den Ith und erreicht die hübsche Stadt Survale Ford, wo ihn bereits die Gräfin von Morninggold erwartet, die strenge Alangama Gulderhom, die bereits Truppen zusammengezogen hat. Obwohl sich Spider auf Reisen stets mit Kapuze und Gesichtstuch tarnt, fällt er in einer homogenen Gruppe bei Tageslicht natürlich auf, und Alangama (von der Raif gehört hat, dass sie eine glühende Anhängerin Amaunators und auch mit Harlaa Assumbar verwandt ist) wird sofort wütend, als sich herausstellt, dass das der Tiefling der Gemeinschaft der Ersten Sonne ist. Raif kann natürlich nichts sagen, aber Roaringhorn knurrt sie an, dass sich die beiden in diesem Ernstfall, ohne Fragen zu stellen, angeschlossen haben – mehr muss er nicht wissen, und außerdem haben sie gerade wahrlich andere Probleme. Alangama betrachtet das Thema unübersehbar als aufgeschoben, nicht aufgehoben, und befiehlt den Abmarsch. Roaringhorn signalisiert den Abenteurern subtil, dass sie sich ab jetzt besser nicht mehr in seiner (und damit Alangamas) Nähe aufhalten sollten.

 

Raif ist höchst besorgt, denn wann und unter welchen Umständen kann er Elisheva und Kenan wiedersehen? Nach Norden ist jetzt kein Durchkommen mehr, wie er es anfangs geplant hatte, zumal man ihn jetzt ohnehin nicht gehen lassen würde – und er es auch gar nicht könnte, ohne es so aussehen zu lassen, als liefe er zum Feind über. Gerade er, wegen der vielen gesellschaftlichen Außenseiter in der Gemeinschaft eins der prominenteren, weil vorzeigbaren Mitglieder, ist dafür bekannt, Amnier zu sein. Spider hofft, dass sich das jetzt, wo offenbar ein Krieg zwischen Amn und Tethyr ausbricht, nicht rächt...

 

Der Tross passiert die Garnison Innocence, die nur von einer Notbesetzung gehalten wird, denn Innocence selbst ist bereits ausgerückt, hat seine Truppen aber nur bei Ghaston Grey versammelt, Roaringhorns Burg, denn weiter vorrücken können sie nicht: Riatavin wird bereits belagert und bestürmt. Zum Glück handelt es sich hier um eine Großstadt, die Amn wegen der unmittelbaren Nähe zur tethyrianischen Grenze gut befestigt hat, nicht ahnend, dass sie sich einmal von Amn lossagen und zum Gegner überlaufen würde.

 

Die anderen reisen wesentlich entspannter und gemächlicher. Da die Ablenkung durch die Spielleute fehlt, ergeben sich auch mehr Möglichkeiten für Graywinter und Fleece, ins Gespräch zu kommen. Eines Tages findet sie, dass er weniger auf Blockade ausgelegt ist als meistens, und entlockt ihm, dass er in Waterdeep tatsächlich die Eltorchul Academy besucht hat, was sie sehr überrascht. Graywinter belässt es bei sehr groben Strichen, als er erzählt, dass er als Niemand zur Welt kam, der aber stets wusste, dass er etwas ganz Besonderes ist. Entgegen Fleeces Annahme erlernt ein Zauberer aber nicht von ganz allein die Zauberei. Graywinter beschreibt, dass er manchmal Dinge geschehen lassen konnte, aber nicht wusste, wie, und der Erfolg war selten reproduzierbar. Akademien sind zwar für Magier gedacht, doch kann man dort auch Zauberer ausbilden, wenngleich ganz anders: nicht so wissenschaftlich und ritualisiert, weil Zauberer all die Hilfsmittel nicht benötigen, um Magie zu wirken. Aber auch sie müssen lernen, wie sie ihre eigene Magie kanalisieren, und um das zuverlässig tun zu können, brauchen sie Techniken, und die erlernen sie nicht von allein. Graywinter musste lernen, welche Worte und Gesten ihm dabei helfen, seine Magie für einen gewünschten bestimmten Effekt zu kanalisieren, und dazu gehörte natürlich auch theoretisches Wissen. Er hat gelernt, dass es zwar besonders mächtige Freizauberer gab, die sich tatsächlich alles selbst beibrachten, aber auch solche, deren Gabe nie über kleine Effekte hinausging, weshalb sie sich zu Magiern ausbilden ließen.

 

Fleece weiß, dass ein Zauberer automatisch von Natur aus ein Gesetzesbrecher ist, denn nur akademisch legitimierte Magie steht dort, wo das Gildenrecht ernst genommen wird, nicht unter Strafe. Daher macht es Sinn für Zauberer, dieselbe Ausbildung zu durchlaufen, um zum Gildenmagier zu werden, der zaubern darf. Jedoch hat Graywinter keine Tätowierung, und das, was er erzählt, klingt nicht nach einem vollen Zweitstudium, sondern nur nach so viel Zeit, wie er benötigte, um von da an allein klarzukommen. Auch kleidet er sich nicht wie ein Magier.

 

Mit Graywinter zu reisen, der oft und viel zaubert, fühlt sich ganz anders an, als mit Valmaxian unterwegs zu sein. Für diesen macht es keinen Unterschied, einen bereits vorbereiteten Zauber letzten Endes einfach nur auszulösen – das ist kein Training, dessen er ohnehin nicht bedürfte, weshalb er von Cantrips abgesehen im Reisealltag eher wenig zaubert, wohingegen sich Graywinter oft verausgabt.

 

Bereits vor Saradush hören die Reisenden von Truppenaushebungen und daher auf Nachfrage auch von den Gerüchten aus Valashar. Jedem ist klar, dass Fleece nicht einfach umkehren kann, sobald sie Baerla Felkaths Familie abgeliefert hat. Die Kamera zeigt dabei vor allem die erbleichende Raveena: Jetzt droht genau das, wovor sie einst weggelaufen war, was sie ein für allemal hinter sich lassen wollte. Verdammt, wäre sie doch bei dem Wunsch geblieben, einmal kurz auszusetzen!

 

J'avo erinnert Fleece vorsichtig daran, dass sie doch eigentlich sobald wie möglich zu Jewel zurück wollte, damit sie nicht zu lange allein ist. Fleece reagiert gar nicht auf ihn und treibt ihre Reisegesellschaft nun zur Eile an. Dabei gibt es auch einen stummen Blickkontakt zwischen ihr und Gilborn, der daran erinnert, dass man nie weiß, ob die Abenteurer unterwegs auf etwas Wichtiges stoßen, denn Gilborn hatte ja zuerst wieder nicht mitkommen wollen.

 

In Saradush bringt man Baerla zu ihrer Mutter, die sich liebend gern erkenntlich zeigen würde, aber die Abenteurer haben leider keine Zeit. Fleece hört sich um und erfährt, dass bereits Truppen nach Norden entsandt wurden, jedoch nicht so viele, wie Graf Santele gern geschickt hätte, denn auch er hält schließlich eine Markgrafschaft, die er nach Süden verteidigen muss, weil sich die Knights of the Black Gauntlet im eigentlich tethyrianischen (aber bereits vor 25 Jahren aufgegebenen und bislang noch nicht zurückeroberten) Kzelter quasi direkt vor der Haustür eingenistet haben. Die Abenteurer verbringen die Nacht in Saradush, das sich Fleece andernfalls gern angesehen hätte. Hier entschuldigt sich Fleece zögerlich bei J'avo, denn sie weiß ja: Wohin sie geht, geht er auch, doch ihr Krieg ist nicht der seine. Er winkt natürlich äußerlich entspannt ab, aber ihr ist klar, dass ihn von sich aus nichts nach Valashar zöge – oder überhaupt irgendwohin. Was, wenn ihm etwas zustößt? Bei Gilborn stellt sie sich diese Frage nicht, obwohl sie für seine Anwesenheit direkt verantwortlich ist, denn sein Schicksal liegt in Chaunteas Händen. Ein Krieg ist auch nicht das, was einen als erstes an Zhais Fähigkeiten denken lässt, doch zu ihr sagt Fleece nichts – sie weiß, dass es Zhai wichtig ist, in bedeutenden Angelegenheiten zeigen zu können, dass sie ein integraler Bestandteil dieser Gemeinschaft ist. Skaar ist ohnehin Feuer und Flamme, wieder etwas erleben zu können wie damals in Cormyr und sich stärker hervorzutun als dort. Fleece sucht das Gespräch mit Raveena, doch die weicht aus, und Fleece akzeptiert, dass sie das mit sich selber ausmachen muss.

 

Natürlich sucht Fleece dennoch das Gespräch mit J'avo und versucht ihm zu erklären, warum eine Rückkehr nach Zazesspur nicht infrage kommt: Die Gemeinschaft der Ersten Sonne hat mit Tethyr einen unausgesprochenen "Vertrag". Sie hat dem Königreich Dienste erwiesen und ist dafür geehrt und belohnt worden. Auch indirekte Belohnungen müssen berücksichtigt werden, denn ohne die Anerkennung des Herzogs wäre die Gruppe nicht so namhaft geworden, dass Thargreve ihr ein Haus zur Verfügung gestellt hätte. Das bedeutet aber auch, dass die Gemeinschaft ihren Teil der "Abmachung" hin und wieder auffrischen muss, sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen und Tethyr untreu werden darf, denn ihren Status kann sie nur behalten, wenn er laufend von den Machthabern bestätigt wird, und dazu muss sie dem Reich dienen. J'avo kennt sich nicht aus eigener Erfahrung damit aus, weiß aber, dass Politik – Gefallen um Gefallen, eine Hand wäscht die andere – hier nicht anders funktioniert als in Tashalar.

 

Abermals macht Fleece den Versuch, sich von Veelix zu verabschieden, doch erneut lehnt er ab: Er will sie nach Riatavin begleiten. Nach wie vor geht sie davon aus, dass er kein Harfner ist, aber welchen Grund sollte ein Bänkelsänger sonst haben, sich freiwillig in die Nähe eines Kriegsgebiets zu begeben? Fleece meint, er werde ohne ein Pferd nicht Schritt halten, und viel Glück dabei, unter den jetzigen Umständen hier in Saradush eins zu einem vertretbaren Preis zu finden. Doch Veelix bettelt sie so lange an, bis sie ihn auf dem Ersatzpferd mitkommen lässt.

 

Natürlich schreibt sie Jewel ins magische Journal, dass sie jetzt nicht die Heimreise antreten wird, und verspricht, sie auf dem Laufenden zu halten (was Jewel zwei Tage später lesen wird). Am Morgen findet Fleece, nachdem sie sich angezogen hat und das Zimmer verlassen will, Raveena auf dem Gang vor – sie hat offenbar gar nicht geschlafen und wartet hier wohl schon seit Stunden. Fleece weiß, was das bedeutet, und sie weiß besonders zu schätzen, dass Raveena es sich nicht einfach gemacht hat. Ganz offensichtlich wollte sie an der Seite ihrer Freunde stehen, aber ein Krieg? Dafür war sie nie geschaffen, und Crown Ridge verfolgt sie vermutlich bis heute. Fleece tröstet sie verständnisvoll und versichert ihr, dass das nichts an ihrer Freundschaft oder daran ändert, dass Raveena zur Gruppe gehört. Sie gibt ihr genug Geld für die Heimreise, und Raveena muss versprechen, nicht wieder zu türmen, sondern in Zazesspur auf sie zu warten, denn das nächste Abenteuer kommt bestimmt.

 

Roaringhorns Tross erreicht Ghaston Grey, wo schon ein großes Heerlager aufgebaut wurde, doch der Graf weiß bereits, dass das noch nicht ausreicht, um der amnischen Armee entgegenzutreten. Roaringhorn bedeutet Raif und Spider kurzerhand, einfach mitzukommen, womit sie quasi zu seinem persönlichen Gefolge gehören, obwohl Gräfin Gulderhorn direkt dabei ist. Raif ist froh, keine amnischen Kleider mitgenommen zu haben, so dass er nicht weiter auffällt – Spider hingegen bei näherer Betrachtung sehr, weil er bereits dadurch ins Auge sticht, dass er sich komplett verhüllt. Raif mutmaßt, dass Roaringhorn sicher viel lieber Dame Jhessail hier hätte, aber einen Teufel tun wird, Helden der Gemeinschaft den Rücken zu kehren, das hat er deutlich gemacht.

 

Über drei Jahre ist es her, dass Raif und Spider auf Ghaston Grey waren, und die Burg brummt nur so vor Betriebsamkeit, als sie den engen Burghof durchqueren. In Roaringhorns Abwesenheit hält sie nun Herzog Hembreon persönlich, stets begleitet von seinem Herold, Lord Hargal Thalmont (Paul Freeman). Als Roaringhorn mit Gräfin Gulderhorn, ihren Rittern und den beiden Abenteurern den Rittersaal betritt, sieht Raif auch, dass Hembreon ihm die beiden auffallen, aber der Herzog reagiert nicht – sie sind zu unwichtig und die Probleme zu groß. Mit einem Nicken begrüßt Raif Sir Garen Thal, der ihn wiedererkennt, und die Kamera zeigt, dass auch Sir Mors Westford und Dimiona Galver an anderer Stelle im Raum sind. Ferner sind der ritterliche Halbork Innocence, Hembreons Hofmagierin Durbara Dauntain (Elena Sofia Ricci), der greise Graf von Hazamarch, Rickon Dugal, und der Magier und Graf von Spellshire, Gamalon Idogyr, mit ihren Getreuen zugegen. Hier im Rittersaal halten sich nur die wichtigsten Köpfe auf, und Raif fühlt sich schrecklich fehl am Platz und ist froh, dass er nichts beitragen muss.

 

Hembreon gibt Roaringhorn offiziell die Burgherrschaft zurück, behält aber natürlich als Herzog das Oberkommando. Er bringt Roaringhorn und Gulderhorn auf der Karte auf den neuesten Stand, und Raif erfährt, dass noch Verstärkung aus Surkazar und Alonmarch unterwegs ist, und auch aus Erlkazar werden noch Truppen erwartet, doch selbst dann ist fraglich, ob man den Amniern die Stirn bieten kann – wenn sie bis zum Eintreffen der Verstärkung Riatavin nicht bereits eingenommen haben, denn sie beschießen fleißig die Mauern. Eine Entsatzarmee kann nur eingreifen, wenn sie den Amniern in einer Feldschlacht begegnen kann, aber dazu ist sie noch zu klein, weshalb man hier auf Ghaston Grey sitzt und hilflos zusehen muss.

 

Unter vier Augen fragt Hembreon Roaringhorn dann tatsächlich, was mit der Gemeinschaft der Ersten Sonne ist, und lässt sich auf den neuesten Stand setzen. Natürlich muss man davon ausgehen, dass Raif und Spider die Einzigen bleiben werden.

 

Roaringhorn lässt es sich nicht nehmen, seine beiden Gäste (die er ja schließlich eingeladen hatte, um sie zu ehren) auf der eigentlich überfüllten Burg unterzubringen. Raif findet das sehr nobel, aber Spider meint, er wolle wohl lediglich verhindern, dass die beiden in einem kleinen Zelt draußen inmitten all der Soldaten aus verschiedenen Grafschaften lagern und es wegen des Tieflings einen Zwischenfall gibt. Außerdem würde es in den Augen jener, für die die Gemeinschaft aus gestandenen Helden besteht, einfach nicht gut wirken, ihnen keine Vorzugsbehandlung zukommen zu lassen.

 

Raif möchte nicht tiefer als nötig in diese Sache hineingezogen werden und ist daher froh, zwar ehrenvoll behandelt, aber auch als unwichtig betrachtet zu werden. Natürlich ist das eigentlich absurd, denn wäre Fleece hier, sähe die Sache ganz anders aus, als mache ihre Anwesenheit die Anwesenheit anderer Mitglieder der Gemeinschaft überhaupt erst zu einem Faktor. Doch so funktioniert das nun mal in der Politik und auch in der subjektiven Wahrnehmung: Raif und Spider haben einiges erreicht, sind aber Niemande. Dame Jhessail ist jemand, und nur "jemandem" kann man auch zutrauen, eine Meinung zu haben, die es wert ist, gehört zu werden. Auch wenn Roaringhorn jetzt überhaupt keine Zeit mehr für seine Gäste hat, scheint er doch der Einzige zu sein, der zumindest Raif etwas anders sieht.

 

In Friedenszeiten wären sie Ehrengäste gewesen, um die sich Roaringhorn entsprechend hätte kümmern und die er als solche hätte inszenieren können. Jetzt sind sie bestenfalls zwei Exoten, die unglaublich auffallen – Raif, weil bald jeder weiß, dass er Amnier ist, mit dessen Heimatland Tethyr nun im Krieg liegt, und der Tiefling sowieso. Ein Diener lässt ihnen beim Bezug des Zimmers sogar ausrichten, dass sie ihre Waffen doch bitte in ihrem Zimmer aufbewahren mögen. Das Schwert ist Rittern vorbehalten, und bereits unterwegs hatte Roaringhorn den Mitreisenden klar gemacht, dass Raif seine Sondererlaubnis dazu hat, aber hier kann er sich nicht um ihn kümmern. Den Tiefling möchte ohnehin niemand bewaffnet sehen – dass er überhaupt auf der Burg ist, dürfte für viele schon eine Zumutung sein, die an Blasphemie grenzt. Es gibt keine Anweisung für Spider, seine Zeit bevorzugt auf seinem Zimmer zu verbringen, so unhöflich würde Roaringhorn nicht sein wollen – aber der hat auch keine Erfahrung damit, wie sich die Dinge früher oder später meist verselbstständigen. Aus Unwohlsein wird im Laufe der Zeit bei manchen Angst, die sich in bierseligen Gesprächen hochschaukelt, bis sie plötzlich ohne Vorwarnung den Punkt ohne Wiederkehr erreicht, und bewaffnete Männer ziehen los, um dem Teufel den Garaus zu machen. Daher kündigt Spider Raif an, freiwillig auf dem Zimmer zu bleiben. Er tut Raif wirklich leid, denn das hat er nicht verdient, aber beide wissen: Es ist das Beste so.

 

Hembreon ist kurz nach Roaringhorns Ankunft schon wieder verschwunden, um sich persönlich mit Nachdruck um Verstärkung zu bemühen, so dass das Oberkommando einstweilen an Roaringhorn geht. Vielleicht hätte Hembreon Raif gern nach Fleece gefragt, aber der Standesunterschied lässt es unpassend erscheinen, dass sich der Herzog neben all den wichtigen Adligen und Rittern mit einem einzigen Gemeinen befasst – mehr als ein Blick bei der Ankunft war offenbar nicht drin.

 

Fleece, J'avo, Zhai, Gilborn, Graywinter und Veelix schonen ihre Pferde nicht (was außer Fleece und Graywinter allen schwer fällt, da sie nicht sehr geübte Reiter sind), und Skaar muss sich völlig verausgaben, um Schritt zu halten (was er aber natürlich begeistert tut). Fleece erinnert sich an den Herbst 1368 DR, als sie das letzte Mal hier in den Iltkazar Highlands unterwegs war – vor sieben Jahren im Reklamationskrieg. Sie nimmt gerade dieselbe Strecke, die damals Zaranda genommen hatte, um zu Blackthorn und Hembreon zu stoßen.

 

Zhai hasst ihre eigene Nervosität: Nach allem, was sie erlebt und erreicht hat, sollte sie gar nicht nervös sein, Krieg hin oder her. Es ist jedoch ein Faktor, dass sie nicht am größten, am krönendsten Abenteuer in Undermountain teilgenommen hat. Ferner nimmt sie an, dass ihre Nervosität zum Teil an Graywinters Anwesenheit liegt, neben dem sie sich ständig klein fühlt, oft nicht weiß, was sie sagen soll, sich verhaspelt – und je mehr davon passiert, umso schlimmer wird es. Sie würde gern von ihm so angesehen werden wie mittlerweile Fleece: als halbwegs Gleichrangige. Noch lieber aber hätte sie es, sähe er sie noch ganz anders an, nämlich wie Raveena, wenn es ihm in der Hose juckt. Und wenn er es tut, lässt er sehr viel Spielraum für Zweifel, ob er es tut, so dass Zhai nicht weiß, ob er eine Halbdrow wie sie im Traum nicht anrühren würde und sie nur damit quält, ihr die Möglichkeit vorzugaukeln, oder ob er durchaus interessiert wäre, sie aber zappeln lässt, weil er genießt, sie zu seinem Opfer zu machen, das von seinem Wohlwollen abhängig ist. So oder so verabscheut sie den Gedanken, jemandem wie ihm perverse Freude zu bereiten, indem sie sich zu seinem Spielzeug machen lässt, doch findet sie es auch sehr schwer, nicht in seiner Nähe sein zu wollen. Zhai ist in innerem Aufruhr, tarnt ihr Unbehagen aber gut, so dass Fleece es nicht mitbekommt.

 

Eines Nachts schürt Fleece das Feuer, weil sie nicht schlafen kann, und hört Graywinter im Schlaf leise stöhnen, bis er schließlich aufwacht, sich sammelt und wortlos ebenfalls ans Feuer setzt. Wenn man miteinander unterwegs ist, lässt sich vieles nicht geheim halten: Sie hat mitbekommen, dass er öfter unruhig schläft oder nachts aufsteht, und wie sie sieht, kann es daran liegen, dass er schlecht träumt. Fleece kann nicht umhin, erneut festzustellen, wie verdammt gut er jetzt gerade wieder aussieht, wie er missmutig ins Feuer starrt.

 

Fleece: Bad dreams, hm? (Graywinter antwortet nicht.) Why don't you go back to sleep? I got this.

Graywinter: No. No, not right away.

Fleece (stochert wieder, nach einer haben Minute): I've been meaning to ask you. How in the Nine Hells do you sorcerers get new spells? For mages it's easy, but you can't exactly buy them, can you?

Graywinter (nach ein paar Sekunden): Can't speak for other sorcerers, but I dream them.

Fleece: You dream them?

Graywinter: Every once in a while... doesn't happen often... I dream doing something new. The next day, provided I remember the dream, I try to recreate what I did when I was dreaming. Of course nothing happens, but I keep trying different things. If I dream about doing the same thing the next night, I know I'm on the right track, so I keep trying. But most of the time nothing keeps happening, and the dreams slowly fade away. Sometimes something flies, however, and as soon as I get it to work, I know I got it. I work out the kinks, keep practicing, and I've got a new spell.

Fleece: That's crazy. What's the last one you dreamt up?

Graywinter (lächelt schief, gestikuliert): Pallio. (Er wird durchsichtig und ist nur gut zu erkennen, wenn er sich bewegt.) This one.

Fleece: Wow! That's gotta come in handy a lot.

Graywinter: It's got its uses.

Fleece: It's really crazy to imagine that you're doing something completely different from what I'm doing. How do you find out what gestures to use, what words to say? You're using Old Chessentan.

Graywinter: Works best for me, don't ask me why. The language of scholars, I guess. Another sorcerer might as well use Old Imaskari or whatever.

Fleece: And how do you know what to say?

Graywinter: Trial and error. There's no right and wrong that goes for everybody. What works for me won't work for another. That's why mages have a hard time reading us. They can't see what the fuck we're doing.

Fleece: You dreamt up something new earlier?

Graywinter (nach einem Augenblick): No.

Fleece: Sorry. Didn't mean to pry.

Graywinter (immer noch fast nicht zu erkennen): Go to sleep. I'm gonna be up for a while.

 

Raif fühlt sich sowohl nutzlos als auch hin- und hergerissen, was Tethyr und Amn betrifft. Er hat ein schlechtes Gewissen, dass er Gast auf Ghaston Grey ist, sich aber nicht erkenntlich zeigen kann. Doch er hatte sich schon als Amnier gefühlt, lange bevor er Amn überhaupt mit eigenen Augen sah. Nicht auszudenken, wäre Fleece hier und würde in diesen Krieg eingebunden werden – und mit ihr auch ihre Gefährten. Dann würde er offen tethyrianische Interessen gegen seine eigene Heimat vertreten müssen.

 

Nur wenige Tage nach ihrer Ankunft meint ein nervöser Diener zu Raif und Spider, dass im Lager ein bezugsfertiges Zelt stehe, das ihnen vielleicht besser gefalle als dieses zugige Zimmer. Raif ist überzeugt, dass diese unhöfliche Ausquartierung auf Bestreben von Gräfin Gulderhorn erfolgt und Roaringhorn davon gar nichts weiß. Raif möchte kein schlechtes Blut heraufbeschwören, indem er es an die große Glocke hängt, packt und bezieht mit Spider sein Zelt inmitten des Soldatenlagers – und als sollte das ein weiteres Signal sein, handelt es sich wirklich nur um ein kleines Zwei-Mann-Zelt, wie es auch viele Soldaten benutzen.

 

Den Grafen möchte er schon aus Stolz nicht damit belästigen, aber auch aus Rücksicht, denn ihm ist klar, dass er große logistische Probleme haben muss: Sein Heer mag nicht groß genug sein, den Angreifern im Feld zu begegnen, doch sind es Tausende von Menschen, die verpflegt werden wollen – jeder Tag kostet Geld, von der Logistik, ausreichende Mengen an Nahrung herbeizuschaffen, ganz zu schweigen.

 

Dank seines selbstbewussten, sympathischen Auftretens gelingt es ihm schnell, sich mit den umliegenden Soldaten anzufreunden – das tut er, weil er weiß, dass er es tun muss, denn er braucht hier Verbündete, um einem sich spontan bildenden Mob nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Spider meint zu ihm, er soll sich keine Gedanken machen, es ist nun mal, wie es ist, und einfach so abhauen können sie auf gar keinen Fall, ohne dem Ansehen der Gemeinschaft auf extrem prominente Weise zu schaden. Jedoch muss sich Raif insgeheim eingestehen, dass seine Gruppe im gemeinen Volk wirklich beliebt ist – viele quartieren sich zwar kurzerhand um, weil sie nicht neben einem Tiefling campieren wollen, doch andere nehmen gern ihre Plätze ein und zeigen, dass sie die Heldentaten der Gemeinschaft achten, und Raif wird immer wieder gebeten, davon zu erzählen.

 

Die einstigen "Ehrengäste" müssen sich wie jeder Soldat, Hufschmied und Kutscher zur Essensausgabe anstellen. Das schafft zwar Volksnähe, da Raif das Glück hat, dass sich schnell das Gerücht wie ein Lauffeuer verbreitet, die beiden hätten von sich aus lieber bei normalen Menschen leben wollen und nicht bei den abgehobenen Adligen; jedoch kann sich Spider auch weniger verstecken als auf der Burg, und es kommt zu Konfrontationen. Raif, der Spider als engen Freund schätzt, platzt mehrmals der Kragen, und selbst unbewaffnet kann er durch Strenge, Selbstbewusstsein und den Ruf der Gemeinschaft Leute in die Schranken weisen, die Streit suchen.

 

Als Roaringhorn Tage später davon hört, knöpft er sich Alangama vor, doch die hat nur darauf gewartet und feuert zurück: Nein, sie ist nicht die Burgherrin und hätte kein Recht dazu gehabt, aber sie hat es getan, weil der Burgherr seiner Pflicht seinen eigenen Leuten gegenüber nicht nachgekommen ist, indem er ausgerechnet diese beiden auf Ghaston Grey leben lässt, Tür an Tür mit Adligen und Rittern. Die Stimmung ist ohnehin bereits schlecht genug, und dann müssen götterfürchtige Menschen nicht nur unter demselben Dach leben wie ein Mann, der sich als stolzer Amnier präsentiert, sondern obendrein auch noch unter einem Dach mit einer Ausgeburt der Neun Höllen? Roaringhorn ist wütend, denn das ist ein Affront sondergleichen, doch er weiß auch, dass er selbst darauf hätte kommen können, dass die amaunatortreue Gräfin das nicht dulden würde. Er kann jetzt nicht zum Tauziehen mit ihr antreten, indem er die beiden zurückholt, weil er damit alles noch schlimmer machen würde, aber seinen Gästen gegenüber hat er das Gesicht verloren und auch denen gegenüber, die sich über ihre Anwesenheit freuten. Dennoch ist ihm klar, dass das täglich weniger werden.

 

Eines Abends betont Gilborn Fleece gegenüber erneut, wie Recht sie hatte, wenn man bedenkt, was aus einem simpen Gefallen für Thargreve geworden ist. Doch er fragt sie auch, was sie so antreibt. Ist es die Verbundenheit mit Tethyr und die Sorge um ihre neue Heimat – oder der Drang, sich endlich mal wieder nicht als Schatzsucherin hervorzutun, sondern als Heldin, der die Menschen zujubeln? Fleece lenkt verstimmt auf ein anderes Thema ab, denkt im Anschluss aber lange darüber nach.

 

Soweit es ihre Pflichten zulassen, verbringt Raif gern Zeit mit Dame Dimiona. Sie ist natürlich Feuer und Flamme für die zu Ende geführte Geschichte vom Challenger und, obwohl er selbst denkt, dass er versagt hat, stolz auf Raif.

 

Als Raif hört, dass Melvet Tormaril mit Truppen aus Surkazar eingetroffen ist, sucht er ihr sehr elegantes Zelt im Lager auf, denn auch ihr Heimweg nach Riatavin ist ja abgeschnitten. Dafür muss er zunächst an Dame Ethna Markham vorbei, die Roaringhorn direkt neben Melvet platziert hat, um unschöne Zwischenfälle zu vermeiden. Die barsche Ritterin vertreibt Raif ungehalten, und als er die Promi-Karte zu ziehen versucht, macht sie dem "Amnier" klar, dass sie durchaus weiß, wer er ist. Respektvoll zieht er sich zurück. Dame Ethnas Knappin, Fiana Taussyl, folgt ihm und stellt sich als viel umgänglicher und netter heraus. Sie nimmt ihre Herrin natürlich in Schutz, wie sie es muss, aber bittet ihn, zu warten. Sie spricht noch mal mit Dame Ethna, die Raif schließlich grimmig zu Melvets Zelt vorlässt.

 

Melvet bestätigt, dass Roaringhorn offenbar Sorge hat, dass es zu einem spontanen Übergriff kommen könnte, denn "Amnier sind am Ende doch alle gleich", und nicht jeder denkt dann so weit, dass sich das amnische Riatavin von sich aus von Amn losgesagt und Tethyr angeschlossen hatte. Dame Ethna gehört offenbar zu jenen, die Amn ohnehin schon nicht gewogen sind und jetzt, angesichts eines Krieges, weniger denn je. Raif und Melvet merken einander an, wie gestrandet sie sich fühlen.

 

Als er ihr Zelt wieder verlässt, läuft er Sir Lanval Merwick (David Oakes) und ein paar anderen jungen Rittern über den Weg. Sir Lanval hat schon viel über "den Amnier und den Teufel" gehört – ach, wie schön, mal mit eigenen Augen zu sehen, was man unter allen anderen Umständen für Feinde halten würde. Sir Lanval gibt sich außerordentlich beleidigend und will Raif aus der Reserve locken, um einen Grund zu haben, ihn anzuklagen, weil er gegen einen Ritter die Hand erhoben hat. Raif weiß, dass es ihm auf Grund seiner Errungenschaften gesellschaftlich gestattet ist, Respekt einzufordern, aber nur von Bürgerlichen oder Unfreien – gegen einen Ritter darf er nichts sagen, was ja auch Sir Casmar stets weidlich ausgenutzt hat, wenn auch nie so zielgerichtet bösartig. Dame Ethna bekommt das garantiert mit, tut aber so, als sei das nicht der Fall, und Fiana schaut sehr besorgt zu, darf aber nichts sagen. Raif macht darauf aufmerksam, dass der Herr Ritter ihn für einen Niemand zu halten scheint, und stellt sich entsprechend betont als Raif Bowgentle, Mitfglied des Ordens der Ersten Sonne vor, doch das fordert Sir Lanval nur dazu heraus, zu fragen: "Oh, dieser neue Gefälligkeitsorden, dem kaum jemand angehört, weil die meisten Kandidaten Strauchdiebe, Taugenichtse und absonderliche Nichtmenschen sind? Hmja, ich hörte von dieser Farce."

 

Raif kocht vor Wut. Leicht könnte er spitzzüngig dagegenhalten, aber das würde Sir Lanval nur noch mehr provozieren, und Raif weiß, wohin das führen würde – und einen Schlag ins Gesicht, den er nicht erwidern darf, möchte er sich nicht antun. (Schlimmer wäre es noch, wäre er bewaffnet, denn gegen einen Ritter blankzuziehen, wäre noch unverzeihlicher.)

 

Er muss also seinen Stolz runterschlucken, und das gelingt ihm auch wirklich nur gerade so. Melvet kommt aus ihrem Zelt heraus, um zu sehen, was los ist, doch Sir Lanval bedenkt sie lediglich mit einem verächtlichen Blick, der unter normalen Umständen ungeheuerlich wäre, den aber angesichts des Krieges mit Amn niemand anklagen würde. Raif bricht das Gespräch ab und muss sich unwidersprochen hinterherrufen lassen, ein Feigling zu sein. Da er im Soldatenlager wohnt, geht es für ihn also angemessenerweise zurück zum "Pöbel", wo er hingehört, und er solle sich nicht wieder bei Menschen von Stand blicken lassen.

 

Durch Dame Dimiona und Sir Garen bleibt Raif auf dem Laufenden, was den Verlauf der Geschehnisse betrifft, und eines Morgens wird er sogar von Roaringhorn persönlich im Lager aufgesucht. Das schlechte Gewissen ist dem Grafen anzusehen, hat er Raif und Spider doch schließlich hierher "gelockt", um sie für ihre Heldentaten zu ehren, wonach nun gerade wirklich niemandem der Sinn steht. Raif streut nur sehr dezent ein, dass im Lager die Zuneigung für Amn – und damit für Amnier – auf dem Tiefpunkt ist, aber Roaringhorn geht darüber hinweg. Raif kann sich denken, dass auch ihm das bewusst ist, aber was soll er machen? Hier zeigt sich wieder sehr schön, dass selbst ein Graf oft nur ohnmächtig zusehen und ganz und gar nicht immer tun kann, was er möchte.

 

Fleece, J'avo, Gilborn, Zhai, Skaar, Graywinter und Tamlorn können eines Abends aus vielen Meilen Entfernung die Lichter des großen Heerlagers sehen, aber es wird zu dunkel, um noch weiterzureiten, also wird noch einmal campiert. Unter J'avos skeptischem Blick nimmt Graywinter Fleece beiseite und warnt sie eindringlich, dass Tamlorn Ilthmar weder ein harmloser Bänkelsänger noch ein Harfner sein muss, sondern auch ein amnischer Spion sein könnte. Sie wäre gut damit beraten, sich von ihm zu distanzieren. Fleece reagiert verärgert, aber Graywinter malt ihr aus, was das für ihren Ruf bedeuten würde, stellte sich heraus, dass sie jemanden angeschleppt hat, der gegen Tethyr arbeitet. Fleece scheint abzulenken, indem sie darauf hinweist, dass Graywinter sein Schwert ("Ich hab ohnehin keine Ahnung, was jemand wie du mit einem Schwert will!") ab morgen bitte im Gepäck transportieren möge, denn das Führen eines solchen ist Nichtadligen untersagt.

 

J'avo fragt ganz beiläufig, was Graywinter wollte. Fleece merkt natürlich nicht, weshalb, und erklärt ratlos das Problem mit Tamlorn. Sie hasst es, sich mit der Möglichkeit auseinandersetzen zu müssen, dass Graywinter Recht haben könnte, denn sie hat Tam inzwischen sehr lieb gewonnen. Doch das Einzige, das sie in seiner Hinsicht beschwören kann, ist, dass er keine Magie anwendet – nichts anderes weiß sie mit Sicherheit über ihn.

 

Schweren Herzens geht sie mit Tam ein paar Schritte und erklärt ihm die Problematik: Sie kann es sich nicht leisten, dem Grafen von Valashar eine Laus in den Pelz zu setzen, also wird die Gemeinschaft morgen früh zu Pferd aufbrechen, und wenn es ihn immer noch nach Ghaston Grey zieht, kann er gern zu Fuß nachkommen. Auf die Burg wird er es nicht schaffen, aber vielleicht läuft man sich ja noch mal zufällig über den Weg. Tam macht es ihr einfacher, indem er absolutes Verständnis äußert und dabei auch ehrlich wirkt.

 

Fast hätte Fleece erwartet, sie würde am Morgen feststellen müssen, dass Tam verschwunden ist, aber er lässt sich wecken wie jeder andere auch, man verabschiedet sich, die unangemessenen Waffen werden verstaut, und die Gemeinschaft reist unbegleitet weiter.

 

Bald erreichen die Abenteurer das große Heerlager. Durch den absoluten Blickfang Skaar fallen sie natürlich rasch auf, und es gibt genug Soldaten, die von dem Goliath der Gemeinschaft der Ersten Sonne gehört haben – und sobald sie dann der Ritterin mit ihrem Wappen ersichtig werden, macht im Lager schnell die Runde, dass Dame Jhessail und ihre Getreuen eingetroffen sind. Die Abenteurer werden oft begrüßt, und natürlich hält sie niemand auf. Fleece kann nicht verhehlen, dass ihr die Reaktionen gefallen, zumal sie eine sehr gute Balance zwischen Volksnähe und Erhabenheit ausstrahlt.

 

Der Weg zur Burg fällt leicht, denn wann immer jemand sie aufhalten will, findet sich jemand in Hörweite, der erklärt, wer sie sind, und für sie bürgt. Am Burgtor muss man natürlich trotzdem warten, bis Sir Mors Westford auftaucht, dessen Respekt und Sympathie Fleece einst nach einem sehr schweren Start gewinnen konnte. Lächelnd begrüßt er die "Vagabundin", die damals kurz nach ihrem Kennenlernen zur Ritterin geschlagen wurde. Doch die Sicherheitsvorkehrungen sind groß: Sie müssen warten, bis Durbara Dauntain eintrifft, um sicherzustellen, dass hier keine gegnerische Magie im Spiel ist.

 

Im Torhof ist wieder viel los (und viele schauen obendrein aus den Fenstern), weil es einen fremdartigen Goliath zu bestaunen gibt. Sir Mors stellt die Abenteurer der alten Magierin vor, die zunächst etwas kühl und herablassend wirkt, doch Fleece schiebt das auf ihre Veranlagung und die Situation, nicht auf ihre Meinung über die neuen Gäste. Durbara wirft den Helden aber einen Stock in die Speichen und fordert sie auf, ihr Zelt im Lager aufzubauen, der Burgherr werde sie dann zu gegebener Zeit bestellen. Der Einzige, der sich mit finsterer Miene anmerken lässt, dass er damit nicht einverstanden ist, ist Graywinter, aber den nimmt Fleece genervt am Arm mit. Er lässt sich jedoch nicht mitziehen, und Fleece zeigt verärgert Autorität: "Move – and don't make me repeat myself." Nach einem grimmigen Funkeln kommt er mit, und unterdrückt wütend beschimpft ihn Fleece beim Rückweg über die Brücke, dass sie gewusst habe, dass es ein Fehler war, ihn mitzunehmen, doch sie werde nicht zulassen, dass er den guten Ruf der Gemeinschaft beschädigt. Graywinter ätzt zurück, in welch hohen Ehren sie hier angeblich gehalten würden, und dann das? Fleece fragt ihn aufgebracht, was er erwartet hat. Von der mächtigen und namhaften Durbara Dauntain hat Fleece bereits gehört – Hembreons Hofmagierin weiß spätestens seit Raifs und Spiders Ankunft garantiert alles über die Gemeinschaft, das man wissen kann, und wollte vielleicht sehen, wie die Abenteurer darauf reagieren, normal behandelt zu werden, weil sie nämlich inmitten all dieser Adliger und Ritter nichts so Besonderes sind, dass man ihnen überall den roten Teppich ausrollen müsste. Es wäre anmaßend, zu erwarten, dass man wie selbstverständlich auf der Burg einquartiert wird, als hätte sie nur auf die Helden gewartet. Immerhin, so räumt Fleece ironisch ein, dürfe sie Graywinter dankbar sein, ihr eine Gelegenheit gegeben zu haben, zu demonstrieren, dass sie keine Disziplin- und Respektlosigkeit duldet.

 

Währenddessen bekommen auch Raif und Spider im Lager mit, wer (für sie höchst überraschend) auf Ghaston Grey aufgetaucht ist, und so sehr er sich auch freut, Fleece wiederzusehen, ahnt er auch, dass die Zeit der Untätigkeit damit vorüber sein dürfte. Doch sei's drum, länger hätten er und Spider es hier als Außenseiter auf sich allein gestellt auch nicht ausgehalten. Die beiden fragen sich also durch und sehen, dass die Neuankömmlinge den Bereich zugewiesen bekommen haben, in dem die Ritter lagern. Nach einer fröhlichen Begrüßung bauen Gilborn, J'avo, Zhai und Graywinter ihre beiden Zelte auf (kein Vergleich zu den anderen Zelten, die richtig möbliert sind), und Raif und Spider setzen ihre Gefährten nur knapp auf den neuesten Stand, denn viele Ritter wollen ihre neuen Nachbarn kennen lernen.

 

Sir Mors hilft Fleece dabei, sich zurechtzufinden, denn sie muss sich erst mal einschreiben und zugeteilt werden, damit sie später weiß, was zu tun ist. Glücklicherweise darf sie ihre Gefährten als eigene Lanze führen. Bis auf Gilborn, Spider und Zhai trägt sie alle in die Kriegsrolle ein. Bei Gilborn ist es selbstverständlich, dass er nichts in einer Schlachtreihe zu suchen hat, und Spider und Zhai will sie aus der Schusslinie nehmen, denn sollte man aufgestellt werden, kämpfen müssen und verlieren, sieht sie schon die wütenden Fingerzeige, wer schuld daran war. Außerdem sind beide mobile Kämpfer, die Bewegungsfreiheit brauchen, die man in einer Schlachtreihe nicht hat, und wäre Spider im Eifer des Gefechts gezwungen, Schattenmagie einzusetzen, drohte ihm wirklich der Scheiterhaufen.

 

Danach nimmt Sir Mors Fleece mit auf die Burg, weil sie zum Abendessen eingeladen ist. Dort sitzen die wichtigsten Adligen, Ministerialen und Ritter an der Tafel, und Roaringhorn begrüßt Fleece persönlich und lernt sie endlich auch mal kennen. Sie muss berichten, wen sie mitgebracht hat, und sieht den milde interessierten Gesichtsausdruck von Durbara.

 

Fleece: I brought Master of Harvests Gilborn Fenring, my friend Zhai who is, I'm sure, well kept in good memory in this castle, the goliath Anakalathai Kathaal, J'avo Watersong from the fabled Shining South and Farron Graywinter, a sorcerer from Waterdeep.

Roaringhorn: A lot of new names. Filling up the ranks, eh?

Fleece: A necessity, mylord. Four of those who were with us three and a half years ago are dead, and seven more have left to lead less eventful lives.

Roaringhorn: I've had some talks with Raif. (Fleece nimmt zur Kenntnis, dass er den Vornamen benutzt.) My condolences.

 

Das ist tatsächlich jetzt, wo Fleece es ausspricht, ein bitteres Resümee: Von denen, die in #45 – BROKEN CHAINS dabei waren, sind Cordian, Ashe, Rhoedry und Nefirti inzwischen tot, aus freien Stücken haben seitdem Jendara, Vardis, Brannon, Kithain und Valmaxian die Gemeinschaft verlassen, und bei Naneetha und Sir Casmar ergab es sich so. Sollte diese Geschichte über einen kurzfristigen Grenzkrieg hinauswachsen, wird sich Neetha sicherlich verfluchen, sich die Weiterreise mit der Gemeinschaft selbst verbaut zu haben.

 

Zu ihrer Freude wird Fleece neben Dame Dimiona gesetzt und ist daher während des Essens nur mit ihr ins Gespräch vertieft, und später setzen sich auch Sir Garen und Sir Mors zu den beiden. Währenddessen beäugt Alangama Fleece ablehnend, aber gegen die Anwesenheit einer verdienten Ritterin kann sie nichts sagen.

 

Fleece hört von der allgemeinen Einschätzung der Lage: Wie jeder weiß, hatte Amn ja schon bei der Sezession 1370 DR mit Krieg gedroht, doch der Überfall des Sothilisian Empire machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Seitdem ringt Amn mit den Ogern über die Kontrolle der verlorenen Gebiete, musste sich mit der Rückeroberung von Trademeet aber zufrieden geben: Es sind seit Ewigkeiten keine Landgewinne mehr zu verzeichnen, die man halten kann, die Oger haben sich zu gut verschanzt und sind nicht mehr zu vertreiben. Da Amn Geld braucht, wird es wohl die letzten zwei Jahre genutzt haben, seine Armeen neu aufzustellen, und will nun das reiche Riatavin nebst seinen fruchtbaren Landstrichen zurückerobern. Gemäß der amnischen Weisheit "Wer Geld verdienen will, muss erst mal Geld investieren" hat es seine Reihen mit zahlreichen Söldnern ergänzt und nun endlich losgeschlagen. Angesichts der Jahreszeit könnte man meinen, die Amnier hätten sich wenig Gegenwehr erhofft und bis Highharvestide alles unter Dach und Fach bringen wollen.

 

Die amnische Armee hat Riatavins Mauern lange beschossen, konnte aber nicht durchdringen. Gerade wegen der Nähe zu Tethyr wurde die Stadt, als sie noch amnisch war, bereits gut befestigt, und seit der Sezession hat sie tief in die eigene Tasche gegriffen und die Mauern und Wehranlagen noch weiter ausgebaut. Garantiert haben amnische Spione das Heimatland stets auf dem Laufenden gehalten, doch irgendwo muss sich irgendjemand verschätzt haben oder übermütig geworden sein, vielleicht, weil er mit einem Handstreich im Spätsommer 1375 DR Ruhm ernten wollte, was eine Kampagne im Frühjahr 1376 DR hätte werden sollen?

 

Da die Amnier die Stadt eingekesselt haben, hungern sie sie nun aus, bevor die letzten Ernten eingefahren werden konnten. Das hier versammelte tethyrianische Heer ist ihnen nicht gewachsen, aber die Amnier hätten auch nichts davon, es anzugreifen – sie würden einen militärisch sinnlosen Sieg erringen und dabei unnütze Verluste erleiden. Vielleicht stockt ihr Nachschub ebenso wie der tethyrianische, und auch sie warten auf Verstärkung? Das amnische Navessa, von dem der Angriff ausgeht, brummt sicherlich wie ein Bienenkorb, und wehe Valashar, wenn noch mehr Truppen anrücken.

 

Beide Seiten beschäftigen Spione, und auch magische Spionage ist ein großer Faktor. Daher dürfen Gespräche über mehr als die allgemeine Lage auch nur angemeldet an bestimmten Orten erfolgen, die dann von Durbara Dauntain oder einem anderen Magier überwacht werden.

 

Währenddessen bauen Raif und Spider ihr Zelt im Soldatenlager ab, weil sie es natürlich neben denen der anderen aufbauen wollen. Als sie den Ritterbereich betreten, kommt es, wie es kommen muss: Obwohl sich hier Tausende von Menschen aufhalten, fallen sie ausgerechnet Sir Lanval ins Auge. Der freut sich geradezu, Raif beim Missachten seines direkten Befehls zu erwischen, und schneidet ihm mit seinen Freunden, die in dieser Dynamik schon wie Schulhofschläger wirken, den Weg ab. Raif hat nicht vor, sich noch einmal demütigen zu lassen, da er weiß, dass er nun mit Dame Jhessail legitimiert ist, doch er will ihr auch nicht mehr Probleme als nötig bereiten, also versucht er, die Ritter zu umgehen, aber die kesseln ihn ein und scheren sich nicht darum, wie das auf alle Zuschauer wirkt.

 

Sir Lanval: Habe ich dir nicht befohlen, dich hier nie wieder blicken zu lassen, Bursche?

Raif: Wenn Ihr gestattet, Herr Ritter? Ich bin in Eile.

Sir Lanval: Antworte, wenn du etwas gefragt wirst, Bursche!

Raif: Ich bin Euch keine Rede und Antwort schuldig, Herr Ritter, und nun lasst mich bitte durch.

Sir Lanval: Deine Frechheit werde ich dir noch austreiben, Knecht, dessen sei gewiss. Sieh mich an, wenn ich mit dir rede!

Sir Colmar (tritt hinzu): Was haben wir denn hier? Einen Ritter, der es mit einem Unbewaffneten aufnimmt, der nur seiner Wege ziehen will? Oh, wie tapfer!

Sir Lanval: Das geht Euch nichts an!

Raif nickt Sir Colmar knapp zu, setzt sich wieder in Bewegung, doch Sir Lanval zieht sein Schwert und hält es längs vor seine Brust. Raif platzt der Kragen, und er wirft mit wütendem Gesichtsausdruck die Zeltplane auf den Boden.

Raif: Ich habe mir Eure Unverschämtheiten lange genug angehört.

Sir Lanval: Drohst du mir etwa?

Raif: Wie käme ich dazu? Zu einem Muttersöhnchen, das sich hinter seinem Rang versteckt, würde ich die passenden Worte sagen, aber Euch kann ich nur bitten, mich passieren zu lassen.

Sir Lanval (hebt die Klinge, übertrieben ungläubig): Lauter, Bursche, ich denke, nicht jeder konnte es hören. Wie hast du mich genannt?

Raif (schneidend spöttisch): Gar nichts habe ich Euch genannt. Angesichts Eurer Ritterlichkeit fehlen mir die Worte.

Er erntet anerkennendes Gelächter, und Sir Colmar und Sir Rethmar treten noch näher, beide mit der Hand auf dem Schwertgriff.

Sir Colmar (zu Sir Lanval): Das reicht dann mal.

Sir Lanval (sieht die beiden abschätzig an und scheint ihre Wappen einzuordnen): Nichts Neues, dass man sich in Hazamarch mit Pöbel gemein macht.

Sir Colmar (nimmt Raif am Arm mit, ohne den Blickkontakt zu Sir Lanval abzubrechen): Ganz und gar nicht. Wie Ihr seht.

 

Damit, dass sich Colmar und Rethmar mit Raif von Lanval entfernen, haben sie dessen eigene Worte gegen ihn gewendet und ernten dafür ebenfalls Gelächter. Wütend rammt Lanval das Schwert wieder in die Scheide und stapft davon, gefolgt von seinen gehorsamen Kumpanen.

 

Raifs Retter stellt sich als Sir Colmar Thurland vor und den anderen als seinen Bruder Sir Rethmar, stolze Söhne von Sir Varimer Thurland, seines Zeichens Sheriff der Harde Gallandry in der Grafschaft Hazamarch und damit Lord by office. Sie sind natürlich im Gefolge von Graf Rickon Dugal hier. Raif bedankt sich bei ihnen, hasst es aber auch, gerettet werden zu müssen, weil er sich nicht selbst verteidigen darf.

 

Er erfährt, dass Sir Lanval Merwicks Familie vor dem Interregnum die Baronie Tobria in der heutigen Grafschaft Spellshire beherrschte – der jüngste Spross der Familie ist ebenso unerfreulich wie seine Vorfahren. Im Hintergrund sammelt Spider die von Raif fallen gelassene Zeltplane wieder ein, und die Brüder schauen skeptisch rüber, doch Raif versichert ihnen, dass er wirklich harmlos ist. Raif lädt sie und ihren Vater ein, gern jederzeit beim Zelt von Dame Jhessail vorbeizuschauen.

 

Er marschiert mit Spider weiter, ist aber weiterhin wütend und schimpft vor sich hin, dass es zwar schön ist, auch auf anständige Ritter zu treffen, doch die meisten haben Sir Lanval einfach machen lassen und zugesehen, als sei Raif ein absoluter Niemand. Mit seinen guten tethyrianischen Kleidern macht er keinen Hehl daraus, dass er kein einfacher Knecht ist, aber das hat hier kaum jemanden von denen, die in Sicht- oder Hörweite waren, interessiert – nur die Thurlands.

 

Zhai merkt ihm an, wie sauer er ist, und zieht ihn zu J'avo und sich ins eigentlich viel zu kleine Zelt, um sich berichten zu lassen und wenigstens optisch etwas Privatsphäre zu haben, während Spider allein das dritte Zelt aufbaut. (Das größere der beiden ist für Fleece, weil sich das gerade hier einfach so gehört.) Raif lässt erneut Dampf ab.

 

Fleece kehrt zum Lager zurück und bleibt bei Graywinter stehen, der draußen vor dem Zelt sitzt, weil er keine Lust auf das Gespräch hat. Gilborn nutzt den Feuerschein, um einen seiner Schuhe zu flicken, hat ein Auge auf Skaar, der sich mit einigen Kriegern unterhält, und hört schweigend dem Gespräch im Zelt zu.

 

Traurig meint Zhai, dass selbst, wenn die Gemeinschaft der Ersten Sonne diesen Krieg ganz allein entschiede, sie doch im Ansehen von Adel und Ritterschaft nicht steigen würde. Stattdessen würde sich nur Dame Jhessails Ruhm mehren, als sei sie für jeden Erfolg ganz allein verantwortlich und all ihre Gefährten nur austauschbare Handlanger. J'avo schmunzelt freudlos und meint, dass sie nichts davon haben, sich einzubilden, je etwas Besseres zu sein als das, was sie sind. Woher kommt diese Erwartung? Zhai erklärt, dass jedes Mitglied der Gemeinschaft mehr vollbracht hat als die meisten Adligen, und doch können die machen, was immer sie wollen, und die Abenteurer werden nie etwas anderes als ihre Spielfiguren sein. Es ist nur ihnen zu verdanken, dass die Oger und Goblins diesen Landstrich damals nicht völlig überrannt haben. (Gilborn brütet schweigend vor sich hin, muss er doch daran denken, dass ihnen trotz allem Trailstone und damit seine Familie zum Opfer gefallen war.) Dennoch wird ihnen hier demonstriert, dass sie nur... ja, was eigentlich? Milizionäre sind, nicht besser als zwangsverpflichtete Bauern, Töpfer und Kürschner, die von Feld und Handwerk weggeholt wurden, um den Norden Tethyrs zu verteidigen? Zhai mag vor sieben Jahren nicht mit den anderen im Dreck campiert haben, doch auch sie musste damals mit Spider und Ashe gefährliche Missionen erfüllen, um sich zu verdienen, dass man sie nicht einfach tötete für das, was sie waren. Fleece predigt doch immer, dass man mehr sein kann als das, als was man geboren wurde – doch wozu ist das gut, wenn niemand sonst das sieht und anerkennt?

 

Raifs Ärger verraucht, denn er merkt, wie verzweifelt Zhai ist. Stirn an Stirn tröstet er sie und lässt sie leise weinen. Er muss ihr zuliebe tröstende Worte finden, sich aber auch selbst dazu bringen, an das Positive zu denken, und so beschreibt er, dass es einst undenkbar gewesen wäre, mit Spider auf Ghaston Grey zu Gast zu sein und danach für Tendays in einem Heerlager mit Tausenden von Menschen, ohne dass es zur Katastrophe kommt – das mag nicht besonders romantisch klingen, aber das zeigt doch deutlich, wie sehr die Helden der Gemeinschaft von den Menschen geachtet werden, denn ohne ihre Errungenschaften wäre das schlicht nicht möglich gewesen, nicht mal einen Tag lang. Außerdem hat jeder Adlige Neider und Konkurrenten, und irgendjemand muss Hembreon in Verruf zu bringen versucht haben, weil er nicht nur Gemeine, sondern obendrein solche Außenseiter so bevorzugte, ungeachtet dessen, was sie erreicht haben und was sie dafür entbehren mussten. Nun ist Roaringhorn ähnlich vorsichtig, und vielleicht ist das ja auch ganz gut, denn je höher er ihr Banner hielte, desto größer wären die Erwartungen an die Gemeinschaft – und was soll die schon tun? Einen Krieg entscheiden? Sie kann doch fast schon froh sein, keinen Ehrenplatz in der Burg zu haben – so steigen die Erwartungen nicht zu sehr, und ihre Anwesenheit tut der Moral gut, denn es gibt viele, die wirklich glücklich sind, sie hier zu sehen. Nein, so richtig werden Spider und Zhai davon nie profitieren können, dafür ähneln sie optisch zu sehr jenen, die man nur einmal im Leben sieht, und zwar kurz vor seinem Tod. Nein, das ist nicht fair. Aber in Gesellschaft anderer Mitglieder der Gemeinschaft werden sie zumindest respektiert, und die Liebe, die ihnen die Menschen vorenthalten, bekommen sie von ihren Freunden.

 

Fleeces Gefährten wissen nicht, dass sie durch die Zeltwand hindurch zuhört. Stumm hockt sie da und wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Sie ist stolz auf Raif, so gute Worte gefunden zu haben, aber auch unzufrieden mit sich, denn wie hat sie nicht mitbekommen können, dass es Zhai nicht gut geht? Auch hat sie sich nicht ausreichend vergegenwärtigt, dass sie, Fleece, die größte Nutznießerin der Erfolge der Gemeinschaft ist, während die anderen meist in ihrem Schatten weilen. Daran kann sie wenig ändern, aber sie war zu versessen auf den Gedanken, sich wieder um Tethyr verdient zu machen, als dass sie genug darüber nachgedacht hätte, dass jeder außer ihr viel weniger davon hat als sie selbst. Sie hatte in Saradush klar gemacht, dass sie unbedingt nach Valashar will – natürlich hat sich dann bis auf Raveena jeder angeschlossen, ob er selber versessen darauf war oder nicht.

 

Als Raif laut darüber nachdenkt, vielleicht mit allen ins Soldatenlager umzuziehen (zu den Soldaten würde man ebenso wenig gehören wie zu den Rittern und Offizieren, doch würde man dort wenigstens ein bisschen geachtet), strafft sich Fleece, räuspert sich und öffnet den Zeltverschlag. Sie bittet ihre Gefährten, damit zu warten, bis sie erneut mit Roaringhorn sprechen konnte, danach können sie gern umziehen, wenn sie möchten, und sie wird sich ihnen anschließen. Raif überlegt kurz und meint, er werde mit Roaringhorn sprechen, obwohl allen klar ist, dass er als gesellschaftlicher Niemand nicht nach einer Audienz verlangen kann, aber Fleece respektiert seinen Einspruch – er und Spider haben hier zwei Tendays verbracht, nicht sie.

 

Am nächsten Morgen zieht er sich so elegant (und unamnisch) wie möglich an, da Fleece schließlich ihre Truhe dabei hat, in der sich seine gesamte Garderobe befindet, und betritt die Burg. Der Diener möchte ihn eigentlich hinauskomplimentieren, aber sein bestimmtes Auftreten und die teuren Kleider machen genug Eindruck, dass sein Wunsch dem Grafen zu Ohren kommt, und dieser lässt ihn reinbitten.

