48 - To Chase A Dream {{ currentPage ? currentPage.title : "" }}

1372 DR, Year of Wild Magic: Weil man wusste, dass es zum amnischen Heerlager im umkämpften Gebiet geht, wurden überwiegend die Kämpfer losgeschickt (und die Amaunatorianer, um sie loszuwerden): Vardis, Cordian, Rhoedry, Brannon, Nefirti, Raif, Zhai, Naneetha, Casmar und dazu Karnia und Miriel. (Um auf alles vorbereitet zu sein, trägt man ca. 500 D mit sich, verteilt auf mehrere Pferde.)

 

Die Gruppe findet das unübersehbare, locker 10.000 Mann umfassende Heerlager (Video 4801, Jpg 48001-48003) und wird in einem gerade unbenutzten Lazarett-Zelt geparkt, weil Vardis vergessen hatte, Yuria Bormuls Empfehlungsschreiben abzugeben. Als er dies nachholt, wird er nach nur einer Stunde in Haldane Cormonds Zelt gebeten, in dem sich dieser mit einigen hochrangigen Offizieren berät (Jpg 48004-48006). Der autoritäre, einschüchternde harte Hund (Charles Dance, Video 4802-4802, Jpg 48007-48015) erwähnt, dass er schon vor zwei Tendays Besucher hatte, die ihm die Frage nach seinem Traum gestellt hatten. Sie boten ihm Geld an – mehr, als sich Vardis vorstellen könne –, aber davon hat Cormond als einer der zehn reichsten Männer Amns mehr als genug. Stattdessen hat er ihnen drei Aufgaben gestellt, und Vardis bietet er nun denselben Deal an. Tags drauf lässt Cormond ihn also wieder antanzen, um ihm eine Aufgabe zu stellen, anhand derer er sehen wird, ob die Gemeinschaft der Ersten Sonne es drauf hat: Der junge Leutnant Desbrut Crytrapper aus Trademeet hat vor drei Tagen ohne Absprache mit seinem Vorgesetzten seine zehnköpfige Lanze genommen und sich von der Truppe entfernt. Die Gemeinschaft soll herausfinden, was mit ihm passiert ist, und mit ihm oder mit dem zurückkommen, was er hat erreichen wollen.

 

Hauptmann Dunbar (Jpg 48016), ein Mann nach Vardis' Geschmack, wird ihm zur Seite gestellt. Dunbar stellt ihm Korporal Kennet (Jpg 48017) vor, der zu Crytrappers Lanze gehört, aber erkältet darniederliegt, weshalb er nicht mitgenommen wurde. Von ihm erfährt Vardis, dass ihm einer der vor Trademeet stationierten Ranger einen Brief überbracht hat, und es war nicht der erste. Vardis bittet ihn mit Dunbars Erlaubnis, Crytrappers Sachen zu durchsuchen. In der Zwischenzeit erfährt er vom Hauptmann, dass die Crytrappers ein Adelshaus darstellen, der junge Desbrut hat also als Leutnant angefangen. Er ist offenbar sehr ehrgeizig und zielstrebig, meldet seine Lanze oft freiwillig – er will sich wohl einen Namen machen.

 

Kennet kehrt mit vier gefundenen Briefen zurück (sh. Anhang 1). Nach langer Lektüre schlussfolgert man, dass der Empfänger – nahezu garantiert Crytrapper – zuerst die Forderungen des ersten und dann des zweiten Briefs erfüllt und zwischen dem zweiten und dem dritten Brief den Verfasser kennen gelernt hat, denn der dritte und vierte Brief stellen keine Forderungen mehr dar, sondern vertraulich wirkende Erlebnisberichte, obendrein namentlich unterschrieben von "Zeech". Zusammen mit der Info, dass Crytrapper sehr ehrgeizig ist und dass er um seine Briefe immer ein großes Geheimnis gemacht hat, kommt man darauf, dass er Kontakte im in Ruinen liegenden und von den Goblins besetzten Trademeet hat, die er für seine Karriere einzusetzen gedachte. Dunbar will die Briefe seinem Kommandanten vorlegen und gibt der Gemeinschaft den Tipp, dass sich wenige Meilen vor Trademeet (das leider von offenem Gelände umgeben ist) die Ruinen einer einstmals befestigten Herberge befinden, die fast ständig von Rangern besetzt ist. (Die meisten lagern mal hier, mal dort, und dienen als vorgeschobene Kundschafter, die die Feindbewegungen im Auge behalten sollen.)

 

Da man ja vorhat, mit Resultaten zurückzukehren, lässt man Karnia hier zurück, nachdem man ihr Bleiben mit Dunbar abgeklärt hat. Die Gemeinschaft bricht also auf und erreicht wenige Stunden später die auf einem Hügelkamm liegende Herberge (Jpg 48018), von der allerdings nur noch der Turm und Reste der Außenmauer stehen. Hauptmann Selrik (Jpg 48019) wirkt auf Vardis wie ein Soldat, der viel zu lange hier draußen gelassen wurde – zweifellos eine harte Sau, rau und abgestumpft, und vermutlich wurde er zu oft vergessen, wenn es um die Ablösung ging.

 

Vardis erklärt sein Anliegen, kann aber keinen Befehl vorweisen, und ohne Befehl kann ihm Selrik keinen Ranger zur Verfügung stellen. Vermutlich hätte man sich zuerst an Cormond wenden und erst dann aufbrechen sollen, aber jetzt kann man nicht mit eingezogenem Schwanz zurückkehren und sich der Lächerlichkeit preisgeben – zumal man auch Cormond gegenüber das Gesicht verlöre, wenn man beim Versuch, sich ihm zu beweisen, seine Hilfe benötigte. Selrik lädt die Gruppe aber an sein Feuer ein. Während man sich austauscht, wird Zhai (die ständig mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze reist, weil sie so lichtempfindlich ist, daher erst mal nicht weiter auffällt) auf einen Käfig aufmerksam, in dem ein Goblin hockt (Jpg 48020-48023). Sie tritt langsam näher heran und erkennt ihn ebenso wie er sie – das ist Sluach, einer der Goblins, die sie in ihren Kinder- und Jugendtagen kannte und von dessen Stamm sie die Sprache erlernt hatte. Sie wird warnend von dem Käfig entfernt, dieses Unwesen sei nicht zu unterschätzen. Die Ranger nennen ihn nur Ratbag und benutzen ihn hin und wieder als Führer oder Ablenkungsmanöver.

 

Zhai setzt sich zu Raif und schlägt vor, den Goblin zu befreien. Raif ist natürlich dagegen, und interessanterweise fügt sich Zhai diesem Urteil. Derweil scheinen sich Vardis und Selrik gut zu verstehen: Sie unterhalten sich angeregt über ihre militärischen Erfahrungen. Dann jedoch versucht Vardis ziellos und unüberlegt, ihn mit der Anschuldigung aus der Reserve zu locken, entweder stecke er mit Crytrapper unter einer Decke, was den Deal betrifft, ihm Briefe zuzustellen, oder er wisse wirklich nicht, wer das tut, aber dann sei er ein schlechter Soldat. Selrik reagiert erwartungsgemäß und macht klar, dass, wenn diese Leute nicht innerhalb von 30 Atemzügen verschwunden sind, Blut fließen wird. Also packt man zusammen und lagert stattdessen am Fuße des Hügelkamms.

 

Dort berät man sich, wie man weiter vorgehen sollte, und Vardis räumt ein, dass er vielleicht nicht schlau gehandelt hat. Zhai schlägt nun vor, auf die Abenddämmerung zu warten und Selrik dann abzulenken, während sie den Goblin befreit. Sir Casmar macht sich über diesen Vorschlag lustig und schlägt Naneetha vor, dass die beiden allein nach oben gehen und sich entschuldigen. Sie folgt seinem Rat. Selrik hat zwar noch nicht viel von Amaunator gehört, aber eine Priesterin ist eine Priesterin, und so lässt er die beiden widerstrebend, aber respektvoll ein. Naneetha entschuldigt sich in aller Form und macht deutlich, dass sie nicht zu der Abenteurergruppe gehört. Sie schlägt sich wirklich verdammt gut und gewinnt Selriks Anerkennung, was nach Vardis' Beleidigung umso schwerer ist. Letztlich sagt Selrik seine Hilfe zu und fragt nach einem Freiwilligen. Der vornehm wirkende Ranger Ronnet Trevain (Jpg 48024), der mit Naneetha und Selrik am Feuer saß, meldet sich, und Neetha zeigt ihren Dank. Man beschließt, hier zu nächtigen (die anderen sind hier nicht willkommen und können unten im Freien schlafen) und morgen früh aufzubrechen.

 

In Brost hat sich der andere Teil der Gruppe derweil auf die morgige Abreise vorbereitet. Heute Abend sitzen Fleece und Jen ein letztes Mal im Sitzungsraum des Rathauses.

 

Jen: I can't wait to get out of here. It's about time we finally got away from Tethyr and to more neutral ground.

Fleece: Meaning?

Jen: I'm sick of doing Tethyr's nobles' work, and I don't see why it has to be us who's doing it.

Fleece: Back in the crusade, I hated every minute and wished myself away more times than I care to admit. But now, looking back, I'm thankful for every moment. My suffering was miniscule next to the suffering of those who had lost limbs or lives, but it contributed to the whole that recreated this kingdom, it bonded me to it as much as it bonded you to it, and Vardis, and Raif, and Rhoedry, and Raveena, and Theon. We helped build this kingdom, and now that we're more powerful than we were then, we're not only more capable of protecting it, but also more obligated to.

Jen: We used to be our own masters. Now look at us. Does protecting Tethyr every step of the way really have so much to do with this group?

Fleece: Yes, it bloody well does! What do you think other adventuring groups do? Were the Knights of Myth Drannor just a band of mercenaries? Everybody has a purpose. Everybody. If spending time together and wandering around aimlessly, looking for someone with an errand that needs running, if that is all that represents your group, then your group is worth nothing. It means nothing. It stands for nothing. Every person has a history that informs that person, makes them who they are. You have a history, Jen. Born in Tethyr, resettled in Amn, sold off to Calimshan, all that shaped you into the woman you are today. The things you learned, the things you did, the things you regretted not doing, the people you met, the people you lost, the people you loved, the people you allowed teaching you, the people you helped, the people who helped you, all informed your personality, and you are who you are because of it. And a group is just like that. It consists of like-minded people, with similar beliefs and principles that bind them together, and together, as a group, they have a history that makes that group what it is. No group exists outside of time and space, never interacting with the outside world, never being influenced by the people it meets, by the places it goes, by the situations it ends up in. We have a common history, Jen, and like it or not, Tethyr's a big part of it. It tested us, it made us question ourselves, it taught us about ourselves, it bonded us, it forced us to grow. It wasn't just a stepping stone, it was a furnace in which the foundation of the Fellowship was forged, much as it was reforged and refined in Calimshan.

Jen: Back then, we weren't working for anyone but ourselves, we chose to be there, for Theon, for him alone. That was our reason for fighting in that war, our friend. It was about us.

Fleece: It started out being about us, and it became doing what's right, about proving that our principles aren't just half-hearted cheap talk.

Jen: Sure, see it that way. But we had our own company. We weren't soldiers, we were irregulars, governed by one of us. Now we're Duke Hembreon's people.

Fleece: We're not all powerful, and we'll never be. There will always be those mightier than us. But we're in the very rare position to choose for ourselves with whom of those we want to associate ourselves with. No one is truly independent, not even the bloody king of Cormyr. How many times have we said no, when saying yes would've been so much more convenient? We said no to Mabelrode, thereby making him an enemy. We said no to Ballaize, twice, making him an enemy. We said no to Tadeesh, making him an enemy. Hembreon is by all accounts a truly good man, a hero even, one I admire, one who means well and who represents all the Fellowship stands for, one I happily take a knee in front of, one I'm proud to know and proud to be associated with. We're a rare breed, not in that we're completely independent – no one is! – but in that we can choose who to ally with. Who else can say that about themselves? That's already so bloody rare, Jen, and it's still not enough for you?

Jen: This is about the Fellowship of the First Sun, not about Tethyr. Or at least it should be.

Fleece: What's your bloody problem, Jen? Are you jealous? Is that it?

Jen: Jealous? (Sie schnaubt erstaunt und verächtlich.) Of what? Of selling myself as cheaply as possible into the services of an outsider, just for a new name and a nice coat-of-arms?

Fleece: What? Are you imply—

Jen: It's one thing to work with others from time to time when our interests coincide. It's another thing altogether to give yourself away for all to see. You think people see you as a representative of the Fellowship? First and foremost, they see you as a representative of Tethyr. Now, I'm not saying that's a bad thing. The storming of Castle Klarsamryn, the Battle of Crown Ridge, the Battle of Crown's Gap, the Battle of Milvian Bridge – I fought those, too, and I'm damn proud of it. That's not the point.

Fleece: What's the point, then?

Jen (sucht kurz nach Worten): The point is that when we got the refugees out of Esmeltaran, through the wilderness, evading goblins left, right and center, crossing the Esmel, protecting them, losing them, getting the majority to the safety of the Forest of Tethir, I sure wouldn't have put up with an Amnian noble making me display his colors. It would've lessened what I did, it would've taken away why I did it. And now you're putting the whole Fellowship into Tethyr's services, officially and very visibly.

Fleece: That's such hogwash. The duke bestowed upon us a great honor in recognition for our—

Jen: He bestowed a title on you, Fleece. Sure, he said he meant the whole group, but firstly, that's not what everybody sees, and secondly, it shouldn't have happened in the first place. You should have said no.

Fleece: In view of such an honor, how are you supposed to say no? In that situation?

Jen: Give it a rest. You've done more courageous things a hundred times before. You wanted this. You wanted the acknowledgement.

Fleece: Have I ever denied that? Yes, I wanted it. I wanted it for all of us.

Jen: That's easy to say when you're the only one getting it. Well, knighting us all would've been a little too much on the nose, I guess.

Fleece: Stop it right there, honey. You can't hold my knighthood against me. I've earned it. I deserve it. All of us have earned it, but it was only me who got it. Yes, that's unfair, but I'm not going to feel guilty and hang my head in shame and hide my knighthood as if it was something repulsive, just because you came away empty-handed.

Jen: That's not the point anyway. Hembreon roped us in because he knew that you'd been telling the truth all along: People will sing songs about us. By the end of '72, everyone in Tethyr will have heard of Goblin Town, Milvian Bridge, Darromar, Brost and Morningdew. We cut a swath of heroic deeds through Tethyr, and Hembreon made damn sure that people wouldn't sing songs about the independent Fellowship of the First Sun, but of a knight and her entourage deeply devoted to the kingdom and the royal couple.

Fleece: Has it ever occurred to you that I introduce us as the Fellowship of the First Sun first, and then introduce myself as Dame Jhessail, a single member? Have you ever noticed how often I tell our stories to townspeople wherever we go, knowing that they will retell our stories to their friends and families? You want to school me on identifying with this group? Me of all people? No one's talked more extensively to Theon about his dream than me. And when he was gone, everybody looked to me to keep this whole thing together, and I did the best I could. Aren't you already sick of my inspirational talks, about the Fellowship's self-assurance we should not only have, but display, about the importance of this precious, fragile thing we have going, about the friendship and the common dream we share that bonds us? Has anyone done that, apart from me? No? I'll tell you why not: Because this bloody fellowship is my life!

Jen sieht sie noch ein paar Sekunden lang an, blickt dann auf den Tisch.

Fleece: Get out! (Jen verengt die Augen und erhebt sich abrupt. Fleece ruft wütend hinterher.) And it isn't Dame Jhessail ordering an underling out, it's Fleece kicking you out because right now she can't stand the sight of you!

Jen knallt die Tür zu.

 

Am nächsten Morgen erkennt Raif an Ronnets Auftreten, dass er einen Gentleman vor sich hat, was ihn erstaunt, denn so jemand geht eigentlich nicht zu den Rangern, sondern wird Offizier. Da die Pferde mit Gold beladen sind, muss jemand bei ihnen und Miriel bleiben, und die Wahl fällt auf Raif und Rhoedrys Hunde. Also ziehen Ronnet, Ratbag (der ein Eisenband um den Hals trägt, das über eine Kette mit Ronnets Gürtel verbunden ist), Neetha, Casmar, Vardis, Cordian, Rhoedry, Bran, Nefirti und Zhai los, nachdem sich Casmar spöttisch von Raif verabschiedet hat, implizierend, dass er ein Feigling ist. Raif erwidert ebenso spöttisch, dass er ihm viel Spaß beim Goblintöten wünscht: "Hope you're up to the challenge."

 

Am selben Morgen verhalten sich Fleece und Jen gedämpft normal einander gegenüber. Jen ist zu stolz und zu stur, sich zu entschuldigen, und Fleece kennt sie gut genug, das zu wissen, also lässt man die Sache unter den Tisch fallen. Dafür stellt man erstaunt fest, dass Finglas mitkommen wird. Eigentlich hat er hier seine Aufgaben, aber angeblich will er die Gruppe nur sicher nach Amn bringen – obwohl er selbst nie dort war und den Weg ebenso wenig kennt. Er kann sich offenbar nicht von Kithain losreißen, und sie sich nicht von ihm.

 

Fleece, Jen, Spider, Valmaxian, Jewel, Jaq, Rhoedry, Ashe, Kithain und Finglas verabschieden sich von den Quenrils und allen anderen und reisen aus Brost ab, wobei sie nicht den gefährlichen Weg nach Westen nehmen wie der kampfstärkere Teil der Gruppe, sondern in die entgegengesetzte Richtung nach Osten gehen werden, um die Tejarn Hills zu umrunden. (Natürlich könnte man auch direkt auf dem kürzesten Weg nach Norden ziehen und die Reisezeit dritteln, aber dieser Weg würde nun mal durch nach wie vor aktiv gehaltenes Goblin-Territorium führen.) Von Dame Dimiona Galver, bei der sie sich erkundigt hat, hat Fleece eine ungefähre Vorstellung davon, welche Gebiete von Goblins gehalten werden, und sie weiß, dass nach und nach die meisten aus den östlichen Tejarn Hills abgezogen wurden, um der amnischen Streitmacht zu begegnen, die Murann entsetzen will. Hätte Amn sie nicht gebündelt, wären sie auch nach Norden hin ins östliche Amn eingefallen.

 

Trademeets Mauer ist nur noch in Bruchstücken vorhanden, und die der Mauer nahen Gebäude liegen dank des langen Bombardements komplett in Trümmern. Man hat ein ungutes Gefühl, als man sich über so offenes Gelände auf die Stadt zubewegt. Ronnet sieht Bewegungen aus dem Augenwinkel, ruft "Caragor!" und rennt los. Die ganze Gruppe tut es ihm nach, denn von rechts laufen in der Tat drei Caragors (Jpg 48025-48030) auf sie zu und rennen in die Gruppe. Nefirti ist unglaublich: Einen macht sie in nur einer Phase kalt. Die anderen beiden jedoch setzen den Abenteurern schwer zu, und Vardis und Casmar kommen unter die Räder. Es gelingt, die Raubtiere unschädlich zu machen, und Neetha und Cordian beeilen sich mit dem Heilen, damit man endlich Deckung erreichen kann. Auch hier zeigt sich wieder, wie schnell ein Abenteuer ohne magische Heilung einen komplett anderen Verlauf hätte nehmen können.

 

Der einzige vage Anhaltspunkt, den man hat, ist der Helm-Tempel, also soll Ratbag die Gruppe dorthin führen. Der Stadtrand von Trademeet ist kaum wiederzuerkennen. (Zuletzt waren Fleece, Rhoedry, Theon, Raif, Jen, Kithain, Ashe, Raveena, Spider und Zhai im Frühling 1370 DR in #22 – HEARTWOOD FOREST hier. Zhai erinnert sich also noch gut daran, wie diese Stadt einmal ausgesehen hat.) In einem Szenario, das an das ausgebombte Berlin im Zweiten Weltkrieg erinnert, schleicht man sich durch die einstmals reiche und prächtige Stadt, doch eine von einem Oger angeführte Hobgoblinpatrouille (Jpg 48031-48043) kreuzt den Weg der Eindringlinge. Sie verstecken sich, doch Vardis ist unachtsam und lässt seinen Umhang um die Ecke eines Trümmerstücks herumragen. Es kommt zum unausweichlichen Kampf, in dem Nefirti alle anderen überstrahlt – unglaublich, wie sie mit dauernden Crits mit vierfachem Schaden und Cleave aufräumt. Jedoch werden auch Vardis, Casmar und Zhai verletzt, und kaum jemand kommt ohne Blessuren davon. Es ist der Gruppe hoch anzurechnen, dass sie nahezu jeden der 15 Gegner an der Flucht hindern kann, aber einem gelingt sie. Nefirti nimmt die Verfolgung auf, und Rhoedry hätte ihr die Arbeit fast abgenommen, aber bis er sein Schwert hat fallen lassen und zum Bogen gewechselt hat, hat der flüchtende Hobgoblin eine Ecke umrundet. Die Gruppe zieht sich in eine Ruine zurück, und erneut wird geheilt – doch Cordian weigert sich, Zhai zu behandeln. Bran spricht ihn darauf an, gibt auf Grund der gereizten Reaktion aber rasch klein bei. Rhoedry jedoch bedrängt Cordian eindringlich genug, dass er es schließlich doch tut. Zhai gibt sich Mühe, ihre Fassungslosigkeit zu verbergen.

 

Nefirti rennt hinter dem Flüchtenden her, und in jeder Runde wurde gewürfelt, ob man jemanden passiert. Eisern holt die Mulan auf, aber in genau der Runde, in der sie den Gegner erreicht, passieren sie eine Patrouille, die umkehrt und ihrerseits die Verfolgung aufnimmt. Nefirti bringt den Hobgoblin zu Fall, tötet ihn und versteckt sich hinter einem Schuttberg. Ihr Hide-Check ist nicht großartig, die drei Spot-Checks der Patrouille aber auch nicht – sie passiert den Schuttberg, ohne dass auch nur einer über seine Schulter schaut.

 

Vardis sieht, wie mitgenommen alle jetzt schon sind und dass die Heilungsmöglichkeiten aufgebraucht sind. Schweren Herzens ordnet er den Rückzug an: Er will es morgen wieder versuchen, aber für heute ist es ihm zu gefährlich. Niemand murrt, dass Nefirti noch da draußen ist – sie ist die Ungläubige, auf die man am ehesten verzichten kann, und die, die immer Partei für sie ergreifen und sie schützen, sind nicht da. Zhai, daran denkend, dass Fleece niemanden zurücklassen würde, meint kurzerhand, sie werde sie suchen gehen, und läuft los. Vardis jedoch bleibt beim Rückzug, und die Gruppe kehrt um.

 

Nefirti, ganz außer Atem, wechselt die Stellung (diese hier ist doch arg exponiert), läuft dabei aber einem Oger (Jpg 48044) in die Arme. Es kommt zu einem kurzen, aber brutalen und geilen Fight, der Nefirti bis an ihre Grenzen führt, den sie aber gewinnt. Sie würfelt auf ihre Orientierung, um zu schauen, ob sie den Rückweg findet, und die suchende Zhai tut dasselbe – und unglaublicherweise hat Erstere Erfolg, Letztere nicht.

 

Geschlagen kehrt man zurück, und Raif mag kaum glauben, was er nach und nach mitbekommt: dass Cordian Zhai nicht behandeln wollte und dass sie ganz allein losgelaufen ist, um Nefirti zu suchen. Neetha und Casmar begeben sich für die Nacht natürlich in die alte Herberge.

 

Neetha unterhält sich abends mit Ronnet, um sich abzulenken, denn der Schock sitzt ihr noch in den Knochen. Sie wollte gesellschaftliche Karriere machen, landete in dieser Gruppe und fand sich plötzlich unter der Erde wieder, gegen zahllose Goblins kämpfend, teilweise ganz allein mit Raif – und nun geht das wieder von vorne los. Sie hat eine gute Figur gemacht, war tapfer, hatte sich unter Kontrolle, aber jetzt geht das Zittern los, das sie zu verstecken versucht. Glücklicherweise ist Ronnet ein interessanter Gesprächspartner, der sie ablenkt. Sie erfährt, dass er ein Gentleman aus gutem Hause ist. Er wurde von seinen Eltern angemessen verheiratet, verstand sich zu seiner Erleichterung sehr gut mit seiner Frau, und sie schenkte ihm drei Kinder. Eines Abends, als er mit Freunden Karten spielte, brach daheim ein Feuer aus, vielleicht hatte jemand eine Kerze umgestoßen oder nicht richtig gelöscht – seine Frau und seine Kinder kamen in den Flammen um. Plötzlich war es ihm unmöglich, in sein so leer wirkendes altes Leben zurückzukehren und sich eine neue Frau aussuchen zu lassen. Er brach mit seiner Familie und versuchte, seine innere Leere mit Schmerzen zu betäuben, indem er sich freiwillig zur Armee meldete. Ein Jahr als Soldat zeigte seine Eignung für die Ranger, und zwei Jahre als solcher führten ihn zu diesem Tag. Ebenso wie Selrik zeigt er sich nun neugierig und aufgeschlossen, was Amaunator betrifft, und Neetha ist froh, ein wenig Missionsarbeit betreiben zu können. Jedoch muss sie sich auch eingestehen, dass ihr Ronnet ziemlich gut gefällt.

 

Zum Erstaunen aller kehrt Nefirti mitten in der Nacht zu den anderen zurück und wird von Cordian (ähnlich schweren Herzens wie bei Zhai) geheilt. Bemerkenswert, dass sie auf der richtigen Seite aus der Ruinenstadt gefunden und im Dunkeln den Weg hierher gefunden hat, und das bei ihren Verletzungen. Sie wiederum nimmt erstaunt zur Kenntnis, dass Zhai zurückgeblieben war, um sie zu suchen, und noch in Trademeet ist. Das hätte sie nicht erwartet.

 

Zhai sitzt in der Finsternis und weint leise. Cordians Verhalten tat ihr sehr weh, aber sie denkt an Fleece, ihre Freundin, um sich zu beruhigen und sich darauf zu konzentrieren, dass jetzt ihre Tageszeit ist, dass sie sich jetzt nützlich machen kann. Gleich darauf schilt sie sich eine Närrin, bemerkt sie doch wegen ihrer Gedankenversunkenheit zu spät eine Goblin-Patrouille. Sie muss sich beeilen, ihren Platz zu verlassen, und macht dabei ein Geräusch, und die Goblins werden aufmerksam und laufen hinterher. Zhai biegt ab, landet jedoch in einer Sackgasse, weil sich die Trümmer des nächsten Gebäudes wie eine Lawine in die schmale Straße ergossen haben. Die Goblins schauen nach, sehen aber niemanden – Zhai hat geistesgegenwärtig Darkness auf sich gelegt. Sie wartet, bis sie sie nicht mehr hören kann, klettert dann geräuschvoll den Schuttberg hinauf, erreicht die Wand, erklimmt sie, um sich von oben, da das Dach fehlt, einen Überblick zu verschaffen. Nein, etwas, das ganz deutlich auf einen Helm-Tempel hinweist, sieht sie nicht – das wäre auch zu einfach gewesen. Jedoch nimmt sie mit einem unglaublichen Listen-Check leises Wispern wahr. Da die Zwischenböden des Gebäudes fehlen, schleicht sie über einen schmalen Sims – nämlich dem, was von den Zwischenböden übrig geblieben ist – an der Hauswand entlang, müsste sich nun aber um die Ecke schwingen, um zu sehen, was sie da hört.

 

1: What bes that you havers?

2: A lettering from Threek. I bes sticking it up heres, so them intruderers bes reading it.

1: Thems? Bes I want to deading thems. Not leaves them letterings.

2: Me too. But Threek says them coulds be of using to us. Her says no kill... not yets.

1: Bes you thinkers them will reads them lettering?

2: Bes not matter what I thinkers. Threek thinkers them will, and Threek bes always right.

1: Goodsie. It bes quiet now. Leaves the lettering, and bes out of heres.

 

Leise, leichte Schritte entfernen sich, und Zhai schwingt sich herum, sieht einen Schutthaufen, auf den sie fallen könnte, wohl wissend, dass sie dabei gehört werden würde. Sei's drum, sie tut es, die Schritte flüchten, sie verfolgt sie um die Ecke, niemand ist zu sehen, bis auf eine Bewegung in ihrem Augenwinkel, die sie in dieser Dunkelheit auch nur dank eines fulminanten Spot-Checks wahrgenommen hat: Sie hat etwas in einem Abfluss in der Bordsteinkante gesehen. Schnell eilt sie hin, um festzustellen, wie wahnsinnig klein dieser Abfluss ist, der eine Schräge hinabführt. Ob sie hindurch passt, kann sie nur durch Ausprobieren feststellen, so eng wird es. Sie entledigt sich ihres Rucksacks und ihrer Dolche, rutscht mit den Beinen voran hinein, nimmt über Kopf die Dolche mit und muss sich nun mit kleinsten Körperbewegungen fortbewegen. Es ist so eng, dass sie ihren Kopf auf die Seite legen muss – ein Albtraum für Klaustrophobiker. Sie arbeitet sich Inch für Inch voran, bis sie stecken bleibt. Panik steigt in ihr auf, und sie beginnt zu weinen...

 

Als Neetha am nächsten Morgen ihr Gebet beendet hat, nimmt Casmar sie zur Seite und wirkt auf sie ein, denn er hasst es, mit dieser Gruppe zu reisen, und versucht, der Geweihten andere Optionen schmackhaft zu machen, aber er stößt natürlich auf taube Ohren, denn Luminifacta Assumbars Befehle waren deutlich. Neetha begibt sich hinunter zu den anderen, als Raif gerade sein Gebet zu Tempus vor dem Challenger beendet. Er bittet sie, mit ihm den Platz zu tauschen. Nicht, dass sie nicht große Tapferkeit bewiesen habe oder gar verzichtbar sei, aber es sei gestern wohl sehr hart gewesen, und gewiss könne er sich nützlich machen. Außerdem werde man, wenn ihr Aufenthalt bei den Rangern ein Indikator ist, ihr wohl kaum die Pferde wegnehmen. Neetha gibt ihm einerseits erleichtert, andererseits zerknirscht Recht und erklärt dies Casmar. Der ist dagegen, aber da sie sich bereits entschieden hat, muss er das akzeptieren. Jedoch betont er erneut, dass sie Stärke zeigen solle, damit sich diese Vagabunden daran gewöhnen, eine Autorität bei sich zu haben.

 

Erneut zieht man also los und erreicht – diesmal ohne Zwischenfälle – Trademeet. Niemand traut Ratbag, aber er ist der Einzige, der sich in der Stadt auskennt. Erneut wirkt es wie im Zweiten Weltkrieg, wie Ronnet und Ratbag zu einer Ecke vorlaufen, sich umsehen, Rhoedry zuwinken, der hinter der letzten Ecke Ausschau hält, und dieser rückt wiederum mit den anderen auf. Im Kontrast zu dieser traurigen Ruinenstadt, in denen die Goblins gehaust haben wie die Vandalen, stehen das gute Wetter und die strahlende Sonne, die durch die gezackte Ruinenskyline bricht. Immer wieder muss man sich einen anderen Weg suchen, weil irgendwo ein Stamm lebt, und als man einem 20 Köpfe zählenden Tross folgt, muss man sich gleich wieder verstecken, als er auf einen anderen trifft und ein Streit entbrennt, der sich binnen Sekunden in tödlicher Gewalt entlädt. Die Gewinner lassen die noch lebenden Verwundeten liegen, und die Abenteurer werden sich wieder der Tatsache bewusst, dass sie es nicht mit zivilisierten Menschen zu tun haben.

 

Immer wieder ist unklar, ob Ratbag weiß, dass er sie in Richtung des nächsten Goblin-Nests führt (er erklärt glaubhaft, dass hier ständig Rivalitäten in Konfrontationen münden, man um Einfluss und Gebietsgewinne kämpft, um vor den Ogern als mächtiger dazustehen als die nächste Sippe, so dass man nie genau weiß, wer sich gerade wo aufhält), und ob er die nächste Patrouille einfach nicht gehört hat, in deren Arme er die Menschen geführt hätte, hätte Ronnet ihn nicht zurückgerissen.

 

Man schafft es diesmal tatsächlich, tief in Trademeet vorzustoßen und den großen Marktplatz zu erreichen, an dem auch der Helm-Tempel zu finden ist, dem man seine Natur auch deutlich ansieht, wenngleich die Abzeichen fehlen. Leider ist hier viel offenes Gelände, und auch wenn Ronnet noch nie so weit vorgedrungen war, weiß er, dass dieser wehrhafte Tempel ein Statussymbol ist, das garantiert als Hauptquartier dient – "stimmt's, Ratbag?" Ratbag bejaht: Das ist das Revier von Rautar, einem mächtigen Hobgoblin-Hauptmann.

 

Die Gebäude weiter im Stadtinneren liegen nicht so sehr in Trümmern, weil Amns Bombardement nur selten so weit reichte. Die Fassaden sind besser erhalten, aber natürlich ist alles schmutzig und verziert mit aufgespießten Köpfen, blutigen Zeichen an den Wänden, ledernen Goblin-Standarten und ähnlichem. Herrschte im Trümmerteil Richtung Stadtrand eine "Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg"-Atmosphäre vor, wechselt sie sich hier mit einer ab, bei der man an Pompeji oder die Titanic denkt: Alles sieht dem alten Trademeet bei aller Verschandelung und Verwüstung noch zu ähnlich, so dass man sich in die Menschen hineinversetzt, in deren ganz normalen Alltag plötzlich das Grauen hereinbrach – wie die Eingeschlossenen ihre letzten Stunden verlebten, was sie dachten, fühlten, taten.

 

Man muss von der Straße runter, also steigt man in eine gut erhaltene Stadtvilla ein. Bei der Begehung findet Vardis unterm Dach die Knochen einer Familie unter geknüpften Hanfstricken vor – das war ihr letzter Ausweg, als Trademeet fiel. Respektvoll zieht er sich zurück, man postiert Nefirti unten als Ausguck und versammelt sich oben im Salon. Einen richtigen Plan hat man nicht, aber man will zumindest schauen, ob einem etwas einfällt. Casmar kann sich nicht beherrschen und tut Raif gegenüber in schönster, arrogantester, süffisantester Nikolaj-Coster-Waldau-Manier seine niedrige Meinung über diese Gruppe kund. Die Spitzen, die sie tauschen, klingen leicht dahingesagt, doch dunkle, bedrohliche Musik untermalt die Szenerie. Die Abenteurer stehen und sitzen in einem einst prächtigen, teuer eingerichteten und jetzt staubigen, jeglicher Kostbarkeiten beraubten Salon, umzingelt von Tausenden von Ogern, Goblins, Hobgoblins und anderem Gezücht, fernab jeder Sicherheit, und jedes laute Geräusch zur Unzeit könnte ihren Untergang bedeuten, und Zhai ist irgendwo da draußen, vielleicht auch schon tot, alle sind angespannt, auch wenn sie äußerlich ruhig wirken. Casmars und Raifs Schlagabtausch bleibt immer gerade so auf einem Level, der es dem anderen erlaubt, nicht zur Waffe zu greifen, doch dem äußeren Anschein zum Trotze weiß jeder Anwesende, wie angespannt die Situation ist.

 

Casmar: Es liegt eine gewisse Ironie im Namen eurer Gemeinschaft angesichts der Tatsache, dass wir Euch begleiten.

Raif: Dabei war er gar nicht ironisch gemeint – Ihr macht ihn erst dazu.

 

Es droht zu eskalieren, als Casmar seine Meinung über Bran kund tut. Der alte Haudegen nimmt es äußerlich gelassen hin, aber jetzt wird Rhoedry wütend und empfiehlt Casmar, sich seine widerliche Arroganz in den Arsch zu schieben und sein verdammtes Maul zu halten – die alberne Sonne auf seiner Brust und sein Gott, den keiner verehrt, seien kein Hindernis, ihm das Grinsen aus dem Gesicht zu prügeln. Casmar verlagert seine Körperhaltung sachte und setzt zur Erwiderung an, als Vardis ein Machtwort spricht und die Lage beruhigt. Jeder solle sich verdammt noch mal Gedanken über den Grund machen, weshalb alle hier sind, und sich etwas einfallen lassen.

 

Rhoedry behandelt Ratbag mit derselben Verachtung, mit der auch Ronnet ihn behandelt: Dieser reißt ständig an der Kette und bedroht ihn, ja keine Dummheiten zu machen, und der Zuschauer fragt sich, wie wohl Fleece oder Jewel mit ihm umginge – aber jeder ist seiner Erfahrungen Sklave, und Rhoedry hasst Goblins, Ronnet auf Grund der letzten Jahre natürlich ebenso, und auch sonst ist hier niemand daran interessiert, dieses Scheusal durch Freundlichkeit für sich einzunehmen. Irgendwann kommt Rhoedry aber eine Idee. Er packt Ratbag also am Hals und fordert eine rasche Antwort: Wer ist Rautars ärgster benachbarter Rivale? Durch das Würgen und die Einschüchterung antwortet Ratbag sofort: Shruuf, ein Oger. Rhoedry reißt einen Wandteppich ab, schneidet ein großes Stück hinaus, geht dann runter zu Nefirti und bittet sie um das schwarze Fett, mit dem sie sich zu manchen religiösen Gelegenheiten, die er weder versteht noch die ihn interessieren, Symbole auf die Haut malt. Als sie zögert, verspricht er ihr, ihr neues zu kaufen, erhält es, geht wieder hinauf, packt Ratbag erneut am Schlafittchen und zwingt ihn, Rautars Symbol auf den Stoff zu malen. Gesagt, getan. Rhoedry erklärt, dass er vorhat, einen abgeschlagenen Goblinkopf in diesen Stoff zu wickeln und ihn als Kriegserklärung an Shruuf zu schicken. Oger und Goblins sind allesamt nicht besonders hell – niemandem wird auffallen, dass der Goblinkopf nicht zu einem der Ihren gehört, und sie werden wutentbrannt losziehen. Wenn sich der Staub gelegt hat, können die Abenteurer die Überlebenden erledigen. Vardis fragt hoffnungsvoll, ob Rhoedry sicher sei, dass das funktioniere, denn mit Goblins kennt er sich nicht aus. Rhoedry bestätigt das zuversichtlich, und Ronnet muss zugeben, dass das klappen könnte, das deckt sich durchaus mit seinen Erfahrungen. Aber zum Überbringen müsste man Ratbag von der Kette lassen...

 

Ach, wenn doch Jaq nur hier wäre! Aber Rhoedry hat eine weitere Idee: Er geht wieder runter zu Nefirti, diese kommt nach ein paar Minuten hoch, malt Ratbag ein Symbol auf die Stirn, raunt, sie habe ihn gezeichnet, und kehrt auf ihren Posten zurück. Rhoedry hatte sie einfach instruiert, denn er baut darauf, dass Ratbag der geheimnisvollen, furchtlosen Frau aus dem Süden alles Mögliche zutraut, weil er sie fürchtet, und den Rest überlässt er seiner Phantasie. "Gut. Jetzt brauchen wir nur noch einen Goblinkopf. Hier gibt's ja genug. Besorgen wir uns einen."

 

Vardis und er ziehen los, und nach einem Schnitt wird ein abgeschlagener Goblinkopf in das Tuch gewickelt, und Ronnet, Rhoedry und Bran ziehen mit Ratbag los, um Rautars Revier zu erreichen. Auf dem Weg verhaut Bran einen Hide-Check, so dass sich zwei Oger (Jpg 48045-48046) von ihrem Trupp lösen, um nach dem Rechten zu schauen, und in einer coolen Szene machen Rhoedry und Bran die beiden in drei Runden zur Sau, während der Trupp zwar die Kampfgeräusche hört, aber von einer üblichen Streitigkeit ausgeht und sich amüsiert.

 

Naneetha versucht derweil, Miriel zu bequatschen und ihr gegenüber die verständnisvolle Seelsorgerin zu spielen, und die Szene erinnert an eine Sozialpädagogin, die von der Realität keine Ahnung hat, aber selbst davon überzeugt ist, und einen auf Krawall gebürsteten, rebellischen Problem-Teenie. Miriel reißt sich im Großen und Ganzen zwar zusammen, macht Neetha aber auch klar, dass diese einen Scheiß versteht.

 

Ratbag übergibt im ehemaligen Tempel theatralisch den Goblinkopf, der Tempel leert sich zu großen Teilen, und die Gruppe dringt ein. Es folgt ein harter, abwechslungsreicher, chaotischer Fight im Innenhof gegen zwei Oger und immer noch jede Menge Goblins (Jpg 48047-48078). Rhoedry muss die Armbrustschützen auf den Zinnen ausschalten, Cordian nimmt mit Command den monströsen Graug (Jpg 48079-48082) aus dem Spiel, der vom Tempel wegläuft, aber in der dritten Runde besteht er seinen Save und kehrt zurück. Bis dahin hat die Gruppe aber aufgeräumt und kann sich auf den Graug, den Ogerhauptmann Shruuf und dessen rechte Hand, den Elite-Hobgoblin Wachlar (Jpg 48083-48084), konzentrieren. Letztlich springt plötzlich in einem geilen Big Damn Hero Moment Zhai vom Wehrgang auf den Graug und versetzt ihm den Todesstoß. Die Scamps Threek, Zeech und Slaug (Jpg 48085-48088) schauen von den Zinnen aus anfeuernd zu, und Zhai kann Cordian nur mit Mühe daran hindern, sie mit einer Liturgie anzugreifen. Zhai weiß, dass Crytrapper tot ist, aber jetzt gilt es, abzuhauen, bevor Verstärkung kommt.

 

Auf dem Rückweg erzählt Zhai also, was sie dank der Scamps von dieser Geschichte weiß. (Sie weiß natürlich nur, was auch die Scamps wissen konnten, aber ich schreibe hier natürlich alles auf.) Die drei Scamps Threek, Zeech und Slaug verschlug es vor zwei Jahren in die Kanalisation Trademeets. Dort fanden sie die Jacknall's Paw, erfuhren ein Wunder (oder bildeten es sich ein) und schworen Silvanus fanatische Treue. Seither leben sie in der Kanalisation und haben sich die Helmiten als "Feinde Silvanus'" zum Gegner auserkoren. Im Sommer 1369 DR fanden Desbrut Crytrapper und einige seiner Freunde bei der Einweihungsparty eines neu gekauften Lagerhauses im Keller durch Zufall einen schlecht zugemauerten Durchgang in eine natürliche, auch von der Kanalisation aus erreichbare Höhle. Alkoholisiert und wagemutig stiegen sie hinab und sahen den moosbewachsenen Stein mit zahlreichen Opfergaben drum herum, und darauf die Pfote eines großen Wolfs, die sie kurzerhand als Andenken mitnahmen. Kurz darauf begannen die Wildtiere um Trademeet herum, Menschen anzufallen und in die Stadt einzudringen. Die jungen Männer zogen die Verbindung und brachten die Pfote zurück, doch die Übergriffe hörten nicht auf. Natürlich machten sie sich Sorgen, was passieren würde, wenn man erführe, dass sie dieses Chaos ausgelöst hatten. Desbrut fand daheim einen unter der Tür hindurchgeschobenen Brief, in dem er aufgefordert wurde, Beutestücke, die die örtlichen Helmiten den Scamps abgenommen hatten, zurückzubringen. Es gelang Desbrut, sie den Helmiten abzukaufen. Daraufhin erklärten die Scamps Desbrut, welches Ritual er in der Höhle zu vollziehen habe, und in der Tat hörten die Angriffe der Tiere auf. So hatte er also die Scamps kennen gelernt, aber er konnte sie natürlich nicht ans Messer liefern, denn sie wussten zu viel über ihn. Als ein Jahr später, im Eleasis 1370 DR, die Goblins über Trademeet herfielen, weilte Desbrut mit seiner Familie in ihrer Sommerresidenz in Crimmor. Alle Adligen wurden zum Wehrdienst einberufen, und mithilfe einiger vor Trademeet stationierter Ranger nahm Desbrut Kontakt mit den Scamps auf. Nun war er sehr erleichtert, dass sie noch lebten, denn jetzt würde er von ihnen alle Neuigkeiten aus Trademeet erfahren. Aber Desbrut ließ niemanden von seinem As im Ärmel wissen, denn schließlich wollte er Karriere machen.

 

Desbrut brauchte die Ranger, um Kontakt mit den Scamps zu halten. Er freundete sich mit dreien von ihnen an und bestach sie, damit sie, käme ein Brief an, einen von ihnen zum Heerlager schicken würden, um den Brief zu übergeben. Die Scamps schrieben Desbrut also, dass sie beobachtet hatten, dass die Goblins sehr viel Schwarzpuler zwischenlagerten. Desbrut nahm sofort seinen Trupp und zog los, jedoch ohne sich an die Ranger zu wenden. Er traf sich mit den Scamps und ließ sich das Versteck zeigen. Dabei erfuhr er, dass einer der Kommandanten in diesem Gebiet, Shruuf, hier eine Siegesfeier abhalten würde, weil er dieses Stück Rautar entrungen hatte. Desbrut plante also, das Schwarzpulver während der Feier in die Luft zu jagen, um Shruuf und seine engeren Vertrauten mitzunehmen, aber leider wurden sie entdeckt und von den Ogern verspeist. Die Scamps sahen natürlich zu, dass sie Land gewinnen. Nun ja, und gestern gelang es Zhai, die Scamps in die alte Kanalisation zu verfolgen und ihr Vertrauen zu gewinnen.

 

Cormond zeigt sich zufrieden – jetzt weiß er, dass die Gruppe fähig ist, Probleme zu lösen – und stellt seine zweite Aufgabe. Er will, dass der Coprith-treue Söldnerführer Vern Kimbolt bei ihm anheuert. Kimbolt stammt aus einfachen Verhältnissen, einer einst angesehenen, aber verarmten Familie aus den Umarhügeln. Er ist Aura Coprith treu, weil er bei ihr große Schulden hat. (Die Copriths sind schließlich Banker.) Deren traditioneller Sitz befindet sich in Imnescar, also kann man dort vielleicht herausfinden, wo sich Kimbolt herumtreibt.

 

Die Gruppe zieht also weiter gen Norden, wird aber wieder auf Caragors aufmerksam, die sie verfolgen.

 

Rhoedry: Die verfolgen uns nun schon seit Stunden. Die wollen uns.

Raif: Sie greifen nicht an, also haben sie offensichtlich Angst vor uns.

Rhoedry: Die haben keine Angst vor uns. Stimmt ja, du warst bei dem Angriff nicht dabei. Hast du die überhaupt schon mal gesehen?

Raif: Ich bin Amnier. Natürlich. Aber nur von Weitem.

Rhoedry: Alles, was du siehst, sind zwei Späher, das Rudel bleibt im Hintergrund. Sie jagen uns, Raif. Wir sollten hier rasten und einen möglichst schmackhaften Anblick bieten, damit sie endlich zuschlagen.

Raif: Bitte was?

Rhoedry: Caragors sind Beutehetzer, sie verfolgen ihre Beute, bis diese zu erschöpft ist, wegzulaufen. Auf ebenem Gelände holt ein Caragor ein Pferd nicht ein. Hier schon. Wenn sie angreifen, werden unsere Pferde in alle Himmelsrichtungen fliehen, mit uns auf ihnen, und es wird den verdammten Gäulen egal sein, wohin wir wollen. So teilen die Biester uns. Dann reißt der Caragor das Pferd, was du auch erst mal überleben musst, und selbst wenn du dabei unverletzt auf die Beine kommst – Mann gegen Caragor hast du keine Chance. Oder die Biester warten bis zur Nacht. Dann sind die Pferde festgebunden und können nicht fliehen, wir schlafen, unsere Wache sieht die Hand vor Augen nicht und kann uns erst einen Herzschlag warnen, bevor die Caragors in unserem Lager wüten, und die sehen im Dunkeln – wir nicht. Wenn wir jetzt keine Entscheidung herbeiführen, erledigen die uns.

Nefirti: Die Tiere sterben schnell. Nefirti hat getötet… einfach.

Rhoedry: Wenn man die Umstände kontrollieren kann. Nicht, wenn die Caragors die Umstände kontrollieren.

Bran: Cordian könnte doch die Hand Helms auf unseren Zelteingang legen.

Vardis: Glaubst du, die Biester benutzen den Zelteingang? (Leises Gelächter.)

Rhoedry: Umreißen werden sie’s, weil sie uns darin riechen. Und was dann mit uns passiert, in einem kleinen Zelt, das innen sehr groß ist, möchte ich gar nicht wissen. Also: Pferde anpflocken oder festbinden, wo wir sie gut abschirmen können, und dann legen wir uns alle auf den Boden.

Bran: Und was, wenn sie nicht anbeißen?

Rhoedry: Dann haben wir einen halben Tag verloren und machen die ganze Nacht kein Auge zu – und wenn sie heute Nacht nicht angreifen, versuchen wir's morgen wieder, vielleicht in besserem Gelände.

Bran: Vielleicht sind sie ja noch nicht hungrig genug. Das kann Tage so gehen!

Rhoedry: Ja, das kann Tage so gehen. Willkommen in der Wildnis. (Klopft ihm fest gegen die Schulter und macht sich an die Arbeit.)

 

Der Plan geht dann auch wirklich erst am dritten Tag auf, doch es wird beherrschbar, da nur drei Caragors einen Vorstoß machen, als wollten sie die Beute abchecken. Er wird zurückgeschlagen, und danach sieht Rhoedry keine Spur mehr vom Rudel – sie sind wohl nicht hungrig genug, um sich das anzutun, oder vielleicht waren die drei wirklich das ganze Rudel.

 

Der Sommer ist untypisch heiß. (Ein ebenso aus der Norm fallendes Wetterphänomen wie der viel zu spät einbrechende Winter 1371 im hohen Norden.) Niemand aus Fleeces Teilgruppe war je hier südlich der Tejarn Hills unterwegs, und man findet viel zu wenig für Menschen geeignete Nahrung und auch zu wenig Wasserquellen in der Gegend, so dass Vorräte und Wasser, nachdem man die Straße verlassen hat und ins Gebirge eindringt, bald knapp werden und rationiert werden müssen.

 

Unterwegs zieht abends ein vermutlich hitzebedingter Monstersturm auf. Die Pferde werden am Boden festgepflockt, um nicht durchzudrehen und wegzulaufen, und die Reisenden kauern sich zusammen und sitzen den Sturm aus, bei dem jedem Angst und Bange wird, zumal er über Stunden nicht nachlässt. An Schlaf ist diese Nacht nicht zu denken, und alle sind durchnässt bis auf die Knochen.

 

Als der Morgen graut, stellt man fest, dass sich glücklicherweise nur ein Pferd losgerissen hat, Jens Pferd Spirit. Man findet es irgendwann mit gebrochenen Vorderläufen. Die anderen Pferde sind zu traumatisiert, um effektiv geritten zu werden. Schweren Herzens – man hat ja nun doch täglich viel Zeit miteinander verbracht – tötet Jen Spirit und schleppt Sattel und Zaumzeug zu den anderen zurück.

 

In den Ausläufern der östlichen Tejarn Hills wird man von Goblins beobachtet, doch es sind zu wenige, als dass sie sich trauen, zuzuschlagen. Auf Grund des nach wie vor kargen Geländes wird man aber langsam wirklich panisch, denn durch die Rationierung sind alle bereits entkräftet, und es ist keine Besserung in Sicht. Im hohen Norden oder in der Wüste rechnet man jederzeit mit diesem Szenario – hier zeigt sich toll, dass es dem Reisenden, der die Gegend nicht kennt, überall passieren kann.

 

Im Schutz der Hügel beobachtet die Gruppe drei Ochsenfuhrwerke mit riesigen Käfigen, in denen Dutzende bemitleidenswert entkräftete Elfen eingesperrt sind. Etwa 50 Söldner bewachen den Treck, dazu ein Händler und ein leibhaftiger Dunkelelf (den nur Jewels scharfe Augen auf diese Entfernung als solchen identifizieren können).

 

Fleece kann die armen Elfen unmöglich sich selbst überlassen, und weil der Drow ein Hinweis darauf sein könnte, was mit ihnen geschehen soll, ist auch Jen an Bord. Jaq meint aufgeregt, dass man mit dieser Übermacht niemals fertig wird, und wenn die Elfen noch so arm dran wären, aber Fleece verweist auch auf die Vorräte, die sie bitter nötig haben. Sie müssen sich etwas einfallen lassen.

 

Jewel meint, all diese Söldner haben bestimmt schon die unglaublichsten Geschichten über Elfen gehört, und in der Nähe eines Elfenwaldes würden sie sich so etwas hier niemals trauen. Diese Ängste sollte man sich zunutze machen, indem man ihre Befürchtungen wahr macht und eine sehr elfisch, sehr magisch und sehr überlegen wirkende Opposition darstellt, wo Jaq ins Spiel kommt. Valmaxian überlegt sich, dass er den Drow, der sich garantiert nicht einschüchtern lassen wird und jeden der geschwächten Helden zu Hackfleisch verarbeiten würde, mit Levitation aus dem Spiel nimmt. Man feilt an den Details herum und zieht seinen Plan durch:

 

Fleece belegt Max mit Speechlink, Jaq macht Max unsichtbar, der pirscht sich in Zauberreichweite, Fleece koordiniert das Ganze. Jaq erschafft ein Minor Image einer elfischen Magierin (Jpg 48089), die zurückbleibt, ein Minor Image eines geschmückten, möglichst elfisch aussehenden Löwen (Jpg 48090-48091), verwandelt Jen und Spider in machtvoll aussehende Elfen (Jpg 48092-48093) und erschafft schließlich ein Major Image eines Drachen (Jpg 48094), und so greifen Jen, Spider, Fleece, Kithain und Finglas sowie zwei der drei Illusionen an. In dem Moment levitiert Max den Drow und dreht ihn in der Luft von der Show weg, so dass er zur Untätigkeit verdammt ist.

 

Jaq legt jede Menge guter Concentration-Checks ab, um alle Illusionen zu koordinieren, und der Drache wirbelt Staub auf, speit Feuer, das volle Programm. Die Söldner rennen panisch zum eine Meile entfernten Waldrand. Kithain schaltet den hilflosen, aber trotzdem cool und wirklich bedrohlich wirkenden Drow mit einem gut gezielten Pfeil aus, und man sieht die Verachtung in ihrem Blick, ganz anders als bei ihren Schüssen auf menschliche Gegner. Rasch schnappt man sich den Händler und die Fuhrwerke, zieht sich hinter den Hügel zurück, und den Drachen lässt Jaq immer wieder Patrouille fliegen, um die Söldner entmutigt zu halten.

 

Jewel knackt die Schlösser der Käfige, die Elfen werden befreit, und die Gruppe erfährt, dass sie aus einer kleinen Siedlung im Süden stammen, die die Häscher des Drow niedergebrannt haben. Sie waren dazu bestimmt, über einen Eingang in die Underdark in den Tejarn Hills zu den Dunkelelfen gebracht zu werden, und niemand möchte so recht wissen, warum. Der Händler, Carven Dornbarrow (ursprünglich aus Esmeltaran, angesiedelt in Riatavin), weiß es auch nicht, er hat nur die Infrastruktur bereitgestellt, da der Drow den Job nun mal nicht alleine erledigen konnte, sondern quasi outsourcen musste.

 

Niemand murrt, als Fleece erklärt, dass man diese armen Elfen hier natürlich zum Forest of Tethir bringen wird, wo sie sich neu ansiedeln können. Die Vorräte der Söldner werden gerecht unter allen aufgeteilt, und die Rückreise nach Brost beginnt.

 

Unterwegs beklagt Jaq, dass sie für die aufwändigste, unglaublichste Aufführung, die sie jemals gegeben hat, gar kein Publikum hatte. Fleece tröstet sie damit, dass sich jeder hier immer an diese außerordentliche Show erinnern wird, und betont, dass Jaq der einzige Grund ist, warum diese armen Elfen jetzt unter Glorandals Fittichen neu anfangen können. Ohne sie hätte keine Aussicht auf ihre Rettung bestanden. Jaq denkt schweigend, aber auch verunsichert an die Menschen, die sie in #45 – BROKEN CHAINS aus den Goblinstollen geführt hatte. Nie hätte sie sich träumen lassen, dass sie ihre Fähigkeiten als Illusionistin mal dazu einsetzen würde, Menschen zu retten, und nun ist das schon wieder passiert.

 

Die weitere Reise der anderen nach Imnescar verläuft dank der Pferde und der guten Straße zügig und reibungslos. Man passiert eine wehrhafte Burg (Jpg 48095-48097) und erreicht schließlich Imnescar (The Witcher 3, Beauclair). Wie Elminster aus dem Off erklärt, haben im Jahre 475 DR, dem Year of Forestfrosts, Kronprinz Imnel Torlath und seine Armee den von Ogern und Goblins gehaltenen Pass durch die Small Teeth gesäubert und den Handel zwischen Crimmor und Murann wiederbelebt. Dies war der größte und letztlich entscheidende Sieg in den Ogerkriegen. Auf dem Schlachtfeld, das Imnel's Scar genannt wurde, errichtete man zuerst ein Denkmal, dann eine Siedlung, und daraus wurde die Stadt Imnescar. 661 DR, im Year of the Tusk, kamen die Oger und Goblins wieder, brandschatzten Trademeet und Imnescar und hätten fast Esmeltaran erreicht, hätte General Rashtul sie nicht gestoppt, der seitdem Verehrung als großer Held genießt. Am 16. Eleasis 1370 DR wurde die Stadt erneut von den Goblins heimgesucht und die Randbezirke in Mitleidenschaft gezogen, doch der Angriff konnte erfolgreich abgewehrt werden. Tatsächlich sieht man am Stadtrand noch die Spuren des Goblinangriffs, aber hier hatten sie sich eine blutige Nase geholt und nur Teile des Randbezirks verwüstet, ohne je die eigentliche Stadtmauer zu durchbrechen, und die Copriths haben viel Geld in den Wiederaufbau der angegriffenen Bereiche investiert.

 

Raif ist überglücklich, wieder die Luft amnischer Zivilisation zu atmen. Man genießt die wunderhübsche Stadt mit ihren schicken Stadtwachen (Jpg 48098) und den vornehmen Damen und Herren in ihrer typisch amnischen Mode (Jpg 48099-48116). Imnescar ist nicht so riesig und schwerreich-prunkvoll wie Athkatla oder Esmeltaran, aber immer noch groß und prächtig. Als Unterkunft leistet man sich nach den Entbehrungen das Haus der Rose, eine gute Adresse. Der Besuch beim Kontor der Copriths am nächsten Tag ergibt aber nichts, da sich niemand zuständig fühlt und man die Gruppe auf Lady Auras Ankunft in ein bis zwei Tendays vertröstet, die werde sich um sie kümmern.

 

Am ersten Abend war man rechtschaffen erschöpft, aber am zweiten Abend lässt man's richtig krachen (Rhoedry und Bran suchen die Huren auf (Jpg 48117-48123), und die Bedienung überreicht eine Einladung für zwei, die ein Bote in der Zwischenzeit abgegeben hat, zum morgigen Abendessen bei Pendaron Coprith. Tags drauf forscht man nach und erfährt, dass die außerhalb gelegene Adresse der Herrensitz der Copriths ist, auf dem Pendaron Coprith angeblich allein lebt. Dem ist offenbar zu Ohren gekommen, dass man etwas von seiner Familie will, doch warum lädt er sie gleich zum Essen ein?

 

Vardis und Raif putzen sich heraus und machen sich auf den Weg. Dabei passieren sie auch das Cockatrice Inn auf der Brücke (Jpg 48124), das sie sich für den Rückweg vormerken, um noch one for the road zu trinken.

 

Währenddessen fängt eine junge, ärmlich gekleidete Frau (Jpg 48125) Naneetha und Casmar vorm Haus der Rose ab, die gerade vom Marktbummel zurückkehren. Sie stellt sich als Witwe Elentrea Golgren aus Fox Hollow vor, einem Dorf in der Nähe. Ursprünglich stammt sie aus den Westlichen Herzlanden und betet Amaunator an. Ihr Mann hat sie vor einem Jahr auf einer Handelsreise kennen gelernt, sie vom Fleck weg geheiratet und mitgenommen, aber er starb vor einem Vierteljahr, so dass sie ihr Baby Durron vor etwa einem Tenday allein zur Welt bringen musste. Vor zwei Tagen wurde ihr das Baby am hellichten Tag von einem kräftigen Mann aus den Armen gerissen, aber niemand im Dorf will ihr helfen. Seit ihr Mann nicht mehr da ist, wird Elentrea in Fox Hollow gemieden. Sie ist nun hier in Imnescar auf der Suche nach Hilfe, erfuhr von den Amaunatorianern und ist überzeugt, dass der Herr des Lichts sie ihr geschickt hat. Neetha und Casmar sind natürlich Feuer und Flamme – wann hat das letzte Mal jemand demütig Naneethas Hand geküsst, zu ihr als Priesterin aufgesehen? Und dann auch noch die einzige Amaunator-Verehrerin weit und breit, hier in der Fremde? Natürlich sichert Neetha ihr ihre Hilfe zu, quartiert sie im Haus der Rose ein (zum Unwillen des Personals, aber money talks) und verspricht ihr, sie morgen nach Fox Hollow zu begleiten.

 

Da sie jedoch mit schmaler Barschaft reist, muss sie demütigenderweise die anderen fragen, ob Elentrea heute Nacht hier schlafen darf. Als Cordian deren Geschichte hört, ist ihm klar, dass er sich der Sache annehmen muss. Das hatten wir auch noch nie: Zwei Priester rangeln um die Zuständigkeit. Casmar geht dazwischen, aber Cordian – coole Aktion! – ignoriert ihn komplett, lässt ihn einfach stehen, wendet sich an Neetha und macht Casmar so gleich mal wieder seinen Stand klar. Und Neetha ist nicht Casmar – sie ist nicht tough genug, sich von Cordians Ausstrahlung nicht einschüchtern zu lassen, und sagt zu, dass er natürlich mitkommen kann. Casmar brodelt, kann aber nichts sagen. Elentrea jedoch ist außer sich vor Zuversicht – nun kommt auch noch ein Helm-Priester mit! Jetzt wird alles gut!

 

Vardis und Raif erreichen den Herrensitz (The Witcher 3, Dun Tynne Castle) und werden in den Speisesaal geführt, in dem zwei prominente Bilder über dem Kamin hängen (Jpg 48126-48127), derer eines klar als der junge Aegon Coprith zu identifizieren ist. Ein alter, gebrechlicher Mann (Sir Ian McKellen, Jpg 48128), eindeutig der vom anderen Bild, wird von einem gutaussehenden jungen Diener (Jpg 48129) an seinen Platz geführt. Er stellt sich als Pendaron Coprith vor, Aegons Bruder. Dieser ist leider vor zwei Jahren verstorben.

 

Pendaron: So you knew my brother?

Raif: Vardis and I met him once. Briefly. We didn't get a chance to talk, but a good friend of ours did, and he spoke very highly of your brother.

Pendaron: He liked him?

Raif: He talked to him on two occasions, and yes, I believe he got a very good impression.

Pendaron: That's not surprising. Aegon always knew how to win people over, and he got even better in the sere and yellow. With age comes authority and the semblance of wisdom, after all. He was a snake, slithering through the tall grass, but he was easy to like, no doubt. He never had any problems making new friends, even with those who knew how ruthless and conniving he was. I don't fault your friend, mind you. I guess you have to be an Amnian businessman yourself to recognize him for what he was. You don't establish your house as one of Amn's richest and most powerful by being nice.

Raif (schnaubt humorlos lächelnd): That's a little disenchanting, to be honest. He seemed like a really good man, not like… (Er verstummt.)

Pendaron: Not like his eldest daughter? (Er lächelt hintersinnig.) Come, now, let's call a spade a spade. No, they weren't much alike, Aegon and Aura. He was coldly calculating, not as impulsive as her, and much more patient. She certainly hasn't inherited her impetuousness from him, but from her mother. I take it you met Aura, too?

Raif: Uhm, yes, once, briefly. Another friend of ours talked to her. You're very candid, sir, if you don't mind me saying so.

Pendaron: Unusual, given the place, hm?

Raif (unschlüssig lächelnd): A little.

Pendaron (zieht an seiner Pfeife und zuckt die Achseln): Let's get to know each other.

 

Er lässt sich ein bisschen von der Gruppe erzählen und erzählt im Gegenzug auch ein wenig von sich. Pendaron war Aegons kleiner Bruder. Anders als in Cormyr ist es im "zivilisierten Amn" ja nicht so, dass nur der Erstgeborene erbt und der Rest sehen muss, wo er bleibt – Pendaron hat beim Tod ihres Vaters ebenso seinen Anteil erhalten wie Aegon, aber er fiel viel kleiner aus, denn Aegon würde die Linie fortsetzen, Pendaron als Homosexueller dagegen nicht. Aegon war ohnehin schon immer der geschicktere Geschäftemacher und Banker, und so vermehrte er sein Vermögen beträchtlich. Pendaron war als Homosexueller das schwarze Schaf der Familie. Mit Aegon kam er zwar gut aus, aber mit dem Rest der Familie überhaupt nicht. Seit Aegons Tod intrigiert Aura gegen ihn. Sie wollte, dass er seine Anteile an der Ysnomm Carriage Company verkauft, aber er wollte nicht.

 

Pendaron: Irgendwann blieben die Aufträge aus. Darauf angesprochen, sagt natürlich kaum ein Geschäftspartner die Wahrheit. "Oh, es tut mir sehr leid, aber ich habe ein besseres Angebot erhalten" oder "Ihr wisst doch, meine Frau bevorzugt den Spätumarer, was soll ich machen?" Verkäufer bestanden aber auch auf kürzeren Zahlungszielen oder größeren Anzahlungen. Das machte mich sehr stutzig, also ging ich der Sache nach und fand heraus, dass mehrere meiner Dienstboten bestochen wurden. Wisst Ihr, Dienstboten reden, und andere Dienstboten hören zu. "Ich muss schon wieder zu einem anderen Händler gehen, da mein Herr bei Nybus nicht mehr anschreiben darf" und "Der Herr ist außer sich, er wartet schon seit Tendays auf einen Handelskonvoi, der uns von den gröbsten Geldsorgen erlösen sollte, doch fehlt von ihm jede Spur" und "Er hatte so auf einen Sieg der Truppen des Hauses Cormond gehofft, hat er sie doch mit seinem gesamten Vermögen gestützt und sich einen grandiosen Aufstieg seines Hauses erhofft." Natürlich war der Bestecher ein Mittelsmann, den man nicht zurückverfolgen konnte. Obendrein kaufte Mesper Zoar einige meiner Schuldscheine auf und stellte die Forderungen sofort fällig – und wenn erst mal Blut im Wasser ist, kommen die anderen Haie. Nun, ich musste einige Besitzungen verkaufen – und natürlich auch meinen Anteil an der Ysnomm Carriage Company. Nun bot Aura einen viel niedrigeren Preis dafür als zuvor – aber natürlich hat sie bekommen, was sie wollte.

 

Pendaron ist daher sehr geneigt, der Gruppe gegen Aura zur Seite zu stehen, denn ihre Aufgabe ist es schließlich, Kimbolt aus Auras Diensten zu lösen und in Cormonds Dienste zu führen. Pendaron selbst ist nicht der Herr des Hauses Coprith, das ist Aura, und seine eigenen Möglichkeiten sind begrenzt. Aber er könnte der Gruppe Einladungen zu einer Party beschaffen, zu der noch nicht mal offiziell eingeladen wurde, die aber trotzdem längst Stadtgespräch ist, weil die weltberühmte Galebra sie "überraschend" besuchen wird – deshalb wird jeder dorthin wollen. Auf dieser Party werde sich auch jemand aufhalten, der viel unauffälliger als sie ist, der aber Druck auf Aura ausüben könnte – aber um den kennen zu lernen, muss man erst mal auf die Party gelangen. Einladungen zu besorgen, würde für Pendaron bedeuten, massive Gefallen einzufordern, also wird sich die Gruppe im Vorfeld revanchieren müssen. Um die Einzelheiten zu besprechen, lädt er Vardis, Raif "und die Dunkelelfe, die ihr bei euch habt" für morgen Abend ein.

 

Später werden die anderen natürlich informiert, und angesichts der Tatsache, dass man im intrigenverseuchten Amn lebt, ist es schon erwähnenswert, dass Pendaron Coprith bereits einen Tag nach ihrer Ankunft von sich aus auf sie zutrat. Andererseits sind sie in ihren schicken amnischen und tethyrianischen Klamotten, mit teuren Waffen und Pferden und viel Gepäck ausgestattet und obendrein in Gesellschaft zweier Mitglieder eines hier nicht unbedingt wohlgelittenen Kultes auch nicht gerade unauffällig. Dennoch muss Raif allen in Erinnerung rufen, dass man besser davon ausgeht, aufmerksam von jedem beobachtet zu werden, der in Imnescar etwas darstellt.

 

Im Morgengrauen begeben sich Cordian, Neetha, Casmar und Elentrea nach Fox Hollow, das sie am Nachmittag erreichen (The Witcher 3, Fox Hollow). Die einfachen Leute dort verhalten sich von den Autoritäten eingeschüchtert, aber auch nicht sonderlich hilfreich. Mit Neetha und Casmar redet zu deren bitterster Enttäuschung erst recht niemand, aber Cordian reißt sowieso das Ruder an sich und verkündet, dass er hier mit jedem sprechen werde, und wenn es den ganzen Tag dauert. Oh, und übrigens: Auch er halte von den Amaunatorianern nichts, aber dennoch stehen sie unter seinem Schutz. (Das setzt der Demütigung für die beiden die Krone auf, auch wenn das natürlich gar nicht das Ziel war.)

 

Cordian wird in den Gesprächen (Brinnick, Myrn, Jpg 48130-48131) klar, dass, ganz gleich, wie respektiert ihr Mann gewesen sein mag, Elentrea "die Fremde" ist, die einem ketzerischen Glauben anhängt und die man hier nie haben wollte. Von Sulime (Jpg 48132) erfährt er, dass sie an dem fraglichen Tag des Kindesraubs eine hübsche Kutsche aus der Stadt gesehen hat. Sie beschreibt ihm das Familienwappen, und man kehrt nach Imnescar zurück. Dort muss Cordian Rhoedry und Bran bitten, sich in den von Arbeitern frequentierten Schänken nach eben diesem umzuhören. Tags drauf kehren sie mit der Info zurück, dass es sich mit ziemlicher Sicherheit um die Harlefs handelt, eine niederadlige Familie vom Land.

 

Ohne Neetha zu informieren, nimmt Cordian die beiden mit, und sie reiten raus zu den Harlefs. Cordians befehlsgewohntes Auftreten ist das eine, aber er ist kein ordinierter Priester und sieht dementsprechend auch nicht nach einem aus und hat keine Handhabe. Die Haushälterin Lirti (Jpg 48133) will ihn wegkomplimentieren, aber er besteht darauf, den Hausherrn zu sprechen. Schließlich gibt sich das Familienoberhaupt Gord Harlef (Jpg 48134) die Ehre, ein sehr mürrischer, herrischer, unangenehmer Mann. Er zeigt sich erschüttert ob der Vorwürfe des Kindesraubs und verweist völlig außer sich Cordian seines Grundstücks, aber der bleibt eisern. Gord regt sich so sehr auf, dass er einen Herzanfall erleidet und zusammenbricht. Ein Reiter bricht auf, Hilfe zu holen, und Imnescars Garde unter der Führung von Captain Nemrel (Jpg 48135-48138) kreuzt auf. Da sich Cordian nicht als Priester Helms "ausweisen" (und seine Anschuldigungen auch nicht beweisen) kann, wird er festgenommen. Rhoedry und Bran reiten zurück zu den anderen, um Bericht zu erstatten.

 

Vardis sucht die Garde auf, aber Captain Nemrel informiert ihn darüber, dass er Cordian an die Kirche Helms übergeben hat – die soll herausfinden, ob sie die Gerichtsbarkeit über ihn ausüben will. Wenn nicht, wird er wegen übler Nachrede und Landfriedensbruchs angeklagt. Sollte sich die Kirche Helms seiner annehmen, dann wird die tun, was sie für richtig hält, damit hat Nemrel dann nichts mehr zu schaffen.

 

Neetha fragt sich, was sie jetzt tun soll. Ihre Roben öffnen ihr hier nicht gerade Tür und Tor, sie kennt niemanden, und in Fox Hollow hat ja auch niemand mit ihr sprechen wollen. Casmar bestärkt sie darin, das als Probe zu sehen und den wahren Glauben dorthin zu bringen, wo er nötig ist.

 

Währenddessen ist es Zeit für die Verabredung bei Pendaron, also reiten Vardis, Raif und Zhai wieder auf seinen Landsitz, wo sie einen netten Abend mit dem charmanten, kultivierten Herrn verbringen, der sehr neugierig auf Zhai reagiert, was diese sehr freut – sie hat sich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt, sitzt sie doch als akzeptierter Ehrengast an der Tafel, statt sich verstecken zu müssen. Auch die Amaunatorianer kommen zur Sprache.

 

Pendaron: Yes, how quaint. Well, you don't suppose that the god that's on the rise in Tethyr is overly popular with Amnians, having been almost at war with Tethyr and worshipping the church of Waukeen and what have you.

 

Pendaron lässt beiläufig fallen, dass es da etwas gebe, bei dem ihm die Gruppe vielleicht helfen kann. Der sanfte Jüngling Gaspar Durn, der mit Barriona aus der Familie Ulvax (Anteile an Lathander's Estates, Rose's Bounty Food Company und Sybarr Spices Company) verheiratet werden sollte, ist verschwunden. Barriona ist nicht das hübscheste Mädchen, auch etwas schüchtern und langweilig, aber aus wohlhabendem Hause: Familie Ulvax ist nicht unter den Top Ten, aber doch gerade noch so im oberen Drittel aller Familien. Vor einigen Tagen ist Gaspar spurlos verschwunden, und es wäre doch sehr schön, wenn er wohlbehalten wieder zurückkehrte.

 

Der geschwächte, aber auch wütende Gord sucht seinen Sohn Edymnion und seine Schwiegertochter Ondwina (Jpg 48139-48140) in ihrem Haus in Imnescar auf. Beide haben Angst vor ihm, aber man sieht, dass Edymnion recht rückgratlos ist und Ondwina die Hosen anhat. Gord setzt die beiden so hart unter Druck, dass sie auspacken. Der Zuschauer kann sich den Ablauf der Geschehnisse zusammenreimen: Gord hatte Edymnion zugesagt, ihm den Landsitz zu überschreiben, wenn er binnen Jahresfrist für einen Stammhalter sorgt. Die ist nun bald um. Edymnion und Ondwina versuchen es schon seit Jahren, aber entweder passierte gar nichts, oder die Schwangerschaft musste abgebrochen werden, und eine Totgeburt gab es auch. Sie konnten gar nichts dafür, aber Gord sah das natürlich als Ungehorsam seiner vorlauten Schwiegertochter und als Schlappschwänzigkeit seines nichtsnutzigen Sohnes. Jedoch wurde Ondwina schwanger und hielt diesmal durch. Sie und Edymnion waren gerade mit der Kutsche nach Imnescar unterwegs, als viel zu früh die Wehen einsetzten. Sie brachte das Kind unterwegs zur Welt, aber es war stark entstellt. Eine Totgeburt hätte man Vater präsentieren können, aber eine Deformierung würde einen dunklen Schatten auf Edymnions Zeugungsfähigkeit werfen. Der Leibwächter und Vertraute Edymnions, Oslar, hörte sich daraufhin in einem nahe gelegenen Dorf um und erfuhr, dass die junge Witwe Golgren erst vor einigen Tagen entbunden hatte. Als sie außerhalb des Dorfs mit dem Baby spazieren ging, entführte Oslar das Baby, so dass Edymnion und Ondwina es als das ihre ausgeben konnten.

 

Gord flippt völlig aus, bricht erneut zusammen, erweist sich aber völlig unerwarteterweise als gesetzestreuer und götterfürchtiger Mann, denn nun verstößt er die beiden, lässt seinen Kutscher das Baby nehmen und es zur Stadtwache bringen. Natürlich stürzt sich Neetha auf die Gelegenheit, als die Wache einen Boten schickt, sucht Captain Nemrel auf, holt den Säugling, übergibt ihn im Haus der Rose der überglücklichen Elentrea und heimst die Lorbeeren ein. Da Amaunator aber für Wahrhaftigkeit steht, erzählt sie natürlich wahrheitsgemäß, was sich zugetragen hat.

 

Am nächsten Morgen sucht Vardis mit Elentrea den Tempel Helms auf, um sich nach Cordian zu erkundigen, wird aber abgewiesen. Diesen sehen wir in dem kargen Altarraum bäuchlings und alle Viere von sich gestreckt auf dem Boden liegen – offenbar tut er Buße. Der Helm-Priester, der sich seiner angenommen hat (Jpg 48141), beachtet ihn gar nicht. Elentrea legt traurig darüber, sich nicht bei Cordian bedanken zu können, auf der Türschwelle einen Strauß Feldblumen ab.

 

Elminster: Die Kirche Helms ist in Amn bekanntlich in den Überseehandel mit Anchorome eingebunden, und von jeher war es Cordians Kindheitstraum gewesen, dieses fremdartige Land einmal mit eigenen Augen zu sehen, von dem ihm sein Vater so glühend berichtet hatte. Dieser gab ihn schon in sehr jungen Jahren in die Obhut der Kirche Helms. Leider lag Cordian der unbedingte Gehorsam nicht so stark im Blut wie Silas, und ein leichter Hang zu persönlichem Ruhm war ihm ebenfalls zu eigen. Es war sein Traum, auch einmal ein so bedeutender Mann zu werden wie sein Vater. Leider beeilte sich das von absolutem Zwang und bedingungsloser Unterordnung bestimmte Kirchenleben nicht allzu sehr damit, ihm dazu Gelegenheit zu geben, und Geduld musste Cordian erst noch lernen. Natürlich zog er sich daher öfter als seine Altersgenossen den Unmut seiner Vorgesetzten zu.

  Stets bemühte er sich aktiv darum, dem Überseehandel zugeteilt zu werden, doch selbstredend entscheiden ganz andere darüber, wo ein kleiner Kleriker seinem Gott am besten dienen kann. An einem folgenschweren Tag platzte ihm in einem Gespräch mit seinem vorgesetzten Priester der Kragen, und dieser verurteilte ihn zum Strafdienst: der Karawanenbewachung auf der sehr sicheren Gem Road zwischen Keczulla und Esmeltaran – und diesen denkbar wenig herausfordernden, langweiligen, undankbaren Dienst übte er mehr als zehn lange Jahre aus, befürchtend, dass er das bis an sein Lebensende würde tun müssen. An manchen Tagen war er niedergeschlagen und schicksalsergeben, an anderen suchte er verzweifelt nach einer Möglichkeit, sich der Kirche zu beweisen. Doch der neunte Tag des ersten Zehntags im Eleint 1370 DR, im Jahr des Maßkrugs, veränderte alles. Er schloss sich Jendara Corthalas Abenteurergruppe an, ohne zurückzublicken. Mit ihr brachte er einen guten Teil der Flüchtlinge aus Esmeltaran ins sichere Tethyr. In ihrer Mitte überlebte er den berühmten Gauntlet, sah den Shining South und danach die Lands of Intrigue. In Tethyr war er es gewesen, der diese Gruppe die Gemeinschaft der Ersten Sonne taufte, und das tat er mit allem Recht, denn schon lange war er zu einem wichtigen Bestandteil dieser Gemeinschaft geworden, und er war überzeugt, es war seiner Fürbitte zuzuschreiben, dass der Achtsame stets seine schützende Hand über sie gehalten hatte. Schon lange war ihm klar geworden: Er brauchte seinen Traum von Anchorome nicht mehr. Er lebte seinen eigenen.

