58 - Over Hill And Dale {{ currentPage ? currentPage.title : "" }}

1373 DR, Year of Rogue Dragons: Wir sehen Marsember am Jahrestag der Großen Flut vor 246 Jahren (1027 DR): Im Hafen werden Gottesdienste abgehalten, eine Prozession von Umberlee-Geweihten geht barfuß auf das Wasser im Hafenbecken hinaus und betet dort. Danach weihen die Umberliten Schiffe, Boote, Fangnetze, Dreizacke etc. Zur "Vermählung mit dem Meer" lassen sich zehn Pärchen von Jungleuten auf Booten (auf denen sie zuvor kleine Laubhütten errichtet haben) ins Hafenbecken hinaustreiben und verbringen dort den Tag mit Gesängen, Gebet – und anderem... Zum Schifferstechen treten die Zünfte in geschmückten Booten mit je sechs Mann gegeneinander an und versuchen, sich mit langen Stangen ins Wasser zu stoßen. (Eigentlich ist es dafür noch zu kalt, aber es soll ja auch weh tun, und am Datum ist nichts zu ändern.) Zur Taufe des Stadtschmuddels laufen die Halbwüchsigen durch die Stadt und suchen den schmutzigsten Marsembianer, den sie auftreiben können, entführen ihn und tauchen ihn in einem an einem Kran befestigten Käfig mehrmals unter allgemeinem Gejohle im Hafenbecken unter. An langen auf den Kais aufgestellten Tischen speist Arm und Reich nebeneinander kalte Speisen, und beschlossen werden die Feierlichkeiten mit der Lichterprozession: Mit bunten Laternen geschmückte Boote fahren bei Sonnenuntergang durch den Hafen und sorgen nachts für einen einmaligen Anblick.

 

Raif diskutiert mit Bran in der Mermaid on the Docks darüber, wie teuer die Reise nach Amn wird. Nicht, dass sie es sich nicht leisten können, aber sie füttern Leute durch, mit denen sie doch eigentlich gar nichts zu tun haben, sie finanzieren deren Traum vom neuen Leben. Bran setzt sich natürlich nachdrücklich für Tulwood und J'avo ein. Insbesondere hält er J'avo zugute, dass er in die Sümpfe mitgekommen ist und dort mitgekämpft hat, obwohl es nicht mal eine Belohnung gab.

 

Raif versteht, dass Bran dem gestrandeten J'avo helfen will, aber bei Tulwood ist Schluss. Er hat ein gutes Leben, er muss vor nichts und niemandem fliehen, er sieht einfach nur etwas, das er haben will. Dem hat Bran wenig entgegenzusetzen, aber dafür verkneift er sich die Spitze nicht, dass Raif ja auch jemanden mitschleppt, worüber sich Raif wiederum aufregt, denn Milandre läuft ihm ja vielmehr hinterher – und zumindest hat sie ihn bis jetzt nichts gekostet.

 

Raif hat einen Brief an Fleece geschrieben, in dem er sehr knapp die Geschehnisse erklärt und, sollte sie nach Marsember kommen, das Wirtshaus Zum Schwarzen Keiler empfiehlt, wo sie vielleicht auch auf Eola treffen kann. Von dieser verabschiedet man sich ebenso wie von Kelton Winloth, denn für morgen früh hat Hersing die Abenteurer an Pier 13 bestellt – mit Zorans Schutzbrief soll es kostenlos über die Drachensee nach Teziir gehen.

 

Am frühen Morgen diskutiert Tulwood mit seinem Bruder Ormond (Luke Treadaway) – in Vertretung seines Vaters, der geschäftlich unterwegs ist und erst im Sommer zurückkommt – und will Startgeld haben, doch Ormond will es ihm nicht geben, denn er kann nicht glauben, dass Tulwood ernsthaft erwägt, Thalmor Faintree gegenüber wortbrüchig zu werden und einfach abzuhauen, und Ormond glaubt, dass Tulwood, wenn er kein Geld kriegt, diese jugendliche Spinnerei schon aufgeben wird, anstatt sein ganzes Leben wegzuwerfen. Tulwood kennt ein Notversteck seines Vaters und spielt mit dem Gedanken, sich zu bedienen, entscheidet sich aber dagegen. Seine Mutter Glynis steckt ihm dafür heimlich etwas Zusammengespartes zu (im Wert von 37 D). Tulwood tut es wirklich: Er hat alles gepackt, was er tragen kann, und rennt durch die Stadt.

 

Völlig durchgeschwitzt und am Ende seiner Kräfte erreicht er die Pier, fragt atemlos nach dem Schiff, und Hersing zeigt auf ein Segel in Bewegung. Panisch rennt Tulwood die Pier entlang, wirft seinen Rucksack über die Reling, springt, klammert sich mit letzter Kraft an die Reling, zieht sich rüber und bleibt völlig erledigt auf dem Deck liegen – als Leinen geworfen werden, die das kleine Schiff stoppen und an der Pier festmachen, und Bran, Raif, Neetha, Sir Casmar, Milandre und J'avo gehen in aller Ruhe an Bord. Der Erste Maat fragt, ob dieser Bursche zu ihnen gehört, Raif atmet durch und geht einfach weiter, aber Bran grinst kopfschüttelnd und bejaht.

 

Die Beladung dauert nur eine Stunde, und schon geht es los, und Tulwood sieht zum ersten Mal in seinem Leben seine Heimatstadt, wie sie hinter ihm kleiner wird, während er aufs offene Meer hinaussegelt. Auf der Überfahrt wird nicht über Wesentliches geredet, niemand spricht Tulwood darauf an, dass er diesen gewaltigen Schritt wirklich getan hat, und der junge Mann, eingeschüchtert von seiner eigenen Courage und von sofort einsetzenden Selbstzweifeln geplagt, hat genug mit sich selbst zu tun.

 

Nur einen Tag später wird man von einem Schooner der Blue Dragons abgefangen, die der Besatzung klar machen, dass die Route nach Teziir gesperrt ist, während man im dunstigen Hintergrund, Meilen entfernt, eine Flotte unter dem cormyrianischen Banner sehen kann, die nach Süden segelt...

 

Schnitt auf ein Ritterturnier im Regen, Bildunterschrift: Teziir. Auf der Tribüne sitzt neben einem fettleibigen, extrem luxuriös gekleideten Ekel eine wunderschöne Exotin (Bruna Marquezine), aber mit Tränen in den Augen. Als plötzlich aus der Ferne warnende Hörner erschallen und Unruhe das Publikum erfasst, erhebt auch sie sich, hoffend um sich blickend.

 

In Pros müssen fünf Zwei-Mann-Zelte gekauft werden (denn Neetha und Casmar brauchen standesgemäß je ein eigenes, da keine weitere Frau dabei ist, braucht auch Milandre eins für sich, und die letzten beiden sind für die vier Männer Raif, Bran, Tulwood und J'avo), und Proviant natürlich auch.

 

Neetha ist ruhelos und kann ihre Vorfreude kaum beherrschen, geht es doch nun nach Elversult. Man wendet sich nach Süden, bis man die Trader's Road erreicht, und dann nach Westen. Nach drei Tagen Fußmarsch, in denen man zurückkehrenden Pilgern begegnet und andere Reisende überholt, erreicht das Septett Elversult. Der Stadt kann man ansehen, dass sie seit dem Wunder der Zweiten Sonne von Elversult, die Daelegoth Orndeir im Frühling 1372 DR drei Tage lang über dem Umland scheinen ließ, im rasenden Wachstum begriffen ist. Eigentlich handelt es sich um ein durch seine Lage wichtiges, aber dennoch kleines unbefestigtes Städtchen, doch nun wird überall gebaut, und der Ort platzt wegen der Pilger aus allen Nähten. Der Amaunator-Tempel auf dem Tempelhügel ist in Gerüste gehüllt, da er restauriert und ausgebaut wird, und am Fuße des Hügels liegt ein beschaulicher Marktplatz, auf dem jedoch kaum etwas los ist. Er ist dem Andrang nämlich nicht gewachsen, und die Action hat sich nach jenseits des Stadtrands verlagert, wo ein riesiges Gelände mit provisorischen Bauten, auf dem jeglicher Bewuchs weggelaufen wurde (der Boden ist nur heller Lehm und ruft eine ständige Staubglocke hervor), als Treffpunkt dient: Lagerhallen, Tavernenzelte, riesige Koppeln für Zugtiere, große Stellflächen für Fahrzeuge, Wagnereien etc.

 

Neetha und Casmar sind nicht zu halten, und man macht eilig einen Treffpunkt für heute Abend aus. Sie besuchen natürlich den Tempel, der Rest geht zum neuen "Marktplatz". Im Tempel verbringen die beiden den ganzen restlichen Tag, sie lassen sich vom Praetor vom Wunder erzählen, erzählen ihrerseits von sich und genießen, an so einem heiligen Ort zu sein, auch wenn von dem Wunder selbstredend nichts mehr zu sehen ist.

 

Auf dem neuen Marktplatz macht sich Bran kundig und spricht mit der Karawanenmeisterei. (Er würfelt leider sowohl auf Gather Information als auch auf Diplomacy lausig und kann keine besseren Bedingungen heraushandeln.) Das beste Angebot findet er bei Tunstal's Travels aus Teziir: Nicht nur, dass es das günstigste ist, die Karawane ist vorgestern angekommen, hat einen Haufen Pilger in Elversult abgeladen und zieht morgen früh weiter. Bran verhandelt nicht gut und kann den Pfennigfuchser Tunstal nicht dazu bringen, darauf zu verzichten, angefangene 100-Meilen-Blöcke voll zu berechnen, man zahlt also für 800 Meilen statt für 780.

 

Die Gruppe hat ungefähr 1.600 Meilen bis Mosstone vor sich. Die Karawane fährt jedoch ab Eshpurta über Keczulla nach Crimmor weiter, um dann via Coast Way über Baldur's Gate, Elturel und Berdusk zur Drachenküste zurückzukehren. Kostenpflichtig sind also nur die 780 Meilen nach Eshpurta: 19,5 D pro Kopf, macht insg. für sieben Leute 136,5 D. Hinzu kommen die Sitzplätze: 6,24 D pro Kopf, das wären insg. 43,68 D. (Es sei denn, man will Plätze in einer Reisekutsche, die schlagen mit 4 D pro 100 Meilen zu Buche.) Danach muss man auf eigene Faust weiterreisen.

 

Unerfahrene Reitpferde beginnen bei bestenfalls 30 D (und hier sind sie garantiert teurer), und damit bekommt man noch nicht mal was Vernünftiges, das ist also eine sinnlose Ausgabe. Es werden daher sieben Sitzplätze gemietet.

 

Kosten pro 100 Meilen:

pro Kopf: 2,5 D (macht 19,5 pro Kopf für 780 Meilen)

pro Fuhrwerk: 1 D

pro Zug-/Reittier: 8 S

Fuhrwerk oder Reittier ist Voraussetzung, ohne Sitzplatz kein Platz in der Karawane.

Sitzplatz bei Saulden & Bethren: 8 S (16 Stück zur Verfügung) (macht 6,24 D pro Kopf für 780 Meilen)

Sitzplatz in Reisekutsche: 4 D (4 zur Verfügung)

Stauraum für 100 Stein: 5 S

Bessere Verpflegung: 9 S

 

Im Preis sind Schutz und einfache Verpflegung inbegriffen, Sitzplätze und besseres Essen kosten extra. Außerdem sind Brücken- und Torzölle ebenso selbst zu entrichten wie die Verpflegung und Unterkunft nach Durchquerung eines Stadttors.

 

Als Milandre erfährt, wie viel der Spaß bis Keczulla kostet, stellt sie fest, dass ihr über 10 D fehlen, und sie haut Raif an. ("Komm, du kannst mich jetzt nicht hängen lassen.") Das wäre jetzt die Chance, aber er respektiert das, was sie tut, viel zu sehr, als dass er das übers Herz brächte, und obendrein, wie sie da so vor ihm steht, ihn nicht direkt ansieht, mit dem Haar im Gesicht auf der entstellten Seite, die sie obendrein abwendet... Das kann er ihr nicht antun.

Etappe 1: Elversult – Priapurl (200 M.)

 

Am nächsten Morgen rottet sich also alles auf dem neuen Marktplatz zusammen, und man lernt die ersten Leute kennen. Wir haben teilweise szenenweise, teilweise aber auch allgemein gespielt, so dass das Kennenlernen organisch und über viele Tage verteilt verlief und nicht Knall auf Fall. Daher macht es bei vielen Szenen auch wenig Sinn, sie ausführlich zu beschreiben, zumal die Charakterbeschreibungen ohnehin im Anhang zu finden sind. Die zahlreichen Gespräche – wer wann mit wem über wen – würden jeden Rahmen sprengen, denn es gab ihrer unzählige in den unterschiedlichsten Kombinationen. Die meisten davon spielen sich natürlich im jeweiligen Lager ab, wenn man die Muße hat, die einem tagsüber fehlt. Das gilt natürlich für die gesamte Reise. Es gab wirklich gigantisch viele Interaktionen, sowohl der Helden untereinander als auch der Helden mit NSCs, dass es für eine ganze Serienstaffel reichen würde.

 

Mit 24 Fahrzeugen und 95 Menschen geht's also los. Erwähnenswert ist natürlich der erste Eindruck, den man von den Ilinares-Kutschen und ihrer Bedeckung erhält, und die Blickfänge Elisheva Ilinares und Quistis Patrail erwecken Raifs und Tulwoods Interesse, aber Letzterer sagt sich all seinem jugendlichen Draufgängertum zum Trotze dennoch, dass er so weit über seinem eigenen Stand keine Chance hat. Die teziirianischen Ritter und der Leibwächter Maeros Utrae sehen ohnehin zu, dass sich die Kontakte zwischen ihren Schutzbefohlenen und dem Rest auf das nötige Minimum beschränken. Über die Ritter erfährt man, dass sich an der Drachenküste die Tradition herausgebildet hat, dass man jeder Harde einen Namen gibt und ein Ritter nicht seinen Familiennamen, sondern den Namen der Harde benutzt, für die er zuständig ist. In Ermangelung von Baronen (es gibt titellose Adlige und den jeweiligen Fürsten) wird so die Ordnung demonstriert.

 

Milandre will den Höllenhunden auf den Zahn fühlen, verpasst aber Captain Guldhem und lernt stattdessen Lieutenant Grenwick kennen, dem sie den Schurken und Halsabschneider an der Nasenspitze ansieht und von dem sie daher einen sehr schlechten Eindruck erhält. Fortan misstraut sie den Höllenhunden, verschafft sich aber von den anderen Söldnern keinen Eindruck.

 

Teverim, der komplett star-struck hinsichtlich Neetha ist und ihr gegenüber kein Wort rausbekäme, sich aber gut mit Bran versteht und von ihm einiges erzählt bekommen hat, belabert Felkin Tarth tagelang, dass er sich für seinen Plan, Steine zu verkaufen, Neethas Segen holen soll. Sie ist zwiegespalten, denn natürlich mag sie die Vorstellung nicht, dass jemand mit dem Wunder von Elversult Geld verdient, und will zuerst Elora kennen lernen, sieht dann aber, dass ihr Vater sie liebt und nur Geld verdienen will, um sie durchzubringen, und gibt ihr Einverständnis.

 

Raif freundet sich mit den Galgenvögeln an, Yrando weicht als Fan kaum von Neethas Seite, Rivian Rivain nervt die Helden und lässt sich von dem, was er von ihnen aufschnappt, zu einem Gedicht inspirieren, Bran freundet sich als alte Karawanenwache mit den Kutschern Ribkin, Saulden und Bethren an, man reißt seine Scherze, als man hört, was die von ihrer Idee begeisterten Nornims in Priapurl vorhaben, Casmar lernt den schrecklich arroganten und oberflächlichen Egan Wynch und Neetha den unbeholfenen Mawlin Belainor kennen, Tulwood freundet sich in der Schlange vor der Essensausgabe mit Iliana Vess an, und, und, und.

 

J'avo hat Robeena gesehen und sich bei Gavlan nach dem Preis erkundigt: 5 S! Das ist weit mehr, als so eine einfache Hure verlangen sollte, aber verdammt, sie ist ein Blickfang, und an Tunstals Huren möchte wirklich keiner ran. Er pumpt Bran an, der beschließt, dass er erst herausfinden muss, ob sie den Preis wert ist, und selbst zu ihr geht. Natürlich ist er zufrieden. Danach aber besteht Raif darauf, dass zuerst mal die dran sind, die tatsächlich Geld haben (und außerdem mache J'avo sie vermutlich kaputt), und besucht ebenfalls Robeena. Danach kriegt J'avo dann endlich von Bran das Silber. Er bedauert, einem anständigen Kerl wie Bran so auf der Tasche zu liegen, betont aber von sich aus, dass er sich was einfallen lassen wird, um das zurückzuzahlen. In den folgenden Tagen freundet er sich ein wenig mit Robeena an und erfährt mehr über ihren Vater und den Grund ihrer Reise.

 

Neetha, die als Geweihte ja von Stand ist, sucht das Gespräch mit Elisheva und sorgt dafür, dass diese sie einladen muss, abends beim Essen das Feuer zu teilen. Dabei gelingen ihr ihre Würfe jedoch nicht, so dass sie nicht mal merkt, dass sie von Elisheva und Bassal absolut nichts erfährt.

 

Von Tulwoods Startgeld ist jetzt schon nicht mehr viel übrig, für ihn kommt Robeena beim besten Willen nicht infrage. Aber er hat Quistis mittlerweile oft genug gesehen und entweder bemerkt oder sich eingebildet, dass sie auch mal zu ihm rübergeschaut hat, dass er sich vornimmt, ihr vielleicht über Utrae näher kommen zu können. Er nimmt also Kontakt zu ihm auf, indem er ihm schmeichelt und seinen Zweihänder bestaunt. Maeros mag den Burschen offenbar auf Anhieb und teilt seinen Zwergenbitter mit ihm. Tulwood kriegt ihn dazu, ihm morgen in der Mittagspause "ein paar Tricks zu zeigen", darauf hoffend, dass er eine halbwegs gute Figur macht, um Quistis oder Elisheva zu beeindrucken.

 

Gesagt, getan, und wer kann, schaut in der Mittagspause zu. Jedoch fielen die Würfel selbstverständlich wieder so, wie sie bei Tulwood immer fallen, und ihm gelingt nicht mal ein Ehrentreffer – ein ums andere Mal findet er sich auf dem Boden liegend vor und muss sich von Maeros aufhelfen lassen. Jedoch zeigt er sich als toller Verlierer und betont, wie weit der amnische Kämpe ihm überlegen ist. Gerade wollen die beiden zu den Wagen der Ilinares zurückkehren, als Milandre Maeros herausfordert. Ihr ist nicht klar, dass sie damit komplett Tulwoods Donner stiehlt, denn entweder besiegt Milandre Maeros (dann demonstriert sie nur, dass Tulwood nichts drauf hat), oder Maeros gewinnt (dann ruht jegliche Aufmerksamkeit trotzdem auf ihr und nicht mehr auf Tulwood). So oder so kann er seine Niederlage nicht in einen zwischenmenschlichen Sieg bei den edlen Damen verwandeln. Natürlich ist er nun richtig sauer auf die Kriegerin.

 

Milandre wird letztlich zwar auch von Maeros besiegt, aber im Gegensatz zu Tulwood schickt sie Maeros einmal zu Boden, und beim höflichen Applaus mit anschließendem Smalltalk achtet niemand mehr auf den jungen Cormyrianer.

 

Neetha bucht aus einem Impuls heraus bei Tunstal für sich die bessere Verpflegung nach, weil sie Zugang zu Wein haben möchte. (Normalerweise gibt es drei Mahlzeiten plus Bier am Tag sowie jederzeit Wasser.) Da Tunstal nicht nur gierig, sondern auch ein guter Händler ist, kann sie weder einen niedrigeren Preis noch einen Erlass für die letzten Meilen herausschlagen. ("Wenn ich das für Euch täte, müsste ich es für jeden tun. Ihr könnt unmöglich so grausam sein, meinen Sinn für Gerechtigkeit so zu quälen, Ehrwürden!") Raif kann das nur achselzuckend hinnehmen. Schließlich ist Neetha jemand.

 

Jedoch denkt sie dabei nur an sich, nicht an Casmar, und der ist zu stolz, sie darauf anzusprechen. Vielleicht ist das Neethas unterbewusste Rache dafür, dass er nie von ihrer Seite weicht, obwohl genau das seine Aufgabe ist. Er ist ein unerträglicher Widerling, aber sie macht ihm das Leben auch nicht leicht.

 

Die Karawane ist absolut im Zeitplan und erreicht am 23. Tarsakh (also am achten Reisetag) Priapurl, ein idyllisches, gemütliches Städtchen, in dem zwar nicht viel los ist, in dem man sich aber wohlfühlen kann. Raif erwähnt Neetha gegenüber, dass er seit Elversult dieselbe Strecke nachvollzieht, die ihn damals, als er 13 bis 15 war, nach Eshpurta geführt hatte. Man verabredet sich für später im Trunkenen Jägersmann, und Raif geht allein weiter. Aus einem Impuls folgen ihm Bran und Tulwood, und sie erwarten wohl, dass er auf nostalgische Sightseeing-Tour geht, aber tatsächlich folgt er nur den Kutschen der Ilinares und will sehen, wo sie abgestiegen sind.

 

Sie erreichen den Silberbrunnen, eine gehobene Herberge, die Raif kurzerhand betritt. In seinen neuen Klamotten (die er trägt, da er ja wusste, dass man heute Priapurl erreicht) sieht er reich aus, Bran und Tulwood dagegen wirken wie Karawanenwächter. Raif bucht für sich ein Zimmer und für seine "Wächter" zwei Strohsäcke im Gesinderaum und hofft, auf diese Weise, Reichtum und Anspruch demonstrierend, Elisheva oder Quistis näherkommen zu können. Bran sieht, wie enttäuscht Tulwood wirkt, und meint, er werde dann lieber zum Jägersmann zurückkehren. Raif ist's recht, aber auf dem Rückweg wird Tulwood schneller und schneller und hängt Bran schließlich mit einem "Wir sehen uns nachher!" ab. Er läuft zu seinen Sachen und zieht sich um, denn ihm fiel ein, dass er ja auch eine edle Garnitur mitgenommen hatte, und verdammt will er sein, wenn er Raif das Feld kampflos überlässt.

 

Schick angezogen (wenn auch etwas zu warm für die Temperaturen) kehrt er zum Silberbrunnen zurück, und Raif, der mit Sir Othmar bei einem guten Wein unten sitzt und wartet (Sir Magerold sitzt abseits und trinkt allein), staunt nicht schlecht. Okay, Tulwood müsste ihn anpumpen, wenn er auch hier absteigen wollte, aber da er nun nach jemandem aussieht, wird die Bedienung ihn nicht dazu drängen, sondern ihn für einen Geschäftsfreund halten, und einen guten Wein für 2 S pro Becher kann er sich leisten. Also bestellt er kurzerhand und setzt sich dazu. Dabei stellt er fest, dass der ohnehin sehr harmlos wirkende Sir Othmar zwar ungemein liebenswert, aber auch schrecklich langweilig ist, und Raif erträgt ihn wohl auch schon ein Weilchen, hat aber inzwischen erfahren, dass sich die Damen oben umziehen. Auf die Gefahr hin, dass Tulwood ihn lächerlich machen könnte, indem er in seinem Übermut das komplett Falsche sagt, geht Raif kurzentschlossen hinauf, angeblich um sich sein Zimmer anzusehen. Dabei läuft er jedoch fast in Elisheva, Quistis, Maeros und Revelon hinein, die gerade herunterkommen, und die Damen tragen atemberaubende Kleider, die in Cormyr eigentlich gar nicht gehen – aber als durchreisende Exoten mit viel Geld, obendrein beschützt von Rittern, kann ihnen wenig passieren. Er begleitet sie wieder hinunter, wo die Damen ihn und Tulwood natürlich einladen müssen, ihnen Gesellschaft zu leisten.

 

Im folgenden Gespräch macht Raif eine sehr elegante Figur, während Tulwood einfach nur sprachlos dasitzt – ihm fällt nichts ein, und wenn, dann viel zu spät. Zwar kommt er aus gutbürgerlichem Hause, aber er hat seine Familie und seinen guten Namen nicht im Rücken, und so aufreizend gekleidete Frauen, die obendrein keine Huren, sondern von Stand sind, machen ihn ausgesprochen nervös. Hinzu kommt die Einschüchterung, die davon ausgeht, es mit einem noch höheren Stand zu tun zu haben. All das verschlägt ihm die Sprache, dafür fehlt ihm einfach die Gewöhnung, und er kann nur über Raifs geschickte Scherze und eingeflochtene Provokationen staunen. Verdammt, diese Chance wollte er haben, die hatte er sich so gewünscht – und nun sieht keine der beiden Damen ihn an, weil er nichts zum Gespräch beiträgt, sondern nur Raif, der die Frauen selbstbewusst fordert, anstatt nur belanglosen Smalltalk zu halten.

 

Im Jägersmann kommen Bran und J'avo in Fahrt, während Casmar mit wachsender Panik Neetha sucht, die spurlos verschwunden ist. Die hat sich nämlich losgeeist, weil sie Casmars ständige Gesellschaft so unglaublich leid ist, zumal er einen alles andere als angenehmen Begleiter darstellt. Nun geht sie ganz allein in Priapurl "window shopping" und sieht sich die Auslagen an, obwohl sie nicht genug Geld hat.

 

Sir Targray und Sir Gwiniant kehren in den Silberbrunnen zurück, und Targray, der absolute Alpha, nimmt Sir Magerold in die Mangel, was das da soll – er sieht zu der plaudernden Gesellschaft am anderen Ende des Raums. Magerold, der bisher nie sprach und das nun widerwillig tut, erwidert, was er denn hätte machen sollen, und offenbart dabei, dass er stark lispelt.

 

Targray und Gwiniant setzen sich hinzu, und Targray macht durch undiplomatische Äußerungen und seine konfrontative Körpersprache klar, dass es ihm lieber wäre, wenn die Herren dann bald mal gingen. Raif nimmt das als Herausforderung und erkundigt sich nach den Plänen der Damen für heute Abend. Als er zufrieden sieht, dass er damit in ein Wespennest gestochen hat – Targray möchte ihm unübersehbar am liebsten den Hals umdrehen –, ihnen aber auch nicht das Gesicht rauben möchte, entschuldigt er sich, um kurz vor die Tür zu gehen, und bedeutet Tulwood diskret, ihn zu begleiten, was der putzigerweise zuerst nicht kapiert.

 

Draußen erklärt Raif Tulwood seine Strategie, denn jetzt müssen die Leute da drin herausfinden, wer von ihnen der Stärkere ist und die Entscheidungen trifft. Nun stößt aber Maeros zu ihnen und fragt Raif erbost, was für ein Spiel er da spielt. Tulwood, der Maeros inzwischen gut leiden kann, kriegt schlicht auf Grund seiner Anwesenheit ein schlechtes Gewissen, obwohl er nichts gemacht hat. Raif verteidigt seine Position, aber Maeros fragt ihn, ob er wolle, dass das, was er da gedankenlos anrichtet, jemand ausbaden muss, von dem er das gar nicht möchte. Wer sei er denn, dass er glaube, sich hier einmischen zu können? Das nimmt Raif komplett den Wind aus den Segeln. Ja, wer ist er denn? Nur ein Mitglied einer Abenteurergruppe, von der hier noch niemand gehört hat. Er geht an Maeros vorbei, aber nur, um sich drinnen deutlich weniger forsch für heute zu entschuldigen, er habe wohl etwas zu viel Wein getrunken.

 

Bran nutzt die Afterparty, um die Galgenvögel geschickt über einige Leute auszuhorchen, mal mit weniger, mal mit mehr Erfolg.

Etappe 2: Priapurl – Easting (140 M.)

 

Bei der Abreise aus Priapurl stoßen zwei Wagen hinzu: das junge Paar Ivor und Janielle Inham und die Hexe Zathura. Im Abendlager beobachtet Bran, wie sich Janielle um ihre Mäuse kümmert, und Casmar geht zu Zathura, um sie erfolgreich einzuschüchtern und ihr klarzumachen, dass er sie im Auge behält. J'avo nimmt das zum Anlass, sich zu ihr zu setzen und mit ihr ins Gespräch zu kommen. Bran stößt hinzu und lässt sich für ein paar Kreuzer die Karten hinsichtlich des finsteren Belfalas Palithane legen. Aus ihnen liest Zathura Dunkelheit und Isolation, aber keine Gefahr.

 

In der Mittagspause des nächsten Tages, als sich Elisheva und Quistis ein wenig die Beine vertreten, begibt sich Raif unter Maeros' warnendem Blick zu ihnen.

 

Raif: Mistress Ilinares? Can I speak to you?

Elisheva: Of course, Master Bowgentle. What's on your mind?

Raif: I'd like to apologize if my behavior should have been wanting, back in Priapurl. I didn't mean to get you in trouble.

Elisheva: Not at all, Master Bowgentle. Please think no more of it.

Bassal (tritt hinzu, an Elisheva gewandt): Anar tuen yenidenar pacas tusabras mishra iribar. Ia mas cur ellahar. Ulshama ia voz, sola, essiri hamam poro ia toprak konusunda.

Raif: Debe sonetidar noi yapash milasenar, Messeru Ilinares. Pen cheleshma alas yalama... evin miyor canidenar.

Beide sehen ihn erstaunt an, Raif lässt Bassal nicht aus den Augen.

Bassal: If you'll excuse us. (Er legt einen Arm um Elishevas Schultern.)

Raif: Why, of course. As soon as you have apologized.

Bassal (hält inne): I beg your pardon?

Raif: If memory serves me, you just called me an uncivilized northerner. I'm sure even in "Turmish" that's regarded as an insult.

Bassal: Maeros, be so kind and escort this gentleman to his wagon.

Elisheva: You will do no such thing, Maeros.

Bassal (um Diskretion bemüht, dicht an Elisheva): Elisheva, I just gave him an—

Elisheva: Maeros works for me, Bassal, not for you. Master Bowgentle is entitled to an apology. As am I for being embarrassed like that. (Bassal will störrisch erwidern, doch Elisheva fährt ihm über den Mund.) Issam, nogai kardeshim!

Bassal (läuft vor Wut rot an, wendet sich aber Raif zu): Please accept my humble apology. I was out of line. I did not think when I spoke those words, and they were never meant in earnest.

Raif: They never were spoken, as far as I'm concerned. Ederim, Messeru Ilinares. (Sich leicht verneigend zu Elisheva:) Arkadashini, Mindayra Ilinares.

 

Raif dreht das Messer in der Wunde, indem er sich von Bassal wie von einem Gleichrangigen, von Elisheva aber wie von einer Respektsperson verabschiedet. Jetzt weiß er mit Sicherheit, dass das keine Turmianer sind. Alle sprechen mit einem leichten südamnischen Akzent, und ihr Alzhedo klingt, soweit das Raif beurteilen kann, der es nur durchschnittlich spricht, sehr flüssig. Natürlich: Hier oben spricht das niemand, da geht das vielleicht als Turmianisch durch, aber dafür ist wiederum Turmianisch an der Drachenküste sehr geläufig. Doch man arbeitet halt mit dem, was man hat. Fest steht: Das sind keine Turmishstämmigen aus Teziir. Maeros hatte ihn in Priapurl mit seiner ins Schwarze treffenden Frage komplett demoralisiert, doch jetzt leckt Raif wieder Blut.

 

Tulwood hofft auf sein Glück, aber eingeschüchtert von Maeros' Worten unternimmt er nichts Zielgerichtetes. Er bittet ihn abends einfach, sich zu ihm setzen zu dürfen, als die Ritter nicht in der Nähe sind, und erzählt über das, von dem er am meisten versteht: übers Bogenschießen. Dabei macht er auch klar, dass jeder denkt, wenn er einen Mann mit einem Bogen sieht, dass er ihn zum Jagen losschicken könne – und Tulwood ist ein lausiger Jäger. Er erzählt eine witzige Anekdote darüber, wie er in seiner Ausbildung zu eben diesem Zwecke losgeschickt wurde, keinen Schimmer hatte, wie er irgendetwas vor den Bogen bekommen sollte, und kurzerhand auf dem Markt zwei Hasen kaufte. Dabei hört er Quistis überrascht auflachen, deren Zelt ganz in der Nähe steht. Er hatte sie beim Erzählen ganz vergessen und freut sich nun, unerwartet einen Punkt bei ihr gemacht zu haben.

 

In der Schlange bei der Essensausgabe stellt sich Neetha, obwohl sie es nicht muss, hinter Palithane an, um ihm auf den Zahn zu fühlen. Sie versucht, den sehr barschen, respektlosen, finsteren Klischee-Schwarzmagier einzuschüchtern, doch der dreht den Spieß um und lässt sie kleinlaut werden. Dabei erfährt sie, dass er, der jeden einen "Verfluchten" nennt, der Meinung ist, die Welt sei von den Göttern mit Sterblichkeit verflucht worden, und alles sei nur vergehende organische Materie, die bald, des Lebens beraubt, vor sich hinrotten und zu Erde werden wird. Leider findet Neetha daran nichts Götterlästerliches und muss klein beigeben.

 

Es vergehen ein paar Tage, an denen sich keine Gelegenheiten zur Kontaktaufnahme ergeben, doch eines Abends sieht Tulwood Quistis außen am Lager entlangspazieren, stets von Maeros beobachtet. Er nutzt die Chance, fädelt seinen Weg sehr geschickt ein und kommt ihr "zufällig" auf dem Rückweg vom Wald entgegen. Er darf sie ein paar Schritte begleiten, und die beiden liefern sich einen niedlichen verbalen Schlagabtausch, in dem Quistis ihn forsch austestet, und sowohl mit minneartigen Komplimenten wie auch mit selbstironischen Scherzen schlägt sich der Junge großartig und ist selbst ganz stolz auf sich.

 

Raif hat die Feuerstelle zwischen den Ilinares-Zelten beobachtet, wo man nur Sir Othmar (der im Sitzen schläft) und Sir Gwiniant sieht. Eilig begibt er sich zu Bran und bittet ihn, Gwiniant vom Feuer wegzulocken. Offenbar bleibt keine Zeit, und Bran gibt sein Bestes. Es gelingt ihm zwar nicht, aber zumindest verschafft er Raif, der dies von Weitem erkennt, genug Zeit, zu Elishevas Zelt zu gelangen, um Einlass zu bitten und schnell hineinzuhuschen, bevor Sir Gwiniant ihn erreicht hat.

 

Raif: Mistress Ilinares? I was hoping for a word with you.

Elisheva (sitzt am Schreibtisch und schreibt, sieht erstaunt auf): Please come in.

Raif (tritt ein, verneigt sich und sieht sich um): Thank you. I commend you on your tent. This is really nice.

Elisheva (ist aufgestanden und geht auf ihn zu): What can I do for you, Master Bowgentle?

Raif: Two things, actually. First of all, I'd like to thank you for your support, back when—

Elisheva (Verärgerung und Ungeduld überspielend): It was nothing.

Raif: And second, I was hoping you'd allow me to offer my services.

Elisheva: With a bodyguard, four knights and four squires at my disposal, why would you think I'd have need for your services, exactly?

Raif: Because the Teziirian knights seem to try and isolate you from everyone else at every turn. And you don't seem to be enjoying that. An interesting constellation.

Elisheva: Really? Would you consider it as interesting, I wonder, if I were a man?

Raif: I take it you've been reduced to your beauty once too often. But yes, you're interesting regardless. I've never met a Turmian who speaks Alzhedo with her brother and who in public speaks Chondathan with an southern Amnian accent. That is interesting, I think.

Elisheva: You, sir, are very nosy.

Raif: Inquisitive, if you don't mind.

Elisheva: I do mind, Master Bowgentle. (Sie kommt konfrontativ näher und sieht ihn beherrscht zornig an.) My wherefores are not your concern. What languages I prefer to speak on which occasion to which interlocutor is not your concern. What I do, when I do it and how is not your concern. You are meddling in things that ought not to be meddled in. Please stop overstepping your boundaries.

Raif: Mistress Ilinares, I can't shake the feeling you're in trouble—

Elisheva: Oh, and because you're feeling generous you want to help me – the same offer you'd extend to anyone in the caravan, I'm sure.

Raif: Well, not quite anyone.

Elisheva: I appreciate this touch of honesty, meager as it was. And why would you help me especially?

Raif: I'd insult Sune if I denied you're stunningly beautiful. Doesn't take away from you being very intriguing. You seem unhappy which is why I feel bad for you. I wouldn't feel bad for everyone, granted, but, uh...

Elisheva: But you can see I'm special, I presume? It's not that I'm pretty or rich, no, it's because I'm "interesting" which is why you want to help me in whatever capacity I will allow, with no ulterior motives whatsoever. Just having made me happy in any way possible would be reward enough, yes?

Raif: Apparently I happen to be the first to offer you a service with no obvious service in return in mind. Look, I'm just a regular guy who happens to have been in a lot of unusual situations, and maybe—

Elisheva: Your impression which could very well be born of your imagination notwithstanding, you have no idea what I may or may not be dealing with, but you think you can contribute something I've never thought of. This kind of arrogance is usually reserved for men much more powerful than you, sir. It does not become you.

Raif: You wouldn't say that if you knew me better.

Elisheva (unerwartet aggressiv): I can't reward you with anything you'd want from me.

Raif: Can you please try to get it into that stubborn head of yours that I just wanna help?

Elisheva: Why would you again? I'm not sure we've exhausted the question.

Raif: Because maybe I can, and I like you. There. (Er wendet sich ab, dreht sich aber erneut um, weil er sich aufregt.) The older bald guy you may have seen me with? A friend of mine, Bran. When I feel he needs help, guess what! I offer him my help. Doesn't mean I expect him to cuddle with me in his tent afterwards.

Elisheva kann nicht anders und muss leise lachen.

Raif: See? You don't find me completely repulsive. You don't have to cuddle with me either. Promise. Let me at least find out if I can help you with anything.

Elisheva: Why are you so terribly intent on finding something to help me with?

Raif: Because for reasons that completely elude me, I'd like to spend time with you. Trying to help would give me a good excuse to do just that.

Elisheva: Because you find me intriguing.

Raif: Frankly, I'm a bit unsure why I enjoy your company. You can be quite irritating.

Elisheva: What? Did you actually just say that?

Raif: Yeah.

Elisheva: Me. I irritate you.

Raif: Yeah, why?

Elisheva: Oh my word. You don't seem to have any idea of how annoying you can be.

Raif: I know a lot of annoying people. Believe me: I'm one of the less annoying ones.

Elisheva: When you base your comparison on exceedingly annoying people, anyone has a good chance of emerging the victor.

Raif: See? Now you're saying I'm smart. Thank you.

Elisheva (entgeistert): I did what?

Raif grinst sie nur an, Elisheva verdreht die Augen, schüttelt den Kopf und dreht sich um.

Raif: Come on, isn't it fun? You know, getting worked up, getting annoyed, having a little fight? Takes the edge off sometimes.

Elisheva: You need to go now.

Raif: Do I?

Elisheva: Yes, you very much do. Thank you for your visit, Master Bowgentle. I hope you have a very good night.

Raif (grinst, geht an ihr vorbei, sieht sie an): Can I call on you again?

Elisheva: Out.

 

Bran spricht ihn danach natürlich auf diesen Stunt an und bittet ihn, das sein zu lassen. Er möchte gerne eine langweilige Reise nach Mosstone erleben, aber Raif habe sich offenbar in den Kopf gesetzt, in ein Wespennest zu stechen, und wenn er – unwahrscheinlich ist das im Fall der Fälle keineswegs – Streit mit den Rittern vom Zaun bricht, haben sie alle den Salat, denn Raif reist schließlich nicht allein und würde in dem Fall andere mit hineinziehen. Raif verteidigt seine hehren Beweggründe, aber Bran winkt ab – Raif sei nun mal Raif, er laufe jedem Rock hinterher, und nun habe es ihm eben dieser angetan. Das regt wiederum Raif auf, und er fragt Bran, was er denn in der Gemeinschaft der Ersten Sonne wolle, wenn er es schon zu gewagt finde, harmlose Gespräche mit einer Mitreisenden zu führen. In diesem Licht müsse er sich fragen, wie Bran überhaupt jemals den Mut gefunden habe, so etwas Riskantes zu tun wie sich bei einer Karawane als Wächter zu verdingen. Bran platzt fast der Kragen, und darum rauscht er ab, bevor der Streit eskaliert, der natürlich, da man hier inmitten von knapp unter hundert Leuten nie allein ist, nicht unbemerkt blieb.

 

Neetha spricht Raif später darauf an, und der berichtet, dass er einfach nur herausfinden will, was es mit den Ilinares auf sich hat – vielleicht soll Elisheva ja verheiratet werden, oder sie ist eine politische Geisel? Neetha erwähnt ihren Verdacht nicht, warum Raif Elishevas Nähe sucht, pflichtet ihm überraschend bei und schlägt vor, sich beim Abendessen zu ihr zu gesellen und sie auszuhorchen. Dabei, so fügt sie mahnend hinzu, würde sie sich auch für Raifs unerhörtes Verhalten entschuldigen.

 

Gesagt, getan, am Abend des nächsten Tages, an dem man wegen Sturm und Regen kaum vorangekommen ist, wird für die Bessergestellten ein Zelt fürs Essen aufgestellt, weil es draußen zu ungemütlich ist, und Neetha stellt geschickt den Kontakt her. Jedoch stellt sie keine Fragen, sondern erliegt der Versuchung, lieber von sich und Amaunator zu erzählen, und steht sich damit selbst im Wege, da sie damit die Chance verspielt, von Elisheva als jemand wahrgenommen zu werden, dem man sich anvertrauen kann.

 

Milandre ist ihre selbstgewählte Isolation leid und bestellt Rivian Rivain in ihr Zelt. Er denkt, sie werde ihm etwas Inspirierendes erzählen, aber stattdessen startet sie einen linkischen Annäherungsversuch. Rivian geht nicht minder linkisch zu Werke, denn einerseits stößt ihn ihre Entstellung ab, aber andererseits ist es dunkel, und sie ist eine Frau, die ihn heute Nacht will. In einer fast rührenden Szene beschäftigen sich die beiden also miteinander in der unbequemen Enge des Zelts, an dem der Wind rüttelt.

 

Eigentlich hatte man Easting vor Greengrass erreichen wollen, aber da Tunstal stets Knopf auf Naht plant und keinerlei Zeitverluste einkalkuliert hat und man bereits einen Tag verloren hat, wird man direkt an Greengrass eintreffen. Das Wetter hat ein Einsehen und zeigt sich ab Sonnenaufgang von seiner besten Seite, und am Nachmittag erreicht die Karawane Easting.

 

Diesmal erledigt man das Organisatorische vorher. Raif putzt sich heraus – noch mal, so nimmt er sich vor, wird er sich nicht den Wind aus den Segeln lassen –, besticht Uldrin und erfährt, dass die Ilinares samt Entourage im Gasthaus Zum Schwalbenzug abgestiegen sind. Tulwood macht sich ebenfalls schick und fragt, ob er mitkommen kann. Raif erkennt seine eigene unbekümmerte Jugendlichkeit in Tulwoods hoffnungsvollen Augen und kann ihm den Wunsch nicht abschlagen, denn sie kommen sich mit ihren Auserwählten ja nicht in die Quere, auch wenn Raif weiß, dass er für den Burschen wird zahlen müssen.

 

Im Schwalbenzug checkt man nach den Ilinares wie selbstverständlich ein, Raif besticht die Bedienung, dass sie die Ohren offen hält, wo die Herrschaften danach essen gehen, und verlässt die Herberge, um sich auf dem Straßenfest zu amüsieren. Tulwood bestaunt die weltmännische Vorgehensweise und bleibt in Raifs Kielwasser. Als die Ilinares weg sind, macht sich Raif schlau, und "zufällig" hat man sich erneut dasselbe Lokal ausgesucht, was Raif erlaubt, an den Tisch zu treten und diesen Zufall angemessen zu würdigen, wissend, dass man ihn nun, da er anscheinend dem eigenen Stand entspricht, an den Tisch einladen muss. Leider kriegen Raif und Tulwood die letzten Plätze, am weitesten von den Ilinares entfernt, aber Raif macht das Beste draus, indem er immer wieder Scherze einstreut, über die Sir Othmar herzhaft lachen muss, und Tulwood animiert, es ihm gleichzutun, so dass die drei jenen, die ruhig gesittete Tischgespräche führen, demonstrieren, wer hier Spaß hat und wer nicht, und hoffentlich in Elisheva und Quistis den Wunsch erwecken, doch eigentlich lieber mit ihnen Zeit zu verbringen.

 

Nachdem man gespeist hat, lügt sich Raif zurecht, dass er gehört habe, im Feuerschwanz – einer Taverne auf dem Weg, die Raif als proppenvoll abgespeichert hatte – solle eine angebliche calishitische Tänzerin auftreten, und schmückt das aus, und Elisheva nimmt den Ball auf und meint, dass man sich das ja mal ansehen könne. Raif weiß, dass an einem unbekannten Ort die Beschützer vorgehen, für Sicherheit sorgen und Platz schaffen müssen, und mit einem grandiosen Diplomacy-Check überredet er Elisheva und Quistis, als man vorm Feuerschwanz wartet und schließlich den Rittern folgen muss, zu einem Abenteuer, und zu viert stehlen sie sich davon. Raif entführt sie natürlich in den Bärenhieb, in den auch die Galgenvögel, Bran und J'avo gegangen sind (Neetha, Casmar und Milandre sind nicht mitgekommen), der aber ebenso aus allen Nähten platzt, weil zu Greengrass eben überall der Bär steppt. Raif bezahlt einen Tisch mit Silber, um den Damen Sitzplätze anbieten zu können, und diese genießen, von Raif und Tulwood beschützt, das verrauchte, bierselige, bodenständige Ambiente. Zu viert hat man viel Spaß, und Raif findet im Gedränge Bran und bittet ihn, die Augen offen zu halten. Er und J'avo verlegen ihre eigene kleine Stehparty mit Teverim, Felkin und Mawlin in Türnähe, und natürlich tritt irgendwann Sir Gwiniant auf der Suche nach den Damen ein. Bran lenkt ihn ab, J'avo warnt, Elisheva und Quistis verstecken sich unter dem Tisch (Quistis sieht vielsagend durch Tulwoods Beine zu ihm empor), und Raif, Tulwood, J'avo, Teverim, Felkin und Mawlin sitzen arglos am Tisch und können unschuldig Sir Gwiniants Fragen beantworten. Raif erklärt, man sei im Gedränge einfach getrennt worden, er habe die Damen nicht wiederfinden können und sei dann hierher gegangen.

 

Das Abenteuer kann weitergehen, und während Elisheva sich entspannt, aber kontrolliert gibt, flirtet Quistis mit Tulwood und fordert ihn schließlich zum Tanz auf, wobei er (glücklicher Zufall, er kann's eigentlich nicht) sich zumindest nicht blamiert. Quistis möchte danach amnisch tanzen und fordert Raif auf, um Tulwood ein bisschen eifersüchtig zu machen, auch wenn die Galgenvögel nicht wissen, wie amnische Musik klingt, und halt irgendetwas Rhythmisches spielen. Danach entführt Quistis Tulwood aber mit doppeldeutigen Bemerkungen zu einem Spaziergang, schleppt ihn zum Schwalbenzug ab und lässt ihn nach ein paar Minuten in ihr Zimmer nachkommen. Natürlich geht's dort dann auch sehr schnell zur Sache. (Tulwood hat inzwischen 47 Punkte gesammelt und damit die 40er-Schwelle geknackt.)

 

Raif freut sich über Elishevas Interesse an ihm und umreißt auf ihre Fragen hin kurz, wie er von zu Hause weglief, um sein eigenes Schicksal zu schmieden, stellt ihr aber keine – sie weiß, dass er weiß, dass sie sehr offensichtlich eine calimshanstämmige Südamnierin ist, aber er akzeptiert, dass sie offiziell als eine Ilinares aus Turmish auftritt. Er nimmt an, dass das keine andere Bewandnis hat als die, dass man als Turmianerin weniger exotisch wirkt als als Amnierin und auch weniger Aufmerksamkeit auf sich zieht (wenngleich das angesichts ihrer Outfits wenig nützen dürfte) – die Tarnung ist nur Tünche, aber für die meisten hier reicht's.

 

Ashe, Zhai und Spider hatten in Mosstone die Stellung halten sollen, doch nach nur wenigen Tagen ertrug Ashe es hier nicht mehr, ließ sich von Zhai seinen Anteil des Handgelds aushändigen und machte sich auf nach Zazesspur. Dort mietete er sich in einer billigen Absteige ein und arbeitet seitdem für und mit Mercer Frey. Durch den täglichen Kontakt kam er inzwischen auch Arondriella wieder näher. Schließlich schliefen die beiden miteinander, zwei gebrochene Seelen, wobei sich Ashe naturgemäß unerfahren anstellte, da er noch Jungfrau war, aber auch Aron ging linkisch zu Werke, obwohl sie eigentlich schon so viel Übung hat, doch diesmal war es anders, intimer.

 

Nun ist es Greengrass – doch nicht im Hause Frey. Wo andere ausgelassen feiern, haben Mercer und Ashe bis tief in die Nacht gearbeitet, und Ashe macht sich durch dunkle Gassen auf den Heimweg. Dabei passiert er eine Seitenstraße, in der eine hell gewandete Frau von zwei Männern geschlagen und getreten wird. Auf seinen stotternden Zuruf reagieren sie nicht, aber dann wirkt er Fury Eyes und geht bedrohlich auf sie zu. Die Männer blicken auf, ihre Gesichter nur zu erahnen in der Dunkelheit, doch keine Angst liegt in ihnen, ruhig sehen sie aus, obwohl man bei der Brutalität ihres Tuns hassverzerrte Züge erwartet hätte – und doch nicken sie einander zu ("Komm, lass uns abhauen!") und laufen davon.

 

Die aus der Nähe dank ihrer hellen Gewandung auch in der Dunkelheit gut zu erkennende Frau rappelt sich auf und sieht in der Tat absolut beeindruckend aus in ihren merkwürdigerweise unverschmutzten weißen Kleidern mit den Rüstungsteilen aus Mondsilber. Ihr ist nicht anzumerken, dass sie eben gerade brutal verprügelt wurde, und anzusehen ist ihr auch nichts. Stotternd erkundigt sich Ashe nach ihrem Befinden, und sie bedankt sich sehr förmlich und stellt sich vor: "My name is Sirris of the Sunless Realm. You have my deepest gratitude for your chivalric intervention. I promise solemnly that should you find yourself in need, I shall repay you in kind." Ashe sieht nur kurz nach hinten über seine Schulter, wo er eine Tür gehen hört, und zack – weg ist Sirris.

