62 - The Veiled Heritance {{ currentPage ? currentPage.title : "" }}

Musik: Ganz viel Michael Kamen (Robin Hood, Highlander, Three Musketeers), viel Trevor Jones (Merlin), viel Lee Holdridge (Mists of Avalon) und genug Howard Shore (Lord of the Rings).

 

1374 DR, Year of Lightning Storms: Der Graf von Uluran, Silvan Moonpearl, dem Bran und Kithain im Herbst 1372 DR mit den Familien Rhivaun und Imbrar geholfen hatten, lässt der Gemeinschaft der Ersten Sonne ein Schreiben zukommen, in dem er sich sehr verklausuliert und undurchsichtig äußert. Teilweise scheint es, als wolle er sich erneut für erwiesene Dienste erkenntlich zeigen, teilweise möchte man mit viel Phantasie hineindeuten, dass er Kontakt sucht, um sich vielleicht für die letzten Unannehmlichkeiten zu entschuldigen, auch wenn er selbst nichts mit ihnen zu tun hatte, und teilweise schimmert hindurch, dass er eventuell eine Bitte haben könnte. Jedenfalls würde er sich sehr freuen, wenn sich eine Abordnung der Gemeinschaft in Greenshade in der Harde Kalmin's Grove einfände.

 

Fleece kann sich die Chance, den entstandenen Zwist zwischen den Elfen des Wealdath und der Gemeinschaft der Ersten Sonne zu reparieren, nicht entgehen lassen, und wohin sie geht, geht natürlich auch J'avo. Selbstverständlich muss Kithain mit von der Partie sein, und Skaar würde jede Chance ergreifen, aus der langweiligen, beengenden Stadt herauszukommen. Natürlich weiß Fleece nicht, wie viel Zeit sie in Greenshade verbringen muss, aber es könnte mit der Rückkehr eng werden, was die zeitliche Abstimmung mit Valmaxians berechnetem Purpurturm-Datum angeht. Für alle Fälle werden natürlich Fährsteine mitgenommen, doch verschwenden möchte Fleece sie nicht. Sie vertraut aber darauf, dass die anderen schon damit fertig werden, was immer Nyx für sie ersonnen haben mag. Schließlich weiß Fleece die Gemeinschaft mit ihrer "Stellvertreterin" Jen und Valmaxian in guten Händen.

 

So begeben sich Fleece, J'avo, Kithain und Skaar also zu Pferd nach Port Kir, um von dort aus nach Osten zwischen dem Wealdath und den Starspire Mountains entlang nach Greenshade zu reisen. J'avo trägt nun das sommerliche Basic-Manticore-Outfit, doch auch im Sommer ist ihm manchmal kalt. Da er in seinem ganzen Leben noch nie auf einem Pferd gesessen hat, geht es nicht so schnell voran, aber zu Skaars Freude doch schneller als zu Fuß. J'avo tut sich schwer damit, das Reiten zu erlernen, es liegt ihm nicht gerade im Blut. Außerdem kommt er nun in regelmäßigen Kontakt mit Kithain, die er bislang erst ein paarmal gesehen hat, doch die beiden können einfach nicht viel miteinander anfangen. Er sieht jedoch zu seiner Überraschung, dass sich Skaar und Kithain blendend verstehen.

 

Fleece freut sich, endlich mal wieder Zeit mit Kithain verbringen zu können, und lässt sich das Wenige von ihr berichten, das sie über Greenshade weiß: Es ist ein kleines Hochelfenstädtchen am Rande des Wealdath, das mit den Waldelfen eigentlich nicht viel zu tun hat.