  Cordian hatte sein Leben für das Leben der Flüchtlinge aus Esmeltaran hingegeben, und Lathander hatte es ihm zurückgeschenkt. Wie hätte er da diesen Abenteurern, in deren Herzen so viel Gutes und Bewahrenswertes wohnte, den Rücken kehren und zu seiner Kirche zurückgehen sollen? In Tethyr hätte er die Gelegenheit dazu gehabt, doch er ließ sie verstreichen. Das Abenteurerleben verschlug ihn fortan von einem abgelegenen Ort an den nächsten: Mulhorand, Mezro, Chult, Tashalar. Doch in Calimshan oder Tethyr hätte er erneut die Gelegenheit gehabt. Warum hatte er sie nicht ergriffen? War es die Hubris, selber besser zu wissen als seine Kirchenoberhäupter, wo sein Platz war? Vermied er Begegnungen mit der Kirche, weil er Angst hatte, dass sie ihm seine Gemeinschaft wegnehmen würde? Konnte er sich stärker gegen Helm und sein eigenes Gehorsamsgelübde versündigen als mit diesem fortgesetzten Ungehorsam? Natürlich genoss er es, die Früchte seiner Arbeit zu ernten, mit Respekt und Ehrerbietung behandelt zu werden. Doch ebenso schmerzte es, nie als Geweihter Helms wahrgenommen zu werden, sondern stets nur als ruhmreicher Abenteurer.

  Zwei Jahre hatte er in der Furcht verbracht, exkommuniziert zu werden. Zwei Jahre lang hatte ihn die Angst, seinen Gott nicht mehr erreichen zu können, jeden Morgen beim Aufwachen begleitet. Er vermutete, dass es einfach nur nie geschehen war, weil man Cordian für tot hielt. Natürlich: Beim Fall von Esmeltaran starben Hunderte, vielleicht sogar tausend – wenn er sich nicht zurückmeldete, musste er wohl auch tot sein, und Tote exkommuniziert man nicht, im Gegenteil: Man durfte vermuten, er sei beim Schutz der Bürger gestorben.

  Und nun war Cordian hier, im Tempel der Achtsamkeit zu Imnescar, und tat Buße. Doch tat er das wirklich aufrichtig? Er bereute seine Entscheidung ja nicht, die Gemeinschaft begleitet zu haben, er hatte vielmehr Angst davor, sie nie wiederzusehen. Cordian konnte sich nicht vorstellen, dass man ihn ohne Exkommunizierung zu ihr zurückkehren lassen würde, doch würde er nun vor die Wahl gestellt werden, wie könnte er sich da nicht für Helm entscheiden, nun, da er in den letzten zwei Jahren mehr Sinnvolles und Gutes in seinem Namen bewirkt hatte als in den 15 Jahren davor? Doch er wusste auch, wie viel Hochmut die Entfernung von Helm und die Teilnahme an der Gemeinschaft in ihm hervorgerufen hatte. Er, der abtrünnige Kleriker Helms, hatte sich zum Richter über Gord Harlef aufgeschwungen. Für einen ehrenhaften Abenteurer von Rang und Namen, der einer jungen Mutter beisteht, mag das nachvollziehbar sein, doch ein Geweihter Helms darf nicht so denken.

  Es war nicht an Cordian, zu bewerten. Es war an ihm, zu gehorchen, und diesem obersten Gebot hatte er sich zwei Jahre lang verweigert. Wie könnte selbst der langmütige Ilmater ihm das verzeihen, geschweige denn der strenge Helm? Cordian hatte Reverend Watcher Tolar Meveril alles erzählt. Dieser hatte nur schweigend zugehört und dann auf den Boden im Altarraum gedeutet. Jeder Novize kennt diese Bestrafung. Seither hatte Cordian jeden Tag damit verbracht, auf dem kalten Steinboden zu liegen und zu versuchen, die reißenden Gliederschmerzen zu ignorieren, den Blick stets auf die Stiefelspitzen der Statue des Achtsamen gerichtet (Jpg 48142), als sei Cordian es nicht wert, höher zu blicken.

 

Vardis schickt Rhoedry und Bran los, sich in den Schänken nach den Durns zu erkundigen, und bittet Raif, dasselbe bei der gehobenen Gesellschaft zu tun. (Das nimmt freilich den Rest des Tages in Anspruch.) Aus verschiedenen Quellen, sowohl von oben als auch von unten betrachtet, wird nach dreimal Gather Information nicht viel an Gerüchten zusammengetragen, weil man "unten" nicht viel weiß und man "oben" nur darüber redet, wenn man den Gesprächspartner kennt. Es scheint aber so, als ob Kendur Nashivar (die Nashivars sind ein einflussreiches amnisches Adelshaus mit calishitischen Wurzeln), der eigentlich als den Durns gewogen galt, seit Gaspars Verschwinden daran arbeitet, eine Vermählung zwischen Barriona Ulvax und Orlyn Nashivar anzubahnen. Nach Gaspars Verschwinden sind dessen Eltern aufgebrochen, um ihn zu suchen.

 

Am nächsten Morgen suchen Vardis und Raif im besten Sonntagsstaat das Anwesen der Nashivars auf. Als unbekannte Niemande ohne Anmeldung werden sie zwar nicht eingelassen, aber während zwei Damen interessiert vom Kopf der Treppe aus zuschauen (die Herrin des Hauses, Lizaia, und eine ihrer Töchter, Nemedia), teilt der Kastellan den beiden mit, dass Kendur heute im Botanischen Garten zu finden ist, und wünscht ihnen einen guten Tag (Jpg 48143-48147).

 

Im Botanischen Garten (Jpg 48148-48187) fragen sie sich durch, ob irgendjemand Kendur gesehen hat, und stoßen schließlich auf ihn in Begleitung von Lucatiel Ulvax (Jpg 48188-48193), Barrionas großer Schwester. Bei den Diplomacy-Checks versagen Raif und Vardis kläglich, während Kendur rhetorisch so richtig mit ihnen aufräumt, worauf ihnen dank der vergeigten Checks nicht mal gesichtswahrende Riposten einfallen, so dass sie recht dumm dastehen. Raif kann so was eigentlich gut, weshalb es ihn sehr frustriert, auf diesem Parkett besiegt zu werden. (Die Würfel haben dafür gesorgt, dass man sieht, dass Kendur nun mal mit der spitzen amnischen Zunge aufgewachsen ist, Raif sie sich aber antrainieren musste und sie zu wenig übt – es ist halt doch ein Unterschied, ob man als Gentleman zur Welt gekommen ist oder erst mühsam zu einem werden musste.) Das war also ein richtiger Schuss in den Ofen.

 

Als nächstes versuchen sie es beim Haus der Durns. Der Haushofmeister (Jpg 48194) öffnet, Raif legt einen tollen Bluff-Check vor (ärgert sich aber trotzdem darüber: Na toll, bei einem Diener funktioniert's...), und Vardis liefert einen guten Intimidate-Check hinterher, so dass klar wird, dass die hohen Herrschaften sich einem Diener gegenüber nicht erklären müssen und gefälligst eingelassen werden wollen, bevor man zur Sache kommt, anstatt wie fliegende Händler an der Tür abgewimmelt zu werden. (Beim Kastellan der Nashivars wäre ihnen das so oder so nicht geglückt, aber die Durns sind "nur" wohlhabend.) Raif bekommt den Eindruck, der Bursche könnte etwas sagen, rückt es aber nicht raus. Nun, spätestens die Sache mit Cordian hat klar gemacht, was passiert, wenn man das Gesetz bricht, also tritt man den Rückzug an. Am Abend aber führt Raif Zhai zum Haus der Durns, und sie steigt, indem sie die Fassade erklettert, über den Innenhof ein. Sie findet das Zimmer des Haushofmeisters, weckt und verhört ihn wie ein Fleisch gewordener Albtraum und erfährt, dass die Durns ihren verschwundenen Sohn bei Verwandten in Purskul suchen, er selbst aber annimmt, dass Gaspar zu seinem Onkel Burgo in Hardhome gegangen sein könnte. (Diener werden ja nicht nach ihrer Meinung gefragt.)

 

Hardhome ist etwa eine Tagesreise von hier entfernt. Da es sich nur um einen verschwundenen Jüngling handelt, bricht Vardis am nächsten Morgen allein auf. Er stellt sich als einfacher reisender Söldner vor, der um ein Dach für die Nacht ersucht, lernt Burgo (Jpg 48195) und das "Gesinde" kennen, das hier eher als Kommune lebt, um dem kargen Boden genug zum Leben zu entlocken, und ja, auch Gaspar (Jpg 48196) ist hier.

 

Beim Abendessen erfährt Vardis von Burgo, dass er als junger Mann von daheim fortging, weil ihn die gesellschaftlichen Zwänge und das harte Regime der Eltern einengten. Er wollte sich selbst verwirklichen. (Deshalb findet Gaspar auch, dass Burgo quasi "der coole Onkel" ist, und ging zu ihm, weil er annahm, dass der ihn verstehen würde.) Vardis gibt seine wahre Motivation zu erkennen, beruhigt die Anwesenden aber, denn er springt sofort auf den Zug auf und entschließt sich, Gaspar nicht zurückzubringen. Burgo aber fragt ihn, ob er ihm nicht zugehört habe: Er bereut, so dumm gewesen zu sein. Einmal im Jahr besucht er als armer Schlucker seinen wohlhabenden Bruder und sieht, was er hätte haben können, wäre er nicht so ein jugendlicher Trotzkopf gewesen. Hardhome ist ganz sicher nicht, was er damals vor Augen gehabt hatte. Er arbeitet sich nicht auf einem kargen Feld den Buckel krumm, weil er es genießt, sondern um zu überleben. Was soll denn aus Gaspar werden? Er kann nichts, er hat keine besonderen Talente und keine konkreten Vorstellungen, und dann kommt so ein merkwürdiger Abenteurer hereingestolpert und bestärkt ihn auch noch blind in seinem kindlich-dummen Tun?

 

Vardis lenkt ein und sagt zu, Gaspar morgen zurückzubringen. Da er ihm unterwegs keine Fragen stellt, erfährt er nicht, was sich nun eigentlich zugetragen hat: Kendur hatte Gaspar ins Hurenhaus eingeladen, um die Vermählung zu feiern, aber danach dafür gesorgt, dass die Huren verbreiten, dass er ein Schlappschwanz sei, und ihn im Anschluss in seinem mangelnden Selbstvertrauen so lange bestärkt, bis Gaspar weglief und bei seinem Onkel unterkam. Dieser kommt selber gerade so über die Runden, und Gaspar musste arbeiten, um sein Dach über dem Kopf und sein Essen zu bezahlen. Das machte dem weichen Jüngling zu schaffen, aber hier wusste wenigstens niemand etwas von den furchtbaren Gerüchten. Die Vorstellung, nach Imnescar zurückzukehren, bereitet ihm dementsprechendes Grausen.

 

Vardis schaut auf dem Weg bei Pendaron vorbei, der draußen in der Sonne sitzt und seinen Eistee genießt. Er berichtet gemäß seinem Kenntnisstand, und Pendaron zeigt sich erfreut, dass Gaspar nun doch die Ehe mit Barriona eingehen kann. Natürlich hatte Pendaron die Gruppe nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit beauftragt, sondern weil diese Heirat in seinem Interesse liegt. Vardis kann froh sein, dass Burgo so vernünftig war. Hätte Vardis Gaspar darin bestärkt, sein eigenes Glück zu suchen, wäre er Pendaron gegenüber wortbrüchig geworden und hätte seinen Teil des Deals nicht eingehalten – und dann hätte es auch keine Einladungen gegeben.

 

Die Party ist noch lange hin, und die Einladungen müssen erst besorgt werden. Pendaron fragt, ob es Vardis etwas ausmachen würde, sich die Zeit vielleicht etwas nützlicher zu vertreiben. Vardis versteht und sagt sofort seine Hilfe zu. Pendaron erklärt, dass die Eheleute Belios und Paradeen Natalis von irgendjemandem terrorisiert werden. Vor einigen Tagen konnte Belios den Übeltäter stellen und verfolgte ihn durch die Nacht, kehrte aber nie zurück. Pendaron warnt davor, dass Paradeen in Imnescar nicht wohlgelitten ist: Sie ist diversen Gerüchten zufolge eine Hexe oder gar Schlimmeres, und Oghma allein weiß, warum der angesehene Spielzeugmacher Belios sie geheiratet hat.

 

Vardis nimmt Raif mit und sucht die angegebene Adresse auf. Die Diplomacy- und Sense-Motive-Checks könnten keine deutlichere Sprache sprechen: Raif und Paradeen (Jpg 48197-48199) sind einander ziemlich egal, aber Vardis findet Paradeen sehr anziehend, und die wiederum ist von Vardis geradezu wie vom Donner gerührt. Raif überlässt Vardis also die Gesprächsführung und kommt zum zweiten Besuch nicht mal mehr mit.

 

Während die anderen es sich gut gehen lassen, erfährt Vardis, dass die Gerüchte angeblich überhaupt nicht stimmen. Paradeen, die aus der calishitischstämmigen Familie Alibakkar stammt, ist während einer Mondfinsternis zur Welt gekommen, und der Volksaberglaube besagte, dass solche Menschen von Shar auserwählt oder geborene Wahrsagerinnen oder natürliche Hexen oder gar Magneten für übersphärische Wesen oder Unglück und was sonst noch alles seien. Sie hat ihr ganzes Leben mit schiefen und ängstlichen Blicken verbracht. (Vermutlich war sie deshalb auch nicht sehr einfach zu verheiraten.) Belios war lange verheiratet, aber er und seine Frau haben nie Kinder bekommen, obwohl er sie sich so sehr wünschte und auch wirklich Kinder liebte. Er ist Spielzeugmacher mit Herz und Seele, der auch bescheidenere Spielzeuge herstellt, die sich auch einfachere Leute leisten können, obwohl seine teuren in der ganzen Stadt begehrt sind. (Zum Unmut der wohlhabenden Kunden, die sich daran stören, dass sich auch einfache Kinder aus dem Volk die Nasen an den Auslagen plattdrücken.) Jedenfalls verstarb seine Frau, und Paradeens Vater ging irgendeinen Deal mit Belios ein, um die hübsche Tochter, die aber trotzdem keiner haben wollte, mit einem angesehenen Mann zu verheiraten. Doch auch Paradeen schenkte Belios keine Kinder. Vermutlich lag's also an seinem schwachen Samen.

 

Vor etwa einem Mond ging der Terror los: Man fand morgens einen Korb mit abgeschnittenen Hühnerbeinen vor der Tür oder die Tür mit Hühnerblut beschmiert ("Hexe") vor, alle paar Tage war irgendwas. Belios legte sich schließlich auf die Lauer: Er blieb angezogen unten in seiner abgedunkelten Werkstatt sitzen, und als er Geräusche an der Tür hörte, rannte er hinaus. Der Missetäter, so hat die Stadtwache durch Augenzeugen herausgefunden, floh Richtung Cliffside (das Viertel mit dem Spielzeugladen grenzt direkt daran), und Belios rannte hinterher. Cliffside ist aber ein eher zwielichtiger Teil Imnescars, und niemand wollte mit den Wachen reden.

 

Nun kommen wieder Rhoedry und Bran zum Zug, die Vardis bittet, sich dort umzuhören. Die beiden fragen sich abends mit Gather Information und viel Alkohol durch und erfahren, dass Verfolger und Verfolgter einander konditionell ebenbürtig waren: Sie rannten durchs wegen einer Nachtlieferung offen stehende Tor, und die Wache half gerade beim Abladen und konnte sich so nicht einschalten.

 

Am nächsten Morgen bricht man also (bis auf Karnia) auf und macht sich an die Verfolgung. Rhoedry darf nicht hoffen, verwertbare Spuren zu finden, kann aber anhand des hügeligen Geländes raten, welchen Weg er wohl als Verfolgter genommen hätte, und zur Vorsicht hat man sich natürlich ein Kleidungsstück mitgeben lassen, damit Fang und Trog eine Witterung aufnehmen können, aber auch die schlagen nach all den Tagen natürlich nicht an.

 

Die Gruppe besteigt bei bestem Wetter einen Hügel, von dem aus die mit Soldaten besetzte Ruine eines Forts (The Witcher 3, Mont Crane Castle) das gesamte Tal beherrscht. Vardis kommt gut mit der von Schlachten gezeichneten Hauptfrau (Jpg 48200) aus, darf sich von hier aus einen Überblick verschaffen und wird auf eine alte, baufällige Scheune aufmerksam. Man schlägt seinen Weg dorthin ein, und die Hunde schlagen an. Hier kann Rhoedry anhand von Spuren rekonstruieren, dass hier Ghule über jemanden hergefallen sein müssen. Man schaut auf die Scheune, die still und bedrohlich daliegt, während die Sonne scheint und Grillen zirpen und Vögel zwitschern... Vermutlich ist das ein Ghul-Versteck, und warum sollte man sich das antun? Stattdessen wird noch mal beim Fort Bescheid gesagt – sollen die sich doch darum kümmern. Jedenfalls gehört Belios jetzt vermutlich selber zu den Ghulen.

 

Währenddessen steht Reverend Watcher Tolar Meveril nachdenklich vor der Statue Helms im Tempel, als sich Bruder Paulpin (Jpg 48201) zu ihm gesellt.

 

Paulpin: Warum wurde Tarbeck noch nicht exkommuniziert? Warum lasst Ihr ihn Buße tun, Reverend Watcher, wenn sie ihm doch nichts nützen wird?

Meveril: Ihr wisst, Bruder Paulpin, auch ich war mal ein Abenteurer.

Paulpin: Ja, Reverend Watcher, das weiß ich. Bevor ihr der Kirche beitratet.

Meveril: Helm gefiel es, mich an die Seite eines Priesters zu stellen, der meine Eignung erkannte und mir klar machte, dass ich weiterhin mein Leben wegwerfen... oder es in den Dienst des Achtsamen stellen kann.

Paulpin: Reverend Watcher Kurst war ein großer Wächter.

Meveril: Ich wollte, er hätte meine Priesterweihe noch erlebt.

Paulpin: Tarbecks Weihe liegt 15 Jahre zurück. Er hat die Kirche verraten.

Meveril: Nicht, als er sich den Flüchtlingen anschloss, um sie zu beschützen.

Paulpin: Als er nach getaner Arbeit nicht zurückkehrte und stattdessen den Ruhm im ziellosen Abenteurerleben suchte.

Meveril: Er beschützte Abenteurer auf einer Schatzsuche, anstatt die wahrhaft Bewahrenswerten zu beschützen. Das war falsch. Und doch haben die meisten von ihnen unvorstellbare Gefahren überlebt. Warum?

Paulpin: Helm beschützt jene, die es nicht selber können. Diese konnten es und bedurften seiner Gnade nicht.

Meveril: Doch sie vollbrachten Heldentaten. Die Flucht aus Esmeltaran, der Schutz von Riatavin, das Alveranskommando ins Unterreich, die Errettung Darromars vor einem falschen Priester, die Wiederherstellung der Ordnung in Brost – anders ist das nicht zu bezeichnen.

Paulpin: Das spricht für diese Gemeinschaft, aber schwerlich für den Abtrünnigen.

Meveril: Sie lassen ihre Schatzsuche ruhen, wann immer es gilt, die Wehrlosen zu beschützen.

Paulpin: Das ist ehrenwert und helmgefällig, und die Gemeinschaft der Ersten Sonne hat unsere Anerkennung verdient, aber wie gesagt: Von einem Geweihten ist sehr viel mehr zu erwarten. Nicht zuletzt die absolute Reinheit der Loyalität, für die die Kirche Helms steht. Mir scheint jedoch, er ist seiner Gemeinschaft weit loyaler ergeben, als er es der Kirche jemals war.

Meveril (atmet durch): Das ist wahr. Cordian Tarbeck ist das genaue Gegenteil von Silas – sehr wahrscheinlich der ungeeignetste Geweihte, den ich in meinem ganzen Leben gesehen habe.

Paulpin: Das ist er. Und ist es nicht grausam, ihn Buße tun und hoffen zu lassen, dass er nicht exkommuniziert wird? Warum bringen wir es nicht hinter uns?

Meveril: Weil ich nicht sicher bin, ob es getan werden sollte.

Paulpin (leicht erschrocken): Wie meint Ihr das, Reverend Watcher?

Meveril: Ich habe kein Argument dagegen, Bruder Paulpin. Kein einziges. (Paulpin sieht ihn auffordernd-fragend an.) Wie lange kennen wir uns jetzt? Achtzehn Jahre?

Paulpin: Neunzehn im Marpenoth, Reverend Watcher.

Meveril: Neunzehn Jahre. In diesen neunzehn Jahren habt Ihr mich nie an einem Fall zweifeln sehen, der so offensichtlich schien. Ich denke an die Geschichte von St. Tristram. Wie hätte er König Auron beschützen sollen, wäre er zuvor exkommuniziert worden? Aber wenn man sich die Geschichte so ansieht, fragt man sich, warum er für seine Exkursionen und Eigensinnigkeiten nicht exkommuniziert wurde.

Paulpin: Vergleicht Ihr Tarbeck jetzt mit einem Heiligen?

Meveril: Natürlich nicht. Ich sage nur: St. Tristram war ein großes Schicksal vorherbestimmt, obwohl er keinen guten Geweihten abgegeben hatte und den Panzerhandschuh nicht hätte tragen dürfen. Doch hätte man ihn ihm weggenommen – wer hätte dann König Auron beschützt?

Paulpin: Ein anderer Helmit, Reverend Watcher. Einer, der seiner Kirche keinen Anlass gab, ihn zu exkommunizieren.

Meveril (seufzend): Vielleicht.

Paulpin (lehnt sich spürbar weit aus dem Fenster): Nein, Reverend Watcher, gewiss. "Erlaube niemandem, deine Pflicht zu kompromittieren."

Meveril: Und dafür wird er die Läuterung erfahren.

Paulpin: Die Läuterung dient der Buße für kleinere Sünden. Welche Läuterung wäre nötig, zwei Jahre der Sünde zu büßen?

Meveril: Vor einigen Jahren noch hätte ich ihn am selben Tag exkommuniziert, an dem er über diese Türschwelle trat—

Paulpin (aufgebracht): Nicht aus eigenem Antrieb, sondern abgeliefert von der Stadtgarde wie ein Strauchdieb!

Meveril: ... aber ich glaube, dass diese Gemeinschaft den Schutz Helms verdient.

Paulpin: Und es ist unsere Aufgabe, dafür zu beten, dass er ihn ihr gewährt. Ebenso, wie es unsere Aufgabe ist, keine Verräter am Glauben in unseren Reihen zu dulden!

Meveril (ruhig, aber mit einer Mischung aus Schicksalsergebenheit und Genervtheit): Bruder Paulpin... (Paulpin lehnt sich demütig zurück, Meveril schweigt eine halbe Minute lang.) Ihr sprecht die Wahrheit. Und dennoch werdet Ihr Euch meinem Urteil fügen.

Paulpin neigt gehorsam das Haupt, verneigt sich und geht. Meveril bleibt noch eine Weile lang vor der Statue stehen und geht dann vor ihr in die Knie.

Meveril: Was soll ich tun, Herr? Wie kann ich dir dienen, wenn ich Selbstsucht und Ungehorsam dir gegenüber dulde? Wie kann ich Verfehlungen wie Unachtsamkeit und Unvorsicht bestrafen, aber diesem größten aller Sünder die Weihe lassen, die nur jenen zukommt, die dir am ergebensten sind? Verrate ich dich nicht bereits, indem ich auch nur erwäge, Cordian Tarbeck in den Reihen der Wächter zu belassen?

  Und dennoch ist die Gemeinschaft, der er sich angeschlossen hat, eine bemerkenswerte. Einige der Taten, die sie vollbracht hat, sind es wert, im selben Atemzuge wie die Taten manch namhafter Diener Helms genannt zu werden. Du siehst in mein Herz, Herr. Du weißt, dass ich nicht glaube, dass es an Tarbeck lag. Du wohnst in den Herzen jener, die deinem Credo gefolgt sind, dafür braucht es keinen abtrünnigen Priester. Wenig würde in deinem Sinne auf Toril getan werden, wenn es nur deine Diener vermochten. Nein, in dieser Gemeinschaft wirken Helden, und sie werden ohne Tarbeck keine geringeren Helden sein.

  Die Gemeinschaft der Ersten Sonne ist eine ganz besondere Gruppe. Eine, nach der bereits die Kirche des Usurpators Amaunator ihre gierigen Finger ausstreckt, um sie für sich zu vereinnahmen. Die Metze Assumbar erkennt den Verräter in ihren eigenen Reihen nicht, der Darromar zu seinem Spielzeug macht, und es bedarf der Gemeinschaft, ihn zu vernichten. Und doch hat sie die Stirn, ihr eine Priesterin und einen Paladin an die Seite zu stellen, auf dass jeder glaube, sie vollbringe ihre Taten im Namen dieser Kirche. Ich habe keine Worte dafür, wie unverfroren, wie niederträchtig, wie falsch es ist, die Menschen glauben zu lassen, dass die Taten der Gemeinschaft auf Amaunators Segen zurückfielen und nicht auf deinen.

  Ist es falsch, sich zu wünschen, dass du, Herr, in dieser Gemeinschaft repräsentiert wirst? Dass jemand die Amaunatorianer in ihre Schranken verweist und die Menschen die Wahrheit sehen lässt? Dass sie an dich denken, wenn sie den Namen dieser Gruppe hören?

  Ich weiß, ich darf meine Achtsamkeit nicht von solch politischen Erwägungen trüben lassen. Ich weiß, dass es falsch ist. Und wie viel falscher wäre es erst, Tarbeck nicht zu exkommunizieren? O Herr, was soll ich nur tun? Schon bald werde ich Kelemvor gegenübertreten, und ich habe mich stets bemüht, ihm gute Gründe dafür zu geben, meine Seele dir zu empfehlen. Warum prüfst du mich jetzt so? Ist es, weil du dir sicher sein willst? Ist meine Stunde schon so nahe?

 

Vardis packt zurück im Haus der Rose ein paar Sachen zusammen und informiert Karnia darüber, dass er die Nacht im Spielzeugladen verbringen wird. Hier kann man in Karnias Gesicht hineininterpretieren, dass sie weiß, dass sich Vardis mit irgendeinem Vögelchen vergnügen wird. Gleichzeitig bittet Raif Zhai, vom Dach des Ladens aus Ausschau zu halten.

 

In der ersten Nacht passiert nichts. Vardis und Paradeen verhalten sich bemüht steif und gesellschaftlich akzeptabel zueinander, obwohl der Zuschauer genau merkt, was den beiden im Kopf herumgeht, und Zhai langweilt sich. Als sie vor Anbruch des Morgens runterklettert, wird eine patroullierende Wache auf sie aufmerksam und jagt sie. Sie entkommt zwar, hat sich aber in der fremden Stadt hoffnungslos verlaufen und muss bei Tag mit gesenktem Kopf und ins Gesicht gezogener Kapuze, ohne groß nach oben schauen und sich orientieren zu können, zum Haus der Rose zurückfinden, wobei ihr ständig die Angst im Nacken sitzt, was passiert, wenn jemand ihr Gesicht sieht. Für sie ist das eine ganz schreckliche Situation, die nur wieder zeigt, wie sehr komplette Außenseiter wie sie von ihren Freunden abhängig sind. Auf sich allein gestellt hätte Zhai ein furchtbares Leben und wäre geradewegs dazu gezwungen, eine Verbrecherlaufbahn einzuschlagen...

 

In der zweiten Nacht kann sich Paradeen nicht mehr beherrschen und fällt über Vardis her, der nicht das Geringste dagegen hat, während Zhai tatsächlich auf jemanden aufmerksam wird, der sich an der Tür zu schaffen macht. Sie klettert an der Seite des Hauses herab, er ergreift die Flucht, sie jagt ihn durch die nächtlichen Straßen und stellt ihn.

 

Zhai erfährt, dass der abgerissene Kerl (Jpg 48202) Oneiros Quorlinn ist, und erfährt seine Geschichte. (Er erzählt natürlich nur von seiner Sicht der Dinge. Paradeen wird später die ihre beisteuern, so dass hier die ganze Story steht.) Als Junge hatte er sich in Paradeen verliebt, und er merkte nicht, wie sehr er ihr nachstellte und ihr auf die Nerven ging. Sie interessierte sich kein Stück für ihn, fand die Aufmerksamkeit zuerst belustigend, dann aber zunehmend lästig, zumal er sie ständig damit bedrängte, ihm die Zukunft weiszusagen – der ihr entgegengebrachte Aberglaube von einfach jedem war ohnehin ein rotes Tuch für sie. Um sich für die Belästigung zu "rächen", beschloss sie, stattdessen etwas Spaß mit ihm zu haben und ihm einen Streich zu spielen. Also erzählte sie ihm, sie habe geträumt, dass er durch die Hände seines eigenen Bruders zu Tode kommen werde. Völlig aufgewühlt stahl Oneiros das Schwert seines Vaters und erschlug seinen Bruder. Danach wurde ihm klar, dass er dafür hängen würde, also floh er Hals über Kopf. Es verschlug ihn weiter weg von hier, und Oneiros lebt seitdem als Dieb und Räuber, ganz offensichtlich mehr schlecht als recht, so dreckig und abgerissen, wie er ist. Paradeen bekam den Mord natürlich mit, redete sich aber ein, dass es einen Streit gegeben haben muss, dass das nichts mit ihrem Streich zu tun haben konnte, und die Jahre machten diese Annahme zur Gewissheit und begruben die Erinnerung an den Streich, den sie inzwischen schon wieder völlig verdrängt hatte.

 

Zhai hat Mitleid mit dieser erbärmlichen Kreatur. Glücklicherweise dauerte die Jagd nicht lange, sie wird zum Spielzeugladen zurückfinden, aber was soll sie mit Oneiros tun? Ihn vor sich hertreiben und einer Wache in die Arme laufen? Nein, sie hört auf ihr Gefühl und verspricht ihm, sie werde ihm helfen, dass alles wieder gut wird – und jetzt werde sie ihn gehen lassen, wenn er ihr verspricht, morgen Nacht zum zwölften Glockenschlag wieder hier beim Haus der Natalis zu sein. Völlig baff zieht sich Oneiros zurück.

 

Niemand glaubt Zhai, dass der Bursche aufkreuzen wird, aber tatsächlich findet sich Oneiros schüchtern und misstrauisch ein wie eine mit Futter angelockte Straßenkatze. Zhai hat zur Sicherheit Raif mitgebracht (falls man eine Wache passiert) und bringt Oneiros nun zum Selûne-Tempel, wo sie Raif zuvor mit einer Spende seine Ankunft hat vorbereiten lassen.

 

Vardis kehrt zu Karnia zurück, als sei nichts gewesen. Hier zeigt sich wie schon zuvor das männliche Selbstverständnis eines Chessentaners, und da Karnia selbst eine ist, findet sie sich damit ab, zumal es ihr nicht zusteht, nachzufragen, ob er eine andere hatte. (Was sie vielleicht an Vardis riechen kann.) Die Gruppe kann sich nun zurücklehnen und auf die Party warten. Es bleibt offen, ob Vardis Paradeen hin und wieder besucht.

 

Nun sehen wir Cordian, der vor der Statue Helms kniet, und Meveril, der hinter ihm steht und ihn fragt, was er über St. Urbain weiß. Cordian würfelt eine 23 auf Knowledge (Religion) (DC: 15, 20, 25), erreicht somit den zweiten Rang und blamiert sich nicht mit Unwissenheit, sondern kann berichten, dass St. Urbain ein geringerer Heiliger der Helm-Kirche ist, der 1306 DR verstarb und 1333 DR heilig gesprochen wurde, im selben Jahr, in dem der Amnische Handelskrieg beendet und der Rat der Sechs gebildet wurde. Nachdem 1306 DR der letzte Erbe mit Anspruch auf den amnischen Thron, Prinz Rohav, von seinem Kanzler Arlen Bormul im Exil vergiftet wurde, kesselte man Rohavs Getreue in einer großen Scheune ein, die dem Ansturm nicht mehr lange standhalten würde. Urbain rief Helm um Beistand an, öffnete die Tore und gab damit sein Leben als Opfer hin in der festen Überzeugung, damit Helms Beistand zu erlangen, und unglaublicherweise konnten die Verteidiger unter geringen Verlusten die deutlich überlegenen Angreifer abwehren. Warum er aber heilig gesprochen wurde, weiß Cordian nicht, also belehrt ihn Meveril.

 

Meveril: 1332 DR, als der Amnische Handelskrieg in vollem Gange war, verteidigten Söldner ein Kontor, in dem sich viele Menschen verschanzt hatten, während die Söldner des Gegners des Kontorbesitzers dagegen anstürmten. In einer ähnlichen Situation hatte sich Urbain 26 Jahre zuvor befunden, und so rief der helmfürchtige Söldner Kerrod ihn um Schutz an und tat, was Urbain getan hatte: Er öffnete die Tore, die sowieso bald gefallen wären, wurde wie Urbain dabei getötet, aber die Verteidiger hielten dem Ansturm völlig unwahrscheinlicherweise stand und überlebten unter geringen Verlusten – genau wie bei Urbain. Im Jahr darauf folgte nach der Beendigung des Handelskriegs die Heiligsprechung.

  St. Urbain wurde in voller Rüstung in der Familienkapelle in Crimmor beigesetzt, aber Grabräuber schändeten die Gruft nur wenige Tage später. Seit seiner Heiligsprechung gab es plötzlich immer wieder Meldungen, dass sein Streitkolben oder seine Rüstung aufgetaucht sei, aber alle erwiesen sich als falsch. Wir gehen ihnen nach, wenn wir die Möglichkeit haben, doch nach all den falschen Fährten hat das keine große Priorität mehr.

  Vor einigen Monaten erreichte uns ein Schreiben von einem gewissen Salix Mulziber aus Esmeltaran, der St. Urbains Rüstung gefunden haben will. Oh, richtig, das habt Ihr ja nicht mitbekommen... Esmeltarans Helm-Tempel wurde bei der Invasion der Goblins völlig zerstört. Sie ließen ihre Riesen darauf los, vermutlich, um ein Signal zu setzen. Daher ging der Brief an uns. Ich kann niemanden entbehren, nur um die fünfzigste Falschmeldung zu verifizieren. Daher entsende ich Euch. Wagt es nicht, auf Eurer Reise in Helms Namen zu sprechen. Wagt es nicht, die Menschen glauben zu lassen, Ihr wäret mehr als ein von der Kirche angeheuerter Abenteurer.

  Bringt mir St. Urbains Rüstung, Cordian, und bleibt in der Gnade Helms. Tut es nicht, und Ihr werdet in den Augen des Achtsamen kein Größerer sein als der Geringste unter Euren Freunden, die Ihr so schätzt.

  Ihr habt drei Tendays.

 

Weder bringt Meveril es über sich, Cordian zu exkommunizieren, noch kann er dessen Verfehlungen einfach so ignorieren und ihn aus puren politischen Gründen bei der Gruppe lassen. Also überlässt er die Entscheidung Helm. Er stellt Cordian eine nahezu aussichtslose Aufgabe, und sollte Cordian gegen jede Wahrscheinlichkeit mit der Rüstung zurückkehren, will Meveril das als Willenserklärung Helms nehmen.

 

Cordian kann endlich wieder zum Haus der Rose zurückkehren, jedoch nur, um seine Sachen und sein Pferd zu holen. Raif fängt ihn ab und erfährt, was los ist. Da Cordian in seiner Aufgewühltheit nicht daran gedacht hatte, läuft Raif rein und kommt mit Geld im Wert von 50 Goldmünzen zurück – man weiß ja nie, was passiert und was Cordian brauchen wird. Außerdem verspricht Raif, dass er bei seiner Rückkehr ein Zimmer im Haus der Rose vorfinden wird. Cordian ist sehr gerührt, verabschiedet sich rasch, bevor er die Fassung verliert, holt sein Pferd und bricht auf nach Esmeltaran.

 

Raif ist sehr geknickt. Er hatte sich nicht vorstellen können, dass Cordian überhaupt eine Chance bekommt, in der Kirche zu verbleiben. Jetzt muss er davon ausgehen, dass man Cordian im Falle seines Versagens exkommunizieren und als gebrochenen Mann zur Gruppe zurückkehren lassen wird, dem man alles genommen hat, oder Cordian obsiegt und darf Geweihter bleiben – aber warum sollte man ihm in dem Fall die Rückkehr zur Gemeinschaft gestatten? Wie dem auch sei, es bleibt nur, abzuwarten und jetzt erst mal die Wartezeit auf die Party totzuschlagen.

 

In Brost überantwortet Fleece ihren Gefangenen und die befreiten Elfen Glorandal. Dieser ist überglücklich, zu sehen, dass die Gemeinschaft der Ersten Sonne ihrem Ruf aufs Neue so überaus gerecht geworden ist und sich Fleece erneut als wahrer Elfenfreund erwiesen hat, und schenkt Jen aus den Reihen seiner eigenen Pferde die edle Stute Palandril, deren Qualität die der anderen Pferde in den Schatten stellt. Jen fühlt sich nicht wohl dabei, das Gefühl zu haben, dem Elfen etwas zu schulden, aber angesichts des prächtigen Pferdes kann sie nichts sagen außer einem leisen Danke.

 

Finglas hat auf der Reise gemerkt, dass Kithains Weg nicht der seine ist. Er hat sich etwas vorgemacht, um zu rechtfertigen, noch einen Tag und noch einen und noch einen mit Kithain zu verbringen. Interessanterweise ist es Kithain, die ihn mit ihrer absoluten Ruhe und Zuversicht ansteckt. Sie freue sich sehr darauf, ihn wiederzusehen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Die beiden verabschieden sich fernab der anderen voneinander.

 

Nach zwei Tagen Pause, in denen man seine Vorräte wieder auffrischt (und diesmal, gut vorgewarnt, lieber zu viel als zu wenig mitnimmt), geht es wieder nach Nordosten. Jetzt kennt man ja wenigstens den ungefähren Weg.

 

Pendaron lässt Vardis und Raif zwei Tage vor der Party wieder auf seinen Landsitz bestellen und erklärt ihnen, wann und wo sie sich mit Rodan und Nerile Silbervas treffen werden, die die beiden Pendaron zuliebe als ihre Gäste ausgeben werden, damit bekannte Geladene des Stadtadels für sie bürgen. Die Gastgeberin ist Lathluryl Vymmar. Sie ist seit anderthalb Jahren Witwe – ihr Mann und dessen Brüder sind alle beim Fall von Esmeltaran umgekommen. Das Familienoberhaupt, Lord Orgost Vymmar, will sie neu verheiraten, aber sie lehnt einfach jeden Anwärter ab. Glücklicherweise ist er zu alt und zu krank zum Reisen und sitzt in Athkatla fest, während sich Lathluryl hier um die Geschäfte kümmert (Textilien aller Art), was Orgost weder wünscht noch der Schwiegertochter zutraut. Ihre vier Kinder sind noch zu klein (die älteste Tochter ist erst zwölf), und sie, die so gut geheiratet hat und nun fest im Sattel sitzt, will wohl ihre Selbstbestimmung nicht aufgeben. Seit Neuestem weicht ihr ein Mann namens Erekard Oriel nicht mehr von der Seite – Pendaron nimmt an, er ist ein Lathluryl von Orgost an die Seite gestellter Wachhund. Wie dem auch sei: Lathluryl werde ihnen helfen können. Weil sie Vern Kimbolt Anfang des Jahres finanziell unter die Arme gegriffen hatte, hat sie einen bei ihm gut und könnte auf ihn einwirken, zumal sie und Aura Coprith sich nicht ausstehen können. Pendaron sei sicher, fügt er amüsiert hinzu, dass Vardis und Raif schon etwas einfällt, das sie Lathluryl im Gegenzug anbieten können.

 

Vardis und Raif putzen sich am Tag der Party heraus und treffen sich mit Rodan und Nerile Silbervas (Jpg 48203-48204), die sie in ihrer Kutsche mitnehmen. Sie erleben ein Ehepaar, das sich auf für Beobachter amüsante Weise unverhohlen hasst und dies beim Aussteigen auch das Umfeld mitbekommen lässt – obwohl es natürlich eh jeder weiß. Das Quartett erreicht das Anwesen der Vymmars (Jpg 48205-48210) und mischt sich unters Volk (Jpg 48211-48230), wobei Rodan Vardis und Nerile Raif hier und da vorstellt, damit die Eheleute nicht zu viel Zeit miteinander verbringen müssen. Das ist den beiden aber eh recht, da sie so mehr Leute kennen lernen können – wer weiß, welche Informationen sie dabei noch aufschnappen werden? Zu ihrer Überraschung sehen beide schon mal mindestens ein bekanntes Gesicht: Chardath Spulzeer (Jpg 48231-48232). Dass er ausgerechnet heute hier ist, ist garantiert kein Zufall.

 

Raif lernt zum Beispiel Lathluryls elfischen Sommelier Calenloth (Jpg 48233) kennen, der wie alle anderen Elfen auch zwar keinen Alkohol verträgt, aber insofern völlig aus der Art geschlagen ist, dass er den Geschmack dennoch abgöttisch liebt und sich mit Weinen auskennt wie kein Zweiter. Da der elfische Geruchs- und Geschmackssinn viel ausgeprägter ist als beim Menschen, ist er in seiner Funktion natürlich konkurrenzlos, und außerdem: Wer kann schon von sich behaupten, einen elfischen Sommelier zu beschäftigen? Das dürfte in Faerûn einzigartig sein. (Unter seinesgleichen dürfte er zweifellos Fassungslosigkeit auslösen, so wie ein Mensch, der Verwesungsgestank als angenehmen Duft empfindet.)

 

Vardis wird mit Ferren Amethystall (Jpg 48234) bekannt gemacht, dem kleinen Bruder von Krimmon Amethystall, seines Zeichens Zarandas Fleet Chancellor und der Graf von County Vintor, Duchy of the Purple Marches. Ferren diente als Gesandter, ist aber seit der Sezessionskrise im Grunde genommen eine politische Geisel. Vardis kann ihn sehr schnell für sich einnehmen, indem er glaubhaft von seinen Erfahrungen in Zarandas Schwertzug und den jüngsten Heldentaten in Tethyr berichtet. Ferren wirkt aufrichtig, als er ihm seine Hilfe anbietet, wenn er sie braucht – obwohl beiden klar ist, dass er hier nicht viel tun kann. Die Geiselhaft ist eine sehr diplomatische, die ohne Wachen und abgesperrte Zimmer auskommt, eher ein gentlemen's agreement – Ferren hat versprochen, keine Dummheiten anzustellen, und dafür wird wie er ein Gast behandelt und nicht entehrt.

 

Raif wird Lizaia und Nemedia Nashivar diesmal persönlich vorgestellt, an die er sich noch erinnern kann – sie schauten auf ihn und Vardis herunter, als die beiden vom Haushofmeister an Imnescars Arboretum verwiesen wurden. Im Gegensatz zu seiner Begegnung mit Lizaias Sohn Kendur schlägt er sich hier sehr gut. Kendur könnte den beiden ja von ihm und Vardis berichtet haben – sicher nicht gerade in den höchsten Tönen, sondern wohl eher verächtlich, weil er sie rhetorisch so mühelos hatte auflaufen lassen –, und Raif hofft nun, dass er mit seinem Auftreten dafür sorgen kann, dass die Familie nach Rücksprache mit Kendur annehmen wird, dass sich Raif und Vardis im Arboretum nur dumm gestellt hatten.

 

Kendur ist mit Lucatiel Ulvax hier, Barrionas großer Schwester. Vardis lässt es sich nicht nehmen, ihm zufällig über den Weg zu laufen und sich bei ihm für die Niederlage im Arboretum zu revanchieren, indem er ihm mitteilt, wie erleichtert er war, zu hören, dass Gaspar Durn wieder in der Stadt ist und der Heirat mit Barriona nichts mehr im Wege steht. Durch Mimik, Körperhaltung und den alles unterstreichenden Abgang – er lässt ihn damit einfach stehen, anstatt auf eine Erwiderung zu warten – macht er einerseits klar, dass er Kendur verdächtigt, etwas mit der Sache zu tun zu haben, und andererseits war das eine gelungene show of strength, wenn auch diplomatisch ungelenk und für amnische Verhältnisse barbarisch offensichtlich.

 

Wir sehen auch Rennard Cormond (Marc Warren, The Musketeers, Staffel 2, DVD 3, 1. Folge, 05/0:37:38, 06/0:53:45, Jpg 48235-48246), der die ebenfalls anwesende Aura Coprith (Jpg 48247-48249) auf ihren stechenden Blick anspricht, mit dem sie Vardis und Raif bedenkt. Sie sieht ihn an, doch ihre Antwort bekommt der Zuschauer nicht mehr mit.

 

Nerile führt Raif über die Party und zeigt ihm unter anderem Alun Alibakkar (Jpg 48250-48252), einen eher unangenehmen Typen, der wohl mit Paradeen Natalis verwandt sein muss, denn aus dieser Familie stammt sie ursprünglich. Nerile erwähnt, dass die Sothilis-Invasion die Alibakkars am schwersten getroffen hat, denn diese besaßen in und um Murann den meisten Grund. Auch zeigt sie ihm Lord of the Coin Lanfrane (Jpg 48253), den hiesigen Hohepriester der Kirche Waukeens. Beiden stellt sie Raif nicht vor, was ihm auch irgendwo einleuchtet: Sie kennt ihn nicht und weiß nicht, ob er sie vor so wichtigen Leuten blamieren würde. Also zieht er es vor, es auf eigene Faust zu versuchen, und entschuldigt sich.

 

Ferren Amethystall stellt Vardis der Gastgeberin vor, Lathluryl Vymmar (The Witcher 3, Keira Metz, Video 4804, Jpg 48254-48258), und mit der Art der Vorstellung – ein Landsmann nicht von Geburt, aber durch Tat, ein Kriegsveteran und ein Held – wird zwar deutlich, dass Ferren ihm alles ohne jeden Beweis glaubt, Vardis also wirklich Eindruck gemacht hat, doch das Tethyrianische in Vardis' Lebenslauf so hervorzuheben, könnte sich gerade hier in Amn natürlich auch nachteilig auswirken. Vardis ist alles andere als ein geborener Diplomat, er kann nicht beurteilen, ob Ferren damit etwas beabsichtigt. Mit Lathluryl liefert er sich einen kleinen Schlagabtausch, mit dem sie ihn abzutesten scheint, und nach Paradeen Natalis legt er schon wieder einen monströsen Diplomacy-Check hin und mausert sich langsam zur Katzenminze für die Damenwelt. Jedoch kann man in Amn keine Karriere machen – Lathluryls Karriere schon gar nicht –, wenn man sich jede Regung an der Nasenspitze ansehen lässt. Vardis glaubt wegen eines schwachen Sense-Motive-Checks also, keinen positiven Eindruck gemacht zu haben, weil sie ihn sehr kühl in seine Schranken verweist und ihn mit der "Vielleicht sieht man sich ja später noch mal"-Tour abwimmelt.

 

Vardis sieht sich dabei auch den finsteren Gesellen an, der wohl Erekard Oriel sein dürfte (Jpg 48259-48267), weil er Lathluryl immer im Auge behält.

 

Nefirti, die fast ihre gesamte Zeit in Imescar in ihrem Zimmer verbracht hat, das sie sich mit Zhai teilt, ist gerade allein. (Zhai betreibt Konfrontationstherapie: Da sie sich sowohl in Trademeet als auch in Imnescar verlaufen hat, besichtigt sie nun im Schutz der Dunkelheit die Stadt und macht sich mit ihr vertraut.) Nefirti betreibt nackt, mit Symbolen bemalt und von Rauschkräutern benebelt eine Anrufung ihrer finsteren Götter und verzweifelt darüber, dass das nur Priester können, obwohl sie göttlichen Beistand so nötig hätte. Sie hat Rauschkraut-Tee getrunken und atmet nun immer mehr Rauschkraut-Rauch ein, so dass sie immer weiter abdriftet und schließlich zusammenbricht.

 

Raif erblickt zu seiner endlosen Überraschung Raina, sehr hübsch zurechtgemacht in einem schönen amnischen Kleid (Jpg 48268), und stellt sie erbost zur Rede, was sie hier zu suchen hat. Raina, die sich ja aus ihrer Perspektive von der Gruppe und besonders von Raif sitzen gelassen fühlt, zickt ebenso scharf zurück, doch Ulabeth Mullendore (Jpg 48269-48274) hakt sich bei Raif ein und geht mit ihm ein wenig über die Party. Raina sieht den beiden stechend hinterher, und man könnte Eifersucht in den Blick hineininterpretieren.

 

Alle tun die ganze Zeit so, als sei das nur eine nette Party, dabei hat stets jeder seine Augen überall, denn alle warten auf den Stargast, die legendäre Galebra. Auf Grund ihres Rufs ist das ja schon eher eine Art Nervenkitzel, denn weil sie so unberechenbar ist und so viele Gerüchte über sie kursieren, weiß man ja gar nicht, ob es ratsam wäre, sie auf die eigene Existenz aufmerksam zu machen, da es ja heißt, dass sie zu ihrem persönlichen Amüsement gern mit Menschen spielt. Wer sich also nicht traut, sie direkt anzusprechen, kann wenigstens besagten Nervenkitzel genießen, in ihrer Nähe gewesen und davongekommen zu sein.

 

Endlich tritt sie auf, und sie ist sich ihrer Wirkung vollauf bewusst (Eva Green, Jpg 48275). Solange sie ihnen nicht den Rücken zudreht, tun die meisten so, als nähmen sie sie gar nicht wahr, aber natürlich achtet man auf jede Kleinigkeit. Hier und da gibt es natürlich immer jemanden, der sie in ein Gespräch zu verwickeln versucht. Vardis beobachtet sie gerade fasziniert, wie sie mit Lord of the Coin Lanfrane spricht, und fragt sich, ob er einfach hingehen sollte, als Lathluryl ihm bedeutet, ihr zu folgen.

 

Vardis findet sich in ihrem feudalen Schlafgemach wieder und landet prompt mit ihr im Bett. Gleichzeitig wird gezeigt, wie Raif es in einem anderen Privatgemach wild mit Ulabeth treibt (Video 4805, Jpg 48276-48291), und zwischen beiden Paaren wird hin- und hergeschnitten – so auch beim pillow talk. Während sie nebeneinander liegen, berichtet Vardis Lathluryl ganz offen, warum er hier ist und was er von ihr will. Dass er das nicht zum Preis für ein Schäferstündchen bekomme, meint er, sei ihm klar. (Das war wirklich ein niedlicher Scherz.) Parallel dazu sitzen Raif und Ulabeth nebeneinander und ziehen sich wieder an. Raif meint, dass er aus ihr nicht schlau werde: Schon damals, 1368 DR, vor geschlagenen vier Jahren, in #13 – SHADOWS OF AMN schlief sie in Athkatla mit ihm, vermutlich, um ihn auszuhorchen, warnte ihn dann aber vor Ballaize. "Vor wem warnst du mich heute?" Ulabeth lehnt sich zu ihm rüber, flüstert ihm ins Ohr: "Vor mir", steht auf, geht zur Tür und sieht ihn an: "Kommst du?" Er geht auf sie zu, drückt die halb geöffnete Tür aber wieder zu und küsst sie als Auftakt zur zweiten Runde – das Prickeln, mit dem Feind zu schlafen, ist nicht zu unterschätzen.

 

Lathluryl erklärt Vardis derweil in sehr groben Zügen, dass sie erpresst werde und hier in Imnescar einfach niemandem trauen könne – da kommen ihr Gäste von außerhalb doch wie gerufen. Vor Erekard wolle sie nicht schwach wirken oder ihn gar um Hilfe bitten, denn der erstatte Orgost Bericht. Daher brauche sie Hilfe, die sich nicht herumspricht. Vardis fragt sich, ob Pendaron das wusste und ihn trotzdem einfach ins kalte Wasser warf. Lathluryl meint seufzend, dass sie ihre Pflichten als Gastgeberin schon zu lange vernachlässigt habe, aber Vardis' kräftige Hand greift fest ihren Arm und zieht sie wieder ins Bett zurück. "Die haben nur Augen für Galebra und kommen auch noch einen Moment ohne dich zurecht." – "Oh. Einen Moment also?" – "Na gut. Vielleicht zwei."

 

Neetha bemerkt beim Passieren von Nefirtis Tür den stechenden Rauschkrautgeruch und lässt Casmar die Tür öffnen. Die nackte Nefirti liegt bewusstlos da. Casmar bringt sie in sein eigenes Zimmer und pflegt sie dort zusammen mit Neetha.

 

Vardis fasst sich ein Herz, geht bei passender Gelegenheit auf Galebra zu, stellt sich vor, erwähnt die Gemeinschaft der Ersten Sonne und meint, dass er einfach nur gewollt habe, dass Galebra von der Quelle davon hört, bevor ihre Taten an ihre Ohren dringen. Er erwartet keine Antwort, wartet also auch gar nicht erst eine ab, sondern verneigt sich und geht gleich wieder.

 

Ulabeth: I believe you haven't had the pleasure of a formal introduction? Most learned Magus Spulzeer, may I introduce Raif Bowgentle from far Eshpurta?

Raif (muss seine Überraschung verbergen, von Ulabeth so ins offene Messer gestoßen worden zu sein): Now, this is an unexpected pleasure. I'm delighted, most learned Magus. Your humble servant. (Er verneigt sich standesgemäß tief.)

Chardath (neigt den Kopf): I'm pleased to meet you, Master Bowgentle.

Ulabeth (gut aufgelegt): He's an adventurer.

Chardath: An honorable profession, despite common belief.

Ulabeth: You only say that for my sake, I'm sure.

Chardath: Oh no, my dear Ulabeth, I mean it. (Er ergreift großväterlich ihre Hände.) Where would bookworms and hermits like myself be without the services only adventurers provide? It's nothing to look down upon.

Raif: You wouldn't happen to have brought Master Mabelrode, too, would you, sir?

Chardath: I haven't seen him in quite a while. He is often away on business.

Raif: Normally, I wouldn't expect to see him in a place like Imnescar, anyway. Then again – I wouldn't have expected to see you, either, so very far from home.

Chardath (ehrlich bedauernd): Oh, traveling isn't exactly relaxing these days, least of all in my home's direction. You will find your direction much more to your liking, should you choose to visit home one day.

Raif: Oh, I'm afraid my obligations won't allow excursions like that. May I inquire what business leads you here? It must have something to do with defending Amn against the Sothilisian Empire, you being a wizard of such renown.

Chardath (schnaubt lächelnd): A copper a dozen, dear Master Bowgentle.

Ulabeth (tadelnd): Don't sell yourself short, most learned Magus. Your reputation speaks volumes as to your ability.

Chardath: I wouldn't know a battle array from a phalanx, I'm afraid. I'm more of a theoretician. A scholar, a researcher with an inquisitive mind that lends itself poorly to unpleasantries like violence and bloodshed.

Raif: Well, that's where the adventurers come in, isn't it?

Chardath: As I said, everybody's got their field of expertise, every field being equally important.

Ulabeth (zu Raif): No, silly, of course he's here because of our guest of honor, aren't you, most learned Magus?

Chardath (schmunzelnd): I should like to keep my wherefores to myself, Ulabeth. (Er lehnt sich knapp gespielt-vertraulich vor.) But it would be a natural assumption. Have any of you had a chance to talk to her?

Ulabeth: Oh no, I couldn't. I wouldn't know what to say and look like a complete dolt.

Raif: Likewise. Awestruck and petrified.

Adlige (tritt hinzu, zu Ulabeth und Raif): Would you mind if I carried Chardath off for just a moment?

Raif: Not at all. It was a pleasure meeting you, sir.

Chardath: All mine, young Master Bowgentle. I'm looking forward to meeting you again. Ulabeth. Always a delight. (Er küsst galant ihre Hand.)

Ulabeth: You're too kind.

Chardath tritt ab.

Raif (herrscht Ulabeth leise zischend an): Are you crazy? What was that about?

Ulabeth (hakt sich ein und geht mit ihm): Don't tell me you didn't enjoy it.

Raif: Enjoy it?

Ulabeth: The last time you saw him, he barely took notice of you while you were busy bumblingly impersonating someone else. But that was four years ago, and a lot has happened in the meantime. By now he has heard of you, and you met him on equal footing and held your own. Don't tell me it wasn't fun.

Raif: You tell me. You're enemies.

Ulabeth: You shouldn't let that get into fun's way.

Raif: So you're just having fun. No big deal. Just a bit of a chuckle.

Ulabeth: Maybe I'm enjoying my night off.

Raif: On a party with famous Galebra as the guest of honor. Sure.

Ulabeth: Or maybe I'm teaching you that you don't need killing glares, snide remarks and clever insinuations when dealing with an enemy on a social occasion. (Raif sieht sie nur überlegend an.) You did well.

Raif: Why would you care if I did? Last time I checked, we were enemies, too.

Ulabeth: Yes. Everybody's everybody else's enemy. Don't you feel right at home in Amn yet? (Sie lächelt ihn verschwörerisch an.)

Elminster: Raif nahm an, dass Ulabeth ihm mitzuteilen versuchte, dass Chardath ihn nun würde ernst nehmen müssen, da er sich nicht wie ein junger Heißsporn zu selbstgefälligen Andeutungen und Wortspielen hatte hinreißen lassen, sondern professionell geblieben war, die Fassade gewahrt und damit weniger von sich preisgegeben hatte. Er nahm ferner an, dass es in Ulabeths Sinne war, jemanden hier zu haben, der Spulzeers Aufmerksamkeit von ihr ab- und auf sich lenkt, aber... wie konnte man diesem charmanten Lächeln böse sein?

 

Irgendwann wird zum Essen gerufen. Für die Gäste sind natürlich Plätze an den drei langen Tafeln reserviert worden, und je unbedeutender der Gast, desto weiter hinten sitzt er. Dementsprechend sitzen Vardis und Raif tatsächlich nicht in der Nähe von irgendjemand Interessantem. Jedoch stellen sie wenigstens fest, dass es Ulabeth und Raina an ihrer Tafel nicht viel besser geht. Beide Parteien sitzen nicht an der Tafel in der Mitte mit der Gastgeberin und dem Stargast. Galebra hat den Ehrenplatz am Lathluryl gegenüber liegenden Ende, und zu Vardis' und Raifs Verstimmung sitzt Chardath Spulzeer zu ihrer Rechten.

 

Es wird erlesen aufgetischt: Der erste Gang besteht aus Eiersuppe mit Safran, Pfefferkörnern und Honig, dazu Gemüse, Schaffleisch mit Zwiebeln, gebratenes Huhn mit Zwetschgen. Im zweiten Gang gibt es Stockfisch in Öl mit Rosinen, Schleie in Öl gebacken, gesottenen Aal mit Pfeffer und gerösteten Bückling mit Senf. Zum dritten Gang werden sauer gesottene Speisefische, gebackene Barbe mit Rettich und Schweinskeule mit Gurken serviert.

 

Das Essen dauert recht lange, und die Abenteurer schlagen sich dank gelungener Proben gesellschaftlich passabel (womit sie vor allem ihre unzureichenden Tischmanieren aufwiegen), erwerben aber keine neuen Erkenntnisse. Nachdem die Tafeln aufgehoben wurden, spielt die Band lebhaftere Tanzmusik als zuvor. Vardis sieht aus der Ferne (der Listen-Check klappte leider nicht), wie eine Meinungsverschiedenheit zwischen Kendur Nashivar und Rennard Cormond ausufert: Kendur agiert immer aufgebrachter, Rennard bleibt zur Weißglut treibend herablassend. Kendur fordert Genugtuung, die Terrasse wird geöffnet, die schaulustigen Gäste versammeln sich, und die beiden liefern sich ein heißes Duell. Dabei sehen Vardis und Raif, dass sich Nemedia nichts anmerken lässt, Lizaia aber ihren Unmut nur mühsam kaschieren kann.

 

Nashivar kämpft durchaus auf dem Level der Abenteurer, Cormond ist ihm aber klar überlegen. Er reizt ihn, so dass Nashivar die Fassung verliert und einen Angriff startet, der tödlich gewesen wäre, wäre Cormond nicht geschickt ausgewichen. Nun hält er publikumswirksam "erschrocken" inne, um alle sehen zu lassen, wie sehr Nashivar die Contenance verloren hat und wie knapp Cormond einer ernsten Verletzung entronnen ist, was gesellschaftlich einen schweren Hieb in die Magengrube darstellt. Cormond reizt Nashivar mit verächtlichen Bemerkungen und macht dann den Sack zu, indem er ihn mit einer Attackeserie eindeckt und ihn am Ende dieser entwaffnet.

 

Unter Gratulationen kehrt Cormond nach drinnen zurück und fläzt sich in eine Sitzecke. Er ist offenbar die Ausnahme, die die Regel bestätigt: Er scheint sich erlauben zu können, sich nicht an die gesellschaftlichen Spielregeln zu halten, ohne dass sein Status darunter leidet.

 

Vardis hebt Kendurs Schwert mit seinem eigenen auf und gibt es ihm selbstzufrieden zurück, aber Kendur rächt sich durch Mimik und Körpersprache, indem er den Umstehenden "Jetzt, wo ich besiegt wurde, kommst du unter deinem Stein hervorgekrochen und trittst selbstgefällig nach, weil du es sonst nicht mit mir aufnehmen könntest" signalisiert, womit er Vardis' Ansehen schwer beschädigt.

 

Raina lockt Raif auf die Tanzfläche, und die beiden legen eine heiße Sohle aufs Parkett (Video 4806). Als sie sich trennen, flüstert Raina Raif "Pelinal Whitestrake, Nettlestone" ins Ohr. Er fragt sich, ob sie ihm mit diesem kryptischen Hinweis helfen will oder ihn in eine Falle locken soll. Nettlestone kennt er gut: Das Dorf ist keine Tagesreise von dem Gut der Finacres entfernt.

 

Vardis wird dem Lord of the Coin Imnescars und Hohepriester der Waukeen-Kirche, Lord Lanfrane, vorgestellt. Der luxuriös ausgestattete, beleibte Hochgeweihte erweist sich als geschäftstüchtig und plaudert mit Vardis über die Gemeinschaft der Ersten Sonne und ihre Verfügbarkeit für etwaige Aufträge.

 

Raif sucht Ferren auf und fragt ihn, ob ihm "Pelinal Whitestrake" etwas sagt, doch Ferren weiß auch nichts, Ob Rainas Hinweis etwas mit dem Challenger zu tun hat?

 

Vardis schnappt sich Ulabeth, geht mit ihr auf die nun leere Terrasse und beschwört sie, sich von ihrem Arbeitgeber loszusagen und der Gemeinschaft beizutreten. Das tut er auf interessante Weise, indem er selbstironisch an seinen grauenhaften ersten Eindruck auf Aegon Copriths Party in Athkatla vor vier Jahren in #13 – SHADOWS OF AMN verweist, aber auch dem zum Trotze mit Berührungen auf Tuchfühlung geht und starke Sinnlichkeit impliziert, aber wiederum gerade noch nicht genug, um unerhört zu wirken – dementsprechend wirkt er gerade sehr rätselhaft und undurchsichtig. Ulabeth versucht, ihn mit den Realitäten zu konfrontieren: "We're both courtiers singing for our supper." Vardis hält das Angebot aufrecht und verabschiedet sich mit einem Handkuss.

 

Raif sitzt mit dem inzwischen stockbesoffenen Rodan Silbervas zusammen, der über seine Frau herzieht, und hat das von hier aus beobachtet. Er spürt leichte Eifersucht in sich aufsteigen, aber Vardis gesellt sich zu ihm und wiegelt scherzhaft ab. Dabei sieht er, dass Lathluryl dem finsteren Erekard Oriel schauspielerisch etwas vormacht, ihn unter einem Vorwand wegschickt und sofort Vardis zu sich lockt, als sie auf die Terrasse geht. Dort verliert sie keine Zeit:

 

Lathluryl: Mein Mann, Kelemvor gnade seiner Seele, wollte Orgosts Beispiel folgen und Haus Vymmar immer voranbringen, immer ganz oben mitspielen lassen. Das halte ich ihm zugute. Orgost kann tun und lassen, was er will, aber ich werde mich nicht so verzetteln wie mein Mann. Orgosts Hoffnungen ruhen auf seinem letzten verbleibenden Sohn, Kirion, der das Haus genau in seinem Sinne weiterführen wird, sobald Orgost endlich Jergals Sense zu spüren bekommen hat. Wenn Kirion von der Front zurückkehrt, bin ich nicht mehr die letzte Hoffnung der Familie, und dann möchte ich nicht die Einzige sein, die keinen Stuhl bekommen hat, wenn sich alle setzen. Ich halte nichts davon, zehn Pferde zu besitzen und zu hoffen, dass eines davon die Ziellinie schneller überquert als die der Konkurrenz. Gefüttert und gepflegt werden müssen sie alle. Ich habe lieber nur ein Pferd, das die Ziellinie dafür immer als erstes überquert. Also möchte ich mich auf mein Kerngeschäft konzentrieren, das Textilgeschäft. Vom Anbau über Färbung, Weberei und Schneiderei bis zu Auslieferung und Verkauf, die ganze Produktionskette in einer Hand.

  Daher habe ich schon einige Besitzungen und Unternehmensanteile verkauft, die auf den Namen meines Mannes liefen. Ich halte fünf Prozent an der Rose's Bounty Food Company, die amnische Lebensmittel in den Norden exportiert. Dieses Geld möchte ich lieber in mein eigenes Geschäft investieren. Die Ophals halten 45 %, sie wären vermutlich ebenso interessiert wie die Bormuls, die mit den Ophals rivalisieren und auch gern einsteigen würden, und sei es nur, um sie zu ärgern, doch in dieses Wespennest möchte ich nicht stechen. Orgost wird nicht mehr ewig leben, und ich habe nicht vor, es mir mit einer dieser beiden Familien zu verscherzen.

  Also bot ich diskret Familie Ulvax die Anteile zum Kauf an. Weil dort aber irgendjemand seinen Mund nicht halten konnte, haben die Nashivars davon Wind bekommen. Vermutlich hat Kendur es Lucatiel bei einem Schäferstündchen entlockt. Und ich nehme an, die Cormonds spionieren die Nashivars gerade wegen einer anderen Sache aus, denn plötzlich trat Rennard auf den Plan und machte ebenfalls ein Angebot. Also verhandle ich nun, so diskret das in Imnescar eben geht, mit Ulvax, Nashivar und Cormond.

  Kurz darauf jedoch brannte eines meiner Baumwollfelder ab, und tags darauf fand Oriel am Tor zu meinem Landsitz einen Brief, in dem mir gedroht wurde, nicht zu verkaufen, bevor mich der Mistkerl anweist, an wen.

  Niemand außer mir und Oriel weiß von diesem Brief, und das soll auch so bleiben. Die Familien Ulvax, Nashivar und Cormond machen Druck, wann ich mich denn nun entscheide, an wen ich verkaufen will, also wäre es mir lieb, wenn sich dieses Problem bald in Wohlgefallen auflöste.

 

Sie hat Vardis dabei den Brief zugesteckt, doch schon naht ihr finsterer Schatten Oriel – offenbar hat sie ihn weggeschickt, eine Brosche zu suchen, die Lizaia ihr geschenkt hatte und die sie angeblich vorhin nicht hatte finden können.

 

Vardis und Raif bleiben noch ein Anstandsweilchen, bedanken sich dann für die Einladung und gehen. Auf die Silbervases zu warten, um mit ihrer Kutsche zu fahren, wollen sie sich nicht antun. Hier bleiben wollen sie aber auch nicht mehr lange, denn dann müssen sie trinken, und sie sind den schweren Wein, der hier gereicht wird, den 1312er Vymmar, nicht gewohnt und merken ihn schon ziemlich stark.

 

Es ist mitten in der Nacht, als sie das Haus der Rose erreichen und sich den Brief ansehen (sh. Anhang 2). Dabei bemerken sie auch den Weinfleck, messen ihm aber noch keine Bedeutung bei. Vardis stellt die Theorie auf, dass vielleicht die Ulvaxes und die Nashivars, die ja auch gute Beziehungen zueinander pflegen, gemeinsam und mit Vymmars fünf Prozent die entscheidende Mehrheit im Vorstand hätten, und dass die Cormonds, die Ophals oder eine andere Partei dies verhindern will. Raif führt die Theorie ins Feld, dass Orgost Oriel den Brief hat "finden" lassen, weil er das Baumwollfeld angezündet hat. Vielleicht hat Orgost Grund zur Annahme, dass Kirion sehr bald aus dem Krieg zurückkehrt, und will nicht, dass Lathluryl Vymmar-Besitz verkauft, und spielt daher jetzt auf Zeit?

 

Davon ausgehend überlegt Vardis nun, wie man Oriel zur Rede stellen könnte, ohne dass dies auf Lathluryl zurückfällt. Raif schlägt vor, Lathluryl zu bitten, mit ihm nachts zu einer verabredeten Zeit in den Garten zu gehen, wo Zhai auftauchen könnte, die kein Problem damit haben wird, das Gelände heimlich zu betreten, verwirft diesen Plan dann aber, weil Vardis einwirft, dass er nicht glaubt, dass Oriel leicht einzuschüchtern ist.

 

Die beiden sind ziemlich angetrunken und gehen daher zu Bett. Karnia hilft Vardis beim Entkleiden und Waschen wie eine brave Ehefrau, obwohl sie erneut Grund zur Annahme hätte, dass heute mehr Flüssigkeiten liefen als nur Alkohol.

 

Am Morgen erfahren sie, was sich gestern mit Nefirti zugetragen hat. Offenbar hat sie dermaßen verzweifelt versucht, irgendeinen Kontakt zu ihren Göttern zu bekommen (obwohl das in ihrer Religion ausschließlich der Priesterkaste vorbehalten ist), dass sie die Rauschkräuter (und wo in den Neun Höllen hat sie die nun wieder her?) stark überdosiert hat. Seitdem befindet sich Nefirti in Casmars Zimmer und wird dort von den beiden Amaunatorianern gepflegt, und man darf annehmen, dass sie sie zu bekehren versuchen. Zhai versucht, Raif davon zu überzeugen, Zeit mit Nefirti zu verbringen, denn sie selbst hat bisher keinen Zugang zu der verschlossenen Mulan gefunden. Raif ist sie aber egal, so wie sie jedem egal ist – zwar ist Nefirti seit anderthalb Jahren dabei, aber sie ist auch der Feind und hält jeden auf einer Armlänge Abstand. Ob sie zu ihren Mulhorandi-Göttern oder zu Amaunator betet, kümmert hier auch niemanden.

 

Um mehr zu erfahren, reiten Raif und Zhai raus zu Pendaron Coprith (Zhai stört sich zwar am Licht, besucht ihn aber so gern), der ihnen die Verteilung der Anteile an der Rose's Bounty Food Company interessanterweise aus dem Kopf nennen kann: 45 % Ophal, 40 % Alibakkar, 5 % Crytrapper, 5 % Ulvax, 5 % Vymmar. Als sie sich verabschieden und sich Raif für den Wein bedankt, meint Pendaron verschwörerisch, dass der 1312er unter Kennern beliebter sei als unter dem gemeinen Volk.

 

Auf dem Rückritt macht sich Raif Gedanken über diese rätselhafte Bemerkung. Zhai hält sie für einen Hinweis auf den Weinfleck auf dem Schreiben. (Dabei hatte Pendaron eigentlich nur signalisieren wollen, dass er über die Party unterrichtet ist, indem er zeigt, dass er weiß, welcher Wein gereicht wurde.) Im Haus der Rose wird es erneut unter die Lupe genommen, und Zhai ist überzeugt, dass der Fleck da sein soll und kein Versehen darstellt, denn hätte man gekleckert, hätte man ein neues Blatt genommen. Sie erinnert sich daran, dass Raif vom elfischen Sommelier berichtet hat, hält den Fleck für einen Hinweis auf ihn und will ihm eine Falle stellen.

 

Da niemand von der Zusammenarbeit zwischen Lathluryl und der Gemeinschaft Wind bekommen soll, wird folgender Plan entworfen: Paradeen setzt ein Schreiben mit der Bitte auf, wie verabredet Calenloth zu ihr kommen zu lassen, die Weinlieferung sei endlich da – so, als ob sie und Lathluryl sich kennen würden. Um sicher zu gehen, dass Lathluryl den Brief nicht wegwirft, und damit er ihr schnell vorgelegt wird, setzt Vardis ein Dankesschreiben für die Einladung mit einem diskreten, aber gut getarnten Verweis auf Paradeens Brief auf, und Raif kauft dazu etwas edle Seife als Geschenk, damit der Dienstbote Lathluryl alles zeitnah überbringt.

 

Am Abend sitzen Vardis, Raif und Paradeen also in Belios' Spielzeugladen (ein paar coole Nahaufnahmen zeigen die im Dämmerlicht der Kerzen unheimlich wirkenden Spielzeuge), und Zhai liegt auf der Lauer. Tatsächlich taucht Calenloth auf, Vardis und Raif verstecken sich, Paradeen lässt ihn ein und Zhai bedroht ihn. Jedoch läuft das ganz anders, als sie gedacht hatte, denn sie hatte sich Calenloths Reaktion zu menschlich ausgemalt: Statt vor Angst zu vergehen, steht er wie vom Donner gerührt da, natürlich erschrocken, aber auch zutiefst betroffen davon, dass so etwas hier in seiner Stadt umgeht. Zhai kann nicht verhehlen, dass es ihr weh tut, für wie bösartig und verdorben er sie hält, ganz gleich, wie sie ihn zu überzeugen versucht, dass sie zu den Guten gehört. Sie gibt ihm den Brief und fragt ihn "Warum?", implizierend, dass er der Schuldige ist, und glaubt ihm, als er es verneint, denn die Schuldfrage ist ihm gerade viel unwichtiger als ihre bloße beklagenswerte Existenz. Jedoch schnuppert er am Fleck, kostet und kann sofort sagen, dass es Lyonar ist. Raif, der mit Vardis lauscht, weiß, dass der Lyonar ein legendärer Wein ist, den die Cormonds nur für sich und ihre Parties keltern, er wird nicht verkauft, und die Kelterei ist gut bewacht.

 

Zhai lässt Calenloth laufen, bittet ihn zwar, nichts zu sagen, weiß aber, dass er nicht anders können wird. Raif schlägt vor, hier zu warten – falls Oriel mit drin steckt, wird er dem Hinweis auf eine Drow in Belios' Spielzeugladen vermutlich nachgehen, und dann könnte man ihn zur Rede stellen und vielleicht aus der Fassung bringen. Zhai verschwindet also, und Vardis, Raif und Paradeen setzen sich wieder.

 

Rhoedry und Bran sitzen zwischen zwei Nummern im Bordell und trinken, und Rhoedry fragt Bran, ob er wisse, ob die Missionierung durch einen nicht anerkannten Kult hier in Amn strafbar sei. Bran verwehrt sich klar dagegen – die beiden seien keine Entscheider in dieser Gemeinschaft. Wenn Rhoedry wolle, könne er Vardis oder Raif fragen, ansonsten habe man sich herauszuhalten. Rhoedry verwehrt sich gegen die (vernünftige!) Einschätzung der altgedienten Karawanenwache, man sei nur Befehlsempfänger, weil er sich gern bedeutender fühlen würde, während Bran am Boden der Tatsachen bleibt. Er hat ja auch Recht: Die Entscheidungen treffen erst viele andere, bevor die Reihe an den beiden ist.

 

Vardis, Raif und Paradeen sitzen scheinbar harmlos bei einem Tee beisammen, und in der Tat hört man eine halbe Stunde nach Calenloths Abgang mehrere Pferde, und Oriel tritt die Tür ein, ohne zu klopfen – eben weil er gewarnt wurde, dass hier ein Dunkelelf sei. Hinter ihm halten sich acht Gardisten des Hauses Vymmar bereit. Paradeen versucht, überrascht zu tun, schauspielert aber mies. Vardis zeigt sich empört, dann aber auch sachlich und bittet ihn, Platz zu nehmen, um seine Unverfrorenheit zu erklären. Ein guter Sense-Motive-Check zeigt ihm, dass er mit dieser goldrichtigen Reaktion Oriel verunsichert, dem das Eintreten der Tür nun peinlich ist, weil ihn Vardis' Sachlichkeit glauben lässt, dass sich Calenloth geirrt haben muss – und doch wirft Vardis seine Strategie plötzlich aus unerfindlichen Gründen über den Haufen und zischt Oriel drohend und funkelnd an, nun gefälligst Platz zu nehmen, und würfelt Intimidate. Das verleiht Oriel wieder Sicherheit: Nun weiß er, dass hier etwas nicht stimmt, und Vardis hatte von ihm doch selbst nicht geglaubt, dass man ihn einschüchtern könnte – umso weniger mit acht Gardisten im Rücken.

 

Oriel lässt die Tür einfach wieder zufallen und begibt sich zu seinem Pferd. Vardis springt auf, läuft hinterher und hinaus und greift Oriel mit "Was fällt euch ein, hier einfach einzubrechen?" unbewaffnet an, aber Oriel kann den Angriff abwehren und Vardis wegschubsen, und als dieser sein Schwert zieht, zieht Oriel seinen Streitkolben, die Gardisten heben die Speere, und Oriel weist einen Reiter an, zur Garde zu reiten. Raif wirft sich dazwischen und versucht, zu retten, was zu retten ist, indem er einfach nur redet wie ein Wasserfall, sich für Vardis entschuldigt und jetzt eine schnelle Entscheidung treffen muss. Aufs Geratewohl entschließt er sich, Oriel gegenüber einzugestehen, dass sich Calenloth in Sachen Drow vielleicht nicht geirrt hat, dass er und Vardis wegen eines gewissen Briefes, von dem niemand wissen soll, hier sind, und dass er gern mit Oriel zusammenarbeiten würde.

 

Damit gelingt es ihm, Oriel zum Sechs-Augen-Gespräch nach drinnen zu locken, und je mehr er improvisierend redet (er erzählt von der Illusion eines Drow durch eine befreundete Illusionistin, um Zeit zu gewinnen und sich etwas zu überlegen), desto mehr wird ihm klar, dass Erekard Oriel nur "aus Versehen" so finster wirkt – er ist tatsächlich krankhaft schüchtern, und direkte Konversation bringt diese Schüchternheit immer deutlicher zum Vorschein. Raif muss jedoch liefern, um die Situation zu retten, also lügt er, dass ein Ende der Erpressung auch im Interesse seines geheimen Auftraggebers liegt, dass er aber glaube, Oriel vertrauen zu können, dass der Fall nicht ohne seine Hilfe lösbar wäre – er passt seine Argumente den kleinen Reaktionen des Unbehagens an, die Oriel unabsichtlich zeigt, und bringt ihn so zum Reden. Stichwortartig erzählt Oriel (Raif muss ihm jeden Punkt aus der Nase ziehen), dass er am fraglichen Tag im Vorgarten saß und seinem Hobby nachging: Er schnitzt gern. Den Torbogen hatte er die ganze Zeit im Blick, es kann also niemand gekommen sein, denn das Umland ist auf eine Meile übersehbar, und doch lag da irgendwann besagter Brief.