 

Elisheva ist eine deutlich härtere Nuss als Quistis. (Raif hat sich 43 Punkte bei ihr erarbeitet, aber ihre Schwellenzahl von 60 ist damit noch lange nicht erreicht.) Als er sie später nach Hause bringt, findet unterwegs auf den nächtlichen Straßen (auf denen immer noch viel los ist) folgendes Gespräch statt:

 

Raif: To be honest, I keep coming back to the last time we spoke, however shortly. It's like a scene in the theater that keeps floating around in my head long after the curtain's dropped.

Elisheva: Something seems to keep it stuck there.

Raif: Well, yes. It's you.

Elisheva: You're being very forward, Master Bowgentle.

Raif: Please call me Raif.

Elisheva: I don't think that's quite appropriate, Master Bowgentle.

Raif: To the Nine Hells with propriety. We're by ourselves. Besides, don't you wanna know what makes me recall that short talk over and over again?

Elisheva: I don't.

Raif: I don't believe you.

Elisheva: You are free to believe whatever you want, Master Bowgentle.

Raif: Well, I'm gonna tell you anyway. But I have to lay a bit of groundwork first. See, I know quite a lot of strong women, so in order to impress me as one, you have a high bar to reach. For instance, I know one who could squish my ribs like fish if I made her angry. Hells, she can squish people just by looking at them. Toughest lady I know.

Elisheva: She sounds like she's worth meeting.

Raif: Oh, she is.

Elisheva: And you sound like you like her very much.

Raif: I do. She's one of my best friends. Anyway, she can afford to be headstrong because if you disagree with her, she puts your arm in a twist until you don't disagree with her anymore. (Elisheva schmunzelt.)

  You don't have that luxury. All you have is that fire within you. And the other day I got a bit too close and singed my eyebrows.

Elisheva: Very nice flattery, Master Bowgentle. Elaborate flattery, but flattery nonetheless.

Raif: No, it isn't. You have the darkest eyes I've ever seen, but your fire makes them dance with tiny flames when you allow yourself to open up. And back in your tent, you did.

Elisheva: Because of your insolence.

Raif: If I have to be insolent to see it again, it's well worth any repercussions.

Elisheva (bleibt stehen und sieht ihn ernst an): You better not dare.

Raif: I can see a flicker already. (Sie sieht ihn weiter eisig an, Raifs Miene wird besorgter.) Please don't kill me.

Elisheva muss lachen und geht weiter.

Raif: See, and then you do that. I swear you have the warmest smile even many Sunar would envy you for.

Elisheva: Has showering women with gushing praise and adulation brought you many welcome experiences?

Raif: All right, I see what's happening. How can I prove to you I'm serious?

Elisheva: If you want me to deem you a smart man, you should be able to come up with a way yourself.

Raif: Well, maybe I'm not smart, but I make up for that with a good heart?

Elisheva: What a shame. I like intelligence.

Raif: I was lying. I am smart. (Elisheva lächelt, zuckt aber zusammen, als Raif ihr unter den Arm greift und sie zu sich umwendet.) Elisheva...

Elisheva (nur auf seine Brust sehend): I appreciate courage – under the right circumstances. Please let go of my arm. (Raif lässt durchatmend los.) You're not going to call me by my first name in public, are you?

Raif (lächelt wieder, erleichtert wegen ihrer Reaktion, weil sie ihm indirekt erlaubt, sie mit ihrem Vornamen anzusprechen, und ihm damit zeigt, dass sie ihm den Übergriff nicht verübelt): I may not come across as the next Ucurian, but I'm not that stupid.

Elisheva (geht wieder weiter, die Kamera bleibt stehen, die beiden entfernen sich von ihr und werden leiser): Have you been to many realms?

Raif: Oh, I got around a bit. Say, have you ever heard of Ixinos? Crazy place. It's run exclusively by women, many of them quite similar to the friend I told you about. They're called Genifari or amazons. Hells, Jen could easily pass off as an amazon, come to think of it.

Schnitt: Elisheva steht am Eingang zum Innenhof des Schwalbenzugs. Raif sieht sie intensiv an.

Elisheva: Thank you for your escort, Master Bowgentle. Good night.

Raif sieht Elisheva weiter an, sucht nach irgendeinem Zeichen zur Aufforderung oder Abwehr, nimmt schließlich ihre Hand, küsst sie und hält sie zuerst beim Rückwärtsgehen noch leicht fest, bevor er loslässt.

Raif: I will find a way.

 

Er trinkt noch etwas auf dem abebbenden Straßenfest, womit er ihr genug Vorsprung lässt, und geht schließlich auch in die Herberge. Der nächste Tag verläuft ereignislos.

Etappe 3: Easting – Iriaebor (40 M.)

 

Ninthalor repräsentiert den in Suldanesselar residierenden Duke Mirthal Aendrir, Scoutlord of Her Majesty's Scouts, Herzog von Durmista, dem östlichen Teil des Wealdath. Aendrir hat mit Duke Allain Kevanariel gesprochen, dem Herzog von Noromath, in dessen Herzogtum Brost liegt, und ist mit Treespeaker Rauthomyr einer Meinung, dass Zhai und Spider nicht im Wealdath oder dessen Nähe geduldet werden können. Jedoch haben sie natürlich bereits von der Gemeinschaft der Ersten Sonne gehört und möchten fair sein. Glorandal hatte die Idee, den Lebensbaum in Elihir Zhai auf die Probe stellen zu lassen, wie er es schon im Frühling 1372 DR in #47 – THE PRICE WE PAY mit Fleece und Jewel getan hat. Bei Spider besteht jedoch rein gar keine Bereitschaft für Kompromisse.

 

Ninthalor: Dartho guin beriain. Rych le ad tolthathon.

Glorandal: Hon mabathon. Rochon ellint im.

Ninthalor: Andelu i ven. Ae athradon i hîr Rauthomyr ad Aendrir i Suldanesselar, tûr gwaith nîn beriatha hon.

Glorandal: Be iest lîn.

Ninthalor: Am meleth dîn.  I ant e guil Zhai pígatha an tanatha le failas Athavar ad Glamhoth.

Glorandal: Aníron i e broniatha, ad ae periatham athar i methid en-amar hen. Aníron i e círatha na valannor.

Ninthalor: Namárië. Nadath nâ i moe cerich. Dan, ú-'eveditham. Nach gwannatha sin? Ma nathach hi gwannathach or minuial archened?

Glorandal: Ú-ethelithon.

Ninthalor: Estelio gara lîn ne dagor. Ethelithach.

Glorandal: Ú-bedin o gurth ne dagor.

Ninthalor:  Minlû pedich nin i aur hen telitha. Ú i vethed nâ i onnad. Boe bedich go Zhai i Athavar. Han bâd lîn.

Glorandal: Dolen i vâd o nin.

Ninthalor: Si peliannen i vâd na dail lîn. Si boe ú-dhannathach. Ae ú-esteliach nad, estelio han, estelio ammen.

Glorandal: Hiro hyn hîdh ab 'wanath. Ingon i athrad dammen beriathar aen. A Eruchîn, ú-dano henen beriad i chên lîn. Ned Zhai i Athavar nauthant e le beriathar aen. Ech vaegannen matha, nin iniel arandir vithren i amar galén, aith och gostatha Fleece. I reniad nuithannen i fae narchannen, i lach anor ed ardhon. Aen estar i chatholhen. Dorsil Fleece essenya carnéron navárotessé. Mirgon aran andolinatha, gar an matha i vequil Glamhoth.

 

Zurück nach Easting: Barliman und Belias Roose bleiben hier, verkaufen, was sich verkaufen lässt, und werden dann die nächste Karawane zurück nehmen, und Zathura wollte ja nur aus Priapurl raus und macht hier ebenfalls Endstation. Dafür stoßen Ronvid Lugan und sein Luder von Eheweib Prym hinzu, ebenso die Brüder Corbet und Deveron Lynd mit Corbets frisch angetrauter Nial. Prym macht Tulwood sofort schöne Augen, was ihr greiser Mann komplett ignoriert, weil er es nicht wahrhaben will, aber Tulwood lässt sich nicht auf ihre Annäherungsversuche ein.

 

In der Nacht nach dem Aufbruch aus Easting laufen Elisheva und Quistis panisch durchs Lager, verfolgt von einem Wraith, dem sich Sir Gwiniant tapfer entgegenstellt. Doch weltliche Waffen können dem Untoten nichts anhaben, und mit einer Berührung seines Schwerts raubt er ihm seine Lebenskraft – der Ritter fällt tot zu Boden.

 

Neetha ruft die fliehenden Frauen zu sich, während im Lager Panik und heilloses Chaos ausbricht, denn nur wenige Feuer sind noch an, man kann nichts erkennen und weiß nicht, woher Gefahr droht. Zweimal versucht sie sich an Turn Undead (nicht mit den schlechtesten Chancen, aber sie hat einfach Pech), schließt daraus, dass der Wraith zu stark ist, und feuert einen Bannstrahl ab, der ihm gut einschenkt. Casmar wirkt Divine Bond, wodurch sein Schwert, das nun leuchtet, zur göttlichen Waffe wird, und gibt ihm den Rest. Jedoch taucht nun ein weiterer Wraith auf, denn jedem Körper, der von einem Wraith getötet wurde, entsteigt in 1D4 Runden abermals ein Wraith, und dieser gehörte Sir Gwiniant. Da Neetha nur ein Bannstrahl pro Tag zur Verfügung steht, kann sie nur Amaunators Zweite Sonne wirken, wodurch man wenigstens im ganzen Lager gut sehen kann.

 

Milandre sieht erschrocken, wie Elora bei Felkins Leiche kniet, sie rüttelt und "Papa, wach auf!" schreit – und aus ihm erhebt sich eine geisterhafte Schattengestalt. Milandre reißt Elora weg, nimmt sie hoch und rennt davon. Nur mit seiner Hose bekleidet und dem Challenger in der Hand kommt ihnen Raif entgegen, stürzt aber über ein Zeltseil, bleibt mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen und hält sich den Knöchel – und Milandre sieht den Challenger am Boden liegen. Als der Wraith sie eingeholt hat, lässt sie Elora los, hebt das Schwert auf, um das sich ihr ganzes Leben dreht, und vernichtet den Untoten.

 

Sir Casmar und Milandre erledigen insgesamt sechs Wraiths (zum ursprünglichen kamen noch Sir Gwiniant, Felkin Tarth, zwei Höllenhunde und ein Arbeiter), und Neetha spricht auf Sir Othmars Bitte hin zuerst ein Gebet für Sir Gwiniant, dann für die anderen, und dreht danach ihre Runden, um Ruhe in den Laden zu bringen und den Menschen das Gefühl zu geben, beschützt zu sein. Raif, der sich den Knöchel verstaucht hat, lobt sie dafür. Milandre und Sir Casmar haben beide je sechs Con-Punkte verloren, sie fühlen sich schwach, kraftlos und müde, und Neetha weiß, das geht nicht von allein weg. Glücklicherweise wird man im Laufe des morgigen Tages Iriaebor erreichen, wo man einen Tempel besuchen kann.

 

Neetha kümmert sich um Elora (Robeena hat sich ihrer angenommen und ihr Tee und Kekse verabreicht), und Yrando unterstützt sie nach Kräften.

 

Den folgenden Tag verbringt Neetha damit, herumzufragen, ob sich jemand der armen Elora annehmen möchte. Teverim weiß, dass Felkin erst kürzlich seine ganze Familie bis auf Elora verloren hatte, und nun ist Elora plötzlich Vollwaise. Leider erklärt sich niemand bereit. Neetha überlegt, ob sie sie mitnehmen soll, aber Raif erklärt ihr, sie könne nicht einfach über das Geld der Gemeinschaft verfügen, wie es ihr beliebt. Wenn man jedem schrecklichen Schicksal auf dem Weg helfen wollte, wäre es nach zwei Tagen alle. Ob ihr klar sei, wie viel es auf Dauer kosten würde, für Elora zu sorgen? Zuerst müsste man für sie bei Tunstal den ganzen Weg nach Hause nachzahlen, dann müsste man jemanden bezahlen, sie aufzunehmen, für ihren Lebensunterhalt aufkommen, ihr schließlich eine Lehre ermöglichen – und warum? Weil sie zufällig in derselben Karawane war? Raif kommt sich schäbig vor, so deutlich werden zu müssen, denn Elora tut ihm ja auch leid, aber er muss hart bleiben. Die Gemeinschaft der Ersten Sonne hat nicht ihr Blut vergossen, um ein Mädchen großzuziehen, das in der Gemeinschaft nahezu niemand kennt.

 

Am Nachmittag erreicht der Treck das atemberaubende Iriaebor. Hier wird für die Galgenvögel, Teverim Bresslon, Egan Wynch, Gavlan und Robeena, Iliana, die Inhams und die Lugans Endstation sein. Die Reisenden verteilen sich nach vielen Abschieden auf die verschiedenen Unterkünfte.

 

Dabei gerät der Einzug mit fünf Leichen selbstredend wenig festlich. Die teziirianischen Ritter und ihre Knappen kümmern sich natürlich um die Leiche von Sir Gwiniant, dessen Knappe den Rücktransport nach Hause begleiten wird, und Neetha begleitet die anderen Leichen auf dem Weg zum Kelemvor-Tempel. Hier erfährt sie auch, wo sie ein Waisenhaus findet.

 

Während Milandre, Casmar und Raif gegen eine Spende von einem Ilmatraner  geheilt werden (Raif hat ein schlechtes Gewissen, kommt er doch nur mit einem verstauchten Knöchel an, während es die anderen beiden wirklich erwischt hat), gibt Neetha die kleine Elora Tarth schweren Herzens (abermals gegen eine Spende) in einem Shiallia-Tempel bei Bremma ab, die ein angeschlossenes Waisenhaus betreibt.

 

Die drei vollen Tage Aufenthalt werden für Sightseeing und Ruhe benutzt, und die Reisenden laufen sich nur über den Weg, wenn sie sich verabredet haben. Raif hat die Ilinares wegen seiner Verletzung komplett aus den Augen verloren, und Tunstal weiß auch nicht, wo sie abgestiegen sind.

 

Neetha sucht einen Lathander-Tempel auf, und der alte, kurzsichtige Priester wird erst durch die Reaktionen der Gläubigen auf Neetha aufmerksam und verweist sie des Tempels. Sie hatte nur reden wollen, wird jetzt aber mit einer Ablehnung konfrontiert, die ihr schon länger nicht mehr entgegengeschlagen ist. Ganz offensichtlich hat ihre Kirche Iriaebor noch nicht einnehmen können.

 

Bran und Raif gehen noch mal mit den Galgenvögeln feiern, Tulwood verbringt noch einen netten letzten Abend mit Iliana (der man sehr deutlich anmerkt, dass sie sich mehr wünschen würde, aber sie weiß, dass sie keine Chance hat, sie zu alt für Tulwood ist und er ohnehin bald weiterreisen wird), J'avo begleitet Robeena und Gavlan zu ihrer Absteige (dem Exoten wird von einer Stadtwache auf den Zahn gefühlt, ob er Ärger macht und nicht vielleicht präventiv in den Kerker geworfen werden sollte, aber Robeena steht ihm bei), und sonst passiert nicht viel.

Etappe 4: Iriaebor – Copperstead (40 M.)

 

22 Tage nach Aufbruch aus Elversult geht es weiter, doch war man bisher auf der gut ausgebauten und in Schuss gehaltenen Trader's Road unterwegs und von ihr verwöhnt gewesen. Nun aber geht es nach Süden über Hadmar's Trail, und die Karawane kommt nicht nur langsamer als bisher voran, sondern reist auch beschwerlicher und holpriger. Man beobachtet und unterhält sich über die neuen Mitreisenden: Familie Embuirhan, Marit Lage mit Talara Fenn, Taral Sanvean, Angrosh Ironbeard, Trusty Patches, Barroch und die Crunes: Ogron, Ronica, Danica, Lorica und Junica.

 

Schon am frühen Morgen hat Neetha festgestellt, dass Yrando (der ja ohne festes Ziel erst mal nur bis Iriaebor bezahlt hatte) weiterhin mit von der Partie ist, vermutlich einfach nur, um in Neethas Nähe zu sein, was sie natürlich sehr freut. Um Amaunators willen (und ihretwillen, versteht sich) muss er jetzt ganz schön tief in die Tasche greifen, denn die folgende Etappe wird lang.

 

Bran kommt am Abend gleich mit dem leutseligen Angrosh ins Gespräch, aber weil Tom Cotcher einen dermaßen breiten Akzent hat (Dirk verstand nahezu kein Wort), wird zum running gag, dass kaum jemand den Zwerg versteht. Von ihm erfährt Bran auch, dass er Patches aus Iriaebor nicht als Trusty Patches, sondern als Patches the Hyena kennt, weil er – so sagt man, er weiß es nicht selbst – angeblich Abenteurer in tödliche Gefahren locken und dann ihre Leichen plündern soll.

 

Casmar nimmt sich vor, nicht nur Patches, sondern auch Barroch im Auge zu behalten – seine geheimnisvolle, dabei ruhige und entspannte Art lassen ihn sich das Schlimmste ausmalen, und er kann ihm den Kriminellen förmlich ansehen. Er strengt ein Gespräch an, aber Barroch gibt ihm nichts, mit dem Casmar ihn festnageln kann.

 

Tulwood sticht natürlich sofort Talara ins Auge, ein ganz anderer Typ als Quistis, aber ebenso reizvoll. Zwar merkt er, dass der unfreundliche Marit Lage sie abschirmt, aber Tulwood nimmt sich vor, auf eine Gelegenheit zu warten.

 

Neetha sucht das Gespräch mit Ronica Crune und ihren Töchtern, doch als der barsche, ungehobelte Ogron dazustößt, verbittet er sich das Gerede über Neethas Gott. Es kommt fast zum Eklat, und er kann sich gerade noch rechtzeitig zusammenreißen, durch die Zähne zu pressen, dass er nicht respektlos sein will, aber seine Familie wolle für sich bleiben.

 

Wir blenden nach Mosstone: Zhai ist die Einzige, die treu die Arbeit der Gemeinschaft übernimmt. Ashe hatte es in Mosstone gehasst und sich der nächsten Karawane nach Zazesspur angeschlossen, und Spider steckt die Götter allein wissen wo. Nur sie hält hier die Stellung, allein, ausgegrenzt, und ist zur Stelle, sobald sich im Rathaus, wo der Portkristall aufgestellt wurde, jemand blicken lässt. Im Grunde genommen ist es ähnlich wie ihr Leben vor der Gemeinschaft: Sie ist einsam und völlig auf sich allein gestellt.

 

Die von Ninthalor entsandte Lathlaeril trifft mit drei Elfen, die absolut nicht mit Kithains Elfen zu verwechseln sind, in Mosstone ein und sucht Emmeck Gallum auf. Dieser lässt Zhai von Thalion Evermere abholen, und im Rathaus erfährt sie, dass sie nach Elihir in der Nähe von Brost zu einem Gespräch mit Ninthalor eingeladen wurde. Schmerzlich spürt sie, wie sehr Lathlaeril ihre bloße Existenz bedauert, und fühlt sich schuldig, obwohl sie nichts dafür kann, was sie ist. Sich ihrer Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft der Ersten Sonne bewusst, die sie hier repräsentiert, bleibt Zhai keine andere Wahl, als ihre Sachen zu packen.

 

Beim Verlassen des Städtchens Richtung Norden – die anderen drei Elfen betrachten Zhai mit unverhohlener Verachtung – schließt sich die Satyrin Iphemia an, zuerst ängstlich, aber sie verliert bald ihre Scheu vor Zhai. Wie sich herausstellt, hat sie vom Kentauren Talarand von der Gemeinschaft gehört, und als sie mitbekam, dass Lathlaeril Zhai nach Elihir holen würde, schloss sie sich kurzerhand an, um mal einen aus der Gemeinschaft kennen zu lernen – spannenderweise auch noch das Halbblut mit dem Dunkelelfen-Hintergrund. Zhai ist erleichtert, nicht allein mit den vier Elfen reisen zu müssen.

 

Die Karawane hat währenddessen eine Nacht auf der Straße verbracht und erreicht nach einem weiteren Reisetag, kurz nachdem man einige Baustellen passiert hat, Copperstead.

Etappe 5: Copperstead – Eshpurta (360 M.)

 

Copperstead ist ein kleines Dorf, keine zwei Tagesreisen von Iriaebor entfernt und das letzte Stück Zivilisation am Hadmar's Trail. Obwohl es so klein ist, lohnen sich Herberge (Weary Traveler) und Taverne (Angry Orc), weil man dort weiß, dass viele jenseits von Iriaebor noch ein letztes Mal unter einem Dach schlafen wollen.

 

Bran, Tulwood, J'avo und Milandre nutzen die Chance und suchen wie viele andere auch abends den Angry Orc auf, wo Bran und Tulwood im großen Zuber baden. Ein dubios aussehender Reisender spricht Uldrin mit Fragen nach der Karawane an (wie viel es kosten würde, sich anzuschließen), lehnt dann zur Erleichterung mancher Beobachter ab und meint, er schlage sich alleine durch. Grenwick kennt aus Erfahrung dieses Abtasten und geht davon aus, dass dieser räudige Geselle ein Bandit ist, der abklären wollte, ob es sich lohnt, die Karawane anzugreifen.

 

Am nächsten Tag halten die Höllenhunde also ganz aufmerksam die Augen offen, wissend, dass Hadmar's Trail bald durch einen Wald führt, der sich für einen Hinterhalt eignen würde. Also wird der Wald durchsucht, bevor die Karawane nachrückt, aber keine Banditen sind zu finden. Hier lagert man heute Abend also etwas geschützter.

 

Als das abendliche Lager aufgebaut wird, nutzt Tulwood geistesgegenwärtig die Chance, Talara einen Korb mit Wäsche abzunehmen und für sie zu tragen, um wenigstens für ein paar Sekunden mit ihr reden zu können, bis sie Marit Lage erreichen, der Tulwood mehr oder weniger verscheucht. Talara wirkt schüchtern, aber Tulwood spürt, da ist mehr unter der Oberfläche. Beide sind noch sehr jugendlich, und da entsteht eben dieses jugendliche Knistern mit verstohlenen Blicken und allem Drum und Dran.

 

Am Abend hört Bran aus dem Zelt der Crunes, wie Ogron barsch mit den Kindern schimpft. Später kommt Ronica vorbei und bittet ihn schüchtern, eine Holzkiste, die sich beim Transport verzogen hat, zu öffnen – darin ist ihr Nähzeug, weil sie etwas flicken muss.

 

Nicht lange vor der vollständigen Bettruhe bricht plötzlich ein Feuer am Zelt der Eheleute Lynd aus. Es entsteht Aufregung, aber das Feuer ist bald gelöscht. Jedoch tapst nun Quistis im Nachthemd mit umgeworfener Decke durchs Lager und alarmiert ihre Leute: Elisheva ist verschwunden.

 

Suchtrupps werden zusammengestellt, aber der erfahrene Karawanenwächter Bran warnt auch davor, dass das ein Ablenkungsmanöver der Banditen sein könnte, um das Lager zu leeren. Es werden also sämtliche Höllenhunde hier bleiben. Einer der drei Suchtrupps besteht aus Neetha, Casmar, Raif und Corbet, der sich gentlemanlike ebenfalls freiwillig gemeldet hat. Wie es der Zufall will, ist es dieser Trupp, der fündig wird: Amaunators Lohe reißt Elisheva im Nachthemd aus der Dunkelheit, wie sie auf einen Leshen zugeht. Dieser wirkt Fear, aber Casmar reagiert mit seiner Aura of Courage, die es Raif und Corbet ermöglicht, sich mutig auf den Waldschrat zu stürzen, und Casmar setzt nach. Raif reißt die benommen wirkende Elisheva vom Leshen weg, wird aber von Dornenranken erfasst, die aus dem Boden platzen, und zum Leshen zurückgezogen, den Casmar und Corbet beharken. Das Ganze findet quasi in Neethas Scheinwerferlicht statt, in dem alle lange Schatten werfen, und rundherum herrscht tiefe Dunkelheit im unheimlichen Wald – optisch eine tolle Szene.

 

Casmar erwischt den Leshen besonders heftig, woraufhin der sich auf ihn konzentriert, und wie inzwischen üblich bezieht der Paladin heftigste Prügel und wird unangespitzt in den Boden gerammt, konzentriert damit aber auch die Aggression des Leshen auf sich, so dass Raif und Corbet loslegen können. Irgendwann hat er genug eingesteckt und zieht sich zurück. Casmar liegt ächzend im Dornengebüsch und kriegt wegen der Schläge auf seinen Brustpanzer kaum Luft, aber Raif eilt sofort besorgt zur immer noch desorientierten Elisheva, die Neetha in der Zwischenzeit festgehalten hatte, damit sie nicht wegläuft. Corbet hilft dem armen Casmar auf, den auch Neetha nicht weiter beachtet, der kann das schon ab...

 

Zurück im Lager bringt Raif Elisheva, die sich nicht daran erinnern kann, in den Wald gegangen zu sein, zu ihrem Zelt, aber Sir Targray ist bereits wieder zurückgekehrt und nimmt sie ihm auf eine Weise ab, die keinen Widerspruch duldet. Raif muss ihn gewähren lassen, wenn er nicht will, dass blankgezogen wird.

 

Währenddessen nimmt Neetha die Ermittlungen auf und versucht, sich ein Bild zu machen, wer wann wo war. Das Zelt der Lynds grenzte direkt an den abgesteckten Bereich der Ilinares an, aber was bedeutet das schon? Irgendwie wünscht sie sich, dass irgendwas auf Palithane hinweisen möge, der ihr ein Dorn im Auge ist. Sie spricht mit diesem, spricht mit jenem, und obwohl Untote und Waldgeister nichts miteinander zu tun haben, war doch in beiden Fällen Elisheva das Opfer – sie war diejenige, die zusammen mit Quistis vor dem Wraith davonrannte, und nun war sie die, die in den Wald ging, ohne sich nun daran erinnern zu können. Das wiederum müsste bedeuten, dass der, der das Feuer gelegt hat, schon von Anfang an dabei gewesen muss. Außer den Geschwistern Ilinares samt Gefolge und den teziirianischen Rittern bleiben also noch Tunstal und seine ganzen Leute und sämtliche Höllenhunde, und von den Mitreisenden bleiben Mawlin Belainor, Yrando und Palithane.

 

So dubios Barroch auch wirkt, gehört er für Neetha nicht zu den Verdächtigen, weshalb sie auch ihn befragt, ob ihm irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen ist. Tatsächlich meint er, den kräftigen Idioten, der mit Palithane reist, gesehen zu haben. Neetha fängt Feuer und macht sich auf zu Palithanes Wagen. Zwischen den beiden knallt es ganz gewaltig, denn sie will seinen Wagen durchsuchen, und er macht sie lächerlich, weil sein Wagen überhaupt nichts mit ihrer Anschuldigung zu tun hat und sie gefälligst erst mal mit Hynnek reden soll, denn um den geht's ihr ja. Der debile Kerl wirkt überzeugend in seiner Dummheit (und das zurückgebliebene Gesicht kann man nicht spielen, aber natürlich wäre magische Tarnung denkbar), als er schwer eingeschüchtert (sowohl von Neetha als auch von Palithane, der ihn ganz offensichtlich auch nicht gut behandelt) zugibt, eine Abkürzung genommen zu haben, weil er mal musste.

 

Hm. Nicht zu widerlegen. Neetha will trotzdem Palithanes Wagen sehen, also lässt der die Höllenhunde verständigen. Captain Guldhem (von dem man mittlerweile deutlich mitbekommen hat, dass er der klassische Foxhole Norman ist) ist gerade "beschäftigt" und schickt Grenwick. Dem ist zwar der Halsabschneider anzusehen, anzuhören und anzumerken, aber blöd stellt er sich nicht an. Jedoch eilt nun auch Tunstal dazu, fragt servil, worum es geht, und bittet dann um Augenmaß, sei das wirklich nötig? Klar: Palithane ist ein zahlender Kunde, und Tunstal will nicht, dass seine Privatsphäre ohne jeden Anfangsverdacht einfach verletzt wird.

 

Neetha muss sich fürs Erste geschlagen geben, aber überraschenderweise gefällt ihr Grenwick, und klar, das coole, maskuline Alphamännchen, räudig und gefährlich, dazu das verwegene Grinsen im vernarbten Gesicht – der bad boy wirkt auf manche Frauen. Sie kann Bedenken beiseite wedeln, indem sie sich sagt, dass er ja (zumindest im Augenblick) auf der richtigen Seite steht. Jedenfalls zieht sie ihn ins Vertrauen, berichtet von ihren Gedanken und berät mit ihm, wie man weitermachen könnte. Grenwick entgegnet, nicht jeder könne dem Druck standhalten, dem Palithane eben standhielt. Wenn man andere Verdächtige auch so hart anginge...

 

Neetha ist Feuer und Flamme, ein Verbrechen aufklären zu können, und sie tut etwas, das sie bei reiflicher Überlegung und ohne Grenwicks Anwesenheit (den sie insgeheim beeindrucken möchte) garantiert nicht getan hätte. Sie geht mit Grenwick zu Mawlin, und die beiden nehmen ihn in die Mangel (mit der "Wir wissen, dass du es warst"-Schiene). Mawlin wird völlig eingeschüchtert und panisch – klar, das kann immer noch gespielt sein, aber wenn, dann sehr gut. Okay, der nächste: Ab zum sanften Yrando. Dieser fällt bei der Behandlung, die seine Priesterin ihm angedeihen lässt, aus allen Wolken, und statt Nervosität verfällt er in tiefe Trauer, so Mitleid erregend wie ein Hund, den man geprügelt hat.

 

Raif schleicht um das Lager herum (wobei er auch einem unaufmerksamen Höllenhund ausweicht, der das Lager nach außen bewacht), nähert sich Elishevas Zelt von der Rückseite und bittet um Einlass. Elisheva, die sich ein wenig gefangen hat, lässt ihn gewähren, er zieht einen Hering raus und kriecht rein, und Quistis geht hinaus, um die Ritter fortzulocken und abzulenken. Raif fragt Elisheva behutsam, wie es ihr geht. Sie bedankt sich für die Rettungsaktion, brauchte aber erst mal etwas Zeit, um zu sich zu finden. Dass jemand ihren Tod will, ist für sie nicht leicht zu schlucken, und ihre Fassade hat zu bröckeln begonnen. Raif bedrängt sie, endlich auszupacken, damit er eine Vorstellung davon bekommt, was los sein könnte, um ihr helfen zu können. Elisheva wehrt ab, er insistiert, und das geht so hin und her, bis er sie endlich weichgekocht hat.

 

Elisheva: Ich bin Elisheva Suvar, Tochter von Gandohar Suvar, Nichte von Eslar und Lizaia Nashivar. Ich gehe davon aus, dass du als Amnier bereits von Haus Nashivar gehört hast.

Raif: Die hohe Dame beliebt zu scherzen. Ich kenne Lizaia, ebenso Nemedia und Kendur.

Elisheva sieht ihn erstaunt an.

Raif: Ich hatte nicht gelogen, als ich sagte, ich bin ein bisschen herumgekommen. (Etwas einschränkender:) Aber mit Lizaia und Nemedia habe ich keine zehn Worte gewechselt. Mit Kendur ein paar mehr. Vielleicht nicht die freundlichsten, aber... (Er zuckt die Achseln.) Hat er eigentlich inzwischen die Ulvax geheiratet, wie hieß sie doch gleich, irgendwas mit L...

Elisheva: Lucatiel. Nein, daraus wurde nichts. Woher in aller Welt—

Raif: Oh nein, wir waren dabei stehen geblieben, wie du mir reinen Wein einschenken wolltest?

Elisheva: Aber danach—

Raif: Erzähle ich dir alles, was du hören willst.

Elisheva: Was weißt du über die Nashivars?

Raif: Reich an Geld und Einfluss, sind wohl vor zehn Generationen oder so nach Amn gekommen und halten ihr calishitisches Erbe ebenso in Ehren wie die Alibakkars. Haben sie seit der Sothilis-Invasion sogar überflügelt. Der Großteil der Besitztümer der Alibakkars lag ja in und um Murann, und daher... (Elisheva sieht ihn staunend an, Raif grinst schief.) Beeindruckt?

Elisheva: Es waren ein bisschen mehr als zehn Generationen. Haus Nashivar übernahm während des Shoon-Imperiums im vierten Jahrhundert die Herrschaft über Shepherdston, das damals noch Jumada hieß: die Rote Wache oder Rotwacht. Es errichtete den Felizar, den Stadtpalast, und stellte ihn Anfang des fünften Jahrhunderts fertig. Doch nur 50 Jahre später, um 450 DR herum, zerbrach das Imperium. Damals herrschte Vishap Nashivar über Jumada, und seine Familie bestand nur noch aus ihm, seiner Frau Jaheira und ihrem sechsjährigen Sohn Rahul – würde ihm etwas zustoßen, wäre die lange Geschichte der Familie beendet.

  Mit dem Zerfall des Imperiums wurden viele Shoon-Loyalisten aus Tethyr vertrieben und siedelten sich weiter nördlich im nach Ashar Tornamn benannten Königreich Amn neu an, das nun plötzlich selbstständig und keine Provinz mehr war. Auch das Haus Khafaz flüchtete aus Tethyr nach Zahida. Das wurde später in Esmeltaran umgetauft. Dort jedoch herrschte unangreifbar einer der mächtigsten Generäle des Imperiums, Esmel. Also warf Haus Khafaz  seinen Blick nach Jumada, setzte sich in seine Boote, fuhr den Esmel River hinab und traf vor Jumada auf Vishap Nashivars Männer. Haus Khafaz trug einen glorreichen Sieg davon, und Vishap und ein Großteil seiner Streitkräfte wurden getötet. Seine Frau Jaheira saß mit dem sechsjährigen Rahul in Jumada fest. Das Oberhaupt des Hauses Khafaz forderte sie auf, ihn zu heiraten, um weiteres Blutvergießen zu verhindern. Sie ließ ausrichten, dass sie sein Angebot abwägen werde, und bat um drei Tage Bedenkzeit. Haus Khafaz bereitete sich auf eine Belagerung von Jumada vor, doch am dritten Tag schickte Jaheira wie versprochen Nachricht, dass sie Haus Khafaz in Jumada willkommen heißen werde, mehr noch: Als Zeichen des Respekts werde die Bevölkerung Jumadas alle Männer des Hauses Khafaz in ihren Booten in die Stadt tragen. Alle unterschätzten diese Frau, der nur eine Handvoll Krieger geblieben waren, also sagten sie zu. Sie ließen sich von der Menschenmenge in die Stadt tragen, wie Jaheira es versprochen hatte – doch die vielen Menschen verdeckten den Blick auf einen langen, tiefen Graben, den Tausende von Händen in den letzten drei Tagen ausgehoben hatten. Die Jumadanim warfen die Boote mit den Männern darin hinein, und Jaheira trat an den Rand und fragte, ob ihr Respekt nach dem Geschmack des Hauses Khafaz sei. Daraufhin wurde der Graben zugeschüttet und die Männer lebendig begraben. Der Khafazgraben, eine Straße, zeugt noch davon.

  Niemand machte Jaheira seither den Herrschaftsanspruch streitig, und ihr Sohn schenkte ihr achtzehn Enkel und Enkelinnen. Meine Familie kann ihren Stammbaum auf eine Tochter Rahuls zurückführen. Haus Nashivar – das schließt meine Familie mit ein – verheiratet immer wieder Mitglieder nach Calimshan, und deren Nachkommen eine oder zwei Generationen später siedeln sich dann irgendwann wieder in Jumada an. So wird sicher gestellt, dass wir unsere Wurzeln im Land des Schicksals nicht vergessen.

  Ich habe zu Hause viele Verehrer, aber ich verstand es stets, meinem Vater ihre Makel vor Augen zu führen. Letztlich würde ich irgendwann vermutlich einen Nashivar heiraten, ich schob nur das Unabwendbare auf. In Lizaia hatte ich eine Fürsprecherin: Sie mochte, dass ich erst unabhängig sein wollte, bevor ich die Ehe eingehe. Ohne Lizaia wäre ich bereits mit vierzehn verheiratet worden. Doch im letzten Winter kam alles anders. Einer unserer Fernhändler erfuhr, während er an der Drachenküste weilte, dass Teziir seine Flotte ausbaute und Investoren suchte. Ich vermute, Absaleth Marliir ging das Geld aus.

Raif: Wer ist das?

Elisheva: Die Marliirs stammen eigentlich von der Südküste der Drachensee, aber vor zwei Jahrhunderten oder so zogen einige von ihnen übers Meer und erlangten schließlich den Status eines Adelshauses in Cormyr. Sie holten die meisten anderen nach, doch einige blieben in Teziir, weil sie dort schon zu viel erreicht hatten und ihren Einfluss nicht aufgeben wollten. Jedenfalls nehme ich an, dass sich Absaleth Marliir wegen des Krieges zwischen Cormyr und Westgate erhoffte, dass sich beide Parteien zur See so sehr schwächen, dass das unparteiische Teziir als stärkster Handelshafen der Drachensee aus der Auseinandersetzung hervorgeht. Es heißt, er ließ bereits seit der Flucht der Cormaerils nach Westgate die teziirianische Flotte ausbauen.

  Wie dem auch sei: Ein mit uns befreundeter Geschäftsmann hörte davon und stellte einen Kontakt zwischen ihm und uns her. Mein Vater versprach sich neue Märkte und entsandte mich, um mit meiner Hand den Handel zu besiegeln. Erst in Teziir lernte ich meinen Zukünftigen kennen. Absaleth war so... abstoßend. Feist, fettleibig, mit bösartigen kleinen Knopfaugen über einem stets grinsenden, viel zu großen, wulstigen Mund, eingehüllt in Gold, Brokat, Juwelen und ein viel zu süßes Parfüm, dessen Geruch mir noch immer in der Nase klebt.

  Meine Aufgabe bestand nun darin, mich selbst so teuer wie möglich an diese Kreatur zu verkaufen.

Raif: Ich hätte angenommen, dass dein Bruder deshalb mitgeschickt worden war.

Elisheva: Wir sind zuerst Amnier und erst dann Calishiten. Ich bin die Älteste, ich treffe die Entscheidungen. Mein Vater schickte meinen Bruder nur mit, weil er jemanden, der uns repräsentiert, auf der ganzen Strecke dabei haben wollte, da ich ja nicht aus Teziir zurückreisen würde.

Raif (nickt verständnisvoll): Das bist du dann aber doch.

Elisheva (ihr treten Tränen in die Augen): Ich habe Tag um Tag um Tag mit Absaleth und seinen Beratern verhandelt. Geschachert. Jeden Tag verbrachte ich damit, hier noch einen Nachlass und dort noch einen höheren Zinssatz herauszuschlagen, und jede Nacht verbrachte ich im Gebet, darum flehend, dass ein Wunder geschehen möge, dass mich jemand aus diesem Albtraum aufweckt und heimbringt.

Raif: Und das Wunder geschah?

Elisheva (nickend): Die cormyrianische Flotte tauchte am Horizont auf, sie hielt direkt auf Teziir zu. Meine Gebete waren erhört worden. Ich sagte Absaleth, dass ich sofort abreisen würde.

Raif: Dein Bruder war vermutlich nicht so begeistert wie du?

Elisheva: Er war außer sich vor Wut. Er wusste ja, dass ich jeden Anlass willkommen geheißen hätte, der mich die Flucht ergreifen lässt, ohne meine Familie zu beschämen. Natürlich hatte er Recht, als er fragte, was denn sei, wenn die Flotte, ohne größeren Schaden anzurichten, wieder abzieht? Was, wenn das nur eine Drohgebärde war, um Teziir zur Zusammenarbeit gegen Westgate zu zwingen? Ich hielt dagegen, dass jetzt nur entschlossenes Handeln unseren Vater vor der gesellschaftlichen Demütigung bewahren würde, den Verlierer so kurz vor dessen Fall zu unterstützen.

  Absaleth musste natürlich Verständnis heucheln, er hatte keine Argumente, denn wir waren nicht verheiratet, so dass er über meinen Aufenthalt hätte bestimmen dürfen. Natürlich sicherte ich ihm zu, die Verhandlungen zu einem günstigeren Zeitpunkt wiederaufzunehmen. Nun, Teziir war in Aufruhr, und so eine weite Reise erfordert schon unter besten Bedingungen viel Vorbereitungszeit. Die Männer, die wir mitgenommen hatten, hatten wir als Bewachung einer Karawane abgestellt, die einige exotische Erzeugnisse der Drachenküste heimbringen sollte, als Zeichen guten Willens von Marliir. Da wir angenommen hatten, dass wir in Teziir bleiben würden, benötigten wir sie ja nicht mehr.

  Ich war also auf Absaleths Hilfe angewiesen, und selbstverständlich musste er sie mir anbieten. Er bestand darauf, mir Geleitschutz an die Seite zu stellen, denn er will sich gewiss nicht nachsagen lassen, aus persönlicher Kränkung die Nichte von Lizaia Nashivar schutzlos über tausend Meilen durch Faerûn reisen zu lassen. Selbstverständlich nahm ich an, bedankte mich für seine Großzügigkeit... und war frei.

Raif: Ich verstehe. Und du möchtest um deiner Familie willen, dass die Ritter nach Teziir zurückkehren und von einer tugendhaften Heiratskandidatin berichten. (Elisheva sieht ihn kurz an und dann wieder weg.) Obwohl du nicht vorhast, ihn zu heiraten.

Elisheva: Darum geht es nicht. Ich muss die Interessen meiner Familie wahren. Ich werde nicht der Grund für einen Gesichtsverlust sein.

Raif: Kein Zweifel, du bist eine Suvar. Aber du bist auch Elisheva.

Elisheva (sieht ihn ausdrucksvoll an): Ich bin Elisheva nur dann, wenn mich das nicht daran hindert, Suvar zu sein. Ich diene meiner Familie, Raif. Das ist meine Aufgabe.

Raif: Eli, du darfst—

Elisheva (impulsiv): Nenn mich nicht so!

Raif (hebt beschwichtigend die Hände): Ist ja gut, ist ja gut. Aber du musst auch an dich denken.

Elisheva: Das ist alles, was dir in den Sinn kommt, nicht wahr? Du kennst es ja nicht anders.

Raif: Das ist nicht fair.

Elisheva: Es ist wahr. An wen dachtest du, als du dein Zuhause verließest? An deine Familie – oder an dich und nur an dich?

Raif: Meine Familie? Das sind Niemande. Da zählt keiner Generationen zurück und betet dir einen Stammbaum runter.

Elisheva: Du wurdest auf die Welt gebracht, um eine Aufgabe in deiner Familie für deine Familie zu erfüllen. Deshalb machten deine Eltern dich.

Raif: Du glaubst das wirklich, hm?

Elisheva: Da gibt es nichts zu glauben, Raif. Es ist ganz einfach so. Du schuldest deiner Familie dein Leben. Sie gaben dir viele Jahre lang Nahrung und Schutz, und kaum warst du alt genug, es ihnen zurückzuzahlen, liefst du weg.

Raif (erregt): Und wenn schon! Sie haben es mir nicht gerade schmackhaft gemacht, in Ordnung? Jeder ist seines Glückes Schmied, aber wenn du nur darauf wartest, dass die Götter Mitleid mit dir haben und auch mal an dich denken, kann es passieren, dass du wartend alt und grau wirst und stirbst. Wenn du Glück willst, musst du es dir schon suchen. Tymora belohnt die Mutigen, nicht die Zaghaften. Ich war mutig, und Oghma sei mein Zeuge, Tymora hat mich reich beschenkt.

Elisheva: Denkst du etwa, die göttliche Ordnung träfe auf dich nicht zu?

Raif (verärgert): Ich will dir mal was sagen. Such dir irgendeinen Helden aus irgendeiner Legende, irgendeinem Lied, irgendeinem Geschichtswälzer, was auch immer, und zeig mir, wie er von Geburt an zweifelsfrei zum Helden bestimmt war, ohne dazu erst mal aus irgendwelchen Zwängen ausbrechen zu müssen. Finder Wyvernspur? Das Resultat eines Fehltritts einer Adligen, von ihrem Mann mit knirschenden Zähnen anerkannt, obwohl jeder wusste, dass er ein Bastard war und bei jeder Gelegenheit vom Ziehvater grün und blau geprügelt wurde aus Rache an seiner Frau. Wäre es für Cormyr nicht besser gewesen, wenn er sich weiter gefügt hätte, anstatt wegzulaufen? Gareth Dragonsbane? Ein Bauernsohn, der seinen Hof verließ, weil er nicht nur den verteidigen wollte, sondern sein ganzes Damara, das von Zhengyi dem Hexenkönig geknechtet wurde. Meinst du, Damara wäre besser damit gedient gewesen, hätte er weiterhin seinen Weizen angebaut, anstatt den Hexenkönig zu besiegen? Zaranda Star? Eine kleine Landadlige ohne jeden Herrschaftsanspruch. Jetzt ist sie Königin von Tethyr. Hätte sie sich besser in ihr Schicksal gefügt und akzeptiert, dass die Götter vermutlich wollten, dass die Monarchie in ihrem Reich nie wiederkehrt? Ohne ihren Reklamationskrieg wäre Haedrak nie aus seinem Versteck hervorgekommen, und Tethyr wäre noch immer ein Land der Räuberbarone, in dem das Recht des Stärkeren gilt. Und jetzt erklär du mir, dass sich diese Leute gegen die göttliche Ordnung versündigt haben!

Elisheva (schweigt kurz erstaunt): Du bist bewanderter, als man von dir annehmen würde.

Raif (lakonisch): Ich reise seit sechs Jahren mit einer Bardin durch Faerûn, was erwartest du?

Elisheva: Man könnte es dir als Hochmut auslegen, dass du nicht bereit bist, dich mit Geringeren als wahren Helden zu vergleichen. Bist du etwas ganz Besonderes, oder bedeutet das, jeder hat das Recht, sich der Rolle zu verweigern, die die Götter ihm zugedacht haben?

Raif: Wenn sich jeder in seine Rolle fügte, würde auf Toril nichts geschehen, aber auch rein gar nichts. Das kann schwerlich der Sinn des Ganzen sein, oder? Ja, wir bekommen unsere, unsere... Plätze zugewiesen, wenn du so willst. Aber was wir daraus machen, liegt bei uns.

Elisheva (leidenschaftlich): Ist das so? Und wie viele Bücher künden von all denen, die sich das anmaßten und dafür bestraft wurden? Gibt es davon nicht tausendmal so viele?

Raif: Das ist doch viel zu allgemein, Elisheva. Schau, wenn ich morgen stürbe, dann... dann würde mich das sehr unglücklich machen. Aber ich habe gelebt. Mein Leben. Ich will nicht in die Hallen der Toten. Wenn du es hochmütig findest, das nicht zu wollen, kann ich es nicht ändern. Wir billigen das Helden zu, die keiner persönlich kennt, aber Menschen im eigenen Umfeld? Nein, das widerspricht der göttlichen Ordnung. Elisheva, die göttlichen Paradiese existieren nicht grundlos, und sie sind nicht leer. Eine Ewigkeit in freudlosem, tristem Grau, pah. Mir dauerte als Kind schon das Abendessen mit meiner freudlosen, tristen, grauen Familie zu lange.

  Wenn Kelemvor findet, dass ich Glanzwasser nicht verdient habe, dann sei es so. Aber ich versuche es wenigstens. Solange ich kann. In den meisten Tagen meines Lebens steckt mehr Leben als in meiner ganzen Kindheit, Eli. (Elisheva holt mit gesenktem Kopf Luft.) ... sheva.

Elisheva (sie fährt ihn aber nicht an, wie er dachte, sondern beginnt zu weinen): Warum tust du das? (Raif rückt erstaunt von ihr ab.) Warum tust du mir das an? Warum machst du mich so klein für das, was ich tue, nur weil es das Richtige ist? Warum lockst du mich mit Brotkrumen in diesen finsteren Wald, in dem du dich so wohl fühlst, aus dem aber nur jeder Hundertste lebend zurückkehrt? Jeder, der dich sieht, kann doch nicht anders, als dein Leben führen zu wollen, Raif! Denkst du denn, ich wollte diesen abscheulichen Absaleth heiraten? Denkst du denn, ich hätte nicht tausend Wünsche, nur für mich ganz allein? (Schreiend:) Aber sie stehen mir nicht zu! Familie Suvar existiert seit über neunhundert Jahren! Das sind neunhundert Jahre voller Menschen, die sich ihre Wünsche nicht erfüllt haben! Was gibt mir das das Recht?

Raif (beschwichtigend): Elisheva, Elisheva, hey, hey, hey.

Elminster: Während sie weinte, suchte Raif verzweifelt nach Worten, aber keines von denen, die ihm in den Sinn kamen, wurden diesem sonst so stillen, in ein Kleid der Genügsamkeit und Pflichterfüllung gehülltes Leid gerecht. Er war in ihr Leben eingedrungen und hatte ihr einen Mann präsentiert, der so viel reicher war als sie: einen freien Mann. Und während sie all ihre Willenskraft zusammennehmen musste, nichts für sich selbst zu wünschen, hielt er ihr lächelnd die Verheißung unter die Nase wie ein Armband aus Glasperlen. Doch das verstand er nicht, konnte er nicht verstehen. Er war zu sehr ein Kind Sunes und zu wenig ein Kind Oghmas. Alles, was er wusste, war, dass er schon lange nicht mehr so empfunden hatte. Reichte das, sie tröstend in den Arm zu nehmen, obwohl er derjenige war, der sie verletzt hatte, ganz gleich, wie unabsichtlich? Oder würde er alles schlimmer machen?

Raif zieht Elisheva langsam zu sich, und sie lässt es zu, umarmt ihn, weint an seiner Schulter, und er streicht ihr übers Haar.

Raif: Es tut mir leid, Eli. Es tut mir so leid.

Elminster: Ihr Duft nach Jasmin, ihre Wärme, ihr weicher Körper an seinen geschmiegt, ihr seidiges Haar unter seinen Fingern, ihre nie zuvor gezeigte Verletzlichkeit stürzten Raif vollends in den Strudel, an dessen Rand er sich bereits gewähnt hatte. Er hatte sich schon oft verliebt, aber das hier fühlte sich, Sune steh ihm bei, wahrlich stark an. Nichts wünschte er sich mehr, als ihr Kinn zu heben und sie zu küssen, und er ahnte, so schwach und trostbedürftig, wie sie jetzt war, würde sie es zulassen. Genau deshalb bot er all seine Selbstbeherrschung auf, dies nicht zu tun, sondern ihr das zu geben, was anzunehmen ihr nicht so schwer fallen würde: ihr ein tröstlicher Freund zu sein.

 

Als Neetha später in ihr eigenes Zelt krabbelt, hält sie inne, denn nun, da sich das Adrenalin gelegt hat, dämmert ihr, welchen schweren Fehler, welche Sünde sie begangen hat. Sie vertieft sich ins reuige Gebet und plant für morgen ihre eigene Bestrafung.

 

Als es für Quistis zu spät geworden ist, um sich noch draußen aufzuhalten, betritt sie das Zelt. Raif hat Elishevas Kopf auf dem Schoß und streichelt ihr Haar, doch Elisheva, wenngleich noch mit tränennassem Gesicht, hat sich wieder gefangen, setzt sich auf und bittet ihn knapp, zu gehen.