 

Das Quartett erreicht ohne Zwischenfälle wohlbehalten Greenshade (quasi ein Best Of aus Vulkhel Guard, Marbruk, Mathiisen etc. aus The Elder Scrolls Online), das, als wäre es nicht schon hübsch genug, auch noch am Rand einer atemberaubend schönen Seen- und Wasserfalllandschaft liegt. Fleece erlebt in Sachen Elfen das erste Mal in ihrem Leben etwas anderes als eine Waldelfensiedlung. So schön, elegant und doch heimelig hätte sie sich Greenshade nicht vorgestellt, und tatsächlich ist es überwiegend von Elfen bevölkert, doch auch Halblinge und Gnome leben hier, und sogar der eine oder andere Mensch ist zu sehen.

 

Natürlich ist Elihir für Fleece etwas ganz Außergewöhnliches und bleibt es auch – doch Greenshade ist für sie als Mensch viel nah-, greif-, nachvollziehbarer, nicht so fremd und andersweltlich. Unwillkürlich muss sie an Gathalimae zurückdenken, diese so menschlich wirkende Elfe – welch Gegensatz zu Kithain, die ein Mensch niemals ganz verstehen wird. Fleece ahnt, dass das gegenseitige Verständnis hier ein ganz anderes sein wird, als sie es bei Waldelfen erhoffen dürfte. Natürlich sind eine Talländerin, ein Mann aus dem tiefen Süden und ein Goliath hier kein alltäglicher Anblick, so dass sie oft beäugt werden, und Fleece freut sich, nur selten Ablehnung in den Blicken zu erkennen, meist vielmehr Neugierde.

 

Vorsichtig hakt sie bei Kithain nach (die ja auch noch nie hier war), wie sie sich fühlt, denn das hier muss in ihren Augen doch schon sehr entfremdet wirken. Kithain erwidert ratlos, sie müsse darüber noch nachdenken.

 

Greenshade hat keine Mauern und erstreckt sich in die bergige und dicht bewaldete Seenlandschaft hinein. Inmitten von Seen und Wasserfällen geht es zu einem großen Gehöft, in dessen Garten Elfen arbeiten. Silvan Moonpearl empfängt seine Gäste zusammen mit seiner Frau Galathil und seiner Tochter Salinyomë (die Kithain beide von einem Gemälde auf Schloss Rhivaun wiedererkennt) und führt sie auf dem Grundstück herum. Sein eigentlicher Sitz wäre zwar theoretisch die Grafenburg Uluran Keep südöstlich von Kalmin's Grove, aber in diesem ungemütlichen Menschenbau verbringt er nur Zeit, wenn es unumgänglich ist, ansonsten residiert er hier in Greenshade.

 

Kithain fragt ohne Scheu danach, ob es üblich sei, dass Sonnen- und Mondelfen eine Verbindung miteinander eingehen wie Silvan und Galathil. Galathil antwortet, dass es Zeiten gab, in denen das undenkbar gewesen wäre – heute ist es von Ort zu Ort verschieden. Hier wird es offenbar aufgeschlossener gehandhabt. Jedoch gibt es seit dem Rückzug auch nicht mehr viele Orte, an denen das überhaupt möglich ist.

 