 

Wenn die Schüchternheit nicht sehr gut gespielt ist, muss das wohl die Wahrheit sein, denn eine Lüge hätte man diesem finster-nervösen Mann sofort angemerkt – es sei denn, das ist Bestandteil der Maskerade. Also zieht Raif ihn kurzerhand demonstrativ ins Vertrauen, indem er von Calenloths Diagnose berichtet, und bittet um Oriels Rat, wie man hier weiter verfahren könnte. Vardis nimmt das zum Anlass, aufzustehen, sich für sein Verhalten zu entschuldigen und ihm die Hand zu reichen. Oriel zögert, ergreift sie, kann aber vor Schüchternheit kaum noch klar denken, geschweige denn antworten, und meint, er werde sich morgen früh melden, und geht einfach.

 

Vardis meint mürrisch, er werde heute Nacht hier bleiben, damit kein Räuber durch die kaputte Tür eindringt. Raif wirft Vardis nur einen wütenden "Was sollte denn der Scheiß vorhin?"-Blick und Vardis Raif einen "Willst du Ärger? Schau mich nicht so dämlich an!"-Blick zu, und Raif kehrt zurück zum Haus der Rose, wo er Zhai erzählt, was sich zugetragen hat. Beim Erzählen verraucht sein Ärger aber auch wieder, und er relativiert Vardis' Aktion, denn jeder baue mal Mist, und Raif habe auch schon genug Mist gebaut.

 

Karnia sitzt mit Miriel zusammen und erkundigt sich nach Vardis' Verbleib, und Raif lügt gekonnt, wie man das eben tut, wenn man einen Kumpel deckt. (Natürlich ist das mit der Tür keine Lüge, aber Raif weiß, was die beiden heute Nacht treiben werden.) Neetha kommt runter und bittet um Geld (denn die Gemeinschaft der Ersten Sonne hat jede Menge davon, sie selbst aber nicht), damit man Nefirti neue Kleider kaufen kann, die hier weniger exotisch wirken. Raif verweist darauf, dass Vardis die Kasse hat, will's aber weiterleiten. Bei der Gelegenheit erkundigt er sich danach, ob ihre "Arbeit" mit Nefirti Fortschritte macht. Neethas Natalie Dormer kommt hier dank exzellentem Spiel genauso wie Margaery in Game of Thrones rüber: Sie wirkt so dermaßen ungekünstelt-aufrichtig, dass man nie weiß, ob das jetzt ehrliche Sorge oder nur sehr gutes Schauspiel ist. Jedenfalls scheint sie zumindest in Raifs Augen Nefirtis Situation nicht (bewusst) ausnutzen zu wollen.

 

Am Morgen ist Raif der Erste, der aufsteht, denn natürlich besteht die Möglichkeit, dass anstelle von Oriel die Garde hereinspaziert. Zhai spricht ihn darauf an, dass sie in dem Fall besser nicht hier wäre, doch Raif erwidert, dass sie sich mit ihrer Kapuze genug verstecke, um nicht auf den ersten Blick aufzufallen. Davon, sich noch mehr zu verstecken, halte er nichts, sie sind schließlich die Gemeinschaft der Ersten Sonne, Zhai ist seine Freundin, und man hält zueinander. Das rührt Zhai fast zu Tränen, und sie meint, sie wisse das natürlich, aber es sei hin und wieder auch mal ganz schön, das zu hören.

 

Statt Oriel oder der Garde kommt ein Bote mit einem Brief, in dem Oriel zur Mittagszeit um ein Treffen im Windspiel bittet. Zhai schlägt Raif vor, vielleicht Nefirti mitzunehmen, was dieser baff ablehnt – nein, natürlich werde er den Erfolg der Gruppe nicht gefährden, nur damit die verrückte Ungläubige mal an die frische Luft kommt. Da Vardis noch nicht zurück ist, geht Raif allein.

 

Er kehrt zurück und berichtet Zhai von seinem Treffen. Oriel war natürlich wieder sehr schüchtern, aber er hatte sich einen guten Vorschlag überlegt: Man könnte Rennard Cormond einweihen. So demonstriert man, dass man an seine Unschuld glaubt und ihm Gelegenheit geben will, jene zur Rechenschaft zu ziehen, die die Cormonds als Halunken dastehen lassen wollen. Raif stimmte zu, auch mit der Tatsache im Hinterkopf, dass man für Haldane Cormond arbeitet. Oriel will also Lathluryl (die noch immer nicht weiß, dass die Gemeinschaft und Oriel zusammenarbeiten) fragen und sich dann wieder melden.

 

Cordian ist gerade Shaundakul weiß wo, Rhoedry und Brannon sind wie so oft bei den Huren gewesen und erst im Morgengrauen zurückgekehrt und schlafen noch, Vardis ist noch bei Paradeen, Neetha und Casmar pflegen oben Nefirti, ohne irgendjemanden reinzulassen, und irgendwie fühlt sich das alles hier für Raif nicht wie die Gemeinschaft der Ersten Sonne an – sein Gespräch mit Zhai über das Verstecken hat ihm das vorhin verdeutlicht. Diejenigen, die für den Zusammenhalt sorgen, sind nicht hier, aber vielleicht sollte es mal jemand tun.

 

Kurzerhand schnappt sich Raif Neetha, die gerade eine Frühstückspause vom Gesundbeten macht, und bietet ihr an, mit Nefirti einkaufen zu gehen. Sie zeigt sich erfreut – vielleicht ehrlich, weil sie meint, Nefirti müsse mal raus, anstatt noch mehr Zeit in diesem Haus zu verbringen, vielleicht unehrlich, weil sie selbst mit ihr einkaufen und weiter auf sie einwirken wollte? – und holt die Mulan. Diese wirkt durch ihr vorgestriges Erlebnis sehr verändert: weniger verschlossen, weniger unfreundlich, zaghaft um Anschluss bemüht.

 

Bei bestem Wetter spazieren sie an den Läden vorbei, und Nefirti druckst herum, wie schwer es ihr fällt, seit so langer Zeit von ihrem Land und vor allem ihren Göttern getrennt zu sein, nicht zu wissen, ob sie sie sehen und ob sie ihr noch wohlgesonnen sind, obwohl sie so viel Zeit unter Ungläubigen verbracht hat. Sie wisse, dass alle außer ihr Ungläubige sind, aber sie könne sie nicht mehr töten, wenn sie es müsste, weil sie sie nicht mehr als Feinde betrachte. Aus ihrem Munde wirkt diese eigentlich absurde Erklärung durchaus wirkmächtig, denn so etwas Persönliches hat sie in anderthalb Jahren noch nicht gesagt, schon gar nichts Positives – diese zeitweilige Waffenruhe war nie aus der Welt. Jetzt zu sagen, dass sie Raif nicht mehr töten könne, wenn sie es müsste, war quasi ein Friedensangebot, und wie schon zuvor bei Zhai und Kithain gilt auch hier für Raif, dass er ab dem Punkt, wo man ihm deutlich die Freundschaft anbietet, erst beginnt, sein Gegenüber als Person wahrzunehmen und sich für diese zu interessieren. Zu Nefirtis Erstaunen geht er jetzt recht vorbehaltlos auf alles ein, was sie sagt, und äußert dazu seine Sicht der Dinge. Er versteht ja auch nichts von ihren Göttern, und wenn Nefirti Trost bei einem anderen Gott findet – das wollen die Amaunatorianer ja –, dann sei ihr das gegönnt. Sie müsse nur daran denken, dass Neetha und Casmar auch nicht mehr wissen als sie. Bei Elfen oder Zwergen ist es eindeutig, das sind andere Rassen. Aber Nefirti hat auch ihre eigenen Götter, und sie sieht anders aus als Raif – sind die Mulan nicht auch eine eigene Rasse? Und wenn dem so wäre, dann wären auch nur ihre Götter für sie zuständig, und das sollte Nefirti vielleicht nicht vergessen. Nefirti wiederum freut sich, von Raif ernst genommen und jetzt auch wie ein Mensch behandelt zu werden – schlicht und ergreifend, weil sie auf ihn zugegangen ist. So einfach kann das sein, und das ist gewiss eine Lehre, die sie sich merken wird.

 

Nefirti will nun Kleidung wie alle anderen auch, ihre Sense wolle sie einmotten, und sie wolle ein Schwert wie Raif. Dieser verweist auf andere Exoten wie Kithain oder Spider und meint, es sei vielleicht nicht die beste Idee, sich gleich komplett zu verstellen. Es ist gut, zu wissen, wer man ist, meint er, und Nefirti scheint zufrieden und lässt das Thema Bewaffnung fallen.

 

In der Zwischenzeit kehrt Vardis zurück, der schlicht verschlafen hatte und sich dann erneut von Paradeen verführen ließ, weil's dann auch schon egal war. Bezüglich Nefirti stellt er Casmar zur Rede, aber dieser meint süffisant, dass ihr Wohlergehen bisher auch niemanden interessiert habe – wo denn das Interesse jetzt auf einmal herkomme, nun, da sie beginne, Amaunators Licht zu sehen?

 

Nach viel Anprobieren kehren Raif und Nefirti mit einer nicht zu exotischen, aber auch nicht amnischen Garnitur nebst Wettermantel mit hübscher Kapuze zurück, und Raif meint zu Zhai, er habe ihren Rat (sich ein wenig um Nefirti zu kümmern) nun doch beherzigt, was diese erfreut zur Kenntnis nimmt, denn auch sie war ja lange eine Außenseiterin gewesen. Danach setzt er sich zu Neetha und meint, Nefirti könne froh sein, dass sie zur Stelle war, um sie aufzufangen, und fügt verständnisvoll hinzu, dass Neethas Leben hier in Amn sicher auch nicht gerade einfach sei. Vermutlich fühlt es sich nicht gut an, zu wissen, dass man dieser Gemeinschaft nur aus politischen Gründen und verletzter Eitelkeit an die Seite gestellt wurde – ausgerechnet dieser Gemeinschaft, in der man Lathander und Helm verehrt und in der Amaunatorianer von vornherein keinen leichten Stand haben können. Miriel, das ist beiden klar, ist doch lediglich ein Vorwand, dient nur dazu, Neethas und Casmars Anwesenheit zu legitimieren. Dennoch stellt Raif die Frage, wann sie denn genug gesühnt haben wird, denn das festzustellen, obliegt schließlich Neetha.

 

Hier ist übrigens anzumerken, dass Raif selber ein geübter Lügner ist und sich sehr ungekünstelt charmant geben kann. Wie schon zuvor bei Neetha weiß der Zuschauer auch hier nicht, ob er einfach nur aufrichtig mit ihr plaudert oder sie gerade manipuliert. (Wer Raif kennt, kann sich denken, dass er das selbst nicht so genau weiß.)

 

Neetha ist sehr glücklich darüber, sowohl Anerkennung als auch Verständnis zu bekommen. Im Grunde ist sie auch dankbar dafür, dass Raif Miriel zuliebe deren schreckliche Situation anspricht und Neetha so anspornt, nicht ihrer Hohepriesterin, sondern ihrem Gott gerecht zu werden. Sie schiebt den Gedanken, was dann aus ihr und Casmar wird, beiseite, und stimmt Raif zu: Ja, Miriel hat genug gebüßt.

 

Raif sieht zu, mit Ausnahme von Casmar alle an einen Tisch zu bekommen, um das Gemeinschaftsgefühl wieder etwas zu stärken – und es funktioniert. Neetha nimmt irgendwann Miriel beiseite und schickt sie auf ihr Zimmer: Sie soll sich auf morgen früh vorbereiten, denn dann werde Neetha sie freigeben. Miriel hält das zuerst für einen Trick, reagiert dann aber, je klarer das Versprechen wird, freundlicher, als sie je zuvor zu Neetha gewesen war.

 

Casmar kommt nur zum Essen runter, und er beobachtet die Situation mit einem halb überheblichen, halb verbitterten Blick, dem der Zuschauer ansieht, was in ihm vorgeht: Es gab die Chance, Nefirti zu bekehren, und wieder funkte die Gemeinschaft dazwischen. Wäre er der Priester und Neetha die Gehilfin – so wie er es für richtig hielte –, dann ließe er sich die Butter nicht so leicht vom Brot nehmen und sich von falscher Freundlichkeit einlullen. Wahrlich, er hält sehr wenig von seiner Chefin.

 

Am Morgen sehen wir auf der Dachterrasse des Hauses der Rose Neetha, Casmar, Miriel, Rhoedry, Raif und Karnia (also die drei, die zu Miriel eine persönliche Beziehung haben), während das Personal die Tische zum Frühstück deckt (was die Feierlichkeit der Zeremonie natürlich untergräbt). Neetha gibt Miriel zeremoniell frei, und nach einem Gebet darf sie gehen. Rhoedry hat ihr bereits ein Zimmer in einem einfachen Gasthaus besorgt, und Raif drückt ihr ein halbes Vermögen in Form von fünf Goldmünzen für einen Neuanfang in die Hand, von denen man, wenn man wirklich spart, fast zwei Monate leben kann.

 

Vardis und Raif suchen das Windspiel auf, ein Restaurant in einem Ziergarten mit einem großen Pavillon in der Mitte, dessen Markenzeichen die Vogelkäfige mit exotischen Ziervögeln aus aller Welt auf jedem Tisch sind. Oriel trifft sich hier mit den beiden, und zu dritt begibt man sich zu Rennard Cormond, dem man die Situation erklärt. Vardis bleibt recht lange zweideutig, was seine Absichten angeht, was Cormond misstrauisch macht, aber letztlich kann man ihm versichern, nur den Vorteil von Haus Cormond im Sinn zu haben. Nun wolle Cormond selber sehen, was es mit dem Lyonar auf sich hat, erklärt, dass er gleich morgen bei Sonnenaufgang zu dem Weingut reisen wird, und die Abenteurer sind eingeladen, ihn zu begleiten.

 

Man trennt sich, und Oriel meint, seine Verpflichtungen lassen diese Reise nicht zu. Raif versichert ihm, dass man alles im Griff habe, meint dann aber zu Vardis, dass nicht alle gehen können – er selbst werde hier bleiben, denn er ist der diplomatisch Geschickteste, wenn jemand etwas Intrigantes versuchen sollte. (Das ist nicht sein wahrer Beweggrund, aber den erfahren wir später am Tag.) Man einigt sich also auf Vardis, Bran, Rhoedry und Nefirti, die sich am nächsten Morgen Cormond und seinen zwanzig Hausgardisten anschließen.

 

Cordian erreicht das schöne Esmeltaran (Jpg 48292-48315), in dem durch zahlreiche Bauvorhaben noch immer rege Betriebsamkeit herrscht (ohne moderne Technologie dauert so ein Bau schließlich deutlich länger), steigt im Golden Sands Inn ab (Jpg 48316-48321) und sieht gedankenverloren auf die Stelle, an der er vor zwei Jahren stand, als er sich kurzerhand dazu entschied, sich Jendara anzuschließen. Er checkt ein, nimmt einen Imbiss und macht sich auf zu Salix Mulzibers Adresse, All Things Alchemical in Chapelgate, dem Handwerkerviertel.

 

Als er eintritt, sieht er sofort die vier prominent aufgehängten Portraits, die einen Mann und eine Frau zu verschiedenen Zeiten zeigen (Jpg 48322-48325). Merioneth Erron (Jpg 48326-48329) begrüßt ihn, und der inzwischen viel herumgekommene Abenteurer bemerkt, was dem Helmiten vor zwei Jahren niemals aufgefallen wäre: eine gewisse Nervosität. Durch gute Argumentation, Charme und Geduld gewinnt er Merioneths Vertrauen und erfährt, dass Mulziber vor einigen Tagen am Morgen von der Garde abgeholt wurde, weil er einen gewissen Cressen Reel vergiftet haben soll.

 

Merioneth schließt ab und geht mit Cordian quer über die Straße in ihre Stammtaverne, The Happy Toad (Jpg 48330), wo sie ihm erzählt, dass Mulziber an jenem Morgen nervös gewirkt hatte, aber einen Mord schließt sie aus. Sie ging zur Garde, und ein Gardist steckte ihr, dass das Rezept für das Gift, an dem Reel starb, in Mulzibers Handschrift gefunden wurde. Die Handschrift habe man anhand aus dem Labor mitgenommener Dokumente als die von Mulziber identifiziert. (Das Beweisstück durfte sie nicht sehen.) Da wusste Meri, dass er es nicht gewesen sein konnte, denn kein Alchemist schreibt Rezepte aus – für jeden Stoff, für jede Zubereitungsart gibt es Symbole. Das ist natürlich kein Allgemeinwissen, und wer auch immer den Mord Mulziber in die Schuhe schieben wollte, hatte das einfach nicht gewusst. Ein Offizier funkte dazwischen, maßregelte den redseligen Gardisten und informierte Meri, dass man ein Komplott nicht ausschließen kann und Mulziber daher keinen Besuch empfangen darf, nur schriftliche Kommunikation unter magischer Überprüfung ist erlaubt.

 

Meri fragte jeden, den sie kennt, nach Cressen Reel, aber niemandem sagte der Name etwas. Sie war schon völlig fertig, als obendrein gestern Morgen ein Brief von Mulziber kam, offenbar chiffriert, damit die Garde nichts versteht, sie aber schon – und sie wird absolut nicht schlau daraus (sh. Anhang 3). Nach langem Theoretisieren einigen sich die beiden darauf, morgen zur Universität zu gehen, zu deren Bibliothek Meri Zugang hat, und sich über König Vendrik schlau zu machen und herauszufinden, warum Mulziber Northreckoning statt Dalereckoning benutzte.

 

Cordian fragt natürlich auch nach allem anderen und erfährt, dass Magus alchemicus Mulziber ein sehr angesehener Alchimist des Communio Rubio Salamandris ist, des Bundes des Roten Salamanders (die konkurrierende Gilde ist die Alchmistengilde der Geflügelten Schlange), und wie auch Meri Abgänger der Fakultät der theoretischen und der angewandten Thaumaturgie, Hermetik und Alchimie der Universität zu Esmeltaran. Er hat hier weder Konkurrenz noch Feinde. Salix heiratete seine Lisien, als er 28 und sie 16 war. (Natürlich ist das die Frau auf den Portraits: Auf den ersten beiden Bildern sind sie 34 und 22, auf den zweiten beiden sind sie 45 und 33.) Er ist jetzt 58. Sie starb mit 38, also vor fünf Jahren. Seither hat ihn keine interessiert, und die Kinder sind schon lange außer Haus und studieren.

 

Meri kennt Mulziber seit acht Jahren. Sie stammt aus Esford und durfte während ihres Studiums stundenweise bei ihm arbeiten, um die Kosten des Studiums abzufedern, und dabei brachte er ihr viel Praxis bei. Vor vier Jahren machte sie ihre Adepta minor, und seitdem arbeitet sie fest als Mulzibers Assistentin. Noch dieses Jahr möchte sie ihre Prüfung zur Adepta maior ablegen, um dann in den nächsten Jahren ihren Magus in Angriff zu nehmen.

 

Meri beschreibt Mulziber als hochintelligent, sehr umfassend gebildet, ehrenhaft, ruhig und mit einem hinreißenden Sinn für Humor gesegnet, obwohl sie ihn nie hat lachen sehen. Als Cordian sehr missverständlich nach ihrer Beziehung zueinander fragt, flippt Meri aus, weist ihn zurecht und stapft davon, während Cordian klar wird, wie seine Frage rübergekommen sein muss, und Meri regt sich wieder ab und kehrt kleinlaut zurück. Ja, die beiden stehen sich nahe, und vielleicht sieht Mulziber in ihr eine Art Tochter.

 

Cordian und Meri verstehen sich blendend, und es bleibt nicht bei einem Krug Wein – sie zechen ordentlich miteinander, denn Meri fällt ein Stein von Herzen, all ihre Sorgen endlich mal mit jemandem teilen zu können.

 

Schnitt auf Raif, der in Imnescar im goldenen Licht des frühen Abends auf einen Zettel sieht und einen Passanten fragt – ja, das ist wohl die Adresse, die er suchte. Er betritt ein feudales Badehaus, in das er völlig bekleidet aber nicht viel weiter vordringen darf, und nach einem Schnitt wird er mit einem um die Hüften geschlungenen Tuch in eine leere Halle mit großem Schwimmbecken geführt, in dem Ulabeth mit hochgestecktem Haar schwimmt (Jpg 48331-48332).

 

Raif: Sind wir allein, oder gibt es da noch jemanden, von dem ich nichts wissen sollte?

Ulabeth: Die Lilientherme brüstet sich mit ihrer Sicherheit. Deshalb ist sie auch ein beliebter Treffpunkt. Wer nackt ist, trägt keine versteckte Klinge, das Küchenpersonal gilt als unbestechlich, daher nur ein geringes Risiko, vergiftet zu werden, und magische Schutzsiegel machen es Zaubern von außen sehr schwer.

Raif: Ich gebe zu, wir hätten uns unter schlechteren Umständen wiedersehen können, aber... warum wolltest du mich treffen?

Ulabeth: Hast du's eilig?

Raif: Jeder meiner Freunde hätte mir von diesem Treffen abgeraten. Gib zu, es schreit nach einer Falle. Ich begebe mich hier gerade in deine Hände.

Ulabeth: Neutraler Boden, Raif. Warum, glaubst du, wollte ich dich hier treffen? Du kannst mir nichts tun, ich kann dir nichts tun, und niemand hört uns zu. Also entspann dich. (Sie nickt ihm zu, zu ihr ins Wasser zu kommen, Raif legt nach einigem Zögern das Hüfttuch ab und steigt ins Wasser.) Trink. (Raif gießt sich skeptisch vom bereitgestellten Wein ein, sieht sie an und trinkt.) Beschreib ihn.

Raif: Du weißt, wie er schmeckt. (Er nickt zu ihrem eigenen Kelch.)

Ulabeth: Ich hab einen anderen. Nun?

Raif: Ich hätte fast gedacht, einen calishitischen Wein zu trinken, aber bei näherer Überlegung... nein. Erinnert mich aber daran.

Ulabeth (kommt ihm sehr nahe, aber nur, um ihm seinen Kelch abzunehmen und aus ihm zu trinken): Stämmige Textur. Leichte florale Tabaknote. Wuchtig, würzig, rauchig mit einer flüchtigen Karamellnote im Abgang. Der Winzer versteht sein Handwerk. Das ist ein Cortryn, ich würde sagen, nicht älter als zehn Jahre.

Raif (nickt skeptisch-anerkennend und fragend zugleich): Hm... mein Respekt?

Ulabeth: Wenn du ein amnischerer Amnier als Coalbrander oder Tarbeck sein willst, solltest du wirklich anfangen, dich mit Weinen zu beschäftigen.

Raif: Ich bin sicher, du kannst mir dazu ein gutes Buch empfehlen. Warum sind wir doch gleich hier?

Ulabeth: Um ungestört zu sein?

Raif: Um was zu tun?

Ulabeth: Nur zu reden?

Raif: Über Wein?

Ulabeth (schwimmt zum Beckenrand und nimmt einen Schluck aus ihrem eigenen Kelch): Ich beneide dich. Du hast keinen Anlass, anzunehmen, alles, was du sagst und tust, könnte beobachtet werden. Ich habe diesen Luxus nicht. Hier ist der einzige Ort, an dem ich mich halbwegs ungestört wähnen kann. Du ahnst nicht, wie wohl das tut.

Raif: Das tut mir leid für dich.

Ulabeth: Was glaubst du, warum sind Raina und ich hier?

Raif (lacht, taucht unter und kommt wieder hoch): Weil ihr eure üblichen Ziele verfolgt? Oder uns daran hindern wollt, unsere zu erreichen.

Ulabeth: Denkst du, wenn es Letzteres wäre, fiele es uns leicht?

Raif: Wir wollen mal ehrlich sein, hm? Wenn Ballaize das nicht dächte, wärt ihr nicht hier.

Ulabeth: Ich kann dir nicht verübeln, das anzunehmen. (Sie schwimmt auf ihn zu und tritt vor ihm Wasser.) Es fällt nicht leicht, euch einen Stock in die Speichen zu werfen.

Raif: Ich weiß nicht, was du willst. Hat bei Theon ziemlich gut geklappt. (Er schwimmt auf dem Rücken rückwärts.)

Ulabeth: Ich hatte nichts damit zu tun, Raif. Ebenso wenig wie Raina. Wir sind einfache Agenten mit sehr speziellen Aufgaben. Für andere Aufgaben hat Ballaize andere Agenten, und wir wissen noch nicht mal, wer oder wo sie sind und was sie tun.

Raif: Umso weniger Gedanken müsst ihr euch machen, und eure Hände bleiben sauber. Klingt doch nach einem guten Geschäft.

Ulabeth: Du kennst Rainas Geschichte—

Raif: Ich kenne die offizielle, von der sie wollte, dass ich sie kenne. Und das ist auch schon alles, was ich weiß. (Er schwimmt weiter.)

Ulabeth (schwimmt parallel): Du kennst Rainas Geschichte, und doch denkst du von ihr, sie sei den Neun Höllen entstiegen, um dich heimzusuchen. Was glaubst du, warum sie hier ist? Nachdem sie nicht nur versagt, sondern Ballaize verraten hat? (Raif sieht sie achselzuckend mit einem "Na?"-Gesichtsausdruck an.) Damit ihr sie seht. Damit ihr sie nicht vergesst. Damit es weh tut, wenn er sie vor euren Augen tötet, und er wird das in einer Situation tun, in der ihr ihr hättet helfen können. (Raif schaut sie mit finsterer und verwirrter Mine an, weiß aber nichts zu erwidern.) Das weiß sie nicht. Sie denkt, die Aufgabe, die ich ihr gab, ist wirklich ihre Aufgabe und nicht nur ein Verwirrspiel. Aber der einzige Grund, warum sie noch atmet, ist allein der, bestraft zu werden und gleichzeitig euch damit zu quälen.

Raif (sarkastisch): Man könnte fast meinen, du seist damit nicht einverstanden.

Ulabeth: Du hast Valkazar, Raif. Wir haben Ballaize. Jeder muss die Hand spielen, die er ausgeteilt bekommen hat.

Raif: Wenn das alles wirklich so furchtbar ist, wie wär's mit... keine Ahnung... abhauen?

Ulabeth: Du bist so naiv. Du, ich, wir gehören zu den wenigen Menschen, die wissen, was sich wirklich hinter der Maske des Kaufmanns aus Athkatla verbirgt. Denkst du, vor dem kannst du weglaufen? Denkst du, Raina hätte das nicht versucht?

Raif: Niemand hat dich gezwungen, bei ihm anzuheuern, Ulabeth.

Ulabeth (scharf): Und woher willst du das wissen?

Raif (sieht sie einen Moment lang unentschlossen an, schwimmt dann zum Beckenrand zurück): Was willst du von mir?

Ulabeth (schwimmt neben ihn, hebt sich aus dem Wasser und setzt sich auf den Beckenrand): Ich halte euch für naive Träumer, alle miteinander. Und doch lebt ihr euren Traum. Irgendwie habt ihr damit Erfolg. In einer Welt, die nicht nach euren Regeln spielt, habt ihr dennoch Erfolg. Ihr seid dieselben dummen Romantiker geblieben wie vor vier Jahren, und hätte ich damals bereits von den Schlüsseln gewusst, hätte ich nie gedacht, dass ihr auch nur in die Nähe eines Schlüssels kommen würdet. Heute habt ihr vier davon. Heute unterschätzt euch niemand mehr. (Raif weiß nichts zu erwidern und sieht sie ernst an.) Ich möchte dich um deine Hilfe bitten. Deshalb bin ich hier.

Raif: Was brauchst du?

Ulabeth: Einen Erfolg. Ich war eine der Besten, die Ballaize hatte, ich war für ihn viel in den Lands of Intrigue unterwegs. Kontakte knüpfen und pflegen, belastendes Material stehlen, um Handelspartner unter Druck zu setzen, schwierige Geschäfte abschließen. Als sich bei euch Erfolg an Erfolg reihte, schickte er mich nach Calimshan. Zuerst sah es nach einem Triumph aus, nicht wahr, aber letztlich habe auch ich versagt, wie alle anderen vor mir, die er gegen euch ins Feld schickte. Nun, du kannst dir denken, dass ein Auge auf Raina zu haben hier nicht meine einzige Aufgabe ist.

Raif: Ich hab keine Ahnung, was dir da vorschwebt, aber du erwartest doch nicht ernsthaft von mir, gemeinsame Sache mit dem Feind zu machen?

Ulabeth: Nein. Aber du musst mir einen Knochen hinwerfen. Wenn du das nicht tust, werde ich Ballaize nicht erklären können, warum ich euch erlaube, hier eure Aufgaben zu erledigen.

Raif: Entschuldige bitte... erlaube?

Ulabeth: Ja, Raif, erlaube. (Sie schnaubt humorlos.) Du denkst, ein paar hundert Goldmünzen machen euch reich. Du hast keine Vorstellung davon, welche Summen mir zur Verfügung stehen, und du hast keine Vorstellung davon, wen ich in Amn kenne – und über wie viele davon ich zu viel weiß. So wahr mir Tyr helfe, innerhalb von einer Stunde sorge ich dafür, dass ganz Amn nach euch sucht, um euch hinrichten zu lassen, also gib mir einen Grund, das nicht zu tun!

Raif: Drohst du—

Ulabeth: Raif! Hörst du mir nicht zu? Verstehst du es nicht? Ihr seid in Amn! Hier, wo Ballaize die besten Kontakte hat. Wo ich die besten Kontakte habe. Wo Geld regiert. Ihr seid wie kleine Kinder, die mit einer Kobra spielen. Kinder denken nicht an den Tod, sie glauben immer, es werde schon gut gehen, ihnen wird nichts passieren. Hast du eine Ahnung, was ich mir einfallen lassen musste, um zu erklären, warum ich euch nicht sofort aus dem Weg räume, ein für allemal? Denkst du, Ballaize kann sich keine Attentäter oder die exotischsten und teuersten Gifte oder die mächtigsten und skrupellosesten Schwarzmagier leisten? Denkst du, es stünde nicht in seiner Macht, euren Ruf hier komplett zu ruinieren, jede Tür vor eurer Nase zuschlagen zu lassen oder euer Essen im Haus der Rose zu vergiften? Hast du eine Ahnung, mit wie vielen Menschen er hier Geschäfte macht, die, um diese Geschäfte nicht zu gefährden, schon ganz andere Dinge für ihn getan haben? Ich habe dich auf der Party Chardath vorgestellt, um meine Geschichte zu unterstreichen, weil ich behauptet habe, dass Chardath etwas mit euch im Schilde führt und wir euch in Ruhe lassen müssen, damit wir sehen, was er plant. Also hör in Oghmas Namen auf, so ein Narr zu sein, und überleg dir etwas mit mir.

Raif (schweigt ein Weilchen und trinkt): Wenn es so leicht wäre, warum tust du es nicht einfach?

Ulabeth: Lassen wir das ruhen, ja? Also: Sag mir, wie ich Ballaize erkläre, dass ich mich hier seinen Blicken entzogen und mit dir getroffen habe.

Raif: Um mich um den Finger zu wickeln.

Ulabeth: Danke. (Raif sieht sie fragend an.) Dafür, dass du aufgehört hast, ein Narr zu sein. Dasselbe hatte ich im Sinn, und das hatte ich Ballaize auch vorgeschlagen. Er entgegnete, sich auf keine Verzauberung verlassen zu wollen, die ist schnell entdeckt und noch schneller entzaubert, aber ich denke, ich habe ihn davon überzeugt, dass ich in der Lage bin, dir den Kopf zu verdrehen. Genug, um in der Gemeinschaft der Ersten Sonne einen Fuß in der Tür zu haben.

Raif: Und was, wenn all das hier auch nur zu deinem Plan gehört?

Ulabeth (lächelt und rückt näher): Endlich denkst du wie ein vernünftiger Mensch. (Sie küsst ihn verlockend.)

 

Cordian, selbst schon ziemlich blau, bringt die heillos stockbesoffene Meri nach Hause, und sie bittet ihn natürlich noch auf einen Drink hinein. Er bringt sie ins Bett, sie küsst ihn, er legt sich zu ihr, wehrt aber sehr sachte ihre Versuche ab, weil sie wie gesagt völlig blau ist und das nicht statthaft wäre. Und so schlafen sie im  Kerzenschein irgendwann Arm in Arm ein. In diese Szenen wird immer wieder das totale Gegenteil geschnitten, nämlich wie Ulabeth und Raif es im Badehaus wild miteinander treiben.

 

Am nächsten Morgen hat Cordian einen ziemlichen Kater, und hier tritt auch ein Retcon ein, da ich die Geweihten zwischenzeitlich grundlegend überarbeitet habe und es für Helmiten kein Neutralize Poison mehr gibt, mit dem Cordian beim Großen Rennen von Lochai in #35 – AFTER THE SUNSET den Kater vertrieb. Meri ist jedenfalls sterbenskrank und zu rein gar nichts zu gebrauchen, so dass er sie schlafen lassen muss.

 

Nun sehen wir Fleece, Jen, Spider, Valmaxian, Jewel, Jaq, Rhoedry, Ashe und Kithain, die bei schönstem Wetter durchs südöstliche Amn reiten, an Burgen, malerischen Gehöften und Windmühlen vorbei (Jpg 48333-48336), fernab vom Krieg mit den Goblins. Fleece ist allerbester Laune, hat sie sich doch sehr gewünscht, nach Amn zurückzukehren, doch Ashes Laune ist toxisch übel. Als die Gruppe an einem Steinbruch von einem einfachen Arbeiter abgepasst wird, der um Hilfe bittet (The Witcher 3, Ardaiso Quarry), reagiert er besonders unterdrückt wütend, dass schon wieder jemand etwas von ihnen will. Jedoch ist er nicht ganz immun gegen Fleeces ansteckende gute Laune, die das mit Humor nimmt und ihn aufzieht – aber er lässt sich nicht anmerken, dass sie seine Laune aufhellt, und regt sich laut über die Geschichte auf, die der Arbeiter ihnen aufgetischt hat: dass eine fliegende Kuh aus dem Himmel gefallen sei und einen Arbeiter erschlagen habe.

 

Im Steinbruch, in dem die Arbeit ruht, werden sie zu der toten Kuh gebracht, und tatsächlich ragen menschliche Beine darunter hervor – das war wohl wirklich kein Ammenmärchen. Die Arbeiter aber haben einander hochgeschaukelt und bilden sich nun ein, der Steinbruch sei verflucht. Der Vorarbeiter will einfach nur, dass Respektspersonen ihnen glaubhaft erklären, dass sie ruhig weiterarbeiten können, ohne von fliegenden Kühen erschlagen zu werden.

 

Ashe sieht sich die Kuh an, und sein wissenschaftliches Interesse ist geweckt, denn dank seiner anatomischen Kenntnisse untersucht er sie professionell, identifiziert die Bissspuren im Nacken und die Klauenspuren in den aufgerissenen Flanken und kann rekonstruieren, dass ein großes fliegendes Ungeheuer die Kuh einfach nur zur Mahlzeit auserkoren hatte. Es biss sie tot, ergriff sie, bohrte seine Krallen zu tief in die weichen Flanken, das Gewicht der Kuh riss die Löcher weiter auf, die Haut konnte das Gewicht nicht mehr tragen, und die Kuh entglitt dem Ungeheuer, das anschließend einfach weitergeflogen ist. Ashe erklärt das den Arbeitern, frustriert wegen seines Stotterns, aber auch angetan davon, als Respektsperson angesehen zu werden. Er tut das jedoch auch durchgehend auf den Boden und niemanden direkt ansehend, weil er weiß, dass ob eines stotternden Magiers garantiert überraschte Blicke getauscht werden, die er nicht sehen möchte.

 

Am folgenden Morgen stellt Meri fest, dass sie mit wenigen Pausen fast 24 Stunden geschlafen hat. (Cordian hat brav gewartet. Wenn er etwas kann, dann das.) Gemeinsam besuchen sie die Universität und finden dort heraus, dass das Jahr 70 Northreckoning dem Jahr 1102 Dalereckoning entspricht, dem Year of the Chaste. In diesem lag der tethyrianische König Vendrik mit dem Fleckenfieber darnieder, las sehr viel und legte hier den Grundstein für seinen späteren Beinamen: der Philosophenkönig. Das Standardwerk der Philosophie schlechthin sind die "Contemplationes" von Ucurian dem Weisen. Auf Seite 70 beginnt ein neues Kapitel, und der erste Satz lautet: "Geize mit dem Augenblick und verschenke dein Leben." Im Anschluss erläutert Ucurian sehr kryptisch seine Aussage, was an jedem, der Knowledge (Philosophy) nicht auf 15 hat, völlig vorbeigeht. Das 70. Wort ist übrigens erneut "Geize". ("... auf dass er mit dem Augenblick geize.") Meris alter Geschichtslehrer, der auch gerade in der Bibliothek ist, erläutert das gern:

 

Lehrmeister: Der weise Ucurian sagte: "Geize mit dem Augenblick und verschenke dein Leben." Der Weise baut offensichtlich eine Spannung auf zwischen dem Augenblick und dem Leben als Ganzes. Der Augenblick ist etwas Konkretes, etwas zeitlich sehr Überschaubares. Das eigene Leben ist jedoch der gesamte Horizont, der uns Lebewesen zur Verfügung steht, um Wirkung zu entfalten. Dabei würde ich unter "Leben" nicht nur die Lebensspanne des Körpers verstehen, sondern sehr wohl auch das Wirken darüber hinaus. Als großer Lehrer der Menschen ging es Ucurian darum, mehr zu erreichen als nur kurzfristige Regelungen oder Prägungen. Nicht ohne Grund ist Ucurians Erbe bis heute gegenwärtig und lebendig. Das "Leben", so verstanden, wirkt unterschiedlich weit über den letzten Atemzug hinaus. Wirklich tot im Sinne von "keine Wirkung mehr entfalten durch die zu Lebzeiten vollbrachten Anfänge und Taten" sind manche Menschen erst nach Jahrzehnten, Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden, je nachdem, wann sie in Vergessenheit geraten.

 

Das geht brutal über Meris und Cordians Köpfe hinweg. Dafür fällt Meri endlich auf, dass Mulziber in seiner Zeichnung ein N in der Krone versteckt hat. Das V schien ja für Vendrik zu stehen, aber wofür steht das N? Endlich fällt es Meri wie Schuppen von den Augen: Der König schlägt sein Wasser in einen goldenen Nachttopf ab: Königswasser, die einzige Säure, die sogar Gold löst. Und was sind die wichtigsten Zutaten? Vitriol und Nitrol, die zwei bekanntesten und gebräuchlichsten Säuren. Rauchendes Braunöl oder Nitrol ist eine farblose bis gelbliche Säure, die an der Luft raucht. Sie ist stark ätzend, färbt die Haut bei Berührung gelb und entzündet Holz und Stroh. Da sie Silber zersetzt (Gold und Mondsilber aber nicht), nennt man sie auch Scheidewasser. Hergestellt wird die Säure aus Schwefelsäure und Pottasche, einem Extrakt aus der Holzkohle, der unter anderem auch in der Färberei und Glaserei verwendet wird. Nur gelegentlich wird aus reinem Salz und Vitriol die farblose Salzsäure hergestellt. Die rauchende Flüssigkeit hat einen stark stechenden Geruch und führt zu Verätzungen und Blasen auf der Haut. Sie zersetzt kein Kupfer, bringt aber Eisen zum Rosten. Vor allem aber wird aus drei Teilen Salzsäure und einem Teil Nitrol das Königswasser hergestellt, die einzige verbreitete Säure, die Gold und Mondsilber löst.

 

Also müsste in der Zeichnung eigentlich noch ein S für Salz versteckt sein, aber dem ist nicht so. Mulziber weiß, dass Meri die Zutaten für Königswasser kennt, also warum weist er noch auf die Komponenten hin, unterschlägt dann aber das Salz? Was will er mit dem Geiz-Verweis sagen, und was soll die Abschiedsformel mit Esmelda? (Das ist das Nessie-Äquivalent des Lake Esmel, ein sagenumwobenes Seeungeheuer, das viele schon gesehen haben wollen und das zu Esmeltarans Maskottchen in Form von Andenken geworden ist.)

 

Wie das mit dem Rätseln so ist: Wenn man nicht zufällig in die richtige Richtung denkt, bekommt man einen Tunnelblick, beißt sich an etwas fest und wird blind für alles andere. Es ist also Zeit, für heute Pause zu machen. Die beiden gehen wieder heim.

 

Fleeces Gruppe erreicht den abgemachten Treffpunkt, das Grundstück der Valmaxians (The Witcher 3, Corvo Bianco) in der Nähe von Coryllvol. Sie lernt Vingorax (Darrell D'Silva) und Bardorax Valmaxian kennen, Valdorax' Brüder (Jpg 48337-48340), die dieser relativ unpersönlich begrüßt, als ob er sie erst gestern gesehen hätte. Sie leben hier mit ihren Familien und dem jungen Andorax Valmaxian (Jpg 48341) – Valdorax' Sohn... Der freut sich offensichtlich, seinen Vater wiederzusehen, trotz dessen Unpersönlichkeit, und geht mit ihm spazieren. (Bei Valdorax kann man ja leider nie sagen, ob er Gefühle einfach nur nicht zeigen kann oder ob da wirklich nicht viel ist. Andorax scheint jedenfalls von Ersterem überzeugt zu sein.) Vingorax und Bardorax lassen draußen im Garten einen Tisch decken und bewirten mit ihren Familien die Gruppe.

 

Vingorax erzählt zerknirscht, dass Valdorax, der mittlere der drei Brüder, schon immer so war wie heute: kühl, unpersönlich, unherzlich, unverbindlich, dazu obendrein schrecklich arrogant und sarkastisch – jedoch mit Recht, denn er ist der mit riesigem Abstand schlaueste Kopf der Familie. Ihr Vater, selbst ein halber Alhamide, arbeitete in Calimshan, von wo aus er nur etwa alle zwei Jahre nach Hause zurückkehrte, um kurz Urlaub bei der Familie zu machen. Valdorax musste ihm jedoch nach Calimshan nachfolgen, sobald Valafax klar wurde, dass aus ihm etwas Großes werden kann. Bei einem der Heimaturlaube, auf die er Valdorax mit nach Hause nahm, schwängerte dieser ein unbedeutendes Mädchen aus dem Dorf – er ist ja trotz allem ein normaler Mann. Aber er hatte nicht das geringste Verständnis für Verantwortung und nahm die Nachricht, dass er Vater werden würde, so sachlich auf wie die Nachricht, dass man morgen vermutlich gutes Erntewetter haben wird. Valafax, dem natürlich daran gelegen war, dass man nicht schlecht über die Valmaxians spricht, signalisierte seinem ältesten Sohn Vingorax, der hier den Laden schmiss, dass er sich doch gewiss kümmern werde, denn das Mädchen und das Baby mitnehmen nach Calimshan, haha – wozu denn? Nein, das hätte der Karriere ja nur im Weg gestanden, also nahm sich Vingorax als gehorsamer Sohn des Kindes an und zog es mit seiner eigenen Familie auf. Im Laufe der Jahre wurden Valafax' Besuche seltener, aber man hielt Schriftverkehr. Valafax erkundigte sich regelmäßig danach, ob alles in Ordnung ist, und Vingorax bejahte das. Er erzählt es natürlich nicht so, aber Fleece versteht die Hintergründe: Vingorax warf seinem Vater insgeheim vor, sich nur um seinen Favoriten zu kümmern und nur so zu tun, als interessierte ihn die restliche Familie. Dabei ist das Leben hier draußen, fern der kulturellen und finanziellen Zentren Amns, ein schweres, und man kommt mehr schlecht als recht über die Runden, und dann zieht Vingorax auch noch auf eigene Kosten seinen Neffen groß, als sei es für Valafax das Selbstverständlichste der Welt. Valafax, so meint Vingorax wohl, müsste das wissen, will es aber nicht wissen, um sich nicht damit auseinandersetzen zu müssen. Natürlich hätte er auch einfach antworten können: "Nein, nichts ist in Ordnung, schick Geld!", aber das ließ sein verletzter Stolz nicht zu – bei der Bürde, die auch noch als selbstverständlich vorausgesetzt wurde, und der Vernachlässigung, während Valdorax alles bekam, kam das nicht infrage. Wenn es Valafax wirklich interessierte, wäre er gekommen, um selber nach dem Rechten zu sehen.

 

Man zeigt dabei die völlig verständnislose Kithain, der es ein Rätsel ist, warum Menschen einfach nicht miteinander reden, wenn sie schon nicht miteinander verschmelzen können. Wir sehen aber auch Ashe, der nachdenklich übers Feld zu den beiden Spaziergängern schaut, dem beiläufig plaudernden Valdorax und dem aufgeregten, fröhlichen Andorax, und man fragt sich, was in Ashes Kopf vorgeht. Ob er in diesem Moment versteht, dass Valmaxian nicht anders kann, als so zu sein, wie er ist, wenn er das selbst bei seiner eigenen Familie tut? So, wie auch Ashe nicht anders sein kann, als so zu sein, wie er eben ist? Oder ob er wegen der verschenkten Gelegenheiten in der Familie Valmaxian eine Verbindung zu seinem eigenen Werdegang zieht?

 

Den Valmaxians geht es ganz offensichtlich bescheiden, das Gut hat schon deutlich bessere Tage gesehen, also möchte man niemandem zur Last fallen und findet im nahegelegenen Dorf Coryllvol (das ganz deutlich von San Donato inspiriert ist, Jpg 48342-48357) ein von einem freundlichen älterem Ehepaar betriebenes Gut, das in den letzten zwei Jahren alle seine Kinder an die Kämpfe mit den Goblins verloren hat und sich freut, die leeren Zimmer vermieten zu können, damit wieder etwas Leben ins Haus zurückkehrt. Sollten sich die anderen, auf die man wartet, blicken lassen, können die Valmaxians ja problemlos jemanden herschicken, und hin und wieder stattet man ihnen selber einen Besuch ab.

 

Nun sehen wir Raif, der bei Ulabeth in ihrem edlen Gasthaus weilt. (Ihre mitgebrachte Einrichtung lässt an Yennefer aus The Witcher 3 denken.) Sie unterhalten sich so offen wie tags zuvor im Badehaus. Dabei wird die Kamera auf ein verspielt designtes Schmuckkästchen gerichtet, in das viele rote Schmucksteine eingearbeitet sind, aber fast ebenso viele farblose. (Ulabeth wird Raif die Schatulle mitgeben, so dass sie behaupten kann, es sei seine eigene. Öffnet man sie, schirmt sie ihren Bereich eine Stunde lang vor magischer Spionage ab. Dabei verblasst einer der roten Steine und wird wirkungslos, sie hält also nicht ewig.) Ulabeth ist ironisch und konfrontativ und hält Raif anhand Rainas Beispiel den Spiegel vor, wie selbstgerecht er ist, dass er ihr nicht verzeihen kann, obwohl sie nie eine Wahl hatte und sie sich trotzdem nahm, womit sie ihre Schwester und sich selbst massiv gefährdete, als sie der Gruppe ihren Verrat gestand. Ulabeth verweist auch darauf, dass sie kaum mit Raina redet, die aber trotzdem ihre Treffen mit Raif mitbekommt und sehr eifersüchtig ist – das müsste Raif doch eigentlich Genugtuung verschaffen. Vermutlich sitzt sie draußen im Straßencafé. (Raif geht ans Fenster und sieht, dass sie wirklich dort sitzt.) Auch steckt Ulabeth ihm, dass Raina Rhoedry in Calimshan verführt hatte, um später Unfrieden zwischen ihm und Fleece zu stiften, sollte das nötig werden. (Es hatte ja niemand ahnen können, dass sie sich ohnehin trennen würden.) Mit ihren "Stell dir mal vor, wie das war"-Beschreibungen treibt sie Raif zur Weißglut, denn Ulabeth weiß auch, dass Raif immer Fleece wollte und auf Rhoedry eifersüchtig war – und nun stellt sich heraus, dass Rhoedry auch Raina hatte... Raif platzt der Kragen, er weist Ulabeth zurecht und stürmt hinaus.

 

Jetzt folgt eine Spiegelung des Vorvorabends: Szenen, in denen Cordian und Meri in romantischer Atmosphäre miteinander schlafen, wechseln sich ab mit Szenen, in denen Raif frustriert ins Haus der Rose zurückkehrt und seine Zimmertür hinter sich zuknallt.

 

Am nächsten Tag nehmen sich Cordian und Meri wieder Mulzibers Brief vor. Nach stundenlanger Rätselei kommt Meri endlich eine Idee: Das Salz fehlt, weil man es an jeder Straßenecke bekommt, aber Vitriol und Nitrol bekommt man nur beim Alchimisten. Sie läuft also mit Cordian nach Hause und durchforscht die Auftragsbücher nach jemandem, der beides gekauft hat, und stößt auf Saemon Havarian, der vor einem Tenday zuerst persönlich Vitriol gekauft und wenige Tage später Nitrol bestellt hat, um es sich liefern zu lassen. Beide Posten sind noch nicht bezahlt (Mulziber hatte mit dem Geiz auf einen säumigen Kunden hinweisen wollen), und die Lieferadresse ist die Seeschlange, ein Schiff im Hafen (daher der Tipp mit Esmelda).

 

Cordian möchte mit diesen Erkenntnissen zur Garde gehen, aber Meri macht ihm klar, dass das keine Beweise sind, nur Schlussfolgerungen, und man braucht viel Zeit, diese zu erklären – Zeit, die die Garde ihnen vielleicht gar nicht geben wird, bevor sie sie selbst als Verdächtige einsperrt. Außerdem meint sie, dass sich Cordian fragen sollte, warum Mulziber ihnen diese Informationen an der Garde vorbei zugespielt hat – vielleicht weiß sie ja, dass er unschuldig ist, und steckt mit drin?

 

Die beiden gehen also zum Hafen und haben Glück: Die Seeschlange liegt vor Anker (Jpg 48358). Nach vielen verworfenen Plänen tritt Meri auf, als wolle sie die überfällige Bezahlung einfordern, und Cordian gibt den Bodyguard. Beide sind mit Checks jenseits der 20 sehr überzeugend. Saemon Havarian (Jpg 48359) wirkt wie jemand, der gern mehr sein möchte, als er ist, und da er vor seinen Arbeitern mit seiner Säumigkeit beschämt wurde, ist er zwar sauer, aber auch von Cordian (und sogar Meri) eingeschüchtert, also zahlt er.

 

Cordian begleitet Meri wieder nach Hause, kauft sich sehr einfache Kleider, kehrt in den Hafen zurück und arbeitet sich von Schänke zu Schänke, um mehr über Havarian herauszufinden.

 

Am selben Abend sitzen Fleece und Jewel auf der wunderschönen Terrasse, von der aus man die malerische Landschaft überblicken kann, und führen ein langes Gespräch.

 

Jewel: How can you do this to people? Bring them into this world under such circumstances, knowing full well that they'll be leaves in the wind with no predestined place to go?

Fleece: The folks of Morningdew seemed pretty all right with this. Haven't met one who doubted what would await them in the hereafter.

Jewel: Maybe because most of them were brought up the right way, had a home within their tribes, and only then left them to find their own way, together with people with the same background, to create something new. I've had neither, and I'm left wondering. Am I elven enough for my own destiny? If so, will I ever know it? And if I should, will I know that I'm not just imagining one because I want it so much? Or maybe I have to carve my niche among the gods? Maybe living my life according to Tymora's tenets will eventually be rewarded, and she grants me access to the Green Fields? Maybe praying to Yondalla will? But what if I'm not fey enough for a destiny and not hin enough for Yondalla and not human enough to be judged and placed by Kelemvor?

  And yet I am living the most dangerous life possible, as if I had all the time in the world to figure out my place in the hereafter. With my lifestyle, chances are I die way before I had the time to become elven enough to have a destiny or to become important enough to Yondalla to put in a good word for me. And yet... I don't change things around. Even knowing all this... I'm still a leaf on the wind.

Fleece: Because you don't know how to be anybody else than yourself. You are yourself the most when you do what you feel the need to do. You've always been so ambitious, you've always wanted to be the best. You didn't choose to have this wish. It's deep inside of you. You have the discipline to become what you need to become, and look at how far you've come in the two years with Ravenscar, and now in the two years you've been reunited with us. So maybe... there's your destiny.

Jewel (schnaubt humorlos): Oh, really? Becoming the best picklock and the best cutpurse – does that sound even remotely elven to you?

Fleece: Well... no... But maybe it's the principle. It is the driving force behind your whole life, isn't it. Fulfilling yourself. Realizing your full potential. Maybe it doesn't matter if it's becoming the best flute player the woods have ever known – or the best thief.

Jewel: You don't get it, Fleece. When I'm in the shadows, all on my own, sneaking past some brutes, picking a lock before the patrol comes back the other way around... Do you imagine I feel fey when I do that? Does that in any way appear elven to you?

Fleece: But when you do your thing... you feel like a bowstring drawn all the way, right? In a good way.

Jewel: Well, yes.

Fleece: How do you imagine a hunter feels when he's watching a deer, noticing every movement, waiting for just the right time to loose the arrow?

Jewel: I see what you're saying, but—

Fleece: No, no, no, let me do this. Rhoedry calls it the thrill of the hunt. All your senses are focused on just this one thing, everything else just... vanishes. You feel every fiber in your body, and you know that you've trained your body to do just what you need it to do, when you need it to. The thrill of anticipation, the thrill of knowing the deer could hear something in the underbrush and run away any moment. It's quite the same, I'd imagine.

Jewel: That holds true for everything risky, Fleece. You're talking it up to me, but you really have no idea how to sell it, do you?

Fleece (atmet durch und sieht sie kurz schweigend an): Did you talk to Kithain about this?

Jewel: No. Because of precisely that reason. It will seem as alien to her ears as it seems to my own when I imagine myself being a proper elf hearing all this for the first time. Kithain's people don't have locks. They don't need them. They don't lock anything away. Kithain shares everything she has if someone needs something more than she does. She doesn't get the concept of personal property unless there's an emotional attachment to something. She doesn't deal with money, she has a hard time understanding the concept of lying, cheating. Taking things you don't need from someone else without asking them – how alien does that sound to elven ears?

Fleece: So you're afraid she'll tell you what you think anyway? And confirm your fears?

Jewel: In a way.

Fleece: What do you have to lose? Give it a try.

Jewel: It's no good, Fleece. In some regards, even you are more elven than I.

Fleece: What?

Jewel: The life tree in Elihir rejected me. It embraced you. For a reason.

Fleece: That doesn't mean—

Jewel: It means something else than you think. You've had extensive talks with Kithain, more than anyone else. You know how often she talks about the harmonies of the world. She enters a forest she's never been to, sits down and lets it tell its stories to her. She becomes one with its harmonies. Try as I might, I can't do that. I hear more than most, see more than most, but becoming one with the harmony of a place? You, on the other hand, have immense intuition. And it goes way beyond people. On that day, you felt that place more intensely than I.

Fleece: Because you didn't want to feel it.

Jewel: That's not what I'm—

Fleece: Stop it right there, honey. My turn. You didn't want to be embraced. Everything elven reminds you of your doubts about yourself, everything elven just seems so much more... elven than you, right? Right. But you can't use Kithain or Glorandal as a template for yourself, honey. You're not a wood elf. You're a moon elf. Completely different matter. You can't hold yourself to Kithain's standards.

Jewel: Yes, there are differences between the peoples, but they aren't that big.

Fleece: Big enough. First of all, nobody would take you for anything other than a moon elf. You don't look one bit like a halfling. And even though Kithain hears and sees things way sooner than anyone else, you hear and see things way sooner than Kithain. In fact, your senses are so finely attuned to your surroundings, you even feel presences. You feel danger without so much as getting a hint. If that's not being in tune with the harmony of the place you're in, I don't know what is. I mean, come on, it's obvious that your father's blood is so much stronger in you than your mother's. And on top of that, you are totally elven in the way you think, the way you act, the way you talk... You don't seem to notice that yourself, but believe you me, I do.

Jewel: Don't take this the wrong way, Fleece, but... spending a couple of days among the people and having long talks with Kithain every other day doesn't do more than give you a feel for the Tel'Quessir. You've always known them as your invisible neighbors deep in the Cormanthor – strange, fascinating, enigmatic folk, but few Dalesmen ever get to see them. I've spent years with them. Not as a part of them, they never accepted me, as if I was half-drow or something, but I've spent years with them, nonetheless.

  I do realize that anything even resembling elvendom feels much more elven to non-elves, but the more you know them, the more you perceive the subtleties, the nuances. Most people only see the obvious. You see a great deal more, Fleece, but... the finer points completely elude you. How could they not? As a non-elf, you'd need half a lifetime to begin to understand some of the intricacies, and even then you don't see the whole cabinet in the attic, just the blanket under which it lies. You cannot learn everything about elves like you can learn everything about Calimshan. Reading and talking won't do, and elves don't have much use for that, anyway. If you want to pull away the blanket, you need to merge with them as they do.

Fleece: Maybe you should—

Jewel: No.

Fleece: You think Kithain wouldn't want to?

Jewel: Oh, she would. But she feels that I wouldn't, so she doesn't ask. See, that's the point. She knows that I'm so human-like in that regard that I can't bring myself to do it. You need to let go of all your defenses, you open up completely, you let someone else read everything you know, everything you feel, everything you are, at once. After that, there are no secrets anymore.

Fleece: That's how I felt when the life tree embraced me.

Jewel: I daresay it's related to the concept, but it doesn't even come close. It cannot. You are no elf. There is no fey to talk to.

Fleece (beschwörend): But within you, there is.

Jewel: Yes, there is. But it's tainted by who I am. And the person I am could never open up that way.

Fleece: That's so not true, Jewel. Yes, you've kept secrets for most of your life, but not because you wanted to. They smothered you, and you needed to get rid of them. Remember how relieved you felt when you told me everything?

Jewel: All the same... Please just believe me when I tell you that I know the differences between moon elves and wood elves a lot better than you, and they don't alleviate my fears. In my youth I've spent so many days watching helplessly what could have been. The feeling of belonging, the song of the kin, each member being one with all the others. And me, on the outside, looking in. Never knowing if I could have partaken in their song if they had let me. If it would've felt like home. If the harmony would've come naturally to me. My fey longs for all that, and you would rightfully expect it to suffer greatly, wouldn't you? I do feel my fey suffering, I do feel the loss of something I never knew, yet these feelings are muffled at best, whereas you can see Kithain's loss and longing in her eyes whenever you look at her. No matter how hard you try, Fleece, you will never understand that.

Fleece: Do you know Fenvar Iceshadow? A moon elven warrior from Silverymoon. Some thirty years ago he wrote a travelogue for the Silver Marches, but it was more of a journal with a lot of anecdotes and musings. It's a good read. Anyway, he said that his woodland kin looked at the high elven civilizations and their downfall, went the opposite direction – and just like the high elves, they went too far. He said that there was no reason to see the danger of alienation in everything. Avarice, yes. Envy, yes. Thirst for power, yes. Bloodlust, definitely yes. Things that compromise your happiness and enjoyment of life. And there's so much zest for life in you, Jewel, you're so full of that when you don't rack your brains about who you are, who you think you're supposed to be. You thoroughly enjoy what you do, how can that be wrong?

Jewel: Wrong by whose standards? Not by yours, obviously, but one's fey isn't some... mechanism to manipulate once you know how it works. I feel good when I'm alone. Elves need their tribes, they don't.

Fleece: Now you're mixing things up, honey. Kithain feels good, too, when she's all alone on a hunt. You feel good when you're sneaking through some bad guy's fortress. (Sie lächelt über das Klischee.) But you need company, too. Your ambition lead you to lie to us and leave us in order to enter an apprenticeship with Nightscar. But in spite of your need to become the best at what you do, you still abandoned him – because you needed to be with your tribe. With us.

Jewel: You're stating the obvious, Fleece. Don't you think I know that? My fey called out to me, and that is the only reason Nimbul let me go. Because he sympathized. He knew elves can't be on their own for too long. He probably remembered what he had felt like, and that you can't just shut your fey off for too long without alienating yourself completely. Do you think he would have let me go otherwise?

Fleece: See? He must have found a way to deal with all this.

Jewel: I very much doubt that. I've never seen an elf farther away from redemption than him. It was compassion that made him let me go, because I reminded him that what he was doing to me was what once was done to him. Or maybe what he did to himself. He is lost, Fleece. When his time is up, he will just vanish like... tears in the rain.

Fleece: Then think about Fenvar Iceshadow. I'm just saying. There are elves out there who think you're being too hard on yourself.

Jewel: Yes, moon elves are traditionally more worldly than their woodland kin. But there are many degrees of worldliness, and I fear I'm too far down that road. I fear that my ambition, the life I chose, the horrible mistakes I made, have alienated me from what should be my true fey, if I want my fey to have a chance at fulfilling its destiny and returning to the West. You know the saying: Becoming is replaced by being, and being by knowing... (Fleece spricht jetzt gleichzeitig mit.) ... and knowing by power, and power by greed.

Fleece: I'm impressed. You know your Ucurian.

Jewel: Half-elves read books, too. (Sie zuckt mit den Augenbrauen, um den halbherzigen Scherz zu kennzeichnen.) Greed is the last waypoint on the road to alienation, according to Ucurian. Yes, moon elves set those waypoints differently from wood elves, but I'm far down that road one way or the other. I just wouldn't know how to turn back.

Fleece (nach einer langen Pause liebevoll ironisch): Well... if you're such a hopeless case, I guess your only option is to trust in Tymora to keep you alive long enough for you to be sorted out.

Jewel (sieht sie ein paar Sekunden lang an und lächelt dann über Fleeces charmante Art, die Schwere aus dem Gespräch zu vertreiben): I suppose.

 

Cordian geht von Hafenschänke zu Hafenschänke, und in dem Gedränge landet so mancher Bierfleck auf seinen Kleidern, und auch der Geruch von kaltem Rauch haftet ihm an, als er die fünfte Schänke verlässt und die Sperrstunde eingesetzt hat. Viel hat er nicht in Erfahrung gebracht (dafür waren die Spelunken der Hafenarbeiter nicht die richtige Adresse), also kehrt er zurück zu All Things Alchemical, findet die Tür aber angelehnt vor. Das ganze Haus ist leer, aber im Labor liegt ein Zettel in fremdartiger Schrift auf dem Boden (sh. Anhang 4). Er entscheidet sich dazu, direkt zur Garde zu gehen, um eine Entführung zu melden, aber erst dort angekommen fällt ihm auf, welchen Eindruck er machen muss: abgerissene Hafenarbeiterkleidung, und er stinkt extrem nach Bier und kaltem Rauch. Captain Servan (Malcolm Storry, Jpg 48360-48361) beruhigt ihn dahingehend, dass Meri nicht entführt, sondern von der Garde abgeholt wurde – und lässt ihn ebenfalls einsperren.

 

Am selben Abend wird immer wieder dramatisch zwischen einem einfach gekleideten Mann, der sehr eilig durch Imnescars Straßen wandert, und Casmar hin- und hergeschnitten, der fast bedrohlich Neethas Zimmer betritt, während sie ein Bad nimmt, und sich nicht um ihre Empörung schert, derweil seine Bestimmtheit sie genug einschüchtert, nicht ausdrücklich zu befehlen, dass er das Zimmer verlassen soll. Er weist darauf hin, dass nun, wo Miriel und damit der Grund, die Gemeinschaft zu begleiten, weg ist, den beiden der Weg zurück nach Tethyr frei steht.

 

Die beiden haben wirklich keinen leichten Stand miteinander. Casmar ist der sehr linientreue, kompromisslose Paladin Amaunators, Neetha die karrierebewusste Nachwuchspolitikerin. Er ärgert sich über ihre ständigen Kompromisse, sie fühlt sich unverstanden und allein gelassen, denn aus einer Position der Schwäche heraus muss man diese nun mal schließen – Casmar hat weder ihre Verantwortung noch das Zeug dazu.

 

Das Klopfen einer Dienstmagd erlöst sie: Da unten ist ein Mann, der sie sehen möchte. Casmar geht runter und schaut ihn sich erst mal an: Der einfach gekleidete Mann von vorhin ist Ganter Kree  (Jpg 48362), der von Reisenden von der Drachenküste erfahren hat, dass Daelegoth Orndeir (Oberhaupt der Lathander-Kirche und gleichzeitig höchster Ketzer und Anhänger Amaunators) in Elversult vor einigen Monden eine Predigt gehalten hat, und plötzlich ging mitten in der Nacht die Sonne auf und drei Tage lang nicht mehr unter. Seitdem sind schon Tausende nach Elversult gepilgert, auch wenn da nichts mehr zu sehen ist. Weil Ganter kurz zuvor von Naneethas Anwesenheit gehört hatte, hielt er das für ein Zeichen, verfiel in religiösen Wahn und will sich nun taufen lassen. Neetha ist durch diese schier unglaubliche Nachricht – ein göttliches Wunder zu ihren Lebzeiten! – inspiriert und hält eine Zeremonie mitten im Haus der Rose inmitten zu Abend essender, zusehends ablehnender und lauter werdender Menschen ab.

 

Zhai beobachtet dies von oben zunehmend besorgter durch den Türspalt zu ihrem Zimmer. Sie wollte Raif alarmieren, doch der ist nicht da. Ihn sehen wir nun, wie er sehr zügig durchs nächtliche Imnescar marschiert, Ulabeths Gasthaus betritt, die Treppe hochstürmt, die Tür aufstößt – Ulabeth sitzt in Abendgarderobe am Schminktisch und legt ihren blitzschnell gegriffenen Dolch wieder beiseite –, sich Ulabeth greift und sie stürmisch küsst. Zur Überraschung des Zuschauers lässt sich Ulabeth davon umgehend anstecken, und die beiden haben ausgesprochen wilden und harten Sex, der bisweilen wie ein Abreagieren am anderen wirkt, und der Betrachter weiß nicht, wie er deuten soll, was im einen oder anderen gerade vorgeht.

 

Captain Nemrel betritt mit einem halben Dutzend Gardisten das Haus der Rose, holt Neetha und Casmar ab und bringt sie zur Wache. Auf Neethas Frage nach dem Grund erklärt er, man habe das öffentliche Zurschaustellen unerlaubter Kulte und die Störung des Stadtfriedens angezeigt. Er sperrt sie ins Verlies und meint, es obliege nun der Kirche Waukeens, wie weiter mit ihnen zu verfahren ist. Nun sitzen schon drei Helden im Kerker: Neetha und Casmar in Imnescar, Cordian in Esmeltaran.

 

Raif kehrt erst am nächsten Morgen ins Haus der Rose zurück und erfährt von einer sehr besorgten, aber auch unwirschen Zhai, was sich ereignet hat. (Sie denkt, er tue dasselbe wie Bran und Rhoedry: Parties und Huren. Die vergangene Nacht hat sie sehr nervös verbracht, denn sie rechnete jeden Moment damit, dass die Gardisten zurückkommen und auch sie mitnehmen – und Raif war wieder nicht da.) Vorsichtig merkt sie an, dass das jetzt immerhin eine gute Gelegenheit sei, Neetha und Casmar loszuwerden. Raif hält bestimmt dagegen, dass sie alle im selben Boot sitzen, und die Gemeinschaft der Ersten Sonne lässt niemanden hängen. Er geht also zu Captain Nemrel, wird aber nicht zu den Gefangenen vorgelassen. Die Kirche Waukeens, quasi Amns Staatskirche, muss jemanden schicken – aber wann das geschieht, liegt allein bei der Kirche.

 

Vardis, Bran, Rhoedry und Nefirti erreichen in Rennard Cormonds Gefolge das schwer bewachte Weingut der Cormonds (The Witcher 3, Castel Ravello). Man hat hier offensichtlich Angst vor Rennard, und der Gutsverwalter Ranugad (Jpg 48363) beeilt sich, ihm zu versichern, dass garantiert kein Lyonar gestohlen wurde, er habe gerade erst vor ein paar Tagen Inventur gemacht. Rennard lässt sich den großen Weinkeller zeigen, und die Lyonar-Fässer sind dort, wo sie sein sollten. Damit ist er aber nicht zufrieden: Er klopft alle ab – und alle klingen voll. Dann aber lässt er Ranugad jedes einzelne anstechen und kostet, und im dritten befindet sich eine Plörre, die in einem Weinfass nichts zu suchen hat. Ranugad windet sich panisch und weinend, und Rennard schickt alle bis auf ein paar Soldaten weg, um ihn mit Schlägen zu verhören. Schließlich gesteht Ranugad, dass er vor einigen Tendays auf der Fasanerie von einem Gentleman angesprochen wurde, hochgewachsen, schlank, glattrasiert, schwarzes Haar, schwarze Kleidung, der wiederum Leute vertrat, die für eine Flasche Lyonar Unsummen zu zahlen bereit wären. Ranugad ließ sich kaufen. Er wird zwar gut bezahlt, doch als Edler bereitet es ihm Ungemach, dass er angestellt ist, aber nichts besitzt. (Sein Vater hatte das Familiengut verkaufen müssen, er selbst spart schon seit Jahren, um es zurückzukaufen.) Man hat sich in den Ruinen von Fort Astre getroffen. Männer, die nach Ärger aussahen, kamen zur Übergabe, der Gentleman war nicht dabei. Nachdem das Fass erwartungsgemäß eingeschlagen war wie eine Bombe, bat man um ein weiteres. Es steht schon bereit und soll in drei Tagen übergeben werden. Rennard gibt sich zufrieden und lässt Ranugad abführen.

 

An diesem schönen Nachmittag ist Jaq aus Langeweile gerade zu Besuch bei den Valmaxians, als ein gerüsteter Mann (Jpg 48364-48365) gerade mit Vingorax das Haus verlässt und auf sein Pferd steigt. Mehr als ein kurzes Gespräch ist gesellschaftlich nicht drin (Jaq läuft ohne Illusionen herum und kleidet sich gewohnt unauffällig und von niederem Stand), aber sie gefällt ihm offenbar. Niedlich ist dabei, dass es ja Monate gedauert hatte, bis die Helden Jaq mal ohne Illusion zu sehen bekamen (nämlich außerhalb der Zivilisation, wenn man beim Aufstehen beobachtet wird.) Sie ist ja im Grunde jemand, der nicht mal zum Müllrausbringen ungeschminkt das Haus verlässt und sich mit ihren Illusionen ständig jünger und hübscher macht, aber hier ist sie wegen der magischen Überwachung durch die Cowled Wizards gezwungen, darauf zu verzichten. Sie hat sich zwar zähneknirschend daran gewöhnt, fühlt sich unverkleidet aber trotzdem nackt und käme nie auf den Gedanken, dass sich ohne Illusion jemand für sie interessieren würde.

 

Jaq und Vingorax sehen dem Herrn hinterher, und Vingorax stellt ihn als Trestav Uskan vor, einen alten Freund und Karawanenherrn. Er hat gerade eine Bestellung überbracht, die über Wohl und Wehe des Hauses Valmaxian entscheiden könnte, und ob Dame Jhessail nachher vielleicht Zeit habe, mit ihm zu sprechen?

 

Cormond berichtet Vardis vom Ergebnis der Befragung und überlässt – aus welchen Gründen, erläutert er nicht – ihm und seinen Leuten die Aufklärung des Falls. Bran möchte zwar lieber drei Tage auf dem Weingut genießen, aber Rhoedry besteht darauf, gleich morgen früh aufzubrechen, Fort Astre (The Witcher 3, Fort Astre) auszukundschaften und vor Ort einen Plan zu entwerfen.

 

Fleece und Jen reiten abends rüber zu den Valmaxians, und auf der Terrasse wurde unter freiem Himmel aufgetafelt, denn Vingorax' und Bardorax' Familien nebst Gesinde feiern heute. Die beiden erfahren, dass Odomar Revan, ein Bankier der Manycoins-Bank aus Athkatla, vor 20 Jahren, möglicherweise wegen seiner angegriffenen Gesundheit, einen Landsitz nahe Sunnyvale kaufte, drei bis vier Tage nördlich von hier, um seine Sommer dort zu verbringen. Vor 15 Jahren zwang ihn eine sehr stürmische Nacht auf der Reise dazu, bei den Valmaxians um Unterschlupf zu ersuchen, und er und Vingorax freundeten sich an. Fortan bestellte Odomar, der jedes Jahr im Sommer ein großes Fest ausrichtete, seinen Wein nur noch bei den Valmaxians, sowohl für das Fest als auch für den Rest des Sommers. Solan Kalvaron, ebenfalls ein Manycoins-Bankier, Gutsherr und Winzer, der schon immer in Sunnyvale gewohnt (und Odomar vielleicht den Landsitz empfohlen oder besorgt) hatte, hätte Odomar lieber selbst beliefert, und trat auf Vingorax mit einer stattlichen Summe zu, den Auftrag an ihn abzugeben. Das Geld war kurzfristig verlockend, aber auf lange Sicht war es halt ein Auftrag mit sicherem Abnehmer, und angefreundet hatte er sich mit Odomar ja auch, also lehnte er ab.

 

Mit der Invasion von Sothilis' Goblins im vorletzten Sommer änderte sich in Amn alles. Odomars Auftrag blieb ebenso aus wie viele andere. Daher brauchten die Valmaxians Geld, um das Gut am Laufen zu halten, und beliehen es bei der Manycoins-Bank. Die aber verkaufte die Anleihe weiter an den Winzer Saegan Velstad, da er offenbar sehr gutes Geld bot – und der wiederum verkaufte es an Solan Kalvaron weiter, der es als Bankier der Manycoins-Bank ja nicht privat kaufen konnte. Ob Kalvaron Velstad darauf angesetzt oder ihn gezwungen hatte, an ihn weiterzuverkaufen, weiß Vingorax natürlich nicht.

 

Vor etwa einem Jahr freuten sich die Valmaxians über eine große Bestellung, die an die Küste gehen sollte, aber in den Wirren des Kampfes gegen die Goblins ging sie verloren. Erneut musste Vingorax das Gut beleihen, erneut kaufte Velstad die Anleihe der Manycoins-Bank ab, und erneut kaufte Kalvaron sie Velstad ab. Inzwischen gehören ihm Anleihen auf etwa zwei Drittel des Guts. Das bedeutet, dass Kalvaron solange nicht an das Gut heran kann, solange Vingorax seinen Schuldzins abbezahlt, aber sobald er damit lange genug in Rückstand gerät, könnte Kalvaron das Gut theoretisch verkaufen oder Vingorax auszahlen.

 

Rätselhaft ist nun, dass Odomars neue Bestellung nach zwei Jahren Funkstille nicht nur aus heiterem Himmel kam, sondern auch noch viel zu kurzfristig – in sieben Tagen findet das Fest statt. Datiert worden ist sie bereits vor über zwei Monaten, und die Überbringung wurde offenbar massiv verzögert. Durch zwei stornierte Bestellungen anderer Kunden sitzt Vingorax nun aber auf seinem Wein, und dieser Deal würde ihn davor bewahren, eine dritte Anleihe aufzunehmen, von der er sowieso weiß, bei wem sie früher oder später landet.

 

Fleece hält es für möglich, dass die Bestellung gefälscht ist und den verzweifelten Vingorax dazu zwingen soll, sehr viel Wein auf die Reise zu schicken, um die Karawane dann zu überfallen und ihn zu ruinieren. Daher lässt sie sich die alten Bestellungen und die neue mitgeben und sie in Coryllvol von Jaq genau untersuchen, die sich mit dem Fälschen von Dokumenten auskennt. Jaq sieht, wie sich Odomars Handschrift im Laufe der Jahre verändert hat, vermutlich krankheitsbedingt krakeliger geworden ist, ist sich aber recht sicher, dass Handschrift, Tinte, Papier, Wachs und Siegel echt sind, auch wenn das letztlich niemand mit Gewissheit sagen kann.

 

Fleece weiß, dass die Valmaxians vor dem Ruin stehen, denn wenn das hier schiefläuft, kommt Vingorax in Zahlungsschwierigkeiten, und Kalvaron kann mit seinem Gut machen, was er will. Vingorax hofft nun offensichtlich, dass sie Helden ihm helfen, sicherzustellen, dass die Lieferung Sunnyvale erreicht. Fleece genießt, einfach mal Urlaub zu haben und in dieser wunderschönen Landschaft spazieren zu gehen, den ganzen Tag gute Weine zu trinken und die Beine hochzulegen, aber das Fernweh zieht sie auch stets hinaus. Sie weiß außerdem, dass Jen nicht nur die Decke auf den Kopf fällt, sondern dass sie auch sehr mit Vingorax sympathisiert, denn so, wie er von Kalvaron fertiggemacht wird, so erging es auch Jendaras Vater. Jaq liebt es, endlich mal Pause und vor allem keine Verantwortung zu haben, und ist gegen eine Einmischung, doch wenn es unbedingt sein muss, bleibt sie gern hier zurück, um auf die anderen zu warten. Fleece will sie aber unbedingt dabei haben – nicht wegen der Karawanenbewachung, sondern weil es in Sunnyvale möglicherweise eine Intrige aufzuklären gilt. Auch Jewel hatte sich bereits vorher bereit erklärt, hier zu bleiben, doch sie möchte Fleece aus demselben Grund in Sunnyvale haben. Schlau wäre es, alle drei Magier zurückzulassen, denn der Einsatz unlizensierter Magie kann die Cowled Wizards anlocken, und gerade Karthak Spulzeers Aufmerksamkeit möchte man sich ersparen. Doch Jaq könnte zu nützlich sein, und auch wenn Valdorax nach außen hin sehr gleichgültig wirkt, will Fleece, dass er seinen Teil dazu beiträgt, seinem Bruder zu helfen, einfach weil er ihm das schuldet. Kithain und Spider kann man nicht unter Fremden allein lassen, also müssen sie auch mitkommen.

 

Fleece sucht also Ashe auf und stellt ihn vor vollendete Tatsachen: Er bleibt hier für den Fall, dass sich die anderen blicken lassen, der Rest zieht los und wird hoffentlich in bis zu zehn Tagen zurück sein. (Drei bis vier Tage hin und drei bis vier zurück, wenn es gut läuft, plus Aufenthalt in Sunnyvale.)

 

Am nächsten Tag begeben sich Fleece, Jen, Jewel, Spider, Kithain, Jaq und Valmaxian also zu Vingorax, der höchst erfreut über die Hilfe ist. Uskan ist mit seiner Karawane bereits hier, so dass man in ein paar Stunden aufbrechen und für heute noch einige Meilen schaffen kann. Sie besteht aus vier Ochsengespannen für Vingorax' Wein und sechs Pferdekarren für Waren anderer Händler, Ausrüstung und Proviant. Auf jedem Wagen sitzen zwei Fuhrleute, die auch mit Armbrust oder Bogen bewaffnet sind, und dazu kommen 20 berittene Wachen, also hat Uskan 40 Mann zu führen. Man lernt sich kennen und lässt sich von Uskan auch seine "Ersten" (jeder dieser Ersten führt je vier Mann zu Pferd an) und dem Rest der Truppe vorstellen (Jpg 48366-48375). Vestris ist eine hartgesottene Veteranin, die für ihren Sturkopf bekannt ist, Bairal ist ein stiller Durpari im Exil, Surthad ist der klassische amnische Draufgänger und Swire der langweilige und ausstrahlungslose, aber sehr zuverlässige langjährigste Mitarbeiter Uskans. Man mischt sich unters Volk und erfährt natürlich auch viel über die einzelnen Leute, und Uskan, Jen und Fleece klären Karawanenaufbau, Postierung der Bedeckung und Organisation ab. Uskan fallen auf Nachfrage drei Stellen ein, an denen man einen Hinterhalt legen könnte, und so spricht man auch darüber. Kithain soll stets vorausreiten, ihr folgen in leichtem Abstand Uskans fünf Scouts, dann in größerem Abstand die Karawane, geführt von Uskan, Jen und Fleece, mit den vier Ochsengespannen in der Mitte. Jewel bleibt auf dem letzten Wagen und sichert nach hinten. Spider, Jaq und Valmaxian reiten flexibel mit, wenngleich die beiden Letzteren nicht in die Planungen einbezogen werden.