 

Raif durchquert also das schlafende Lager, läuft aber Bran über den Weg, der gerade noch mal austreten war. In der Dunkelheit unterhalten sie sich über die Geschehnisse, und Bran schlägt vor, den, der es auf Elisheva abgesehen hat, mit einer Falle aus der Reserve zu locken. Raif überlegt sich sofort, morgen Abend mit Elisheva prominent das Lager zu verlassen.

 

Am nächsten Morgen begibt sich Neetha umgehend zu Grenwick, den sie um seine Peitsche bittet. Er sieht sie mit einem anzüglichen "Aha, so eine bist du also"-Blick an, überlässt ihr aber seine Peitsche. Mit dieser in der Hand geht sie zu Palithane, entschuldigt sich für gestern Abend und verspricht, dass ihre Sünde nicht folgenlos bleiben werde, womit sie den grantigen Alchemisten tatsächlich komplett überrascht. Dasselbe tut sie bei Yrando und Mawlin. Danach begibt sie sich allein in den Wald, macht ihren Oberkörper frei und verabreicht sich, so gut es mit dieser Art Peitsche (die für Selbstgeißelung nicht konstruiert ist) eben geht, 13 Hiebe.

 

Raif will für heute die Sachen aus der Truhe holen, die auf dem Gepäckwagen steht, aber sie schnappt plötzlich nach ihm. Überrascht und geschockt fällt er beim Zurückweichen vom Wagen. Was zur Hölle ist mit der Truhe los? Fleece hatte sie doch auf Raif eingestimmt! Barroch, der in der Nähe steht, nimmt staunend die Magie dieser Truhe zur Kenntnis und hilft Raif auf, der allerdings für heute lieber darauf verzichtet, sich umzuziehen.

 

Das Vorkommnis macht ihm Sorgen, aber er muss sich auch noch um heute Abend kümmern, also sucht Raif ganz offen Elisheva beim Frühstück auf – Bassal und Sir Targray sehen ihn unverhohlen verächtlich und wütend an – und kann sie von seinem Plan für heute Abend überzeugen, aber sie soll niemandem etwas davon verraten.

 

Zhai ist sich tatsächlich nicht sicher, ob sie ohne Iphemias Anwesenheit die Reise überhaupt überlebt hätte angesichts der Verachtung, nein, des stillen, kalten Hasses, mit der ihr Lathlaeril und die anderen Elfen begegnen. Irgendwann lassen sie Zhai und Iphemia einfach in der Wildnis stehen, aber da tritt schon der Kentaur Talarand auf den Plan, nimmt Zhai in Empfang und geht allein mit ihr weiter, jedoch nicht weit, denn ein Blick nach oben offenbart, dass man sich schon längst im gut getarnten Elihir befindet. Er schickt sie auf Glorandals Baum, wo nun auch sie den Elfen kennen lernt, der ihr nicht mit Lathlaerils unverhohlener Ablehnung begegnet, sondern höflich, wenn auch neutral. Er lässt Zhai vom Lebensbaum prüfen, doch wo selbst Jewel (von der wir ja inzwischen wissen, dass sie tatsächlich eine reinblütige Elfe ist) nicht elfisch genug war, ist es Zhai noch viel weniger. Sie spürt, wie sich etwas ganz Fundamentales, etwas sehr, sehr Altes in ihr regt und sich zu dem Baum hingezogen fühlt, von ihm umarmt werden, in ihm aufgehen will, und fühlt das neugierige Ertasten der Sinne des Baums – aber ebenso deutlich sein Zurückschrecken vor der anderen Hälfte ihres Erbes. Verzweifelt klammert sich Zhai an die Hoffnung, er möge es sich anders "überlegen", es noch auf einen weiteren Versuch ankommen lassen, will so sehr dazugehören, aber vergebens – die Äste ziehen sich hastig zurück wie jemand, der beim Aufräumen versehentlich eine fette Spinne in die Hand genommen hat. Enttäuscht bittet Glorandal sie, wieder nach unten zu gehen.

 

Talarand nimmt Zhai wieder in Empfang, aber er wirkt misstrauisch und sieht sich aufmerksam um, bis er Zhai schließlich bedeutet, um ihr Leben zu rennen, als er Gewissheit hat, was hier nicht stimmt. Erschrocken davor, dass die Elfen sie tatsächlich umbringen wollen, läuft sie los.

 

Tief im Wald findet Talarand dank des Flötenspiels von Iphemia, mit dem sie Zhai auf sich aufmerksam zu machen versucht, diese nach einigen Stunden wieder. Talarand, der ja den Waldelfen nahe steht und mit den Elfen aus Suldanesselar nichts zu tun hat, findet, dass Zhai in Mosstone nicht mehr sicher ist, und dem kann sie nur zustimmen.

 

Für die Karawane geht die Reise ganz normal weiter. Die Höllenhunde halten nach wie vor die Augen offen (man rechnet ja immer noch mit einem Banditenüberfall), und die meisten Reisenden versuchen, so zu tun, als sei gar nichts weiter passiert. Neetha ist geistig abwesend, und die Kamera zeigt natürlich auch den trotz ihrer Entschuldigung tief enttäuschten Yrando, der "zufällig" in dem Wagen mitfährt, in dem Neetha nicht sitzt.

 

Raif nimmt Neetha etwas Arbeit ab und verschafft sich in den Pausen ein Bild, wer gestern Abend, als das Feuer ausbrach, wann wo war. Sir Casmar gelingt es mit Bemerkungen durch die Blume, Neetha klar zu machen, dass auch er helfen könnte. Sie wird sich bewusst, für wie selbstverständlich sie ihn nimmt, obwohl er immerhin ein Ritter ist, und weiht ihn ein. Daraufhin fühlt er erneut Barroch auf den Zahn, und dieser macht subtil klar, dass er sich nie in Dinge einmischt, die ihn nichts angehen. Casmar könnte sich vorstellen, dass er vielleicht ein Spion für ein Handelshaus oder so etwas Ähnliches ist, und würde ihn gern als Augen und Ohren gewinnen (er mag solche zweifelhaften Gestalten nicht, aber er ist Realist und scheut sich nicht, sie zu benutzen, wenn er sich dafür nicht die Hände schmutzig machen muss), doch Barroch zeigt keine Bereitschaft zur Zusammenarbeit.

 

Bei Patches jedoch, den Casmar noch viel mehr verachtet und das auch deutlich zeigt, geht schon mehr. Dieser offensichtlich von jedem moralischen Ballast unbelastete Geselle verspricht gegen Silber, aufmerksam zu sein.

 

Raif hat irgendwann eine Vorstellung davon, wer zum Zeitpunkt des Feuers ganz allein war: Barroch, Patches, Mawlin, Talantere, Palithane, Hynnek und Deveron Lynd.

 

Am frühen Abend, als man Halt macht, um das Lager aufzustellen, sieht Tulwood Talara, die sich in die Büsche schlägt, steuert dieselbe Richtung an und timt das auch gut, um ihr "zufällig" über den Weg zu laufen. Er versucht sich an einer sehr kecken, eher öligen Gesprächseröffnung, beweist aber auch die Sensibilität, zu merken, dass das nicht gut ankommt, und gibt sich sofort natürlicher und lässt es auch nicht an Selbstironie mangeln. Talara ist auf eine verlegen-nervöse Art schüchtern, die man oft beobachten kann, wenn ein junger Mensch von einem anderen jungen Menschen angesprochen wird, der ihm gefällt. Sie merken, dass sie die Namen voneinander aufgeschnappt, sich aber noch gar nicht vorgestellt haben, und zu Marsember fällt Talara der Beiname "Stadt der Nebel" ein, was Tulwood aufnimmt und die Hauntress erwähnt, mit der er Talara gruselt, aber auch fasziniert. Er nimmt ihr das Versprechen ab, dass er ihr ein andermal davon erzählen darf, und gibt sie frei, weil er weiß, dass sie inzwischen bestimmt vermisst wird. Sie wiederum hat das kurz ganz vergessen, ist ihm aber auch dankbar, dass er mitdenkt, anstatt sie in ein Problem laufen zu lassen.

 

Raif hat sich eine Decke mitgenommen, schleicht sich im Durcheinander des Lageraufbaus erneut von hinten an Elishevas Zelt, nimmt sie unter der Decke in die Mitte des Lagers mit, von wo aus die beiden dieses auf eine "heimliche" Weise verlassen, die wunschgemäß jeder mitbekommt.

 

Im lichten Wald mit den entfernten Lagergeräuschen im Hintergrund gehen die beiden spazieren. Sie necken sich ein bisschen, Elisheva lässt Raif zum Kuss immer näher kommen, weicht ihm dann aber lachend im letzten Moment aus. Raif fragt sich, ob Elisheva klar ist, dass seine "Falle" nur ein Vorwand war, um mit ihr allein sein zu können – wenn ja, hat sie sich trotzdem darauf eingelassen... oder vielleicht sogar deshalb?

 

Saulden macht sich an Milandre heran und bemäntelt das auch kaum. Für Milandre ist das extrem ungewohnt – niemand macht sich je an sie heran. Doch wie heißt es so schön? "Wir beginnen zu begehren, was wir jeden Tag sehen." Saulden kann über das entstellte Gesicht hinwegsehen, und er hat bei Milandre wenig Konkurrenz. Er stellt sich auch als Vater von drei Kindern heraus, deren Frau durch die Gegend vögelt – womit er aber kein Problem hat, solange sie ihm kein viertes Kind unterjubelt.

 

Tulwood beobachtet, wie Marit Lage Talara anherrscht und sie ein paar Yards geht, nur um hinter einem Zelt stehen zu bleiben und durchzuatmen. Er lockt sie zu sich und lenkt sie mit einem niedlich unstrukturierten Bericht seiner Erlebnisse ab, die ihn hierher führten, und stellt sich als Anfänger dar und Bran und die Gemeinschaft als hartgesottene Veteranen, die viel erlebt haben. Damit macht er sich für Talara beziehbar und schafft Gemeinsamkeit. Irgendwann hört er Lages barsche Rufe nach Talara näher kommen, lässt sie gehen und stellt fest, dass er sie wirklich toll findet: authentisch, unverstellt, sympathisch, natürlich und mädchenhaft, und dann auch noch wirklich verdammt hübsch, aber immer noch seine Kragenweite. Quistis war ein unglaublich aufregendes Abenteuer, aber nicht seine Kragenweite: eine reiche, heiße Frau aus gutem Haus, die aus einer ganz anderen, viel freizügigeren Kultur stammt und gern mit Männern spielt. Talara ist das Mädchen von nebenan, und dafür ein ziemlich umwerfendes.

 

Raif steht hinter Elisheva, die sich im Laufe der Zeit an ihn gelehnt hat, und die beiden lassen sich den leichten Wind um die Nase wehen und sehen der Welt schweigend beim Dunklerwerden zu. Niemand sagt etwas, beide hängen ihren Gedanken nach, und Raif geht nicht weiter und schafft somit Vertrauen. Als er Geräusche hört, spannt er sich an, aber schon hört er Sir Targrays Stimme, der unterdrückt wütend nach "Mistress Ilinares" ruft. Diese wendet sich um, sieht Raif im Zwielicht an, küsst ihn schließlich – nicht stürmisch, aber auch nicht flüchtig –, wendet sich um und macht den Ritter im Gehen auf sich aufmerksam. (Raif ist nun bei 62 Punkten und hat damit Elishevas Schwellenzahl von 60 geknackt, die Bereitschaft, miteinander aufs Ganze zu gehen, ist also da, aber nur unter optimalen Umständen – die auf der Reise jedoch nicht gegeben sind.)

 

Sir Targray hat Elisheva natürlich bald gefunden (sie meint, dass sie sich fast verlaufen habe, aber Master Bowgentle sei so freundlich gewesen, auf sie aufzupassen), geleitet sie zum Lager zurück und lässt Raif, als auch dieser es betreten will, zuerst nicht vorbei. Raif merkt ihm an, wie sehr er mit sich hadern muss, um sich letztlich nur umzuwenden und seinen Teil des Lagers zu betreten.

 

Raif pirscht sich sehr nervös und vorsichtig an die Truhe heran – die sich problemlos öffnen lässt. Was war das dann heute Morgen? Jedenfalls holt er etwas Salbe von Vater Fenring heraus, um in Neethas Zelt ihren Rücken zu behandeln – ebenfalls eine nicht reizlose Szene, denn auch wenn Neetha auf dem Bauch liegt, ist doch ihr Oberkörper frei. Die roten Striemen auf dem Rücken jedoch künden von ihrer religiösen Ernsthaftigkeit, was den zumindest theoretischen Reiz schnell verfliegen lässt.

 

Während Milandre und Saulden im Unterholz verschwinden, spaziert Raif ziellos durchs Lager, und zu seiner Überraschung winkt ihn Quistis zu sich, die mit Maeros am Feuer in der Mitte ihrer Zelte sitzt. Sie schenkt Raif Wein ein (und stets aufmerksam nach) und lenkt das Gespräch auf allerlei Themen, wobei sie später gespannt zuhörend gedankenverloren sein Knie krault. Nach einer Weile rückt sie vor, so dass ihre Hand "aus Versehen" an der Innenseite seines Oberschenkels hochrutscht, und lädt Raif sehr codiert in ihr Bett ein. Raif küsst ihre Hand, lehnt dankend ab und geht.

 

Als Bran mitbekommt, dass Ogron Ronica verprügelt, zerrt er ihn aus dem Zelt und verpasst ihm eine Abreibung, die ihn ins Land der Träume schickt. Der aufgelösten Ronica verspricht er, dass Ogron das nie wieder tun wird, schleift ihn zur Lagermitte, lässt J'avo auf ihn aufpassen und sucht Neetha, von der er verlangt, Ogron einen Eidsegen abzunehmen. Diese aber weigert sich, denn erstens ist das eine rechtlich schwierige Situation: Nirgends steht geschrieben, dass ein Mann seine Frau verprügeln darf, aber es steht auch nirgends, dass er es nicht darf, und wie so viele Dinge gehört die Akzeptanz dieses Verhaltens zum ungeschriebenen Rechtskanon. Zweitens ärgert sich Neetha verständlicherweise darüber, dass Bran ihre Religion in Form ihrer willkommenen Fähigkeiten benutzen will wie ein Werkzeug, obwohl er sich sonst nicht darum schert, und drittens hätte er sie vorher fragen sollen, anstatt eine Fachentscheidung, die nur sie treffen kann, selber zu treffen und dann von ihr zu erwarten, sie zu bestätigen. Viertens weiß sie, dass Bran froh sein muss, wenn Ogron nicht nach Rechtsprechung verlangt, denn der wurde ja von Bran attackiert.

 

Neetha kotzt sich über Bran bei Raif aus, aber der nimmt ihn in Schutz und wiegelt ab: Bran hat einfach Rot gesehen und nicht nachgedacht, und er will ja das Richtige. Neetha wiederum muss dagegen halten, dass "das Richtige wollen" nicht dasselbe ist wie "das Richtige tun", und dass es bei der Rechtsprechung vor allem auf Letzteres ankommt. Wenn sich jeder im Recht sähe und dann täte und ließe, was er will, würde Toril im Chaos versinken.

 

Quistis unterhält sich gerade mit Elisheva darüber, dass sie sich an Raif herangemacht und einen Korb bekommen hat (weil sie sieht, wie sehr er Elisheva gefällt, wollte sie es kurz machen, indem sie ihrer Freundin demonstriert, dass alle Kerle gleich reagieren, aber jetzt ist sie zumindest ehrlich), als Raif erneut auftaucht und draußen hörbar Sir Targrays Unmut auf sich zieht, während Sir Othmar zu schlichten versucht. Die Damen sehen nach, und Raif bittet für Ronica, Danica, Lorica und Junica für heute Nacht um Obdach. Wenn Elisheva sie darum bittet, können sie schwer nein sagen, und hierher kann Ogron sie nicht verfolgen. Das ist gesellschaftlich sehr unüblich, aber Elisheva erkennt, was Raif damit bezweckt, und sagt nach einem stummen Blickwechsel mit Quistis aus einem Impuls heraus zu.

 

Gesagt, getan, Bran bewacht den Rückzug von Ronica und den Kindern, die ihre Siebensachen packen. Ogron kommt zu sich, und Bran hat auch gleich die nächste Sternstunde: In einer coolen Szene lässt er sich von Ogron verprügeln (klar, meistens weicht er aus, aber ein paar wirklich brutal harte Angriffe kommen trotzdem durch) und tritt erst den Rückzug an, nachdem er sich versichert hat, dass Ronica und die Mädchen weg sind.

 

Raif bringt sie zum Ilinares-Teil des Lagers und bittet Elisheva darum, Bran auch einzuladen, damit er die Chance hat, mit Ronica über die Situation zu reden.

 

Als Raif zurückkehrt, beschwert sich ein lädierter Bran seinerseits bei ihm über Neetha, aber Raif versteht ihre Beweggründe nur zu gut und nimmt nun sie in Schutz.

 

Nachdem er sich gewaschen hat, wird Bran gestattet, in Elishevas Zelt Ronica zu besuchen. Elisheva darf aus gesellschaftlicher Sitte heraus nicht erlauben, dass eine verheiratete Frau und ein Kerl in ihrem Zelt allein sind, muss also bei dem Treffen anwesend sein, hört Bran dann aber auch zusammenhanglos Stichworte aufzählen (Herzog Hembreon, der cormyrianische Krieg etc.), die Ronica verdeutlichen sollen, dass sie jemanden vor sich hat, der weiß, wie man Probleme löst. Das, was er sich vorgenommen hatte, hat zwar nicht geklappt, doch er verspricht ihr trotzdem bedingungslos, dass er Wort halten und sie beschützen wird.

 

Daraufhin trifft sich Elisheva heimlich mit Raif, den sie über das Gespräch und Brans Versprechen informiert. Zu gern würde sie helfen, aber wie? Ronica und Ogron sind nun mal verheiratet, man kann den Mann nicht einfach so von seiner Familie trennen. Raif schlägt vor, dass Elisheva ja einen Narren an Ronica und den Kindern gefressen haben könnte, und vielleicht bittet sie auf der eintönigen Reise ja morgen um Gesellschaft in der Kutsche. So wäre Zeit bis zum Abend erkauft, um Pläne zu schmieden. Unter normalen Umständen würde Elisheva niemals einwilligen, aber hier draußen, fernab der Zivilisation, wo sie mit dem Bruch gesellschaftlicher Konventionen tatsächlich etwas Gutes bewirken kann, sagt sie kurzerhand zu. Quistis, das weiß sie, ist ohnehin in die Kinder vernarrt.

 

Elisheva fragt Raif, warum er Hembreon, Cormyr etc. nicht erwähnt hatte. Raif ist enttäuscht, dass sie davon weiß, denn das wollte er nicht. Er will nicht mit seinen Taten prahlen, er will, dass Elisheva ihn um seiner selbst willen mag, ohne dass das Wissen um die Gemeinschaft der Ersten Sonne ihn in ihren Augen unterbewusst aufwertet. Elisheva aber geht auf Abstand, als Raif vertraulich wird – er denkt nicht an morgen, lebt nur im Hier und Jetzt, sie hingegen kann sich das nicht leisten. Sie geht ab und lässt einen geknickten Raif zurück.

 

Am nächsten Reisetag (die Truhe macht keine Probleme) spielt Quistis während einer Pause mit den Kindern, und Bran kommt "zufällig" vorbei, um noch mehr von sich zu erzählen. Wie immer labert er zu viel, aber er wirkt authentisch – doch was er sagt, ist absolut unglaublich. Danach fragt Ronica Elisheva, wie man glauben soll, dass so ein Mann existiert, dass er es wirklich ernst meint, dass sie und die Kinder nicht vor dem Nichts stehen werden, sobald sie sich von Ogron losgesagt haben? Elisheva, insgeheim von Raifs "Denk nicht an morgen, ergreif die Chance, die sich dir jetzt bietet!" inspiriert, bestärkt sie schließlich darin, die Ehe scheiden zu lassen. Elisheva lässt Revelon Raif informieren, der befragt Neetha, und die verlangt 13 Zeugen (alle Namhaften der Karawane inkl. Raif, aber nicht Bran).

 

Raif fragt Bran, warum er das tut, und hält ihm vor, was er sich da aufhalst, und es dauert ewig, bis Bran rausrückt, dass er sich auf der Stelle in Ronica verliebt hat. Na endlich, damit kann Raif arbeiten, das versteht er. Jeder andere würde abraten und "Du kennst sie doch gar nicht" sagen, aber für Raif ist das Argument genug.

 

Tulwood denkt nur noch an Talara, er hat sich Hals über Kopf verknallt, versucht aber, vernünftig zu sein, um der Gemeinschaft keine Probleme zu machen. Er ahnt nicht, was da ein paar Wagen weiter alles vor sich geht.

 

Schnitt auf das Rathaus von Mosstone, in dem Ninthalor vor dem an seinem Schreibtisch sitzenden Emmeck Gallum steht.

 

Gallum: My... ähm... bitte vergebt mir, aber ich bin mit Eurem Titel nicht vertraut.

Ninthalor: Erwecke ich in Euch den Eindruck, mich um Titel zu scheren?

Gallum (strafft seine Haltung): Nun gut. Master Ninthalor. Ich respektiere selbstverständlich die Ansichten des Treespeakers und des Herzogs Kevanariel. Zu gern würde ich ihren Wünschen entsprechen, doch das geschähe gegen den ausdrücklichen Wunsch von Herzog Hembreon. Rechtlich, Master Ninthalor, das müsst Ihr verstehen, bin ich nicht an die Weisungen der Elmanesse gebunden, und wenn wir—

Ninthalor (schneidend-bedrohlich): Schweigt. (Gallum verstummt eingeschüchtert.) Das "Recht", auf das ich mich beziehe, ist weitaus älter als eure gesamte Rasse. Wenn Herzog Hembreon diese Kreaturen unter seinen Schutz stellen möchte, steht es ihm frei, das in seinen Golden Marches zu tun. In Noromath gilt das Recht der Elmanesse – und wir werden die Existenz dieser Monster nicht hinnehmen. Wenn sie zurückkehren und Ihr ihnen Obdach bietet, anstatt uns zu informieren, werden wir gern versuchen, Euren Gepflogenheiten zu entsprechen, und Euch für Eure... Unbotmäßigkeit zur Rechenschaft ziehen.

Gallum: Mein... (Er muss sich räuspern.) Mein Lehnsherr ist der Graf von Greenshores—

Ninthalor: Euer Bruder, und dessen Herzog ist Blackthorn, ein enger Freund Hembreons. Ich weiß. (Er tritt an Gallums Tisch, lehnt sich auf und beugt sich vor.) Gewiss wünscht Ihr nicht, der Auslöser für einen Streit zwischen Blackthorn und dem Herzog von Noromath zu sein, der alle Elmanesse gegen Mosstone aufbringen würde, nicht wahr? Ihr, der als kleiner, unbedeutender Constable die Vorzüge des... unaufgeregten Lebens an unserer Türschwelle zu schätzen gelernt hat? (Gallum sieht ihn an wie ein Kaninchen seinen Jäger.) Ich bin gewiss, Ihr werdet in den wenigen Wintern, die Euch verbleiben, noch viele kluge Entscheidungen treffen.

 

Ninthalor sieht ihn noch ruhig und unangenehm lange an, verlässt dann endlich das Zimmer und lässt einen schockierten Constable zurück.

 

Derweil sieht man im nächtlichen im Wald liegenden Teil Mosstones Spider, der sich misstrauisch umsieht, im letzten Moment herumwirbelt und von einem Pfeil ins Schulterblatt getroffen wird. Elfen, die auf der Lauer lagen, stürmen los, können ihn aber nicht mehr finden, weil er im Schutz der Dunkelheit in den Schattengrund übergetreten ist und sich verletzt durch eine unheimliche, bedrohliche, beängstigende Version von Mosstone zum Rathaus schleppt, durch ein gähnendes Fenster einsteigt, sich seinen Weg in Gallums Stube sucht und dort wieder in die materielle Ebene wechselt. Dieser erschrickt natürlich maßlos, lässt Spider dann aber auf seinem Stuhl Platz nehmen und verspricht, Hilfe zu holen. Spider wartet misstrauisch, aber ihm bleibt keine Wahl, er braucht Hilfe.

 

Tatsächlich kehrt Gallum mit der ortsansässigen Hexe Lioba zurück, die Spider sogar kennt und die seine Wunde versorgt. Währenddessen spricht Spider mit Gallum, der die Situation erklärt. Er tut, was er kann, um Spider zu helfen, aber er darf sich nicht erwischen lassen, denn dann steht sein Kopf auf dem Spiel. Spider erkennt Gallums unmögliche Situation, und er weiß zu schätzen, dass der Constable nicht den leichteren Weg gewählt hat. Spider verspricht, sich nicht mehr sehen zu lassen.

 

Neetha sieht auf der Reise, dass Danthurb, der Säugling der Embuirhans, der normalerweise Angst vor allen anderen hat, zu Casmar auf den Arm will. Casmar ist nett und charismatisch und versteht sich mit den Embuirhans wirklich gut.

 

Das abendliche Lager wird errichtet, und Neetha hat die Scheidung als Äquivalent zum "kurzen Prozess" vorbereitet. Bran und Raif haben die Zeugen rekrutiert (Elisheva hat ihren Bruder und die Ritter übernommen), und so versammeln sich viele Schaulustige, weil sich natürlich in Windeseile herumgesprochen hat, was heute Abend passieren würde.

 

Ronica überwindet sich, die Anschuldigungen vorzubringen, doch Ogron hat überraschenderweise nichts zu sagen: Alles wurde vor Zeugen ans Licht gebracht, und so geballt damit konfrontiert zu werden, erfüllt ihn mit Scham darüber, wer er geworden ist. Zumindest jetzt bringt er den Anstand auf, es Ronica nicht noch schwerer zu machen, sondern akzeptiert die Trennung. Ronica, Danica, Lorica und Junica sind frei. Bran umarmt alle vier und verspricht auch den Mädchen, sie zu beschützen. Taral Sanvean hat noch ein größeres Zelt dabei, das, da wider Erwarten niemand mitgekommen ist, nicht benötigt wird, und bietet an, es der Familie zu leihen.

 

Obwohl es eine Scheidung ist, ist Ronica so glücklich, dass es wie ein fröhlicher, rührender Anlass wirkt. Talara verliert die Fassung, heult wie ein Schlosshund und läuft weg. Das wiederum stachelt Tulwood an, der Talara nicht aus dem Kopf bekommt.

 

Neetha fragt Raif, wie es ihm mit Eli geht. Er antwortet ehrlich, dass er es nicht weiß. Raif erzählt von Ulabeth, von ihrem rätselhaften Charakter und ihrem noch rätselhafteren Opfer, davon, dass sie ihm etwas bedeutet hat und welche Spuren sie bei ihm hinterlassen hat. Einiges davon erkennt er in Elisheva wieder, einiges davon fühlt sich bei Elisheva so an wie bei Ulabeth. Aber macht ihn das schlauer? Nein.

 

Neetha ist ja in Raif verliebt, und all das zu hören, bringt sie dazu, ihn verletzen zu wollen. Sie hält ihm vor, dass er Frauen wie Trophäen sammle, wobei sie Viana als sich aufdrängendes Beispiel erwähnt. Sobald er sie erst mal hatte, seien sie ihm doch egal. Raif wird unglaublich wütend, das denke sie also von ihm, warum wolle sie ihn dann zum Freund? Offenbar habe er sie ja nur gevögelt und sei jetzt lediglich höflich zu ihr. Die beiden schreien sich an, Raif stapft von dannen, und die Reisenden haben noch mehr, über das sie sich die Mäuler zerreißen können. Als Casmar Gerüchte über diesen lautstarken Streit aufschnappt, platzt ihm wie so oft im Stillen der Kragen, aber er kann nichts unternehmen.

 

Tulwood fragt Neetha um Rat wegen Talara und bittet sie, nach ihr zu sehen, denn sie wirkt wirklich furchtbar unglücklich. Neetha nimmt Talara also mit auf einen Spaziergang durchs Lager und erfährt von ihrer tränenreich vorgebrachten Geschichte, denn Neetha ist die Erste, die sich für sie interessiert, also bricht es nur so aus Talara hervor. Neetha ist schrecklich gerührt und erkennt, was für ein aufgewecktes, wenn auch naives und träumerisches Mädchen sie da vor sich hat. Sie nimmt sie mit zu ihrem Zelt zurück und bietet ihr den einzigen für Neetha offensichtlichen Ausweg: Sie leiht Talara ihr Gebetsbuch, sie soll darin lesen – vielleicht finde sie in den Zeilen ja die Antworten, die sie sucht...

 

Kurz vorm Zapfenstreich holt Revelon Neetha ab und bringt sie zu Elisheva, denn diese muss einfach wissen, ob Brans Stories wahr sind. Das ist eigentlich ausgeschlossen, doch wenn jemand die Wahrheit sagt, dann Neetha. Die bestätigt Brans Anekdoten und erzählt sogar noch mehr. Elisheva ist vom Donner gerührt und achtet nicht auf geschickte Winkelzüge, sondern fragt direkt nach Raif, und Neetha bricht das Herz – sie sieht, dass Elisheva wirklich viel an Raif liegt, und auch wenn Neetha Raif am liebsten für sich hätte (wenngleich ihr absolut klar ist, dass das so oder so ausgeschlossen ist), kann sie ihn nicht schlecht dastehen lassen, also berichtet sie wahrheitsgemäß von seinem Leben.

 

Tags drauf fragt Tulwood Neetha, ob sie mit Talara gesprochen habe, doch die Geweihte fordert ihn auf, geduldig zu sein, er solle Talara in Ruhe lassen, ihr Zeit geben. Sie weiß natürlich, was Tulwood will, aber für Neetha kommt das gar nicht in die Tüte. Der Plan für Talara entspricht der gesellschaftlichen Ordnung, so funktioniert das Leben nun mal, das ist manchmal blöd für den Einzelnen, aber insgesamt sinnvoll. Weil Talara so leidet, wäre der Beitritt zur Kirche Amaunators der einzige Ausbruch aus Talaras Leben, den Neetha akzeptieren könnte, sie tut ihr aus ihrer eigenen Sicht sogar einen Gefallen.

 

Die Karawane kommt ins Stocken, und bald wird Raif zum Gepäckwagen gerufen: Die Truhe ist während der Fahrt ausgebüchst. Offenbar hat sie sich einfach erhoben, polterte hinter dem Gepäckwagen zu Boden und schwebte ein paar Yards davon, bis sie einfach stehen blieb. Arbeiter, die dachten, sie sei einfach runtergefallen, wollten sie aufheben, aber darauf reagierte sie natürlich drohend, womit sie eine mittlere Panik auslöste. Nun wagt natürlich niemand, sich ihr zu nähern. Raif kommt argwöhnisch näher, fordert sie auf, ihn zu begleiten, und die Truhe schwebt ganz normal hinter ihm her. Er muss die Arbeiter bestechen, damit sie das schwere Ding wieder auf den Gepäckwagen wuchten. Die Besorgnis über die Unzuverlässigkeit der Truhe, in der sich immerhin ihr Geld und die meisten Besitztümer befinden, wächst bei Raif.

 

Kurz vor der Mittagspause sieht die Karawane, wie sich sehr viele offenbar bewaffnete Menschen auf einem Hügelkamm zu ihrer Rechten postieren, während das Gelände zur Linken auf Meilen überschaubar ist. Bran hat in Calimshan viel Erfahrung mit solchen Überfällen gesammelt und wüsste nicht, wieso das hier anders ablaufen sollte: Niemand will unnötig sterben, also zeigen die Banditen ihre Stärke und zwingen das Opfer zu Verhandlungen. Kommt man überein, trennen sich beide Parteien ohne Blutvergießen.

 

Captain Guldhem delegiert natürlich an Grenwick, welcher zur Verhandlung reitet und die Räuber nun aus der Nähe betrachten kann. (Grenwick weiß, dass der "Kundschafter", der sich in Copperstead über die Karawane schlau machte, zu den Räubern gehört.) Die Räuber wollen alles, was sie tragen können. Grenwick bringt das "Angebot" zur Karawane zurück, aber Tunstal lehnt erschrocken ab. Also organisiert Grenwick die Verteidigung: Wer in geschlossenen Wagen sitzt, bleibt drin, wer nicht, hat sich auf der linken Seite der Wagen aufzuhalten, da ein dortiger Hinterhalt ausgeschlossen werden kann. Aus den Söldnern und den kampffähigen Mitreisenden wird vor der Karawane eine lange Reihe gebildet, wobei vor den Achsen der Wagen Lücken gelassen werden, hinter denen sich die Armbrustschützen postieren.

 

Casmar baut Raif aus unerfindlichen Gründen eine Brücke, als er meint, hier bleibe nicht viel Platz zum Manövrieren, vielleicht ja weiter vorn (wo die Ilinares-Wagen sind)? Raif begibt sich also zu Maeros und nimmt an, dass Casmar vielleicht einfach nicht wollte, dass Raif eine Chance bekommt, Neetha zu verteidigen, weil er das selbst tun will. So oder so ist er froh, sich um seine Herzensdame kümmern zu können. Die Ritter sind aufgesessen und querab geritten und warten nun darauf, mit ihren Lanzen dem Gegner in die Flanke zu fallen. Bran überzeugt sich selbst davon, dass seine neue Familie in Sicherheit ist, spricht allen gut aufgelegt Mut zu und nimmt seinen Posten ein.

 

Die Banditen verstehen, was vor sich geht, rücken kontrolliert vor und beginnen, um Kräfte zu sparen, erst mit dem Laufen, wenn sie in Bogenreichweite sind. Gleichzeitig feuern die Armbrustschützen der Soldaten, und es dauert drei Salven, bis die beiden Parteien aufeinandertreffen.

 

Bestünde mein folgendes System aus mehr als Schmierzetteln und Kurznotizen (und litte es nicht an einigen Mängeln, da logischerweise nie getestet), wäre es fast ein spaßiges Massenkampfsystem. Beide Seiten hatten einen HP-Pool, wobei ich entsprechend der Kopfstärke verschieden viele Sammelangriffe beider Seiten würfelte, deren Schaden sich auch voll auf der Gegenseite niederschlug, und für alle zehn HP nahm ich eine Figur vom Feld. Gleichzeitig würfelte ich für die Räuber, die mit den Helden interagierten, noch einmal individuell, und dieser Schaden ging nur auf die Helden. Der Schaden, den wiederum die Helden anrichteten, ging nicht gegen das jeweilige Ziel, sondern anteilig auf den gesamten Pool. (Im Rückblick war dieser Zwitter aus allgemein und individuell auf Räuberseite nicht zu Ende gedacht, weil die Helden viel zu viel Schaden anrichteten. Das Ganze krankte außerdem daran, dass ich die Begegnung mangels Playtesting zu einfach gestaltet hatte, so dass die Helden – insbesondere der Misandrinator – mit den Gegnern kurzen Prozess machten und so auch ganz offensichtlich die Karawane retteten.)

 

Neetha ist gegen Casmars ausdrücklichen Wunsch mittendrin, wartet ab und blendet im letzten Moment die Räuber vor ihr, womit sie bei fünf Mann einen spürbaren Unterschied macht. Tulwood geht durch einen Wuchtschlag gegen seinen Schild sofort zu Boden und kommt kaum wieder hoch (die Würfel haben mal wieder gewusst, für wen sie rollen, und das Rollenspiel ergänzt), Casmar attackiert überhaupt nicht, sondern wirkt nur Aura of Justice, Bran dreht furchtbar auf, und der Misandrinator schlachtet die Angreifer mit Cleave geradezu ab. Weiter vorn richten die Ritter natürlich ihrerseits ein Blutbad an.

 

Die restlichen Räuber flüchten und fragen sich geschockt, wen zum Abgrund die Karawane da bei sich hat, die haben mit ihnen ja den Boden aufgewischt!

 

Danach hält Neetha Hände von Verletzten und tröstet, J'avo geht plündern und wird von Grenwick verwarnt, findet aber ein Langschwert, das er gegen seinen Eisenkolben eintauschen kann, Milandre und Casmar helfen mit Heal im Lazarett den Feldschern und retten tatsächlich Leben. Heute fährt man nirgendwo mehr hin, also wird das Lager errichtet. Raif umarmt Elisheva, und Bran schließt seine Familie in die Arme – er hat bewiesen, dass er ihr Beschützer ist, so wie er es versprochen hatte.

 

Von 19 kämpfenden Höllenhunden sind nun noch zehn teilweise eingeschränkt einsatzfähig, von den anderen 9 sind 4 tot, 5 dauerhaft kampfunfähig, aber es sind keinerlei zivile Verluste zu beklagen.

 

Milandre und Casmar haben bei den Höllenhunden jetzt ein anderes Standing, was jedoch Casmar nicht beeinflusst, da er auf die Söldner herabblickt und ohnehin erwartet, dass sie ihn respektieren. Mit Grenwick können beide nicht und er nicht mit ihnen.

 

Alle im Lager, die nichts zu tun haben, sind aufgedreht oder schockiert. Tulwood weiht Raif ein, dass er zu Talara will, und dieser bietet seine Hilfe an und lockt Lage mit einem geschäftlichen "Angebot" zu einem Spaziergang. Tulwood schleicht sich in Talaras Zelt und spricht aufgeregt mit ihr. Er könne nicht mehr verhehlen, dass er nur noch an sie denkt, und er habe sich vorgenommen, sie zu befreien, sie solle ihm nur Zeit geben und ihm vertrauen – ob sie das tue? Völlig aufgeregt sagt Talara ja.

 

Vor Sonnenuntergang werden alle Gefallenen – ja, auch die Gegner – begraben, Neetha spricht die Grabsegen und nutzt die Chance auch, eine Andacht zu Ehren Amaunators abzuhalten, was vielen sauer aufstößt. Teilweise regt sich Unmut, aber der eskaliert nicht, weil Neetha ungeachtet ihrer ungeliebten Religion seit der Nacht mit den Wraiths hohes Ansehen genießt und dieses heute auf dem Schlachtfeld gefestigt hat.

 

Raif setzt sich nach dem Abendessen zu Milandre, der der Kampf auffallend stark in den Knochen steckt, sie wirkt ziemlich fertig und klagt über steife Glieder. Er hilft ihr ins Zelt, obwohl das restliche Lager noch gar nicht schlafen geht.

 

Bran, ebenfalls aufgekratzt durch die Chance, seine Familie, die er in so kurzer Zeit so sehr ins Herz geschlossen hat, zu beschützen, holt zur "Willst du mich heiraten?"-Frage aus, doch Ronica sagt ja, bevor sie ausgesprochen ist. Nach 15 Jahren Horror-Ehe ist diese freundliche, gütige, geduldige, warmherzige Frau im siebten Himmel.

 

Raif und J'avo beobachten, wie er sie glücklich herumwirbelt, und Raif ärgert sich: Eigentlich schien heute nicht die Stimmung für die Überraschung zu sein, die er schon vorzubereiten begonnen hatte, aber offenbar sieht Bran das anders. Raif vergewissert sich bei Quistis, J'avo lockt Bran und Ronica weg, Raif und Revelon holen die Kids zum "sleepover at Quistis'" ab, und Raif verstreut im von Sanvean geliehenen Zelt gesammelte Feldblumen und stellt einen Korb mit Wein und einen Teller mit Feldfrüchten ab (Tomaten, Beeren, auch ein paar Birnen – was anderes gibt's hier nicht). Als die beiden zurückkommen und sehen, dass sie jetzt eine Nacht für sich haben, gelten beider Gedanken trotzdem sofort den Kindern, doch als ihnen J'avo aus der Ferne mit einer Geste bedeutet, dass es ihnen gut geht, verschwinden sie glücklich im Zelt.

 

J'avo übt mit dem neuen Schwert, und Tulwood staunt: Der kann das ja, der hat das ja echt gelernt. J'avo frotzelt ein wenig mit ihm herum, denn Tulwood beklagt, dass er sich wieder nicht beweisen konnte. J'avo meint, dass Tulwood Kettenhemd und Schild trägt, also auf sich Acht gibt, weil er leben will, und das bedeutet, dass er genug Kämpfe erleben wird, um irgendwann dorthin zu kommen, wo er hin will. Tulwood fragt ihn, ob er denn nicht leben wolle. Nein, nein, antwortet J'avo, so ist es nicht, aber wo er herkommt, ist es zu heiß für mehr als dünnen Stoff auf der Haut, Schilde behindern beim Kampf an Deck eher, als dass sie nützen, und wenn er sich ins unübersichtliche Getümmel stürzt, denkt er nicht mehr groß nach – Tulwood aber vielleicht zu viel. Doch keine Sorge, das kommt mit der Zeit.

 

Tulwood denkt an Talara, Raif denkt an Elisheva, und Bran und Ronica schlafen miteinander – der nächste große Schritt, der ihre Verbindung aber nur weiter festigt.

 

Am nächsten Morgen ist Milandre krank, aber andere auch. Keiner hier weiß, was es ist und wie man es bekommen hat. In den Folgetagen werden Quarantänemaßnahmen erlassen, die Gesunden von den Kranken getrennt, die Planwagen zu Seuchenwagen umfunktioniert, in denen die Erkrankten festgebunden werden wie in viktorianischen Schlafhäusern. Schon bald gesellt sich auch Talara dazu, später auch Raif.

 

Kithain kehrt mit ihrem Fährstein in das Verlies des Rathauses von Mosstone zurück, muss sich kurz orientieren, erschnuppert aber durch das kleine Fenster dicht unter der Decke den vertrauten Geruch der Heimat und ist erleichtert. (Gallum hat den Portkristall ganz einfach hierher bringen lassen, weil es gerade keine Gefangenen gibt und er so niemandem im Weg steht oder auffällt.)

 

Im Gespräch mit den Menschen erfährt Kithain bruchstückhaft von den Vorfällen und im Gespräch mit Gallum den Rest. Ashe ist also schon vor Langem nach Zazesspur gegangen, Spider ist irgendwann sonstwohin verschwunden, und Zhai wurde nach Elihir eingeladen und ist seitdem nicht zurückgekehrt. Viel erschreckender ist aber, dass Jewel lange vor ihr angekommen sein müsste – aber das ist sie nicht.

 

Voller Sorge um Jewel muss sich Kithain darauf konzentrieren, dass sie nun die Gemeinschaft der Ersten Sonne repräsentiert und diese irgendwie zusammenhalten muss. Also tut sie, was sie kann, und läuft in den nächsten Tagen von Mosstone aus immer verschiedene Richtungen ab, um nach Spuren zu suchen, die ihr vielleicht Aufschluss über den Verbleib von Zhai und Spider geben – doch das gleicht natürlich der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, und sie rechnet selbst nicht mit einem Erfolg.

 

Als es auf Hadmar's Trail Talara Tage später schon wieder besser geht,  pflegt sie den fiebernden Raif und erzählt von sich. Er merkt, wie viel Herz, Leidenschaft und Phantasie sie hat, und will für sie weder einen Krimmevol noch Amaunator, beides wäre grausam. Stattdessen verspricht er ihr, man werde sich etwas einfallen lassen, man hole sie da schon raus.

 

Neetha nimmt betrübt zur Kenntnis, dass sich Elisheva jeden Tag nach Raifs Zustand erkundigt.

 

Als es auch Raif besser geht und er, wenn auch geschwächt, wieder zu den Gesunden darf, bringt Talara Neetha das Gebetsbuch zurück. Zuerst Tulwoods und dann Raifs Versprechen – das hat ihr Mut gegeben, sonst hätte sie aus purer Verzweiflung Neethas Angebot vielleicht angenommen. Neetha ist sauer über diesen Undank und meint kühl, dass die Kirche Amaunators dem, der sich anstrengt, Macht und Einfluss verspricht, aber das ist nichts, was sich Talara je gewünscht hätte.

 

Als sie Neethas Zelt verlässt, läuft Talara zufällig Tulwood über den Weg, der zu Neetha wollte, und als sie erwähnt, dass Raif ihr versprochen habe, man arbeite an ihrer Rettung, redet er sich ein, Raif wolle sie für sich, da er Elisheva nicht haben kann, und geht ihn suchen.

 

Bran entschuldigt sich bei J'avo, dass er in den letzten Tagen allen so aus dem Weg gegangen ist, aber J'avo versteht das. Bran hütet seine Familie wie eine Glucke und lässt keine Kontakte zu irgendjemandem zu, solange die Krankheit herumgeht.

 

Die Truhe hat seit dem Tag des Angriffs nicht mehr gesponnen, aber Raif misstraut ihr dennoch.

 

Raif sitzt bei Sanveans Mitarbeitern (er ist noch geschwächt und durfte heute bei ihm mitfahren), wo Tulwood ihm herrlich aufgeregt eine Szene macht. Raif, eher amüsiert als sauer über Tulwoods Frustration, den Geschwächten nicht zu einer Schlägerei auffordern zu können, geht mit ihm ein paar Schritte, setzt sich wieder und gibt Tulwood die Bühne, sich weiter aufzuregen. Als er fertig ist, erklärt Raif, dass es zwei Faktoren gibt – wenn die nicht wären, wäre er für Talara Feuer und Flamme, denn sie ist nicht nur ein ausnehmend hübsches Mädchen, sondern obendrein eins mit Herz. Diese beiden Faktoren heißen Elisheva und Tulwood. Dank Elisheva hat er für keine andere mehr Augen, und da Talara Tulwood wichtig ist, ist sie ohnehin nicht fair game für Raif. Das ändert nichts daran, dass Raif um Talaras Willen möchte, dass ihr lebhafter Geist seine Schwingen ausbreiten kann, anstatt von Krimmevol oder Amaunator in Ketten gelegt zu werden und elend daran zugrunde zu gehen. Und damit sie ihr Mut nicht verlässt, hat er dieses Versprechen ihr gegenüber bekräftigt.

 

Tulwood könnte vor Scham im Boden versinken und schimpft niedlich über sich selbst. Obendrein stellt sich heraus, dass Tulwood denkt, Marit Lage sei das Problem, aber das ist er gar nicht – das Problem ist: Wer finanziert Talaras Leben? Wenn Raif Elora Tarth ins Waisenhaus geschickt hat, wird er für Talara garantiert keine Ausnahme machen. Tulwood soll sie kennen lernen und sie fragen, was sie sich vom Leben erhofft. Tulwood wiederum reagiert geschickt und meint, dazu bräuchte es die Abgeschiedenheit eines Zeltes. Da Talara Ehrwürden Holbirk bereits besucht hat, würde ein weiterer Besuch doch gar nicht auffallen, und Raif könne doch gut mit Ehrwürden, oder...?

 

Raif bittet Neetha also um diesen Gefallen, und sie machen einen Spaziergang, während Tulwood Talara in Neethas Zelt erwartet. Als sie nun endlich für sich sind, küsst Talara Tulwood leidenschaftlich und jugendlich-stürmisch, und der arme Bursche muss sich geradezu zwingen, mit ihr zu reden. Talara aber weiß 1000 Dinge, die sie gern täte, wenn sie könnte, wie sie wollte, doch sie hat nicht die Möglichkeiten. Tulwood nimmt sich als Beispiel: komplett abgebrannt, aber er wollte unbedingt zur Gemeinschaft der Ersten Sonne, also hatte er kurzerhand alles zurückgelassen, und jetzt hat er nichts. Es ist zwar nicht anständig, so zu denken, aber wenn er Talara mitnähme, würde die Gemeinschaft die beiden schon nicht am Straßenrand sitzen lassen, und irgendwas wird sich schon ergeben. Das ist freilich eine unerwachsene, jugendliche Sichtweise, aber auch Raif denkt oft noch so, obwohl er schon viel vernünftiger geworden ist.

 

Nach einigen schweigsamen Schritten meint Raif zu Neetha, um mit Smalltalk die Atmosphäre etwas aufzulockern, dass sie wirklich Glück mit dem Wetter haben (was über die Tage wirklich oft erwähnt wurde). Anschließend denkt er laut darüber nach, was Theon wohl sagen würde, wenn er wüsste, dass Raif mit einer Amaunatorianerin befreundet ist. Er hat so viele Opfer gebracht, so viel akzeptiert. "Tiefling, Totenbeschwörer, Halbdrow, Piratin, aber Amaunatorianer? Irgendwann ist auch mal Schluss." (Natürlich mit einem Augenzwinkern.) Raif bleibt stets einen Schritt diesseits der Grenze zur Respektlosigkeit gegenüber der Lichtträgerin, und nur er kann sich diese Neckereien herausnehmen, weil Neetha ihn so mag und er ja auch sie.

 

Neetha fragt Raif erneut nach Elisheva. Er erinnert sich daran, was letztes Mal passiert ist, als sie über sie sprachen, aber Neetha entschuldigt sich noch einmal und kriegt ihn letztlich doch dazu, in erster Linie, weil Raif einfach mit jemandem über Elisheva reden will. Neetha spürt natürlich, wie sehr sie ihn beschäftigt, und sie gesteht, dass Elisheva für Raif offenbar auch viel empfindet, das aber nicht zulassen kann.

 

Raif findet keine Worte für die Gedanken, die er sich ansatzweise bereits gemacht hat. Ihm ist klar, dass aus Elisheva und ihm nichts Dauerhaftes werden kann. Natürlich zieht die Gemeinschaft der Ersten Sonne ständig Menschen, auf die sie trifft, in ihren Sog und entwurzelt viele, reißt sie aus der Ordnung heraus und zeigt ihnen, dass die Welt, in der die Gemeinschaft lebt, eine andere ist. Ronica hat die "normale Welt" verlassen, ist ihren schrecklichen Ehemann mir nichts dir nichts losgeworden und wäre doch ohne Bran bis zu ihrem oder Ogrons Tod mit ihm verheiratet geblieben. Ohne Tulwood und ohne Raif bestünde kein Zweifel daran, dass Talara in Keczulla in Ortho Krimmevols Obhut übergehen und seelisch daran zugrunde gehen würde wie Abertausende überall in Faerûn.

 

Doch das sind Ausnahmen, nicht die Regel. Raif weiß, dass Elisheva niemals mit ihrer Familie brechen und sie verlassen würde. Wofür auch? Um als Glücksrittererliebchen ohne Eigentum, ohne Selbstbestimmung Raif hinterherzureisen und am Lagerfeuer darauf zu warten, dass er vom Abenteuer zurückkehrt? Damit würde sie alles opfern, was sie zu Elisheva macht. Und Raif würde von Shepherdstons Gesellschaft niemals akzeptiert werden, denn in Amn genießen auch altgediente Abenteurer keinen guten Ruf. Doch selbst wenn: Würde er ihr zuliebe in Shepherdston bleiben, zusehen, wie sie einen anderen heiratet und dessen Kinder bekommt, nur um mit ihr als ihr heimlicher Liebhaber hin und wieder das Bett zu teilen? Sich obendrein von ihr aushalten lassen, denn von irgendwas muss er ja leben? Überhaupt: die Gemeinschaft verlassen? Damit würde Raif aufhören, Raif zu sein. Außerdem ist er zumindest sich selbst gegenüber so ehrlich, sich einzugestehen, dass er nicht weiß, ob er nicht irgendwann ohnehin das Interesse an Elisheva verlieren würde.