Fleece gewinnt den Eindruck, dass Moonpearl als Goldelf für sein Amt weitaus geeigneter ist als der weltfremde Glorandal für das seine. Natürlich bittet er zunächst um Entschuldigung für die unerfreulichen Vorkommnisse, von denen auch er gehört hat. Er erklärt die schwierige Situation: Lord Rauthomyr, der Treespeaker, ist das, was einem religiösen Oberhaupt am nächsten kommt, und nach eingehender Beratung mit seinem Kreis kam er zu dem Schluss, dass ungeachtet der politisch unignorierbaren Heldentaten der Gemeinschaft Geschöpfe wie ein Tiefling und eine Halbdrow im und am Wealdath nicht zu dulden sind. Er hatte sogar das Zugeständnis gemacht, zumindest Zhai vom Lebensbaum prüfen zu lassen – allein das ist weit mehr, als Moonpearl je erwartet hätte –, doch leider bestand sie die Prüfung nicht. Die beiden Herzöge des Waldes, Lord Mirthal Aendryr, Herzog von Durmista und der Suldusk-Elfen, und Lord Allain Kevanariel, Herzog von Noromath und den Elmanesse-Elfen, richten sich nach dem Treespeaker, und nicht mal das Königspaar kann den Elfen hier dreinreden, da diese den Wald sehr autark regieren dürfen. Das wäre auch alles kein Problem, wenn Ninthalor die Dinge nicht selbst in die Hand genommen hätte, denn Mosstone liegt in der Grafschaft Greenshores, die zum Herzogtum Cape Velen gehört – obwohl sie Tür an Tür leben, haben die Elfen dort nichts zu sagen, nicht mal ein Gesandter aus Suldanesselar. Kein Tiefling und keine Halbdrow sind auch nur die leiseste Meinungsverschiedenheit zwischen zwei Herzogtümern wert. Darüber hinaus kann man Ninthalor nicht vorwerfen, dass ein Kentaur und eine Satyrin der Meinung waren, Zhai sei in Lebensgefahr. Mehr ist nämlich nicht passiert. Fleece verweist diplomatisch auf den Pfeil, der Spider verletzte, weiß aber auch, dass der von sonstwem hätte abgeschossen sein können.

 

Anschließend berichtet Moonpearl von Greenshade, in das in den letzten Jahren viel Geld geflossen ist: Dem Königspaar war es ein Anliegen, die Elfen sichtbar zu machen, anstatt sie im Wald versteckt zu halten, denn so kann das Miteinander, das sich Zaranda und Haedrak eingedenk der tragischen Historie wünschen, nicht entstehen. Suldanesselar liegt verborgen im Wealdath, unbetretbar für Nichtelfen und unsichtbar für den Rest Tethyrs – um solche Orte ranken sich Gerüchte, sie wirken fremd und unnahbar, weil sie es sind. Das viel offenere und weltlichere Greenshade soll daher als Treffpunkt der Kulturen dienen und die Selbstverständlichkeit, mit der Elfen zum Königreich gehören, demonstrieren und normalisieren. Daher wird in Greenshade fleißig gebaut, und auch menschliche Handelskonsortien haben hier ihre Kontore eröffnet. (Unvermittelt muss Fleece an die Berstende Truhe in Brost denken, geht aber davon aus, dass das hier deutlich anders läuft.)

 

Moonpearl muss hier also viele einander entgegenstehende Interessen wahren. Er muss die Waldelfen – und in geringerem Maße auch die weltlichen Elfen – vor dem menschlichen Gewerbefleiß beschützen, der aber wiederum Wunsch des Königspaares ist. Die Elfen von Greenshade, die als Bindeglied zwischen der Stadt und den Stämmen dienen und deren Erzeugnisse besorgen, um sie an die Händler von außerhalb zu verkaufen, möchten keine Kontrolle abgeben, müssen aber auch die Bedürfnisse der Händler beachten, und Moonpearl muss deren ständige Gier nach "Produziert mehr davon!" in Zaum halten.

 

Er erinnert sich kurz an seine letzte Bitte an die Gemeinschaft. Zwar war er etwas überrascht, dass "nur" eine Karawanenwache und eine Waldelfe seinem Ruf gefolgt waren, und er gibt zu, dass er ihnen nicht zutraute, das komplizierte Problem zwischen den Rhivauns und den Imbrars zu lösen. Und doch kam es anders: Selbst diese ungeeignet scheinenden Mitglieder haben ihrer Gemeinschaft alle Ehre gemacht. Umso mehr freut er sich, Kithain hier begrüßen zu dürfen.