 

Vardis, Rhoedry, Bran und Nefirti erreichen die Ruine von Fort Astre. Weil man nur zu viert ist, aber auf alles vorbereitet sein möchte, zieht sich die Planung ganz schön in die Länge. Vardis, dem groß angelegte Strategien mehr zusagen als small-unit tactics, wird ungeduldig, als Rhoedry einen Einwand nach dem anderen vorbringt, aber hier zeigt sich auch wieder, dass der ehemalige Bandit sich damit auskennt, wie man einen Hinterhalt legt.

 

Von hier aus möchte Rhoedry ins nahegelegene Kalathtyr, um dort die Tage bis zur Übergabe zu verbringen, und sieht Bran fragend an. Vardis und Nefirti erfahren, dass Bran aus Kalathtyr stammt und seine Heimat nicht unbedingt unter den besten Umständen verlassen hat.

 

Kalathtyr liegt in einer anderen Ecke Amns, somit ist der architektonische Stil ein anderer: typisch für die amnische Küste ist alles weiß getüncht, die bunten Farben und Wandmalereien fehlen völlig (Jpg 48376-48379). Bran hatte hier mit seinem fünf Jahre älteren Bruder Garannon und seinem zehn Jahre jüngeren Bruder Finnian gelebt. Sie hatten noch weitere Geschwister, aber auch die hatten es nicht geschafft, und ihre Eltern starben gleichzeitig. Daraufhin übernahm der sehr harte, undiplomatische und jähzornige Garannon die Verantwortung für die Familie, und er und Bran machten einander das Leben schwer: Garannon kannte nur Härte als einzige Antwort auf alles, Bran war jung, verantwortungslos und rebellisch, ganz anders als heute. Durch Prügeleien und ähnliches geriet er öfter in Schwierigkeiten, und Garannon ließ ihn immer wieder wissen, dass sein Weg zur Gesetzlosigkeit schon vorgezeichnet war, was die Situation natürlich stets noch schlimmer machte. Mit 20 Jahren reichte es Bran nach einem Streit von sehr, sehr vielen mit Garannon, und er schloss sich einfach gegen Verpflegung einer durchziehenden Karawane an – und dabei ist er die letzten 30 Jahre geblieben.

 

Uskans Karawane bricht am frühen Nachmittag auf, und die Helden erwecken bei den Ersten und den Karawanenwachen auf Anhieb einen fachkundigen Eindruck, zumal sich Fleece und Jen auch gut darauf verstehen, Menschen zu führen.

 

Bran, Rhoedry, Vardis und Nefirti reiten durch die Nachmittagssonne und kehren im Torkelnden Troll ein, einer räudigen Taverne, die zwar einen anderen Namen und einen anderen Besitzer hat, in der sich Bran aber schon als Jungspund herumtrieb, und langt dort erst mal zu, und als der schmierige, aber extrem dienstbeflissene Wirt den Namen Coalbrander hört und errät, wer Bran ist, verrät er ihm, dass Garannon schon lange der Captain der Stadtgarde ist. Ja, das passt, denkt sich Bran, und möchte, vom Alkohol ermutigt, ein bisschen mit seinen Klamotten, den Pferden und seinen Freunden angeben, um Garannon zu zeigen, dass er ja doch noch etwas aus sich gemacht hat.

 

Captain Servan lässt Cordian überraschend frei und bringt ihn wieder nach oben, wo Meri auf ihn wartet. Die umarmt ihn freudig und erklärt ihm auf dem Nachhauseweg, dass sich der ganze Fall aufgelöst hat, denn im Verlies hatte Meri viel Zeit, Captain Servan ihre Theorie zu erklären. (Sie hatte auch keine andere Wahl, als das zu tun, worauf sie ja verzichtet hatte, falls die Garde auch in die Intrige verwickelt ist.) Er war irgendwann neugierig genug, um mit einer Abordnung die Seeschlange aufzusuchen, und in der Tat brach Havarian unter Einschüchterung sofort zusammen – aber Magus Mulziber wird das gleich selber weiter ausführen. Auf dem Weg macht Cordian im Golden Sands Inn Halt, um ein schnelles Bad zu nehmen und sich wieder ordentlich anzuziehen.

 

In Kalathtyrs Kaserne kuscht jeder vor dem sehr breit gebauten, ausnehmend autoritären Garannon  (Jpg 48380), und alles tut beschäftigt, begafft aber sehr neugierig das Wiedersehen der Brüder – doch es verläuft tragischerweise genau, wie man befürchten durfte. Garannon fragt einfach nur: "Was willst du hier?", und Bran macht angepisst auf der Stelle Kehrt. Keiner der beiden kann über seinen Schatten springen, auch wenn es beide quält, weil sie ja schließlich trotz allem Brüder sind, das einander aber auch wiederum nie eingestehen würden.

 

In Esmeltaran erweist sich Salix Mulziber (Jpg 48381-48383) als sehr dezent humorvoller, charismatischer, ruhiger, würdevoller Zeitgenosse. Cordian erfährt von ihm, dass er wirklich nicht wusste, ob ihm die Stadtgarde etwas anhängen will, so dass er seinen ersten Brief (der auch tagelang überprüft wurde) sehr vorsichtig formulierte. Er hatte in der Tat darauf aufmerksam machen wollen, dass man nach einem säumigen Zahler suchen muss, der die alchimistischen Zutaten für Königswasser gekauft hat. Durch Bestechung gelang es ihm, einen weiteren Brief rauszuschmuggeln, ohne dass ihn sich jemand ansieht. Er verfasste ihn also auf Amulashtra, damit nur Meri ihn lesen kann, aber der bestochene Gardist wurde ertappt, und Captain Servan ging davon aus, dass hier wirklich ein Komplott stattfindet, wenn Mulziber einen verschlüsselten Brief an seine Assistentin schmuggelt, und nahm auch sie in Gewahrsam. (Meri fügt hinzu, dass alles, was sie tun konnte, um Cordian zu warnen, darin bestand, den Brief prominent auf den Boden fallen zu lassen und für die Gardisten nur so zu tun, als sperre sie die Tür ab.)

 

Mulziber erzählt, dass die Havarians kleine Karawanenbetreiber sind. Saemon betreibt mit seinem Zweimaster, der Seeschlange, Handel auf Lake Esmel, weil Esmeltaran schließlich mit jeder Menge Nahrung beliefert werden muss, jedoch eben keine Luxusartikel – die schaffen die reichen Kunden selbst heran. Durch den Neuaufbau einiger Viertel boomt das Transportwesen, aber Saemon sieht davon nicht viel, weil er sozial zu niedrig steht und die Seeschlange als "Fischkutter" verspottet wird. Rivian und Cressen Reel hatten aber den richtigen sozialen Status und die richtigen Kontakte, sie bekamen die guten Aufträge und zogen Saemon damit auf.

 

Die Eltern der Reels sind beim Fall Esmeltarans ums Leben gekommen, seitdem führten Rivian und Cressen die Geschäfte. Rivian, der Erstgeborene, war schon immer das hübsche und charmante Aushängeschild der Familie, besitzt aber keinerlei Geschäftssinn – der schlaue Kopf hinter den Kulissen war Cressen. Die beiden waren in einem glücklichen Elternhaus aufgewachsen und hatten ihre Eltern ebenso sehr geliebt wie ihre Eltern sie – auch darauf war Saemon schon immer neidisch gewesen. Auf einem Straßenfest zu Greengrass geriet Saemon über eine Frau mit Rivian und Cressen Reel aneinander, und die wohlhabenden Brüder machten Saemon in den Augen der Dame lächerlich. Das brachte das Fass für Saemon endgültig zum Überlaufen: Er wollte nicht nur bessere Aufträge, sondern Rache.

 

Auf einem Transport war ihm ein Giftrezept nebst Komponenten in die Hände gefallen, das der Meuchelmörder erst vor Ort hatte mischen wollen, weil es sonst zu rasch seine Wirkung verliert. Das ließ in Saemon den Plan reifen, Cressen zu vergiften, so dass Rivian geschäftlich aufgeschmissen ist. Und der Ring, den König Gandrak einst dem Urururgroßvater der Brüder geschenkt hatte und der als Wahrzeichen der Familie galt, den wollte Saemon nicht einfach nur stehlen, nein – er sollte vor Rivians Augen vernichtet werden, und dazu wollte er Königswasser benutzen.

 

Nach dem ersten Kauf des Vitriols hatte Mulziber Saemon Havarian einen Brief geschrieben, in dem er ihn freundlich an die ausstehende Zahlung erinnerte. Die zweite Lieferung, das Nitrol, überbrachte Mulziber persönlich. Dabei hörte er etwas, das er nicht hätte hören sollen, und das schrieb er Meri später auch im zweiten Brief auf Amulashtra (die alchemistischen Zeichen sind fett hervorgehoben):

 

Merioneth,

  ich hoffe, dass dich diese Nachricht erreicht. Havarian hat zuerst Vitriol und später Nitrol gekauft. Du weißt, dass man unter Zuhilfenahme von Salz und einem archaischen Labor damit sogar Gold auflösen kann. Die letzte Lieferung brachte ich selber zu seinem Schiff, weil du studiert hattest. Dabei hörte ich zufällig Havarian sagen, dass sich Rivian nicht mehr lange an seinem Erbstück würde erfreuen können. Havarian war sich wohl nicht sicher, ob ich es gehört hatte, und ich tat so, als stünde alles zum Besten.

  Dass ich am Morgen danach wegen eines Mordes verhaftet wurde, kann kein Zufall sein. Du musst mehr über Havarians Pläne herausfinden.

 

Mulziber vermutet, dass Havarian sein Erinnerungsschreiben an die ausstehende Zahlung dazu benutzte, seine Handschrift von einem professionellen Fälscher kopieren zu lassen, und schon gab es einen bequemen Sündenbock. Wir sehen hier, dass wir es nicht mit einem großen Intriganten zu tun haben, sondern mit einem ganz normalen, charakterlich miesen Ersttäter aus den unteren Schichten, und daran zeigt sich sehr schön, dass solcherlei in Amn nicht nur bei den oberen Zehntausend zu finden ist.

 

Natürlich kommt Cordian auch auf den Grund seines Hierseins zu sprechen, und Mulziber erklärt, dass besagte Rüstung in den Besitz eines alten Freundes gefallen war, obwohl er damit als Gelehrter wahrlich nichts anzufangen weiß. Daher fragte er Mulziber, ob er unter seinen Kunden wohl jemanden wüsste, der an einem Kauf interessiert ist. Mulziber forschte nach, wer dieser St. Urbain ist, und schickte einen Brief an die Helm-Kirche in Imnescar, da sich die in Esmeltaran noch im Wiederaufbau befindet. Da er danach aber nichts mehr von der Sache hörte, ließ er sie auf sich beruhen. Er hofft, dass sein Freund die Rüstung noch hat, befürchtet aber, dass sie sich als weitere Falschmeldung entpuppen wird. Natürlich setzt er sofort eine Nachricht auf und schickt einen Nachbarsjungen damit zum Botendienst. Cordian beschließt, das Wahrscheinliche zu verdrängen, und fragt Mulziber, ob er Meri entführen und sich mit ihr eine schöne Zeit machen darf.

 

Bran macht sich, gefolgt von den anderen dreien, auf die Suche nach Finnian Coalbrander (Jpg 48384) und findet sein kleines Häuschen am ärmlichen Stadtrand (wie in Cochem durch die Straße mit dem Zehnthof, wenn man hinaufschaut, wie Reihe um Reihe in den Hügel gebaut ist), wo er mit seiner Frau und sechs Kindern lebt. Finnian war damals erst zehn und hätte allen Grund gehabt, Bran hassen zu lernen, bekam er doch ab dessen Verschwinden Garannons volle Härte ab, aber trotzdem freut er sich immens und lädt seinen verlorenen Bruder an den Essenstisch ein. Hier sieht Bran die Früchte dessen, was Garannon mit seiner improvisierten Erziehung erreichen wollte: Familie ist alles. Damals hatten die drei nur noch einander, einer musste Verantwortung übernehmen, und das war der Job des ältesten Bruders – auch wenn er nicht wusste, wie das geht. Einige Jahre, nachdem Bran weggelaufen war, nahmen Garannon und Finnian an, dass er wohl tot sein musste, wenn er jetzt noch nicht zurückgekehrt war. Zuerst war Finnian wütend auf Bran, aber dann machte er seinen Frieden mit dem Totgeglaubten und kam Garannon entgegen, indem er ihm das Leben nicht noch schwerer machte, und dieses Bemühen machte wiederum Garannon weicher. Heute hat Garannon elf Kinder und Finnian sechs, und zusammen mit den Ehefrauen sind alle eine große 21-köpfige Familie, die eng miteinander verbunden ist und alles füreinander tut. Bran kann nicht verhehlen, dass es weh tut, zu sehen, woran er hätte teilhaben können, wäre er geblieben. Er hat sein Leben die letzten zweieinhalb Jahrzehnte nicht gerade in hohen Ehren gehalten – erst die Gemeinschaft der Ersten Sonne gab ihm das Gefühl, etwas Großes, etwas Wichtiges zu tun, zu etwas Besonderem zu gehören, mit seinem Leben etwas anzufangen und natürlich auch, die Chance darauf zu haben, reich zu werden und irgendwann ausgesorgt zu haben. Finnian beschwört ihn mit einer rührenden Selbstverständlichkeit, dass die Familie Coalbrander 22 Köpfe zählt und er immer ein Teil der Familie sein wird, wohin er auch geht; dass er hier bleiben, sich eine Frau suchen, neu anfangen soll, dass jeder für ihn da sein wird, jederzeit. Ohne die Gemeinschaft der Ersten Sonne würde Bran sofort ja sagen.

 

Finnian wiederum kann nicht glauben, was Bran ihm von seinem irren Jahr mit der Gemeinschaft berichtet, auch wenn es nur Stichworte sind – ganz genauso, wie Bran Rhoedry monatelang nicht glauben mochte, bis er endlich die anderen kennen lernte. Nach dem Essen nimmt er Finnian mit und stellt ihn Rhoedry, Vardis und Nefirti vor, und sie kehren wieder im Torkelnden Troll ein, wo man viel trinkt und viel erzählt, und hier ist es Rhoedry, der nun Brans Geschichten bestätigt und Finnian die Kinnlade runterklappen lässt. Hier ist jetzt auch der ganz klare Punkt, an dem sich Bran zur Gemeinschaft der Ersten Sonne bekennt und dies umgekehrt auch von ihr verlangen wird, sollte es mal nötig scheinen.

 

Am Morgen verabschiedet man sich von Finnian, und obwohl Vardis nur zehn Dukaten mitgenommen hat, gelingt es Bran, ihm fünf davon abzuluchsen, um sie seinem kleinen Bruder zuzustecken.

 

Am Vormittag des ersten ganzen Reisetags der Karawane wird ein Pferd immer nervöser, bis es schließlich unerklärlicherweise austickt, losgeschnitten werden muss, dabei auch noch Orn den Arm bricht, wegläuft und bald mit Schaum vorm Maul tot zusammenbricht. Jewel riecht am Maul des Pferdes und nimmt einen Geruch wahr, den sie aber nicht zuordnen kann. Kithain jedoch vermag anhand von Geruch und Symptomen gar ein Gewächs zu nennen, das hier zwar vorkommt, das Pferde aber wegen des stechenden Geruchs und Geschmacks nicht anrühren würden. Jewel fragt, ob sie es täten, wenn es getrocknet und unters Futter gemischt wäre, was sich Kithain vorstellen könnte.

 

Jedes Zweierteam der Fuhrleute kümmert sich selbst um die Fütterung seiner Tiere. Jemand muss also zu den Pferden von Menadue und Orn gegangen sein, den Futtersack von einem abgenommen und das getrocknete Kraut untergemischt haben, ohne gesehen zu werden. Das klingt sehr unwahrscheinlich. Die Helden lassen die gesamte Mannschaft antreten, und Jewel beschnuppert alle Hände, aber ergebnislos. Als nächstes müssen alle ihre Taschen aushändigen, und in einer findet Jewel mit Quick Search das gesuchte Kraut: Sie gehört Menadue (Jpg 48), die mit Orn das betroffene Gespann lenkt. Fleece bemerkte, dass Menadue völlig natürlich und unbesorgt wirkte, als Jewel ihre Tasche untersuchte, aber natürlich wird sie unter Bewachung gestellt, schon zu ihrem eigenen Schutz. Sie ist aufgelöst, man erfährt ihre Lebensgeschichte, aber kommt nicht wirklich weiter. Auch hier wird klar, dass das Kraut entweder nur von einem begabten Taschendieb in ihren Beutel geschmuggelt worden sein kann, oder jemand hat es reingesteckt, als sie ihn nicht trug, und dazu hätte er am Morgen in ihr und Orns Zelt steigen müssen, und auch das fällt definitiv auf.

 

Raif und Ulabeth sind im besten Sonntagsstaat im Arboretum unterwegs. Raif trägt dabei das unhandliche geöffnete Schmuckkästchen, so dass Beobachter denken könnten, die beiden unterhalten sich über den Schmuck darin.

 

Raif: Aura Coprith? Aber warum... und wie...?

Ulabeth: Es ist doch ganz simpel. Aura spendet regelmäßig großzügige Beträge an die Kirche Waukeens und hat damit das Ohr des Lord of the Coin. Dann musste sie nur jemanden vom Personal des Hauses der Rose bestechen, Augen und Ohren offen zu halten, und auf ihre Chance warten – und die Amaunatorianer haben sie ihr auf dem Silbertablett serviert.

Raif: Vardis hat sich auf der Party lange mit Lanfrane unterhalten. Der Mann schien daran interessiert, sich unserer Dienste zu versichern.

Ulabeth: Gewiss sind die Dienste der Gemeinschaft der Ersten Sonne nicht zu verachten. Das ist etwas, das man nicht an jeder Straßenecke erwerben kann, und damit wertvoll – aber nicht wertvoll genug. Lanfrane würde sich damit gegen Aura positionieren, und damit entginge der Kirche mehr Geld, als du dir vorstellen kannst, einmal ganz davon abgesehen, dass ihr hier nur für eine Weile zu Gast seid und bald wieder verschwunden sein werdet, Aura aber hier lebt. Nichts, was ihr für ihn tun könntet, wäre das wert.

Raif: Man könnte ja wenigstens mit ihm sprechen—

Ulabeth: ... und damit als von vornherein zum Scheitern verurteilte, verzweifelte Bittsteller wirken, die nicht wissen, wie der Hase läuft, und sich zur Genugtuung Auras vor der Gesellschaft Imnescars blamieren? Zudem machst du es nicht nur deiner Priesterin noch schwerer, sondern deiner ganzen Gruppe. Fang endlich an, wie ein Amnier zu denken, nicht wie ein Schafhirte. Es geht um Gesichtsverlust, und den darf sich hier niemand leisten, ihr am allerwenigsten.

Raif: Was bezweckt sie damit?

Ulabeth: Da kann ich nur raten, aber ich vermute, es ist die kleine Rache, die sie sich für euren Auftritt vor vier Jahren leistet. Sie geht nur deshalb nicht weiter, weil sie weiß, dass Ballaize es auf euch abgesehen hat.

Raif: Wer ist Ballaize gegen Haus Coprith? Sie weiß doch nicht, wer er wirklich ist.

Ulabeth: Gegen Haus Coprith ist Ballaize ein Niemand. Aber er wirkt wie ein amnischer Geschäftsmann durch und durch, und die Spatzen pfeifen von den Dächern, wie rücksichtslos und grausam er ist. Hinzu kommt, dass er oft genug demonstriert hat, dass er als selbstständiger Händler über Gelder verfügt, von denen manche kleine Handelsgesellschaft nur träumen kann. Da sie nicht schlau aus ihm wird, nehme ich an, dass sie der Vorsicht den Vortritt lässt, bevor sie sich einen Feind macht, den sie nicht einschätzen kann und der ebenfalls in der Gesellschaft verwurzelt ist – im Gegensatz zu euch.

Raif: Aber es ergibt doch keinen Sinn, Naneetha und Casmar einsperren zu lassen, den Rest von uns aber nicht.

Ulabeth: Aura weiß, dass sie nicht zu euch gehören, dass ihr sie nur duldet – und dass sie damit auch für Ballaize nicht von Interesse sind. Gleichzeitig führt sie euch damit vor: Sie demonstriert, dass ihr mit Gesetzesbrechern zusammenarbeitet, sie erinnert die Gesellschaft daran, dass sie die Kirche Amaunators hier eigentlich alles andere als gern sieht, und sie hebt damit gleichzeitig prominent hervor, dass ihr zusammengehört. Damit schadet sie eurem Ruf und macht es allen anderen unmöglich, sich mit euch zu solidarisieren. Mit dieser kleinen Verhaftung hat sie dafür gesorgt, dass niemand mit euch zusammenarbeiten oder euch gar helfen möchte. Mehr muss sie gar nicht tun. Als nächstes hätte sie das öffentliche Augenmerk auf eure Exoten gelenkt und kommuniziert, wie gefährlich göttertlose Barbaren und Dunkelelfen sind, aber ich nehme an, davor schreckt sie zurück, weil sie zu euch gehören und damit möglicherweise zu Ballaizes Plänen.

Raif: Wir sind die Gemeinschaft der Ersten Sonne! Auch wenn hier noch niemand davon gehört haben mag, was wir in Tethyr erreicht haben, muss sich herumgesprochen haben, was vor zwei Jahren in Esmeltaran passiert ist!

Ulabeth: Denkst du? Erstens: Dafür war die Situation viel zu durcheinander, es ging zu schnell, an dem Tag ist in ganz Amn das blanke Chaos ausgebrochen, einen Namen hattet ihr damals auch noch nicht, und die Geretteten sind ja nicht zurückgekehrt, um von euren Taten zu berichten. Zweitens: Das einfache Volk respektiert so was vielleicht, aber wir reden hier von der amnischen Gesellschaft. Die respektiert Reichtum und das geschickte Spiel mit der Macht. Weder habt ihr das eine noch beherrscht ihr das andere. Beides nicht mal im Entferntesten. Ihr seid Niemande, die sich als Gentlemen verkleidet haben. Man nimmt euch so ernst wie Wilde aus Chult, die man zur Belustigung aller in Samt und Seide gewandet und ihnen die grundlegendsten Umgangsformen beigebracht hat. Da ihr aber potenziell nützlicher seid als mitgebrachte Kuriositäten, verspottet man euch nicht offen, sondern amüsiert sich hinter vorgehaltener Hand über euch. Es ist ganz gleich, wie viele Monster ihr erschlagen und welche exotischen Länder ihr bereist habt – im Angesicht amnischer Intrige seid ihr wie staunende Kinder. Man beugt sich zu euch hinunter und redet mit euch wie mit Erwachsenen, und wie Kinder spielt ihr das Spiel mit, macht euch diese Illusion zu Eigen und redet euch ein, jetzt selber für die Dauer des Spiels erwachsen zu sein. Das mag euch auch gut tun, aber wer euch anschaut, sieht nun mal, was ihr nach wie vor seid: Kinder, die Mama und Papa spielen.

Raif (atmet tief durch): Wie Amn wirklich ist, sobald man den Holzboden hinter sich lässt und auf Marmor tritt, wurde mir erst vor vier Jahren ganz langsam klar.

Ulabeth: Und diesen vier Jahren hast du erlaubt, dich vergessen zu lassen, dass ihr hier niemals große Helden sein werdet wie in Tethyr, sondern stets nur Abenteurer außerhalb der Gesellschaft. Nützliche Idioten.

Raif: So wie du?

Ulabeth: Nein, Raif. Nicht so wie ich. Als ich mit meiner ersten Gruppe unseren ersten lukrativen Auftrag erledigt hatte und von unserem Auftraggeber das Geld entgegennahm, wurde mir klar, dass ich nie mehr sein würde als eine Handlangerin, wenn ich so weitermache. Du hast von Amn gehört und dich in eine romantische Vorstellung davon verliebt. Ich traf einen amnischen Händler und verliebte mich in die Realität. Ich habe viele Jahre lang hart dafür gearbeitet, das Spiel zu erlernen und ernst genommen zu werden.

Raif: Und bist deine Leute losgeworden, die deinem Ruf nur geschadet und deine Karriere behindert hätten.

Ulabeth: Ja. Und ich habe es damit zu Wohlstand gebracht. Niemand hier schert sich darum, dass ich in Tethyr zur Welt kam. Sie nehmen mich ernst, weil ich mich etabliert habe und das Spiel zu spielen verstehe. Es ist nicht so, dass man dich nicht ernst nimmt, weil du kein geborener Amnier bist, Raif. Man nimmt dich nicht ernst, weil du das Spiel weder beherrschst noch erlernen willst, und vor allem, weil du dir einbildest, dass du dich nicht an die Spielregeln halten musst, weil du so ein großer Abenteurer bist. Egal, wie mächtig und berühmt ein König sein mag – wenn er Intrige nicht beherrscht, verliert er eben jede Partie.

Raif: Ich will es nicht beherrschen.

Ulabeth: Und doch willst du es spielen.

Raif: Ules, wir bestehen aus Mitgliedern, die in dieser Kombination niemand für möglich halten würde. Ob Priester, Barde, Drow oder Tiefling, ob Mulan oder ehemaliger Pirat oder Räuber, wir haben für jeden einen Platz – wenn eines stimmt. Wir haben etwas, das größer ist als wir. Es war nicht leicht zu finden, und es ist noch schwerer, es nicht zu verlieren. Eine kleine Begleiterscheinung, die zur Hauptsache wurde. Etwas, das aus uns mehr macht als Söldner oder Abenteurer. Du kennst uns seit vier Jahren, ich muss dir das nicht erklären.

Ulabeth: Raif, das ist hier nichts wert.

Raif: War es im Shining South auch nicht. Wir haben trotzdem daran festgehalten. Es gibt nun mal Dinge, die wir nicht tun. Genauso gut könntest du zu einem Einbeinigen sagen: "Hey, mit zwei Beinen könntest du aber besser laufen." Das ist ja schön und gut, aber der Einbeinige muss nun mal zusehen, wie er mit nur einem Bein klar kommt.

Ulabeth: Das ist ein dummer, dummer Vergleich, Raif. Er kann sich keins wachsen lassen. Ihr schon.

Raif: Nein, eben nicht, das sage ich ja. Gewiss, ich hab mich in eine romantische Vorstellung von Amn verliebt. Aber zusammen mit meinen Freunden hab ich mich in eine romantische Vorstellung einer Gemeinschaft verliebt. Und es ist völlig egal, wie viel die Welt mit deinen Vorstellungen gemeinsam hat. Ich habe gelernt: Du kannst sie wahr machen.

Ulabeth: Erzähl das dem Freibauern, der seine Schulden nicht abbezahlen kann und sein Gut verliert.

Raif: Du kannst sie wahr machen, wenn du die Möglichkeiten hast – oder sie zumindest suchst. Wir haben sie. Bei Oghmas Augenbrauen, du weißt das.

Ulabeth: Solange es darum geht, Monster zu erschlagen oder irgendwelche Leute aus einem brennenden Haus zu holen, mag das sein, Raif. Die wenigsten Menschen haben diese Möglichkeiten. Und du kannst es dir noch so fest einreden, aber hier habt ihr sie nicht.

Raif: Das hat man zu Zaranda auch gesagt. Ules, das ist deine Königin. Sie ist die Königin aus den Gutenachtgeschichten, die man dir als Kind vorgelesen hat. Das muss doch irgendwas in dir ausgelöst haben.

Ulabeth: Für dich ist jede Geschichte eine mit einem glücklichen Ende. Für den Rest von uns haben die wenigsten Geschichten eines. Ihr hattet verdammt viel Glück.

Raif: Wir hatten mehr als nur Glück. Und Zaranda hatte auch mehr als nur Glück. Die Adligen, die sich ihr anschlossen, wollten das alte Tethyr zurück – genau das, was sie nie mehr wollte. Ihr hat man garantiert auch jeden Tag in den Ohren gelegen: "Du musst mit dem arbeiten, was du hast. Du musst dich an die Spielregeln halten. Du kannst dieses nicht tun, du kannst jenes nicht tun, und das da musst du so und so machen." Bist du seitdem mal wieder zu Hause gewesen, Ules? Hast du gesehen, was dort passiert ist?

Ulabeth: Wir sind in Amn, Raif.

Raif: Lenk nicht ab. Bist du?

Ulabeth: Ja.

Raif: Und?

Ulabeth: Was hat das mit dem zu tun, was ich dir zu erklären versuche?

Raif: Alles. Vor der entscheidenden Schlacht mit Morkanns Truppen an St. Paradere hat Zaranda eine Rede gehalten, ich war nahe genug dran, sie mit eigenen Ohren zu hören. Fleece weiß sie heute noch Wort für Wort, ich nicht, aber sie sagte in etwa: "Wer das hier heute überlebt, diese aussichtslose Schlacht, wer trotzdem tapfer genug ist, hier zu stehen, und überlebt, der soll mein Bruder sein. Wir sind zu Wenige? Na hervorragend, umso größer die Ehre. Und all die, die es nicht wagten, für Tethyr zu kämpfen, die lieber zu Hause blieben, weil sie sich nicht vorstellen konnten, dass das etwas anderes als den Tod bringt, die werden sich einst verfluchen, dass sie nicht hier gewesen sind, und werden schamrot, wenn da einer kommt, der mit uns Schulter an Schulter stand, an diesem wichtigsten aller Tage." Und jetzt stelle ich mir vor, wie die wohlhabende Ulabeth Mullendore aus ihrem geliebten Amn zurückkommt und die alte Heimat besucht. Hast du dir da nicht gewünscht, mitgekämpft zu haben?

Ulabeth (lächelt): Raif, nicht mal Jergals Anblick wird dir deinen Sinn für Romantik austreiben, und wenn du deine Naivität bis zum Ende durchhältst, wird dein Platz in der Ewigkeit vermutlich in Brightwater sein. Aber du weißt, dass die Welt meistens nicht so funktioniert. Dass Dummheit bestraft wird. Dass der Stärkere siegt, nicht der Edlere.

Raif: Meistens, ja. Und wenn schon. Durch den Schwertzug, durch die drei Schlachten, an denen ich beteiligt war, bin ich zum Tethyrianer geworden. Durch meine Träumereien von einem idealisierten Amn und meine Einwanderung bin ich zum Amnier geworden. Das eine bin ich durch Taten, das andere durch Glauben. Und die Tinte ist so tief ins Papier eingedrungen, die lässt sich mit dem schärfsten Messer nicht mehr abkratzen. Das alles steht in meinem, äh... Buch des Lebens, wenn du so willst. Du kannst was dazuschreiben, doch du kannst nichts mehr auslöschen.

Ulabeth: Aber dir muss doch klar sein, Raif, dass die Wenigsten selber darüber bestimmen können, was in ihr Buch kommt, hm?

Raif: Na ja, das kommt darauf an. Du hast vor vier Jahren eine Handvoll naiver Romantiker kennen gelernt. Dann hast du Mask weiß was getrieben, und im Frühling '71 sind wir uns wieder über den Weg gelaufen. Spätestens da muss dir Ballaize ein bisschen mehr über uns erzählt haben. Du hast Bran und Rhoedry und Vardis näher kennen gelernt, du warst Rainas Kontaktperson, und als wir anderen nach Calimshan kamen, musst du uns beobachtet haben. Du wusstest, wir waren dieselben naiven Romantiker – und trotzdem haben wir all das erlebt, überlebt, erreicht. Komm, sei ehrlich, hast du dir nie gedacht: "Wow, die arbeiten nicht für ein Monster, die sind ihre eigenen Herren, die tun das, was sie selber für richtig halten und was sie gern tun. Das sind echte Freunde, die füreinander durch die Neun Höllen gehen würden. Ich wünschte, ich könnte ein Teil davon sein"?

Ulabeth (seufzt): Du würdest wirklich alles für deine Leute tun, hm?

Raif: So ziemlich.

Ulabeth: Damit machst du es mir noch schwerer, euch in Ruhe zu lassen. Nirgends in ganz Faerûn wäre es so einfach wie hier, euch auszulöschen.

Raif: Umso froher bin ich, dass uns jemand beschützt, der uns versteht. (Er grinst sie breit an, geht weiter, sie bleibt aber noch stehen.) Kommst du?

 

Zhai sitzt allein in ihrem Zimmer. Inzwischen sind sie und Raif die letzten Gruppenmitglieder, die hier die Stellung halten, und da Raif dauernd unterwegs ist, ist es an ihr, jeden Tag den Portkristall und das Geld zu bewachen. Ihr wird eine von einem Boten abgegebene Einladung zugestellt (sh. Anhang 5). Später, als Raif wieder zurück ist, berät sie mit ihm, wer gehen soll. Raif ist für beide, aber Zhai wirft ein, dass jemand vielleicht nur darauf wartet, dass sie ihren Besitz unbeaufsichtigt lassen, und dann zugreift. Raif denkt, dass ein Bewacher allein jetzt auch nicht das große Hindernis wäre, aber ja, es wäre amnisch, die Gruppe quasi selbst schuld sein zu lassen. Sobald Zhai das ausgesprochen hat, kommt es nicht mehr infrage, zu zweit zu gehen. Hier bleiben und Zhai schicken kann Raif aber auch nicht, denn weil man nicht weiß, wer der geheimnisvolle Absender ist, weiß man auch nicht, wie er auf eine Dunkelelfe reagieren würde. Natürlich wissen beide, dass das sehr gut eine Falle sein kann, aber sie haben keine andere Wahl, als die Einladung anzunehmen.

 

Als Uskans Karawane am Abend lagert, werden die Tiere gesondert abgestellt, die Fütterung übernimmt der Koch Coyle (Jpg 48385), und sie erfolgt nur noch unter Aufsicht. Spider bewacht Menadue und erfährt mehr von ihr, spricht auch mit Orn, kommt aber nicht weiter. Fleece fragt Uskan, welche seiner Männer er erst kürzlich angeheuert hat, hoffend, dass jemand erst seit zwei Monaten dabei ist (und eigentlich von Kalvaron eingeschleust wurde), aber ergebnislos. Auch ob jemand eine Vergangenheit als Taschendieb oder Einbrecher hatte, kann nicht nachvollzogen werden.

 

Raif geht mitten in der Nacht wie bestellt zu Kethalos' Glasbläserei. In der großen, unübersichtlichen, dunklen, nur von einigen Öfen erhellten Werkhalle kreist ihn plötzlich über ein Dutzend Rundeen ein. Raif weiß, sein letztes Stündlein hat geschlagen, die nehmen keine Gefangenen, und dass es hier gleich mehr als zwölf sind, soll seinen Hinterbliebenen wohl noch einmal das Kräfteverhältnis vor Augen führen. Von den Hochregalen aus werden aber plötzlich viele von ihnen mit Armbrustbolzen abgeschossen, ein Dutzend Janessarim  (Jpg 48386-48394) taucht auf, und viele Kämpfe mit den flüchtenden Assassinen entbrennen. Auch Raif beteiligt sich, aber hier zeigt sich sehr gut, dass die Dunkelheit und das unübersichtliche, unwegsame Terrain ihr Metier ist, nicht seins. Er kriegt keinen zu fassen, verfolgt einen in eine Sackgasse, doch der rammt ihm mühelos den Dolch in den Bauch, zieht ihn heraus, rammt ihn ihm in die Kehle und läuft einfach weiter, während Raif zusammenbricht.

 

Schnitt auf die besorgte Zhai, die wartet und wartet und wartet. Zurück in der Glasbläserei macht ein sehr edel gekleideter Janessar (Jpg 48395-48396) Bestandsaufnahme: drei tote und fünf verletzte Janessarim, sechs tote und kein verletzter Rundeen. Ein Kleriker der Janessarim (Jpg 48397) heilt Raif, und dieser kann nicht fassen, diesen Hinterhalt überlebt zu haben, ebenso wenig, dass die Janessarim auch hier zu finden sind. Der Anführer gibt zu, dass er den Hinterhalt mit einer Warnung hätte verhindern können, aber er ließ ihn zu, um so viele Rundeen wie möglich an einen Ort zu bekommen, wo er sie erledigen kann. Nach seinem Namen befragt, stellt er sich als Myrvarnion vor und gibt Raif einen Brief (sh. Anhang 6), mit dessen Hilfe er den Tempelvorsteher Bosper Vorune erpressen kann. Sobald dieser die Amaunatorianer freigesprochen hat, wird Lanfrane das vermutlich nicht mehr rückgängig machen. Raif fragt nach, welchem Gott er es zu verdanken hat, noch am Leben zu sein, aber Myrvarnion lächelt nur und hängt ihm einen Mantel um, denn mit seinem aufgeschlitzten, blutgetränkten Outfit kann er sich nicht auf die Straße wagen.

 

Im Haus der Rose erstattet Raif Zhai immer noch unter Schock stehend Bericht und legt sich dann erst mal hin.

 

Am Morgen benutzt Fleece Maligard's Morning Ministrations und Valmaxian Grooming. (Es bestand also eine Chance von 14 % und 16 %, dass es von den Cowled Wizards bemerkt wird.) Da man die technischen Regeln nicht kennt, denkt man sich halt, dass schon nichts passieren wird – hey, es sind Kosmetikzauber, niedrigstufige noch dazu, deswegen wird man doch keinen mächtigen Magier schicken, schon gar nicht hierher ins Nirgendwo. Aber was sagen die Würfel? Dass beide Zauber bemerkt werden. Jen kritisiert die beiden noch für ihre Unbesorgtheit, als sich plötzlich ein Cowled Wizard materialisiert (Jpg 48398-48399). Man muss an #13 – SHADOWS OF AMN zurückdenken, als Jen und Fleece ihnen in ihrer Seidenunterwäsche als exotische Tänzerinnen ausgeliefert waren. Aber das ist vier Jahre her, und seitdem hat sich so viel getan. Fleece geht also selbstbewusst auf den vermummten Magier zu und macht auch gleich klar, dass sie und Valmaxian die Täter waren, erklärt, dass sie aus Brost angereist sind und wegen der Goblins die Tejarn Hills von Südosten her umrundet hatten, und es war keine Stadt in der Nähe, in der man eine Lizenz hätte erwerben können.

 

Der Cowled Wizard kennt die Situation ja selbst: Man ist weit draußen, es ist wirklich keine Stadt in der Nähe, und es waren harmlose und niedrigstufige utility spells, also bleibt es bei einer Strafgebühr von je fünf Silberstücken. Wäre es z. B. ein Charm oder ein Kampfzauber in einer nicht lebensbedrohlichen Situation gewesen, wäre das etwas anderes, denn damit wäre dann auch gegen ein Gesetz verstoßen worden, und man wäre mitgenommen worden.

 

Doch kaum ist der Cowled Wizard wieder weg, bricht bei der Frühstücksausgabe ein Feuer auf einem der Versorgungswagen aus, und so schnell, wie das geschieht, muss Öl benutzt worden sein. Fleece schnappt sich Valmaxians Gläser und hält nach einem Unsichtbaren oder magisch Getarnten Ausschau, denn vielleicht folgt der Karawane ja jemand, und niemand hier ist der Saboteur, doch sie sieht nichts. Der Wagen brennt lichterloh, die Löschversuche sind vergeblich. Jen faucht Fleece an, dass der Täter ihr gewiss für das Ablenkungsmanöver (auf dem alle Augen ruhten) sehr dankbar ist. Wo sie Recht hat, hat sie Recht.

 

Man überlegt schon, dass man heute Abend nicht nur die Pferde, sondern auch die Wagen gesondert abstellen und bewachen muss, so dass sie nicht mehr in den Lageraufbau einbezogen werden, aber heute steht die Überquerung eines kleinen Flusses an, wo man mit einem Hinterhalt rechnen darf.

 

Raif begibt sich zu Vorunes Tempel (Jpg 48400-48402). Nach einem Schnitt lässt der fettleibige Waukeenar die Amaunatorianer, denen man den Aufenthalt im Verlies mittlerweile gut ansehen kann, frei, und Raif bringt sie zurück zum Haus der Rose. Er besteht darauf, ab jetzt nur noch irgendwo gekaufte Lebensmittel und Getränke zu verzehren, die man in den Zimmern aufbewahrt, und nur noch im Notfall etwas allein zu unternehmen.

 

Sprach's und macht sich dennoch allein auf den Weg zur Lilientherme, wohin er Ulabeth bestellt hat. Sie sitzt in einem Seidenkimono in einem der Foyers, auch er muss sich umziehen, um rein zu dürfen, und setzt sie unter Druck, denn die Rundeen arbeiten für Ballaize. Ulabeth bestreitet, davon gewusst zu haben, hat sie ihm doch beim ersten Besuch in der Lilientherme erzählt, dass sie weiß, dass Ballaize nie nur auf ein Pferd setzt, sondern auch andere Leute hier hat, und der eine weiß vom anderen nichts. Raif ist zu erbost über seinen Fast-Tod, um sachlich sein zu können, und streitet sich mit ihr. Ulabeth feuert erbost zurück, dass sie noch in der Nacht eine Botschaft vom Attentat bekommen und bis zu Raifs Nachricht gedacht hatte, er sei tot. Warum Raif wohl glaube, dass sich Ballaize die Mühe macht, sie das wissen zu lassen? Entweder wollte er ihr im günstigsten Fall demonstrieren, dass er nicht an ihre langfristige Strategie, Raif umzudrehen, glaubt, und ihr das eindringlich á la "Fang langsam mal an, nützlich zu sein" aufzeigen, oder er ahnt sogar, dass Ulabeth nicht mit offenen Karten spielt, und ihr Leben hängt am seidenen Faden. Sie kündigt ihre Zusammenarbeit auf und macht klar, dass sie nun, wenn sie am Leben bleiben will, effektiv gegen die Gemeinschaft arbeiten muss. Raifs Ärger verraucht angesichts von Ulabeths Zwickmühle. Er verabschiedet sich und streicht ihr mit dem Finger über die Wange, doch sie schiebt angepisst seine Hand weg.

 

Wie gewohnt reitet Kithain am Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein durch die traumhafte Toskana-Landschaft. Sie erreicht die Brücke, sieht sich um, die Scouts rücken verstreut nach – da trifft sie ein Pfeil und reißt sie von Tiatha herunter. Fast fällt sie über das Geländer der Holzbrücke, aber ihr Fuß hängt noch im Steigbügel und rettet sie. Ein gutes Stück weiter weg klettert ein Schütze aus einem Baum und steigt auf das von seinem Kumpel bereit gehaltene Pferd, und die beiden reiten weg.

 

Einer der Scouts erstattet Bericht, Jen prescht los und ruft Spider zu, mitzukommen. Fleece belegt sie gerade noch rechtzeitig mit einem Speechlink. Sie ist zwar voller Sorge um Kithain, fragt sich aber auch, was das soll. Sie warnt Uskan, dass dieses Attentat keinen Sinn ergibt – es hätte Sinn ergeben, die Brücke zu sabotieren, aber doch nicht, den Kundschafter zu töten. Irgendwas ist hier im Busche...

 

Die Pferde, die die Gruppe in Calimshan von Ban Bashur geschenkt bekam, sind schon mal überdurchschnittlich gute Pferde, aber natürlich weit entfernt von edlen Zucht-Ferraris. Jen jedoch reitet ein Elfenpferd von sehr gutem Blut, zwar von für Züchter unbekannter Rasse, aber manch edler Rasse ebenbürtig. Während also die Attentäter und die Scouts mit Toyotas unterwegs sind, fährt Spider einen Golf und Jen einen Mustang. Jedoch ist nach den offiziellen Regeln ein Pferd einfach nur ein Pferd. Manchmal geben einem die Würfelwürfe aber auch einfach Recht: Spider hat mit einem Skill von 5 und einem Wurf von 10 plus leichtem circumstance bonus Glück, Attentäter und Scouts auszustechen, aber Jen auf Palandril hat einen Skill von 10 und würfelt eine 20, und dazu kommt ein größerer circumstance bonus: Sie rast nur so durch die wunderschöne Gegend, und das Pferd gleicht jede Bodenunebenheit viel müheloser aus als alle anderen. Als sich die beiden Banditen, erschrocken darüber, dass die Verfolger so stark aufschließen, aufteilen, verfolgt sie den, der das schwierige Gelände abseits der Straße nimmt, und Spider bleibt am anderen dran. Verfolgungsjagden lassen sich generell schwer beschreiben, aber diese beiden haben wirklich viel Spaß gemacht.

 

Derweil steht die Karawane auf dem Präsentierteller, obwohl das umliegende Gelände übersichtlich ist: rechts Wiesen, links ein Kornfeld. Fleece überlegt trotzdem, ob sie nicht weiter vorrücken lassen sollte, als Jewel Gefahr von links spürt. Da sie nicht weiß, wie viel Zeit ihr bleibt, ruft Fleece daraufhin, dass alle absitzen und auf der rechten Seite hinter den Wagen in Deckung gehen sollen. Nun stellt sich heraus, dass man der Karawane aufgelauert und dies sehr gut vorbereitet hat: Zahlreiche Gruben wurden im Kornfeld ausgehoben und wieder zugedeckt, aus denen sich nun etwa 30 Wegelagerer erheben, die die Karawane mit Pfeilen eindecken.

 

Uskan sieht Fleece an, als die schon mit fragendem "Bist du dabei?"-Blick in Richtung der Banditen nickt. Uskan ist es: Er zieht seinen Morgenstern und reitet brüllend los. Fleece schickt ein kurzes Stoßgebet an Helm ab, zieht ihr Schwert und gibt Blossom die Sporen. Valmaxian belegt sie aus der Ferne mit Haste und unterstützt die Karawanenwachen mit Web, und Jaq, die mit ihren Illusionen nur nützlich ist, wenn sie die Karten in der Hand hat und agiert statt reagiert, kauert sich einfach nur in ihrer Deckung zusammen, ebenso Jewel, die die beginnende Schlacht durch die Speichen beobachtet.

 

Jetzt wäre es allen übrigens durchaus recht, wenn die Zauberei einen Cowled Wizard anlockte, doch die Würfel entscheiden sich anders.

 

Jen holt ihren Banditen auf einem Hügel mühelos ein, und der reagiert in Panik falsch, als er das Pferd, um einen Haken zu schlagen, zu stark herumreißt: Es kippt und rollt mit seinem Reiter den Hügel hinab. Jen hört gleichzeitig beunruhigenderweise via Speechlink Fleeces Stoßgebet – sie kämpft jetzt ganz allein, ohne dass Jen, die wenig Vertrauen in Fleeces Kampffertigkeiten setzt, sie beschützen kann...

 

Fleece übt schon jahrelang den Schwertkampf, doch seit ihrem Ritterschlag klemmt sie sich erst recht dahinter, und ja, Jen unterschätzt sie: Fleece ist nämlich inzwischen gar nicht schlecht. Natürlich würde ein Raif oder eine Jen mit ihr den Boden aufwischen, aber gegen normale Gegner macht sie eine gute Figur. Was sie noch nicht trainiert hat, ist der Kampf zu Pferd, aber Blossom ist diesen sowieso nicht gewohnt, scheut und wirft Fleece ab. Jedoch kommt sie sicher auf die Beine und kämpft zu Fuß weiter.

 

Jen kann sich nur noch vom Tod des Banditen überzeugen, das Pferd ist nämlich mehrmals über ihn gerollt und hat ihm sämtliche Knochen und das Genick gebrochen. Sie gibt dem Gaul den Gnadenstoß und kehrt zur Straße zurück, um Spider zu finden. Dieser nähert sich seinem Banditen viel langsamer als Jen, aber er muss auch nicht allzu nahe herankommen: Per Shadow Jump teleportiert er sich direkt hinter ihn, auch dieser Bandit verreißt in Panik die Zügel, Spider jumpt weiter, Pferd und Reiter stürzen. Mit gebrochenem Arm und gebrochenem Bein sieht der Wegelagerer ächzend in den strahlend blauen Himmel, als sich Spiders Konturen in sein Blickfeld schieben.

 

In ihren getarnten Gruben hatten sich die Banditen schön versteckt und hatten sogar eine Deckung, aus der zumindest die Armbrustschützen schießen konnten – mit einem Frontalangriff hatten sie nie im Leben gerechnet, und jetzt werden die Gruben zu tödlichen Fallen, wenn sie nicht schnell genug herauskommen. Jedoch werden beim Sturm natürlich auch Karawanenwachen getötet oder verletzt. Die Kämpfe, die Fleece ausfechtet, erinnern eher an wüste No-holds-barred-Rangeleien denn an elegante Duelle, aber hier zeigt sich auch die absolute Vorbedingung: Man muss es wagen, sich in so etwas zu stürzen, ohne sehen zu können, was hinter einem vorgeht, und ohne den Kopf zu verlieren, und das geht nur mit Übung – und durch Crown Ridge, Crown's Gap, Klarsamryn, Goblin Town, Milvian Bridge und viele andere Gefechte hat Fleece diese Übung und Abgeklärtheit. Mit Valmaxians Haste und ihrer eigenen Sonic Weapon räumt sie ganz gut auf, obwohl sich ihr nicht gerade Level-1-Gegner in den Weg stellen. Ihren Schild hat sie leider liegen gelassen (sie kann nicht Schild und Laute tragen) und kämpft daher wie Raif, also mit der rechten Seite nach vorn und mehr Reichweite, wofür Jen sie würgen würde, könnte sie sie sehen – aber es funktioniert blendend. Es hat wirklich Spaß gemacht, zu sehen, dass ihr endlich mal eine glaubhafte Gelegenheit gegeben wurde, nicht das Effektive (also Bardic Music), sondern das Heroische zu tun.

 

Jewel beobachtet den Kampf aus sicherer Entfernung. Zuerst fällt ihr auf, dass sich Vestris so postiert, dass sie auf ihrem Pferd nicht im Schussfeld der Pfeile steht, was man ja noch als Vorsicht deuten könnte, wenn auch wenig vorbildlich für ihre Männer. Doch nun beobachtet Jewel sie genauer und stellt fest, dass sie fast nicht kämpft, sondern nur Befehle erteilt oder drohend in jemandes Richtung reitet. Nun ist Jewel sicher: Sie macht mit dem Feind gemeinsame Sache.

 

Spider sieht, dass der Bandit auf seinem mehrfach gebrochenen, unnatürlich abgewinkelten Arm liegt, also pinnt er seinen rechten Arm, indem er seinen Scimitar durch die Handfläche in den Boden bohrt, damit er sich nicht wehren kann, während sich Spider auf ihn hockt und die Situation noch mal verdeutlicht, indem er ihm mit dem Dolch kreuzweise zweimal tief durchs Gesicht schneidet, bevor er auch nur seine erste Frage stellt. Jetzt weiß er, dass ihm der Schurke alles erzählen wird, was er hören will. Spider stellt die richtigen Fragen und erfährt, dass der Anführer, Barodan (der Einzige mit einem Kettenhemd), von einer Frau unter einer Kapuze mit diesem Hinterhalt beauftragt wurde. Seine rechte Hand und engste Vertraute, Krae, ist mit einigen Huren und einer Handvoll Männer zurückgeblieben und wartet darauf, dass die beiden Banditen die Verfolger in einen Hinterhalt hinter einer engen Kurve am Fuße eines Hügels locken. Der Bandit bittet ihn ständig, endlich Schluss zu machen, doch Spider stellt Frage um Frage und lässt sich die Geografie des Plans genau erklären. Schließlich gibt er ihm einen Moment, mit den Göttern seinen Frieden zu machen, und schneidet ihm die Kehle durch. Nun gilt es, Ghost zu finden, doch schon sieht er von Weitem Jen, die ihn gesucht hat.

 

Die Kämpfe dauern zwar noch an, doch die Schlacht ist entschieden: Uskans Karawane wird den Sieg davontragen, wenn auch unter schweren Verlusten. Jewel beobachtet nach wie vor Vestris und sieht, wie ein Mann in einem Kettenhemd unbewaffnet auf sie zuläuft, möglicherweise, um sich zu ergeben – doch sie erschlägt ihn. So bringt sie, da sich das Blatt gewendet hat, Barodan zum Schweigen, bevor er sie ans Messer liefern kann.

 

Jen und Spider erreichen Kithain und die Scouts, und Spider reitet weiter, um schnellstens die News zu überbringen, während sich Jen um Kithain kümmert. (Dank Speechlink weiß sie, dass der Kampf bereits gewonnen ist und sie sich nicht mehr beeilen muss.) Sie nimmt die Elfe auf ihr Pferd und reitet zurück.

 

Die Verwundeten werden zusammengetragen und erstversorgt, und Jen verarztet Kithains Wunde ganz annehmbar. Fleece kennt inzwischen Jewels und Spiders Informationen, spricht sich kurz mit Uskan ab und lässt ihn seine Ersten zu sich bitten. (Vestris traut sie so viel Geschick und Heimlichkeit, wie bisher von Nöten waren, nicht zu, und hat Surthad als Komplizen im Visier.) Dann beschuldigt sie Vestris, während Jewel die Reaktionen der anderen beobachtet und sich immer sicherer wird, dass Surthad zusehends nervöser wirkt. Sie macht darauf aufmerksam, und er läuft weg, aber Spider teleportiert sich in seinen Weg. Was er kann, hat Surthad noch nie gesehen, also rennt er schockiert in eine andere Richtung, und Spider schneidet ihm abermals den Weg ab und warnt ihn nun. Als er sein Schwert zieht und wieder wegrennt, fügt Spider ihm eine hässliche Wunde am Schwertarm zu, und Surthad gibt auf.

 

Vestris bleibt stur und überlegt ganz offensichtlich, ebenfalls blank zu ziehen, um im Kampf zu sterben. Fleece hat einen coolen Moment, als sie zuerst reagiert, schneller zieht und Vestris' Schwert zur Seite schlägt.

 

Uskans Männer sind außer sich vor Wut über diesen Verrat, und Jen ruft sie laut zur Ordnung und demonstriert, dass hier keine Lynchjustiz geduldet wird. Jedoch lauern Krae und der Rest von Barodans Leuten immer noch da draußen, und man muss wissen, was noch alles geplant ist. Fleece versucht also, Vestris zu charmen, doch dieser gelingt ein Save nach dem anderen, was für ihren Dickschädel spricht. Fleece braucht alle fünf Versuche, um es endlich zu schaffen, und hätte jetzt auch gar nichts dagegen, wenn die Cowled Wizards einen bemerken. Vestris packt endlich aus und erklärt das Ganze mit reiner Geldgier. Diesen Job übt sie nun schon so lange aus, und doch ist er eine Einbahnstraße, auf der man nicht reich wird, und was, wenn sie eines Tages zu alt dafür ist? Vor etwa zwei Monden hatte sie eine kleine Karawane nach Sunnyvale gebracht, und dort hatte Kalvaron sie angesprochen, ihre Bereitschaft für Verrat ausgelotet und sie dann damit eingewickelt, dass er sie als Verwalterin auf dem Gut der Valmaxians einsetzen würde, denn dort bräuchte er ja jemanden, dem er vertrauen kann... Den geldgeilen und bestechlichen Emporkömmling Surthad kannte Vestris ja schon länger, und seine Vergangenheit als Taschendieb würde sich als sehr nützlich erweisen.

 

Tatsächlich materialisiert sich ein Cowled Wizard, und Fleece, die darauf gehofft hatte, geht selbstbewusst auf ihn zu, erklärt ihm ernst die gesamte Situation und die Notwendigkeit des Charms, gibt ihm auch alle Infos von Spider und beschuldigt schließlich offiziell Solan Kalvaron, und Uskan schließt sich ihr an. Angesichts der sehr offensichtlichen Lage (die von Pfeilen gespickten Wagen, die toten Tiere, die toten und verwundeten Karawanenwachen und die toten Banditen) belässt der Cowled Wizard es bei einer Verwarnung, meint, dass sich seine Truppe auch um Kraes Banditen kümmern wird, und nimmt Vestris und Surthad mit nach Spellhold...

 

Der Karawane wurde übel mitgespielt. Es muss viel umgeladen oder zurückgelassen werden (in der Hoffnung, es auf dem Rückweg einsammeln zu können, wenn es dann noch da ist), um die Leichen zu transportieren, und auch die Pferde der Gruppe müssen nun eingespannt werden, um die toten Tiere zu ersetzen.

 

Rhoedry, Bran, Vardis und Nefirti liegen in der Nacht in den Ruinen von Fort Astre auf der Lauer. Durch das ganze Abenteuer zieht sich der rote Faden, dass die Helden nie so ganz machen können, was sie wollen, weil sie immer zu wenige oder die Falschen sind. Als hier ein Dutzend Männer zur Übergabe auftaucht, weiß Vardis, dass ein Kampf gegen eine solche Überzahl bei sehr schlechten Lichtverhältnissen der reinste Selbstmord wäre. Lieber lässt er die Übergabe geschehen und Rhoedry dann die Spur verfolgen. Die Abenteurer müssen ihnen allerdings fünf Stunden Vorsprung lassen, um etwas sehen zu können, denn mit Fackeln verraten sie sich in der Dunkelheit.

 

Die Spur ist leicht zu verfolgen und führt erneut nach Kalathtyr. Hier könnte man nun die Torwache bestechen (die Ladung muss ja verzollt worden sein), um sich dann durchzufragen, wohin das Fass in der kleinen Stadt gebracht worden ist, aber Bran springt über seinen Schatten und entscheidet sich für die effektivste Vorgehensweise: Er geht zur Kaserne und informiert Garannon. Da das kein Gefallen ist, sondern sein Job, nimmt Garannon alle Infos auch bereitwillig auf und die Sache selbst in die Hände. Das Quartett wartet im Torkelnden Troll, und nur zwei Stunden später kommt Garannon persönlich. Er hätte auch einen Gardisten schicken können – vielleicht hat ihm imponiert, dass Bran für Haus Cormond arbeitet, vielleicht möchte er damit seine eigene Karriere fördern, vielleicht ist es auch die Anerkennung dafür, dass Bran sich für die legale Variante entschieden hat, vielleicht ist es das erste Aufeinanderzugehen, das er hinbekommt, vielleicht von allem ein bisschen. Garannon ist jedenfalls nicht aus Versehen Captain geworden und hat geschafft, wofür die Gruppe vom Abenteuerentwurf her den ganzen Tag gebraucht (und vielleicht auch versagt) hätte:

 

Der Platz im Lagerhaus wurde vor einigen Tendays von einem Mittelsmann angemietet, Karaman, der einfach beim Betteln vor einem feinen Gasthaus angesprochen wurde und für eine warme Mahlzeit und eine Flasche Schnaps den Mieter spielte. Hier verliert sich eigentlich die Spur, aber Garannon befragte jeden, der im Gasthaus arbeitet. Eine Bedienung konnte sich an einen Gentleman erinnern, der mit dem Bettler vor der Tür gesprochen hatte: schwarzes mittellanges Haar, bartlos, schwarze Kleidung, stattliche Erscheinung. Imposanter noch war seine Begleitung, die berühmte Theaterschauspielerin Zaulia. Mit diesem Stichwort erfuhr Garannon, dass sie mit einem Schiff angekommen (das ist freilich nicht mehr hier, sonst hätte er vielleicht auch noch erfahren können, ob der Gentleman mit ihr zusammen unterwegs war) und Richtung Imnescar weitergereist war. Weitere Nachforschungen ergaben, dass dort in vier Tagen eine feudale Party in der Mandragora stattfindet.

 

Bran bedankt sich, und man bricht auf, denn vier Tage sind wenig Zeit, das wird ein strammer Ritt. Am Abend macht man auf dem Weingut der Cormonds Halt, und Vardis hat die sehr gute Idee, Rennard einzubeziehen, denn es dürfte schwer werden, ohne Einladung auf diese Party zu kommen. Rennard sagt kurzerhand zu, und im Morgengrauen bricht man tatsächlich nur zu fünft auf, ohne Bedeckung, da man umso schneller vorankommt, je kleiner die Reisegruppe ist.

 

Der Rest der Reise nach Sunnyvale verlief für Fleeces Gruppe ereignislos. Sunnyvale ist ein kleines befestigtes Städtchen, dem es offensichtlich gut geht, dem aber Pracht und Glanz der größeren Städte fehlen, da der Osten Amns architektonisch und künstlerisch rustikaler ist als der Westen (San Gimignano, Volterra, Jpg 48403-48431). Jedoch ist wegen der Feierlichkeiten viel los, und die engen Straßen sind verstopft. Nachdem man die Übergabe der Ware geregelt hat, erhalten Vingorax und Fleece eine Einladung, sowohl für die Party als auch für die Unterkunft in einem von Revans Gästezimmern. Niemand hat Yuria Bormul gesehen, die von der Terrasse von Revans Haus auf den Marktplatz sah und dies veranlasste.

 

Die Gruppe lagert gemeinsam unter freiem Himmel nahe der Stadtmauer, da in Sunnyvale jetzt keine Unterkunft mehr zu kriegen ist. (Uskan stellt Jaq eine in Aussicht, lässt sich aber volllaufen und geht dann so aufdringlich ran, dass sie die Flucht ergreift und sich lieber zu ihren Gefährten gesellt.)

 

Auf der Party, für die sich Fleece wieder mal umwerfend angezogen hat, ist alles, was in der Region Rang und Namen hat, zugegen. Fleece macht mit einem Bombencheck nach dem anderen kräftig Eindruck, wahrt aber auch die Distanz zu den Leuten. Sie lernt Revan kennen, der Vingorax sehr herzlich begrüßt, und trifft schließlich auf Yuria. Welch Wiedersehen nach ihrem letzten Treffen... Sie liefern sich einen rhetorischen Schlagabtausch, der zwar an Mileenas Zeit in Vivane in ANYWHERE IS erinnerte, diesen Vergleich aber auch wieder weit hinter sich lässt, so clever und diplomatisch und gerissen geht es hin und her – und Yuria muss erkennen, dass Fleece auf keinem Parkett zu unterschätzen ist. (Ich war auch wirklich stolz auf mich, weil mir selten so schnell so viele so gute Argumente, Bemerkungen und Erwiderungen eingefallen sind. Fleece war an diesem Abend, an dem wir übrigens in Cochems Haus Daniela gespielt haben, on fire!) Obendrein tut das auch Fleeces Ansehen gut, denn Yuria umwirbt sie, weil sie etwas will, und bei Fleece kostet das viel Zeit, was bedeutet, dass alle sehen, dass eine der reichsten und wichtigsten Handelsherrinnen Amns mit niemandem so viel Zeit verbringt wie mit Dame Jhessail Scarpe.

 

Yuria muss endlich damit herausrücken, was sie will: Dieses Sommerfest dient unter anderem auch als Tagung der Manycoins-Bank. Yuria möchte, dass Kalvaron im Vorstand bleibt, um ihre Interessen zu vertreten, aber das kann er nur, wenn die Anklagen gegen ihn fallen gelassen werden. Obendrein ist einer der Anteilseigner ein Calishit, Erazel, der nicht nur in Calimshan mit Sklaven handelt, wo er das darf, sondern auch hier oben welche eingefangen hat – und es wäre sehr schön, wenn ihm das zum Verhängnis würde. Für diese Dienste bietet Yuria 15 Goldstücke.

 

Fleece reagiert clever: Sie kündigt an, Vingorax und Uskan zu fragen, ob sie die Anklage fallen lassen, wenn Vingorax die Anleihen nebst Bonus unentgeltlich zurückbekommt und Kalvaron die Hinterbliebenen aller Getöteten kräftig unterstützt und Uskan entschädigt – dann werde sie sich Vingorax anschließen. Das habe aber noch nichts mit dem Calishiten zu tun, und dafür will sie deutlich mehr Gold sehen. Yuria entgegnet, dass die Befreiung von Sklaven solch edlen Helden doch Belohnung genug sein müsste, aber Fleece erwidert, dass dem zwar so sei, aber erstens wolle Yuria offenbar, dass das sehr prominent und vor allem vor der Tagung geschieht, also extrem kurzfristig, nämlich heute Abend – die Gemeinschaft jedoch könnte sich mit der Befreiung aber auch ein paar Tage Zeit lassen, um sie gut zu planen. Obendrein macht Fleece darauf aufmerksam, dass der notleidende Bauer am Wegesrand für einen Gefallen nicht zur Kasse gebeten wird, aber jeder andere zahlt so viel, wie er sich leisten kann, und Yuria kann sich eine Menge leisten. Fleece verlangt 150 Goldmünzen. Sie weiß, dass Yuria keine Wahl hat, und lässt sich auf 125 runterhandeln, damit Yuria vor sich selbst das Gesicht wahren kann.

 

Fleece informiert Jen, die vorsichtshalber draußen auf dem Marktplatz mit den zahllosen Pferdeknechten und Kutschern wartet, und diese macht sich missmutig auf zu den anderen, um ihnen zu erklären, dass sie heute Nacht Sklaven befreien werden. Fleece bleibt auf der Party.

 

Um nicht aufzufallen, verleiht sich Jaq (die in Amn sehr ungern zaubert, da sie überzeugt ist, damit die Cowled Wizards anzulocken) die Illusion eines Dienstboten und erfragt die Adresse des Kontors. (Es ist das der Fernstones, bei denen sich Erazel eingemietet hat.) Sie, Jen, Jewel, Spider und Valmaxian machen sich also auf den Weg und können die Party ganz leise bis hier hören. Spider tarnt alle mit Darkness vor einer patrouillierenden Wache, Jewel entschärft am Hintereingang die Falle an der Tür und knackt diese, und man kann den Brunnenhof betreten (Jpg 48432-48436). Es folgt eine lange Sequenz, in der Spider und Jen oben Schmiere stehen und Jewel Falle um Falle entdeckt und entschärft (man merkt wirklich, dass die Fernstones sich eine sehr gute Sicherung leisten können) und Türschlösser knackt, wobei immer wieder Szenen von Gardisten eingeblendet werden, die antreten, zum Abmarsch kommandiert werden und durch die Straßen marschieren. Dadurch entsteht eine ziemlich fiese Spannung. Jewel entdeckt endlich im Weinkeller, dass ein riesiges Fass den Durchgang zu einem Geheimraum markiert, enträtselt den Mechanismus, öffnet das "Fass" und sieht im angrenzenden Raum nur zwei Sklaven: Zwei annähernd drei Schritt große, menschenähnliche Kreaturen, deren milchig weiße Augen in der Dunkelheit leicht zu fluoreszieren scheinen (Jpg 48437-48438)...

 

Jaq warnt Jewel ängstlich davor, diese Monster zu befreien, aber die Diebin fasst sich ein Herz und klettert hinein. Die Frau der beiden bittet sie auf Chondathanisch, sie loszuketten, da sie verstanden hat, dass Jewel nicht zu ihren Häschern gehört, und verspricht, alles dafür zu tun. Jewel folgt ihrem Instinkt und lässt die beiden frei.

 

Die Gardisten nehmen in einer Reihe Aufstellung. Spider linst durch den Spalt zwischen den Fensterläden und sieht... nichts, denn die Gardisten waren zu Revans Anwesen marschiert und warten jetzt davor. (Im Film wäre das clever geschnitten. Man hat natürlich erwartet, dass sie hierher kommen.)

 

Die riesige Frau stellt sich als Meavoi Thunukalathi Kathaal und ihren Gefährten als Skaar Anakalathai Kathaal vor, was sich natürlich keiner merken kann. Jeder außer Valmaxian reagiert natürlich erst mal sehr erschrocken, aber das sind nun mal die einzigen Sklaven, die da waren. Wie mit Fleece vereinbart, führt Jen alle zum Marktplatz. Meavoi fühlt sich offenbar klaustrophobisch beengt in diesen schmalen Gassen, während Skaar leise erleichtert lacht und den Blick kaum vom Sternenhimmel über ihm abwenden kann. Die beiden wirken in der Tat nicht gefährlich, von ihrer beeindruckenden Größe mal abgesehen. Jen lässt sie in einer Gasse zurück, betritt den Marktplatz, sieht die (bereits von Yuria bestellten) Gardisten und erhebt ihre Anklage. Auf dieses Stichwort hatten sie wohl warten sollen, denn nun verschaffen sie sich Zutritt. Als sich aber Meavoi von der Gruppe löst und selber zum Eingang läuft, löst sie eine Panik aus – dabei wollte sie nur den Mann sehen, der für ihre Gefangennahme verantwortlich ist. Jen kann die Gardisten mit Mühe beruhigen. Meavoi fügt sich den Regeln und unternimmt nichts, aber sie hat Erazel immerhin angesehen, als er abgeführt wurde.

 

Man bringt die beiden Goliaths (als solche hat Valmaxian sie identifiziert) zurück zum Lager, wo sie nun auch die verwundete Kithain kennen lernen, die mit ihrer üblen Pfeilwunde zurückgelassen wurde. Während man auf Fleece wartet, hört man den beiden zu, wie sie sich auf ihrer unerwartet melodischen Sprache unterhalten.

 

Meavoi: Gol ilakae kathana kulia. Kuli gumatha kanakath.

Skaar: Gol maula kae, goli lenamaka nae.

Meavoi: Lothakal lanae lulakamana. Elieka kukanath mali kothek, naulae kikanath mali anemakua. Kuthalam hailek, naua namamek thanea. Kuli ananaka kulae aulaka.

Skaar: Kauma nau emaka nauth.

 

Jewel und Kithain lernen die beiden etwas besser kennen. Sie stammen aus den Giant's Run Mountains, von denen wie auch bei den Troll Mountains und der Grasebene dazwischen fraglich ist, ob diese Gebiete zu Amn gehören, da es sich hierbei einfach um Niemandsland handelt.

 

Meavoi: Vanua beschloss, dass Clan Kathaal zu schwach ist, um leben zu dürfen. Er zeigte Menschen den Weg zu uns. Sie waren anders als die Menschen mit den Ziegen und Schafen, die am Fuße der Berge leben. Sie waren bewaffnet, sie trugen Bosheit in ihren Augen, und sie suchten uns. Wir wollten sie zuerst finden, also schickte unsere Stammesmutter, Keothi Galanianhi Kathaal, mich, Anakalathai, Ogolakanu, Kuliekamana und Anakathami, ihr Lager zu suchen. Wir fünf sprechen die Menschensprache am besten, weil wir Handel treiben und unsere Menschen gut kennen. Wir wollten die neuen Menschen fragen, was sie von uns wollen. Manethak beschützte uns, aber er beschützte nicht Clan Kathaal. Vanua ließ eine riesige Lawine ins Tal stürzen, die Clan Kathaal begrub. Jetzt waren Thunukalathi, Anakalathai, Ogolakanu, Kuliekamana und Anakathami Clan Kathaal.

  Vanua blieb hart in seinem Urteil, und so zeigte er den Menschen, wo wir waren. Sie versuchten, uns nicht zu töten, sondern einzufangen, aber wir kämpften härter, als die Menschen gedacht hatten, und konnten einige töten. Sie töteten Anakathami, Kuliekamana und Ogolakanu, und Anakalathai und mich fingen sie ein wie Tiere.

  Sie wanderten lang und weit mit uns, bis wir die Bergspitzen nicht mehr sehen konnten. Dieses hier ist der erste Menschenort, den wir seitdem sahen. Hier sperrten sie uns ein. Für wie lange, Anakalathai? Es können zehn Sonnenaufgänge gewesen sein.

 

Das ergibt natürlich Sinn. Sklaverei ist in Amn verboten, aber Exoten wie diese Goliaths, die es in Calimshan nicht gibt, hier zu fangen und im Land der Ersten Sonne als Arenakämpfer zu verkaufen, wo man dergleichen nie gesehen hat, verspricht riesige Gewinne – genug, um dieses Risiko einzugehen.

 

Die großen Unterschiede werden sehr schnell deutlich, so zum Beispiel, dass die Goliaths im Matriarchat leben, das die weiseste Frau ausübt und in dem der Stamm einfach alles ist, so dass sie nicht mal wissen, wie alt sie eigentlich werden, weil Alte und Schwache freiwillig den Stamm verlassen, um ihn stark und gesund zu halten. Kithain stellt wohlwollend fest, dass die Goliaths mit den Elfen diese absolute Stammesverbundenheit ebenso gemeinsam haben wie die Tatsache, dass sie die Natur nicht ausbeuten, sondern stets weiterziehen, damit sie sich von ihnen erholen kann. Jedoch schließen die beiden Goliaths aus, nach einem anderen Stamm zu suchen, um sich diesem anzuschließen – das passiert sehr selten, denn warum sollte eine absolut eingeschworene, homogene Gemeinschaft Fremde aufnehmen? Dass sie keinen Stamm haben, spricht entweder gegen ihre Herkunft (der Stamm war schwach und starb deshalb aus) oder gegen sie (sie haben gegen die Clansregeln verstoßen und wurden deshalb ausgeschlossen). So oder so sind sie jetzt Clan Kathaal.

 

Schnitt auf Yuria, die sich bei den Fernstones aufhält und zufrieden ist, dass alles so gut geklappt hat. Es ist natürlich bedauerlich, dass der arme Erazel gar nicht gewusst hatte, dass er Sklavenhändler ist...

 

Kithain erklärt allen, dass man die beiden Goliaths unmöglich allein weiterziehen lassen kann. Sie sind sehr weit weg von ihren Bergen, und auf dem Rückweg kämen sie nicht nur nicht in der Zivilisation zurecht, sondern liefen auch Gefahr, aus Angst verfolgt oder aus Habgier gejagt zu werden. Kithain schlägt den beiden also vor, die Gemeinschaft der Ersten Sonne zu begleiten. Der aufgeschlossene Skaar mag den Namen wegen des Sonnenbezugs, doch die skeptische Meavoi versteht nicht, warum sich Kithains Stamm würde schwächen wollen, indem er sie aufnimmt. Da sie aber versprochen hat, zu tun, was ihre Retter wollen, nimmt sie das Angebot an, und Skaar richtet sich ohnehin nach ihr. Es gibt außer der Stammesmutter, den Morgenrufern, dem Himmelsbeobachter und der Zeltmutter keine dauerhaften Ränge bei den Goliaths, und daher steht Meavoi hierarchisch nicht über Skaar. Er kennt sie jedoch und akzeptiert stets ihr Urteil, dem er sehr vertraut.

 

Am nächsten Morgen erhält Fleece Yurias versprochene Bezahlung und überwacht die Übergabe von Dokumenten und haufenweise Geld von Kalvaron (Jpg 48439) an einen Händler, den Fleece kurzerhand für Vingorax und Uskan angeheuert hat, da sie sich nicht mit Verträgen auskennt. Nun kann es endlich nach Coryllvol zurückgehen.

 

Cormond, Vardis, Rhoedry, Bran und Nefirti erreichen Imnescar noch rechtzeitig, jedoch erst am Abend, die Party läuft wahrscheinlich bereits. Man verabredet sich für später, das Quartett kehrt ins Haus der Rose zurück, und während sich Vardis badet und umzieht, tauscht er sich mit Raif aus. Klar, dass er mitgeht, und so treffen sich Vardis und Raif mit Cormond.

 

Dieser wird zuerst ohne Einladung nicht eingelassen, aber auf Nachfrage erfährt der Türsteher, wer das ist, und plötzlich darf man selbstverständlich rein (The Witcher 3, Beauclair, Lady Orianna's Estate). Man muss jedoch seine Waffen abgeben, denn die Mandragora ist ein Treffpunkt für Künstler: Unter den gut und gerne 100 Gästen treiben sich Bildhauer, Maler, Sänger, Poeten, Schauspieler und derlei herum, und entsprechend affektiert ist das Bussi-Bussi-Gehabe, entsprechend realitätsfern sind die Gespräche. Vardis und Raif sehen sofort, dass Cormond hier mit seinen üblichen Drohgebärden nichts wird erreichen können – nichts könnte weiter von ihm entfernt sein als diese Leute. Die beiden teilen sich also auf und mischen sich unters Volk. Die Party findet in einem riesigen geschmückten und aufgeteilten Innenhof mitsamt künstlichem Teich und malerischer Brücke statt.

 

Vardis tritt bei seinen Gesprächspartnern (z. B. Jpg 48440-48442) wirklich von einem Fettnäpfchen ins nächste, weil er z. B. behauptet, Zaulias Auftritt in Kalathtyr verpasst zu haben (obwohl er Kalathtyr gesehen hat und wissen könnte, dass eine berühmte Schauspielerin garantiert nicht in diesem Loch gastiert, sondern nur den Hafen benutzt hat) oder seine niedere Herkunft durch unpassende Bemerkungen verrät. Immerhin erfährt er, dass Zaulias Markenzeichen eine purpurne Orchidee aus den Purple Hills ist, die sie auf gesellschaftlichen Anlässen im Haar zu tragen pflegt.

 

Raif sieht auch einen der beiden exzentrischen turmianischen Zwillingsbrüder Yaquiro und Valquiro (Jpg 48443), die berühmte Maler sind und auch gemeinschaftlich malen, aber nur sehr selten gemeinsam irgendwo auftreten, woraufhin die Leute immer nur raten können, ob sie Yaquiro oder Valquiro vor sich haben.

 

Währenddessen sehen wir Galebra, die nackt und Wein trinkend auf einem Bett liegt (Jpg 48444-48446). Der Gastgeber, Oliendor Ophal (Jpg 48447-48450), tritt ein, eine Sexszene schließt sich an (Video 4807, Jpg 48451-48453), und danach steht Galebra am Fenster, sieht hinaus und fragt nach den Amaunatorianern. Oliendor erklärt, dass der Waukeenar Bosper Vorune seine Karriere in den Abort gekippt hat, dass die Abenteurer ihn also mit etwas erpresst haben müssen, das sogar noch nachteiliger für ihn sein würde. Das hätte man ihnen gar nicht zugetraut, haben sie hier doch keinerlei Kontakte. Er bestätigt auch Ulabeths Vermutung, dass Aura das eingefädelt hatte, und erklärt, dass Lanfrane Vorunes Alleingang nicht ungeschehen machen und seine Entscheidung zurücknehmen kann, ohne sein Gesicht zu verlieren – und so wichtig sind die Amaunatorianer dann ja auch wieder nicht.

 

Als Vardis oft genug durch den Innenhof gegangen ist und niemanden mit einer Blume im Haar gesehen hat (ohne sich jedoch sicher sein zu können, sie nicht übersehen zu haben – das wäre Jewels Metier), nimmt er die Alkoven unter die Lupe. In einem sieht er einen Maler (Jpg 48454), der einen Akt malt, und einem vorzüglichen Spot-Check sei Dank sieht er auf dem Bild eine Frau mit einer Blume im Haar. Er berät sich mit Raif und überlegt Tage im Voraus, aber sie ist jetzt hier, Vardis und Raif sind jetzt hier, Raif will sie jetzt sprechen. Er informiert sich über den Maler (er heißt Hendel), dringt einfach ein, tut so, als sei er ein Verehrer Hendels, schaut um die Ecke, tut erschrocken ob des Aktmodells (das sich aber nicht verschämt ankleidet, sondern entspannt liegen bleibt) und fragt überrascht, ob das wohl Zaulia sei. Die junge Dame erklärt, dass Zaulia die Party schon vor etwa einer Stunde verlassen und ihr zum Abschied ihre Orchidee geschenkt hat, weil sie so eine Verehrerin ist. Sie war mit einem schwarzhaarigen Mann hier, dessen Brosche die junge Dame sehr hübsch gefunden hatte: ein Schmetterling oder eine Motte mit einem Gesicht, aus Gold und bunten Schmucksteinen.