 

Er grübelt nicht stundenlang darüber nach, aber ihm ist all das klar. Dennoch will er nicht an morgen denken, sondern alles Schöne, das er entdeckt, jetzt mitnehmen und genießen. Schlimm genug wird es am Ende ohnehin, und er verscheucht jeden Gedanken daran, der sich anschleicht.

 

Als sie auf Talara zu sprechen kommen, erklärt Raif, warum die Kirche Amaunators für sie genauso schlimm wäre wie Krimmevol: weil sie ihren lebendigen Geist einsperren würde. Er beschreibt die junge Frau so begeistert, dass Neetha erwähnt, was sie sich schon oft gedacht hat: dass an Raif ein Sunar verloren gegangen ist.

 

Als sie zurückgehen, fängt es in der Ferne an, bedrohlich zu donnern. Raif öffnet vorsichtig Neethas Zelt, und er hatte es eigentlich auch nicht anders erwartet: Die beiden Turteltauben küssen sich wild und eng umschlungen. Es beginnt schon zu regnen, als er die beiden zu ihren eigenen Zelten schickt, und bald geht ein wahrer Wolkenbruch auf das Lager hernieder, begleitet von einem Sturm. Die Zelte werden im strömenden Regen extra befestigt, und doch fliegen in der Nacht einige um oder sogar weg, und auch die Vorräte werden in Mitleidenschaft gezogen.

 

Es regnet ununterbrochen die Nacht und den nächsten Tag durch, und die ganze Welt scheint nun nur noch aus Schlamm zu bestehen, es geht kaum voran, ständig rutscht ein Wagen weg und muss mit Muskelkraft in die "Fahrrinne" zurückgeschoben werden, wobei so ziemlich jeder mehr als einmal im Matsch landet.

 

Am nächsten Abend können keine Zelte mehr aufgebaut werden, weil der Untergrund zu schlammig ist, und die Plätze auf den Wagen und Karren reichen nicht annähernd, also schläft man im Matsch oder verbringt die Nacht im Stehen. Corbet und Deveron Lynd bieten gentlemanlike Ronica mitsamt der Kinder sowie Neetha ihre Kutsche an (Nial bleibt drin) und bleiben freiwillig draußen.

 

Der folgende Tag kommt ohne Sturm aus, aber der Regen, obwohl er nachgelassen hat, hört nicht auf, es schüttet ununterbrochen seit 48 Stunden. Nur J'avo macht das nicht so viel aus wie allen anderen, weil er Dauerregen gewöhnt ist.

 

Am nächsten Morgen wird man von Vogelgezwitscher geweckt und sieht einen strahlend blauen Himmel mit Schäfchenwolken – die Welt besteht zwar noch immer nur aus Schlamm, doch das Wetter ist endlich umgeschlagen. Viele Erkältungen brechen durch, sogar einige Lungenentzündungen, und die geschwächten und durchnässten Reisenden dampfen in der warmen Sonne, aber am Abend ist wieder ein Lager möglich.

 

Während eines Abends Raif mit Quistis am Arm spazieren geht und mit ihr über Elisheva spricht, stiftet Casmar Unfrieden. Zuerst sucht er Milandre auf und fordert sie auf, nicht so oft bei den Höllenhunden zu sitzen, sondern stattdessen ihre eigene Gruppe besser zu repräsentieren. Danach besucht er Bran samt Familie in Sanveans Zelt, erklärt leicht ironisch, dennoch ernst gemeint, dass er bedaure, mit Bran ein zuverlässiges Mitglied der Gemeinschaft zu verlieren, denn es spricht sich langsam herum, dass er wegen Ronica und den Mädchen nun andere Pläne schmiedet. Dabei, so Casmar, solle Bran aber darauf achten, wem er einen Platz freimacht – womit er zweifellos J'avo meint.

 

Nachdem er gegangen ist und die beiden die Mädchen zu Bett gebracht haben, unterhalten sich Bran und Roni über Casmars Besuch, aber auch über Brans Pläne. Am liebsten möchte er in Mosstone heiraten, wenn alle wieder zusammen sind, aber das wird noch lange dauern. Von sich aus äußert Roni keine Wünsche, sondern akzeptiert alles und ordnet sich unter, weil sie es so gewohnt ist, und immer wieder sehen wir ihre Rührung und Liebe zu Bran, wenn er sich dafür interessiert, was sie denkt, was sie fühlt, was sie will – so wie jetzt. Er ahnt, dass sie als shialliafürchtige Frau so bald wie möglich heiraten möchte, und spricht seine Vermutung auch aus. Roni nickt stumm um Verständnis bittend, aber Bran nimmt sie nur lächelnd in den Arm: Natürlich werde das gemacht, was sie für das Beste für ihre Familie hält. Das hat Roni nie gekannt, und sie wird noch ein Weilchen brauchen, sich daran zu gewöhnen, so gut behandelt zu werden.

 

Casmar begibt sich derweil zu Neetha und verlangt von ihr, dass sie verhindert, dass J'avo weiter mit der Gruppe reist als unbedingt nötig, und setzt sie unter Druck. In diesem kleinen Machtkampf ist Casmar zwar der "Böse", aber weil Neetha ihn so gedanken- und respektlos behandelt, gönnt man ihm sogar, ihn vom Zaun zu brechen.

 

Am Morgen, während das Lager abgebrochen wird, sucht Neetha also Raif auf, weil sie von Casmar in Zugzwang gesetzt wurde. Der lässt Tulwood sein Zelt abbauen, um mit Neetha sprechen zu können – etwas gemein, aber Tulwood sagt dienstbeflissen zu, weil er ja Talara befreien will. Neetha erklärt Raif, dass die Gemeinschaft auch eine repräsentative Aufgabe habe, da Tethyr ihr viel verdankt, so wie sie Tethyr viel zu verdanken hat. Wenn sich nun herumspräche, dass ein Südseepirat mitmischt, könne das ihrem Ruf Schaden zufügen. Raif verwehrt sich gegen dieses Gespräch, denn er sieht nicht, dass J'avo sie weiter begleiten wird als nötig. Neetha hingegen weist richtigerweise darauf hin, dass Bran sich das durchaus wünscht. Raif ist bereit, über einen hypothetischen Neuzugang X zu reden, und sagen wir mal, er sei ein ehemaliger Gesetzloser: Dann würde man sich an ihm stören, am Tiefling, am Totenbeschwörer und an der Halbdrow aber nicht? Neetha versetzt, dass die drei schon untrennbar mit der Gemeinschaft verwoben waren, als sie als solche entstand – für Neuzugänge gelte das nicht. Raif widerspricht, dass, wer etwas gegen einen solchen Neuzugang habe, noch sehr viel mehr gegen diese "besonderen Drei" haben müsse. Das Ganze geht so hin und her, bis Raif fragt, warum die beiden eigentlich gerade darüber reden – die Gemeinschaft der Ersten Sonne besteht hier und jetzt gerade nur aus Raif und Bran. Ja, antwortet Neetha, und einer dieser beiden müsse hier und jetzt der Anführer sein, und es sei ja wohl klar, wer das nur sein kann. Nun wird Raif langsam unwirsch: Er will kein Anführer sein, er will auch diese Verantwortung nicht haben, und die Gemeinschaft sei damals auch sehr gut ohne einen solchen ausgekommen, es brauche nicht immer und jederzeit einen Anführer. Neetha, ihren Gott repräsentierend, widerspricht logischerweise und folgerichtig entschieden: Raif repräsentiert die Gemeinschaft hier, also muss er auch Entscheidungen für sie treffen. "Entscheidungen"? fragt Raif. "Es gibt nichts zu entscheiden! J'avo hat niemanden gebeten, sich anschließen zu dürfen, also worüber reden wir hier?"

 

Neetha erwidert, dass sich Dinge nun mal entwickeln. Noch könne man eingreifen und die Entwicklung beeinflussen, aber irgendwann sei es dafür vielleicht zu spät. Raif entgegnet, dass er hier überhaupt nichts repräsentiere außer sich selbst, er sei nicht im Auftrag der Gemeinschaft hier, also sei er nur Raif Bowgentle. Neetha verneint das entschieden – Bran hat viel über die Heldentaten der Gemeinschaft erzählt, sie haben sich bereits im ganzen Lager herumgesprochen, und damit repräsentieren die beiden die Gruppe, ob sie das wollen oder nicht. Raif regt sich darüber auf, dass Bran den Mund nicht halten kann, woraufhin Neetha meint, dann solle er mit ihm darüber sprechen – womit sie aber impliziert, dass Raif es Bran als Anführer untersagen soll. Hier kam wieder fabelhaft rüber, wie die Amaunator-Geweihte denkt und wie fundamental sich das von Raif unterscheidet. Ordnung braucht eben einen klaren Anführer.

 

Auf der Weiterreise geht Raif hinter dem Ochsenkarren her, auf dem Bran und seine Familie mitfahren dürfen, und bittet Bran zu sich. Er berichtet von seinem Gespräch mit Neetha und betont, dass er kein Anführer ist, aber ja, ihn nervt, dass Bran sein Maul nie halten kann. Warum muss er ständig von Z'vynaxas anfangen? Das kann sich hier niemand vorstellen, geschweige denn glauben, und man steht dann als entweder unverschämter oder unglaublich dummer Aufschneider da. Bran aber antwortet, dass er bis heute Rhoedry nicht vergessen kann, seinen besten Freund. Kaum jemand spricht groß von ihm, dabei hat er sein Leben hingegeben gegen den stärksten Gegner, den die Gruppe je bekämpfen musste – und niemand weiß davon. Von den vergangenen Taten zu erzählen ist Brans Art, das Andenken an Rhoedry zu bewahren, ihn nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

 

Dem hat Raif wenig entgegenzusetzen. Er erwähnt Theons Tod – wie schlimm das anfangs war, aber dass es leichter wird, viel leichter. Die beiden kommen überein, dass Bran versuchen wird, nicht mehr ganz so redselig zu sein. Aber ja, er wünscht sich schon, dass J'avo in der Gemeinschaft findet, was Rhoedry in der Gemeinschaft gefunden hatte. Er hat den Zuma lieb gewonnen und wünscht sich das um seinetwillen für ihn, weil Bran einfach weiß, dass die Gemeinschaft tatsächlich sogar den übelsten Halsabschneider läutern könnte – und Bran hält J'avo für alles andere als einen solchen.

 

Danach lässt Raif Bran wieder aufsteigen und entführt Ronica, der er erklärt, dass sie jetzt eine große, bunte Familie am Hals hat und alle für sie da sein werden. Wenn sie in Eshpurta heiraten möchte, will er sehen, was sich machen lässt, was sie glücklich bejaht. Außerdem bestärkt er sie, dass es richtig ist, wenn Bran das Abenteurerleben ihr zuliebe aufgibt. Ja, das nimmt sie ihm – aber im Tausch gibt sie ihm dafür etwas viel Besseres. Vielleicht kann man Bran in Zazesspur einen Job besorgen, vielleicht zieht die kleine Familie aber auch nach Kalathtyr zu Garannons und Finnians Familien. Egal, was Bran und die Crunes tun: Seine Freunde werden ihn und seine Familie dabei unterstützen.

 

Neetha knöpft sich Casmar vor und weist ihn zurecht, er möge sich nicht einbilden, die Überlegungen eines Geweihten anstellen und die Entscheidungen eines Geweihten treffen zu müssen. Wenn er das wünscht, kann er sich gern ins Noviziat begeben, aber bis dahin möge er bitte ihren Stand respektieren – über dem seinen.

 

In der Mittagspause sieht Neetha aus Sanveans Kutsche heraus, bei dem sie heute mitfährt, J'avo mit seinem Schwert trainieren. Langsam geht Raif hinüber und redet lange mit ihm. Neetha ist zufrieden, denn Raif macht zumindest die Geste, auch wenn er nicht mit ihr übereinstimmt. Nach einem Schnitt zu ihm bekommt der Zuschauer dann auch mit, dass Raif mit J'avo nur über den Schwertkampf fachsimpelt, aber natürlich wollte er von Neetha gesehen werden, damit sie zufrieden ist, aber nicht in J'avo den Eindruck erwecken, er hätte tatsächlich eine Chance auf Aufnahme.

 

Endlich erreicht die Karawane den Snakewood, den letzten Teil dieser brutal langen und anstrengenden Etappe. Doch schon hinter der ersten Wegbiegung im dichten Wald sieht die Vorhut ein Monster dreist auf dem Pfad liegen. Niemand hier erkennt es (es ist ein Tatzelwurm, der schlimmste Abenteureralbtraum, aber das ahnt hier noch keiner), also tun sich Freiwillige zusammen, die Erfahrung mit Monstern haben: die Helden, dazu Lt. Grenwick und Angrosh Ironbeard. Doch kaum nähern sie sich, als sie in eine Wand unerträglichen Gestanks laufen. Sie versuchen es immer wieder, doch nur zwei von ihnen können sich von Anfang an überwinden, auf Tuchfühlung zu gehen: ausgerechnet Tulwood und J'avo, die Nicht-Mitglieder. Casmar, Milandre, Raif, Angrosh, Grenwick – alle würgen und krümmen sich und können keinen weiteren Schritt tun. Neetha aber unterstützt großartig aus der Ferne mit Amaunators Lohe, und da das Ziel selbst bei einem gelungenen Save eine Runde lang erblindet und Neetha nie sicher ist, ob der Tatzelwurm den Save geschafft hat, wirft sie die Lohe einfach immer wieder. Schlimmstenfalls ist es Verschwendung, da sie sonst nichts ausrichten kann, aber hier ist es die goldrichtige Entscheidung, denn in der Tat schafft der Tatzelwurm durch schieres Glück jeden einzelnen Save.

 

Tulwood und J'avo erleiden starke Mali, beharken das geblendete Untier aber sehr ordentlich. Mit ausgewürfelter Angriffsrichtung, ungezielten Tail Swipes und Blindsense wurde es trotzdem ein spannender Kampf. Schließlich hat das Biest genug und versucht zu fliehen, und J'avo gelingt der Todesstoß.

 

Das war übrigens wirklich toll: Irgendwie hatten die Würfel die Idee, ausgerechnet diesen beiden die Bühne zu geben, sich zu bewähren, ohne dass ein gestandener Charakter ihnen den Donner stiehlt.

 

Die, die nur halbwegs in der Nähe waren, haben den Gestank schon stark genug angenommen, aber Tulwood und J'avo stinken fast so unerträglich wie das Monster selbst und werden durch das ständige Würgen und Erbrechen auch immer schwächer.

 

Belfalas Palithane zieht sich nackt aus, wirft sich nur eine Decke um, trinkt einen Zaubertrank, der das Atmen unnötig macht, und geht zum Tatzelwurm, um einzelne Teile abzusägen oder herauszuschneiden. Dabei erklärt er auch, dass sich Tatzelwürmer eigentlich nicht so verhalten wie dieser hier.

 

Die anderen bleiben auf großem Abstand zu Tulwood und J'avo, können sich aber auch nicht der Karawane nähern, sondern gehen parallel dazu voraus – und sehen auf dem Weg hinter der nächsten Biegung einen weiteren Tatzelwurm, jedoch in Verteidigungs- oder Angriffposition versteinert. Palithane mutmaßt, dass der von eben vielleicht nur versucht hatte, sein Weibchen zu beschützen, was wiederum bedeuten würde, dass die Versteinerung noch nicht lange her ist.

 

Ochsen werden ausgeschirrt, und mit Seilen ziehen sie den versteinerten Tatzelwurm von der Straße, so dass die Karawane passieren kann, während sich alle nervös umschauen, ob das, was ihn versteinert hat, auftaucht.

 

Es wird bis in die Nacht gewandert, weil man einen Bach erreichen will, in dem sich Casmar, Milandre, Raif, Angrosh und Grenwick und weiter weg Tulwood und J'avo einweichen, nachdem sie die Kleider, die sie getragen hatten, vergraben haben. Palithane hat einen Sud gekocht, mit dem sie sich immer wieder abrubbeln, denn anderenfalls würde ihnen dieser Gestank unvermindert stark mindestens einen Tenday anhaften, und mehrere müssten vergehen, bis er vollständig verschwunden wäre. Obwohl man wie schon oft erwähnt Glück mit dem Wetter hat – es ist Mitte Kythorn und sehr mild, tagsüber warm –, ist das alles andere als ein Spaß, und niemand hier wird sich je wieder freiwillig mit einem Tatzelwurm anlegen, denn ohne Palithane wäre man jetzt geliefert. Es heißt, vom Tatzelwurmodem Befallene hätten irgendwann sogar Selbstmord begangen, nur um dem Gestank zu entfliehen.

 

Am Tag geht es weiter, aber natürlich wartet nach wie vor alles darauf, auf das zu treffen, was das Ungeheuer versteinert hatte. In der Nacht ist es soweit: Eine Wache passiert eine andere und erkennt, dass sie versteinert ist. Das ganze Lager wird zusammengeholt und versammelt, Panik bricht aus, einer nach dem anderen in der Menge wird einfach nur deshalb versteinert, weil er aus dem dunklen Wald heraus angesehen wird, und in spannender Zeitlupe sehen wir Bran, der schützend eine Decke über seinen Lieben ausbreitet, und Gegenschnitte auf einen Basilisken, der ihn direkt ansieht – doch nichts passiert. In dem Durcheinander schafft es Milandre, zum Monster vorzudringen und es zu töten, während der gestrauchelte Barroch daneben liegt, der wohl auch sein letztes Stündlein schlagen hörte.

 

Tulwood sucht und findet Talara und tröstet sie, J'avo hält Lage von den beiden fern, Raif sucht und findet Elisheva, umarmt sie erleichtert, dass es sie nicht erwischt hat, und spricht in einem witzigen "Oh, übrigens!"-Moment eine Einladung zur Hochzeit von Roni und Bran in Eshpurta aus.

 

Palithane will sich sofort am Basilisken zu schaffen machen, aber Milandre stößt ihn erbost zu Boden, zweimal sogar. Grenwick wird hinzugeholt, der natürlich zustimmt: Erst mal wird der Wert des Basilisken geschätzt, dann kann Palithane sehen, ob er etwas davon kaufen möchte. Jedoch kündigt er Milandre auch an, sie zu bestrafen. Eine Kriegerin kann nicht einfach eine Respektsperson – als Alchemist ist Palithane Magier und damit eine solche – mehrmals zu Boden stoßen wie einen Bauern.

 

Milandre will das nicht akzeptieren, sucht Neetha und schleppt sie zu Grenwick, und der muss wiederum Tunstal holen lassen. Es bleibt bei einer Geldstrafe von sieben Silbertalern. Das hätte viel ärger ausgehen können, aber Tunstal versteht auch die Erregung kurz nach dem Kampf, hat Milandre doch geistesgegenwärtig das Monster unschädlich gemacht.

 

Uldrin sieht traurig die "Statue" von Thark an und lässt auf den Wagen Platz schaffen, damit die fünf Opfer des Basilisken in Decken und Teppiche gewickelt per improvisiertem Flaschenzug aufgeladen werden können.

 

Wenige Tage später kommt endlich Eshpurta in Sichtweite. Tunstal ist sauer, hat man doch sowohl Zeit als auch mehr Vorräte verloren als geplant und wird zur Neuverproviantierung tiefer in die Tasche greifen müssen.

 

Neetha will nach ihren Erlebnissen im letzten Sommer die Stadt nicht betreten, und Sanvean bietet ihr an, in seiner Kutsche durchzufahren. Zuerst akzeptiert sie erleichtert, entscheidet sich dann aber um und legt ihr in Easting gekauftes violettes Kleid an. Casmar geht wütend auf Abstand, denn sie verleugnet, wer und was sie ist, und daher betont er kühl, er seine Priesterin hier nirgends entdecken zu können.

 

In Eshpurta wird erst mal eingecheckt: Neetha, Casmar, Raif (und die Ilinares-Truppe) im Gasthaus Zum Neuen Morgen, Bran plus Familie, Milandre, Tulwood und J'avo im Gasthaus Zum Gesteppten Wams.

 

Währenddessen laden die Arbeiter vorsichtig die fünf Statuen ab, aber wegen eines zu lockeren Knotens fällt eine und bricht sich auf der Straße den Kopf ab. Eine erschreckende Situation: Für Passanten sieht es nach einer Anlieferung von Statuen für den Garten aus, aber die Arbeiter wissen, dass ein Kamerad gerade einen tödlichen Unfall erlitten hat, und sie sind schuld daran.

 

Derweil sucht Raif den Shiallia-Tempel auf, und Neetha schließt sich ihm an. Mutter Josmene kann sich noch an den Lausbuben von damals erinnern.

 

Raif: Mother Josmene. It's been a while. I don't know if you remember—

Josmene: Raif Bowgentle. How could I forget you? For how long have I wished to receive you within these sacred walls? But you don't seem to have come to your senses, so clearly you're not here to see me about a wedding.

Raif: Actually I am. Uh... not for me, no, no! I'm... I'm asking for a friend.

Josmene: Surely you've grown into a fine young man, and surely you've left behind your taste for... practical jokes.

Raif: I'm dead serious, Mother Josmene. A friend of mine just arrived in town, and he's bent on marrying, like, immediately because our caravan will be leaving in three days.

Josmene: Raif, how often do you need me to remind you that these vows are not to be made light of, but taken very, very seriously?

Raif: He does! He does, believe me. He really wants to marry, it's just... It's hard to explain. Look, Your Honor, he's an Amnian, born and bred, and his wife-to-be hails from the Western Heartlands, a very wholesome lady with three beautiful daughters, very well-behaved, I might add. All I ask is that you talk to them.

Josmene: What's he doing for a living anyway?

Raif: Uhm... well... (Josmene zieht wenig überrascht in "Ich hab's geahnt"-Manier eine Augenbraue hoch.) He's a... a... caravan guard who, uhm... turned to adventuring lately... (Josmene sieht ihn strafend an.) I know what you're thinking, but this is not what it looks like.

Josmene: Raif Bowgentle, you are irredeemable! What are you thinking, surrounding yourself with these disreputable, shady characters? No wonder you've never got your priorities straight, found a nice woman and settled down. No, you're still enjoying your life of sin too much.

Raif: This, this isn't about me, Your Honor. He's a... he's a straight guy, never broken his word. To my knowledge. He's an honest worker, an honorable man, and Ronica's very devout, she doesn't want to live in sin, you know? We need to reach Mosstone, which is still such a long way off, and they want to start over, build a new life, but she... she needs the Mother's blessing.

Josmene: You can't just hop off a caravan, marry your traveling sweetheart and be on your way, Raif. A wedding can't happen within three days anyway, you know that. Well, remembering how much attention you used to pay at mass, you probably don't, but you should.

Raif: Your Honor—

Josmene: First of all, you need your families around. Second, the preparation of the temple alone takes days, the rituals need to be performed properly in advance, not to mention the time the bakery and the kitchen need to prepare the meals, then there's the reservation of a venue, and by the way, the temple isn't free all day everyday just waiting for someone to come in and get married on a whim. Then again, how would you know?

Raif: Please, Mother Josmene, there must be something you can do. At least... at least talk to them, and if you decide, no, these two shouldn't get married, we'll be on our way, no arguments. Please listen to them. We don't need the mayor's notice, that... (Kleinlaut:) can be arranged... (Josmene funkelt ihn strafend an.) Uh, we don't need Bran's wreath on the wedding pole for tendays, all that's for, uh... the residents who actually, uh... live here. (Bettelnd:) Please, Your Honor, please. I promised them I'd come up with something.

Josmene (missbilligend): Of course you did. (Sie denkt kurz nach.) Stand over there. (Er tut wie geheißen, sie holt ein Gesangsbüchlein und drückt es ihm in die Hand.) Do you remember the last time we met? Because I sure do.

Raif: Uhm... I'm, I'm not sure...

Josmene: Certainly you remember the prank you played on Jagreen, the butcher?

Raif: Uhm...

Josmene: And what did I decide should be your punishment?

Raif (sieht schamhaft zu Boden): You told me to sing, uh...

Josmene: What song?

Raif: Can It Be That I Should Gain. Thirteen times.

Josmene: Well, Raif Bowgentle. You owe me a song.

Raif schluckt, blättert im Gesangsbüchlein, räuspert sich und singt schließlich brav die Hymne Can It Be That I Should Gain (zur Melodie von May It Be).

Josmene (als er dazu ansetzt, die Hymne ein zweites Mal zu singen): I consider the debt paid.

Raif (schließt das Buch, sieht Josmene vorsichtig an): Please, Mother. For old times' sake.

Josmene: I've better things to do. (Raif sieht enttäuscht zu Boden.) So they will have to wait for tonight, the eighth bell. They are to arrive on time or not at all.

Raif: They, they will, Mother, I promise! Thank you. Thank you so much.

Josmene: Work on your singing voice. It's actually a bit improved. Who would've thought?

Raif: Not me, that's for sure. (Er grinst, Mutter Josmene jedoch nicht, sein Grinsen erstirbt.) I'll see myself out.

 

Was nicht geändert werden kann, sind die Rituale, die in den letzten sechs Tagen des Aufgebots stattfinden, also muss das Aufgebot zumindest sechs Tage lang aushängen, allein schon, um den Leuten Gelegenheit zum Planen zu geben, damit sie sich den Termin freihalten können. (Üblich sind aber mehrere Tendays.) Das heißt, man müsste schon hier in Eshpurta die Karawane verlassen.

 

Raif und Neetha kehren zum Neuen Morgen zurück und betreten die Optionen diskutierend den Gastraum, in dem auch Elisheva, Bassal, Talantere und Maeros an einem Tisch sitzen. Raif möchte zu Elisheva, aber Bassal ist bereits aufgestanden und hat ihm den Weg abgeschnitten.

 

Bassal (unaufrichtig): I'm inconsolable, Master Bowgentle, but this table's private.

Raif: It's, uh... (Dann laut Richtung Elisheva:) about the wedding I invited you to.

Elisheva (strahlend): I'm so looking forward to it. (Sie erhebt sich, geht zu ihm.) I almost feel like I should usher the bride to the altar and release her, although she's so much older than me. (Sie sieht seinen Gesichtsausdruck, hakt sich ein, lässt sich zum Tresen führen.) What's wrong?

Währenddessen begleitet Neetha Bassal zu seinem Tisch zurück, wogegen er sich nicht wehren kann, sondern sie sogar an diesen einladen muss.

Raif: Things aren't as simple as I thought. Well, what do I know about weddings, right? It takes seven days at the very least. There's the notice at the town hall so that people can make plans, the wreath on the pole has to wither before being taken down, rituals have to be held, cleansing, meditation and so on. Yeah, and one day for the actual ceremony.

Elisheva: Usually it takes even much longer, but... but I thought you had a way.

Raif: Turns out, I didn't think that far ahead. I just... pictured things to somehow accomodate us in the best way possible, fall into place because, well... (Nervös lachend:) that's how it usually works. Seven days minimum, more if the mayor has a bad day or won't accept a bribe. Non-negotiable.

Elisheva: So I'd be in Keczulla already when those two exchange their vows.

Raif nickt traurig zu Boden blickend, sieht sie dann an, und die beiden tauschen lange Blicke. Schließlich wendet sich Elisheva ab und geht ziellos ein paar Schritte. Raif folgt ihr.

Raif: Can't the shaft of your carriage break, and they need more time for repairs because they don't have the spare parts?

Elisheva: Master Tunstal's thinking about cutting down the sojourn in Eshpurta by a day anyway, because we've lost so much time already.

Raif: Elisheva, I can't tell Bran and Roni that they can't marry. And you and Quistis made this marriage possible, so you need to be there. They'll never let you come down to Mosstone just to attend a wedding between commoners in Tethyr, will they?

Elisheva (traurig): Highly unlikely. (Sie gibt sich einen resoluten Anstrich und lächelt.) But we're not important. The wedding is. Look, Raif, we would have parted ways in Keczulla anyway.

Raif: No, we wouldn't have. In Keczulla we're taking a turn to the south, too. Down the Gem Road to Esmeltaran, Shepherdston, Imnescar, Trademeet if it's still held by the Amnian forces. We'd accompany you to Shepherdston anyway.

Elisheva: Using the Gem Road, from here that's two tendays, maybe a bit more. That's not—

Raif: Every day counts, Eli. For me at least.

Elisheva: I can't, Raif.

Raif: You're free to do what—

Elisheva: No, I'm not. Factually, yes, socially, no. I have no plausible reason to tell Bassal we need to stay behind.

Raif: The wedding would be just—

Elisheva: A wedding between commoners I am not supposed to care about, Raif.

Raif: What's the worst that could happen?

Elisheva: When I return home, it won't be you who has to pay the price.

Raif (etwas ärgerlich werdend): Well, aren't you sick of paying the price for things you haven't even done? Because I am. (Elisheva sieht verletzt zu Boden.) For the love of Ilmater, I'm sorry, I'm an idiot. (Er berührt sie an den Schultern, Bassal sieht das und will erbost rübergehen, aber Neetha verfolgt nachdrücklich ihre Unterhaltung und hindert ihn so daran.) Please forgive me, I didn't mean that. I know what you're going through, I actually do. It's just... Look, Eli, I know we don't have much time, but what time I can possibly spend with you, I want to. Doesn't matter where, doesn't matter what we do, just... I'll come up with something. All right?

Elisheva: You always say that.

Raif: And I always have come up with something. So far. Right?

 

Elisheva nickt, und Raif verbeugt sich der Show halber vor ihr, bevor er geht.

 

Tulwood und J'avo sitzen in einer Taverne in der Nähe des Gesteppten Wamses, und J'avo ärgert sich darüber, dass seine Schulden bei Bran in die Höhe klettern, und nun hat dieser obendrein eine Familie zu versorgen, und der Nichtsnutz aus Meridiana liegt ihm auch noch auf der Tasche.

 

Raif findet Bran und Roni auf den Stufen zum Gesteppten Wams und beichtet ihnen, dass es nicht so einfach wird wie gedacht. Er lässt sie allein und beschäftigt sich mit den Kindern, damit sich die beiden unterhalten können. Bran denkt darüber nach, von hier aus nach Kalathtyr weiterzureisen, aber er spürt, dass Roni sich dabei unbehaglich fühlt, weiß sie doch, dass er sich später dafür verfluchen würde, sich nie von allen verabschiedet zu haben. Heiratete man jedoch hier, dann wirklich nur im kleinsten Kreis. Also einigen sich die beiden auf eine große Hochzeit in Mosstone. Raif ist schwer erleichtert, als er davon erfährt, muss er so doch nicht zwischen Bran und Elisheva wählen.

 

J'avo spricht Bran auf das Geld an, denn ihn plagt das schlechte Gewissen. Er räumt leichthin ein, dass er, als Bran ihn in Marsember bei der Witwe Jorid untergebracht hatte, sofort nach ein paar Münzen suchte und drauf und dran war, zu türmen – aber sein Erlebnis in Talagh Gorn, seine Rettung und Brans Großzügigkeit hielten ihn auf. Seitdem, räumt er ein, hat er hin und wieder darüber nachgedacht, einfach abzuhauen. Dann würde er Bran, der ihn so selbstlos ausgehalten hat, zwar bestehlen, aber immerhin würde dieser ihm nicht jeden Tag noch mehr Geld hinterherwerfen – denn ab Keczulla, wenn man auf eigene Faust weiterreist, kostet's ja wieder richtig Kohle. Immerhin muss sich Bran nun um eine Frau und drei Kinder kümmern – woher soll das Geld kommen? Bran wiegelt aber ab, J'avo könne das doch abarbeiten, wenn man erst mal angekommen sei. J'avo ist sich da nicht sicher: Wo wird Bran leben? In Mosstone? In Zazesspur? In Kalathtyr? Wie lange würde es dauern, bis J'avo als Hafenarbeiter seine Schulden abgearbeitet hat?

 

Bran war sich nicht hundertprozentig sicher, denn man kann niemandem hinter die Stirn schauen. Aber er fühlt sich nun noch mehr in der Annahme bestärkt, dass J'avo zumindest ihm gegenüber ehrlich und anständig ist. Raif hatte mehrmals orakelt, dass J'avo, sobald die Schwertküste in Sicht kommt, abhaut, aber Bran hatte stets widersprochen – weil er wollte, dass es nicht so kommt, und nicht, weil er es sich nicht selbst hätte vorstellen können. Aber wenn J'avo Bran von sich aus darauf anspricht, nimmt er das als gutes Zeichen. (O-Ton J'avo: "Wenn du nicht so ein verdammt großzügiger Hurensohn wärst, hätte ich dich schon längst übers Ohr gehauen!")

 

Raif findet die Preise in Eshpurta zu hoch, aber ein Pferd nebst Billigsattel muss nun doch drin sein (und neues Cassil wird auch gleich gekauft, weil das alte langsam zu trocken wird), denn am Nachmittag kehrt er nach Hause zurück und besucht zu deren endloser Überraschung und Freude Periana und Erland. In der Nacht kehrt er jedoch zurück in den Neuen Morgen.

 

Am nächsten Morgen läuft Raif Barroch über den Weg, der gerade dabei ist, ausgerüstet und bepackt das Gasthaus zu verlassen, offenbar, um allein weiterzureisen. Barroch verabschiedet sich und lässt dabei die geheimnisvolle Bemerkung fallen, dass sich Raif keine Sorgen mehr um verrückt spielende Magie machen müsse.

 

Raif plant für heute Abend eine Party im Sonnenkranz, einer Taverne der leicht gehobenen Klasse, und steckt auch mit Tulwood die Köpfe zusammen. Neetha fragt leichthin, ob Raif auch Lt. Grenwick einlädt. Raif ist völlig dagegen, und Neetha versteht er auch nicht: J'avo ist die Ausgeburt der Neun Höllen, aber sich von einem Schurken wie Grenwick flachlegen lassen, kein Problem!

 

Raif hatte Tulwood seinen Plan präsentiert, und so holt Tulwood Talara von deren Herberge mit einer Leiter ab, wie auch Raif mit einer Leiter Elisheva unauffällig aus dem Neuen Morgen kriegt (die sich zur Feier des Tages natürlich noch offenherziger präsentiert als ohnehin schon). Danach geht's zum Sonnenkranz, wo Talara vor Glück platzen könnte: Die Optik, die Düfte, die Kleider, die Musik!

 

Raif: Du wirkst...

Elisheva (lächelnd): Was?

Raif: Gelöst. Unglaublich entspannt.

Elisheva: Warum sollte ich es nicht sein?

Raif (bläst die Backen auf): Pfff, na ja.

Elisheva (spielerisch): Hm?

Raif: Bei dem, nun ja, sittsamen Leben, das du führst—

Elisheva (lacht glockenhell, legt dann eine Hand auf seine Brust): Raif, ich weiß nicht, welches Bild du von uns wohlhabenden Städtern hast. Wir genießen unsere Freiheiten, und jeder weiß vom anderen, dass er dasselbe tut, und niemand nimmt daran Anstoß, solange er die Chance hat, dein Tun zu ignorieren. Aber wir sind um Diskretion bemüht. Bist du das nicht, dann zwingst du deinesgleichen zu einer Reaktion. Du wirst niemals gesellschaftlich für deine Eskapaden bestraft, sondern immer nur dafür, dass du dich hast erwischen lassen.

Raif: Es war... schwer, an dich heranzukommen.

Elisheva (sieht nachdenklich auf seine Brust): Das hat nichts mit Sittsamkeit zu tun.

Raif (inzwischen sehr nahe bei ihr): Womit dann?

Elisheva: Das weißt du. (Sie sieht ihm wieder in die Augen.) Und je weniger wir darüber sprechen, desto besser für uns beide.

Raif hört Neetha nach ihm rufen und sieht, dass sie Periana und Erland begrüßt, die gerade hereingekommen sind. Er begrüßt seine Ziehmutter, indem er sie liebevoll hochhebt, und seinen brother from another mother herzlich und nimmt sie mit.

Raif: Peri, darf ich dir Elish—

Elisheva: Elisheva Suvar aus Jumada. (Sie nimmt Perianas Hände.) Raif hat so viel von Euch erzählt, dass ich Euch schon an Greengrass ins Herz geschlossen hatte.

Periana (strahlt): Raif hat mir versprochen, dass ich Euch mögen würde. Bei all seiner Schwärmerei hat er nicht versäumt, zu erwäh—

Raif: Ja, schön. Elisheva, darf ich dir meinen Bruder von einer anderen Mutter vorstellen? Erland Finacre. Er führt das Gut seines Vaters.

Erland (etwas nervös, verneigt sich): Sehr erfreut, Madam.

Bran (ruft nach Raif und winkt ihn ungeduldig rüber): Komm schon! Corbet will auf uns anstoßen!

Raif (zu Periana und Elisheva): Ich hatte mir vorgenommen, euch zwei niemals zu lange alleine zu lassen.

Periana: Und ich hatte mir vorgenommen, meine Schwiegertochter kennen zu lernen, also hau schon ab. (Sie drückt Raif lachend weg.)

Raif (zu Elisheva): Glaub ihr nur, was für mich spricht! (Zu Erland:) Komm.

 

Raif: Wie findest du sie? (Er nickt zu Neetha, aber Erland bekommt das nicht mit, weil er sich noch nach Elisheva umgedreht hat.)

Erland: Sie ist... wirklich hübsch. Wie zum Abgrund bekommt einer wie du Chancen bei einer wie der?

Raif (knurrig): Nicht Elisheva. Sie. (Er nickt nochmals zu Neetha.)

Erland: Sag das doch. Das Kleid verwirrt mich—

Raif: Du weißt doch, dass sie es trägt, weil—

Erland: Wenn du mich ausreden ließest, würde dir klar werden, dass mir das klar ist. Aber es fällt nun mal schwer, sie sich als Geweihte Amaunators vorzustellen.

Raif: Das will sie heute auch gar nicht sein, darum trägt sie's ja.

Erland: Du wirst es nicht glauben, aber auch das ist mir klar. Trotzdem. Eine Geweihte bleibt immer eine Geweihte, auch wenn sie's gerade nicht sein will.

Raif: Findest du sie hübsch?

Erland: Mutter Josmene steckt sie allemal in die Tasche. (Raif sieht ihn missbilligend an.) Das war ein Scherz. Ich würde sie nicht hübsch nennen, aber ganz sicher auch nicht hässlich. Obendrein eine Tethyrianerin, die sich wie eine Dame zu benehmen weiß, wo erlebt man das schon? (Die beiden lachen über ihren Insider.) Ja, sie kann die Straße überqueren, ohne erschlagen zu werden.

Raif: Ihr kennt euch ja nur vom flüchtigen Sehen, ich stelle euch noch mal anständig vor. Vielleicht gefällst du ihr ja. (Erland sieht ihn lauernd an.) Sieh mich nicht so an, kann doch sein.

Erland: Was führst du im Schilde?

Raif: Nach ihrem letzten Besuch hier hat es sie Einiges an Selbstüberwindung gekostet, heute Abend hier zu sein. Ich möchte einfach, dass es ihr gut geht. Dass sie einen schönen Abend hat.

Erland: Sehr nobel von dir. Es ist nicht etwa einfach nur so, dass sie nicht mitbekommen soll, wenn du deiner Elisheva schöne Augen machst?

Raif boxt Erland in den Oberarm, Erland boxt zurück.

Erland (wird auf Milandre aufmerksam, die irgendwo steht wie bestellt und nicht abgeholt, zeigt auf sie): Ist das die Belgrave? Was frag ich, natürlich ist sie das. Oder?

Raif: Ja, das ist sie. Sie stell ich dir auch noch vor.

Erland: Soll ich mich um die auch kümmern?

Raif boxt ihn erneut in den Oberarm, Erland nimmt ihn kurz in den Schwitzkasten.

 

Sie erreichen Bran, Corbet und einige andere, und Peri und Elisheva, die die beiden von einem kleinen Tisch aus beobachten, haben sich in der Zwischenzeit natürlich weiter unterhalten.

 

Periana: Raif ist ein Kind Sunes, schon immer gewesen. Jedenfalls seit er bei uns ist. Ich kann die Mädchen nicht zählen, die ihm den Kopf verdreht haben. Vermutlich wird er schwermütig, wenn er sich nicht einmal pro Mondlauf verliebt. Aber er hat mir selten so viel von einem Mädchen erzählt wie von Euch. Ich wusste, die ist etwas ganz Besonderes. Und ich sehe, was er an Euch findet.

Elisheva (ungläubig, aber sehr amüsiert): Ich möchte keinesfalls nach Komplimenten fischen, aber...

Periana: Pah. Seht Euch an. Ihr wisst, dass alle Blicke in diesem Raum auf Euch ruhen. Ihr sorgt ja auch dafür, unübersehbar zu sein. (Sie sieht sowohl herausfordernd als auch anerkennend auf Elishevas extrem aufreizende Garderobe, aber Elisheva bricht ob dieser Unverfrorenheit in schallendes Gelächter aus.) Dass Ihr ihm gefallt, ist ausgemacht, aber wenn das alles wäre, hätte er nie Euren Namen erwähnt. Wisst Ihr, wie er Euch beschrieb? (Elisheva, immer noch fassungslos, aber extrem interessiert, schüttelt fragend den Kopf.) "Peri", sagte er. Er nennt mich Peri. "Peri", sagte er, "sie ist eine so leidenschaftliche Frau. Aber keiner bemerkt das. Sie lässt es nicht zu, sie zwingt sich in eine würdevolle Haltung, aber eigentlich möchte sie den Kopf in den Nacken werfen und lachen, tanzen wie auf glühenden Kohlen, aus Leibeskräften in die Winde schreien. Ihre Augen bergen ein geheimes Feuer, und wenn du in sie blickst, verbrennst du dich daran. Ich habe noch nie so ein dunkles Feuer gesehen." (Sie macht grinsend ein schwärmerisches "Hmmm!")

Elisheva (strahlend, herzlich): Liebe Mistress Finacre—

Periana: Peri.

Elisheva: Liebe Peri, Ihr seid überraschend offen, und ich danke Euch dafür.

Peri: Wollt Ihr wissen, was er noch gesagt hat?

Elisheva: Und Ihr seid erschreckend indiskret. Ja, natürlich möchte ich alles wissen.

 

Raif stellt Erland und Neetha einander noch einmal förmlich vor, und Erland nimmt seinen Auftrag, ihr einen schönen Abend zu bereiten, ernst und macht sich auf zumindest für amnische Verhältnisse gesellschaftlich akzeptable Weise an sie heran. Neetha genießt das auch und malt sich bereits aus, was heute Abend noch möglich sein könnte.

 

Raif geht zur armen Milandre hinüber, die überhaupt keine passenden Kleider für eine solche Gelegenheit besitzt, sondern nur das an hat, was sie normalerweise unter ihrer Rüstung trägt. Niemand spricht mit ihr, niemand kümmert sich um sie, sie ist dank ihrer Entstellung wie Luft für die schick zurechtgemachten Gäste. Sie kennt es nicht anders, so war es schon immer, aber sie bemitleidet sich weniger dafür, als dass sie sich im Geiste selbst dafür erniedrigt. Milandre freut sich, dass sich Raif die Zeit nimmt, ihr kurz Gesellschaft zu leisten, obwohl er im Gegensatz zu ihr beliebt ist, und "schickt" ihn auch bald freundlich weg.

 

Periana: ... und vor mir stand ein schlaksiger, etwas linkischer Knabe von vierzehn Wintern, fast fünfzehn. Wie bei so vielen Jungs in dem Alter schien es, als ob seine Körperteile unterschiedlich schnell wuchsen und erst noch zusammenfinden mussten. Es war kaum zu erahnen, was für ein stattlicher Bursche das mal werden würde, das kann ich Euch sagen. Aber da war Witz in seinen Augen, und eine Unbekümmertheit, die man nach so einer langen Reise ins Nirgendwo nicht erwarten würde. Ich glaube, diese Unbekümmertheit hat es ihm überhaupt erst möglich gemacht, seine Heimat zu verlassen mit nichts weiter als einem Traum im Gepäck. Und diese Unbekümmertheit hat er sich bis heute bewahrt.

Elisheva: Ein Neider könnte auch von einer gewissen Sorglosigkeit sprechen, nicht wahr?

Periana: Im Sinne von verantwortungslos? Das ist Raif nicht. Er ist vielleicht nicht immer gut darin, Verantwortung zu tragen... (Sie muss lachen.) Und ganz bestimmt denkt er nicht so oft an seine Verantwortungen wie die meisten anderen, aber... (Sie seufzt liebevoll.) Er hat ein gutes Herz. Mein Erland war immer ein schlimmer Finger. (Sie lacht erneut.) Raif nie. Raif war ein wunderbarer Einfluss auf Erland. Er hat immer sehr darunter gelitten, das einzige Kind zu sein. Nun ja, Elgar war fast nie zu Hause, es hatte sich einfach nie wieder ergeben. Und als er an diesem einen Tag Raif anschleppte, da... Elgar hat das jahrelang nicht wahrhaben wollen, aber ich wusste auf Anhieb, dass Erland und Raif ein Herz und eine Seele werden würden, trotz ihrer Unterschiede, vielleicht auch wegen ihnen. Erland schlägt komplett nach seinem Vater, aber Raif ist wie ich. Mit ihm war die Familie komplett. Meine Jungs.

Elisheva: Ihr müsst unglaublich stolz sein, Peri. Ich hörte auf der Reise erst nach und nach von Raifs verblüffenden Erlebnissen.

Periana (zieht hilflos die Schultern hoch): Bei aller Phantasie... das kann sich wohl niemand vorstellen. Erlands Leistungen sind da für mich greifbarer. Er hat das Gut in den letzten fünf Jahren so sehr auf Vordermann gebracht, unserer kleinen Schafzucht einen Namen gemacht. Das ernährt uns, und es ernährt uns inzwischen recht gut, das sah auch mal ganz anders aus. Das, was Raif erlebt, das ernährt das Herz.

Elisheva: Es war so unvorstellbar großzügig von euch, so einen Streuner bei Euch aufzunehmen, Peri.

Periana: Das finde ich gar nicht. Ich verliebte mich auf Anhieb in Raif. In meinem Herzen war das sofort mein zweiter Sohn. Seht Ihr, ich verstehe Euren Brannon. Vermutlich bin ich die Einzige im ganzen Raum, die das tut. Du siehst jemanden, und du weißt, wer das ist. Du musst nicht den Namen kennen, nichts weiter über ihn wissen, aber du weißt, wer das ist.

Elisheva: Habt Ihr Brannon und Ronica schon kennen gelernt?

Periana: Nein. Ich wollte ja, aber Raif möchte uns vorstellen, und das nehme ich ihm nicht, das ist ihm wichtig. So wichtig, wie es ihm letztes Jahr war, mir Spider vorzustellen.

Elisheva: Den... den Tiefling?

Periana: Er ist sein Freund. Das ist so eine Freundschaft, über die niemand redet, aber ich spüre, dass er ihm fehlt. Er hat ihn gestern immer wieder mal erwähnt – wenn er nicht gerade wie ein Wasserfall von Euch sprach. (Sie weist auf Elisheva und sich selbst.) Uns beide vorzustellen, war ihm auch sehr wichtig, deswegen wollte er nicht bei uns schlafen und dann gemeinsam heute Abend herkommen, sondern erst Euch abholen. (Elisheva lächelt, aber Periana merkt diesen Hauch von Traurigkeit und beugt sich vertraulicher vor.) Raif hätte unser Gut nicht führen können. Dafür hatte Erland gut daran getan, sich von der Gemeinschaft zu trennen, denn ihr Leben hätte er nicht führen können. Raif mag ein Träumer sein, aber er ist ein ehrlicher Träumer, mit Träumen groß genug für zwei. Er ist ein Glücksritter, von Tymora geküsst, denn um ihn herum wird Undenkbares wahr.

Elisheva (sieht zu Boden): Raifs Leben ist wie... wie eine im Sonnenschein funkelnde Glasperlenkette, mit der unzivilisierte Alaru aus dem Leuchtenden Süden angelockt werden. Aber wenn sie in dieses andere verheißungsvolle Leben treten, erwarten sie nur Leid und Entbehrungen, denn... weil sie sind, was sie sind, dürfen sie es nicht mitleben.

Periana: Elisheva, ich weiß nur eins. Bei allen Mädchengeschichten gab es nur zwei Frauen in seinem Leben, die ihn wirklich tief berührt haben. Und weil ich ihn selten so erlebt habe wie gestern, müsst Ihr wohl die dritte sein. (Sie drückt Elishevas Unterarm.) Mehr muss ich nicht wissen.

Raif (ist unbemerkt herangetreten und wurde langsamer, weil er gesehen hat, dass das Gespräch wohl ernster geworden war): Ich hatte mich gefragt, ob mich die Damen wohl begleiten würden? Peri, ich möchte dir Ronica und Brannon vorstellen.

Periana (steht lebhaft auf): Das wurde aber auch Zeit! Oh, das hatte ich gestern ganz vergessen zu sagen. (Sie zupft an Raifs Vollbart, wird mahnend.) Der, mein Freund, kommt ab. (Sie nimmt dann sein Gesicht in beide Hände, mütterlich-begeistert:) Du sollst dein Gesicht nicht so verstecken, mein Hübscher! (Sie küsst ihn, er lacht.)

 

Corbet hat einen weiblichen Gast auf die Tanzfläche entführt und tanzt typisch amnisch, womit er Nial eifersüchtig macht (die ja ein Westie ist und das noch nicht kennt), Erland tanzt behutsam mit Neetha, und Tulwood und Talara tanzen einen Volkstanz, den beide kennen, zur amnischen Musik – passt zwar nicht, aber sie haben Spaß. Mit jugendlicher Energie feiern sie ausgelassen und denken nicht an morgen, sondern leben im Hier und Jetzt.

 

Bran hat Raif schon wiederholt angehauen, dass er auch endlich das Tanzbein schwingen soll, und das tut er mit Elisheva dann auch – um festzustellen, dass sie eine bessere Tänzerin als Quistis ist. Zuerst tanzen sie einen feurigen Tanz, danach einen langsamen, extrem aufreizenden. Tulwood und Talara gehen angesichts solch unverhohlen-schamloser künstlerischer Interpretation von körperlichen Begierden die Augen über, in Marsember oder Berdusk wäre das absolut unerhört! (Klar: In einer Welt ohne TV, Radio, Zeitschriften kriegt man vom Rest Faerûns wenig mit. Für die ist das, als ob sie das erste Mal einen Porno sehen. Wäre ihresgleichen (also Cormyrianer oder Westies) in der Überzahl, wären gewiss viele tatsächlich verärgert ob dieser Unzucht gewesen und hätten dem ein Ende gemacht.)

 

Neetha sieht die beiden tanzen, und jeglicher Genuss des Abends ist im Nu verflogen. Wenn Elisheva schon so leidenschaftlich und intim mit Raif getanzt hat, dann ahnt Neetha, dass heute Nacht die Nacht sein wird. Und ja, siehe da, bald verabschieden sie sich, um noch etwas "spazieren zu gehen". Das nimmt Talara, deren Blut das Anschauen dieser Tänze förmlich zum Kochen gebracht hat, zum Anlass, Tulwood tief in die Augen zu sehen und anzumerken, dass sie ebenfalls frische Luft brauche.