 

Raif: Habt Dank, Graf Roaringhorn. Dafür, dass Ihr bei allem, das Ihr um die Ohren habt, die Zeit findet, mit jemandem wie mir zu sprechen. Seht... Solange ich mit Spider allein hier war, wollte ich nichts sagen, um meinem Gastgeber das Leben nicht noch schwerer zu machen, als es ohnehin schon ist. Doch von Milizionären muss ich mich seit zwei Tendays fragen lassen, warum die Gemeinschaft der Ersten Sonne nach allem, wofür sie berühmt geworden ist, nicht besser dasteht als zwangsverpflichtete Gemeine und Unfreie – und ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Die fragen sich, warum wir, die wir doch angeblich so verdiente Helden sind, bei ihnen lagern. Aber zu den Rittern können wir auch nicht. Es gibt welche, die meinesgleichen wie Dreck behandeln, und meinesgleichen muss sich das auch noch gefallen lassen. Auch das habe ich ertragen. Aber langsam frage ich mich, warum ich mit nach Ghaston Grey gekommen bin, ohne es wirklich zu müssen. Und jetzt, wo meine Freunde nachgekommen sind, weil sie es nicht erwarten können, sich auch weiterhin in den Dienst des Königreichs zu stellen, setze ich sie derselben Behandlung aus, wohl wissend, dass sie es verdienen, wie Könige behandelt zu werden. Und dabei rede ich nicht von Dame Jhessail. Es mag nicht leicht sein, die Anerkennung engstirniger Standesgenossen zu gewinnen, die die Schlachtfelderhebung in den Ritterstand verachten, doch immerhin ist sie eine Ritterin und kann für sich einfordern, ihren Taten angemessen behandelt zu werden. Sie – und niemand sonst.

     Graf, ich möchte Euch nicht unter Druck setzen, Euch nicht um ein unverdientes Almosen anbetteln... Ich möchte nur, was – verzeiht meine Offenheit – selbstverständlich sein sollte.

 

Er merkt Roaringhorn an, dass dieser versteht, was Raif fast schon undiplomatisch geschildert hat. In Darromar war die Konstellation eine ganz andere, aber das Ergebnis dasselbe: Überaus begabte Abenteurer, die dem Reich keine Lehnstreue schulden, ihre Dienste aber dennoch anbieten, werden wie Niemande behandelt und haben ohne Aussicht auf Dank, Anerkennung oder Lohn wie Leibeigene zu gehorchen und Aufgaben zu erfüllen, an denen auch gestandene Ritter scheitern würden. Roaringhorn hatte in Darromar sehr gut verstanden, wie unmöglich Graf Grannox' Behandlung der Helden war, und angedeutet, die Scharte auswetzen und es besser machen zu wollen, deshalb hatten sie ihn ja begleiten sollen – und nun läuft es hier ganz genauso, zwar aus anderen Gründen, aber im Resultat identisch.

 

Raif wagt mit so viel Offenheit und Ehrlichkeit viel, und das tut er aus zwei Gründen: Erstens kennt er den Grafen am besten und glaubt, es sich eher leisten zu können als die anderen. Zweitens fühlt er sich, da er nun die ganze Zeit an seiner Seite verbracht hat, dafür verantwortlich, dass die Gruppe, deren Kommen er nicht erahnen konnte, anständig behandelt wird. Es wäre seine Aufgabe gewesen, die Situation aufzulösen, so dass die anderen hätten sagen können: "Ja, Raif hat das geregelt." Fleece ist nicht die Gemeinschaft der Ersten Sonne, und was genau soll diese Gemeinschaft eigentlich wert sein, wenn nur Fleece sie legitimiert und sie ohne die Ritterin an ihrer Spitze... nichts ist?

 

Vielleicht ist Roaringhorn zu beschämt, um direkt zu antworten, vielleicht kreisen seine Gedanken auch um viel größere Probleme, vielleicht ist es beides, denn er antwortet nur: "Ist angekommen." Raif fasst das als Gesprächsbeendigung auf, verneigt sich und geht, doch der Graf hebt die Hand. Er braucht aber noch einen Moment, um seine Gedanken zu ordnen. Schließlich erhebt er sich und sieht aus dem Fenster, als spräche er zu sich selbst und nicht zu Raif.

 

Roaringhorn: Für viele im Königreich werde ich immer der Cormyrianer sein, egal, was ich auch tue. Genauso, wie Ihr immer der Amnier bleiben werdet. Unterwegs, bevor wir hörten, was hier oben vor sich geht, habe ich viel nachgedacht, was ich mit Euch anstelle. Ich habe Euch ja nicht aus Langeweile mitgenommen, ich wollte Euch ehren. Doch wie? Einen Amnier zum Ritter schlagen? Undenkbar, seit dem Angriff auf Riatavin mehr denn je. Ein hoher Orden? Wenn, dann müsste auch der Tiefling einen bekommen. Gräfin Gulderhorn ist mit Luminifacta Assumbar verwandt – die Kirche Amaunators hätte ein Höllenfeuer unter meinem Stuhl entzündet. Ich bin nicht frei in dem, was ich tue, ich bin nur ein wenig freier darin, wie ich tue, was ich tun kann. Es sei denn, jemand kommt mir zuvor und stellt mich vor vollendete Tatsachen.

     Das war vielleicht der falsche Zeitpunkt für Diplomatie, doch wie ich es drehe und wende: Einem stoße ich immer vor den Kopf. (Er nickt und wendet sich um.) Zeit für andere, ihre Köpfe hinzuhalten. Wartet nebenan, seid so gut.

 

Währenddessen hat Fleece Graywinter beiseite genommen und fragt ihn, was in allen Neun Höllen er noch hier zu suchen hat. Ihm sollte doch klar sein, dass es zu einer Schlacht kommen wird. Dies ist kein Auftrag für eine Abenteurergruppe, dies ist Krieg. Graywinter jedoch bleibt stur und wiegelt mit Spott ab, doch als sie ihn ein wenig aus der Reserve gelockt hat, merkt Fleece, wie versessen er darauf ist, sich einen Namen zu machen. Ihm ist klar, dass das hier weit über das hinausgeht, was er sich vorgestellt hatte, aber nichts kann ihn davon überzeugen, seine Sachen zu packen und zu gehen.

 

Raif wartet etwa eine Stunde, und was folgt, läuft ohne jedes feierliche Zeremoniell ab: Raif wird wieder reingeholt, und Roaringhorn überreicht ihm einen Brief, in dem er sämtlichen Mitgliedern der Gemeinschaft der Ersten Sonne ausdrücklich gestattet, sich der Situation angemessen zu wappnen und zu rüsten, wie sie möchten. (Raif weiß selbst, dass dieser Brief nur in Valashar offizielle Gültigkeit hat, aber er würde wohl landläufig weitgehend anerkannt werden, denn er wurde schließlich von einem Grafen ausgestellt, und dafür muss dieser ja einen Grund gehabt haben.) Als nächstes händigt er Raif einen auf ihn ausgestellten Meisterbrief des Königlichen Kriegerseminars zu Darromar aus, der ihm erlaubt, den Titel Schwertmeister zu tragen. Das befugt ihn ausdrücklich dazu, ein Schwert zu führen. (Dies ist ein Blankobrief, derer einige Malcor Grannox seinem guten Freund Roaringhorn mitgegeben hat. Raif soll ihn in Darromar beim Kriegerseminar abgeben und bekommt ihn dann ohne weitere Prüfung mit der "richtigen" Unterschrift und einem Abzeichen wieder zurück.)

 

Ferner hängt der Graf Raif einen Orden an einer edlen Ordenskette und eine abgetragene Schärpe um (wobei die Schärpe die von Weitem sichtbare Entsprechung des Ordens darstellt), den Coramsorden, erstmals überreicht von Coram III aus der Löwendynastie (Regentschaft 1145-1181 DR). Er wird vom Königshaus geprägt und entweder von diesem oder vom zuständigen Landesherrn überreicht. Roaringhorn hat diesen Orden aber nicht beim Königshaus beantragt, sondern er überreicht den einen, den er besitzt. Der ist bereits zuvor überreicht worden, und zwar während der Regentschaft von König Olosar (1295-1319 DR) vom Grafen von Lathmarch (das heute Valashar heißt) an Roaringhorns Urgroßmutter Eliora Montain im Jahre 1301 DR für unverbrüchliche Treue, die nicht geschuldet war, und erwiesene Dienste, die nicht gefordert wurden.

 

Raif sieht sich den Orden an, auf dessen Vorderseite im oberen Halbkreis "For steadfast loyalty that was not owed" und im unteren Halbkreis "and services rendered that were not asked" steht und in dessen Rückseite "Eliora Montain, 1301" graviert ist und darunter frischer, aber ebenso kunstfertig "Raif Bowgentle, 1375" mit dem hinzugefügten Wappen von Roaringhorn. Raif verschlägt es die Sprache, denn er versteht, was Roaringhorn da tut. Mit einem offiziellen Orden kann er ihn nicht ehren, aber indem er sich von einem Familienerbstück trennt, das zeigt, dass die Verbindung des Cormyrianers zum Königreich Tethyr weit über seine Geburt hinaus zurückreicht, und das auch noch eine sehr hohe Auszeichnung darstellt, demonstriert er absolute Anerkennung. Dass dieser Orden nicht wirklich offiziell ist, weil er nicht für diesen Anlass geprägt wurde, wird aufgewogen durch die Geste, denn der heutige Graf von Valashar, Urenkel der ursprünglichen Empfängerin und selbst nicht in dem Land geboren, dem er heute dient, ehrt damit den Nicht-Tethyrianer Raif Bowgentle ebenso, wie der Graf von Lathmarch die Nicht-Tethyrianerin Eliora Montain geehrt hatte. Auch wenn dieser Coramsorden nicht in letzter Konsequenz offiziell ist, wird niemand ihn leichtfertig als unbedeutend abtun. Auch steht es zwar unter Strafe, sich mit fremden Orden zu schmücken, doch die Umstände der Verleihung werden sich gewiss herumsprechen.

 

Damit, dass es sich um ein Einzelstück handelt, umschifft Roaringhorn das Problem, dass es für ihn nicht ratsam wäre, offiziell hohe Auszeichnungen an Leute wie Spider oder Zhai zu verteilen, und kann ihn stellvertretend für alle überreichen, die der Gemeinschaft angehören. Obendrein setzt er ein Zeichen, indem er eben nicht Dame Jhessail damit ehrt, sondern einen Bürgerlichen, einen Amnier obendrein, womit er die Aufmerksamkeit darauf lenkt, dass nicht nur der Ritterin Respekt gebührt – abermals stellvertretend für alle gedacht, aber dem Einzigen überreicht, dem er überhaupt überreichen werden kann. Auch das sollte sich herumsprechen.

 

Der Coramsorden ist nicht die höchste, aber eine sehr hohe Auszeichnung des Reichs, der Meritenorden (Medal of Merit) eine deutlich geringere, aber ehrenvolle, die auch landläufig erkannt wird. Von denen übergibt Roaringhorn Raif einen für ihn selbst und sechs, die er an jene weiterverteilen soll, die sich vor dreieinhalb Jahren im Kampf gegen die Invasoren ausgezeichnet haben. Raif erkennt, dass Roaringhorn sich ihre Gespräche auf der Reise sehr gut gemerkt hat, denn Spider und Zhai sind hier, Jaq und Jewel sind in Zazesspur, und mit Jen und Max hat die Gemeinschaft noch Kontakt. (Für Fleece gibt es keinen, weil Ritter mit dem Meritenorden nicht ausgezeichnet werden, da solche Verdienste zum Rittertum dazugehören und als selbstverständlich betrachtet werden.)

 

Ferner hat Roaringhorn bereits veranlasst, dass die Gemeinschaft angemessen untergebracht wird, nachdem er "hatte hören müssen, wie sie haust".

 

Raif ist klar, dass sich Roaringhorn damit Probleme auf Augenhöhe schafft, mindestens mit Gräfin Gulderhorn, vielleicht auch noch mit anderen, aber er agiert diplomatisch durchaus clever und macht sich bei größtmöglicher Geste so wenig angreifbar, wie er nur kann, während er die Gemeinschaft stärker an sich bindet. Raif kommt nicht umhin, ihm großen Respekt zu zollen, und er hofft, er kann das durch seine Mimik und seine tiefe Verbeugung rüberbringen. Andererseits fühlt er sich jetzt ebenso vereinnahmt und gebrandmarkt wie Fleece, denn nach außen hin ist er ein Held Tethyrs – und in Zeiten wie diesen damit ein Feind Amns, seiner Heimat. Das ist etwas, als das er wirklich nicht angesehen werden möchte.

 

Er kehrt zum Lager zurück und sieht bereits unterwegs überall die Reaktionen, und selbstredend wird ihm auch nonverbal schon mehr Respekt entgegengebracht. Kleider machen Leute, Orden noch sehr viel mehr. Selbst wer Raif als Amnier verachtet, muss ihn nun respektvoll behandeln, weil er weiß, dass er sich sonst vor dem Grafen verantworten muss, wenn ihn nicht schon seine Gleichgestellten zur Räson bringen. Raif denkt darüber nach, wie absurd das ist: Was haben seine Gefährten und er schon alles erlebt und geleistet – aber kaum hängt man dir einen Orden um, begegnet man dir mit mehr Respekt als je zuvor. Die Menschen sind einfach dazu erzogen, Ehrbezeugungen eher anzuerkennen, wenn sie sie sehen.

 

Raif findet seine etwas verwirrten Gefährten, die Arbeitern zusehen, die bereits ein großes Mannschaftszelt und ein kleineres Ritterzelt aufgebaut haben und nun beide mit echtem Mobiliar bestücken. (Auch dies dient dazu, die Gruppe respektabler und mächtiger erscheinen zu lassen, denn nur, wer was hat, ist auch jemand.) Keiner der Abenteurer ist Tethyrianer, nur Fleece erkennt den Coramsorden als das, was er ist, aber jeder sieht die Ordenskette und die Schärpe.

 

Raif vertröstet alle, bis die Arbeiter fertig sind, und bittet seine Leute dann ins große Mannschaftszelt, wo er von seiner Audienz beim Grafen berichtet. Fleece kann, obwohl sie Roaringhorn nicht gut kennt, ebenfalls sofort einschätzen, wie geschickt er sich verhalten hat. Sie freut sich für Raif, insbesondere dafür, dass er etwas für seine Freunde tun konnte, auch wenn sie weiß, dass es ihm als einzigen Ordensträger in geringerem Maße ähnlich gehen wird wie ihr: Auch er ist nun hervorgehoben, und auch das strahlt nur bedingt auf alle anderen ab, die im Hintergrund bleiben. Dennoch: Für die anderen Mitglieder kann es nicht schlecht sein und vielleicht ja sogar tatsächlich gut. Dabei bemerkt sie durchaus, dass Raif nicht aus dem Häuschen vor Glück zu sein scheint, lässt das aber erst mal auf sich beruhen.

 

So feierlich, wie er kann, überreicht Raif die Meritenorden an Spider und Zhai und gibt die anderen vier Fleece, damit sie sicher in der Truhe verwahrt werden. Man unterhält sich über den Freibrief des Grafen: Wehe, man drückt ihn dem Falschen in die Hand, der ihn einfach zerreißt oder verbrennt – zurück in Zazesspur wird Max unbedingt permanente Kopien anfertigen müssen, wenn man nicht vorher schon eine Möglichkeit findet.

 

Raif legt Zhai zuliebe nach: Anstatt unauffällig zu bleiben, sollte sich jeder so gut präsentieren, wie er kann – aber natürlich nicht von sich aus Streitereien provozieren, fügt er Graywinter ansehend hinzu. Der schnaubt nur lächelnd, aber erwidert nichts, und Raif erinnert sich daran, was er im Burghof von Loranse gesagt hatte. Er gürtet sich endlich wieder Oathkeeper um und lädt Zhai ein, sich schick anzuziehen, damit sie etwas spazieren gehen können. Er würde es nicht zugeben, aber insgeheim hofft er, auf Sir Lanval zu stoßen (obwohl er Graywinter gerade erst selbst untersagt hatte, Streit zu suchen), doch der ist entweder stets woanders im Ritterlager oder macht Erledigungen.

 

Gilborn hat sich erkundigt und informiert Fleece, dass er ab sofort im Lazarett arbeiten wird. Bis auf verstauchte Knöchel oder verletzte Finger, weil jemand beim Hämmern nicht aufgepasst hat, steht noch nicht viel an, aber wenn es zur Konfrontation kommt, wird sich das ändern.

 

Fleece unterhält sich mit Zhai darüber, dass sie auch weiterhin eine gute Balance zwischen Volksnähe und -ferne finden will. Nicht mit den gemeinen Soldaten und Milizionären zu verkehren, macht die Gemeinschaft erhabener, und es ist leichter, zu ihr aufzublicken, doch dafür entmenschlicht es sie auch ein Stück. Zu nahe am Volk, und es blickt hinter den Vorhang, was die Gemeinschaft entmystifiziert, doch auch dieser Mythos ist wichtig für die Moral. Ferner gilt zu bedenken, dass Fleece vor den vielen Adligen und Rittern das Gesicht wahren muss, umso mehr als Ritterin, die nicht ritterbürtig war – und Umgang mit dem einfachen Volk ist da überwiegend nicht wohlgelitten.

 

Sie beschließt, hin und wieder aus irgendeinem vorgeschobenen Grund am Soldatenlager vorbei zu müssen und dort ins Gespräch zu kommen, denn sie weiß, dass viele auch gern den "Riesen" aus der Nähe sehen würden.

 

Auf Grund eines Scherzes von Zhai schilt Fleece sie ebenso scherzhaft, um sie dann abermals scherzhaft an sich zu drücken, als Lord Varimer Thurland mit seinen Söhnen des Weges kommt, den Raif ja eingeladen hatte. Fleece und Zhai merken, dass der stämmige Kerl wie jeder andere auch die Dunkelelfe sehr skeptisch ansieht, und Zhai zieht sich unter einem Vorwand zurück. Fleece verhält sich sehr charmant und bricht das Eis, und Lord Thurland spricht sie auf ihren sehr herzlichen Umgang an. Fleece gibt sich ganz natürlich: "Mit der Ritterwürde bin ich ja kein anderer Mensch geworden. Das waren meine Freunde, und sie sind es nach wie vor, ein jeder sein Gewicht in Gold wert. Unter uns schert sich niemand um meine Ritterwürde. Warum auch?" Das gefällt Lord Thurland, und er und seine Söhne erzählen von Gallandry und Fleece von ihren Abenteuern.

 

Tags darauf schlendert Graywinter mit gegürtetem Schwert und Zhai an seiner Seite (die er kurzerhand mitgenommen hat, denn Raif wünschte sich ja Präsentation) durchs Ritterlager und trägt selbstgefällig sein Charisma spazieren. Er weiß genau um seine Wirkung auf andere Menschen: meist faszinierend, oft einschüchternd, aber wer behauptet, dass Graywinter ihn kalt lässt, lügt. Natürlich sagt er es nicht, doch er hofft darauf, auf diesen Sir Lanval zu treffen, von dem er gehört hat. Tatsächlich erspäht ihn einer von Sir Lanvals Kumpels und holt ihn. Sir Lanval hat natürlich bereits von Raifs Coramsorden gehört und will ihm nicht die Genugtuung geben, sich nicht mehr so weit aus dem Fenster zu lehnen wie zuvor, aber an einem seiner Freunde, der nicht mal einen Meritenorden abbekommen hat, würde er gern seinen Frust ablassen, also sagt er so laut, dass Graywinter es hören kann: "Nicht genug damit, dass wir unaussprechliche Kreaturen in diesem Lager dulden, nun darf auch schon jeder Bauer ein Schwert führen."

 

Sir Lanval hat Graywinter noch nicht von vorn erlebt, doch dessen Ausstrahlung reicht sogar für einen Schulterblick aus dem Augenwinkel – Graywinter erweist ihm nicht mal den Respekt, sich zu ihm umzudrehen und ihn direkt anzusehen, als er erwidert, dass manche Schwerter tragen, weil das Recht sagt, dass sie es dürfen, und manche tun es, weil sie damit umgehen können. Zhai wird hochgradig nervös: Diese Herausforderung ist viel zu deutlich, um ignoriert zu werden, der Ritter wird den Zauberer komplett auseinandernehmen! Doch wie so oft fühlt sie sich in Graywinters Nähe gehemmt bis eingeschüchtert und kann nichts sagen.

 

Sir Lanval scheint das ähnlich zu sehen: Ein Sieg gegen einen Gemeinen ohne Kettenhemd und Schild werde seine Ehre nicht mehren, aber der Bursche brauche wohl eine Lektion. Graywinter lächelt siegesgewiss, dreht sich endlich um und zieht mit verspieltem Schwung sein Schwert: "I'm always eager to learn. Or to teach. Whatever seems appropriate to you." Dabei legt er so viel süffisante Verachtung in seinen Blick, dass Sir Lanval ihn allein dafür schon zur Rechenschaft ziehen könnte.

 

Zhai weicht zurück und will davoneilen, um Hilfe zu holen, sieht aber, wie Graywinter Lanvals Angriff elegant ins Leere laufen lässt: "I see. You need to warm up first, hm?" Sie wird langsamer und sieht ungläubig zu, wie der Zauberer, offenbar ein formvollendeter Schwertkämpfer, Lanvals Attackeserien mühelos pariert oder ihnen ausweicht und Lanval einen Schlag nach dem anderen gegen die Kettenrüstung beibringt – harmlos, aber erniedrigend, und seine genüsslich vorgetragenen sarkastischen Kommentare provozieren den jungen Ritter immer mehr: "Are you even trying? / Might I suggest hitting me for a change? / Surely as a knight you can't be that bad. Are you letting me win? / Well, if nothing else, I applaud the effort. / And here I thought you wanted to make a point. Well, you did. Not quite the point I think you wanted to make, but still."

 

Schließlich, als ermüde ihn die ganze Geschichte, entwaffnet er Lanval, zielt mit der Schwertspitze auf dessen Kehle und drängt ihn forschen Schrittes zurück, denn in seinem Blick liegt so viel Abscheu, dass Sir Lanval ernsthaft befürchtet, sein Gegner wird ihm jetzt den Hals durchbohren. Graywinter legt so viel Gift in sein Lächeln, dass es fast ätzend in der Luft zu kleben scheint: "Hope you learned something today. Always happy to be of assistance." Damit deutet er eine spöttische Verneigung an und geht. Irgendwo klatscht sogar jemand, und einige Ritter zeigen sich amüsiert, weil sie sich freuen, dass das kleine Arschloch mal gedemütigt wurde. Andere aber fühlen sich solidarisch: Ein charakterlich mieser Ritter ist immer noch ein Ritter und der andere nur ein Ausländer von nichtiger Abstammung.

 

Fleece ist mit Skaar zu den Soldaten gegangen, und die Kombination aus dem fremdartigen Goliath, der begeistert von seinen Großtaten erzählt, und Fleeces charmanter Plauderei ist ein voller Erfolg. Sie weiß selbst, dass sie sich dosieren muss und das nicht jeden Tag tun kann, aber sie findet, dass es wirklich gut läuft. Hier lassen kann sie Skaar jedoch nicht, denn der würde jede Frage ehrlich beantworten und aus dem Nähkästchen plaudern, und vieles geht einfach niemanden etwas an.

 

Als sie zurückkehrt, sieht sie Sir Mors Westford schon bei den anderen stehen und erfährt, was sich zugetragen hat. Irgendjemand hat wohl sofort auf der Burg gepetzt, und Sir Mors ist von Gräfin Gulderhorn angewiesen worden, den undisziplinierten Abenteurern zu untersagen, weitere Unruhe in Lager zu stiften. Fleece knöpft sich Graywinter vor, doch selbst bei leisen Unterhaltungen ist man hier nie davor gefeit, dass dennoch jemand etwas mithören könnte. Sie stellt ihn zur Rede, doch er erwidert energisch, dass Raifs Schwanzeinziehen dem Ansehen der Gruppe geschadet habe, was Graywinter wieder habe geraderücken müssen. Damit mag er sich keine Freunde gemacht haben, aber er habe der Gruppe wieder Respekt verschafft. Wie man den vor einem Duckmäuser empfinden soll, sei ihm schleierhaft.

 

Fleece weiß, in dieser Situation gibt es kein Richtig und Falsch. Raif hat sich besonnen verhalten, was sie ihm hoch anrechnet, doch insgeheim freut sie sich auch, dass die Gemeinschaft die Gelegenheit bekommen hat, zu zeigen, was passiert, wenn man sich mit ihr anlegt – sie hasst es nur, dass Graywinter das übernommen hat. Und warum zum Abgrund kann er so gut mit dem Schwert umgehen? Graywinter lächelt nur arrogant und bleibt eine Antwort schuldig.

 

Fleece genießt die vielen Kontakte und neuen Bekanntschaften unter den Rittern, aber sie weiß, dass es für die anderen weniger einfach ist. Kriege bestehen eben nicht aus ständigen Schlachten, sondern neben Marschieren aus langem Warten darauf, dass etwas passiert. Das könnte morgen der Fall sein – oder in einem Tenday oder in einem Monat.

 

Der nächste Morgen beginnt windig und mit zugezogenem Himmel, und das Lager wird von Fanfaren geweckt: Das Kampfsignal ertönt. Im lauten Durcheinander machen sich die Ritter als erstes fertig und eilen zu ihrem zuständigen Kommandeur, um sich ihre Befehle zu holen, während sich die Nichtritter bei ihren militärischen Kommandanten sammeln. Nach und nach leert sich das riesige Lager, und das Heer nimmt Aufstellung.

 

Fleece darf kein eigenes Banner anführen, weil ihr die militärische Expertise fehlt, also wird sie ihrer Bannerherrin Dame Varna Myrdain zugewiesen. Die würden die meisten zwar auf Anhieb unsympathisch finden – mittleres Alter, wenig ansprechendes, schmales, hartes Gesicht mit unschönen Narben, sehr raue Stimme, barsches Auftreten und ein Flickenteppich von Rüstung –, aber bei der hat Fleece ein gutes Bauchgefühl. Sie erfährt, dass sich die amnischen Belagerer, die Riatavin eingekesselt hatten, im Morgengrauen gesammelt haben. Inzwischen sind sie nach Süden vorgerückt – auf Ghaston Grey zu. Ob man will oder nicht, man wird ihnen im Feld begegnen müssen, will man ihnen nicht die Wahl des Geländevorteils überlassen und durch Zurückhaltung ihre Moral stärken.

 

Raif, J'avo, Skaar und Graywinter verabschieden sich von Spider und Zhai, die zurückbleiben. Spider lässt sich wie immer nichts anmerken, doch Zhai ist sehr aufgelöst: Sie hat Angst um ihre Freunde und kann nicht eingreifen, wenn ihnen etwas zustößt, doch vor einer echten Schlacht, dem klaustrophobischen Gedränge ohne Bewegungsfreiheit, hat sie noch mehr Angst – und obendrein ein schlechtes Gewissen, auch wenn es Fleeces Entscheidung war, dass sie und Spider zurückbleiben.

 

Von Sir Garen erfährt Fleece auf dem Weg zu den Pferden, dass beide Seiten einander natürlich ständig mit Spähern belauern, doch die Meldungen der Späher aus dem Wald nordwestlich von hier sind überfällig, da könnte etwas im Busch sein, und es bleibt keine Zeit mehr, das zu überprüfen.

 

Mit Dame Varna teilt Fleece J'avo und Skaar vorn ein und Raif, Graywinter und sich selbst dahinter in die zweite Reihe als Unterstützung. Tempus-Priester segnen die Armee, und bald marschieren Tausende von Menschen nach Norden und nehmen, sobald das Gelände sich öffnet, breite Aufstellung ein. Schon sieht man die amnische Armee, die sich auf halber Strecke zwischen Riatavin und Ghaston Grey auf einem Hügel aufgestellt hat und nicht weiter vorrückt, weil sie ihre günstige Position nicht aufgeben möchte (analog zur Schlacht von Towton 1461 in den Rosenkriegen, wobei hier Tethyr Haus York wäre). Roaringhorn will ohnehin nicht angreifen, solange er zahlenmäßig so stark unterlegen ist, doch wenn sich die amnische Armee bereits in Bewegung gesetzt und aufgestellt hat, wird sie früher oder später auch zuschlagen. Also lässt Roaringhorn Katapulte, Ballistae und Bogenschützen vorrücken, denn der Wind steht günstig: Er weht von Süden den Amniern ins Gesicht. Mit seinem Vorrücken gewährt Roaringhorn dem Gegner zwar die ersten Salven, doch sie reichen nicht weit genug. Also sammeln seine Bogenschützen die gegnerischen Pfeile ein und erwidern das Feuer, und durch den günstigen Wind haben sie die größere Reichweite und reiben die gegnerischen Schützen nahezu auf. Damit zwingt Roaringhorn die Amnier nun zum Verlassen ihrer vorteilhaften Position, und sie rücken breit aufgestellt vor. Die tethyrianische Artillerie bringt noch ein paar Salven ins Ziel und zieht sich dann hinter die Nahkämpfer zurück.

 

Fleece wirft Message auf ihre Gefährten, damit sie mit ihnen in Kontakt bleiben kann, falls sie getrennt werden. Danach macht sie allen, die sie hören können, mit Inspire Courage Mut. Viele kennen die Geschichten über die Gemeinschaft der Ersten Sonne und wissen, dass Dame Jhessail eine Zauberbardin ist, aber die Wenigsten haben sie je gehört – ihre klare Stimme trägt weit, und ihre Magie geht unter die Haut. Trotz der unübersehbaren Überlegenheit des Gegners wächst die Zuversicht, dass man das hier überleben kann, und Skaar, der ohnehin auf jeden Kampf brennt, muss sogar von J'avo vorsichtshalber am Gürtel festgehalten werden.

 

Die amnische Armee prallt nun auf die tethyrianische Front, und es geht in den Nahkampf. An beiden Flanken hat Roaringhorn magische Unterstützung aufgestellt, die die Reserven des Angreifers beharkt. Der amnische General signalisiert seine bereit gehaltene leichte Reiterei herbei, die er zuvor im nordwestlichen Wald versteckt hatte. Diese fällt den Tethyrianern in die linke Flanke, erwischt alle Magier und fügt der Flanke so schwere Verluste zu, dass sie fast auseinanderbricht. Roaringhorn muss mit allen zurückgehaltenen Bannern hinter den Linien entlang zur Hilfe eilen, um die Flanke zu stabilisieren. Fleece verlässt ihre Position und bewegt sich ebenfalls nach links, um von den Verteidigern besser gehört werden zu können. Inspire Courage wirkt noch fünf Runden weiter, also singt sie Inspire Greatness, wobei sie den Grafen, Sir Garen Thal und Sir Mors Westford unterstützt.

 

Während neben anderen Soldaten Skaar und J'avo wacker die Linie halten, kann Raif nur aus zweiter Reihe mit dem Speer unterstützend eingreifen – bei Weitem nicht so effektiv wie mit dem Schwert, aber hier geht es nicht anders. Graywinter dagegen ist voll in seinem Element und beschießt die Angreifer, von Skaar gut abgeschirmt, mit Feuer und Eis.

 

Dennoch scheint es ein Kampf auf verlorenem Posten zu sein, denn die zahlenmäßige Überlegenheit der Amnier erlaubt ihnen, die Tethyrianer langsam zurückzudrängen, während Meteorschauer und andere Kampfzauber über die Verteidiger niedergehen, und dadurch, dass die Gefallenen schnell ersetzt werden müssen, schrumpft die Länge der verteidigenden Front, was nun wiederum dem Gegner erlaubt, die rechte Flanke einzukesseln, um sie aufzureiben. Fleece reitet hinter den Reihen also dorthin, steigt im Ritt ab, wirft sich direkt ins Gewühl, um ihre Reichweite zu maximieren, legt einen fabelhaften Concentration-Check hin und haut ihren stärksten Zauber raus: Wail of Doom. Beim letzten Kampf gegen Menschen setzte sie ihn in Cormyr bei der Verteidigung von Stony Rock aus der Sicherheit der Zinnen ein und hatte daran zu knabbern – diesmal ist sie mitten im Getümmel und sieht direkt die Leben der bedrängten Soldaten, die sie damit rettet. Unter jenen Amniern, die nicht zu Boden gehen, bricht Panik aus, und die rechte Flanke kann kurzzeitig stabilisiert werden, doch die gegnerische Schlachtreihe ist viel zu breit und kann die Gefallenen und Geflohenen leicht ersetzen. Dennoch bleibt Fleece im Gewühl, verteidigt sich mit Ixalan, so gut sie kann, und wartet abermals ab, um so viele wie möglich mit ihrem zweiten Wail of Doom zu erwischen, und erneut erzielt sie stattliche Erfolge. Das war's dann aber für heute. Erneut hat sie der rechten Flanke Zeit erkauft, doch die nächsten Amnier füllen die Lücken.

 

Auch das Zentrum droht einzubrechen, denn Tethyrs Reserven schwinden. Jetzt, wo mehr Raum ist, lässt Raif seinen Speer fallen, zieht sein Schwert, Graywinter belegt es mit Dolorous Blow, und da er bald selbst keine Deckung mehr haben wird, um zu zaubern, wirft er Transformation und stürzt sich neben Raif in den Nahkampf. Raif trägt ein Kettenhemd und ist dadurch in seinen Feats eingeschränkt, Graywinter hingegen ist völlig ungerüstet, profitiert aber von Greater Mage Armor, mit der er sich jeden Morgen belegt. Beide sind mit Schwertern gegen mit Kettenhemden gerüstete Gegner stark im Nachteil, aber leichter gerüstete nehmen sie vorbildlich auseinander, und auch Skaar und J'avo räumen ungebremst weiter auf und stabilisieren das Zentrum.

 

An der rechten Flanke reagiert Fleece auf die nachrückenden und sich neu formierenden Gegner mit Mass Suggestion (dem Spell, nicht der Bardenfähigkeit, die ohne Fascinate nicht funktioniert), womit sie 18 amnische Reiter anvisiert und zehn, die den Save nicht schaffen, davon überzeugt, den eigenen Leuten in den Rücken zu fallen. Das sorgt abermals für Chaos und einen Zusammenbruch der Linie, doch die Tethyrianer haben zu schwere Verluste erlitten, um daraus Kapital zu schlagen, es erkauft ihnen nur Zeit und schiebt das unvermeidliche Ergebnis auf. Dennoch schafft Fleece dasselbe noch einmal, bevor auch sie verwundet zu Boden geht und in Sicherheit kriechen muss. In einer Schlacht mit Tausenden von Kämpfern macht all das nur einen winzigen Unterschied, aber sie muss sich nicht nachsagen lassen, nicht tapfer gekämpft und die Reihen nicht gehalten zu haben.

 

Wie von Tempus geschickt erreicht von Südosten Verstärkung das Schlachtfeld: Herzog Hembreon führt fünf Banner schwere Reiterei aus der Grafschaft Impresk, die die linke Flanke des Gegners aufreiben und damit die rechte Flanke der Verteidiger retten. Das erlaubt der frischen Kavallerie, ihrerseits den Amniern in den Rücken zu fallen, und damit wendet sich die ganze Schlacht – der amnische General gibt das Signal zum Rückzug. Roaringhorn befiehlt, nicht nachzusetzen.

 

Gräfin Gulderhorn will die Gunst der Stunde nutzen und fährt ihn an, zur Verfolgung zu blasen, doch Roaringhorn lehnt ab. Hembreon stößt dazu und hört sich, da er gerade erst angekommen ist, Roaringhorns Begründung an: Die Situation ist zu unübersichtlich, der Gegner zieht sich nach Nordwesten zurück, wo er die tethyrianischen Späher ausgeschaltet haben muss, denn sonst hätte er dort nicht seine Kavallerie verstecken können. Bevor Roaringhorn sein Heer also in einen möglichen Plan-B-Hinterhalt hineinstolpern lässt, lässt er den immer noch überlegenen Gegner lieber laufen, auch wenn der sich danach neu formieren kann. Gulderhorn hält dagegen, dass man die Chance, dem Amnier in den Rücken zu fallen, nie wieder bekommen wird, wenn es nicht jetzt bereits schon zu spät ist. Hembreon verweist darauf, dass Graf Roaringhorn das Kommando inne hat.

 

Die Feldscher arbeiten im Akkord. Gilborn wurde im Vorfeld gebeten, seine Liturgien aufzusparen. Befehlen kann man es ihm nicht, aber auch ihm ist klar, dass ein Graf wichtiger ist als ein Bauer. Es ist jedes Mal ein schmerzlicher Spagat, einen Schwerverletzten herkömmlich zu behandeln und nicht zu wissen, ob er durchkommen wird, obwohl er ihn heilen könnte. Als Fleece zu ihm gebracht wird, muss er aber nicht überlegen und stellt sie komplett wieder her.

 

Die Toten und transportfähigen Verwundeten werden eingesammelt und nach und nach zum Lager geschafft, wo Fleece von den ersten Hochrechnungen hört: Innocence, Dame Dimiona Galver, Sir Rethmar Thurland und viele andere sind gefallen, Sir Garen Thal und andere Ritter wurden gefangen genommen, und die Armee hat mehr als die Hälfte ihrer Kopfzahl eingebüßt, doch das muss vertraulich bleiben, denn der Feind könnte auch hier seine Spione haben oder irgendein Gespräch magisch belauschen.

 

Fleece und Raif betrauern die Tempuranerin Dame Dimiona, mit der beide freundschaftlich verbunden waren, und hoffen das Beste für Sir Garen Thal, den sie seit dem Reklamationskrieg kennen.

 

Einige Stunden später werden Fleece und – zu seiner Überraschung – Raif zum frisch errichteten riesigen Herzogszelt bestellt, in dem sich neben den wichtigsten Adligen und einigen Rittern auch Melvet Tormaril aufhält. Fleece verneigt sich tethyrianisch und Raif amnisch – Selbstverleugnung würde für ihn wie eine Farce wirken. Der Herzog begrüßt Fleece persönlich, denn es ist schon wieder zweieinhalb Jahre her, dass sie sich in Marsember voneinander verabschiedet hatten.

 

Hembreon: Dame Jhessail. Good to see you.

Fleece: A pleasure to meet you again, Your Highness. Under disagreeable circumstances, as usual, but a pleasure nonetheless.

Hembreon: Never at a loss for words, our songbird knight. I hear you've been recruiting.

Fleece: Filling gaps left, right and center. It's a dangerous life.

Hembreon: That it is. (Zu Dame Varna:) How'd they do?

Dame Varna: Put up a good show, at least the four that didn't leave their posts.

Fleece (alarmiert): I—

Hembreon: No need to worry, Dame Jhessail, I know what you did on our right flank. You did well. (Fleece neigt erleichtert und dankbar den Kopf.) Swordmaster Bowgentle. Rising through the ranks, eh?

Raif (der nie zuvor ein Wort mit dem Herzog gewechselt hatte): Always putting my best foot forward, Your Highness.

Hembreon: Must be tough, fighting your countrymen.

Raif: I'd prefer not to, Your Highness, but... what's done is done.

Hembreon: I'm told you fought well, befitting a man of your station. (Er sieht dabei kurz bedeutsam auf den Coramsorden.) You mustn't let it be said of you that there's any doubt where your loyalties lie.

Raif neigt nur den Kopf, weil er Hembreons prüfenden Blick dabei nicht zu deuten weiß.

Hembreon (geht wieder zu seinem Tisch zurück, über seine Schulter): Although people will. Morale's not as good as I'd like, the disposition towards Amnians at an all-time low. Little wonder, they gave us a good beating.

Fleece: Word is we would've been annihilated if you hadn't come at the eleventh hour. (Indem sie "Your Highness" weglässt, wirkt das geradezu vertraulich, wofür Gulderhorn sie erbost anfunkelt.)

Hembreon: I didn't send for you to sing my praises. Not that I didn't like you to, but there are more pressing matters to discuss. Nothing that's said here will leave this tent, understood? Swear to it.

 

Gräfin Gulderhorn präsentiert ein amaunatorianisches Banner, dessen Saum Fleece und Raif küssen und schwören sollen, dass sie ohne ausdrückliche Erlaubnis kein Wort nach außen dringen lassen werden. Hier im Lager gibt es Spione, und dank Detect Scrying wird man immer wieder auf Scrying-Versuche des Gegners aufmerksam, daher muss höchste Verschwiegenheit gewährleistet sein.

 

Danach erläutert Hembreon, dass sich die Amnier den Kundschaftern und der magischen Aufklärung zufolge ins zuvor eroberte Averlorn nördöstlich von Riatavin zurückgezogen haben, um sich neu zu formieren, da die Fortsetzung der Belagerung, nachdem sie so unerwartet dezimiert wurden, wenig Sinn macht. Sobald frische Truppen eintreffen, werden sie garantiert wieder nach Süden vorrücken, sollen ihre Verluste nicht umsonst gewesen sein, denn sie werden nachsetzen und Tethyrs Verteidigung ausdünnen wollen.

 

In Riatavin wimmelt es vor amnischen Loyalisten, aber Haus Tormaril gehört zu der Fraktion, auf deren Bestreben sich der Landstrich von Amn losgesagt hatte. Melvet ist vertrauenswürdig und kennt vertrauenswürdige Leute in Riatavin. Über sie sind bereits Kontakte hergestellt worden, und die Stadt wird den Kampf unterstützen. Die Abenteurer sollen sich bereit machen, Dauntain wird sie nach Riatavin bringen.

 

Nachdem die beiden wieder zu ihren Leuten geschickt wurden, unterhält man sich im Herzogszelt über die Abenteurer. Gräfin Gulderhorn hat bekannterweise keine hohe Meinung von ihnen, Dame Varna Myrdain hingegen lobt sie. Der Herzog ist skeptisch, ob der Amnier Bowgentle der Richtige für diese Aufgabe ist, doch Graf Roaringhorn bekräftigt sein vollstes Vertrauen. In Hembreons Blick liegt die unausgesprochene Frage, ob er das glauben will, weil er Bowgentle so an sich gebunden hat, aber er kommentiert es nicht weiter.

 

Raif wirkt auf dem Rückweg zum Zelt etwas verschlossen und nachdenklich, und Fleece hat nicht das Gefühl, dass das wegen Dame Dimiona der Fall ist, also spricht sie ihn darauf an. Als er antwortet, dass ihm nicht wohl dabei ist, so ins Rampenlicht gezerrt und geradezu inszeniert zu werden als "guter Amnier" im Gegensatz zu den "bösen Amniern", nimmt Fleece den Herzog und den Grafen in Schutz: Die Bösen sind schließlich die Amnier, nicht ihre Herrschaften.

 

Raif: Ach wirklich?

Fleece: Was heißt hier bitte "ach wirklich"?

Raif: Die Amnier sind die Bösen?

Fleece: Wer sonst?

Raif: Warte, lass mich überlegen, wie wär's mit... niemand? (Fleece sieht ihn etwas erschrocken an.) Wenn überhaupt jemand, dann sind es die Tethyrianer, denkst du nicht? Gräfin Gulderhorn hält die göttliche Ordnung hoch und ist vermutlich öfter im Amaunator-Tempel als Neetha. Hat sie die göttliche Ordnung auch interessiert, als sich Riatavin vom Mutterland lossagte?

Fleece: Raif, was in Oghmas Namen—

Raif: Fleece, da ist ein riesiges Gebiet auf amnischem Grund und Boden, das von heute auf morgen sagt: "Mir gefällt meine Herrschaft nicht mehr, ich suche mir eine andere." Kann das ein Bauer auch? Kann der Kaufmann in der Stadt sagen, dass er seine Steuern lieber nicht an seinen Grafen zahlen möchte, sondern an die nette Gräfin drei Grafschaften weiter? Und wenn er sich weigert, ist der Graf dann der Böse, weil er auf diese Steuern besteht?

Fleece (bleibt stehen und sieht sich vorsichtig um): Raif, das sind aufrührerische Reden, das weißt du, oder?

Raif: Aufrüh...? Das ist die göttliche Ordnung, Teuerste. Riatavin hat das Recht gebrochen, nicht Amn. Dass Tethyr sich diese Provinz einverleiben wollte, kann ich ihm nicht verdenken, aber das macht Amn nicht zum Bösewicht dieser Geschichte. Es versucht sich nur wiederzuholen, was rechtmäßig ihm gehört.

Fleece: Raif—

Raif: Nein, Fleece! Das ist keine Prinzessin, die der edle Recke aus der erzwungenen Ehe mit dem Schwarzmagier befreit hat, das ist ein reicher Landstrich, der gern weniger Steuern zahlen würde, hinter den Kulissen streng geheime Gespräche mit Tethyr geführt und sich Zusicherungen geholt und sich dann von Amn losgesagt hat. (Fleece atmet durch und geht mit ihm weiter.) Hier geht es um Geld und Politik, nicht um Gut und Böse. Wir haben hier nicht Tausende von Toten und Verletzten zu beklagen, weil die Invasion von Ogern und Goblins droht, nein, die haben wir, weil Riatavin unter Tethyr mehr Profit machen kann und Tethyr trotzdem noch einen guten Schnitt dabei macht. Das ist ein Krieg wie die meisten anderen, Fleece, und wie so oft gibt es hier keinen Helden und keinen Schurken, und es steht mir bis hier, mich von diesen selbstgerechten Rittern ansehen zu lassen, als paktierte ich mit einem Dämonen, weil ich aus einem Reich stamme, das nur tut, was Tethyr an seiner Stelle selbstverständlich ebenso täte.

Fleece: Hat dich Amn auch mit einem der höchsten Orden des Reiches ausgezeichnet in Anerkennung deiner Leistungen?

Raif: Ich sag dir was. Hätten wir amnische Interessen wahrgenommen und den Rat der Sechs auf uns aufmerksam gemacht, anstatt es uns mit mehreren Adelshäusern zu verscherzen, hätte das sehr gut passieren können. Außerdem wissen wir beide, dass ich diesen Orden zwar symbolisch, aber nicht wirklich bekommen habe, und wir wissen auch beide, warum.

Fleece (hat die Zelte erreicht und bleibt davor stehen): Um Helms willen, lass das niemanden hören, Raif! Was willst du? Willst du gehen?

Raif: Wen interessiert, was ich will, Fleece? Ich kann nicht gehen, das weißt du, das weiß ich. Niemanden schert, was ich will, ich habe Befehle zu befolgen. Das bedeutet nicht, dass es mir gefallen muss. Die Gemeinschaft der Ersten Sonne ist eng mit Tethyr verknüpft – dafür hat Tethyr gesorgt. Wenn das hier jetzt also unsere Aufgabe ist, können wir daran ohnehin nichts mehr ändern. Aber denk es dir nicht heroischer, als es ist, Fleece. Mach dir klar, dass wir nicht auf der Seite der "Guten" stehen. Für Amn sind wir die Bösen – und zwar absolut zu Recht.

Fleece: Raif, wir sind angegriffen worden!

Raif: Wir sind nicht angegriffen worden, eine abtrünnige amnische Provinz wurde angegriffen. Wir sind Abenteurer. Wir werfen unser Leben in die Waagschale, ohne es zu müssen, denn wir schulden Tethyr keine Lehnstreue. Dass du herkommen musstest, liegt auf der Hand. Aber denk auch an die, die es nicht mussten, dir aber trotzdem folgen, hm? Denn die setzen ihr Leben auch aufs Spiel, und das tun sie nicht, weil sie darauf brennen, für Tethyr zu sterben. Sie tun es für dich. Für uns.

Spider (hält von innen den Zeltverschlag auf): Die Zeltwände mögen nicht aus Granit bestehen, aber sie sind besser als nichts, falls euch an etwas Privatsphäre gelegen ist. (Fleece sieht Raif noch einen Moment an und betritt mit ihm das Zelt.)

Graywinter: Aus diesem kleinen Schlagabtausch folgere ich, dass wir zu einem Sonderkommando auserkoren worden sind.

Fleece: Ja. Wir dürfen nicht darüber reden, ich weiß selber nicht genau, worum es geht.

Graywinter: Also erwartest du von uns, dir zu folgen, ohne zu wissen, worauf wir uns einlassen?

Spider: Sie ist als Ritterin die Anführerin dieser Gruppe. Die Adligen sind mit dem Konzept von "Lasst mich mal meine Freunde fragen, ob sie mitmachen möchten" nicht vertraut.

Graywinter: Mir ist gleich, ob die Adli—

Zhai: Wenn Fleece zugesagt hat, dann reicht mir das. Wann geht es los?

Fleece (sieht sie dankbar an): Noch heute. An einen Ort, an dem wir reden können.

Spider: Wir sind hier, also müssen wir tun, was man uns befiehlt. (Er steht auf, passiert Fleece, hält inne und sieht sie eindringlich an.) Das ändert jedoch nichts daran, dass Raif Recht hat.

 

Damit beginnt er, seine Sachen zu packen, und Fleece lässt es auf sich beruhen. Unter einem Veil bringt Durbara die Gemeinschaft und Melvet mitsamt kleinem Gefolge nach Riatavin. Unterwegs berichtet Fleece den anderen, dass die Verhandlungen zwischen der Krone und Riatavin bereits seit fünf Jahren andauern: Riatavin will nicht von der Grafschaft Valashar geschluckt werden, sondern seine eigene Provinz, die es selbst verwaltet, aber die Krone lehnt ab, alle Macht in den Händen der ehemaligen Amnier zu bündeln. Ein Kompromiss wäre eine eigene Grafschaft, doch mit einem vom Königshaus eingesetzten tethyrianischen Grafen an der Spitze. Jedoch sorgt man sich im Faerntarn vermutlich, dass der Graf am Ende machtlos dastehen könnte – eine so genannte leere Rüstung –, weil ihn in der Provinz niemand akzeptiert und man dort lieber sein eigenes Ding macht. Fleece erwähnt ferner, dass sie sicher ist, dass es auch im Kronrat viel Tauziehen gegeben haben muss: Wer gönnt wem die direkte Herrschaft und damit die hohen Einnahmen – und wer gönnt sie wem nicht und intrigiert dagegen? Sie denkt auch, dass die schwierigen Verhandlungen nur denkbar waren, weil Amn die abtrünnige Provinz wegen des Sothilisian Empire nie angegriffen hat. Jetzt aber hat Tethyr die bessere Ausgangsposition, Riatavin die Klinge auf die Brust zu setzen. Dauntain konzentriert sich zwar auf die Aufrechterhaltung des Zaubers, hört aber trotzdem interessiert zu – dumm und ungebildet sind sie nicht, diese Abenteurer.

 

Riatavins Mauern sind bereits ziemlich mitgenommen, werden aber ständig ausgebessert – doch in den Straßen ist der großen Stadt nichts anzusehen. Ungestört begeben sich alle zu einem herrschaftlichen Anwesen, wo sie von der strengen Raskorda Jashire empfangen werden, dem alten Oberhaupt ihres Hauses und Mitglied der Merchant's Chosen, und Suriel Tormaril (Beren Saat), Melvets Schwägerin und Frau von Arsid Tormaril (dem Bruder von Peroin), dem Oberhaupt seines Hauses und ebenfalls Mitglied der Merchant's Chosen. Suriel und Melvet begrüßen sich sehr liebevoll und erleichtert – sie scheinen sich auch über ihre Verwandtschaft hinaus wichtig zu sein (was gerade in Amn nicht selbstverständlich ist). Ebenfalls anwesend ist Peroin Tormaril, Melvets Ehemann, und hier läuft die Begrüßung gerade im direkten Vergleich schon viel förmlicher ab. Raif weiß nicht, ob er es sich wegen seiner Vorkenntnisse einbildet, aber auf ihn wirkt Peroin tatsächlich nicht allzu gescheit.

 

Nachdem Erfrischungen gereicht wurden, zeigt Raskorda den Helden eine große Umgebungskarte. Riatavin will kleine Truppen aussenden, wendig und mobil, die den Guerillakampf aufnehmen sollen. Mit Nadelstichen, Ablenkungsmanövern und Sabotageakten soll Averlorn optimalerweise von seinem Nachschub abgeschnitten werden, mindestens aber gilt es, diesen zu beschädigen und zu verlangsamen. Fleece und Raif sollen je einen Trupp anführen, bestehend aus ihren Gefährten und je einem ortskundigen Führer. Es wird auch weitere Trupps geben, aber den beiden ist klar, dass ihre Trupps für diese Art der Kriegsführung die entscheidenden sein werden, auf denen die Hauptlast der Verantwortung liegt. Sie begreifen, dass ihre Aufgabe darin bestehen wird, Tethyr Zeit zum Truppensammeln zu verschaffen.

 

Durbara händigt Fleece und Raif je einen Flüsterstein (Stones of Sending) aus und erklärt kurz die Funktionsweise: Beide sind Bestandteil eines Paares, das jeweilige Gegenstück hat Durbara, über sie läuft die Kommunikation. Sobald eine Seite ihren Flüsterstein aktiviert und eine Nachricht absetzt (die auch beantwortet werden kann), dauert es 24 Stunden, bis die Steine wieder funktionieren. Über sie werden die Truppen ihre Befehle erhalten, die Helden dürfen sie also von sich aus nur im Notfall aktivieren. Es versteht sich von selbst, dass die Trupps untereinander keinen Kontakt haben und auch nicht wissen werden, wo sich andere aufhalten und was sie tun (falls sie in Gefangenschaft geraten und gefoltert werden). Danach verlässt Durbara kurz den Raum, um mit jemandem zu sprechen.

 

Suriel stellt den Abenteurern ihren ortskundigen Führer Mirulon Nidal vor, der sie zu ihren Trupps bringen wird, die in der Wildnis lagern. Fleece teilt die Gruppen ein: Sie möchte Zhai, J'avo und Skaar mitnehmen, Raif kriegt Spider und Graywinter – so verfügen beide Gruppen über Kämpfer, Heimlichkeit und Magie, wobei eine Gruppe kampfstärker und die andere magisch stärker ist.

 

Während sich Raif all das anhört, steigt immer mehr Panik in ihm auf: Er, einstiger Träger des Challengers, soll Hinterhalte legen gegen seine eigenen Landsleute, und das auch noch federführend als Kopf eines Trupps? Das fühlt sich immer mehr wie Verrat an und der Coramsorden wie ein Mühlstein um seinen Hals, mit dessen Hilfe er dazu erpresst werden soll, gegen sein Gewissen zu handeln. Nichts täte er lieber, als einfach wegzulaufen, aber damit wäre er fahnenflüchtig und dem Tode geweiht, und er würde nicht nur Graf Roaringhorn entehren, sondern die ganze Gemeinschaft der Ersten Sonne und in letzter Konsequenz auch den Herzog.

 

Raif beginnt zu schwitzen und unruhig zu werden, was Fleece und Spider nicht entgeht, aber beide haben keine Möglichkeit, unter vier Augen mit ihm zu reden. Schließlich bricht Raif selbst das Protokoll, tritt an Melvet heran und bittet sie leise um ein Gespräch unter vier Augen. Raskorda holt Luft, ihn zu maßregeln, kann aber nichts sagen, da sich Melvet sofort darauf einlässt.

 

Die versteht Raif nur allzu gut, denn seine Gedanken sind dieselben, die jede amnische Familie in Riatavin hatte, aber von denen wird nicht verlangt, zu tun, was Raif nun befohlen wurde. Sie schuldet Raif ihr Leben, also wendet sie sich an Suriel und bittet sie, Raif selbst zu beanspruchen. Die überlegt, hat aber schließlich eine Idee: Bei der Schlacht gab es Deserteure, die nach Norden geflohen waren. Sie werden sich an den Dörfern gütlich tun, und es wäre in Riatavins Interesse, den Menschen zu demonstrieren, dass ihre neue Herrschaft keine Verbrechen duldet. Wenn die Merchant's Chosen die Ansicht vertreten, dass das so prominent wie möglich geschehen sollte, zum Beispiel durch namhafte Helden, und es Raif befehlen, hat dieser keine Möglichkeit, den Befehl zu verweigern – auch wenn es gegen den Wunsch des Grafen geschieht. Die politische Verstimmung hinter den Kulissen kann man danach immer noch besänftigen.

 

Damit wendet sie sich an Raskorda. Diese reagiert erbost, zumal sie die Gründe nicht überzeugen und sie nicht weiß, warum sie ohne Not gegen die Wünsche des Grafen handeln sollte, aber da die drei nicht ewig diskutieren können, lenkt sie vorerst ein, und man erkennt, dass sie bei den Merchant's Chosen unübersehbar die Erste unter Gleichen ist. Glücklicherweise kehrt Durbara erst jetzt zurück. Raskorda fordert Raif kalt auf, seine Leute auszuwählen. Der schließt sich Fleeces ursprünglicher Aufteilung an.

 

Durbara wartet, bis die Abenteurer gegangen sind, um den Streit nicht vor ihren Augen auszutragen, und stellt die drei hohen Damen zur Rede, warum sie eigenmächtig den Plan ändern. Nun wird Raskorda konfrontativ: Sie hält Suriels Bitte zwar für eine schlechte Idee, verteidigt sie aber nach außen wie ihre eigene. Hier wird besonders deutlich, dass es zwischen den Tethyrianern und den Riatavin-Amniern deutliche Animositäten gibt und sich keine der beiden Seiten als Teil eines Ganzen begreift. Melvet erfährt jetzt auch erstmals, dass Suriels Mann Arsid einem Attentat zum Opfer gefallen ist, was man aber noch nicht an die große Glocke hängt, um die erleichterte Stimmung in der Stadt nicht zu gefährden. Vor fünf Jahren zog sich kurz nach der Sezession eine Serie von Attentaten der Schattendiebe durch die Stadt, denen auch Pacem Jashire, Raskordas Mann, zum Opfer gefallen war. Raskorda folgte ihm nach, was sich als Glücksfall für Riatavin erwies. Nun wird Suriel nach Arsids Tod dasselbe tun, die Führung des Hauses Tormaril beanspruchen und in die Merchant's Chosen nachrücken. Der Zuschauer kann sich denken, dass Melvet das selbst gern übernommen hätte, aber Suriel beruhigt sie mit einem Blick, der zeigt, dass sie ihr unter vier Augen noch mehr mitzuteilen haben wird.

 

Auf dem Weg durch das Gebäude versucht Fleece leise und gepresst, mit Raif zu reden, aber es gibt immer Zuhörer in der Nähe, und schließlich muss man sich trennen. Fleece gibt Raif und Spider deren Kleider aus der Truhe, Fleeces Trupp wird noch mit Armbrüsten und Proviant ausgerüstet, und schon geht es los. Spider raunt Raif zu, ob er weiß, was passieren wird, wenn Durbara erfährt, dass diese Planänderung auf sein Bestreben hin stattgefunden hat. Raif erwidert, dass er glaubt, die hohen Damen werden ihr das nicht verraten, denn sie haben ja jetzt einen bei ihm gut – warum sollten sie diese Schuld achtlos wegwerfen?

 

Juberic Gane holt Raifs Trupp ab (denn im Gegensatz zu Fleeces Trupp wird dieser heute nicht mehr aufbrechen) und bringt die Abenteurer zu ihrer Unterkunft für die Nacht: einfache Gästezimmer für Spider und Graywinter und ein edles für Raif im Anwesen der Tormarils, die gerade auf die Schnelle bezugsfertig gemacht werden. Danach sitzt Raif allein auf seinem schicken Federbett mit dem Kopf in den Händen und muss tief durchatmen.