 

Vardis will damit wieder zu Cormond gehen, aber Raif ist dagegen: Cormond muss sich doch irgendwann fragen, wozu er die Abenteurer eigentlich braucht, wenn sie nichts selber geregelt kriegen, sondern mit jedem Scheiß zu ihm kommen. Man erstattet also zwar Bericht, versichert ihm aber, Zaulia auf der Spur zu bleiben, und geht wieder. Vardis meint, die Spur sei doch tot, aber Raif entgegnet, dass er morgen mit Neetha ein paar Straßencafés und Restaurants besuchen werde, wo man in Erfahrung bringen kann, ob und wann Zaulia das nächste Mal auftritt.

 

Tags drauf kauft er Neetha ein hübsches Kleid, und sie genießt es, mit ihm durch die Stadt zu flanieren wie ein Paar. (Sie darf zwar nicht lügen, aber das muss sie auch nicht, das übernimmt Raif – sie muss nur gut aussehen.) Sie nimmt jedoch Notiz davon, wie Raif sie gar nicht beachtet, sondern einer blonden und einer brünetten Frau hinterherstarrt, bis sie sich umdrehen und er sieht, dass es nicht Ulabeth und Raina sind. Raif bringt in Erfahrung, dass Zaulia in drei Tagen ein Stück uraufführt: Die Entfesselten. Die Karten dafür sind aber bereits seit Tendays ausverkauft. Er meint daher am nächsten Morgen zu Vardis, dass dieses Stück eine gute Gelegenheit wäre. Vardis will Cormond fragen, ob er Karten besorgen kann, aber Raif wiederholt seine Bedenken vom Vorvorabend und schlägt stattdessen vor, es mit Erekard Oriel zu versuchen. Erstens sollte man ihm vielleicht der Höflichkeit halber Bericht erstatten, und zweitens könnte man so auch erfahren, ob er bereits Lathluryl über ihre Zusammenarbeit eingeweiht hat. Vardis will Karnia auf einen Spaziergang mitnehmen und direkt zum Haus der Vymmars gehen, aber Raif hält ihn auf: Wenn Oriel sie noch nicht eingeweiht hat, wäre es ein Schlag in sein Gesicht, ihm das abzunehmen und Lathluryl vor vollendete Tatsachen zu stellen. Also schickt Raif einen Boten, und Oriel schreibt zurück, dass er sich am Nachmittag im Windspiel einfinden wird.

 

Vardis nimmt die Verabredung wahr und erstattet dem mürrischen, schüchternen Oriel Bericht. Der Witz ist dabei, dass die Beschreibung von Zaulias geheimnisvollem Begleiter bereits dreimal gefallen ist und schon die ganze Zeit wie die Faust aufs Auge auf Oriel gepasst hat, und nun kommt auch noch die Brosche hinzu, die prominent auf Oriels Brust prangt (Jpg 48455) – aber Vardis fällt nichts auf. (Ich habe dabei erneut für Dirk durch Oriels Bilder gescrollt und schließlich eins vergrößert und während der Unterhaltung offen gelassen. Die Brosche hatte er schon wieder vergessen, also erinnerte ich ihn sogar noch mal daran – und so gab Dirk als Vardis mit Blick auf Oriels Bild die Personenbeschreibung wieder, und es hatte noch immer nicht Klick gemacht.) Oriel meint also, er werde sehen, was er tun kann, und geht.

 

Da Vardis offenbar keinen Verdacht hegte, macht er auch nicht den hellsten Eindruck auf Oriel. Der aber hat kapiert, dass mit einer Verkleidung oder gar Illusion der Verdacht auf ihn gelenkt werden soll. Mit der Cleverness der Gemeinschaft ist offenbar nicht zu rechnen, also muss er eigene Nachforschungen anstellen. Um Lathluryl nun aber keinen Vorwand zu liefern, sich mit einem später prominent auftauchenden "Verdacht" seiner zu entledigen, bezieht er sie mit ein. Er betritt also ihre Schreibstube, während sie gerade mit einem Angestellten irgendwelche Unterlagen durchgeht.

 

Oriel: Wir müssen reden.

Lathluryl: Heute Abend.

Oriel: Jetzt.

Lathluryl sieht Oriel ein paar Sekunden lang stechend an, bedeutet dann aber dem Angestellten mit einem Blick, zu gehen.

Oriel (wartet, bis sich die Tür geschlossen hat, tritt an den Tisch): Ihr habt Vardis Yardane und Raif Bowgentle den Auftrag gegeben, nach dem Erpresser zu suchen.

Lathluryl: Ach, habe ich das? Und wer verbeitet solche Geschichten?

Oriel: Yardane und Bowgentle.

Lathluryl: Was?

Oriel: Das spielt keine Rolle. Sie haben eine Spur verfolgt, und die führt zu mir.

Lathluryl: Bitte?

Oriel: Sie verfolgen einen Mann. Glattrasiert, mittellanges schwarzes Haar, schwarze Kleider und eine Brosche in Form einer Motte.

Lathluryl: Ihr wart das!

Oriel (erst sehr nachdrücklich, dann ruhiger): Lasst mich... ausreden. Yardane hat es nicht kapiert, aber offenbar soll es so aussehen, als sei ich der... Mann im Hintergrund. Aber das bin ich nicht.

Lathluryl: Was habt ihr mit diesen Abenteurern zu schaffen?

Oriel: Sie haben mich eingeweiht.

Lathluryl atmet finster durch und muss sich beherrschen.

Oriel: Während sie weg waren, habe ich versucht, mehr herauszufinden. Ohne Erfolg. Jetzt kamen sie zurück. Sagten mir, wen sie suchen. Denken, sie suchen jemand anderen, aber ich bin es, den sie finden sollen.

Lathluryl: Das überzeugt mich nicht.

Oriel: Warum sonst erzähle ich Euch das? Ich weiß, dass Ihr denkt, dass ich es war. Aber ich diene Haus Vymmar. Ihr seid Haus Vymmar.

Lathluryl: Ihr erzählt mir das, Master Oriel, um den Verdacht von Euch abzulenken, weil es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis ich es von Yardane höre. Er mag ein Volltrottel sein, aber ich wüsste sofort, an wen ich bei dieser Beschreibung zu denken hätte.

Oriel: Wenn ich der wäre, für den Ihr mich haltet, wäre es mir ein Leichtes, die Schattendiebe zu beauftragen, Yardane und Bowgentle zu töten. Das wäre auch leicht für Euren Erpresser, der nicht enttarnt werden will. Aber sie leben noch und folgen ihrer Spur. Euer Erpresser lässt sie leben, damit sie mich finden.

Lathluryl: Und warum sollte das in seinem Interesse liegen?

Oriel: Damit Ihr ihn nicht mehr sucht, wenn Ihr mit den Beweisen gegen den scheinbaren Schuldigen zufrieden seid.

Lathluryl: Ich nehme an, die Spur ist noch nicht kalt, hm?

Oriel: Yardane will Karten für die Uraufführung der Entfesselten. Zaulia tritt darin auf. Sie ist bei zwei Gelegenheiten mit dem Mann, zu dem die Spur führt, gesehen worden.

Lathluryl (stechend): Dann soll er seine Karten haben. Ich werde sie morgen vor Eure Tür legen lassen, und sollte ich erfahren, dass Ihr sie nicht ausgehändigt habt, dann werde ich nicht mehr auf die Verschwiegenheit von Abenteurern vertrauen, sondern auf die Urteilsfähigkeit der Stadtgarde. Haben wir uns verstanden?

Oriel: Wie Ihr wünscht, Madam.

 

Nun sehen wir Tolar Meveril, der von den Zinnen des Helm-Tempels hinabschaut und Cordian und Meri zu Pferd sieht. Meri wartet draußen, Cordian drinnen, während die mitgebrachte Rüstung genauestens inspiziert wird, und nach geschlagenen drei Stunden wird Cordian auf das flache Tempeldach zitiert, wo sich über ein Dutzend Wächter versammelt haben. Meveril erklärt, dass Cordian Fehler um Fehler begangen hat, ein jeder schon für sich unverzeihlich – verzeihen kann die nur Helm. Dann erzählt er, als wolle er es im Protokoll unter Zeugen festgehalten wissen, was Cordians Auftrag war und unter welchen Umständen er erteilt wurde. Akribische Untersuchungen haben nun ergeben, dass die mitgebrachte Rüstung tatsächlich die von St. Urbain ist. Dies nimmt er als deutliche Willenserklärung Helms und erteilt Cordian die Anweisung, der Gemeinschaft auch weiterhin Helms Schutz angedeihen zu lassen, seine Befehle könne er in der Schreibstube abholen. Gerührt, aber gefasst geht Cordian nach unten, holt die Befehle ab und fällt draußen Meri in die Arme.

 

Er stellt sie seinen Freunden im Haus der Rose vor und lässt sich zum Unglaublichen beglückwünschen: Er ist jetzt wirklich ein richtiger Priester, und er darf bei der Gruppe bleiben – damit hätte niemand gerechnet. Leider kann man nicht unten feiern (dann müsste man auch Essen und Trinken bestellen), sondern muss das hier oben in Zhais Zimmer tun, und Cordian erfährt natürlich auch, warum man jetzt so vorsichtig ist. In Tethyr wäre all das hier kaum vorstellbar, aber nun ja, man ist halt in Amn.

 

Zhai schlägt vor, die beiden Gruppen wieder zusammenzuführen. Raif bittet um eine Pause, geht in sein Zimmer, kommt mit der Schatulle wieder und erklärt, dass man jetzt für eine Stunde offen reden kann. (Man fragt sich zwar, wo er die her hat, aber nur im Stillen.) Er erklärt, dass man das rückblickend schon lange hätte tun können, dass man das aber eben nicht vorher weiß. Coryllvol ist schließlich noch mal so weit entfernt wie Esmeltaran. Wer weiß, wohin einen diese Geschichte hier geführt haben wird, wenn sie endlich ankommen, und möchte man es dann seinen Feinden so leicht machen, auch noch eine Nachsendeadresse für die anderen zu hinterlassen? Außerdem beschützen die Mauern Imnescars sie sogar noch ein wenig – wie leicht wäre es außerhalb, jemanden zu töten? Rhoedry wirft ein, dass er ein schneller Reiter ist, der in der Wildnis gut zurecht kommt und sich darauf versteht, Hinterhalten aus dem Weg zu gehen. Wenn man zu dem Schluss kommt, dass man die anderen hierher holen sollte, wäre er bereit, gleich morgen früh aufzubrechen.

 

Man überlegt hin und her, einigt sich dann aber darauf. Raif bittet Cordian (mit der Schatulle) nach nebenan in ihr gemeinsames Zimmer, wo er dem Helmiten eindringlich klar macht, Meri sofort in Sicherheit zu bringen. Cordian hatte nicht ahnen können, wie sich hier alles entwickelt hat, und stimmt zu – das ist ihm auch klar. Sie soll morgen Rhoedry begleiten. (Dann kommt er zwar viel langsamer voran, kann aber da draußen am besten auf sie aufpassen.) Raif meint, Cordian könne das Zimmer heute für sich haben, Raif sei nicht müde. Cordian versteht den Wink und dankt ihm.

 

Mit der Schatulle bewaffnet entschuldigt sich Raif, er müsse noch etwas erledigen. Draußen vor der Tür zum Gasthof wird er aber von Kenrith (Jpg 48393-48394) abgefangen, den er in der Nacht des Attentats unter Myrvarnions Leuten gesehen hatte und der sich nun persönlich vorstellt. Während Cordian Meri die Situation erklärt und noch einmal mit ihr schläft, besucht Raif mit dem Janessar eine Taverne und erhält Kenriths Hilfsangebot. Auch fragt er erneut nach, wie es sein kann, dass die götterlosen Helm-Ketzer in ihren Unterschlüpfen kultische Handlungen vornehmen und Kleriker in ihren Reihen haben. Kenrith erklärt, dass die Janessarim durch ihre Götterlosigkeit berühmt geworden sind, doch wären sie es geblieben, hätten sie eine Generation nicht überdauert, geschweige denn sieben. Es war Altaïrs Tochter Altaïa, die seine Nachfolge antrat und die Abtrünnigen auf eine neue Religion einschwor: auf eine, die sich nicht mit all den nichtigen Belanglosigkeiten abgibt, mit denen sich so viele Götter aufhalten...

 

Nach einem Schnitt geht Raif im Anschluss zu Ulabeths Gasthof. Sie sitzt mit Raina auf ihrem Zimmer und spielt Inrah, als Raif eintritt. Auf Raina war er nicht vorbereitet, und er kann sich denken, dass es ihr weh tut, zu sehen, dass er nicht zu ihr, sondern zu Ulabeth wollte, und dass diese Raina nun kühl aus dem Zimmer schickt, als sei sie ein unbedeutendes Dienstmädchen – aus Rainas Sicht vermutlich, um ungestört mit Raif Sex haben zu können.

 

Raif eröffnet damit, dass er froh ist, zu sehen, dass Ulabeth noch lebt, und erinnert sie an ihre eigene Befürchtung, dass Ballaize sie für bestenfalls nutzlos, schlimmstenfalls verräterisch halten könnte, und wenn dem so ist, sind ihre Tage gezählt. Offensichtlich ist die Gemeinschaft der Ersten Sonne nicht in der Lage, irgendjemanden vor ihm zu beschützen, aber nun weiß er, dass die Janessarim hier sind, und denen traut er das zu. Ulabeth weicht immer wieder aus oder wiegelt ab, eben wie jemand, der nicht auf einen Schlag all das verlieren möchte, was er sich über Jahre aufgebaut hat: Geld, Einfluss, Kontakte. Raif merkt das genau und konfrontiert sie damit. Weil sie all das nicht verlieren möchte, redet sie sich ein, es werde schon alles gut, aber sie ist nicht nur für sich selbst verantwortlich, sondern auch für Raina, und sie kann doch nicht ihrer beider Leben wegwerfen, nur weil sie sich nicht von ihren Errungenschaften trennen möchte.

 

Raif erzählt, dass er vor über vier Jahren zusammen mit Erland von zu Hause fortging, um Geld zu verdienen, weil Erlands Mutter (und Raifs Ziehmutter) Periana etwas Besseres verdiente. Erland blieb verantwortungsvoll und kehrte, als das Abenteuer immer größer wurde, nach Hause zurück, um ihr dort zu helfen und wirklich für sie da zu sein, anstatt irgendwelchen unerfüllbaren Träumen hinterherzujagen, von denen weder heute noch in zehn Jahren irgendjemand satt wird. Nun ist Raif näher an zu Hause als je zuvor in den letzten vier Jahren, und er würde Peri und Erl so gern wiedersehen – aber die Gemeinschaft kann nicht auf ihn verzichten, ihr zuliebe muss er bleiben. Er kennt diese Zwickmühle also, nur mit einem Unterschied: Er hat die Wahl zwischen Gut und Besser, zwischen Richtig und Auch Richtig. Ulabeth hat nur die Wahl zwischen Gut und Schlecht, und das weiß sie verdammt noch mal auch. Ulabeth versetzt, er habe sich von einem Traum losgesagt, um dem nächsten nachzujagen, aber Raif widerspricht: Sie weiß ganz genau, dass das Leben, das er, das die Gemeinschaft führt, sehr deutlich zeigt, dass es kein Traum mehr ist.

 

Ulabeth bestätigt Raif insofern, dass sie verbittert fragt, was das denn für ein Leben sein soll, wenn sie ganz von vorn anfangen muss. Sie hat so viel Blut, Schweiß und Tränen in das investiert, was sie jetzt hat, und das soll sie zurücklassen auf die vage Hoffnung hin, dass die Janessarim sie beschützen können? Raif erwidert, sie könne dafür endlich ihr eigenes Leben leben, selbstbestimmt, so wie zu den Zeiten vor Ballaize. Ulabeth fragt, wie selbstbestimmt das sein soll. Ob ihm eigentlich klar ist, wie einfach es ist, auf magischem Wege jemanden zu finden. Um nicht gefunden zu werden, müsste sie an einem Ort mit einem verankerten Zauber untertauchen und diesen nie wieder verlassen – und das soll ein selbstbestimmtes Leben sein? Raif erwidert, es gebe immer Hoffnung, auch wenn jetzt alles ganz finster aussieht. Aber jetzt ist nur jetzt, und morgen kann es schon wieder anders aussehen. Raif wird sehr deutlich: Das hier ist kein "Wir können ja mal was zusammen unternehmen", das hier ist das Versprechen, dass er alles in seiner Macht Stehende tun wird, um ihr zu helfen. Er unterbreitet ihr ein Angebot, einen Handel. Sie soll sich darüber Gedanken machen, bevor sie eine Entscheidung trifft – aber sie soll auch nicht zu lange damit warten. Sie wisse ja, wo sie ihn findet. Er küsst sie zum Abschied auf die Wange und hofft, dass seine ehrlich gezeigte Zuneigung den Ausschlag für sie gibt, die richtige Entscheidung zu treffen.

 

Am nächsten Morgen wecken Raif und der Janessar Kenrith Cordian und Meri: Die Janessarim werden sie nach Esmeltaran bringen, und Rhoedry wird auch nicht losreiten müssen, um die anderen zu informieren. Schweren Herzens verabschiedet sich Cordian im grauen Zwielicht auf der Straße von Meri, bevor sie in die bereitstehende Kutsche steigt.

 

Danach geht Raif mit ihm einen Kaffee trinken (natürlich woanders, wo kein Gift vorbereitet werden konnte), um ihn auf andere Gedanken zu bringen, öffnet die Schatulle und erzählt ihm, dass er erfahren hat, dass es Bahamut ist, zu dem die Janessarim beten. Diesen ziemlich exotischen Kult kennt Cordian nur vom Ordo Draconis. Er gilt außer in Cormyr und Tethyr als Ketzerei, da er die göttliche Ordnung infrage stellt, aber er passt natürlich auch gut zu Verbündeten Valkazars. Die beiden unterhalten sich auch darüber, wie sehr der Aufenthalt in Amn die Helden von ihrem hohen Ross, das sie in Tethyr bestiegen haben, wieder heruntergeholt hat. Was sie ausmacht, gilt hier wenig, wird kaum anerkannt, und das Spiel, das in Amn gespielt wird, beherrschen sie nicht – und es nicht zu beherrschen, hat oft den Tod zur Folge. Nyx hatte die Gemeinschaft ja mit Valkazar bekannt gemacht, weil er wusste, dass sie nicht in jeder Hinsicht mit der Konkurrenz würde mithalten können. Wie gut ist es da, dass die Janessarim auch hier vertreten sind, denn ohne ihre Hilfe sähe man jetzt ganz schön alt aus. Raif nimmt an, dass sie sich lange zurückgehalten haben, um zu sehen, ob und was die Helden allein bewältigen können.

 

Tags drauf betritt Oriel das Haus der Rose und fragt diesmal nicht nach Vardis oder Raif, sondern allgemein nach der Gemeinschaft der Ersten Sonne und wird an Bran und Rhoedry verwiesen. Oriel fragt, welche weibliche Begleitung, die obendrein angemessene Garderobe besitzt, er zum Theater mitnehmen kann. Bran und Rhoedry beschließen, nicht auf die anderen zu warten, denn Oriel wirkt naturgemäß so, als sei seine Frage die naheliegendste der Welt, und die beiden nehmen an, irgendetwas nicht mitbekommen zu haben, und stellen ihn Naneetha vor, die er heute Abend abholen kann. (Ins Theater geht man ausschließlich in Begleitung der Frau oder Freundin, und geht man mit einem Geschäftsfreund, geht man eben zu viert – wer keine bessere Hälfte hat, engagiert eben eine Kurtisane, dafür sind sie da.)

 

Als die anderen davon erfahren, beschließt Raif, abends hinter der Kutsche herzureiten, denn da Oriel weder ihn noch Vardis angesprochen hat, rechnet er mit einer Falle. Zhai schickt er los, den Hintereingang des Theaters zu beobachten.

 

Neetha war noch nie in einem edlen Theater und genießt die Aufführung: Zaulia (Jpg 48456) spielt Königin Palangana, die im Jahr 1124 DR zur Witwe wird und mithilfe ihres heimlichen Liebhabers, des unehrgeizigen Grafen Yegor, das Königreich Amn gegen alle Widerstände gegen sie regieren muss. Dabei wachsen sie und Yegor über sich hinaus, und erst in dieser Situation erweisen sich ihre wahren Qualitäten.

 

Auf dem anschließenden meet and greet backstage sieht der Zuschauer die oberen Zehntausend Imnescars wieder, so auch die Nashivars. Oriel und Neetha sind definitiv keine Schauspieler, also geht es nur mit der Wahrheit. Zaulia begrüßt Oriel erfreut mit "Kaldaron". Er bittet sie zu einem Gespräch, man begibt sich im wahrsten Sinne des Wortes hinter die Kulissen inmitten von Seilen, Gewichtssäcken und bemalten Hintergründen, wo Neetha nach oben schaut und im Halbdunkel in luftiger Höhe neben Sternen und dem Mond auch die auf Holz gemalte Sonne sieht. Oriel sagt frei heraus, dass er Zaulia nicht kennt und dass sich jemand als Oriel ausgegeben hat, und fragt, ob sie weiß, wo sie ihn hier in Imnescar finden kann, wenn sie ihn braucht. Er schüchtert Zaulia mit seiner angespannten und finsteren Art ein, aber Neetha federt das durch ihre Freundlichkeit und ihre Versicherung, dass sie keinen Ärger wollen, wieder ab.

 

Für Zaulia heißt Oriel Kaldaron Tunare und arbeitet für die Rose's Bounty Food Company. Sie lernte ihn an Bord des Schiffes von Athkatla nach Kalathtyr kennen, und trotz seines mürrischen Äußeren entpuppte er sich als Theaterkenner, weshalb man sich gut miteinander verstand. Soweit sie weiß, wohnt er im Haus der Rubinreben, einem noblen Gasthaus in bester Lage.

 

Oriel marschiert mit Neetha zur im Hinterhof parkenden Kutsche, wo auch die Gespanne der anderen edlen Gäste stehen. Zhai hat ihr Pferd nicht hier, auf dem sie die Kutsche verfolgen könnte, und entschließt sich dagegen, zu fragen, ob sie mitfahren darf.

 

Im Haus der Rubinreben kennt man seinen Gast natürlich ("Oh, Master Tunare! Ihr seid schon wieder zurück? Ich fürchte, als Master Harkyn die Bezahlung einstellte, haben wir Euer Zimmer anderweitig vergeben. Wir können Euch aber ein ebenso schönes anderes Zimmer anbieten."), doch es stellt sich heraus, dass nicht er die Rechnung bezahlt, sondern Ridwell Harkyn, ein angesehener Geschäftsmann und Besitzer der renommierten Seifensiederei Harkyn. Oriel wiederum weiß, dass Lathluryl ihm erst letztes Jahr ein Darlehen gewährt, er dieses aber auch zurückgezahlt hat.

 

Er macht einen Abstecher zum Vymmar-Anwesen (Neetha wartet brav in der Kutsche), bricht kurzerhand in Lathluryls Schreibstube ein – siehe da, er versteht sich aufs Schlösserknacken – und findet in ihren Unterlagen unter "Harkyn" auch einen Brief (sh. Anhang 7). Lathluryl muss ihn benutzt haben, um sich seiner Mitarbeit zu versichern.

 

Mit diesem Brief geht er (immer noch mit Neetha im Schlepptau) zu Harkyn (Jpg 48457), lässt ihn seine Frau Brethil (Jpg 48458) hinausschicken, setzt ihn massiv unter Druck und erfährt, dass Lathluryl sich mit diesem Brief der Dienste des Doppelgängers versichert hat, der als sein (längst verstorbener) Bruder bei ihm lebt. Er hatte sich vor 30 Jahren als blinder Passagier auf einem Schiff eingenistet, auf dem Seneralos umging, und erkrankte selbst. Dabei verlor er seine Form. Harkyn fand ihn durch puren Zufall in der Bilge, hatte Mitleid mit dieser erbarmenswerten Kreatur und wickelte sie in eine Decke. Zu dem Zeitpunkt hatte Harkyn gerade erst die Seifensiederei seines verstorbenen Vaters übernommen. Er taufte den Doppelgänger Shifty, und als dieser wieder gesund war, revanchierte er sich, indem er sich als diverse bekannte Persönlichkeiten ausgab und stets die edle Harkyn-Seife anpries. Damit stieg die Nachfrage ("Wenn sie selbst für X gut genug ist, dann ist sie auch gut genug für mich!"), und Harkyn konnte sein Geschäft massiv ausbauen und Shiftys Dienste auch zu seinem anderweitigen Vorteil nutzen, denn so lernte er die gesellschaftlich viel höher gestellte Brethil kennen, und mit dieser Heirat stieg er endgültig in die Oberschicht auf.

 

Shifty benutzt keine Illusionen, sondern verwandelt sich aus eigener Kraft, also bekommen die Cowled Wizards nichts davon mit. Er ist oft zu seinem eigenen Vorteil auf Reisen, aber wenn er hier ist, gastiert er als Ridwells Bruder, von dem Ridwell in Imnescar behauptet, er lebe in Esmeltaran, und in Esmeltaran glaubt man, er lebe in Imnescar. Irgendwie bekam Lathluryl Wind von diesem gut gehüteten Geheimnis, bewahrte es für sich, und als sie eine Verwendung für Shifty hatte, erpresste sie Harkyn mit seinem unehelichen Sohn, von dem Brethil nichts wissen darf. Lathluryl fingierte ein Verkaufsgespräch mit einem Anbieter von Dünger und delegierte es an Oriel. Shifty verwandelte sich in diesen Anbieter und eignete sich so Oriels Aussehen, Stimme und Manierismen an. Da Shifty das Theater liebt und sich dort Inspirationen für sein eigenes 24/7-Schauspiel holt, wann immer er kann, war er natürlich auf Zaulia vorbereitet und konnte sie als Theaterkenner beeindrucken.

 

Harkyn lässt Shifty kommen (Jpg 48459), der sich als Beweis in Oriel verwandelt. Ebenso demonstriert er, dass er Gedanken lesen kann. Für Neetha ist es frustrierend, dass diese... Kreatur jederzeit Wahrheit von Lüge unterscheiden kann, obwohl diese Fähigkeit in ihren Händen viel besser aufgehoben wäre.

 

Oriel zwingt Harkyn, zwei identische Briefe aufzusetzen, in denen er alles gesteht (einen zur Sicherheit, falls Lathluryl ihn vernichtet, wenn er ihn ihr zeigt), und verspricht ihm, sie nicht zu benutzen, und Shifty, der jederzeit Gedanken lesen kann, kann bestätigen, dass es ihm damit ernst ist. Damit kann Oriel Lathluryl zwingen, die "Erpressung" auf sich beruhen zu lassen, aber auch ihr Versprechen zu halten, das sie der Gemeinschaft gegeben hat. (Das bedeutet allerdings auch, dass man Rennard Cormond sein Versagen eingestehen muss. Damit erfüllt man zwar Haldane Cormonds zweite Aufgabe, zieht sich jedoch die Feindschaft seines Sohnes und Lathluryl Vymmars zu.)

 

Neetha ist damit nicht einverstanden, dass man es auf amnische Weise regelt, aber sie hat auch nichts zu sagen. Oriel liefert sie wieder beim Haus der Rose ab und sichert ihr zu, bald von sich hören zu lassen.

 

Während die Gruppe in Kalathtyr unterwegs war, hatte sich Oriel die Bücher angesehen und festgestellt, dass das Feld, das abgebrannt wurde, zu den am wenigsten ertragreichen gehört, und war auf die Bestellungen für Baumaterial für einen Neubau gestoßen, der darauf errichtet werden soll. Das war also kein großer Verlust. In ihm reifte der Verdacht, dass sich Lathluryl seiner entledigen will, und zwar auf eine Weise, die den alten Orgost so beschämt, dass er es sich nicht leisten kann, ihr den nächsten Wachhund vor die Nase zu setzen. Dass dafür gesorgt wurde, dass Oriel den Brief findet, war nur der Anfang. Als Vardis mit der Personenbeschreibung zurückkam, war der Fall klar. Wenn er als direkt von Orgost gesandter Wachhund das Kronjuwel der Cormonds stiehlt, muss selbst Orgost Vymmar in Deckung gehen. Oriel hatte es nach seinem Treffen mit Vardis im Windspiel also sehr geschickt so arrangiert, dass Lathluryl überzeugt ist, dass er sie nicht verdächtigt, ihm gleichzeitig aber auch unabsichtlich dabei hilft, ihr auf die Schliche zu kommen. So sozial ungeschickt er Aug' in Auge auch sein mag, sieht man doch: Auch Erekard Oriel ist Amnier durch und durch.

 

Oriel hält Wort: Die Gemeinschaft erhält einen versiegelten Brief von Lathluryl an Vern Kimbolt, in dem sie ihm anbietet, seine restliche Dienstzeit auszulösen (so dass er Gewinn macht, weil seine Truppe derweil neue Aufträge annehmen kann), und ihm empfiehlt, zeitnah bei Haldane Cormond anzuheuern. Ein nüchternes, geschäftlich formuliertes Begleitschreiben legt der Gruppe nahe, diesen Brief persönlich an die angegebene Adresse zu überbringen, und siehe da: Kimbolt ist in Esmeltaran.

 

Fleece & Co. wurden ja bereits in Marsch gesetzt, doch Kenrith meint, er werde eine Taube nach Esmeltaran schicken, so dass man den Abenteurern mitteilen kann, dass sie dort warten sollen. Hier in Imnescar macht sich alles reisefertig, Raif schaut am Morgen der Abreise noch mal bedauernd die Straße runter – Ulabeth und Raina haben sich nicht blicken lassen –, und los geht's. Man macht einen Abstecher, um sich von Pendaron Coprith zu verabschieden, trinkt noch einen Scheidebecher im Cockatrice Inn, und dann nimmt man die Straße nach Osten. Es herrschen Zuversicht und Tatendrang vor, denn man ist dieser Schlangengrube entkommen und hat die Hoffnung, nun wieder mehr man selbst sein zu können. Amn hat bis jetzt allen sehr deutlich gemacht, dass sie vielleicht doch nicht die Tollsten unter der Sonne sind. Nichts, was sie erreicht haben, haben sie ohne fremde Hilfe geschafft, und sie waren das, was Ulabeth Raif prophezeit hatte: nützliche Idioten, deren Eitelkeit sie glauben ließ, ihre eigenen Herren zu sein, während sie nur benutzt wurden. Obendrein haben sie ihre Aufgabe hier nicht mal selbst gelöst – das hat Oriel getan, dessen Vertrauen in die Fähigkeiten der Gruppe auf den Nullpunkt gesunken war und der um seiner selbst willen gewährleisten wollte, dass es richtig gemacht wird.

 

Fleece & Co. erreichen Esmeltaran, werden aber am Tor trotz Fleeces silberner Zunge abgewiesen: Die beiden Goliaths dürfen die Stadt nicht betreten, müssen also draußen lagern – obendrein abseits der Straße, sonst werden sie wegen Rumtreiberei angeklagt und vielleicht sogar der geplanten Wegelagerei verdächtigt. Der Rest zieht natürlich traditionell ins Golden Sands Inn ein.

 

Nach einigen Tagen stößt Fleece auf einen Schneider mit den tollsten Outfits und kauft welche für Ashe, Zhai und Raif. Das für Ashe bringt sie ihm gleich vorbei und lässt ihn allein, damit er es anprobieren kann. Da aber teleportiert sich Karthak (Jpg 13144-13146) in sein Zimmer und nimmt ihn kurzerhand mit. Ashe findet sich auf dem beschädigten Queen's Tower von Castle Spulzeer wieder und lernt Z'vynaxas kennen...

 

Nach einem Schnitt wird gezeigt, wie Fleece eine nüchterne Nachricht Karthaks zugestellt wird, in der er lediglich darauf hinweist, dass sich Ashe in seiner Gewalt befindet. Er hat es gar nicht nötig, näher ins Detail zu gehen, was er jetzt von den Helden erwartet. Jedoch erhalten sie später eine weitere Nachricht, diesmal ohne Absender, in der einer von ihnen für abends ins Zimt & Koriander bestellt wird, ein Edelbordell. Das scheint gar nicht zu Karthak zu passen. Gegen großen Widerstand geht Fleece allein, aber Spider geht auf Nummer Sicher und schleicht ihr hinterher.

 

Zwei Tage später treffen auch die anderen ein und steuern natürlich das Golden Sands Inn an. Sie hoffen, dass die Janessarim Fleece & Co. aufhalten konnten, und in der Tat sind sie hier. Das Wiedersehen im Schankhaus der Karawanserei, das wie ein Bienenkorb brummt, verläuft aber verhalten – etwas stimmt nicht. Fleece nimmt alle (bis auf Spider, der vor Esmeltaran auf die beiden Goliaths aufpasst, und Valmaxian, der seine Zeit in Esmeltaran lieber in der Universität verbringt und sich hier in seine Studien der Kristallkugelverzauberung vertieft) mit hinaus und steuert mit ihnen eine ruhige Ecke unter den Torbögen an, wo sie ihnen erklärt, dass Ashe von Karthak entführt wurde – etwas, vor dem man schon vor zwei Jahren Angst gehabt hatte, als man nach Amn zurückgekehrt war, und etwas, das vielleicht schon damals geschehen wäre, hätte Sothilis' Invasion nicht das ganze Reich in Aufruhr versetzt.

 

Jetzt werden immer wieder in die Diskussionen zwischen den Helden Flashbacks geschnitten, in denen Fleece das Zimt & Koriander aufsucht. (Ich schreibe hier der Einfachheit halber natürlich alles am Stück auf, zuerst die Flashbacks in Gänze.) Sie wird zu einem Raum geführt, in dem sie Chardath erwartet, von dem sie annimmt, dass er mit ihr die Bedingungen erörtern will.

 

Chardath: You're probably wondering why I'm here. Well, I'm here to tell you a story. You may know that the Spulzeer family was related to the counts of Spellshire in Tethyr. We've always been a bit of both, Amnian and Tethyrian. From 1030 to 1036 DR the head of the family was Karthak Spulzeer. A necromancer is what he was. A diplomat is what we wasn't. He decreased the Spulzeer's prestige with the royal family of Amn tremendously. And to make matters worse, in 1036 DR he was tried and convicted of 14 murders in the region of the Tejam Hills and then escaped justice when he fled to the Iltkazar Range. It took the whole lifetime of his son, family patriarch Tregas, to bring the family back into the people's good graces. And so generations passed.

  I had a younger brother, a deaf-mute, Greldon, whom I loved very much. Our mother, the matriarch of the family, Kaisha Spulzeer, was... how shall I put it... a bit overbearing at times, which estranged the rest of the family, until the last one moved out of the castle save for the three of us. She ruled the estate with an iron grip, and she grew very old. My mother died in 1348 DR, when Greldon and I were already in our fifties. I became the patriarch, and I wanted to mend the rifts separating the family. Alas, it was not to be. In that same year, a traveler appeared on my doorstep, asking for shelter. He was an unassuming, but polite and educated fellow. As we were sitting by the hearth fire and drinking brandy, he put a spell on me. He dominated me. I knew exactly what was happening, but I wasn't my own master anymore. The young man – whose name I've never learned, by the way – made me bid my brother Greldon come down to the library.

  The man enspelled him, too. Held him inside a cage of unseen force. Made him – and me – watch as he prepared a complex ritual. He grabbed a book from the shelf, knowing exactly which one he wanted, one of the oldest ones in the library, with silver fittings. And then he gave me a magical dagger, Aggarath, and made me kill my own beloved brother. We carried the body to the family crypt and laid it beside my mother's grave, the head resting on the book, and the nameless man prepared the body, draining it of fluids and what not. He then made me send my family away under false pretenses, and kept dominating me for thirteen days. At that time my brother's corpse came out of the crypt, but it wasn't Greldon anymore. It was Karthak, my ancestor, inhabiting my brother's dead body.

  I learned that back in the eleventh century, Karthak had turned himself into a lich in the night of his vanishing, and then traveled to the Kuldin Peaks in Erlkazar where he advanced his powers until he was destroyed in a spellbattle with members of the Twisted Rune. Unbeknownst to anyone, his phylactery was the book I told you about, and as long as a lich's phylactery exists, he cannot be destroyed. Someone must have found out, however, because the nameless traveler came to Castle Spulzeer for the sole purpose of bringing Karthak back to unlife.

  Karthak had spent a good two centuries in the realm of the dead. How he was able to glean what knowledge he had, I do not know, nor do I desire to. I had to pass him off as a far removed cousin, and by whatever means he infiltrated the Cowled Wizards of Amn. Then he singled out one of my relatives, young Luthan Mabelrode, who he knew had ties to the Shadow Thieves, and beguiled him with promises of immense power. Again, Karthak was the head of the Spulzeer family, although he kept me as a face for the public. He rebuilt his power.

  As for myself, I'm not ashamed to say I was a broken man. It was, after all, my hand that had driven the dagger into Greldon's heart. I wasn't allowed to let my family return, and by keeping them alive somewhere Karthak ensured my willingness to cooperate. Whenever my willingness wavered, he would show them to me by conjuring up images of their daily lives they lead without me. Over the years I grew... accustomed to the situation. Some of my children were already adults in 1348 DR – I hear they themselves are grandparents now. I've never seen them again, any of them.

  Sometime in the sixties Karthak learned of something. In 1346 DR the young blue dragon Z'vynaxas had stolen something of incredible value from his father, X'calith. He flew north to hide his quarry, but he flew too far and got caught in the clutches of the Shadow King. He turned Z'vynaxas into a dracolich against his will. Z'vynaxas had an undead servant, Raziel, whom he bid hide his phylactery and what he had stolen from X'calith. Twelve years later the Time of Troubles precipitated Faerûn into chaos, and many people thought the end of Toril was nigh. There was a paladin of Lathander who had an adventuring band much like you. They were sure Toril's days were numbered, and they wanted to end their lives with a crowning feat of gallantry. They knew of Z'vynaxas, and they knew you cannot destroy a lich without also destroying his phylactery, but they had developed a workaround. The adventurers kept the dracolich busy while their sorceress used a powerful artefact, Ebonheart, thrust it into the dracolich's body and then cast a Dying Wish spell – thereby sending Z'vynaxas to eternal slumber. Because his body was not destroyed, his spirit could not find a new one. No one survived this encounter, naturally, but the plan worked.

  Just a couple of days later, on the 26th day of Eleint 1358 DR, in the Year of Shadows, Cyric slew Bhaal on the Boarskyr Bridge, and his black blood flowed down the Winding Water to the Sea of Swords. Up to Trollclaw Ford the river was poisoned for years. But when that happened, the Wavebreaker sailed off Orlumbor. One of the passengers was Harith Darzal who was hoping to be made high priest of Bhaal. He felt something stir inside him, so he jumped into a boat and rowed to the Winding Water's mouth. When he saw the pitch-black stream coming towards him, he dipped his flask into the water, filling it with a mixture of saltwater, freshwater – and the blood of a god. He returned to the Wavebreaker, but it got into a storm and sank. You are well acquainted with the story.

  When Karthak learned of Z'vynaxas and what he had stolen from his father, he started to search for clues. It took him years to finally find the remains of his servant Raziel. Z'vynaxas and Raziel were the only ones who knew where Raziel had hidden whatever it is that was stolen in 1346 DR. Reawakening a destroyed undead is almost impossible, because normally its soul merges with the negative energy of the Shadowfell. But there was a spark left inside that skull, and Karthak had no explanation for this phenomenon. So he looked for a way to strengthen this spark in order to talk to him. He didn't find what he was looking for, but instead he found a ritual to awaken the dracolich from his slumber. He had to cloak him in the skins of virgins and besprinkle him with the blood of a god. It was then that he learned of the legend of the Wavebreaker that was said to sail the Sea of Swords for eternity.

  Mabelrode managed to convince the Shadow Thieves that it was possible to establish a chapter in Baldur's Gate. But that was just a ruse to get the permission to operate there. He had the help of someone far more powerful than him, a Shadow Thief called Nistyre, his lover. You knew her in her role as Lady Azariah Ilsombre. She did most of the killing. You remember all the stories about skinned virgins, don't you? Anyway, you know how all that turned out. You found the Wavebreaker and Harith Darzal's flask, Mabelrode's men took it away from you. In return you took Velaryon and Raziel, and you found a way to establish communication.

  In the fall of 1368 DR Karthak awakened Z'vynaxas from his slumber. Free from the bounds that had shackled him for ten years, Z'vynaxas returned to his lair, but found it empty. All his belongings had been taken away and hidden – by whom, nobody knows –, but Z'vynaxas somehow learned of seven keys supposed to open the new hiding place.

  After that, the dracolich came to Castle Spulzeer and made it his new home. After 22 years of being the prisoner of a lich you just stop wondering and accept whatever comes your way, I suppose.

Fleece: And then he assigned Karthak to find these keys, and Karthak assigned Mabelrode?

Chardath: Probably. They were quite clandestine on the matter.

Fleece: What is it you want, most learned magus?

Chardath: It's been 26 years now. 26 years of harboring a lich who controls my life. Who made me kill my own brother. Who sent my family away. In hindsight, I should think 26 years are quite enough.

  The Shadow Thieves finally got wise to Nistyre's and Mabelrode's duplicity. It was I who freed him from your makeshift prison in Brost, thereby buying me some goodwill, lest they consider me his accomplice. But rest assured: Nistyre is dead, and Mabelrode's fate is even much worse.

  But of course the Shadow Thieves know whose bidding Nistyre and Mabelrode have done. And while it's easy enough to poison someone at a banquet or in their own home, or snipe them with a well-placed crossbow bolt, or ruin their reputation, it's considerably harder to deal with an undead necromancer and a dracolich.

Fleece (Augen und Mund öffnen sich, als es ihr dämmert und sie schockiert einatmet): You want us to do it.

Chardath: Just the latter. Four years ago, no one would have thought you capable of confronting a dracolich. To be frank, that hasn't changed all that much. You wouldn't stand a chance. I wouldn't stand a chance. But together it may be possible. Karthak will be very far away, and it would be you and me against Z'vynaxas. If you want Velaryon back, that is. Because it's in Z'vynaxas' lair where he's being held.

Fleece: Why now? After all these years?

Chardath: I've wondered myself, many times. It's always been clear that my hands were bound. After all, there was nothing I could do against either of them. But now that the Shadow Thieves know, I am forced to take sides, and I am glad that I am. The decision has been made where I could not make one. If we succeed, I will have the satisfaction of a late revenge against at least one of them. If I die, well... nobody would mourn my passing, anyway.

Fleece: And how do you suppose we should take on a dracolich? You said it yourself, we don't stand a chance.

Chardath: The chiefest problem when dealing with a dragon is their frightful presence, and that is a trait Z'vynaxas has kept even in undeath. No matter how courageous you are, there's a good chance you will run away screaming when he moves towards you, and the fewer victims to target, the faster they are disposed of.

  Then there's the problem that he will most probably fly and attack you from above where you can't reach him. Additionally, dragons are very resilient against magic, and a dracolich is no exception. We have a better chance of damaging him with steel than with magic.

  Of course there's his lightning breath. It's not just a quick bolt like the spell, it's a constant stream of lightning that he can direct wherever he wants. He's not much of a spellcaster, if that is any consolation. Magic is what makes Karthak such a formidable opponent, but it's not Z'vynaxas' forte. He knows a few spells, but those are not what I worry about.

  Anyway, if he is forced to stand and fight, you must know that every touch of him, however fleeting, has a chance of paralysing you. It will happen.

Fleece: This is pure madness. Confronting that thing invokes the fate of those adventurers in 1358 DR.

Chardath: You see, I've been looking for years for spells and items that one day might come in handy when I'd find myself having to deal with my... guests. I have prepared for this occasion.

  I have two spells at my disposal to somewhat fortify your willpower against Z'vynaxas' frightful presence, but they are by no means a guarantee for you to find yourselves immune. As for Z'vynaxas himself, if I want my spells to have any hope of taking effect, I need to lower his spell resistance first. That may not work on the first attempt, giving him free reign of his abilities. But once it works, I shall try to force him down with an Anchor spell. That means, however, that as long as I try all that, I can't focus on anything else.

  To keep him from using his lightning breath and his spells, I have a magic item in my possession, a wand that shoots an antimagic ray. Someone else has to use it because I will be busy.

  Because of his blindsense and darkvision, Z'vynaxas can't be fooled by invisibility or magical darkness. But I can ward some of you so that he doesn't even notice that you are there, as long as you don't interact with him. That means that you can have healers on the battlefield, and that you can sing your songs without being interrupted. Note, however, that if even one of the warded people directly interacts with Z'vynaxas, be it with steel or magic, the spell ends for all recipients.

  There's more. When Karthak found Z'vynaxas in his eternal slumber, he also retrieved the weapons those adventurers had used. Among them is the Shield of Warding which gives its user a sacred enhancement of their reflexes. Then there's the Cloak of Bravery. It bolsters the courage of all those around the wearer, and scientifically speaking, luckily this effect stacks with my two spells, which gives us all a fighting chance against the dracolich's frightful presence.

  Then, of course, there's Ebonheart. It attempts to unravel the threads of negative energy holding the undead creature together. Actually it's just a dagger made of ebony with which you normally would not have any hope of dealing damage to any undead, but if you plunge it deep into the creature's core, the dagger's power will try to tear it apart. Devastating against a ghoul, but it won't destroy the pattern of something as strong as a dracolich. It may, however, disrupt it long enough to give you time to... well, hack away at it.

  Lastly, when Z'vynaxas chose Castle Spulzeer as his new abode almost four years ago, he brought his phylactery with him. These days he keeps it someplace else, though. If we destroy it, and then destroy his physical body, he will be gone for good.

  So you see, young lady: The prospect might not be as dismal as it seems. Yes, if my Anchor spell fails, and the antimagic ray, too, this fight may be over quickly – in favor of Z'vynaxas. But we have too many instruments at our disposal to deny the fact that we can win this.

Fleece: How do we know this isn't just an elaborate trap to get us all together in a conveniently remote place?

Chardath: You don't.

Fleece: How do you feel about blood geasa?

Chardath: Mh. Firstly, there are few who know how to cast them. Secondly, blood contracts are outlawed in Amn. The official rationale for that is that they dull your senses, taking away careful planning and preparing for your business partner's double-crosses, in short: They make you a worse businessman. So not even authorized wizards can learn this spell, which is pretty rare to begin with.

Fleece: Where does Z'vynaxas keep his phylactery?

Chardath: When Karthak came back to unlife, he quickly established several hideouts to which he can retreat if need be. He rarely resides in Castle Spulzeer these days. His chief haven is the Dark Redoubt, so aptly named because it stands at the edge of a ravine in the eastern Tejarn Hills.

Fleece: That's fitting. I've heard it's a very old temple of Myrkul.

Chardath: Yes, built in the eighth century as a testament to Myrkul's glory and a cemetery for the heroes who died liberating Cortryn which was taken over by a ring of beholders. One of the greatest heroes, both figuratively and literally, was Irax the Giant, a very beloved martyr.

Fleece: The heroes of Cortryn. I know the story. Irax and the four knights: Palanthas, Teraun, Pyrrayl and... (Sie überlegt kurz.) Catriona?

Chardath: Indeed. Well, instead of trying to transport the gigantic body across the kingdom, they laid him to rest in his homeland, the Tejarn Hills, as well as his four companions who fell as well, and then proceeded to build a temple around the gravesite. It collapsed a hundred years later, though, so they built a new one right next to it. The worship of the heroes of Cortryn died down within a few generations, but the temple served as a charnel house for the dead of the surrounding villages, all of which have been long abandoned by now. Neither the troops from Hillfort Torbold nor the troops from Hillfort Keshla dare venture there, mostly because of ghost stories. There's nothing there anyway but goblin tribes and the occasional ogre, and as long as they don't come near the road that connects the hillforts, they leave them well enough alone. The area has always been barren to begin with, but the Dark Redoubt has somehow drawn all life from its surroundings, which contributes greatly to the eerie atmosphere that keeps the patrols away.

  That's where Karthak often withdraws to. I don't know what awaits within, but I know that he keeps Z'vynaxas' phylactery there.

Fleece: And his own, too?

Chardath: Don't concern yourself with that. Concern yourself with looking for a human skull with painted etchings in Draconic. Once we have it, we can destroy Z'vynaxas permanently.

Fleece: Oh boy. You really have this all planned out, don't you?

Chardath: I've had much time. Back to the Dark Redoubt: There's a catch. I can't keep Karthak away for more than two days, and we can't risk that he shows up either at the Dark Redoubt or at Castle Spulzeer, because when that happens, it was all for naught. You and me combined won't be able to face him, he's too powerful.

  So I will prepare scrolls of teleportation, by means of which I will bring you to the ghost town of Tanzra, which is the closest I've ever come to the Dark Redoubt. There I shall wait for you to come back with the phylactery. If not pursued, we shall rest in Tanzra, and then I will teleport you to Castle Spulzeer. Z'vynaxas will be on top of the ruined Queen's Tower, where he always resides. An anchored invisibilty sphere prevents passersby from spotting him perching atop the castle. From there he has a perfect view of the surrounding lands, which makes approaching the castle unseen rather difficult, as he can't be fooled by invisibility.

Fleece: You could teleport us into the castle.

Chardath: Not without him knowing that I did so, bringing much company with me. House Spulzeer has a proud history of bringing forth renowned wizards for centuries, so you won't be surprised to learn that there are wards in place that monitor conjuration, which includes teleportation and summoning. Z'vynaxas must not get suspicious, he must not have time to prepare.

  So you shall wait for nightfall. A druid acquaintance of mine will conjure up heavy rain to obscure visibility. Under the cloak of night and rain you should be able to approach unseen while I try to divert the dracolich's attention. You will find the gate unlocked. Inside the castle, you shall wait for me to collect you and lead you to the Queen's Tower.

 

In der Gegenwart erklärt Fleece, dass sie sich sicher ist, dass die Schattendiebe nur benutzen, was gerade zur Hand ist: Ashe ist in Castle Spulzeer, die Gemeinschaft hat ein Interesse, ihn da rauszuholen, also wird sie dazu benutzt, einen der Dornen in den Augen der Schattendiebe aus dem Weg zu räumen, ohne dass es sie selbst etwas kostet.

 

Man merkt, dass Fleeces Teilgruppe das Ganze natürlich schon rauf und runter diskutiert hat. Am prominentesten widersprechen Raif und Cordian der Bardin, und Raif gerät mit Vardis aneinander, der seinen Kadavergehorsam demonstriert und erwartet, dass der Anführer eine Entscheidung trifft und alle anderen folgen. Raif fährt ihn an, er möge nicht ständig mit seinen unpassenden Schlachtfeldvergleichen anfangen, und sagt, dass Vardis, wenn er nicht auf einem solchen steht, in der Regel nicht nachdenkt und ziemlich schlechte Entscheidungen trifft. Zuerst das vergessene Empfehlungsschreiben, dann die schwere Beleidigung Selriks, die Neetha ausbügeln musste, damit überhaupt eine Zusammenarbeit stattfinden konnte, dann der Abend in Hardhome, wo er aus einer Laune heraus beschloss, Gaspar nicht zu seiner Familie zurückzubringen, womit er dem Mäzen der Gruppe, Pendaron, massiv vor den Kopf gestoßen und dieser ihr die Einladungen nicht besorgt hätte, dann die Party, auf der er sich selbst inszenierte, als er beim soeben von Cormond besiegten Nashivar nachtrat, was sein gesellschaftliches Ansehen schwer beschädigte, dann der plan- und kopflose Strategiewechsel bei Oriel, der die Gruppe fast der Garde ausgeliefert hätte, womit er Raif zwang, Oriel einzuweihen, was Lathluryl ausdrücklich verboten hatte, und, und, und.

 

Ärger brandet auf beiden Seiten auf, und Fleece bittet alle, sich Gedanken über die Sache zu machen und ihr ihre Entscheidung morgen mitzuteilen, denn morgen will Chardath wissen, ob sie mitmachen, und danach wird er noch drei Tage brauchen.

 

Alle teilen sich in kleine Grüppchen auf, erzählen einander, was man so erlebt hat, und diskutieren natürlich auch die Situation. Fleece ist mit Zhai auf ihrem Zimmer und lässt sich Zhais neues Outfit vorführen, das natürlich wie angegossen passt. Zu ihrer Überraschung klopft Sir Casmar, tritt ein und lobt Fleece für ihre Entscheidung. Er hat mit Ehrwürden Holbirk gesprochen, und sie wären stolz, das Licht Amaunators auch die Schatten auf Castle Spulzeer vertreiben zu lassen. Fleece bedankt sich dafür.

 

Raif, Neetha und Vardis begleiten Kithain vor die Tore, um die Goliaths zu sehen. Sie treffen auf Spider, der darauf hinweist, dass es unmöglich ist, die beiden ruhig zu halten, sie sind ständig in Bewegung. Jetzt gerade ringen sie miteinander, dort hinter dem Hügelkamm, eine halbe Meile entfernt. Vardis und Neetha gehen in die Richtung, während Raif, Spider und Kithain viel langsamer hinterherkommen, weil Raif die beiden gerade beschwört, auf Fleece einzuwirken, damit sie sich gegen dieses Alveranskommando entscheidet. Von ihm aus kann man gern die vier Schlüssel gegen Ashe eintauschen, die sind sowieso nur das Vehikel für diese Gemeinschaft, das ihnen hilft, sich einzureden, dass man ja ein Ziel habe, während man unterwegs ist, sich vom Zufall leiten lässt und die Welt ein bisschen besser macht. Wer glaubt denn noch ernsthaft, dass man gegen Drachen eine Chance hätte, alle sieben Schlüssel zu erbeuten? Dass es nicht infrage kommt, dass Ashe als Mitglied der Gemeinschaft im Stich gelassen wird, ist völlig klar. Aber dann macht man doch besser einen Austausch. Denn wenn man jetzt unnötigerweise gegen so einen Gegner, gegen den man normalerweise keine Chance hätte, ins Feld zieht, und die Hälfte geht dabei drauf – dann, so meint er, ist die Gemeinschaft der Ersten Sonne tot.

 

Natürlich: Wenn Fleece geht, gehen am Ende alle, auch die, die es gar nicht wollen. Also muss ihr klar gemacht werden, welcher Fehler das wäre. Kithain stimmt Raif zu. Ihre Stimme ist zu leise, um gehört zu werden, und sie ist froh, dass er sich lauter und nachdrücklicher zu Wort meldet. Sie hat im Gegensatz zu den Kurzfristigen um sich herum so viel zu verlieren – die Vorstellung, das aufs Spiel zu setzen, um Ashe da rauszuholen, obwohl man ihn auch gefahrlos herausholen könnte, ist ihr zuwider. Spider schließt sich aber überraschenderweise nicht an. Als Raif überlegt, von wem er weiß, auf welcher Seite er steht (bis jetzt sind er, Cordian, Jewel, Jaq, Bran, Rhoedry und Kithain am offensichtlichsten dagegen), und auf "Stimmenfang" gehen will, fährt Spider ihm in die Parade: Wenn er Fleece widersprechen will, soll er das Fleece gegenüber tun, anstatt sich hinter den Kulissen Unterstützung zu suchen wie ein Politiker. Das ist die Art amnischer Geschäftsleute, aber nicht die Art der Gemeinschaft der Ersten Sonne. Raif entgegnet, dass niemand so reden kann wie Fleece. Man betritt ihr Zimmer und verlässt es mit geteilten Meinungen: Fleece hat ihre Meinung, und der andere teilt sie. Raif gibt aber letztlich klein bei, und nachdem die Goliaths auf ihre Zuschauer aufmerksam geworden und rübergekommen sind und man sich vorsichtig bekannt gemacht hat, macht sich Raif mit Spider und Kithain auf den Rückweg zum Inn.

 

Die drei suchen Fleeces Zimmer auf, in dem diese sich mit Zhai und Jen aufhält. Fleece hört sich alles geduldig an und zählt dann die unglaublichen Gefahren auf, in die sich die Helden bereits sehenden Auges begeben haben: der Gauntlet, der Vulkan in Mulhorand, die Tempel in Chult und Tashalar, Zakkar, Inziladun... und das nur für ein bisschen Metall in Form von Schlüsseln. Hätten sie Cormonds drei Aufgaben bereits gelöst, und der nächste Hinweis erbrächte, dass Z'vynaxas auf dem fünften Schlüssel hockt, würde Raif dann auch so vehement davon abraten? Oder liegt es daran, dass es "nur" um Ashe geht?

 

Normalerweise sollte man von Raif, der als Draufgänger bekannt ist, ja erwarten, Feuer und Flamme für die nächste Heldentat zu sein, aber er hat in den letzten beiden Monaten zu deutlich gesehen, dass sich Faerûn einen Dreck darum schert, wer die Gemeinschaft ist. Egal, was sie noch leistet, in Amn wird sie niemals stark sein. Amn hat ihm beigebracht, dass manche eben mächtiger sind als sie – und auch immer mächtiger sein werden. Ein Drache, ein untoter noch dazu, ist stärker als sie. Ganz offen spricht Raif seine Fast-Ermordung durch die Rundeen an: Sie hatten den Geländevorteil, eng, unübersichtlich und dunkel, und so konnte einer ganz allein Raif fertigmachen, ohne dass er auch nur einen Schlag hätte anbringen können. Wie kann er sich da vornehmen, einen Dracolich zu besiegen?

 

Er denkt auch daran, dass Ulabeth ihn immer wieder einen träumerischen Narren gescholten hatte, der seinem Heldentraum nachjagt – und nun, nach seinen Erlebnissen in Imnescar, ist er es, der ihre Position vertritt. Damit ist er selbst nicht glücklich, geht sie doch gegen sein Naturell, aber alles andere fühlt sich falsch an. Ulabeth und die ihre Haltung bestätigenden Ereignisse in Imnescar haben Spuren hinterlassen.

 

Fleece erklärt, dass sie die meisten aus ihrer Teilgruppe mit etwas überzeugt hatte, das sie heute Nachmittag nicht erwähnte, weil sie schauen wollte, wer von allein darauf kommt, wer das verinnerlicht hat. Ja, die Gemeinschaft kann auch bestehen, ohne den Schlüsseln nachzujagen. Aber entstanden ist sie in dieser Geschichte. Sie nahm an einem Wettstreit zwischen Drachen teil, ohne es zu ahnen, und war dabei ihr eigener Herr, arbeitete für keinen Drachen, sondern für sich selbst. Seit sich Valkazar in Manshaka als Valamaradace zu erkennen gegeben und den Helden erzählt hatte, worum es geht, wissen sie, was sie hier tun, und Fleece hat Valamaradace gegenüber die Verantwortung übernommen – aber ist sie denn die Einzige, die diese Verantwortung auch versteht? Die Gemeinschaft hat geschafft, was mindestens vier Drachen (X'calith, Z'vynaxas, Glandanaglar und der Auftraggeber von Zarak Belshazar), vermutlich noch mehr, nicht gelungen ist: Sie hat vier der sieben Schlüssel erbeutet. Valamaradace hat ihr ihre Legitimation verliehen, damit die Konkurrenz auch ihr gegenüber die Regeln einhält, aber sie stand von Anfang an für sich selbst ein. Sie arbeitet für sich selbst, sie ist einer der Spieler dieses Spiels – eines Spiels, das sich Nyx ganz anders vorgestellt und das die Gemeinschaft auf den Kopf gestellt hatte. Dieser Rolle kann sie nicht gerecht werden, wenn sie sich wie eine Gruppe von Handlangern verhält. Sie muss X'calith, Z'vynaxas und den anderen auf Augenhöhe begegnen. Sich die mühsam erkämpften Schlüssel abpressen zu lassen, würde bedeuten, sich Z'vynaxas unterzuordnen. Wenn die Gruppe ihre Verantwortung ernst nimmt, darf sie das nicht zulassen. Seit bekannt ist, worum es geht, hätte jeder tausendmal aussteigen können, aber niemand hat es getan. Deshalb muss Fleece nun auch von jedem verlangen können, dass er sich seiner Rolle bewusst wird.

 

Darauf kann Raif nichts mehr erwidern. Man spricht noch über dies und das, so zum Beispiel darüber, dass Fleece Jaq hier zurücklassen wird, damit jemand da ist, der darauf aufpasst, dass die Pferde, die Hunde und die Ausrüstung nicht gestohlen werden. Damit hat sie ihr eine Brücke gebaut, denn Jaq war drauf und dran, auszusteigen, und so kann sie bei der Gemeinschaft bleiben und weiterhin ein Teil von ihr sein. Kithain unterbreitet Fleece nun dasselbe Angebot, denn sie weiß mehr über Elfen als alle anderen. Sie hat es auch Jewel vorgeschlagen, aber diese lehnte ab, weil sie weiß, dass nur sie Ashe befreien kann, falls er in Ketten liegt. Kithain schlägt es nun ebenfalls aus, ohne ihre Entscheidung zu kommentieren.

 

Fleece begibt sich im Anschluss zu Cordian und erklärt auch ihm, warum sie keine Alternative zum Angriff sieht. Er muss nicht ausführen, dass er dagegen ist, weil er nun mehr denn je zuvor ein Helm-Geweihter ist und Angst davor hat, nicht alle beschützen zu können. Da sie von Zhai schon vieles gehört hat, weiß Fleece von Mulziber und Meri und schlägt vor, die beiden morgen mal zu besuchen. Im Anschluss lässt sie sich Cordians Geschichte von ihm selbst in allen Details erzählen.

 

Bei All Things Alchemical werden so viele Heiltränke in Auftrag gegeben, wie in dieser kurzen Zeit möglich sind (darunter auch Eichenblattöl gegen Paralyse), und während Cordian Meri abends zum Essen ausführt, nehmen Fleece und Jen Zhai mit nach draußen, damit sie die Goliaths kennen lernt. Die beiden lassen lediglich stichwortartige Bemerkungen über die Zeit nach der Befreiung in Sunnyvale fallen, aber man merkt deutlich, wie anstrengend Meavoi und Skaar sind. Ständig in Bewegung, ständig auf der Suche nach einer Herausforderung, ständig im Wettstreit mit jedem, ständig gelangweilt und unruhig, wenn sie all das nicht bekommen. Zudem vertilgen sie so viel, dass man tatsächlich zu den Bauern selbst gehen musste, um Großeinkäufe zu machen, denn eine Kiste Aprikosen ist für einen Goliath wie ein Teller mit Kirschen für einen Menschen. Obendrein sind sie absolut direkt und kennen keine Scham oder Geheimnisse – was spätestens dann zum Problem wurde, als die beiden am abendlichen Feuer einfach miteinander schliefen. Dafür lobt Fleece, dass Skaar völlig selbstverständlich akzeptiert, dass Frauen weiser sind als Männer, da er schließlich aus einem Matriarchat stammt, in dem die Stammesmutter und die Zeltmutter das Sagen haben. Sie erwähnt auch, dass Goliath es respektlos finden, wenn man sie bei ihrem Vornamen anspricht, denn ihren Ehrennamen haben sie sich schließlich verdient. Jedoch sind Meavoi und Skaar viel leichter zu merken und auszusprechen als Thunukalathi und Anakalathai, und Fleece hat den beiden erklärt, dass die meisten ihre Vornamen benutzen werden und das nicht respektlos meinen. Den Ehrennamen erhalten sie von der Stammesmutter irgendwann nach dem Eintritt ins Erwachsenenalter, und er bezieht sich auf eine wichtige, heroische oder auch persönliche Tat des Goliath. Thunukalathi bedeutet Rootsmasher, Anakalathai bedeutet Stormbreaker. Beiden war es sichtlich unangenehm, gefragt zu werden, wie sie zu ihren Namen gekommen sind, also hat man es gleich wieder gelassen.

 

Nachdem sie sich bekannt gemacht haben (Meavoi und Skaar liefen gerade um die Wette und mussten nun erst herbeigerufen werden), folgte fast eine Stunde lang sehr unterhaltsames Culture-Clash-Rollenspiel, das hier unmöglich wiedergegeben werden kann, aber was diese merkwürdige Kultur ausmacht, kam toll rüber. Mehr als einmal wird man bei ihrer Begeisterung für Herausforderungen und das ständige Streben, über sich hinauszuwachsen, sowie ihrem positiven, optimistischen Ausblick an Theon erinnert, und dass die Dawncaller die Sonne jeden Morgen mit Stammesgesängen begrüßen, unterstreicht das noch. Man spricht über die Götter der Goliath, und Zhai erfährt, dass Fleece in Esmeltaran die größte Zweihandaxt gekauft hat, die sie finden konnte, aber der Griff wird noch vom Waffenschmied angepasst. Ein Zimmermann schnitzt einen Greatclub, und beim Rüstungsschmied wird ein neu erstandener Turmschild angepasst. Kurzschwerter dienen als Dolche.

 

Zhai fragt arglos durch die Blüte, ob Meavoi und Skaar ein Paar sind, und Skaar fragt nach, ob sie meint, ob er seinen Kumamak in ihre Lokauma schiebt. Natürlich, wozu sind Kumamak und Lokauma denn sonst da? Als Fleece immer noch erschüttert ob der Erinnerung erwähnt, dass die beiden am ersten Abend einfach am Feuer angefangen haben, miteinander zu schlafen, fragt Zhai verblüfft nach, ob sie das einfach tun, wenn ihnen danach ist, woraufhin Meavoi arglos fragt, was denn alle tun, wenn der Harn drückt? Sie entleeren ihre Blase, ganz einfach. Warum sollte das bei Sex anders sein?

 

Beim Plaudern erwähnt Fleece, dass auch Zhai mal nicht schwimmen konnte, es aber lernen musste, weil "jemand" (nämlich Raveena) sehr nachdrücklich darauf bestand. Meavoi und Skaar können es nicht (nachvollziehbar: in den Bergen gibt es nicht viele geeignete Gewässer) und würden sich sehr freuen, wenn Zhai es ihnen beibrächte.

 

Als Zhai Meavoi und Skaar beeindrucken will, wie gut sie ihre Dolche jonglieren kann, fährt sie gegen eine Wand: Es ist eine sinnlose Beschäftigung und damit kein Wettstreit. Fleece rät Zhai aber, ihnen zu zeigen, wie gut sie ihre Dolche werfen kann, und siehe da: Die beiden gratulieren ihr neidlos zu ihrem Können und machen mit – Stunde um Stunde um Stunde, bis Zhais Arm so erschöpft ist, dass die Goliath besser sind als sie. Fleece und Jen kennen das aber schon aus eigener leidiger Erfahrung und sehen bereits nach der ersten Runde zu, dass sie wieder in die Stadt zurückkommen, während Zhai die Nacht hier draußen verbringen wird.

 

Im Morgengrauen des dritten Tages verabschieden sich alle am Tor von Jaq, Karnia, Fang und Trog und treffen sich bei den Goliath. Chardath lässt alle sich im Kreis aufstellen und bei den Händen nehmen und teleportiert sie wie versprochen in die Geisterstadt Tanzra (Jpg 48460-48463) in den Tejarn Hills. Dort schlägt man sein Lager auf, lässt Chardath zurück (der mit seinen 79 Jahren zu alt für anstrengende Bergmärsche ist) und folgt seiner Wegbeschreibung zum Dark Redoubt (Dark Souls 3, Cemetary of Ash). Fleece bestaunt den gigantischen Sarg von Irax, dem Riesen, auf dem ein mittlerweile abgestorbener Baum Wurzeln geschlagen hat, was die halbe Ewigkeit verdeutlicht, die zwischen den Helden von Cortryn und der Gemeinschaft der Ersten Sonne liegt. 757 DR war mal die Gegenwart, und gewiss erschien den vier Rittern und dem freundlichen Riesen nichts wichtiger als die Beendigung der Terrorherrschaft der Betrachter. Und doch ist das jetzt nur noch eine historische Randnotiz, niemand kümmert sich um die Gräber, und die Helden von Cortryn sind weitgehend in Vergessenheit geraten und nur noch Geschichtsgelehrten bekannt. Egal, wie wichtig die Gemeinschaft der Ersten Sonne den Sklaven in Goblin Town erschienen sein mögen, und egal, wie dankbar die Menschen in Mosstones Esmeltaran Lane sein mögen – in wenigen Generationen werden das völlig unwichtige historische Randnotizen sein, für die sich niemand mehr interessiert, weil die Gegenwart wichtig ist. Die Gegenwart ist für jeden stets das Wichtigste, und doch wird sie nicht lange die Gegenwart bleiben, sondern von einer neuen Gegenwart abgelöst. Dieser Ausblick in die Zukunft erfüllt Fleece mit Demut.

 

Je näher man der Dunkelschanze (Jpg 48464-48465) kommt, umso stärker wird Jewels Abneigung gegen diesen Ort – sie spürt. dass die Gruppe erwartet wird. Fleece meint, dann bleibe nichts anderes, als hineinzustürmen, und Jen ordert Cordian, Neetha und Casmar nach vorn, flankiert von sich selbst und Nefirti. Fleece überlegt kurz, kann aber Jens Gedankengang nachvolziehen: Niemand weiß, wie die durchaus mutig wirkenden Goliath auf Untote reagieren werden (mit denen hier selbstverständlich jeder rechnet), ob sie sich nicht vielleicht fürchten und dann allen im Weg stehen und das Vorrücken erschweren, und die moralische Komponente (Einschüchterung durch Goliath) ist bei Untoten eh unwichtig. Sie bleibt also mit Jewel und Valmaxian hinten und unterstützt mit einem ermutigenden Lied.

 

Die Gruppe dringt ein, muss sich nun ganz rasch auf das Layout des Ortes einstellen und sieht, dass unten zahllose Zombies (Jpg 48466) dicht gedrängt die Eindringlinge erwarten, während auf der Balustrade über dem Eingang Zombies mit Bögen Aufstellung genommen haben. Sofort wirft Cordian eine Wind Wall, um alle zu schützen. (Sehr gute Idee, denn das sind diejenigen, die wirklich Schaden anrichten können.) Neetha versucht sich an Turn Undead, aber bei ihr laufen nur eine Handvoll Zombies weg. Dann tut Casmar dasselbe, ihr Handlanger, nicht mal ein richtiger Priester – und der treibt gleich zwei Dutzend auf einen Schlag zurück. Hätte irgendjemand Zeit zum Nachdenken, wäre das sehr demütigend für Neetha. Meavoi und Skaar laufen rechts und links die Treppe hinab, um sich gleich in den Kampf zu stürzen, und Nefirti, Bran, Vardis, Raif und Zhai folgen ihnen, während sich Rhoedry, Kithain und Spider oben zur Verteidigung bereit halten.

 

Fünf Runden lang findet ein einziges Gemetzel statt, denn Cordian, Casmar und Neetha turnen, was das Zeug hält, und unten wird manuell ganz gut aufgeräumt.

 

Es gilt zu bedenken, dass sich wegen des Geweihten-Retcons rückwirkend alles anders ereignet hat, als wir es seinerzeit gespielt hatten. Damals hielten wir uns noch an die offiziellen Turn-Undead-Regeln, nach denen schwache Untote dadurch scharenweise vernichtet werden. Seit dem Retcon werden sie nur noch zurückgedrängt und davon abgehalten, sich zu nähern, aber damals hatte ich, da ich nur eine begrenzte Anzahl von Untoten-Minis besaß, einfach eine Schlagzahl festgelegt: Ab dem 150. vernichteten Zombie würde ich anfangen, tatsächlich Minis vom Spielfeld zu nehmen. Das muss man sich mal vorstellen: Erst ab 150! Aber wie gesagt, rückwirkend hat es sich so nicht abgespielt. Rückwirkend haben Neetha und Casmar die Masse zurückgedrängt, und die Kämpfer haben an den Rändern aufgeräumt.

 

Rhoedry, Kithain und Spider setzen sich in Bewegung, um auszuhelfen, doch Jewel ruft warnend, dass die Bogenschützen gemerkt haben, dass sie mit ihren Pfeilen nichts ausrichten, und nun auch die Treppen runterkommen. Auf einer Seite stellen sich jetzt Casmar (der so nicht turnen kann) und Rhoedry zweien gegenüber, auf der anderen Kithain und Spider. (Ein schöner Anblick, diese beiden nebeneinander gegen etwas, das für Kithain noch schlimmer ist als Spider.) Dank Cleave macht Casmar beide Gegner fertig und lässt Rhoedry einfach mit einem coolen Gesichtsausdruck stehen, Kithain und Spider erledigen in seltener Eintracht je einen.

 

Dann jedoch taucht aus dem Gang unter dem Eingang ein Gravelord auf (Video 4808, Jpg 48467). Zhai bläst sofort zum Rückzug, doch die Goliath sehen nur den größten und stärksten Gegner von allen und stürzen sich beide auf ihn. Nefirti ist vor ihnen dran und verabreicht ihm 9 und 14 HP, doch dann schlagen Meavoi mit 17 und 26 HP und Skaar mit 22 und 21 HP zu – in einer Runde hat er 109 HP eingeschenkt bekommen, bevor er handeln konnte. Damit tritt er sofort in Phase zwei ein und wirft seinen Gravestone Circle, und plötzlich wirbeln riesige Grabsteine schützend um ihn herum. Niemand schafft seinen Reflex-Save, und alle beziehen ordentlichen Schaden und werden umgeworfen – und Bran, Zhai, Jen und Nefirti werden, weil sie ungünstig stehen, direkt in die letzten 17 Zombies geschleudert, die sich sofort auf sie stürzen. (Dabei läpperte sich, da für deren Attacken plötzlich fast nur noch Würfe ab 16 aufwärts fielen, auch ganz schön Schaden zusammen.) Direkt danach ist Cordian dran, der das sieht und sofort alle 17 mit seinem letzten Turn-Versuch vertreibt – der perfekte Beschützer, von dem man heilfroh sein darf, dass er dabei ist.

 

(Originalstatistik: Cordian hat insgesamt 80 vernichtet und Casmar 42, Neetha hat 32 vertrieben, Jen hat sieben getötet, Nefirti fünf, Meavoi, Skaar und Bran je zwei, Vardis, Raif, Kithain und Spider je einen – das waren 176 Zombies! Durch den Retcon müssen wir natürlich 154 wieder abziehen. Hier zeigt sich auch, wie effektiv Jen mit dem Dance of the Dawn und Nefirti mit Cleave gegen mehrere leichte Gegner sind, wohingegen sich normale Kämpfer, egal, wie stark sie auch sein mögen, nur einen pro Runde vorknöpfen können.)

 

Casmar kommt heruntergelaufen und wirft Turn Undead auf den Gravelord, und er schafft es tatsächlich, ihn zu vertreiben. Mit Detect Evil folgt er ihm in die Tiefen des Tempels, und den anderen bleibt nichts übrig, als ihm nachzulaufen.

 

Sie erreichen nach und nach eine natürliche Höhle mit einem endlos tiefen Abgrund, über den sich eine sehr instabil wirkende Hängebrücke spannt (Dark Souls 3, High Lord Wolnir). Casmar probiert sie aus und hangelt sich vorsichtig drüber. (Da Casmar aufgehalten wurde, hat der Gravelord seinen Detect-Evil-Bereich verlassen.) Nach und nach wagt sich einer nach dem anderen rüber. Raifs Höhenangst erlaubt ihm die Überquerung einfach nicht, und so gern die Goliath auch wollen, aber die Brücke würde sie niemals aushalten. Kithain bleibt auch zurück, ebenso Neetha und Valmaxian. Jewel konnte sich bisher ebenso wenig nützlich machen, gehört aber trotzdem zu den Ersten, die die Brücke überqueren. (Valmaxian braucht man morgen für Resist Lightning und den Antimagic Ray und Jewel fürs etwaige Aufschließen von Ketten, nur deshalb sind sie jetzt schon dabei – hier waren ihre Talente bislang nicht gefragt.)

 

Casmar nimmt nun zwei starke Auren wahr und warnt die anderen. Als sie den nächsten Raum erreichen, wartet der Gravelord schon auf sie. (Turn Undead kommt nun nicht infrage, denn da er nicht fliehen kann, wird er so oder so kämpfen.) Er hält lange genug durch, um die Angreifer mit zwei brutalen 360°-Swipes unter Druck zu setzen, bis Casmars letzte Attacke ihn endlich fällt. (Er hatte inzwischen 100 HP geheilt, weshalb er nun wieder so fit war, doch dazu gleich mehr.) Hier geht's nicht weiter, hier muss Z'vynaxas' Phylactery also versteckt sein. Casmar wird auf den aus einem Totenschädel geformten Pokal aufmerksam, aber der entspricht nicht der Beschreibung. Jedoch sieht er, dass der Gravelord aus zahllosen Knochen bestand, auch aus mehreren Dutzend Totenschädeln, die nun überall verstreut in der Dunkelheit liegen. Er schickt Jewel zurück, um Valmaxian zu holen, und man sucht im schlechten Licht die Schädel zusammen, und einer entspricht tatsächlich der Beschreibung.

 

Valmaxian sieht ihn sich an, wird auch auf den Pokal aufmerksam, wirft Detect Magic und Analyze Dweomer und erkennt, dass dem Pokal negative Energie entweicht (womit sich der Gravelord geheilt hatte) und dass er einen Übertrittspunkt darstellt – sehr wahrscheinlich in den Schattengrund. Er gibt clever zu bedenken, dass der gefundene Totenschädel ein Ablenkungsmanöver sein könnte, mit dem man sich rasch zufrieden gibt, obwohl der wahre Totenschädel im Schattengrund liegt. Auch stellt er fest, dass glücklicherweise keiner dieser Narren hier den Pokal berührt hat, denn das hätte wahrscheinlich entweder den Berührenden oder gar alle im Raum in den Schattengrund gezogen.

 

Spider meint, er werde mal nachsehen, denn er muss den Pokal dazu nicht berühren. Er verschmilzt mit den Schatten und landet in einer verfallenen, noch finstereren Version dieses Raums, der Boden ist nur so übersät mit Totenschädeln – und ein riesiges untotes Konstrukt zieht sich über den Boden auf ihn zu (Jpg 48468-48469). Rasch wechselt er zurück auf die matierelle Ebene – für die anderen ist dabei fast keine Zeit vergangen.

 

Valmaxian scheint Recht zu haben, also muss man gemeinsam in den Schattengrund, und alle halten dieses Ding auf, während einer nach dem Schädel sucht – und dazu haben Spider und Zhai mit Darkvision die besten Karten, Jewel dagegen weniger. Valmaxian warnt aber auch davor (und Spider bestätigt ihn), dass der Aufenthalt an der Lebenskraft zehrt und man dort nicht lange überleben kann. Höchst nervös macht man sich bereit. Cordian wirft mehrere Cures, denn vor allem Jen und er sind schon mit je über 100 HP sehr mitgenommen, gelinde gesagt.

 

Valmaxian bufft Bran mit Haste und Casmar, Nefirti, Jen und Bran mit Mage Armor und geht auf Abstand, um nicht vielleicht mit in den Schattengrund gerissen zu werden. Die anderen (außer Spider, der mit einigem Abstand allein hinübertritt) versammeln sich um den Pokal, greifen gleichzeitig zu und wechseln die Ebene. Schon greift das Konstrukt an, und Spider, Zhai und Jewel beeilen sich, unter diesen nur für Spider nicht fiesen Verhältnissen inmitten eines Meeres aus Totenschädeln den richtigen zu finden.

 

Der Kampf wird zur echten Herausforderung, denn jede Runde kostet 5 HP, jede Attacke und Wahrnehmungsprobe erleidet einen Malus von -5 und hat eine 50-%-ige miss chance, durch das schwierige Gelände ist die Bewegung stark eingeschränkt, und dadurch erleidet auch die AC einen Malus von -2.

 

Bei Search sollte man meinen, dass Jewel den Vogel abschießt, aber wegen der Mali (die Zhai dank Darkvision nicht erleidet) und eines mageren Wurfs kommt sie auf 18, fällt also in dieselbe Marge wie Zhai mit 19. Das bedeutet in der Marge 15-20, dass der Schädel in der fünften Runde gefunden wird. (Das "aventurische Schicksal" entschied sich dann dafür, dass Zhai diejenige ist, die ihn findet.)