 

Raif und Elisheva kehren in den Neuen Morgen zurück und Tulwood und Talara ins Gesteppte Wams, und in abwechselnden Szenen sehen wir, wie die beiden Paare miteinander schlafen, einmal in luxuriösem Ambiente, einmal in sehr einfachem.

 

Raif wacht neben Elisheva auf und ist der glücklichste Mann der Welt. Doch Elisheva, die nie gelernt hat, so wie Raif im Moment zu leben, hält sich schon wieder vor Augen, dass sie keine Zukunft haben, und doch hat sie sich nun noch stärker in ihn verliebt. Während sie sich anziehen, wird sie also schon wieder etwas abweisender und bittet Raif schließlich, zu gehen, womit sie klar macht, dass das hier eine einmalige Sache bleiben muss. Raif verlässt geknickt Elishevas Suite, läuft unten aber Bassal in die Arme.

 

Schnitt auf Neetha, die ein paar Zimmer weiter wieder ihre priesterlichen Gewänder anlegt (bemerkenswert, wenn man ihre Erfahrungen und ihr Zögern bedenkt, überhaupt die Stadt zu betreten), weil sie mit Marit Lage über Talara reden will. Sie verlässt ihr Zimmer, läuft auf dem Gang aber Elisheva über den Weg, die sich offenbar ein Herz gefasst hat, irgendetwas Schweres zu tun. Hinter ihr geht sie in den Gastraum hinab, doch Elisheva zögert, als sie Bassal und Raif an einem Tisch sieht, wobei Bassal ihr auch gleich bedeutet, sich zu ihnen zu gesellen. Neetha beschließt, sich an einen Tisch in der Nähe zu setzen und ein bisschen in ihrem Gebetsbuch zu "lesen".

 

Bassal erklärt, dass die Situation inzwischen vollends außer Kontrolle geraten ist, und es muss eine Lösung her. Raif wirkt total aufgelöst, doch Elisheva wirkt gefasst, denn gerade wollte sie einen Moment der Stärke nutzen, bevor es für sie bei Raif kein Zurück mehr gibt. Bassal aber überrascht sie maßlos: Weil die Verbindung zwischen Elisheva und Raif ein Schlag ins Gesicht der teziirianischen Ritter ist, die beiden aber ganz offensichtlich nicht voneinander zu trennen sind, müsse man nun Sir Targray of Thorolund, Sir Magerold of Lanafir und Sir Othmar of Astora heimschicken. Bassal erläutert, dass sie sie nach Hause begleiten sollten, aber Amn ist bereits ihr Zuhause, und wenn man behauptete, dass man hier auf Verwandte warten müsse, die sie abholen, um sie dann erst mal nach Athkatla statt nach Shepherdston zu bringen, empfähle es sich, die Ritter sofort von ihren Pflichten zu entbinden. Das würde natürlich bedeuten, dass man anderer Beschützer bedürfte, aber Master Bowgentle habe bereits seine volle Unterstützung und die seiner Kameraden zugesagt.

 

Elisheva ist völlig überrascht und weicht lange Raifs hoffnungsvollem "Komm schon, sag ja!"-Blick aus. Mit so einer vernünftigen, sachlichen Entscheidung von Bassal hätte sie nie gerechnet (Raif und der Zuschauer ebenso wenig). Schließlich stimmt sie zu, und Raif gibt ihr die Zeit, das Notwendige zu regeln, bedankt sich bei Bassal und verabschiedet sich förmlich vom Tisch.

 

Draußen wirbelt er Neetha vor Freude herum. Jetzt kann er sich anderen Dingen widmen. Er erfährt, dass Neetha mit Lage reden wollte, und staunt. Sie hätte als Vertreterin von Recht und Ordnung kein Argument und Lage alle. Was in aller Welt hatte sie sagen wollen, obendrein in ihrer Funktion als Amaunator-Geweihte? Raif nimmt ihr das ab, damit sie nicht gegen ihre eigenen Grundsätze freveln muss, denn irgendwie traut er ihr hier in Eshpurta alles zu.

 

Die beiden hecken also eine Ausbezahlung aus: Raif will Lage 300 Silbertaler bieten und hat keine Ahnung, ob das zu viel oder zu wenig wäre, denn er ist kein Händler und weiß den Verlust nicht zu beziffern. Mit einem Prozentwurf habe ich ermittelt, dass das zu wenig ist, aber beide legen extrem starke Diplomacy-Checks hin und Lage für Sense Motive zwei Einsen in Folge: Er lässt sich von den beiden total bequatschen und akzeptiert die zu niedrige Summe. Später wird er sich maßlos ärgern, aber ein Handschlag ist ein Handschlag.

 

Danach trifft man sich mit Peri, Erl, Bran, Roni und den Kindern, und während die anderen in einem Straßencafé essen, gehen Raif und Bran auf den Markt, um nach Preisen für Pferde und Fuhrwerke zu sehen (damit sie in Keczulla nicht nehmen müssen, was da ist, falls es hier preislich akzeptabel sein sollte). Natürlich schaut Raif auch noch bei Tulwood und Talara vorbei, die im Gesteppten Wams ihre Zeit sehr... sinnvoll verbringen, und lässt Talara wissen, dass sie frei ist. Talara jauchzt vor Freude. Ja, sie wird ihre Familie, obwohl sie nicht gut zu Talara war, vermissen (Blut ist nun mal dicker als Wasser), aber nun steht ihr die ganze Welt offen – zumindest sieht sie das gerade im Überschwang der Jugend und inspiriert von Tulwood und Raif so.

 

Tunstal taucht mit Uldrin auf, er hat Neetha schon überall gesucht. Man hat hier in Eshpurta einen Magier gefunden, der bereit wäre, die Versteinerungen rückgängig zu machen, aber nur gegen bares Geld. Für vier Zauber verlangt er 800 Silbertaler, 200 hat Tunstal schon gesammelt – ob sich die Kirche Amaunators wohl auch beteiligen wolle? Neetha macht das davon abhängig, was die Suvars geben, also begleitet sie Tunstal und Uldrin zum Neuen Morgen. Elisheva bittet Revelon, sie ein letztes Mal zu bedienen, indem er Neetha etwas zu trinken bringt. Jetzt fällt Neetha überhaupt erst auf, dass Revelon offenbar zu den Rittern und nicht zu den Suvars gehört.

 

Elisheva bietet sogleich an, die restlichen 600 Silbertaler zu bezahlen, woraufhin Neetha sich ausbittet, 100 übernehmen zu dürfen. Bei der Gelegenheit erwähnt sie auch gleich um ihres eigenen Seelenfriedens willen, dass sie, obwohl sie für Raif Gefühle hegt, sich für Elisheva und ihn freut.

 

Raif und Bran beschließen, auf bessere Preise in Keczulla zu hoffen, in Eshpurta finden sie nichts Preiswertes. Raif kehrt zum Neuen Morgen zurück, um sich anständig von den Rittern zu verabschieden, weil er ja auch weiß, dass er ihnen das Leben schwer gemacht hat. Sir Targray will gar nicht mit ihm reden (Raif kann's ihm nicht mal verdenken), aber Sir Othmar übernimmt die herzliche Verabschiedung.

 

Peri und Erl übernachten im Neuen Morgen und verabschieden sich spätabends von Raif, denn Peri will nicht, dass er sie morgen früh weckt – er soll schon weg sein, wenn sie aufsteht.

Etappe 6: Eshpurta – Keczulla (150 M.)

 

Am nächsten Morgen reist die Karawane im Zwielicht ab. Peri ist trotzdem wach und sieht vom Fenster aus weinend hinterher. Unten sieht man auch Uldrin, der wortlos, aber ergriffen den wortkargen, nun frisch entzauberten Thark umarmt.

 

Der Unterschied für die Gruppe ist jetzt der, dass Raif nun bei Elishevas Kutsche reitet und Bran, Tulwood, J'avo und Milandre sich auf den Kutschböcken neben den Kutschern abwechseln.

 

Die Reisenden stellen bald fest, dass Yrando nicht mehr mit von der Partie ist. Darauf angesprochen meint Tunstal, er habe in Iriaebor bis Eshpurta nachgelöst, und da er seitdem nicht signalisiert hat, noch weiter zu wollen, vermisst er ihn auch nicht.

 

Neetha fragt sich, ob Yrando sie nur bequatscht hat und im Grunde der nie enttarnte Attentäter oder zumindest ein Mitwisser war. Vielleicht hat Barroch ihn ja ertappt und erledigt? (Coole Idee, aber falsch. Dass sie ihn mit ihrer sündhaften "Ich weiß, dass du es warst!"-Scharade so hart angegangen war, konnte Yrando nicht verwinden. Er hatte Neetha idealisiert und auf einen Podest gestellt, aber mit dieser windigen und herzlos-berechnenden, tatsächlich sogar extrem unehrlichen Nummer hat sie die Illusion zerstört. Er blieb zwar freundlich und respektvoll, sah sich aber betrogen, denn wegen dieser ganz besonderen Amaunatorianerin hatte er viel Geld ausgegeben, um ihr nach Amn zu folgen – und dann tut sie so was... Deshalb hielt er es auch für besser, ohne Abschied zu gehen, weil er das nicht aussprechen wollte, denn eine Autorität, zu der man so was nicht sagt, bleibt Neetha ja trotzdem.)

 

Raif reitet neben dem Gepäckwagen der Suvars, auf dem Tulwood sitzt, und informiert ihn darüber, dass er keine Liste führt, Tulwood muss nichts von dem zurückzahlen, was er gekostet hat, denn er steht ja seinen Mann und bringt sich ein. Aber über Talara wird Tulwood sich Gedanken machen müssen, denn das Geld möchte Raif wiedersehen, sowohl ihre Auslöse als auch die laufenden Kosten.

 

In der Abenddämmerung des sechsten Reisetages, am neunten Tag des dritten Zehntags im Kythorn 1373 DR also, hält die Karawane in Sichtweite von Keczulla. Die Helden werden im feurigen Abendrot nach vorn bestellt, Kutscher und Arbeiter von Tunstal's Travels steigen ab, und Uldrin erklärt ungelenk, dass sie da etwas vorbereitet haben. Viele Arbeiter holen jetzt Zettel hervor, in die sie mit mehreren hineingucken, und bringen den Rettern der Karawane ein Ständchen. Jeder der noch Anwesenden, die sich im Kampf gegen die Räuber verdient gemacht haben (also auch Angrosh Ironbeard), aber auch Elisheva (weil sie den Großteil der Entzauberung bezahlt hat), kriegt eine Strophe, noch sehr respektvoll bei Elisheva, Neetha und Casmar und je nach gesellschaftlichem Stand dann auch schon mal frecher, aber sehr liebevoll und sympathisch auf eine unbeholfene "Reim dich oder ich fress dich"-Arbeiterklassenweise. Die Adressaten sind sehr gerührt und bedanken sich.

 

Auf der letzten Meile verabschiedet sich Neetha von Tunstal und Lt. Grenwick und hat für beide viele lobende Worte übrig, die sie auch so meint. Gerade bei Grenwick erweckt das erneut Casmars Missfallen, weiß er doch, dass das ein ehemaliger Gesetzloser sein muss, doch Casmar ist der Fundi und Neetha der Realo. Sie beurteilt nur, was sie selber weiß und gesehen hat, und da hat Grenwick eine gute Figur abgegeben, und Neetha findet außerdem, dass ein paar lobende Worte noch nie geschadet haben, gerade wenn jemand einer ehrlichen Arbeit nachgeht, nachdem er das vorher vielleicht nicht getan hat.

 

Tunstal's Travels wird zwei volle Tage Station in Keczulla machen, bevor die Karawane nach Amnwater weiterzieht, die Suvars und die Helden aber nur einen. Heute Abend wird mit den Lynds, den Embuirhans, Taral Sanvean und Mawlin Belainor der Abschied gefeiert (leider ohne die Arbeiter, da die sich die Location nicht leisten können). Da Angrosh ebenfalls nach Shepherdston will, um die Hochzeit seines Vetters zu feiern, wird natürlich erfreut abgemacht, dass er sich den Helden anschließt.

 

Die Lynds zeigen den Helden am nächsten Tag, wo sie wohnen, und laden sie herzlich ein, wenn sie das nächste Mal in der Gegend sein sollten, und dann wird ein Vermögen für zwei Fuhrwerke, vier Zug- und vier Reitpferde ausgegeben, obendrein ein neues Zelt für Tulwood und Talara, Sattel, Ausrüstung und Proviant für satte 266 Dukaten.

Etappe 7: Keczulla – Esmeltaran (180 M.)

 

Nun reisen "nur noch" Elisheva, Bassal, Quistis, Talantere, Maeros, eine Dienstmagd und zwei Kutscher, Brannon, Ronica, Danica, Lorica, Junica, Tulwood, Talara, Neetha, Casmar, Raif, Milandre und Angrosh weiter – mit 20 Köpfen fast eine eigene kleine Karawane mit zwei Kutschen und drei Fuhrwerken. Dauerhaft beritten sind jetzt Raif, Neetha, Casmar, Tulwood und Milandre, der Rest sitzt auf den Fuhrwerken.

 

Es geht durch ein Land, das sich von seinen schönsten und romantischsten Seiten zeigt. In den Pausen und vor allem abends ist deutlich zu sehen, wie sehr Tulwood und Talara und Raif und Elisheva einander genießen. Diese beiden halten seit der Abreise aus Keczulla ganz offen Händchen, schmiegen sich abends am Feuer aneinander, küssen sich, und Raif übernachtet nun auch ganz offiziell in Elishevas Zelt. Sie genießen ihre gemeinsame Zeit, ohne an morgen zu denken, was mal mehr, mal weniger gelingt. In Neetha wird es immer unruhiger, wenngleich sie nach außen cool bleibt, doch sie leidet jeden Tag mehr, da sie nun dauerhaft mit dem Unübersehbaren konfrontiert wird.

 

Eines Nachts sucht sie sogar J'avo in seinem winzigen Zelt auf (das er nun für sich alleine hat) und geht mit ihm auf Tuchfühlung. Er wehrt sie ab, will ihr aber auch nicht weh tun, doch Neetha hängt sich an ihn wie eine Klette und schluchzt, er solle sie halten. Ihm bleibt aus seiner Sicht keine andere Wahl, und so liegt er völlig verkrampft da, während Neetha in seinem Arm weint und einschläft. Als sie in aller Herrgottsfrühe sein Zelt verlässt, begibt sich J'avo gleich zur Wache haltenden Milandre, um klarzustellen, dass da nichts gelaufen ist. Nachdem alle anderen aufgestanden sind, wendet er sich auch an Bran, erzählt von letzter Nacht und fragt, was er denn tun soll, wenn sie wiederkommt? Ein Zuma wie er wird zu Hause schon für viel weniger aufgeknüpft. Eine Weiße anzufassen, und dann obendrein eine aus der besseren Gesellschaft, ist selten eine gute Idee – sie muss nur ein Wort sagen, und das war's dann in der Regel.

 

Mürrisch erwidert Bran, er solle sich keine Sorgen machen, und knöpft sich Neetha vor und macht ihr unmissverständlich klar, dass das besser nicht noch mal vorkommen wird. Zu ihrer emotionalen Ausnahmesituation kommt jetzt auch noch Demütigung hinzu, und sie beginnt, J'avo zu hassen, weil er sie "verpetzt" hat. Um nachzuvollziehen, dass er das aus Selbstschutz getan hat, weil er nicht wusste, wie er sich verhalten soll, müsste sie sich in ihn hineinversetzen, aber das käme ihr bei diesem "Wilden" gar nicht in den Sinn.

 

Auf der viel befahrenen, bestens in Schuss gehaltenen Gem Road kommen ihnen täglich viele Reisende entgegen, was auf Hadmar's Trail zwischen Iriaebor und Eshpurta nur selten der Fall war. Das Wetter ist wunderbar, die Reiseatmosphäre entspannt und gelöst, man kann nicht umhin, sich für die drei glücklichen Paare zu freuen. Elisheva hat sich Raifs Einfluss ergeben und denkt nicht an morgen, sondern genießt die Zeit, die sie mit Raif hat. Wir erleben auch einen ganz anderen Bassal, denn da die Gefahr des Gesichtsverlusts weg ist, stellt man fest, dass ihm herzlich egal ist, dass seine Schwester mit diesem Vagabunden herumschäkert. Neetha macht gute Miene zum bösen Spiel, aber es geht ihr täglich schlechter.

 

Am sechsten Tag des Flamerule 1373 DR erreichen sie das prachtvolle Esmeltaran und steigen wie gewohnt im Golden Sands Inn ab. Raif macht sich auf zu Salix Mulzibers All Things Alchemical, um Merioneth Erron die traurige Nachricht von Cordians Tod zu überbringen. Im Anschluss begibt er sich zum Tempel Helms, erfährt dort aber, dass bereits eine Amaunator-Priesterin hier ist. Raif wartet in einem Straßencafé, Neetha verlässt den Tempel, und er passt sie auf der belebten Straße wütend ab.

 

Raif: Was in Tyrs Namen sollte das?

Neetha: Bitte? Ich nahm an, du würdest dich freuen.

Raif: Du nahmst... was?

Neetha: Ich wollte dir die unerfreuliche Aufgabe abnehmen.

Raif: Es ist nicht an dir, sie mir abzunehmen!

Neetha: Er war auch mein Freund!

Raif: Ach ja? Keine zweihundert Worte hab ich euch miteinander wechseln sehen! Ihr kanntet euch, mehr nicht! (Neetha sieht ihn wütend und stechend an.) Das war die Aufgabe der Gemeinschaft der Ersten Sonne!

Neetha (mit sich überschlagender Stimme): Ich gehöre ebenso zur Gemeinschaft wie du!

Raif: Sieh an, auf Hadmar's Trail hast du das noch anders gesehen! Du bist kein Mitglied, du wirst auch nie eins sein, du bist uns ganz offiziell von deiner Kirche an die Seite gestellt worden, um auf uns aufzupassen und uns... anzuleiten, was weiß ich! Du repräsentierst uns nicht, schon gar nicht als Priesterin der Kirche Amaunators!

Neetha: Zügle deinen Ton, du sprichst mit einer Lichtträgerin!

 

Sie rauscht ab, und beide kehren getrennt ins Inn zurück. Fortan kapselt sich Neetha zu Casmars Freude deutlich von allen anderen ab und setzt einen förmlichen Brief auf, in dem sie der Gemeinschaft der Ersten Sonne mitteilt, dass die Kirche Amaunators die entstandenen Kosten für die Lebenshaltung von Neetha und Casmar in Höhe von 500 S begleichen werde.

 

Den Abend und den zweiten Tag im grandiosen Esmeltaran kann Raif kaum genießen, da er kocht vor Wut. Dennoch geht er mit Talara einkaufen (weil er es ihr auf dem Weg hierher versprochen hatte, damit sie auch mal etwas Hübscheres als ihre gewohnten zwei Kleider tragen kann) und abends mit Eli, Quistis und Bassal aus.

Etappe 8: Esmeltaran – Gambiton (40 M.)

 

Am Morgen des Aufbruchs stellt Raif die eisige und förmliche Neetha zur Rede. Die brüskiert ihn mit der Forderung, mit Ihr und Ehrwürden angesprochen zu werden, und weist darauf hin, dass sie die weitere Kommunikation aufs Notwendigste beschränken wird. Bevor Raif erneut der Kragen platzt, lenkt er sein Pferd um und reitet nach vorn.

 

Abends lässt Neetha Casmar ihre Zelte getrennt von den anderen aufstellen und will eine förmliche Ankündigung durch ihn, bevor jemand zu ihr gelassen wird. Casmar ist hochzufrieden, dass sich Neetha endlich verhält, wie sich eine Priesterin Amaunatos seiner Meinung nach verhalten sollte.

 

Raif kotzt sich bei Bran aus. Er sagt es nicht, aber abgesehen von dem Schlag ins Gesicht, dass sie nun so tut, als sei man einander komplett fremd, verübelt er ihr ganz besonders, dass er seine letzten Tage mit Eli gar nicht so genießen kann, wie er es sich gewünscht hatte. Eli tröstet ihn abends in ihrem Zelt, so gut sie kann.

Etappe 9: Gambiton – Shepherdston (90 M.)

 

In Esford (The Witcher 3, Flovive (nordöstlich von Beauclair)), der letzten Station vor Shepherdston, verbringt man die letzte Nacht vor Erreichen von Elishevas Ziel. Das Gasthaus liegt zwar am Imnescourse, aber gerade ist wenig los, weshalb der Schankraum auch nicht besonders gefüllt ist, als Raif allein am Tisch sitzt und, anstatt auf sein Zimmer zu gehen und die letzte Nacht mit Elisheva zu beginnen, die Zeit vergisst, während er Revue passieren lässt, was er alles schon mit Neetha erlebt hat – und nun verhält sie sich wie ein komplettes Arschloch.

 

Talara lässt sich ordnungsgemäß von Sir Casmar anmelden und besucht Neetha. Das Mädchen beginnt zu weinen, als es schluchzend erzählt, wie schwer es ihm fällt, zuzusehen, wie sich die Priesterin vom Rest entfernt, insbesondere von Raif. Ihre Tränen drohen Neetha anzustecken, und sie muss sich sehr beherrschen, als sie Talara mit einer aufmunternd-nichtssagenden Floskel förmlich aus ihrem Zimmer schiebt. Sie bringt sich gerade noch so unter Kontrolle und starrt ratlos die Tür an. Ausgerechnet das, was ihr erstmals Sir Casmars Bewunderung eingebracht hat, ist das, dessen sie sich schon seit Tagen massiv schämt, und mit jedem weiteren verstreichenden Tag wird es schwerer, diese Show wieder rückgängig zu machen. Aber ihre Verzweiflung musste sich nun mal irgendwann entladen, und das hat sie letztlich in dieser Form getan, und rückblickend kann sich Neetha das auch nicht wirklich erklären.

 

Raif sitzt an seinem Tisch, starrt ins Leere, murmelt schließlich "Was mach ich hier eigentlich?", leert seinen Becher, steht auf – und sieht Neetha in der Tür zum Schankraum stehen, die sich gerade wieder zum Gehen wenden wollte, bevor Raif sie bemerkt, wofür es jetzt aber zu spät ist. Zögerlich tritt sie näher und fragt, ob sie sich setzen darf. Raif zögert ebenfalls, bietet ihr dann aber einen Platz an und lässt noch einen Wein kommen. Eine Weile lang sagt niemand etwas, bis Neetha schließlich, ohne Raif anzusehen, ein unverfängliches Gespräch über Alltägliches beginnt, sehr verkrampft und nervös, wobei sie Raif jedoch ganz normal duzt. Nach einiger Zeit geht Raif darauf ein, entgegnet ebenso Alltägliches und duzt sie auch. Schließlich treffen sich ihre Blicke, wenn auch nur kurz, weil Raif wieder wegsieht. Das war Neethas nonverbales Friedensangebot, ohne es über sich zu bringen, um Entschuldigung zu bitten, und Raifs ebenso nonverbale Annahme um des lieben Friedens willen.

 

Eine Weile lang sitzen sie da, doch schließlich steht Raif auf und entschuldigt sich. Er würde in der Wunde bohren, spräche er jetzt aus, wohin er will, also meint er einfach nur, es sei schon spät, und Neetha sei sicher auch müde und nur zu höflich, es auszusprechen, daher möge sie ihm bitte erlauben, ihr das abzunehmen. Neetha kehrt also in ihr kaltes, leeres Zimmer zurück, wissend, dass Raifs Ziel Elishevas Arme sind.

 

Zwei Meilen von Shepherdston entfernt liegt Emberton, wo Bran vor einem Jahr, im Sommer 1372 DR, die Vistani kennen gelernt und von Nibiru die Karten gelegt bekommen hat – mit der Weissagung, dass er an einem Scheideweg eine Entscheidung zwischen seinem Vagabundenleben und seiner Familie würde treffen müssen. Er hatte angenommen, damit seien seine Brüder in Kalathtyr gemeint, aber Nibirus Weissagung hat sich tatsächlich in völlig unerwarteter Weise als wahr erwiesen.

 

In Shepherdston ist Familie Suvar durch den Brief, den Elisheva in Eshpurta aufgesetzt hatte, natürlich bereits vorbereitet und bereitet der Reisegruppe einen herzlichen Empfang. (Raif drückt J'avo etwas Geld in die Hand, damit er sich in der Stadt etwas Preiswertes suchen kann – den nimmt er gar nicht erst mit aufs Grundstück. Angrosh Ironbeard verabschiedet sich auch.) Nun lernt man also Elishevas und Bassals Eltern kennen, den charmanten Vater Gandohar, die freundliche, sehr zurückhaltende Mutter Irda und die freizügige kleine Schwester Luana. Raif weiß inzwischen, dass Gandohar Suvar der kleine Bruder von Lizaia ist, die das Familienoberhaupt darstellt. (Sie war vor ihrer Heirat mit Eslar eine geborene Suvar, aber die Suvars sind ohnehin aus den Nashivars entstanden.) Lizaia hatte mit Eslars ältester Schwester Azila Turubar um die Herrschaft über die Nashivars rivalisiert und gewonnen. Azila wiederum ist sowohl Gandohars Schwägerin wie auch seine Schwiegermutter, denn er ist mit ihrer Tochter Irda verheiratet.

 

Raif, Milandre, Tulwood und "sogar" Neetha und Casmar bekommen je ein Gästezimmer, Bran, Roni nebst Kindern und Talara werden in den Dienstbotenunterkünften untergebracht, aber leider nicht zu den Herrschaften eingeladen, weil sich dies wegen des Standesunterschieds nicht geziemt. Beim Abendessen verkündet Gandohar, dass er in der Zwischenzeit nicht untätig war und bereits eine Heirat organisiert hat, aber die Identität von Elishevas Zukünftigem wird außerhalb der Familie erst auf einer Feier übermorgen Abend verkündet. Die Beschützer seiner Kinder lädt Gandohar natürlich auch ein.

 

Anderthalb ereignislose Tage gehen ins Land. Da Eli ihm ausweicht und er sich von ihrer Heirat abzulenken versucht, sucht Raif J'avo in einer billigen Taverne auf und fühlt ihm auf den Zahn.

 

Raif: So I hear you're a dyed-in-the-wool pirate.

J'avo: I've done some pirating, but I wouldn't say I'm a pirate. If anything, I'm a whaler.

Raif (lächelt ironisch): If you say so.

J'avo: It's true. I learned the craft on the Carahilur. Surprisingly agile hulk launched in Ishau. We just called her the Cara. Fine ship, fine crew.

Raif (entspannt lächelnd, weil er J'avo nicht glaubt): You're a whaler. Well... tell me about whaling.

J'avo: Like what?

Raif: I honestly don't know the first thing about it. How do you kill these giant creatures when they're in the water? How do you even get close enough without getting swallowed?

J'avo: By boat. It's a tough job. You wanna be the first to plunge a harpoon into a whale, for, uh, bragging rights, but you don't wanna come in too fast, you don't wanna scare it off. They have great hearing, whales, and the splashing of the oars in the water makes a good deal of noise. Anyway, the first harpoon doesn't kill any whale, it just makes sure he doesn't get away. He thrashes und splashes and dives and hauls the whaleboat through the water like crazy. But it's awesome. The rush you get on such a ride, you don't get anywhere else. When he's exhausted, you draw closer to make the kill. You attempt to stab the heart or the lungs with a giant lance. Takes ten to fifteen times to down a whale. If you get the lungs, the whale chokes and spouts a 20 foot geysir of blood out of his blowhole. "Chimney's afire!" is the shout for that. When the whale takes a flurry he – uhm, that is to say, he swims in smaller and smaller circles – you know he's dying. He fins out, uh, you know, turns over on his side, and you slowly tow the whale head first back to the ship. Then you bind the big guy to the hull and start processing it. You peel the blubber from his body in long strips, and on deck you boil them down to extract the oil. Then you decapitate him to lift the white amber out of his head by buckets, and you work your way to the innards to get the ambergris out, all the while the sharks in the water rip chunks out of the carcass. Which you drop back into the ocean, unless you're starving for whale meat. That's a job for real men, let me tell you.

Raif: Wow. I, uh... Consider me surprised. So you were a whaler. How'd you become a pirate, then?

J'avo: Oh, that's a good one. Let me tell you. One day we're out in the Trackless Sea, hunting a beefy gray whale, right? We have two whaleboats out in the open, the captain's boat and the one I'm in. Out of the blue a giant sea serpent attacks the Cara portside, smashes into her keel. The captain's whaleboat's just returning to the ship because the gray whale's fluke smashed the boat, so it needed repairing, of course. The captain turns it around and watches as the sea serpent wraps itself around the Cara's bow and breaks off a good chunk of it, which sends the men aboard flying. The Cara floods and capsizes in no time, and the serpent goes for the captain's whaleboat. The men are rowing like crazy, but the fucking beast pretty much swallows them whole.

     We were watching the whole thing go down from afar, being, you know, out there, hunting the gray one, and lucky us, the serpent must have been full because after picking off some men bobbing on the water, it vanished into the deep. We watched the Cara's sinking, but some of the men had managed to bring out the spare boat and some navigational equipment and as many supplies as they could carry in that short time. There were twelve men among us, all of what was left of the Carahilur's crew. We tried to keep the boats together, but you wouldn't believe how hard that was. Couldn't bind the boats to each other, because boats are made a certain way to float through the water. Bind them together, and they form a block that you can't steer and that doesn't go much of anywhere. So we were only able to sail with the wind. We were just hoping and praying we were being blown in the right direction. All we knew was we were several hundred miles away from the coast, the naval map had gone down with the Cara, and none of us knew about any of the islands in the surrounding area.

     After two tendays of hard rationing, we were running low on supplies, but we managed to reach an island. It was teeming with hostile natives, though. Took out three of us, the tiny bastards, the rest of us got back in the boats. In the long run, their arrows killed three more, so now only six of us are left. At long last we see a sail on the horizon. Turns out to be a pirate vessel, the Viriana. A ship full of assholes, basically. It was signing on or going down for us, so all six of us signed on, of course. Had to do everything from scrubbing the deck to cooking to fighting to killing. If you didn't pull your weight, you had to walk the plank or you got keelhauled. Death sentences with no chance of survival, both of them, so you did what you were told. The Black Armada sank the Viriana eventually, and us castaways made it to an island, this one uninhabited, thankfully. We lived on birds, hogs and tortoises, but there wasn't enough to go around for all of us, so we started fighting each other. Eventually the Siren landed to fill up her water supplies. Another pirate ship, this one under Captain Cordovan. The Siren hailed from the Nelanther Isles, so the language aboard was Chondathan, and my Chondathan was pretty good.

Raif: Wait, the Siren was the ship you were a crew member of when you met the mermaid, right?

J'avo: Right.

Raif: How'd you learn Chondathan so far down south anyway?

J'avo: When I was in my teens. I ran away from the plantation I worked on, wound up in Sammarash, Eastern Tashalar. There was an old pirate from Zazesspur, Denerim. He'd made quite a score for himself, but had pissed his money up the wall with booze, whores and gambling. Poor as an Ilmatran temple mouse, old and feeble. He could use my muscles, I could use his brains. (Er schmunzelt.) He insisted on me learning "the most noble of all languages", Chondathan. Wouldn't talk to me in Tashalari, not a word. Taught me the language, taught me to read, gave me all the books he had to teach me about the world, and my work put bread on the table.

Raif (spöttisch): You've actually read more than one book?

J'avo: At Denerim's? Eleven, actually.

Raif: What kind of books would a pirate from Zazesspur read in the Shining South, I wonder.

J'avo: Anything he could get his hands on, didn't matter what the subject was, as long as it was written in Chondathan. Made him feel like home, I guess. When his eyes went bad, I had to read them to him everyday. Even the cookbooks.

Raif (lachend): What?

J'avo: Three out of the eleven books were cookbooks. Take two pinches of basil, five lady's mantle leaves, a fingertip of fennel seeds and a handful of crimplecap shavings... (Raif lacht.) I'm a pretty good cook, know them recipes like the back of my hand.

Raif: And he taught you to handle a sword, too?

J'avo: No, he was way too frail for that. I took care of him in his final years, and after he died, I wound up in Tashluta and worked as a longshoreman.

Raif: Well, I've been to Tashluta myself. You being a... a native, didn't they think you were a runaway slave? Which you were?

J'avo: All the time. But I wasn't the primitive boy I used to be. Everytime they harrassed me and I talked to them, I convinced them I knew a thing or two about the world. Too much to be a slave.

Raif: But you didn't learn the art of swordfighting as a longshoreman.

J'avo: No. I caught the eye of a recruitment officer of the Oreal Guard.

Raif: Well, you do stand out.

J'avo: I guess. I fell in with the forces of the Marakanar family. They gave me some proper training and let me work as a warden and overseer on one of their plantations.

Raif: An overseer. For slaves.

J'avo: Yeah.

Raif: You used to be one, too.

J'avo (zuckt die Achseln): Yeah. So?

Raif: Anyway. You ended up becoming a pirate. Why'd you leave?

J'avo: Two years of training and well-paid work. All it took was a visiting grandee who didn't like my face, so I got kicked out.

Raif: Are you sure he just didn't like your face?

J'avo: I'm a veol. A halfbreed. He did not suffer the taint of Zuma blood. (Er zuckt die Achseln.) That's all it takes. All the reason he needed.

Raif: So if it wasn't for him—

J'avo: I'd be set. I'd probably be captain by now. Can't go higher than captain as a veol, but yeah.

Raif: And instead...?

J'avo: I signed on for work on the Carahilur, became a whaler.

Raif: Oh yeah, that. So, Zuma blood. I know about the Alaru and the Uraku, but Zuma?

J'avo: The Cyclops Islands. We're watermen, fishers. On the main island, Tharsult, no free Zuma are left. Some on the surrounding islands, I hear. But we're mostly enslaved.

Raif: And you were born a slave?

J'avo: My mother was a slave. Got raped by a rich fana, and there I was.

Raif: Those blue eyes don't seem to quite fit you.

J'avo: Yeah.

Raif: Do you know who it was?

J'avo: He didn't exactly introduce himself to my mother.

Raif: Is that the reason you're so big?

J'avo: Big for you northerners. For a Zuma, I'm average. In fact, I think the fana's blood is holding me back. That's why the settlers enslaved us. We outmuscle them, we're far stronger, and we can take a beating like the best of them.

Raif: I remember the Alaru and the Uraku being much slimmer, shorter than—

J'avo: We're not related. We're Cyclopeans. Islanders.

Raif: And your tattoos? Do they have something to do with that?

J'avo: It's just cultural patterns. These fuckers enslave us, but at the same time they really love our art. Sick, isn't it?

Raif: Does that mean you didn't get them as a slave?

J'avo: Got them from an escaped Zuma in Ithmong. He wanted us to be proud of our heritage.

Raif: Us? So you didn't escape alone?

J'avo: Are you done already?

Raif: What?

J'avo: This is like an interrogation.

Raif: Just a friendly talk. I wanted to get to know you a bit better.

J'avo: Why? You didn't care all that much before.

Raif: I guess I had to get used to you, and seeing that you're probably gonna stay with us a little while longer, what's the harm in asking?

J'avo: None, I guess.

Raif: See? So, where did we leave off? Uh... (Er sieht J'avo an, doch der zuckt nur gleichgültig die Achseln.) All right, so you were born a slave, ran away as a teen, met, uh, the old pirate, spent a few years as his caretaker, worked as a longshoreman in Tashluta, got recruited, got trained, became a warden, got kicked out, became a whaler, got, well, conscripted by pirates, changed ships, got washed up in Marsember.

J'avo: Sounds about right.

Raif: I remember now. I think. You said you were a halfbreed, a... what did you call it?

J'avo: A veol. Everyone of mixed heritage is a veol, at least as long as it's obvious you have native blood.

Raif: I remember seeing a whole lot of people on the streets of Mezro who looked, well, a bit like the Uraku I'd met, but more, uh...

J'avo: Familiar-looking.

Raif: Exactly. Why are there so many?

J'avo: You didn't care then, why do you care now?

Raif: It's just come up, we're talking, after all.

J'avo: Don't know, don't care.

Raif: Got a sweetheart out there waiting for you?

J'avo: As a sailor, you don't get close to folks outside your crew too often.

Raif (korrigierend): As a pirate.

J'avo (winkt missmutig ab): Every sailor is another man's pirate. It's just about the colors you fly. If it's the ruler's colors, you're a good guy. If it's anybody else's, you're a bad guy. Even though the good guys kill way more than the bad guys ever could.

Raif: That's the order, I guess.

J'avo: Well, fuck the order, then.

Raif: J'avo, you... you better not say that out loud too often, all right? You must have realized by now who we're traveling with.

J'avo: What's their deal anyway?

Raif: They got sent by their church to accompany us.

J'avo: Well, I know that. But what do they really want?

Raif: I don't think I wanna talk about that with you.

J'avo: You ask me about my whole life, but when it comes to answering, you clam up? Does that usually work out for you?

Raif: Fair enough. The church is expanding. They want control of, well... pretty much everything. We did them a favor, a big favor, and as a "reward" we got gifted with two permanent escorts.

J'avo: How's that a reward?

Raif: It's complicated.

J'avo: Make it easy to get, then.

Raif: It's hard for the church to send people into regions where they don't really like their religion, so they have little representation outside the places where they're established. We travel to many different places, and we get more and more popular as we do, which reflects back on those who come with us. So by looking good, we make them look good. The church of Amaunator expects great things of us in the future, and they wanna be around when we do them so they can claim part of the glory. And on the way, we protect the Amaunatorians in regions where people take offense at being missionized, so they can spread the word without getting jumped.

J'avo: So you keep doing them favors. What do you get out of it?

Raif: We get their protection in places where their church is strong.

J'avo: You don't seem to need it.

Raif: As I said, it's complicated. After all, we have a tiefling, a necromancer and a half-drow, believe me, in some ways we do need protection. Not protection against angry mobs or some such, just... Well... People who revere Amaunator see us, and they see who's with us, the tiefling and so on. Now, if they also see that Amaunatorians protect us, that must mean that we're all right in the eyes of the Lord of Order. The church can't say that out loud, like, ever. But by sending a priest to accompany us, it accepts us by implication, and in some places that makes us acceptable to certain people despite the tiefling and the others. (J'avo sieht ihn nur mit zusammengezogenen Augenbrauen an.) Told you it's complicated.

J'avo: They want the credit for the things you do, but not the responsibility if something goes wrong.

Raif: It's quite the clever arrangement when you think about it, isn't it? If we do well, Amaunator's blessings have shown us the way. If we screw up, we were too weak or too blind to do the right thing despite his priest's best efforts. With this loose alliance, they get to enjoy their cherry-picking.

J'avo: Huh.

Raif: And you will never – ever! – talk to Naneetha about this. Generally no one talks about this to her.

J'avo: Why not?

Raif: She isn't allowed to lie, and I imagine even leaving something out feels bad for Amaunatorians, so we don't do that to her.

J'avo: They can't lie, and yet their church—

Raif: Politics, J'avo. If the Illuminatus of Zazesspur or the Luminifacta of Darromar or whoever can square all that with their conscience is not my concern. But I think the higher-ups play by a different set of rules than their underlings.

 

Abends begeben sich die Suvars, Quistis, Raif, Tulwood, Neetha und Casmar (Milandre hat abgelehnt, weil sie nichts anzuziehen hat) in mehreren Kutschen zur gemieteten Venue. Der Running Gag des Abends gehört Tulwood, denn an schicker Garderobe hat er nur sein Winterwams dabei und schwitzt sich darin natürlich tot.

 

1. Gang: frische Erdbeeren in kalter Milch mit Zucker bestreut, kredenzt auf grünen Blättern.

2. Gang: Eieromelette mit gewürfelten Zwiebeln, Mandeln und Knoblauch.

3. Gang: Garnelen und Flusskrebse um einen aus frischen Forellen errichteten Turm garniert.

 

Zum Höhepunkt des Essens verkündet Gandohar feierlich die Vereinigung mit den Alibakkars: Elisheva soll Bairal Alibakkar heiraten. (Er stammt nicht von hier, Eli kennt ihn also nicht persönlich.) Danach wird die Tafel aufgehoben, und es wird geplaudert und (sittsam) getanzt. Dabei lernt Raif nun auch Azila Turubar (Işıl Yücesoy) kennen.

 

Elisheva: Großmutter, ich möchte dir Raif Bowgentle aus Eshpurta vorstellen. Er war so großzügig, auf Bassal und mich Acht zu geben, damit uns nichts zustößt.

Raif (verneigt sich): Es ist mir Ehre und Freude zugleich, Madam. Zu Euren Diensten.

Azila: Begleitet mich doch für ein paar Schritte.

Raif: Eurer Bitte entspreche ich gern.

Azila: Ich bitte nie. Wenn ich bitte, meinen die Leute, sie hätten eine Wahl. (Raif lächelt und begleitet sie.) Ich höre, Ihr habt erbauliche Geschichten zum Besten zu geben. Dem Vernehmen nach sollt Ihr einer Abenteurergruppe angehören?

Raif: Das tue ich.

Azila: Wie originell. Es passiert nicht oft, dass sich Abenteurer in die hohe Gesellschaft verirren. Zu oft noch haftet ihnen die abgestandene Luft modriger Kellergewölbe und Ogerhöhlen an.

Raif: Da bin ich aber froh, dass ich mich für den Anlass frisch umgezogen habe.

Azila: Ich kann irren, aber heißt es nicht, dass Magus Bowgentle keine Nachkommen hatte?

Raif: Keine legitimen. Aber nun ja, der Mann ist herumgekommen.

Azila: Es bräuchte einen legitimen Nachkommen, um seinen guten Namen zu vererben.

Raif: Oh, Madam, ich entstamme dem Staub der Straßen. Wir genießen die Freiheit, es damit nicht so genau nehmen zu müssen wie die feine Gesellschaft. Ich bin sicher, Ihr könntet Euren Stammbaum allein aus dem Gedächtnis mindestens acht Äste weit herunterbeten. Ich komme schon bei meinen Großeltern ins Schwimmen.

Azila: Wie reizend volkstümlich. Woher hat ein Mann aus einfachen Verhältnissen seine Umgangsformen?

Raif: Ach, Madam, man schnappt auf Reisen dieses und jenes auf.

Azila: Ich bin nicht sicher, wie tiefe Spuren bloßes Aufschnappen hinterlässt. Wohin müssen Euch Eure Reisen da wohl führen?

Raif: In die entlegensten Winkel Faerûns wie auch in die nächste Stadt.

Azila: Die Herausforderungen des Vagabundenlebens scheinen Euch nicht auszureichen.

Raif: Ich habe es nur den Umständen zu verdanken, heute eingeladen zu sein.

Azila: Ich meinte, weil Ihr Euch das Leben freiwillig schwerer zu machen scheint, als es sein müsste. (Raif weiß nichts zu erwidern und sieht sie fragend an. Azila deutet mit dem Kinn Richtung Neetha.) Amaunatorianer in Amn. Ich denke, Ihr habt meine Enkelin gewiss deshalb so gut behütet, weil Ihr es gewohnt seid, Geleitschutz zu geben.

Raif: Ach, so schlimm ist es nicht.

Azila: Hat es noch keine unschönen Zwischenfälle gegeben, die Ihr dem zeitlichen Abstand geschuldet entsprechend amüsiert zum Besten geben könntet?

Raif: Ich bin sicher, Eure Ohren sind nur die kunstfertigsten Geschichtenerzähler gewohnt. Dass meine Anekdoten da mithalten können, bezweifle ich doch sehr.

Azila: Man hat ja schon von Amaunator-Gläubigen gehört, die es ins örtliche Stadtverlies verschlagen hat, man stelle sich vor.

Raif: Der Obrist, der das anordnet, würde wohl seinen Sinn für Ironie unter Beweis stellen.

 

Azila "hm"-t rätselhaft lächelnd, was Abfälligkeit oder Zufriedenheit ausdrücken könnte – tatsächlich beschließt sie in diesem Moment, dass dieser Herumtreiber von niederer Geburt, der sich zumindest genug Etikette angeeignet hat, um nicht sofort heillos unterzugehen, auch welterfahren und selbstsicher genug ist, sich schnell eine amüsante Entgegnung einfallen zu lassen, und daher trotz seiner einfachen Herkunft etwas im Kopf haben muss. Nach ein paar Schnitten zum schwitzenden Tulwood, zu Neetha und Devernion Corsava und zum charmant mit verschiedenen Gesprächspartnern plaudernden Casmar fragt Azila Raif rundheraus, ob er darauf geachtet hat, dass sein Tau nur auf Elishevas Bauch und nicht darin gelandet ist, was Raif ganz schön ins Schwimmen bringt – rhetorisch und in Sachen gesellschaftlicher Abgebrühtheit ist er diesem alten Haifisch nicht gewachsen. Azila schildert, dass sie natürlich nur das Beste für ihre Enkelin will, und fordert Raif verklausuliert, aber doch deutlich genug auf, etwas über Bairal Alibakkar herauszufinden, das eine Heirat unmöglich machen würde. Er habe einen Tag Bedenkzeit.

 

Während Neetha sich zu Casmars Missfallen aufgemacht hat, Kontakte zu knüpfen, wird er selbst angesprochen, und zwar von der attraktiven Urphalia Erianthe, mit der er durch die Blume ein paar wirklich interessante Anzüglichkeiten austauscht. Er gefällt ihr sehr gut, weshalb sie ihn in seine Kutsche einlädt und geht. Er lässt ihr etwas Vorsprung, um nicht mit ihr gesehen zu werden, und folgt ihr hinaus.

 

Neetha wird von Gandohar zum Tanz aufgefordert, und auch wenn sie bis jetzt lange unsicher war, ob sein Charme insbesondere ihr gegenüber etwas zu bedeuten hatte, wird ihr jetzt klar, dass er mehr von ihr will. (Das muss er wohl, weil er sich sonst freiwillig nicht mehr als nötig mit ungeliebten Amaunatorianern abgäbe.) Er gefällt ihr allerdings auch gut, und sie kann sich kaum von ihm lösen.

 

Raif beobachtet das, weiß Neetha beschäftigt und geht hinaus, wo er auf Tulwood aufmerksam wird, der sich im Schutz einer Hecke mit einer mitgebrachten Wasserkaraffe den freien Oberkörper wäscht. Raif muss kurz in sich hineinlächeln, weil ihn Tulwood wie so oft an sein früheres Selbst erinnert, aber daraufhin fühlt er sich schon wieder "alt". Er geht früh heim und ist später ausnahmsweise derjenige, der allein schläft, weil man Casmar und Urphalia in deren Haus, Neetha und Gandohar im Ehebett der Suvars und Tulwood und Talara sowie Bran und Roni in den Dienstbotenunterkünften zeigt. Raif zerbricht sich den Kopf darüber, ob er Azilas Angebot annehmen soll.

 

Am nächsten Morgen setzt er sich zu Milandre und erklärt ihr, dass er vorhat, die anderen weiterreisen zu lassen, selbst aber noch zu bleiben, und damit ist ihm klar, dass auch Belgrave bleiben wird. Er bedauert, so über ihre Zeit zu verfügen, aber dafür, dass sie seinem Schwert folgt, kann er nun mal nichts.

 

Als nächstes passt er die gut aufgelegte, gelöste und entspannte Neetha ab, die eine aufregende Nacht in Gandohars Ehebett verbracht hat. (Irda weiß angesichts der Selbstverständlichkeit, mit der sie nicht da war, ganz offensichtlich Bescheid über die Umtriebe ihres Gatten.) Raif meint, der Rest solle vorausreisen, er bleibe noch etwas hier, will aber nicht sagen, warum. (Die Wahrheit kann er ihr schlecht verraten, aber anlügen möchte er eine Priesterin auch nicht.) Natürlich will sie nun erst recht ebenfalls bleiben. Raif pocht darauf, dass jemand auf Bran und seine Familie aufpassen muss, weil Raif hier etwas Privates erledigen möchte, aber Neetha widerspricht ihm, dass er die Gemeinschaft repräsentiert, ob er will oder nicht, und wenn er sich hier etwas zuschulden kommen ließe, fiele das auf die Gemeinschaft zurück. Außerdem könne sie die Reisegemeinschaft nicht anführen, er als Amnier aber schon. (Ausdrücklicher sagt sie es nicht, aber sie insinuiert, dass sie Raifs Hilfe braucht, Amn unbeschadet zu durchqueren.) Neetha holt auch wieder das alte Thema J'avo raus (der Raif gar nicht interessiert, das ist Brans Kumpel, nicht seiner), und dass Raif für ihn verantwortlich sei, und wäre sie es, würde er nicht in ihrem Gefolge reisen, woraufhin Raif schmerzhaft versetzt, dass sie das bei Lt. Grenwick nicht so eng gesehen habe. Wie auf Bestellung kommt Bran an und bittet Raif, J'avo aus dem Stadtverlies auszulösen – Wasser auf Neethas Mühlen.

 

Wie sich herausstellt, hat sich dieser aber gar nichts zuschulden kommen lassen, er sah nur wie ein gefährlicher Exot aus, die Wache sprach ihn an, die behauptete Verbindung zu den Suvars kaufte sie ihm nicht ab, und der Gardist hatte einfach Lust, die Muskeln spielen zu lassen, und sperrte ihn für Landstreicherei weg. Glücklicherweise überprüfte ein anderer Gardist auf Verdacht den Hinweis auf die Suvars, so dass Bran die Nachricht erreichte.

 

Neetha lässt im Garten den letzten Abend und vor allem die Nacht Revue passieren. Wäre sie ehrlich zu sich selbst, müsste sie sich eingestehen, dass die Gemeinschaft der Ersten Sonne einen weit größeren (überdies schlechten) Einfluss auf sie ausübt als Neetha auf die Gemeinschaft. Sie genießt es, überall respektvoll empfangen und wie ein Ehrengast behandelt zu werden, und nun hat sie gestern Gandohar beim Ehebruch geholfen.