 

Unter der ortskundigen Führung von Mirulon Nidal sind Fleece, J'avo, Zhai und Skaar selbst in dieser Dunkelheit sehr lange unterwegs, bis sie ihr Lager erreichen. Neben Nidal stehen ihnen sechs Ranger zur Verfügung. Fleece kann nicht verhehlen, dass sie etwas wütend auf Raif ist, doch Zhai ergreift leise für ihn Partei: Fleece möge sich mal vorstellen, wie es ihr ginge, wenn in einer absurden Konstellation Tethyr Scardale den Krieg erklärte und Fleece gegen ihre eigenen Landsleute entsandte. Tatsächlich, fügt Zhai hinzu, sollten die hohen Herrschaften die Gemeinschaft der Ersten Sonne doch langsam gut genug kennen, um mehr Fingerspitzengefühl an den Tag zu legen. Sie sehen sie einfach nur als nützliche Werkzeuge, ohne sich je wirklich Gedanken über sie zu machen, die darüber hinausgehen, wie man sie am besten einsetzen kann. Fleece möchte widersprechen, ist aber zu müde dafür. Insgeheim weiß sie auch, wie sehr die Situation Raif offenbar quält, und erneut ist sie auch sauer auf sich selbst, abermals so wenig einfühlsam gewesen zu sein. Dennoch kann sie nicht umhin, unglaublich stolz auf die Vorzugsbehandlung und die besondere Verantwortung zu sein, und sie mag es nicht, wenn jemand das sabotiert.

 

Zhai geht sehr behutsam mit Fleece um, ist innerlich aber voll und ganz auf Raifs Seite und fragt sich, wie sehr die "tethyrianische Denkweise" Fleece bereits befallen hat. Deutlicher kann sie ihr gegenüber aber nicht werden, weil sie wie immer von Fleeces stets zur Schau getragenen Stärke und Selbstsicherheit eingeschüchtert ist. Jendara hat Zhai nie leiden können, das weiß die Dunkelelfe, und doch wünscht sie sich Jen herbei – die Einzige aus der ganzen Gemeinschaft, die nie die Konfrontation mit Fleece gescheut hat. Jen war die Einzige, der Fleece gestattete, sie wie einen Hund am Genick zu packen und mit der Nase auf das angerichtete Unheil zu stoßen. Zhai beschleicht das Gefühl, dass Fleece ohne Jens regulierenden Einfluss zu selbstherrlich wird. Sie liebt die Bewunderung der Menschen und die Behandlung, die wichtige Adlige ihr angedeihen lassen, vielleicht ein bisschen zu sehr.

 

Zum Frühstück wird Raif (der sich dem Anlass entsprechend amnisch gekleidet hat) zu den Hausherren eingeladen, lernt Melvets Kinder kennen und hat ein schlechtes Gewissen, weil er nicht weiß, in was er Spider und Graywinter hier hineingezogen hat. (Die beiden werden unten beim Gesinde verköstigt, denn auch in Amn ist der soziale Status alles. Dort sitzen sie jedoch allein, weil sich niemand in die Nähe des Tieflings traut.) Peroin erweist sich nicht als ausgemachter Dummkopf, aber doch als erschreckend langweilig und geistlos, und es wundert Raif kein bisschen, dass seine Mutter eine clevere Frau für ihren Sohn wollte. Wegen des Protokolls findet Raif leider keine Gelegenheit, noch mal allein mit Melvet zu reden und sich bei ihr zu bedanken.

 

Die drei kommen wieder zusammen, und Graywinter lässt es sich nicht nehmen, Raif bissig aufzuziehen. Juberic Gane bringt alle drei zum Rathaus, und unterwegs kann Raif nicht anders, als die ganze Situation als völlig surreal zu empfinden. Alles hier ist amnisch: die Architektur, die Mode, die Umgangsformen, die Kultur – und doch ist dies jetzt Teil von Tethyr. Im Rathaus wird Raif allein zu Suriel Tormaril vorgelassen. Er verbeugt sich amnisch und wirkt hier damit ausnahmsweise mal nicht fehl am Platze. Raif darf Suriel gegenüber am Schreibtisch Platz nehmen und bedankt sich bei ihr für ihren großen Gefallen, doch sie gibt zu bedenken, dass die Merchant's Chosen ihn nur "ausgeliehen" haben, er aber immer noch ein Mann des Grafen von Valashar ist. Daher hat Durbara ihren Flüsterstein, dessen Gegenstück Raif um den Hals trägt, behalten, um seine Leute koordinieren zu können, wenn sich die Notwendigkeit ergibt. Raif weiß, dass er jeden Befehl Durbaras befolgen muss, welcher es auch sei. Doch jetzt ist er froh, erst mal aus der Verantwortung genommen zu werden.

 

Zu seiner Überraschung nutzt Suriel die Gelegenheit, mehr als nur das Nötigste mit ihm zu besprechen. Sie wirkt sehr freundlich, doch Raif weiß, dass keinem mächtigen Amnier zu trauen ist. (Dass sie gerade erst ihren Mann verloren hat, weiß er nicht. Der Zuschauer mag sich jedoch fragen, wie glücklich diese Ehe war, denn Suriel merkt man nicht das Geringste an.)

 

Suriel: Melvet hat mir von Darromar berichtet. Es scheint, Ihr habt viel riskiert, um ihr Leben zu retten, ohne dabei etwas gewinnen zu können.

Raif: Jemand musste es tun.

Suriel: Zum Beispiel der Graf, unter dessen Schutz sie reiste?

Raif: Er tat, was er konnte, doch politisch waren ihm die Hände gebunden. Uns nicht.

Suriel: Wies er Euch an, ihr zu helfen?

Raif: Das tat er, Mylady.

Suriel: Selbst dazu, das Recht zu brechen?

Raif (atmet durch): Nein, Mylady, das geschah ohne sein Wissen. Hätte es einen anderen Weg gegeben, hätten wir ihn eingeschlagen, aber...

Suriel (freundlich): Seid beruhigt, Swordmaster Bowgentle, ich klage Euch nicht an. Meine Schwägerin ist mir lieb und teuer, und wenn sie nur durch Rechtsbruch zu retten war, dann soll es mir einerlei sein. Doch sagt: Haltet Ihr den Grafen in Ehren?

Raif : Selbstverständlich tue ich das, Mylady.

Suriel: Warum dann Eure gestrige Bitte an Melvet?

Raif: Ich bin Amnier, so wie Ihr. Und so wie Ihr bin ich dennoch Tethyr verbunden. Aber die Aussicht darauf, amnisches Blut zu vergießen, bereitet mir keine Freude. Es auch noch hinterrücks zu tun, aus den Schatten heraus... Ich habe mich, was Konfrontationen betrifft, stets an Tempus gehalten.

Suriel: Ihr besaßt sogar ein heiliges, ihm geweihtes Schwert, heißt es.

Raif: Ich war seiner nicht würdig, aber ich habe versucht, es zu sein, Mylady.

Suriel: Darf ich davon ausgehen, dass das dem Grafen bewusst ist?

Raif: Das dürft Ihr.

Suriel: Und doch verlangt er von Euch, was gegen Eure Überzeugung geht?

Raif: Es ist... kompliziert, Mylady. Ich schulde ihm Gefolgschaft—

Suriel: In die er Euch mit einem Orden zwang.

Raif: Nein, nein, so ist es nicht. (Er sieht ihre hochgezogene Augenbraue, mit der sie "Das musst du sagen" insinuiert.) Seine Hochwohlgeboren muss tausend Erwägungen balancieren. Von ihm kann nicht erwartet werden, auf die Befindlichkeiten eines Raif Bowgentle Rücksicht zu nehmen.

Suriel: Ein guter Lehnsherr kennt seinen Gefolgsmann und setzt ihn nach dessen Eignung und Charakter ein.

Raif: Um ehrlich zu sein... Darum hatte ich ihn bereits zuvor gebeten, Mylady. Es erneut zu tun... ich fand nicht, dass mir das zusteht, schon gar nicht in einer Situation, in der der Graf nicht persönlich anwesend ist. Ich kann ihn nicht entehren, indem ich den Eindruck erwecke, seine Befehle nicht befolgen zu wollen.

Suriel: Eine Zwickmühle. Dass Ihr weit mehr für Melvet getan habt, als von Euch erwartet werden durfte, erwies sich als Segen.

Raif: Ich habe ihr nicht beigestanden, weil ich mir davon erhoffte, später—

Suriel (sehr freundlich und beruhigend): Ich weiß, Swordmaster Bowgentle. Bitte verzeiht, wenn ich in Euch den Eindruck erweckt haben sollte, Euch für berechnend zu halten. Ihr seid berühmt dafür geworden, genau das nicht zu sein, und alles, was Melvet mir von Euch erzählte, bestätigt das. (Raif entspannt sich etwas, bleibt aber verkrampft.) Ihr seid auf der Hut. Das ist ratsam. Als Amnier wisst Ihr, dass Amniern nicht zu trauen ist. (Sie lächelt ironisch.) Doch ich denke, Ihr wurdet auch von Euren Erfahrungen mit dem tethyrianischen Adel geprägt. Euch ist nicht viel Achtung entgegengebracht worden.

Raif: Ich nehme an, das habe ich mit der gesamten umkämpften Provinz gemeinsam.

 

Suriel lächelt, schiebt eine Landkarte über den Tisch und zeigt Raif einige Orientierungspunkte, wo er seine Suche nach den Deserteuren beginnen könnte. Danach beschreibt sie ihm, wohin er sich im Rathaus begeben muss, um zwei Damen kennen zu lernen, die in der Umgebung jeden Stein kennen und ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen werden, und entlässt ihn.

 

Raif fragt sich, wozu Suriel dieses Gespräch dienen sollte. Wollte sie ihn aus der Reserve locken, um seine Treue zu Roaringhorn zu überprüfen? Falls ja, warum? Um dem Grafen Bericht zu erstatten, wenn sie einen ungünstigen Eindruck erhält, oder etwaige Vorbehalte weiter zu nähren, um Raif für sich selbst einzunehmen? Wie steht sie überhaupt zu Roaringhorn? Wie stehen die Merchant's Chosen zu Roaringhorn?

 

Der Romantiker in Raif sagt sich, dass Suriel und Melvet gestern bei ihrem Wiedersehen wirklich sehr herzlich und erleichtert gewirkt hatten, also wollte sich Suriel ja vielleicht einfach nur erkenntlich zeigen, indem sie Raif nicht wie einen Befehlsempfänger behandelt. Doch Amnier aus gutem Hause sind allesamt gute Schauspieler, haben die politische Intrige mit der Muttermilch aufgesogen und suchen in jeder Situation einen Vorteil, den sie daraus ziehen können. Melvet hat er unter Umständen kennen gelernt, die ihr nicht erlaubten, die professionelle Maske zu tragen – sich als wegen Mordes Gesuchte zu verstecken, ohne Lebensgefahr gewohnt zu sein, hebelt jede Contenance aus –, sie glaubt er also gut einschätzen, ihr sogar weitgehend vertrauen zu können, aber was Suriel im Schilde führt, ist unmöglich zu sagen.

 

Es ist erstaunlich, welche Parallelen sich hier auftun. Mit Roaringhorn verbindet ihn, dass sie beide keine geborenen Tethyrianer sind und von ihresgleichen oft als Außenseiter betrachtet werden, weshalb sie sich umso mehr hervortun müssen, um Respekt einfordern zu können. Mit den Merchant's Chosen verbindet ihn, kulturelle Amnier unter freiwilliger tethyrianischer Herrschaft zu sein. Hielte er sich länger in Riatavin auf, könnte er sich sogar vorstellen, zu erfahren, dass er hier gerade wegen seines Werdegangs zu den beliebteren Mitgliedern der Gemeinschaft der Ersten Sonne gehört.

 

Mit Spider und Graywinter begibt er sich zum Treffpunkt und lernt Enaid Lymond und Peony Underbough kennen, eine menschliche und eine Halbling-Abenteurerin. Raif merkt beiden an, dass sie offenbar eng miteinander befreundet sind, die Gemeinschaft der Ersten Sonne bestens kennen und sich offenbar auf das Treffen gefreut haben: Enaid ist sogar richtiggehend aufgeregt und nervös. Interessanterweise zeigen beide nicht so starke Vorbehalte gegen Spider wie die meisten Menschen, denn er ist für sie ebenso ein Held wie alle anderen Mitglieder der Gemeinschaft.

 

Die nächsten Tage verbringt Fleeces Truppe mit dem Ausspähen gegnerischer Stellungen und Raifs Truppe mit der Suche nach Deserteuren. Dabei stellt Raif fest, dass sich Enaid am meisten für ihn interessiert, und nimmt auch romantische Signale wahr, aber unterwegs ist das alles gar nicht so einfach, und er lässt es langsam angehen.

 

Sie stoßen auf deutliche Spuren und erfahren in einem Dorf, wohin sich die Deserteure gewandt haben, nachdem sie es überfallen hatten. Sie spüren sie auf, und Graywinter und Spider sprechen sich für Heimlichkeit aus, denn auch wenn es sich um einfache, schlecht gerüstete Milizionäre handelt, sind sie ihnen zahlenmäßig doch klar überlegen. Raif jedoch wäre jetzt nicht hier, wenn er seinen Grundsätzen nicht gefolgt wäre, also will er ihnen offen begegnen. Er gibt ihnen die Chance, sich zu ergeben, wird ausgelacht, und es kommt zum Kampf. Auch die Deserteure haben sich von ihrer eigenen Kopfstärke blenden lassen, doch mit Unterstützung von Enaid und Peony, die sich hinter einer Böschung verborgen hielten und mit Armbrüsten attackieren, macht das Trio mit den Milizionären kurzen Prozess. Wer danach zu schwer verwundet ist, um mitgenommen zu werden, darf um den Gnadenstoß bitten. Raif hasst diesen Teil, weshalb Spider ihn ihm abnimmt. Die transportfähigen sechs Mann, die sich ergeben haben, werden gefesselt und zurück zum Dorf mitgenommen, wo sie in eine Scheune gesperrt werden und von einer anderen Truppe abgeholt werden sollen.

 

Im Dorf gibt man den Helden natürlich begeistert einen aus, und im größten Haus gibt es am Abend einfache Musik und Tanz. Irgendwann sieht Raif Enaid und Graywinter wieder reinkommen, und er sieht Enaid förmlich an, dass sie es gerade miteinander getrieben haben, denn sie läuft feuerrot an, weicht seinem Blick aus und setzt sich woanders hin.

 

Raif ist weit davon entfernt, verliebt zu sein, aber da bahnte sich etwas in einer ziemlich klaren Richtung an, und Graywinter nahm sich einfach, was er wollte. Er kann ihm nicht mal einen Vorwurf machen, denn Raif hat ja keinen deutlichen Anspruch angemeldet, aber ihm ist klar, dass auch Graywinter beobachten konnte, dass sich da etwas entwickelte. Raif hält nichts davon, einfach unterwegs mit einer Frau anzubandeln und sie dann im Stehen hinter dem Schweinepferch zu nehmen – das ist nicht gerade romantisch, und er hielte das Enaid gegenüber für respektlos. Also zeigte er Achtung vor Enaid, indem er eben das nicht versuchte, und sendete kleine Signale, und er weiß, dass Enaid mindestens ein bisschen verknallt in ihn ist – also warum gibt sie sich dann zwischen zwei Ales Graywinter hin?

 

Raif zwingt sich, zu berücksichtigen, dass Graywinter einfach eine wahnsinnige Ausstrahlung hat. Beide sehen gut aus, und Raif hat im Laufe der Jahre viel Charme und Selbstbewusstsein entwickelt, aber auch er kann nicht bestreiten, dass dieser arrogante, selbstverliebte Mistkerl, der Enaid nicht mal respektiert, ausnehmend faszinierend ist. Ein schwacher Moment, Graywinter wollte vögeln, Enaid war bereits angetrunken und wurde weich, und damit war's das. Sie sieht immer wieder heimlich in Raifs Richtung, und ihm ist klar, dass sie sich dafür schämt, dem Impuls nachgegeben zu haben. Graywinter hingegen hat einfach nur Druck abgelassen und feiert weiter, wobei er aber nicht mit den Dörflern interagiert, die er verachtet – er trinkt, singt und tanzt, aber er tut es für sich und nicht, weil es ein schönes gemeinsames Erlebnis wäre.

 

Es ist für Raif, der in der Gruppe stets den größten Schlag bei Frauen hatte, immer noch gewöhnungsbedürftig, zu sehen, wie viele Frauen sich für Graywinter interessieren, obwohl Raif findet, dass man ihm selbst, wenn er den Mund hält, geradezu ansieht, dass er niemanden respektiert. Raif verhält sich wie ein Gentleman, aber am liebsten wollen sie den, der sie wie Dreck behandelt? (Dass Graywinter seinem ohnehin schon hohen Charisma gern auch hin und wieder mit Eagle's Splendor nachhilft, weiß ja niemand.)

 

Obendrein ist mit Graywinter alles ein Kampf, alles ein Kräftemessen, also sicher auch das hier. Raif hatte Probleme mit Sir Lanval, also musste Graywinter ihm zeigen, wie leicht er mit ihm fertig wird. Raif bandelte vorsichtig mit Enaid an, und Graywinter interpretierte das wohl so, dass Raif Probleme hat, an sie heranzukommen, also musste er ihm zeigen, dass er sie mit links rumkriegt. Raif würde ihm nicht die Genugtuung geben wollen, ihn darauf anzusprechen, doch wenn er es täte, könnte sich der Zauberer leicht damit herausreden, dass Enaid hier nun mal die Attraktivste war, nichts weiter.

 

Eine ausgefeilte Regionalkarte ist der Spielplatz beider Truppen, auf der Fleeces Trupp weitere kleine Missionen erledigt, die zwar zeitaufwändig waren, die ich hier aber nur kurz abhandle: Zhai schleicht sich allein in ein kleines Lager, um die Korrespondenz des Kommandanten zu stehlen, der Trupp überfällt einen Zug mit Proviant, Fleece liefert sich zu Pferd eine Verfolgungsjagd mit einem Botenreiter, den sie abfangen soll (und versagt, es kann halt nicht immer alles klappen), und man überfällt erfolgreich einen Gefangenentransport.

 

Die Moral ist bombig, denn Fleece singt und erzählt jeden Abend, doch auch ihr ist klar, wie anders die Situation aussähe, täte sie es nicht. Niemand außer ihr ist hier, weil er hier sein will. Natürlich ist jedem klar, dass er nicht einfach abhauen kann, wenn es ihm reicht, doch es ist – anders als Fleece sich erhofft hatte – nicht wie früher: Eine wirklich rechtschaffene Frau wollte ihrem gesetzlosen Land gegen den Widerstand eines bösartigen Provinzkönigs den Frieden zurückgeben, und das entfachte ein Feuer in den Herzen, das dieser Disput um eine abtrünnige Provinz nicht zu entfachen vermag. Auch geht es nicht darum, Menschen zu befreien, die von Ogern und Goblins als Sklaven zu Tode gearbeitet werden sollen, damit diese dann über alle anderen Menschen herfallen und ihr östliches Reich errichten können. Raif hatte Recht: Es geht nur darum, dass Riatavin in Amn viel zu zahlen, aber wenig zu bestimmen hatte, und darum, dass Tethyr sich diese reiche Provinz einverleiben und von dem Osthandel profitieren wollte. Für den Soldaten spielt es keine Rolle, für welche Ziele er stirbt, aber für Fleece natürlich schon. Sie könnte Stimmung gegen die "bösen Amnier" machen, doch die tun auch nur ihre Pflicht und sehen sich ebenso im Recht wie die abtrünnige Provinz. Damals im Schwertzug fühlte es sich nicht wie Manipulation an, mit ihrer bardischen Magie die Moral zu stärken und die tethyrianischen Tugenden zu preisen – hier und heute schon.

 

Raif merkt Enaid an, dass sie sauer auf sich selbst ist, weil sie es mit Raif versaut hat. Wenn er sich in sie hineinversetzt, kann er sich vorstellen, was sie umtreibt: Möglicherweise denkt sie, dass er den Eindruck gewinnen musste, dass ihr nur an schnellem Sex gelegen war und sie sich den halt von Graywinter holte, als Raif keine Anstalten machte, und dass es ihr peinlich ist, so gesehen zu werden. Er hat Mitleid mit ihr und möchte ihr eigentlich versichern, dass alles in Ordnung ist, kann sich aber nicht dazu überwinden, weil er sauer auf Graywinter ist – und auf die Unfairness der Situation. Kein feiner Zug von ihm, aber eben menschlich.

 

Fleeces Trupp hat die Gefangenen an einem Übergabepunkt abgesetzt, wo sie abgeholt wurden. Bei den Aussagen stellt sich heraus, dass sie aufgeschnappt haben, dass die gefangen genommenen Ritter zwecks Verhör und Lösegeldforderung an verschiedenen Orten untergebracht wurden, einer auf der Burg Endrunel (Castello Gallico).

 

Da sich Raifs Trupp gerade in der Nähe aufhält, gibt Durbara ihm per Flüsterstein den Befehl, die Burg zu beobachten, weil sich dort möglicherweise ein wertvoller Gefangener befindet. Gesagt, getan, doch Spider schlägt vor, sich vor Ort mal umzusehen. Das fällt unter Beobachtung, also warum nicht? Man wartet also auf den Sonnenuntergang. Wie es der Zufall jedoch will, ist auch Sir Lanval Merwick mit seinen Leuten auf einer Mission unterwegs und erspäht die Lagernden. Auch wenn seine Kumpane ihn vorsichtig darauf hinweisen, dass sie Aufgaben zu erledigen haben, will er davon nichts hören – gleich zwei seiner verhassten Gegner hier draußen ohne Zeugen? Die Gelegenheit ergibt sich nie wieder, also will er sie im Abendrot mit der Sonne im Rücken niederreiten. Die anderen vier Ritter stehen zu sehr unter seiner Knute, um Widerworte zu äußern, also legen alle ihre Wappenröcke ab, um später gerüstet und mit Helm nicht zu identifizieren zu sein, selbst wenn einem Opfer die Flucht gelingt und es von dem Angriff berichten kann.

 

In der Dämmerung macht sich Spider allein auf den Weg, um bei Einbruch der Dunkelheit näher an der Burg zu sein. Graywinter geht kurz austreten, und Enaid setzt sich zu Raif, um verlegen einen Erklärungsversuch zu starten, den Raif aber freundlich mit "Du bist mir keinerlei Erklärung für irgendetwas schuldig" ausbremst. Bevor Enaid einlenken oder nachsetzen kann, hören sie die schweren Pferde der Angreifer nahen.

 

Enaid und Peony laufen los, und Raif bleibt zurück, um ein lohnendes Ziel zu bieten, damit sich diese unbekannten Ritter auf ihn stürzen, denn er ist erfahren und abgebrüht genug, um nicht in Panik ebenfalls loszurennen und unweigerlich niedergeritten zu werden. Mit einem Ausweichmanöver im letzten Moment attackiert er die ungeschützten Vorderbeine des Pferdes und bringt den ersten Angreifer zu Fall, der ihn beim Sturz unabsichtlich vor dem zweiten abschirmt, der seinen Angriff abbrechen muss.

 

Graywinter kommt aus dem Gebüsch zurück. Er war damals nicht dabei, als sich die Gemeinschaft hier ihren Namen gemacht hat, niemand weiß etwas über ihn – auch nicht, dass er eigentlich gar kein Schwertkämpfer, sondern ein Zauberer ist. Die Ritter sind dementsprechend sehr überrascht, als er mit Energy Balls und Rays nur so um sich wirft, den Angreifern ordentlich Schaden zufügt und die Pferde verschreckt, die somit schwerer zu lenken sind – und dank vermasselter Ride-Checks hebt es zwei weitere Angreifer aus dem Sattel. Die letzten beiden ergreifen tatsächlich die Flucht.

 

Raif ist mit seinem Schwert gegen Kettenrüstungen und Helme im Nachteil, attackiert aber trotzdem, um schlechter geschützte Stellen zu erwischen. Mit viel Würfelglück schlägt er einem den Helm vom Kopf und durchbohrt sein Gesicht. Der zweite ergibt sich, doch der dritte kämpft weiter. Raif schreit Graywinter an, nicht einzugreifen, fügt seinem Gegner Hieb um Hieb zu, ohne einmal erwischt zu werden, dringt aber nicht durch die Rüstung. Endlich schafft er es, den Ritter ins Leere laufen zu lassen, um ihm dann Oathkeeper in die hintere Wade zu bohren. Im Sturz verliert der Angreifer sein Schwert, das Graywinter rasch aufhebt. Raif reißt ihm den Helm vom Kopf, und es ist Sir Lanval Merwick, der ihn hasserfüllt anstarrt.

 

Spider ist zu weit entfernt, um etwas mitbekommen zu haben, erklettert nach Einbruch der Dunkelheit spinnengleich die Mauer und weicht immer wieder in den Schattengrund aus, weil er nicht ungesehen durch den Burghof kommt. Er schaut sich drinnen um, soweit er jeweils kommt, und klettert dann außen am Turm entlang, um in die Fenster sehen zu können. Bei einer 1:3-Chance entschied der Zufall und das pure Glück, dass hier Sir Garen Thal gefangen gehalten wird. Spider macht auf sich aufmerksam, und Sir Garen kennt ihn ja und lässt ihn rein – das wäre bei einem anderen Ritter nicht so einfach abgelaufen. Spider hat ein Seil dabei, und er bekäme Sir Garen tatsächlich hier raus – aber nur durch den Schattengrund. Der macht Spider dank jahrelanger Übung nichts mehr aus, jedem anderen dagegen schon. Mittlerweile hat Spider gelernt, willige Ziele mit sich zu ziehen, und erklärt Sir Garen seinen Plan. Der muss wirklich lange überlegen, denn das klingt übel, doch am Ende vertraut er Spider und lässt sich darauf ein. Spider zieht ihn also mit sich, befestigt im Schattengrund das Seil am Tisch und lässt Sir Garen daran hinab. Der schafft tatsächlich alle Will- und Fort-Saves, verfällt also nicht in Panik und verliert nicht die Orientierung, nimmt aber jede Runde Schaden. Unten geleitet ihn Spider durch den albtraumhaften Burghof, in dem die Geister lange Verstorbener jammern und sich nach Leben sehnen, schafft es mit Sir Garen über die Mauer und zieht ihn wieder in die materielle Ebene zurück. Er muss ihm Respekt zollen: Das hätten sehr viele nicht geschafft.

 

In fast völliger Dunkelheit kehren sie zu den anderen zurück, sehen die beiden gefangenen Ritter und erfahren, was sich zugetragen hat. Der Flüsterstein kann erst am Morgen wieder benutzt werden, also was nun? Spider nimmt Raif beiseite und sagt ihm dasselbe wie zuvor Graywinter: Wort steht gegen Wort, niemand wird Sir Lanval etwas tun, und der wird Genugtuung dafür fordern, so unerhört beschuldigt worden zu sein – und die hohen Herrschaften werden ihn gewähren lassen, weil er ein Ritter ist und sie nur nützliche, aber gesellschaftlich wertlose Vagabunden.

 

Raif hat diese Diskussion bereits mit Graywinter geführt, und nein, das kommt nicht infrage. Er fragt Spider sarkastisch, was als nächstes kommt: Enaid und Peony sind Zeugen, sollte man die beseitigen? Sir Garen am besten gleich hinterher? Nein, die Gefangenen und Sir Garen werden nach Riatavin gebracht.

 

Am Morgen informiert Raif Durbara, und dank dieser Vorwarnung wird man bereits vor Riatavin von Graf Idogyr in Empfang genommen, dem Lehnsherrn von Sir Lanval und seinem Kumpan. Die Leiche des dritten Ritters wurde auch mitgebracht, die anderen beiden sind bisher noch nirgends gesehen worden. Für die Anhörung stellen die Merchant's Chosen das Rathaus zur Verfügung. Dort stellt Suriel Tormaril (die inzwischen offiziell die Herrschaft über ihr Haus übernommen hat und in den Rat nachgerückt ist) sogleich die Weichen, indem sie Raif als heroischen, aufopferungsvollen Helden mit bestem Leumund präsentiert, so dass kritische Stimmen gleich wieder verstummen, bevor sie zu laut werden. So eine scheinbare Kleinigkeit – eine bestimmte Grundstimmung zu etablieren – kann alles entscheiden, und so kommt es ganz anders, als Spider und Graywinter erwartet hatten: Nachdem die Thurlands ausgesagt haben, wie sehr Sir Lanval und seine Schergen Raif und Graywinter drangsaliert hatten, finden sich auch andere Ritter, die das bestätigen, überraschenderweise sogar Dame Ethna Markham. Obendrein lässt es sich Sir Garen nicht nehmen, auf Spiders heldenhaften Alleingang hinzuweisen, dem er seine Befreiung verdankt, und sich für Raif ausdrücklich zu verbürgen. (Dass Enaid und Peony Zeugen waren, interessiert hier einfach keinen – sie sind Niemande und daher nicht mal hier.) Sir Lanvals Kumpan gesteht sofort alles und reißt die nicht anwesenden Ritter auch gleich mit ins Verderben. Graf Roaringhorn muss nun gar nichts mehr sagen, doch bei einem Blick zu Suriel fragt sich Raif, ob der Graf dasselbe für ihn getan hätte, hätte sich Suriel nicht für Raif aus dem Fenster gelehnt – oder ob er zu vorsichtig gewesen wäre, nachdem er vermutlich bereits für den Orden Gegenwind erhalten hat.

 

Die Taten der Lehnsleute fallen auf den Lehnsherrn zurück, im Guten wie im Schlechten. Derart unter Zugzwang gesetzt bleibt Graf Idogyr keine Wahl, wenn er sein beschädigtes Ansehen ein wenig reparieren will, und so verurteilt er seine beiden Vasallen unter dem Kriegsrecht zum Tod durch das Schwert. Sir Lanvals Spießgesellen merkt man an, dass er gar nicht versteht, was hier vor sich geht, denn er hat doch nur getan, was er immer getan hat: nach der Pfeife von Sir Lanval zu tanzen, der ihm gar nicht vorgesetzt war, einfach, weil er aus einer namhaften Familie stammte und das Kommando über seine willensschwachen Kameraden übernommen hatte, die den Ritterstand gar nicht verdienen.

 

Dementsprechend gibt er eine würdelose Figur ab, als er weinend und um Gnade bettelnd weggezerrt wird, doch Sir Lanval zischt Raif hasserfüllt an, er möge in den Neun Höllen schmoren, worauf Raif cool mit einer einladenden Geste reagiert: "Nach Euch."

 

Generalin Vassarde hat das amnische Oberkommando vor Ort, die anderen Generäle (wie der, der die letzte Schlacht gegen Tethyr verloren hat) sind ihr unterstellt. Nun wird sie in Averlorn darüber informiert, dass Sir Garen Thal befreit wurde. Die Tür war verschlossen, das Fenster stand offen – er muss wohl davongeflogen sein, nicht wahr?

 

Im Innenhof des Rathauses wird kurzerhand die Hinrichtung vollstreckt, denn im Krieg ist die innere Ordnung sehr wichtig: Wurde sie beschädigt, muss sie schnell wiederhergestellt werden, damit hält es der Herzog nicht anders als seine Königin. Roaringhorn wechselt ein paar Worte mit Raif, dann muss sich jeder wieder seinen Aufgaben widmen. Raif versäumt es aber nicht, Suriels Blick zu suchen und ihr dankbar zuzunicken.

 

Die Tage ziehen ins Land. Fleece orientiert sich immer auf ihrer groben Landkarte, die ihr mitgegeben wurde, und sie stellt fest, dass ihre meisten Einsätze Richtung Nordwesten gingen. Sie weiß, dass Averlorn von Navessa aus versorgt wird, also was tun die amnischen Truppen über den Westen der Provinz verteilt? Sie schlussfolgert, dass Amn auch Trailstone eingenommen haben muss und von Averlorn aus versorgt wird und dass die Aufgabe der Guerillatruppen darin besteht, Trailstone von der Versorgung abzuschneiden und es damit zu schwächen, also rechnet sie damit, dass der Herzog eine Armee dorthin entsenden wird.

 

Ihr Trupp folgt einem kleinen Fluss und parallel dazu einem verfallenen Aquädukt, als er unvermittelt auf ein noch ganz frisches Schlachtfeld stößt (Plague Tale: Innocence, Chapter 5 – The Ravens' Spoils). Hier sind nur die tethyrianischen Gefallenen liegen gelassen worden, also haben die Amnier ganz offensichtlich gesiegt. So viele Tote auf einen Schlag sieht man nicht oft. Fleece setzt eine Nachricht ab und bietet an, den amnischen Truppen nach Norden zu folgen, erhält aber die Anweisung, sich wieder nach Süden in ihr eigenes Areal zu begeben.

 

Raif erhält den Auftrag, eine Agentin der Krone auf einer gefährlichen Mission zu beschützen, und findet sich mit den anderen vier am Treffpunkt ein – um überrascht festzustellen, dass Durbara von sich selbst gesprochen hatte, denn sie ist höchstpersönlich hier. Wohin sie will, verrät die kühle Magierin niemandem.

 

Durbara ist nicht unterwegs, um Kontakte zu pflegen, aber Gespräche lassen sich hier und da nicht vermeiden, und Graywinter findet es interessant, mit der alten Magierin zu reden, hat sie doch offenbar mit ihrer Kunst viel erreicht. Als während eines Gesprächs zwischen den beiden Peony eine Zwischenfrage stellt, erklärt Graywinter selbstzufrieden, dass Magier nur ganz normale Leute sind, die einen Weg gefunden haben, Magie anzuzapfen. Sie müssen endlos komplexe und aufwändige Rituale vollziehen und sie einen Herzschlag vor ihrer Vollendung abbrechen, um diesen Zauber einmalig zur Verfügung zu haben, wohingegen Graywinter die Magie aus eigener Kraft formt und in die gewünschten Bahnen lenkt. Durbara hält ob seiner Selbstverliebtheit spöttisch dagegen, dass es keine Leistung darstellt, mit einer Besonderheit geboren worden zu sein – aber sehr wohl, mindestens zehn Jahre seines Lebens in das Ergründen arkaner Mysterien zu investieren, um in der Lage zu sein, deutlich komplexere Magie zu bewirken als ein Freizauberer. Spitzzüngig fügt sie an, dass geltungssüchtige Freizauberer sich doch nur so viel auf etwas einbilden, für das sie nichts können, weil sie gern als ebenso bedeutsam angesehen werden wollen wie echte Magier, denen nichts in den Schoß gefallen ist und die sich ihre Macht erarbeiten mussten. Raif erkennt an dem wütenden Funklen in Graywinters Augen, dass sie einen wunden Punkt getroffen hat.

 

In einem Waldstück haben sie morgens das Pech, von einem Späher beobachtet zu werden, der sofort wegrennt. Er darf ihre Bewegung nicht melden, also prescht Spider auf Ghost hinterher, und als er nahe genug herangekommen ist, springt er per Shadow Jump in seinen Rücken und ringt ihn nieder – am Waldrand in direkter Sicht der amnischen Soldaten, zu denen der Späher zurückgewollt hatte. Wer ahnt denn, dass er nur ein paar hundert Yards von seinen Leuten entfernt war? Spider sitzt per Shadow Jump wieder auf (famoser Ride-Check, der auch nötig ist, weil Ghost wegen des Shadow Jumps scheut) und reitet zu den anderen zurück, gefolgt von Pfeilen, Hunden und den ersten Soldaten. Durbara sitzt ab und erschafft eine Wind Wall, Raif schickt Peony und Enaid nach rechts und links ins Unterholz, um auf Befehl flankierend an der Wind Wall vorbei einzugreifen, Graywinter teilt seine Energy Rays auf und schaltet die Hunde aus, doch erschreckend viele Soldaten halten auf die kleine Gruppe zu. Nun beginnt Durbara aber, mit Magic Missiles, Magic Rays und Magic Shards furchtbar aufzuräumen, und ihre weißglühenden Geschosse sind weitaus zahlreicher als die Feuer- und Eisgeschosse von Graywinter, der nur staunen kann, was die alte Magierin da vom Stapel lässt. Auf Raifs Befehl greifen Peony und Enaid mit Armbrüsten an, und Raif und Spider stürzen sich, den sicheren Tod vor Augen, in den Nahkampf – gefolgt von einem Dutzend geisterhafter Krieger, die jetzt Seite an Seite mit ihnen kämpfen. Obendrein setzt Durbara nun mit Magic Scythes nach, die durch die Gegner hindurchgehen und immer gleich mehrere erwischen. Diese kleine Schlacht verläuft überraschend ungleich – zu Ungunsten der Amnier, die wie die Fliegen fallen. Als die ersten die Flucht ergreifen, fliegt Durbara in die Luft, um von dort aus besser zielen zu können, ruft ihren Leuten zu, dass niemand entkommen darf, und räumt die Flüchtenden mit Magic Shards ab. Als er sieht, dass Raif und Graywinter mit den Geisterkriegern die Sache im Griff haben, jumpt Spider erneut auf Ghost, legt abermals einen fabelhaften Ride-Check ab und setzt seinerseits den Flüchtenden nach.

 

Als sich die Lage beruhigt, stellt man fest, dass man fast mit einer ganzen Kompanie aufgeräumt hat, nämlich 40 Mann (wobei die meisten Durbara erledigt hat, ohne die der kleine Trupp nicht den Hauch einer Chance gehabt hätte), und am Ende haben sich acht ergeben. Auch hier muss man wieder schauen, wer noch transportfähig ist – wer nicht, darf um den Gnadenstoß bitten, und erneut erspart Spider Raif diese Aufgabe. Die Verletzten werden von ihren Kameraden versorgt, und nach einem kurzen Verhör ordnet Durbara an, dass die überlebenden Gegner als Gefangene zum nächsten Übergabeort gebracht werden, und informiert Riatavin zwecks Abholung. Mit dem Transport beauftragt sie Graywinter, Peony und Enaid. Der Zauberer reagiert wütend, aber Durbara kommt man nicht komisch – das war ein Befehl, und sie starrt Graywinter nieder, der sich schließlich fügt.

 

Raif meint leise und deeskalierend zu Durbara, dass er selbst den Job übernehmen würde, wenn sie möchte (weil er sich sorgt, ob alle lebend ankommen, wenn Graywinter seine schlechte Laune an ihnen auslässt), doch Durbara antwortet nur knapp: "Die drei brauche ich nicht. Euch beide schon." und sitzt wieder auf. Mit einem Nicken verabschiedet sich Raif von den drei anderen, und er und Spider schließen zu Durbara auf.

 

Fleeces Trupp bewegt sich durch eine traumhaft schöne Idylle und passiert eine Burgruine (Plague Tale: Requiem, Chapter 1 – Under A New Sun). Als Zhais feine Ohren Geräusche hinter den Mauern zu vernehmen glauben, sucht sie sich einen Weg hinein, um die Lage auszuspähen, stellt aber fest, dass hier tethyrianische Soldaten lagern. Sie holt die anderen, und Fleece tritt mit ihren Leuten offen auf und erfährt, dass es sich hier um den Rest eines Regiments handelt, das nördlich von hier völlig aufgerieben wurde: Diese etwa fünf Dutzend Milizionäre und Soldaten sind alles, was sich von dem Schlachtfeld retten konnte, das Fleece erst jüngst passiert hat. Captain Eskel Urias ist hier der Ranghöchste, dem sie sich auch gar nicht vorstellen muss – die abgekämpften Soldaten scharen sich um sie, denn wer mit einer Drow und einem "Riesen" unterwegs ist, kann nur Dame Jhessail sein.

 

Von Captain Urias erfährt sie, dass diese versprengten Kämpfer aus verschiedenen Bannern stammen, sie sind die einzigen Überlebenden des Scharmützels. Kein Ritter hat es geschafft, die sind also entweder tot oder gefangen. Amnier sind da deutlich professioneller aufgestellt, doch in Tethyr gilt, dass ein Ritter das Kommando inne hat, also erwartet jeder, dass Dame Jhessail es übernimmt, was sie auch tut. Urias aber vertraut sie an, dass sie seinen Rat gut gebrauchen kann, denn ernannten Rittern wird normalerweise nicht zugestanden, ein Banner zu führen, also hat sie darin keine Erfahrung. Heute gab es keinen Befehl, also benutzt sie den Flüsterstein, und diesmal ist es nicht Durbara, die antwortet, sondern Idogyr, der sie anweist, das Banner an einen Punkt auf der Tethir Road zu führen. Fleece befiehlt Urias, das Banner in Lanzen einzuteilen und das Lager abzubrechen.

 

Am Abend lässt sich die kühle Durbara zu einem Lob hinreißen: So wie es heute Raif und Spider getan haben (und Graywinter, zugegeben), hätten nicht viele gehandelt. Raif hakt nach, und sie meint tatsächlich die völlig selbstverständliche Todesverachtung angesichts einer hoffnungslos erscheinenden Situation. Nur wer viele Lebensgefahren ausgestanden und darin funktioniert hat, kann sich so verhalten. Jetzt könne sie einige Erlebnisse der Gemeinschaft, von denen sie gehört hat, besser einordnen und halte sie nicht mehr für übertrieben. Raif, der im Gegensatz zu Graywinter Durbaras Autorität völlig anerkennt und sich ihr unterordnet, nickt zum Dank und fühlt sich geehrt, weil er von der spröden Alten nicht den Eindruck hat, als lobe sie oft.

 

Am Morgen brieft sie die beiden zu deren Überraschung: Sie werden sich dreist in ein amnisches Lager begeben. Durbara wird einen Veil über sie werfen, der sie als Sappeure tarnt (damit sie nicht kurzerhand für irgendeinen Auftrag herangezogen werden), um ins Lager zu gelangen, und dort einen weiteren, der sie als Generalin Vassarde und zwei ihrer Adjutanten, Robian und Belsambar, erscheinen lässt, die Durbara alle drei kennt und daher überzeugend vorgaukeln kann. (Ein dritter Veil ist im Erfolgsfall für das Verlassen des Lagers vorbereitet.) Anders als Jaq hat sie jedoch keinen Zauber im Repertoire, der Stimme und Akzent verändern kann. Der amnische Akzent, den sie vorzuspielen vermag, reicht für kurze Sätze, bei längeren würde sie sich verraten. Ihre Stimme passt ohnehin gut zu der Vassardes, und mit Untergebenen redet die nicht viel, also wird Durbara diese Rolle übernehmen. Raif wird in Robians Rolle schlüpfen und ihr Sprachrohr sein (sein amnischer Akzent ist schließlich völlig überzeugend), und Spider wird Belsambar übernehmen und am besten gar nichts sagen. Via Mindlink wird Durbara mit beiden telepathisch in Verbindung stehen und soufflieren, denn sie besitzt die Informationen, die man benötigt, um diese Show überzeugend zu gestalten.

 

Für die meisten wäre dieses Ansinnen purer Wahnsinn, aber Raif und Spider haben schon viel wildere Sachen erlebt und reagieren nicht eingeschüchtert. Vielmehr fragt Raif besorgt, ob die Amnier sich denn nicht magisch absichern. Oh doch, durchaus, aber sie haben nicht die Ressourcen, das flächendeckend zu tun, und aktuell keinen Grund, es dort zu tun, wohin Durbara will. Gut, aber erwartet man nicht, dass diese Generalin mit großem Gefolge reist? Ja, das tut man, aber da man ihrer erst im Lager gewahr wird, wird jeder, der sie sieht, annehmen, ihr Gefolge sei ebenfalls irgendwo hier, denn sie muss ja angekommen sein. Durbaras Plan, die Amnier mit Autorität und Kurzfristigkeit zu überrumpeln, ist so dreist, dass er schon wieder gelingen könnte. Sollte er jedoch schiefgehen, will Durbara, dass Spider Darkness wirft und die anderen beiden in den Schattengrund zieht – das wäre ihre einzige Chance, zu entkommen, denn Teleportation beherrscht auch Durbara nicht.

 

Tatsächlich stoßen sie bald auf ein befestigtes Lager (Plague Tale: Innocence, Chapter 6 – Damaged Goods), in dem sie als Sappeure nicht weiter auffallen. Sie finden ein leeres Zelt, gehen hinein, Durbara wirft den zweiten Veil, und heraus kommen Vassarde, Robian und Belsambar, die natürlich unglaublich auffallen – doch jeder, der sie sieht, nimmt an, dass sie das Lager inspizieren und gerade zum Kommandanten wollen.

 

Durbara hat für die auch im Detail überzeugende Optik gesorgt, und alle drei spielen eiskalt ihre Rollen, als hätten sie nie etwas anderes getan – dank famoser Will-Saves und Bluff-Checks strahlen sie eine Selbstsicherheit aus, die die Wenigsten unter diesen Umständen hinbekämen. Sie lassen sich zu Oberst Armoil führen, und während "Vassarde" nicht verdächtig stumm bleibt, sich aber kurz angebunden gibt (was Untergebenen gegenüber absolut passt), kritisiert "Robian" Armoil für ein paar Dinge, die ihm Durbara telepathisch vorgibt und für die man militärische Kenntnisse, ein Verständnis der Kriegslage und Kenntnis von Namen in der Hierarchie braucht. Dasselbe gilt für den Befehl, das Lager sofort abzubrechen und nach Averlorn zurückzukehren, den Durbara dank abgefangener geheimer Informationen überzeugend untermauert, so dass er tatsächlich für Armoil Sinn ergibt. Dieser ist jetzt mit der Organisation des eiligen Aufbruchs beschäftigt, das Trio sucht sich ein weiteres Zelt, betritt es, und drei Soldaten verlassen es, als wären sie gerade von den Eintreffenden rausgeschickt worden. Alles lief tatsächlich wie am Schnürchen.

 

Im Laufe der nächsten Stunden erkennt der Zuschauer aus der Vogelperspektive den Sinn der Aktion: Ein tethyrianischer Heerhaufen zieht die Tethir Road nach Westen – direkt an dem amnischen Lager vorbei, von dem nur noch Palisaden und Müll übrig geblieben sind.

 

Fleece führt ihr Banner nördlich der Tethir Road parallel zu dem Heerzug, zu dem sie stoßen soll, da der Abhang zu steil ist und sie einen gangbaren Weg hinunter sucht. Ihre vorausgeschickten Ranger kehren zurück: Vor ihnen liegt Cliffrest, ein kleines, malerisches Dorf direkt am Hügelkamm – mit auf die Straße ausgerichteten Katapulten. Fleece kann den Heerzug unten sehen: Er muss jeden Moment in Schussreichweite sein, und es gibt keine Möglichkeit, ihn zu warnen, denn der Flüsterstein ist für heute verbraucht. Ohne Kenntnis der Lage, ohne zu wissen, wie viele Amnier das Dorf besetzt halten, muss sie den zügigen Marsch befehlen. Wer beritten ist, sitzt ab, die Verletzten kümmern sich um die Tiere, und mit Inspire Courage führt Fleece ihr Banner ins Ungewisse.

 

Von Cliffrest aus wird die etwa 60 Köpfe zählende Schar (fünf Dutzend im Banner ohne die etwa zehn Verletzten, ihre Ranger und ihre Gefährten) natürlich gesehen und mit Armbrüsten unter Beschuss genommen. Glücklicherweise ist Cliffrest nicht befestigt, und ein brutaler Kampf in einem eigentlich beschaulichen Dorf entbrennt, an dessen Rand reihenweise bemannte Katapulte aufgestellt sind – der Befehl zum Beschuss wurde nur noch nicht gegeben, weil man noch abwarten wollte, bis man die Mitte des Heerzugs treffen kann, um größeren Schaden anzurichten und Zeit für eine zweite oder gar dritte Salve zu haben.

 

Mit guten Würfen, aber auch irrsinnig viel Glück (weil sie die Lage gar nicht überblicken kann und nicht weiß, welche Taktik die richtige wäre) trifft Fleece die richtigen Entscheidungen, sucht die besten Deckungen und teilt ihre Leute gut auf, um genau die Gebäude zu stürmen, in denen sich Heckenschützen verschanzt haben, und die Masse, um so wenig wie möglich aus Fenstern heraus aufs Korn genommen werden zu können. Mit Greater Heroism bufft sie andere und mit Improvisation sich selbst, pflanzt mit Mass Suggestion einem Haufen Gegnern die fixe Idee ein, die Katapulte in Brand zu setzen, zieht mit Mass Charm Monster weitere Gegner auf ihre Seite (die sich ihr nicht anschließen, die Tethyrianer aber zumindest nicht mehr bekämpfen) und gleicht so die Verhältnisse aus, kämpft aber auch zu J'avos Unmut in vorderster Reihe mit. Er, Skaar und Zhai sind auch wie gewohnt eine Bank (zumal gerade Zhai hier endlich auch mal wieder von ihrer Beweglichkeit profitieren kann), die Ranger räumen gut auf, und dank der teils geschickten, teils glücklichen Entscheidungen Fleeces, der guten Moral und der Führung von vorn verkauft sich ihr Banner sehr gut.

 

Der nach Westen ziehende Tross wird von Graf Dugal geführt, Marchlord Ihrer Majestät und bei den Soldaten sehr beliebt, wenn auch schon im Greisenalter. Im Haufen befindet sich die Hundemeute, ein Söldnerregiment aus Sespech, das sich bereits einen Namen als furchtlose Bande gemacht hat. Natürlich wird man auf die Brände oben auf dem Hügel aufmerksam, und es wird ein schnellerer Marsch befohlen.

 

In Cliffrest ebben die Kämpfe ab, und Fleece verschafft sich ein Bild der Lage: Sämtliche Katapulte stehen in Flammen, ihr Banner hat den Sieg davongetragen, aber auch Verluste erlitten. Sie findet den tödlich verwundeten Mirulon Nidal, mit dem sie einen Tenday lang jeden wachen Moment verbracht hat, und schickt zwei Ranger zu Pferd los, weiter gen Westen einen Weg zur Straße zu suchen und so schnell wie möglich mit Wundheilern zurückzukehren, aber ihre Truhe hat sie vor dem Dorf geparkt und ihre mitgebrachten Tränke aufgebraucht – so kann sie dem röchelnden Nidal nur die Hand halten, während er stirbt.

 

Am Abend begleitet Fleece den letzten Verwundetentransport runter zum Lager des Heerzugs, lange nach den meisten anderen, und wird teilweise mit Applaus und Schulterklopfen empfangen, denn es hat sich bereits herumgesprochen, dass ihr Banner da oben viele Leben hier unten gerettet hat. Sie muss natürlich trotzdem Dame Varna Myrdain Bericht erstatten. Nun, da sich die Aufregung endlich legt und ihr bewusst wird, dass sie ein Banner in den Kampf geführt hat, wird ihr etwas flau im Magen – das ist eine ganz andere Verantwortung, um die sie Vardis oder Jendara nie beneidet hatte, eine viel direktere als die, die sie normalerweise trägt, wenn sie nur für die Moral zuständig ist. Dame Varna lobt Fleece, was sie mit Stolz, aber auch mit Zweifeln erfüllt, und sie gesteht ihr, dass ihr sehr wohl bewusst ist, dass sie da oben oft nur raten konnte. Man muss kampferprobt und abgebrüht genug sein, um einen klaren Kopf zu behalten und überhaupt sinnvolle Befehle geben zu können, aber ab diesem Punkt entscheidet oft nur das Kriegsglück – ebenso gut hätte sie im Nachhinein völlig falsche Entscheidungen treffen können.

 

Dame Varna sieht sie verständnisvoll an, denn sie weiß genau, wovon Fleece redet, und sie antwortet: "Habt Ihr aber nicht." Damit ist alles gesagt: Der Erfolg gibt einem Recht, und letztlich kann man nur zu Tempus beten und ihm später danken, wenn er einem den Sieg geschenkt hat. Dame Varna weiß selber sehr gut, dass gerade die erfolgreichen Kriegshelden Tempus mehr zu verdanken haben als ihrem eigenen Können. Sie rät Fleece, die Anerkennung anzunehmen, denn sie gilt ja im Guten wie im Bösen: Läuft es schief, kann man sich nicht damit rausreden, nicht alle Informationen oder einen schlechten Überblick zu haben, und läuft es gut, ist man ein Held, egal, wie viel Glück im Spiel war. Und je öfter man ein Held war, umso eher kann man sich auch mal einen Misserfolg leisten.

 

Auch unter den Rittern gibt es Hierarchien, und Dame Varna ist weiter oben angesiedelt. Sie erlaubt Fleece, ihr Banner weiterhin zu führen, was weniger eine Erlaubnis als ein Befehl ist, da Fleece diesen Auftrag unmöglich ablehnen kann. Damit nimmt sie ihr auch den Flüsterstein ab, der jetzt anderweitig eingesetzt werden kann, denn Fleece braucht ihn ja nicht mehr.

 

Sie kehrt also zu ihren Leuten zurück, erkundigt sich nach den Verletzten, spricht mit diesem und jenem und denkt wieder an den Schwertzug, in dem sie oft von Feuer zu Feuer ging und die Moral oben hielt. Ihre Fähigkeiten waren damals nichts im Vergleich zu heute, aber sie tat, was sie konnte, ohne irgendeine Verantwortung zu tragen. Wie schwer die von Theon wog, der wusste, dass Fleece, Raif, Vardis und Raveena sich den Schwertzug nur ihm zuliebe antaten, weiß sie aus eigener Erfahrung schon seit Jahren, doch wie schwer die von Vardis für Errilams Rache wog, das beginnt sie erst jetzt zu lernen. Die Verantwortung für ihre Gefährten wiegt schwer genug, aber die wissen meistens, worauf sie sich einlassen, tun das freiwillig und sind sehr erfahrene Abenteurer. Hier aber ist sie für Menschen verantwortlich, die teilweise nicht freiwillig hier sind und von denen ein J'avo jeden einzelnen mit auf den Rücken gebundenem Arm besiegen könnte.

 

Fleece findet Captain Urias und teilt ihm mit, dass die Überlebenden seines Regiments nun offiziell zu einem Banner zusammengefasst wurden, und überreicht ihm die Hauptmannsbinde. Der zeigt sich erfreut und stolz, denn unter Dame Jhessail dienen zu dürfen und Seite an Seite mit einer Zhai oder einem Skaar zu kämpfen, ist schon etwas Besonderes, um das ihn viele hier beneiden. Mag sein, entgegnet Fleece, aber ihm müsse auch klar sein, dass ihr Banner die gefährlichsten Aufträge bekommen wird. Gewiss, meint Urias, aber gerade das gibt dem Stolz auf sein Banner doch erst seine Bedeutung. Fleece lächelt melancholisch, kann aber nichts erwidern, weil die Gesichter von Clymo, Lindon, Cador, Knappet, Dulsaer, Rethel, Barras und anderen vor ihrem geistigen Auge erscheinen und ihr einen Kloß im Hals bereiten. Wie schlimm war es damals, sie zu verlieren, obwohl nicht sie die Verantwortung für sie trug, sondern Vardis – und der hatte Errilams Rache bis auf den letzten Mann verloren. Vielleicht wäre es gut, sich keine Namen und Gesichter zu merken und auf Abstand zu bleiben (die meisten Bannerherren halten das so, für die eigentliche Organisation haben sie ja ihren Hauptmann und die Sergeanten), doch Fleece weiß selbst, dass das nicht ihrem Naturell entspricht und es sich auch, wenn sie es sich vornimmt, anders entwickeln wird. Gewiss, es kommt auf die Art des Einsatzes an: In einer Schlacht befehligen die Hauptleute das Banner, weil die Ritter meistens in der schweren Kavallerie eingesetzt werden, aber generell gilt, dass das Kommando beim Bannerherren liegt, wenn dieser anwesend ist.

 

Wenn Fleece also schon damit wird leben müssen, direkt verantwortlich für das Wohlergehen ihrer Soldaten zu sein, will sie wenigstens ein Banner formen, das wirklich ihres ist. Die knapp 40 einsatzfähigen Männer und Frauen sehen nicht nur zu ihr, sondern auch zu den anderen Mitgliedern der Gemeinschaft der Ersten Sonne auf und sind stolz, unter solchen Helden dienen zu dürfen – diesen Stolz will sie befeuern. Im Schwertzug hat sie gesehen, was für einen großen Unterschied das ausmachen kann – und doch war er nicht groß genug, dass auch nur einer aus Errilams Rache lebend zu seiner Familie zurückgekehrt wäre...

 

Fleece lässt ihr Banner antreten und sich ihre vier Sergeanten vorstellen. Danach bittet sie ihre Leute, sich zu setzen, und erzählt, als sei eine ganz normale Bardin, vom Schwertzug, von Errilams Rache und ihrem Stolz, Teil davon gewesen zu sein. Sie verschweigt nicht, dass die Kompanie im Kampf um Goldengrove nahezu völlig vernichtet wurde, doch das traf auch auf die anderen Kompanien zu – trotz schwerster Verluste hatte Blackthorns Kriegshaufen damals gesiegt und so die Schlacht um Crown Ridge möglich gemacht, die er, obwohl alles gegen ihn sprach, nur haarscharf verlor. Und auch wenn nach Goldengrove die Überlebenden in neue Kompanien zusammengelegt werden mussten, wusste doch jeder, dass Errilams Rache die stärkste gewesen war. Das Ende von Errilams Rache möchte sie nicht noch mal erleben, sehr wohl aber den Stolz darauf, wieder Teil von etwas Ähnlichem zu sein. Das kommt bei ihren Bannerleuten sehr gut an, und sie lassen ihre Bannerherrin dreimal hochleben.

 

Fleeces Ankunft hat sich zu Gilborn herumgesprochen, der ebenfalls den Heerzug begleitet und sie nun aufsucht. Auch wenn sie weiß, dass er ein ganz normaler Mann ist, der mit seinem Schicksal an der Seite der Abenteurer hadert, kann Fleece doch nicht umhin, ihn als seelische Stütze und Respektsperson zu empfinden – er ist schließlich ein Geweihter, ein Mann, der durch seine Göttin Wunder wirkt. Da es nach Trailstone geht, fragt sie ihn vorsichtig, ob er sich dafür freiwillig gemeldet hat. Gilborn bejaht: Er lief vor seiner Vergangenheit davon und hat viel Zeit verschwendet, anstatt sich zur Gemeinschaft der Ersten Sonne zu bekennen, die doch direkt dafür verantwortlich ist, dass er heute überhaupt am Leben ist (auch wenn sie ihn damals nicht persönlich befreit hatte). Auf Fleeces Rat gehört zu haben, hat wiederum dafür gesorgt, dass er jetzt hier ist – die Götter wollten es offenbar so, also geht er auch den nächsten Schritt und kehrt zum ersten Mal seit seiner Gefangenschaft in seine Heimat zurück.

 

Sowohl die Ritter als auch die Soldaten unterhalten sich natürlich über die Lage. Auf Ghaston Grey scheint man sich sicher zu sein, einen Heerzug entbehren zu können, also muss in der Zwischenzeit mehr Verstärkung eingetroffen sein. Dass man jetzt nach Trailstone geschickt wird, könnte den Zweck haben, zu verhindern, dass von dort Verstärkung nach Averlorn gelangt, vielleicht will man aber auch verhindern, dass die Amnier von Trailstone aus Brost einnehmen – oder vielleicht plant man sogar, selbst Trailstone anzugreifen.

 

Generalin Vassarde erhält natürlich einen Bericht und wird beherrscht wütend, auch wenn natürlich niemand etwas für diesen Reinfall kann. Sie verschiebt sofort wieder ein paar Truppen, um auf die neue Situation zu reagieren. Der junge Edelmann Admon Naravain, aalglatt und eiskalt, trägt eine Idee an sie heran, wie man es den Tethyrianern nun, da sie magische Täuschung eingesetzt haben, mit gleicher Münze heimzahlen könnte...

 

In den nächsten Tagen festigt Fleece die Bindung ihres Banners an sie, legt natürlich großen Wert darauf, dass man respektvoll mit ihr umgeht, widmet ihren Männern aber viel Zeit. J'avo, Zhai und Skaar helfen ihr dabei.