 

Der Kampf gerät zur absoluten Katastrophe und droht in einen TPK auszuarten. Zwei Runden lang gelingt es den Angreifern, bei absolut jeder Attacke über 50 % bei der miss chance zu kommen, aber für das Konstrukt würfle ich auch wie der erste Mensch, es trifft überhaupt nichts. Nachdem von den Helden endlich die ersten Attacken durchkommen, zückt es seinen 3x/day-Joker und setzt zwei brutale Wolken aus negativer Energie frei, und wirklich viel Pech bei den Fortitude-Checks sorgt dafür, dass die Helden mit 50 HP und 5 Runden Knockout fallen wie die Fliegen (und wer ihn besteht, kriegt trotzdem 25 HP und einen -5-Malus auf die Attacke), so dass man sich gar nicht mehr um den Kampf kümmern kann, sondern mit Aid Another die Gefallenen aus der Gefahrenzone holen muss.

 

Währenddessen brütet Raif frustriert vor sich hin, und Neetha und Kithain sehen ihm an, wie wütend er auf sich selbst ist, seine Leute so im Stich gelassen zu haben, aber beide wissen auch, dass sie es nur noch schlimmer machen würden, sprächen sie es jetzt an. Da hört Kithain etwas: Zombifizierte Oger nahen (Video 4809, Jpg 48470), begleitet von den vertriebenen Zombies, die nun wieder zurückkehren. Die Goliath freuen sich, nun doch noch etwas zu tun zu bekommen, und schirmen die anderen mit Large And In Charge ab.

 

In der fünften Runde findet Zhai den Schädel und ruft, dass sie abhauen können, und Spider springt hinter das Konstrukt und fordert seine AoOs heraus, damit sie nicht Fleece, Jewel und Jen treffen, die Rhoedry, Vardis und Casmar wegziehen. (Rhoedrys Schwert muss zurückgelassen werden, Jen gibt ihm später ihr eigenes.) Cordian muss Bran sogar schleppen, denn der wurde von einem Schlag zermalmt und ist so gut wie tot. Nach und nach kehren sie in die materielle Ebene zurück, und ja, jeder ist ziemlich fertig. Bran muss der stärkste der Heiltränke verabreicht werden, sonst wird er jeden Moment sterben, so verseucht ist er mit negativer Energie. Da diese am Lebensfunken von jedem außer Spider gezehrt hat, sieht man jetzt auch, wie Cordian mit seinen Cure-Spells seine Freunde wie am Fließband abfertigt. Dieser Kampf hat acht Runden gedauert, und davon fielen die letzten vier ausschließlich auf Rettung und Rückzug – das war wirkich fast ein TPK. Endlich hat die Gruppe mal so richtig auf die Mütze bekommen, und vor allem ist hier ja das Ressourcenmanagement wichtig: Rührt man Mulzibers Alchemika an oder reichen die eigenen Fähigkeiten, und wie viel Schaden bleibt übrig? Bei uns ist dramaturgisch nach einem Kampf ja meistens Ruhe, weshalb Ressourcenmanagement selten wichtig ist, und genau das wollte ich hier nicht: Morgen zieht man schließlich in einen noch schlimmeren Kampf, und wie es aussieht, kommt man morgen früh nicht drum herum, weitere Cure-Spells zu verbraten.

 

Jewel hört den Kampf an der Hängebrücke, Cordian rennt verzweifelt los und wirft ein weiteres Mal Turn Undead. Die Goliath sind sauer, dass ihnen die Kills gestohlen worden sind, aber Cordian ist nun mal der Beschützer. Alle sind total fertig, niemand spricht darüber, dass der Schädel, den Zhai gefunden hat, vielleicht der gesuchte ist – aber möglicherweise befanden sich auch mehrere Attrappen im Schattengrund. Jedoch befindet sich die Gruppe absolut nicht in der Lage, noch mal in den Schattengrund zu gehen.

 

In der Abenddämmerung erreicht die Gemeinschaft Tanzra und informiert Chardath. Der heutige Tag war massiv anstrengend, und man weiß, dass der morgige noch viel schlimmer wird – dennoch versuchen viele, sich mit Alltäglichkeiten abzulenken. Bran versucht, nicht daran zu denken, dass er so gut wie tot war (und wie grausam es sich angefühlt hatte, von der Quelle des Untodes verschlungen zu werden), und scherzt mit Rhoedry herum. Neetha führt mit Casmar ein abendliches Ritual aus, und ihnen ist deutlich anzusehen, dass beide denken, dass die Rollen vertauscht sein müssten. Fleece geht von Grüppchen zu Grüppchen und versucht, die Moral zu stärken. Raif brütet vor sich hin, hat er in der Dunkelschanze doch einen weiteren herben Rückschlag erlitten. Er geht hinaus und bringt Spider, der Wache schiebt, etwas zu essen, um auf andere Gedanken zu kommen. Chardath und Valmaxian diskutieren magische Prinzipien, Jen sitzt unbeteiligt dabei.

 

Valmaxian: I'd be inclined to agree if you took into account the direct correlation of the harmonic transmutational frequencies to the homogenous Weave structure. One cannot help but notice that the super positions' potencies overlap in the fifth and seventh nodices.

Chardath: Glantruban's theorem. It has, to my knowledge, never been disproven, yet I take no stock in it.

Valmaxian: Tractatus Septelementaricum, page hundred and fourteen. Let me just fetch it. (Er geht zu seinen Sachen.)

Jen (nickt zu dem Totenschädel, den Chardath nachdenklich in Händen hält): That's one out of two.

Chardath: Yes.

Jen: I still don't quite get it. The Shadow Thieves want revenge on Z'vynaxas and Karthak, right? Why didn't they go straight to the Cowled Wizards?

Chardath: Well, my guess is as good as yours. They don't exactly make me privy to their reasonings, but Castle Spulzeer is outside of Amn and well beyond the Cowled Wizards' reach. And why would they have an interest in destroying a dracolich that isn't even in their domain? No, the Cowled Wizards will deal with Karthak and Karthak alone. That they haven't been brought in yet seems to tell me that the Shadow Thieves want to profit from Karthak's downfall and haven't yet set everything in motion to that end. If I had to venture a guess, I would say that they are watching us, waiting for us to deal with the dracolich because their plan depends on it being out of the way when they make their move.

Jen: And they use us to destroy Z'vynaxas because we're at hand, motivated and expendable.

Chardath: I should think so, yes. (Eine Pause entsteht.) I was wondering if you could do me a favor when this is all over.

Jen: Depends. You know that we're pretty busy, and I get the feeling we're lagging behind the competition as it is.

Chardath: It wouldn't be out of your way. You need to get back to Esmeltaran anyway. I was wondering if you could deliver a package for me.

Jen: That's all?

Chardath: That would be all.

Jen: Well. I don't see the harm in that.

Chardath: Splendid.

Fleece (setzt sich dazu): How does it feel? Being out on an adventure?

Chardath: And taking my life into my own hands for the first time in 26 years? It certainly does not bring me joy if that is what you were wondering. I may have become quite powerful because there was little distraction from my studies, like a family, for instance. But nothing within my power can bring back the time lost.

Fleece: When Z'vynaxas and Karthak are dealt with, what's gonna stop you from reaching out to your family?

Chardath: They have spent 26 years believing me to be an abominable monster of a man that has cast them out of their home and never allowed them to return. Even if I could convince them of what really transpired, would it instill love for me in them all of a sudden? They had a quarter of a century to learn to loathe me. That cannot be unlearned in my lifetime. I could make them pity that old stranger they are somehow related to, but... I'd rather have them not think of me at all.

Fleece: It's never too late to start over.

Chardath: Young words pouring from young lips. I don't know you well enough to judge if you are wise beyond your years, but some things you can never learn until old age.

Valmaxian (setzt sich mit dem gesuchten Buch in der Hand wieder dazu): You should leave.

Fleece (etwas entgeistert): Why exactly should I?

Valmaxian: Because you're boring him.

Fleece: I'm not.

Valmaxian: Then do it because I'm smarter than you and I'm asking you nicely.

Fleece: I was just in the middle of an important conversation with Magus Spulzeer, so if you don't mind—

Valmaxian: Did you talk about tomorrow?

Fleece: No, but—

Valmaxian: Then it can't have been important. Your mind isn't structured for anything whose substantial needs exceed a hands-on approach.

Fleece: Why, thank you, Valdorax. I appreciate your honesty, wrapped, as it was, in such a bouquet of condescension.

Valmaxian (hat das mitgebrachte Buch aufgeblättert und reicht es an Fleece vorbei): Glantruban wasn't the only one to think Zurbaran's axioms further to their logical conclusion, but he was the most successful one in approaching proof.

Fleece: We're talking here!

Valmaxian: Indeed we are, namely about the subject of Vanto's Third Law. Care to impress us with your point of view on it, hedge wizard?

Fleece (funkelt ihn an): It just so happens that I'm well acquainted with Vanto's Third Law. Applied harmonics. Eight centers of focus allow the magical energies to form more solidly, adding the necessary stability.

Valmaxian: Hm. So if you had a magical construct and a reagent that will allow the construct to maintain a permanent field of harmonic energy, eight centers would do the trick? I know you're concerned about disappointing me, but I want you to take comfort in the knowledge that my expectations of you are very low.

Fleece (sieht um Beistand heischend zu Jen, die aber auch nur fragend die Augenbrauen hochzieht): You could try to counteract complete dimensional collapse by drawing out the necessary energies using a Jarol apparatus.

Valmaxian: Obviously you aren't in any way, shape or form aware of the consequences when using the apparatus near an open magic field. Congratulations, you just put aside Rolston's Constant of Universal Inversion and Corneil's Fourth Corollary, and you factored out any potential interference from the etheric-elemental cotermination boundaries.

Fleece: If you direct the energy in a manner such that the construct didn't become subject to Grom'dul's Inevitability and just collapse in upon itself, sure...? Accepting that biphasic convergence could reduce the vibrations caused by the influx in etheric power, you'd direct the potential inverted power, but still would need to actually invert it...?

Valmaxian: What you have just said is one of the most insanely idiotic things I have ever heard. At no point in your rambling, incoherent response were you even close to anything that could be considered a rational thought. Every educated listener in your vicinity is now dumber for having listened to it. May Mystra have mercy on your soul.

Fleece: All right, a simple "wrong" would have done just fine, but all right.

Chardath: Come to think of it, what do you think about applying auxiliary spectral modifications?

Valmaxian: If we accept Zurbaran's Constant as proven, then that would be impossible without a workaround. And before you name Marbod's Theory, it's been disproven by Syleria's formulae, 1369 DR, so let's put that nonsense to bed and smother it with a pillow.

Chardath: Tempor incidiunt ut dolore magna aliqua. Ut enim ad minim veniam, quis nostrud laboris nisi aliquip ex comodo consequat.

Valmaxian: Duis aute irure dolor in reprehenderit voluptate velit esse cilium fugiat pariatur. I usually warp the veil slightly to affect distance between the spells.

Chardath: Have you considered snapping the veil warp to enhance the relative energy?

Valmaxian: Like cracking a whip, yes, tried it once. Made my teeth taste funny.

Fleece seufzt und steht auf.

 

Währenddessen hat Spider Raif einfach plaudern lassen, und in der Tat hat das Raif auf angenehm unstressige Gedanken gebracht, und er ist fast wieder der Alte.

 

Raif: Well, it's tough. In a way. I mean, pretty much every red-blooded guy we've ever met would kill to have this problem, but still: Traveling with ladies like these comes with challenges all of its own.

Spider: Seeing them every day?

Raif: Yeah, but not just that. You catch glimpses all the time. And they remind you of, you know... how hot our ladies are. I mean, traveling together all these years, I've seen everything of everyone at some point, same as you. It's always just for a heartbeat, and most of the time you don't get a good look, and if you like what you see, you're in a hurry to look somewhere else 'cause you don't wanna get caught gawking. Then again, you can't quite get it out of your head, can you?

Spider: Your point being?

Raif: Well, it's a challenge, having to cope with that every day, is all I'm saying. It would be bad enough if everyone had their own tent and we'd be traveling the Icewind Dale where everybody's heavily dressed all the time, but... Take early '71 when we were in Chult, and the ladies took a bath in the small lake under the waterfall. I saw Jen in all her glory, at once, for longer than a heartbeat—

Spider: Because you spied on her.

Raif: Never mind that now. You gotta admit, this body borders on the unbelievable. Never seen anything like it. Taller than me, broad shoulders for a broad, the arms are almost too muscular, but she's got such a slim waist, such feminine hips, the legs go on forever, the belly's just about perfect, and she's got the biggest jugs you can imagine. And then you remember that Cordian had her. And you can't help but wonder what that must have been like. And why was it only that one time?

Spider: You really think about these things?

Raif: Hello? The next morning, I swear Cordian looked five pounds lighter, almost a little sickly. (Er lacht.) But it's all the time, especially in summer. Being in Coryllvol instead of Imnescar would've killed me, I guess. Fleece and Jen lying around in little more than their underwear, drinking wine and eating grapes while the sun casts that soft glow on their skin...

Spider: Yes, it was pretty much like that.

Raif: See? And the smallest thing can give you trouble. Just the other day, we were sleeping in our tent, I had to get up in the middle of the night to take a leak, Jen's foot is hanging out, I brush against it ever so slightly when I leave, and again, all I can think of is her naked on top of me. I mean, don't you wonder what it'd be like?

Spider: No.

Raif: How about the other beauty, then? Fleece? Come on, you can tell me.

Spider: No.

Raif: Zhai.

Spider: No.

Raif: What, Kithain?

Spider: No.

Raif: Are you telling me there's no girl in our group that turns you on? With the selection we have?

Spider: Haven't been telling you anything.

Raif: Come on, I wanna know.

Spider: No one's ever asked me that before.

Raif: Of course not. Asking that means picturing you with the one you describe, and I guess nobody really wants that.

Spider: You've grown awfully courageous.

Raif: I'm courage incarnate. (Er kann über seinen eigenen Spruch nicht lächeln, weil er an seine Angst vor der Brücke denken muss.)

Spider: When we first met, you were deathly afraid of me.

Raif: Not when I was drunk. (Er grinst, als er sich zurückerinnert.) Come on, tell me.

Spider: There's nothing to tell.

Raif: You're not saying you're into guys, are you?

Spider: No, I'm not.

Raif (nickt, sortiert seine Gedanken, dann argwöhnisch): Wait. No, you're not into guys, or no, you're not saying you're into guys?

Spider: You've grown awfully smart, too. Both.

Raif: Okay, so what does a girl have to be like to stir the imagination of the elusive tiefling?

Spider: I'm not that interested in women, either.

Raif (verzieht erschrocken das Gesicht): Don't say you're—

Spider: I'm not interested at all.

Raif (zögert, dann erstaunt): Really?

Spider: Really.

Raif: So... Fleece could walk up to you, say she's never had a tiefling before, and slowly undress, and you—

Spider: Would worry that she might a catch a cold.

Raif: Huh... Seeing a beautiful girl lying naked before you doesn't do anything for you? (Spider schüttelt den Kopf.) Or when you climb a house front, peer into a window and see a guy fucking his girl, that leaves you completely cold?

Spider: They could be knitting or playing a game of kings and queens for all I care.

Raif: All right, but what if Jen put one of her glorious boobs directly into your hand—

Spider: In how many ways am I supposed to tell you this?

Raif: But why? I mean, that's not a trait you likely inherited from your parents, obviously, so... I'm sorry, I'm a complete idiot. I'm really sorry.

Spider: I don't know. It's just the way it is. So when they come for me with torches and pitchforks, claiming I raped their virgins, now you know that's highly unlikely.

Raif: I'd take your word over that of any stranger anyway, no matter what it's about.

Spider: Thanks.

Raif: But I'm really having trouble comprehending that. Never sleeping with anyone and not even wanting to...

Spider: Why, of course. There's nothing on your mind more prominently than chasing tail.

Raif: Now, that's not fair. You think Vardis doesn't look at Karnia and think, "Wow, you're getting really old. I'd love to have a toss with Fleece or Jen" every once in a while? You think Cordian's never musing on his night with Jen? You think Bran, when he's lying on a whore, doesn't pretend to fuck one of our girls instead?

Spider: Crudely put, but probably true. Did you pretend to fuck Jen when you were with Dimiona?

Raif: What? Wow. That's a harsh question.

Spider: You like putting them to me.

Raif: Fair enough. No, I didn't. When I'm with someone, I'm usually with that someone.

Spider: Fleece doesn't enter your mind, either?

Raif (zögert): Rarely. I can sleep with someone I don't like, but when it's someone I do like, I'm all the way into her. Pun intended. So when there's awkwardness afterwards, I think it's rarely my fault. I'm a tiny bit in love with most of the women I sleep with, at the very least when I do. Well, not love love, you know? But I worship them in a way, nonetheless.

Spider: Best one?

Raif: Saref, hands down. That was like a prayer to Sune, it really was. I bet it would be the same way with Jen, both learned it from the bottom up. The whores in Tashluta and Arbassara were crazy good, too, but you can't compare that to one on one.

Spider: Worst one?

Raif (lacht): Oh, that's easy. A whore in Baldur's Gate. When I woke up the next morning with a hangover to put Talona to shame, and I looked at her in the morning light, I had to fight back tears. (Er lacht.) Oh, Sune, that was not a good night. Caught something from her, too. But why am I telling you all this? You probably know, anyway. Always lurking in the shadows, watching and smiling knowingly. I bet there's no one who knows more of our dirty little secrets than you.

Spider: Can't argue with that.

Raif: But at least you're discreet. And hey, people get used to everything. Bran probably doesn't even think twice anymore before jerking off. (Er lacht, es entsteht eine Pause.) But hey, speaking of the guys, they're nothing to scoff at, either, huh? I'm dealing with a stiff competition here, just look at Cordian or Vardis. I mean, put yourself in an outsider's perspective for a moment. They all have to think we're all doing it with each other. I guess that's the reason why townsfolk sometimes don't chat us up as much as you'd expect them to. They see Fleece, they see the guys, and they know they have nothing to bring to the table we don't have. They have no idea—

Spider: Of the challenges you were talking about.

Raif: Exactly. Although I wonder if the girls feel the same way about us. Seriously, you really have to wonder why we don't have orgies every other night.

Spider: For the same reason you've never made a move on Jen or Fleece. Fear of rejection and the knowledge that after having been embarrassed, you still have to work together very closely.

Raif: Didn't stop Cordian and Jen. And they still get along just fine.

Spider: I'd contend that's the exception. Fleece and Rhoedry after their breakup – that would be the rule.

Raif: Yeah, wasn't pretty. I have to admit, he's a looker, too. And if they weren't such massive assholes, Valmaxian and Syrrenholt could really score with the ladies, too.

Spider: Some ladies like assholes.

Raif: Good for them. So maybe they get to catch some tail after all. Anyway, yeah, emotions can get in the way. Easily.

Spider: If they didn't, would you touch Kithain or Jewel?

Raif: What? No!

Spider: I find it hard to comprehend why.

Raif: Because they're... you know. Elves.

Spider: I'm told in bad lighting they're humans' spitting images. Zhai is an elf by any other name, too.

Raif: That's different. The way we got together was very special, and she's very special, too. She wanted it so much, and I really had to work up the courage to let it happen if you remember.

Spider: That could have just as well gone awry.

Raif: That was my fear, too. But she handled it with such grace, she's come so very far as a person. I'm actually really proud of her. She's great.

Spider: So the difference is—

Raif: The difference is, Zhai's relatable. She's one of the guys, so to speak. Not as otherworldly as Kithain or Jewel.

Spider: Is that the reason why you haven't had Nefirti or Naneetha either? The cultural gap?

Raif: Oh, come on.  Nefirti's improving, she's getting on, but firstly, she's an idol-worshipping heathen—

Spider: Didn't stop you from enjoying your time with Astarte.

Raif (fährt betont ungerührt fort): ... and secondly, she's okay, but she's not irresistably hot. And Neetha, well, bedding her would open up a beautiful selection of problems. She's smart and ladylike, and I love seducing some classy broad as much as the next guy, but I'm not an idiot.

Spider: Well, at least you're doing well in making her feel welcome.

Raif: Why not? Far as I can tell, she's okay. Way in over her head, but she's making the best of what she has to deal with. And I imagine it's not easy.

Spider: You're making it easier for her. You're very welcoming, indeed.

Raif: She's a poor sod. Neetha's not here because of a choice of hers, but because that red-clad vulture told her to.

Spider: Her reason for being with us is gone. Maybe she should follow that example.

Raif: Well, why don't we leave that up to her?

Spider: That means putting up with Syrrenholt, too.

Raif (spöttisch): Oh, I think I can manage, thank you very much. As long as the prick keeps his bloody gob shut—

Spider: Which he won't be inclined to do.

Raif: Yeah, can we talk about something else?

Spider: Sure. How'd you rate Raina and Ulabeth?

Raif: What? Spider, you're really going for it tonight, aren't you?

Spider: What goes around, comes around. Tit for tat.

Raif: You're starting to creep me out when you look at me like that, stop it. Why do you wanna know?

Spider: I'm finding it hard to put myself in your shoes. After all, you've gotten to know a lot of people, friend and foe alike, in an intimate way no one else has.

Raif: Both were very good. Happy now?

Spider: You think about them from time to time?

Raif: How about we don't talk about them, hm?

Spider: You got to change the subject once.

Raif: What's it to you, anyway?

Spider: You asked me questions I've never been asked before, about things people usually don't talk with just about anyone. I'm returning the favor. Grow a thicker skin if you want to debate personal topics, and answer the damn question.

Raif (zieht die Augenbrauen hoch): You're creeping me out again.

Spider: Not my intention.

Raif: Yes, I do. I still wanna kick Raina's ass for betraying us, which makes me an asshole because I know why she had to do it, yada yada yada. Doesn't change a thing, I still wanna kick her ass. And I wanna kick her ass for seducing Rhoedry – which I bet you knew!

Spider: I was with you in the Shining South when it happened.

Raif: Yeah, and eventually we got back to Almraiven. Somehow, you knew anyway. Right?

Spider: I had my suspicions.

Raif: With Fleece being all over him, "Oh, my lover, it's so great to have you back"?

Spider: You're forgetting that she cheated on him in Tashluta, too.

Raif: What?

Spider: You didn't know that? Wow. Finally something I didn't know. I thought everybody knew.

Raif: With whom?

Spider: Just some guy at the festival. I believe she didn't even catch his name. (Raif starrt ihn nur ratlos an.) Stop thinking, 'Wow, that could've been me.' It couldn't have. She wouldn't have done it with someone close to her. As I said, it was just a random guy with no name. (Raif atmet durch.) What about Ulabeth?

Raif: Spider, seriously...

Spider: You wanted to have a serious discussion. (Er breitet die Arme aus.) We're discussing. Seriously. (Er verschränkt die Arme.) Ulabeth.

Raif (hält sich den Kopf, fährt mit den Fingern durch sein Haar): It's tough on me to think that we're still breathing just because of her. She worked really hard on keeping us alive, without anyone knowing. Just because... Hells, I'm not even really sure why. And she's probably dead by now.

Spider: And Raina as well.

Raif: Yeah. Difference is, Raina was blackmailed into all of this. Ulabeth risked all she had without having to. Big difference. And a big fucking waste. Can we now finally talk about something else?

Spider: Of course, you answered all my questions.

Raif: And when I ask you new questions, you'll return the favor. (Spider lächelt.) I'll pass. Some light conversation would be in order.

Spider: I got something. Have you ever heard of the Emerald Cabal?

Raif: Have I? Do pigs have tight asses?

Spider: To tell you the truth, I've no idea, Raif.

Raif (achselzuckend): It's just a saying.

Spider: You're the only one using it.

Raif (lacht leise): You prick.

 

Chardath wird von Valmaxian vollgetextet, aber seine Gedanken driften ab, und wir sehen eine Erinnerung von ihm, an die er gerade denken muss.

 

1323 DR, Year of Dreamwebs: In einem edel eingerichteten Zimmer packt eine hübsche junge Frau (Diana Rigg, Video 4810, Jpg 48471-48473) ein paar Sachen in eine Reisetruhe. Es klopft, sie öffnet, strahlt den jungen Chardath (Video 4811) an und küsst ihn, macht die Tür weit auf, geht zu ihrer Truhe zurück und packt weiter.

 

Ximora: Ich habe mit Vater gesprochen. Er denkt, dass ich im Tarsakh wieder in Riatavin bin. Aber vielleicht bin ich das ja gar nicht.

Chardath schließt die Tür, lächelt leicht, aber das Lächeln erstirbt langsam.

Ximora: Vielleicht bin ich ja neugierig, mir den Forest of Tethir anzusehen. Oder eine Sehenswürdigkeit an seiner östlichen Grenze.

Chardath: Ximora, wir müssen reden.

Ximora (geht zu ihm zurück, nimmt sein Gesicht in beide Hände): Ach, mein Sauertopf, nun mach dir nicht schon wieder solche Sorgen. Man muss auch mal ein Risiko eingehen, sonst bereitet das Leben doch keine Freude.

Chardath: Es ist zu hoch. Du bist jetzt verheiratet. Diesen Skandal kannst du dir nicht erlauben.

Ximora: Ich bin verheiratet, du bist verheiratet, wir haben alle furchtbar viel zu verlieren, ja, ja. (Sie geht zurück zur Truhe.)

Chardath: Du mehr als ich. Mutter tut ihr Möglichstes, die ganze Familie zu vergraulen, und isoliert uns von Tag zu Tag mehr. Du kannst dir eine Affäre so oder so schon nicht leisten, aber noch viel weniger mit einem Spulzeer.

Ximora (seufzt thatralisch): Ach, hätte ich mich doch für Greldon entschieden. Der hätte so etwas nie zu mir gesagt.

Chardath (tritt näher an sie heran): Xim, es ist mein Ernst. Das Risiko war groß genug, als du unverheiratet warst. Mutter hat Murkath derart vor den Kopf gestoßen, dass er in Riatavin kein gutes Wort mehr über uns verlieren wird. Sie drängt uns sehenden Auges ins gesellschaftliche Aus.

Ximora (dreht sich um und legt seufzend ihre Arme um seinen Hals): Ach, Chardath. Hat sie wieder etwas über mich gesagt?

Chardath: Du weißt, dass ihr egal ist, was wir tun. Ich habe Kinder in die Welt gesetzt und mein Soll erfüllt, und obendrein bin ich ein Mann. Vermutlich gefiele es ihr sogar, wenn sich herumspräche, dass ich eine Affäre mit einer Lurraxol habe. Der Punkt ist: Murkath hasst Mutter. Er wird Bemerkungen über dich und mich fallen lassen, und dann bist du besser weit genug weg, um die Anschuldigungen abstreiten zu können.

Ximora: Chardath, mir ist egal, ob—

Chardath (scharf): Es darf dir aber nicht egal sein! (Nun sanfter.) Xim, versteh doch. Dein Vater baut seinen Schwiegersohn langsam auf. Wenn er zulässt, dass du Harran jetzt schon Hörner aufsetzt, dann war das umsonst. Harran ist zu jung und zu frisch verheiratet, um sich davon erholen zu können. Dein Vater kann das nicht zulassen. Er hat dein Leben zu lange toleriert, hat dir erlaubt, dich auszutoben. Aber nun bist du 30 Winter alt. Du weißt, was passiert, wenn ein Schatten auf diese Ehe fällt.

Ximora: Chardath, machst du gerade Schluss mit mir?

Chardath: Wir müssen es beenden. Nicht, weil ich es will, ich will es nicht. Aber es ist so oder so vorbei. Entweder warten wir ab, bis wir erwischt werden – dafür wird Murkath sorgen –, und deine Familie verliert ihre Anteile an der Crymmar's Holding Company und die Unterstützung der Basilayers, und du verbringst die nächsten Jahre unter strengster Bewachung, bis es deinem Vater gelingt, einen neuen Ehemann für dich zu finden... oder wir beenden es jetzt, und du kannst dein Leben leben.

Ximora (tritt einen Schritt zurück): Fällt es dir so leicht, mich gehen zu lassen?

Chardath (sieht getroffen zu Boden): Nein. Nichts könnte mir schwerer fallen. Aber ich will, dass es dir gut geht.

Ximora: Dann geh.

Chardath macht einen Schritt auf sie zu.

Ximora: Geh!

Chardath verlässt geknickt das Zimmer.

 

Zurück ins Jahr 1372 DR, Year of Wild Magic: Chardath wird von Valmaxian aus seinen Erinnerungen gerissen. Derweil geht Raif zu dem großen Haus zurück (in einem der Zimmer wurde auch das Zelt aufgebaut) und passiert dabei die Goliath, die im Stehen schamlos miteinander vögeln.

 

Am nächsten Morgen teleportiert Chardath alle in ein kleines Wäldchen, etwa eine Meile vom bedrohlich in den Himmel ragenden Schloss Spulzeer entfernt, und die Gemeinschaft muss nun irgendwie mit allerlei belanglosen Beschäftigungen die Zeit bis zum Abend totschlagen: Rhoedry geht mit Kithain auf die Jagd, die Goliath messen sich im Klettern mit Zhai und Jewel, man spielt Kings and Queens und Inrah und unterhält sich über Unwichtiges.

 

Am Abend ist alles bereit, und als der Regen einsetzt, ist das ihr Zeichen: Die Gemeinschaft verlässt den Schutz des Wäldchens und läuft über offenes Gelände. Das Tor zum Innenhof ist geöffnet, und Fleece und Jen erinnern sich daran, wie sie ihn vor vier Jahren in die andere Richtung durchquert hatten (Video 4812). Die Zeit, in der man nun an der Eingangstür auf Chardath wartet, nutzt Fleece zu wohlvertrauten Crimson-Tide-Klängen für eine gedämpfte, aber ermutigende Ansprache:

 

Fleece: I don't know how to imagine the past days Ashe's been captive here. I've tried not to think too much about it while I was sitting around in safety, waiting for something to do. But when I did, I wanted to believe that he was smiling in Z'vynaxas' ugly face, knowing that we would come for him. Not just hoping. Knowing.

  An old friend of mine once said to me: When you can't run, you crawl. When you can't crawl, you find someone to carry you. Every once in a while one of us needs to be carried. And they need to know that there are a lot of good folk around here in this Fellowship who will happily do that.

  We're all deathly afraid of Z'vynaxas. I know I am. To think we'd face down a dracolich... it seems like madness. But there is, I think, a big difference between being dragged into the arena to face a battle to the death... and walking into the arena with your head held high. Some people, perhaps, would say that there's little to choose between the two ways, but I know – and so do you, and I say that with a rush of fierce pride – that there is all the difference in the world. And that difference will bring us victory.

  Let's be braver than we are. Let's be all we can be.

 

Man durchquert das luxuriöse, aber vernachlässigte und verstaubte Schloss und begibt sich ganz nach oben zu dem Gang, der das Hauptgebäude mit dem Queen's Tower verbindet (Dark Souls 2, Drangleic Castle, King's Passage), wo Chardath die magischen Gegenstände aushändigt: Zhai bekommt Ebonheart (Jpg 48474), Casmar bekommt den Shield of Warding (Jpg 48475), Fleece bekommt den Cloak of Bravery und Valmaxian bekommt den Wand of Anti-Magic Rays.

 

Zuerst bufft Valmaxian jeden einzeln mit Resist Lightning, und Chardath bufft alle mit Mass Owl's Wisdom (Wis +4 ability bonus, Will-Save +2) und Limited Wish, womit er Mass Owl's Wisdom kopiert (Wis +4 inherent bonus, Will-Save +2), damit die Boni stacken, also kriegt jeder +4 auf alle Will-Saves. Cordian belegt jeden mit Remove Fear, was die Will-Saves gegen Angst um weitere +4 erhöht, und bufft Chardath mit Spell Resistance und Spell Immunity (Lightning Breath, Paralysis, Frightful Presence). Chardath belegt Cordian, Jewel, Fleece und Neetha mit Hide from Dragons, so dass diese vier nicht aktiv in den Kampf eingreifen dürfen. Cordian belegt Jen, Bran und Casmar mit Divine Power, um Attacke und Schaden zu erhöhen, und Chardath schraubt den Save, mit dem Z'vynaxas Valmaxians Anti-Magic Ray widerstehen muss, um 5 hoch. Als letztes wirft Chardath Mass Haste auf alle. Eine Runde langen machen alle Refocus, sind danach also gleichzeitig dran, Fleece und Jewel öffnen die Türen, Chardath postiert sich daneben und wirft erfolgreich Lower Spell Resistance auf Z'vynaxas (Jpg 48476), Valmaxian postiert sich auf der anderen Seite, kommt mit dem Ray durch, und Z'vynaxas' Möglichkeiten sind nun stark eingeschränkt. Die anderen stürmen im prasselnden Regen auf ihn zu (erreichen ihn aber auch mit Haste nicht in derselben Runde), und dann geht's los (Jpg 48477-48478)...

 

Jewel, die Z'vynaxas ebenso ignoriert wie Cordian, Fleece und Neetha, umrundet den Dracolich, um zu dem hängenden Käfig zu gelangen, in dem Ashe mit zuerst fassungslosem, dann aber wütend-begeistertem Gesicht hockt und nun seine Kameraden anfeuert (und selber nicht bemerkt, dass er dabei nicht stottert). Chardath versucht sich als nächstes an Anchor, aber Z'vynaxas widersteht. Jedoch kann er seinen Blitzatem nicht einsetzen, also macht seine Flugfähigkeit weniger Sinn, als unten zu bleiben (denn im Flug hätte er mit Fly-by Attack und Wingover nur zwei Attacken, am Boden aber sechs). Jetzt geht der eigentliche Kampf los, und der dauert "nur" vier Runden, die klar machen, wie absolut tödlich diese Begegnung ohne die massive Vorbereitung und das Überraschungsmoment verlaufen wäre. Zwar verlaufen die Saves gegen die Frightful Presence sehr gut (nur Raif und Skaar ergreifen schon gleich zu Beginn die Flucht), aber dafür versagen sie kräftig beim Widerstand gegen den Paralyzing Touch, der bei jeder einzelnen Attacke fällig wird – die Helden fallen um wie die Fliegen, und Jewel kommt nicht wie geplant dazu, Ashe zu befreien, damit gegebenenfalls alle die Flucht ergreifen können, wenn der Kampf zu schief läuft, sondern muss wie ein Combat Medic von Gefallenem zu Gefallenem eilen, um einen Trank zu verabreichen – nur damit der so Geheilte gleich wieder auf die Bretter geschickt wird. Cordian reagiert großartig, indem er den flüchtenden Skaar sich passieren lässt, dann Spider auffordert, Raif festzuhalten (damit er beide gleichzeitig in Reichweite hat), und Remove Fear wirft, das die Angst von ihnen nimmt und beide wieder umkehren lässt.

 

Z'vynaxas durfte natürlich nicht wie ein tumbes Monster gespielt werden, sondern wie ein cleverer Drache, also wurden alle sechs Attacken immer schön auf alle Umstehenden aufgeteilt, um sie mit Paralyzing Touch auszuschalten. Logisch war auch, dass Chardath, der "Zivilist", den Kampf nicht lesen konnte. Der Plan war, Z'vynaxas unbedingt am Fliegen zu hindern, aber Z'vynaxas legt darauf gar keinen Wert, will gar nicht fliegen – und doch versucht es Chardath plangemäß jede Runde aufs Neue (und Z'vynaxas widersteht immer), anstatt etwas Nützlicheres zu tun, hält also mit unterdrückter Panik stur am Plan fest.

 

Zhai greift selbstredend mit Ebonheart an, kommt aber nicht durch und wird von Z'vynaxas' lähmender Berührung zu Boden geschickt. Cinematisch total reizvoll sieht man jetzt den Dolch klappernd auf den Boden fallen, auf den der Regen niederprasselt, und dann Kithains Hand, die Ebonheart aufnimmt und attackieren will, doch erleidet sie dasselbe Schicksal wie Zhai. Nun schlittert der magische Dolch erneut über den Boden. Casmar rammt Z'vynaxas sein Schwert in die Rippen, würfelt aber einen Patzer, so dass er es nicht festhalten kann, als sich der Dracolich dreht. Unbewaffnet läuft er nun zum Dolch und hebt ihn auf...

 

Während Cordian die ganze Zeit damit beschäftigt ist, mit Remove Fear bei jenen nachzulegen, die in die Flucht geschlagen werden, zerfetzt Z'vynaxas Meavoi Thunukalathi Kathaal. Chardath hatte in Runde vier endlich mit Anchor Erfolg, und nach wie vor sitzt jede ranged touch attack von Valmaxian (er muss nur eine Touch AC von 8 schaffen, was bedeutet, dass ihm bei seinem BAB von +5 eine 3 reicht – und er macht es auch stets spannend und würfelt unglaublicherweise durchgehend zwischen 3 und 5), so dass Z'vynaxas nur physisch angreifen kann. Runde fünf wird von Chardath eröffnet, der ein Conjurer ist und daher kaum über kampfrelevante Zauber verfügt – also wirft er einen Prismatic Ray, eine Wundertüte, denn dann wird einer von sechs möglichen Effekten ausgewürfelt, und gegen vier von ihnen ist der Dracolich immun. Und was passiert? Eine 2 fällt, Z'vynaxas versagt beim Save und kriegt 40 Punkte Säureschaden – und er hatte nur noch 20 gebraucht, die er auch beim gelungenen Save bekommen hätte. (Die Gruppe hatte gut losgelegt, in den letzten beiden Runden aber wegen der Paralyse fast keinen Schaden mehr angerichtet: Die Wenigen, die noch handeln konnten, kamen plötzlich ums Verrecken nicht mehr durch.) Im Film sieht man den Beitrag der anderen nicht, sondern nur die entscheidende Attacke von Chardath, die Z'vynaxas' Gesicht auflöst. Casmar lässt es sich nicht nehmen, vorsichtshalber mit Ebonheart zuzustechen, und der Zuschauer weiß nun nicht, ob die Säure Z'vynaxas nur abgelenkt hat oder ob sie gereicht hätte.

 

Chardath steht fassungslos im Regen und muss sacken lassen, dass er seinen Feind selber erledigt hat. Jewel verabreicht weitere Potions, man kommt langsam wieder auf die Beine, und Skaar hält traurig Meavois zerfetzten Oberkörper im Arm. Jewel klettert am Käfig hoch und knackt das Schloss, und Ashe bedankt sich überschwänglich bei ihr, fällt dann der hinzutretenden Jen um den Hals, sieht sie fest an und sagt: "K-k-keine... Dummheiten mehr! Vvvvvvversprochen!"

 

Nun aber wird man darauf aufmerksam, dass Meavoi nicht die Einzige ist, die es erwischt hat. Nefirti liegt paralysiert da und blutet stark, Vardis ebenso, aber Rhoedry ist zweifellos tot. Bran, nachdem er von seiner Paralyse geheilt wird, bricht fassungslos über ihm zusammen und heult Rotz und Wasser, und Jen nimmt traurig ihr Schwert zurück, das sie Rhoedry am Vortag geliehen hatte. Sie bringt Bran unter Kontrolle, indem sie ihn auffordert, Rhoedry zusammen mit ihr reinzutragen. Im strömenden Regen passieren die beiden alle anderen, die fassungslos oder traurig den toten Körper anstarren.

 

Ashe sieht das und geht weinend in die Knie, und Fleece, der keine Emotion, sondern nur Stärke anzusehen ist, holt ihn wieder hoch, sieht ihm fest in die Augen und erklärt ihm, dass das niemandes Schuld ist.

 

Im Schloss beziehen alle die zahlreichen Gästezimmer, in denen die Möbel mit Laken abgehängt sind, und schlafen in feudalen, aber feucht-klammen, muffigen Himmelbetten, deren Farbe abblättert. Schloss Spulzeer wirkt wie ein Spiegelbild von Chardaths vergeudetem Leben: Unter der oberflächlichen Tünche von Luxus ist es nur noch kalt, trist und grau. Viele bleiben für sich, aber Bran hält Totenwache bei Rhoedry und verspricht ihm, dass er sich keine Sorgen um Fang und Trog machen muss.

 

Die meisten bilden kleine Grüppchen, und Fleece lenkt sich durch Aktivität ab, indem sie von Tür zu Tür geht. Derweil sitzen Chardath und Valmaxian in Chardaths Arbeitszimmer und zerstören die Phylactery. Ashe kehrt in sein altes Zimmer zurück und brütet dort über sein Leben nach. Fleece sucht schließlich Skaar auf, der sich mit einer Fackel draußen vor dem Schloss herumtreibt.

 

Fleece: Hey, Anakalathai. How are you holding up?

Skaar: I am holding nothing up.

Fleece: No, it's... it's a figure of speech.

Skaar: You cannot see speech, how do you form figures with it?

Fleece: No, what I'm asking is... how are you coping with your loss?

Skaar: I am mourning. What else is there to do?

Fleece (nickt und überlegt): Do goliath have any rituals with which we could help you?

Skaar (finster): The death songs can only be sung in the community, and there is no clan anymore to sing them.

Fleece: I see. What are you going to do?

Skaar: I shall collect rocks. Many rocks. And then I shall bury Thunukalathi underneath them. I think that is the thing to do. She was still Clan Kathaal when she died.

Fleece: Is that how you do it back home?

Skaar: When a goliath dies, we cover them with rocks, sing songs of their deeds and let them rot away. But I think it is not important. Many goliath die in solitude with no one to bury them or sing of their deeds. I shall do it anyway.

Fleece: I don't see many rocks around here, but maybe there's something I can do for you after all.

 

Fleece weiß, dass Chardath alle nach Brost teleportieren kann, weil er ja selber schon via Teleportation dort war, also bittet sie ihn, für morgen vier entsprechende Teleportationen vorzubereiten: Mit einer soll er Skaar und Meavois Leiche in die Tejarn-Hügel bringen, wo Skaar Meavoi begraben kann, dann zurückkehren und alle nach nach Brost bringen.

 

Am nächsten Tag zieht die Gemeinschaft der Ersten Sonne also überraschend wieder in Brost ein. Die Anwohner begrüßen sie freudig, erkennen aber den Trauerzug. Mit Furmenglaive wird das Begräbnis organisiert, und schließlich lässt man den in Laken gewickelten Leichnam auf dem lauschigen, halb vom Wealdath zugewucherten Friedhof ins Grab. Alle, die ihn gekannt haben, sind da: Balthus und Joneleth Quenril, Ancrull und Meliamne, Barnas Trufflehunter und viele andere.

 

Fleece: Herr der Toten, hier haben sich gute Frauen und Männer versammelt, die Zeugnis ablegen wollen über den Mann, der nun vor dir steht. Als Halbwüchsiger hatte er einen schweren Fehler begangen, der ihn in ein Leben voller Sünden führte. Niemand kann seine Taten entschuldigen. Aber wisse, dass er vor sieben Jahren diesem Leben den Rücken kehrte und die Einsamkeit suchte, in der er niemandem mehr würde weh tun können. Wisse, dass er vor vier Jahren aus dieser Einsamkeit heraustrat und sein Leben in den Dienst des Herzogs Hembreon stellte, um den Menschen von Tethyr zu ermöglichen, nicht mehr unter der Herrschaft jener zu leiden, zu denen er einst gehört hatte. Wisse, dass er, als dies vollbracht war, sich uns anschloss. Ich möchte glauben, dass er in uns sah, was jeder in uns sah, der sich uns anschloss: das, was wir werden würden.

  Vier Jahre haben wir gemeinsam die Reiche bereist. Die Sea of Fallen Stars, Tethyr, Amn, Calimshan und wieder Tethyr und Amn. Auf dem Weg haben wir vielen Menschen geholfen, und in Tethyr haben wir den Kampf fortgesetzt, dem wir vor vier Jahren beigetreten waren. Ein jeder von uns hat sich für ein höheres Ziel der Tyrannei von Goblins und Menschenschindern entgegengestellt.

  Kían Rhoedry war ein Heimatloser, wie viele von uns. Mit einer traurigen Geschichte, wie viele von uns. Und wer kann sagen, wie viele von uns ebenfalls ein Leben der Sünde gewählt hätten, wären die Dinge anders gekommen? Wir haben uns gefunden, und in unserer Gemeinschaft fanden wir Halt, Vertrauen, Freundschaft. Sie ermöglichte uns, zu sein, wer wir im tiefsten Herzensgrunde sind.

  Kían Rhoedry war einer von uns. Ein Angehöriger der Gemeinschaft der Ersten Sonne. Keiner hier kannte ihn so gut wie ich, doch war er niemand, der viel über seine Gefühle und seine Gedanken sprach. Ich weiß es nicht, aber ich möchte glauben, dass er an das glaubte, was wir tun. Dass er bereute, was er in seinem alten Leben getan hatte.

  Du weißt, wie schwer Kíans Missetaten wiegen. Aber du weißt auch, wie schwer Kíans Heldentaten wiegen. Wir empfehlen dir, Kelemvor, seine Seele.

 

Sie wirft eine Handvoll Erde auf den Leichnam und geht, und so hält es jeder. Als nächstes ist Bran dran, und er schämt sich seiner Tränen nicht, als er sich von seinem Freund verabschiedet. Jen, Vardis, Kithain, einer nach dem anderen verabschiedet sich überwiegend wortlos (interessant ist natürlich auch, Casmar dabei zuzusehen, von dem man ja weiß, dass er Rhoedry ebenso wenig ausstehen konnte wie er ihn), bis nur noch Ashe übrig ist. Er lässt Revue passieren, wie viele Probleme er seinen Freunden schon bereitet hat, verspricht Rhoedry unter Tränen aber, dass das jetzt ein für allemal vorbei sei – er werde sich seines Opfers als würdig erweisen.

 

Chardath teleportiert alle zurück zum Schloss, wo sie eine weitere Nacht verbringen werden, denn am Abend wird er Skaar wieder abholen, der bis dahin Meavoi hoffentlich hat begraben können. Chardath gibt Ashe Raziel zurück, und Ashe weiß gar nicht, wie er reagieren soll. Zum einen erschreckt ihn, jetzt wieder eine ständige Verbindung mit Raziel zu haben, zum anderen hat er keine Ahnung, wie er sich Chardath gegenüber verhalten soll, dessen Leben er nicht gekannt und den er völlig falsch eingeschätzt hat.

 

Am nächsten Tag bringt Chardath alle dorthin, von wo er sie abgeholt hat: Meavois, Skaars und Spiders Lagerplatz eine halbe Meile vor den Toren Esmeltarans. Spider und Skaar bleiben zurück, der Rest sucht erneut das Golden Sands auf, wo Jaq sie unendlich erleichtert begrüßt, aber sofort die gedrückte Stimmung wahrnimmt und erfährt, dass Rhoedry gefallen ist. Fang und Trog rennen fröhlich in die Gruppe und suchen rührend aufgeregt ihr Herrchen. Bran fängt die beiden ein und bringt sie rein.

 

Jaq berichtet, dass sie sich die letzten Tage nach Vern Kimbolt umgehört hat, aber erfolglos: Welcher Söldner für wen genau arbeitet, ist nicht gerade Stadtgespräch, wenn man nicht die richtigen Ansprechpartner hat, und natürlich wagte sie hier in Esmeltaran nicht, zu zaubern und sich zu maskieren.

 

Jen reitet zum Saphirufer, dem edelsten Stadtteil Esmeltarans direkt am Rande von Lake Esmel, und übergibt dort wie gewünscht Chardaths Päckchen. Cordian sucht natürlich umgehend All Things Alchemical auf, lädt Meri in die Happy Toad ein und laviert ein bisschen herum, wie ernst ihr "wir" seien. Meri ist darüber etwas erbost. Cordian weiß, dass niemand von ihm erwarten kann, sein Ornat abzulegen. Aber er erwartet von ihr, die zwölf Jahre, die sie in ihre Ausbildung investiert hat (sowie das Vermögen, das diese gekostet hat), hinter sich zu lassen, um mit Abenteurern umherzureisen, sie zu bekochen, den Abwasch zu machen und am Feuer auf ihre Rückkehr aus der Ogerhöhle zu warten? Das verdeutlicht ihr, dass er sie überhaupt nicht kennt, und damit weiß sie auch, dass ihr Platz nicht an seiner Seite ist. Sie überspielt ihren Ärger aber gekonnt und meint, man solle sich lieber darüber freuen, dass sie diesen Bonus hier haben, denn verabschiedet hatten sie sich ja schon in Imnescar.

 

Am Abend besucht Nefirti Fleece auf ihrem Zimmer und weist sie darauf hin, dass Bran sehr traurig ist, und Fleece findet doch immer die richtigen Worte, um die Leute das fühlen zu lassen, was sie fühlen sollten. Fleece kann aber nicht, denn was sie soll sie zu Bran sagen? Dass sie nicht weiß, ob Rhoedrys gute Taten ausreichen, ihn nicht in die Seelenmühle zu stoßen? Dass eine Ewigkeit in den tristen Hallen Kelemvors das Beste ist, das man sich für ihn erhoffen darf? Dass sie seinen Tod betrauert, sich aber auch schuldig dafür fühlt, weil sie nie jemandem nahe stand, der mehr Leid verursacht hat als er – und sie darüber auch noch jahrelang belog? Nefirti versteht das überraschenderweise, und darüber ist Fleece so froh, dass sie sie bittet, aus dem Schankhaus eine Flasche Wein zu holen, damit sie sich zu zweit besaufen können.

 

Jen besucht Bran, der mit den Hunden in seinem Zimmer sitzt. Sie hat vorsichtshalber im Schankhaus nach dem stärksten Tropfen gefragt und einen lokalen Kräuterschnaps mitgebracht, den man Rachenputzer nennt. Die beiden trinken abwechselnd und tauschen Anekdoten über Rhoedry aus. Jen setzt Rhoedrys Tod in den richtigen Kontext.

 

Jen: Zuerst starb ich auf Xalaron – aber Theon war da, um mich zurückzuholen. Dann starb Cordian am Rand des Wealdath – aber Theon war da, um ihn zurückzuholen. Danach starb Zhai in Chult – aber Theon war da, um sie zurückzuholen. Als nächstes starb Theon in Almraiven – und niemand war da, um ihn zurückzuholen. Rhoedry war nicht der Erste, und er wird nicht der Letzte sein. Das ist das Leben, das wir führen.

 

Sie betont auch, dass es für Bran schlimm sein muss, weil er noch nie in einem Krieg gekämpft hat. Sie denkt dabei an alle gefallenen Kameraden, die sie 1368 und 1369 DR im Reklamationskrieg verloren hat. Als sie sicher ist, dass Bran einigermaßen klar kommt, verabschiedet sie sich, um mal nach Ashe zu sehen.

 

Dieser sitzt in seinem stockfinsteren Zimmer, weil er gar nicht gemerkt hat, wie es dunkel geworden ist, derweil er im Geiste mit Raziel sprach, der auf seinem Tisch liegt, während Ashe auf dem Bett sitzt – also unbewusst so weit wie möglich von ihm weg. Das war ein cooles halbstündiges Gespräch, in dem Ashe Stärke zu zeigen versuchte, aber von Raziel gewohnt effektiv verspottet wurde. Jen kommt rein, wundert sich über die Dunkelheit, und Ashe wiederholt beiläufig ein paar von Raziels Äußerungen – das hat er noch nie zuvor getan. Jen weiß das zu schätzen, macht aber kein großes Ding daraus, zündet draußen auf dem Gang die Kerze an, setzt sich vor Raziel, so dass sie seinen Blick auf Ashe und Ashes Blick auf ihn versperrt, und unterhält sich ein bisschen mit ihm. Sie fragt nach den Tagen in Z'vynaxas' Gewalt, doch Ashe erwidert entschlossen, dass er darüber nicht reden will – aber auch, dass diese Zeit hinter ihm liege und er nun nach vorn schauen wolle. Jen entführt ihn schließlich ins Schankhaus – weit weg von Raziel, auch wenn das wegen der telepathischen Verbindung nur Symbolcharakter haben kann.

 

Erneut klopft es bei Bran: Neetha tritt ein, setzt sich zu ihm und bietet ihm Trost an. Bran jedoch merkt an, dass Rhoedry sie und ihren Kumpel ziemlich schlecht leiden konnte, und wie ironisch das wäre, sich ausgerechnet von denen trösten zu lassen, die mit Rhoedry ebenso wenig anfangen konnten. Etwas angefressen haut Neetha wieder ab.

 

Casmar klopft an Fleeces Tür, die Nefirti gerade beschwipst eine Melodie vorspielt und nachfragt, wie eine Mulan sie ändern würde, damit sie nach Mulhorand klingt. Fleece meint, sie habe auch noch mit Neetha und Casmar sprechen wollen, und da er schon mal hier sei, würde sie das gerne tun, bevor er sein Anliegen vorträgt. Er stimmt zu, und Fleece beschreibt, was die beiden Amaunatorianer bereits Seite an Seite mit der Gemeinschaft der Ersten Sonne erlebt und durchgemacht haben. Soweit es sie betrifft, gehören sie ihr jetzt an. Fleece kann nicht wissen, dass Casmar genau darauf hinausgewollt hatte, dass er deswegen ihr Zimmer aufgesucht hat, aber so ist sie ihm zuvorgekommen und hat für später ein gutes Argument, denn er wird nie sagen können, dass Neetha und er auf Grund ihres Glaubens abgelehnt wurden und um Aufnahme in die Gemeinschaft gegen deren Widerstand kämpfen mussten. Indem sie sich damit im Rahmen von "Wo Ihr schon mal hier seid" an Casmar wendet, respektiert sie obendrein seine Erfahrung, die Neetha nicht hat, wenngleich er im Rang unter ihr steht. So kann sie später sagen, sie sei angetrunken gewesen und habe nicht nachgedacht, sonst hätte sie sich damit standesgemäß an Neetha gewandt – aber natürlich hat sie genau nachgedacht. Casmar bleibt nichts anderes übrig, als sich zu bedanken und Nefirti einen schwer deutbaren Blick zuzuwerfen. (Er hatte lange gehofft, sie noch missionieren zu können, aber die Abenteurer verhindern das ja.)

 

Am nächsten Morgen arbeiten Mulziber und Meri nebeneinander im Labor, und Mulziber fragt beiläufig, ob sie einen schönen Abend hatte. Meri verleiht ihrer Enttäuschung darüber Ausdruck, dass sich Cordian offenbar nur in ihr hübsches Äußeres verguckt hat, sich aber gar nicht genug für sie interessiert, um das Offensichtlichste zu sehen, was ihren Charakter betrifft. Mulziber entgegnet ruhig, dass sie von dieser Sorte Mann noch viele kennen lernen wird, und dass sie dankbar sein sollte, dass er sich ihr offenbart hat.

 

Fleece erzählt Jen und Raif von ihrem Gespräch mit Casmar und erntet erbosten Gegenwind. Sie reagiert aber hart und nimmt ihnen den Wind aus den Segeln, indem sie aufzählt, was die beiden mit der Gruppe erlebt, was sie dafür auch geleistet haben. Wie kann man sie da ablehnen und noch in den Spiegel sehen? Nein, solche Spielchen spielt Fleece nicht.

 

In den nächsten Tagen mischen sich Fleece, Jaq, Jewel, Jen und Raif unters Volk, um herauszufinden, wie man mit Kimbolt in Kontakt treten kann, jedoch ohne Erfolg. Dafür erhalten sie eine Einladung in den Palast der Lurraxols an der Seepromenade zum morgigen Frühstück. Jen bringt die herausgeputzte Fleece also zum Saphirufer und wünscht ihr viel Glück. Fleece wird von einem Lakaien durch das luxuriöse Gebäude auf den Balkon geführt (Jpg 48479-48493), wo Lady Ximora Lurraxol (Diana Rigg, Video 4813, Jpg 48494-48499) frühstückt.

 

Lurraxol: Tact is the ability to step on someone's toes without messing up the shine on their boots; the knack of making a point without making an enemy. You, madam, do not surround yourself with tactful company.

Fleece: A rather harsh judgement. What makes you come to it, I wonder.

Lurraxol: Oh, please. You may not be dumber than an ox, but you don't appear to be smarter either. Aura Coprith, Lathluryl Vymmar, Yuria Bormul and Rennard Cormond would love to see your head snugly nestled on a pike. All four belong to the ten most powerful houses of Amn. Your motives and goals notwithstanding, you aim rather high, I have to give you that.

Fleece: No one's born a master. Being thrown into a snakepit without being equipped with mungos doesn't come easy to honest souls.

Lurraxol (lächelt): At least you're not easily intimidated. What I approve of the most is that you didn't say, "Oh, but that wasn't me, I was in Coryllvol the whole time!" You may sit down.

Fleece verneigt sich leicht und nimmt Platz, aber sie sucht noch nach einem Konzept, wie sie mit Lurraxol umgehen soll.

Lurraxol: Never show a potential enemy that they know something you don't. You're smart enough to know that, aren't you?

Fleece: What are you referring to, mylady?

Lurraxol: Don't play dumb with me, reserve that for conversational partners without a shred of imagination. Right now you're wondering why I counted Yuria Bormul as an enemy after what you did for her.

Fleece: Suppose I am?

Lurraxol: And now you're admitting to my suspicion just because I told you to not play dumb.

Fleece: The way I see it, it's a principle of diplomacy that one must know something of the truth in order to lie convincingly, so you have me at a disadvantage.

Lurraxol (lächelt schmal): A witty retort at last. Maybe I can make use of you after all. (Ein Diener trägt nun, da Fleece Platz genommen hat, ein weiteres Gedeck auf.) Don't mind him. He used to be a rather talkative blatherskite, but since his accident involving his tongue he's taken great pains to learn the art of discretion. So... We were talking about Yuria Bormul and your naiveté to think that you doing an errand for her makes her your ally. Can you think of any reason why that just might not be the case?

Fleece: I've never thought of her as an ally anyway. Neither have I thought of her as an enemy.

Lurraxol: Well, that's what she is, and not realizing that makes you easily manipulated buffoons. You cost her a considerable amount of money down in Tethyr, and by pure coincidence you see her again in Amn and assume that's water under the bridge? She worked with you because you were useful, but that doesn't mean that she isn't your enemy.

Fleece: We rescued her from an abduction.

Lurraxol: How certain are you that she was abducted in the first place?

Fleece: Mylady is very well informed.

Lurraxol: Reserve that figure of speech for chance acquaintances you meet in a tavern. Merely acknowledging this before someone of standing makes you look exceedingly stupid. Being from a backwater like the Dalelands doesn't do much to alleviate this. Always assume your interlocutor knows everything about you. It's what we do. We survive by being well informed about everything worth knowing, and you neither have the brains nor the means to keep your secrets secret. Not in Amn anyway.

Fleece: If I were to assume mylady knows everything about us, I would also have to assume I'm here to listen more then to talk.

Lurraxol: You are smart enough to know the basic rules by which Amn functions as a society. Then again, you are dumb enough to presume you can afford to declare yourselves above those rules. You're heroes in Tethyr, and that's gone right to your little heads. Don't you think everyone wanting to do away with you wouldn't have had a field day, as easy as you'd made it for everybody? Exceed my low expectations of your insight and tell me the reason why they didn't.

Fleece: If I had to venture a guess, I'd say it's because of our potential. If your enemy wields a very well-crafted sword, your first idea wouldn't be to destroy the sword. You'd rather wonder how you could take it away from them and use it yourself.

Lurraxol: And there you go again with your hopeless overestimation of your ragtag bunch of illiterate misfits with hearts of gold. You may be special a couple of leagues down south, but here, you're not, at most only in your constant overappreciation of yourselves. No, the reason is far simpler and has nothing to do with you. It's Haldane Cormond. You work for him, and as long as nobody's figured out how important it is what you're doing for him, they refrain from moving against you. Don't doubt for a heartbeat that Aura Coprith would've loved to wipe you out, and obviously you can't imagine how easy that would be. And now Lathluryl Vymmar, after doing what you wanted her to do, is making inquiries into the exact nature of your affiliation with Haldane Cormond, which tells me she's not done with you either. And rest assured, all of Imnescar knew that Rennard Cormond would be rather aggravated with you after what you very foolishly did. As soon as you outlive your usefulness for Haldane Cormond, the jackals will come out of the woodwork and tear at your throats. I've been hearing them howl for tendays, and yet you seem blissfully unaware.

Fleece: We aren't ignorant, mylady, but there's little we can do about it right now.

Lurraxol: So you keep stomping through Amn, making more enemies by the day.

Fleece: We've survived so far.

Lurraxol: By virtue of an affiliation of which you don't know the value, and a good helping of sheer dumb luck.

Fleece: And a few friends.

Lurraxol (schnaubt): Friends! Let's rather talk about allies, shall we? Aside from coffers of money there's nothing more useful and important. But you don't have any. You were lucky that the Janessaries paired you off with Pendaron Coprith to give you a starting point. But he's a powerless, washed up has-been and altogether unimportant. And your noble secret society that stands up for the common man in the face of corruption and injustice? Have you ever by any chance wondered how such an organization could exist within Amn?

Fleece: By paying off everyone with an interest to see it gone?

Lurraxol: Even more than that, but at last you're thinking in the right direction. They are making big compromises, and at the end of the day they can do only what the Shadow Thieves allow them to do, and not an iota more.

Fleece: Mylady, we've been through so much, we survived—

Lurraxol (winkt ab): Oh, spare me your campfire stories. You could have slain an archdemon for all I care. That would impress neither me nor anyone else of power. If you're trying to make a point of why one should hire you as mercenaries, keep it up. But if you want people to, you know, not want to kill you, start making compromises. If you can't be a good example, then you'll just have to be a horrible warning.

Fleece: If we were just a bunch of backwater thugs unable to function properly in Amnian society and a copper a dozen, I'd have to wonder why one of the most powerful women of the realm takes the time to speak with me.

Lurraxol (lächelt schmal): Hm. Take care how much iron you put in your words. Here in Amn it's sure to put you in a situation you can't kiss, kick or cry your way out of.

Fleece: I'm representing the Fellowship of the First Sun. A healthy dose of iron is a given.

Lurraxol: Your confidence is entirely misplaced. You obviously have reason to be confident in your fighting abilities, but looking at your string of achievements so far, your societal tasks would be better off in the hands of ogres.

Fleece: We're just guests here, Lady Lurraxol, and we'll be back home soon enough. We don't intend to stay, and therefore don't intend to forge alliances to secure our standing in the long term. As you said, we're working for Lord Cormond, and when we're done, we'll be gone. In the meantime, we don't intend to change who we are. We're rather happy with it.

Lurraxol (sie vom Tisch fortwinkend): Then die happy and be gone. Good luck with your endeavors. (Fleece sieht sie unsicher an.) You're still here? Maybe because you do realize that you have to compromise, but don't want to outright admit it? After all, have I just summoned you out of sheer curiosity, or was there an actual reason?

Fleece: I was wondering, yes.

Lurraxol: And by continuing to sit on your well-shaped behind, you accept that maybe you can't have it your way wherever you go?

Fleece: Mylady is playing games with me. I've been known to enjoy doing that myself, so I can hardly fault you for that, but I'd be grateful to be let off the hook.

Lurraxol: If you had been in Imnescar and those thugs who aren't burdened by overactive minds had been in Coryllvol, things might have gone different. I don't think highly enough of you to assume they would've gone well, but at least better than they have. If you had been there, you would've dove into politics and connected the dots. Maybe you wouldn't have needed Pendaron to hold your stirrups, maybe you would've found out yourself that the Vymmars and Copriths are enemies – as are the Vymmars and Cormonds. Do you know who else is enemies with each other? No, of course not. You don't immerse yourself in such trivialities. The Cormonds and Bormuls. The Bormuls and Lurraxols. The Lurraxols and Cormonds.

Fleece: So pretty much everyone with everyone else.

Lurraxol: No, there are alliances. You could've found out that, too. You could've found out that the Lurraxols and Vymmars are on good standing, for example. What's a little harder to find out is that Lathluryl reached out to me. Being a bit isolated in Imnescar with Orgost still the head of the family, she wanted me to take care of you.

Fleece: You declined, I hope? Otherwise we wouldn't be talking.

Lurraxol: To return to your previous allegory, I'd rather use the sword myself than cast it into the lake.

Fleece: And what about the part where you're enemies with Lord Cormond?

Lurraxol (schnaubt): Hm. As it turns out, you're not that terribly important after all. You're tasked with bringing Vern Kimbolt's mercenaries into the fold. It doesn't take the Fellowship of the First Sun to achieve that. I suppose that's just something you have to do because you want something from Cormond. It may seem big to you, but it isn't to him. The head of House Cormond doesn't preoccupy himself with hiring a few hundred mercenaries. People three levels under him don't preoccupy themselves with hiring a few hundred mercenaries. Flunkies preoccupy themselves with that.

Fleece: And where does that leave us?

Lurraxol (schmunzelt): I stand nothing to gain from denying Cormond a few blades. After all, he is defending the border for all of us. Well, the reason you couldn't find Kimbolt here in Esmeltaran is because Aura sent him away, of course. The least she can do is make things more difficult for you. Your problem is that your friends don't know nearly enough about politics to realize Lathluryl's letter is completely worthless. Bumpkins that they are, they figured that the rest will surely go without a hitch. Please tell me that you thought further than that. Convince me the blade's at least somewhat sharp.

Fleece: She needed time, hoping that Rennard Cormond would keep us busy enough. Failing that... We give Kimbolt the letter, he writes back, asking when and where to expect the payment, we lose precious time waiting for an answer that doesn't come anyway. She's not backing up her promise, and we're too far away to do something about it. And even if Kimbolt did get to her in a timely fashion – and he has no reason to do so, he is already employed after all –, she could regretfully retract her offer, saying something's come up that changed her mind. And why would Kimbolt set much store by her offer in the first place? It's easy to find out that she's not the head of the house yet, and that Orgost approves of pretty much nothing she does. So he would incur House Coprith's ire while banking on an unreliable outcast within her own house with an unclear future. If it had been a letter by Orgost, on the other hand...

Lurraxol: So you do have half a brain. I think it's wasted on captaining a company of adventurers, but then, that's just me. So you didn't think it would work. Why did you go anyway?

Fleece: Half the group grew restless, and the other half needed to get out of Imnescar before things got out of control.

Lurraxol: You learned in Esmeltaran that you have nothing to bargain with. And yet you were about to go to Kimbolt anyway.

Fleece: Tymora smiles on us often enough. Something would've come up.

Lurraxol: You are so sure of that?

Fleece (jetzt sehr cool): Of course. I'm sitting here, aren't I?

Lurraxol (schmunzelt): You do have a modicum of panache and vigor, I'll grant you that. Do you think you're doing a good job as the head of your little assembly of misfits?

Fleece: So far, so good.

Lurraxol: Whatever women must do they must do twice as well as men to be thought half as good. Luckily, this is not difficult. Take that as a reminder never to underestimate Lathluryl Vymmar, Aura Coprith, Yuria Bormul – or me.

Fleece: I won't.

Lurraxol: Good. Let's talk business. I'll point you to Kimbolt's whereabouts where you will find a trading station of mine. There you will be handed a letter with the same offer Lathluryl made, only this time by me, complete with a down payment and the paperwork ready to be signed. Still, Kimbolt may have reservations to change employers so suddenly. You will still have to convince him.

Fleece: And in return...?

Lurraxol: An architect of mine disappeared without a trace, as did the construction plans for a building project. I need both back. The search doesn't involve nobles or social events, so it should be right up your alley. I'm told you're passable at finding things.

Fleece (zögert, da sie überlegt, ob das eine normale Bemerkung war oder auf die Schlüssel abzielte): You stressed more than once that we're a liability. Why would you associate yourself with us so openly? What changed your mind?

Lurraxol: Chardath Spulzeer did. He told me about the Dark Redoubt and Castle Spulzeer. The old codger seems to put great stock in you. I can't deny that you do have your strengths. Not exactly the ones that would serve you best in Amn, but strengths nonetheless. Anyway. Are we in accordance?

Fleece: We are, mylady.

Lurraxol (lächelt fast schon scheinbar freundlich): Good. I know you're busy. Don't let me keep you.

 

Fleece geht wieder rein und erfährt von einem Mitarbeiter von Lady Lurraxol die Einzelheiten: Kimbolts Sturmbanner wurde nach Eshpurta verlegt, und der vermisste Baumeister ist ein Zwerg mit dem Namen Angbar Dourstone, der vor seinem Verschwinden in Shepherdston arbeitete, wo er ein Bauprojekt leitete. Sehr überraschend brach aber das Fundament ein, also entsandte Lady Lurraxol einen Agenten, und der konnte ihr nur berichten, dass Dourstone mitsamt der Baupläne verschwunden war. Auch mit Magie ist er nicht aufzufinden.

 

Fleece fragt den Mitarbeiter, ob es möglich wäre, Lady Lurraxol Lizenzen für Valmaxian, Jaq, Ashe und sich selbst besorgen zu lassen und ein Schreiben aufzusetzen, in dem sie erklärt, dass sie für sie arbeitet. (Später lässt sie alles von Valmaxian duplizieren.) Mit einer neuen Auftraggeberin im Rücken wird es jetzt hoffentlich vorangehen, aber natürlich wird sich die Gemeinschaft wieder aufteilen müssen.

 

Lady Lurraxols Mitarbeiter klärt Fleece auch über das Sturmbanner auf. Es wurde von Verns Vater Garlan Kimbolt ins Leben gerufen und begann als eine kleine Rotte von einem Dutzend Haudegen, wuchs aber im Laufe der Jahre auf 50 Mann. Als Garlan vor 27 Jahren schwer verletzt im Sterben lag, bestimmte er nicht, wie jeder erwartet hatte, einen seiner Brüder zum Nachfolger, sondern seinen ältesten (damals erst zwanzigjährigen) Sohn Vern. Sordel und Luthan hätten unter anderen Umständen eine gute Karriere als Räuber hingelegt: nicht allzu gebildet oder schlau, aber gewissenlos und brutal. Für die Fortführung von Garlans Traum eigneten sie sich nicht. Vern war im Sturmbanner aufgewachsen und hatte seiner Jugend zum Trotze den Respekt der Kameraden erworben. Nach langen Jahren in den Small Teeth führte er das Sturmbanner nach Calimshan, wo es Karawanen zwischen Calimshan und dem gesetzlosen Tethyr bewachte und Räuberbarone und Nadirim bekämpfte. Im Reklamationskrieg heuerte es bei Haedrak an und zeichnete sich in der Schlacht von Myratma aus. Heute zählt es acht Banner, also über 400 Mann. Kimbolt befehligt das gesamte Sturmbanner sowie Kimbolts Rotte, seinen Stab. Seine acht Captains, darunter seine Onkel Sordel und Luthan, befehligen die jeweiligen 50 Mann starken Banner.

 

Schnitt auf Fleece, Jen, Raif, Jaq und Spider, die in Fleeces Zimmer im Golden Sands sitzen und sich beraten.

 

Raif: Ich versteh's nicht. Sie hält herzlich wenig von uns, Aura hat uns obendrein mithilfe der Kirche Waukeens gesellschaftlich untragbar gemacht, und doch steigt Ximora mit uns ins selbe Boot. Warum?

Fleece: Schwer zu sagen. Zusammen mit den Alibakkars wurde Haus Lurraxol von Sothilis' Invasion am schwersten getroffen. Ihnen gehörte halb Murann sowie das gesamte Umland. In Amn bist du in aller Regel immer nur so groß wie dein letzter Erfolg, und dieser massive Schlag muss Haus Lurraxol in den Augen der anderen Hyänen ganz gewaltig zurückgeworfen haben. Vorher ist es den Häusern Cormond und Bormul auf Augenhöhe begegnet, davon kann jetzt keine Rede mehr sein. Gerade jetzt müsste Ximora eigentlich besonders vorsichtig sein, sich nicht noch mehr Blößen zu geben.

Jaq: Das ist es vielleicht. Niemand möchte es sich mit den Cormonds verscherzen. Oder den Bormuls. Na ja, außer dir vielleicht.

Fleece (schneidend): Da wusste ich ja auch noch nicht, wie mächtig ihr Haus ist. Das hat mir niemand gesagt, das hab ich erst hier erfahren.

Spider: Hätte es etwas geändert?

Fleece (grimmig): Nein.

Jaq: Wie gesagt, niemand möchte es sich mit den Cormonds verscherzen, davon haben wir aus Imnescar ja genug gehört. Mit den Lurraxols war das sicherlich genauso. Aber wenn für den Amnier dein Ansehen immer nur so groß ist, wie du dich gerade präsentierst – oder dich überhaupt präsentieren kannst –, dann nehmen sich jetzt vielleicht viel mehr Familien den Lurraxols gegenüber etwas heraus als vorher.

Fleece: Deswegen kann sie niemandem trauen.

Jen: Oder glaubt das zumindest. Und uns traut sie nicht zu, falsches Spiel zu spielen und in Wahrheit gegen sie zu arbeiten. Vermutlich, weil sie uns für zu blöd dazu hält.

Fleece (mürrisch): Zu Recht.

Jaq: Sie weiß genug über uns, und damit weiß sie auch, dass wir unbestechlich sind. Also gibt sie uns einen Grund, für sie zu arbeiten, und das muss bedeuten, dass dieses Bauvorhaben sehr wichtig für sie ist. Darüber sollten wir mehr herausfinden.

Jen: Das wird vermutlich in Shepherdston einfacher sein als hier.

Spider: Wie teilen wir uns diesmal auf?

Raif: Ich gehe auf jeden Fall nach Eshpurta.

Fleece (nickt, weil ihr das klar war): Wie ich mich auch entscheide, es wird wahrscheinlich wieder falsch sein. Ich hätte nach Imnescar mitgehen sollen.

Spider: Konntest du aber nicht.

Fleece: Ich weiß. Trotzdem.

Jen: Und wohin zieht's dich jetzt?

Fleece: Ximora hilft uns. Es wäre eine Geste der Höflichkeit, mich um das zu kümmern, worum sie im Gegenzug gebeten hat. Andererseits hat sie betont, dass es hier nicht aufs diplomatische Parkett geht, weshalb sie uns die Sache überhaupt erst zutraut.

Jen: Du möchtest also lieber in den Norden?

Fleece: Das ist wichtiger. Jemand muss Kimbolt überzeugen, und ich hab eh schon keine Ahnung, wie uns das überhaupt gelingen soll.

Jen: Vielleicht wäre Vardis der Richtige dafür.

Raif: Vardis war auch der "Richtige" für Captain Selrik. Er hat nur ein paar Minuten gebraucht, ihn dermaßen zu beleidigen, dass er uns alle hochkant rausgeworfen hat.

Jen: Manchmal geht man einfach nach seinem—

Raif (entschieden): Drück Vardis ein Schwert in die Hand und stell ihn auf ein Schlachtfeld, und er ist glücklich. Aber sieh's ein, Jen, mehr kann er nicht.

Fleece: Auf jeden Fall möchte ich Jewel in Shepherdston haben. Wenn Dourstone entführt worden ist, gibt es Spuren, und wenn die jemand findet, dann sie. Und wenn sie aus Shepherdston herausführen, sollte auch Kithain dabei sein. Neetha und Casmar möchte ich endlich aus dem Rampenlicht herausholen, die beiden gehen auf jeden Fall mit nach Eshpurta.

Jaq: Macht ihr euch mal Gedanken darüber. Ich geh in die Stadt. Vielleicht finde ich ja etwas heraus.

 

Die anderen gehen ins Schankhaus, wo der Rest auf mehrere Tische und den Tresen verteilt herumhängt. Nach zahlreichen Gesprächen steht die Aufteilung: Fleece, Jen, Raif, Spider, Ashe, Jaq, Valmaxian, Skaar, Naneetha und Casmar gehen nach Eshpurta, und Cordian, Vardis, Zhai, Kithain, Bran, Nefirti, Jewel und Karnia gehen nach Shepherdston.

 

Raif nimmt Fleece beiseite und beschwört sie, nicht wieder auf Vardis zu setzen, sondern lieber auf Cordian. Entweder teilt Fleece seine Meinung, oder sie vertraut seinem Urteil – jedenfalls bittet sie Cordian, etwas prominenter aufzutreten, und verklausuliert das so elegant, dass er weiß, dass er Vardis ablöst (und vor allem: warum), ohne dass es ausgesprochen wurde. Vardis geht mit Karnia im Innenhof spazieren, Fleece schließt sich an und verpackt es hier geschickt so, dass Cordian gerade jetzt, wo er endlich zum ersten Mal seit zwei Jahren ein vollwertiges Mitglied ohne religiöse Gewissensbisse und ein Geweihter Helms gleichzeitig sein kann, die Möglichkeit braucht, sich selbst zu bestätigen, und dass Vardis ihm zuliebe etwas beiseite treten möge.

 

Am nächsten Morgen reisen beide Gruppen aus Esmeltaran ab: Fleece, Jen, Neetha, Casmar, Raif, Spider, Jaq, Valmaxian, Ashe und Skaar gehen nach Norden, Cordian, Vardis, Zhai, Nefirti, Kithain, Jewel, Brannon nebst Fang und Trog sowie Karnia gehen nach Südwesten.

 

Nach einer kurzen Reise (Jpg 48500-48542) sieht man schon von Weitem das Dorf Talonpeak in den Ausläufern der Small Teeth (Jpg 48543-48551). Der einfach gestrickte Nortar (Jpg 48552) ist als Beobachter an die Straße geschickt worden und wendet sich nun an die Gruppe, ob sie wegen des Monsters gekommen ist. Offenbar haben sich Soldaten seiner annehmen wollen, mussten aber aufgeben und kündigten an, mit Hilfe zurückzukommen. Jedoch zählt jeder Tag, denn die Bestie verlangt vom Dorf all seine Nahrung und seine Reichtümer, und schon morgen früh wird sie zurückerwartet, denn sie gab Talonpeak drei Tage Zeit.

 

Im Dorf werden die Helden begeistert empfangen, und Zhai weiß gar nicht, wie sie sich angesichts der Leute, die ihre Pferde umringen, noch verstecken soll. Cordian lässt sich zum Chauntea-Tempel bringen und lernt dort den beleibten Priester Hardred (Jpg 48553) kennen, der zwar auf den ersten Blick durch seine Fettleibigkeit und die kleinen Schweinsäuglein nicht sympathisch aussieht, dann aber durch Stimme, Mimik und Gestik durchaus nett wirkt: rau, bäuerlich und doch weltoffen. Cordian genießt es, zum ersten Mal in zwei Jahren als Helm-Geweihter erkannt und auch so behandelt zu werden. Als er Hardred mitteilt, dass sich eine Halbdrow in der Gruppe befindet, ist Hardred Cordians Wort, dass sie harmlos ist, genug: Sie kehren zum Tor zurück, wo man an den erschrockenen Dörflern schon sehen kann, dass die Maske gefallen ist. Hardred versichert den Leuten, dass ihnen von Zhai keine Gefahr droht, und diese bedankt sich erleichtert. Cordian lässt sich das Monster beschreiben (es ist offenbar intelligent, aber bei der äußeren Beschreibung fällt niemandem auf, dass es eine Sphinx sein muss), die Pferde werden untergestellt, und dann geht es zu Fuß in die unwegsamen Hügel.

 

Alle folgen nun Kithain, die mit vielen Würfen auf Knowledge (Nature) und Survival anhand von Essensresten und dem Gelände tatsächlich rekonstruieren kann, wo das Monster lagern dürfte. Allein erklimmt sie einen Hügelkamm und erblickt dahinter eine Sphinx (Video 4814, Jpg 48554). Anstatt jedoch einen Überraschungsangriff vorzubereiten, gibt sie sich zu erkennen, wartet auf Einladung und klettert zu ihr hinab. Sie bittet sie, sich andere Jagdgründe zu suchen, doch die Sphinx, die sich Lahara die Prächtige nennt, ist sehr stolz und von sich eingenommen und genießt das Jäger-und-Beute-Prinzip. Nun lässt sie Kithain aber natürlich nicht einfach wieder gehen, aber gibt ihr diese Chance, wenn sie ein Rätsel löst:

 

It cannot be seen, cannot be felt,

Cannot be heard, cannot be smelt.