 

Raif schnappt sich nach seiner Rückkehr Bran und redet sich seinen Frust über Neetha von der Seele. Bran will nun natürlich ebenfalls bleiben, um Raif bei was auch immer zu helfen, aber das kommt für diesen gar nicht infrage. Er will, dass Bran seine Familie sicher nach Mosstone bringt. Bran ist klar, dass Raifs Wunsch, zu bleiben, etwas mit Elisheva zu tun haben muss, und inspiriert von Roni und Talara fragt er sich suggestiv, was man da wohl tun könnte. Raif hingegen schimpft darüber, dass man mittlerweile wieder so viele Leute im Schlepptau hat, die vom Geld der Gemeinschaft leben, ohne dafür geblutet zu haben. (Er meint Tulwood, Talara, Milandre und J'avo, denn Ronis Familie lebt von Brans Anteil.) Es versteht sich nicht von selbst, dass sich jeder mir nichts, dir nichts anschließen kann. Natürlich kommt es für eine Elisheva nicht infrage, ihren Platz im Leben mal so eben zu verlassen, denn sie teilt ihr Schicksal mit zahllosen Tausenden anderer Frauen und ist ihr Leben lang darauf vorbereitet worden – es ist völlig normal, und man brennt nicht plötzlich alle Brücken nieder und wählt ein Leben in Unsicherheit, Armut, Unselbstständigkeit und dem Wissen, keinen Platz in der Welt zu haben. Beide wussten von vornherein, dass sie keine Zukunft haben. Deshalb hatte sich Eli so lange gewehrt, während Raif eben das genießen wollte, was ihnen möglich war. Er spricht es nicht aus, denkt noch nicht mal allzu konkret darüber nach, aber er ist verliebt, er liebt nicht. Es schmerzt, sie zu verlassen, aber er wird's überstehen. Er will jedoch, dass es ihr gut geht, und was er dafür tun kann, möchte er tun. Bran fragt ihn nun, ob er wisse, was Elisheva von dieser Verbindung hält. Vielleicht sei dieser Bairal ja gar nicht so schlecht.

 

Raif passt später also Eli ab, und obwohl sie ihm aus dem Weg ging, seit sie hier sind (weil es ihr weh tut, so tun zu müssen, als seien sie lediglich Bekannte), kann sie ihm nicht ausweichen, und er muss sie so deutlich in Beschlag nehmen, dass es auch der restlichen Familie auffällt. Er erfährt, dass Bairal nicht aus Shepherdston stammt, Eli kennt also nur seinen Namen, aber er soll in ihrem Alter sein, und Eli hat noch nichts Negatives über ihn gehört. Raif nimmt das zur Kenntnis, lässt sie wieder in Ruhe und fragt sich, wen Azila stattdessen für Eli im Sinn hätte.

 

Am nächsten Morgen machen sich alle zur Abreise bereit, nur Raif fehlt. Der sitzt bei Azila.

 

Raif: I'm going to have to regretfully decline your offer, Madam. If things go south, the Fellowship will be blamed, and I wouldn't want to risk that. A businesswoman of your stature will understand.

Azila: I think, Master "Bowgentle", that a simple message would have sufficed.

Raif: Well, I didn't want to rebuff you by not showing up in person. And of course I didn't want you to think I'd been deliberately wasting your time.

Azila: Just accidentally wasting it.

 

Es sind alle im Innenhof versammelt, zur Abreise bereit, als endlich Raif aufkreuzt – nicht jeder hat wirklich damit gerechnet – und offensichtlich ebenfalls abreisen wird, was Neetha zufrieden zur Kenntnis nimmt. Man verabschiedet sich also voneinander (Raif macht jetzt keinen Hehl mehr daraus, dass sein Abschied von Eli etwas Besonderes ist und ihm weh tut), und Raif übernimmt den Abmarschbefehl.

Etappe 10: Shepherdston – Imnescar (90 M.)

 

Am Morgen der Abreise aus Shepherdston kommt aus dem Dorf Lethring der Bauer Jerleth nach Zazesspur, um Mercer Frey um Hilfe zu bitten. Seit einigen Nächten verschwinden Menschen, die sich nachts rauswagen (um auszutreten, nach den untypisch quiekenden Schweinen zu sehen etc.), und tagsüber ist eine grauenhafte Gespenstergestalt mittags auf dem Feld erschienen und hat die Arbeitenden in ihrer Nähe dazu gebracht, mit ihr zu tanzen und letztlich tot umzufallen. Die Freys stammen aus Lethring, weshalb man sich natürlich an den "großen Magier" erinnert. Dieser hat aber zu viel zu tun, und da sich nun zwei Gäste bei ihm eingenistet haben, können die sich doch nützlich machen.

 

Am folgenden Morgen verlässt man also die Stadt, und Jerleth bringt die beiden zu seinem Dorf, das man abends erreicht. Durch Beinarbeit, die dem stotternden Totenbeschwörer nicht leicht fällt, erfährt er zwar Details, aber noch nichts wirklich Zwingendes. In der Nacht gehen Zhai und er hinaus, um zu schauen, was passiert. Tatsächlich hören sie gruselig klingenden weiblichen Gesang, folgen ihm und stoßen in einem Hof unter einem Birnbaum auf etwas, das Ashe sofort als Nightwraith erkennt. Mit Undo the Undead macht Ashe der schrecklichen Untoten den Garaus.

 

Am nächsten Mittag sitzt Ashe auf einem mitgebrachten Stuhl allein auf dem Feld in der prallen Mittagssonne und wartet. Tatsächlich erscheint ein Noonwraith, und diesem rückt Ashe nun mit Command Undead zu Leibe und stellt der untoten Frau im Brautgewand Fragen. Es handelt sich hier jedoch nicht um eine vollständige Persönlichkeit, sondern nur um Fragmente, und daher kann sie viele Fragen gar nicht beantworten. Ashe erfährt jedoch, dass sie einen Feirdon sucht. Er vertreibt auch die Mittagserscheinung und kehrt ins Dorf zurück.

 

Von Wellis Orbeck, einem schon etwas dementen Greis, bekommt er Mosaikstücke. (Das war hinreißend witzig, weil Wellis ihn für einen windigen reisenden Scherenschleifer hielt und bisweilen völlig andere Fragen als die gestellten beantwortete.) Wellis' Tochter "dolmetscht" für Ashe, so dass dieser sich zusammenreimen kann, dass es, als Wellis noch ein Knabe war, zwei hübsche Schwestern namens Minaldra und Eura gab – Minaldra war Feidron Orlaras zur Frau versprochen, verstarb aber aus ungeklärten Gründen an ihrem Hochzeitstag vor der Zeremonie, und ein Jahr später heiratete dieser ihre Schwester Eura.

 

Von den Blindons erhalten Ashe und Zhai einen Brief, das einzige handschriftliche Schreiben von Feidron Orlaras, dessen Haus sie übernommen haben. (Den Brief bewahrten sie sozusagen als Beweis dafür auf, dass sie dort rechtmäßig wohnen, sollten mal irgendwelche bis dato unbekannten Erben Feidrons auftauchen.) Es ist ein schrecklicher Abschiedsbrief:

 

    I've naught left. Not a blooming thing. All I can do now's pass on my family's tale of horror and woe, then pass on myself, soon as I've written it all up in this letter.

    Seems a faded dream now, but there were a time when we were happy. My beautiful wife, Eura, and myself. We were married in high style, with a fitting feast, then a year later our dear Emoria was born. Folk praised the wean's beauty, said she were the spitting image of her mum. Eura'd get all cross when they talked like that, but I paid it no heed at the time. Soon enough our family grew. First Teluria, then Ethel came into the world, both fair as angels. But Eura... well, I'll never forget the eve she sat there, combing her long, chestnut hair while the girls cried and cried. I said to her, "Love, I reckon the lasses're hungry." That's when she lashed out at me for the first time. Said they'd no right to be hungry – they'd stolen her beauty and her youth, that should be more than enough to feed on...

    I should've known it then. I should've guessed madness had burrowed into my love's head, and every compliment paid to her lasses' beauty made it burrow ever deeper. Year by year, the young'un's grew taller and more lovely. But time's not so kind to the old, and Eura weren't spared its cruelty, which took her skin's spring and its sheen of youth.

    One night I was awoken by a startling moon which lit all the world in an eerie glow. I looked around the hut, and saw it was empty. I ran out the door and followed a set of bare footprints, leading to our back yard. My heart jumped up into my throat.

    I found them, all three, lying against the back wall of our house. Were I not been their father, I'd never have recognized them. Deep gashes mutilated their fair faces. Strips of skin and hunks of flesh were strewn all about... As I stood beholding this butchery, I had the feeling someone was watching me. And I weren't mistaken. Eura stood there on a stool by the pear tree under which we'd spent so many happy hours. She had a rope draped 'round her neck like some demonic necklace. "They took it from me, all of it, all I had, all I cherished," she said. Then she jumped.

    She's dead. My Eura. My three daughters – dead as well. I'll soon join them. I've taken all I have and gave it to the gods, perhaps they'll forgive me and my beloved Eura...

 

In der Nacht legen sich Ashe und Zhai wieder am Birnbaum auf die Lauer, weil Ashe mittlerweile annimmt, dass ein Fluch diese beiden auf den Plan lockt und man sie nur für den jeweiligen Tag vernichten kann, und siehe da, die Nachterscheinung kehrt zur Geisterstunde wieder zurück an den Ort ihres Selbstmordes. Ashe bringt sie mit Command Undead unter seine Kontrolle, gibt aber ständig Befehle, die sie nicht ausführen kann, und stellt Fragen, die ihr unmöglich zu beantworten sind. Er kommt nicht weiter und zerstört sie.

 

Es ist Zhai, die sich zusammenreimt, was einst wirklich geschah: Eura war eine hübsche Frau, aber ihre Schwester Minaldra war sogar noch schöner. Anstatt mit ihrer eigenen Schönheit zufrieden zu sein, war Eura neidisch auf Minaldras Schönheit, und als Feirdon Orlaras Minaldra einen Heiratsantrag machte, wollte Eura ihn allein schon deshalb, weil er Minaldra wollte. Heimtückisch vergiftete sie ihre Schwester beim Frühstück am Hochzeitstag, so dass diese noch vor der mittäglichen Zeremonie tot zusammenbrach. Eura gelang es mit links, Feirdon für sich einzunehmen, so dass er sie heiratete. Rasch kündigte sich Nachwuchs an, doch nach der Geburt ihrer ersten Tochter rutschte Eura eine Spirale des Wahnsinns hinab.

 

Doch auch damit kann Ashe nichts anfangen, dafür fehlt ihm einfach die Phantasie. Zhai jedoch schlägt vor, morgen die Knochen der Verstorbenen umzubetten, also Feidron auszugraben und neben Minaldra statt Eura beizusetzen.

 

Gesagt, getan, am nächsten Morgen wird die Chauntea-Geweihte aus dem Nachbardorf geholt, und noch vor Mittag wird die Umbettung vollzogen. Die Mittagserscheinung kehrt nicht zurück, und der Platz unter dem Birnbaum bleibt in der nächsten Nacht leer.

 

Am folgenden Morgen machen sich Ashe und Zhai (denen man dank ihrer Nähe zum hier sagenumwobenen Morgulas mit etwas Furcht, aber auch viel Respekt begegnet ist) also wieder abreisebereit, doch Zhai versäumt nicht, sich im Namen der Gemeinschaft der Ersten Sonne für die Gastfreundschaft zu bedanken und darum zu bitten, dass man sich merken möge, dass es Mitglieder dieser Gruppe waren, die Lethring geholfen haben.

Etappe 11: Imnescar – Trademeet (90 M.)

 

Die Reise nach Imnescar verlief ereignislos, aber die Gruppendynamik ist ohne die Suvars natürlich eine andere – Bran ist mit seiner neuen Familie glücklich und Tulwood mit Talara, aber Raif ist allein und melancholisch.

 

Nach Imnescar betritt man den Trade Way, der wegen der Sicherung durch die amnischen Streitkräfte Straßenzoll kostet. Abermals Trademeet zu sehen, ist für Raif und Bran, die letztes Jahr hier waren, sehr bemerkenswert: Die Ruinenstadt, in die einzudringen in #48 – TO CHASE A DREAM fast einem Selbstmord gleichkam, weil sie vor Ogern und Goblins nur so barst, wird nun von Tausenden amnischer Soldaten gehalten. Überall stehen Zelte, sind Ruinen mit Baldachinen oder Markisen versehen, wehen Fahnen, und die Prachtstraße, die von Nord nach Süd verläuft, ist leergeräumt, denn die Soldaten sind ja hier, um den Handelsweg wieder zu öffnen, offen zu halten und zu beschützen.

Etappe 12: Trademeet – Mosstone (180 M.)

 

Die letzte Etappe gerät zu Beginn etwas stressig, da Caragors die Reisegruppe begleiten und auf ihre Chance lauern (Raif und Bran kennen das schon von früher), aber letztlich nicht angreifen. In den Wealdath verfolgen sie ihre Beute nicht, und ab hier passiert überhaupt nichts Aufregendes mehr, so dass man am ersten Tag des Eleasis 1373 DR sein Ziel erreicht: das idyllische Mosstone. Zu Raifs Überraschung ist niemand von seinen Leuten hier, und von Constable Emmeck Gallum erfährt er, was sich hier zugetragen hat. Kithain ist gerade nicht in Mosstone, sondern auf einer ihrer Reisen auf der Suche nach Spuren von Spider und Zhai. Raif hatte sich auf ein Wiedersehen mit ihr, Spider und Zhai gefreut, aber unter diesen Umständen hält ihn hier nichts. Obendrein wollen Neetha und Casmar nach Zazesspur, und Bran, Tulwood und J'avo brauchen dringend Arbeit, die man auch am ehesten in der großen Stadt finden wird. Raif informiert Gallum, und dieser verspricht ihm, Kithain wissen zu lassen, dass Raif nach Zazesspur weitergereist und entweder im Zedernholz untergekommen ist oder (falls keine Zimmer frei sind) dort eine Nachricht hinterlegt hat.

 

Die Amaunatorianer besuchen den Tempelbau, der Rest kehrt im Tardy Newt ein. Viana, die sich hier gut eingelebt hat und zu einer begehrten Junggesellin avanciert ist, freut sich riesig, Raif wiederzusehen, ist aber auch enttäuscht, dass er morgen schon wieder abreisen wird. Viana hat Fang und Trog, die ihr anvertraut wurden, unheimlich lieb gewonnen, und sie wiederum lieben ihr Frauchen und reagieren nicht auf Bran, als dieser sie ruft. Dennoch will er sie mitnehmen. Viana bittet Raif weinend, ihn umzustimmen, und er versucht es, aber Bran will nicht das Beste für die Hunde, sondern, dass Rhoedrys Tiere bei ihm sind, auch wenn das bedeutet, sie ihrem Frauchen wegzunehmen und aus ihrer gewohnten Umgebung herauszureißen. Raif muss Viana die traurige Nachricht überbringen, und sie findet später Trost in seinen Armen. (Jedoch denkt er immer noch an Elisheva und nimmt nun einfach nur eine schöne Nacht mit.)

 

Wegen der lauen Sommernacht schläft man bei offenem Fenster, und so steigt Spider ein und weckt den zuerst zu Tode erschrockenen Raif. Viana wacht fast auf, dreht sich dann aber um. Raif schlüpft in seine Hose und begleitet den Tiefling nach draußen, wo nun seine Freude überwiegt, seinen unwahrscheinlichen Freund wiederzusehen. Von ihm erfährt Raif den Rest, und er eröffnet Spider, dass er morgen nach Zazesspur weiterziehen wird. Raif meint, er könne es kaum erwarten, Neethas und Casmars Gesichter zu sehen, wenn sie merken, wer nun wieder mit von der Partie ist, aber Spider winkt ab. Er wird hier warten, um Kithain, sobald sie zurückkehrt, Bescheid zu sagen, und dann nachkommen.

 

Nach einer ereignislosen Weiterreise über die Starspire Mountains erreichen Raif, Bran, die Crunes, Neetha, Casmar, Milandre, J'avo, Tulwood und Talara das aufregende Zazesspur, wo man sich von den Amaunatorianern trennt, die natürlich die Hallen des Lichts aufsuchen. Um nicht noch mehr Geld auf den Kopf zu hauen, durchqueren die anderen die Oberstadt, setzen zur Unterstadt über und kommen wie geplant im preiswerten Zedernholz unter.

 

Für J'avo war Zazesspur zeitlebens eine sagenhafte Traumstadt – Denerims Heimatstadt, von der J'avo keine Ahnung hatte, wie er sie sich überhaupt vorstellen sollte. Er hatte nie angenommen, sie mal mit eigenen Augen zu sehen, und nun ist er hier, obendrein auf dem Landweg.

 

Raif macht sich allein auf zu Mercer Freys Haus. Zhai ist völlig aufgelöst, fällt Raif um den Hals und weint in seinen Armen vor Erleichterung, dass sie nun erlöst wird – sie hat hier wie Harry Potter unter den Stufen gelebt. Mercer Frey hat das nur zur Kenntnis genommen, zu Aron fand Zhai keinen Draht, und Ashe war ihr noch nie ein Freund und konzentriert sich voll und ganz auf seine Arbeit.

 

Ashe reagiert kühl, umso mehr, da er sieht, wie Aron unterbewusst auf den gutaussehenden, selbstbewussten, schick gekleideten Mann mit dem teuren Schwert reagiert. Da Ashe aber so stark stottert, ist es Zhai, von der Raif in einer gänzlich unzeremoniellen Szene in der dunklen Küche erfährt, dass Raziel Ashe mitgeteilt hat, dass der Schlüssel, den man in Amn verloren gab, gefunden wurde – doch folgte darauf kein Hinweis auf den nächsten. Das liegt daran, dass die Gruppe mit Haldane Cormonds Traum nicht dem fünften Schlüssel nachjagte, wie sie glaubte, sondern dem siebten, denn während sie den vierten suchte, waren von anderen Parteien zwei gefunden worden. Nun sind also alle Schlüssel gefunden, und die Gemeinschaft hat vier davon. Zu einem bereits jetzt feststehenden Zeitpunkt, nämlich "wenn die Herolde der Dämmerung im Schatten versinken", was immer das bedeuten soll, werde "der Purpurturm den Weg weisen". Die Jagd nach den Schlüsseln ist damit ohne großen Paukenschlag beendet, das Finale wird irgendwann folgen, aber niemand weiß, wann.

 

Ashe wird aus Frust unsachlich, wirft den Weggegangenen Eigensucht vor, anstatt brav auf den nächsten Hinweis zu warten – obwohl sich ja nun herausgestellt hat, dass man umsonst gewartet hätte. Raif rastet aus: Ashe lebt hier von dem Geld, das die Gemeinschaft erkämpft hat, und sie war unterwegs, um auch für Ashe Geld zu verdienen, um allen dieses Leben zu ermöglichen – und für Ashes Undank sei Cordian nun also gestorben? "Wer ist schon Cordian?" fragt Ashe trotzig, und Raif wirft ihn gegen die Wand und steht kurz davor, ihn zu verprügeln, doch er beherrscht sich im letzten Moment, verlässt Morgulas' Haus und wartet draußen ungeduldig auf Zhai.

 

Raif mischt die Vierbettzimmer im Zedernholz ein bisschen durch, quartiert Zhai dann in einem ein und lässt sie endlich wieder an all ihre hübschen Kleider in der Truhe. Mit Bran spricht er ab, dass es ihr gut tun würde, Ronis Familie kennen zu lernen.

 

Raif sucht Lt. Bescoby von der Stadtgarde auf, um einen Leumundszeugen zu haben, was Raifs Zugehörigkeit zur Gemeinschaft betrifft. Er erhält ein Empfehlungsschreiben und macht sich auf zum renommierten Alaundo's Books, wo er respektvoll empfangen wird und Talaras Dienste anbietet. Außerdem erfuhr er von Bescoby, dass Captain Brynden Tully seit Kriegsende als Sekretär im Rathaus von Zazesspur arbeitet und Land und Leute kennt und Bran, Tulwood und J'avo einen Job besorgen könnte. Also sucht er auch diesen auf. Im Krieg hat man bis aufs regelmäßige Sehen kaum ein Wort gewechselt (Tully war schließlich Captain und Raif nur Milizionär), aber seitdem hat die Gemeinschaft sich ja einen Namen gemacht, und natürlich hat Tully inzwischen viel gehört, so dass man sich jetzt freundlich und respektvoll begegnet. Für Tulwood und J'avo erbittet Raif einfache Arbeiterjobs, z. B. bei den Fähren als Lastenträger, aber für Bran, ein Mitglied der Gemeinschaft der Ersten Sonne, möchte Raif etwas Respektableres. Brynden – er bietet Raif den Vornamen an – verspricht, in den nächsten Tagen eine Nachricht ins Zedernholz zu schicken.

 

Raif kehrt in die Herberge zurück (man kann sich zwar im Gastraum aufhalten, aber hier gibt's keinen Ausschank, es wird nur morgens ein einfaches Frühstück serviert), setzt sich zu Tulwood und Talara und schickt Tulwood kurzerhand weg, um Talara zu erklären, dass er ihr die Chance auf eine Beschäftigung beschafft hat. Raif kann Tulwood total verstehen, war er doch selbst mal so: Zwischen Tulwood und Talara sprühen die Funken von Romantik und Leidenschaft, aber wie schon bei Jack & Rose in Titanic muss einem klar sein, dass sie, wäre Jack nicht gestorben, keine Chance miteinander gehabt hätten und nicht lange zusammen geblieben wären – aber den beiden war das nicht klar, sie waren einander in ihrem jugendlichen Übermut und in dem Moment das Wichtigste auf der Welt. Tulwood lebt mit Talara in den Tag hinein, ist in sie verliebt und blendet aus, dass er nicht beides haben kann – sie und das Abenteurerleben, das er sich erhofft. Daher tut er so, als könne das immer so weitergehen, kümmert sich aber auch nicht um Talaras Zukunft. Raif hingegen ist in den sechs Jahren in der Gemeinschaft der Ersten Sonne erwachsen geworden und hat das nun übernommen. Obendrein weiß er, was Talara gefällt, und hat sich etwas wirklich Tolles für sie überlegt – auf die Idee wäre Tulwood nie gekommen. Talara ist auch ganz aufgelöst ob dieser irren Chance: In einer Weltstadt wie Zazesspur in einem so namhaften Bücherladen wie Alaundo's Books einen respektablen Job zu ergattern, ist für Ortsfremde ohne Beziehungen nahezu ausgeschlossen. Sie, die verträumte Tochter eines einfachen Buchhändlers aus Berdusk, die Bücher schon immer so geliebt hat, dann aber faktisch in die Sklaverei verkauft werden sollte, ist diesem Schicksal nicht nur entronnen, sondern bekommt sogar eine Traum-Zukunft angeboten – wenngleich das bedeutet, dass sie sich hier ganz allein ein Leben aufbauen muss, aber Raif traut ihr das zu.

 

Tulwood hat keine Bar, an die er gehen kann, also geht er vor die Tür und linst durchs Fenster hinein. Einerseits bricht es ihm das Herz, zu sehen, wie jetzt wirklich das Ende seiner Beziehung mit Talara eingeläutet wird, und irrationalerweise ist er deshalb auch wütend auf Raif – doch gleichzeitig ist er auch neidisch auf ihn, tut Raif für Talara doch, was eigentlich Tulwoods Aufgabe gewesen wäre, während er nun wie ein Schuljunge weggeschickt wird. (Das hat Raif aus drei Gründen getan: Erstens, um Tulwood seinen Status aufzuzeigen, zweitens, um Talara demonstrieren, dass Tulwood nichts mit der Aktion zu tun hat, und drittens, um keinen fremden Einfluss auf Talara am Tisch zu haben.)

 

Raif geht in Zhais Zimmer, um mit ihr Zeit zu verbringen, hält sie freundschaftlich im Arm und ist für sie da, denn das braucht sie jetzt.

Fleece & Co.

 

Fleece, Jen, Caldaia, Jaq, Laeral, Liandris, Gilborn, Valmaxian, Raz und Skaar befinden sich im Tarsakh an Bord der Peony und haben Captain Bessid, den Ersten Offizier Firrion, den Ersten Maat Jagan, den Steuermann Gunvar und einige andere kennen gelernt. Mit dem sehr ruhigen, fast schon etwas scheuen Captain Bessid kommt man gut klar, mit Firrion ebenso, die Reise steht also unter einem guten Stern. Jedoch wird hier im Laufe der Tage anschaulich gezeigt, wie gierig die sehr attraktiven Frauen jederzeit von der Mannschaft beobachtet werden (man kann sich kaum irgendwo anders aufhalten als an Deck), und dass man sich dabei wie bei einer Fleischbeschau fühlt. Besonders Laeral und Liandris ist das unangenehm, haben sie damit doch nie umzugehen gelernt – wer sie falsch ansah, erlitt gesellschaftliche Repressalien. Caldaia bereitet das ebensolches Unbehagen, erinnert es sie doch daran, dass dort, wo sie herkommt, jeder mit diesem Blick sich auch nehmen darf, was er will, und sie befürchtet unterbewusst, es müsste jederzeit passieren. Fleece ignoriert die Blicke. Nur Jen wird verstohlener beäugt, weil sie so konfrontativ ist und Gaffer barsch zurechtweist.

 

Eines Abends kommt es zur Beinahe-Katastrophe, als ein betrunkener Matrose (er hat sich zusammen mit ein paar Kameraden an der verbotenen Ladung zu schaffen gemacht) Liandris im engen Gang zur Bordtoilette abpasst, zudringlich wird und sie schließlich zu Boden ringt, um sie zu vergewaltigen. Es dauert, bis Jaq ihre Schreie hört und Jen alarmiert. Diese verprügelt den Matrosen nach Strich und Faden, Firrion entschuldigt sich wortreich, Bessid stellt den Zwillingen seine eigene Kabine zur Verfügung, in der sich Gilborn um Abschürfungen und blaue Flecke kümmert – um den eigentlichen Schmerz kümmert sich danach Laeral.

 

Am nächsten Tag treten alle an Deck an, und Captain Bessid spricht Recht: 50 Peitschenhiebe. Das spiegelt nicht nur seine Abscheu vor dem versuchten Verbrechen wider, sondern auch seine Scham vor den hohen Gästen. Bei einer Attacke auf jemanden von höherem Stand könnte er den Täter auch kielholen lassen, aber 50 Peitschenhiebe laufen eigentlich auf dasselbe hinaus. Auch die Gäste wohnen der Bestrafung bei, die Jagan ausführt, Jen dabei mit unverhohlener Genugtuung. Auf der anderen Seite sieht man aber auch Schmerz, Trauer und Mitleid bei den Kameraden des Täters, die mit ihm schon durch dick und dünn gegangen sind. Nach dem 20. Peitschenhieb bittet Fleece schließlich, nachdem sie sich Liandris' Okay geholt hat, um Milde, und der Gefolterte wird abgenommen und unter Deck gebracht, wo Gilborn seine Wunden versorgt. Einen Wundsegen hat sich der Missetäter natürlich nicht verdient.

 

Das Schiff liegt in einer absoluten Flaute, kein Lüftchen regt sich, das Wasser reflektiert die Sonne, allen ist zu warm, und durch Blicke und Flüstern verbreitet sich die Unzufriedenheit der Mannschaft mit den Gästen, die schließlich einen von ihnen zu Unrecht beschuldigt haben, denn er würde so was ja niemals tun.

 

Trotz der Wärme trainiert Jen mit Raz an Deck den waffenlosen Kampf, aber eigentlich ist er nur ihr Sparringspartner und hat ihr nichts entgegenzusetzen.

 

Raz: As was to be expected, most honored Karai, you beat this unworthy opponent to a pulp. Please graciously accept my unconditional surrender.

Jen: Accepted with honor, Eshavar. (Sie setzt sich, trinkt etwas.) We should do this more often. It's fun to fight a Calishite. Your footwork's not as boring as that of most northerners.

Raz: Oh, most bodacious Jendara Sa'Jhahia, you humiliate me with your generous commendation, undeserved as it is.

Jen: All Calishites pretend to be good losers. But you actually are a good loser. I like that in a man.

Raz: Please, Karai, do me the honor of enumerating the things you like in a man, and you will see a man striving desperately to meet your requirements.

Jen (muss lächeln): I'll miss your courtship. I've grown quite fond of it, truth be told. (Raz lächelt.) How do you feel about sticking around a little while longer?

Raz: I must say, most adored Jendara Sa'Jhahia, nothing would fill my heart more with pure bliss and joy than the prospect of spending more time with a truly great heroine such as most people will not find in ten lifetimes. Alas, you are one of the very few amazingly enviable people who have no masters but those which they choose themselves. Few of us mere mortals are so lucky. I must go where my superior wants me to be. Yazid Azad, may he live to watch his grandchildren grow old, is sagacious beyond his years. I know he will choose my whereabouts wisely. However, the choice will be made for me nonetheless. To paint a more Tethyrian picture: I am as free to leave his services as the peasant is free to decide he does not want to be beholden to his baron anymore.

Jen: That's a Cormyrian picture, actually. But maybe the peasant knows someone who could talk to that baron.

Raz: As in all things, it holds true that you can never have too many influential acquaintances. But who does, really?

Jen: Raz, seriously, all pleasantries aside. How do you feel about being admitted into an order?

Raz: I already am member of an order. In fact, Tethyr is one of the very few realms to actually acknowledge the Janessarim.

Jen: Tethyrian nobles are members of a boatload of orders each. They're not exclusive.

Raz: I'm afraid ours, in fact, are. (Jen nickt verstehend.) However, I will not let it be known that I am averse to the thought of spending time with the Order of the First Sun. Who could imagine better people to be around, always hoping their honor might bleed into one's own?

 

In der Zwischenzeit war Fleece unter Deck, um sich luftiger anzuziehen, und kommt zurück, wobei sie nun nicht mehr elegant und reich aussieht, sondern "wie eine von uns". Sie hat ihre Laute mitgebracht, setzt sich auf die Stufen zum Achterdeck und spielt ein paar fröhliche Weisen, wobei sie Mass Suggestion wirkt (für die sie sich 16 gut verteilte Matrosen ausgeguckt hat). Die unangenehme Stimmung unter der Mannschaft verflüchtigt sich allmählich. Später gesellt sich Jen zu ihr.

 

Jen: Good job, pulling the bard out of the hat for once.

Fleece: Why, thank you.

Jen: I was just talking to Raz. I offered him a place.

Fleece: I suppose he declined?

Jen: Well, his order's older than ours, you have to give him that.

Fleece: That was to be expected.

Jen: Have you put some thought into it by now? Who you want to induct? Grandmaster?

Fleece: As a born Tethyrian you should know that grandmasters command knightly orders. Ours is a non-noble one, open to all walks of life, so I'm just a master. (Jen schnaubt.) To answer your question, yes, indeed I have.

Jen: Who's on the "You're not getting in" list, then?

Fleece: Anyone who's affiliated with a church, for starters. (Jen zieht leicht überrascht die Augenbrauen hoch.) You look surprised.

Jen: I would've assumed you'd want everyone in there who can enhance the name. Who's more respectable than clerics?

Fleece: I don't want anyone in this order who at one point or another will have to decide between the order and a church. (Jen sieht sie abwartend an.) Because I don't want to create conflict, simple as that.

Jen: And that's different from the way things are now... how?

Fleece (als sei das das Selbstverständlichste der Welt): Because it's an order. Sure, for most of us it won't make much of a difference, but it will make a difference outwardly. Look, that's still subject to change, we can reverse that at any time, I just... I think it's better right now. Unless you really want a priest to be an inducted member...?

Jen (beiläufig): No, no. (Fleece nickt mit "Dachte ich mir"-Gesichtsausdruck.) Anyone else?

Fleece (atmet durch): Is there someone you don't want to be a member?

Jen: I wanted to know your thoughts.

Fleece: Well, Spider and Zhai are in if that's what you mean. (Sie sieht Jens minimale Mimik, aber sie kennt sie so gut, dass ihr das reicht, und sie muss lachen.) Eleint 1368 DR, Jen. That's almost five years, and you still can't get over Zhai. Don't have a problem with the blue fiend with the horns and the tail, but a dark elf? Now, that's just about enough.

Jen: Don't be ridiculous. You're always worrying about our appearance, and yet you see no problem with... outsiders being part of your order?

Fleece: And if it was just about Spider—

Jen: We'd be having the same argument. Anyone can call their group a fellowship. An order must be recognized by the crown to be an order.

Fleece: An order can protect those who need protection because most people can't be bothered to look past the obvious.

Jen: Fleece, the Fellowship of the First Sun has earned the respect of the common folk, just the way it is. Because there are no rules for folk heroes. But you're about to start an order. That's a societal matter. If you want nobles to remember their duties to you, you want to be respectable. You think the nobles will respect an order that doesn't accept clerics but a tiefling and a drow?

Fleece: Pffff! If you put it that way...

Jen: There's no other way to put it, honey. Either you want the Order of the First Sun to mean nothing, to be just another name for the Fellowship, then you can do with it whatever you please. But if you want it to become an accepted part of society, an order whose members a noble can easily invite over for dinner without having to worry who actually might show up, then you may want to rethink your approach.

Fleece: Duke Hembreon didn't name any conditions when he—

Jen (nachdrücklich): Duke Hembreon will support you no matter what. You've earned his trust, but I'm sure he'll also trust you'll make wise decisions, and that you won't make him support an order the nobility despises. (Fleece sieht sie nur an.) You wanted to be a knight, Fleece. Be a knight. (Sie sieht sie noch kurz an und geht ab.)

Fleece (leise zu sich selbst): Damn it!

 

An ihrem vorletzten Abend – das Schiff hat längst wieder Fahrt aufgenommen, und am morgigen Nachmittag müsste man nach den Berechnungen des Captains Pros erreichen – sitzen Laeral und Liandris unter Deck, Gilborn schläft schon, Raz unterhält sich an der Reling mit Caldaia, und am Großmast sitzen Fleece, Jen, Jaq, Valmaxian und Skaar im Schein einer Laterne zusammen.

 

Skaar (zu Fleece): ... so she told me that people do not ask about honor names because they think it is... it is...

Jaq: Rude. Distrustful.

Skaar: See? It does not make sense.

Fleece: To Jaq it does.

Skaar: I am sure she never asked you how you got your honor name.

Fleece: Uhm... Dame Jhessail?

Skaar: No. Fleece.

Fleece (völlig überrascht, weil "Fleece" für sie so normal ist): Oh.

Jaq: Well, of course not. You just don't do that.

Fleece (lächelt Jaq neckisch an): Well, do you wanna know?

Jaq: Answering that question with a yes is the same as asking.

Max: Say, most honored bard, why do they call you Fleece? I've always been wondering. Many a night it kept me awake.

Jaq: Leave it to Valdorax to be rude while being perfectly aware of his rudeness.

Fleece (zu Skaar): You wanna know?

Skaar: Yes.

Fleece (grinsend zu Jaq): Would you mind me telling Skaar about my name?

Jaq (muss schmunzeln): I respectfully decline to answer.

Fleece: All right. I refuse to tell anyone as long as you don't say you wanna hear it.

Skaar: That is not fair!

Max: She's trying – and painfully failing – to make a joke. Don't bother thinking about it, it goes right over your head.

Skaar: Nothing goes over my head. I am too quick! I would catch it!

Max (verdreht die Augen): In the name of the local fauna, tell your stupidly charming, folksy peasant tale of how you were bestowed with your title of honor. I'm sure it was a hoot at the academy.

Fleece (lächelt Max süßlich-übertrieben an, ignoriert ihn dann und sieht Jaq an): There's a question in the back of your head. I can see it, smell it, feel it forming behind your eyes. You have a question, Jaq. Ask it.

Jaq: I don't have any questions whatsoever.

Fleece: Ask away, Jaq. Ask away. Ask me.

Jaq: No. No, I won't.

Max: For the love of Oghma, ask already whatever you seem to find interesting about nicknames farmers and pigherders give to each other, so somebody could start talking about something actually worth discussing.

Jaq: All right, all right, all right! (Stille, alle sehen Jaq an, die sich nun noch unwohler fühlt.) I have no intention to offend you, but I can't help wondering why someone would choose to bear a name that implies dishonesty or could at the very least be conceived of as doing this.

Max: It's obviously intended to denote her origin. Chandler's Cross is said to have really good sheep livestock. And nothing else.

Fleece (gespielt hochnäsig zu Jaq, Max ignorierend): Very well, then. I shall tell my tale in spite of your regrettable assumption. First things first, let it be said that I was a cute child. I mean, really cute. And people say I started singing around the same time I started talking, and the good folk of Chandler's Cross thought I had the voice of an angel. A cute, tiny angel. So they'd ask me to sing wherever I went. When I got older, I began wondering: "What do I get out of this?" And when I got even older, I began asking this out loud, so people would give me treats. An apple, a pear, maybe even some candy. It didn't take long for them to catch on, and it became something of a little tradition to ask me to sing and give me something in return while pretending they didn't have any choice. "Oh, there goes little Jhess again. I can't help but ask her to sing, and she will fleece me for it!" At some point, somebody started calling me Fleece, and the name just stuck. And I was proud of it, too. I was a wee child, and yet I had achieved something most old folks hadn't: make a name for myself. A name I wasn't born with, but one I had had to work for. I've borne that name with pride ever since.

Jen: At least until you got knighted.

Fleece: Will you stop it already?

 

Plötzlich wird das ganze Schiff erschüttert, und es folgt der erste Riesenkrakenangriff der Forgotten-Realms-Geschichte. Mehr als die Tentakel bekommt man nicht zu sehen, aber das Ungeheuer richtet das Schiff ganz schön zu, und durch umgestürzte Laternen entstehen auch unabhängig voneinander zwei Brände, einer unter Deck, einer ausgerechnet am Fockmast, wo die Flammen sehr schnell hochlodern und die Segel in Brand setzen. Durch die Rammattacken geht Caldaia über Bord, und dass man ritterlich in die pechschwarze See hinterherspringt, obendrein quasi auf eine Riesenkrake, ist keine Selbstverständlichkeit – auch nicht für Raz, der aber zumindest Skaars Aufmerksamkeit erlangen kann. Skaars Natur widerstrebt es zwar, Schwache zu beschützen, aber hier an Deck gibt es nichts zu bekämpfen, und Caldaia zu retten ist eine Herausforderung, die größten Mut erfordert, also springt er. Er hat in Chessenta gerade erst leidlich gelernt, über Wasser bleiben, aber zumindest fällt der D20 fürs Schwimmen hoch und für die Orientierung gar noch höher.

 

An Deck sind die meisten damit beschäftigt, dabei zu helfen, die Brände einzudämmen (hier macht sich Valmaxian durch Telekinese unverzichtbar, da nur seine Wassereimer die Flammen erreichen können), und als ein Teil des Segels mitsamt Holz auf Matrosen runterkracht, kriegt auch Gilborn etwas zu tun. Jen hat nicht mal mitbekommen, dass Caldaia über Bord gegangen ist, sondern hält sich mit ihrem Säbel bereit, zuzuschlagen, wann immer sich ein Tentakel blicken lässt, um blind nach einem Opfer zu tasten.

 

Die Flammen, die Rufe, die Schmerzensschreie, berstendes Holz – es ist laut an Bord, und die Krake befindet sich obendrein unter Wasser, wenn auch dicht am Schiff. Vermutlich wird das Ungetüm nichts hören, und Fleece macht den Menschen an Bord das Leben noch schwerer, doch bevor sie gar nichts unternimmt, spielt sie Eerie Chords. Die Chancen, dass die Krake sie hört, sind mit 20 % gering, und dann bekäme sie immer noch einen Save, aber Fleece schafft auf dem D100 eine 19, und den Save verhaut das Biest auch. Es ist eigentlich unglaublich, aber es lässt von der Peony ab und taucht wieder in die Tiefe.

 

Als Skaar Caldaia durch seine und ihre Rufe geortet und erreicht hat, ist die Peony schon ein ordentliches Stück weitergesegelt, und die beiden sind nachts im Wasser mehr oder weniger unsichtbar. Doch jetzt wird das Schiff langsam zum Stehen gebracht (gut sichtbar ist es durch das Feuer ja), und Skaar schwimmt mit Caldaia um den Hals ungelenk, aber kraftvoll los und "genießt" es, die Angst vor der endlosen schwarzen Tiefe unter ihm zu überwinden.

 

Unter Deck erkennt Firrion erschrocken, dass ein Tentakelhieb gegen das Achterdeck die Kapitänskajüte getroffen, die Wand aufgerissen und Captain Bessid offenbar hinausgezogen hat. Inzwischen hat Jen mitbekommen, dass Caldaia über Bord gegangen ist, macht Land und Leute verrückt und schließt sie nach der erfolgreichen Bergung endlos erleichtert und glücklich in die Arme.

 

Mühsam erreicht die Peony erst am übernächsten Tag Pros, wo sie deutlich länger als geplant vor Anker gehen wird. Die Gemeinschaft genießt es, endlich wieder festen Boden unter sich zu haben, und geht einkaufen, um sich für die Weiterreise auszurüsten.

 

Auf der Trader's Road nach Elversult begegnet man der Familie Railant (Fren und Panonia, Guston und Mairin sowie der zurückgebliebene Osip, dazu die Kinder der beiden Ehepaare), die auf der Straße liegen geblieben sind und sich nun abmühen, das Ersatzrad zu befestigen. Skaar hebt den Karren an, und schon läuft's wie geschmiert. Die Railants sind froh, sich in so sympathischer, eleganter und schlagkräftiger Gesellschaft zu befinden, und so reist man gemeinsam nach Elversult. Dabei fällt mehr als deutlich auf, wie sehr sich der einfältige Osip in Caldaia verguckt hat, und er geht sogar Feldblumen sammeln und stammelt dann einen Heiratsantrag, den Caldaia so schmerzlos wie möglich ablehnt.

 

In Elversult, das sich diesen Reisenden ebenso ameisenhaufenartig präsentiert wie zuvor Raif & Co., sehen die Railants, wo ihre Begleiter absteigen, müssen aber weiter, weil sie etwas Preiswerteres brauchen. Um nach einer Karawane zu schauen, ist es jetzt zu spät, das wird auf den nächsten Tag verschoben. (Das ist sowieso nur eine mögliche Option, um etwas bequemer zu reisen, aber kein Muss. Eine Karawane wird erst ab Iriaebor wirklich nötig.) Als die Reisenden am Folgeabend nach Sightseeing, Amaunator-Tempel, Marktplatzbummel, Karawanenmeisterei, reichhaltigem Essen und Umtrunk auf ihre Zimmer gehen, stellen Jen und Caldaia fest, dass eingebrochen wurde: Jen stellt sofort fest, dass Nebula fehlt, und nach einigem Suchen vermisst Caldaia ihre Rosenfibel, die Kesten Garess ihr geschenkt hatte. Gastwirt Paval und Gardist Byrch werden informiert, aber es ist klar, dass die Garde nichts unternehmen kann, um die gestohlenen Waren wiederzufinden. Jaq weiß, welche Bedeutung Nebula für Jen hat, und bietet ihr an, sich als erfahrener Dieb getarnt umzuhören, ob sie einen der hiesigen Hehler finden kann, bei dem solche Dinge unweigerlich landen, was Jen dankbar annimmt.

 

In der Nacht wacht Caldaia auf und ist, noch im Halbschlaf, völlig verwirrt, denn sie will unbedingt zu Osip. Jen tut das als wirren Traum ab und schickt sie wieder schlafen, aber auch am Morgen geht er Caldaia nicht mehr aus dem Kopf, und sie will unbedingt zu ihm. Jen zieht Fleece hinzu, und es wird klar, dass Caldaia das Herz verdreht wurde. Technisch ist das zwar ein ganz niedrigstufiger Zauber, den Fleece mit links dispellen könnte – aber es funktioniert nicht. Max analysiert sie und schlussfolgert, dass ein Fluch auf ihr liegt, und dem können Magier nicht beikommen.

 

Jaq hat in der Nacht eine Adresse bekommen, und zwar vom Pfandleiher Gryllmyre. Fleece kann Jen überreden, Caldaia zum Amaunator-Tempel zu schleppen, um den Fluch brechen zu lassen (in Wahrheit aber, um eine Überreaktion zu vermeiden). Fleece und Jaq (Letztere illusionär getarnt) begeben sich also zu Gryllmyre, der sich als überraschend junger, auf eine spezielle Art und Weise nicht uncharismatischer Kerl herausstellt. Fleece beauftragt ihn, die anderen Hehler wissen zu lassen, dass er eine Spiked Chain braucht – Nebula ist hier sehr wahrscheinlich ein Unikat.

 

Am nächsten Tag klappert Jaq in verschiedenen Verkleidungen die Absteigen auf der Suche nach den Railants ab, und Fleece schaut wieder bei Gryllmyre vorbei. Siehe da, er kann sie gegen Prozente an einen Verkäufer verweisen. Ganz unheroisch kauft Fleece also Nebula zurück, wenn auch für weit weniger, als sie wert ist (weil man so etwas Exotisches hier schwer los wird). Gleichzeitig macht Jaq die Railants ausfindig. Sie stößt wieder zu Fleece und bittet darum, ihrer Menschenkenntnis zu folgen. Anstatt nämlich zurückzugehen und Jen ihren Aufenthaltsort zu verraten (was eine mittelschwere Katastrophe nach sich ziehen könnte), möchte sie den Railants einen Vorsprung geben, bevor das Vergehen zur Anzeige gebracht wird. Fleece ist damit mehr als glücklich, und so erklären die beiden Fren, was Osip getan hat, verlangen die Herausgabe der Fibel und deuten an, dass sie erst morgen früh zur Garde gehen werden. (Man hat es sich bereits denken können: Osip haute sein Erspartes auf den Kopf, beauftragte einen Dieb, bei Caldaia einzusteigen (die Spiked Chain lag da so prominent, die nahm der Dieb freilich für sich selbst mit), ging mit der Fibel zu einer Hexe und ließ sie Caldaia mit einem Liebeszauber belegen. Osip ist zu dumm, um zu wissen, wie einfach ein solcher Zauber von Klerikern auch wieder gelöst werden kann.)

 

Am Morgen sind die Helden allerdings schwer überrascht, die Railants zu sehen, die (wenn auch schweren Herzens) ihren Verwandten höchstpersönlich ausliefern, weil sie so gesetzestreu sind und eine solche Missetat, die die Rechtschaffenheit der Familie beschmutzt, nicht dulden können. Lichtbringer Kornan nimmt sich der Sache an und lässt auch die Hexe festnehmen. Fleece gibt ihre Aussage zu Protokoll, und so hat man hier sowohl die offiziellen und kirchlichen Gesetze wie auch die der Straße respektiert.

 

Fleece & Co. erreichen nach einer ereignislosen Weiterreise (in Priapurl haben sie nicht Halt gemacht) unbeschadet Easting und steuern, obwohl Fleece dagegen ist, eine der Touristenfänger-Tavernen am Marktplatz an (weil Jen endlich sitzen will, alles andere ist ihr egal), während der Quacksalber Zeddicus the Medicus seine Tinktur anpreist, die gegen einfach alles hilft, und wie so ziemlich jeder auch aus dem Konzept gebracht wird, als er zuerst den "Riesen" und dann die atemberaubenden Frauen sieht.

 

Fleece schleppt nach einer Stärkung Caldaia, Laeral und Liandris in das einzige Theater am Ort ab, wo sie sich an Caldaias unbedarften Fragen und ihrer kindlichen Begeisterung für etwas erfreut, von dem Fleece nicht will, dass es für sie je selbstverständlich wird. Im Schankhaus tritt derweil ein wütender Großvater mit seiner Tochter und deren Baby an Zeddicus' Tisch, weil es dem Säugling nach der Einnahme der Tinktur schlechter geht. Gilborn mischt sich ein, riecht an dem Zeug, erschnuppert zahllose Ingredienzien (Salbei, Fenchel, Bärlauch etc.), die alle gegen jeweils etwas anderes verabreicht werden, einander teilweise aufheben und für so kleine Kinder schon gleich gar nicht geeignet sind. Er hält Zeddicus eine Standpauke (er kann Quacksalber wahrlich nicht ausstehen) und ermutigt auch andere Anwesende, sich ihr Geld zurückzuholen.

 

Auf dem Rückweg durchs beschauliche Easting bei Nacht gehen Fleece und Caldaia nebeneinander voraus und Laeral und Liandris hinterher, beide Paare ins Gespräch vertieft. Fleece beantwortet Caldaia viele Fragen zum Theater, aber die Unterhaltung kommt auch wieder auf die unglaubliche Welt zu sprechen, von der Caldaia keine Ahnung hatte, dass sie existiert – und mächtige Helden darin, neben denen sie sich klein und unbedeutend fühlt. Fleece versucht ihr das auszureden, ist sie doch schließlich eine Geweihte. Als Caldaia später aber danach fragt, wer schon Liebesopfer für die Gemeinschaft bringen musste, kann sich Fleece nicht überwinden, auszupacken. Vor einer "richtigen" Sune-Priesterin jederzeit, natürlich, aber vor Caldaia? Fleece achtet die Tatsache ungemein, dass Caldaia von der Schönen berührt wurde, aber sie denkt auch: 'Ach, davon verstehst du nichts' und ärgert sich deshalb auch über ihre eigene Respektlosigkeit. Das kommt davon, wenn man beim großen Oz hinter den Vorhang blickt und ein vielleicht etwas zu großes Selbstbewusstsein entwickelt hat.

 

Auf der Straße nach Iriaebor holen die Reisenden Zeddicus the Medicus ein, der eine Pause macht. Nach einigen unbeholfenen Worten bittet er aus einem Impuls heraus um ihre Hilfe, versucht dann aber wieder abzulenken, weil er es sich sofort anders überlegt. Just for fun wirft Maxi Detect Magic und erkennt, dass Zeddicus einer Compulsion und einem Charm unterliegt. Er entfernt den Effekt, und der erstaunte Zeddicus rückt mit der Sprache heraus: Er stammt aus Whiteford, einem kleinen Dorf, nicht weit von hier, aber abgelegen. Dort gab es schon immer einen kleinen Helm-Tempel (warum ausgerechnet dort, weiß Zeddicus gar nicht), den der Priester Devernion mit Frau und Tochter bewohnt. Eines Nachts traf sich Devernions Tochter Illenda mit ihm und bat ihn, das nächste Mal, wenn er Patienten schröpft, das Blut nicht wegzugießen, sondern mitzubringen, und gab ihm Geld, um in Iriaebor beim Alchimisten ein Mittel zu kaufen, das es am Gerinnen hindert. Zeddicus verliebte sich Hals über Kopf in Illenda und wunderte sich auch gar nicht über diesen Auftrag. Hin und wieder schossen ihm Zweifel in den Kopf, aber die verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren.

 

Da man ahnt, was dahinter stecken könnte, kann man nicht mir nichts, dir nichts weiterreisen, also nimmt man die nächste Abzweigung nach Süden und wird am nächsten Abend Whiteford erreichen. Jen und Caldaia streiten, weil Jen nicht will, dass sie sich in Gefahr begibt, also verfügt sie, dass Caldaia, Maxi, Jaq, Skaar, Laeral und Liandris eine Stunde entfernt lagern und die anderen den Rest des Weges gehen.

 

Fleece, Jen, Gilborn und Raz erreichen das einfache Dorf, durch das ein kleiner Bach läuft, dem es wohl seinen übertriebenen Namen verdankt, zumal an einer Stelle ein paar Birken stehen. Eine Schänke oder gar ein Gasthaus gibt es hier nicht, aber Zeddicus bringt die vier zum Dorfvorsteher Russet, seiner Frau Morwen und seinen Töchtern Priane und Nuvalma, die ihnen Obdach anbieten.