 

Raif und Spider, wieder mit Graywinter, Enaid und Peony vereint, kommt zu Ohren, dass im kleinen Ort Hemlock der Tiefling der Gemeinschaft der Ersten Sonne ein schreckliches Massaker angerichtet haben soll – und zwar bereits vorgestern, so dass sich das Gerücht sicher bereits verbreitet hat. Sie reiten los, aber Spider hält sich notgedrungen im Hintergrund. In Hemlock gewinnt Raif schnell den Eindruck, dass die Dörfler glauben, was sie sagen: Ein blauhäutiger Teufel, der sich zu teleportieren schien, hat einfach kurzerhand Menschen angegriffen und getötet und das Dorf in Panik versetzt, und ein Dorf weiter soll sich Ähnliches zugetragen haben. Raif ist klar, das kann nur eine amnische Aktion mithilfe von Illusionen gewesen sein, um die Moral zu untergraben und Zwietracht zu säen. Kaum verwunderlich, dass Raif per Flüsterstein zu einem Treffen gerufen wird, damit Spider Rede und Antwort steht.

 

Spider wirkt gefasst, aber Raif ahnt, was in ihm vorgeht, als Spider ihm ausmalt, wie sehr der Ruf der Gemeinschaft unter ihm leiden wird – so eine Geschichte ist doch ein gefundenes Fressen für jeden, der Neuigkeiten berichten möchte, und sie wird sich wie ein Lauffeuer verbreiten. Die amnischen Spione haben ihre Hausaufgaben sicherlich gemacht: Spider ist das optisch auffälligste Mitglied, ihm begegnet die stärkste Ablehnung aus dem Volk, und er verfügt über die mächtigsten Kräfte. Spider ist geneigt, den Amniern das zu geben, was sie erreichen wollen: sich selbst vom Spielfeld zu nehmen. Raif widerspricht entschieden, doch Spider beschreibt ihm, wie es weitergehen wird. Gräfin Gulderhorn wird nur so darauf brennen, ihn der Gerechtigkeit zuzuführen, denn Wort gegen Wort wird sie nicht interessieren, wenn das halbe Volk glaubt, dass die Berichte über seine Missetaten der Wahrheit entsprechen. Je länger er bleibt, desto größer werden die Probleme, die er seiner Gemeinschaft macht. Er hat seine Entscheidung getroffen: Er wird gehen, um den Schaden zu begrenzen. Keine Sorge, meint er, er wird seine Freunde schon wiederfinden, vielleicht in Zazesspur, vielleicht woanders, aber sie werden sich wiedersehen.

 

Raif ist zutiefst bedrückt, ist Spider doch einer seiner engsten Freunde – zuzulassen, dass ehrlose amnische Manipulatoren ihren Willen bekommen, quält ihn, aber der Tiefling hat seine Entscheidung getroffen. In sehr getrübter Stimmung verabschiedet er sich von Raif und den anderen und bittet ihn, gut auf Ghost aufzupassen, den er dorthin, wohin er geht, nicht mitnehmen kann...

 

Tags darauf trifft sich Raif mit Durbara, die in der Nähe war, macht seinem Unmut in ihrem Zelt Luft und verteidigt Spider leidenschaftlich, doch sie bremst ihn aus: Sie weiß selbst, dass Spider keine Schuld trifft – doch die Amnier haben mit diesem Manöver die Ängste des einfachen Volkes, die ohnehin bestehen, angefacht, und das interessiert sich nicht für Logik. Raif berichtet ihr, dass Spider ihn verlassen hat, ohne zu sagen, wohin er geht, und Durbara lobt die Umsicht des Tieflings: So ungerecht es auch sein mag, aber das war das Beste, was er tun konnte.

 

Bei dem reisenden Heerzug geschieht ein Unglück: Graf Dugal erleidet einen Herzanfall. Gilborn kann ihm Kraft spenden, so dass er nicht stirbt, aber ein schwaches Herz ist ein Leiden, das er nicht ungeschehen machen kann. Im Feudalismus ist es völlig normal, dass der nächstranghöchste Adlige das Kommando übernimmt, und das ist Sheriff Ninaima Stetgarth aus Spellshire. Fleece hat von ihr gehört, sie sei eine gute Organisatorin, aber eine charismatische Anführerin ist die unscheinbare Frau beileibe nicht. An ihr liegt es nun, die geltungssüchtigen Söldner unter Kontrolle zu halten.

 

Der Kriegshaufen nähert sich Trailstone, wird aber bereits von einem amnischen Aufgebot abgefangen, das verhindern möchte, dass der Feind einen Brückenkopf einnimmt und die Stadt belagert. Die Amnier, zudem ohne Kavallerie, sind dem tethyrianischen Heerzug jedoch zahlenmäßig klar unterlegen, ein leichter Sieg liegt in der Luft.

 

Es ist Lady Stetgarths ursprünglicher Plan, die Kämpfer mit den marschierenden Rittern im Zentrum breit vorrücken und die berittenen Ritter im letzten Moment Ausfälle machen zu lassen, um Lücken in die gegnerische Verteidigung zu schlagen (analog zur Standartenschlacht 1138). Die Hundemeute begehrt jedoch offen auf: Sie weigert sich, für später zurückgehalten zu werden, und Söldnerobristin Irda fordert die Ehre, den Angriff führen zu dürfen.

 

Bevor dieser Disput die Geschlossenheit des Kriegshaufens gefährdet, gibt Lady Stetgarth zögerlich nach – sie kann sich einfach nicht gegen Irda durchsetzen. Während also die Söldner breit aufgestellt losmarschieren, bewegt sich der restliche Tross mit großem Abstand dahinter, um sich dem Schlachtverlauf entsprechend formieren zu können, wenn klar ist, wo er eingesetzt werden muss, während die Kavallerie unter dem Kommando von Sir Garrol Carmarthen an der rechten Flanke zurückgehalten wird.

 

Als die Hundemeute in Reichweite ist, zieht sie sich schweren Pfeilbeschuss zu, der seinen Tribut fordert, doch sie bleibt diszipliniert und stößt auf die feindlichen Linien. Die Söldner kämpfen tapfer, erzielen aber keinen Durchbruch. Während Lady Stetgarth noch überlegt, wohin sie den restlichen Tross in Marsch setzen soll, und zu lange damit zögert, weil sie sich nicht entscheiden kann, gibt plötzlich Sir Garrol der Kavallerie den Befehl zum Angriff, um die immer stärker unter Druck geratenden Söldner zu entlasten.

 

Die Kavallerie reitet auf die linke Flanke des Gegners zu, doch als sie sie erreicht, haben sich die meisten Söldner bereits zur Flucht gewandt, so dass keine Fußtruppen den Kavallerieangriff unterstützen. Währenddessen schickt Lady Stetgarth den restlichen Haufen der Front entgegen, doch wegen dieses schrecklichen Timings kommen ihm bereits die flüchtenden Söldner entgegen, während die Kavallerie, nun hoffnungslos unterlegen, allein auf weiter Flur kämpft und teilweise eingekesselt wird. Lady Stetgarth befiehlt dem Zentrum, den Rückzug zu decken, und in diesem befindet sich auch Fleeces Banner. 200 Yards weiter bricht Sir Garrol den Angriff ab, bevor seine Schwadronen aufgerieben werden, und wendet sich ebenfalls zur Flucht, jedoch querab zum Gegner. Dieser setzt den flüchtenden Söldnern nach, und durch schlechte Koordination seitens Lady Stetgarth artet das Rückzugsgefecht in Chaos aus. Es kommt zu brutalen Kämpfen, in denen die Reihen nicht geschlossen gehalten werden können, da man sich auf unebenem Gelände rückwärts bewegt und ständig Flüchtende passieren lassen muss. Bald bricht wegen widersprechender Befehle jede Kohäsion auseinander, und Zhai geht getroffen zu Boden und wird von einem schwer gerüsteten toten Amnier unter sich begraben – doch keiner ihrer Freunde bekommt es in diesem Chaos mit.

 

Bis sich zurück im Lager alles erst mal geordnet hat, vergeht Zeit, und Fleece bleibt bei den Rittern, um alles mitzubekommen und eingreifen zu können, denn lautstarke Streitereien sind ausgebrochen. "Wie kann man gegen einen zahlenmäßig klar unterlegenen Feind so deutlich verlieren? Hier hat ja überhaupt nichts funktioniert!" auf der einen Seite, Obrigkeitshörigkeit und Ausflüchte auf der anderen, und auch diese Situation hat Lady Stetgarth nicht im Griff, da sie sich mangels natürlicher Autorität kein Gehör verschaffen kann. Für Fleece wäre das ein Leichtes, aber sie weiß, dass ihr das nicht zusteht und sie dabei nur als anmaßender Emporkömmling und Günstling des Herzogs wahrgenommen werden würde. Dennoch muss sie sich beherrschen, denn auch sie ist wütend: Sie mag noch nicht lange Ritterin sein und keine Erfahrung im Führen eines Heeres haben, doch schlechter als Lady Stetgarth hätte sie es garantiert auch nicht gemacht. Sie muss aber, wenn sie ehrlich ist, Lady Stetgarth auch zugute halten, dass das Chaos beim Rückzug weniger auf ihre Kappe geht als auf die der einzelnen Bannerherren, die mangels Vertrauen in Lady Stetgarths Fähigkeiten alle ihre Befehle nach eigenem Ermessen gegeben haben, anstatt für koordinierte Schlachtreihen zu sorgen. Auch ist ihr klar, dass die Adligen nach außen Geschlossenheit zeigen müssen, denn offensichtliche Uneinigkeit ist Gift für die Moral der Truppe.

 

Bei den Soldaten sorgen die Hauptleute und Sergeanten für Ruhe, denn während Ritter sich vielleicht ein bisschen mehr herausnehmen können, haben Soldaten ohne zu murren Befehle zu befolgen und sich nicht einzubilden, es besser zu können. Doch auch hier ist die Unzufriedenheit groß, und der Hauptschuldige ist für die meisten die Hundemeute (denn die eigenen Herrschaften sind ja für viele unfehlbar und mit Amaunators oder Siamorphes Segen ausgestattet), weshalb ein großer Riss zwischen Soldaten und Milizionären auf der einen und Söldnern auf der anderen Seite entsteht.

 

Unter einigen tausend Köpfen ist es nicht einfach, absolut sicher zu sein, dass definitiv jemand fehlt, und so dauert es Stunden, bis Skaar Gewissheit hat, dass Zhai nicht zurückgekehrt ist, und J'avo fragt. Auch der sieht sich erfolglos um. Fleece erkundigt sich wiederum bei ihm, und er meint, er habe Zhai irgendwo rumlaufen sehen, also kann sich Fleece wieder ihren Aufgaben widmen.

 

J'avo will vermeiden, dass Fleece Probleme bekommt, indem sie ihre Pflichten für jemanden vernachlässigt, der hier bestenfalls skeptisch gesehen wird. Er meint zu Skaar, dass sie das Lager vermutlich nicht verlassen dürfen, aber da er es nicht mit Sicherheit weiß: Auf geht's! Niemand hält die beiden auf, denn "der Wilde und der Riese" haben ja gewiss einen besonderen Auftrag bekommen. Sie laufen zum Schlachtfeld zurück, finden es aber schon von Weitem verlassen vor. Sie sehen sich die zurückgelassenen Leichen an, können Zhai aber nicht darunter finden. Bald stoßen auch die Pioniere dazu, die ihre Gefallenen auf Karren laden.

 

Sie kehren am Abend zum Lager zurück, und J'avo beichtet Fleece, dass er sie belogen hat, aber nicht wollte, dass sie Ärger bekommt – das Schlachtfeld konnten er und Skaar auch ohne sie absuchen. Gewiss habe sich Zhai in Sicherheit gebracht. Fleece entgegnet finster, dass sie vermutlich eher gefangen genommen wurde.

 

Skaar hat Jahre gebraucht, um das Credo der Gemeinschaft zu verinnerlichen, dass jeder dem anderen hilft und die Stärkeren die Schwächeren beschützen – das komplette Gegenteil der Goliath-Philosophie –, und nun versteht er natürlich nicht, warum sie nicht aufbrechen, um Zhai zu suchen. Fleece versucht ihm klarzumachen, dass sie nicht die geringste Spur haben, hat jedoch seiner einfachen, aber zwingenden Logik nichts entgegenzusetzen: "Hier ist sie nicht. Also bietet jeder Ort eine bessere Chance, sie zu finden, als dieser." Fleece versucht ihm klarzumachen, dass die Gefährten nicht Herren ihrer selbst sind und Pflichten haben, bemerkt aber auch J'avos missbilligende Miene. Sie bittet ihn um Verzeihung, ihn in einen Krieg hineingezogen zu haben, an dem er, wenn sie nicht wäre, niemals teilgenommen hätte. Ihm ist auch klar, dass man in einer Hierarchie nicht einfach machen kann, was man will, aber nachdem er lange miterlebt hat, wie wenig fremdbestimmt die Gemeinschaft normalerweise agiert, verärgert ihn die Situation.

 

In einem mit Planen abgedunkelten Kastenwagen, der den gestrigen und heutigen Tag unterwegs war, wird Zhai auf eine von den Amniern gehaltene Burg gebracht und dort zu einem Jungen von vielleicht einem Dutzend Jahren in eine Zelle geworfen. Der weicht ängstlich vor ihr zurück, aber sie beruhigt ihn: Sie ist hier ebenso gefangen wie er. Es dauert, bis sie seine Angst zerstreut hat, und schließlich fragt er sie, ob sie Zhai ist – er lebt in der Nähe und hat schon von ihr gehört. Dass er eine Heldin der Gemeinschaft der Ersten Sonne vor sich hat, beruhigt ihn endgültig, und er stellt sich als Jaelan Furanth vor. Er ging in Trailstone bei einem Alchimisten in die Lehre, doch sein Meister opponierte angeblich gegen die amnischen Besatzer, wurde verhört und hingerichtet. Jaelan entkam dem ersten Zugriff, wurde aber später aufgegriffen und soll nun wohl auch peinlich befragt werden, was er von den Umtrieben seines Meisters wusste.

 

Zhai ist von dem Burschen beeindruckt, denn jetzt wirkt er sehr gefasst, ernsthaft und konzentriert. Dass ausgerechnet Zhai zu ihm gesperrt wird, gibt ihm Hoffnung, fliehen zu können, denn das wird sie natürlich versuchen, oder? Zhai möchte ihm nicht seine Zuversicht nehmen, aber was kann sie schon tun? Sie kann keine Schlösser knacken wie Jewel oder Jaq, und wer weiß, wer sich ihre magischen Dolche eingesteckt hat? Wenn Spider doch nur hier wäre...

 

Jaelan vertraut ihr an, dass er etwas Kokardapulver am Körper hereinschmuggeln konnte. Wirft man es ins Feuer, entwickelt sich sofort beißender Rauch, der die Sinne benebelt, selbst wenn man die Luft anhält, da er auch über die Schleimhäute wirkt. Zhai überlegt sofort und hofft, dass der nächste Soldat, der an die Zellentür tritt, eine Fackel trägt. Jaelan sagt, sie soll, wenn es soweit ist, das Kommando geben, aber dann muss man sofort die Luft anhalten, fest die Augen verschließen und blind zum Treppenaufgang laufen, um aus der Wolke rauszukommen. Die Bewusstlosigkeit wird auch nur ein paar Augenblicke anhalten.

 

Tatsächlich kommen bald zwei Wachen, um erst mal Jaelan zur Folter abzuholen – zur Drow meinen sie gehässig grinsend, um die werde man sich zu gegebener Zeit schon kümmern. Zhai wiegt sie in Sicherheit, indem sie gehorsam ihrer Aufforderung folgt, sich von der Tür zurückzuziehen, einer schließt auf, der andere zerrt Jaelan raus. Dieser wirft das Kokardapulver auf die Fackel, und die beiden rennen los und schaffen es zur Treppe. (Natürlich sind die Wachen bewaffnet, aber es besteht keine Chance, sich bei ihnen zu bedienen, ohne selbst umzukippen.) Es folgen richtig spannende und abwechslungsreiche Schleichpassagen (Plague Tale: Requiem, Chapter 3 – A Burden Of Blood, In Prison), teils auch auf Simsen an der Mauer entlang in schwindelerregender Höhe. Zhai schafft es mit Jaelan in den Burghof und harrt dort mit ihm aus, um auf eine Gelegenheit zu warten, denn aus der Burg schaffen sie es nur durchs Tor. Leider spricht sich inzwischen herum, dass die Gefangenen entkommen sind, und die Burg wird in Alarmzustand versetzt – zum Glück für die beiden darf aber ein Fuhrwerk, um nicht im Weg herumzustehen, den Hof noch verlassen, und da die Wachen miteinander reden, sind sie abgelenkt. Zhai und Jaelan nutzen die Chance, sich unter dem Fuhrwerk an Achse und Bremse festzuhalten, Jaelan versagt zuerst beim Strength-Check und plumpst zu Boden, aber glücklicherweise hört es niemand, und der zweite Check sitzt – sie werden aus der Burg kutschiert und lassen sich, sobald das Tor geschlossen wird, entkräftet fallen, was der Kutscher nicht mitbekommen kann, und schlagen sich in die Büsche.

 

Während sie sich ein Fleckchen suchen, um unter freiem Himmel zu nächtigen, staunt Zhai, wie erwachsen und kontrolliert Jaelan wirkt, der erst 13 Winter zählt. Sie ist nicht ausgesprochen wildniskundig, hat aber Tausende gereister Meilen hinter sich und weiß, dass sie irgendwie zurechtkommen wird. Hauptsache, man findet Wasser, dann wird es auch für ein paar Tage ohne Nahrung gehen, wenn es sein muss. So oder so will sie sich gen Süden halten, um irgendwann auf die Straße zu treffen, und da die Burg Jaelan zufolge nordöstlich von Trailstone lag, müssen sie sich danach gen Westen wenden.

 

Raif, Graywinter, Enaid und Peony sind auf der Suche nach einem geeigneten Unterschlupf, weil sich Enaid beim Sturz vom Pferd das Bein gebrochen hat. Sie erreichen Knighton Hall, ein hübsches Gut, das vom amnischen Edelpaar Maldan und Valais Wethras betrieben wird (Plague Tale: Innocence, Chapter 1 – The De Rune Legacy), bitten um Hilfe und werden freundlich aufgenommen. Beim Abendessen mit der ganzen Familie stellt sich heraus, dass Maldan und Valais voll und ganz hinter der Sezession stehen – sie tat ihnen gut, und sobald der Krieg erst mal vorbei ist, wird sie das auch wieder tun. Das Quartett nutzt die großzügige Gastfreundschaft, eine Pause einzulegen, und Raif verbringt am nächsten Tag viel Zeit mit Maldan – die beiden mögen sich auf Anhieb. Maldan versteht Raifs Zwiespalt sehr gut, bekräftigt ihn aber darin, dass er auf der richtigen Seite steht. Auch Maldan und zahllosen anderen Edelleuten dieser Provinz stellte sich diese Frage: "Ist es richtig, das Vaterland zu verraten?" Sie haben es sich nicht leicht gemacht, und die Problematik schwelte jahrelang, bevor es zur Sezession kam. Letztlich war das Problem, dass sie fanden, von Amn ungerecht behandelt zu werden: zu hohe Steuern, zu wenig Mitsprache, aber ihre reichlichen Abgaben waren stets willkommen. Es fiel ihnen schwer, abtrünnig zu werden, aber sie sagten sich: "Wenn unser eigenes Reich uns so wenig respektiert, müssen wir unsere Interessen eben selbst wahrnehmen." Natürlich fühlen sie sich immer noch als Amnier, aber ihre Kindeskinder werden es vermutlich nicht mehr tun.

 

Diesen Tag verbringen Zhai und Jaelan währenddessen mit der Suche nach Wasser oder Anzeichen einer Siedlung, und nachdem sie auf einen kleinen Bach gestoßen sind, führt sie ihr weiterer Weg zu einem verlassenen Steinbruch (Plague Tale: Requiem, Chapter 6 – Leaving All Behind, Connection). Ihn zu umgehen würde angesichts des Geländes Stunden kosten, aber Steinbrüche haben selten einen Hinterausgang, also bleibt ihnen nichts anderes übrig, als umzukehren – doch als sie das tun, wird Zhai auf eine Patrouille aufmerksam, die genau auf sie zuhält. Jetzt müssen die beiden in den Steinbruch, schleichen durch die Gänge, doch die Patrouille hat offenbar denselben Weg. Sie schaffen es zwar durch eine Tür hinaus, finden sich aber in einer großen Ockermine wieder (Plague Tale: Requiem, Chapter 6 – Leaving All Behind, The Ochres). Es patrouillieren auch amnische Wachen, doch glücklicherweise wird hier ganz normal gearbeitet, so dass Bewegungen aus dem Augenwinkel nicht auffallen – andererseits ist Zhai optisch extrem auffällig und darf auch von den Arbeitern nicht gesehen werden. Mit teilweise grandiosen Checks, aber vor allem mehr Glück als Verstand schaffen es die beiden, das Gelände zu durchqueren, nachdem Zhai einen Kapuzenumhang gestohlen hat, mit dem sie ihr weißes Haar bedecken kann. Ein Wachmann spricht die beiden an, aber Jaelan improvisiert so gut, dass er kein Misstrauen erregt. Noch immer gab es keine Gelegenheit für Zhai, eine Waffe zu erbeuten.

 

Als sie es endlich nach draußen geschafft haben, lobt Zhai den Jungen: So einen konzentrierten und mutigen Dreizehnjährigen hat sie noch nicht erlebt.

 

Tags drauf muss sich Raif leider wieder verabschieden: Er, Graywinter und Peony waren amnischen Wilderern auf der Spur, und auch in den Dörfern müssen sie Präsenz zeigen, um die Angst vor Spider im Zaum zu halten. Enaid verbleibt in der Pflege der Familie Wethras.

 

Graf Dugals Heer ist inzwischen auf Easthold vorgerückt, eine über die Jahre vernachlässigte Festung, nur mehr eine bessere Ruine, die das letzte Teilstück der Straße nach Trailstone kontrolliert – die möchte man beim Angriff auf Trailstone nicht im Rücken haben.

 

Fleece und ihre Gefährten sind bei den meisten Soldaten und Milizionären beliebt, umso mehr seit ihrem Eingreifen auf dem Hügelkamm, aber es gibt auch immer Gruppierungen, die Niedriggeborenen den sozialen Aufstieg verübeln – Fleece ist eine Frau und zudem hübsch und charismatisch, also muss sie für den Herzog und später sicher auch für den Grafen die Beine breit gemacht haben, ganz klar, und dass man einen Wilden wie J'avo wie seinesgleichen behandeln soll, ist auch unerhört.

 

Ein der Hundemeute wohlgesonnener Beobachter hat den Söldnern gesteckt, dass auch Fleece nicht mit Kritik an ihnen hinterm Berg gehalten hat, woraufhin Söldnerobristin Irda Stimmung gegen die Gemeinschaft macht und die Gerüchte befeuert.

 

Das entlädt sich jetzt am Vorabend des Angriffs auf Easthold, als mehrere Söldner J'avo abfangen und zu provozieren versuchen. Damit sind sie bei dem einschüchternd großen und muskulösen, aber tatsächlich völlig entspannten "Barbaren" an der falschen Stelle: Er schmunzelt nur, schüttelt den Kopf und lässt auch die übelsten Beleidigungen an sich abperlen. Das wiederum bekommt ein Freund der Gemeinschaft mit und holt vorsichtshalber Fleece – glücklicherweise, denn die Söldner verlegen sich jetzt darauf, diese in deren Abwesenheit herabzusetzen. J'avo ist der Letzte, der mit Petzen drohen würde, wird aber nun, da es um seine Geliebte geht (was hier jeder weiß), unwirscher. Fleece stößt hinzu, doch die Handvoll Söldner lässt es an Respekt mangeln, und da sie schon etwas getrunken haben, werden sie mutiger und schaukeln sich auf: Indirekte Unterstellungen auszusprechen, macht ihnen Mut, und sie nehmen eine andere Körpersprache an und umzingeln Fleece und J'avo. Als einer zu deutlich wird, knallt Fleece ihm eine, und er will tatsächlich zurückschlagen, bekommt aber umgehend von J'avo den Kiefer gebrochen, bevor er Fleece trifft. Nun stürzen sich gleich vier auf den Zuma, er wischt als sehr geübter waffenloser Kämpfer mit zwei weiteren den Boden auf, doch die anderen können ihn niederringen. Fleece bleibt nichts anderes übrig, als ihr Schwert zu ziehen.

 

Der Aufruhr hat natürlich schnell die Runde gemacht, und andere Ritter sind zur Stelle und begleiten Fleece und J'avo von den Söldnern weg. Lady Stetgarth Stetgarth delegiert die Klärung der Angelegenheit an einen anderen Ritter, aber Dame Varna Myrdain reißt die Sache an sich und lässt Irda und Fleece antreten. Irda ist nicht gebildet, aber gerissen: Vorgeblich demütig entschuldigt sie sich bei Fleece für das inakzeptable Verhalten ihrer Männer und legt den Urteilsspruch in Fleeces Hände. Diese ist es leid, um des lieben Friedens willen diplomatisch zu sein, und spricht deutlich aus, dass sie weiß, was Irda da tut: Zeigt sich Fleece nicht nachsichtig, wird sie umgehend als kleinlich und rachsüchtig bekannt werden, und die undisziplinierte Hundemeute hat ein Feindbild, an dem sie sich abarbeiten kann. Nein, einen Teufel wird Fleece tun – sie verlangt von Irda, ihren Job zu machen, und der besteht darin, in ihrem Sauhaufen gefälligst für Disziplin zu sorgen!

 

Irdas Blick macht klar, dass sich Fleece spätestens jetzt einen neuen Feind gemacht hat, aber vor Söldnern halten Ritter zusammen: Dame Varna pflichtet Fleece bei und betont, dass sie erwartet, dass Irda keine unangebrachte Milde walten lässt. Der Angreifer hat aufgeknüpft zu werden, und für die anderen sind schwere Körperstrafen das Mindeste – und Irda wird das Urteil noch heute in eigenem Namen aussprechen, denn morgen muss man sich auf den Angriff konzentrieren. Kochend vor Wut neigt Irda den Kopf und rauscht ab. Dame Varna sucht danach kein weiteres Gespräch mit Fleece, aber diese ist sich sicher, sie einschätzen zu können: Auch sie hat Diplomatie sicher erst lernen müssen und ist nicht durch sie, sondern durch Können aufgestiegen. Gewiss hätte Diplomatie hier die Wogen geglättet, aber in dieser ernsten Situation ist Härte gefragt, weil die Disziplin aufrecht erhalten werden muss – und ein körperlicher Angriff auf eine Ritterin ist unverzeihlich.

 

Im Morgengrauen bricht das Heer sein Lager ab und hält bergan auf Easthold zu. Offenbar legen die Amnier nicht viel Vertrauen in die vernachlässigte Festung, denn die Tore sind offensichtlich nicht instandgesetzt worden, und wie sich später herausstellen wird, hat Amn schon gestern Truppen von hier abgezogen und nur eine Notbesetzung zurückgelassen, weil es wohl selbst davon ausgeht, Easthold nicht halten zu können. Fleeces Banner bekommt gut zu tun, denn die Fernkämpfer versuchen, die Gegner auf den Zinnen in Deckung zu zwingen, damit der Rammbock das Tor bearbeiten kann. Es dauert nicht lange, das morsche Tor fällt, und die Tethyrianer dringen in die Festung ein. Nach kurzen Gefechten ergeben sich die Amnier.

 

Lady Stetgarth Stetgarth liegen widersprüchliche Berichte vor: Einigen zufolge ist sie bei der Einnahme Trailstones auf sich gestellt, anderen zufolge werden Truppen zu ihr stoßen. Natürlich ist ihr auch klar, dass Befehle abgefangen worden sein können, auch vor gefälschten Berichten ist man nicht gefeit, und von den strategischen Schachzügen in Form von Truppenbewegungen beider Seiten kann sie nichts wissen. Ihre ehrgeizigen Berater um Sir Garrol Carmarthen (auf die sie hört, obwohl diese bereits mit dem Vorpreschen der Kavallerie zu ihrer letzten Niederlage beigetragen haben) bedrängen sie, das Momentum zu nutzen und Trailstone einzunehmen: Je kleiner die Streitmacht, umso größer der Ruhm. Wie immer durchsetzungsschwach, zögerlich und leicht manipulierbar, gibt sie nach und ordnet an, dass bis auf vier Banner alles abrücken wird. Sir Garrol spricht sich dafür aus, Dame Jhessail das Kommando über Easthold zu übertragen, denn hier sollen der sehr geschwächte Graf Dugal sowie die Nichtkämpfer des Trosses geparkt werden, damit man sich voll und ganz auf den Angriff konzentrieren kann. Das tut er natürlich nicht, weil er sie schätzt, sondern weil er sie beim Angriff auf Trailstone aus dem Weg haben will, damit sie keinen Anteil am Ruhm hat und wieder echten Rittern die Show stiehlt, verkauft es aber so, dass es ein Signal wäre, Graf Dugal in der Verantwortung einer so gestandenen Heldin zu belassen. Dame Varna versteht, was Sir Garrol da tut, wird aber überstimmt, und Lady Stetgarth gibt dem Ersuchen statt.

 

Fleece hört schon die ersten Gerüchte, bevor sie der Befehl erreicht, und ebenso wie die meisten im Heer hält sie Lady Stetgarths Plan für völlig bescheuert. Sie dringt zu Dame Varna vor und beschwert sich sowohl über den Plan als auch darüber, dass ausgerechnet sie hier zurückgelassen wird, doch Dame Varna muss das Gesicht ihrer Kriegsherrin wahren. Fleece ist klar, dass sie über den Plan ebenso erbost ist, ihn aber nach außen verteidigen muss, denn Befehl ist Befehl – ihrem eigenen Banner gegenüber wird sich Fleece ebenso verhalten müssen. Auch Gilborn wird befohlen, hierzubleiben und sich um den Grafen zu kümmern, obwohl er bei einer Schlacht sinnvoller eingesetzt werden könnte – aber das Wohlergehen des Grafen ist nun mal wichtiger als das einfacher Kämpfer.

 

J'avo erspart Fleece eine Diskussion, doch selbst ihm ist klar, wie dumm Lady Stetgarths Idee ist. Fleece ist unverschuldet in die Situation geraten, einen wichtigen Landesvater und Mitglied des Kronrats unter ungünstigsten Bedingungen beschützen zu müssen, und  muss mit dem Schlimmsten rechnen. Das Tor ist hinüber und wird nicht annähernd so instandzusetzen sein, dass es auch nur einem leichten Angriff standhielte, und auch den Mauern traut sie nicht – zu lange war die Festung sich selbst überlassen worden. Ihr einziger Vorteil (den die Amnier bei der Verteidigung nicht genutzt und sich stattdessen auf die Mauern und das Tor verlassen hatten) ist der, dass das Gelände vor dem Tor beiderseits von dicht bewaldeten, stark ansteigenden Hügeln begrenzt wird. Sie fordert also alles an Werkzeug an, was das Heer beim Angriff auf Trailstone nicht brauchen wird, bevor es ausrückt: Schaufeln, Spitzhacken und Karren.

 

Sofort ordnet Fleece die Kriegsgefangenen ab, unter Bewachung neben allen aus dem Tross, die dafür herangezogen werden können, vor dem Tor Gräben auszuheben, breit genug, um nicht von amnischer Kavallerie übersprungen werden zu können, mit steilen Wänden, so dass stürzende Angreifer eine Weile vom Schlachtfeld genommen werden, und mit vielen kleinen Übergängen, die den Angreifer einladen sollen, aber Flaschenhälse bilden, die auch in Unterzahl verteidigt werden können. In der Mitte lässt sie den tiefsten und breitesten Graben anlegen und schützt den Bereich dahinter mit Mobiliar aus der Festung vor Fernkampfangriffen, um dort ihre Reserven zurückhalten zu können. Wichtig ist erst mal, die Gräben in voller Länge von durchgehend gleicher Tiefe fertigzustellen, danach geht es daran, sie so tief wie möglich auszuheben, je mehr Zeit sie haben, desto tiefer, und falls dann immer noch Zeit bleibt, kann man sie auch noch mit spitzen Pfählen ausstatten.

 

Fleece quartiert sich mit ihren Freunden und den wichtigsten Offizieren im Solar ein (Plague Tale: Innocence, Chapter 8 – Our Home), hält sich hier aber kaum auf, denn es wird Tag und Nacht gearbeitet, und Fleece etabliert die Befehlsketten und lässt immer wieder den geordneten Rückzug durch das Tor üben für den wahrscheinlichen Fall, dass die Reihen einem Angriff nicht standhalten können. Sie nimmt sich auch die Zeit, von Lager zu Lager zu gehen und mit jedem ein paar Worte zu wechseln und Zuversicht zu verbreiten. Ansonsten können alle nur beten, dass Stetgarths Angriff auf Trailstone gelingt, aber das traut ihr kaum jemand zu.

 

Zhai und Jaelan bewegen sich am frühen Abend durch ein offenbar schon vor vielen Jahren verlassenes Dorf (Plague Tale: Innocence, Chapter 4 – The Apprentice) zu einer alten Wassermühle. Am Fluss können sie trinken, doch haben sie schon seit Tagen nicht mehr gegessen, was Zhai sicher deutlich weniger ausmacht als einem Jungen im Wachstum. Erneut staunt sie, wie diszipliniert er ist: kein Jammern, keine Klagen, nur interessierte, dabei aber nicht zu aufdringliche Fragen nach ihrer Gemeinschaft.

 

Naravains Outriders, eine kleine, mobile Einheit leichter Kavallerie, haben von einem amntreuen Nachbarn der Wethras den Tipp bekommen, dass diese den Feind beherbergen, und statten dem Gut einen Besuch ab. Maldan will ihnen nicht gestatten, das Haus zu durchsuchen, aber er wird überwältigt, und die Soldaten dringen ein und zerren die arme Enaid heraus. Naravain zeigt sich grausam: Eine Milizionärin ohne Hoheitszeichen, hm? Nicht besser als ein Wilderer, und mit denen wird kurzer Prozess gemacht. Er lässt Enaid am Baum aufknüpfen. Valais will sie daran hindern, doch Maldan, dem klar ist, mit wem er es zu tun hat, fleht seine Familie an, nicht weiter zu provozieren. Naravain meint, es könne nicht schaden, wenn sich herumspricht, wie Amn mit Verrätern verfährt, und durchbohrt Maldans Herz, ohne auch nur vom Pferd abzusteigen. Die Outriders plündern das Anwesen, ziehen wieder ab und überlassen die weinende Familie sich selbst.

 

In der Mühle wollen Zhai und Jaelan die Nacht verbringen, und Zhai lässt den Jungen schlafen und hält Wache. Nach Einbruch der Dunkelheit hört sie eindeutige Geräusche: Soldaten. Verdammt, warum wimmelt es in diesem Landstrich nur so von ihnen? Sie weckt Jaelan und schleicht vor ihnen davon, da sie sie im Rücken haben und sich treiben lassen müssen, landet dabei aber in einem Wäldchen, in dem die Soldaten lagern, und die hinter ihnen versperren den Rückweg. Jetzt bleibt nur die Flucht nach vorn (Plague Tale: Innocence, Chapter 7 – The Path Before Us). Zhai sucht sich fachkundig immer den harmlosesten Weg und lässt Jaelan nachkommen, lässt ihn dann wieder warten, klärt auf, und von vorn. Bei einem Zelt erwischt sie einen amnischen Soldaten ganz allein mit dem Rücken zu ihr, und sie sieht den Dolch in seinem Gürtel. Sie könnte ihn umgehen, denn es wäre natürlich besser, wenn das Lager nicht wüsste, dass jemals ein Feind hier war, aber sie hasst ihre Wehrlosigkeit, kann der Verlockung nicht widerstehen und fährt volles Risiko. Die Checks sind wegen der Überraschung nicht schwierig, hätten aber bei einem Fehlschlag üble Konsequenzen, doch die Würfel sind ihr hold: Sie zieht den Dolch des Soldaten, treibt ihn durch seinen Hals und lässt ihn relativ lautlos zu Boden sinken. Sie signalisiert Jaelan herbei, denn sie ist nicht stark, und nur gemeinsam können die beiden die Leiche ins Zelt ziehen.

 

Als sie eine Turmruine sehen, weiß Jaelan wieder, wo sie sind: Jenseits davon schließt sich sehr schwieriges Gelände an, die Turmruine führt zur Brücke, die man überqueren muss. Sie schaffen es also zum alten Turm, und tatsächlich wird die Brücke von zwei Soldaten bewacht – aber am anderen Ende und mit dem Rücken zu ihnen, weil sie ja ihr Lager bewachen. Jetzt zahlt sich aus, dass sich Zhai bewaffnet hat, denn anders kommt man nicht an ihnen vorbei. Sie tötet also den einen aus dem Hinterhalt, muss daraufhin aber frontal mit dem anderen kämpfen, und da hat sie als Rogue nicht die besten Karten, da sie ihrer stärksten Waffe, der sneak attack, beraubt ist. Sie ist zwar deutlich erfahrener und flinker als er, aber mit dem Dolch ist es schwierig, und sie zieht sich mehrere Verletzungen zu, bis sie endlich seine Kehle erwischt. Dennoch bleibt sie konzentriert und schneidet, obwohl er geschrien hat und sie nicht weiß, ob er gehört wurde, Streifen aus seinem Wams, bevor sie mit Jaelan losrennt.

 

Im dahinter liegenden Wald nimmt sie sich die Zeit, sich selbst zu verbinden (schlechter Heal-Check), da Jaelan in der Dunkelheit nicht viel sehen kann. Dieser hat aber gute Neuigkeiten für sie: Nicht weit von hier ist eine Zollstation, die wegen des schwierigen Geländes nur über die Straße durch den Wald zu erreichen ist. Es gibt in der Nähe aber einen Eingang zu einer weitläufigen Höhle mit einem unterirdischen See, der zum Schmuggeln benutzt wurde, um diese Zollstation zu umgehen. Jaelan war zuletzt vor einem Jahr dort, denn auch sein Meister war auf erschwingliche Rohstoffe angewiesen, derer einige mit hohen Zöllen belegt und einige gar verboten sind. Hoffentlich wissen die Amnier noch nicht von diesem Schleichweg.

 

Trotz der Dunkelheit gelingt es ihm im einsetzenden Regen, den Weg durch den unwegsamen Wald zu finden, und hinter sich hören sie tatsächlich bald Rufe und sehen Laternenschein.

 

Jaelan legt den getarnten Eingang frei (vernagelte, mit Efeu bewachsene Bretter) und führt Zhai durch einen grob behauenen Gang in eine faszinierende Höhle, in der Jaelan dank biolumineszenter Organismen im Wasser sogar schwach sehen kann. Während er das Boot heranzieht, richtet Zhai ihre Verbände, merkt aber, dass sie schon ziemlich viel Blut verloren hat. Auch im Boot sitzt sie nur noch geschwächt da und muss es Jaelan überlassen, sie an der Führleine übers Wasser zu ziehen. Am anderen Ende fordert sie Jaelan auf, sich allein weiter durchzuschlagen, doch er ist nicht bereit, Zhai zurückzulassen. Während er ihre Verbände deutlich besser als sie zuvor neu anlegt, redet er ermunternd auf sie ein, und schließlich rafft sie sich wieder auf.

 

Am nächsten Tag liegt eine gedrückte Stimmung über Easthold, denn alles wartet auf Botenberichte. Am frühen Nachmittag kehren die Späher zurück: Stetgarths Armee ist vernichtend geschlagen und weitgehend aufgerieben worden, die Überlebenden sind auf dem Weg nach Easthold.

 

Währenddessen betritt Jaelan allein das Dorf Farmeet in der Nähe von Trailstone (Plague Tale: Innocence, Chapter 2 – The Strangers), Gilborns Heimatdorf. Die Bewohner reagieren latent ablehnend, weil der abgerissen wirkende Junge vermutlich betteln will und sie selber nicht genug haben. Er erfährt, dass sich die Tethyrianer an Trailstone die Zähne ausgebissen haben, während sich die Reste auf Easthold verschanzen und vermutlich den morgigen Abend nicht mehr erleben werden. Jaelan sucht nach Essen, das ihm niemand geben will, weil die Amnier in Erwartung einer Belagerung von Trailstone alles konfisziert haben, oder Mitfahrgelegenheiten, denn Zhai geht es mittlerweile sehr schlecht – zu dem Blutverlust kommt nun Wundfieber. Er bekommt Wind von einer leerstehenden Scheune, und er gewinnt nicht den Eindruck, als könnte er mit Hilfe rechnen, wenn er hier irgendjemandem verriete, dass eine Dunkelelfe im Wald am Dorfrand sitzt – vielmehr damit, dass irgendein verzweifelter Bewohner von Farmeet die Amnier informiert.

 

Nach und nach treffen die Überlebenden (mit der Nachricht, dass Lady Stetgarth Stetgarth, Dame Varna Myrdain und viele andere gefallen sind) auf Easthold ein, etwa 200 einsatzfähige Kämpfer und noch einmal so viele Verwundete. Unter Ersteren ist neben Obristin Irda und einigen ihrer Söldner leider auch Sir Garrol Carmarthen, der Fleece knapp dafür dankt, die Stellung gehalten zu haben, sie ihrer Verantwortung enthebt und sofort anordnet, die Toröffnung provisorisch zu verbarrikadieren. (Hier gibt es, was die Zuständigkeit betrifft, kein Richtig und kein Falsch – als belehnter Ritter steht er über Fleece, andererseits hat sie ihren Auftrag von ihrer Kriegsherrin erhalten.) Entgeistert fragt Fleece ihn, ob er wahnsinnig ist, und er poltert wütend zurück, dass dieses alberne Spielchen mit ein paar Gräben doch wohl nicht ihr Ernst sei – diese Mauern dienen dazu, Angreifer draußen zu halten, und das Tor werde man schon als Engpass zu verteidigen wissen.

 

Fleece steht kurz davor, auszurasten und ihm an den Kopf zu werfen, dass er Tethyr schon einen Sieg gekostet hat, vielleicht sogar zwei – wenn Easthold fällt, wird er die Verantwortung vermutlich wieder auf Fleece abwälzen, die sie ja ursprünglich übertragen bekommen hatte. Sie ist nicht scharf auf diese riesige Bürde, traut Sir Garrol aber nicht zu, die Festung verteidigen zu können, zumal sie sicher ist, dass die Amnier bei einer erfolgreichen Verbarrikadierung (die sie sich angesichts des verfügbaren Materials gar nicht erst vorstellen kann) mit Kriegsmaschinerie ankommen, der die Mauern nicht standhalten werden. Also greift sie zu einem Mittel, das sie den Kopf kosten könnte: Sie spielt demütige Gesprächsbereitschaft vor, nimmt ihn beiseite und charmt ihn. Jetzt bringt sie ihre Argumente vor und bittet ihn, sich unterzuordnen, und zum Erstaunen aller, erst recht seiner Getreuen, gibt er das Kommando zurück und ordnet an, Dame Jhessails Befehle zu befolgen.

 

Es gibt hier immer noch genug Ritter, die Fleece das Kommando streitig machen könnten, aber da der Ranghöchste unter ihnen es ausdrücklich ihr überlässt, steht das niemandem zu – nur deshalb kann sie es behalten.

 

Fleece kann es sich nicht leisten, darüber nachzudenken, dass sie gerade ein schweres Verbrechen begangen hat, auf das der Tod steht, sondern konzentriert sich auf den Schlachtplan, denn Amn wird angreifen. Erneut etabliert sie die Befehlsketten und stellt sicher, dass jeder weiß, was er zu tun hat, und vor allem, warum Fleece anordnet, was sie anordnet, so dass jeder ihre Strategie erkennt. Entlang beider Flanken postiert sie ihre ausgeruhtesten Krieger mit den besten Schilden in vorderster Reihe, im Zentrum Armbrust- und Bogenschützen (die zwar nicht nach vorn schießen können, aber auch zur gegnerischen Frontlinie hin geschützt sind) und dahinter Unterstützungstruppen für den Nahkampf unter Irdas Kommando. (Sie braucht jeden erfahrenen Offizier auf dem Schlachtfeld und kann sie nicht wegen persönlicher Feindschaft außen vor lassen.) Auf beiden Flanken lautet der Befehl, sich beim Angriff zurückdrängen zu lassen, um die Gegner dem Beschuss sowohl von den Festungszinnen als auch vom inneren Reservebereich auszusetzen und sich beim letztlichen Rückzug der Angreifer bloß nicht aus seiner Position locken zu lassen. Alles, was ihr dank Sir Garrol Carmarthen an schwerer Reiterei zur Verfügung steht, verbirgt sie (von der Taktik des Gegners bei der ersten Schlacht inspiriert) in den Hügeln auf ihrer linken Flanke. Damit geht sie ein großes Risiko ein, hofft aber, dass sich Sir Garrol diesmal gedulden kann, auf ihren Befehl zu warten und nicht vorschnell loszuschlagen. Dank ihres Charms zeigt er sich aber sehr kooperativ und verspricht, auf das Signal zu warten.

 

Die meisten lagern vor der Mauer, dennoch ist die Festung wegen der vielen Verwundeten zum Bersten gefüllt. Gilborn arbeitet im Akkord, und auch im Fackelschein gehen die Arbeiten weiter, um die Gräben so tief wie möglich auszuheben. Für die Pfähle bleibt aber nicht mehr genug Zeit, da man dafür die Hügel abholzen müsste, wofür die Mannstärke fehlt – lieber nimmt Fleece die, die sie hat, um sie hinter dem Graben nach vorn ausgerichtet das Zentrum absichern zu lassen.

 

Jaelan bringt Zhai im Schutz der Dunkelheit zu der leerstehenden Scheune in Farmeet, und die beiden haben Glück, niemandem aufzufallen. Allein geht er los, um Wasser aus dem Brunnen zu holen, aber das geht nicht geräuschlos ab – er wird bemerkt, kann aber mit dem erbeuteten Wasser weglaufen und zu Zhai zurückkehren.

 

Abermals hält Fleece überall die Moral aufrecht, womit sie sich die zweite Nacht in Folge um den Schlaf bringt und mehrmals aufgefordert wird, sich doch endlich auch mal hinzulegen. Als sie mitbekommt, dass Sir Dariune Barthol versucht, seinen alten Kumpel Sir Garrol gegen Fleece aufzuwiegeln, charmt sie kurzerhand auch ihn – mehr als einmal kann man ihr nicht den Kopf abschlagen. Sie möchte es aber auch nicht übertreiben, indem sie auch Irda charmt, denn die ist nie allein, und es liegt auch in Irdas Interesse, dass ihre paar verbliebenen Söldner ihre Haut so teuer wie möglich verkaufen.

 

Lord Dugals Leibdiener holt Fleece: Der Graf hat sie zu sich bestellt. Gilborn hat sie wiederholt gewarnt, dass sein Herz jederzeit erneut aussetzen könnte und er keinerlei Aufregung ausgesetzt werden darf, also schauspielert sie die Unbesorgte und Zuversichtliche. Der Greis ist zwar körperlich geschwächt, doch geistig hellwach, und er durchschaut ihr Spiel, weiß aber auch, warum sie es spielt. Sie weicht einigen seiner Fragen aus, so gut sie kann, aber auch das ist teilweise schon Antwort genug. Sie muss ihm ihre Strategie beschreiben, und er zeigt sich zufrieden. Dugal bedauert, dass diese Bürde auf in Kriegsdingen so unerfahrenen Schultern lastet, ob denn wirklich niemand da sei, der sie ihr abnehmen könne? Fleece zögert mit ihrer Antwort, sagt dann aber ehrlich: "Keiner, der sie besser tragen könnte." Dugal sucht in ihrer Miene nach Anzeichen von Hochmut, lehnt sich dann aber offenbar beruhigt zurück – auch wenn Hochmut tatsächlich zu Fleeces Schwächen zählt, ist sie eine hervorragende Schauspielerin und kann ihre Demut ehrlich wirken lassen.

 

Im Morgengrauen wird sie geweckt: Die Späher melden das Nahen einer Streitmacht. Schnell überzeugt sie sich selbst und muss erkennen, dass der Gegner den Tethyrianern um deutlich mehr als 2:1 überlegen ist, vielleicht geht das Verhältnis sogar Richtung 3:1. Der Anteil an Kavallerie ist hoch, aber zumindest wird die den Amniern hier nicht zugute kommen.

 

Sie lässt alle einsatzbereiten Kämpfer draußen antreten, organisiert die Aufstellung und lässt das Tor verbarrikadieren, denn die Verteidiger haben keinen Weg gefunden, eine Barrikade zu errichten, die sich schnell öffnen und schließen lässt. Im Ernstfall wird also niemand in die Festung fliehen können, und sollten sie verlieren, macht vielleicht die Zeit, in der der Angreifer das Gerümpel im Torrahmen bestürmt und dem Beschuss von den Zinnen schutzlos ausgeliefert ist, den Unterschied aus. Für die Moral der Verteidiger hier draußen ist die Situation sowohl gut als auch schlecht: gut, weil jeder bis zum Letzten kämpfen wird, da er nicht fliehen kann, und schlecht, weil gerade diese Ausweglosigkeit für weiche Knie sorgt.

 

Fleece hält eine flammende Rede (Inspire Courage, Oratory). Sie kennt unzählige Versatzstücke und Methoden und entscheidet sich für eine dem gemeinen Mann sehr nahe.

 

Fleece: It has fallen to us to defend Easthold, and we have made our preparations as well as they can be made. Look, I can give you all a load of fiddlesticks about how you're better than the Amnians, but that's exactly what it would be. I make no bones about it, they outnumber us almost three to one. I know it. You know it.

     So why am I out here with you, why am I not on the battlements where it's safe? I'm just as little eager to die as you. But I believe there's a way to do our duty and get out of this alive. We don't just dig in and trust in old, dilapidated walls just waiting to crumble and piles of stacked up furniture where a gate should be – we actively defend our position, out here where we can make our numbers, meager as they may be, matter as much as possible. We take their game and shove it right back in their face. The Amnians won't change their approach. We will make them. We're outnumbered, so they expect us to be afraid of them. Lads and lasses, we won't be. Let them think we're easy prey. They'll find out soon enough that with our backs against the wall, we'll fight like cornered dogs, fierce and ferocious. They may think being stationed in Trailstone is rest and recuperation, they may think that taking Easthold is just the dessert after having repelled our main host, but we'll make them rue the day they got deployed here.

     I know you're afraid. So am I. Fear is a reaction. Courage is a decision. I ask you to be courageous with me, for Tempus favors the brave. Let us pray.

 

Die Checks sitzen, die Kämpfer johlen. Fleece spricht noch ein Gebet an Tempus, und damit ist alles gesagt.

 

Die Amnier setzen ihre rechte Flanke gegen Eastholds linke Flanke in Bewegung, um mit einem ersten Angriff das Wasser zu testen. Wie geplant halten die Verteidiger zuerst glaubhaft stand, lassen sich dann langsam zurückdrängen, setzen die Angreifer Beschuss von zwei Seiten aus, während sie einen Gegenangriff starten, und verleiten sie zur Flucht, ohne ihnen nachzusetzen. Bravo, der Drill zahlt sich aus, die Befehlsketten funktionieren, die Offiziere halten die Linie, niemand lässt sich aus seiner Stellung locken.

 

Die Amnier nehmen anerkennend zur Kenntnis, dass sich die Tethyrianer gut eingegraben haben und nicht niedergeritten werden können, sondern kräftezehrend zurückgedrängt werden müssen. Nun gehen sie davon aus, dass die Tethyrianer nach dem ersten Angriff ihre linke Flanke verstärken, also setzen sie ihre stärksten Kräfte nun auf der rechten Flanke der Verteidiger ein in der Annahme, dass diese geschwächt wurde (analog zur Schlacht von Dara 530). Auf beiden Flanken rückt die Infanterie vor, während ihre Armbrustschützen die Reihen der Verteidiger bestreichen. Durch die schmalen Übergänge fällt es schwer, massiert zu attackieren, und immer wieder stürzen Angreifer in die Gräben, doch sobald die Amnier die Verteidiger auf beiden Seiten zurückdrängen, negiert sich dieser Vorteil zusehends.

 

Fleece muss nun den Haufen unter Irdas Kommando in Bewegung setzen, um ihre rechte Flanke aus dem Zentrum heraus zu entlasten, denn diese droht zusammenzubrechen. Gleichzeitig signalisiert sie ihrer linken Flanke, sich noch etwas mehr zurückfallen zu lassen, und gibt das Signal für Sir Garrol Carmarthen, der mit seiner schweren Kavallerie aus dem Unterholz bricht und dem Gegner in die Seite fällt. Fleece nutzt nun ihre zurückgehaltenen Reserven inklusive J'avo, Skaar und sich selbst, um ihre rechte Flanke zu unterstützen, drängt sich selbst bis in die zweite Reihe vor und haut alle Zauber raus, die sie für heute vorbereitet hat.

 

Damit hat der amnische Angriff sein ganzes Momentum verloren. Die amnische rechte Flanke ist fast völlig umzingelt, wodurch ihre Befehlskette zusammengebrochen ist. Da die amnischen Offiziere ihre Befehle nicht mehr durchkriegen, setzt bei den Umzingelten Panik ein, und sie fliehen ungeordnet. Befehlsgemäß nehmen die Verteidiger wieder ihre Posten an den Gräben ein (anderenfalls würden sie die Amnier zur Umkehr und zum erneuten Angriff einladen), und Sir Garrols Kavallerie reitet durchs Zentrum und setzt der amnischen linken Flanke zu, die noch kurz zuvor die Reihen der Verteidiger fast durchbrochen hätte. Nun zieht sie sich langsam zurück, behindert durch die Engpässe über die Gräben, und zieht sich schwere Verluste zu. Fleece kontrolliert Sir Garrol, der nachsetzen will – der Gegner ist ihnen noch immer haushoch überlegen, in einer offenen Feldschlacht würden die Amnier sie zum Frühstück verspeisen. Glücklicherweise bringt sich Sir Garrol wieder unter Kontrolle, weil er Fleece gefallen will.

 

Beide Schlachtfelder und die Gräben sind voller Leichen, doch die wenigsten davon gehören zu Tethyr – die Verteidiger haben dem Angreifer mehr Verluste beschert, als die Verteidiger selber insgesamt Köpfe zählen. Als einfache Dienstritterin ohne Befugnis, auch nur ein Banner zu führen, hatte Fleece letztlich den Oberbefehl über neun Banner und die Söldner – und den Sieg davongetragen. Tethyr hat unter Dame Jhessails Kommando den Brückenkopf für einen weiteren Angriff auf Trailstone verteidigt und die Sicherheit von Graf Dugal gewährleistet, der eine unschätzbar wertvolle Geisel für die Amnier abgegeben hätte.

 

Dieser lächelt erleichtert, als er das Jubelgeschrei hört, das sich durch die ganze Festung ausbreitet. Fleece stellt die Ordnung wieder her, denn noch immer muss sie einen weiteren Angriff befürchten, aber nach einer Stunde ziehen die Amnier tatsächlich wieder ab. Sie kann nur mutmaßen, dass sie bei der Verteidigung von Trailstone ebenfalls schmerzliche Verluste verzeichnet haben und nun feststellen, dass Easthold es einfach nicht wert ist, sich noch weiter selbst zu schwächen.

 

Sie lässt also die Barrikaden abbauen, damit sie die Verletzten in die Festung bringen lassen kann, und wird im berstenden Burghof selbst verarztet, hält aber nicht still, sondern ist immer noch voll im Kommandomodus. ("Somebody help that man! Don't let that man crawl!")

 

Fleece wird als Verteidigerin von Easthold gefeiert, und ihr eigenes Banner, das Letzte Banner, platzt förmlich vor Stolz. Dennoch gilt es, viel zu organisieren, denn die Leichen müssen bestattet und die Vorräte organisiert werden. Fleece kommandiert Sir Dariune Barthol nach Farmeet ab, um zu schauen, ob das Dorf noch Nahrungsmittel erübrigen kann, aber mit der klaren Ansage, keine Gewalt anzuwenden.

 

Nachdem Gilborn den Rest des Tages wieder im Akkord gearbeitet hat, sucht Fleece ihn in einer Pause außerhalb seines Lazaretts auf, um sich für seine Aufopferung zu bedanken. Sie sprechen über die Frage, die Fleece umtreibt, wie es dazu kommen konnte, dass ausgerechnet sie hier zurückgelassen wurde, um vier Banner zu befehligen (aus denen letztlich neun wurden). Gilborn meint, vermutlich kamen da verschiedene Gründe zusammen. Sir Garrol hatte ja keine hohe Meinung von den Abenteurern und wollte vielleicht, dass sie, die ständig Ruhm ernten, keinen Anteil an dem Ruhm der Rückeroberung Trailstones haben. Hinzu kommt vermutlich, dass man Fleece keine wirklich verantwortungsvolle Aufgabe zutraute, schon gar keine Truppenführung, und ihr die drei zusätzlichen Banner nur überließ, weil weniger schließlich eine Beleidigung des Grafen gewesen wäre. Möglicherweise waren Lady Stetgarth, Sir Garrol und die anderen so sehr von ihrem Sieg überzeugt, dass sie ehrlich annahmen, es reicht, auf Easthold das zu tun, von dem sie denken, dass Fleece es am besten kann: repräsentieren.

 

Als Sir Dariunes Männer Farmeet erreichen, sieht Jaelan, der treu an Zhais Seite geblieben ist, seine Chance gekommen, und mit Zhais Namen wird er zu Sir Dariune durchgelassen. Jetzt erweist es sich als Glücksfall, dass Fleece auch ihn gecharmt hat, denn er verabscheut die Drow, möchte es aber Fleece nicht antun, dass sie ihre Freundin verliert, also sorgt er für Zhais Transport nach Easthold.

 

Fleece weiß, wie überarbeitet Gilborn ist, aber nach zwei arbeitsamen Tagen und Nächten mit sehr wenig Schlaf ist sie das auch, und sie muss einfach loswerden, wie fassungslos sie darüber ist, dass Tempus so gnädig mit ihr war: Sie hat keinen Schimmer von der Kriegskunst, doch Tempus gefiel es, das Schlachtfeld so zu wählen, dass nur eine unorthodoxe und originelle Taktik den Sieg bringen konnte – sowie ihr die zündende Idee einzuflüstern.

 

Zhai wird ins Lazarett gebracht, sie ist schon sehr schwach und würde eine weitere Nacht wohl nicht überstehen. Fleece ist außer sich vor Erleichterung und bittet Gilborn, ihr sofort zu helfen. Sie erkennt, wie schwer er sich damit tut, der Halbdrow Chaunteas Segen zu schenken, doch Gilborn weiß auch, dass sie schon viel Gutes getan hat. Mit Krankheitsbann und Wundsegen stellt er sie komplett wieder her, als wäre nichts gewesen, und die Freundinnen können einander endlich wieder in die Arme schließen. Zhai stellt Fleece Jaelan vor, ohne den sie jetzt in mehrfacher Hinsicht nicht hier wäre.