 

Schließlich kommt er darauf zu sprechen, dass er tatsächlich auch diesmal ein Anliegen hat. Heimliche Sabotageakte zwischen den Handelsunternehmen und -familien haben sich hochgeschaukelt. Die vier Helden brauchten ja ein Weilchen, um nach Greenshade zu reisen, und in der Zwischenzeit hat es sogar Tote gegeben. Weil sich hier zwei Handelshäuser bekriegen und dermaßen viel Unruhe stiften, mehren sich die unzufriedenen Stimmen der Stadtelfen, die alle Menschen den Stadt verweisen möchten.

 

Zu allem Überfluss leben nun auch die in Greenshade ansässigen elfischen Handwerker gefährlich, wenn sie zur Rohstoffgewinnung in den Wald gehen, da dort Tiere und Naturgeister verrückt spielen und sie angreifen, was man so deutet, dass sich der Wald gegen die vielen fremden Einflüsse in Greenshade wehrt. Moonpearl muss den Laden aber am Laufen halten, die Händler zum Bleiben ermutigen, obwohl sie weniger Waren als gewünscht erhalten, und die ortsansässigen Handwerker dazu bringen, sich den Gefahren des Waldes auszusetzen, obwohl sie das "nur" für Geld tun. Obendrein setzt ihn nun auch der Waldelfenstamm der Wipfelläufer unter Druck, der die Zeichen des Waldes erkannt haben will und fordert, dass die Fremden verschwinden. In dieser Gemengelage hat Moonpearl nicht die Zeit dafür, auch noch Verbrechen aufzuklären, die sich hochschaukeln, weil sich ein Unternehmen am anderen für die Rache an einer Rache rächt. Vielleicht hilft hier ein frischer, unvoreingenommener Blick von außen?

 

Moonpearl hat bereits Zimmer im komfortablen Shadehome Inn reserviert und macht die Abenteurer auch mit Quimby und Tallula Stoutfellow bekannt, ortskundigen Halblingen, die die Gäste bei Bedarf gern mit Informationen versorgen werden. Mit Bran waren sie gut ausgekommen und freuen sich daher für ihn, als sie erfahren, dass er eine Familie gefunden und sich zur Ruhe gesetzt hat.

 

Fleece wird mit ein paar Namen und Anlaufstationen versorgt und beginnt mit Faerlaur, dem so genannten Greenspeaker, dem Konfidant und Verbindungsmann für die Waldelfen, der dafür Sorge tragen soll, dass auch deren Stimme in Greenshade gehört wird. Kithain stellt aber mit Erschrecken fest, dass er die Waldelfen überhaupt nicht versteht und somit auch nicht gut repräsentieren kann, da er ihre Besorgnis, der Wald wehre sich gegen den aufdringlichen menschlichen Einfluss, als lächerlichen Aberglauben abtut. Faerlaur meint, der Wald sei schon immer gefährlich gewesen, in ihm habe es schon immer allerlei Monster und wilde Tiere gegeben – es sind die Menschen, die ihn romantisieren und sich einbilden, dieser gigantische Wald, größer als manches Königreich in Faerûn, sei den Elfen untertan.

 

Kithain spricht mit Fleece darüber, dass sie von Jewel abgesehen noch nie Elfen kennen gelernt hat, die anders waren als sie – doch diese hier in Greenshade unterscheiden sich so sehr von den Waldelfen, die sie kennt, dass sie schon fast zu einer anderen Rasse gehören könnten. Jedoch fällt es ihr nicht mehr so schwer, sich zumindest ein bisschen in sie hineinzuversetzen (ohne ihre Standpunkte nachzuempfinden, wohlgemerkt), als das noch vor vier Jahren der Fall gewesen wäre, als sie sich der Gemeinschaft anschloss. Ihre Naivität und Weltfremdheit hat sie nie abgelegt – das darf sie auch nicht, will sie sich nicht verlieren –, aber doch viel dazugelernt.