 

Beim Abendessen stellt sich heraus, dass Russet ein Veteran des Schwertzugs ist und als Söldner mitgekämpft, aber zu seiner seitdem fortwährenden Scham die Fahnenflucht ergriffen hatte. Hier oben fand er Witwe Morwen und ihre Töchter und fing ein neues Leben an, aber die Scham ließ ihn nie los – und nun begegnet er hier, wo eine solche Begegnung unmöglich sein sollte, weiteren Veteranen, die aber anders als er keine Schmach auf sich geladen haben, sondern voller Stolz zurückblicken dürfen.

 

Er will seine Schande wiedergutmachen, hat sich aber bislang nicht getraut, den Helm-Tempel aufzusuchen, weil er Angst hat vor dem, was das ganze Dorf befürchtet. Vor nicht allzu langer Zeit ist Devernions Frau schwer erkrankt von einer Pilgerfahrt zurückgekehrt, seitdem hat sie niemand mehr gesehen, doch sind nach und nach einige Tiere und sogar zwei Menschen verschwunden. Nun, da so wackere Helden hier sind, bekniet er sie, mitkommen zu dürfen. Fleece reagiert ausweichend, und vorsichtshalber schnitzt man sich vorm Zubettgehen aus Feuerholz noch ein paar Pfähle.

 

Am nächsten Morgen begeben sich Fleece, Jen, Gilborn und Raz ohne Russet zu dem auf einem Hügel gelegenen, umzäunten Tempel mit Gehöft, aber erst mal nur, um Devernion kennen zu lernen. Mehr plant Fleece noch nicht, da sie weiß, wie gefährlich Vampire sind und dass die Möglichkeit besteht, dass sie hier nichts ausrichten können, wenn er sich als zu stark erweist.

 

Fleece spricht mit Devernion unter vier Augen, erfährt von ihm den Hintergrund des Tempels (an diesem Ort ist einst eine Heilige der Kirche im tapferen Kampf gegen Banditen gefallen), und sie gewinnt von ihm den Eindruck eines niedergeschlagenen, schicksalsergebenen Verzweifelten. Ihre Sense-Motive- und Diplomacy-Checks geraten ihr durchaus gut, aber auch die reichen nicht, in ihm etwas auszulösen, also verzaubert sie ihn kurzerhand mit einer Suggestion: das Problem, das Whiteford heimsucht, zu lösen. Er begibt sich zu seiner Tochter, um allein mit ihr zu reden, und Fleece geht zu den anderen dreien zurück. Doch da kommt Devernion schon wieder herbeigerannt: Seine Tochter muss Fleece und ihn belauscht haben, sie ist bestimmt in die Gruft gelaufen. Schnell entzündet man eine Fackel und begibt sich nach unten.

 

Dies ist nur ein kleiner Tempel, daher ist alles sehr klein und beengt, doch die Dunkelheit vertieft sich sofort, so dass die Fackel nur die Gesichter erhellt. Die Gebeine der hier Bestatteten erwachen zum Leben, die fünf rücken zusammen, doch Gilborn hält sie mit seinem Chauntea-Symbol auf Abstand. Die fünf erreichen den Raum, in dem Devernions Gemahlin residiert, doch diese ist bereits von der von ihr kontrollierten Illenda gewarnt worden. Das Mädchen wirft sich auf Fleece und diese zu Boden (die sich nicht gut wehren kann, weil es so eng ist und sie ihr nicht weh tun will), Gilborn ist mit den Skeletten beschäftigt, Raz hält die Fackel und springt Fleece bei, Devernion ist wie versteinert, weil Fleeces Suggestion und die Kontrolle, die seine Frau über ihn ausübt, miteinander kollidieren, und Jen geht ohne zu zögern auf die Vampirin los. Sie rollt mit ihr über den Boden und liefert sich einen in diesem Kontext originellen Ringkampf, wird zwar gebissen, schafft es aber, der Untoten den Pfahl ins Herz zu rammen. Daraufhin gibt Illenda ihren furienhaften Angriff auf Fleece auf und wird bewusstlos.

 

Gilborn zittert, weil er zum ersten Mal in seinem Leben Untote vertreiben musste, und auch Raz wurde noch nie mit ihnen konfrontiert. Fleece untersucht die komplett blutüberströmte Jen (es ist freilich das Blut der Vampirin), Devernion hebt Illenda auf, und alle gehen wieder hinauf ans Licht. Fleece redet dem verwirrten Devernion ins Gewissen, dass er nach Iriaebor gehen und seine Schuld beichten muss, wenn er will, dass Illenda ein gutes Leben hat.

 

Die Dörfler versammeln sich, denn angesichts von Jens blutbesudelten Kleidern und den Gesichtsausdrücken ist es unübersehbar, dass sie die Plage vernichtet haben. Fleece entschuldigt sich bei Russet, dass sich die Ereignisse überschlagen haben, doch Russet bedankt sich im Namen von ganz Whiteford. Raz holt die anderen, damit man hier für den Rest des Tages rasten kann. Maxi versichert Jen, dass ihr keine Gefahr droht: Vampire werden anders erschaffen, ein paar Bisse im Kampf reichen nicht. Caldaia ist schockiert und beschämt zugleich: Hätte sie geahnt, welche Gefahr Jen droht, wäre sie vor Angst um sie irre geworden, aber sie erkennt auch, dass Jen Recht hatte.

 

Am übernächsten Tag sind sie wieder auf dem Trade Way.

 

Fleece: Sooo... the world's really opening up for Caldaia. With you inhabiting a very special place in it. (Jen wirft ihr nur einen Seitenblick zu und sieht wieder nach vorn. Fleece wird deutlicher:) I'd like to talk about Caldaia and you.

Jen (ironisch "erfreut"): Oh, goodie. Well, I don't.

Fleece: Honey, you mustn't internalize all your feelings, sometimes you just have to—

Jen: Talk about them to get another perspective? Preferrably yours?

Fleece (unschuldig): Mine's as good as any other.

Jen (beißend spöttisch): No, it's the best, isn't it?

Fleece: I can't deny I'm a smart girl.

Jen: I want something from you, I tell you and leave you the fuck alone. But you, no. You're like a mosquito, like a little gnat, always biting until you can't find a good spot anymore.

Fleece: Persistence and Perseverance, by the great Lanamore, twelfth century. You can learn a lot from that play. I've always wanted you to see it, but you've never quite felt like coming along.

Jen: The Haveron & Emlin guy?

Fleece: Yeah, sure, the "Haveron & Emlin guy", just as Elminster is that "magic guy". By Oghma's obsessions, Lanamore's the greatest playwright of the last five hundred years.

Jen (achselzuckend): I know Haveron & Emlin.

Fleece: Yeah, everybody does. Big deal. Anyway, if you wanted to sidetrack me, you have to do better than that. We were talking about Caldaia and you.

Jen: No, you were talking to yourself, I wasn't participating.

Fleece: Come on, Jen, this is important. You'll have to talk about it eventually, might as well get it over with now.

Jen (augenrollend): Ilmater, grant me patience. Talk.

Fleece: See, was that so hard? (Jen sieht sie bedrohlich an, und Fleece beeilt sich, fortzufahren.) All right. Well, I was thinking about Vardis when we first met, you know? He started out actually feeling uneasy while talking to us, you remember that? (Jen nickt.) Although for a Chessentan he was really open-minded. But he needed some time to get used to us. Warmed up to you first if I remember correctly. Anyway, years later you could say he hadn't changed all that much on the surface, but in some aspects he had, tremendously. Well, as a former soldier he didn't have to learn a fraction of what's lying ahead of Caldaia. After all, she belongs to one of two out of the thirteen churches in which you really have to know as much as humanly possible about the world.

Jen: If you're gearing up for one of your speeches, spare me the prologue. Always with the prologues.

Fleece (defensiv): I'm not!

Jen: Why can't you just come out and say what you want?

Fleece: I'm not gonna club you over the head with what I want, because then you get all defensive, and then there's no talking to you. (Sie wählt Tonfall und Mimik jetzt so, dass sie Jen zum Schmunzeln bringt.) I have to... ease you in.

Jen (muss widerwillig grinsen): Well, skip that part. What do you want?

Fleece: I was wondering where the two of you are headed.

Jen: Again, don't wanna talk about it.

Fleece: I realize that, that's why I said I was wondering. Let me think out loud and correct me if I'm wrong, yes? So, Caldaia's in a really peculiar position, what with being a blessed one without being an actual priestess because she knows jack all about Faerûn and all that. So she has to learn as if she was St. Deneir reborn, and she has to acquire experience. A lot of experience. A hell of a lot of experience.

Jen (gereizt): I get it.

Fleece: Little detour: I totally get why they blessed her. She's awfully pretty, she's got charisma, and yet she's humble. I mean, we're awfully pretty and we got charisma, too, but humble... not so much. Caldaia's born for Sune's church, and in a limited pool of potential candidates for the rose tattoo she really stands out. It's no surprise they chose her. You can tell Sune is in her, can't you? You don't always get that feeling with clerics, but with her you do. Well, at least I do. Anyway, back on topic: Having to imagine what that must feel like... the responsibility of earning what you've already been given in advance... and dealing with the guilt of being allowed to roam free wherever she wants with her loved one, even though every other church would've locked her up in a temple for a couple of years, and that's where by rights she should be. But with the church of Sune being the church of love, and her being in love with you which makes her neglect her clerical duties—

Jen (ruhig, aber scharf): What's your point, Fleece?

Fleece: Look, it's none of my business—

Jen: You're right. It's not.

Fleece: But that little person back there is special. Special enough for me to get involved. Her becoming what she's supposed to become is seriously important.

Jen (bleibt stehen und sieht sie konfrontativ an): What are you saying, I'm holding her back?

Fleece (hebt abwehrend die Hände): Whoa, simmer down there, lady. (Sie sieht nach hinten zu den nachrückenden Reisenden, nimmt Jen am Ellbogen und geht mit ihr weiter.) Look, you didn't fall in love with a—

Jen: Who says I'm in love?

Fleece: Okay. If you were, you didn't fall in love with a cleric of, I don't know, Chauntea, for example. A cleric of Sune needs to live it up, enjoy life and its pleasures.

Jen: You wanna teach me about Sune. Me of all people.

Fleece: All I'm saying—

Jen: Enough, Fleece. It's none of your business, it's not gonna become any of your business anytime soon. Is that clear?

Fleece (nach einem Moment des Schweigens, kühl): Crystal.

Jen (nach einem weiteren Moment des Schweigens): Good. (Laut nach hinten:) Let's pick it up, we wanna make Iriaebor before dusk.

 

Fleece hat Caldaia in der kurzen Zeit gut kennen gelernt und sehr lieb gewonnen, und sie feiert die Einzigartigkeit ihrer Situation, aber sie will auch, dass Caldaia sich frei entfalten kann. Fleece zweifelt, ob das Feuer der Liebe lange zwischen Caldaia und Jen lodern wird, sie sind einfach viel zu unterschiedlich – doch bis es soweit ist, steht Jen Fleeces Meinung nach Caldaias Priesterwerdung im Wege.

 

Jen wiederum sieht, wie wunderbar sich Caldaia und Fleece verstehen. Hätte Fleece auch nur eine Spur lesbischer Veranlagung in sich, verdammt, die beiden wären das perfekte Paar. Was will sie denn mit Jen? Wie lange wird das halten? Je mehr Orte sie bereisen, je mehr Menschen sie kennen lernen, desto näher rückt Jens Befürchtung nach der Zeitpunkt, an dem die Verlockungen zu groß werden und jemand Caldaias Herz gewinnt, der besser zu ihr passt. Bis dahin will sich Jen also gar nicht zu sehr auf Caldaia einlassen, damit sie ihr nicht zu wichtig wird, damit es nicht zu sehr weh tut, damit sie selbst keine zweite Banshastra wird. Deshalb hält sie Caldaia oft auf Abstand, den Caldaia aber in gemeinsamen Nächten in Herbergen, wo man seine Privatsphäre genießen kann, immer wieder schmelzen lässt.

 

Skaar wird nicht nach Iriaebor mitgenommen, und Raz meldet sich freiwillig, ihn zu begleiten (sie wollen sich ein Plätzchen für die Nacht suchen, und Raz wird die anderen übermorgen früh in dem kleinen Fleckchen südlich der Stadt am Tor abpassen). Man sucht sich zuerst eine Herberge und dann eine Taverne in der Nähe, in der Fleece und Caldaia mit anderen lokalen Musikanten zum Tanz aufspielen.

 

In einer Spielpause nimmt Fleece Caldaia mit vor die Tür. Sie will, dass Caldaia demütig ist vor dem gigantischen Geschenk, das ihr mit der Weihe zuteil wurde, und ihre Liebe zu Jen nicht über alles stellt. Caldaia stieß ja zur Gruppe, als diese schon reich an Geld, Einfluss und Selbstbewusstsein war, und Fleece gibt selbst zu, wie schwer es manchmal fällt, demütig zu bleiben und nicht abzuheben, wenn man in jedem tethyrianischen Dorf erkannt und verehrt wird und nirgends für irgendetwas bezahlen muss. Sie hält die Gemeinschaft für einen schlechten Einfluss, da ihre Gesellschaft Caldaia die Illusion verleiht, sie hätte eine Wahl. Dabei dürfte jede andere Akoluthin an ihrer Stelle keine noch so kleine Entscheidung treffen, sondern müsste sich klaglos fügen. Jetzt lernt Caldaia nach ihrem Leben in Chessenta also das andere Extrem kennen, obwohl sie doch viel eher in der Mitte zu Hause sein sollte.

 

Kurz vorm Zubettgehen streiten sich Jen und Caldaia auf ihrem Zimmer. Caldaia beschwört ihre brennende Liebe zu Jen und ihr Vertrauen, dass der Tempel ihr morgen erlauben wird, ihre Reise fortzusetzen. Jen entgeht nicht die Ironie, dass sie, die seit ihrer Kindheit eine Jhasina war und alles über Sune und deren Künste lernen musste, was es zu lernen gab, so viel mehr über Caldaias eigene Religion weiß als diese selbst. Ob Caldaia denn glaube, dass sie die erste ist, die sich in dieser Situation befindet und sich die Grundfragen ihrer Religion stellt – oder ob das vor 2.000 Jahren nicht bereits deutlich reifere und gelehrtere Köpfe getan haben, die zu anderen Schlüssen als die naive Caldaia gelangt sind. Nein, nichts ist wichtiger als Caldaias Kirche, auch Jen nicht – sie will es nicht sein. Sie hat ohnehin schon das Gefühl, Caldaia ihrer Kirche wegzunehmen, ihr im Weg zu stehen. Wer ist sie denn schon, dass ihr das zustünde? Jen will also von Caldaia hören, dass, wenn morgen im Tempel entschieden wird, dass sie Jen nicht weiter begleiten darf, Caldaia nicht nur todtraurig, sondern auch ein bisschen glücklich sein wird. Caldaia kann das nicht aufrichtig sagen, stürmt hinaus, verlässt die Herberge und heult sich auf den Stufen aus. Jaq, die nicht schlafen konnte und sich ein bisschen die Beine vertreten hat, wird auf sie aufmerksam und geleitet sie nach einem kurzen Gespräch wieder hinein.

 

Jen ist währenddessen in Fleeces Zimmer, die in Unterwäsche auf ihrem Bett sitzt und Jen zugehört hat. Fleece betont, dass Jen die empathische und gescheite, aber relativ ungebildete, unwissende und vor allem unerfahrene Caldaia wie eine Zwölfjährige betrachten sollte, was die Kontrolle ihrer Emotionen angeht. Wie kann man von ihr verlangen, der unzumutbaren Aufgabe, die vor ihr liegt, gewachsen zu sein? Jen hat sich abgeregt, kehrt zurück auf ihr Zimmer, verträgt sich wieder mit Caldaia und versinkt in ihren Armen.

 

Am nächsten Morgen liest eine in die Jahre gekommene Gastgeberin der Leidenschaft, der man ihre einstige Schönheit aber noch immer ansehen kann, Kesten Garess' Brief, während Caldaia ganz klein vor ihrem Schreibtisch sitzt und nun, wo sie hier im Tempel ist, spürt, wie sehr sie hierher gehört, wie sehr sie sich selbst in ihm wiederfindet.

 

Draußen wartet Jen und macht den Gläubigen Platz, die auf dem Weg zum morgendlichen Gottesdienst sind. Caldaia tritt mit Tränen in den Augen auf sie zu, Jen schließt sie in die Arme und kämpft darum, die Fassung zu bewahren, weil sie annehmen muss, Caldaia zu verlieren – doch diese flüstert ihr ins Ohr, dass sie sie weiterhin begleiten dürfe. Jetzt erst geht Jen auf, dass Caldaia "traurig" ist, diesen Tempel wieder verlassen zu müssen, und zugleich erleichtert (und insgeheim schuldbewusst), bei Jen bleiben zu dürfen.

 

Ab Iriaebor fährt demnächst leider keine Karawane in den Süden, nur zwei private, die keine Mitreisenden wollen. Zu Liandris' Erschrecken beschließen Fleece und Jen, dass man dann zu Fuß gehen sollte – das ist beschwerlich und gefährlich und dauert viel länger, aber bei der gleichen Ankunftszeit (wenn man eine spätere Karawane nähme) hätte man viel Geld gespart. Also werden ein Esel nebst Karren sowie haufenweise Proviant gekauft.

 

Es gibt nur einen Weg nach Süden, also bereisen Fleece, Jen, Caldaia, Gilborn, Jaq, Maxi, Skaar, Raz, Laeral und Liandris dieselben Stationen wie die anderen zuvor, aber in Copperstead ziehen sie nicht die Aufmerksamkeit von Banditen auf sich. Der weitere Weg ist zwar unglaublich anstrengend, weil man eben jeden Tag nur läuft, läuft, läuft, aber dennoch vergleichsweise luxuriös dank des Zelts und des nie versiegenden Wassers. Laeral verzichtet die ganze Zeit darauf, sich in ein Tier zu verwandeln (das wird auch nicht benötigt, da man stets meilenweit sehen kann), weil sie Liandris gegenüber jedes Mal, wenn sie das tut, ein schlechtes Gewissen hat, da ihr Zwilling dieses Geschenk nicht erhalten hat.

 

Im Laufe der nicht enden wollenden, gleichförmigen Tage lässt sich Fleece von Caldaia mit dem Gebet Hauch der Leidenschaft inspirieren und dichtet die Hymne der Gemeinschaft, an der sie sich schon oft versucht hat, aber mit ihren Ideen nie zufrieden war. Nun, mit Sunes Hilfe, nimmt die Hymne Gestalt an. (Caldaia muss als nicht ordinierte Geweihte unter Erschwernissen würfeln – manchmal gelingt ihr eine Liturgie, manchmal nicht.)

 

Fleece erklärt Caldaia bei passender Gelegenheit die Macht der Gemeinschaft und was sie mit einem macht – auch wenn man nur dabei ist, erlebt man die Welt dieser Gruppe doch als normal. Außerdem erläutert sie die Verantwortung, seine Fähigkeiten niemals gegen ein Mitglied einzusetzen, denn das würde das Vertrauen zerstören, das im Laufe vieler Jahre mühsam aufgebaut wurde.

 

Während der Reise erleidet Liandris einen Nervenzusammenbruch. Sie ist die "Normalste" hier, das beschwerliche Reisen zu Fuß völlig ungewohnt, der ihr so vertraute Luxus liegt weit hinter ihr und wird nie zurückkehren, sie befindet sich mitten in der Wildnis, fernab jeder Zivilisation, umgeben von Gefahren, Wind, Wetter und Ungetier ausgesetzt, und vor ihr liegt eine völlig ungewisse Zukunft als Niemand. Sie flippt völlig aus und ist kaum zu bändigen. Fleece könnte sie leicht mit einem Lied beruhigen, aber Caldaia möchte helfen, also überlässt sie es ihr. Es braucht mehrere Versuche, aber schließlich funktioniert Sunes heitere Gelassenheit, und Liandris beruhigt sich.

 

Am Rasttag führt Fleece alle bis auf Jen und Caldaia vom Zelt weg, um ihnen die erste Fassung der Hymne vorzutragen, aber jeder weiß, dass das natürlich nur ein Vorwand ist, um dem so ungleichen Paar etwas Zweisamkeit zu gönnen, auch wenn es niemand anspricht.

 

Man erlebt poetische Sonnenaufgänge und die endlose Weite wie im amerikanischen Mittelwesten und genießt eine weitgehend ruhige Reise, bei der auch das Wetter wenig Kapriolen schlägt. Eines Nachts jedoch wacht man von ohrenbetäubend lautem Getrampel und Bodenerschütterungen auf und läuft raus, aber es ist stockdunkel, man kann nichts sehen. Später wird man sich immer wieder fragen, ob die mythische Tarrasque hier vorbeigekommen ist.

 

Vor Eshpurta hält man es wie im Sommer 1372 DR und lässt Skaar und Raz (der sich erneut freiwillig meldet, damit sonst niemand auf die Stadt verzichten muss) draußen am Trifin Creek campieren. Danach kehrt man selbstverständlich in den Neuen Morgen ein, und Fleece lässt es sich nicht nehmen, Chinstale Dirhavel zu besuchen, der sie und ihre Freunde sogleich einlädt, seine Gäste zu sein. So verlebt man einen ruhigen, zivilisierten Abend, was besonders Laeral und Liandris gut tut. Zwei weitere Tage verbringt die Gruppe in Eshpurta zur Entspannung.

 

Natürlich sind Caldaia, Laeral und Liandris versessen darauf, Esmeltaran zu sehen, doch Fleece weiß nicht, welchen Gerüchten Glauben zu schenken ist, wie es gerade im Krieg gegen die Oger steht. Nimmt man die Route über Esmeltaran, kann es sein, dass man dort feststellen muss, dass der Pass über die Small Teeth bei Hillfort Ishla nicht passierbar ist – und selbst wenn, ist das Fleece mit Caldaia und Liandris ohnehin viel zu gefährlich. Da Fleece in Brost nach dem Rechten schauen, also nicht über Imnescar reisen möchte, bleibt als Alternative, die South Road zu nehmen und zu schauen, ob man bei Hillfort Keshla oder Hillfort Torbold die Small Teeth überqueren will. Die jungen Damen sind schwer enttäuscht, aber Jen pflichtet Fleece bei: Hauptsache, man reist so sicher wie möglich. Zwar kreuzt die Gruppe in den Small Teeth den Weg einer aus einem Oger und vielen Goblins bestehenden Patrouille, aber die wird recht problemlos unschädlich gemacht.

 

In Brost steht alles zum Besten, und natürlich schaut Fleece auch in Morgentau und Ellihir vorbei, wo sie von Glorandal erfährt, dass Ninthalor Zhais Untersuchung durch den Baum angeordnet hat – und was folgte. Fleece ist außer sich vor Sorge, doch Glorandal beruhigt sie: Talarand und Iphemia haben sie sicher an den Waldrand geleitet, von wo aus sie sich zur großen Stadt hinter den Bergen aufmachen wollte.

 

Endlich sieht Caldaia das für sie sagenumwobene Mosstone, und doch ist die Atmosphäre der Rückkehr nicht die, die sich Fleece und die anderen gewünscht hatten. Seit Raifs Ankunft und Weiterreise blieb Kithain nun dauerhaft hier und kann ihre Menschenfreundin in die Arme schließen. (Spider kehrt hin und wieder heimlich zurück und schaut, ohne sich zu erkennen zu geben, ob jemand gekommen ist.) Fleece erfährt, dass Jewel nicht aus Cormyr zurückgekehrt ist, und zu den aktuellen Sorgen gesellt sich damit eine weitere.

 

Der Abend im Tardy Newt ist quasi ein Selbstläufer, da zahlreiche Besucher in die Taverne strömen, um ihre Helden wiederzusehen. Fleece macht gute Miene zum bösen Spiel, fragt sich aber insgeheim: 'Wo wart ihr denn, als Zhai und Spider eure Hilfe brauchten?' Ja, natürlich versteht sie, wie der Hase läuft (und auch, warum er läuft, wie er läuft), doch fällt ihr die aufgesetzte Fröhlichkeit heute schwer.

 

Während sich Fleece um die Mosstonians kümmert und auch ein paar Songs spielen muss, ist die Stimmung am Tisch der Helden eher melancholisch (so man bei dieser Lautstärke und dem ständigen Bedrängtwerden von Melancholie sprechen kann). Caldaia hatte sich so auf Mosstone gefreut, monatelang war dies der verheißungsvollste Ort in ganz Faerûn gewesen – und nun reist man morgen kurzerhand wieder ab. Laeral orientiert sich an ihrem dominanten Zwilling, doch Liandris fremdelt mit dieser burschikosen Bodenständigkeit, und mit dem kulturellen Hintergrund der Begegnungsstätte zwischen Mensch und Elf kann sie auch wenig anfangen – aber Zazesspur, die einstige Hauptstadt Tethyrs (und immer noch die größte des Reiches), ja, das ist viel eher ihre Kragenweite. Sie nutzt auch gleich eine Spielpause Fleeces, um sich mit größter Selbstverständlichkeit vor die Bauern hier vorzudrängeln und mit ihr zu sprechen.

 

Liandris malt Fleece elegant unkonkret ein Bild, wie nützlich eine adlige Dame von Stand in Zazesspur sein könnte, die das gute Benehmen nicht erst mühsam kopieren muss, sondern von kleinauf erlernt hat, die die Gesprächsthemen bei Tisch kennt und mit traumwandlerischer Sicherheit auf dem politischen Parkett wandelt. Fleece wolle schließlich einen Orden aus dem Boden stampfen, nicht wahr? Fleece zieht ihr diesen Zahn entschieden, aber Liandris gibt sich nicht geschlagen: Man werde ja sehen, Hauptsache, Fleece wisse, dass sie bereit wäre, wenn man ihre Dienste bräuchte...

 

Kithain, Fleece, Jen, Caldaia, Gilborn, Jaq, Maxi, Skaar, Raz, Laeral und Liandris verlassen am Morgen Mosstone, machen eine zwischenfalllose Reise über die Berge und erreichen Zazesspur. Im Zedernholz halten gerade nur Raif und Zhai die Stellung, während die anderen in der Stadt unterwegs sind (bzw. arbeiten, denn Bran ist bei der Stadtgarde untergebracht und J'avo und Tulwood arbeiten als Fährleute). Nach einem herzlichen Wiedersehen bringt man einander ganz grob auf den neuesten Stand. Raif hat mit allem gerechnet, aber nicht mit Jens schweigender Zurkenntnisnahme, dass man schon wieder Streuner aufgelesen und mitgenommen hat, hört dann aber, dass sich eine Sune-Geweihte und zwei cormyrianische Edeldamen Jen angeschlossen haben. (Laeral kennt er vom Namen und vom Sehen, und nun hat sie auch noch eine Zwillingsschwester!) So, so, sieh an. Dafür mag Fleece ihren Ohren nicht trauen, als sie hört, dass Bran heiraten und sich zur Ruhe setzen will.

 

Während Raif losgeht, um zuerst Bran Bescheid zu geben und dann in der nahe gelegenen Halblingtaverne Freudenquell einen Tisch zu reservieren, machen sich Fleece und Jen zu Morgulas auf, um Ashe wiederzusehen. Der freut sich natürlich gigantisch – auch wenn er mit allen anderen nichts anfangen kann, aber Fleece und Jen liebt er von Herzen. Auch diese drei tauschen sich aus. Auf dem Rückweg organisiert Fleece Zimmer im Breaching Whale: Das Cedarwood Inn ist einfach und doch gemütlich, aber auch zu klein, während das Breaching Whale Inn Platz ohne Ende hat, dafür aber auch lauter und gerade abends wegen der vielen Saisonarbeiter und Fährleute räudiger ist.

 

Bran lässt einen Kameraden den Rest seiner Schicht übernehmen, informiert außer sich vor Vorfreude seine neue Familie und Tulwood und J'avo auf der Arbeit. J'avo nimmt die Ankunft der anderen nur achselzuckend zur Kenntnis und wird nicht mitkommen, er hat mit denen ja nichts zu tun. Aber da Tulwood vor Neugier platzt, übernimmt er dessen Arbeit mit, damit der sich rausputzen und pünktlich da sein kann.

 

Geld regiert die Welt, und so stellen die Halblinge im urgemütlichen Freudenquell der Gemeinschaft einen ganzen Raum zur Verfügung und tischen einen wahren Festschmaus auf. Nach und nach trudeln alle ein bis auf J'avo, Spider und die Amaunatorianer, und die Gäste tauschen vor dem Essen oft die Plätze, um die neuen Gesichter auf beiden Seiten zu beschnuppern oder sich von alten Kameraden ein paar Details zu diesem oder jenem Erlebnis erzählen zu lassen.

 

Valmaxian ist sofort zur Arbeit geschritten (er hat dank Kleiderschrank ja all seine Bücher dabei), als er Raziels finalen Hinweis hörte: "Wenn die Herolde der Dämmerung im Schatten versinken, wird der Purpurturm den Weg weisen." Die Herolde der Dämmerung sind Anadia und Coliar, die beiden der Sonne nächsten Planeten, und der Schatten ist ein Sternbild, also errechnet Valmaxian ein Datum im Spätsommer 1374 DR. Den Purpurturm kennt er auch: Er heißt so, weil er in den Purpurhügeln liegt. Einst war das der Turm eines Magiers, aber heute ist er nur noch eine Ruine.

 

Tulwood gehen die Augen über. Ja, Bran hatte erzählt, dass hier ein paar schöne Frauen mit von der Partie sein würden, aber verdammt, er hatte untertrieben! Von Fleece, Jen, Caldaia und Kithain kann er die Augen nicht lassen, von Skaar und Zhai aus anderen Gründen ebenso wenig, und es schüchtert ihn durchaus schwer ein, sich in der Gesellschaft so vieler altgedienter Helden zu befinden, die ihn nicht beachten, weil sie erst mal miteinander zu tun haben. Und dann sind da auch noch Liandris und Laeral, echte adlige Cormyrianerinnen, die ihn aber ebenfalls keines Blickes würdigen. Sein Blick wiederum wandert am häufigsten zu Fleece – nicht genug damit, dass sie hübsch ist, sie hat so eine elektrisierende, einnehmende Ausstrahlung, dass er bereits die ersten Schmetterlinge spürt. Wenn sie ihn doch nur einmal so ansähe wie ihre Freunde...

 

Tulwood verhält sich ganz ruhig, sitzt neben Bran und beobachtet alles. Milandre wollte gar nicht erst mitkommen und musste von Raif überredet werden, und auch jetzt sitzt sie nur scheu in einer Ecke und bildet sich ein, wegen ihrer Verunstaltung von jedem angestarrt zu werden.

 

Caldaia hatte sich am meisten auf Raif gefreut, den ihr alle als Kind Sunes beschrieben haben (und den sie ja, von Jaq gespielt, auch schon selbst erlebt hat), und sie wird nicht enttäuscht. Die beiden verstehen sich auf Anhieb. Natürlich: Sie ist eine schöne, feminine Frau und hat Ausstrahlung und was im Kopf, und er sieht gut aus und ist locker und charmant. Doch Raif klappt die Kinnlade zu Boden, als er hört, mit welcher Selbstverständlichkeit Caldaia erzählt, dass sie und Jen ein Paar sind. Das hätte er sich niemals vorstellen können, er hatte so wie Fleece immer angenommen, dass Jens Vergangenheit als Jhasina ihr solche Bedürfnisse weitgehend ausgetrieben und ihr Männer abspenstig gemacht hat, aber dass sie zur anderen Seite ausschlägt? Nein, dafür hat Raif nie Anzeichen gesehen. (Was nichts daran ändert, dass es sie durchaus gab.) Caldaia reißt sich los, um mit Jaq zu reden, und Raif kann seinen Blick nicht recht von ihr lösen, als er von Kithain in Beschlag genommen wird.

 

Nach dem feudalen Festmahl erhebt sich Raz, räuspert sich und hebt an zu sprechen.

 

Raz: Dear friends, I regret to disturb you, but I must humbly ask for your attention for just a moment. Please, do listen to me. I promise I will not take up too much of your precious time. Thank you most kindly. The most noble Vala Valkazar, may his rose bushes never cease to grow, has asked me to tell you that he requires your assistance in a very urgent matter. Knowing what little I do of him, I, unworthy of trying to get the measure of such a noble exalted one, suppose he feels that one must not be idle for too long and lose sight of one's purpose, so I'm sure he doesn't feel he's asking too much of you praiseworthy heroes. In fact, isn't it exhilarating to know an exalted one such as him knows not only of your doings, but has your best interests at heart? I'm sure he's genuinely happy to be able to provide an experience for you, the likes of which he knows you revel in. If it's not too much trouble, he would like to greet as many of you in person as soon as possible, in his beautiful home that dwarfs even many Tethyrian castles in magnitude and splendor.

Raif: How soon is "as soon as possible"?

Jen: As soon as bloody possible. When a Calishite's so blunt as to say "as soon as possible", you can bet your behind he wants to see you yesterday.

Raz: Ah, disarmingly nonchalant as ever, most bodacious Jendara Sa'Jhahia. Indeed, precipitation seems to be imperative.

Raif: Did he say what he wants to see us about?

Raz: In fact he did, admirable Raif Al'Tani. A situation I regrettably know nothing about has come up that makes it necessary for some reliable and resourceful people such as you to accompany a dear friend of the venerable Sindayru Valkazar to follow the lure of the Shining South. Apparently the ship is bound to leave Manshaka's harbor tomorrow, so... time is of the essence.

Raif: Oh. Tomorrow. Sure. No big deal.

Jen (zu Fleece): Now, all of a sudden.

Fleece: He knows we're freed up, we're not waiting anymore. Maybe he even knows when the whole thing will start up again.

Jen: No, I mean we've just arrived, and right now a ship will leave he wants us to be on board of?

Fleece: I don't think it's a coincidence, either.

 

Tulwood: Mystra's miracles, the Shining South! This is why I left home!

Bran: Now, don't get your breeches in a twist. You gotta wait your turn, and it's not gonna come anytime soon. If the Fellowship was a ladder, you wouldn't even be on the lowest rung. You'd be, I don't know... a mouse on the ground, looking up. At lots of cats on the rungs. Uh... you get the picture.

Tulwood: Bran, you have to get me on board of that ship! I'll do anything you want, but you have to—

Bran: Shut up, will you? They're talking the Shining South, Tulwood. Someone else comes first. (Er steht auf und geht.)

 

Jen: So what do you wanna do?

Fleece: Go myself. It's the least I can do.

Jen: Without even knowing what this is actually about?

Fleece: Pretty much, yeah. Last time when I asked Valkazar to let us go to Cormyr, I put him in a position where he had to decline my offer to stick around. He knew what I was doing, and why. Made me feel bad, but I got what I wanted. I played him, and I have to repay him for that. Our mentor asks a favor of us, we best make sure he gets the biggest favor we're able to give.

Jen: So you wanna take the ferrystones?

Fleece: Seven's what's left. That leaves room for six volunteers.

Bran (ist an Fleeces Stuhl getreten): Can I talk to you for a moment? (Er geht neben Fleece in die Hocke.) Look, I was thinking—

Fleece: Bran, no.

Bran: But you're going exactly where he's from! This is almost like... like a sign or something.

Fleece: I don't know him. I'm not gonna waste a ferrystone on someone who might ditch me once he's got what he wants.

Bran: He's had thousands of opportunities to turn tail and run.

Fleece: Why would he take them? He had a friend who kept him and paid all expenses and invited him to travel with him where he wanted to go anyway.

 

Sie diskutieren herum, aber Fleeces Argumente kann Bran nicht entkräften, und er muss mit ihrem Nein leben. Hier zeigt sich aber auch, dass er nicht aufbegehrt: Er akzeptiert ihre Entscheidung als Anführerin, weiß, dass er nach Tulwood gar nicht erst fragen muss, und zieht sich auf seinen Platz zurück und bedeutet dem aufgeregten Jungspund mit einem Blick, bloß die Klappe zu halten.

 

Jen: They're not exactly fighting for a place at the table, are they?

Fleece: I don't see you fighting either.

Jen: Course not. Someone's got to keep the whole thing together when you're gone.

Fleece (schmunzelt): You don't miss it? Chult? Tashalar?

Jen: I'm not like you, Fleece. It was an adventure, to be sure. But it was also a fucking nightmare. (Fleece lacht leise.) Truth be told, I hated every second of it.

Fleece: Even the party at Ayesha's? (Jen sieht sie nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an.) Sorry. Yes, the climate was atrocious, but the culture, the art, the history, the sounds, the smells... (Sie seufzt fernwehschwer.) It's tough to actually be there, but it's also tough to not wanna be there when I'm not, you know?

Jen: Still? It's been, what? Two years?

Fleece: More. Winter '70 'til early summer '71. You remember me telling you about Theon's and my meeting with Sarab Hamur? (Jen nickt.) This man has everything he could ever wish for. He's bored out of his mind and longs for what money can't buy. We showed him that, and I had to promise him to come back one day and tell him the rest of our story. I'd love to get a chance to keep that promise.

Jen (schnaubt): I'm still waiting for the day when your romantic notions come back to bite you in the ass.

Fleece (verlockend lächelnd): You'd have to stick around to witness it.

Jen: No way. (Sie lässt ihren Blick wieder über die anderen schweifen.) Who do you wanna take?

Fleece: Well, if I can take six with me, you better believe I'm taking six with me. After your war stories about Chessenta, I want Maxi and Jaq around me for the rest of my life. (Fleece lacht dabei leise.) And in any case I wanna propose it to those who've had it the hardest. Who've had to sit and wait for longer than the gods intended us to be able to.

Jen: Good call.

Fleece: Maxi, Jaq, Zhai, Spider, Ashe and Kithain, if I had my way. Sweet Selûne, I wish Jewel was here...

Jen: She'll turn up again. She always does.

Fleece: She was along last time we went. As was Raveena. Cordian. Theon.

Jen: Sweet memories we share. But you're gonna make new ones. With some old folks and some new folks. You may wanna consider Father Fenring and Skaar, though. I wouldn't set foot again on that disease-ridden soil without a cleric, and Skaar would love it down there.

Fleece: I don't know about Skaar, actually. Yes, they're used to exotic races down there, but I fear they might want him for the arena and just take him. He's hard to overlook, and the grandees just... take whatever they fancy. The more I think about it, the less I wanna take him.

Jen: You do have a point. So... are you gonna delegate breaking his heart or are you gonna do it yourself?

 

Fleece sieht sie einfach nur kurz an und wieder weg. Auf ihre unachahmliche Weise ergreift Jen für den Goliath Partei, der Abenteuer erleben will und den man doch unmöglich monatelang außerhalb von Zazesspur zwischenfalllos parken kann. Fleece steht auf und begibt sich erst mal zu Maxi.

 

Valmaxian: I was rewarded for my services with a year at the Royal Academy, all expenses paid. This is nowhere near adequate, considering my accomplishments and capabilities, but it'll have to do, and until now, I fully intended to receive my reward. But maybe I haven't given the Shining South enough consideration, and maybe you want to talk it up to me, hm? Let's pretend you did in order to not waste any more of your and – what's infinitely worse – my time. Uncivilized natives, barely human... decadent degenerates that are too easily bored... ruins built by bipedal geckos of which only the most dimwitted and uneducated believe they've found the secret of eternal life... a society that prays to Helm as readily as to lizard gods like Visar and Shanxar... or gaining knowledge that's actually useful at the Royal Academy? It's a tough call, but you know what, I'll take my chances at the Royal Academy.

Fleece: What's Valkazar up to? Aren't you curious?

Valmaxian: I find my curiosity slowly ebbing away these days.

Fleece: Please, Maxi, I'm begging you from a place of raw desperation, come with me. You're the only one of us who speaks Tashalari.

Valmaxian: Scarpe, not that I don't find this conversation endlessly fascinating, but do you think we could reschedule it for a more convenient time?

Fleece: When do you fancy?

Valmaxian: How about when the Nine Hells freeze over?

 

Fehlschlag Nummer eins. Als nächstes wendet sie sich an Jaq.

 

Fleece: So, will you accompany me, I ask, heart in my throat.

Jaq: I'm honored that you'd consider me useful in such a place, I really am. But... Yanlis anlayabilir veya, yanlis yapabilirsin. Biliyor musun mi yaninda kizim var. Abone olshama benim insanlarda, anlataman anliyor musun. Yardim istemedigene horam kadar. Benim olushan ishime var oldu torunun gosur mishtim evlenir. Hayatinda mara despina, duvarlari, asmalari... De ma mai ayana muia, i am la tarfa nuam yenidenar.

Fleece (legt eine Hand auf ihren Arm): It's quite all right, Jaq. You don't have to.

 

Fehlschlag Nummer zwei. Fleece nimmt Vater Fenring zur Seite.

 

Gilborn: I'm still getting used to not really being a Chauntean priest. There's probably no realm in Faerûn I could be that... less... than down there. There's no need to go there, other than it's the wish of a... of a dragon, which is absurd enough. You, facing the dangers of the jungle at the request of... that... isn't really why I think I've been sent to aid you. Things would look a bit different if all went, I'm not denying that. But with no other purpose than some dragon wanting something from down there, no. I'm not meaning to leave you high and dry, but if someone runs into a burning house because he thinks there's money in there, well... that someone shouldn't expect to receive a wondrous miracle to restore his burned body. Running a dragon's errand? Doesn't feel right.

 

Fleece ist es nicht gewohnt, so viele Körbe zu kriegen. Anscheinend plagt das Fernweh nicht jeden so sehr wie sie. Da so mehr als genügend Plätze zur Verfügung stehen, spricht sie sich mit Maxi ab und lässt Bran J'avo holen, denn wenigstens einen möchte sie dabei haben, der die Landessprache spricht. Bran freut sich für J'avo und eilt los, verweist Tulwood mit seinem "Besteht für mich doch eine Chance?"-Blick aber zurück auf seinen Platz. Während Bran unterwegs ist, tritt Raif kurz auf Fleece zu.

 

Raif: Just letting you know, I'm coming. Belgrave, too, though. If you think she's worth a ferrystone.

Fleece: Do you?

Raif (schweigt kurz, dann leichthin): Yeah.

Fleece: Good enough for me. (Er nickt und wendet sich ab, sie berührt seinen Arm.) Hey. (Er dreht sich wieder um.) What happened to you?

Raif: What do you mean?

Fleece: In the past half year.

Raif: You have something in particular in mind? Doesn't look like we have the time to share our stories anymore.

Fleece: I don't know, you seem... preoccupied.

Raif: Well... A lot has happened. To all of us.

Fleece: Raif. (Er sieht sie direkt an.) You don't have to come if you don't feel like it. You know that, right?

Raif (entschieden): Oh, I have to.

Fleece (lächelt): Will you tell me why some day?

Raif (lächelt zurück): We'll see.

 

Derweil hat sich Vater Fenring Raz geschnappt und ihn nach draußen vor die Tür gezerrt, um ihn dort sogleich anzufahren.

 

Gilborn: Good job tearing the Fellowship apart, at the very moment it's reunited and could use some rest.

Raz: I implore you, Inama Fenring, do not punish the messenger. I do what I'm told, which is a concept I believe even the Fellowship of the First Sun is not completely unfamiliar with.

Gilborn: How long have you known, Iriazal? Hm?

Raz: Far be it from me to tell you to not burden yourself with the business of someone as unworthy of your attention as me, but perhaps you want to consider—

Gilborn: Don't I deserve to know? (Raz sieht ihn überrascht an, weil Gilborn gerade so verletzt und enttäuscht wirkt.) Haven't we been through enough together that I can't ask for an honest answer?

Raz (ruhiger, etwas beschämt): I'm not supposed to let you know, but you're right. I would dishonor you by evading your question much longer. I've known since yesternoon when we stopped for a short rest.

Gilborn: How?

Raz: I have a small book. My master uses it to communicate with me, as well as I with him.

Gilborn: This Valkazar.

Raz: No, my actual master, Yazid Azad, may he grow as old as Zurbaran the Wise.

Gilborn (wieder erbost): One moment of peace, can he not give them that? Haven't they done enough to earn a short respite? Today, of all days? With no reprieve? Because it "just so happens" that he needs them on a ship that's leaving tomorrow?

Raz (atmet durch): I understand your indignation, inama kendini, and I can empathize with it. I do not know Sindayru Valkazar, may his wisdom be recognized and celebrated for eleven generations, well enough to assess his motivations, but I know him to be a man of honor the likes of which is seldom seen among mortal men. He must have his reasons.

Gilborn: If he is... what they tell me he is, he should be well above putting such fine young people through the ringer right upon their return home.

Raz: What more can I say that I haven't said before, inama kendini? Who are we to judge someone we don't know by actions we don't understand? It's perfectly comprehensible for you to worry about your friends, being plucked from their safe haven which they have deserved to enjoy much more than most others. Perhaps you might want to consider relieving your worries by accompanying them after all?

Gilborn (unterdrückt aufbrausend): You wanna make me feel guilty?

Raz: Please, Inama Fenring, if I have given you the impression of someone who has the ability and willingness to do that in his heart, I beg for your forgiveness, for I would never want you to think so low of me. It was just a rash, inconsiderate idea I put into words very carelessly. They were never meant to hurt.

Gilborn (bekommt nun selbst ein schlechtes Gewissen): I can't. I can't go. It's hard enough as it is to be a mephalite first and foremost, not a Chauntean priest. To them. I'm here to keep them safe, I suppose, but being a blessed one of Chauntea doesn't really play a role here. I could be a run-of-the-mill medicus for crying out loud, wouldn't make a difference to them as long as someone's tending to their wounds. What do they care for the Earth Mother, what do they care for my office?

Raz: I'm unworthy to reprimand you, Inama, but I think you don't give them enough credit. Some of them are very devout.

Gilborn (sieht angespannt weg und atmet durch): Anyways. I fail to see how I can serve my holy oath by being an errand boy for a... for a creature that cares less for the goddess than anyone else here. And then go to a place where nobody else does either, creeping through jungles where no one's ever even heard of tilling the land. I know perfectly well that the powers bestowed on me would be very useful down there, which is... why I can't go. Paradoxical, huh?

Raz: It's not my place to judge my betters, inama kendini. I have too slow a mind and too faint an education to comprehend your religious ponderings. All I know is that it's quite clear that you've grown to care about your flock.

 

Jen: Don't worry, I'll take care of everything. Raif told me where to find our old Captain Tully, remember him?

Fleece (überrascht und hocherfreut): Oh yes! How's he doing?

Jen: Works as an official at the city hall. I'm sure he'll help me face the bureaucracy nightmare of getting your order going.

Fleece: Our order.

Jen: Whatever. And I'll take care of Laeral and Liandris. They're kind of my responsibility anyway. So stop worrying. Jen gets shit done, remember?

Raz (hat im Hintergrund das Gasthaus wieder betreten und steuert direkt die beiden an): I don't mean to impose, dearest Danai and Karai, but knowing what I know I can't help but wonder if I may be of assistance. As it happens, when the dignified Sindayru Valkazar made the decision to send me alongside all of you to the harsh and forbidding north, I was given five ferrystones to use at my own discretion. One I had to use to accompany you back to Mosstone, Danai, but four are still left.

Fleece: Which means you should come with.

Raz: Never would I doubt the wisdom you are rightly famous for, Danai, but I humbly ask you to reconsider. I'm not my own master after all. Surely you're aware that once I return to beautiful Manshaka, I might get sent wherever at the behest of my elders and betters. In that case the ferrystone would have been put to good use for the Janessarim, but to poor use for the Fellowship. I'd rather give you the four in my possession and travel back the arduous way. After all, I am not likely to encounter as many dangers on my way as you in the forbidding jungles of mysterious Meridiana.

Fleece: You're choosing our benefit over your order's benefit?

Raz: I'm supposed to assist you, Jhessail Sa'Issam. Since this mission is not quite over yet, I don't see a better way to do that than by giving you what you need more than I.

Jen: Why, why, Raz. Cunning move. And noble, too.

Raz: As always, dear Karai, your humble servant. As I am yours, dear Danai, of course.

Fleece: Accepted with my sincerest thanks, Eshavar. Ben sana derem yani ben, ayladir uyuyami, dime?

Raz: Ilash denerim bir siri albrandul yaramadi. Yanlis ishte o zaman bir seni sashkina, yeri nedir? Burada olabilir, mindayra kendini, burada olabilir.

Fleece (strahlend): Ia mas cur ellahar.

Jen: Debe sonetidar noi yapash milasenar, Eshavar.

Raz (zu Fleece): Please do not allow me to keep you from your business, most revered bard with a tongue of silver and a heart of gold (Und zu Jen gewandt:) and deeply admired and statuesque lioness. (Er zieht sich sich verneigend zurück.)

 

Jaq: I hate to see you leave so soon, just as we've all reunited, with so many stories to tell.

Raif: Well, Jaq, we still have the rest of the night ahead of us to catch up.

Jaq: Talking in passing about experiences of some momentousness and importance won't do them justice. Not giving them the scope they deserve would lessen them.

Raif (sieht sie verstehend an, wartet kurz ab, stützt dann sie ansehend seinen Kopf auf und konzentriert sich auf sie): N'oldu? (Was ist los?)

Jaq (lächelt höflich, schüttelt den Kopf): Issa'ir. (Nichts, alles gut.) It's just that some of us have been looking forward to this day for four moons, some of us even for more than half a year. Eagerly awaiting wondrous stories of their friends, eagerly waiting to tell their own or listen to somebody telling them. It does not seem quite fair.

Raif: You know, sometimes I think that we're so much luckier than any one of us has a right to be, so a bit of bad luck is not the end of the world.

Jaq (sieht ihn rätselhaft abwartend an): Sometimes?

Raif (zuckt eine Schulter): Other times not so much. Everybody's got better and worse days. But on a bad day I try to remind myself how ridiculously lucky I am to live the life I'm living. We're free as birds, compared to all the rest. Everybody's bound by their community in some form or other, be they rich or poor, but we... we're our own community. The only thing that binds us. I, for my part, wanna be bound by that. To that. So it's not a loss of freedom, really. To most people I meet I'm freer than even a king. So are you. That's gotta be worth something, dime (nicht wahr)?

Jaq: Evet (ja). (Sie sinnt nach, sieht ihn dann an.) It's peculiar, isn't it, that I will learn about your story from Brannon, and you will learn about, say, Jendara's story from Fleece. As if we all weren't on speaking terms at the moment.

Raif: Would you care for me to learn your story, too?

Jaq: Yeniden telash arakanim evlenmenin saldiri, bayan yenidenar?

Raif: Kiedo venya, I didn't quite catch that.

Jaq: Kiedo venya insanlarda, Raif. I said: That would be quite a conceited desire, wouldn't it?

Raif: Well, I'd sure listen to it. I got a feeling it's a good one.

Jaq (sieht wieder bedauernd auf den Tisch): It's not the right time nor place.

 

Bran bringt stolz J'avo herein, der nun zum ersten Mal die versammelte (fast vollständige) Gemeinschaft der Ersten Sonne sieht, und setzt ihn auf einen Stuhl neben Maxi. Fleece bleibt stehen und betrachtet den entflohenen Hünen von einem Sklaven.

 

Fleece: All right, look. You've piled up quite a debt to us.

J'avo: To Bran.