It lies behind stars and under hills,

And empty holes it fills.

It comes first and follows after,

Ends life, kills laughter.

 

Kithain löst es (es ist die Dunkelheit) und darf zu den anderen zurückkehren und berichten. Die Helden stellen sich auf, Kithain klettert zurück und feuert drei Pfeile auf die Sphinx ab – dann muss sie zu ihr kommen, und Kithain will daraufhin zu den anderen zurückrennen.

 

Guter Plan, nur setzt die Sphinx Roar ein, was einen fear effect hervorruft. Vom Kampf mit Z'vynaxas waren wir sehr verwöhnt, und die meisten dieser Charaktere haben einen Bonus gegen fear, aber hier verlässt sie das Glück: Cordian, Nefirti, Bran und Zhai ergreifen panisch die Flucht, nur Kithain und Vardis bleiben stehen. Wie in aller Welt sollte das jetzt funktionieren? Angedacht war nämlich, dass sich alle dicht zusammenrotten, jeder Refocus macht und dann mit einer readied action abwartet, dass man angegriffen wird, aber nun ist Kithain das einzig lohnende Ziel für die Sphinx. Unfassbar: Mit fünfzehn Pfeilen besiegt Kithain das Monster ganz allein, nicht mal Vardis kommt zum Zug. Sie rupft eine Feder als Beweis aus.

 

Die anderen sind – Magie hin, Magie her – von sich schockiert, so weggelaufen zu sein, ganz extrem Cordian, der Beschützer. Sie kehren nach Talonpeak zurück, und den Helden zu Ehren wird eine Party im kleinen Gasthof geschmissen. Kithain und Jewel sitzen draußen und reden über Finglas, Kithains Heimatlosigkeit und ihr Schicksal. Zhai ist es drinnen eigentlich viel zu laut und zu stickig, aber sie genießt, hier offen am Tisch sitzen zu können. Hardred bietet Cordian eine kleine Geldleistung an, aber der lehnt natürlich entschieden ab.

 

Zwei Tage später reiten die Abenteurer durch das idyllische Emberton (Jpg 48555-48663), und eine Bäuerin bittet den klar als Helmgeweihten erkennbaren Cordian um den Geburtssegen für ihr Neugeborenes, weil es nun schon einige Tage auf der Welt, der Priester aber nicht wie erwartet vorbeigekommen ist. Es fühlt sich für Cordian sehr gut und richtig an, nun als Geweihter wahrgenommen zu werden und auch die entsprechenden Aufgaben wahrzunehmen.

 

Vom anderen Ende Embertons kann man schon das zwei Meilen entfernte, in den Berghängen liegende Shepherdston sehen. Hier am Dorfrand befindet sich ein Vistani-Lager aus im Kreis aufgestellten, bunt bemalten Wagen und einem Käfig, in dem ein etwas magerer, zerzauster Tanzbär schläft, und vorn stehen einige Stände, an denen die Mondleute mit ihren Waren locken. Die Abenteurer haben Lust, etwas Exotisches zu essen und zu trinken und vielleicht eine Kleinigkeit zu kaufen, wissen aber natürlich, was man sich über die Fahrenden erzählt, und passen auf ihre Sachen auf. Inmitten des bunten Völkchens (Jpg 48664-48700) fällt Bran, der schon öfter auf Vistani getroffen ist, eine besonders schöne, exotisch gekleidete Vistani auf (Jpg 48701-48702), die auch eine umwerfende, sowohl geheimnisvolle als auch lebensfreudige Ausstrahlung besitzt. Vom leutseligen Heslov (Jpg 48703-48706), der ihm einen Wein nach dem anderen andreht (angeblich aus Damara, Narfell, Impiltur, Rashemen etc.), erfährt er, dass viele Vistani in Shepherdston als Tagelöhner auf der Baustelle arbeiten. Bran fragt Heslov nach der dunklen Schönheit und erfährt, dass sie Zuera heißt. Mit einem großzügigen Trinkgeld bringt er ihn dazu, ihn ihr vorzustellen, und sie lädt ihn kurzerhand für heute Abend nach Sonnenuntergang ein.

 

Cordian, Vardis, Bran, Zhai, Kithain, Nefirti und Jewel reiten zwischen zwei Felsburgen hindurch (Jpg 48707-48711) das Plateau hinauf und ins geschäftige Shepherdston (Jpg 48712-48750), dessen Altstadt auf einer Steilklippe liegt und durch eine breite, von zahllosen Händlern gesäumte Brücke mit der Neustadt verbunden ist. Hier ist eine Menge los, und eine Unterkunft zu besorgen, fällt schwerer als gedacht, denn durch den Tempelbau sind viele Menschen hier und haben die Herbergen belegt. Man muss sich also auf zwei Pensionen aufteilen (ähnlich wie Messegäste) und besucht dann die große Baustelle (Jpg 48751-48755). Hier übernimmt Cordian und wird als Respektsperson auch gleich mit dem Vorarbeiter Vancian (Jpg 48756) bekannt gemacht, der seit Dourstones Verschwinden nun der Verantwortliche ist. Er kann sich nicht erklären, wie einem äußerst fähigen Baumeister wie Dourstone so etwas wie das Absacken des Fundaments passieren konnte, erst recht auf so stabilem Boden. Dennoch muss der Bauherrin der Bau sehr wichtig sein, denn sie treibt zum Weiterbau an, obwohl Vancian weiß, dass er den Bau eigentlich einreißen und von vorn anfangen müsste. Wenn es überhaupt jemandem gelänge, mit dem Schaden am Fundament weiterzubauen, dann jemandem wie Dourstone – oder auch nicht, denn dem ist dieser Fehler ja passiert. Aber was die Bauherrin sagt, gilt, also werden eben Fassadenarbeiten erledigt.

 

Vancian kam merkwürdig vor, dass Dourstone am Tag des Absackens in der Mittagspause die Baupläne nahm und heimging. Als er nicht zurückkehrte, suchte man die Wohnung auf, die Haus Lurraxol für ihn gemietet hatte, aber sie war komplett leer, er war mitsamt seinen Sachen verschwunden. Cordian lässt sich die Adresse geben, und einer der Arbeiter gibt Cordian den Tipp, auch mal in der Unterwelt herumzufragen – vielleicht bei Cestus Krex, dem Hehler im Freundlichen Fisch?

 

Bran ist derweil allein unterwegs und sucht verzweifelt nach einem Gastgeschenk, aber typisch Mann: Ihm fällt nichts ein. Schließlich hat er aber doch einen Geistesblitz: Garantiert kann er ihr nichts zum Anziehen mitbringen, aber ebenso garantiert schneidern sich die Vistani ihre Kleider selbst, also kauft er Tuch.

 

Jewel informiert Cordian nach seiner Rückkehr, dass sein Treiben von einem Balkon quer über den Bauplatz beobachtet worden ist. Für alle anderen ist es zu weit, und Kithain hat dafür keinen Blick, aber für Jewel sehen die Beobachter calishitisch aus.

 

Am Abend reitet Bran unbewaffnet, nur von Fang und Trog begleitet und nur mit wenigen Hellern im Beutel runter zu den Vistani, und Jewel begibt sich mit Vardis und Nefirti als Leibwachen zum Freundlichen Fisch (Jpg 48756). (Nefirti wollte Jewel selbst begleiten, und Cordian schickte Vardis mit, weil der deutlich gefährlicher aussieht als die kleine, eher zierliche Mulan. Und was passiert? Er würfelt grauenhaft auf Intimidate und sie eine 20 – keiner achtet auf ihn, sie scheint die Gefährliche zu sein.) Jewel lernt Cestus Krex (Jpg 48757-48760) kennen, der gegen fünf Dukaten verrät, dass er auf Maral Alibakkar tippt. Der stammt aus Calimshan und besucht hier seine Verwandten wegen irgendeiner Heirat, und er hat schon bei seinem letzten Besuch versucht, Dourstone anzuheuern, doch der ist halt ausgebucht.

 

Den Vistani kann Bran mehrheitlich ansehen, dass sie lieber ganz unter sich wären, anstatt einen Fremden hier zu haben. (Tagsüber will man halt Kundschaft anlocken, doch abends möchte man unter sich sein.) Ablehnend verhalten sie sich jedoch nicht, bis auf Ebru (Jpg 48761), die Bran immer wieder ansieht und wirkt, als wollte sie ihm die Kehle durchschneiden. Heslov und ein paar Kumpane füllen Bran erst mal mit dem für ihn ungewohnten Kartoffelschnaps Zabo ab, und er beobachtet die fremdartigen Tänze ums Feuer, die Zuera und ein paar andere Frauen aufführen und dabei sehr gelöst und fröhlich wirken. Ihm fällt auch eine alte Frau auf (Geraldine Chaplin, Jpg 48762-48764), zu der die Frauen hin und wieder gehen, denn ihr Zelt steht direkt neben dem Käfig mit dem Bären – der jedoch ständig pennt und ziemlich ungefährlich wirkt. Die Musik (Tataryn und Zaynka von Dakha Brakha, Karchata und Vyplyvalo Utenia von Folknery, und schließlich Zozulytsya von der Dakh Daughters Band) klingt zuerst schrecklich, aber je mehr Zabo Bran trinkt, umso geheimnisvoller und hypnotischer wirkt sie. Als er nicht mehr stehen kann, wird er zur Alten gebracht, die ihm als Nibiru vorgestellt wird und ihm die Karten legt. (Es klingt nach dem üblichen vagen Weissagungsunsinn: Bran werde an einem Scheideweg eine Entscheidung zwischen seinem Vagabundenleben und seiner Familie treffen müssen.) Alles wird aus seiner Perspektive gezeigt, analog zu seiner wachsenden Trunkenheit wirkt alles immer verwischter, zusammenhangloser, aber auch emotionaler. Irgendwann zwischendurch liegt sein Kopf auf Zueras Schoß gebettet, und die Kamera sieht sie von unten, wie sie lachend mit ihren Freundinnen scherzt, ohne dass man wegen der Sprachbarriere ein Wort verstünde. Immer wieder gesellt sich eine schwarze Katze zu ihr, und ihm wird klar, dass sie eine Katzenhexe ist: freiheitsliebend, launisch, verspielt, impulsiv, ungebunden, schön und geheimnisvoll – er wird sie niemals haben können, sie ist zu weit von jemanden wie ihm entfernt, aber Mann, was für eine Frau!

 

Um ein wachsames Auge auf sie zu haben, begleitet Cordian Jewel zu Dourstones Wohnung, in die sie einbricht, um sich umzusehen. Cordian wartet draußen und wird von einer vermummten Frau angerempelt, die ihm einen Zettel zusteckt, auf dem er aufgefordert wird, sich zum Badehaus am Ende der Straße zu begeben. (Dabei stellt er sich herrlich tapsig an, denn da es zu dunkel zum Lesen ist, "verfolgt" er die Frau zur nächsten Laterne, um dort ganz offen den Zettel zu lesen – und damit das Tarnmanöver der Frau zunichte zu machen.) Er lässt Jewel kurz wissen, wohin er geht, checkt ein und geht schwimmen (Jpg 48765). Bald gesellt sich eine bezaubernde Calishitin dazu – die Frau von vorhin, die sich nun als Najara Alibakkar vorstellt (Rosabell Laurenti Sellers, Video 4815, Jpg 48766-48776). Sie zieht sich aus und steigt zu ihm ins Wasser, und als sie mit ihm auf Jumada anstoßen möchte und er nicht weiß, was sie meint, erteilt sie ihm eine Nachhilfestunde.

 

Najara: Haus Nashivar übernahm im vierten Jahrhundert die Herrschaft über die Stadt, die damals noch Jumada hieß: die Rote Wache oder Rotwacht. Es errichtete den Felizar, den Stadtpalast, und stellte ihn Anfang des fünften Jahrhunderts fertig. Doch nur 50 Jahre später, im Jahre 450 DR, zerbrach das Shoon-Imperium. Damals herrschte Vishap Nashivar über Jumada, und seine Familie bestand nur noch aus ihm, seiner Frau Jaheira und ihrem sechsjährigen Sohn Rahul – würde ihm etwas zustoßen, wäre die lange Geschichte der Familie beendet.

  Mit dem Zerfall des Imperiums wurden viele Shoon-Loyalisten aus Tethyr vertrieben und siedelten sich weiter nördlich im nach Ashar Tornamn benannten Königreich Amn neu an, das nun plötzlich selbstständig und keine Provinz mehr war. Auch das Haus Khafaz flüchtete aus Tethyr nach Zahida. Es wurde später in Esmeltaran umgetauft. Dort jedoch herrschte unangreifbar einer der mächtigsten Generäle des Imperiums, Esmel. Also warf Haus Khafaz  seinen Blick nach Jumada, setzte sich in seine Boote, fuhr den Esmel River hinab und traf vor Jumada auf Vishap Nashivars Männer. Haus Khafaz trug einen glorreichen Sieg davon, und Vishap und ein Großteil seiner Streitkräfte wurden getötet. Seine Frau Jaheira saß mit dem sechsjährigen Rahul in Jumada fest. Das Oberhaupt des Hauses Khafaz forderte sie auf, ihn zu heiraten, um weiteres Blutvergießen zu verhindern. Sie ließ ausrichten, dass sie sein Angebot abwägen werde, und bat um drei Tage Bedenkzeit. Haus Khafaz bereitete sich auf eine Belagerung von Jumada vor, doch am dritten Tag schickte Jaheira wie versprochen Nachricht, dass sie Haus Khafaz in Jumada willkommen heißen werde, mehr noch: Als Zeichen des Respekts werde die Bevölkerung Jumadas alle Männer des Hauses Khafaz in ihren Booten in die Stadt tragen. Alle unterschätzten diese Frau, der nur eine Handvoll Krieger geblieben waren, also sagten sie zu. Sie ließen sich von der Menschenmenge in die Stadt tragen, wie Jaheira es versprochen hatte – doch die vielen Menschen verdeckten den Blick auf einen langen, tiefen Graben, den Tausende von Händen in den letzten drei Tagen ausgehoben hatten. Die Jumadanim warfen die Boote mit den Männern darin hinein, und Jaheira trat an den Rand und fragte, ob ihr Respekt nach dem Geschmack des Hauses Khafaz sei. Daraufhin wurde der Graben zugeschüttet und die Männer lebendig begraben. Der Khafazgraben, eine Straße, zeugt noch heute davon.

  Niemand machte Jaheira seither den Herrschaftsanspruch streitig, und ihr Sohn schenkte ihr achtzehn Enkel. Haus Khafaz zerfiel, aber die Nashivars existieren noch heute. Jedoch rief sich General Esmel 460 DR zum König aus und setzte in Jumada seine eigenen Statthalter ein. Um deutlich zu machen, dass es sich um ein neues Königreich handelt, wurden sämtliche Städte umgetauft, und Jumada erhielt den unscheinbaren Namen Shepherdston.

 

Cordian erfährt von Najara, dass sie ihren Bruder zu Verhandlungen über eine Heirat zwischen Telkin Nashivar und ihr selbst begleitet. Cordian verhält sich cool-wissend wie James Bond, der seinen Gegner umtänzelt, und deutet mehr als nur an, dass ihr Bruder für Dourstones Verschwinden verantwortlich ist. Najara überrascht ihn: Ja, Maral hatte Dourstone anheuern wollen, und nun, da er verschwunden ist, suche er ihn selbst, denn je länger seine Arbeit liegen bleibt, desto länger muss Maral darauf warten, dass der Zwerg wieder frei wird. Deshalb wolle er sich auch mit Cordian treffen, vielleicht morgen zum Frühstück an der Pferderennbahn? Cordian gesteht seine Überraschung ein, fährt aber mit dem fort, was man angesichts der Tatsache, dass beide sehr gut gebaut und nackt sind, kaum noch Flirt nennen kann. Beiden gefällt der jeweils andere, und natürlich trinken sie ihren Kelch nicht mal aus, bevor sie übereinander herfallen.

 

Jewel kehrt zu Vardis, Nefirti, Zhai, Kithain und Karnia zurück: Offensichtliche Spuren eines Kampfes gab es nicht; jedoch hat sie in einem Mäuseloch einen schweren, zerkratzten Bronzering mit einer zwergisch aussehenden Gravur gefunden und könnte sich vorstellen, dass Dourstone ihn zurückgelassen hat, damit man ihn auf magischem Wege finden kann. Man diskutiert darüber, ob Maral Alibakkar Dourstone bereits aus der Stadt geschafft hat, und wenn ja, auf welchem Wege.

 

Am Morgen reiten Kithain und Vardis zu den Vistani runter, nicht nur, um nach Bran zu sehen, sondern auch, um zu fragen, ob sie Hexen haben, die mithilfe des Rings Dourstone finden können. Kithain möchte sich allein darum kümmern, weil sie seit gestern Vardis' Frustration und Ärger spürt und nicht möchte, dass er hier einen Streit anfängt, also bleibt er bei den Pferden, und sie betritt das Lager allein. Die meisten Männer sind wieder weg, um auf der Baustelle zu arbeiten. Kithain spricht mit Nibiru, die drei Dukaten verlangt, und Kithain, die keine Vorstellung von Geld hat, kehrt zu Vardis zurück, um sich das Geld (und eine Standpauke) abzuholen. Verärgert reitet Vardis zurück, weil er nicht einsieht, hier zu warten. Nibiru zieht sich in ihr Zelt zurück. Kithain betrachtet mitleidig den armen Bären in seinem Käfig und kümmert sich um Bran, der so schwer verkatert ist, dass er nicht mal aufstehen kann. (Die paar Heller, die er dabei hatte, haben ihm die Vistani natürlich auch geklaut.)

 

Cordian begibt sich währenddessen, von Jewel begleitet, zur außerhalb der Stadt gelegenen Rennbahn. Sie ist typisch für Amn riesig, aber da kein Event stattfindet, gibt es nur ein paar Leute, die ihre Pferde ausreiten oder trainieren. In der Mitte des Ovals, wo die Verwaltungsgebäude und die Koppel zu finden sind, wurde ein riesiges, calishitisch anmutendes Zelt aufgebaut, in dem inkl. Personal gut 30 Leute zu finden sind – das muss es sein. Jewel, die für den Fall der Fälle eigentlich unauffällig beobachten wollte, erkennt, dass das nicht geht, und nimmt auf der Tribüne Platz. Ein unwahrscheinlich guter Reiter (Jay Tavare, Jpg 48777-48785) reitet seine Runden rückwärts sitzend oder auf dem Sattel balancierend, was immer, wenn er die Zeltöffnung passiert, mit Applaus bedacht wird. Cordian darf als Respektsperson am großen Frühstückstisch Platz nehmen, wird aber nicht offiziell vorgestellt, sondern nur mit Blicken und der Vertröstung eines charmanten Herrn (Jpg 48786-48787) begrüßt. (Das liegt daran, dass er hier gar nicht eingeladen ist, sondern nur der Gast eines Gasts, was er aber noch nicht weiß.) Er erkennt Najara, die züchtig und brav am Tisch sitzt und ihn nicht ansieht, und neben weiteren Herrschaften (Jpg 48788-48789) erkennt zumindest der Zuschauer, wenn schon nicht Cordian selbst, Lizaia und Nemedia Nashivar.

 

Der Reiter ist natürlich Maral Alibakkar, der sich hinzugesellt, Cordian gut gelaunt begrüßt und mit ihm plaudert. Er entstammt dem calishitischen Zweig der Alibakkars aus Urundul und ist hier gerade auf dem Gut der Alibakkars zu Gast. (In Shepherdston liegt der Sommersitz (Jpg 48790-48791) der Alibakkars, der seit dem Fall Muranns als Hauptsitz dient.) Man kennt ihn als Verehrer Sunes, als exzellenten Reiter, Kämpfer und Verführer. Die ortsansässigen Nashivars hatten Dourstone für die Renovierung des Tempels des Rebenblutes beschäftigt, des hiesigen Sune-Tempels. Dabei hat er ausgezeichnete Arbeit geleistet, und Maral hat vor Kurzem versucht, Dourstone anzuheuern, in Urundul einen ganz neuen Sune-Tempel zu bauen. Abzuwerben, genauer gesagt, denn der aktuelle Tempelbau wird ihn noch lange in Beschlag nehmen. Es liegt nun in Marals Interesse, dass sich der Zwerg wieder anfindet, damit er mit ihm einen Handel für später abschließen kann, und deshalb möchte er mit Cordian und seinen Freunden zusammenarbeiten. Auch betont er, dass er einen Magier von daheim mitgebracht hat, den er Dourstone suchen ließ, aber erfolglos.

 

Nibiru kehrt aus ihrem Zelt zurück und gibt Kithain den Ring wieder. Sie meint, Dourstone sei unauffindbar, und das liege vermutlich daran, dass er magisch abgeschirmt wird. Einige Männer bugsieren den sterbenskranken Bran auf sein Pferd Empusa (er hatte eine Wette mit Rhoedry verloren und musste sein Pferd nach der hässlichsten Frau benennen, mit der je im Bett war), und Kithain stellt fest, dass ihr Bogen gestohlen wurde. Es geht zurück nach Shepherdston.

 

Unter einem Vorwand begleitet Maral Cordian zurück zu seinem Pferd und raunt verschwörerisch, dass hier jeder als Drahtzieher im Hintergrund infrage kommt. Als Cordian den Ring erwähnt, bittet Maral darum, um ihn seinem Magier zu geben, und lädt Cordian zu diesem Zwecke für heute Mittag zum Essen in den Felizar, den Stadtpalast, ein, wo Maral wohnt.

 

Cordian und Jewel nehmen die Verabredung wahr, und Maral führt seine Gäste ein wenig durch die Gärten des Felizar, bis man sich in einen wunderschönen Hof setzt (Jpg 48792-48796), um eine leichte Mahlzeit einzunehmen. Man erfährt von Maral, dass die Nashivars, nachdem das Königreich Amn ausgerufen und ihnen die Kontrolle über Jumada entrissen wurde, als Privatleute gediehen, mit dem Handel reich wurden und der Stadt erst vor 30 Jahren einen Teil des Felizar abkauften und im Gegenzug einen Sune-Tempel spendeten und in den Straßenbau investierten. So hatten sie Jahrhunderte später die Herrschaft wiedererlangt. Oberhaupt des Hauses ist seit dem Tod von Eslar Nashivar vor über 20 Jahren dessen Witwe Lizaia. Ihre engste Beraterin ist ihre Tochter Nemedia, die zwar mit Pellas Tanislove verheiratet ist, der ihr aber völlig freie Hand lässt und den sie nur ein paar Mal im Jahr sieht.

 

Der heute in Amn etablierte Zweig der Alibakkars dagegen siedelte erst um 1200 DR herum aus Calimshan über. Sie stammen aus Urundul, wo sie Marmor und Granit abbauen und exportieren, womit auch der amnische Zweig sehr schnell sehr reich geworden ist. In Murann baute man seine eigene Handelsflotte und belieferte die Schwertküste mit calishitischem Marmor und anderen Importen. Das wiederum erlaubte es den Alibakkars, große Ländereien um Murann herum zu kaufen. Niemand hätte sich vorstellen können, dass es einst als Muranndin Ogern als Heimstatt dienen würde. Das zwang sie auch dazu, ihre Sommerresidenz hier außerhalb Shepherdstons zum Hauptsitz zu machen. Man merkt Maral an, dass er seinen Verwandten zwiespältig gegenüber steht. Nur 150 Jahre, aber sie haben schon viele schlechte Angewohnheiten der hiesigen Barbaren angenommen und tragen sogar amnische Vornamen! Oberhaupt des Hauses ist Erlranther Alibakkar, Dannoth ist sein kleiner Bruder, Alun sein Neffe. Najara soll mit Lizaias ältestem Sohn Telkin Nashivar verheiratet werden, der vor Kurzem Witwer geworden ist. Dannoth Alibakkar hat das eingefädelt, der sich davon bessere Beziehungen zum Haus Nashivar verspricht, da sein Haus durch die Sothilis-Invasion ja schweren Schaden genommen hat. Die Nashivars beherbergen Maral und Najara Alibakkar als Ehrengäste.

 

Als Cordian den Ring übergeben will, macht Jewel darauf aufmerksam, dass man ihn doch noch Vancian zeigen wollte, damit er zweifelsfrei feststellen kann, ob das auch wirklich Dourstones Ring ist und kein Ablenkungsmanöver. Maral gibt den Ring zurück und lädt sie stattdessen zum Abendessen ein – und vielleicht bringe Cordian ja die Halbdrow mit, von der er erzählt hatte.

 

Also geht's zurück zur Baustelle, und ja, Vancian identifiziert den Ring zweifelsfrei als Dourstones Ring. Er nahm ihn auch bei der Arbeit nie ab, was man übrigens an den vielen Kratzern erkennen kann. Zwischendurch fragt Vancian, ob Cordian denn wisse, wie der andere Tempelbau vorankomme, und so erfährt Cordian, dass in Highpoint, keine Tagesreise von hier, auch ein Tempel gebaut wird, ebenfalls Waukeen zugedacht, aber Bauherr ist nicht Ximora Lurraxol, sondern Ralvas Krimmevol.

 

Am Abend besucht Cordian mit Zhai (die sich mit dem schicken amnischen Outfit herausputzt, das Fleece ihr in Esmeltaran gekauft hat) Maral, der sie mit seiner braven Schwester Najara empfängt. Maral hat offenbar keine Ahnung, was sein Schwesterlein, das sich hier so sittsam gibt, sonst so treibt. Zhai genießt den Abend, denn  wie oft kommt es vor, dass sie so gut von jemandem behandelt wird, der nicht zur Gruppe gehört? Marals neugierige, freundliche Art erinnert sie daran, wie schön es in Calimshan war, wo jeder so akzeptiert wird, wie er ist. Der Ring wird natürlich Maral überreicht, damit der ihn seinem Magier geben kann.

 

Beim ersten Hahnenschrei verlässt die Gruppe Shepherdston (Jewel bleibt für alle Fälle in Shepherdston zurück, Karnia natürlich auch) und erreicht Highpoint am Nachmittag. Der Tag ist schummrig und bewölkt, aber dennoch hat man einen tollen Blick (Jpg 48797-48816). (Das war natürlich Rocca d'Orcia aus meinem zweiten Toskana-Urlaub: Ein unglaublich steiles Dorf, bei dem man sich fragt, wie in aller Welt man hier mit Fuhrwerken arbeiten soll.) Cordian macht den Baumeister Mikken (Jpg 48817) ausfindig und spricht auch mit dem Bürgermeister Raim (Jpg 48818), erfährt aber nichts von Belang. Er beschließt, noch mal mit Mikken zu reden, und hört vom Krimmevol-Beauftragten Balame, der in Shepherdston wohnt und hier alle Nase lang vorbeikommt, um, obwohl kompletter Laie, auf Tempo zu drängen, als ob es Waukeen kümmert, wann der Tempel fertig wird. Weil die einzige Herberge wegen der Arbeiter komplett überfüllt ist, Cordian aber einem Gott dient, dessen Segen man gern auf seinem Haus hat, dürfen die Abenteurer bei Raim übernachten.

 

Zurück in Shepherdston berät man sich, und der frustrierte und schon seit Tagen ungeduldige und schlecht gelaunte Vardis gerät mit Cordian so sehr in Streit, dass die beiden sich prügeln. (Glücklicherweise ist man gerade in Cordians Pension, die von einer alten Oma geführt wird, die kaum noch hören kann.) Zhai beendet das Gerangel mit einem coolen Dolchwurf.

 

Cordian und Jewel gehen zur Adresse von Balame: Der wohnt bei einer Witwe, die ihre Zimmer vermietet. Jewel fragt, ob sie sich einmieten kann, aber die Witwe hat nur drei, und die sind belegt. Jewel geht wieder vor die Tür, nach zehn Minuten tritt Cordian ein, fragt nach Balame, Jewel hört mit, wie ihn die Witwe dirigiert ("Die Treppe hoch, dann ist es gleich die erste Tür auf der rechten Seite, Ehrwürden."), Cordian lockt Balame (Jpg 48819) runter, gibt bei der Witwe Tee in Auftrag, damit sie aus dem Wohnzimmer in die Küche verschwindet, setzt sich dann so hin, dass Balame mit dem Rücken zur Treppe sitzen wird, Balame kommt runter, und Jewel schleicht sich hinter ihm die Treppe hoch, knackt die Tür und untersucht das Zimmer. Cordian verwickelt Balame, ohne direkt zu lügen, sehr geschickt in ein Gespräch, dass er sich Sorgen mache, dass jemand Tempelbauten sabotiert, und ob Balame etwas Ungewöhnliches aufgefallen sei (was für einen Helmgeweihten, der vielleicht cyricistisches Treiben wittert, absolut Sinn ergibt, so dass Balames Misstrauen nicht geweckt wird), bis Jewel wieder runterkommt. Just in diesem Moment kommt aber auch die Witwe wieder herein, die noch etwas Gebäck zum Tee reichen will. Jewel schleicht ungesehen wieder hoch, und um ihr ein Fenster zu verschaffen, stößt Cordian seinen Becher runter, so dass die Witwe sich bücken muss. Jewel nutzt die Chance, aber in dem Moment wittert auch Balame seine Gelegenheit, sich endlich dem Gespräch entziehen zu können, steht auf, sieht Jewel – und die steht mittlerweile so, als wäre sie gerade hereingekommen: "Ich hatte vorhin ganz vergessen zu fragen: Bis wann sind Eure Zimmer eigentlich vermietet?"

 

Als wieder alle versammelt sind, diesmal in Cordians Pension, zeigt Jewel ihren Fund: eine Bronzemünze damaranischer Prägung, mit einem Loch, als wolle man sie an einer Kette tragen, und darin verknotet einige lange, rotblonde, gewellte Haare, die Jewels scharfem Blick zufolge zu Balame gehören. Sie hatte seine Stiefel umgedreht, um etwas möglicherweise darin Verstecktes auszukippen, aber sofort diese Kleinigkeit gesehen, die niemandem sonst aufgefallen wäre: dass der Absatz nicht oben, sondern in der Mitte geleimt war. So stellte sie fest, dass man ihn aufgeschnitten, diese Münze reingeschoben und den Absatz wieder zugeleimt hatte.

 

Das wirkt natürlich sehr hexisch-rituell. Es wird zwar nicht erörtert, welchen Hintergrund das haben könnte, aber immerhin ist das endlich eine Spur. Vardis ist dagegen, sich Hexen zu Feinden zu machen, also schlägt Jewel vor, dass Kithain und Bran gehen. An diese beiden haben sich die Vistani schon gewöhnt, und Kithain wirkt so harmlos, dass man sich nicht bedroht fühlen wird, wenn sie erklärt, dass die Gruppe keine andere Wahl haben wird, als zur Garde zu gehen, wenn man das Ganze nicht auflösen kann. (Und Bran soll mit, um zu retten, was zu retten ist, falls die weltfremde Kithain irgendetwas verspricht oder dergleichen.)

 

Nach einigem Hin und Her und bedeutsamen Blicken zwischen Nibiru, Zuera und ein paar anderen Frauen, vermutlich ebenfalls Hexen, führt Zuera Kithain und Bran aus dem Lager, und der zahme Bär trottet hinterher – doch jenseits des Lagers verfällt das Enchantment, das auf alle Nicht-Vistani wirkt: Es ist Angbar Dourstone (Jpg 48820). Der Zwerg lässt Kithain links liegen und wendet sich an Bran: Man hat ihn mit seinem Zwillingsbruder Angram erpresst. Soweit er weiß, ist dieser Balame der Drahtzieher. Sobald er seinen Bruder in Sicherheit weiß, wird sich Dourstone mit Freuden wieder an die Arbeit machen.

 

Kithain und Bran erstatten Bericht, und in der Nacht ziehen Zhai und Jewel los, um Balame auszuquetschen. Jewel knackt die Tür, Zhai schleicht sich an, erschreckt ihn, und Balame ist ein Bürokrat, aber kein mutiger Mann: Er plaudert aus, dass er annimmt, dass Angram im Freundlichen Fisch festgehalten wird.

 

Anstatt zurückzugehen, um zu berichten, schlägt Zhai vor, den Freundlichen Fisch gleich noch einmal auszukundschaften. Jewel wirft eine Münze: Ja, sie gehen allein los. Zhai betritt die Taverne offen und lenkt alle Aufmerksamkeit auf sich, und Jewel nutzt die Gelegenheit, um ungesehen durch die Hintertür einzudringen, da sie weiß, dass diese direkt neben der Kellertreppe liegt. Dummerweise sieht Zhai in dem schummrigen Licht aus wie eine Elfe, ihr Auftritt erschreckt also niemanden. Dennoch ist auch eine Elfe ein sehr seltener Anblick, weshalb der Plan letztlich aufgeht. Zwischen Jewel und dem Gespräch zwischen Zhai und Krex wird nun immer hin- und hergeblendet: Zhai hält Krex beschäftigt (wenngleich sie auf eine Lüge baut, die er nicht glauben kann, weil er sich nach der Gruppe erkundigt hat und sie ein bisschen kennt), und Jewel macht Angram auf sich aufmerksam, der mit seinem Aufpasser würfelt und ihn um einen Schnaps bittet, so dass er nach oben gehen muss.

 

Als Krex Zhai mit ihrer Lüge konfrontiert, liegt dank Quick Draw im Nu Poisonfang unter seinem Kinn, und er muss das massive Riesenbaby (stark wie ein Bär, aber dumm wie ein Fünfjähriger) zur Ordnung rufen. Zhai spielt noch ein bisschen auf Zeit, weiß aber auch, dass sie ihren Abgang inszenieren muss, um Jewel (und hoffentlich Dourstones Zwilling) die Flucht zu ermöglichen, also wirft sie Darkness in den kleinen Raum. Das Riesenbaby packt sie, sie sticht ihm in den Arm, damit es sie loslässt, und springt aus dem Zimmer. Im Schankraum geht es drunter und drüber, mit Tumble weicht Zhai jedem Angriff aus und flieht durch die Vordertür, während Jewel und Angram durch die Hintertür entkommen. Das war eine ziemlich geile Heist-Szene.

 

Die anderen waren schon in Sorge, weil die beiden so lange brauchten, also hatten sie sich vorsichtshalber fertig gemacht, und so verlassen nun alle (mit einem Bestechungsgeld am Tor) die Stadt und begeben sich zu den Vistani, wo sich die beiden Zwillinge endlich wiedersehen. Da sich niemand darüber Gedanken macht, was hier eigentlich wann warum passiert ist, entwirft Jewel eine Theorie, die letztlich in Teilen auch von Dourstone und den Vistani bestätigt wird: Den Lurraxols gehörte halb Murann – sie und die Alibakkars sind, wie man weiß, die größten Leidtragenden der Oger-Invasion. Vielleicht trauen sich seitdem auch andere Adlige, ihnen in die Knöchel zu beißen. Durch die Einbußen an Reputation und Macht durch die Verluste, die Haus Lurraxol in Murann erlitten hat, wird Ximora gewiss versuchen, ihr Haus an diversen Fronten stark aussehen zu lassen. Vielleicht ist sie mit Ralvas Krimmevol eine Wette eingegangen, wer zuerst einen prächtigen Waukeen-Tempel hochzieht, wobei Lurraxol im Vorteil war, da sie eh schon dabei war, einen Neubau vorzubereiten. Haus Krimmevol entsandte Balame, der seine Chance witterte, steile Karriere zu machen. Er beauftragte auf eigene Faust Cestus Krex mit der Entführung von Angbars Zwilling (von dessen Existenz er auch nur dank seiner Tätigkeit für das gut informierte Haus Krimmevol wusste) und erpresste Angbar, so dass dieser absichtlich schlampige Arbeit durchführte, aber so, dass es erst später auffallen würde, wenn es zu spät wäre, von vorn anzufangen. Als das Fundament absackte und nur Dourstone das Projekt hätte retten können, musste er verschwinden, also erpresste Balame die Vistani mit seinem Einfluss: Wenn sie ihm nicht halfen, würde er ein hübsches Verbrechen einfädeln und die Garde auf sie hetzen. Sie beugten sich der Drohung, aber die Diebin Ebru brach bei Balame ein und versteckte einen extra für Balame angefertigten Fetisch in seinem Stiefel, um ihn entweder unter Kontrolle zu bringen, sollte er seine Drohung wahr machen, oder sich an ihm zu rächen.

 

Am nächsten Tag werden die beiden Zwerge offen, so dass ganz Shepherdston sie sehen kann, zu Maral gebracht, damit der auf Angram aufpassen kann, während Angbar seine Arbeit wiederaufnimmt. Maral ist zufrieden und verabschiedet sich herzlich von den Abenteurern, denn als gesetzestreuer Mann hatte er nie vor, Dourstone zu entführen, zu erpressen oder dergleichen – er will ihn nur für seinen Bau in Urundul anheuern.

 

Die andere Hälfte der Gruppe hat den deutlich weiteren Weg. Nach einer ereignislosen Reise (Jpg 48821-48838) erreichen Fleece, Jen, Raif, Spider, Jaq, Valmaxian, Skaar, Naneetha und Casmar heimatliche Gefilde, in denen Raif sich auskennt, und er weiß, dass sie morgen den Trifin Creek überqueren und Eshpurta erreichen werden. Dort wird er sich nach Süden wenden, den Rimril hinab zum Gut der Finacres. (Dabei wird er Spider mitnehmen, denn in dieser Richtung liegt auch Nettlestone, und man weiß nach wie vor nicht, ob das eine Falle von Ballaize ist. Spider kann zumindest niemand fangen, so dass er die anderen holen könnte, wenn er müsste.) Am Abend wartet Raif am Feuer eine Gelegenheit ab, Fleece allein zu sprechen.

 

Raif: I need my share.

Fleece: What? For the Finacres?

Raif: Look... Erl and I rode out to find a way to make money for Peri. We both enjoyed the adventurer's life, but after a while, Erl figured we needed to be responsible. After all, we sure weren't helping Peri by being far away making no money. By returning home, at least we could help her, be there for her. He was right, but... I couldn't let go of this. It's been more than six years since I left. Four since I last saw Erl. I'm living the dream, he went back, for both of us. It must have been worth it. Not going home with him must have been worth it. I can't go back with empty hands, say hello, thanks for bringing me up, and leave again.

Fleece: And you want your whole share?

Raif: I'd keep a little pocket change, but... yeah.

Fleece: You do realize that's more than a hundred and fifty ducats?

Raif  (nickt): I figured.

Fleece: Raif, the problem is, if we paid out everyone, we'd be broke as a group again. We haven't even figured out yet how much everyone is due. And if I paid you out now, I'd have to keep tally of how much who made at which point like a treasurer, that everyone gets a full share, but you start at zero all over again, and I don't—

Raif (tritt näher an sie heran, eindringlich): Fleece, I've earned this. Okay? Just give me the hundred and fifty.

Fleece (sieht ihn lange an): Okay.

 

Das wird sehr diskret durchgezogen, so dass niemand es mitbekommt. Am nächsten Tag erreicht man zur Mittagszeit den Trifin Creek, und als sich Raif und Spider gerade verabschieden wollen, bittet Naneetha alle zum Mittagsgebet. Man kann schlecht ablehnen, also hält sie eine kurze Predigt und ein ritualisiertes Gebet ab. Danach trennt man sich, und Raif verspricht, nach Eshpurta nachzukommen.

 

Skaar kann man nicht mit in die Stadt nehmen – jemand muss hier draußen aufpassen, dass es keine dummen Zwischenfälle mit ihm gibt, und Fleece verdonnert Jaq dazu. Im verwinkelten Eshpurta (Jpg 48839-48881) bekommen Fleece, Jen, Valmaxian, Ashe, Neetha und Casmar deutliche Reaktionen auf die beiden Letzteren ab: teils neugierig, teils respektvoll, teils ablehnend. Gleich in der Nähe des Stadttores erblickt Fleece das Schild eines Gasthauses der gehobenen Klasse und hält das für ein Zeichen: Zum Neuen Morgen Hier erfährt Fleece von der hübschen Bedienung Nephele (Jpg 48882), dass die Verehrung Amaunators hier auf ein sehr geteiltes Echo stößt und gerade die Stadtoberen nicht gut auf Amaunatorianer zu sprechen sind.

 

Fleece geht an ihren Tisch zurück, teilt die Kunde mit und meint, dass man nach dem Essen zusehen sollte, dass man die beiden Amaunatorianer erst mal wieder aus der Stadt schafft. Während des Essens gesellt sich aber ein Gentleman namens Nairdan Scirvir (Jpg 48883) zu ihnen, der neugierig auf Neetha und Casmar reagiert. Von ihm erfährt man, dass vor etwa vier Tendays ein reisender Amaunatorianer nach Eshpurta gekommen sei, der den Unmut der Stadtoberen auf sich gezogen habe und daraufhin abgetaucht sei. Jetzt predigt er wohl aus dem Untergrund, und der Stadtmeister lässt nach ihm suchen.

 

Jen kommentiert sarkastisch, dass das ja nun ganz und gar nicht nach Amaunator, sondern vielmehr nach Mask klinge, was Casmar erbost, und er verlangt, dass sie ihre Meinung für sich behält. Daraufhin betont Jen nicht minder angriffslustig, dass es in Amn glücklicherweise noch so sei, dass eine weniger als großartige Meinung von Amaunator einen noch nicht ins Verlies bringt. Fleece ruft Jen zur Ordnung und Neetha Casmar, aber Scirvir verabschiedet sich natürlich peinlich berührt. Als sie später vom Zahlen zurückkommt, steuert Fleece seinen Tisch an und entschuldigt sich für die unangenehme Situation, und vielleicht sieht man sich ja später.

 

Raif und Spider reiten nebeneinander, und Spider hakt nach, wie sich Raif fühlt. Er ist natürlich sehr nervös, denn er befürchtet, dass Erland die letzten vier Jahre genutzt hat, den Groll, in dem sie auseinandergegangen sind, zu pflegen. Schließlich hatte Erl getan, was Raif nicht konnte, obwohl er sich doch genauso als Perianas Sohn sah, und das hatte Erl ihm damals auch vorgeworfen, als sie sich trennten. Und jetzt kehrt Raif auf einem schönen Pferd in tollen Kleidern mit einem Zauberschwert an der Seite und 150 Dukaten in der Satteltasche zurück und kann von den unglaublichsten Abenteuern und den schönsten Frauen berichten – und Erl hat auf all das verzichtet, um stattdessen seine Pflicht als Sohn zu erfüllen. Ja, Raif hat Angst vorm Wiedersehen.

 

Jaq, die nun dank der Lizenz wieder jeden Tag jugendlich und herausgeputzt aussieht, steht mit hochgekrempelten Hosenbeinen im Trifin Creek und versucht, nicht auf den gelangweilten Skaar einzugehen.

 

Skaar: Langweilig.

Jaq: Was du nicht sagst.

Skaar: Lass uns etwas tun.

Jaq: Wie wär's mit... nein?

Skaar: Wir könnten—

Jaq: Nein.

Skaar: Kannst du schwimmen?

Jaq: Ja.

Skaar: Du kannst es mich lehren. (Er zeigt auf den Fluss.)

Jaq: Das Wasser ist nicht tief genug.

Skaar: Das ist gut. So kann ich nicht untergehen.

Jaq: Es ist zu seicht. Du kannst darin liegen.

Skaar: Möchtest du laufen? Ich binde mir einen Stock ans Bein.

Jaq (auf Alzhedo): Lathras, warum tust du mir das an? (Auf Chondathanisch:) Nein, Skaar, ich möchte nicht laufen.

Skaar: Warum siehst du jeden Tag anders aus?

Jaq: Weil ich's kann.

Skaar: Wenn ich das könnte, würde ich nicht—

Jaq: Ich bin aber nicht du.

Skaar: Kannst du aussehen wie ich?

Jaq: Ähm... ich denke schon.

Skaar (aufgeregt): Tu es! Sieh so aus wie eine Gol-Frau!

Jaq: Warum?

Skaar: Ich vermisse den Anblick.

Jaq: Es wäre nicht sehr überzeugend. Ich sähe dann zwar aus wie eine Goliath-Frau, aber ich bliebe trotzdem klein.

Skaar: Das wäre nicht gut.

Jaq: Na ja, ich sähe zumindest so aus.

Skaar: Aber ich vermisse die kräftigen Lenden.

Jaq: Was?

Skaar: Ihr seid so klein. Ich habe verstanden, dass ich nie mehr eine Frau haben werde. Ich habe gesehen, was bei Raif und den anderen zwischen den Beinen hängt. Ich würde euch ja in der Mitte zerreißen.

Jaq (auf Alzhedo): Halam, beschütze mich...

Skaar: Kannst du die Luft mit einer Gol-Frau bemalen? Mit einer großen? So wie der Drache, von dem ihr erzählt habt?

Jaq: Ja, aber sie wäre aus Luft, du könntest sie nur ansehen, nicht anfassen. Keine kräftigen Lenden. Können wir bitte nicht mehr darüber reden?

Skaar: Seit wir unterwegs sind, hat auch noch niemand seinen Kumamak in deine Lokauma geschoben. Fehlt dir das nicht?

Jaq (hält die Hand an die Stirn, auf Alzhedo): Bei der Gnade Sunes...

Skaar: Ihr alle. Ihr seid doch Frauen und Männer. Warum tut ihr es nicht miteinander?

Jaq: Weil wir zivilisierte, anständige Leute sind.

Skaar: Ja, ich weiß, ihr tut das lieber heimlich, das habe ich gelernt. Aber keiner ist dafür lange genug von den anderen weg, also tut ihr es gar nicht.

Jaq: Wir wissen uns zu beherrschen, offenbar im Gegensatz zu dir. Warum suchst du dir nicht ein hübsches Astloch?

Skaar: Was soll ich mit einem Astloch?

Jaq: Deinen... (Sie wedelt auf der Suche nach dem Wort mit den Händen herum.) Deinen Kumamak reinstecken.

Skaar (lacht): So ein großes Astloch hab ich noch nie gesehen. (Jaq schlägt die Hände vors Gesicht, weil ihn nicht mal das zum Schweigen bringt.) Und dann? Ein Astloch ist doch trocken und hart, gar nicht saftig, und es bewegt sich auch nicht.

Jaq (greift in ihre Tasche, holt ein kleines Vlies hervor, reibt mit den Fingern darüber und gestikuliert): Klaatu barada nikto!

 

Sie erschafft das stumme Abbild Meavois, aber es war eine überhastete Reaktion, derer sie sich sofort schämt – sie hatte eine Goliath-Frau erschaffen wollen, aber Meavoi ist die einzige, die sie je gesehen hat, und so ist unverkennbar, wer da scheinbar steht. Skaar verstummt, steht auf, sieht sich das Silent Image an, schaut zu Jaq zurück und wieder zur Illusion. Er versucht, ihr Gesicht zu berühren, aber seine Finger gehen hindurch.

 

Skaar (traurig): Du kannst nicht machen, dass ich sie anfassen kann?

Jaq (mitleidig): Mit Schattenmagie ginge das. Aber die beherrsche ich nicht.

Skaar (atmet durch): Sie sieht ihr ähnlich. Aber die Muster sind falsch. Sie erzählen von unserem Schicksal. Aber so sehen sie nicht aus. Die von Thunukalathi waren... (Er gestikuliert auf der Suche nach dem Wort mit dem Finger.)

Jaq: Gezackter?

Skaar: Gezackter im Gesicht als meine, und auf dem Oberkörper sind meine gezackter als ihre. Und die Haare sind zu weich, so wie bei euch Menschen. Bei Gol-Frauen sind es dicke... dicke...

Jaq: Stränge.

Skaar: Aber die Farbe ist gut.

Jaq: Es tut mir leid, ich wollte nicht Meavoi... ähm... Es hatte nur irgendeine Goliath-Frau werden sollen. Aber ich hab's mir nicht gut genug überlegt.

Skaar: Es ist gut, sie noch mal zu sehen. Ihr Körper sieht jetzt nicht mehr so aus. Verschrumpelt wie eine faule Frucht, und dunkelblau...

Jaq: Ich hatte das nicht tun sollen. (Sie wedelt mit der Hand, und die Illusion verschwindet.)

Skaar: Thavaal! Wo ist sie?

Jaq: Es tut mir leid.

Skaar: Kannst du sie zurückholen?

Jaq: Ja, aber nicht jetzt.

Skaar: Die Menschen am Fuß unseres Berges hatten Bilder auf Stoff. Aber sie hatten niemanden, der gut malen kann, sonst hätte er alle Menschen malen müssen, damit man sie immer ansehen kann, auch nach ihrem Tod. Ich verstand nicht, warum sie das wollten. Jetzt bin ich ohne Clan Kathaal, jetzt verstehe ich das. Du kannst was viel Besseres. Du bemalst Luft.

Jaq: Viele von uns können etwas sehr gut, das die anderen nicht können.

Skaar: Das macht den Stamm schwach. Wenn du stirbst, ist niemand mehr da, der Luft bemalen kann.

Jaq: Kann bei euch jeder alles?

Skaar: Natürlich.

Jaq: Jagen, Sammeln, Kämpfen, Nähen, Kochen, Flicken, alles?

Skaar: Ja.

Jaq: Sich um die Kinder kümmern?

Skaar: Das macht die Zeltmutter. Sie brauchen ja Milch. Die können Männer nicht geben.

Jaq: Eine Frau säugt alle Kinder des Stammes?

Skaar: Ja. Sie hat immer so viel Milch, wie sie braucht. Wenn du mal eine Gol-Frau mit solchen Brüsten siehst, dann weißt du: Das ist ein großer Stamm.

Jaq: Also habt ihr doch Spezialisten.

Skaar: Speeza...?

Jaq: Leute, die etwas ganz Besonderes können.

Skaar: Nein. Jede Frau ist irgendwann Zeltmutter.

Jaq: Was? Und sobald sie Zeltmutter wird, kriegt sie riesige Brüste?

Skaar: Ja.

Jaq: Na gut, dann eure Morgenrufer.

Skaar: Auch das macht jeder.

Jaq: Eure Stammesmutter.

Skaar: Die ist nur Stammesmutter, wenn sie gute Entscheidungen trifft.

Jaq: Und wenn nicht? Jagt ihr sie fort?

Skaar: Nein. Dann wird eine andere Frau Stammesmutter.

Jaq: Und die frühere Stammesmutter wird wieder ein simples Mitglied? Einfach so?

Skaar: Wir sind alle gleich. So wie Kavaki uns gemacht hat. Na ja, bis auf Kumamak und Lokauma. Oh! (Er öffnet seinen Lendenschurz.)

Jaq: Nein! (Sie ergreift seinen Arm.) Ich will ihn nicht sehen, lass ihn, wo er ist! Was soll das denn jetzt?

Skaar: Ich wollte dir meine Hautzeichnung auf meinem Kumamak zeigen. Vaimeilalaga sagte mir, er denkt, dass sie bedeutet, dass ich viele Kinder zeugen werde. Das war wohl falsch. Aber sie ist sehr schön.

Jaq: Das glaube ich dir unbesehen. Bei Sunes flammendem Haar, Scham ist euch ja wirklich völlig fremd.

Skaar: Was ist Scham?

Jaq: Man zeigt sich nicht einfach... so. (Sie gestikuliert vage zu seiner Leibesmitte.)

Skaar: Warum nicht?

Jaq: Du bist ja auch angezogen.

Skaar: Weil die Mitte des Leibes empfindlich ist, da haben wir die dünnste Haut. Vielleicht sogar so dünn wie eure. Deshalb müssen wir sie schützen. (Er zieht einfach seinen Lendenschurz aus.)

Jaq: Nein, was machst du denn da... (Sie wendet sich ab und geht ein paar Schritte.)

Skaar (geht hinterher, sie läuft weiter, also bleibt er stehen): Sieh doch mal.

Jaq: Ich will aber nicht.

Skaar: Warum dürft ihr ein Gesicht schön finden, aber einen Kumamak oder eine Lokauma nicht? Wie sagt ihr dazu?

Jaq: Skaar, das ist mir wirklich unangenehm.

Skaar: Ich habe Raif über Brüste sprechen hören—

Jaq: Meavoi hat ihre bedeckt!

Skaar: Bei Frauen ist die Haut dort auch sehr weich und muss geschützt werden. Wegen der Milch. Ich habe Raif über Brüste sprechen hören. Er mag sie wohl.

Jaq: Das ist sehr schön für ihn. Kannst du jetzt bitte—

Skaar: Aber keine Frau zeigt sie. Dort, wo wir gewartet hatten, wo es so langweilig war, da sahen Fleece und Jendara manchmal so aus wie Thunukalathi. Ein Lendenschurz und ein... äh... Tuch für die Brust. Und die Leute sahen immer hin, aber wenn Fleece oder Jendara dann zurücksahen, schauten sie weg.

Jaq: Aus Scham. Sie wollten nicht starren.

Skaar: So wie du jetzt?

Jaq: Ja, so wie ich jetzt. Leg bitte endlich deinen Lendenschurz wieder an!

Skaar: Warum?

Jaq: Aus Anstand. Es gehört sich so. Bei Sunes weißem Schwanenhals, selbst Elfen laufen nicht einfach nackt durch die Gegend, oder zumindest bedecken sie sich, wenn jemand des Weges kommt.

Skaar: Ihr seht euch das also gern an, aber ihr tut so, als ob ihr es nicht sehen wollt. Das ergibt keinen Sinn.

Jaq: Es ist zivilisiert. Das ist nun mal ein Anblick, der nur ganz bestimmten Menschen vorbehalten ist.

Skaar: Fleece und Jendara waren nackt, wenn sie sich umgezogen haben. Die können ja nicht miteinander schlafen, das sind ja zwei Frauen.

Jaq: Unter Frauen ist das etwas anderes, das kann man halten, wie man möchte. Hast du immer noch nicht begriffen, dass ich deinen Kumamak nicht sehen will?

Skaar: Warum versteckt ihr euch voreinander?

Jaq: Würdest du dich bitte wieder anziehen?

Skaar: Warum habt ihr so viele Geheimnisse?

Jaq: Leg deinen Lendenschurz wieder an, versprich mir, ihr an zu lassen, und ich sag's dir. (Skaar legt seinen Lendenschurz wieder an, Jaq wendet sich vorsichtig wieder zu ihm um.) Hm. Jetzt habe ich den Mund etwas voll genommen.

Skaar (sieht genauer hin): Da ist nichts drin.

Jaq: Eine Redewendung. Man sagt das, wenn man sich zu viel vorgenommen hat. Also. Geheimnisse. Wir... Ähm. Jeder ist... sein eigenes kleines Reich.

Skaar: Ich verstehe dich nicht.

Jaq: Wir sind... wir sind individualistischer. (Skaar schüttelt ratlos den Kopf, denn dieses Wort kennt er nicht.) Jeder ist ganz für sich... komplett. Keiner braucht den anderen, um ganz zu sein.

Skaar (tadelnd): Und ihr nennt euch Gemeinschaft.

Jaq: Das sind wir auch. Uns verbindet viel, aber trotzdem bleibt auch jeder er selbst. Wertvoll als Einzelner. Stell dir mal vor, in den Giant's Run Mountains leben... ich weiß nicht, zwölf Goliath-Stämme.

Skaar: Es waren drei. Jetzt sind es nur noch zwei.

Jaq: Gut, drei.

Skaar: Nein, zwei.

Jaq: Es ist nur ein Beispiel! Stell dir vor, drei Stämme leben dort. Ihr beobachtet, dass eine Armee auf euch zumarschiert. Schließt ihr euch zusammen?

Skaar: Ja.

Jaq: Na siehst du. Ihr seid euch ähnlich, aber ihr seid nicht gleich. Ihr seid nicht alle Clan Kathaal, aber ihr seid alle Goliath. Und so unterschiedlich die Stämme auch sein mögen, das verbindet euch gegen jeden anderen. So sind wir. Jeder ist sein eigener kleiner Stamm, aber trotzdem gehören wir zusammen.

Skaar: Aber du bist nicht viele, du bist nur eine. Eine allein kann kein Stamm sein.

Jaq: Es. Ist. Ein. Beispiel.

Skaar: Ich verstehe das nicht.

Jaq (seufzt): Du hast so viel Zeit mit den Menschen am Fuße deines Berges verbracht, wie kann dir so viel verborgen geblieben sein? Du wusstest doch, dass wir ganz anders sind als ihr. Warum hast du eigentlich so viel Zeit mit ihnen verbracht?

Skaar: Unsere Stammesmutter Thalakaulea wollte, dass wir die Menschensprache lernen, damit wir auch mit anderen Menschen Handel treiben können. Eisen ist sehr nützlich, aber das haben wir nicht. Thunukalathi, Ogolakanu, Kuliekamana, Anakathami und ich verbrachten viel Zeit mit ihnen, um zu lernen und die Sprache dann die anderen zu lehren. Aber es gab so viel zu lernen. Den anderen reichte, was sie gelernt hatten, aber wir fünf gingen immer wieder runter. Die Menschen waren klein und schwach, aber sie waren nicht langweilig. Es machte Spaß, sie zu besuchen. Sie wussten viele Dinge, die wir nicht wussten, und erzählten von der flachen Welt. Clan Kathaal interessierte die flache Welt nicht, aber Thunukalathi, Ogolakanu, Kuliekamana, Anakathami und ich fanden sie spannend und wollten immer mehr wissen, und dann wurden die Menschen unsere Freunde.

Jaq: Es ist gewiss schwer, der Einzige seiner Art zu sein. Ich verstehe nicht, warum du nicht zurück in die Giant's Run Mountains gehst. Oder in die Troll Mountains. Dorthin, wo alle so sind wie du.

Skaar: Du bist ja auch nicht da, wo alle so sind wie du.

Jaq (schmunzelt melancholisch): Hm.

 

In Eshpurta verlassen die sechs Abenteurer den Neuen Morgen und nehmen ihre Pferde in Empfang. Das folgende Gespräch ereignet sich beim Warten darauf, dass die Pferde eins nach dem anderen von dem Stallburschen rausgeführt werden, dann beim Aufsitzen und schließlich beim Reiten, und es werden immer wieder Reaktionen der Menschen auf die vorausreitenden Neetha und Casmar eingeblendet. Eine Frau, die oben an ihrem Fenster die Blumen gießt, gießt sogar Wasser in Richtung Casmar, ohne ihn zu treffen, aber sein Blick vertreibt sie nach drinnen.

 

Jen: Maybe there's more to find out tonight. You could play a little, lure more people in.

Fleece: I can't just sit down on the bar and start playing.

Jen: You're right, that's totally unheard of. You've never done that before.

Fleece (sieht sie genervt an): Not as Dame Jhessail, anyway.

Jen: Maybe you shouldn't have introduced yourself as Dame Jhessail, then.

Fleece: Yes, maybe I shouldn't have. Maybe I made a mistake. Jen, I'm still getting used to it. And Tempus knows I'm not gonna hide what I am.

Jen: What you are is a bard, Fleece, and you're hiding that.

Fleece: A bard is welcome pretty much everywhere. A Tethyrian knight in Amn, not so much. But that's what I am, too. And I don't wanna hide that.

Jen: So you're not hiding Skaar? You're not hiding that Ashe is a necromancer? Don't they get a say in deciding if they wanna hide, or do they do what's best for the Fellowship, and you do what's best for you?

Fleece: I'm warning you, Jen, don't pick a fight with me. You've been pretty belligerent lately. When you're not provoking Neetha and Casmar, you're provoking me, and if you keep it up, it's not gonna end well.

Jen: Well, if you listened to me from time to time, I wouldn't have cause to pick a fight with you.

Fleece: Okay, sure, I'll listen to you. Do you wanna go fetch Skaar? Place Neetha and Casmar prominently in the lodging house? Buy some snazzy black robes with skull imagery for Ashe so that everybody knows who they're dealing with?

Valmaxian: If you don't mind, I'd like to stop listening to you and start talking. Your bickering lacks the merit of being entertaining, and judging from experience, it could take a while. As you will find, in multivariable calculus, there is often a number of solutions for any given problem. Seeing that you'll probably never enjoy something resembling fame in northern Amn – not that anyone would want to –, I think incorporating your vocation in your knighthood is a rather small sacrifice. Let those who dislike Tethyr dislike you and win the hearts of the simple-minded townsfolk instead by singing your lowbrow shanties to all simians who are susceptible to such light fare. Jendara can take care of patriotic Amnians who wouldn't be caught dead with semi-enemies from the south. So you make friends in all places and keep out of each other's hair, and with a little luck you just might find out Kimbolt's whereabouts, so we can be on our way.

Jen: Why, Maxi, aren't you the creative one all of a sudden.

Valmaxian: My mind is a raging torrent, flooded with rivulets of thought cascading into a waterfall of creative alternatives. Feel free to fall back on my advice whenever you find yourself stumbling through a situation you can't bicker your way out of.

 

Das Sextett reitet in der Reihenfolge Neetha, Casmar, Ashe, Fleece und Jen nebeneinander und Valmaxian als Schlusslicht. Die letzten drei bekommen daher nicht mit, wie ein Waukeen-Priester (Jpg 48884) gerade aus einer Nebenstraße kommt, verdattert die Amaunatorianer ansieht und dabei vor Verblüffung seine Bücher und Geldbeutel, die er trägt, fallen lässt. Neetha nickt ihm unsicher zu, doch er schreit nur außer sich, dass die Gardisten sie festnehmen sollen. Casmar schlägt auf das Hinterteil von Neethas Pferd, so dass es losrast, und reitet hinterher, und der Priester brüllt, dass man das Gatter herablassen solle. Es folgt ein kurzes, aber spannendes Wettrennen, und Jen will schon Palandril die Sporen geben, aber Fleece hält sie zurück. Sie geht davon aus, dass die beiden es nicht schaffen werden, und wenn sie jetzt alle mitmachen, machen sich alle verdächtig und kommen alle ins Verlies. Sie reitet also betont normal hinterher.

 

Torwachen rennen zur Kurbel, um das Gatter herunterzulassen, und andere stellen sich mit ihren Piken auf. Um Neetha zu schützen, reitet Casmar vorweg, schlägt auf einer Seiten die Piken aus dem Weg (glücklicherweise sind die Wachen diese Art Kampf nicht gewohnt, sonst hätte es leicht anders ausgehen können) und bahnt Neetha den Weg. Just als er durch das Tor geritten ist, wird der Pflock aus der Kurbel entfernt, das Gatter rast runter, erwischt gerade noch Neethas Gewand, reißt sie vom Pferd und nagelt sie am Boden fest. Oben nehmen Armbrustschützen Aufstellung, die Casmar bedrohen, so dass er nicht zur Hilfe eilen kann.

 

Der Priester kommandiert die Wachen herum, und nun schaltet sich endlich Fleece ein. Sie tritt befehlsgewohnt auf, und ihre teure Kleidung erledigt den Rest – aber bei diesem Priester beißt sie auf Granit. Sie stellt sich als Dame Jhessail Scarpe vor, weshalb er auf Tethyr tippt und sie mit überschnappender Stimme ebenfalls verhaften lassen will. Nun tritt Jen mit einem kräftigen Intimidate-Wurf auf. Man hört an ihrem Akzent natürlich, dass sie eine Amnierin ist, und sie fragt, seit wann in ihrem Land die Priester Waukeens die Garde kommandieren. Einen der Wachleute herrscht sie an, wer sein Hauptmann ist. Hauptmann Maurard, antwortet dieser. Gut, dann solle ihn gefälligst jemand holen.

 

Es dauert zwei Minuten, bis der Hauptmann (Jpg 48885) aufkreuzt und sich vom Priester (er heißt Quilliam) die Anklage und von den Soldaten den Hergang erklären lässt. Jen korrigiert die Angaben insofern, dass Casmar niemanden angegriffen, sondern nur die Piken aus dem Weg geschlagen hat. Maurard hilft Neetha respektvoll auf, lässt das Tor wieder öffnen und meint, sie können gehen. Fleece flüstert Casmar "Bring sie in Sicherheit!" zu, was der auch sofort tut: Er setzt Neetha aufs Pferd und reitet zur Furt zurück, wo Jaq und Skaar warten. Jen bittet Maurard um ein Gespräch, und er führt sie, Fleece und Valmaxian in die Wachstube, während Ashe die Pferde hält.

 

Hier erfährt sie, dass alles mit dem Kräuterhändler Evan Scullan begonnen hat. Vor vier Tendays tauchte der Amaunator-Geweihte Estaudis auf und brachte Maurard Beweise dafür, dass Scullan verbotene Rauschkräuter verkaufte. Bei einer Razzia fand man dann in der Tat große Mengen, und Scullan kam ins Verlies und gestand. Estaudis schien also nicht nur gute Informationen zu haben, sondern auch seinem Credo zu folgen und für Recht und Ordnung zu sorgen. Nun beschuldigte er die wohlhabende Familie Nazenhoss, für die aktuellen Morde verantwortlich zu sein, die just kurz vor Estaudis Auftauchen begannen: Bereits sieben junge Mädchen sind ermordet aufgefunden worden. Schon vor vier Jahren gab es so eine Mordserie, und auch damals wurde sie nicht aufgeklärt. Eltimar Nazenhoss wiederum erhob offiziell Anklage wegen übler Nachrede und ließ hinter den Kulissen seine Kontakte spielen. Estaudis tauchte unter und überzieht die Stadt seitdem mit Aushängen, in denen er verlangt, sich dem strengen Herrn des Rechts zu unterwerfen, und der Familie Nazenhoss die Schuld an den Morden gibt. Maurard empfiehlt den Abenteurern mit vielsagendem Blick, aber ohne weitere Erläuterung, sich an Lashonna Dirhavel zu wenden, falls sie den Geweihten suchen.

 

Jen fragt nach Kimbolts Sturmbanner und erfährt, dass Kimbolt mit seinem Stab, Kimbolts Rotte und den Bannern seiner beiden Onkel in Eshpurta weilt, während die anderen sechs Banner Karawanen und Banken der Copriths bewachen. Maurard verspricht, Kimbolt darüber zu informieren, dass man ihn sprechen möchte.

 

Währenddessen löst sich Raif aus seinem Gespräch mit seinem alten Nachbarn von der Mühle am Rimril (Jpg 48886-48888) und reitet mit Spider weiter zum Gut Finacre. Spider bleibt natürlich weit zurück, und Raif reitet an den Feldarbeitern vorbei, sitzt ab, begrüßt die, die ihn mochten, und klopft schließlich hochgradig nervös. Erland (Jpg 48889) öffnet ihm und kann seinen Augen nicht trauen. Raif geht nach seinem Bauchgefühl und umarmt ihn, und er ist endlos erleichtert: Erl erwidert die Umarmung und freut sich, ihn wiederzusehen. Er lockt Peri (Marisa Tomei, Video 4816, Jpg 48894) unter einem Vorwand herbei, und Raifs "Wahlmutter", die sich verdammt toll gehalten hat und immer noch eine schöne Frau und dieselbe Frohnatur wie eh und je ist, flippt aus vor Freude. Raif kämpft mit den Tränen und dankt Shiallia für dieses perfekte Wiedersehen. Nach einigem Hin und Her kippt er die 150 Dukaten auf den Tisch und meint, das sei Erls Verdienst ebenso wie seiner, denn Erl hat das mit seinem Opfer überhaupt erst möglich gemacht.

 

Raif muss erst mal erzählen und kann vieles nur anreißen, aber dann folgt er einem Impuls und fragt, ob er Spider reinholen kann, an den sich Erl ja auch noch erinnert. (Jetzt wird schließlich gefeiert, und er hat ein schlechtes Gewissen, Spider da draußen stundenlang rumsitzen zu lassen.) Raif betont, dass er sein Freund ist, und Peri überwindet sich dazu, zuzustimmen. Gesagt, getan, Spider darf reinkommen, und Raif erzählt von seinen Abenteuern, von Theons Tod, von Raveenas Weggang ("Dieses Leben war einfach nichts für sie.") und davon, dass Fleece jetzt eine Ritterin ist, Jen und Jewel aber immer noch ganz die Alten sind.

 

Währenddessen lässt Spider seinen Blick schweifen und sieht einen kleinen Hausschrein der Shiallia, wo aber auch eine Sonnenfigur des Amaunator steht. Diskret macht er Raif darauf aufmerksam, der fragt nach und erfährt, dass vor etwa vier Tendays Peri am Fleckenfieber erkrankte, ebenso wie Menschen aus Nettlestone eine Meile weiter flussabwärts. Doch welch glückliche Fügung: Ein Amaunator-Geweihter kam zufällig des Weges, bat um Unterschlupf für die Nacht und verabreichte ihr einen Heiltrank, den er dabei hatte. Unter einem Vorwand bittet Erl die beiden hinaus ("Habt ihr eure Pferde überhaupt festgebunden?" – "Oh, verdammt, das hab ich ganz vergessen!"), und er scheint nicht besonders angetan von der neuen Verehrung seiner Mutter zu sein. Raif, sehr misstrauisch geworden, bedrängt ihn und erfährt, dass der Priester wirklich nicht gerade arm aussah und dass Erl Peris plötzliche Begeisterung weder teilt noch gutheißt.

 

Raif verhält sich Neetha gegenüber respektvoll und freundschaftlich, solange sie ihn mit ihrem Glauben in Ruhe lässt. Aber seine Erfahrungen mit Amaunator bestehen aus der intriganten Luminifacta Assumbar und dem Habicht, der als Erzpriester ganz Darromar lahmgelegt hatte, und wenn dieser Glaube nun Menschen vereinnahmen will, die ihm wichtig sind, hört der Spaß auf. Peri erkrankt ernstlich, und ganz zufällig kommt ein solcher Priester vorbei, hier in Amn? Das stinkt für Raif bis zum Himmel, und er muss sich beherrschen, sich drinnen nichts anmerken zu lassen, aber er streicht fröhlich das ganze Geld wieder zusammen und fordert Peri auf, sich was Hübsches anzuziehen, sie wollen heute in Eshpurta feiern, so wie sie es verdient! Er will natürlich, dass Valmaxian sie in Augenschein nimmt, weil er fürchtet, sie könnte verzaubert worden sein.

 

Vern Kimbolt (Video 4817, Jpg 48895-48896) betritt das Herbergszimmer seines kleinen Bruders Tulain (Jpg 48897-48898), der sich gerade mit einem Mädchen amüsiert hatte, und schickt ihn los, einen Blick auf die Leute zu werfen, die ihn sprechen wollen.

 

In der Zwischenzeit ist Jaq zu ihren Kameraden in der Stadt gestoßen, da es dort nicht so langweilig ist und Skaar ja nun zwei Leute hat, die auf ihn ein Auge haben. Man informiert sich ein bisschen und erfährt, dass Lashonna Chinstale Dirhavels einzige Tochter ist. Sie ist noch nicht mal 20, und er trainiert sie für das Geschäft, das sie übernehmen soll: den Kaffee-Import. Leider hat er mit der Familiengründung zu spät angefangen, und seine Frau starb kurz nach Lashonnas Geburt, weshalb sie sein Ein und Alles ist. Man sagt, sie sei seit ihrer Krankheit vor vier Tendays, von der Estaudis sie heilte, Amaunator sehr zugetan...

 

Tulain Kimbolt kommt vorbei, hört sich das Angebot von Haus Lurraxol an, fühlt der Gemeinschaft der Ersten Sonne auf den Zahn, und der erste Eindruck ist beiderseits ein recht guter. Er verspricht, dass man sich bald melden wird.

 

Am Abend spielt Fleece Nephele zuliebe mit feuriger amnischer Musik auf, und in der Tat füllt sich der Laden ein bisschen stärker. Spider bleibt bei Neetha, Casmar und Skaar (Neetha ließ sich von Skaar dazu überreden, mit ihm um die Wette zu laufen, während er sich handicappt), und Raif, Periana und Erland kehren im Neuen Morgen ein. Jen kennt Erland ja noch und nimmt auf einen Blick Raifs Peri in Beschlag, denn er sieht besorgt und zielstrebig aus und bittet nun Valmaxian, sie aus der Ferne unter die Lupe zu nehmen. Mit Analyze Dweomer erkennt der Magister, dass sie mit einem mit Permanency verankerten Charm Person belegt wurde, und dispelt den Zauber mit links. (Wobei das nicht einfach ist, denn der caster level ist 15, die DC damit 26, und Valmaxian darf lediglich +10 auf seinen Wurf hinzunehmen, musste also mindestens eine 16 werfen, und was fiel, typisch für Valmaxian? Eine 16. Für ihn wurde in diesem Abenteuer meistens genau so gewürfelt, wie er's braucht, und nicht einen Punkt mehr.)

 

Eine Abordnung von 25 gerüsteten und bewaffneten Reitern sucht das kleine Lager am Trifin Creek auf, und Spider zieht sich rechtzeitig in die Schatten zurück. Sordel Kimbolt und Veera Tarlaw stellen sich nicht vor, fordern aber Naneetha – und nur Naneetha – auf, sie zum Nazenhoss-Anwesen zu begleiten. Um die Situation nicht eskalieren zu lassen, befiehlt die sehr nervöse Geweihte Casmar Zurückhaltung und erklärt sich bereit. Casmar hat aber seinen moment of badassery, als er sie dennoch zwischen die Reiter begleitet – jedoch nur, um ihr beim Aufsteigen zu helfen – und die Umsitzenden, die die Hände auf den Schwertgriff legen, cool fragt: "Mache ich euch nervös?"

 

Raif ist sowohl wütend und erschüttert darüber, dass sich seine Befürchtung bewahrheitet hat, als auch erleichtert, mit einem exzellenten Magier zu reisen, der den Zauber zu lösen vermochte. Raif bemüht sich also, Peri und Erl einen tollen Abend zu bescheren. Jedoch beobachtet er – ebenso missmutig wie Ashe –, wie sich Fleece (nachdem sie zu spielen aufgehört hat) und Erl begrüßen, denn sie hatten ja mal was miteinander. Man darf auch nicht vergessen, dass Ashe im Herbst '68 der Auslöser für Erlands Weggang war, weil dieser sich nicht damit abfinden konnte, mit einem Totenbeschwörer zu reisen.

 

Man zeigt auch mal, wie begehrt die gut aussehenden und offenbar nicht am Hungertuch nagenden weitgereisten Kämpen sind. Der Neue Morgen ist eigentlich keine Taverne, sondern ein Gasthaus (ein preislich höherklassiges obendrein), in dem heute mal so viel los ist wie in einer Taverne. Dementsprechend sind es keine verranzten Gestalten, die die Helden ansprechen. Ein nettes junges Ding fragt Valmaxian, ob er tanzen möchte, aber er wimmelt sie gewohnt unhöflich ab, und Raif rettet die Situation, indem er sie zum Tanz auffordert, damit sie nicht ihr Gesicht verliert und gedemütigt an ihren Tisch zurückkehren muss. Jaq fragt Max fassungslos, wie er sich ständig solche Gelegenheiten entgehen lassen kann, und er erklärt, dass man sich abends in Tanzhäusern nur zusammenfindet, um etwas zum Vögeln zu finden, aber die Gesellschaft hat sich stillschweigend darauf geeinigt, krampfhaft so zu tun, als sei dem nicht so und als ob es um das Beischlafsanbahnungsritual gehe und nicht um den Beischlaf selbst. Daran mögen viele Menschen ihre tumbe Freude empfinden, aber für ihn ist es anstrengende Arbeit, so zu tun, als amüsiere er sich, als interessiere ihn, was man ihm erzählt, oder als möge er irgendjemanden. Für Menschen wie ihn sind Bordelle erfunden worden, und dorthin geht er jetzt.

 

Spider hat die Stadtmauer erklettert und betritt nun den Neuen Morgen. (Kapuze und Schal tarnen ihn zumindest für den oberflächlichen Blick gut genug, so dass man ihn für einen Boten hält.) Er erstattet Bericht, und Raif macht sich drauf und dran, loszuziehen, aber Fleece stoppt ihn. Zöge man jetzt impulsiv los, würde man nur sich selbst schaden, weil es so aussähe, als sei man ertappt worden, hätte etwas zu verbergen oder müsste Naneetha daran hindern, zu plaudern. Indem man bis morgen früh wartet, zeigt man Gelassenheit und eine gewisse Distanz zu Naneetha, man behält demonstrativ die Kontrolle. Da sie so demonstrativ abgeholt wurde, wird ein reicher Eshpurtaner sie garantiert nicht im eigenen Hause ermorden.

 

Jen, Raif, Erland, Periana, Jaq und viele andere tanzen ausgelassen, als ein gut aussehender Mann (Jpg 48899) den Neuen Morgen betritt und sich Fleece als Markram Indrill vorstellt, Chef der Botenreiter des Sturmbanners. Er lädt sie zu einem Treffen mit Kimbolt ein, und zwar jetzt. Nun sind es schon drei, die die neue Konkurrenz argwöhnisch beäugen: Raif, Ashe und Erl. Fleece nimmt Jen mit, und sie spazieren durch das verwinkelte Eshpurta und lernen Markram etwas kennen. Jen merkt, dass diesem Fleece zu gefallen scheint und dass sie wiederum mit ihm flirtet. Sie begeben sich Zum Torbogen, einem etwas versteckteren großen Gasthaus mit einem wunderschönen, mit Laternen erleuchteten Innenhof (Jpg 48900-48904). Hier sitzen Vern Kimbolt und Teile von Kimbolts Rotte: sein Bruder Tulain, die Verbindungsoffizierin Veera Tarlaw (Jpg 48905), die Rottenführerin Glouris Crowl (Jpg 48906), Markrams großer Bruder Celeph Indrill (Jpg 48907) und Losselin (Jpg 48908). An einem weit entfernten Tisch sitzen Verns Onkel Sordel und Luthan mitsamt einiger Söldner (Jpg 48909-48920).

 

Man lernt sich etwas kennen, und Vern beobachtet die Reaktion von Fleece und Jen, als er ihnen eröffnet, dass Veera und sein Onkel Sordel für Neethas Verfrachtung ins Nazenhoss-Anwesen gesorgt haben. Beide reagieren abgebrüht und ungerührt, hören sich erst mal die Einzelheiten an (dass Eltimar Nazenhoss damit offenbar Estaudis auf den Plan locken will), reagieren nicht kopflos, impulsiv, emotional – und das zeigt ihm, dass er keine Idiotinnen vor sich hat. Er lässt sehr dezent durchblicken, dass Sordel diesen Job angenommen hat, und solle er sich gegen seinen eigenen Onkel stellen? Damit signalisiert er, dass mehr dahinter steckt, er aber (noch) nicht darüber reden will. Stattdessen weist er darauf hin, dass der Coprith-Kontrakt nicht der einzige ist, der sie hier hält – ein weiterer ist gerade erst kürzlich hinzugekommen: Eltimar Nazenhoss hat das Sturmbanner engagiert, den untergetauchten Amaunator-Priester Estaudis zu finden.

 

Das kommt Fleece und Jen sehr merkwürdig vor. Wie sollen Söldner, ortsfremde noch obendrein, das bewerkstelligen? Geld spielt für Eltimar offenbar keine Rolle, und wie sehr Estaudis Haus Nazenhoss schadet, hat man längst begriffen, also wirkt das wie ein verzweifelter Griff nach dem Strohhalm.