 

Am nächsten Tag überlegt Fleece gerade, was wohl passieren wird, wenn ihr Charm entweder entdeckt wird oder fast gleichzeitig von Sir Garrol und Sir Dariune abfällt, als ihr ein Soldat mitteilt, ein Bänkelsänger wolle sie sehen, und ihr dabei eine Harfnernadel als Botschaft überreicht. Fleece ist klar, dass es schwer sein muss, an sie heranzukommen, und dass sich Veelix wohl nur mit der Anstecknadel Gehör verschaffen konnte. Sie trifft ihn im Burghof und geht mit ihm vors Tor, wo immer noch die Gräben vorsichtshalber weiter ausgebaut werden, nachdem man ein Massengrab und ein paar Einzelgräber weiter unten ausgehoben und die Toten bestattet hat.

 

Veelix erklärt ihr, er habe die letzten Tendays in Trailstone verbracht und gehört, dass die Tethyrianer entgegen aller Wahrscheinlichkeit Easthold eingenommen und verteidigt haben. Er weiß ebenso wenig wie Fleece, ob und wann Verstärkung kommt (wenngleich ihr Sir Garrol anvertraut hat, dass es diesbezügliche unbestätigte Berichte gab, was er ihr ohne Charm garantiert nicht auf die Nase gebunden hätte), aber falls das der Fall sein sollte, wüsste er einen Weg, die Stadt einzunehmen.

 

Fleece erinnert sich an Graywinters Warnung: Sie weiß tatsächlich nicht, ob sie Tamlorn Ilthmar vertrauen kann und ob er wirklich ein Harfner ist. Unschuldig fragt sie ihn, warum die Harfner Partei für Tethyr ergreifen sollten, sind sie doch vielmehr daran interessiert, unzweifelhaft böse Mächte wie die Sharraner, die Zhentarim und so weiter zu bekämpfen. Tam fragt zurück, ob sie sich die Harfner als allmächtige, kontinentweit bestens vernetzte und abgestimmte Spione und Manipulatoren vorstellt. Harfner seien ganz normale Leute, die neben dem, was sie sowieso tun, noch zusätzliche Interessen wahrnehmen. Wie irgendein Harfner über den amnisch-tethyrianischen Krieg denkt – woher soll er das wissen? Er stehe hier nicht vor ihr als Harfner, sondern als Tethyrianer. In Trailstone sei er seiner normalen Tätigkeit nachgegangen, habe wichtige Leute unter den Besatzern und Soldaten kennen gelernt und dabei eine Möglichkeit gefunden, in die Stadt einzudringen, und außer Fleece kenne er niemanden, der etwas aus dieser Information machen kann.

 

Während sie mit Tam spricht, kommt ständig irgendjemand und verlangt eine Entscheidung von ihr, aber nun hält sie selbst inne, als sie von ferne langsame Reiter und Fußvolk erkennt. Späher berichten von Tethyrianern. Als die ungefähr drei Dutzend Köpfe ankommen, erkennt Fleece, dass sie teilweise schwer verwundet sind, und die Ranghöchste unter ihnen, Dame Ethna Markhams Knappin Fiana Taussyl, erstattet Bericht: Unter der Führung von Sir Darlon Tharba haben sie die "Grenze" nach Amn gesichert, bis sie in die Flucht geschlagen wurden und ihre Position nicht halten konnten. Also haben ihre sechs Schwadronen daraufhin Trailstone von Nordwesten umrundet, zuerst, um zur Armee zu stoßen, die Trailstone angreifen würde, doch dafür waren sie zu spät dran, also wollten sie Easthold verstärken. Im Wald südwestlich von Trailstone stießen sie auf ein amnisches Heer, dem wohl ihre Bewegung gemeldet wurde und das sie abfangen sollte. Die großteils berittenen Amnier saßen ab, um zu demonstrieren, dass sie trotz Unterzahl nicht weichen würden, sondern kämpfen wollten, und Sir Darlon befahl den Sturmangriff. Dabei wurden sie aber von Westen aus dem Unterholz schwerem Beschuss ausgesetzt, weil die Amnier dort (wieder mal) ihre Fernkämpfer verborgen und den Gegner in eine Falle gelockt hatten. Bereits dezimiert und verwundet gerieten Sir Darlons Schwadronen in Schussreichweite der gegnerischen Armee, wurden so von vorn und hinten beschossen, und als sie den Feind erreichten, hatten sie weder die Kopfstärke noch das Momentum, den Amniern Schaden zuzufügen – was als vernichtender Sturmangriff gedacht war, geriet für ein Drittel der verbliebenen Angreifer zum unkoordinierten Rückzug, während die anderen beiden Drittel sich nicht aus dem Nahkampf lösen konnten. Dame Ethna befahl Fiana im Schlachtgetümmel, den Rückzug zu decken, doch die Amnier schickten den Flüchtenden noch eine Schwadron zurückgehaltener Kavallerie hinterher (analog zur Schlacht von Bourgtheroulde 1124, wobei hier Waleran für die Tethyrianer stünde). Fiana würde sich wundern, wenn auch nur ein Amnier getötet worden wäre. Die eigenen Verluste hingegen waren massiv, und wer nicht getötet wurde, wurde sicher gefangen genommen.

 

Da sie nur eine Knappin ist, weiß Fiana nicht, welchen Kenntnisstand von anderen Truppenbewegungen Sir Darlon und die anderen Ritter hatten. Jetzt muss Fleece also auch noch diese Leute beherbergen, obwohl es um die Vorräte nicht zum Besten steht und auch Farmeet, nach Trailstone der größte Ort weit und breit, nichts mehr erübrigen kann – und das, ohne Kenntnis von der militärischen Lage oder irgendwelche Befehle zu haben, und der Flüsterstein ist mit Lady Stetgarths Niederlage ja auch verloren gegangen.

 

Ein Weg, das befestigte Trailstone zu knacken, besitzt jetzt also niedrigste Priorität, aber Fleece nimmt sich dennoch die Zeit, sich Tams Informationen anzuhören, und bittet ihn, nach Trailstone zurückzukehren. Sollte sie auf seinen Plan zurückkommen wollen, würde sie ihn in der Taverne Zum Seidenfalter antreffen wollen – dafür, dass er zu jedem Sonnenuntergang dort einmal vorbeischaut, gibt sie ihm etwas Silber, warnt aber, dass es Tage oder gar einen Tenday dauern kann, bis er etwas von ihr hört. Er verspricht, sich an die Abmachung zu halten, und Fleece organisiert jetzt rasch die Unterbringung der Neuankömmlinge und stellt dann Truppen zusammen. Sie will nicht tatenlos hier herumsitzen und darauf warten, ob etwas passiert, sie braucht Informationen und Nahrung. Über die umliegenden Dörfer herzufallen, an denen sich die amnischen Besatzer schon gütlich getan haben, kommt nicht infrage, also will sie sie den Amniern stehlen.

 

Mithilfe ortskundiger Einheimischer lässt Fleece einfache Karten anfertigen und vervielfältigen, und mit den ausgewählten Truppenführern bespricht sie im Palas ihre Strategie, zumal sie weiß, wie wichtig es ist, Entschlossenheit zu zeigen und den Eindruck zu vermitteln, dass sie ganz genau weiß, was jetzt zu unternehmen ist. Sie will tun, was sie schon vor Tendays erfolgreich getan hatte: Nadelstiche setzen, sabotieren, stehlen und Informationen abfangen. Einem Strategiespiel nicht unähnlich teilt sie die Truppen auf der Karte gemäß ihrer Aufgabe ein: die schlagkräftigen, um Versorgungszüge zu überfallen, die schnellen und heimlichen, um zu sabotieren und zu spionieren. Sie ist froh, die Charms nicht dispelt zu haben, denn so können sich die Ritter für ihre Ideen begeistern, da die hochrangigsten unter ihnen, Sir Garrol und Sir Dariune, sie ja offenbar gut finden.

 

Einigen ist die freiwillige Unterordnung zumindest von Sir Garrol jedoch sehr suspekt, und nun, da keine unmittelbare Bedrohung mehr herrscht, machen Gerüchte die Runde, die natürlich das Naheliegende besagen: Die Bardin hat die beiden Ritter verzaubert. Das ist den beiden übrigens selbst klar: Sie wissen ja, wie sie zuvor zu Fleece standen, und unterhalten sich auch über sie, aber wie können sie es ihr verübeln, das in ihren Augen Notwendige getan zu haben? Sie wissen, dass das ein schweres Verbrechen darstellt, und brächten es nicht übers Herz, Fleece der Bestrafung dafür auszusetzen, also widersprechen sie diesen Gerüchten natürlich bestimmt, wann immer sie damit konfrontiert werden. Obristin Irda jedoch macht sich darüber ihre eigenen Gedanken...

 

Raif, Graywinter und Peony kehren nach Knighton Hall zurück und müssen erfahren, was sich zugetragen hat: Enaid und Maldan wurden ermordet, und Naravains Outriders haben alles von Wert, was sie transportieren konnten, als "Strafzahlung" für die Kollaboration mit dem Feind mitgenommen. Valais zeigt Größe: Sie ist nicht wütend auf Raif, denn der hat dieses Verbrechen nicht zu verantworten. Raif aber sinnt auf Rache.

 

Generalin Vassarde lässt Admon Naravain antreten und fordert eine Erklärung für das, was ihr zu Ohren gekommen ist. Sie macht klar, dass dieser Krieg dazu dient, die abtrünnige Provinz zurückzuerobern. Danach wird sie wieder zu Amn gehören, und Ehrlosigkeiten wie diese dürfen die spätere Zusammenarbeit nicht beeinträchtigen, Naravain habe also gefälligst davon abzusehen, Zivilisten und wehrlose gegnerische Kämpfer einfach zu ermorden. Der sadistische Naravain ist enttäuscht, muss sich aber fügen.

 

Raif hat um ein persönliches Treffen gebeten und begibt sich mit den anderen beiden nach Timbervale. Dort erklärt er Durbara, was vorgefallen ist (was sie natürlich schon weiß), und bittet um Erlaubnis, Naravains Outriders aufspüren zu dürfen. Die Magierin lehnt deutlich ab: Er hat seine Pflichten zu erfüllen. Spöttisch erinnert sie ihn daran, dass dies doch die Aufgabe sei, die er unbedingt wahrnehmen wollte (womit sie ihm demonstriert, dass sie auch über seinen Stunt mit Melvet und Suriel im Bilde ist). Sie habe ihn aus Achtung vor seinen Leistungen und dem Coramsorden empfangen, anderenfalls hätte sie nicht mal das getan. Wenn er sich einbilde, tun und lassen zu können, wonach ihm gerade beliebt, stehe ihm ein böses Erwachen bevor. Ob er nun vorhat, seine Befehle zu befolgen, fragt sie. Raif zügelt seine Wut und demonstriert, wie ernst es ihm ist, indem er nachsetzt: Er werde seine Befehle sehr gern befolgen und hoffe, dass sie ihn in die Lage versetzen, das Unrecht, das auf Knighton Hall begangen wurde, zu sühnen. Durbara starrt ihn ein paar Sekunden lang nieder und weist ihn dann an, sich bereit zu halten, sie werde morgen gen Westen aufbrechen, und er werde sie begleiten. Von der Halblingfrau verabschiede er sich besser. Das wäre dann alles.

 

Raif weiß nicht, was sie vorhat, aber sie demonstriert ihm ja gerade, dass ihn das auch nichts angeht. Also informiert er draußen Graywinter und erklärt Peony traurig, dass er nicht die gewünschte Erlaubnis, aber dafür neue Befehle bekommen hat. Enaids und Maldans Tod sind für ihn jedoch nicht vergessen, und er betet, dass sich ihm eine Gelegenheit bietet, sie zu rächen.

 

Mit einer Kompanie von Elite-Rangern sowie Raif und Graywinter bricht Durbara im Morgengrauen auf, und nach ein paar Tagen erreichen sie Easthold. Durbara ist offenbar ebenso erstaunt wie Raif, als sie hört, dass hier Dame Jhessail das Kommando innehat, und die Magierin wird auch gleich von Obristin Irda abgepasst, die Fleece anklagt, Sir Garrol Carmarthen und Sir Dariune Barthol verzaubert und unter ihre Kontrolle gebracht zu haben. Durbara lässt sie stehen – die Obristin einer inzwischen sehr geschrumpften Hundemeute sollte sich nicht einbilden, ohne Ankündigung mit ihr reden zu dürfen –, lässt aber sofort nach Sir Garrol schicken. Raif, Graywinter und die meisten Ranger müssen im Hof warten.

 

Natürlich identifiziert sie den Charm sofort, lässt sich aber erst mal alles berichten. Da Sir Garrol noch immer gecharmt ist, schildert er alles so, wie es sich zugetragen hat, und lobt Fleece. Durbara dispelt ohne Worte und Gesten (und damit unauffällig) den Charm und hakt noch einmal nach. Der Ritter zögert, als er spürt, wie jegliche Zuneigung für Fleece von ihm abfällt, fängt sich, rastet aus und fordert ihren Tod.

 

Durbara kommentiert das nicht weiter, sucht Fleece im Palas auf, weist befehlsgewohnt alle an, den Raum zu verlassen, und fragt Fleece eisig-bedrohlich, was sie sich dabei gedacht hat. Dieser ist klar, dass Durbara Bescheid weiß – die Charms haben nur so lange unbemerkt vorgehalten, weil es hier keinen Magier gab, der sie mit links entdeckt und gelöst hätte. Die Erzmagierin staucht Fleece zusammen, und diese schafft es, sich zu beherrschen, ihr nicht ins Wort zu fallen und demütig darauf zu warten, bis sie aufgefordert wird, etwas zu ihrer Verteidigung zu sagen.

 

Durbara lässt sie zappeln, indem sie genau das lange nicht tut, und stellt damit Fleeces Demut auf eine schwere Probe. Schließlich aber gibt sie ihr die Gelegenheit. Fleece berichtet ruhig, doch offen und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen von Lady Stetgarths und Sir Garrols Versagen. Wollte Fleece verhindern, dass er seinen Plan für die Verteidigung Eastholds umsetzt, musste sie auf dem Kommando bestehen, das sie rechtmäßig inne hatte, doch Sir Garrol wollte es an sich reißen. Damit hätte er Easthold und Graf Dugal dem Untergang geweiht, also war Fleece gezwungen, das, worauf sie ein Recht hatte, mit unrechtmäßigen Mitteln zu verteidigen.

 

Sie kennt Durbara nicht und kann sie auch nicht einschätzen, doch fest steht, dass die Adelshierarchie den Grundstein jedes Königreiches bildet – wer sie bricht, maßt sich einen Platz außerhalb der göttlichen Ordnung an und ist des Todes. Dies ist keine Meritokratie, sondern eine Aristokratie, und diese darf nicht auf das Wohlwollen der Götter hoffen, wenn sie Usurpatoren duldet, egal, wie wohlmeinend sie auch sein und wie sehr sie im Einzelfall auch Recht haben mögen. Mehr noch, es darf nicht mal der Anschein entstehen, denn wenn jedem erlaubt würde, zu tun, was er glaubt, dass es das Richtige sei, solange er es nur gut meint, ist jede Ordnung dahin.

 

Fleece ist sich sicher, dass der Herzog sie, so geschickt er sie auch instrumentalisiert hat, wirklich mag und die Gemeinschaft der Ersten Sonne sehr wertschätzt. Als enger Vertrauter des Herzogs muss das auch Durbara klar sein, doch reicht das, Fleeces Kopf aus der Schlinge zu ziehen?

 

Durbara verkündet keine Entscheidung, enthebt Fleece ihres Kommandos über die Festung, bezieht das Solar selbst und lässt nach Sir Dariune schicken. Auf der engen Treppe begegnen er und Fleece sich auf halbem Wege. Noch unterliegt er ihrem Charm, und so sieht er sie kurz bedauernd an.

 

Durbara weiß, dass adlige Ritter einer Dienstritterin gegenüber stets zusammenhalten, aber sie lässt verschiedene Offiziere antreten, die die Ereignisse aus ihrer Sicht schildern müssen, und jeder spricht mit Hochachtung von der Verteidigerin Eastholds, und auf Durbaras Drängen auf schonungslose Offenheit gesteht der eine oder andere sogar ein, was Sir Garrols Plan gewesen wäre – und dass Easthold unter seinem Kommando gefallen wäre.

 

Raif und Graywinter sehen Zhai, Gilborn, J'avo und Skaar wieder und berichten einander, was sich ereignet hat.

 

Durbara befragt inzwischen sogar Graf Dugal, ohne ihm die Hintergründe zu verraten, und auch der hat nur Positives über Fleece zu sagen. Natürlich hat er im Nachhinein, als kein Grund zur Sorge mehr bestand, von seinem Pagen alle Informationen zusammentragen lassen, so dass er über Fleeces Leistungen im Bilde ist. Die Verteidigung der Burg lobt er als brilliant, die Organisation der Burg ist, nun ja, nicht gerade optimal, aber respektabel für jemanden, der das noch nie machen musste, die Aufrechterhaltung der Moral in der Truppe ist von unschätzbarem Wert, und die Heldenleistung trägt sogar noch dazu bei. Dame Jhessail hat dem Ansehen, in dem sie beim Herzog steht, alle Ehre gemacht, und auch seitdem waren all ihre Entscheidungen, per Sabotage und Diebstahl an Versorgung für die vielen Mäuler zu kommen und gleichzeitig die Amnier zu schwächen, von nicht perfektem, aber mehr als passablem Erfolg gekrönt.

 

Durbara denkt lange nach, lässt dann aber Sir Garrol und Sir Dariune holen und erklärt ihnen, dass die Emotionen in schweren Zeiten wie diesen verrückt spielen können, und Durbaras Ankunft hat vielleicht etwas bei Sir Garrol in Gang gesetzt, mit dem er Sir Dariune angesteckt hat, doch fest steht: Sie konnte keine Verzauberung entdecken.

 

Durbara steht zu hoch in der Rangordnung, als dass die beiden es wagten, ihr ins Gesicht zu sagen, dass sie lügt. Ihre Botschaft ist klar: Sie möchte nichts mehr von diesem Thema hören, weder direkt noch indirekt. Die beiden sind wütend, müssen sich aber fügen.

 

Danach schickt sie nach Fleece, der sie erklärt, dass der Herzog bald eintreffen wird, und Fleece möge sich hüten, auch nur ein Wort darüber zu verlieren, was sie getan hat: Das sind lediglich Gerüchte, wie sie immer entstehen, wenn man Menschen wie ihr die Leistungen, die sie erbracht hat, nicht zutraut und nach naheliegenden Erklärungen sucht – verstanden? Erleichtert verneigt sich Fleece vor ihr, doch Durbara macht ihr sehr scharf klar, dass derlei Vorwürfe nie wieder erhoben werden dürfen, denn bei der kleinsten Verdächtigung werde sie Fleeces Hinrichtung anordnen, bevor Seine Hoheit in einen Gewissenskonflikt gestürzt wird, entscheiden zu müssen zwischen der göttlichen Ordnung und einer bloßen Abenteurerin.

 

Fleece bittet darum, noch etwas sagen zu dürfen, reitet aber nicht auf der Angelegenheit herum, sondern weist darauf hin, dass es eventuell einen Weg für einen Trupp gibt, Trailstone zu betreten, das sollte Durbara wissen, falls es wichtig wird.

 

Die wieder entmachtete Bardin begibt sich in den Hof und ist außer sich vor Freude, Raif wiederzusehen. Der muss ihr berichten, dass Spider verschwunden ist, um die Gemeinschaft zu schützen – die bösen Gerüchte werden die Runde machen und auch ihr zu Ohren kommen. Die Helden setzen sich in der dunklen Küche zusammen und tauschen sich aus. Raif denkt laut darüber nach, dass er nicht schlecht Lust hätte, sich allein nach Norden bis nach Jumada durchzuschlagen, doch bevor Fleece reagieren kann, betont er, dass er das der Gemeinschaft nicht antun würde, denn die müsste für seine Fahnenflucht Rede und Antwort stehen.

 

Ihrer Verantwortung beraubt, teilt sich Fleece mit ihren Gefährten für den nächsten Tag für die Akquise ein: So kommt man aus Easthold raus und hat etwas zu tun. Dort, wo sie auf der Lauer liegen, kommt aber leider kein Versorgungszug vorbei, so dass man genug Zeit für private Gespräche hat. Raif spricht mit Zhai viel über seine merkwürdige Familiensituation und wie sehr er wissen möchte, ob es Elisheva und Kenan gut geht. Zhai tröstet ihn damit, dass sich im Heer sicher Tausende von Soldaten ähnliche Fragen stellen. Währenddessen diskutiert Graywinter mit Fleece deren Versessenheit auf ihre Treue zum Königreich. Ihm soll es recht sein, er ist zuversichtlich, sich hier einen Namen machen zu können, aber wie man sich freiwillig so sehr an ein Reich binden kann, dem man gar keine Gefolgschaft schuldet, leuchtet ihm nicht ein.

 

Währenddessen bahnt sich eine der bedeutendsten Schlachten dieses Krieges an. Vom großen Bild bekommen die Abenteurer ja gar nichts mit, denn Amn und Tethyr spielen in dieser Provinz eine komplizierte Partie Schach. In einer breiten Angriffsbewegung hatte sich Amn den größten Teil der Provinz einverleibt und war nur an Riatavins Mauern gescheitert. Indem es Truppen aus anderen Gebieten abziehen musste, um den Angriff auf Riatavin zu verstärken, schwächte es seinen Zugriff an anderen Punkten, doch Tethyr benötigte Zeit, seinerseits Truppen zusammenzuziehen. Inzwischen kann sich Amn nicht mehr darauf konzentrieren, Riatavin einzunehmen, weil es damit die restliche Provinz Tethyrs Zugriff preisgibt, und Tethyr kann seine große Armee nicht tatenlos herumsitzen lassen auf die Möglichkeit hin, dass Amn einen neuen Sturm auf Riatavin beginnt, also teilte sich die Kriegsführung auf viele kleine Schauplätze auf. Weil der Unterhalt der großen Armee ohne Landgewinn zu kostspielig wird, muss Tethyr jetzt die Initiative ergreifen, also überließ Hembreon Graf Roaringhorn die Verteidigung Riatavins und zieht nun mit einem Teil der Armee Richtung Trailstone, um dieses einzunehmen, da der vorherige Versuch krachend gescheitert war (eine Mischung aus von Amn gestreuten Falschinformationen, magischer Täuschung und schlechter oder lückenhafter Aufklärung seitens Tethyr führte dazu, dass Marchlord Dugal mit zu geringer Truppenstärke losgeschickt wurde, und Lady Stetgarth gelang es nicht, mehr aus ihr zu machen). Den letzten Berichten zufolge sind nach Lady Stetgarths Niederlage nur noch wenige hundert Kämpfer einsatzbereit und führen einen Krieg der Nadelstiche, also will Hembreon mit etwa 3.000 Mann zu ihnen stoßen und vollbringen, was Lady Stetgarth nicht geschafft hat.

 

Wie es das Schicksal will, berichten Scouts und Magier dem nach Westen ziehenden Herzog von einer nach Osten ziehenden amnischen Armee, wenige Meilen nördlich von ihm, offenbar mit etwa 4.500 Mann deutlich stärker – und deren Scouts und Magier informieren ihre Herren natürlich ebenso. Wie es scheint, will Amn seinerseits die Entscheidung bei Riatavin herbeiführen, bevor Amns Zugriff auf den Rest der Provinz zu schwach wird. In beiden Lagern berät man sich nun, wie mit der neuen Situation zu verfahren ist. Der amnische Heerführer will die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, Herzog Hembreon gefangen zu nehmen, wenigstens aber seinen Teil der Armee, getrennt von der Hauptstreitmacht, in einem Handstreich auszulöschen. Hembreon wiederum (in seinem Kriegsrat sehen wir auch Gräfin Alangama Gulderhorn und Illuminata Evelance Aubrent, ihre Schwester) weiß um die geringe Chance, diese Auseinandersetzung als Sieger zu verlassen, möchte aber gleichzeitig auch verhindern, dass Averlorns Truppen so bedeutend verstärkt werden, weil ihnen dann Roaringhorn nicht mehr viel entgegensetzen könnte. So entscheiden sich also beide Parteien für die Konfrontation (analog zur Schlacht von Torvioll 1444, wobei hier Tethyr Skanderbeg wäre).

 

Hembreon wählt das Schlachtfeld, Carver's Pit, eine von Hügeln begrenzte Senke, und errichtet sein Lager auf dem südlichen Hügel. Bald treffen die Amnier ein, die ihr Lager auf dem nördlichen Hügel gegenüber errichten und schon mal feiern, weil sie einen leichten Sieg über die Tethyrianer erwarten. Im Morgengrauen stellt Hembreon seine Truppen auf, wobei er seine rechte Flanke etwas unkoordiniert wirken lässt, um eine Konzentration des gegnerischen Angriffs einzuladen. Da sich die Amnier (die so zahlreich sind, dass sie sich in drei Schlachtreihen aufstellen) nicht rühren, macht Hembreon den ersten Schritt, lässt seine Truppen den Hügel hinabmarschieren und platziert seine Truppen bewusst in einer ungünstigen Aufstellung, um den Gegner zu ermutigen, seine erhöhte Position zu verlassen und ihm in der Senke zwischen den Hügeln zu begegnen. Amn entsendet seine leichte Kavallerie, die von Tethyrs Schützen empfangen wird, die sich hinter die eigene Kavallerie zurückziehen, bevor sie erreicht werden. Die Amnier ziehen sich wieder zurück, doch Hembreon hat strengstens untersagt, sich aus der Reserve locken zu lassen, indem durch Nachsetzen bei einem vorgetäuschten Rückzug die eigene Kohäsion geschwächt wird.

 

Die Amnier entsenden nun ihre zweite Schlachtreihe aus schwerer Kavallerie und Infanterie, wobei sie wunschgemäß besonders Hembreons rechte Flanke aufs Korn nehmen, und die erste Schlachtreihe leichter Kavallerie folgt als Unterstützung. Hembreon hat im Vorfeld dafür gesorgt, dass seine besten Ritter, Offiziere und Truppen die rechte Flanke halten, denn mit ihr steht und fällt sein Plan: In der Nacht hat er den größten Teil seiner schweren Reiterei östlich des Schlachtfeldes im dichten Wald postiert, denn wie zuvor Fleece lässt auch er sich von Amns vorheriger Finte inspirieren. Auch wenn seine rechte Flanke furchtbare Verluste erleidet, wartet Hembreon mit dem Signal, egal wie sehr seine Ritter und Offiziere ihn bedrängen, da ihre Reihen mehrmals zusammenzubrechen drohen. Seine Kavallerie jetzt schon zuschlagen zu lassen, würde seine rechte Flanke zwar kurz entlasten, ihn aber das ganze Überraschungsmoment kosten, denn noch hat er den Gegner nicht da, wo er ihn braucht, um wirklich von seiner Taktik zu profitieren – weil Amn noch seine dritte Schlachtreihe zurückhält. Immer wieder wird Hembreon angefleht, doch er bleibt hart: Die rechte Flanke muss halten!

 

Endlich beißt der amnische Heerführer an: Tethyr wirkt zusehends verloren, und um die eigenen Verluste zu minimieren und einen entscheidenden Sieg einzufahren, entsendet er seine dritte Schlachtreihe, wobei er sich auf Tethyrs rechte Flanke konzentriert. Sobald die amnischen Truppen ihre Kameraden erreicht haben, lässt Hembreon endlich die Falle zuschnappen. Völlig überrascht und gegen schwere Reiterei völlig ungünstig aufgestellt, bricht Amns linke Flanke unter dem Sturmangriff zusammen. Amn reagiert, indem es seine Elitekämpfer aus dem Zentrum abzieht und zu seiner linken Flanke kommandiert, während die Ablösung aus der dritten Schlachtreihe ihre Plätze einnehmen soll. Den amnischen Truppenaustausch im Zentrum kann Tethyr nutzen, indem es mit seiner eigenen bislang zurückgehaltenen Reserve eine Bresche in das Gedränge aus Abzug und Ankunft schlägt. Zwar gelingt es den amnischen Elitetruppen unglaublicherweise, den Sturmagriff der tethyrianischen Kavallerie zu stoppen und die amnische linke Flanke zu stabilisieren, doch im Zentrum werden die amnischen Fußtruppen zu sehr unter Druck gesetzt, um die Schlachtreihe wiederherzustellen, und Teile der amnischen Truppen brechen weg und fliehen, weil sie befürchten, bei den Durchbrüchen der Tethyrianer umzingelt zu werden. Auf Hembreons Befehl verdoppeln beide Flanken ihre Anstrengungen und drängen die Amnier zurück, so dass sie die amnische Schlachtreihe in eine Hufeisenform bringen und den Gegner damit auf drei Seiten einkesseln. Mehr und mehr Amnier lösen sich aus dem Kampf, doch wer bleibt oder nicht fliehen kann, wird jetzt brutal niedergemacht oder gefangen genommen.

 

Durch die Wahl des Schlachtfelds, seine Finte, seine Taktik und vor allem durch den eisernen Willen seiner Ritter und Offiziere hat Hembreon dem Gegner eine brutale Niederlage beigebracht. Die Amnier, die fliehen konnten, werden Averlorn keine große Hilfe sein, und dort, wo sie herkommen, fehlen sie jetzt. Es gibt keine Zeit zu verlieren, es geht weiter Richtung Trailstone.

 

Unter großem Gejohle wird Hembreons dezimierte, aber siegreiche Streitmacht auf Easthold empfangen. Zuerst begibt sich der Herzog mit Lord Thalmont zu Durbara, um sich auf den neuesten Stand setzen zu lassen. Sie erwähnt natürlich, dass nach Lady Stetgarths Niederlage die zurückgelassene Dame Jhessail die marode Festung mit geringen Verlusten gegen eine 3:1-Übermacht gehalten hat, was ihn begeistert lachen lässt: "Immer wieder Dame Jhessail!" Er merkt seiner Vertrauten aber sofort an, dass etwas nicht stimmt, und fordert sie wiederholt auf, mit der Sprache rauszurücken, bis Durbara endlich frustriert erwidert, dass sich Dinge ereignet haben, von denen Seine Hoheit gar nicht erst etwas wissen sollte. Hembreon regt sich auf, dass er der Magierin alles aus der Nase ziehen muss, weil sie sich weigert, deutlich zu antworten. Fleece? Ja. War sie... unkonventionell? Oh ja. Hat sie etwas Ehrloses getan? Nicht ehrlos, aber es steht unter schwerer Strafe. Eigensüchtig? Nein, um Easthold zu retten, und ja, anderenfalls wäre es gefallen. Hervorragend, meint der Herzog, mehr muss er doch gar nicht wissen, doch Durbara entgegnet, dass sich niemand anmaßen darf, Entscheidungen zu treffen, die über seinem Rang und Titel liegen. Wie kann man auf Amaunators Segen hoffen, wenn man sich die Entscheidungsgewalt einfach nimmt? Hembreon entgegnet mit der Frage, wie man auf Tempus' Segen hoffen darf, wenn man Kriegslisten anwendet? Ohne sie kann man nun mal keine Kriege gewinnen. Durbara wirft ein, dass Assumbar oder Gulderhorn das sicherlich anders sehen würden, doch der Herzog wird nun ärgerlich: Sie sind hier, um die Aristokratie in der Provinz zu verteidigen, und wenn das nur funktioniert, indem man sie nicht selbst lebt, dann sei es so. Solange nicht ehrlos und götterfern gehandelt wird, aber im Sinne Tethyrs, ist er bereit, Zugeständnisse zu machen, denn er setzt die Gemeinschaft der Ersten Sonne ein, weil sie unkonventionell ist. Ja, sie bricht manchmal Regeln, aber nach seiner Erfahrung niemals solche, die keinesfalls je gebrochen werden dürfen. Darauf kann er sich mittlerweile gut verlassen, und deshalb genießt sie sein Vertrauen – und sie zahlt es ihm ja auch immer wieder mit Zinsen zurück. Was Fleece nun konkret angestellt hat, will er gar nicht so genau wissen, für ihn ist das Thema erledigt. (Ungefähr zusammenreimen kann er es sich mittlerweile ohnehin.) Gäbe es keinen Regelbruch zu beanstanden, wie hat sie sich dann geschlagen? Sehr gut, muss Durbara gestehen und fügt hinzu, dass Dame Jhessail einen Weg erwähnt hat, Trailstone einzunehmen. Durbara hat Fleeces... Missetat gedeckt und ihr verboten, je wieder davon zu reden – auch Seiner Hoheit gegenüber.

 

Während er Dame Jhessail zu sich bestellt, besucht Hembreon Graf Dugal und hört sich auch seinen Bericht an. Der greise Marchlord bittet vielmals um Entschuldigung dafür, nicht nur ausgefallen, sondern sogar zu einer Belastung geworden zu sein.

 

Im Solar empfängt Lord Thalmont Fleece, lässt sie aber wie einen unwichtigen Gast warten, während er den Schreibkram erledigt. Als Hembreon zurückkommt, gibt er sich Fleece gegenüber brummig und subtil tadelnd, damit sie nicht den Eindruck erhält, dass er stolz ist auf was auch immer sie verbrochen hat. Er lässt sich von ihr berichten, wie sie Trailstone einzunehmen gedenkt. Fleece erklärt also, dass es einen Schmugglertunnel gibt, der den amnischen Besatzern auch bekannt ist, die ihn daher bewachen lassen. Würde man normale Menschen als Bauern verkleidet in die Stadt schleusen, und gelänge es diesen, die Wachen auszuschalten und den Tunnel zu öffnen, könnte ein Trupp eindringen, der mit der Torbesatzung fertig wird und das Tor lange genug offen hält, damit Soldaten anrücken und in die Stadt einfallen können. Sollte Seine Hoheit in Erwägung ziehen, diesen Plan umzusetzen, bittet Fleece um die Ehre, die Gemeinschaft der Ersten Sonne zu entsenden. Woher sie diese Kenntnisse hat? Von einem Informanten in Trailstone, für dessen Ehrlichkeit sie sich aber nicht hundertprozentig verbürgen kann, weshalb sie daher auch gern selbst das Risiko einginge.

 

Als Hembreon sie zu ihren konkreten Ideen befragt, sieht er, dass sie sich schon ihre Gedanken gemacht hat: Ehrwürden Fenring ist ja ein Chauntea-Geweihter. Führte dieser mithilfe einiger Bauern (Raif, Zhai, J'avo und Graywinter in Verkleidung) karrenweise Proviant mit sich unter der Behauptung, er habe gehört, in Trailstone werde die Nahrung knapp, würde er sich gleich doppelt unverdächtig machen: Niemand, der bei Trost ist, wagt es, sich als Geweihter auszugeben, und obendrein gibt man den Amniern auch noch etwas. (Obendrein traut man keinem Priester zu, zu lügen, obwohl es Gilborn nicht untersagt ist.) Das sollte ausreichen, Zutritt zur Stadt zu bekommen, und vielleicht ist ja sogar jemand vor Ort, der Gilborn erkennt und bestätigen kann, dass er von hier ist, denn er stammt ja aus Farmeet und ist oft in Trailstone gewesen. Im Schutz der Dunkelheit müsste sich eine eventuell magisch getarnte Spezialeinheit zum Tunnelende begeben, das nur von innen zu öffnen ist, und auf die Abenteurer warten. Gemeinsam könnte man dann das Torhaus stürmen und das Tor lange genug offen halten – was durchaus ein Weilchen in Anspruch nähme, denn die Armee kann ja nicht vor Trailstone lagern, so dass die Amnier sofort Lunte riechen und die Stadt in Alarmzustand versetzen.

 

Hembreon lacht leise – das ist seine Fleece, wie sie leibt und lebt. Er will noch ein paar Informationen einholen, aber alle Exkursionen sind hiermit abgesagt, alle haben sich bereitzuhalten.

 

Am übernächsten Morgen wird im Solar zum Kriegsrat gerufen, und hier fällt Fleece eine hochrangige Amaunatorianerin auf: Alangamas Schwester, Illuminata Evelance Aubrent, als Erzpraetorin hohes Mitglied ihrer Kirche, von der Fleece erfährt, dass sie 150 Männer der Sonnengarde befehligt. Hembreon macht es offiziell: Heute Nacht wird Trailstone erobert. Er teilt die Ritter und Offiziere ein und kommandiert Fleece, Gilborn, Raif, Zhai, J'avo und Graywinter zur Infiltration ab. So bekommt auch wieder jeder von Rang und Namen mit, dass der Gemeinschaft der Ersten Sonne erneut eine Sonderaufgabe zukommt. Das Kommando lässt er aus den besten und erfahrensten Kämpfern seiner Armee zusammenstellen. Fleece schlägt außerdem vor, einen Brief aufzusetzen, in dem sie Chardath Spulzeer um Hilfe bittet, einen Botenreiter zu Castle Spulzeer zu schicken. (Das würde zwar für heute nichts nützen, aber vielleicht für später. Es wird jedoch eine bedauernde Antwort zurückkommen: Chardath Spulzeer ist inzwischen zu alt und gebrechlich, um sich noch nützlich machen zu können.)

 

Fleece muss Skaar erklären, warum er diesmal nicht mitkommen kann, aber natürlich wird er am Angriff teilnehmen – und der wird mehr nach seinem Geschmack sein, weil er keine Linie halten, sondern eindringen muss.

 

Fleece, Gilborn, Raif, J'avo und Graywinter werden als Bauern verkleidet und Zhai als vermummte Aussätzige, Fleece erhält von Durbara einen Flüsterstein, und ihnen werden drei schwer mit Nahrung beladene Ochsenkarren zur Verfügung gestellt (die Waffen sind darunter versteckt), die die Tethyrianer wirklich schweren Herzens opfern, aber heute Nacht zurückzuerlangen hoffen. Sie müssen nun von hier aus auf einer aufgeklärten Route einen Bogen schlagen, um durch von Amn überwachtes Gebiet zu reisen und so plausibel Trailstone zu erreichen.

 

In angespannter Stimmung reisen sie einige Stunden lang und erreichen am frühen Nachmittag Trailstone (Plague Tale: Requiem, Chapter 2 – Newcomers). Wie erwartet werden sie arglos eingelassen und die Karren nur oberflächlich kontrolliert, da sie ja schließlich ein Geschenk des Chauntea-Priesters darstellen. Ihnen wird der Weg zum Vorratslager gewiesen, unterwegs werden die Waffen aus ihren Verstecken geholt und (ihrerseits in Säcken und Beuteln verstaut) mitgeführt, sie geben ohne Komplikationen die Waren ab und fragen sich zum Seidenfalter durch, den sie noch deutlich vor Sonnenuntergang erreichen.

 

Tatsächlich sieht Fleece bald Veelix eintreten, der zu früh dran ist und nach vielen ereignislosen Abenden nicht mit ihr gerechnet hat. Draußen zieht sich der Himmel zu, und es beginnt zu schütten, als sie sich in eine Gasse stehlen und ihr Vorgehen absprechen (Plague Tale: Requiem, Chapter 3 – A Burden Of Blood). Graywinter macht Veelix unmissverständlich klar, dass er der Erste ist, der ins Gras beißt, wenn er sie in eine Falle führt, Fleece schlichtet, und los geht's: Im strömenden Regen, der allerdings auch die Straßen leert, ziehen die Abenteurer unter Veelix' ortskundiger Führung los und beten, dass er wirklich auf ihrer Seite steht.

 

Schließlich lugen sie um eine Ecke herum und sehen den von zwei Soldaten bewachten Turmeingang, zu dem sie müssen. Zhai möchte beide umbringen, aber Gilborn widerspricht: Meuchelmord wird er nicht tatenlos zusehen. Fleece schlägt vor, die beiden zu charmen. Um beim Näherkommen nicht bedrohlich zu wirken, erklärt sich Gilborn zähneknirschend einverstanden, das Ablenkungsmanöver zu sein. Er weiß, dass das alles hier nichts mit Chauntea oder den Mephaliten zu tun hat, er also sein Ornat für weltliche Schliche nutzt, doch bekennt er sich so zur Gemeinschaft, was Fleece mit einem Blick honoriert. Zusammen mit ihr geht er offenbar nach dem Weg fragen wollend auf die beiden zu, Fleece charmt schon aus der Ferne (so dass nicht zu offensichtlich wird, dass sie zaubert) den ersten und aus der Nähe den zweiten und überredet beide, sich der guten Sache anzuschließen. Sie öffnen die Tür, die anderen rücken nach, aber man kann die Soldaten nicht unbeaufsichtigt zurücklassen – was, wenn sie von einer Patrouille angesprochen oder abgelöst werden und sich verraten? Sie sind immer nich Amnier.

 

Fleece gelingt es, die beiden zu überreden, eine Weile die Kleider zu tauschen, und so ziehen sich Raif und Graywinter die mehr oder weniger passenden Uniformen an, und die Soldaten werden in eine Abstellkammer gesperrt. Veelix' Informationen zufolge geht es von hier aus in die Kellergewölbe einer Baracke, die als Aufenthaltsraum und Küche genutzt werden. Hier wird man kämpfen und vor allem die Soldaten daran hindern müssen, zu fliehen und Alarm zu schlagen.

 

Sie hören den Raum schon von Weitem, es wird gewürfelt und gelacht. Raif und Graywinter stoßen ganz normal dazu, um vor Ort die Ausgänge besser sehen und kontrollieren zu können, und fallen auch nicht auf, da man angesichts der Anzahl an Soldaten nicht jedes Gesicht kennen kann. Auf ihr Signal wird losgeschlagen, und ihnen, Zhai, J'avo und Fleece gelingt es, alle am Verlassen des Raums zu hindern – wer sich ergibt, wird zu den anderen beiden gesperrt, und der Kooperativste wird mitgenommen, um den genauen Weg durch die Tunnel zu zeigen, den auch Veelix nicht kennt.

 

Hier unten kann man sich tatsächlich verirren, und der mitgenommene Soldat verrät sogar, dass es extra eine Tunnelwache am anderen Ende gibt, die Versuche melden soll, den Eingang von außen freizulegen. Derart gewarnt gehen Raif und Graywinter alleine weiter, und mit überzeugendem amnischen Akzent meint Raif, die beiden seien die Ablösung – was, die sollen noch gar nicht abgelöst werden? Hat da wieder einer in der Schreibstube gepennt? So kommen sie nahe heran, überwältigen die Soldaten, und alle entfernen die riesigen, schweren Riegel und lassen das Spezialkommando unter der Führung des namhaften Recken Sir Avim Revabyne ein.

 

Gemeinsam läuft man zurück und verstaut die Soldaten, und sobald man den Turmeingang wieder passiert hat, setzt Fleece per Flüsterstein ihre Meldung ab: Die Armee kann in Marsch gesetzt werden.

 

Das Kommando und die Abenteurer müssen nun offen durch die Stadt laufen – doch glücklicherweise schüttet es noch immer, während es auch bereits dunkel geworden ist. Hier und da schaut aber doch mal jemand aus dem Fenster – doch niemand schickt sich an, die amnischen Besatzer zu verständigen. So schaffen sie es immerhin Recht weit Richtung Tor, bis Alarmrufe gellen und das Torhaus gewarnt ist. Jetzt beginnt im strömenden Regen bei schlechter Sicht das schwer zu koordinierende Gemetzel. Zhai, sehr mobil und nicht durch die Dunkelheit beeinträchtigt, hat hier ihre Sternstunde und räumt viele im Kampf gebundene Soldaten ab.

 

Der sehr namhafte amnische Edle Ryam Allence, dessen Kunstfertigkeit mit dem Schwert berühmt ist, dient als Oberst und hat gerade das Torhaus inspiziert. Nun stürmt er heraus, deckt den Abzug zweier Botenläufer und legt sich mit Sir Avim Revabyne an, den er in nicht mal einer halben Minute tötet. Graywinter aber gelingt es währenddessen, beide Botenläufer aus der Ferne zu erledigen und so den Tethyrianern Zeit zu erkaufen. Raif kennt Allence vom Sehen und weiß um seine Fähigkeiten. Er schreit den anderen zu, dass er allein kämpft, und fordert ihn heraus, und auch Allence befiehlt seinen Männern, nicht einzugreifen – selbst im Krieg wird das Duell unter Amniern in höchsten Ehren gehalten, und so bindet Raif ihn wenigstens und hindert ihn daran, seine Mitstreiter anzugreifen. In epischer Blitz-Donner-und-Regen-Szenerie gehen die beiden in einem Klingengewitter aufeinander los und schenken sich nichts. Im Hintergrund räumen die anderen aber auf und dringen ins Torhaus ein – gerade auf engem Raum ist Zhai in ihrem Element und erledigt die Soldaten am Torrad im Alleingang. Das Tor wird mühsam geöffnet, doch die Armee, die sich außer Sichtweite bereithalten musste, braucht natürlich noch ein Weilchen.

 

Die nächste Verstärkungswelle rückt an, doch Fleece wirft Mass Charm Monster, zieht so mehr als zehn Mann auf ihre Seite und bittet sie, den äußeren Verteidigungsring zu bilden, um weitere Angreifer zu verwirren und eigenes friendly fire auszuschließen.

 

Raif ist bereits verwundet, aber es wäre unehrenhaft, sich im Duell heilen zu lassen – Gilborn sieht ihn stark bluten und will zu ihm, aber Raif schreit nur "Nein!" und kämpft weiter, was Allence Respekt abnötigt. Dennoch setzt er Raif schwer zu – er ist einfach der erfahrenere, bessere Kämpfer. Ein Ritter, der bis eben woanders kämpfte und nichts mitbekommen hat, will eingreifen, doch Raif ist seit Langem mal wieder derart in ein Duell vertieft, dass er auch das nicht zulässt und sogar das angreifende Schwert des Ritters wegschlägt. Als Anerkennung gibt Allence ihm einen Moment zum Luftholen, denn durch den Blutverlust und die Schmerzen tanzen schon Sterne vor Raifs Augen.

 

Die nächste, deutlich größere Verstärkungswelle rückt an, doch mit Mass Suggestion und Song of Discord bringt Fleece den Angriff völlig zum Erliegen: Amnier kämpfen gegen Amnier, andere fliehen Hals über Kopf. Auch das erkauft wichtige Zeit, die Gilborn für weitreichende Heilsegen nutzt.

 

Raif setzt alles auf eine Karte, geht komplett in die Offensive und belohnt sich mit Würfelglück, das den verloren geglaubten Kampf wendet: mit Critical Lunge und Disarm entwaffnet er Allence, setzt die Schwertspitze auf sein Herz und fragt ihn völlig außer Atem und blutend wie ein Schwein, ob er sich ergibt. Würdevoll senkt Allence das Haupt: Er ergibt sich, versichert, keinen Fluchtversuch zu unternehmen, und verneigt sich. Raif erwidert die Verneigung, kippt dabei fast um, wird von Gilborn gestützt und sofort mit Wundsegen geheilt.

 

Amnische Soldaten, sowohl unter dem Einfluss von Charm als auch Suggestion, füllen die Lücken der Gefallenen, als die nächste Verstärkungswelle anrollt. Fleece leert ihr gesamtes Repertoire, das in einer Schlacht nicht mal das Zünglein an der Waage bildet, hier aber alles entscheidet, und auch Raif, J'avo, Zhai und Graywinter geben neben den altgedienten Rittern noch einmal alles und können die zahlreicher und zahlreicher werdenden Gegner, die nun sogar magische Unterstützung erhalten, gerade lange genug vom Torhaus fernhalten, bis die Armee endlich eintrifft und sich durch den Flaschenhals in die Stadt ergießt.

 

Es dauert einige Stunden, bis Tethyr seine Macht in Trailstone etabliert hat, und bald spricht sich herum, dass sich die Generalin, die hier als Statthalterin fungierte, mit ihren Getreuen dank magischer Hilfe über die Mauer aus dem Staub gemacht hat. Gilborn und einige Tränke haben die Abenteurer wiederhergestellt, die sich ein Plätzchen zum Ausruhen gesucht haben. Fleece könnte platzen vor Stolz: Vor sieben Jahren wäre eine solche Leistung unvorstellbar gewesen, sie haben wirklich alle ihr Bestes gegeben, und auf niemanden hätte verzichtet werden können. Tam fragt sie, ob sie ihm jetzt endlich glaubt. Vielleicht spielerisch, vielleicht aber immer noch misstrauisch meint sie, dass er sich so möglicherweise ja nur in eine vertrauensvolle Position manövrieren wollte, worauf er sie entnervt ansieht: "Gaining a vagabond bard's trust by sacrificing the second-biggest city in the province to the detriment of my Amnian overlords? Really?"

 

Fleece tritt natürlich beim Herzog zur Nachbesprechung an und erfährt, dass sich Ryam Allence freiwillig in Gefangenschaft begeben hat und entsprechend respektvoll behandelt wird. Gemessen an der Stärke des Kommandos waren die eigenen Verluste immens, gemessen an der Armeestärke jedoch verschwindend gering – dank Fleeces Informationen, ihrer Vorarbeit und der tadellosen Durchführung hat Tethyr Trailstone ohne Schlacht eingenommen, und die Späher melden, dass die amnischen Lager im Umland rasch abgebaut wurden. Es wird jetzt ein Weilchen dauern, die eigene Macht im Westen der Provinz wieder zu konsolidieren und zu beobachten, was Amn als nächstes tut. Jetzt müssen die Amnier erst mal aus Brost rausgeschmissen werden. Fleece ist Feuer und Flamme und bittet darum, nach Brost abkommandiert zu werden, denn auch diese Stadt liegt ihr sehr am Herzen. Hembreon honoriert ihren Tatendrang und meint, ihre Treue und Einsatzbereitschaft sollten belohnt werden, denn ihre Gemeinschaft ist ja nicht verpflichtet, ihr zu folgen, aber trotzdem hier. Er spricht nicht aus, dass er es außerdem wertschätzt, dass sie nicht von sich aus nach Bezahlung verlangt hat, merkt aber an, dass ihm durchaus zu Ohren gekommen ist, dass nicht all ihre Bemühungen so honoriert wurden, wie es der Fall hätte sein sollen (womit er natürlich Malcor Grannox meint).

 

Fleece: I would not talk about profane monetary rewards with you, Your Highness. I know that you will reciprocate in a way you deem appropriate.

Hembreon. Smart answer. Still. Your list of accomplishments grows by the day, it seems. The rescue of the captives in Goblin Town. The battle of Milvian Bridge. Darromar and the Hawk. The liberation of Brost. The defense of Stony Rock. The rescue of Immanion and the remains of St. Avienda. Your daring escapade at Cliffrest. The conquest of Trailstone. I will not mention the defense of Easthold because there seems to be something fishy about it, so let's not speak of that. (Fleece errötet leicht und senkt demütig den Blick.) Some recognition seems in order.

Fleece: There's two things. Three, actually. No, four.

Hembreon: Let's hear it.

Fleece: Veelix the Venturer is a traveling troubadour. The information regarding the tunnels came from him, and he lead us to them. I think he deserves a reward.

Hembreon: Consider it done. What else?

Fleece: I couldn't help but notice that countess Guldernhorn is accompanied by her sister, the Enlightened Evelance Aubrent.

Hembreon: What of them?

Fleece: Your Highness may have noticed that countess Gulderhorn doesn't think too fondly of us. I presume the same goes for Her Excellency. (Hembreon sieht sie warnend an.) I'm worried about our companion Farron Graywinter. He's proven himself to be a valuable asset. Her Magnificence Dauntain can attest to that, I'm sure. The only problem is... by guild law, he isn't exactly authorized to wield magic. To say nothing of Zhai.

Hembreon: I'll put in a good word. What else?

Fleece: Then there's Spider. The Amnians have seen to it that the people fear him more than ever...

Hembreon: Nobody with half a mind believes that scummy slander.

Fleece: The people do. Because they want to, and they're encouraged to. I don't even know in how many temples of Amaunator he's been part of the sermon over the years: "Look at that devil you're asked to tolerate in your midst!"

Hembreon: There's nothing I can do about that, I'm afraid.

Fleece: Well, I was wondering if... if you could talk to...

Hembreon (bestimmt): No. I'm sorry he had to leave, but it was the smartest thing to do at that point. Makes quite a few problems go away, honestly. The kingdom can never pledge itself to a tiefling. Pretending nothing's out of the ordinary is the best we can do, and you'd be well-advised to make your peace with that.

Fleece: I had to ask.

Hembreon: And the fourth?

Fleece: Master Bowgentle finds it hard to fight his own countrymen. Of course he does anyway, because he has to, but... He has family in Amn. Actually he was on his way to visit them when the war put a spoke in his wheel. I would ask you to release him from his duties and allow him to leave for Amn, Your Highness.

Hembreon: Done. Roaringhorn would've liked to meet him again sooner rather than later, but he'll survive. Bowgentle distinguished himself last night. Stories about his fight with Ryam Allence are spreading like wildfire, that Amnian peacock seems to be a famous master swordsman. Your friend can be proud of himself. Give him my compliments.

Fleece: I will, Your Highness.

Hembreon: And that's it? Nothing for yourself?

Fleece: Truth be told, I have more than I ever thought possible.

Hembreon: You refused before, but I'll make this offer again. I'm willing to make you a landed knight, Dame Jhessail.

Fleece: Your Highness, this offer remains too generous for me to accept.

Hembreon: Three years ago you told me you're an adventurer first and foremost, and that you couldn't divide your loyalties between Tethyr and the pledge you made concerning those... keys of yours. But I'm told that chapter is closed. And you've had three years to get used to your title. Mostly rather useless outside of Tethyr, but very useful within, isn't it? Think of your future. You'd be entitled to lead your own banner without special approval. You wouldn't have to suffer being looked down upon by the gentry as a hedge knight. Your children would have claim to knighthood.

Fleece: Your Highness, I... (Sie sucht nach Worten.)

Hembreon: I'm no idiot. You want to keep your options open. You're afraid you'd be chained to your rank like a slave, and I think what scares you the most is the thought of having to bow to a liege lord who can't pour piss out of a boot without instructions on the heel. (Fleece hat das kalt erwischt, und sie muss leise lachen.) You've enjoyed the freedom to be beholden to no one for too long to be a submissive servant, I get that. Still. Aren't you wondering why I keep making this offer? (Fleece sucht nach Worten.) No sugar-coating. Just this once.

Fleece: To strengthen the bond between us, I suppose.

Hembreon: Put yourself in my place. I find my kingdom at war with our neighbor and myself having to defend our northern-most province. Let me assure you, with all of that on my plate, the last thing on my mind was you. And yet you show up without having been called. Unlike most people I know, you've never disappointed me. More than that, you're in the habit of exceeding my expectations. Why would I have to strengthen our bond? (Fleece denkt nach.) Damn it, woman, I want to reward you, not force you into submission!

Fleece: Can I ask you a question, Your Highness?

Hembreon: Go ahead.

Fleece: Why... this kind of reward?

Hembreon: Frankly, because I want to see you recognized the way you deserve to be. Between the two of us, you're more of a knight than a lot... a lot of knights I know.

Fleece: This is the highest praise I think I've ever received. You're making it very hard for me to say no.

Hembreon: But you do.

Fleece: Your Highness, I understand that in your eyes a fiefdom is the highest reward, and I appreciate the honor, truly. I come from a humble upbringing and I've seen both ends of the gamut, so I'm well aware of the magnitude of your offer. Hardly anyone gets to choose their place in the hierarchy, you're born into it, and that's that, so I see how compelling the prospect of a knight's estate is. But I'm also a Daleswoman – we're not known for holding nobility in the highest regard, are we? (Sie lächelt und zuckt mit den Augenbrauen á la "Und nun schau, wie weit ich's gebracht habe.") We're famous for never having accepted any authority but our own. That's what defines us. Well, that and our legendary stubbornness, I suppose. Being free has made me into the woman I am. Becoming a landed knight would take away from that. Tremendously. I wouldn't be me anymore, and on top of that I couldn't show the qualities anymore Your Highness values about me.

     I feel so very honored that Your Highness thinks so highly of me to conclude I'm deserving of a knight's estate... but I have to respectfully decline. For both of our sakes.

Hembreon: Well. You laid it on the line in no uncertain words at least. That'll be all.

 

Fleece nimmt Raif auf einen Spaziergang durchs sonnige Trailstone mit und berichtet von ihrer Unterredung mit dem Herzog. Raif hakt zwar vorsichtig nach, ob sie sich sicher ist, dieses großzügige Angebot abzulehnen (Hembreon würde ihr ja garantiert kein Lehen überlassen, von dem man kaum leben kann und für dessen Ertrag man selbst auf dem Feld stehen muss), weiß als Dalesman aber selbst, wie beängstigend die Vorstellung ist, nie mehr sein eigener Herr zu sein.

 

Was ihm nicht einleuchtet, ist, warum der Herzog so sehr darauf beharrt. Fleece antwortet, weil er es wirklich für die größte Belohnung hält, mit der man einen verdienten Helden ehren kann, und vermutlich versteht er wirklich nicht, wie man so eine Einmal-im-Leben-Gelegenheit ablehnen kann, obwohl er die Gemeinschaft gerade deshalb schätzt, weil sie nicht an die Regeln gebunden ist, die das Tun eines jeden Tethyrianers einschränken. Dafür, zu erkennen, dass das eine das andere ausschließt und man nicht beides haben kann, ist er wohl zu sehr Hochadliger und daran gewöhnt, dass jeder Tethyrianer seinen linken Arm für das Rittertum opfern würde.

 

Fleece erinnert sich daran, wie oft sie mit Loras und Mace herumgestritten hatte, für die die Aristokratie und das Rittertum der Weisheit letzter Schluss darstellten und für die Fleece "die respektlose, aufrührerische Talländerin" war. Ähnliche Diskussionen hatte sie auch mit Dimiona und Sir Mors. Wie viele freie Länder gibt es in Faerûn, in denen man sein eigenes Glück suchen kann und sich nicht mit dem Stand abfinden muss, in den man hineingeboren wurde? Wie kann man so frei aufwachsen und das dann einfach ablegen? Nein, für echte Talländer käme so etwas nie infrage – und für so erfahrene Abenteurer, wie sie es sind, auch nicht.

 

Schließlich vertraut sie Raif an, dass Hembreon ihn freigibt. Dazu wird er noch ein offizielles Schreiben aufsetzen, ab Erhalt könnte Raif also gehen, aber Fleece würde sich freuen, wenn er sie noch bis Brost begleitete und erst ab dort allein weiterzöge. Raif bedankt sich mit einer erleichterten Umarmung.

 

Gilborn war auf Easthold sehr eingebunden und hätte es nicht verantworten können, seine Arbeit ruhen zu lassen – manch einen Patienten hat er tagelang förmlich am Leben erhalten müssen, bis er an der Reihe für einen Wundsegen war. Jetzt aber hat er einen Tag frei und ist in sein Heimatdorf Farmeet zurückgekehrt, wo sich alle freuen, ihn wiederzusehen. Farmeet war bis vor ein paar Jahren sein ganzes Leben, die Dorfbevölkerung seine erweiterte Familie, doch erst jetzt findet er die Kraft, zurückzukehren, um zu versuchen, mit seinem alten Leben endlich abzuschließen, damit der Schmerz irgendwann mal heilen kann.