Fleece: Bran's starting a new family, I want him to get all the money he's entitled to. So I kinda bought your debt. (Bran hört das zum ersten Mal, freut sich insgeheim, sagt aber nichts.) Now you're indebted to the Fellowship. Say we take you with us down south. You help us do our job, and when we're done, you can go wherever you want, and I'll consider your debt repaid. What do you say?

J'avo: Sounds all right to me.

Fleece: Very well. But I fall apart when I can't get a good night's sleep. In order to help me sleep, we need to make sure you hold up your end of the bargain. I'd like to do that with a little bit of magic. Agreed?

J'avo: What kind of magic?

Fleece: Just a little geas to make sure you don't betray us. No offense.

J'avo (misstrauisch) Go ahead.

Fleece (gibt ihm einen Kiesel): Take this into your left hand, squeeze it tight. Repeat after me. I, J'avo, hereby solemnly swear (J'avo wiederholt.) to do everything within my power (J'avo wiederholt und sieht auf seine linke Hand.) to keep the Fellowship of the First Sun from harm (J'avo wiederholt und rutscht ein wenig auf dem Stuhl hin und her.), assist it where possible (J'avo wiederholt und sieht mit leicht verzogener Miene auf seine Hand.), until it releases me from my oath (J'avo wiederholt.) on its own volition.

J'avo: What's that supposed to mean?

Fleece: That you can't force anyone to release you.

J'avo: ... on its own...

Fleece: Volition.

J'avo: Volition.

Fleece: Magister?

Valmaxian: Aliquam iaculis turpis tristique diam aliquet.

Fleece: Open your hand. (J'avo sieht auf den Steinstaub in seiner Hand.) May your life be like that pebble if you break your vow, J'avo.

 

Mit Prestidigitation hat Maxi den Stein immer stärker erwärmt und schließlich zerbröselt. So hat man den in Sachen Magie komplett ungebildeten Südländer davon überzeugt, dass er einen magischen Eid geschworen hat. Raif und Milandre sind die Ersten, die sich für heute Abend verabschieden. Fleece fragt Zhai, ob sie mitkommen will, und diese sagt natürlich von Herzen zu. Jen kehrt währenddessen auf ihren Platz neben Caldaia zurück.

 

Caldaia: I've no idea how many are coming, but do you suppose we could come, too?

Jen: What? No way! Have you lost your marbles?

Caldaia: I've always wanted to see the Shining South. Back home, we had books circling around, books from abroad. Because I speak Chondathan, I translated some of them, or sometimes I read them aloud, and one of them related to—

Jen: Cal, no! You have no idea how dangerous the South is. A simple prick in the finger can kill you down there, let alone—

Caldaia: I could stay behind when things get dangerous.

Jen: The Shining South is covered with jungle. I am not taking you there.

Caldaia: Jen, Jen, Jen, look. I know you a little, don't I? Tell me your eyes didn't light up when you talked to Fleece.

Jen: Who cares if they did? I'm not—

Caldaia: Jen, I don't want to be the reason you're not going although you want to. You don't want to be Brannon, I don't want to be Ronica holding you back. You're still a member of the Fellowship, and you need to be that. If you can't be that because of me, then I have to do something about it.

Jen: Cal? No.

Caldaia: Jen, I need to—

Jen: Conversation's over.

 

Als sich Fleece an Kithain wendet, wird sie abermals enttäuscht. Kithain erklärt ihr, dass sie liebend gern Zeit mit ihren Freunden verbringen würde, doch sie ist geduldig und hätte auch kein Problem damit, auf ihre Rückkehr zu warten. Fleece weiß, dass Kithain sich der Gemeinschaft angeschlossen hatte, weil sie spürte, dass ihr Lebensschicksal außerhalb ihres Stammes auf sie wartet, und die Gemeinschaft schien viel in der Welt herumzukommen. Mit ihr war Kithain bereits im sehr fremdartigen Süden, und sie war sich sicher, dass dort nicht die Erfüllung ihres Schicksals liegt. Fleece versteht das sehr gut, denn ihr ist klar, dass jedes Wagnis auf dem Weg zu dieser rätselhaften Erfüllung ein Risiko darstellt, zu sterben, ohne diese Erfüllung gefunden zu haben, und Meridiana ist ein deutlich gefährlicherer Landstrich als Tethyr, zumal man "nur" Valkazar einen Gefallen tut und auf einen Freund von ihm aufpasst. Natürlich kann sich Fleece auch vorstellen, dass die Vorstellung, sich "gezwungenermaßen" noch ein wenig in der alten Heimat aufzuhalten, einen gewissen Reiz auf Kithain ausüben muss. Vor allem aber wartet Kithain voller Sorge auf die Rückkehr von Jewel. Fleece macht der Waldelfe sanft klar, wie lange Jewels Rückkehr auf sich warten lassen könnte. Wenn sie einen Grund hatte, nicht nach Mosstone zu gehen, kann sie dieser Grund gut und gerne auf Jahre davon abhalten. Kithain sollte nicht auf sie warten.

 

Raif ist mit Milandre zum Breaching Whale zurückgegangen, wo er auf Spider aufmerksam wird, der auf der Dachschräge auf irgendeinen Rückkehrer gewartet hat und nun runterspringt.

 

Raif: Would you... would you mind going ahead? I'll be right with you. (Er wartet, bis die misstrauische, aber folgsame Milandre die Tür geschlossen hat, und gesellt sich zu Spider.) Perfect timing, Spider! The others arrived just this afternoon. Brought some friends, just like we did. There's a lot of unspoken history on both sides. We had a sumptuous dinner and were just getting ready to exchange stories when Raz, the janessar, tells us that we need to be in Manshaka tomorrow. Obviously via ferrystone. We have seven, Fleece scrounged some additional ones. Well. (Er hebt hilflos die Arme.) We've just reunited, and suddenly for nine of us it's "May the winds favor you", and off we go to the Shining South. I volunteered. Fleece was hoping you'd show up, she wants you to come, too.

Spider: Everywhere's better than here. Apart from Mosstone, that's obviously worse.

Raif (hat nicht wirklich zugehört): Yeah.

Spider: What else's the matter?

Raif: I'm so confused.

Spider: I suppose you expect me to encourage you to keep talking.

Raif (lächelt): I've missed your brazen bluntness, you bastard. (Pause.) On my way to Tethyr, I fell in love.

Spider: That does seem to happen to you from time to time.

Raif: Well, it does, doesn't it. Anyway, we knew it wouldn't amount to much, there was just a brief time for us, and then we had to say our goodbyes. I knew that going in. I still miss her, still think about her. Pretty normal so far. And now we're here, and I meet someone who has a comparable effect on me. How can that happen when I'm not even over my last one?

Spider: Well, you've come to the right place. Who could possibly know more about matters of romance than yours truly? (Raif sieht ihn genervt an.) Who is it?

Raif: Someone already spoken for.

Spider: Hasn't stopped you before.

Raif: By one of us.

Spider: Obviously you're not falling for Brannon's shrinking violet. That leaves the young lady friend of the apprentice.

Raif: Oh, what a day to remember. I know something Spider doesn't. No, Jen brought someone.

Spider: Who is she?

Raif: She's a—wait, you knew? That Jen's... that she likes...

Spider: Sure.

Raif: I won't even ask.

Spider: Probably better that way.

Raif: Yeah, so... Well, I didn't know, so imagine my surprise. On top of that, there's this beauty on her arm, her complete opposite in every regard. There's a very natural charm about her. She's comely, graceful, but modest. She seems very... how can I put it... undisguised. More than most, anyway. Very open, very loving. But get this: She's a blessed one without being a priestess. Guess which goddess.

Spider: Sune.

Raif: Okay, I made it pretty obvious, didn't I? Yeah, so, uh... I mean, is it that? Is it this divine touch, this heavenly allure that tempts me?

Spider: Is she leaving with us, too?

Raif: No, she's staying with Jen.

Spider: So you're running away from her.

Raif: Spider, the last thing I need in my life is to covet my friend's lover. By the time I get back from the Shining South, the whole thing will have blown over. Everything's gonna be back to normal.

Wache 1: Halt! What are you up to? (Zwei Wachen kommen eilig näher.)

Raif: Uh, nothing. Just hanging around, having a talk, that's all.

Wache 2: Are you being robbed? You're safe with us. (Sie bauen sich bedrohlich Spider gegenüber auf.)

Raif: He's, he's not what he looks like, no worries, all right?

Wache 1 (misstrauisch wegen der Gegend und Raifs eleganter Oberstadt-Kleidung): Wait a minute. What are you doing here, sir? Lost your way across the Sulduskoon?

Raif: Look... (Er kommt näher, wird nun aber auch bedroht.) Will you calm down? I'm unarmed, obviously.

Wache 1 (zu Spider): You! Get over here!

Spider: What if I don't?

Raif: Guys. Seriously. Look, it's not illegal to dress in black.

Wache 1: Shut it, sir. You, get over here, or else!

Spider: Why, excuse me while I'm quivering in my boots. (Zu Raif:) I'll be on my way. (Er dreht sich um und läuft in die Dunkelheit, Wache 2 läuft hinterher, doch schon sind keine Laufgeräusche mehr zu hören, der Verfolger sieht sich ratlos um.)

Raif (seufzend): Are we done here?

Wache 1: No, we aren't. You're coming with us.

Raif (entgeistert): On what charge?

Wache 1: Suspicious activities in the dead of night. Move it, sir.

Raif: You've gotta be kidding me. Look, I have more important—

Wache 2 (kehrt zurück): Who are you?

Raif: Raif Bowgentle from Eshpurta, Amn. I'm with the Fellowship of the First Sun on Fellowship business.

Wache 1: Ha! You're not Bowgentle. He's way taller than you.

Raif: I assure you, I've always been this height.

Wache 2: Prove it. Who's the Fellowship's leader?

Raif: Dame Jhessail Scarpe from the Dalelands.

Wache 2: Got you. Everybody knows she's a born and bred Tethyrian from Greenshores.

Wache 1: Valashar, I thought.

Raif: She's from Chandler's Cross, Scardale, believe me.

Wache 2: Who else?

Raif: Are you making me stand here all night listing members now?

Wache 2: If that's what it takes.

Raif: Ilmater, grant me patience. Captain Jendara Corthala. She's a born and bred Tethyrian, by the way. Valdorax Valmaxian, magister at the Hall of Quicksilver in Almraiven. Zhai, the half-drow. Spider, the tiefling – who you just met. How about Her Honor Naneetha Holbirk from Zazesspur's very own Halls of Light? Look, if you don't believe me, let's go to the Wellspring of Joy where the whole Fellowship's hanging out, but leave me to my business, for Helm's sake!

Wache 2: When's the Fellowship last been to Riatavin, and why?

Raif (genervt): Spring of '72. Goblin town, the battle of Milvian Bridge. The forces were lead by Duke Hembreon personally. Flee—Dame Jhessail negotiated with a beholder, got it on our side, turned the tide of the battle. The goblin leader was defeated by being lifted in the air and turned upside down by Magister Valmaxian. Happy now?

Wache 2: My cousin's been in that battle. I'm starting to think you are who you say you are.

Raif: Lucky me.

Wache 2: Let me shake your hand, then. Good job, sir. Good job. (Er schüttelt Raifs Hand, zieht ihn dann aber an der Hand etwas zu sich und sieht ihn tadelnd an.) Does Dame Jhessail know you're here?

Raif (entgeistert): No, why—

Wache 2 (mahnend mit erhobenem Zeigefinger, die Hand immer noch ergriffen:) Next time let Dame Jhessail know where you're off to, then things like these won't happen, all right?

Raif (völlig baff flüsternd): Okay.

 

Zu ihrer Überraschung kriegt Fleece währenddessen sogar von Ashe einen Korb. Ja, sicherlich hat er sich lange nichts sehnlicher gewünscht, als endlich wieder etwas zu erleben, und der Assistent von Mercer Frey zu sein, ist angesichts von dessen Ausrüstung und Möglichkeiten nicht gerade erfüllend, aber... er hat sich verliebt. Ganz langsam und schleichend und eigentlich von ihm selbst unbemerkt, doch nun, wo er Zeit hatte, sich vorzustellen, mit der Gemeinschaft eine lange Reise anzutreten, stellte er fest, wie sehr ihm Aron fehlen würde. Nein, er weiß selbst nicht, was daraus werden soll – oder auch nur kann –, aber dieses Abenteuer würde er gerne aussitzen, denn was sich niemand, Fleece eingeschlossen, je hätte vorstellen können, ist, dass Ashe langsam Gefallen an einem "normalen" Leben findet – so normal das als Morgulas' Untermieter eben sein kann. Fleece freut sich aufrichtig für ihn, aber so bleibt natürlich ein weiterer Platz frei.

 

Dafür kann sie im Anschluss ihren Ohren nicht trauen, als Jen ihr eröffnet, dass sie und Caldaia nun doch mitkommen. Fleece beschwert sich massiv darüber, und die beiden geraten für alle unübersehbar in einen gedämpften Streit, denn wem soll Fleece denn die Rennerei mit dem Orden anvertrauen? Sie kann nicht hierher zurückgekehrt sein, und dann passiert ein halbes Jahr lang nichts in Sachen Ordensgründung – was nach außen wie Undank aussähe, würde einen Gesichtsverlust für Herzog Hembreon bedeuten. Doch wer soll es übernehmen, wenn nicht Jen? Diese spricht sich wieder und wieder für Jaq aus. Die Chessenta-Gruppe hat ihr Abenteuer sehr zusammengeschweißt, und Jen akzeptiert Jaq nun als Freundin, respektiert sie und vertraut ihr, aber Fleece, die nicht dabei war, hat Jaq gegenüber noch Vorbehalte, erst recht, wenn es um das Wichtigste geht, das der Gemeinschaft je zuteil wurde. Zuerst verteidigt Jen Jaq auf die gewohnte passiv-aggressive Weise, aber allmählich kehren sich die altvertrauten Rollen unglaublicherweise um, als es Jen ist, die mit diplomatischen Vorschlägen Fleece besänftigt, so zum Beispiel mit dem, dass Bran, der ja auf die Rückkehr von allen warten will, bevor er heiratet und heimreist, ihr über die Schulter schauen und ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen könnte. Außerdem sei da ja auch noch Laeral, die sich so gern nützlich machen wolle und nun vielleicht die Chance dazu bekommen könnte...

 

Währenddessen hat Jaq von Raz erfahren, dass es sich bei dem Freund von Valkazar um einen Wissenschaftler handelt, und Maxi damit anzulocken versucht. Für ihn war dieser Versuch schon fast bemitleidenswert durchschaubar. Doch Jaq lässt nicht locker und redet sich leise in Leidenschaft über die Gemeinschaft der Ersten Sonne und den Stolz, den man empfinden müsse, Teil von ihr sein zu dürfen. Sie liefert gar keine vorgeschobenen Argumente mehr für Maxi, sondern feiert, ohne es selbst zu merken, eigentlich nur die Gemeinschaft ab.

 

Fleece bleibt derweil bei ihrem Nein: Es gebe keinen vernünftigen Grund, Caldaia in diese Grüne Hölle mitzunehmen, und damit auch keinen für Jens Teilnahme. Jen wird jetzt sehr ernst und erinnert Fleece daran, worauf sie sich Anfang des Jahres im cormyrianischen Lager verständigt hatten: "The next time we have to decide where to go and what to do... what I say, goes. And you will support me, whatever my decision may be."

 

Fleece sieht sie eine Weile lang stumm an, nickt, begibt sich zu Jaq, erklärt ihr "ihre" Entscheidung und sieht, wie überaus geehrt sich Jaq fühlt, die ihre Gefühle unter Kontrolle halten muss. Dennoch: Bei Fleece bleiben Zweifel. Danach greift sie sich Bran und bittet ihn, ein Auge auf Jaq zu haben und darauf zu achten, dass nichts gegen das Interesse der Gemeinschaft der Ersten Sonne geschieht. Die Botschaft ist angekommen, und Bran raunt, dass sie sich auf ihn verlassen könne.

 

Fleece hat durchgezählt und weiß, dass sie noch drei Fährsteine übrig hat. Angesichts der Absagen spräche nichts dagegen, Skaar mitzunehmen, von dem Risiko abgesehen, das sie schon erwähnt hatte. Der Goliath feiert, futtert und zecht und kriegt überhaupt nicht mit, welche Gedanken sich Fleece machen muss, und natürlich geht er davon aus, mitzukommen, und freut sich, dass es morgen schon wieder losgeht. Und ja, wer ist sie denn eigentlich, ihn einzusperren wie ein Tier und ihn nie Goliath sein zu lassen? Da unten kann er das, und es wäre unglaublich neu und aufregend und vor allem herausfordernd für ihn. Was soll's, sagt sie sich, sollen sie doch versuchen, ihn sich zu holen. Sie brächte es nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass er wieder nicht mitkommen kann.

 

Dann hat sie aber immer noch zwei Fährsteine übrig, und ständig sucht Bran über den Schankraum hinweg den Blickkontakt. Natürlich wegen Tulwood, weshalb sonst? Ihn hätte Fleece auf gar keinen Fall mitnehmen wollen, aber für Bran, dem es so wichtig ist, Nachfolger zu hinterlassen (und J'avo dieselbe Chance zu geben, die einst Rhoedry hatte), würde es die Welt bedeuten, auch wenn sie weiß, dass er ein Nein ebenfalls klaglos akzeptieren würde. Sie will absolut nicht, aber in einem Moment der Schwäche – Trauer über Brans Ausstieg und die verschobene Chance, gemeinsam Hochzeit zu feiern, Rührung wegen Brans Herzensangelegenheit und seiner Identifikation mit der Gemeinschaft – nickt sie Bran irgendwann zu, und sobald sie das getan hat, kann sie es nicht zurücknehmen, zumal sie sieht, dass Tulwood Bran fast um den Hals fällt.

 

Am nächsten Morgen steht Fleece früh auf, weil sie noch die Hallen des Lichts besuchen und Neetha und Casmar sehen möchte. Neetha kann sie leider nicht finden, weil diese niedere Botendienste in der Stadt wahrnimmt und nicht vor heute Mittag zurückerwartet wird, aber Casmar schon. Fleece ist so ziemlich die Einzige, die den Paladin so mag und akzeptiert, wie er ist, und seit Ghaston Grey ist Fleece die Einzige aus der Gemeinschaft, mit der es Casmar auch so geht. Sie zollt ihm Respekt, indem sie sich Zeit für ihn nimmt, obwohl sie es eilig hat, und erklärt, was Sache ist. Casmar weiß die Geste zu schätzen und verspricht Fleece auch, Neetha herzlich zu grüßen und ihr alles zu erzählen.

 

Dabei lässt er auch durchblicken – wirklich diskret und durch die Blume –, dass man in den Hallen des Lichts nach Ehrwürdens Beichte wohl der Meinung war, dass sie vielleicht nicht alles richtig gemacht hat in letzter Zeit, weshalb sie nun Buße als einfache Novizin tut. Diese Demut, so hofft Casmar, wird ihr gut tun.

 

Nachdem letzte Besorgungen gemacht wurden, rotten sich vor Fleeces Herberge nach und nach alle zusammen, um sich voneinander zu verabschieden – sehr vermutlich wieder mal für länger. Jaq ist inzwischen auch so aufgetaut, das sie ihre Lieben ganz normal fest in den Arm nimmt wie die meisten anderen auch. Kithain verabschiedet sich herzlich von Fleece und Raif, zu denen sie von den bald Abreisenden die tiefste Bindung hat, Raz verabschiedet sich besonders wortreich von Fleece und Jen, Bran wünscht Tulwood und J'avo ganz herzlich alles Gute, und so fort. Raif stellt mit Verblüffung und, ja, Erschrecken fest, dass entgegen der gestrigen Planung Jen und Caldaia mitkommen werden. Valmaxian sagt lapidar zu Fleece, dass er alles dabei habe, was er braucht, es könne losgehen. Auf ihren überraschten Gesichtsausdruck hin meint er leidenschaftslos, die Königliche Akademie werde auch nach seiner Rückkehr noch da sein, und eventuell könne sich ein Blick auf das Wissen in den meridianischen Akademien ja doch lohnen, zumal er nie dort war. Niemand weiß, was den Sinneswandel ausgelöst hat, Maxi vermutlich sogar als Letzter. Raz, der angenommen hatte, dass nun doch ein Fährstein in seinem Besitz verbleiben würde, überreicht ihn lächelnd dem Magister.

Backgrounds

 

Karawanenmeister:

 

Hargrin Tunstal: Der sehr geschäftstüchtige Waukeen-Verehrer Tunstal ist ein Westhavian, wie er im Buche steht, und bückt sich nach jedem Kreuzer. Seine aufdringlich-schleimige Art vermag kaum zu bemänteln, wie sehr er sich nach Geld verzehrt, aber er ist ein gewiefter Geschäftsmann.

 

Uldrin: Tunstals rechte Hand ist bodenständig und ein guter Organisator. Wiederum dessen rechte Hand Thark ist sehr maulfaul, aber ein handwerklicher Tausendsassa.

 

Saulden und Bethren: Die beiden Kutscher fahren die Strecke nach Amn und wieder zurück nun schon das dritte Jahr. Auf ihren beiden Ochsenkarren haben sie je acht Plätze, die sie an jene vermieten, die keine Mitfahrgelegenheit haben.

 

Ribkin: Der Veteranenkutscher ist schon so lange unterwegs, wie er denken kann. Tunstal, Uldrin und Thark kennt er schon ewig und hat kein schlechtes Wort über sie zu verlieren.

 

Dragonbait: Von Ribkin kann man erfahren, dass der stumme, einfältig wirkende Entstellte vor einigen Jahren Opfer eines Drachenangriffs wurde: Ein roter Drache verbrannte die ganze Karawane, überall liefen schreiende und brennende Menschen und Tiere umher, und der Drache landete und genehmigte sich in aller Ruhe eine ausgedehnte Mahlzeit, nahm dann noch drei, vier Pferde und Ochsen mit und flog wieder davon. Gefressen hatte er dabei nur einen winzigen Teil der Karawane. Ribkin blieb die ganze Zeit still liegen und stellte sich tot, aber Dragonbait hatte es schwer erwischt – er war einer der wenigen Überlebenden. Bei dieser Gelegenheit lernte Ribkin ihn überhaupt erst kennen, vorher war er ihm in der großen Karawane gar nicht aufgefallen. Er kennt nicht mal seinen richtigen Namen, da der Kerl kein Sterbenswort sagt, und hat ihn Dragonbait getauft. Ribkin nimmt an, dass dieses Erlebnis ihn "komisch im Kopf" gemacht hat, aber er versteht zumindest jede Anweisung und führt sie schnell und gut aus.

 

Höllenhunde:

 

27 Höllenhunde, davon 10 berittene Kämpfer, 9 Kämpfer zu Fuß, 8 Tross.

 

Capt. Tovas Guldhem: Anführer der Söldner, inkompetent.

 

Lt. Fain Grenwick (Stimme von Joe Sims): Der beste Kämpfer der Söldner ist eine fiese Sau und ganz offensichtlich ein ehemaliger Verbrecher.

 

Longtongue: Der junge Bursche gehört zum Tross und ist für die Bespaßung da.

 

Newt: Der 14-jährige Mespert wurde in seinem ersten Kampf dermaßen übel zugerichtet, dass niemand an sein Überleben glaubte. Er hat's zwar überstanden, ist seitdem aber extrem schreckhaft und weiß, dass er beim nächsten Kampf wieder ran muss, obwohl er davon Albträume hat und sich nicht vorstellen kann, dass er dann funktioniert.

 

Elisheva und Bassal Ilinares (Suvar): Unter dem turmianischen Decknamen Ilinares reisen die Geschwister als turmianische Teziirianer geschäftlich nach Amn.

 

Sie werden begleitet von Elishevas Vertrauten, der lebhaften und fröhlichen Quistis Patrail, dem steifen Diener Revelon (im Dienste Marliirs), dem von Gandohar zwecks Detailverhandlungen mitgeschickten Sekretär Talantere und Elishevas Leibwächter Maeros Utrae.

 

Maeros Utrae: Maeros ist ein Abgänger der Rosenakademie von Crimmor und damit ein "Ritter der Rose" oder "Rosenritter" (eine traditionelle Bezeichnung, die noch aus der Zeit der Monarchie stammt). Seitdem hat er vor allem als Söldner, aber auch wie jetzt als Leibwächter gearbeitet. Vor zwölf Jahren wurde er von einem klammen Auftraggeber mit einem magischen Zweihänder bezahlt, den er Trauerklinge (Mournblade) taufte, inspiriert von Caitha und Morne, den legendären Zwillingsschwertern (Caitha ist Selûne geweiht, Morne ist Shar geweiht, und Morne wird eben wie "mourn" ausgesprochen).

 

Sir Othmar of Astora (Stimme von Miles Richardson): Freundlich, gemütlich, theatralisch und leicht narkoleptisch – er mag zwar nicht der geborene Ritter sein, nimmt seine ritterlichen Ideale aber sehr ernst.

 

Sir Magerold of Lanafir: Sir Magerold ist extrem schweigsam und wirkt oft griesgrämig – dabei schämt er sich einfach nur für sein Lispeln.

 

Sir Gwiniant of Mirra: Ein unauffälliger, eher langweiliger Zeitgenosse.

 

Sir Targray of Thorolund: Der grobe, barsche Sir Targray betrachtet sich ganz offensichtlich als Anführer der Ritter, und niemand traut sich, ihm die Stirn zu bieten.

 

Die Galgenvögel: Gaviel, Triskilian, Tyllas, Jerjin, Skaxia und Sajak kennen Tunstal schon seit Jahren und fahren zum ermäßigten Preis mit – unglaublich, dass sie einen Pfennigfuchser wie Tunstal dazu gebracht haben, aber sie sind schließlich auch mit allen seinen Leuten befreundet.

 

Yrando (Stimme von Stephane Cornicard): Yrando ist ein Dieb aus Starmantle, Sohn von turmianischen Einwanderern, aufgewachsen in einem Viertel, das kulturell ebenfalls stark von Turmish geprägt ist. Eines Tages hörte er von dem Wunder von Elversult. Unglaublicherweise gelang es ihm danach in kürzester Zeit, für seine drei Kinder Lehrstellen zu finden. Er ist überzeugt, dass sie ohne seinen schlechten Einfluss besser dran sind, und pilgerte nach Elversult. Seitdem betrachtet er sich als geläutert und möchte ein neues Leben fernab seiner alten Jagdgründe verbringen. Er hat erst mal nur bis Easting gezahlt, weiß aber noch gar nicht, wo er hin will.

 

Gradon und Faldon Nornim: Man nennt Vater und Sohn Nornim hinter vorgehaltener Hand "die Vampire", weil beide auffällig lange Eckzähne haben. Vater Nornim ist Schneider, sein Sohn ist Barbier. Sie haben all ihre Ersparnisse zusammengekratzt und wollen in Priapurl ein kleines Haus mit Ladengeschäft in Augenschein nehmen, das sie bekommen können, weil sie glauben, eine grandiose Idee zu haben: Sie wollen "Scissors" eröffnen, eine Schneiderei, die gleichzeitig ein Barbiersalon ist.

 

Mawlin Belainor (Stimme von Richard Standing): Der junge Mann aus Reddansyr bei Teziir will sich mit einer Geschäftsidee eine Existenz aufbauen: Er hat seinen kleinen Gemischtwarenladen verkauft und sämtliche Tulpenzwiebeln eines Nachbarn aufgekauft, weil die jüngsten plötzlich ganz anders aussehen als je zuvor, was sich niemand erklären kann. (Sie sind von einem Pilz befallen, aber damit kennt sich niemand aus.) Mawlin findet sie so bemerkenswert schön, dass er überzeugt ist, damit reich zu werden, denn er hat gehört, dass in Amn keine Tulpen wachsen – und speziell diese wachsen nirgendwo. Also hat er ein Bild anfertigen lassen, ist nach Teziir gefahren, hat die Zwiebeln dort haltbar machen lassen und sich Tunstal's Travels angeschlossen.

 

Felkin (Stimme von Andy Gathergood) und Elora Tarth: Der Mann aus Ilipur lebte mit seiner Familie mehr schlecht als recht von einem kleinen Acker und der Hühnerzucht. Jedoch sind seine Frau und seine drei ältesten Kinder durch einen verunreinigten Brunnen an Sallar erkrankt und verstorben. Ohne sie kann er die Arbeit nicht schaffen und wird bald garantiert vom Landbesitzer vom Hof gejagt. Er ist zwar ein Leibeigener, aber er nahm Elora und seine Siebensachen und floh bei Nacht und Nebel. Felkin hat, um über die Runden zu kommen, öfter Hehlerware geschmuggelt, und sich so genug zusammengespart, um mit Elora bis nach Iriaebor zu kommen. Nun sieht er seine Chance in dem Wunder von Elversult. Er hat allerlei Steine gesammelt, auf die die Zweite Sonne von Elversult geschienen hat. Die will er nun als Devotionalien verkaufen, aber vorsichtshalber möchte er sich nicht versündigen, indem er von irgendwelchen Steinen behauptet, sie seien aus Elversult, also mussten es schon die richtigen sein.

 

Gavlan und Robeena (Axel Prahl und Ronja Forcher): Gavlan hatte in Proskur eine kleine Schänke, wurde aber der Hehlerei angeklagt und floh mit seinem wertvollsten Schatz, seiner Tochter Robeena, deren Zuhälter er ist, nach Elversult, hoffend, dass viele Pilger auch viel Kundschaft darstellen. Inzwischen hat er es sich hier aber mit den örtlichen Zuhältern verscherzt, die den eigenen Markt beschützen und keine Konkurrenz wollen, und so muss Gavlan weiterziehen.

 

Corbet und Nial Lynd, Deveron Lynd: Die Brüder Corbet und Deveron Lynd gehören dem Thousandheads Trading Coster (Tausendköpfiger Handelsverband) an. (Dieser operierte bis vor Kurzem ausschließlich zwischen Waterdeep und Hillsfar über Iriaebor, hat inzwischen aber auch eine Niederlassung in Riatavin eröffnet.) Sie stammen aus der Nähe von Keczulla und hatten einst zusammen einen eigenen kleinen Handelsverband aufgemacht, gingen mit diesem aber baden, also brachten sie alles, was sie noch hatten, in den Thousandheads ein und arbeiten seitdem recht erfolgreich. Für beide gab es immer nur die Arbeit, so dass für Familiengründung keine Zeit blieb. In Easting lernte Corbet jedoch erst vor Kurzem Nial kennen und lieben, heiratete sie und will sie nun seiner Familie in Keczulla vorstellen. Unterwegs erfährt er, dass Nial schwanger ist.

 

Deveron fühlt sich, seit Nial mit von der Partie ist, wie das fünfte Rad am Wagen. Er wünschte, es wäre wieder so wie früher, nur sein großer Bruder und er.

 

Teverim Bresslon (Christopher Maloney): Der 34-jährige Gelegenheitssänger stammt aus Easting, wo seine Familie aber wegen seiner Homosexualität nichts mit ihm zu tun haben will. Als sich die Gelegenheit ergab, umsonst bei einer Karawane mitzureisen, nahm er sein karges Erspartes und pilgerte nach Elversult. Dort fand er angesichts des Wunders die Inspiration, dass es immer einen Neuanfang gibt, wenn sogar Amaunator einen hatte, und beschloss, ein neues Leben fernab seiner Familie zu beginnen.

 

Ronvid und Prym Lugan: Der greise Tuchhändler und das blutjunge Mädchen sind tatsächlich verheiratet. Er ist Hals über Kopf in sie verliebt, und sie hat ihn natürlich nur des Geldes wegen geheiratet und heult sich bei ihren Verehrern darüber aus, wie schlecht er sie behandelt. Weil sie in Easting bereits so einen schlechten Ruf hat und von dort weg möchte, hat sie Ronvid überredet, seine Zelte abzubrechen (seine Kinder sind ja eh so undankbar und scheren sich nicht um ihn, redet sie ihm ein) und mit ihr nach Iriaebor zu ziehen, von dem sie gehört hat, wie freizügig und leichtlebig es dort zugehe. Per Briefen und Boten hat Ronvid also alles arrangiert, und nun reisen sie zu ihrem neuen Zuhause in Iriaebor. Die sexuell freizügige Prym tobt sich aus, und Ronvid verschließt davor die Augen und hat sich erfolgreich eingeredet, dass er die treueste Frau Faerûns an seiner Seite hat, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Die beiden reisen mit zwei Angestellten, die Kutsche und Fuhrwerk lenken.

 

Patches (Stimme von William Vanderpuys): Patches reist mit seinem Kramladen "Trusty Patches' Trove of Treasures", in dem sich von Zauberkomponenten über magische Tränke bis hin zu Obskurem aus aller Welt alles Mögliche finden lässt. Natürlich ist alles zusammengeklaut, geraubt oder von Hehlern gekauft.

 

Barroch (Stimme von Derek Stephen Prince): Der geheimnisvolle Diebesveteran hat für seinen Auftraggeber einen Rogue Stone gestohlen und bringt ihn nun nach Esmeltaran. Dass in der Gegenwart eines Rogue Stones Magie verrückt spielt oder aussetzt, weiß er sehr wohl. Von Eshpurta aus wird er nach Athkatla weiterreisen.

 

Belfalas Palithane (Stimme von Peter Marinker): Der verschrobene, antisoziale Alchemist aus Amn ist trotz seines Auftretens ein fähiger Mann, der seine Erzeugnisse auf dem Weg verkauft. In Elversult ist er eine große Lieferung losgeworden, und erhöbe Amn nicht so hohe Zölle auf magische Erzeugnisse und ließe sich die Lizenz nicht so teuer bezahlen, wäre das auch ein verlockendes Ziel, da er die dortigen Preise leicht unterbieten kann. So aber fährt er nur bis Eshpurta mit, wo er einen Hehler kennt, der ihm seine Waren abnehmen und auf dem Schwarzmarkt weiterverkaufen wird. Sein Kutscher und Helfer ist der zurückgebliebene Hynnek.

 

Palithane ist Balphemorianer und versteckt das weniger als die meisten seiner Glaubensgenossen. Für ihn ist jeder Götterverehrer ein Verfluchter, denn er betrachtet die Tretmühle, in der sich alle Menschen befinden, als Götterfluch.

 

Angrosh Ironbeard (Stimme von Tom Cotcher): Der Söldner hat einen Vetter in Esford bei Shepherdston, Durkas, der ihm geschrieben hat, dass er vorhat, zu heiraten. Das lässt sich der ruppig-joviale Zwerg nicht entgehen. Besonders stolz ist er auf sein untypisch weiches Haupt- und Barthaar, das er hegt und pflegt, und auch sonst ist er sehr auf sein Äußeres bedacht.

 

Angrosh kennt Patches nicht als Trusty Patches, wie er sich selbst bezeichnet, sondern als Patches the Hyena, weil er – so sagt man, er weiß es nicht selbst – angeblich Abenteurer in tödliche Gefahren locken und dann ihre Leichen plündern soll.

 

Marit Lage und Talara Fenn (Tiffany Thompson): Der Händler aus Berdusk arbeitet mit einer Glasbläserei zusammen, deren Erzeugnisse er verkauft. Er ist ein unerfreulicher, herrischer Kerl und nicht der angenehmste Arbeitgeber. Er reist mit Talara Fenn, dem, soweit es ihn betrifft, hübschesten Mädchen aus Berdusk, der Tochter von Orlyn Fenn, einem seiner Schuldner, der droht, seinen kleinen Buchladen zu verlieren. Lage ist bereits seit 30 Jahren verheiratet, aber er hat seinen amnischen Geschäftsfreund in Athkatla, Londor Krimmevol, mit dessen verwöhnten Sohn Ortho, der das Geschäft lernen soll, in Berdusk empfangen und bewirtet, und als er Talara erwähnte, besuchte man die Bücherei. Monate später fragte Londor per Brief nach, ob Talara noch ungebunden wäre – Ortho hat sie sich seitdem wohl in den Kopf gesetzt. Um sich bei Londor lieb Kind zu machen – er ist schließlich verdammt reich –, bot Lage Orlyn Fenn kurzerhand an, ihm seine Schulden zu erlassen, wenn er Talara dafür bekommt. Orlyn hat vier weitere Kinder und hätte für Talara garantiert einen profitablen Ehemann gefunden, aber wenn er seinen Buchladen verliert, müsste er sie unter Wert verheiraten, und Lage wusste dies und nutzte das aus. Er kleidete sie ein und nimmt sie nun nach Athkatla mit.

 

Talaras hübsches Äußeres sorgte schon seit ihrer Pubertät dafür, dass sich Orlyn wegen der Blicke der Kunden, wenn sie im Laden mithalf, in den Kopf setzte, sie vögele gewiss überall herum. Das wurde bei ihm zur fixen Idee und machte sich bald auch in den anderen Köpfen in der Familie breit, und Talara wurde immer schlechter behandelt. Das ließ sie sehr schüchtern werden. Dabei ist sie ein aufgewecktes, romantisches Mädchen, das sich förmlich nach Zuwendung verzehrt.

 

Taral Sanvean (SanVEEan): Der Händler aus Asbraven besitzt einen Steinbruch in den Sunset Mountains, in dem er feinen Rosenmarmor abbauen lässt. Dadurch ist er zu Wohlstand gekommen, aber dank schwieriger Zusammenarbeiten, falscher Partnerwahl und Betrug durch seinen Partner hat er es zu seinem Bedauern nicht geschafft, eine Handelsflotte auf die Beine zu stellen. So kann er nur mit vier Wagen in einer Karawane mitfahren, obwohl er auf dieser weiten Reise so viel mehr Gewinn erzielen könnte. Er liebt seine drei Kinder, aber die haben sich von ihm entfremdet und warten nur noch auf seinen Tod, damit sie sich um das Erbe streiten können. Eines wollte mitsamt Familie mitkommen, hat aber in letzter Sekunde abgesagt.

 

Tantulph und Lodenia Embuirhan: Die westhavischen Eheleute gehören dem Handelsverband Sagramon & Sons an, der aber nur zwischen Westgate und Ormath im Süden operiert. Eines Tages hat sich Tantulph wohl gefälschtes Cassil andrehen lassen, und es gab einen Unfall: den nun einjährigen Danthurb. Doch pünktlich zur Frühjahrslieferung erwartet ein Geschäftspartner in Eshpurta, der die Waren in Amn weiterverkauft, Besuch von Lord Orgost Vymmar, der zugleich 40 % an Lathander's Estates hält, einem Unternehmen, mit dem Tantulph und Lodenia gern geschäftlich zusammenkommen möchten. Also packten sie Danthurb kurzerhand ein und machten sich zu dritt auf die Reise.

 

Eigentlich waren sie in der letzten Karawane des Green Fields Consortium, aber Danthurb wurde krank, und man musste in Iriabor eine Pause einlegen. Nun schließen sie sich Tunstals Karawane an, ihrer letzten Chance, es noch rechtzeitig nach Eshpurta zu schaffen. Sie reisen mit einem Kutscher, einem Diener und einem Kindermädchen.

 

Zathura: Die Hexe hat ihre Zelte lange genug in Priapurl aufgeschlagen, doch allmählich wird die Stimmung ungemütlich. Ein paar junge Männer, denen sie eine ungünstige Zukunft geweissagt hat, wollen sich an ihr rächen, und wenn sie allein reist, hat sie Angst, ihnen auf der Straße schutzlos ausgeliefert zu sein, also zahlt sie zähneknirschend für den Karawanenanschluss. Sie hat sich mit Janielle und Ivor zusammengetan.

 

Janielle und Ivor Inham: Jani stellt dressierte Mäuse zur Schau und stieß zu einer Gauklertruppe, wo sie Ivor kennen lernte, der als Helfer mit unterwegs war. Sie verliebten sich, und Jani nahm seinen Namen an (sie schlossen also so eine Art Friedelehe, soweit das bei Vagabunden überhaupt möglich ist). Eine Gauklerin stahl ihr ihr Geld, und als Jani sie beschuldigte, stellten sich alle auf die Seite der Diebin. Jani verließ die Truppe, und Ivor begleitete sie natürlich. Die Gaukler waren immer zwischen Westgate, Teziir und Starmantle umhergetingelt, und nun gingen die beiden nach Westen. Ihr Geld reichte aber nur bis Priapurl, wo sie beim Bau eines neuen Hauses mithalfen. Nun haben sie genug zusammen, um bis nach Iriaebor zu kommen.

 

Ivor ist ein ruhiger, etwas schüchterner junger Mann, von zu Hause weggelaufen wie so viele, und Jani ist eine extrovertierte, etwas launische und impulsive junge Frau, die leider zu schnell und zu viel redet, wodurch sie nerviger wirkt, als sie eigentlich ist. Die beiden haben sich in Priapurl mit Zathura angefreundet.

 

Egan Wynch: Der versnobte Kunsthändler aus Westgate überbringt seinem Kunden in Iriaebor persönlich wertvolle Gemälde und reist daher mit sechs eigenen Söldnern sowie einem Kutscher und einem Diener.

 

Rivian Rivain: Der vergeistigte Dichter ist aus Teziir nach Elversult gekommen, um Inspiration zu suchen und über das größte Wunder unserer Zeit zu schreiben. In den drei Tagen in Elversult hat er genug gesehen, hat einen Armvoll Notizen angefertigt und will nun noch die weiteren Stationen abklappern, um die Stimmungen einzufangen, und dann natürlich, wo er schon mal unterwegs ist, auch die Stadt der Tausend Türme sehen.

 

Barliman und Belias Roose: Der teziirianische Hutmacher führt seinen Sohn ins Geschäft ein und nimmt ihn auf die erste Verkaufstour mit.

 

Iliana Vess: Die sympathische, mütterliche Iliana hat lange als regelmäßig verprügelte Ehefrau in einem Dorf an der Drachenküste gelebt, und ihr Mann wurde immer brutaler, je länger sich kein Nachwuchs einstellte. Eines Tages setzte irgendwas bei ihr aus, sie nahm ihre Siebensachen und floh zu ihrem Bruder in Teziir, einem Feinschmied. Dieser ermöglichte ihr, ihrer Leidenschaft nachzugehen, und wie sich herausstellte, war sie eine sehr begabte Schatullenmacherin: Sie fertigt wahre kleine Kunstwerke aus Holz und Horn, mit Samt gefüttert und hübsch verziert, und ihr Bruder steuert die Scharniere und Beschläge bei. Seit Jahren reist sie nun regelmäßig von Stadt zu Stadt, um ihre kleinen Kostbarkeiten zu verkaufen.

 

Insgeheim wünscht sich Iliana, jemanden kennen zu lernen, aber auch wenn ihr das nicht bewusst ist, haben Jahre der Schläge und Demütigungen ihre Spuren hinterlassen: Obwohl man es ihr nicht zutraut, fühlt sie sich nicht gut genug für einen anständigen Mann.

 

Ogron, Ronica (Sian Pattison), Danica, Lorica und Junica Crune: Ogron Crune ist Steinmetz, der aber zu Suff und Glücksspiel neigt und zwar fachlich gut, aber unzuverlässig ist. Sein Ruf eilt ihm inzwischen voraus, und er kriegt keine Aufträge mehr. Als er, obwohl sonst vom Pech verfolgt, im Glücksspiel alles setzte, was er besaß, und unglaublicherweise gewann, kaufte seine Frau Ronica ohne sein Wissen fünf Plätze in Tunstals Karawane in der Hoffnung, woanders neu anfangen zu können, weit weg von den Städten, in denen man ihren Mann nur allzu gut kennt. Dieser prügelte Ronica grün und blau, aber das Geld war so oder so weg.

 

Ronica ist gütig, schüchtern und ordnet sich unter, weil sie es nicht anders kennt. Sie wünscht sich für ihre drei Töchter Danica, Lorica und Junica nur, normal aufwachsen zu können, und will sich nie wieder Gedanken darüber machen, wann sie alle wegen Ogrons Spielsucht das nächste Mal Hunger leiden werden.

 

Ogron ist ein brutaler, besitzergreifender Klotz, der jeden Frust sofort an seiner Familie auslässt. Die älteste Tochter, Danica, ist mit 14 Jahren selbst noch ein Kind, muss ihre Mutter aber mit den beiden Kleineren (12 und 11) nach Kräften unterstützen.

 

Hintergrund

 

Gandohar Suvar, Elishevas und Bassals Vater, ist der kleine Bruder von Lizaia, die als Familienoberhaupt akzeptiert wird. (Sie war vor ihrer Heirat mit Eslar eine geborene Suvar, aber die Suvars sind ohnehin aus den Nashivars entstanden.) Gandohar hat aber natürlich seine eigene Familie.

 

Die Marliirs stammen eigentlich von der Südküste der Drachensee, und einige von ihnen erlangten den Status des Adelshauses in Cormyr und holten die meisten anderen nach, aber einige blieben in Teziir, weil sie dort schon zu viel erreicht hatten und ihren Einfluss nicht aufgeben wollten. Durch verschiedene Streitigkeiten und den Lauf der Zeit bestehen zwischen den Familien schon lange keine Kontakte mehr. Absaleth Marliir hoffte wegen des Kriegs zwischen Cormyr und Westgate, dass sich beide Parteien zur See so sehr schwächen, dass das unparteiische Teziir als stärkster Handelshafen der Drachensee aus der Auseinandersetzung hervorgeht. In weiser Voraussicht ließ er schon seit der Flucht der Cormaerils nach Westgate seine Flotte ausbauen, aber das Geld ging zur Neige, also suchte er Investoren. Ein amnischer Geschäftsmann hörte davon und stellte einen Kontakt zwischen ihm und den Nashivaars her. Lizaia versprach sich neue Märkte und entsandte Gandohars Tochter, um mit ihrer Hand (Absaleth ist Witwer) den Handel zu besiegeln. Erst in Teziir lernte Elisheva ihren Zukünftigen kennen, doch fand sie ihn abstoßend und sabotierte die Beziehung, so gut sie eben konnte, ohne aus der Rolle zu fallen. Als eine cormyrianische Flotte auf Teziir zuhielt, dankte sie Lathander auf Knien und ordnete die sofortige Abreise an. Bassal war sauer auf seine große Schwester, weil er wusste, dass sie förmlich nach einem Grund gesucht hatte, Absaleth nicht zu heiraten. Und dann erst die überstürzte Abreise: Was, wenn die Flotte, ohne großen Schaden anzurichten, wieder abzieht? Elisheva hielt dagegen, dass ihr entschlossenes Handeln ihren Vater vor einer gesellschaftlichen Demütigung bewahrt hatte, so kurz vor dessen Fall den Verlierer zu unterstützen.

 

Absaleth wiederum war zwar außer sich vor Wut, wollte sich aber auch nicht nachsagen lassen, Gandohar Suvars ältestes Kind und damit Lizaia Nashivars Nichte einfach schutzlos durch halb Faerûn reisen zu lassen, und stellte Elisheva vier Ritter zur Seite. Erstens brauchte eine Abreise viel Zeit für Vorbereitungen, zweitens hätte sich auf die Schnelle keinerlei Schutz finden lassen, und drittens hatte Elisheva keinen guten Grund, das großzügige Angebot abzulehnen. Unter dem turmianischen Decknamen Ilinares reisten sie und ihr Bruder also als turmianische Teziirianer geschäftlich nach Amn.

 

Absaleth Marliir war auf Anhieb von Elishevas Schönheit und Anmut begeistert, hatte aber gleich gespürt, wie abstoßend sie ihn fand. Als sie die willkommene Gelegenheit ergriff, die Eheanbahnung zwischen ihnen platzen zu lassen, war der mächtige Absaleth zutiefst in seinem Ego gekränkt, und nun wünschte er ihr den Tod. Jedoch wollte er nicht, dass dieser auf ihn zurückfällt, also musste er auf eine völlig unverdächtige Weise stattfinden, und die weite Reise eignete sich dafür hervorragend. Er ließ also Elishevas Leibdiener vergiften, so dass dieser "erkrankt" zurückbleiben musste, und stellte ihr seinen eigenen Diener Revelon zur Seite, der auch wirklich nur ein Diener war, wenn auch einer, dem Absaleth vertraute. Ihn instruierte er, sich in jeder Stadt, in der die Karawane Halt machte, an einen bestimmten Ort zu begeben (von ortskundigen Spionen ließ er auf die Schnelle eine Liste anfertigen, die sich Revelon merken musste) und dort nach einem "Gentleman namens Gratch" zu fragen – dann würde er weitere Instruktionen erhalten. Das musste Absaleth so organisieren, weil er noch gar nicht wusste, was er einfädeln würde. Um den Schein zu wahren, entsandte er vier seiner Ritter, die in der Tat von keiner Teufelei wissen und ihren Auftrag, die amnischen Geschwister zu beschützen, so gut wie nur irgend möglich erfüllen.

 

Als sich Absaleth mit seinen Magiern beriet und sein Plan Gestalt annahm, ließ er handelsübliche Münzen verzaubern und jagte Botenreiter los, die sie hinterlegen mussten. So konnte Absaleth sicher gehen, dass Elisheva bei ihrem Ableben weit von Teziir entfernt sein würde.

 

In Easting besuchte Revelon gemäß seiner Liste also das Bordell Zur Mondmuschel und nahm dort zwei Münzen entgegen mit der Anweisung, eine in Elishevas Geldkatze zu verstecken und später, die andere in der Hand haltend, eine Zauberformel aufzusagen, womit er den verankerten Beschwörungszauber auslösen würde – und auf Elishevas Münze lag ein Lockruf für Untote.

 

Da das nicht wie gewünscht funktioniert hatte, ging Revelon in Iriaebor ins Bordell Zum Waschzuber, wo er diesmal nur eine Münze in Empfang nahm, diesmal aber bis nach Copperstead warten sollte, wenn Hadmar's Trail durch einen Wald führen würde, in dem man sein Lager würde aufschlagen müssen. Er sollte die Münze unter Elishevas Kopfkissen deponieren und dann warten, bis sie schlafen geht. Revelon wurde darüber unterrichtet, dass sie nachts aufstehen, desorientiert sein und in den Wald gehen würde, wovon sie nicht abgehalten werden durfte. Revelon verschaffte sich durch das Kartenspiel mit Maeros und ein paar Arbeitern ein Alibi.

 

Was niemand ahnen konnte, war, dass nach Barrochs Hinzustoßen der rogue stone Magie unberechenbar machen würde. So brach in dem Moment, in dem der Zauber wirkte, unvermittelt ein Feuer aus, das das Lager ablenkte und beschäftigte – ein sehr willkommener Nebeneffekt, zumal Revelon nicht in der Nähe des Feuers war.

 

Nach Iriaebor gab es einfach keine Anlaufstationen mehr, Absaleths Plan verlief also gezwungenermaßen im Sande. Barrochs rogue stone wiederum war sowohl für das Feuer verantwortlich als auch für das irreguläre Verhalten der Truhe (nämlich immer, wenn er in der Nähe war, weshalb er sich dann auch tunlichst vom Gepäckwagen fernhielt) sowie für die Rettung vor dem Basilisken, dessen letzter versteinernder Blick keine Auswirkung hatte.

{{{ content }}}