 

Fleece und Jen wissen die Situation aber auch gut einzuschätzen, also tun sie das Naheliegende: Sie verhalten sich professionell, unterscheiden zwischen dem Lurraxol-Kontrakt und der Entführung Neethas und haben ein paar schöne Stunden. Um Kimbolts Leute dazu zu bringen, sie als gleichwertig zu akzeptieren, bringt Fleece das Gespräch auf ihr Wissen um die Karriere des Sturmbanners, so dass Kimbolt sieht, dass man sich professionell informiert hat, und lenkt dann auf Anekdoten um, mit denen sie die Gemeinsamkeiten zwischen dem Sturmbanner und der Gemeinschaft hervorhebt, so dass Kimbolts Leute merken, dass sie es mit weitgereisten Veteranen zu tun haben. Dabei amüsiert man sich auch prächtig, denn Fleece versteht sich darauf, die herrlichsten Witze zu erzählen und für die beste Stimmung am Tisch zu sorgen.

 

Valmaxian lässt eine Hure auf sich reiten, die wie in einem Porno quiekt und stöhnt. In einer herrlichen Szene weist er sie kühl darauf hin, dass das vielleicht für ungebildete Bauerntölpel überzeugend klingen mag, jedoch seine Intelligenz beleidigt, also möge sie ihre Arbeit doch bitte schweigend verrichten.

 

Vern Kimbolt, der abgebrühte alte Hase, beobachtet seine beiden Gäste lange und nutzt Fleeces dankende Ablehnung, als ihr nachgeschenkt werden soll (sie hat schon langsam einen sitzen, aber Jen hält noch gut mit), sie mit Indrill wegzuschicken, er könne ihr noch ein paar Einzelheiten erzählen. Jen trinkt mit Vern, Tulain, Glouris, Veera, Celeph und Losselin weiter. Hierbei wird aber auch gezeigt, dass Glouris im Laufe der Stunden Jen beobachtet und mit subtilsten Kleinigkeiten versucht, abzutesten, ob sie lesbisch ist, was aber wiederum an Jen, die sich damit noch nicht gut genug auskennt, vorbei geht – jedoch nicht an Vern, der Glouris ja bestens kennt und irgendwann zu einer Besprechung ruft, für die er nur seinen Stab, nicht aber seine Rottenführerin braucht.

 

Neetha sitzt im Salon des Nazenhoss-Anwesens und wartet nervös. Über dem Kamin hängt alles beherrschend das große Ganzkörperbild des Hausherrn, Eltimar (Jpg 48921), daneben das seiner Frau mit den beiden Töchtern (Jpg 48922), aber keines vom Sohn, der nun den Salon betritt: Bremmin (Jpg 48923), ein aalglatter, in seinen übertriebenen Schmeicheleien unangenehmer Mensch, der erklärt, dass er Naneetha erst mal kennen lernen möchte, bevor er sie seinem Vater präsentiert. Neetha gibt sich Mühe, cool zu wirken, zweifelt aber nicht daran, dass sie auf den schmierigen Bremmin nicht gerade Ehrfurcht erregend wirkt. Dieser lässt sie einen alten Hausdiener zu ihrem Zimmer bringen.

 

Valmaxian verlässt zu später Stunde seine Hure und zahlt: "I hope shutting up doesn't cost extra." Erland beklagt sich, dass seine Mutter einfach mit einem Typen aufs Zimmer gegangen ist, aber Raif beschwört ihn, ihr ihren Spaß zu lassen – soll sie bis zu ihrem Tod darauf verzichten? Noch ist sie jung und sieht fantastisch aus, und es ist doch unfair, Männern auf die Schulter zu klopfen, wenn sie sexuell aktiv sind, Frauen aber schon eine Liebschaft negativ anzukreiden. Jaq hat's richtig gemacht und bereits Nairdan Scirvir abgeschleppt. Raif geht nun also mit Nephele nach hinten, und Erland tröstet Raifs Tanzpartnerin. Ashe hatte dazugehören wollen und daher kräftig mitgetrunken, aber da er nichts verträgt, ist er längst auf dem Tisch zusammengebrochen. Valmaxian trudelt wieder ein und verstaut Ashe mit Telekinese in einer Ecke, um sich ungestört zum Lesen hinzusetzen.

 

Fleece ist mit Markram auf sein Zimmer gegangen und treibt es dort wild mit ihm (Video 4818-4819, Jpg 48924-48929), Jen und Glouris treiben es auf Glouris' Zimmer, Jaq treibt es mit Scirvir in ihrem eigenen, Raif treibt es mit Nephele in deren Zimmer, Erland treibt es mit Raifs Tanzpartnerin bei ihr zu Hause – heute kriegt wirklich fast jeder mal wieder etwas zu tun.

 

Fleece steht nackt am Waschtisch und schenkt sich etwas zu trinken ein, als sie sich daran erinnert, dass sie Markram ja eigentlich begleitet hatte, weil der ihr vielleicht noch etwas erzählen könnte. Er verrät ihr also, dass Eltimar Nazenhoss Sordel mit irgendetwas erpresst, aber mit was, weiß er auch nicht. Dafür erfährt Fleece, dass Eltimars Sohn und Erbe, Bremmin, vor vier Jahren Lashonna (damals erst 16) zur Ehe versprochen war, dann aber unter Umständen, die Markram nicht bekannt sind, verschwand. Fleece sagt nichts, schaltet aber gleich: Es gab Morde, die zur selben Zeit aufhörten, als er verschwand, und vor vier Tendays haben sie wieder begonnen. Natürlich fragt sie nach, wie lange Bremmin inzwischen wieder in Eshpurta ist: seit ungefähr vier Tendays... Er tauchte also obendrein zur selben Zeit auf wie Estaudis. Markram meint, er habe aufgeschnappt, dass Bremmin wohl unten in Darromar gewesen sei, aber was er da getrieben habe – keine Ahnung.

 

Neetha schläft bereits, als sich jemand auf ihre Bettkante setzt und sie sanft aufweckt: ein Priester Amaunators (Jpg 48930). Er überschlägt sich mit schwülstigen Komplimenten über ihre überirdische Schönheit, bringt sie völlig aus der Fassung und beginnt, sie auszuziehen – und sie wehrt sich nicht, sondern gibt sich ihm hin. Er schläft mit ihr, verlässt das Zimmer – und verwandelt sich wieder in Bremmin zurück.

 

Als Fleece beschwingten Schrittes am nächsten Morgen in den Neuen Morgen zurückkehrt, merkt Raif ihr an, dass sie Sex hatte. Sie holt Raif, Valmaxian und den brutal verkaterten Ashe zusammen und informiert sie. Valmaxian besucht die von Deneirrath gestiftete Bibliothek (Jpg 48931), von der er gehört hat, Raif begleitet Periana und Erland zu einem Einkaufsbummel, und Fleece reitet hinaus zum kleinen Lager, um Casmar zu informieren. Der will ihr gerade die Pistole auf die Brust setzen, ihn mitzunehmen, als sie ihn erneut überrascht: Genau das hatte sie vor. Indem sie sich nicht an Captain Maurard wendet, vermeidet sie, dass er sich mit der reichen Familie anlegen muss, die ganz offensichtlich das Gesetz gebrochen hat, und hat einen bei ihm gut. Jedoch will sie, dass Casmar sich bei den Nazenhosses nach Naneethas Befinden erkundigt, so dass es jeder sehen kann.

 

Die beiden reiten also zu deren Anwesen, stoßen aber auf eine große Menschenmenge. Die Stadtwachen lassen Casmar auf Grund seiner Kleidung durch, und Fleece erfährt von Maurard, der aus dem Anwesen geholt wird, dass in dem Zimmer, in dem Neetha untergebracht war, der alte Hausdiener ermordet wurde, und Neetha habe angegeben, dass sie geschlafen und nichts mitbekommen hätte. Nun steht sie natürlich unter Mordverdacht. Während Casmar sich bei Maurard nicht beliebt macht, weil er sich seine wütende Verachtung anmerken lässt, gibt sich Fleece respektvoll, bedankt sich und betont auch, dass sie Neetha im Verlies nun in guten Händen weiß. Sie empfiehlt aber, Eltimar zu fragen, was sie hier eigentlich verloren hatte, ist sie doch gestern unter Gewaltandrohung zu ihm gebracht worden, und betont, wie absurd dumm sie wäre, diese Tat zu begehen.

 

In der Bibliothek reimt sich Valmaxian mit der Stadtchronik, dem Grundbuch, Dokumenten und weiterführender Literatur innerhalb kürzester Zeit (Skill 19 plus eine gewürfelte 19!) sehr viel zusammen. Zwischen den vor vier Jahren ermordeten Mädchen gibt es keine erkennbare Beziehung, sie hatten nur gemeinsam, dass sie aus armen Verhältnissen stammten. Um den öffentlichen Frieden zu wahren, wurde ein "Täter" angeklagt, damit man dem aufgebrachten Volk etwas zum Fraß vorwerfen konnte. Bremmin beschuldigte ganz offiziell seinen Vater Eltimar dieser Morde und setzte sich auch für den Angeklagten ein, aber dieser wurde erwartungsgemäß zum Tode verurteilt, und tatsächlich hörten die Morde auf. Eltimar enterbte seinen Sohn, der daraufhin das Noviziat in der Tyr-Kirche ergriff und fortging. Die geplante Hochzeit zwischen Bremmin Nazenhoss und Lashonna Dirhavel wurde abgesagt, natürlich, weil Bremmin nun eine persona non grata war. Zu den aktuellen Morden ist hier natürlich nichts zu finden, aber dass sie mit Bremmins Rückkehr wieder begannen, hat man ja schon erfahren. Ferner fällt Valmaxian das schon nahezu Unmögliche auf, auf das man fast schon nicht mehr stoßen kann, es sei denn, man denkt in alle Richtungen: Er kann durchs Vergleichen verschiedenster Quellen feststellen, dass die öffentlichen Investitionen der Familie Nazenhoss wie auch ihre Spenden an den Tempel vor über vier Jahren stark nachließen und fast auf Null gefahren wurden, auch scheint sich die Familie um einige öffentliche Konzessionen beworben und sie nicht bekommen zu haben. Anscheinend steckte sie damals in massiven finanziellen Schwierigkeiten, muss sich aber zumindest halbwegs erholt haben.

 

Fleece und Casmar kehren zurück zum Neuen Morgen, wo sich inzwischen auch Jen eingefunden hat. (Fleece war sehr früh aufgestanden und hatte angenommen, Jen sei noch in der Nacht zurückgegangen.) Fleece, Jen und Casmar machen sich auf zum Anwesen der Dirhavels und lernen dort Lashonna kennen (Jpg 48932), die zuerst ganz ehrerbietig Casmar begrüßt und dann erst die anderen. Fleece ärgert sich, dass sie nicht daran gedacht hat, Valmaxian mitzunehmen, denn wahrscheinlich hat Estaudis sie genauso verzaubert wie Periana, aber sie beschließt, das Beste aus der Situation zu machen, gibt sich, ohne direkt zu lügen, den Anschein einer treuen Amaunator-Verehrerin (zum Unwillen Casmars, der ja weiß, dass sie das nicht ist) und schildert Naneethas Fall. Sofort sichert Lashonna ihr wie geplant ihre Hilfe zu. Fleece dreht ihre Vergesslichkeit nun sogar noch weiter zu ihrem Vorteil und bringt das Gespräch auf ihren Vater, so dass Lashonna vorschlagen muss, dass die Gäste ihn kennen lernen. Fleece plant nun nämlich, auch seine Hilfe zu gewinnen, und das geht am besten, wenn man dafür sorgt, dass er ihr etwas schuldet.

 

Chinstale Dirhavel (Jpg 48933) entpuppt sich als freundlicher, gut aussehender Frühvierziger, und Fleece signalisiert ihm geschickt mit einem Blick, er möge seine Tochter hinausschicken, was er auch tut. Sie erklärt ihm, dass sie sehr wahrscheinlich von dem angeblichen Priester, einem Hochstapler, verzaubert worden ist, und dass sie ihm auch die Krankheit zu verdanken hat, von der er sie geheilt hat, denn exakt so ist es auch einer Freundin ergangen. Fleece würde gern mit einem Magier zurückkommen, der sie entzaubern kann. Chinstale ist sowohl betroffen als auch glücklich – offenbar hatte er bereits selber einen Verdacht, aber der war nicht stark genug, um wirklich einen Magier zu konsultieren. Er lädt Fleece nebst Begleitung kurzerhand zum heutigen Abendessen ein. Fleece ist so ehrlich und weiht ihn ein, dass Lashonna ihr ihre Hilfe im Fall Naneetha zugesichert hat, und Chinstale entgegnet, sie möge sich keine Sorgen machen, darum werde er sich selber kümmern.

 

Skaar beklagt sich bei Spider, wie langweilig es bei dieser Gruppe ist. Sie zieht von Ort zu Ort, aber überall sitzt sie nur tatenlos herum und redet stundenlang. Wäre sie nicht zu Pferd unterwegs, so dass wenigstens das Reisen flott vonstatten geht, würde er vermutlich schon dabei einschlafen. Ob Spider nicht langweilig sei? Dieser bejaht, aber so ist es nun mal. Diese Welt ist nicht für ihn oder Skaar gemacht, diese Gemeinschaft ist ihr Schutz. Noch hat Skaar die Ablehnung alles Fremden nicht so sehr mitbekommen, aber das wird er noch. Die Menschen haben sich Faerûn untertan gemacht, und sie sind überall. Skaars und Spiders menschliche Gefährten legitimieren sie, nicht so sehr insofern, dass andere dächten, sie seien harmlos, vielmehr insofern, dass sie denken, sie seien unter Kontrolle. Menschliche Gesellschaft schützt sie, doch trieben sich Skaar, Spider und Zhai allein da draußen herum, würden sie gejagt werden. Nur in dieser Gemeinschaft können sie sein, wer sie sind. Spider berichtet kurz von Calimshan, wo Zhai und er ganz offen auftreten konnten und zwar auch beäugt wurden, jedoch nicht mit Angst, sondern mit Neugier. Vielleicht wird Skaar dieses Land eines Tages kennen lernen. Um ihn etwas aufzuheitern, läuft er mit ihm um die Wette.

 

Fleece, Jen und Casmar kehren in den Neuen Morgen zurück. Markram hat bei Nephele einen parfümierten Brief hinterlassen, in dem er schreibt, dass er sich auf ein baldiges Wiedersehen freut. Fleece genießt das Kribbeln und die Tatsache, dass da jemand weiß, wie er mit einer anspruchsvollen Frau umgehen muss. Sie und Jen treffen sich mit Kimbolt und Markram, um in der Schmiedegasse für Jen einen Säbel zu kaufen. (Niedlich: Vier Schmiede, die einander nicht grün sind, haben sich hier in Blick- und Rufweite niedergelassen und versuchen wie auf dem Hamburger Fischmarkt, den Kunden die Konkurrenz abspenstig zu machen.) Während Jen einen Säbel ausprobiert und schließlich kauft, unterhalten sich Kimbolt und Fleece.

 

Kimbolt: So Jendara is your second in command?

Fleece: There's no commander in the Fellowship.

Kimbolt: Call yourself what you will. You make the decisions.

Fleece: But I don't command. I make decisions when there's no time to ask around for opinions, but other than that, I have to convince my fellow adventurers. If I commanded them, I wouldn't be me, they wouldn't be them, we wouldn't be us.

Kimbolt: So by the time I dust myself off from the battle, you're still contemplating if you should fight it.

Fleece (muss schmunzeln): More or less. But a commander can make a mistake. It's easier to avoid a mistake altogether if there's more than a dozen people involved.

Kimbolt: Decision by committee, then. How do you get anything done?

Fleece: How do you avoid mistakes?

Kimbolt: Experience.

Fleece: Didn't have that when you started out.

Kimbolt: Listening to good advice, then.

Fleece: Same here. And by now I know my fellows well enough to have an idea who wants what, and I anticipate that when making a decision.

Kimbolt: But they can object.

Fleece: It's important for everyone to know they can, yes.

Kimbolt: And then you're arguing.

Fleece (nickt): Every now and then.

Kimbolt: As I said. Inefficient.

Fleece: We don't have to be efficient in the way you are. We're no mercenaries, we're adventurers. It's better that way, in the long run.

Kimbolt: How so?

Fleece: Your mercenaries fight for you because you pay them. We fight for things we believe in.

Kimbolt: So you believe that the Stormbanner will turn the war against the ogres, and that's why you try to get us down there.

Fleece (schmunzelt): No, this just puts bread on the table. (Kimbolt sieht sie mit einem "Na bitte, sag ich's doch"-Gesichtsausdruck an, und Fleece lacht leise.) As long as we don't have to worry about selling our services to the highest bidder, we're free to do what doesn't pay, short term. You know. Hero stuff.

Kimbolt: Yes, people love heroes down in Tethyr and Calimshan. Up here, not so much.

Fleece: People love heroes in most places, Amn being one of the exceptions rather than the rule. You got around a lot, you know that. Speaking of which: I know about Tethyr and Calimshan, but have you ever been up northeast?

Kimbolt: Why do you ask?

Fleece: Your attire is a mix of Calimshan and Rashemen, your hairstyle is Rashemi, and I noticed a few mercenaries from the Unapproachable East.

Kimbolt: That's where we're from.

Fleece: Kimbolt isn't an eastern name, is it?

Kimbolt: Odomar Kimbolt isn't. My grandfather from Purskul. My grandmother was pregnant with Sordel when they got on a boat to Telflamm in Thesk. That's where my uncles and my father were born. They all became mercenaries, until my father decided to found his own company, and because the roads of the homeland he'd never seen were said to be paved with gold, he came to Amn. And what do you know, he fell in love with a vistani woman on the way down here.

Fleece: She must have felt like home, I guess.

Kimbolt: True. And they don't mind traveling.

Fleece: So the mercenaries from the East—

Kimbolt: Belonged to another company. We had to fight them, but I convinced them to defect and fight with us rather than with sellswords who didn't understand their mentality.

Fleece: Let me guess: They joined Sordel's and Luthan's banners.

Kimbolt: Smart girl.

Fleece: Doesn't take much to put two and two together. They're both born easterners, apart from the Amnian names. You were born here. To a vistani woman, no less. Can't have been easy.

Kimbolt: Well, we all have our load to carry. You worry about yours.

 

Schließlich meint er unvermittelt, dass er sich überlegen werde, das Lurraxol-Angebot anzunehmen, sobald Estaudis endlich gefasst ist. (Es passt ihm wohl selber nicht, dass sich Sordel hat erpressen lassen.) Jen wiederum betont, dass sie Sordel in den Arsch treten wird, sobald hier in Eshpurta alles geklärt ist.

 

Bremmin betet im Waukeen-Tempel (Jpg 48934) und unterhält sich danach mit Quilliam, mit dem er gemeinsame Sache macht. Er meint zufrieden, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis Maurard herausfindet, dass der Dolch, mit dem der Diener ermordet wurde, seinem Vater Eltimar gehört.

 

Mit Bestechung geht stets alles schneller und reibungsloser, also besticht Fleece sowohl Maurard als auch den Gardisten, der sie, Valmaxian und Casmar zu Neethas Zelle bringt, damit man etwas Privatsphäre hat. Valmaxian erkennt das magische Muster, das auf Neetha liegt, und er ist mit fünf Dispel Magic und zwei Greater Dispel Magic auch gut vorbereitet. Jedoch steht und fällt alles mit dem aventurischen Schicksal: Max muss eine 26 schaffen (11 + caster level 15), darf auf seinen D20 jedoch nur +10 rechnen, und er verbraucht vier Dispels erfolglos und schafft es erst mit einem Greater Dispel.

 

Neetha ist erschüttert und fühlt sich beschmutzt und missbraucht, nun, da sie sich ohne den Charm an die vergangene Nacht zurückerinnert. Sie berichtet, dass Estaudis Eltimar sehr schlechtgeredet und behauptet hat, er schlafe auch mit seinen eigenen Töchtern.

 

Zurück im Neuen Morgen bringt Jaq dies, als sie davon hört, auf eine Idee: Auch Eltimar ist ein potenzieller Verbündeter. Estaudis macht ihm die Hölle heiß und bringt die ganze Stadt gegen ihn auf, Eltimar hat also ein berechtigtes Interesse daran, ihn dingfest zu machen. Er kennt die Stadt und die Leute, und die Gemeinschaft hat vielleicht Möglichkeiten, die ihm nicht offen stehen. Also gehen Fleece, Jaq und Max ihn besuchen. Man ist überrascht, festzustellen, dass auf ihm derselbe Charm liegt wie auf Peri, Neetha und Lashonna. Mehr noch: Max erkennt auch einen Fluch. (Regeltechnisch ist zwar alles dasselbe, aber wir halten es der Stimmigkeit halber so, dass sich Naturmagie einer genaueren wissenschaftlichen Analyse entzieht. Max erkennt also nur, dass es sich um Witchcraft handelt.)

 

Jaq, die sich mit Serene Visage noch etwas sympathischer macht, versucht erfolglos, den knallharten Geschäftsmann einzuwickeln, doch der undiplomatische Max mischt sich ungefragt ein, erwähnt, dass Eltimar selber gecharmt wurde, und erklärt, dass Estaudis über mächtige magische Gegenstände verfügen muss, mit denen er sich hier eine Machtbasis der Zustimmung in der Bevölkerung schafft. (Am Beispiel Periana, die völlig unbedeutend ist, kann man sehen, dass er längst nicht nur wichtige Leute für sich einnimmt. Zauber jedoch permanent zu verankern, geht einem Zauberer an die Substanz (symbolisiert durch XP), weshalb er das nicht wahllos tut. Das bedeutet, dass der Hochstapler einen ausgesprochen wertvollen magischen Gegenstand dazu benutzen muss.) Eltimar verweist die Besucher auf dieses rüde Vorgehen hin des Hauses, aber Fleece hatte sich für den Fall des Falles mit Voice of the Dragon belegt (good cop, bad cop), droht ihm herrisch, ihm noch mehr Probleme zu bereiten, als er eh schon hat, und pocht auf Kooperation. Das lässt Eltimar innehalten, und sie fährt fort, denn jetzt ist ihr aufgegangen: Estaudis ist Bremmin. Das erklärt sie Eltimar auch und weist Max an, den Zauber zu lösen, doch beim letzten Dispel und beim letzten Greater Dispel hat er beide Male Würfelpech, es klappt nicht. Zwar hat das Trio hat immer noch einen Joker – auch Fleece beherrscht Dispel Magic –, jedoch versagt auch sie, und Eltimar schmeißt die drei letztlich raus.

 

Jetzt ist natürlich nichts mehr übrig für Lashonna, wie es für heute Abend geplant war. Fleece weist Jaq also an, sich illusionär zu tarnen und hier zu bleiben, um das Haus im Auge zu behalten, denn nun will sie Bremmin in die Finger kriegen, bevor Eltimar ihm von diesem Besuch erzählen und ihn damit vorwarnen kann. Sie und Max kehren zum Neuen Morgen zurück, wo Fleece Jen mit Max zu Jaq zurückschickt (er kennt ja den Weg), um ihr zu helfen, Bremmins habhaft zu werden, und schickt Ashe (mit Raziel) und Raif hinterher, sich in ein Straßencafé in der Nähe zu setzen und zu koordinieren. (Max kriegt einen Miniaturschädel, Fleece auch, und Spider hat draußen ja noch seinen. Der soll sich für heute Nacht bereit halten.)

 

Casmar raunt Fleece gerade noch beherrscht an, er könne hier nicht ständig herumsitzen und nichts tun, worauf Fleece entgegnet: Stimmt, er komme nämlich mit ihr zu den Dirhavels mit. Erneut ist er angenehm überrascht, nicht ausgegrenzt und von Fleece mit einbezogen zu werden.

 

Wie gesagt hat Estaudis seine permanenten Charms unters Volk gebracht, das seine aufwiegelnden Plakate lesen und gegen Eltimar Stimmung machen sollte. Und wie das manchmal so ist: In aufgewiegelter Atmosphäre reicht manchmal der kleinste Funken, um das Fass zum Explodieren zu bringen (Stichwort: Prager Fenstersturz 1618). In einer Taverne sitzen einfache Leute beim Mittagessen und diskutieren, und am Thema Amaunator entzündet sich das Gespräch zwischen einem gecharmten fanatischen Amaunatorgläubigen und einem Gegner, aus dem Streit wird ein Gerangel, aus dem Gerangel eine Schlägerei, aus der Schlägerei eine Messerstecherei und aus der Messerstecherei ein wütender Mob, der endlich etwas gegen diesen verdammten Amaunator-Kult unternehmen will.

 

Fleece und Casmar besuchen am frühen Nachmittag Chinstale Dirhavel, denn Fleece muss natürlich ankündigen, dass es heute Abend nichts mit dem Dispel wird. (Währenddessen schläft oben "Estaudis" mit Lashonna, natürlich ohne dass man unten etwas davon mitbekäme.) Fleece berichtet natürlich auch davon, warum dem so ist. Als Fleece von ihrem Besuch bei Nazenhoss erzählt, berichtigt Dirhavel sie: Nein, aktuell habe es erst vier Morde gegeben. (Eltimar hatte sieben erwähnt – und das bedeutet, dass er mehr weiß als der Rest der Stadt, möglicherweise, weil er selbst darin verwickelt ist.) Um das bei Maurard zur Anzeige zu bringen, will er als Leumundszeuge für Fleece dienen, und sie reiten zu dritt los.

 

Dabei geraten sie allerdings in den verwinkelten Gassen in die Sichtlinie des wütenden Mobs, der sich von der Taverne aus in mehrere Richtungen aufgemacht hat und dabei gewachsen ist. Er sieht Casmars Farben und bewegt sich auf das Trio zu, wobei auch Rufe erschallen, dass es Dirhavels Tochter ja auch mit dem verdammten Priester treibe, der stecke also auch mit ihm unter einer Decke. Fleece jedoch beginnt einfach mit Fascinate ein sehr friedliches Lied zu singen (Blackmore's Night – Once In A Garden) und beruhigt damit den Mob auf geradezu magische Weise. Noch nie hatte sie Anlass, diese Fähigkeit, ein Grundelement magisch-bardischer Handwerkskunst, so vielen Menschen gegenüber zu nutzen, denn sie hat sich ja auch verändert, ist erwachsen geworden und benutzt magische Manipulation viel seltener als früher. Dabei wird ihr wieder bewusst, wie mächtig sie sein könnte, wenn sie diese Fähigkeit zur Waffe machte – und ebenso wird ihr die Verantwortung bewusst, es nicht zu tun. Sie beendet ihr Lied und sagt: "Geht nach Hause", und tatsächlich löst sich die Menschenmenge auf. Dirhavel kann sie ansehen, welche Befürchtung angesichts der Rufe in ihm wächst, und er reagiert erleichtert, als sie ihn aus seinem Wort entlässt und nach Hause schickt.

 

Jaq hat sich das Aussehen eines alten Mütterchens verliehen und wartet nun mit Jen und Max, und eine Straße weiter sitzen Ashe und Raif beim Kaffee und schweigen sich in einer amüsanten Jeder-guckt-woanders-hin-Szene an. Mehr und mehr Menschen versammeln sich nun auch hier vor dem Nazenhoss-Anwesen, denn von Eltimar weiß man ja, wie sehr er gegen Amaunator eingestellt ist, und erhofft sich von dem hohen Herrn Unterstützung und ruft, dass er herauskommen und sich ihnen anschließen soll. Währenddessen geht "Estaudis" bei einem seiner öffentlichen Auftritte durch die Straßen und befestigt neue Plakate, als auch er dem Mob über den Weg läuft und fliehen muss. So hatte er sich seinen Masterplan nicht vorgestellt.

 

Derweil stürmt der größere Teil des Mobs, der sich auf dem Torplatz versammelt hat, gegen die Kaserne an und verlangt aufgeheizt und fanatisch die Herausgabe der Ketzerin, während schon Holz und Reisig aufgeschichtet werden.

 

Jen erspäht in der Menge vor dem Nazenhoss-Anwesen eine vermummte Gestalt, die sich zielstrebig ihren Weg bahnt – das muss Bremmin sein. Jaq verwandelt sich in Eltimar und ruft ihn zu sich, bevor er das Haus betreten kann, und Jen fischt ihn aus der Menge. Nun aber richtet sich die ganze Aufmerksamkeit auf "Eltimar", den man zum Mitmachen bedrängt. Während Jaq den Mob besänftigt (auch Eltimar sei gegen die amaunatorianische Unterwanderung, aber dabei habe man sich zivilisiert zu verhalten – mit Recht und Ordnung!), bugsieren Jen und Max Bremmin zum Straßencafé, wo Raif fragt: "Ist er das?", Jen bejaht, und Raif schickt Bremmin mit einem Schlag ins Gesicht zu Boden – Rache für Periana.

 

Der Mob hat die Kaserne gestürmt und zerrt nun die arme Naneetha heraus, um sie auf dem improvisierten Scheiterhaufen festzubinden. Das Feuer wird entzündet, als Casmar und Fleece den Platz erreichen. Casmar prescht los, Fleece hinterher, und mit Wail of Doom gelingt es ihr, einen kegelförmigen Teil der Menschen in Panik zu versetzen und eine Bresche für ihn zu schlagen, damit er abspringen und Neetha losschneiden kann. Glücklicherweise versteht das Volk nichts vom Verbrennen und hat viel Reisig benutzt, so dass sie das Bewusstsein verlor, bevor die Flammen sie erreichten, aber ihre Robe hat bereits Feuer gefangen, und die Hitze vom aufsteigenden Feuer hat ihre Hände versengt und mit Brandblasen übersät. Casmar lässt ihr Lay on Hands angedeihen und heilt sie damit, während sich Fleece mit einem weiteren Voice of the Dragon bedrohlich aufbaut und ihn abschirmt. Doch ebenso wie die fanatische Wut ist auch die Panik ansteckend, die sie mit Wail of Doom verbreitet hat, und so löst sich die Versammlung auf, und nur zwei Dutzend hasserfüllte Hardliner bleiben stehen. Fleece weiß nicht, was Casmar tun wird, aber angesichts dessen, was Neetha angetan wurde, greift sie nicht ein, als er sein Schwert zieht – auch das wird ihm später auffallen. Jedoch steht er für Recht und Ordnung ein, also greift er niemanden an, wie man es vielleicht hätte befürchten können, sondern bringt mit Divine Bond sein Schwert zum Leuchten, um den Menschen Amaunators Anwesenheit zu zeigen, und kündigt ihnen an, dass hierfür über sie Gericht gehalten wird und sie ihre gerechte Strafe bekommen werden. Fleece informiert Ashe, dass sie sich an den Trifin Creek zurückziehen werden, wo sie jeden von Weitem kommen sehen können.

 

Bei Spider und Skaar versammeln sich also wieder alle, und auch Neetha kommt wieder zu sich, steht aber logischerweise erst mal massiv unter Schock. Fleece überlässt es Casmar, Bremmin auszuquetschen. Es stellt sich heraus, dass die Familie Nazenhoss vor vier Jahren in massiven Schwierigkeiten steckte, was nach außen hin nicht ersichtlich war. Eltimar ging einen Deal mit einer Hexe ein, die draußen im Wald lebt, doch als Gegenleistung musste er ihr sieben Mädchen besorgen. Bremmin zerbrach an seinem Tyr-Glauben und an der fehlenden Stärke, offen seinen Vater anzuklagen. Währenddessen kam die Familie plötzlich unerwartet wieder auf die Beine. Als ein Sündenbock angeklagt wurde, fand er die Kraft, die ihm gefehlt hatte, und er begehrte auf, aber erfolglos, und sein Vater warf ihn hinaus. Bremmin ging nach Tethyr und schloss sich einem Tyr-Orden an, doch leider geschah das zur denkbar ungünstigsten Zeit, denn wie Lathander schwand ja auch Tyr und wurde von Amaunator verdrängt. Schließlich wurde ihm in Darromar obendrein vor Augen geführt, was er von einem Gott zu halten hat, der es gestattet, dass ein Bandit in seinem Namen eine ganze Stadt unter seine Kontrolle bringt. Seine Wut auf den Gott, der Tyr verdrängt hat, schlug in Hass um. Er ließ viel Geld springen, um einem Sammler einige magische Gegenstände stehlen zu lassen, die ihm erlauben würden, genau dasselbe zu tun. (Die sind unfassbar wertvoll, er hätte davon viele Jahre lang gut leben können, aber sein Hass war zu groß geworden – lieber wollte er sie benutzen.) Zufälligerweise war sein Vater just wieder zur Hexe gegangen, und wieder begannen die Morde. Eine bessere Ausgangsposition konnte Bremmin gar nicht haben, und so fing er an, Eshpurta als Estaudis zu sabotieren.

 

Fleece und Jen überstellen Bremmin an Captain Maurard, und Fleece deutet an, dass sie den Charm von Eltimar Nazenhoss nehmen lassen kann – oder es auch sein lassen könnte, je nachdem, wie nützlich Maurard ihn findet. Währenddessen bringt Raif mit Spider (und Skaar, der sich anschließt, weil das wenigstens mehr Bewegung verspricht, als hier herumzusitzen) Peri und Erl nach Hause, verbringt dort die Nacht und bricht am nächsten Morgen weiter nach Nettlestone auf. Am Abend informiert Maurard die Gemeinschaft darüber, dass der immer noch gecharmte Eltimar damit konfrontiert wurde, dass Bremmin wegen der Morde angeklagt wird, und daraufhin gestand, um seinen Sohn zu retten.

 

Fleece und Kimbolt nebst Stab suchen die Handelsstation der Lurraxols auf und erledigen den Papierkram. (Sie hat ihren Teil der Abmachung erfüllt: Estaudis ist gefasst. Dass Nazenhoss nun im Verlies sitzt und Sordel nicht bezahlen kann, ist nicht ihr Problem. Sordel könnte einen Advokaten engagieren, aber das könnte Tendays, wenn nicht gar Monate in Anspruch nehmen.) Später begleitet sie alle zurück zum Torbogen und springt erneut mit Markram in die Kiste.

 

Raif erreicht mittags Nettlestone (Jpg 48935-48940), lässt Spider und Skaar an der Brücke zurück, begegnet auf der Straße dem alten Schafhirten Gren, fragt nach Pelinal Whitestrake und erfährt, dass der hier wohl ziemlich bekannt ist. Er lädt ihn kurzerhand zum Essen in den Geblümten Krug ein und stellt fest, dass hier nach wie vor Viana Travana (Mia Sollis, Jpg 48941-48947) bedient – aber wow, aus dem Kind von damals ist in den letzten sechs Jahren eine sehr hübsche Frau geworden. Sie reagiert jedoch unerwartet kalt und lässt ihn zu seiner Überraschung nach einem "Sieht aus, als hätte sie einen Geist gesehen"-Schockmoment links liegen.

 

Gren berichtet, dass Benjen Whitestrake mit seiner Frau Alinore und seinem Sohn Pelinal aus Eshpurta hierher gezogen war und als Hufschmied gearbeitet hatte. Als die Rote Hand, eine Söldnerkompanie, sich hier breit machte, nahm er seinen wertvollsten Besitz, ein sehr meisterlich geschmiedetes Schwert, das er sonstwoher hatte, ging in den Geblümten Krug und stellte den Söldnerhauptmann zur Rede. Dieser jedoch erschlug ihn kurzerhand, ohne dass Benjen dazu gekommen wäre, das Schwert zu ziehen. Sein 14-jähriger Sohn war dabei. Er nahm das Schwert auf, forderte den Hauptmann zum Kampf, dieser nahm vermutlich amüsiert an, wurde aber von Pelinal getötet, der es so schaffte, die Rote Hand aus Nettlestone zu vertreiben. Alinore lebt immer noch hier.

 

Gren muss zurück zu den Schafen, und nun, da der Geblümte Krug leer ist, setzt sich Viana angespannt an Raifs Tisch und sagt, er müsse sie mitnehmen, wohin auch immer er gehen mag, nur weit weg von hier. Sie soll mit Craster verheiratet werden, dem reichsten Mann im Dorf, und Raif weiß Bescheid: Als Kinder hatten sie schon Angst vor ihm, er wird im Dorf respektiert, aber nicht gemocht, und seine Frau hatte ständig Blutergüsse. Irgendwann "stürzte sie unglücklich", und er heiratete neu, eine noch jüngere. Offenbar hat er die nun auch totgeschlagen, sonst könnte er ja Viana nicht heiraten. Seit Tendays überlegt sie, hier irgendwie abzuhauen, aber sie konnte nur ein paar Silbertaler sparen, und damit kommt sie nicht über Eshpurta hinaus, und dann bliebe ihr nichts anderes übrig, als sich zu prostituieren.

 

Raif sperrt sich gegen Vianas Bitte, denn er kann ihr kaum einleuchtend erklären, welche Art Leben er führt, aber Viana wird wütend (klar, sie sieht, dass er Geld hat und gut rumgekommen ist) und erwidert, sie haue eh ab, ob mit oder ohne seine Hilfe, und wenn sie dann in der Gosse landet, ist es seine Schuld. Raif vertröstet sie auf später und geht erst mal raus, um angesichts dieser Situation den Kopf frei zu bekommen, und sucht die alte Alinore auf.

 

Diese bricht in Tränen aus, als sie den Challenger sieht: Das ist ohne Zweifel Benjens Schwert. Sie erzählt, dass ihr Sohn vor fast 30 Jahren sein Leben Tempus widmete und sich Söldnern anschloss. Seine Leiche wurde aber nur ein paar Tage später gefunden: Die Söldner waren nur zum Schein auf sein Gesuch eingegangen, sie hatten nur sein kostbares Schwert gewollt, und es hat ihn nicht davor bewahren können, ermordet zu werden. Raif weiß nicht, was er aus diesen Erkenntnissen machen soll, und geht wieder zurück zu Viana. Sie ist fest entschlossen, und angesichts ihrer gemeinsamen Vergangenheit kann er nicht nein sagen und nimmt sie mit.

 

Zu ihrem Schock lernt sie auf der Brücke Spider und Skaar kennen. Skaar ist außergewöhnlich, aber kein Problem – Spider hingegen... Man reitet langsam wieder von dannen, und Viana sieht immer wieder zu ihrem Dorf zurück. Ein letztes Mal übernachtet man im Gut Finacre, wo Peri Viana anbietet, ein Weilchen hier zu bleiben, doch ihr Vater würde sie hier natürlich sofort finden, und er hätte das Recht auf seiner Seite, sie zurückzuholen, notfalls mit Gewalt, und das kann sie den Finacres nicht antun. Raif rechtfertigt Spider gegenüber sein Tun, man müsse doch auch Vianas Problem verstehen, woraufhin der nur fragt, ob er sie auch mitgenommen hätte, wenn sie nicht hübsch wäre. Nein, natürlich nicht.

 

Fleece, Jen und Valmaxian holen das Abendessen bei Chinstale Dirhavel nach, und Max entzaubert Lashonna. Dirhavel möchte sich erkenntlich zeigen, aber Fleece wehrt ab. Max beharrt undiplomatisch darauf, bezahlt zu werden, so dass sich Fleece auch seiner erwehren muss. Dirhavel stellt stattdessen ein Empfehlungsschreiben aus.

 

Am nächsten Morgen verabschiedet man sich herzlich und im Falle Peris tränenreich, vermutlich für sehr lange Zeit, und es geht zurück zum Trifin Creek, den man am späten Nachmittag erreicht. Hier stellt Raif erst mal allen Viana vor, die nicht fassen kann, was sie sieht: eine Geweihte, einen Paladin, drei Magier, ein magisches Zelt, das in ihren Augen ein kleines Königreich wert wäre, dazu die edlen Pferde, die Kleider, die Ausrüstung. Ihr ist natürlich, als ob sie träumt. Viana erklärt, dass sie irgendwo neu anfangen möchte, aber solange sie die Gruppe begleitet, will sie für ihr Essen arbeiten: kochen, putzen, packen, beim Auf- und Abbau des Lagers helfen, Botengänge, was auch immer.

 

Neetha nimmt sie mit, um die Beine in den Fluss zu hängen. Sie genießt es, respektvoll behandelt und als Priesterin geachtet zu werden, auch wenn Viana nur wenig über Amaunator weiß, aber signalisiert, gern mehr über ihn lernen zu wollen. Sie hatte immer wieder zu Shiallia gebetet, ihr aus ihrer Misere herauszuhelfen, und die Göttin schickte ihr Raif, und der brachte sie hierher, also wird sie sich auch bei Shiallia und Amaunator angemessen bedanken.

 

Viana erzählt Neetha ihre Geschichte: Als sie zwölf war, verunglückte ihre Familie mit dem Karren, nur der Vater überlebte schwer verletzt und kann seitdem nicht mehr lange stehen. Daher sitzt er in der Küche und kocht, und sie schmeißt seit nunmehr zehn Jahren den Geblümten Krug. (Auf Neethas tadelnde Anmerkung hin, dass sie ihn sitzen lässt, obwohl er offensichtlich auf sie angewiesen ist, antwortet Viana, dass er sich nun eben gleich jemanden einstellen muss, denn nachdem er Viana verheiratet hätte, hätte er das sowieso tun müssen.) Viana ist jetzt die letzte Travana (ihr Vater hatte noch Geschwister in Minsor Vale, aber die kennt sie nicht), also muss sie die Familie fortführen. Immer wieder lavierte sie sich um seine Verheiratungsversuche herum, sie müsse doch erst mal das Handwerk lernen, und man müsse doch erst noch mehr sparen, bis man sich eine Aushilfe leisten kann – später bereute sie das, denn dann wäre sie längst unter der Haube und müsste nicht Craster heiraten. Ihr Vater blendet alles aus, das nicht ins Bild passt, verbittet sich die üble Nachrede, man wisse ja gar nicht, was mit Crasters letzten Frauen passiert ist, und habe da den Mund zu halten. Er sieht nur, dass er der wohlhabendste Mann in Nettlestone und die beste Partie für Viana ist.

 

Im Anschluss geht Neetha zu Raif und fragt ihn, ob sein Besuch in Nettlestone erfolgreich war. Er berichtet von dem, was er gelernt hat, und erwähnt auch, dass er nicht weiß, welche Lehren er daraus ziehen soll. Dass Benjen sterben musste, weil er zu schlichten versuchte, anstatt mit dem Challenger in der Hand für Ordnung zu sorgen? Dass Pelinal für seine blinde Reaktion, sein Leben Tempus zu weihen, nur Tage später mit dem Tod bezahlen musste?

 

Neetha erkundigt sich tadelnd danach, ob Raif den Challenger alle zehn Tage mit Blut weihe, dem eines Gegners oder dem eigenen. Raif fragt Neetha wiederum, warum sie eigentlich davon überzeugt sei, dass alles, was man an Gerüchten über einen magischen Gegenstand erfährt, unbedingt wahr sein müsse? Dass sich Menschen unmöglich irren, sich mit Ausgedachtem oder Ausgeschmücktem interessant machen oder gar lügen können? Nein, natürlich gibt er dem Challenger nicht sein eigenes Blut. Diese Waffe, die dem tempuranischen Ideal folgend nur gezogen werden sollte, wenn es wirklich nötig ist, alle zehn Tage mit Blut füttern zu müssen, und wenn kein Gegner zur Hand ist, dann mit dem eigenen – das ist nicht Tempus, das ist Garagos, und das ist so offensichtlich, dass es ein Achtjähriger Neetha erklären könnte. Raif wird Tempus mit so einem aufgeschnappten und blind geglaubtem Unsinn garantiert nicht beleidigen.

 

Neetha entgegnet, dass er sich diesem mächtigen Artefakt hingeben müsse, und offensichtlich tue er das nicht. Dabei dürfe er nicht vergessen, dass Tempus es ihm in die Hände gelegt hat. Raif widerspricht: Zhai hat es ihm in die Hände gelegt. (Er erwähnt ihre Gründe dafür natürlich nicht.) Das Schwert fand durch Zufall zu ihm, und er setzt es tempusgefällig ein. Aber man kann nicht von ihm erwarten, zum eingefleischten Tempuraner zu werden.

 

Neetha versteht Raif überhaupt nicht, redet sich aber ein, es zu tun, springt von Thema zu Thema und wechselt sogar ihre Argumentation in der Mitte des Gesprächs aus. Das zeigt schon mal gewisse herrische, selbstherrliche Anlagen, die in der Kirche Amaunators gewiss auch nützlich sein dürften, auch wenn sie sich Raif gegenüber nicht wie eine Priesterin verhält, sondern glaubt, es nur gut mit ihm zu meinen – aber sie ist auch davon überzeugt, ihn zu kennen, obwohl sie es offenbar nicht tut. Sie wirft ihm sogar vor, den Challenger nur zu behalten, weil Raif so ein großes Ego habe – dabei ist das Gegenteil der Fall. Er fühlt sich eher als das Instrument des Challengers, als dessen Erfüllungsgehilfe, und er weiß nie, ob er gut gekämpft oder ob der Challenger den Sieg erbracht hat. Er behält ihn trotzdem, weil man von so einem mächtigen Gegenstand nun mal nicht so leicht lassen kann, obwohl er ihn zutiefst verunsichert. Raif ist sich nicht mal sicher, wie sehr er ihn eigentlich behalten will, aber er denkt nicht daran, ihn wegzugeben, weil er für die Gemeinschaft nützlich ist. Raif sieht es so, dass er damit ein Opfer bringt, das allen zugute kommt – ihm selber ist es eher unangenehm, ihn zu tragen.

 

Neetha scheint davon überzeugt zu sein (was bei einer Geweihten auch nahe liegt), dass sich der Träger dem Challenger voll und ganz verschreiben müsse. Raif hingegen kommt gar nicht auf diese Idee, sondern betrachtet ihn als Werkzeug, und er setzt es ja auch tempusgefällig und ehrenhaft ein. Was kann Tempus mehr wollen? Wenn er erwartet, dass nur ein absolut fanatischer Tempuraner ihn führen darf, dann sollte er das deutlich machen, aber das tut er nicht, indem er die Kräfte des Challengers stärkt, obwohl es "nur" Raif ist, der ihn führt. Aus strenggläubiger Sicht jedoch hat auch Neetha Recht: Gehört ein geweihtes Artefakt wirklich in die Hände eines Laien?

 

Neetha fordert Raif auf, endlich einen Tempus-Tempel aufzusuchen. Raif reagiert genervt, denn sie scheint anzunehmen, dass er das nie getan hat. Das hat er, und zwar in Riatavin, gemeinsam mit Dimiona, und der dortige Priester konnte ihm keine weiteren Informationen geben. Natürlich könnte er weitere Tempel abklappern, aber das würde doch nur damit enden, dass ein karrierebewusster Priester den Challenger für die eigene Kirche einfordert und ihn ihm abnimmt. Ja, möglicherweise ist der Platz des Challengers in der Tempus-Kirche, aber der Gemeinschaft zuliebe will Raif ihn nicht grundlos hergeben, denn auf ihm ruht der Segen Tempus', den die Gruppe gut gebrauchen kann. Er verdrängt all das, so gut er kann, und versucht, nicht oft darüber nachzudenken, aber nun, da er wieder direkt damit konfrontiert wird und sich die Sache gezwungenermaßen überlegen muss... Wenn es nur bei Raif läge – nein, er ist nicht scharf darauf, den Challenger zu tragen, denn er weiß ja auch, dass er damit mehr Verantwortung übernimmt, als er eigentlich möchte. Raif sieht es so, dass er es für die Gemeinschaft tut. Ohne den Challenger würde er sich mehr wie er selbst fühlen, weil er sich dann selber besser einschätzen könnte, weil er es dann wäre, der den Gegner bekämpft, nicht ein tempusheiliges Artefakt. Neetha salbadert noch herum, dass das Pferd den Reiter ebenso brauche wie der Reiter das Pferd, selbst wenn in diesem Fall Raif das Pferd sein sollte, sagt aber damit für Raif natürlich genau das Falsche, obwohl es für die Überzeugung einer Geweihten natürlich sehr viel Sinn ergibt. Sie geraten in Streit, vertragen sich aber gleich wieder.

 

Fleece kommt aus Eshpurta zurück und berichtet, dass alles unter Dach und Fach ist und die beiden Banner und der Stab morgen bei Tagesanbruch mit der Gemeinschaft abreisen werden. (Jen ironisch: "Hat aber lange gedauert." – "Fleece: "Es waren komplizierte Verträge.") Auch sie lernt Viana kennen und sagt natürlich nichts dagegen, dass sie mitkommt, da alle anderen eh schon zugestimmt haben. Ashe möchte Eindruck auf Viana machen, aber Casmar sabotiert ihn mit einer höhnischen Bemerkung, woraufhin Ashe noch einmal aufdreht und Viana mit einem Unseen Servant bedient. Als Fleece später im Abendrot am Flussufer steht und gemütlich einen Kaffee trinkt, gesellt sich Neetha dazu und berichtet von der Sache mit Raif und dem Challenger. Fleece stimmt ihr zu ihrer Überraschung zu: Vielleicht sei es nicht an Raif, den Challenger zu tragen, und natürlich müsse Neetha für ihre Überzeugungen eintreten, auch wenn das bedeutet, ihn damit zu nerven.

 

Danach begibt sich Jen zu Fleece und kritisiert sie dafür, den Amaunatorianern nicht nur Tür und Tor geöffnet zu haben, sondern ihnen auch so viel Raum zu geben und Respekt entgegenzubringen. Für sie fühlt sich das wie ein Verrat an Lathander und Theon an. Fleece entgegnet, dass die beiden tot sind, und Amaunator ist jetzt hier, und damit arrangiert man sich besser. Mit einer Geweihten Ilmaters und einem Paladin Tempus' hätte Jen ja auch kein Problem, und sie möge bitte bedenken: Amaunator ist einer von den Guten. Was Neetha und Casmar betrifft, so erinnert sie Jen daran, was die beiden in dem mageren halben Jahr, das sie die Gemeinschaft begleiten, in ihrer Mitte erreicht haben – mehr als jeder andere, bevor er offiziell in die Gemeinschaft aufgenommen wurde. Wenn Jen der Meinung sei, zufällig bei diesen beiden reiche es noch nicht, bitte sehr: Dann soll sie es ihnen sagen. Jen geht wortlos, und Fleece trinkt weiter cool ihren Kaffee.

 

Am nächsten Morgen holen die beiden Banner nebst Stab und Versorgungstross die Gemeinschaft ab. Man kommt gut voran, aber am Abend holt Jen nach, was sie sich Kimbolt gegenüber vor einigen Tagen ausbedungen hatte: Sie kämpft unbewaffnet gegen Sordel und tritt ihm nach allen Regeln der Kunst in den Arsch, beobachtet von 130 Söldnern und der Gemeinschaft. Viele Söldner reagieren auf ihren unvermeidlichen Sieg ablehnend, einige zollen ihr aber auch Anerkennung. Fleece hat skeptisch zugesehen, sie ist nicht begeistert davon, hier Leute gegen sich aufzubringen, aber Jen war nicht aufzuhalten. Für sie ist Fleece zu diplomatisch, will immer mit jedem zurecht kommen; Jen wollte, dass man sieht, dass sich derjenige, der sich an einem aus der Gemeinschaft vergreift, warm anziehen kann, und sich so Respekt verschaffen.

 

Um etwaige Wogen zu glätten, legt Fleece später so richtig los und zündet ein Feuerwerk ihrer schönsten Partylieder, und das große Lager feiert ausgelassen. (Daran haben wir gute zwei Stunden gespielt.) Sie genießt es, eine richtige Band zusammenstellen zu können, denn unter den vielen Söldnern gibt es genug, die eigene Instrumente haben und spielen können, der eine besser, der andere schlechter. Es wird viel getanzt: Raif mit Viana amnisch-bäuerlich, Raif mit Jen amnisch-professionell, Raif mit Neetha tethyrianisch. Skaar zeigt auf einen Scherz Jaqs hin hilfreich die Hautzeichnung auf seinem Kumamak herum, während die Söldner (erfolglos) versuchen, ihn abzufüllen.

 

Casmar warnt Viana vor Raif – er habe ein "großes Herz". Außerdem meint er, dass sie, sollte man irgendwann nach Tethyr zurückkehren, in einem Tempel arbeiten könnte. Viana will sich das überlegen.

 

Nachdem Luthan und der schwer lädierte Sordel zum Zapfenstreich geblasen haben, weil sie sehen, wie tüchtig getrunken wird, legt sich das riesige Lager nach und nach zur Ruhe. Fleece und Markram könnten sich nun in den stockfinsteren Wald davonstehlen, Raif und Viana ebenso, die Spannung ist definitiv da – aber es heimlich, ganz schnell und möglichst lautlos im Stockfinsteren miteinander zu treiben, ist auch nicht die verlockendste Aussicht, also hofft man auf eine baldige Herberge.

 

Der Tross passiert schließlich eine solche (Abbadia Sicille, Jpg 48948-48969) an der Handelsstraße, und einige lassen es sich natürlich nicht nehmen, hier einzuchecken, allen voran Fleece und Markram sowie Raif und Viana. Doch nicht nur diese beiden Pärchen genießen ihre Intimsphäre (Jpg 48970-48992), auch Jen und Glouris landen wieder miteinander im Bett. Am nächsten Morgen sieht Raif im Innenhof Fleece allein beim Frühstück sitzen (Markram musste etwas für Kimbolt erledigen) und setzt sich dazu.

 

Fleece: Is Viana sleeping in?

Raif: No, she’s getting ready. You know, without magic spells that actually takes some time.

Fleece (gespielt aufmerksam-freundlich wegen der Spitze): Hm.

Raif: You know what Neetha said to me the other day?

Fleece: I know. I agreed with her.

Raif (erstaunt): You did what?

Fleece: Yeah. Told her that maybe Jen would be a better wielder of the Challenger, and that—

Raif: Jen? Of all people? She hits her opponents from the back, kicks them when they're down, doesn't give them a chance to get back up and does everything it takes to win, and she's the better—

Fleece: To make Neetha feel better.

Raif: To make... what?

Fleece: Give her something to do. Give her something to occupy her mind with. The poor girl's gotta cope with almost having been burned at the stake, and to make matters worse, she's with us, if she likes it or not.

Raif: Oh, that's just great. So to make her feel better, you badmouth me and paint me as some asshole who doesn't deserve—

Fleece: Shut up! Just shut up for a minute, will you? Look, she's a young priestess fresh from her noviciate.

Raif: Oh. Didn't realize you were gearing up for a speech.

Fleece (fährt genervt fort): She's all on her own representing the church of Amaunator in Mosstone where nobody knows her and nobody's been waiting for her. Now she's a village priestess and has decades to wait before moving up in the hierarchy. But then she sees us, thinks her big break has come to get somewhere in her church fast, gets us to go to Riatavin and joins us for what she thinks is a manageable risk. Turns out it's anything but, she goes through the Nine Hells and somehow survives an adventure greater than any one she's ever heard of. Funny enough, that doesn't make Luminifacta Assumbar think of her as someone special, just someone expendable who we managed to protect. She couldn't care less about Neetha, she just wanted to kick us in the shin for defying her. Just imagine a priest of Tyr in our Fellowship. Can you? No? Well, guess what: Amaunator's even less forgiving, and he cares about a couple of other things besides. That poor girl has to spend her days next to what she sees as an abomination fathered by a devil, a thing that must be destroyed at all costs, a taint that can only be cleansed by fire.

Raif: Don't talk about Spider as if he were—

Fleece: Shut your trap, for Ilmater's sake, and listen to me! She cannot see him the way we see him and be a priestess of Amaunator at the same time. Spider could single-handedly rescue a dozen children from a burning orphanage, and she'd still think he's just doing it to make us trust him more while he's biding his time and concocting some nefarious plan. He is to her what he is to most people: a devilish monster. And she must keep believing that, lest she betray her god. I can see a seasoned fifty-year-old priest coming to terms with the realization that maybe Spider is the exception from the rule, but a fledgling priest? Spider is to Amaunator what an undead is to Kelemvor. Can you see a priest of Kelemvor joining us with Ashe around? No. And that's what Neetha has to deal with. (Raif holt Luft, doch Fleece fährt bestimmt fort.) Speaking of Ashe: Firstly, he doesn't belong to a recognized guild, which means that under the terms of the Codex Albyricus he's forbidden to cast spells, and if he does, he needs to be reported to the authorities. Thankfully he hasn't done much yet, but remember when Viana first came to our tent, and to impress her, he summoned an unseen servant? You may not have noticed – what am I saying, of course you haven't –, but I watched Neetha's glance. He broke the law, then and there. He's breaking the law every single day, anyway, because he doesn't dress like a wizard like he's required to by law. Amn recognizes the Codex Albyricus in name, but let's be honest, money will buy you any licence around here, and you just get it to keep the Cowled Wizards off your back, anyway. So by Amnian law, he didn't do anything wrong, but by guild law – which Amn recognizes – he very much did. And believe me, Neetha knows about laws. It's her job. It would have been her duty to go to Eshpurta and report it. She didn't because Eshpurta tried to burn her, but nevertheless, that would have been her duty.

Raif: So she's having a hard time, I get that, but—

Fleece: I'm not done, Raif, and no, you don't get it. As I was saying: It's bad enough that Ashe becomes a criminal when he casts a spell. But even knowing the spells he does is enough to get him tried by a court. They are outlawed in almost all the Realms. He's a necromancer, for crying out loud, and we're not in Tashalar where they don't give a rat's ass about that. One word by Neetha to an authority, and he's gone. Do you realize that?

Raif: I'm used to you and Jen going to the end of Toril to protect Ashe, so if she's such a problem, why do we keep her around again?

Fleece (wirft die Hände in die Luft): Boy, it's unbelievable how dense you can be sometimes. You all just pretend that this Amaunator situation will somehow blow over. Guys, the church of Lathander was one of the richest and most widespread churches of the pantheon. The church of Tyr, much smaller, but still powerful and very much recognized by the rulers of the Realms. The church of Siamorphe, even smaller still, but extremely well connected with the nobility. These three churches banded together and became the single most powerful church we've ever had. And you know what, they didn't do it because of a funny misunderstanding, they did it because a greater god from the past returned, for Oghma's sake! They're here to stay, and the Envoy of Light made sure that the Lord of Order returned with a bang. The Sun of Elversult, you know?

Raif: Fleece, you of all people should know that folk talk a lot, until a strange coincidence has mutated into a divine miracle a couple of hundred miles away. You keep reminding us of how legends arise, you keep—

Fleece: People talk about it all over the country! No matter what exactly happened, that alone makes it true for the common man. Amaunator is back, and he will see his will done. And guess what, he doesn't care if you like it or not. His clergy had fourteen years to lay the groundwork, and now they have the biggest church since one and a half millennia ago. So stop pretending that it's nothing to worry about, that it'll just miraculously go away somehow, and we can return to the way things were. If the whole church of Lathander is convinced that Lathander's gone once and for all, you can safely assume they know what they're doing.

Raif: Great, so what are you saying?

Fleece: That we have to respect his teachings.

Raif: Are you serious? How much do you respect the teachings of Eldath? She's been around all along.

Fleece: If we lived in a society where Eldath's teachings considerably influenced your daily life, that would be a thought worth entertaining. Strangely enough, we don't. But you can bet your scrawny ass that the biggest church in Faerûn will influence your daily life in all the places where Siamorphe, Tyr and Lathander were widely recognized. Sooner rather than later.

Raif: So in short, you worry about Neetha's well-being because you wanna keep her on your good side?

Fleece: She represents a greater god, and the more recognized he is by the worldly powers, the more important he has to be to us.

Raif: Just answer the fucking question, please.

Fleece: That's one factor, yes. When you travel with someone who could have at least two of your friends taken away for good, you have to think about giving that someone a reason not to.

Raif: So we've finally made it into politics.

Fleece: We made it into politics when we went to Riatavin. For whatever reason you just didn't realize it, but we did.

Raif: Great. Now what?

Fleece: Depends. We have no idea where we'll be going next when the three tasks are done. Calimshan would be good, Amaunator's completely powerless there. Or even farther south. We have to keep in mind that things will be manageable as long as we have to protect the Amaunatorians from the people, not the other way around.

Raif: I mean, in the long run. How do we deal with those two?

Fleece: We respect them. They do represent a greater god. They are blessed, don't forget that.

Raif: You've openly sided with Spider and Ashe in front of people, before Neetha and her lapdog came into play. That's over now?

Fleece: Depends on the situation. I'm not gonna distance myself from my friends.

Raif: Honorable.

Fleece: Thanks, but it's useful, too. The more popular we get – as we are –, the harder it is for the church of Amaunator to move against us. They still have to earn the reverence of the populace. When the populace likes a Fellowship with a tiefling and a necromancer and a half-drow in it, a priest will think twice before setting up the stake.

Raif: So we're not hiding?

Fleece: Not where we can afford to move openly. Take Tethyr, for example. I'm sure they're praising our names in the taverns by now. What we've achieved there was huge, and I made sure to sing some songs to the right ears. We very well may return as heroes.

Raif: Tethyr of all places. Where the church of Amaunator wields real power.

Fleece: Yes, but don't forget: They will wield so much more power in fifty years, let alone a hundred. We have to make use of the time given to us. That's an opportunity that won't present itself too soon again.

 

Währenddessen kniet Neetha in ihrem Bungalow und betet:

 

Herr Amaunator,

Wenn du siehst, dass ich zage, gib mir Zuversicht.

Wenn du siehst, dass ich fehle, weise mir den Weg.

Wenn du siehst, dass ich wanke, gib mir die Kraft, deinen Willen zu tun.

 

Herr Amaunator,

Du hast mich gerufen, in deinem Licht zu wandeln.

Du hast mich an meinen Platz gesetzt, deiner Ordnung zu dienen.

Du hast den Funken geschlagen, der in meinem Herzen leuchtet.

 

Dein Wort will ich verkünden,

Deiner Ordnung will ich dienen,

Deinem Gesetz will ich folgen,

Dein Licht sei stets in mir.

 

Nun sehen wir Skaar, der beobachtet, wie das Söldnerlager um ihn herum abgebrochen wird, die unruhige Hintergrundmusik steigert sich, und er brüllt schließlich, womit er die Menschen erschreckt, und sie weichen vor ihm zurück und bewaffnen sich. Die von der Herberge zurückkehrende Fleece hat das gehört und rennt ins Lager in der Annahme, es gebe Ärger.

 

Fleece: What is it?

Skaar (brüllend): Everythingggggg!

Fleece (weicht erschrocken vor dem riesigen Goliath zurück und versteht, dass er das Problem ist): Calm down, Anakalathai. Take a deep breath, and then tell me.

Skaar: I used to gather food for my clan. Hunt for my clan. Fight for my clan and kill for my clan, and I am a great fighter, because I am the last one standing. I was useful. I had a life. Now all I am doing is trotting along from one boring place to another. I keep hearing you lead a life of adventure, but I think the only adventure around here comes from you talking about adventure. After moons of walking and talking I got my hopes up when we fought the dead, and then, immediately after, we fought that... dragon... thing. It was too strong for Thunukalathi, but those were two good days. And then? More walking, more talking, more splitting up so those I am not with can have some fun. And when there is a chance for a good fight, I am told to stand down.

Fleece: I see...

Skaar: I am Clan Kathaal! (Fleece muss sich sehr beherrschen, nicht vor dem wütend brüllenden Goliath zurückzuweichen.) And I am leading the life of a mountain goat, where the most exciting thing during the day is watching the sun rise and set. Rise and set. Rise and—No, I am not even rivaling a mountain goat, because a mountain goat can go find himself a doe and mate with her!

Fleece: What do you want?

Skaar (fährt immer noch wütend, aber nun nicht mehr schreiend fort): I want to kill something. Something challenging. For food. Or to protect someone, I do not care. (Fleece sieht sich beunruhigt um, denn der laut geäußerte Wunsch zu töten kann Menschen sehr nervös machen.) Spider told me people like us need people like you to protect us, because on our own we would be hunted and slain. So why am I staying? To lead a slow life like you, be protected by you so that nothing happens to me because I am too afraid of that? (Nun brüllt er wieder.) I am not a coward! Why would I fear those who would hunt me? I should welcome them. At least I could die fighting.

Fleece: Die fighting, yes. Die being the operative word. You'd die for nothing, a pointless death.

Skaar: A death at the end of a glorious fight is never pointless.

Fleece: It would be because you'd be throwing your life to the wolves, without those you leave behind gaining anything by it. That's pointless. Your life is valuable, even more so when you consider that you are Clan Kathaal. All that's left of it. Is it enough for you to survive Thunukalathi just by a moon cycle?

Skaar: I am Goliath. We do not cling to our lives like you. We do not care how long we live, we care how well we live. And I am not living well.

Fleece (berührt jetzt in vertrauter Geste seinen Arm): We need you, Anakalathai. Think yourself back to the unholy temple in the Small Teeth. You and Thunukalathi defended Kithain and Naneetha and Raif from the undead ogres. If not for you, they'd be dead. And without Thunukalathi's death and your fighting strength, who knows who Z'vynaxas might have felled besides Thunukalathi and Rhoedry? Granted, our lives have been untypically slow and uneventful this summer, but usually we tend to pick enemies much stronger than us, and when we do the next time, we need you at our side. I've never felt as protected before. Even with nothing happening, seeing you at my side makes me feel safe, because whoever's toying with the idea of attacking me with you around would have to be an astoundingly stupid person. (Sie drückt auffordernd seinen Arm.) We need you. Please stay with us. Please.

Skaar (sieht sie eine Weile ernst an): I must think about this.

 

Fleece nickt und lässt ihn gehen. Natürlich hat sie ihn gebeten, zu bleiben, um ihn zu beschützen. Sie weiß, dass er sein Bleiben irgendwie vor sich rechtfertigen muss, und sie hat ihm einen Grund gegeben. Ob er weiß, warum sie das tut, spielt keine Rolle, solange er es vor sich selbst verantworten kann.

 

Endlich treffen sich in Esmeltaran alle wieder (besser gesagt, fast alle: Skaar bleibt im Söldnerlager, Spider leistet ihm Gesellschaft), und um keine Zeit zu verlieren, zieht sich Fleece im Golden Sands Inn gleich um und begibt sich umgehend wieder zum Saphirufer, um Lady Lurraxol Bericht zu erstatten und den Handel abzuschließen.

 

Lurraxol: Last time you were here, we established that Haldane Cormond doesn't concern himself with a few hundred blades. By now you've had ample time to ponder why he tasked you with bringing the Stormbanner into the fold. Have you come up with an astonishing explanation for that?

Fleece: I think he wants to test us. The first test involved going deep into enemy territory to retrieve information. We accomplished that. The second one obviously involves a lot of political maneuvering. He wants to see if we're able to deal with that, too. If he's satisfied, he's still got a wish left. The real one, I suppose.

Lurraxol: Not as asinine an explanation as one could have feared. But let me offer one that doesn't involve his instincts telling him you're meant for greater things. In Tethyr's Alemandrian Interregnum Haldane Cormond had a profitable joint venture with house Krimmevol. After removing the local baron, they took control of a salt mine in the Omlarandin Mountains. Cormond had the caravans, Krimmevol supplied the infrastructure. They quarried the salt, shipped it to Riatavin, distributed it to Amn and made a pretty penny of it. In the Year of the Staff, 1366 DR, shortly before Zaranda began her Reclamation War, said baron – by the name of Flaness, if memory serves – banded together with a few others and hired mercenaries to raid the caravan. As Beshaba would have it, Haldane's daughter Meera was on that caravan, overseeing the distribution because there were signs that the foreman lined his own pockets. She met her death on this raid. Cormond had Flaness' daughter killed in turn and kept him alive long enough to regret ever having sent those mercenaries – before killing him, too.

Fleece: Are you saying these mercenaries were Kimbolt's men?

Lurraxol: Well, I doubt he knows he killed a Cormond, but if you asked him, he'd probably remember raiding a salt caravan in the county Valashar.

Fleece: That's six years ago. If Cormond really held a grudge, he could've easily taken care of Kimbolt by now.

Lurraxol: And risk looking petty? After all, the mercenaries just did their job, didn't they? Tethyr was a lawless realm then, and Cormond knew the risks. If you try to turn a profit in a no-man's-land where you can die at the drop of a copper, you accept these risks. Cormond took what wasn't his by force, the ousted baron just tried to take it back, and it's not like Meera was singled out. She made a stand, she fought, she died. It's like war, the same rules apply. Going after the soldier who killed your loved one after you yourself put that loved one in danger in the first place makes you look exceedingly petty. Cormond has tried to hire the Stormbanner on several occasions after that, but first they fought in the Reclamation War, then they signed up for house Basilayer, and then came the Sothilis invasion, and the war demanded his full attention.

Fleece: So what are you saying? That he just wants Kimbolt in front of his sword?

Lurraxol: Well, either you didn't listen to me, or you're as daft as a brush. He can't lose face. But what he can do is hire the Stormbanner, integrate it into the troops and then send it to certain death. Being surrounded by ten thousand Amnian soldiers makes refusal rather difficult, I daresay.

Fleece: Why are you telling me this?

Lurraxol: Because you clearly have no other way of finding out.

Fleece: No, I mean, why are you telling me this at all?

Lurraxol: I understood you perfectly well the first time. If I haven't answered yet, you think asking again is going to make me? (Sie schmunzelt freudlos.) Make of that information what you will. But should you decide to not go along with Cormond's plans, I'm willing to provide you with a way out. I expect your answer tonight.

 

Fleece schickt sofort Jaq und Jewel los, um herauszufinden, ob die Geschichte stimmt, und setzt sich mit den anderen zusammen, denn nun gilt es zu beraten, ob Ximora die Wahrheit sagt. Wenn nicht, dann vielleicht, weil sie das Sturmbanner selber behalten möchte, oder vielleicht auch nur, damit Cormond seinen Willen nicht kriegt. Aber wenn die Geschichte stimmt, will man dann für seinen Traum vom fünften Schlüssel 400 Mann in den Tod schicken? Das kommt für die meisten nicht ernsthaft infrage. Die Einzigen, die komplett dafür sind, das Sturmbanner im Falle des Falles ins offene Messer laufen zu lassen, sind Vardis, Ashe und Max. Raif sitzt zwischen den Stühlen: Auch er ist nicht gewissenlos, aber schließlich ist Theon für drei der Schlüssel gestorben. Raif kann daher nicht einfach mal so eben darauf verzichten. Max ist sich darüber im Klaren, dass bei den moralischen Vorbehalten, die hier nahezu alle haben, ein Weitermachen, als wäre nichts gewesen, nahezu unmöglich ist, und erwähnt, dass man ja gar nicht weiß, was eigentlich passiert, wenn eine Partei im großen Spiel nicht alle Schlüssel erbeutet. Bei mehreren Spielteilnehmern ist das ja extrem unwahrscheinlich, also zielt das Spiel wohl darauf ab, dass (x) Parteien sieben Schlüssel erbeuten und sich dann, wenn alle von Nyx versteckten Schlüssel gefunden sind, gegenseitig bestehlen? Wenn ja, dann ist die Gruppe bei den Möglichkeiten, die die Konkurrenz hat, aufgeschmissen. Nyx hat die Schlüssel zwar sehr gut versteckt, aber sie sollen gefunden werden. Ein X’calith zum Beispiel hat jedoch die Möglichkeit, sie in anderen Ebenen zu verbergen, wo niemand herankommt. Max bezweifelt also, dass das Sinn des Spiels ist. Daher schlägt er vor, Valamaradace zu fragen. Schließlich stoßen auch Jaq und Jewel hinzu. Viel konnten sie nicht herausfinden (logisch: sie bewegen sich nicht in den richtigen Kreisen, und das hätte viel mehr Vorbereitungszeit erfordert), aber ja, dass Cormonds Tochter Meera in den Sechzigern im Ausland ums Leben gekommen ist, lässt sich bestätigen.

 

Fleece und Zhai gehen hinaus, damit Zhai den Portkristall aufstellen und bewachen kann. Fleece teleportiert sich nach Manshaka und hat Glück: Vala Valkazar ist zugegen. Er fragt Fleece, welche Rolle die genauen Spielregeln spielen, nach denen sich Fleece erkundigt. Wären alle sieben Schlüssel in einer Hand nötig, würde das etwas an ihrer Entscheidung ändern? Nein, antwortet Fleece. Also wozu dann die Frage? Er beantwortet sie ihr aber trotzdem, denn nun ist er ja zufrieden, was die moralisch richtige Entscheidung betrifft: Es spielt durchaus eine große Rolle, wer wie viele Schlüssel besitzt, und ja: Je mehr, desto besser. Aber das Spiel sieht gar nicht vor, dass eine Partei alle bekommt. Jedoch wird die Gemeinschaft nun nicht nach dem nächsten suchen können, denn Raziel kann den nächsten Hinweis erst geben, wenn der Schlüssel, auf den sein letzter Hinweis hindeutete, gefunden wurde – egal, von wem. Das bedeutet, dass man nun warten muss, vielleicht einige Tendays, vielleicht einige Monde, vielleicht ein Jahr.

 

Währenddessen geraten Neetha und Jen im Schankraum in einen richtig harten Streit, aus dem sich alle anderen betreten heraushalten. (Glücklicherweise hat sich Casmar auf sein Zimmer zurückgezogen.) Neetha betont, was die richtige Entscheidung wäre, egal, welche Antwort der Drache gibt, und Jen verbittet sich eine Einmischung, da Neetha nicht zukomme, dazu etwas zu sagen. Sie betont, dass jemand die Gruppe vor Neetha beschützen muss, und sonst wagt es ja keins dieser Weicheier, und quält die Geweihte mit der Aufforderung, zu sagen, warum Assumbar Neetha und Casmar mitgeschickt hat, und wie wahrhaftig, edel, aufrecht und amaunatorianisch ihre Beweggründe waren, und führt Neetha damit gnadenlos vor. Neetha kann die Frage nicht beantworten, denn sonst müsste sie wahrheitsgemäß zugeben, dass Miriel nur ein Vorwand war, und Jen weiß das. Schwer getroffen zieht Neetha sich zurück, und Jen geht hinaus in den Hof, um eine Pfeife zu rauchen und sich abzuregen.

 

Raif geht ihr hinterher und fordert sie auf, sich bei Neetha zu entschuldigen. Normalerweise würde er sich Jen gegenüber nicht so viel trauen, aber diesmal ist es notwendig. Er erklärt ihr Neethas unmögliche Situation: Wie sehr es sie belasten muss, durch Verschweigen und Untätigkeit zu sündigen, damit die Situation in der Gruppe nicht eskaliert, wie sie es eigentlich müsste, wenn sich Neetha hinsichtlich Spider, Ashe oder der zahlreichen Gelegenheiten, in denen Gruppenmitglieder schauspielern, lügen oder das Gesetz brechen, so verhielte, wie es ihr Glaube vorschreibt. Das ist keine abgebrühte, sich ihrer selbst absolut sichere Priesterin, sondern noch eine ganz junge, frischgebackene, und weil sie so ersetzbar ist, wird ihr das Unmögliche zugemutet – aber das darf sie nicht zugeben, und wer kann sich auch nur annähernd vorstellen, wie massiv sie das belasten muss? Ohne dass es jemand sieht, opfert sie sich für diese Gruppe auf – wie kann man es ihr da noch schwerer machen, indem man auch noch so brutal in der Wunde bohrt? Raif besteht darauf, nein, er fordert, er verlangt, dass Jen Neetha um Entschuldigung bittet, denn wenn sie das nicht tut, dann muss sie, die ihre Gruppe beschützen will, sich vorwerfen lassen, ihr aus Stolz und Verbohrtheit zu schaden. Sprach's und ging wieder hinein. Das saß.

 

Fleece kehrt zu Zhai zurück, berichtet und bricht sofort zum Saphirufer auf. Lady Ximora wird das Sturmbanner nun in ihren Diensten behalten. Im Anschluss begibt sich Fleece zum Söldnerlager, um Vern Kimbolt reinen Wein einzuschenken. Zhai schließt sich ihr an, weil sie dann ebenfalls draußen bleiben möchte, damit Spider Skaar nicht immer ganz allein Gesellschaft leisten muss.

 

Jen besucht Neetha auf ihrem Zimmer und erklärt, dass sie jedes ihrer Worte gemeint hat – aber dass sie sie nicht hätte aussprechen dürfen. Sie verrät Neetha ein wenig über ihr Leben: geboren im tethyrianischen Niederadel, in Amn neu angesiedelt, nach Calimshan in die Sklaverei verkauft. Daher hat sie ein Problem damit, wenn sich jemand, der sie nicht schon lange kennt und viel mit ihr durchlebt hat, Autorität über ihr Leben oder ihre Entscheidungen anmaßt. Sie trauert Lathander nach und lehnt das Dogma der Kirche Amaunators ab – aber es war ungerecht von ihr, Neetha das ausbaden zu lassen. Nun tut sie das Unglaubliche: Sie kniet vor Neetha, schließlich eine Geweihte, nieder und bittet Amaunator um Entschuldigung, seine Dienerin so unangemessen angegangen zu haben. Neetha weiß diese Geste sehr zu schätzen und nimmt Jens Entschuldigung an.

 

Fleece informiert im Söldnerlager erst Spider und dann Kimbolt. Dem ist klar, dass sie etwas in Amn Unerhörtes tut: Sie verzichtet auf ihren eigenen Vorteil, so dass ein anderer nicht darunter zu leiden hat. Dementsprechend respektvoll verabschiedet man sich voneinander, und Kimbolt versichert ihr, dass er das nicht vergessen wird.

 

Fleece kehrt zu den anderen zurück und erstattet Bericht. Zum ersten Mal seit dem Herbst 1369 DR, als man erstmals erfuhr, in welchem Spiel man da mitspielt, hat die (seitdem obendrein stark angewachsene) Gruppe kein klares Ziel mehr, und den Traum, alle sieben Schlüssel zu finden, zu Grabe tragen zu müssen, fällt auch vielen schwer, am meisten Raif. Niemand weiß, wie lange man warten muss und wo man am besten sein sollte, wenn es weitergeht, und es gilt, viele Interessen unter einen Hut zu kriegen und die Gemeinschaft am Auseinanderbrechen zu hindern, denn was Fleece auf gar keinen Fall möchte, ist, dass sich alle aufteilen und dann einfach nicht mehr zusammenfinden. (Das hat sie selbst ja mit ihrer ersten Abenteurergruppe erlebt.) In den folgenden Tagen berät man in kleinen Gruppen hin und her (was Fleece koordiniert, um sicherzugehen, dass gemacht wird, was sie will), bis schließlich die Entscheidung steht, zuerst mal nach Brost zurückzukehren. Also sehen wir den Abenteurertross schließlich Esmeltaran verlassen.

 

Epilog: Wir sehen eine gesittete, von den Dannihyrs ausgerichtete Festivität irgendwo in der unteren Oberschicht, an der auch der freundliche Rhinnom teilnimmt, der, wenn er grinst, immer etwas unterbelichtet aussieht – und das ist kein Geringerer als der Guildmaster der Schattendiebe (Dustin Hoffman). Schließlich entschuldigt er sich, geht in seine Gemächer, wartet, bis die Magd ein paar Sachen in einem Abstellraum verräumt hat, schließt die Tür hinter ihr, öffnet leise etwas murmelnd erneut die Tür zum Abstellraum, doch nun liegt nicht mehr dieser dahinter, sondern unmöglicherweise ein großes, rundes Turmzimmer mit sieben Türen, einem runden Tisch in der Mitte und sechs Stühlen:

 

Meisarch: Erlranther Alibakkar

Tessarch: Phaan Colwyv (Buchhalter)

Namarch: Qar Jysstev (fetter Kerl)

Iltarch: Rhinnom Dannihyr (Dustin Hoffman)

Pommarch: Tyrda Helvor (Magierin, Cowled Wizards)

Dahaunarch: Pellas Tanislove (Nemedias Mann)

 

Der erste Tagesordnungspunkt ist die Frage, wie mit Karthak Spulzeer zu verfahren ist. Dannihyr sieht leidenschaftslos in die Runde: “Shall we begin?”

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