 

Raif, dessen Ruhm stündlich wächst, wird problemlos zum Gefangenen Ryam Allence vorgelassen, obwohl er eigentlich gar keine Berechtigung dazu hat, aber jeder, auf den er trifft, nimmt es an. Raif behandelt Allence nach wie vor höflich und respektvoll und erkundigt sich, ob es ihm an irgendetwas fehlt. Allence liegt natürlich nicht in Ketten, sondern wurde – auch auf Grund seines ehrenhaften Gebarens – entsprechend ehrbar untergebracht, und es mangelt ihm nicht an Annehmlichkeiten. Es liegt in der Luft, dass er trotz seiner Gefangennahme (die angesichts des gestrigen Verlaufs rückblickend ohnehin unvermeidlich war) sich gefreut hat, so ehrenhaft zu unterliegen – Mann gegen Mann mit Würde und Anstand nach amnischer Sitte, so sollte es immer sein.

 

Raif ist aus mehreren Gründen hier. Zunächst mal kennt er Allences Ruf und ist noch immer erstaunt, dass ihm Tempus den Sieg über diesen Gegner schenkte. Allence ist, auch wenn Raif ihn als 13-Jähriger noch nicht kannte, von dem Schlag, zu dem auch Raif als junger Bursche eines Tages hatte gehören wollen. Jemanden wie ihn sogar besiegt und damit für seine Gefangennahme gesorgt zu haben, muss er erst noch verdauen. Wegen seines Respekts vor ihm fühlt er sich verpflichtet, selber nach ihm zu sehen, ob er etwas braucht, und Allence weiß die Geste zu schätzen, da er merkt, dass es keine leere ist. Außerdem hat Raif, wo er Allence nun eh besucht, nichts zu verlieren und fragt ihn auf gut Glück nach Admon Naravain. In Allences Blick interpretiert Raif Verachtung.

 

Allence: I must say, I'm not in the habit of divulging the whereabouts of my countrymen to the enemy.

Raif (neigt den Kopf und respektiert das): I understand.

Allence: What do you intend to do with this information anyway?

Raif: I don't care for his military purposes. But I'm looking to bring him to account for his war crimes.

Allence: You wouldn't happen to have a vested interest in this, would you?

Raif: Very much, sir. He murdered two friends of mine, both unarmed and defenseless, one even wounded. Noncombatants, to boot.

Allence (schweigt kurz): Most recently he was stationed at a camp to the northwest of the city, patrolling Kurvel's Trail. However, there's no telling if that's still the case after the loss of Trailstone.

Raif (sieht ihn eindringlich an): Thank you ever so much, Swordmaster Allence.

Allence: Are you by chance a swordmaster yourself?

Raif: I'm afraid not. Never took the time to attend an academy.

Allence: Self-trained, then?

Raif: Private tutors and self-training, yes.

Allence: What if you made it official? You'd make a fine swordmaster.

Raif (schmunzelt): Maybe you shouldn't overestimate last night. I was just a dead man standing who got lucky. Without the priest's blessings, I'd be just another notch in your sword hilt.

Allence: Still you defeated me while yet drawing breath. (Kurze Pause.) Certainly you've heard of the Academy of the Arts of War and Living in Esmeltaran, yes?

Raif: Of course! It's every young Amnian boy's dream to go there.

Allence: It's the finest war academy in Faerûn. The dean of the faculty of duels is a personal friend of mine. I should like to give you a letter of recommendation. You'd still have to pay the tuitions, of course, but I think a year paid in advance and an immediate final examination would be within the realm of possibility.

Raif: I, uh... I don't think I can accept that.

Allence: I insist. Please call in later after my jailors have had ample time to examine the letter for secret messages.

Raif (erhebt sich baff und verneigt sich): I'm in your debt, Swordmaster Allence. It's been an honor, sir.

Allence: All mine, Master Bowgentle.

 

Die amnischen Umgangsformen unterscheiden sich deutlich von den tethyrianischen – Raif hält sie für komplizierter, und man kann sie oft nur lesen, wenn man wie Raif das Selbstverständnis des amnischen Gentleman verinnerlicht hat. Zum ersten Mal in seinem Leben ist Raif von einem amnischen Gentleman wie seinesgleichen behandelt worden, das ist ihm nie zuvor passiert, und es fühlt sich unglaublich gut an. Nicht, dass er sich zu ihnen zählte, er weiß, dass er nie dazugehören wird, aber so behandelt zu werden – was die Höflichkeit einem respektablen Gegenüber gebietet, das er bisher nie war –, steht in einer Linie mit seiner Selbstverwirklichung, die er als 13-Jähriger begann.

 

Er sucht Fleece (was im geschäftigen Trailstone kein Kinderspiel ist) und teilt ihr mit, dass er los muss, um Naravain zu stellen, wenn er überhaupt noch dort zu finden ist. Fleece meint, das kommt ja gar nicht infrage, Raif regt sich auf, aber sie stoppt ihn: Es kommt ja gar nicht infrage, dass er allein loszieht – seine Angelegenheiten sind die Angelegenheiten der Gemeinschaft der Ersten Sonne.

 

Während Raif J'avo, Zhai, Skaar und Graywinter zusammentrommelt, bittet Fleece Lord Thalmont um einen Passierschein, denn noch steht ja nicht fest, wann und in welcher Stärke man nach Westen ausrücken wird. Thalmont erteilt ihr die Erlaubnis für drei Tage.

 

Gemeinsam verlassen die Helden Trailstone. Unterwegs fragen sie einige Scouts nach dem weiteren Weg, reiten den Kurvel's Trail entlang (das prächtige Gold der Bäume hat sich inzwischen in Braun verwandelt), orientieren sich an einer Mühle in der Ferne, finden aber auf dem Weg dorthin keine Anzeichen für die Outriders (Plague Tale: Innocence, Chapter 4 – The Apprentice). Zhai kundschaftet die Mühle aus, und die keine Pferde findet, klopft Fleece: Die Mühle wird von den greisen Großeltern, den Eltern und den Kindern geführt, und sie alle hätten nichts dagegen, wenn Naravains Outriders etwas zustieße, aber sie kommen nur alle zwei oder drei, mal auch erst vier Tage vorbei, zuletzt vor zwei Tagen. Bewirtung lehnen die Helden ab, da die Outriders der Müllersfamilie ohnehin schon alles weggefressen haben, und verbringen die Nacht in der Scheune. Nun heißt es also Warten und Hoffen, denn wenn sich Naravains Outriders morgen nicht blicken lassen, müssen sie stante pede nach Trailstone zurückkehren.

 

Am nächsten späten Nachmittag hat man bereits alle Hoffnung aufgegeben, als Zhai endlich von Norden kommende Reiter erspäht – da gerade die Sonne untergeht, wollen sie ohne Zweifel bei der Mühle übernachten. Nachdem sie abgesessen sind, schnappt der Hinterhalt zu: Graywinter schickt ihnen im feurigen Abendrot einen Fireball entgegen, Skaar schießt mit dem Bogen, Fleece bufft, Raif, J'avo, Zhai und Graywinter kämpfen weiter zu Fuß, und bei zunehmendem Wind, der das Laub hochwirbelt, geht's los. Durch sein magisches Bombardement hat der Zauberer die gegnerische Überzahl bald eingeschmolzen, und die anderen Helden dünnen das Feld weiter aus.

 

Naravain sieht seine Felle schwimmen und ergreift zu Pferd ängstlich die Flucht, Raif sitzt auf und setzt nach, und im letzten Abendrot liefern sie sich eine Verfolgungsjagd zu Pferd. Endlich fängt Raif Naravain in einem Obsthain ab, beide stürzen zu Boden, und das Duell beginnt. Jedoch stellt sich rasch heraus, dass der unter Bedrängnis furchtsame Naravain im Gegensatz zu Allence bestenfalls  ein durchschnittlicher Kämpfer ist, der Raif vor keine großen Probleme stellt. Innerhalb von ein paar Runden durchbohrt Raif seinen Bauch, sieht verächtlich auf ihn hinab und meint: "Das ist für Knighton Hall, du Bastard!" Zuvor hatte Spider Raif die Gnadenstöße abgenommen – zu dumm, dass Naravain dafür gesorgt hat, dass er fliehen musste und das nun nicht mehr tun kann. Raif lässt Naravain zum elenden Verrecken liegen. Das ist sicher nicht ehrenvoll, aber dieses Monster besitzt kein Quäntchen Ehre, und Raif ist viel zu wütend, um seinen Tod zu erleichtern.

 

Von den anderen Outriders gelang keinem die Flucht (Graywinter und Skaar wussten das zu verhindern), Naravains Männer sind tot oder verletzt – und zu sehr Ballast, um den ganzen Weg nach Trailstone mitgenommen zu werden, also macht J'avo kurzen Prozess und erlöst auch zwei verwundete Pferde. Die anderen werden eingefangen und mitgenommen, ebenso die Abzeichen der getöteten Outriders als Nachweis für die Operation, und sämtliches Geld, das sie mitführten, bekommt die Müllersfamilie. Diese ist dankbar, erlöst worden zu sein, und da diese Nacht ungemütlich zu werden droht, verbringen die Abenteurer sie im Wohnzimmer vor dem Kamin.

 

Als bereits alle schlafen und nur Raif und Fleece noch wach sind, kommt er auf seinen Kampf mit Allence zu sprechen. All die Jahre mit dem Challenger hatten sein Selbstbewusstsein untergraben: War er wirklich ein guter Kämpfer oder lag es an diesem Schwert? Das Duell mit Ryam Allence gab es ihm zurück und führte ihm vor Augen, dass er es wirklich weit gebracht hat. Raif erzählt daraufhin auch von seinem Treffen mit Allence und dessen Angebot. Die Akademie der Kriegs- und Lebenskunst war schon immer sein Traum. Fleece erwidert, dass er doch einen Freibrief für Darromars Kriegerseminar erhalten hat. Ja, aber das fühlt sich erstens nach einer Gefälligkeit an, einer bloßen Formalität, und zweitens genießt das Kriegerseminar zwar durchaus einen guten Ruf, aber Esmeltarans Akademie ist noch mal etwas ganz anderes für ihn – zumal er den Dekan wirklich von sich überzeugen müsste. Sollte es Tempus gefallen, ihn lebend nach Amn gelangen zu lassen, würde er es gerne versuchen, aber dafür benötigt er natürlich Geld.

 

Zurück in Trailstone erfahren die Abenteurer, dass der Herzog bereits wieder abgereist ist. Gerüchten zufolge ist Graf Roaringhorn, der in Hembreons Abwesenheit das Oberkommando innehat, gegen Averlorn gezogen, unterlag aber. Daraufhin haben die Amnier im Osten der Provinz, anstatt gebündelt gegen Riatavin zu ziehen, ihre Streitmacht aufgeteilt, um auf Raubzug zu gehen, Ressourcen zu sammeln und damit den Gegner zu zermürben. Roaringhorn war gezwungen, es den Amniern gleichzutun, und musste seine Truppen ebenfalls aufteilen, wollte er alle Brandherde löschen. Da sowohl Riatavin als auch Averlorn zu gut befestigt sind, muss nun eine Lösung her. Der Herzog will jedoch nicht, dass der Feind sich wieder im Westen ausbreitet und die Ressourcen der Provinz nutzt, um sich zu stärken, also ziehen wie geplant etwa 1.500 Köpfe Richtung Brost. (Der Rest bleibt hier, um Trailstone zu sichern.) Das Kommando über diesen Kriegshaufen hat Lady Alangama Gulderhorn, die mit dem Herzog nach Trailstone gekommen war.

 

Fleece ist natürlich nicht begeistert, weiß sie doch, was Gulderhorn von der Gemeinschaft der Ersten Sonne hält – und nun ist sie auch noch die ranghöchste Adlige hier. Damit nicht genug, in ihrer Begleitung reist ihre Schwester, Illuminata Evelance Aubrent. Einerseits weiß Fleece, dass der Herzog ganz andere Probleme hat, als sich über sie Gedanken zu machen, aber ihm ist klar, dass die Frau, die er hier als Oberbefehlshaberin eingesetzt hat, die Abenteurer nicht ausstehen kann. Also kann Fleece nur hoffen, dass er wie versprochen den Gulderhorn-Schwestern ausdrücklich untersagt hat, Graywinter wegen Gesetzesbruchs zu belangen, denn als Nichtmagier darf dieser nicht zaubern. Sollte Hembreon das getan haben, bliebe zu bedenken, dass das Wort eines Herzogs immenses Gewicht hat, erst recht bei seiner Vasallin, der Gräfin. Die Illuminata jedoch ist dem Herzog nicht unterworfen, und dieser kann das Gildenrecht nicht beeinflussen. Wollte sie sich also über Hembreons Winsch hinwegsetzen, dürfte sie das auch.

 

Raif holt das Empfehlungsschreiben ab und wechselt noch ein paar respektvolle Worte mit Allence. Ihm ist klar, dass das ein Gefallen unter Gentlemen war: Allence bedankt sich damit dafür, dass er sich nicht einfach kampflos einer Übermacht ergeben musste, sondern standesgemäß kämpfen und ehrenhaft unterliegen durfte.

 

Gilborn stößt wieder zu den anderen. Darüber, wie er die letzten Tage in Farmeet verbracht hat, spricht er natürlich nicht.

 

Fleece kümmert sich darum, das Letzte Banner abmarschbereit zu machen, und meldet bei der Versammlung der Bannerherren Vollzug. Nun aber, da des Herzogs schützende Hand weit weg ist, demütigt Gräfin Gulderhorn Fleece vor den versammelten Rittern, indem sie sie daran erinnert, dass sie nur eine Dienstritterin ist, der es nicht zusteht, ein Banner zu führen, und da man sich gerade nicht in einer Notlage befindet, sollte man natürlich Recht und Ordnung den Vorzug geben. Kurzerhand überträgt die Gräfin das Letzte Banner an Dame Kerrice Dobraine. Die unscheinbare, zurückhaltende Jungritterin ist unübersehbar überrascht, ein Banner zu bekommen – das ist der Lohn dafür, dass sie sich bei der Schlacht von Carver's Pit ausgezeichnet hat. Fleece muss natürlich demütig den Kopf neigen, und Gräfin Gulderhorn hat ihr deutlich gemacht, wo ihr Platz ist.

 

Zhai überredet Raif, Jaelan Furanth nach Amn mitzunehmen, denn wenn er nach Esmeltaran geht, könnte er Jaelan doch bei Salix Mulziber in die Lehre geben, denn der steht ja bei Cordian und somit bei der Gemeinschaft in der Schuld. Für Jaelan wäre das kein Problem, weil er ja kultureller Amnier ist.

 

Fleece macht sich nach der Versammlung über Dame Kerrice schlau: Sie ist die Tochter eines namhaften Edlen, der wünscht, dass sie im Krieg gegen Amn so viel Erfahrung wie möglich sammelt. Der scheint sich bislang zu erfüllen: Sie hat bei der Schlacht von Carver's Pit nicht nur bei der Verteidigung der rechten Flanke eine gute Figur gemacht, sondern auch einen bedeutenden amnischen Adligen gefangen genommen. Nun will ihr Lehnsherr wohl ihres Vaters Wunsch weiterhin erfüllen und sehen, wie sie sich mit einem Banner schlägt. Das ist der Feudalismus: Rang und Name stechen stets Leistung aus.

 

Fleece sucht also das Gespräch mit Dame Kerrice, die kaum die Zähne auseinanderkriegt, der sie aber ansehen kann, dass ihr die Situation selbst peinlich ist. Um das Wohl ihrer Leute besorgt, gibt Fleece ihr einen Crashkurs und lässt mit ihr gemeinsam das Letzte Banner antreten, um offiziell das Kommando abzugeben. Sie sieht nicht nur Captain Urias, sondern den meisten Soldaten an, dass sie enttäuscht sind, aber es ist, wie es ist.

 

Immerhin befinden sich in diesem Kriegshaufen auch Sheriff Varimer Thurland und sein Sohn Sir Colmar (Sir Rethmar ist ja bei der Schlacht von Ghaston Valley gefallen), und mit beiden verstehen sie und Raif sich gut. Einige der anderen Ritter kennt sie vom Sehen, aber keinen von ihnen näher – so verwundert es auch nicht, dass sie auf Abstand bleiben und von einem Emporkömmling wie ihr nicht viel halten. Zu Illuminata Aubrents Sonnengarde bleiben die Gefährten natürlich auf Abstand, um den sehr religiösen Kriegern keinen Vorwand zu geben, auf Zhai oder Graywinter loszugehen.

 

Die Reise verläuft ohne Zwischenfälle, und man stößt auch nicht auf amnische Späher. Bald ist Brost erreicht, und Fleece ersucht um Audienz bei Lady Gulderhorn und bittet sie, vorausreiten zu dürfen, da sie sowohl Brosts Stadtrat als auch Glorandal Diamonddew gut kennt. Die Gräfin lehnt einsilbig ab, und als Fleece sie noch verwirrt ansieht, fragt sie missmutig nach, ob sich Fleece einbildet, dass sie ihr Rechenschaft schulde. Fleece bleibt nichts anderes übrig, als sich zu verneigen und zu gehen.

 

Gilborn hat sich währenddessen gerade mit ein paar Leuten unterhalten, als ein Priester aus Aubrents Gefolge auf ihn zutritt, der sich als Donator Lumini Vardun Belanor (Damien Thomas) vorstellt. ("Ehrwürden." – "Hochwürden.") Sie unterhalten sich ein wenig, einfach nur, weil sie beide (sehr unterschiedliche) Priester am selben Ort sind.

 

Späher haben längst gemeldet, dass die Amnier nördlich von Brost an der Straße zur Tethir Road lagern, denn Brost schmiegt sich an den Waldrand, und die Elfen haben jeden Versuch, die Stadt zu halten, vereitelt, aber bislang nicht den schützenden Wealdath verlassen. Lady Gulderhorns Befehl lautet, die Invasoren zurück nach Amn zu treiben.

 

Der Kriegshaufen erreicht Brost und errichtet sein Lager nahe der Stadt. Sofort hält amnische leichte Reiterei durch den westlich von Hügeln und östlich von Sümpfen begrenzten Pass gen Süden auf Brost zu – eventuell haben sie noch gar nicht von der Ankunft des Kriegshaufens gewusst oder ihn zumindest für kleiner gehalten, als er ist. Analog zur Schlacht von Adrianopolis 1205 mobilisieren Ritter eigenmächtig die Verteidigung, setzen den Amniern aber nach, als sich diese zur Flucht wenden, und verfolgen sie durch den Pass. Endlich kapieren sie ihren Fehler und kehren zurück, und beim Kriegsrat erteilt Lady Gulderhorn erbost den strikten Befehl, sich im Falle eines Angriffs nicht aus der Reserve locken zu lassen, denn die Amnier können wegen der Elfen kein Interesse haben, so dicht am Waldrand die Konfrontation zu suchen. Sie will erst mal die Berichte aus der Umgebung abwarten und sich ein Bild von der größeren Lage machen. Sollten die Amnier morgen erneut angreifen, gilt es, den mobilen Gegner in den Nahkampf zu verwickeln und ihn zu binden.

 

Am Morgen werden neue Truppenbewegungen gemeldet, und Lady Gulderhorn stellt ihre Verteidigung auf: Sheriff Irem Willink kommandiert die erste Schlachtreihe schwerer Kavallerie, Lady Gulderhorn kommandiert die leichte Kavallerie dahinter und hält die Hälfte ihres Kriegshaufens zurück für den Fall, dass die Amnier auch von Nordosten über die andere Straße zum Trade Way angreifen.

 

Wie am Vortag führen die amnischen Reiter leichte Attacken aus, um den Gegner zu stören, ziehen sich aber bald wieder zurück. Lord Willink scheint Lady Gulderhorns Befehl vergessen zu haben, denn er wittert Ruhm und Ehre und befiehlt, nachzusetzen. Die wütende Gräfin muss sich entscheiden: Ihm folgen oder bleiben? Beides kann richtig oder falsch sein. Letztlich folgt sie ihm in der Hoffnung, dass das kein amnischer Lockversuch, sondern wirklich nur ein gescheiterter Angriff war. Doch natürlich kommt es, wie es kommen muss, denn nur ein Idiot wie Lord Willink konnte sich so aus der Reserve locken lassen: Er läuft in einen Hinterhalt, und von hinten nehmen vom Unterholz getarnte Bogenschützen die Fußtruppen unter Beschuss. Lord Willink fällt wie der Großteil der Truppen, Lady Gulderhorn und einige andere Ritter werden gefangen genommen.

 

Zurück bleiben keine 800 Köpfe, die sich plötzlich des Großteils ihrer Ritter und ihres Heeres beraubt sehen. Bei den Streitigkeiten, wer nun das Oberkommando übernimmt, siegt zu Fleeces Erleichterung Sir Varimer Thurland, da er mit seinem Amt als Sheriff von Gallandry Lord ex officio ist und einen anderen infrage kommenden Sheriff, Lord Ulman Darrothan, mit seiner Amtsdauer übertrumpft. Illuminata Aubrent hält sich an Recht und Ordnung und bestätigt das, und damit kehrt Ruhe ein. Lord Darrothan akzeptiert und fügt sich dem Urteil, wirkt aber unzufrieden.

 

Lord Thurland entsendet sofort Späher zur Aufklärung und gestattet den Helden natürlich, in Brost um Hilfe zu ersuchen. Zhai kann ihre Mutter Anluth wiedersehen, und Fleece beruft den Stadtrat ein. Unter diesen Umständen kann Raif seine Gefährten natürlich nicht im Stich lassen und wird bleiben, bis sich die Lage entspannt hat.

 

Mit Raif und Zhai begibt sich Fleece zum Rathaus (Graywinter will mitkommen, doch Fleece macht ihm klar, dass er dort nichts verloren hat), wo sie die Stadtherren wiedersieht: Meliamne repräsentiert Ancrull Northshield, dazu Pelendur, Furmenglaive und die anderen. Hier trifft sie auch auf die beeindruckende Elfe Laelithar Moonbreeze. In Suldanesselar weiß man um Glorandals Qualitäten in Friedenszeiten, doch im Krieg braucht es andere, also entsandte man einige Mondelfen, um in Brost das Kommando zu übernehmen. Der Stadtrat wird natürlich angehört, aber im Grunde macht Laelithar, was sie will. Sie hat bereits von Fleece und ihrer Umarmung des Lebensbaums gehört, und sie sieht natürlich den Elfenfreund-Anhänger, den die Bardin (wegen des Anlasses bewusst) offen trägt. Wie sich das Kapitel weiter entfaltet, hängt nun von Fleeces Diplomacy-Check ab: Es fällt eine rare natürliche 20, dazu der Skill nebst Bonus – zwischen den beiden ist alles klar. Natürlich hatte die Gräfin bereits gestern einen Abgesandten geschickt, der sich aber mit seinem Kommandoton sofort unbeliebt machte. Insofern ist Laelithar erfreut, dass es jetzt offenbar doch zu einer etwas harmonischeren Zusammenarbeit kommen kann. Im Gegensatz zum Herold der Gräfin zeigt Fleece nämlich Verständnis für Laelithars Erklärung, warum ihre Elfen nicht offensiv in den Krieg eingreifen: weil es nur ein Grenzstreit ist und damit zu unwichtig, wertvolle Elfenleben zu vergeuden. Die Amnier haben versucht, sich Brost einzuverleiben, sich dabei eine blutige Nase geholt und schnell verstanden, dass sie die Stadt zwar einnehmen, aber nicht ohne ständige Verluste halten können. Brost liegt im Herzogtum Noromath, und deshalb muss man sich damit abfinden, dass Herzog Allain Kevanariels Regeln gelten.

 

Raif ist von der charismatischen Elfe gefesselt, doch die interessiert nicht für ihn, sehr wohl aber für Zhai, die hier (vorgespielt selbstbewusst) offen auftritt. Natürlich war Laelithar vorgewarnt, was das außergewöhnlichste Kind betrifft, das Brost je hervorgebracht hat, aber sie reagiert nicht so wie die meisten Waldelfen, sondern zeigt sich skeptisch-interessiert und nicht von vornherein hasserfüllt, denn sie hat von Zhais Leben gehört, und in dem hat sich zu viel Positives abgespielt, als dass die Halbdrow, die ja schließlich auch zur Hälfte Waldelfe ist, ganz und gar verkommen sein könnte. Offen fragt Laelithar Fleece, ob sie sich für Zhai verbürgt, was die Bardin ohne zu zögern tut. Durch ihr auf Anhieb gutes Verhältnis zueinander reicht das Laelithar, Zhai in diesem Raum zu akzeptieren. Das ist natürlich auch für Zhai völlig neu, zumal sie mit Ninthalors Häschern ganz andere Erfahrungen gemacht hat – doch Elfen sind so unterschiedlich wie Menschen.

 

Illuminata Aubrent ist zu Ohren gekommen, dass Lord Thurland die Abenteurerin als Gesandte nach Brost geschickt hat – und sie kann sie natürlich ebenso wenig ausstehen wie ihre Schwester und findet es unerhört, dass so jemand jetzt die Interessen des Königreichs repräsentiert. Sie verlangt, dass der Sheriff mit breiter Brust zum Rathaus marschiert und in Brost Truppen akquiriert. Als Politiker ist er nicht erfahren und lässt sich von der hochrangigen Geweihten einschüchtern. Um zu gewährleisten, dass er tut, was sie will, begleitet die Erleuchtete ihn zum Rathaus, daneben Sir Gerion Maurard (Richard Armitage), der Kommandant der Sonnegarde, und Lord Ulman Darrothan als nach Lord Thurland ranghöchster Ritter.

 

Im Rathaus kommt es natürlich zur Konfrontation, denn Aubrent sieht beim Eintreten in den Ratssaal ja auf Anhieb, wie gut sich die Vagabundin und die ungläubige Elfe verstehen. Im Namen von Lord Thurland verlangt sie Truppen, um das amnische Lager anzugreifen und die Gräfin zu befreien, und selbstredend lehnt Laelithar ab. Natürlich könne Lord Thurland gern in der Stadt herumfragen, ob sich ihm jemand anschließen möchte, und solange das aus freien Stücken geschieht, hat Laelithar nichts dagegen – aber weder werde er elfische Truppen bekommen, noch dürfe er Städter zwangsverpflichten. Aubrent ist außer sich und sieht die göttliche Ordnung durch diese unverfrorene Ungläubige unterhöhlt, und Sir Gerion und Lord Darrothan springen ihr bei, doch Laelithar versetzt, dass sie sich nicht für Aubrents Kirche interessiert und die Wünsche von Allain Kevanariel zu verwirklichen gedenkt, in dessen Herzogtum sie sich hier befinden – und der als Herzog doch wohl ein Stück über Thurland und Aubrent steht, nicht wahr?

 

Aubrent verlangt von Thurland, der Elfe die Kooperation zu befehlen, und Fleece muss versuchen, die Situation zu deeskalieren, bevor sie außer Kontrolle gerät. Zuerst reden alle durcheinander, und sie kann keinen Satz zu Ende bringen, also wendet sie Fascinate (Oratory) an, so dass das Gerede langsam zurückgeht. Sie erklärt, dass Laelithar nur die Befehle ihres Herzogs ausführt und dass sie nicht Lord Thurlands und schon gar keinem kirchlichen Befehl untersteht. Da das hier überhaupt keine kirchliche Angelegenheit ist, wäre es doch vielleicht eher ratsam, wenn sich Lord Thurland und Laelithar zusammensetzen und gemeinsam nach einer Lösung suchen. Aubrent jedoch hat ihren Will-Save geschafft und bleibt unbeeindruckt: Ein Zwiegespräch, von Fleece moderiert, hm? Das könnte ihr so passen. Sir Varimer jedoch ist fasziniert von Fleeces Vortrag, und er schafft, was ihm zuvor nicht möglich war: Er bittet die Erleuchtete um Zurückhaltung, da das hier in der Tat eine militärische Angelegenheit ist. Zwar könnte er sie hinausbitten, aber das bringt er nun wirklich nicht über sich, also findet ein offenes Gespräch am runden Tisch statt, in der Tat von Fleece moderiert. Laelithar ist klar, dass Fleece für sie und gegen diese Priesterin Partei ergriffen hat, und daher durchaus für Zugeständnisse offen, die ihr Thurland nicht hätte abringen können: Denn zuerst lehnt sie alle seine Bitten ab, lässt sich nach Fleeces Intervention dann aber darauf ein, Kundschafter zur Verfügung zu stellen, vielleicht sogar Bogenschützen, aber das kommt auf den Einzelfall an. Aubrent torpediert das Gespräch, und Fleece bügelt ihre Versuche aus, zumindest die Ratsherren davon zu überzeugen, dass sie hier etwas zu sagen hat, zieht sich damit aber noch stärker Aubrents Unmut zu. Doch die Erleuchtete weiß vermutlich nicht, welche Geschichte Fleece mit Brost hinter sich hat und dass sie allergisch darauf reagiert, wenn sich hier einfach jemand nimmt, was er will. Dabei ist Fleece natürlich klar, wie unklug es ist, sich Aubrent zur Feindin zu machen (wenn sie das nicht ohnehin schon ist), aber wie diplomatisch sie unter normalen Umständen auch sein mag und wie sehr es im Interesse der Gemeinschaft läge, sich mit einer Illuminata gut zu stellen: Niemals käme es Fleece in den Sinn, sich in den Augen der Elfen so zu gebärden, als stünde sie auf Aubrents Seite, dafür bedeuten ihr ihre Erfahrungen in Elihir zu viel.

 

Fleece bittet Thurland, die Gemeinschaft der Ersten Sonne zur Tethir Road zu schicken. Vielleicht befindet sich die Gräfin noch im Lager der Amnier, aber wäre Fleece an deren Stelle, hätte sie sofort ihre Verbringung nach Trademeet veranlasst, was bedeutet, dass ein Tross heute Morgen aufgebrochen sein könnte. Stießen die Abenteurer auf ihn, würden sie sich schon etwas einfallen lassen. Die Illuminata spricht sich ganz klar dagegen aus: Anstatt zu kindischen Träumen von Heldentum zu ermutigen, sollte Lord Thurland seine "irregulären Streitkräfte" lieber sinnvoll einsetzen. Fleece fragt sich, ob Aubrent wirklich nicht glaubt, dass sie und ihre Freunde etwas ausrichten können, oder ob sie die Vorstellung verabscheut, dass ihre Schwester von... denen befreit wird. Thurland gibt nach und stimmt Aubrent zu, dass fünf Köpfe es niemals mit einem Gefangenentransport aufnehmen können, egal, wie mächtig und einfallsreich sie auch sein mögen. Die Amnier verfügen über genug Mannstärke, um eine schwere Bewachung abzukommandieren, und sie wissen, welch wertvolle Geisel sie da haben.

 

Fleece hat sich mit dem unbemerkt gebliebenen Fascinate herausgenommen, was sie sich erlauben konnte – eine Suggestion würde sie ohne Zweifel den Kopf kosten, würde Aubrent darauf aufmerksam.

 

Brost ist sicher, also stellt der Rat der Armee das Rathaus als Hauptquartier zur Verfügung, und einheimische Botenreiter brechen auf, um der Hauptstreitmacht zu berichten. Ohne die Gräfin und den Großteil der Ritter ist Fleece jetzt neben Sir Colmar eine der wichtigsten Vertrauten Lord Thurlands, denn Lord Darrothan ist sein Konkurrent und Sir Gerion Maurard vertritt die Interessen der Erleuchteten. Thurland möchte Truppen aus den Dörfern zusammenstellen, um seine Armee aufzufüllen, doch Fleece widerspricht entschieden: Er macht sich nicht klar, dass das ebenso rasch die Ohren der Elfen erreichen und eine weitere Zusammenarbeit unmöglich machen würde. Freiwillige hingegen wären kein Problem. Sir Varimer lenkt ein: Er wird sich dem Wunsch Laelithars beugen und niemanden unter Waffen zwingen, obwohl er es könnte. Doch dann sollte Fleece selbst zu den Dörfern hinausreiten und so viele Menschen wie möglich rekrutieren. Fleece wirft ein, dass man doch lieber die Botenberichte abwarten sollte: Verbleibt die Gräfin im amnischen Lager oder wird sie nach Trademeet gebracht? Thurland aber beharrt darauf, dass sie sich noch heute auf den Weg macht und die Dörfer südöstlich von Brost abklappert.

 

Drohte Gefahr von den Goblins aus den Small Teeth, der man sich entgegenstellen muss, will man nicht vernichtet werden, dann hätte Fleece damit kein Problem. Den Dörflern aber kann es egal sein, an wen sie ihre Abgaben entrichten, und hier oben am nördlichen Rand des Wealdath sind sie nicht in das Feudalsystem eingebunden, sondern dürfen sich selbst verwalten, weil sich die Elfen nicht dafür interessieren, ihnen Vögte vor die Nase zu setzen. Ja, einem Ruf zu den Waffen müssten sie folgen, aber Zwang scheidet ja aus. Ablehnen kann sie den Befehl so oder so nicht, für ihr Beharren auf der Einhaltung von Laelithars Forderungen muss sie geradestehen. Natürlich weiß sie, warum Sir Varimer will, dass sie geht – weil sie die Menschen mitreißen und notfalls manipulieren kann.

 

J'avo ist nach wie vor kein geborener Reiter, mit Zhai und Graywinter kann sie niemanden auf ihre Seite locken, also reitet sie, da es schnell gehen soll, nur mit Raif los. Auf ihrer Werbetour, die sich für sie sehr unaufrichtig anfühlt, vermeidet sie glatte Lügen, weicht bestimmten Fragen aus und arbeitet mit Halbwahrheiten, und mit ihrer Art, ihrer Redekunst und auch mit Musik begeistert sie die Menschen. Da sie immer gleich zum nächsten Dorf weiterreitet, weiß sie nicht, wie viele ihrem Ruf folgen werden. Währenddessen sitzt Aubrent Thurland ständig im Nacken, was genau er zu unternehmen gedenkt. Er muss sie gewähren lassen, denn er braucht ihre Sonnengarde, aber er hat ohnehin zu viel Respekt vor ihrem kirchlichen Amt. Seine Späher kehren mit Berichten zurück, und Thurland erkennt, dass ein Angriff auf das amnische Lager aussichtslos wäre, denn durch den Sieg, den Lord Willink ihnen schenkte, sind die Amnier den Tethyrianern deutlich überlegen und haben auch die Dörfer zwischen der Tethir Road und Brost fest in der Hand. Einblick in das amnische Lager hatten die Kundschafter allerdings nicht, und sie können nicht die ganze Tethir Road entlangreiten, um zu schauen, ob es einen Transport gab.

 

Unterwegs unterhält sich Raif mit Fleece über ihre Situation: Er ist erstaunt, wie treu sie Tethyr dient, obwohl es außer dem Herzog nur eine Handvoll höherrangiger Menschen in diesem Reich gibt, die sie achten. Die ganze Gemeinschaft hat sich so sehr daran gewöhnt, komplett selbstbestimmt zu leben und niemandem unterworfen zu sein, und ihnen beiden ist das durch ihre Herkunft sowieso in die Wiege gelegt. Wenn aber der Gemeinschaft immer wieder vor Augen geführt wird, wie wenig man sie trotz ihrer Heldentaten respektiert, sollte man dann nicht irgendwann darüber nachdenken, sich von den Fesseln zu lösen, mit denen Tethyr sie an sich gebunden hat, den Thargreves das Ordenshaus zurückgeben, seine Zelte abbrechen und woanders aufschlagen? Fleece kontert mit der Frage, ob Raif denke, dass das irgendwo anders wäre? Ja, natürlich, entgegnet Raif, in Amn zum Beispiel. Hochnäsiger Adel ist hochnäsiger Adel, gewiss, aber insgesamt weiß man dort Unternehmungsgeist und Erfolg durch harte Arbeit weit mehr zu schätzen als in Tethyr, Fleece möge sich nur Ulabeth Mullendores Karriere ansehen: Eine Abenteurerin war gern gesehener Gast in der hohen Gesellschaft, wurde akzeptiert und respektiert. Sie haben doch nun wirklich gelernt, dass die hohe Gesellschaft Tethyrs das niemals tun wird. Hier zählt nur, in welchen Stand du hineingeboren wurdest, sonst nichts.

 

Fleece fühlt sich zu müde, um eingehend darauf zu antworten. Raif wiederum denkt sich, dass sie sich vermutlich gar nicht klar macht, dass es vor allem ihrem Ego zu verdanken ist, dass die Gemeinschaft so eng mit Tethyr verwoben ist. Ja, Theon hatte die Gemeinschaft lange als Helden gesehen, bevor es irgendjemand anders tat, und ihr über die Jahre das Selbstbewusstsein gegeben, dazu zu werden, doch Fleece versucht dasselbe über die Bewunderung von außen, die sie sucht. Der Adel sieht weitgehend auf die Abenteurer herab, aber das Volk verehrt sie als Helden. Das scheint zu sein, was Fleece für den Treibstoff der Gemeinschaft hält und was sie immer wieder zu erneuern versucht. Im Grunde ist das ein einfacherer Weg als Theons Ideologie, denn es ist nicht leicht, zu wissen, dass man heldenhaft gehandelt hat, wenn es sonst niemand weiß, und dennoch daraus sein Selbstbewusstsein zu ziehen. Bejubelt zu werden, stärkt das Selbstbewusstsein deutlich mehr. Raif fragt sich, ob sich Fleece in die Aufgabe verbissen hat, auf Biegen und Brechen zu versuchen, den Adel und das Rittertum ebenso wie das Volk dazu zu bringen? Wenn ja, dann wird sie sich daran die Zähne ausbeißen. Ihn wundert nur, dass die sonst so einfühlsame Menschenhirtin nicht zu merken scheint, dass außer ihr wirklich niemand darauf Wert legt, sondern ihr nur folgt. Vielleicht ist ihr das aber zumindest unterbewusst klar, und deshalb wehrt sie dahingehende Gespräche ab, um sich nicht damit auseinandersetzen zu müssen, dass sie nur ihre eigenen Ziele verfolgt, während sie sich einredet, dass sie nur im besten Sinne der Gemeinschaft handelt?

 

Vielleicht sollte sie wirklich Hembreons Angebot annehmen und sich belehnen lassen. Dann könnte sie dieses Leben für immer führen, und die anderen könnten wieder zu einer eingeschworenen Gemeinschaft ohne Anker in Tethyr werden – ohne sie. Doch wer hält diesen bunten Haufen zusammen? Doch nur Fleece. Einst war es Theon, dann Theon und Fleece gemeinsam und seit über vier Jahren Fleece allein. Ohne sie zerbräche die Gemeinschaft binnen Jahresfrist, daran hegt Raif keinen Zweifel.

 

Natürlich ist es kompliziert, Raif kann ihr ja nicht durchgehend Unrecht geben. Sie argumentiert immer damit, dass die Gemeinschaft mit all ihren Exoten Rückhalt in der Bevölkerung braucht, um sich vor den Mächtigen zu schützen, und das ist sicherlich richtig. Andererseits: Ohne ihre Bekanntheit würden sich die Mächtigen auch nicht um sie scheren, oder? Gewiss, ihnen steht ein Ordenshaus in Zazesspur zur Verfügung, aber das gehört ihnen nicht mal selbst, und sie haben genug Geld, um jahrelang in den nobelsten Herbergen der Stadt zu wohnen. Unterm Strich ist Fleeces Ritterschlag ein Mühlstein um den gemeinschaftlichen Hals, der Jahr für Jahr schwerer wird.

 

Als sie nach über zwei Tagen zurückkehren, haben sich bereits etwa 20 Bauern eingefunden – das ist quasi nichts. Gewiss konnte sie mehr begeistern, aber die Notwendigkeit, auf den Feldern zu arbeiten, wiegt schwerer. Mit Fascinate und Suggestion hingegen hätte sie deutlich reichere Ernte eingefahren, doch das kam nie infrage.

 

Anders als Cormyr hat Tethyr den Adelsrang des Barons abgeschafft – diese Verwaltungseinheiten werden stattdessen von ernannten Sheriffs regiert, deren Amt aber nicht erblich ist. Sie sind also nur Lords von Amts wegen, zuvor aber als mal mehr, meist weniger einflussreiche Ritter aufgewachsen. Wäre Sir Varimer Thurland als künftiger Baron aufgewachsen, hätte er vielleicht das Selbstbewusstsein, Illuminata Aubrent in ihre Schranken zu weisen, doch wäre er nicht Sheriff, stünde sie weit über ihm, und das schüchtert ihn ein wie jeden anderen Ritter auch. Auf Druck von Aubrent, dem Thurland daher nicht standhalten konnte, hat er sich bereit erklärt, morgen auszurücken und nach und nach die Dörfer zurückzuerobern. Als Fleece das erfährt, ist ihr klar, dass das wenig bringen wird, denn selbst wenn man die Dörfer halten könnte (was man nicht kann), würde es Tendays dauern, bis sich diese kleinen Einbußen auf die amnische Versorgung auswirken. Aubrent aber, militärisch völlig ahnungslos, träumt davon, dass Tethyr Amn so lästig wird, dass es Brost angreift und man dann auf die Hilfe der Elfen zurückgreifen kann. Fleece diskutiert mit Thurland und Sir Colmar herum, doch Thurland hat sein Wort gegeben. Es wird aber noch absurder: Trotz ihrer Forderung hält Aubrent ihre Sonnengarde in Brost zurück, weil sie ihre Kirchenkrieger zu fein findet, sich dafür herzugeben, Dörfer zu erobern. Ein heroischer Frontalangriff, um ihre Schwester zu befreien, oder die heroische Verteidigung Brosts hingegen... Fleece könnte ausrasten.

 

Am Morgen geht es also wieder los, und in Ermangelung Freiwilliger nimmt sich Fleece der neuen Rekruten an. Dame Kerrice beobachtet sie dabei, um sie zu kopieren, kann sich aber unmöglich Fleeces Art aneignen, dafür fehlt ihr auch völlig das Charisma. Auch bleibt ihr nicht verborgen, dass das Letzte Banner gern wieder Dame Jhessails Wappen ins Feld führen würde.

 

Nach dem ersten befreiten Dorf auf dem Weg zum zweiten schlagen die Späher Alarm: Eine große Streitmacht mit einem erheblichen Anteil an leichter Kavallerie hält auf sie zu. Lord Thurland weiß, dass seine Truppen eine offene Feldschlacht nicht gewinnen können: Er ist zahlenmäßig klar unterlegen, und von der stärksten Waffe der Tethyrianer, den Panzerreitern, hat er lediglich eine Handvoll, die aber nur im breiten Verbund etwas ausrichten kann. Jedoch melden seine Kundschafter auch sehr vorteilhaftes Gelände, auf dem er die Stellung halten kann: Der Feind wird einen steilen Hügel erklimmen müssen, um zu einer Senke zu gelangen, an die ein weiterer Hügel anschließt (sh. Mount & Blade II). Fleece macht darauf aufmerksam, dass sie über einen sehr hohen Fernkämpferanteil verfügen. Wenn man sie hinter dem zweiten, noch höheren Hügelkamm verbergen würde und, um den Gegner in Sicherheit zu wiegen, nur wenige Fernkämpfer an den Flanken postierte, hätte man eine Falle, die man aber nicht zu früh zuschnappen lassen darf.

 

Lord Thurland ist einverstanden und überträgt ihr das Kommando über die Fernkämpfer. Direkt hinter dem ersten Hügelkamm postiert er außerdem einen Schildwall aus sämtlichen Fußtruppen und abgesessenen Rittern – Reserven zurückzubehalten, kann er sich nicht leisten, aber die leichte Kavallerie bleibt beritten, um die Flanken zu verteidigen. Fleece warnt ihn vor, dass sie solange wie möglich warten wird, um so viel Schaden wie möglich anzurichten, seine Verteidigung wird sich warm anziehen müssen.

 

Amn schickt zwei Schwadronen leichter Kavallerie, um das Gelände aufzuklären und die gegnerischen Schlachtreihen in Unordnung zu bringen, aber Fleece spielt ihren Trumpf noch nicht aus und hält die Fernkämpfer noch zurück, denn diese paar Reiter sind es nicht wert, das Überraschungsmoment zu verlieren. Der Schildwall hält stand, und Thurland kommandiert die tethyrianischen Reiter ab, ihn zu umrunden und bergab die Amnier zu attackieren, woraufhin sie sich zurückziehen und melden: Mit genug Köpfen kann man die tethyrianische Stellung überrennen.

 

Der Hauptangriff folgt, und nach wie vor lässt Fleece Thurland warten. Lord Darrothan jedoch löst sich aus den Reihen, erklimmt den Hügel, schreit Fleece an, wo der Befehl bleibt, und gibt ihn selbst. Glücklicherweise war Lord Thurlands Autorisierung deutlich, und Fleece ist bei den Soldaten überaus beliebt, so dass sie Lord Darrothans Befehl nicht befolgen, und Fleece bestätigt sie, indem sie befiehlt, zu warten. Auf eine Diskussion mit Darrothan lässt sie sich nicht ein, sondern beobachtet den Kampfverlauf.

 

Das fällt ihr naturgemäß sehr schwer, denn nie zuvor trug sie die direkte Verantwortung für so viele Leben, die jetzt gerade verloren werden – die sie geradezu opfert, um den Gesamtsieg zu sichern. Adlige treffen diese Entscheidungen, doch heute muss sie es tun. Das Schlimmste ist, mit eigenen Augen dem Sterben zusehen zu müssen und zu wissen, dass diese individuellen Menschen hätten gerettet werden können, gäbe sie sofort das Kommando. Wie oft hatte sie sich all die Jahre einen Magier mit echten Kampfzaubern gewünscht? Nun hat sie ihn, und Graywinter räumt da unten mächtig auf, doch wünscht sie sich nichts sehnlicher, als dass Valmaxian und Jaq jetzt hier wären – wie viele Leben hätten sie gerettet?

 

Thurland schickt natürlich erneut seine Reiterei los, sowohl um die den Hügel breit umrundenen Reiter abzufangen als auch um den Ansturm abzuschwächen, was dem Gegner ja zeigt, dass Tethyr Amn da oben nicht haben will, und dieser verdoppelt wunschgemäß seine Anstrengungen und wirft alles ins Feld, was er hat. Skaar, J'avo und Graywinter helfen dabei, die Linie zu halten, und Raif zu Pferd und Zhai zu Fuß werfen sich natürlich mit der eigenen leichten Kavallerie auf den Flanken mitten ins Gewühl, um den Ansturm zu stören und dabei so viel Schaden wie möglich anzurichten. Abermals wunschgemäß greift Amn im Zentrum immer breiter an, um mehr Truppen nach oben zu bekommen und auf dem Hügelkamm eine Zangenbewegung zu vollführen.

 

Inmitten der Angreifer gibt es auch einen niedrigstufigen Magier, der leichtsinnig genug ist, in vorderster Front anzugreifen, weil er nur so Gust of Wind und Capricious Zephyr wirken kann, um einen Teil des Schildwalls niederzuwerfen und eine Bresche zu schlagen. Graywinter schaltet ihn jedoch aus der zweiten Reihe gezielt aus, und Skaar und J'avo wehren den Angriff lange genug ab, um die eigenen Leute wieder auf die Beine kommen zu lassen.

 

Fleece wünschte, über magische Wahrnehmung zu verfügen und das Schlachtfeld von oben überblicken zu können, denn sie kann nur raten, wie viel von der gegnerischen Armee sie nicht sehen kann, und weiß nicht, ob sie zu früh oder zu spät losschlägt. Als sie erkennt, dass der ausgedünnte Schildwall bald an den Fuß ihres eigenen Hügels zurückgedrängt wird, gibt sie endlich den Befehl, und in mehreren versetzt zueinander stehenden Reihen nehmen die Fernkämpfer Aufstellung, die Armbrustschützen stehen vorn und schießen direkt, die Bogenschützen bedecken den Nachschub hinter dem unteren Hügelkamm indirekt mit Volleys. Raif und Zhai waren gewarnt, befinden sich aber beide auf den Flanken der Amnier, liegen also nicht im Zielgebiet des Pfeilhagels.

 

Der Plan geht auf: Die Angreifer werden aufgerieben, verlieren ihre Ordnung, die amnischen Offiziere schaffen es nicht, die Reihen geschlossen zu halten, Panik bricht aus, und der Rückzug verläuft unkoordiniert, was noch mehr Opfer fordert, da sich die Fliehenden gegenseitig behindern. Einige tethyrianische Kämpfer setzen nach und räumen noch ein paar Gegner ab, aber Thurland unterbindet das und ruft zurück zur Stellung, denn unten am Hügel wäre man den Amniern wieder hilflos ausgeliefert, wenn sie den Rückzug abbrächen.

 

Thurland beglückwünscht Fleece: Diese Idee hat sie vermutlich vor einer kompletten Niederlage gerettet. Tethyr hat keine hundert Ausfälle zu beklagen, Amn dagegen gut und gern das Dreifache. Gilborn ist unterwegs, heilt die schlimmsten Verletzungen und kann sonst nur noch Trost spenden und Sterbesegen sprechen.

 

Dame Kerrice ist schwer verwundet, aber nicht tödlich, weshalb Gilborn sie nicht geheilt hat. Unter diesen Umständen fragt sie Fleece, ob diese mit Lord Thurlands Erlaubnis wieder das Letzte Banner übernehmen möchte. Der gibt natürlich grünes Licht, und Captain Urias zeigt sich stolz, wieder Dame Jhessail Meldung machen zu dürfen.

 

Thurland kann nicht einfach wieder umkehren, da er bei Aubrent im Wort steht, also kommandiert er genug aus dem Tross ab, um die Verwundeten ins letzte Dorf zu transportieren und von dort aus zurück nach Brost, der Rest marschiert weiter.

 

Wie sich zeigt, hat Amn noch nicht genug: Vor dem nächsten Dorf wartet der Rest des vorhin besiegten Kriegshaufens, zahlenmäßig noch immer überlegen und offenbar mit dem Befehl, den tethyrianischen Vormarsch aufzuhalten. Fleece sitzt ab und erhält den Befehl, die linke Flanke zu verteidigen (sh. Mount & Blade II). Sie führt ihre Nahkämpfer, Captain Urias führt ihre Fernkämpfer dahinter. Hier zeigt sich, wie unübersichtlich das Feld aus der Froschperspektive ist, wie spontan die gegnerischen Parteien aufeinander reagieren müssen, wie wichtig eingeübte Befehlsketten sind, die ermöglichen, diese Reaktionen schnell umzusetzen, und wie viel Micromanagement in Form zahlreicher Detailbefehle es erfordert, Ordnung zu halten. ("March... march... run! Run! Hold! Right face, shield wall! Brace! Forward, drive them back, boys! Hold, don't pursue! Reform the line! Second row, defend the left flank! Skaar, J'avo, to the left flank! Right wheel... right wheel... hold!")

 

Die Amnier sind natürlich nicht dumm und wissen, dass sie sich auf die Flanke mit dem unübersehbaren "Riesen" konzentrieren müssen, da dort die wirklich schlimmen Gegner zu finden sind. Daher wird das Letzte Banner von vorn von der Infanterie bedrängt und von links von der leichten Kavallerie flankiert. Mehrmals geht die Kohäsion verloren, und Fleece muss zu ihrer Standarte rufen und schafft es, die Ordnung wiederherzustellen. Doch der Moralbonus, den sie durch Bardic Music (Oratory) und Pillar of Inspiration verleiht, macht bei ihren Freunden zwar bei schlechten Würfen durchaus etwas aus, aber bei Kämpfern mit viel niedrigeren Werten wie ihren Soldaten einen Riesenunterschied, und das Letzte Banner hält bravourös die linke Flanke und entlastet so den Rest, der mit dem Gegner daher leichteres Spiel hat und ihn konsequent zurückdrängt.

 

Auch diese Schlacht wird gewonnen. Am abendlichen Lager überredet Fleece Thurland, nach Brost zurückzukehren, denn die Dörfer zu halten, wäre ein völlig sinnloses Unterfangen. Das Einzige, das ihr Vormarsch gebracht hat, ist, die amnischen Reihen auszudünnen, und wenn die Amnier Gräfin Gulderhorn nach Trademeet gebracht haben, wovon sie ausgeht, fehlen ihnen auch deshalb Köpfe. Die Elfen spionieren deutlich besser als die Kundschafter der Armee – wer weiß, ob sich das Lager nicht inzwischen in einem angreifbaren Zustand befindet? Dann könnte sich auch endlich mal die Sonnengarde nützlich machen, anstatt sich nur zurückzulehnen und andere die Drecksarbeit erledigen zu lassen.

 

Ohne Aubrents Anwesenheit hat diese auch keinen einschüchternden Einfluss auf Thurland. Dieser mag Fleeces klare Worte, da sie seine Sprache spricht, zumal sie heute noch einmal massiv in seinem Ansehen gestiegen ist, und Schlachten in so kleinem Rahmen, in denen man wirklich Seite an Seite steht, schweißen zusammen, also stimmt er ihr zu.

 

Tags drauf kehrt man also nach Brost zurück, und siehe da, Laelithar erwartet sie schon im Rathaus. (Die Illuminata hat sie gar nicht informiert, da sie sie nicht als Ansprechpartnerin wahrnimmt.) Ja, das Lager ist zwar weitläufig, aber die Bemannung ist deutlich ausgedünnt, und von den gestrigen Kämpfen kehren weniger Soldaten zurück, als den Amniern lieb sein kann. Weil Fleece sich so gut mit Laelithar versteht – und nur deshalb –, willigt die Mondelfe ein, ihr ein Banner an Fernkämpfern sowie zwei unterstützende Magier zur Verfügung zu stellen.

 

Der Kriegsrat wird einberufen, und Fleece erklärt die Lage und beschreibt den Plan. Das reicht schon, Sir Gerion auf Abwehr gehen zu lassen: Bildet sich die Dienstritterin etwa ein, über die Sonnengarde verfügen zu können, wie es ihr beliebt? Aubrent stärkt ihm erwartungsgemäß den Rücken. Fleece widerspricht diplomatisch, dass sie falsch verstanden wurde, doch Aubrent und Sir Gerion fühlen sich bereits von der simplen Tatsache provoziert, dass sie hier mit jemandem reden müssen, der sich mit Tieflingen, Drow, Totenbeschwörern, Dieben und anderem Gesindel umgibt, und das machen sie auch deutlich.

 

Fleece merkt Laelithar an, dass diese ihr Zugeständnis schon wieder zu bereuen beginnt, und bevor sie es zurücknimmt, beschließt Fleece, aufs Äußerste zu gehen: "Ist es nicht so, Euer Exzellenz, dass Ihr Sheriff Thurlands Oberbefehl bestätigt habt? Dann befehlt den Einsatz der Sonnengarde, Mylord."

 

Diplomacy sitzt: Thurland, der hin- und hergerissen war zwischen seiner Wertschätzung für Fleece und seiner Demut vor der kirchlichen Respektsperson und daher bis eben nichts gesagt hat, wird nun von Fleece daran erinnert, dass er jetzt und hier über Aubrent steht und ein Machtwort sprechen muss. Fleeces Einfluss ist groß genug geworden (und ihre Anwesenheit ermutigend, da sie deutlich zeigt, dass sie keine Angst vor der Illuminata hat), um ihn genau das tun zu lassen. Aubrent weiß, dass sie mit ihren eigenen Waffen geschlagen wurde, und bleibt äußerlich ruhig, doch Fleece sieht ihr an, wie sehr sie innerlich kocht. Ihr Blick macht deutlich, dass sie Fleece dafür bezahlen lassen wird, aber sie sagt nichts mehr dazu und nickt nur Thurland sehr kühl zu: "Wie Ihr wünscht, Lord Thurland."

 

Fleece setzt sich mit den elfischen Kundschaftern zusammen (dies sind wiederum Waldelfen aus Elihir) und fertigt mit ihrer Hilfe einen Lageplan an, und gemeinsam mit Laelithar und Thurland entwirft sie einen Schlachtplan. Ach, wäre Jaq nur hier... Doch es muss auch so gehen.

 

Sir Gerion Maurard ist von vornherein nicht einverstanden mit dem Plan der drei: zu ehrlos, zu hinterhältig, zu elfisch. Daher zieht Illuminata Aubrent die Unterstützung der Sonnengarde zurück. Fleece und Thurland sehen sich an und nicken einander zu: Das schaffen sie auch so.

 

Der Plan ist relativ simpel: Die Soldaten rücken mit besonders wenigen Fackeln an, um ihre Anzahl von Weitem noch kleiner erscheinen zu lassen, als sie ohnehin schon ist. Jetzt bestehen zwei Möglichkeiten: Die Amnier verlassen das Lager und nehmen Schlachtaufstellung, oder sie bleiben, wo sie sind, um die Verluste gering zu halten, weil sie aus der Sicherheit der Palisaden den Gegner einfach unter Beschuss nehmen können.

 

Sie entscheiden sich für Letzteres, und somit kommt Plan B zum Tragen: Die Amnier organisieren die Verteidigung, während sich Zhai und einige Elfenranger an günstigen Stellen außerhalb der Palisade verborgen halten und einer der Elfenmagier das Lager mit Arcane Eye von innen beobachtet, um zu schauen, an welcher Stelle man unentdeckt eindringen kann. Über Fleeces Speechlink werden die verschiedenen Parteien koordiniert, und da sich die Amnier zu geschickt aufstellen, weil sie mit einem Hinterhalt rechnen, tritt Plan C in Kraft: Skaar, J'avo und ein paar der kräftigsten Soldaten schieben ein mit den gesamten Ölvorräten beladenes Gerüst auf Rädern zum Tor des Lagers, das mit Schilden gegen Pfeilbeschuss zumindest ein bisschen abgesichert ist, dazu werden mit Öl gefüllte Schweineblasen an andere Stellen des Zauns geworfen, und das Ganze wird mit einem Brandpfeil entzündet. Die Löschversuche nehmen nun wirklich genug Aufmerksamkeit in Anspruch, der Elfenmagier gibt einigen der Ranger grünes Licht, der andere belegt sie mit Unsichtbarkeit, und sie klettern über die rückwärtigen Palisaden (Zhai muss es sichtbar schaffen, weil der Magier nichts mit ihr zu tun haben will), um im Lager die hinteren Zelte anzuzünden. Unsichtbar erklettert der erste Magier die hinteren Palisaden und verteilt das Feuer mit Gusts of Wind. Jetzt ist nur die Frage, wann die Amnier einen Ausfall wagen, doch durch das brennende Tor wurde ein Flaschenhals geschaffen, der noch enger ist als ohne Feuer, und dahinter warten die Soldaten hinter ihrem Schildwall, die die ganze Zeit mit Pfeilen eingedeckt werden.

 

So kommt es schließlich, und sie können aus ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit nichts machen, während sie unter Druck stehen, weil sie nicht genug Wasser zum Löschen haben und das Feuer hinter ihnen immer stärker wütet. Nach einigen Minuten des Kämpfens, in denen sie keinen Durchbruch erzielen können, ergibt sich der Kommandant, um seine Leute lebend aus dem brennenden Lager zu kriegen. Es werden jede Menge Gefangene und Beute gemacht, und die Vertreibung Amns von tethyrianischem Boden hat dank der Elfen fast keine Verluste erfordert.

 

Die Sonnengarde hat somit, seit sie angekommen ist, keinen Finger gerührt, aber Lord Thurland hat wie gesagt nicht die Autorität, eine Erleuchtete einzuschüchtern, schon gar keine mit eigener Hausmacht.

 

Nach ein paar Tagen trifft ein Botenreiter mit den neuen Befehlen ein: Die Sonnengarde hält die Stellung in Brost, der aktuelle Oberbefehlshaber hält dort das Kommando, der Nächstranghöchste führt den Rest zurück zur Hauptstreitmacht. Fleece fragt sich zwar, wie der Herzog auf die Idee kommt, ausgerechnet Aubrent und ihre Kirchenkrieger hierzulassen, die denkbar wenig mit den Elfen harmonieren (sie kamen ja nur mit, weil sie zur Gräfin gehörten, die nun aber eine amnische Geisel ist), aber ihr soll es recht sein. Dafür steht Lord Thurland nun mit wenigen Getreuen allein auf weiter Flur, weshalb Fleece davon ausgeht, dass in Brost vorerst geschieht, was die Illuminata will.

 

Donator Lumini Vardun Belanor (den wir immer wieder mal im Hintergrund in Aubrents Gefolge gesehen haben) passt Fleece in Brost auf der Straße ab und fragt sie, ob er sie ein Stück begleiten darf. Er fragt nach, ob es stimmt, dass ihre Gruppe jahrelang von einer Lichtträgerin und einem Paladin begleitet wurde, aber Fleece ist klar, dass er darüber genauestens Bescheid weiß, also spielt sie das Spiel mit, um zu sehen, wohin es führt. Und siehe da, er informiert sie darüber, dass Ihre Exzellenz Aubrent besorgt um die Abenteurer ist. In Anerkennung ihrer Dienste und um sicherzustellen, dass es ihnen nicht an spiritueller Führung fehlt, hat sie beschlossen, ihnen einen Priester an die Seite zu stellen, der sie mit Rat und Tat unterstützt: ihn. Fleece könnte explodieren, beherrscht sich aber, denn sie muss davon ausgehen, dass Belanors Auftrag darin besteht, etwas zu finden, aus dem er der Gemeinschaft der Ersten Sonne einen Strick drehen kann – und den besten Anlass böten Graywinter oder Zhai. Fleece macht gute Miene zum bösen Spiel und meint, sie freue sich auf interessante Gespräche.

 

Nun, da der Abmarsch befohlen wurde, trifft Raif seine Reisevorbereitungen, da er sich mit Jaelan von hier aus nach Norden durchschlagen wird. Er passt Fleece in einem guten Moment ab, in dem er mit ihr allein im Ratssaal sein kann. Sie sitzt – ob bewusst oder unbewusst – auf dem Stuhl des Stadtmeisters wie auch damals in #46 – FACE TO FACE, während Raif sich etwas zu trinken einschenkt und beim Reden hin- und herwandert.

 

Raif: Jhess, wann ist genug genug?

Fleece: Fang nicht wieder davon an.

Raif: Mir ist klar, dass du das nicht hören möchtest, aber irgendjemand muss es dir ja sagen. Die Gemeinschaft der Ersten Sonne hat mit diesem Krieg nichts zu tun, und das ist auch genau, was sie Tethyr schuldet: nichts.

Fleece: Darf ich dich an den Orden der Ersten Sonne erinnern?

Raif: Dem mit, was war es, vier Mitgliedern? Du, Jen, Maxi und ich? Dieser Orden hatte nur den Zweck, uns alle respektabler erscheinen zu lassen, damit wir dem Königreich nützlicher sein können. Was haben wir von diesem Orden?

Fleece: Prestige. Glaubst du, andernfalls würde man uns ein Haus in Zazesspur zur Verfügung stellen?

Raif (aufgeregt): Das wir nicht brauchen! Wir schwimmen in Geld!

Fleece: Reich sind wir seit Undermountain. Wohlhabend wurden wir durch Tethyr. Glaubst du, ohne dieses Geld hätten wir uns die Suche nach Haldane Cormonds Traum oder unsere Südseefahrt oder Undermountain leisten können?

Raif: Für dieses Geld haben wir auch verdammt viel bewegen müssen. Jhess, alles, was wir erreicht haben, haben wir aus eigener Kraft erreicht. Nicht wir stehen in Tethyrs Schuld, es ist genau umgekehrt.

Fleece: Der Corams—

Raif: Genug, Jhess! Du weißt ebenso gut wie ich, wozu er dient. Er gehört ja nicht mal mir, es ist eine bloße Geste, die Roaringhorn nichts gekostet hat, außer sich von einem Familienerbstück zu trennen, das in irgendeiner Truhe verstaubt. Fragten wir Aubrent, würde die vermutlich sogar sagen, dass er mit der neuen Gravur eine Fälschung darstellt und ich mich mit fremden Federn schmücke.

Fleece (wird immer ärgerlicher, beherrscht sich aber noch): Der Kriegerbrief.

Raif: Ein Almosen, das ich selbst dann bekäme, wenn ich mich am Schwert anstellte wie Jaelan. Mit einem tethyrianischen Kriegerbrief bin ich fast so vorzeigbar wie ein Ritter und kann mich nützlicher machen als ohne ihn.

Fleece: Bist du deshalb so versessen darauf, dir lieber einen beim Feind zu besorgen?

Raif: Amn ist nicht der Feind, Jhess! Ich will keinen Kriegerbrief ausgestellt bekommen von einer Akademie, die die Anweisung dazu erhalten hat. Ich ziehe einen vor, den ich mir verdient habe und den ich mit Stolz tragen kann.

Fleece: Was willst du überhaupt von mir, Raif? Du machst dich jetzt sowieso aus dem Staub, dir kann egal sein, wie der Krieg ab jetzt verläuft. Habe ich dich bekniet, nicht nach Esmeltaran zu gehen und uns zurück nach Osten zu begleiten?

Raif: Ich mache mich nicht "aus dem Staub", ich reise ab. Warum? Unter anderem, weil—

Fleece: Weil ich den Herzog gebeten habe, dich freizustellen.

Raif: Weil mir klar ist, dass ich Tethyr mein Blut nicht schulde. Ebenso wenig wie J'avo. Ebenso wenig wie Zhai.

Fleece (erbost): Ich zwinge niemanden, hier zu sein!

Raif: Das musst du auch nicht! Das musstest du nie! Du konntest dich immer felsenfest auf die Treue deiner Freunde verlassen. Alle haben akzeptiert, dass du am besten weißt, was gut für uns ist.

Fleece: Denkst du, du hättest diese Aufgabe besser erfüllt?

Raif: Darum geht's doch nicht—

Fleece: Wenn du dir das Recht herausnimmst, meine Entscheidungen über Jahre in Bausch und Bogen infrage zu stellen, dann habe ich das Recht auf diese Gegenfrage.

Raif: Alles oder nichts, hm? Entweder ganz oder gar nicht, es gibt nur zwei Antworten? Ja, ich halte deine Entscheidung, uns immer enger an Tethyr zu binden, nicht für eine deiner klügsten. Das heißt nicht, dass du nur dumme Entscheidungen getroffen hast. Aber von dieser einen profitiert nur Tethyr, und wir leiden darunter.

Fleece: Jetzt leiden wir also?

Raif: Wie viele Menschen haben wir sterben sehen in den letzten zwei Monaten? Tempus war gnädig, dass es keinen von uns erwischt hat. Weißt du, Krieg hat es so an sich, dass man ganz schnell darin umkommen kann, und ja, ich denke, bis auf dich und Skaar wäre jeder von uns gerne woanders. Graywinter will sich selbst unverzichtbar und es dir unmöglich machen, ihm den Laufpass zu geben. Zhai und J'avo folgen dir aus Liebe und Treue und halten schön den Mund.

Fleece: Raif, wir sind hier eingebunden in die Hierarchie. Wir können nicht kommen und gehen, wie es uns beliebt. Für dich habe ich einen Dispens erwirkt, für niemanden sonst stellt sich überhaupt die Frage. Nicht auszudenken, wenn aus Tausenden von Menschen jeder selbst entscheiden könnte, ob er einem Befehl folgt oder nicht.

Raif: Wir sind nicht Tausende. Wir sind die Gemeinschaft der Ersten Sonne.

Fleece: Wir sind irreguläre Streitkräfte.

Raif: Vergleich uns nicht mit zwangsverpflichteten Milizionären. Die können nicht darüber entscheiden, weil sie ihrem Lehnsherrn zur Treue verpflichtet sind. Aber wir sind keine unfreien Niemande, Jhess. Wir schulden keinem Lehnsherrn unsere Treue, wir sind freiwillig hier.

Fleece (giftig): Ich bin sicher, jeder Adlige sähe das etwas anders.

Raif: Oh, daran lassen die hohen Herrschaften keinen Zweifel. Bist du es nicht leid, so wenig respektiert zu werden?

Fleece (wütend): Raif, ich bin eine Ritterin! Ich habe zu dienen, und was ich leid bin, ist, mich ständig dafür entschuldigen zu müssen!

Raif (wird wieder ruhiger, setzt sich an den Ratstisch und legt die Beine hoch): Weißt du, was ich denke? Ich denke, der Herzog hat einen Fehler gemacht, als er dich zur Ritterin schlug.

Fleece (beißend): Ach nein, sag bloß, das denkst du wirklich? Darauf wäre ich nie gekommen.

Raif. So meine ich das nicht. Ich glaube, uns schlägt deshalb so viel Ablehnung entgegen. Ich meine, wir sind Abenteurer, aber auch der grünste Jungritter, der keine zehn Atemzüge im Waffengang gegen dich durchhielte, kann sich noch durch seinen Stand dir überlegen fühlen. Doch mit dem Ritterschlag wurdest du ihm gleichgestellt, und plötzlich muss er sich mit dir vergleichen lassen und sehen, wie er wieder und wieder den Kürzeren zieht. Die könnten mit uns wahrscheinlich besser leben, wenn du nicht in ihren Jagdgründen wildern würdest.

Fleece (müde): Es ist, wie es ist, Raif.

Raif: Jhess, wenn du sagst, du bist in erster Linie Dame Jhessail und erst dann Fleece, dann sei es so, aber—

Fleece: Das sage ich nicht!

Raif: Du kannst aber nicht beides haben! Du kannst keine treu dienende Ritterin und gleichzeitig deine eigene Herrin sein. Gehorsam wie Torm und frei wie Shaundakul, wie soll das funktionieren? Jedenfalls wollte ich sagen, dass du nicht ständig davon ausgehen solltest, dass es sich von selbst versteht, dass dir jeder hinterherläuft. Als Ritterin kannst du deinem Banner befehlen, und es hat zu folgen. Aber du weißt, wir sind nicht dein Banner. Wir sind deine Gefährten, deine Freunde. Ruh dich nicht darauf aus, dass ohnehin gemacht wird, was du willst.

Fleece (wütend): Was fällt dir eigentlich ein, dir anzumaßen, mich zu—

Raif (ebenfalls wütend): Halt die Luft an, Jhess! Du kannst mich zur Schnecke machen und mich danach mit Schweigen strafen, Hauptsache, du denkst wenigstens im stillen Kämmerlein darüber nach. Du glaubst, es sei eine riesige Bürde, für ein ganzes Banner verantwortlich zu sein? Ich sag dir, die Verantwortung für deine eigenen Leute wiegt schwerer, denn denen hast du schon viel mehr abverlangt, als du diesen Soldaten jemals abverlangen wirst. Vielleicht ist es dein Krieg, Dame Jhessail. Aber es ist nicht Zhais Krieg, es ist nicht J'avos Krieg. Sobald du eine Möglichkeit findest, die beiden von hier fortzuschicken, solltest du sie ergreifen. Von sich aus werden sie nicht gehen.

     Unser ganzes Leben ist von dem Wissen bestimmt, worauf wir uns einlassen und warum wir das tun. Und wenn wir ins Gras beißen, dann wissen wir, wofür. Aber wenn einem von den beiden hier etwas zustößt, dann wirst du dir Fragen stellen, deren Antworten dir nicht gefallen werden.

Fleece (wird hochrot und zeigt auf die Tür): Raus! Es reicht, raus!

 

Danach verbringt er etwas Zeit mit Zhai, der er natürlich auch von diesem Gespräch berichtet, aber sie nimmt Fleece etwas störrisch in Schutz. Raif kommt bei Zhai nicht weiter, möchte sie aber auch nicht bedrängen oder gar aufstacheln. Er weiß, dass sie ihr ganzes Leben lang niemanden hatte außer ihrer Mutter, und in dieser Gruppe war Fleece die Erste, die sich hinter sie stellte, sie voll und ganz akzeptierte und zur engen Freundin wurde – es ist wohl eine Mischung aus Liebe und übertriebener Dankbarkeit dafür, und obendrein hat ihre Zeit allein in Zazesspur Zhai sicher wieder vor Augen geführt, wie furchtbar sie diese Einsamkeit findet, wenn sie befürchten muss, dass ihr jederzeit angetrunkene, aufgewiegelte Städter mit Fackeln und Heugabeln einen Besuch abstatten könnten. Raif weiß, sie will nie wieder allein sein und würde Fleece bis in die Neun Höllen folgen, um das zu verhindern.

 

Fleece verbringt ihren Abend in Elihir, wo sie den entmachteten Glorandal (der damit aber natürlich kein Problem hat) wiedersieht und sich mit ihm und Laelithar bis tief in die Nacht unterhält. Gerade in dieser Konstellation wird ihr der Unterschied zwischen den Wald- und Mondelfen sehr gut veranschaulicht, und sie wünscht sich so sehr, hier bleiben zu können. Auch wenn Laelithar weniger "abgehoben" ist als ihre Vettern und somit rationaler und sachlicher, ist sie immer noch Welten entfernt von den eigensüchtigen, kleingeistigen, ihre politischen Spielchen spielenden und ihr eigenes Ego streichelnden Rittern und Adligen. Hier zählt nur absolute Ehrlichkeit, und niemand schert sich darum, wie er in den Augen anderer wirkt. Bedauernd denkt sie, wie gut die Welt funktionierte, würden Elfen sie beherrschen, macht sich aber auch klar, dass auch sie nur ein Mensch ist und, bliebe sie zu lange hier in Elihir, sich nach ihresgleichen sehnen würde.

 

Zum Abschied gibt ihr Laelithar ein unerwartetes Geschenk mit: zwei lange Kampfmesser elfischer Machart. Fleece ist bass erstaunt, dass sich Laelithar gemerkt hat, dass Zhai durch ihre Gefangenschaft Poisonfang, Vampire's Kiss und Ebonheart verloren hat, und noch erstaunter, dass die Mondelfe ihr ein Geschenk für die Dunkelelfe mitgibt. Laelithars Beweggründe vermag sie nicht zu durchschauen, könnte sich aber vorstellen, dass sie daran denkt, dass die von den Waldelfen strikt gemiedene Zhai trotz allem ein Kind dieser Gegend und zur Hälfte Waldelfe ist, und wenn sich die Waldelfen schon nicht um sie kümmern, sollte es wenigstens jemand anderes tun. Fleece bedankt sich in Zhais Namen.

 

Zhai verbringt den Abend natürlich mit Anluth, und Graywinter nimmt J'avo, Skaar und Gilborn in die Taverne mit, um zu trinken und jemanden abzuschleppen. Mit den Soldaten und Milizionären gibt er sich nach wie vor nicht ab und wirkt daher wegen seines Sarkasmus, seines Selbstbewussteins, seiner Arroganz und natürlich seiner Fähigkeiten sogar einschüchternd auf sie, doch an die Abenteurer hat er sich gewöhnt und kann sie offenbar als Schmiede ihres eigenen Glücks anerkennen. (Was nicht bedeutet, dass sich nicht trotzdem ständig über J'avos "barbarische" Herkunft oder Skaars Unvermögen, Wortspiele nicht wörtlich zu nehmen, lustig macht.) J'avo ist zwar nicht begeistert, lässt sich aber nichts anmerken und hat am Ende natürlich doch seinen Spaß, weil richtig einer losgemacht wird.

 

Im dunstigen Morgengrauen macht sich der Tross unter Lord Darrothans Führung abreisebereit, und die Freunde verabschieden sich von Raif und Jaelan: Zhai tränenreich von beiden, da sie Jaelan sehr lieb gewonnen hat, und Fleece eher etwas unterkühlt von Raif, aber doch mit einer Umarmung und "Pass auf dich auf, hörst du?", weil man nie wissen kann, ob man einander wiedersieht. Raif hat sich natürlich etwas überlegt: Sollten die beiden von einer amnischen Patrouille aufgegriffen werden, sind sie Brüder, die ihren vor Brost stationierten großen Bruder besuchen wollten, um ihm zu berichten, dass ihr Vater gestorben ist und der Älteste das Erbe antreten muss. Ihr amnischer Akzent dürfte sie dabei unverdächtig erscheinen lassen, weshalb sich Raif nicht zu sehr sorgt, doch trotzdem bleibt diese Reise natürlich nicht ungefährlich.

 

Von den 1.500 Köpfen, die nach Brost aufgebrochen waren, macht sich nicht mal ein Drittel auf den Rückweg. Lord Darrothan überträgt, ohne zu fragen, das Kommando über das Letzte Banner wieder an Dame Kerrice, denn es muss ja alles seine Ordnung haben, da Dame Jhessail schließlich nur eine Dienstritterin ist. Fleece könnte sich vorstellen, dass Hochwürden Belanor etwas angemerkt hat, aber ebenso gut kann das auf Darrothans eigenem Mist gewachsen sein.

 

Sie warnt Graywinter und Zhai davor, in ihrer Abwesenheit auch nur ein Wort mehr als absolut unvermeidbar mit Hochwürden Belanor zu wechseln. Graywinter ist natürlich scharf auf eine Konfrontation, aber Fleece erinnert ihn daran, dass Belanor jedem hier befehlen kann, ihn in Ketten zu legen, wenn ihm etwas missfällt. In Waterdeep hat sich der Kult Amaunators noch längst nicht so aggressiv ausgebreitet wie hier im Süden, weshalb Graywinter noch nicht ganz klar ist, mit wem er es hier zu tun hat.

 

Raif macht sich mit Jaelan auf den Weg, entwickelt aber schon am ersten Reisetag Krankheitssymptome, von denen er zuerst hofft, dass sie sich von selbst wieder legen. Perfektes Timing: Bis gestern hätte sich Vater Fenring noch darum kümmern können. Doch Raifs Zustand verschlimmert sich, so dass Jaelan darauf besteht, umzukehren, damit sich Raif in Brost auskurieren kann. Der junge Alchimist tippt auf die Gilbe, mit der nicht zu spaßen ist.

 

Im Heerhaufen sieht es nicht anders aus: einige Fälle machen sich bemerkbar, die von den anderen isoliert und auf einem Karren transportiert werden, und Gilborn bekommt wieder zu tun. (Raif muss sich also bei einem aus dem Heer angesteckt haben.) Sobald die Gefahr besteht, dass Lichtbringer Belanor mit einem von Fleeces Leuten in Kontakt kommen könnte, sieht sie schnellstmöglich zu, die Gelegenheit im Keim zu ersticken, und ihr ist klar, dass das auch dem distinguierten und scharfsinnigen Geweihten auffällt.

 

Mit Fieber, starken Leibschmerzen und von Krämpfen geschüttelt erreicht Raif Brost. Die Herbergsmutter Malarelie und Jaelan pflegen ihn, so gut sie können.

 

Unterwegs sucht Hochwürden Belanor natürlich immer wieder das Gespräch mit Fleece und versichert ihr, dass er es gut mit ihr meint – vielleicht glaubt er das ja wirklich, aber so oder so müsste er das ja selbst dann sagen, wenn er bewusst Übles im Schilde führte, und egal, was er plant: Er hält es sicher für etwas Gutes. Der Unterschied zu Naneetha ist natürlich groß: Belanor ist im mittleren Alter, sehr cool und beherrscht, nicht so launisch wie Neetha, diplomatisch weitaus versierter als sie, und im Gegensatz zu ihr lässt er sich absolut nicht in die Karten schauen. Dennoch ist er alles andere als ein langweiliger Gesprächspartner – auch wenn sie immer genau aufpassen muss, was sie sagt, kann Fleece nicht umhin, die Unterhaltungen mit diesem gelehrten, schlauen Geweihten spannend zu finden. Die Herausforderung, immer auf der Hut sein und genau darauf achten zu müssen, stets einen amaunatorgefälligen Blickwinkel einzunehmen, verleiht ihnen einen Hauch von Gefahr, den Fleece bei Neetha nie gespürt hat. Die ließ sich sowohl leicht manipulieren als auch leicht unterbuttern (im Gegensatz zu Sir Casmar, der jedoch nichts zu sagen hatte), aber einen Belanor möchte Fleece nicht zum Feind haben.

 

Als Raif das Ärgste überstanden hat, hört er nebenan, wie sich Malarelie mit einem Bekannten über Hochwürden Belanor unterhält. Er spricht sie später darauf an: Ihre Exzellenz Aubrent übernachtete hier nebst engem Gefolge. Weil Malarelie Verwandte in Amn hat, fiel ihr auf, dass Belanor mal ganz kurz ein amnischer Akzent herausrutschte, als er nicht aufpasste, ansonsten spricht er ja gestochen scharfes Chondathan und könnte von sonstwo stammen. Da wunderte es sie doch, dass sie unabsichtlich mitangehört hatte, dass man einen amnischen Gesandten erwartet, sobald die tethyrianischen Truppen abgezogen sind.

 

Verdammt, das hatte Raif noch gefehlt. Vielleicht gibt es dafür eine ganz harmlose Erklärung, aber er hat nicht die Möglichkeiten, der Sache hier auf den Grund zu gehen, dafür bräuchte es Jaq, Jewel oder Fleece. Er kann nicht einfach nach Amn reisen, als hätte er nichts mitbekommen, denn auf die Gefahr hin, dass etwas Unschönes dahintersteckt, muss er seine Freunde warnen, also begibt er sich, noch wacklig auf den Beinen, zu Laelithar und fragt sie, ob sie Jaelan unterbringen könnte.

 

Laelithar will wissen, warum, und Raif erklärt es ihr. Sie überlegt und eröffnet ihm dann kurzerhand, dass sie ihn begleiten wird, und verrät ihm auch den Grund, doch der Zuschauer bekommt davon noch nichts mit. Raif informiert Jaelan, dass er leider noch hier bleiben muss. Auch wenn Raif noch nicht vollständig genesen ist, schwingt er sich am nächsten Morgen auf Trickster und reitet, tatsächlich von Laelithar begleitet, den anderen auf der Tethir Road  hinterher.

 

Diese erreichen Trailstone, wo sie hören, dass Tethyr erneut gegen Averlorn gezogen ist – mit fatalen Folgen. (Analog zum Angriff auf Padua 1387.) Späher berichteten, dass ein Großteil der amnischen Truppen gen Westen ausgerückt war, was Tethyr eine Möglichkeit bot, den entscheidenden Angriff auszuführen. (Leider hatten die Späher aber die Größe der zurückbleibenden Streitkräfte unterschätzt.) Marchlord Rickon Dugal, inzwischen wieder genesen, führte sein Heer von Nordwesten auf die Stadt zu, musste aber seinen Angriff abbrechen, als schwerer Regen die Meile zu den Stadtmauern in ein Meer aus Schlamm verwandelte. Am nächsten Morgen erreichte amnische Verstärkung Averlorn von Südwesten und berichtete, dass die Stadt aus dieser Richtung nicht bedroht wurde, da sich Graf Dugal auf das nordwestliche Tor konzentrieren wollte. Diese Fahrlässigkeit nutzte Generalin Vassarde gnadenlos aus und teilte ihre Streitmacht auf: Ein Teil verließ die Stadt im Südwesten und marschierte den Clearwater entlang, zuerst am südlichen und nach der Flussbiegung am dicht bewaldeten westlichen Ufer, und Frachtkähne transportierten den anderen Teil und schweres Kriegsgerät den Clearwater hinunter. Während sich beide Teile noch auf dem Weg befanden, wurde ein dritter entsandt, der großteils aus zwangsverpflichteten Milizionären bestand und von Süden offen auf das tethyrianische Lager zumarschierte. Diesen Teil hielt Graf Dugal für die eigentliche amnische Besatzungsmacht und stellte seine Truppen auf, um ihr im Feld zu begegnen, während die Frachtkähne noch immer den Clearwater hinunterfuhren und sich die anderen Truppen hinter dem bewaldeten Westufer nordwärts vorarbeiteten.

 

Die tethyrianischen Panzerreiter überrannten die leicht bewaffnete und gerüstete Infanterie nur so, die Verteidigung brach sofort weg, und wer konnte, floh Richtung Averlorns Westtor, und natürlich nahm die Kavallerie die Verfolgung auf und ließ Infanterie und Fernkämpfer zurück – die nun von Westen von Katapulten, Ballistae und Pfeilhagel bombardiert wurden, woraufhin die eigentliche amnische Streitmacht angriff und sie band, so dass sie auch weiterhin Ziele für die Artillerie boten.

 

Währenddessen umrundete die amnische Kavallerie das tethyrianische Lager von Norden und hielt dann gen Süden auf die tethyrianische Kavallerie zu, die die fliehenden Milizionäre niederritt. Diese verkaufte ihr Leben teuer und hielt den Angriff auf, doch die Infanterie wurde zerschlagen und Graf Dugal gefangen genommen. Wie es in Trailstone heißt, muss Tethyr auf weitere Verstärkung warten, will es einen neuen Angriff auf Averlorn wagen. Kein Wunder, dass sich so viele Kämpfer wie möglich auf den Weg zum Sammelpunkt bei Riatavin machen sollten, also sieht Lord Darrothan zu, dass man zügig weiterreist.

 

Raif und Laelithar kommen natürlich deutlich schneller voran als ein Heerzug. Vor Trailstone stoßen sie auf ein tethyrianisches Lager, und Raif erfährt, dass ausgerechnet Graf Roaringhorn hier das Sagen hat. Mit dem Coramsorden wird er natürlich problemlos vorgelassen, und Roaringhorn freut sich, ihn unvermutet wiederzusehen. Sie tauschen sich aus: Roaringhorn hat am nördlichen Rand des Wealdath amnische Lager angegriffen. Unweit von hier (in ihrem Rücken) führt die Olehm Passage nach Norden durch die Tejarn Hills direkt zum amnischen Hillfort Torbold, einem wichtigen Stützpunkt und Einfallstor für feindliche Truppen. Amn hat diese Möglichkeit offenbar genutzt, um südlich der Tethir Road Ressourcen zu rauben. Wo Roaringhorn schon mal da unten war, hat er auch gleich in den Dörfern Truppen ausgehoben – diese sind wenig begeistert, sind sie es doch gewohnt, völlig autark zu leben, und nun müssen sie in einem Grenzstreit kämpfen, dessen Ausgang ihnen völlig egal ist.

 

Raif vertraut dem Grafen seinerseits an, warum er unterwegs ist, doch warum ihn Laelithar begleitet, geht ihn erst mal nichts an. Sie verbringen den Abend im Lager. Einige der Ritter kennt Raif ganz gut, hat er sie doch die ganze Strecke von Darromar nach Ghaston Grey begleitet. Einer spricht ihm sogar sein Mitgefühl dafür aus, wie übel Spider mitgespielt wurde.

 

Viele Meilen weiter östlich lagert auch Fleeces kleiner Heerzug. Fleece spielt mit Belanor Kings and Queens und erwähnt dabei, dass er ziemlich calishitisch aussieht. Belanor lobt ihren guten Blick und verweist auf calishitische Vorfahren, lenkt das Thema dann aber unauffällig in eine andere Richtung.

 

Im Laufe des nächsten Tages wird Roaringhorns Heerzug eine amnische Streitmacht im Rücken gemeldet, die die Tethir Road in östlicher Richtung entlangmarschiert und zweifellos von der Olehm Passage gekommen ist – und sie ist gut und gern doppelt so groß wie Roaringhorns bunter Haufen. Schon aus Eigeninteresse folgt ein Gewaltmarsch in Richtung der rettenden Burg Kiarel. Dafür muss man zwar die Tethir Road nach Norden verlassen (was das Vorankommen verlangsamt), aber bis nach Trailstone schafft man es nicht ungeschoren. Natürlich wäre es für Raif und Laelithar, die gar nicht an Roaringhorns Heerzug gebunden sind, mit ihren schnellen Pferden ein Leichtes, sich in Sicherheit zu bringen, doch für Raif kommt das gar nicht infrage, und Laelithar scheint sich diesbezüglich nach ihm zu richten und bleibt ebenfalls.

 

Querfeldein zieht sich die Kolonne immer weiter in die Länge, je nachdem, wer wie schnell vorankommt, doch die Amnier holen immer weiter auf, und schließlich muss man auch noch eine sehr schmale Brücke überqueren, die über den Fluss führt. (Durchschwimmen kann man ihn nicht, da er durch den langen Sommer zu wenig Wasser führt, man käme ohne Kletterausrüstung nicht aus dem schroffen Flussbett heraus.)

 

Es wird klar, dass man sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen kann, also lässt Roaringhorn die frisch verpflichteten Milizionäre die Brücke überqueren (nicht aus purer Güte, sondern weil sie ihm im Kampf am wenigsten nützen und er nicht auf trainierte Ritter und Soldaten verzichten kann) und stellt seine Leute entlang des (momentan trockenen) Bewässerungsgrabens auf, der eine natürliche Grenze darstellt, zumal Roaringhorns Seite mehr als einen Schritt höher liegt als die gegenüberliegende. So deckt er den Rückzug und holt hier zwischen Fluss und Hügeln gleichzeitig das Meiste aus seiner Kopfzahl heraus. (Analog zur Schlacht von Castagnaro 1387). Die meisten seiner Ritter und die schwerer gerüsteten Soldaten positoniert er entlang der Flanken, da sie nicht für die gesamte Grabenbreite reichen, und hofft, dass das Zentrum durch Kohäsion standhält. Einen Teil seiner Ritter hält er beritten als Reserve zurück mit sich sowie Raif und Laelithar darin. Raif bedauert, anderen beim Kämpfen zusehen zu müssen, weiß aber – so wie auch Roaringhorn –, dass er und Laelithar unberitten und in der Enge der Schlachtreihe nicht von ihren Fähigkeiten profitieren können.

 

Erwartungsgemäß bedrängt Amn am stärksten das Zentrum, während sich die amnische linke Flanke noch zurückhält und statt zu kämpfen Fallholz sammelt und Bäume fällt, um den Graben aufzufüllen. Roaringhorns einziger Vorteil ist der der erhabenen Position, und den darf er nicht verlieren, aber die Zeit kämpft gegen ihn. Er zieht Männer von seiner rechten Flanke ab, um das Zentrum zu entlasten, denn gebunden im Kampf können sich die Amnier nicht neu aufstellen, um sich auf die tethyrianische rechte Flanke zu konzentrieren, und das entspannt die Situation, verschiebt aber nur ihr Ende. Sie sind verloren, das ist gerade von hinten mit dem guten Überblick auf die schiere Masse der in Reserve liegenden Gegner unübersehbar.

 

Roaringhorn fragt Raif, ob er in der Stimmung für etwas Wahnsinn wäre, ruft "Tempus favors the bold!" und führt seine berittene Reserve an den Rand seiner ausgedünnten rechten Flanke. Es gelingt ihm, durch die amnischen Reihen zu brechen, und nun reitet die tethyrianische Reserve direkt auf das amnische Kommando zu, das zwischen der vorderen Schlachtreihe und der eigenen riesengroßen Infanterie-Reserve steht. Zu Pferd erweisen sich Raif und Laelithar als richtige Aktivposten: Sie können nicht den Druck ausüben wie die gepanzerten Ritter, aber an den Rändern mit ihrer Mobilität unglaublich viel Unruhe in die gegnerische Formation bringen und ohne Ende abräumen. Roaringhorn ruft Raif zu, das gegnerische Banner zu erbeuten, und Raif gelingt es, den Job auszuführen, selber eine Ehrenrunde mit dem Banner zu drehen, damit es auch jeder mitbekommt, und es dann in den Staub zu werfen. Das beschädigt die amnische Moral tatsächlich spürbar, und weil sich immer mehr Kämpfer (in der Annahme, ihr Kommandant sei gefallen) aus der Schlachtlinie zurückziehen, bricht diese zusammen. Der amnische Kommandant ergibt sich Roaringhorn, während die tethyrianischen Truppen die fliehenden amnischen in die Hügel treiben und die amnische Reserve, nun, da die Schlacht verloren ist, eilig den Rückzug antritt.

 

Aufgekratzt nicht nur vom Kampf, sondern von diesem unglaublichen, unerwarteten Sieg ergreifen sich Roaringhorn und Raif lachend an den Armen – mit diesem Ausgang konnte niemand rechnen, aber mit Roaringhorns tollkühnem, draufgängerischem Husarenstück auch nicht. Die amnischen Gefangenen werden zuerst über die Brücke in die Burg geschafft, dann folgt in aller Ruhe der Rest.

 

Ein angenehmer Nebenffekt der Geschichte ist, dass der Ablauf der Geschehnisse die zwangsrekrutierten Milizionäre davon überzeugt hat, tatsächlich bei den Guten gelandet zu sein: Der Graf hat seine Soldaten ins Feld geführt, um den Rückzug der Milizen zu sichern, das hätten berechnende Amnier nie getan! Dementsprechend feiern sie Roaringhorn, als er Burg Kiarel betritt, wie einen Helden.

 

Raif nimmt am Tempus-Gottesdienst in der kleinen Burgkapelle teil und verbringt den Abend auf Kiarel mit Roaringhorn und seinen Rittern, macht aber darauf aufmerksam, dass er morgen früh weiterreisen wird, weil er so schnell wie möglich das Lager des Herzogs erreichen möchte.

 

Dieses liegt momentan an der Tethir Road zwischen Trailstone und Riatavin, denn das Heer muss immer mobil sein und darf sich nicht von den Amniern einkesseln lassen, die momentan gute Chancen hätten, den Sieg zu erringen, wenn sie es in eine entscheidende Schlacht verwickeln. Fleeces Heerzug kommt an und wird einquartiert.

 

Lord Ulman Darrothan berichtet dem Herzog an Lord Thurlands Statt, und da er Fleece nicht ausstehen kann, erwähnt er die Errungenschaften der Gemeinschaft mit keinem Wort und schildert alles so, als seien alle Erfolge allein den Rittern und Illuminata Aubrent zu verdanken. Hembreon fragt sogar nach, wie sich Dame Jhessail geschlagen hat, und da Lord Darrothan den Herzog zumindest nicht komplett anlügen will, meint er, sie wären halt dabei gewesen, seien aber sehr unbequem und zu eitel gewesen, sich einfach ihrem Stand angemessen zu verhalten, eher ein Störfaktor als eine große Hilfe. Er würde gern draufsatteln, will es aber nicht so stark aufblasen, dass Hembreon Fleece bestrafen müsste. Darrothan, der von der langen Geschichte zwischen Hembreon und der Gemeinschaft nicht viel weiß, kann sich einfach nicht vorstellen, dass der Herzog eine einfache Dienstritterin persönlich sprechen würde, und selbst wenn – was ist das Wort einer Vagabundin gegen das eines Ritters und Sheriffs? Also lässt er sie so unvorteilhaft wie möglich dastehen, nämlich als das, für was er sie hält: eine unbedeutende Abenteurerin, der der Ritterschlag zu Kopf gestiegen ist und die einfach mehr Glück als Verstand hatte.

 

Fleece fragt sich, ob sie sich zu wichtig nimmt, weil sie erwartet, dass der Herzog auch nach ihr schicken wird, aber das passiert nicht. Als sie tags drauf Sir Mors Westford findet, bittet sie ihn, nach einer Audienz zu fragen. Der Herzog lässt ausrichten, er sei beschäftigt, aber vielleicht morgen.

 

Belanor bearbeitet diskret Gilborn, um ihn langfristig auf seine Seite zu ziehen – schließlich repräsentieren beide die göttliche Ordnung. Der hemdsärmelige Dorfpriester kann dem gewieften Diplomat natürlich nicht das Wasser reichen, und steter Tropfen höhlt den Stein.

 

Am folgenden Tag empfängt Hembreon Fleece in seinem Zelt am großen Tisch. Lord Thalmont sitzt abseits an einem kleineren Tisch, erledigt Papierkram und nimmt nicht am Gespräch teil.

 

Fleece: Thank you for receiving me, Your Highness. I know how busy you must be.

Hembreon (neutral): Never too busy to have a talk with our songbird – if she has something to contribute.

Fleece: Your Highness sounds discontented.

Hembreon (winkt ab und wirkt versöhnlicher): Never mind. I suppose I'm so used to you doing everything by yourself that I may have to adjust to you just doing what everone else would expect you to. That's not your fault, that's mine.

Fleece (versucht ihre Überraschung zu tarnen): Is that what you're told, Your Highness? That we just... went along?

Hembreon: Forget I said anything. What can I do for you?

Fleece (sammelt sich für einen Augenblick): Actually I wanted to talk to you because since I came to the province, I've found myself having to protect my friends from my so-called peers and my betters. It seems to me quite a few of those are only interested in winning this war as long as they get the glory – which they obviously do not want to share.

Hembreon sieht sie zuerst sehr überrascht, dann finster warnend an, denn es steht einer Ritterin nicht zu, so über Adlige zu reden, schon gar nicht einem Herzog gegenüber. Er nimmt aber zur Kenntnis, dass Fleece sauer sein muss, um das zu wagen, und sie lässt sich von seinem Blick nicht einschüchtern.

Fleece: We're doing what we can, but most of the time we have to fight both sides in this war because unlike the soldiers and the militia, people of distinction generally seem to hate us and try to impede us at every turn, and they take offense at us being quite popular with the common folk. Your Highness, I've yet to meet a noble of whom I think they'd have managed Goblin Town just fine, or the rescue of His Excellency Immanion. And yet they despise us. Not only do we have to put up with being treated like conscripted serfs, time and again we have to fight for being allowed to make ourselves useful. And by the looks of it, when we do, someone else takes the credit.

Hembreon (ärgerlich ablenkend, als sei das der Grund für ihre Beschwerde): You refused my offer to give you a fiefdom.

Fleece: All due respect, Your Highness, you should know as well as I do that that would just make it worse. If you gave me an estate, they'd resent me even more. I'm the upstart who doesn't deserve being at the same table because I'm a born commoner, no matter what titles you bestow on me. And out of all my friends, I still have it the best because the others get treated like militia at most, like criminals at worst. Don't get me wrong, we're used to being misfits and mavericks, but within your chain of command we're outcasts. We're pariahs. I'm aware Tethyr's an aristocracy, not a meritocracy, but if quality of character and achievements resulting from hard work and sacrifice don't count at all, if what family you were born into is all that matters, what are we even doing here?

Hembreon schweigt, denn er überlegt, wie selbstverständlich es für ihn war, Lord Darrothans Bericht nicht zu hinterfragen, weil er ein Ritter und Sheriff ist, da der Herzog nun sieht, wie sich Fleece gerade glaubhaft in Rage geredet hat.

Fleece: I don't know what you were told, but if you felt disappointed after hearing it, why didn't you ask someone else to confirm it?

Hembreon: If you think I've been misinformed, what do you presume I need to know?

Fleece: When I entered your tent, you didn't even want to hear from me what happened. And now I have to blow my own trumpet? Truth be told, I like to hear someone else sing my praises as much as the next girl, but I find it appalling to have to sing my own. Maybe if Your Highness had asked me directly instead of assuming that someone clearly gave an unbiased report that certainly wasn't supposed to make some people look good and some bad.

Hembreon (finster): Dame Jhessail, I'm warning you.

Fleece (wirkt jetzt eher traurig): See? Now you're warning me. When do you want me to be frank with you and when do you not? I never know. I was hoping, foolishly perhaps, that Your Highness and the Fellowship of the First Sun have reached a good level of trust and understanding. Maybe that's vanity. Hubris even, with you being one of the realm's highest nobles and me just a low-born commoner. But I would've thought that if you hear something about us that disappoints you... that you wouldn't believe it, that you'd want to know more. (Sie schnaubt hilflos.) It seems I have to fight every other Tethyrian of higher rank these days. Please, not you, too.

     Begging your pardon, Your Highness, but we've been working our asses off here, yet I'm the only one who's obligated to, thanks to my title. The others aren't. They don't owe Tethyr their fealty, yet they're here without having been called and without having asked for compensation even once. Mercenaries won't lift a finger until they've received their first pay. We've done... so much more without even knowing what our reward will be.

     And now thanks to Her Excellency, I have a Lightbringer breathing down my neck who'd like nothing more than find an excuse for bringing Zhai and Graywinter down. I shouldn't have opposed the Enlightened Aubrent so openly, I guess. Your Highness, I want to help Tethyr win this war, that's why I'm here. But I'm all out of reasons for anyone else to stay. I don't know what to tell them anymore. Spider had to leave because the kingdom can't openly acknowledge one of the truest heroes I've ever known. And now Raif's gone, and believe me, he would've stayed until the end if circumstances weren't stacked against us, if we just had a little more support, if Tethyr had stood by Spider as true as Spider stood by Tethyr. The nobles and knights look down upon Skaar and J'avo with disgust, thinking them uncivilized barbarians that don't belong here and ignoring the fact they've both been to Undermountain and lived to tell the tale. As for Zhai, I was seriously considering leaving her in Brost to protect her from the Lightbringer, but then I remembered that the Illuminata set up camp there. And what am I supposed to do with Graywinter? He's been in several battles, and the kingdom gladly welcomed his magical support – and yet he has Tyr's hammer hanging over his head everytime he considers using magic, because what's welcomed by the war effort is also what anybody could accuse him of at any given moment.

Hembreon (so aufbrausend, dass er sie beim Spitznamen nennt): Damn it, Fleece, I can't change the laws!

Fleece: But you can hire adventurers out of harmony with the laws, isn't that right? (Hembreon funkelt sie an – das war das Konfrontativste und Kritischste, das sie ihm je an den Kopf geworfen hat.) You don't want just me, little old Fleece, Your Highness, you want the Fellowship of the First Sun. If you want them under your banner, allow them to display your colors. Let everybody know they're allowed to be what they are, and they're allowed to do what you want them to. We're not thieves and assassins you can hire on the quiet and then plausibly deny you've ever heard of them. We're the Fellowship of the First Sun, and you want us because of what this name stands for. If the kingdom can't pledge itself to the Fellowship, how can you expect the Fellowship to pledge itself to the kingdom?

Hembreon (sehr bedeutsam-ruhig): Go and think really hard about the apology you want me to accept, Dame Jhessail. Dismissed.

Fleece verneigt sich und verlässt den Raum, Hembreon brütet vor sich hin.

Thalmont: She has a point or two, you know.

Hembreon: I know. Find out what happened. Be discreet about it.

 

Fleece kehrt nicht direkt zu ihrem Zeltplatz zurück, sondern spaziert durchs Lager, um ihre Gedanken zu ordnen. Verdammt, Jen wäre stolz auf sie. Immer wieder hat Fleece Hembreon in Schutz genommen, ihn stets verteidigt und ein ums andere Mal einen Grund gefunden, Tethyrs Interessen über die der Gruppe zu stellen. Heute jedoch hat sie dem Herzog die Stirn geboten, sich für ihre Leute eingesetzt und Hembreon für seine Rosinenpickerei und seine Erwartungen kritisiert. Zugegeben, das konnte sie nur, weil die Gemeinschaft bereits so viel für Tethyr geleistet hat und Fleece mit ihm inzwischen so vertraut ist, dass er ihr nicht bei der ersten Frechheit Einhalt gebot. Sie weiß selbst, dass sich weit ranghöhere Ritter nicht herausnehmen dürfen, was sie sich eben herausnahm – doch sie war es ihren Freunden schuldig. Ja, Hembreon ist hier der Hauptverantwortliche, er hat zahllose Probleme und der Tag nicht genug Stunden, um sie alle zu lösen, und sie ist hier nur eine unter vielen Tausenden. Doch wenn sie bedenkt, wie sehr sich ihre Gemeinschaft ihm zuliebe im Laufe der Jahre für Tethyr aufgeopfert und Dinge vollbracht hat, denen die wenigsten Ritter gewachsen gewesen wären – hat sie dann nicht verdient, dass er ihr vertraut?

 

Stattdessen erwartet er von den Abenteurern, dass sie immer irgendwie etwas ganz Besonderes vollbringen – aber ohne ihnen die Möglichkeiten dazu zu geben. Stets verlangt er von ihnen, die Kohlen aus dem Feuer zu holen, hält ihnen aber nicht den Rücken frei. Wie sollen sie das bewerkstelligen, wenn sie ständig dem Kommando von jemandem unterworfen sind, der ihnen dieses befiehlt und jenes verbietet? Dazu brauchen sie entweder einen Kommandeur, der auf sie hört und sie das Nötige tun lässt, oder eigene Autorität. Letzteres hatten sie nie, Ersteres schrecklich selten, doch an Hembreons Erwartungen ändert das nichts – sollen sie doch zusehen, wie sie das hinkriegen, es hat ja bisher auch immer irgendwie geklappt, und was dazu erforderlich war, will er eigentlich gar nicht so genau wissen. Fleece weiß, dass ihm klar ist, wie es in Easthold ablief, wobei sie unsicher ist, wie genau sein Kenntnisstand aussieht, aber zumindest weiß er, dass sie die Regeln brechen musste. Spätestens das muss ihm doch deutlich gemacht haben, in welchem Missverhältnis seine Erwartungen und seine Unterstützung stehen. Er könnte Fleece alle Türen öffnen, doch stattdessen muss sie ständig schwere Strafen riskieren, will sie seinen Willen durchsetzen. Und das ist mittlerweile offenbar sehr selbstverständlich für ihn geworden. Jedes Erfolgserlebnis, von dem er hört, bestätigt ihn ja darin, der Gemeinschaft keine Hilfestellung geben zu müssen, es funktioniert ja offenbar auch so.

 

Am nächsten Tag bespricht Fleece mit Dame Kerrice die besten Drills für ihr Banner (das könnte sie zwar Captain Urias überlassen, aber es hin und wieder selbst zu übernehmen, stärkt die Identifikation), als Raif und Laelithar das Lager erreichen und sich bis zu den beiden Zelten der Gemeinschaft durchfragen. Zhai freut sich am meisten über das überraschende Wiedersehen, und Raif verrät natürlich gleich, warum er gekommen ist. Fleece trifft ein und fällt Raif um den Hals – er kann es nicht ahnen, aber sie ist so froh, dass ihr Streit nicht so lange in der Luft hängt, wie er es getan hätte, wäre Raif nach Amn gegangen, denn inzwischen weiß sie, dass er Recht hatte, und hat dem Herzog ja auch genau diese Argumente genannt. Sie belässt es aber erst mal bei "You were right. About everything."

 

Überraschter aber ist Fleece von Laelithars Anwesenheit, doch zuerst mal erklärt ihr Raif, warum er hier ist. (Er ist natürlich heilfroh, denn er hatte befürchtet, dass Belanor schon etwas gegen seine Freunde unternommen hat.) Fleece ist frustriert: Das ist zu wenig, um ein Mitglied der Kirche Amaunators anzuklagen.

 

Nun will sie sich erst mal Laelithars Beweggrund anhören. Sie erfährt, dass Laelithars Leute nur die Vorhut waren, bis die dauerhafte Verstärkung aus Suldanesselar eintreffen würde. Diese erreichte Elihir, und darunter befand sich Ealoeth, eine alte Freundin von Laelithar. Sie sprachen darüber, dass man in Suldanesselar auch über die Elfen von Shilmista diskutiert hatte. Diese hatten andere Völker (andere Elfen eingeschlossen) stets gemieden und sich nur in ihrem Forest of Shadows aufgehalten. Amn, das diesen beanspruchte, fiel aggressiv darüber her, und ebenso aggressiv verteidigten ihn die Elfen, bis Amn klar wurde, dass es zu viel Geld und Blut kostet, an seine Rohstoffe zu kommen, und ihn aufgaben. Mit der Sezession liegt nun auch ein Teil des Forest of Shadows theoretisch auf tethyrianischem Reichsgebiet.

 

Ealoeth und Laelithar verschmolzen miteinander, um sich auszutauschen, weil sie sich zehn Jahre lang nicht mehr gesehen hatten. Dabei erfuhr Laelithar, als wäre sie selbst dabei gewesen, dass Ealoeth eine der Gesandten war, die vor fünf Jahren aus Suldanesselar in den Forest of Shadows geschickt wurden, um Kontakt aufzunehmen. Nun ist dieser aber sehr gefährlich, und sie stießen auf eine riesige fünfköpfige Hydra. Ihr Anführer Galafaer schirmte seine Gefährten magisch ab, konnte sich während des Zauberns aber nicht verteidigen, und die Hydra tötete ihn und nahm ihn mit, um ihn zu verspeisen. Galafaers wertvollster Besitz war der Drachenstab, ein mächtiges Artefakt, das für weniger als eine Stunde einen Drachen beschwören kann, allerdings mit nur noch einer Ladung.

 

Galafaers Gruppe stellte danach zwar dennoch den Kontakt zu den Elfen von Shilmista her, doch diese machten den Besuchern klar, dass sie keine Interaktion wünschten – der Weg und Galafaers Opfer waren gänzlich umsonst gewesen.

 

Anders als die Waldelfen, die nicht mal wirklich begreifen, was sich gerade zwischen Tethyr und Amn abspielt, versteht Laelithar den Krieg sehr gut und wünscht sich sein Ende. Fleece hatte bei ihr einen perfekten ersten Eindruck hinterlassen, sie wurde Glorandals Erzählungen wirklich gerecht, und Laelithar zweifelte nicht daran, dass diese Frau tatsächlich mit einem Beholder verhandelt hatte. Hätte Laelithar sie nicht kennen gelernt, wären Ealoeths Erfahrungen nur eine interessante Anekdote gewesen. Nun aber musste sie immer wieder darüber nachdenken, was wohl wäre, wenn sie Fleeces Abenteurer in den Forest of Shadows führte – denn dieses Artefakt könnte bei der Beendigung des Krieges ein Instrument von unschätzbarem Wert darstellen. Für Laelithar ist es schließlich, als wäre dies ihre eigene Erfahrung: Sie hat den Stab, den Galafaer immer trug, quasi mit eigenen Augen gesehen, und sie hat nicht "gehört", was er kann, sie weiß es – jedenfalls, soweit es Ealoeth weiß, doch unter Elfen sind Lügen nicht selbstverständlich, also warum sollte Galafaer gelogen haben? Laelithar weiß, dass der Stab von einer magiekundigen Hand geführt werden muss und dass er nicht wirklich einen Drachen von irgendwoher holt – er reagiert vielmehr auf den Wunsch des Trägers, nimmt das Konzept des gewünschten Drachen und erschafft einen solchen aus dem Nichts, der keinen Namen hat und über keinerlei Persönlichkeit verfügt, und wenn die Zeit um ist, hört er einfach auf zu existieren. Es ist also nur magische Energie, die sich verdichtet und einen Drachen imitiert – doch für die Zauberdauer verfügt dieses Imitat über die Fähigkeiten des jeweiligen Drachen.

 

Laelithar erwog also, Fleece hinterherzureisen, konnte sich jedoch nicht dazu entschließen, die Hoffnung auf ein Gelingen schien allzu weit hergeholt. Es war schierer Zufall, dass Raif sie genau deswegen an genau dem Tag ansprach: Das gab den Ausschlag für Laelithar, und so machte sie sich mit ihm auf den Weg.

 

Sie hat eine klare Vorstellung davon, wie das Ganze ablaufen könnte: Laelithar ist teils Kriegerin, teils Magierin und verfügt über Locate Object, und das fragliche Objekt hat sie ja selbst "gesehen". Wenn es gelänge, die Gegend zu finden (wofür man die Hilfe der Elfen von Shilmista bräuchte), könnte das funktionieren. Natürlich dürfte Zhai auf gar keinen Fall dabei sein...

 

Die ganze Gruppe wird einberufen. Skaar ist natürlich Feuer und Flamme, Graywinter sieht eine Chance auf persönlichen Ruhm, ansonsten jedoch hält sich die Begeisterung in Grenzen, und Zhai schweigt peinlich berührt, weil es so offensichtlich ist, dass sie nicht teilnehmen kann. Fleece argumentiert, dass die die Hydra – immerhin "nur" eine fünf- und keine siebenköpfige – in den letzten fünf Jahren ja vielleicht auch schon von den Elfen getötet wurde und man lediglich den Stab finden muss. Oder möchten die Abenteurer in diesem Heer gefangen sein und auf die nächste Schlacht warten, die sie nicht beeinflussen können? So könnten sie wenigstens tun, was sie wirklich beherrschen. Zhai dürfte zwar nicht mit in den Forest of Shadows kommen, aber hier zurücklassen würde Fleece sie auf keinen Fall. Letztlich willigt auch Gilborn ein, der Fleece ja versprochen hatte, sich ein wenig mehr nach ihr zu richten. Die Gruppe einigt sich darauf, den Vorschlag an den Herzog heranzutragen. Gewiss kann Erzmagierin Dauntain sie irgendwie unterstützen.

 

Am Abend macht schon die Runde, dass das Lager im Morgengrauen abgebrochen wird, man wird wohl nach Westen ziehen – genau in die falsche Richtung, sollte Fleece den Auftrag erhalten, sich um Laelithars Stab zu kümmern. In jeder anderen Situation wäre Fleece zu stolz, aber sie lässt um eine Audienz bitten. Abgelehnt, der Herzog ist zu beschäftigt. Laelithar hält große Stücke auf Fleece und versteht nicht, warum einfach nie jemand auf sie hört.

 

Am nächsten Tag setzt sich das fort, am übernächsten ebenso, aber einfach verschwinden kann man nicht, denn das wäre Fahnenflucht und hätte zwingend die Verurteilung zum Tod zur Folge. Fleece sucht Belanors Gesellschaft in der Hoffnung, ihm etwas entlocken zu können, aber er ist zu clever, und den Einsatz von Magie einem Amaunator-Geweihten gegenüber wagt sie natürlich nicht, weil auch das todesstrafenwürdig wäre.

 

Hembreon kommen Fleeces Gesuche natürlich zu Ohren. Inzwischen hat er ein besseres Bild davon, was sich in Brost abgespielt hat. Jedoch ist dies keine dringliche Angelegenheit, und er hält es für nötig, Fleece zu zeigen, wo ihr Platz ist. Ja, diese Abenteurer haben Großes vollbracht, sie gelten in Tethyr zu Recht als Helden, aber die Adelshierarchie wiegt ungleich schwerer – von niemandem ließe er sich bieten, so mit ihm zu reden, auch nicht von Fleece, der er seiner Meinung nach sehr viele Freiheiten lässt. Einst Herzog von Draknor, dann Herzog der Golden Marches – Alaric Hembreon war nie etwas anderes als ein Hochadliger und kann nicht aus seiner Haut, so sehr er auch einen Narren an Fleece gefressen haben mag. Tatsächlich erwog er zuerst sogar eine Bestrafung, aber je mehr er sich in ihre Situation versetzte und je klarer ihm wurde, dass sie nicht ganz Unrecht hat, desto schlechter wurde sein Gewissen. Auch wenn er davon ausgeht, dass Fleece ihn wiederholt um eine Audienz ersucht, weil sie sich entschuldigen möchte – er will sie nicht sehen. Da die Abenteurer ganz normal in die Hierarchie eingebunden sind, gibt es auch nichts Wichtiges zu besprechen – dass sich etwas Neues ergeben hat, kann er nicht ahnen, hat seinen Untergebenen aber auch klar gemacht, dass er nichts hören will, egal, was Fleece als Grund für eine Audienz benennt. Befehl ist Befehl, und der wird befolgt, also kommen ihm ihre Begründungen auch nicht zu Ohren. Außerdem hat er wirklich ganz andere Sorgen, weil er für ein riesiges Lager verantwortlich ist, das immer in Bewegung bleiben muss, ohne von Amn in eine ungünstige Position manövriert zu werden, und die meisten seiner Beschlüsse entscheiden über Tausende von Leben.

 

Die Helden merken stärker denn je, dass sie bei der kämpfenden Truppe wirklich als solche angesehen werden: Goblin Town, Milvian Bridge, Darromar, Cormyr, Chessenta, Cliffrest, Easthold, Trailstone und nun auch Brost – ihre Erfolgsserie will kein Ende nehmen, ständig gibt es neue Geschichten zu erzählen. Je mehr sie den Adligen ein Dorn im Auge sind, desto beliebter werden sie bei den Gemeinen. Hochwürden Belanor beobachtet das interessiert.

 

Schließlich stößt Roaringhorn mit seinen Leuten und den neuen Rekruten zum Heer. Als sich das herumspricht, marschieren Raif und Fleece los, um ihn zu sprechen, was dank ihrer Erfolge kein Problem mehr darstellt. Sie schenken dem Grafen reinen Wein ein: Fleece hat sich offenbar mit dem Herzog überworfen, er will sie nicht empfangen, obwohl sie einen verlockenden Vorschlag hat. Hier in der Truppe sind die Abenteurer nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber wenn man sie tun ließe, was sie am besten können, wenn es ihnen gelänge, den Drachenstab zu erbeuten... Dazu brauchen sie aber eine klare Erlaubnis von ganz oben, sich von der Truppe zu entfernen, und einen Passierschein.

 

Roaringhorn sagt zu ihrer Überraschung nach nur kurzem Überlegen rundheraus zu und veranlasst alles Nötige – die Folgen nimmt er auf seine Kappe. Raif und Fleece bedanken sich herzlich, holen den Passierschein ab und packen zügig, denn Belanor darf ihnen nicht über den Weg laufen, da er ja den Auftrag hat, ihnen nicht von der Seite zu weichen. Fleece organisiert beim Waffenmeister noch einen Zweihänder, da Skaar gegen die Hydra eine Klinge und keine Keule braucht, sowie Proviant.

 

Raif mutmaßt, dass Roaringhorn immer noch ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber hat, und er hat ja mit eigenen Augen gesehen – und noch viel mehr gehört –, was diese Abenteurer zu leisten imstande sind, wenn man sie eben Abenteurer sein lässt. Fleece, Raif, Zhai, Graywinter, J'avo, Skaar, Gilborn und Laelithar verlassen also das Lager, wobei sie natürlich aus Hunderten von Augenpaaren beobachtet werden – aber in diesen Blicken liegt nur Respekt: Dame Jhessail und ihre Freunde ziehen ganz bestimmt wieder aus, um ein selbstmörderisches Sonderkommando zu unternehmen, aber sie werden das Kind schon schaukeln!' Das erfüllt viele von ihnen wieder mit Stolz, der ihnen nach den letzten Entbehrungen etwas abhanden gekommen ist.

 

Ohne marschierende Truppen kommt die weitgehend berittene Gruppe gut voran, aber sie muss einen stattlichen Umweg nehmen, da es gilt, Averlorn sehr großzügig zu umrunden. Zwar sieht Laelithar dank ihrer scharfen Augen in der Ferne immer wieder mal eine amnische Patrouille, aber stets, bevor sie die Abenteurer erkennen kann.

 

Ohne Straßen und über Stock und Stein wird die Reise aber doch beschwerlicher, und da an einem Abhang gleich zwei Pferde stürzen und sich ebenso die Knochen brechen wie J'avo, bekommt Gilborn genug zu tun.

 

Unterwegs findet man immer wieder viele Gelegenheiten für Unterhaltungen. Fleece spricht viel mit Laelithar und denkt daran, wie es damals war, mit Kithain zu reisen. Graywinter macht sich erfolglos an die Mondelfe heran – er ist es nicht gewohnt, Körbe zu bekommen, aber gegen seinen Charme ist Laelithar nun mal völlig immun. Raif und sie hingegen haben einige Tage allein miteinander verbracht und kommen gut miteinander aus, und sie findet auch Gefallen an dem unermüdlichen Goliath, der als Unberittener Schritt halten muss und sich jeden Tag bis zur Erschöpfung verausgabt, weil er niemals derjenige sein will, der das Vorankommen der Gruppe behindert, und es liebt, sich mit Pferden messen zu müssen.

 

Eines Tages schläft Skaar am Lagerfeuer wie jeden Abend völlig erschöpft ein und schnarcht wie ein Bär, woraufhin ihn Graywinter entnervt tritt, doch das nützt wie immer nichts. Raif wünscht sich Spider herbei und fragt sich besorgt, wo er gerade stecken mag. Vorsichtig erkundigt sich Fleece bei Gilborn nach Farmeet. Für ihn ist es noch immer unglaublich, mit den Abenteurern zu reisen, die einst indirekt seine Befreiung in die Wege leiteten. Drei Jahre ist er nun schon an ihrer Seite, und erst jetzt hatte er die Chance, nach Hause zurückzukehren. Es fühlte sich irgendwie nicht real an. Ja, es gab ein großes Hallo, er kannte noch alle Namen und Gesichter – kein Wunder, beim Überfall hatte es mehr Tote als Überlebende gegeben –, aber irgendwie regte sich in ihm nichts außer dumpfer Trauer. Erst als er sein altes Haus besuchte, überwältigten ihn die Gefühle. Den Rest spart er aus, meint aber, er hofft, dass er irgendwann damit abschließen kann.

 

Einem Beobachter würde von außen kein Unterschied zwischen vorher und nachher auffallen, aber der Umgang der Abenteurer untereinander ist eine Spur lockerer geworden, seit die bedrückenden Zwänge, die einengenden Verpflichtungen, das ständige Entsprechen gesellschaftlicher Regeln weggefallen sind. Fleece, Raif, Zhai, J'avo und Gilborn tauschen stumme Blicke. Keiner spricht es aus, aber ja, das hier ist ihr wahres Leben: Keine von Tausenden von Soldaten bewohnten Zeltlager, keine Rittersäle voller aufgeblasener Adliger, nein, ein einfaches Lagerfeuer unter Tannen – und nur sie, eine Handvoll Gefährten, die selber darüber bestimmen, wohin sie gehen und warum. Als Fleece leichthin bemerkt, wie wohl sie sich fühlt, obwohl sie sich auf den Weg gemacht hat, sich mit einer Hydra anzulegen, muss sie angesichts der Absurdität lachen und steckt damit alle anderen an. Ohne große Dialoge wird das hier ein magic moment.

 

Endlich erreichen die acht Reisenden den Forest of Shadows, der schon von ferne düster und undurchdringlich wirkt. Man sucht sich eine gute Stelle für Zhai, die bei den Pferden bleibt und eins von Fleeces Bracelets of Brotherhood bekommt, damit man sich leicht wiederfindet, und Laelithar lässt hier ihre schwere Rüstung zurück, die im Wald nur hinderlich sein wird.

 

Im Wald hält Laelithar die Augen nach Anzeichen von Elfen offen, aber der Forest of Shadows ist riesengroß, also weiß die Gruppe, dass sie hier vielleicht tagelang umherirren wird. Das Gelände ist schwierig und unübersichtlich, weshalb es einem Rudel Owlbears gelingt, sie zu überraschen. Der Kampf wird hart, aber nicht extrem, dafür ist die Gruppe zu eingespielt, und sie schlägt die überlebenden Gegner in die Flucht.

 

Nach einer ereignislosen Nacht marschiert die Gruppe in ein Cockatrice-Gelege und wird von einem halben Dutzend gewöhnlicher Cockatrices und einem Giant Cockatrice attackiert. Die durch die kleinen hervorgerufene Paralyse kann Gilborn noch mit dem Wiederherstellungssegen beheben, die durch den großen hervorgerufene Versteinerung jedoch nicht (denn der Große Wiederherstellungssegen ist Level 8). Es erwischt Fleece und Graywinter, aber glücklicherweise kommt Raif an die Stone Salve in der Truhe und kann sie heilen.

 

Graywinter schneidet die Schnäbel und Krallen ab, um sie später zu verkaufen, und die Gruppe sucht sich ein Lager für die Nacht. Am Morgen wird sie von Elfen aufgeweckt, die sie mit Pfeil und Bogen in Schach halten – sie sehen noch urtümlicher als die Waldelfen aus Elihir aus. Die Anführerin der Gruppe gibt sich sehr einschüchternd, will die Fremden einfach nur aus ihrem Wald vertreiben und ist nur gesprächsbereit, weil Lathlaeril selbst eine Elfe ist. Als Fleece ihr ihren Elfenfreund-Anhänger präsentiert, lässt Duarthae ihre Leute zumindest die Bögen senken. Fleece stellt ihre Freunde vor, und Duarthae horcht bei Raif unübersehbar auf. Sie spricht kein Chondathan und lässt Laelithar nachhaken, ob Raif von dem Magier Bowgentle abstammt. Laelithar sagt dieser Name nichts, aber sie fragt nach, und auch wenn seine Freunde wissen, dass das Unsinn ist, rechtfertigt er Außenstehenden gegenüber mit dieser Lüge, diesen Namen zu tragen. Duarthae berät sich leise mit ihren Leuten, und Laelithar hört, dass Raifs Abstammung für sie wohl ziemlich wichtig sein muss. Also gut, sie ist bereit, sich anzuhören, was die Fremden hier wollen. Laelithar erklärt es, und nach weiterer Beratung ist Duarthae einverstanden, sie zu den Jagdgründen der offenbar immer noch munteren Hydra zu führen.

 

Unterwegs fragt Laelithar nach und erfährt, dass der bekannte Magier Bowgentle grob Mitte des 13. Jahrhunderts (genaue Jahreszahlen interessieren die Elfen von Shilmista nicht) seine letzten Lebensjahre im Forest of Shadows verbringen durfte – einer der sehr seltenen Fälle, in denen diese Elfen einen Nichtelfen als Freund akzeptierten. Hier starb er und hier wurde er von den Elfen bestattet. Vor fünf Jahren müssen Außenstehende unbemerkt in den Wald eingedrungen sein, denn sie plünderten sein Grab. Laelithar überlegt, ob das mitverantwortlich gewesen sein könnte für die Ablehnung einer Kontaktaufnahme mit den Elfen aus dem Wealdath.

 

Weil sie nahezu keine Kontakte mit der Außenwelt haben und mit Lügen nicht vertraut sind, glauben sie unbesehen, dass Raif ein Nachfahr ihres Freundes ist, und nur ihm zuliebe führen sie die Fremden zu der Hydra, auch wenn sie wissen, dass sie sie vermutlich töten werden. Die Elfen gehen ihr einfach aus dem Weg und sehen keinen Sinn darin, unnütz Blut zu vergießen. Am Rand des von der Hydra beanspruchten Gebiets zeigen sie der Gruppe den weiteren Weg zu einem See, der einen Bach speist – dort haust das Monster. Nachdem sie sich wieder zurückgezogen haben, versenkt sich Laelithar in die Reverie, um ihre Erinnerung an die Verschmelzung nach Bachgeplätscher im Hintergrund zu durchsuchen: Ja, die feinen Ohren von Ealoeth haben ganz leise welches vernommen. Also muss man nur den Bach entlangwandern.

 

In gespannter Szenerie nähern sich die Abenteurer dem See, doch von der Hydra fehlt jede Spur. Sie marschieren den Bach entlang, und Laelithar hat Locate Object oft genug vorbereitet, um es regelmäßig zu werfen. Dies bleibt heute ergebnislos, und man verbringt eine unruhige Nacht im Jagdrevier der Hydra.

 

Im Frühnebel wandert die Gruppe weiter durch den herbstlichen, mit Moos überzogenen Wald und hört schließlich die Geräusche eines schweren Körpers, der die Verfolgung aufnimmt. Den Helden bleibt Zeit zur Vorbereitung, man bufft sich mit Tränken und Fleeces Zaubern, und Fleece erinnert nur kurz an den Plan, den sie schon mehrmals besprochen haben: Sie weiß, dass binnen kurzer Zeit zwei Köpfe nachwachsen, sobald man einen abgeschlagen hat – sobald es einem gelingt, muss Graywinter den Stumpf sofort mit Feuer ausbrennen und soll sich ansonsten zurückhalten.

 

Der Kampf beginnt, und trotz der hoch angesetzten DC der Hydra verläuft er für die Helden sehr günstig, denn Raif, J'avo und Skaar stellen sich alle gut an. Wenn sie sich Bisse zuziehen, schaffen sie alle Fort-Saves, was bedeutet, dass das Gift nur langsam wirkt, so dass genug Zeit bleibt. Durch ihr koordiniertes Vorgehen schaffen sie es, dass kein einziger Kopf nachwächst, und je weniger es werden, desto einfacher wird der Kampf – nur einige Runden später sackt der kopflose Rumpf zusammen.

 

Gilborn setzt seinen Giftbann ein, und man kann in Ruhe weitersuchen. Am Nachmittag schlägt Locate Object an. Fünf Jahre im Wald haben den Stab völlig zugewuchert, man muss in der Erde graben, um ihn hervorzuholen, und er ist im unteren Drittel angebrochen, als sei etwas Schweres draufgetreten. Fleece wirkt Detect Magic, und ja, die Magie ist noch intakt. Nachdem sie den Stab grob gereinigt hat, erkennt sie, dass von den sechs Ringen, die an der Spitze hängen, fünf nicht sauber zu kriegen sind, als wäre das Metall korrodiert, nur noch einer ist wieder zum Funkeln zu bringen.

 

Das Bracelet of Brotherhood weist zuverlässig die Luftlinie zu Zhai an, und die Gruppe kehrt zurück. Graywinter ist drauf und dran, eine Bärenmutter mit zwei Jungen aus der Ferne zu rösten, aber Laelithar hält ihn davon ab. Man merkt auch hier deutlich, dass er sich um andere Leben nicht schert, selbst wenn er es vorgibt.

 

Auf demselben Weg reist die Gruppe zurück und muss sich nun überraschen lassen, wo sie das tethyrianische Heer finden wird. Laelithars scharfe Augen erspähen eines Tages eine amnische Patrouille, die den Helden zu folgen scheint, also legt man einen geschickten Hinterhalt, um sie loszuwerden, aber nach einem kurzen Kampf ergeben sich die Überlebenden, und die Fliehenden werden von Laelithar und Graywinter getötet – das muss leider sein, damit sie keine Meldung machen können. Jetzt hat man dafür Gefangene am Hals, wo man eh schon nicht weiß, wohin man reisen muss. Graywinter würde sicher gern vorschlagen, sie zu töten, weiß aber natürlich selbst, dass das hier nicht das Publikum für solche Maßnahmen ist. Man einigt sich darauf, sie all ihrer Ausrüstung zu entledigen und die Soldaten an geeigneter Stelle zurückzulassen. Die Ausrüstung führt man vorsichtshalber mit, man weiß ja nie.

 

Zhai hat mittlerweile zu Laelithar Vertrauen gefasst und genießt es, mit einer vorsichtigen, aber vergleichsweise vorbehaltlosen Elfe zu reden. Zhai würde liebend gern verschmelzen (was sie bisher nur mit ihrer Mutter Anluth getan hat, und das fiel ihr immer schwer, da sich ihre dunkelelfische Seite dagegen wehrt), traut sich aber nicht, zu fragen, weil sie ahnt, dass Laelithar ablehnen würde.

 

Letztlich dauert der Rückweg fast doppelt solange wie der Hinweg, da man sich bei den Dörfern und Weilern orientiert, wo aber widersprüchliche Aussagen gemacht werden. Letztlich ist die Provinz zu groß, um mal eben eine Armee zu finden, die inzwischen sonstwo sein könnte. Die letzte Patrouille wusste nichts (oder gab dies zumindest glaubhaft vor), also schlägt Fleece vor, ein amnisches Lager ausfindig zu machen, sich dort einen Offizier zu schnappen und ihn zu verhören. Abermals hält sich die Begeisterung in Grenzen, denn Raif (der ja inzwischen bald in Amn wäre, hätte er nicht umkehren müssen) fragt sich, was man noch alles tun soll für so einen undankbaren Lehnsherrn, der nicht mal ihr eigener ist. Dennoch ist klar, dass die Gruppe etwas unternehmen muss, und Fleeces Vorschlag ist riskant, aber machbar.

 

Da die Abenteurer in der Tat als nächstes nicht auf ein tethyrianisches, sondern auf ein amnisches Lager stoßen, warten sie die Nacht ab. Sie überlegen, die Uniformen einzusetzen, aber sie würden als erstes gefragt werden, aus welchem Regiment sie stammen und wo sie zuletzt waren, und diese Fragen könnte niemand beantworten, weil niemand daran gedacht hat, die gefangenen Soldaten danach zu fragen. Doch glücklicherweise ist dies kein befestigtes Lager, und Zhai traut sich zu, ungesehen einzudringen. Zusammen mit Graywinter, der sich mit Cloak belegt, macht sie sich auf den Weg, legt gute Checks ab, und das größte Zelt ist nicht schwer zu finden. Da es sich nur um ein kleines Lager handelt, wird die Truppe nur von einer Hauptfrau befehligt, die tief und fest schläft, selbst als Graywinter im stockfinsteren Zelt gegen den Tisch stößt. Zhai kann natürlich gut sehen und führt ihn zum Bett der Schlafenden, die unsanft geweckt wird. Da auch sie die Hand vor Augen nicht sieht, Zhai ihr also keine Angst machen kann, übernimmt das Graywinter nur mit seiner Stimme und legt bei Intimidate eine satte 31 hin. Die Hauptfrau plaudert: Amn setzt Herzog Hembreons Heer ständig unter Druck und spielt auf der Karte quasi ein Strategiespiel mit ihm. Jetzt hat es ihn endlich da, wo es ihn haben will: Er bewegt sich auf eine unterlegene amnische Armee zu, doch auch die könnte ihm herbe Verluste beibringen, vor allem aber würde sie ihn aufhalten, denn er hat die amnische Hauptstreitmacht im Rücken, die ihn vor sich hertreibt und ihn gern zwischen zwei Fronten bekäme. Die tethyrianische Verstärkung hat sich bei Riatavin gesammelt, hat aber die amnische Hauptstreitmacht zwischen sich und der Armee des Herzogs und ist ihr allein nicht gewachsen. Der Herzog will sich garantiert mit seiner Verstärkung vereinigen, um keine leichte Beute für Amn zu sein, weiß aber offenbar nicht, wie, da Amn ihn in die Enge getrieben hat.

 

Graywinter will sie kurzerhand töten, doch Zhai hält ihn mit einer festen Berührung auf, die ihm signalisiert, dass sie das nicht zulassen kann. Also droht er der Hauptfrau, schön still zu sein, und zieht sich leise mit Zhai zurück. Natürlich sind sie noch im Lager, als die Hauptfrau zu schreien beginnt, schaffen es aber ungesehen hinaus zu den anderen, und Zhai und Skaar führen sie durch die Dunkelheit, damit sie genug Raum zwischen sich und die Amnier bekommen.

 

Ohne Karte und nur mit vagen Himmelsrichtungen wird es nicht einfach, auf den Herzog zu stoßen und nicht auf die zahlenmäßig viel stärkeren Amnier. Wie vor einigen Monaten im Guerillakampf ist die Gruppe ständig auf der Hut.

 

Der Herzog ist derweil mit der amnischen Hauptstreitmacht im Rücken der nahenden amnischen Verstärkung aus dem Westen nach Norden in die Small Teeth ausgewichen, hat sich aber, da hier jeder otrsunkundig ist, in eine Sackgasse manövriert – damit hat genau das getan, wozu Gernalin Vassarde ihn zwingen wollte. Die Dörfer in den Ausläufern sind seit der Ogerinvasion unbewohnte Ruinen, in denen nichts zu holen ist, die Brücke über den Fluss ist alt, hält aber noch stand, das Gelände dahinter dank Dauerregen aber knietiefer Schlamm, und der Pass nach Norden wird zunehmend unpassierbar für Gespanne – will man nicht all seine Ausrüstung, Proviant und Kriegsgerät zurücklassen, ist hier Schluss. Hembreon ist aber wild entschlossen, seine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen. (Analog zur Schlacht von Vaslui 1475.) Er lässt also seine Gespanne mühsam aus dem Schlamm ziehen und seine Katapulte auf einem Hügel im östlichen Wald aufbauen und ordnet an, sich auf die Brücke einzuschießen. (Was gut funktioniert, da sie im Bogen schießen und somit von der Brücke aus wegen der Bewaldung nicht gesehen werden können.) Danach postiert er seine Hauptstreitmacht östlich des Passes im Wald und wartet.

 

An einem kalten, nebligen Tag marschiert die amnische Armee in einer endlos langen Kolonne über die Brücke und wendet sich natürlich nach Norden, wo ein Teil von Hembreons Armee offen lagert (was man beiderseits nicht sehen, sondern sich nur durch Kundschafter melden lassen kann). Die ortskundigen Amnier wissen, dass man über diesen Pass nur zu Fuß oder bestenfalls mit Eseln kommt und dass Hembreon in der Falle sitzt. Hembreon lässt seine Soldaten einen ermutigen Tempus-Choral singen – kein Wunder angesichts der Ausweglosigkeit der Situation, möchte man meinen, aber tatsächlich, um  den Amniern zu zeigen, wo sie hin müssen.

 

Als die Amnier durch den Schlamm waten, lässt Hembreon Bogenschützen attackieren, um die Formation auseinanderzureißen, und dann leichte Kavallerie Hit-and-run-Angriffe durchführen, was die Amnier zu mehr Eile antreibt, kraftraubend durch den Matsch zu stapfen und den Tethyrianern zu begegnen. Im dichten Nebel sehen die Soldaten einander erst, als sie sich auf wenige Schritte genähert haben, und die Schlacht beginnt. Nun aber gibt Hembreon das Signal an die Katapulte, das Bombardement zu eröffnen, und da sie sich gestern eingeschossen haben, feuern sie trotz des dichten Nebels blind und doch zielgenau, und als die Hälfte der amnischen Armee die Brücke überquert hat, hat es genug Treffer gegeben, so dass sie zusammenbricht und die Armeeteile voneinander trennt. Das unterbricht auch die Kommunikationskette, und Generalin Vassarde weiß nun nicht, was jenseits der Brücke geschieht, und kann keinen Einfluss nehmen, sondern muss auf das Kommando vor Ort vertrauen.

 

Dieses lässt sich aber in die Falle locken, denn jetzt erklingen Gesänge aus dem westlichen Wald. Nicht ahnend, dass Durbara Dauntain mit mächtiger Illusionsmagie dafür verantwortlich ist, formieren sich die Amnier im dichten Nebel neu, um dem Angriff aus dem Westen zu begegnen. Darauf hat Hembreon gebaut, und nun verlässt der Hauptteil der tethyrianischen Armee aus dem Osten seine Position und fällt ihnen in den Rücken. Da Durbara die Illusion aufrecht erhält, sind die Amnier überzeugt, jetzt von drei Seiten angegriffen zu werden. Jede Disziplin bricht völlig zusammen, Panik bricht aus, und die meisten Amnier fliehen unkoordiniert und werden von den nachsetzenden tethyrianischen Rittern niedergeritten. Der Obrist versucht noch, die Kontrolle wiederzuerlangen, muss dann aber offiziell zum Rückzug blasen, und wer kann, zieht sich nach Süden westlich des Flusses zurück.

 

Indem Hembreon die gegnerische Streitmacht geteilt und in eine Falle gelockt hat – mit sich selbst als Lockvogel, saß er doch selbst in einer –, hat er den klaren Sieg davongetragen und dem Gegner schmerzliche Verluste beschert, aber das löst nicht seine Probleme: Die überlebenden Amnier fliehen nun in die Richtung, in die er selbst muss, und aus Westen hält immer noch die amnische Verstärkung auf ihn zu, die sich vermutlich bald mit den Überlebenden der Schlacht des Small Pass vereinigen wird. Als Vorteil könnte sich erweisen, dass sie seine Armee wegen des Täuschungsmanövers im dichten Nebel für größer halten, als sie ist. Dennoch kann Hembreon vor ihnen nicht auf die Ostseite des Flusses fliehen, weil er die Brücke zerstört hat, aber da wartet ohnehin der andere Teil der gegnerischen Hauptstreitmacht. Letztlich hat er sich nur Zeit erkauft, sieht aber nicht, wie er sie sinnvoll nutzen könnte.

 

Die Helden schaffen es endlich, sich zum Heer durchzuschlagen, als dieses gerade den Small Pass verlässt. Unter den Leuten ist unübersehbar, dass sie durch Monate der Mundpropaganda (Jahre, wenn man ihre Taten von vor drei Jahren miteinbezieht) zu Hoffnungsträgern geworden sind, von denen man nicht weniger als Großtaten erwartet: 'Die Gemeinschaft der Ersten Sonne kehrt von einer Mission zurück! Die hat garantiert einen Weg gefunden, uns hier lebend rauszukriegen!'

 

Hembreon, Roaringhorn, Thalmont, Dauntain und andere wichtige Adlige sind im Herzogszelt, als die Gemeinschaft empfangen wird, denn sie hat ausrichten lassen, etwas wirklich Wichtiges und Dringendes besprechen zu müssen. Fleece stellt angemessenerweise Laelithar Moonbreeze in den Vordergrund, ohne deren Idee und Eigeninitiative sie heute nicht hier wären, und lässt sie den Drachenstab präsentieren. Durbara analysiert ihn und bestätigt, dass ihm noch eine Ladung innewohnt, und die Schule (Conjuration) passt zu dem Bericht. Laelithar vertraut ihr das elfische Kommandowort an und beschreibt, woran sie dabei denken soll. Fleece wirft ein, dass ihre Wahl optimalerweise auf einen goldenen Drachen fallen sollte: Ein chromatischer wäre vielleicht furchterregender, aber ein goldener würde die gegnerische Moral untergraben, denn wenn ein so gutes Wesen auf Seiten Tethyrs steht, was würde das für die eigene Seite bedeuten?

 

Durbara kritisiert, dass man den Stab nicht ausprobieren kann – man muss voll und ganz darauf vertrauen, was die Abenteurer sagen, und davon hängt im Falle des Falles das Überleben dieser Armee ab. Hembreon befragt Laelithar und Fleece streng, ob sie mit absoluter Sicherheit wissen, dass er funktioniert, was beide nicht bejahen können, doch Fleece betont noch mal, wie sicher sie sich sind. Dennoch kommen jetzt, wo sie so bedrängt wird, auch ihr Zweifel, denn die Verantwortung ist gigantisch. Nicht auszudenken, wenn der Stab aus irgendeinem Grund nicht funktionierte – oder Galafaer unglaublicherweise wirklich gelogen hätte.

 

Einige sehen darin die einzige Chance, einen Durchbruch zu den Verbündeten im Süden zu erzielen, andere raten davon ab, mit diesem nicht vertrauenswürdigen Elfenzauber alles aufs Spiel zu setzen. Besonders die Tempus-Priester machen klar, dass sie dabei nicht mitziehen werden – sollte es darauf hinauslaufen, wird der Herzog ohne Tempus' Segen in die Schlacht ziehen müssen, denn dann verlassen sie die Armee.

 

Bei Hembreons Entscheidung kommen sicherlich zahllose Faktoren zusammen, und letztlich befiehlt er, das Lager abzubauen: Sie marschieren ab. Er lässt über die Ritter, Offiziere und Unteroffiziere im Heer verbreiten, dass ihnen ein Drache zu Hilfe eilen wird und dass sie deshalb vor dem Feind nicht zagen dürfen. Damit legt er sich fest und zahllose Menschenleben in Laelithars und Fleeces Hände. Natürlich tauscht er auch noch einen grimmigen Blick mit Fleece, in dem sehr viel liegt.

 

Für die Soldaten ist natürlich klar, dass die Gemeinschaft den Kontakt zu diesem Drachen hergestellt haben muss, und die Moral steigt massiv – als sich die Armee in Marsch setzt, möchte man meinen, sie befindet sich auf einem Siegeszug. Um die Moral oben zu halten, setzt Graf Roaringhorn die Helden auch weiter ins rechte Licht, indem er sie nun erstmals komplett bei den Adligen und nicht bei der Truppe reisen lässt.

 

Die Kundschafter erstatten Generalin Vassarde Bericht. Sie sieht sich die Truppenbewegung auf der Karte an und staunt: Das ist zu selbstbewusst, der Herzog muss noch einen Trumpf im Ärmel haben.

 

Der Lichtbringer Belanor passt abends im Lager Fleece ab. Er macht ihr diskret und gleichzeitig deutlich klar, was er davon hält, respektlos zurückgelassen zu werden – fast könnte man meinen, die Gemeinschaft interessiere sich nicht für Amaunators Wohlwollen, denn wie soll man dieses gewährleisten, wenn man die Arbeit seiner Diener sabotiert? Fleece schlägt ihn mit Diplomatie: Die Mission war viel zu gefährlich, und sie wollte ihn nicht in eine Lage bringen, in der sein Pflichtbewusstsein ihn dazu zwingt, an ihr teilzunehmen. Belanor lässt durchblicken, dass er genau weiß, was sie da tut, muss aber anerkennen, dass sie sich unangreifbar macht.

 

Zwei Tage später ist es soweit: Vassardes Teil der Hauptstreitmacht erwartet die Tethyrianer im Feld, und der Anblick dieser gut aufgestellten, weitgehend professionellen und bedeutend größeren Armee ist erschütternd für Hembreons Haufen, der großteils aus Milizionären besteht, die zudem von den letzten Tendays erschöpft sind. Das offene Gelände bietet keinerlei Vorteil für beide Seiten, und es wird nicht von Wald begrenzt, so dass die Amnier zumindest keinen Hinterhalt gelegt haben können – aber das haben sie angesichts dieses Kräfteverhältnisses auch nicht nötig. Zweifler und Unkenrufer gibt es immer, doch überwiegt im Heer das Vertrauen in die Gemeinschaft der Ersten Sonne: Hilfe wird kommen!

 

Ein amnischer Parlamentär fragt nach, ob sich der Herzog angesichts seiner gewissen Niederlage ergeben möchte, was er ablehnt. Stattdessen lässt er seine Truppen aufstellen und hat nicht mal genug Köpfe, um zu verhindern, dass beide Flanken eingekesselt werden. Er berät sich mit seinen engsten Vertrauten, doch selbst wenn der magische Stab wie beschrieben funktionieren sollte, steht ihnen der Drache nur ein paar Minuten zur Verfügung – Hembreon will nicht riskieren, nur mit ihm einzuschüchtern. Das kostet zu viel Zeit, und der Drache wird längst verschwunden sein, bevor der Gegner seine Truppen zurückzieht, mal ganz davon abgesehen, dass das nichts am Kräfteverhältnis ändert. Er muss ihn als Massenvernichtungswaffe einsetzen, und diese Aufgabe kommt Durbara zu. Hembreon vergewissert sich ernst, dass sie das hinbekommt, und die Erzmagierin, innerlich am Boden zerstört, äußerlich gefasst, nickt. Hembreon weiß, was er da verlangt, und "tröstet" sie damit, dass der Drachenstab ja vielleicht nicht funktioniert – aber dann sind sowieso alle tot oder politische Geiseln.

 

Die Heere setzen sich in Bewegung, die Ballistae und Bogenschützen tauschen erste Salven aus, und schließlich treffen die Schlachtreihen aufeinander. Vassarde hält den Großteil ihrer Armee noch zurück und beobachtet erst mal den Schlachtverlauf. Schließlich taucht der Drache auf, Unruhe macht sich im amnischen Heer breit, und er fliegt feuerspeiend darüber hinweg und richtet ein wahres Chaos an. Durbara dirigiert ihn, während das begeisterte Gejohle ihrer eigenen Truppen an ihre Ohren dringt – sie bejubeln diesen Massenmord, wie könnten sie auch nicht?

 

Auch unter den kämpfenden Amniern breitet sich Panik aus, und da sie auf keinen Fall zu ihren eigenen Leuten wollen, die gerade bei lebendigem Leib verbrannt werden, fliehen sie unkoordiniert zu den Flanken hin, wo sie Tethyrs Panzerreitern in die Arme laufen.

 

Auch die Helden beobachten ernst das flammende Chaos. Fleece hatte sich das irgendwie ganz anders vorgestellt, aber heldenhaft fühlt sich dieser schreckliche Anblick ganz und gar nicht an – doch das ist das Einzige, das das Überleben der eigenen Armee sichert. Fleece kann aber nicht umhin, leise mit belegter Stimme festzustellen: "Wir haben das ermöglicht. Das waren wir."

 

Ihrem Befehl folgend belässt Durbara es nicht bei einem Überflug, sondern greift wieder und wieder an, bis ihre Sanduhr ihr sagt, dass es bald soweit ist. Um zu garantieren, dass die Überlebenden annehmen müssen, dass der Drache zurückkehren könnte, verzichtet sie auf weitere Angriffe und lässt ihn über einen Wald außer Sichtweite fliegen.

 

Die tethyrianische Armee jubelt, wird aber zur Ordnung gerufen, der Befehl lautet, weiterzumarschieren. Der Tross schließt auf, die Soldaten begeben sich in Marschformation und ziehen los, als sei nichts gewesen, und begutachten aus der Ferne die vielen brennenden Leichen und umherirrende Überlebende. Was Vassarde jetzt bleibt, ist an Truppenstärke schon viel näher an der der Tethyrianer, doch erstens muss sie ihre Truppen sammeln und neu formieren, und zweitens muss sie wirklich überlegen, ob der Drache zurückkehrt. In jedem Fall umgehen die Tethyrianer, die eben noch in der Falle saßen, ihre Stellung einfach und ziehen weiter gen Südosten. Die Generalin weiß, dass sie die Vereinigung mit der Verstärkung nun nicht mehr verhindern kann.

 

Im abendlichen Lager wird zwar viel gefeiert, aber auch viel diskutiert und gestritten, denn so manchem ist nicht wohl dabei, wie der Sieg errungen wurde. Der Tag begann bereits unter schlechten Vorzeichen, weil die Tempuraner vorgestern das Heer verlassen hatten, und wie könnte Tempus auch diesen Sieg segnen? Andere halten dagegen, dass das Heer nur noch existiert, weil es diesen Sieg errungen hat. Die Götterdienste sind jedenfalls heute sehr gut besucht.

 

Hembreon sitzt allein mit Durbara in seinem Zelt. Er leidet selbst unter seiner Entscheidung, denn er hat die Tragweite von vornherein gut einschätzen können, und er bedauert, die Ausführung in Durbaras Hände gelegt haben zu müssen. Sie möge immer bedenken, es war sein Befehl. Durbara entgegnet verzweifelt, dass götterlose Befehle nicht ausgeführt werden müssen, ganz gleich, wer sie erteilt – das wäscht sie nicht von ihrer Schuld rein, und es gibt eine höhere Gerichtsbarkeit als die des Herzogs.

 

Belanor stellt Fleece zur Rede, und erstmals erlebt sie ihn nicht aalglatt, sondern ehrlich erbost, wenngleich immer noch beherrscht. Das war also ihre geheime Mission? Kein Wunder, dass sie ihn nicht dabei haben wollte. Fleece, selbst von Schuldgefühlen geplagt, gerät in die Defensive und meint hilflos, dass sie gedacht habe, mit dem Drachen zu drohen, würde reichen – doch das kauft Belanor ihr nicht ab. Er wirft ihr an den Kopf, dass sie keine Gewissensbisse hatte, diese mächtige Waffe zu erbeuten, weil sie sich einfach sagte, dass sie ja nicht die Entscheidung trifft, ob und wie sie einzusetzen ist. Sie könne ihm nicht erzählen, dass sie ehrlich daran glaubt, dass sie das von ihrer Sünde reinwäscht. Fleece verliert die Fassung, befeuert er doch ihr eigenes schlechtes Gewissen, und sie muss vor ihm flüchten.

 

Gleichzeitig streiten sich auch Raif und Graywinter im Gemeinschaftszelt. Graywinter versteht nicht, was die Aufregung soll, es hat ja nicht die Falschen erwischt, und Raif hält dagegen, dass der Feind ein politischer, kein moralischer ist und dass niemand verdient, verbrannt zu werden, ohne sich dagegen wehren zu können – der gestandene Veteran ist dem ebenso hilflos ausgeliefert wie der frisch verpflichtete Milizionär. Es ist nicht nur ehrlos, es ist auch eine Verschwendung von Leben. Das nimmt Laelithar wohlwollend zur Kenntnis, sieht aber Graywinter verächtlich an, als dieser darüber redet, wie gern die Amnier die tethyrianischen Leben verschwendet hätten – deren Übermacht wäre also nicht ehrlos gewesen?

 

Draußen verharrt Fleece vor dem Zelt, da sie hört, dass es auch drinnen um nichts anderes geht, und bleibt bei Skaar, der sich über all das weniger Gedanken macht, weil es ihn einfach nicht direkt betrifft. Als Gilborn von seiner Runde zurückkehrt (nach einigen Heilungen war er Seelsorger), setzt er sich dazu, und Fleece fragt ihn, wie es ihm damit geht. Er antwortet, dass er normalerweise gesagt hätte, er sei ja nur hier, um die Gemeinschaft dabei zu unterstützen, das zu tun, was sie tun muss – aber er ist schon so lange bei ihr, dass er sich nicht damit herausreden kann, ein machtloser Unbeteiligter zu sein. Dennoch ist er ein Dorfpriester aus einfachen Verhältnissen – auch er hatte sich nicht wirklich ausgemalt, wie der Drachenstab eingesetzt werden würde. Vielleicht hätte er das aber tun sollen. Ganz sicher hätte Fleece es tun sollen. Hat sie das?

 

Anstatt zu antworten, berichtet Fleece von ihrer kurzen Konfrontation mit Belanor, um dann aber ehrlich anzufügen, dass Hochwürden mit jedem Wort Recht hatte. Die Suche nach dem Drachenstab fühlte sich wie das Seil an, das einem Ertrinkenden zugeworfen wird, denn die Abenteurer mussten hier raus, um nicht zermahlen zu werden von dieser Maschinerie. Sie stellte das dar, was die Gemeinschaft normalerweise tut, war der krasse Gegenentwurf zu all dem, was sie hier seit Monaten tun muss, ohne es wirklich zu wollen. Wobei das ja auch nicht korrekt ist: Fleece wollte es, und sie redete sich ein, dass sie nicht selbstsüchtig war, sondern das für die Gruppe Beste wollte. Die Ereignisse zeigten ihr, dass sie falsch gelegen hatte, und vielleicht, um sie auf die Probe zu stellen, hielten ihr die Götter eine Karotte in der Form dieses Stabes vor die Nase: 'Na, hat sie ihre Lektion gelernt?' Nun fragt sich Fleece, ob sie sich schon so weit von dem, was sie mal war (und was sie mit endlosem Stolz erfüllte!), entfernt hat, dass sie denkt wie eine Frau, die sich wie selbstverständlich in der Adelshierarchie bewegt: 'Ich führe nur einen Auftrag aus, ich entscheide ja nicht, was damit geschieht.' Sie ist zu stolz auf ihre Selbstständigkeit (die aufrecht zu erhalten in einem Reich wie Tethyr alles andere als einfach ist), als dass sie das Recht hätte, sich jetzt wie eine Vasallin auf 'Es war ja mein Auftrag' zu berufen.

 

Ja, sie hat es sich im Vorfeld so ausgemalt, dass der Drache drohend über die Gegner hinwegfliegt und sie in die Flucht schlägt, sie hat nicht mal an Alternativen gedacht. Aber sie muss sich vorwerfen, dass sie unterbewusst vielleicht nicht an Alternativen denken wollte. Entweder ist sie die Anführerin der Gemeinschaft der Ersten Sonne aus eigener Kraft... oder sie ist die Befehlsempfängerin Dame Jhessail Scarpe, die keine Verantwortung übernehmen muss. Sich mal das eine, mal das andere auszusuchen, sich mal brav in die göttliche Ordnung zu fügen, sich mal selbstgerecht aus ihr zu entfernen, je nachdem, was gerade nützlicher oder bequemer ist – so funktioniert das nicht.

 

Gilborn gefällt, was er hört. Er meint, Hochwürden Belanor mag gewiss ein durchtriebener Diplomat sein, aber er weigert sich zu glauben, dass ein schlechter Mensch ein bedeutender Geweihter eines strengen, aber guten Gottes sein kann. Vielleicht also sollte Fleece all das auch zu Belanor sagen, um durch ihn Amaunator um Vergebung zu bitten. Fleece will darüber nachdenken und zieht sich in ihr Zelt zurück, doch dort besucht sie Zhai, um einfach nur für sie da zu sein und sie tröstend im Arm zu halten. Draußen blitzt und donnert es und beginnt wie aus Eimern zu schütten.

 

Am Morgen ersucht Fleece Belanor vor seinem Zelt um ein Gespräch, geht mit ihm durchs Lager und gesteht, was sie schon Gilborn anvertraute, mit anderen Worten.

 

Belanor: Ihr erkennt das Falsche und zeigt Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, doch lasst Ihr Euren Worten auch Taten folgen?

Fleece: Was würdet Ihr vom Herzog an meiner Stelle erwarten?

Belanor: Es ist nicht der Herzog, der vor mir steht, Dame Jhessail.

Fleece: Also gut, was erwartet Ihr von mir? Ich kann es nicht ungeschehen machen.

Belanor: Eine dürftige Ausflucht, die vorgaukeln soll, dass man ohnmächtig ist. Aber das seid Ihr nicht, Dame Jhessail. Unterwerft Ihr Euch dem Herrn des Lichts?

Fleece (zögerlich): Natürlich tue ich das.

Belanor: Zeigt es.

Fleece: Was... was genau soll ich Euch zeigen?

Belanor: Nicht mir. Denn nicht ich bin es, den Ihr von Eurer Aufrichtigkeit überzeugen müsst. Wünscht Ihr Vergebung, solltet Ihr Amaunator bekunden, wie ernst Euer Ersuchen ist.

 

Fleece versteht, was er will, und an diesem Punkt bleibt ihr keine andere Möglichkeit, also kniet sie beidbeinig vor ihm nieder, küsst eine halbwegs saubere Stelle seines schlammverkrusteten Robensaums und bittet den Herrn des Lichts um Vergebung. Belanor legt die Hand auf ihren Scheitel und leistet in ihrem Namen Fürbitte, und das tut er lange genug, dass so viele Menschen wie möglich es deutlich sehen. Für Fleece ist es müßig, darüber nachzudenken, dass ein politisch aktiver Geweihter, der ein höheres Amt bekleidet, stets im Hinterkopf hat, was Macht und Einfluss mehrt und was Macht und Einfluss kostet – und wen. Sie versteht, was er tut (und dass das nicht nur spirituelle Gründe hat), doch hier und jetzt ist sie emotional angeschlagen und erschöpft genug, dass ihr Amaunators Wohlwollen wichtiger ist als ihre nach außen demonstrierte Selbstständigkeit, denn auch wenn sie Naneethas und Sir Casmars stärkste Fürsprecherin war (was dem Herrn des Lichts, wie sie hofft, viel Anlass zu Wohlwollen gegeben hat), weiß sie selbst, welch geringen Platz Amaunator in ihrem Herzen einnimmt – und dass sich das rächen könnte. Gesten wiegen schwerer als leere Worte, also unterwirft sie sich ihrem eigenen Seelenheil und -frieden zuliebe.

 

Ungehindert kommt die kleine Armee voran und stößt schließlich zu der deutlich größeren Verstärkung, die vor Riatavin lagert. Fleece mag ihren Augen nicht trauen: Über dem riesigen Heerlager weht das königliche Banner. Das Organisatorische nimmt sie voll in Beschlag, und bis man zugewiesen wurde und die Zelte aufgebaut hat, ist es Abend geworden, aber ja, man bekommt allerorten mit, dass König Haedrak höchstpersönlich das Kommando führt. Wer weiß, was Hembreon, Roaringhorn und all die anderen jetzt mit Seiner Majestät besprechen?

 

Am nächsten Morgen informiert ein Botenläufer die Gemeinschaft, dass sie und Laelithar Moonbreeze zum elften Glockenschlag im königlichen Zelt erwartet werden, damit sie Zeit haben, sich präsentabel herzurichten. Niemand, nicht mal Fleece, hätte damit gerechnet, und sie ist dementsprechend aufgeregt (auch wenn sie bedauert, dass sie Zaranda nicht sieht, die sie noch viel lieber getroffen hätte), zieht sich mehrmals um und geht Graywinter und Skaar immer wieder auf die Nerven, dass sie bloß nichts Falsches, ach, am besten gar nichts sagen. Während das bei Skaar eher mütterlich geschieht, wird sie bei Graywinter sehr scharf und nachdrücklich: In Anerkennung seiner Leistungen in diesem Krieg nimmt sie ihn mit, obwohl er nicht zur Gemeinschaft gehört, aber sollte er es wagen, diese in einem weniger vorteilhaften Licht erscheinen zu lassen, darf er sich scheren, wohin er will, aber bitte ganz weit weg von ihr. Graywinter, dem zwischenmenschliche Nervosität dank seines gigantischen Selbstbewusstseins völlig fremd ist, scheint ihre Aufregung zu genießen und zieht sie sogar noch damit auf – doch nur gerade soweit, wie er kann, ohne es völlig zu übertreiben.

 

Zhai fragt vorsichtig, ob sie nicht vielleicht besser im Zelt warten sollte, und Fleece entgegnet erbost, dass das nicht infrage kommt. Wäre Spider hier, käme er selbstverständlich auch mit. "We are the Fellowship of the First Sun, Zhai, and you're as much a part of it as anyone. If His Majesty doesn't like us the way we are... his loss. End of story."

 

Die Zeit bis zur elften Stunde scheint überhaupt nicht vergehen zu wollen, doch endlich ist es soweit: Sie werden mit all ihren Namen angekündigt und treten ein. Im königlichen Zelt befinden sich neben den Leibwachen mehr als ein Dutzend Personen (Hembreon, den Fleece seit ihrem Streit nicht mehr persönlich gesprochen hat, Idogyr, Roaringhorn, Dauntain, die königliche Hofmagierin Perendra Raslemtar und andere), und König Haedrak steht ganz normal im Gespräch mit ihnen da, doch Fleece erkennt ihn – dabei hat sie ihn nur einmal von ganz Weitem gesehen, nämlich beim ersten Aufeinandertreffen des königlichen Paares im Frühsommer 1369 DR. In den letzten sechs Jahren ist der Mann jedenfalls grau geworden, sieht aber immer noch blendend aus und verfügt über eine starke Ausstrahlung. Die Abenteurer knien nieder und dürfen nähertreten. Haedrak wirkt auf den ersten Blick leutselig, aber sobald er länger spricht, nimmt Fleece wahr, dass er etwas unterkühlt wirkt, stellenweise vielleicht sogar dezent spöttisch bis tadelnd.

 

Haedrak: I keep hearing about you at every turn. You distinguished yourselves three years ago in this very province, you did it in Cormyr and Chessenta, and now it seems you want to win this war unassisted.

Fleece neigt den Kopf, da sie nicht aufgefordert wurde, zu sprechen.

Haedrak: My queen made me promise to reward you, should I find you've amassed heroic deeds in this war, too, as is your wont. Duke Hembreon here tells me he wanted to reward you specifically, Dame Jhessail, with a fiefdom. You refused. Twice. May I ask why?

Fleece: It's too great an honor, Your Majesty. One I couldn't possibly accept nor do justice.

Haedrak: A daleswoman versed in the art of diplomacy – you don't see that everyday. (Leises Schmunzeln der Umstehenden.) I'll cede that discussion for you and the duke. For now, we must recognize the services you rendered a kingdom not your own. These good men here keep harping on about how you've managed to save hundreds of lives, if not more, and ensured several victories. Sheriff Thurland's report has arrived, and he was gushing with praise. So was Marchlord Dugal before his capture, and of course Count Roaringhorn who won't shut up about you. Tell me, Order of the First Sun: If it was up to you, how would you wish to be rewarded?

Fleece (da er zwar alle meint, sie aber dabei direkt ansieht): In all honesty... Your Majesty would reward us most generously if you released us from our duties. (Ihre Gefährten sehen sie aus dem Augenwinkel tatsächlich ebenso überrascht an wie Haedrak und die Adligen.)

Haedrak (lächelt überrascht und lehnt sich leicht vor, als hätte er sich verhört): Come again?

Hembreon: The Fellowship of the First Sun owes us no allegiance, Your Majesty, yet it's proven its loyalty time and time again. They came without a call to arms, and they've sacrificed much without ever asking for recompense. Given that I wouldn't be standing here without them, I'd be happy to give them leave.

Haedrak (sieht ihn nicht an, sondern Fleece): Do you adhere to your answer, Dame Jhessail?

Fleece: I do, Your Majesty. With love, respect and gratitude.

Haedrak: Well, well, what do you know. You certainly do stand up for yourselves. Between you and me, I was wondering if you would try to get us up to giving you a sheriffdom. Which I would've considered. Your answer remains?

Fleece: It does, Your Majesty.

Haedrak (fast unmerklich etwas lockerer): I can respect that. Countess Raslemtar, if you please. Dame Jhessail, most distinguished Fellowship, I bid you farewell. For now. Leave with our deepest gratitude and go in peace. Laelithar, please stay.

 

Gräfin Raslemtar führt die Gruppe hinaus, alle verneigen sich noch mal und folgen ihr.

 

Raslemtar (über ihre Schulter zu Zhai sehend): Do you remember me?

Zhai (begeistert, weil sie sie schon längst wiedererkannt hat und endlich mit ihr reden darf): I do, Your Grace. Late 1368 DR, on board of the Rundeen slaver. You stopped the soldiers from executing us, but we didn't know who you were.

Sie betreten das große Zelt neben dem des Königs.

Fleece: This is Countess Perendra Raslemtar, Zhai, Court Vizera of the Crown Council.

Raslemtar: You know your nobles, Dame Jhessail.

Fleece: You are the daughter of the former baron of Elemetar, aren't you, Your Serene Highness?

Graywinter: Now you're showing off.

Raslemtar: You know your nobles indeed. (Augenzwinkernd zu Zhai:) I've kept up to speed about Geiron Hawkwinter's favorite drow.

Zhai: I've never had a chance to thank you, Your Grace.

Raslemtar: No need, Zhai. It would've been murder, not an execution, and I'm glad I got to step in. You've shaped up quite nicely, it seems. (Zu Fleece:) I'm sorry your tiefling friend had to flee from our own people. I know how hard it can be, not being able to show others what you yourself see in someone.

Fleece: Thank you for your sympathy, Your Highness.

Raslemtar: And don't feel having been brief with, Dame Jhessail. His Majesty has a lot on his plate.

Fleece: Of course he does, and of course we wouldn't. It's an extraordinary honor being received by the King of Tethyr, no matter how short. I, uh... (Sie stoppt sich und winkt ab.)

Raslemtar (lächelt ermutigend): Please, do go on.

Fleece: I know it's silly, but... knowing that he knows our names...

Graywinter: Oh, please.

Fleece (wirft ihm nur einen giftigen Seitenblick zu): I was lucky enough to have a very short talk with Her Majesty, and now I had one with His Majesty, too.

Raslemtar: Oh really? I didn't know that.

Fleece: In the Reclamation War, before she became queen. She won't remember it, but I always will.

Raslemtar (geht zu einer großen Truhe): Next time I see her, I shall remind her. She will probably be wracking her brains about it.

Graywinter: As if the Queen of Tethyr cares for a traveling minstrel.

Raslemtar (bevor Fleece reagieren kann): As a matter of fact, she does, although I doubt she knows your name, Master Graywinter.

Graywinter (charmant lächelnd): But you do.

Fleece: Please excuse my exceedingly impolite companion and his exceedingly inappropriate remarks. He doesn't quite understand when to talk and when to shut up.

Raslemtar: Apparently so. (Sie öffnet die Truhe.) And yet I have to reward him. The king's wishes. (Sie holt zwei kurze Zauberstäbe inklusive Gürtelholster hervor.) This wand is a catalyst. You will find that it makes spellcasting less strenuous. This one can empower your spells, but unlike the first, it doesn't have unlimited uses, so you might want to utilize it sparingly.

Graywinter (nimmt sie entgegen und neigt den Kopf): Please give the king my thanks, countess.

Raslemtar (gibt Zhai Wurfdolche): These are for you, Zhai. They're called Maravel's Needles, for it is said they belonged to Jorid Maravel, a rogue in King Alemander's service. Granted, they don't look like much, but not only are they very light and yet gruelingly sharp, once thrown, they will return to you in a heartbeat, so I hope you're good at catching.

Zhai: Thank you so much, Your Grace.

Raslemtar: Anakalathai? (Skaar lächelt erfreut, dass sie seinen Namen kennt und ihn richtig ausspricht. Per Greater Mage Hand lässt sie einen riesigen Schild heranschweben.) Shields your size are hard to come by even in the royal armory, but I've got just the thing. This is Ironheart. Although a magic shield, it was never intended for battle because it's too weighty and large, rather to illustrate the artisan's skills. In your formidable hands, however, it's as battle ready as it can be. Ironheart's indestructible – as is its bearer, I'm told.

Skaar (nimmt breit grinsend den Schild entgegen): Thank you, Perendra Raslemtar. This is a mighty gift, and I shall honor it. (Fleece sieht ihn zufrieden an, weil der komplizierte Name auf Anhieb saß – sie weiß, dass er Namen sehr ernst nimmt und sie sich sofort merkt.)

Raslemtar: For you, J'avo Watersong, I have this. (Sie überreicht ein edles Bastardschwert mit etwas verwittert aussehender Klinge nebst Gehänge.) It's called Golden Grace. Don't let the weathered look fool you. It has known its share of renowned bearers. I'm sure you will be known as one of them.

J'avo (nimmt es und verneigt sich linkisch): Thank you, Your Grace. Wow. Lighter than it looks.

Raslemtar: Swordmaster Bowgentle, would you step closer? (Sie hängt ihm einen Coramsorden und die Schärpe um und händigt ihm die Urkunde aus.) This one is actually issued to you, as of today as you can see. I hope it doesn't diminish Count Roaringhorn's very generous gesture.

Raif: Not at all, Your Highness, not at all.

Raslemtar: He should like his own back if you don't mind. He will want to bid you farewell in person.

Raif: I'll make sure he gets it, Your Highness.

Raslemtar (sieht Fleece an): You won't leave empty-handed, Dame Jhessail. But what you're due isn't mine to give. Duke Hembreon will take care of that.

Fleece: Of course, Your Highness.

Raslemtar: These presents are just gestures to symbolize the kingdom's gratitude, they're not the actual reward.

 

Die Helden verabschieden sich und gehen zurück zu ihrem Lager. Fleece betont, dass die Geschenke zeigen, dass jemand, der die Gemeinschaft gut kennt, sich Gedanken gemacht hat – und obendrein hat sie eine Vertraute des Königspaares ausgehändigt, die sicher ganz andere Dinge zu tun hat. Das ist ein bemerkenswertes Zeichen der Wertschätzung, findet Fleece.

 

Am späten Abend, kurz bevor die meisten schlafen gehen, wird Fleece ins Zelt des Herzogs bestellt, wo sie mit ihm ausnahmsweise allein ist.

 

Hembreon: You won't let me give you a fiefdom. So I'm giving it to the Order of the First Sun. This way you're not obliged to do your liegelord's bidding, as long as you pay 25 gold crowns annually which dispense the Order from obeying a call to arms. The liegelord in question isn't known for issuing them anyway. That would be Lord Krimmon Amethystall, count of Vintor, and in his absence the Lord-Mayor of Vineshade, Lord Lyrminor Vineshigh. I'm giving you Heatherwood Hall in the Purple Marches, quite close to the Purple Shores. One of the most beautiful stretches of land in our fine kingdom. Real estate is fairly coveted over there. Here's the deed. (Er schiebt die Urkunde über den Tisch, sieht Fleeces ratlose Miene und schmunzelt.) Still looking for the catch, eh? Well, the estate is a bit run-down, its former proprietor, Dame Caris, neglected her duties in favor of challenging Tymora at card games. Sadly, she fell in the Battle of Carver's Pit without any heirs to inherit Heatherwood Hall, so the estate's to be reassigned. How it's mine to give, you ask? Well, it's Duchess Haresdown's to give, but she gave it to me so I can give it to you.

Fleece: But... Your Highness, I mean... why?

Hembreon: I told you the truth. I wanted to see you rewarded for your exemplary dedication that puts many old-established knights' dedication to shame in a regular fashion. No ulterior motives, no strings attached. And to make sure you know that, I didn't want to give you an estate that is mine to give, so you wouldn't be beholden to me, thinking I'm binding you even closer to myself. I needed a way to reward you without you feeling you owe me. And of course I knew none of you would want to come out here to the Golden Marches anyway, but prefer to stay at the coast.

Fleece: I-I... Oghma help me, I don't... I'm speechless.

Hembreon: Happens rarely enough, if ever. Now, as I said, the estate's neglected, but I'm not selling you dead wood here. I know for a fact Heatherwood Hall used to be profitable, with a sizeable vineyard and a bit of livestock. The wine used to be a real winner. Expensive, but worth every copper thumb. Right now the place doesn't even pay for itself, mostly because there are not enough servants since Dame Caris wanted to cut corners in order to have more disposable money at the card table. After selling off everything she owned, the place will be a bit bare-bones, but at least debt-free. You're gonna have to tithe your liege, of course, so if you want the estate to yield more than the bare minimum, you'll have to hire a few farm hands and replace the caretaker who's been lining his own pockets. Do that, and you can leave the daily business to the caretaker Lord Vineshigh has in mind for you. That one's supposed to be really good if you get him to like you – which I expect you'll have little trouble with.

Fleece: I'm at a loss for words, Your Highness. Never would I have expected something like... this.

Hembreon: Back in Cormyr, you took farewell of me to protect your friends from my demands. But when the kingdom was in trouble once more, you still came – and you cut quite a dash, according to your custom. Although I think you're at your best when left to your own devices, I could've lent you a hand. Should've lent you a hand. You see, a man's not a man if he can't admit he was wrong. Dealing with adventurers isn't one of my strong points, putting myself in their shoes even less so. But that's what you are first, and a knight second. Took me a good while to realize that. All you ever asked Tethyr was to accept you and your friends the way you are. Well, I'm making an effort to do just that. Better late than never, eh?

     One more thing. (Er holt aus einer Schatulle ein silbernes Medaillon hervor, das sein Wappen, einen Dachs, zeigt.) Do you know what this is? (Fleece schüttelt den Kopf.) I wouldn't expect every knight of the realm to recognize this, but every noble and sheriff should. I usually give these out to veterans of my ducal guard in recognition of their service. Which consists mostly of standing around in full plate guarding my doorstep for a couple of years. In the Golden Marches this badge will open pretty much every door. Outside of them, it's a token of great merit and sacrifice at any rate. I think you deserve one, too. (Er hält es Fleece hin, interpretiert ihr Zögern aber als Misstrauen.) It's a badge of honor bestowed after retirement.

Fleece: I-I wasn't... I didn't...  (Sie nimmt das Medaillon.) You're lavishing me with honors, Your Highness.

Hembreon (lehnt sich wieder zurück): I won't lie, Heatherwood Hall's going to be a money sink in the first year, but rumor has it you've been well-off as of late. If you manage to whip it back into shape, it will pay for itself – and then some. Dame Caris' grandparents knew how to run the place, and they had people panting for Heatherwood Hall. The interregnum put an end to that, unfortunately, and Dame Caris ran what was left into the ground. No matter what happens, you'll always have a place to stay, even if you have to house a small army – and on top you'll reap a nice profit if you know what you're doing.

 

Als sie zu den anderen ins Mannschaftszelt zurückkehrt und berichtet, tauschen die Abenteurer erstaunte Blicke. Raif merkt verblüfft an, was für eine Verantwortung das bedeutet, doch Graywinter redet sich schon in Rage.

 

Graywinter: "These presents are just gestures to symbolize the kingdom's gratitude, they're not the actual reward." The actual reward for adventurers usually is, wait, let me think, oh, that's right, money! And now the duke's paying you and you alone with a fucking estate?

Fleece: I thought it wasn't about the money.

Graywinter: Did you plant that thought in his head?

Fleece: Oh yeah, I had to make sure you wouldn't see a single copper piece, so I charmed him.

Graywinter: I want my share!

Raif: The camp's all silent. Could we keep it down?

Fleece: Didn't you say: "One assignment, I don't care if we get paid or not, and if you find me useful, I'm in"? Well, this was one assignment, and the Fellowship didn't get paid. The Order did, but that's got nothing to do with you.

Graywinter: Don't play stupid, lady. You know damn well what I meant. I fought a fucking war here, and I killed more men in a single skirmish than this big buffoon in the whole campaign! (Er meint Skaar.)

J'avo: Easy.

J'avo schiebt Graywinter gleichzeitig sachte und bestimmt zurück, als er Fleece zu sehr auf den Pelz rückt, und aus einem Reflex heraus flammt Graywinters Hand auf. J'avo fasst alarmiert nach, um Graywinters Hand zu binden, aber da packt Skaar den Zauberer am Genick wie eine Katze, wirft ihn bäuchlings zu Boden und drückt sein Gesicht in die Erde.

Skaar: I counted. You didn't kill more than me, and those you did, you only managed to kill because you were behind cover. Me.

Fleece (geht vor Graywinter in die Hocke): Let him breathe, Anakalathai. (Legt den Kopf schief, um Graywinter "gerade" ansehen zu können.) You desperately wanted to accompany us, and you didn't care about anything else. You got what you wanted, I don't know why you're complaining. (Graywinter kann sie nur mit schmerzverzerrtem Gesicht ansehen, weil Skaar ihn zu fest niederhält.) You know, after all we've been through, I was gonna sit you down and tell you: "Look, Graywinter, you did really well, you were a valuable asset and you've earned yourself the right to come with us if you so wish." But you don't get to name terms, buster. If you wanna be a part of this, you play by our rules. If you can't bring yourself to toe the line, nobody's forcing you to stay. Do we have an understanding?

Graywinter ächzt.

Fleece: Ease off, Anakalathai.

Graywinter (gepresst): Looks that way.

Fleece (klatscht gespielt erfreut in die Hände): Marvelous! So glad we cleared that up.

 

Jeder kann Graywinter ansehen, als er sich aufrappelt und sich wütend die Kleider glattstreicht, dass er liebend gern loslegen würde – und garantiert hat es schon viele Situationen gegeben, in denen er genau das tat. Hier wäre das reinster Selbstmord. Niemand hat Lust, in seiner Anwesenheit weiter über Heatherwood Hall zu reden, also gehen alle schlafen.

 

Am nächsten Tag verabschieden sich alle von Laelithar, die ebenfalls geehrt wurde und nun nach Hause zurückkehren wird, und auch Roaringhorn lässt es sich nicht nehmen, vorbeizuschauen und allen Lebwohl zu sagen (und natürlich seinen alten Coramsorden zurückzunehmen). Unglaublich, dass Fleece es geschafft hat, die ganze Gruppe hier loszueisen, und außer Skaar (der es liebte, ständig mit allen im Wettstreit zu liegen) ist jeder heilfroh, an diesem Krieg nicht mehr teilnehmen zu müssen. Hier verabschiedet man sich auch gleich von Raif, der Laelithar nach Brost begleiten, dort Jaelan Furanth aufgabeln und mit ihm nach Amn weiterreisen wird.

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