 

Kithain: Ich hätte mir vor vier Wintern nicht vorstellen können, dies zu sagen: Es ist nicht nur so, dass sich der Rest Faerûns so grundlegend von uns Elfen unterscheidet – selbst andere Elfen unterscheiden sich grundlegend von uns. Ich glaube, ich habe verstanden, was du meinst, wenn du sagst, dass die Königin die Waldelfen zu beschützen versucht. Ließe uns die Welt so leben, wie wir leben möchten – müssen –, anstatt in unsere Welt hineinzudringen und sie zu verändern, müsste ich mich nicht sorgen. Aber die Welt jenseits der Baumgrenze ist so unkennbar in ihrer Größe und ihrer Wirkmacht, dass ich zu verstehen begonnen habe, dass das nie anders sein wird. Macht verhält sich stets wie ein Brand im Unterholz: begierig darauf, sich auszubreiten.

 

Fleece bittet Kithain, zu den Wipfelläufern zu gehen und sich ein Bild davon zu machen, was sie denken, und Skaar mitzunehmen, von dem sie weiß, dass ihm hier in Greenshade bald langweilig werden dürfte. Sie selbst begibt sich, von J'avo begleitet, nacheinander zu den Kontoren der Lathander's Estates Mercantile Company (Hauptsitz: Asharfall bei Riatavin) und des Five Firewinds Trading Coster (Hauptsitz: Saradush).

 

Bei der Lathander's Estates Mercantile Company lernt sie die spröde, aber um Umgänglichkeit bemühte Cerise Gemain kennen, die ihr berichtet, dass alles damit begann, dass vermutlich mithilfe eines Zaubers große Teile ihrer Vorräte für ein großes Abendessen vor ihrer Zeit zum Verderben gebracht wurden, so dass plötzlich nicht mehr genug für den feierlichen Anlass vorrätig war. Zwar gibt es hier auch einige einzelne Händler und Vertreter kleinerer Unternehmen, aber die L. E. M. C. ringt mit dem F. F. T. C. in Greenshade um die Vorherrschaft, denn beide Unternehmen wären stark genug, sich ein Monopol zu erstreiten, wenn die Umstände es zuließen. Wer also, fragt Gemain, sollte ein Interesse gehabt haben, der L. E. M. C. einen Stock zwischen die Speichen zu werfen, wenn nicht der große Konkurrent?

 

Jedenfalls beklagte der F. F. T. C. daraufhin eine angebliche Vergeltungsaktion, weil ein Bote aus Port Kir abgefangen worden und spurlos verschwunden sei, wofür man die L. E. M. C. beschuldigt – dabei haben die sich das nur ausgedacht, um sich selbst als Opfer zu inszenieren!

 

Fleeces Würfe sind ordentlich, aber da Sense Motive bei uns kein Lügendetektor ist und nur bei ungeübten oder besonders gestressten Lügnern "funktioniert", kann sie nicht feststellen, ob Gemain die Wahrheit sagt.

 

Als nächstes bringen die Stoutfellows sie zu Zanil Theran, der hier die Niederlassung des Five Firewinds Trading Coster leitet. Er streitet jede Sabotageaktion ab und erzählt Folgendes: Als sein Kollege Eldard Furnary auf eine Halbelfenfamilie stieß, die wunderschöne Schnitzereien mit sehr eigenem Stil herstellte, und außerplanmäßig nach Port Kir reiste, um dort ein paar Muster vorzustellen und zu schauen, ob und wie viel bestellt wird, erfuhr er, dass man vor einiger Zeit einen Boten mit einer Bestellung für Rosenholz nach Greenshade geschickt hatte, aber als keine Antwort kam, ging der lukrative Auftrag an einen Konkurrenten. Nach Port Kir war der Bote aber auch nie zurückgekehrt. Das kann doch nur eine Racheaktion der L. E. M. C. gewesen sein. Theran streitet nicht ab, dass der eine oder andere Mitarbeiter öffentlich deutliche Worte gefunden haben mag, was die L. E. M. C. natürlich zum Anlass nahm, zum Townreeve zu gehen und sich über die Rufschädigung zu beklagen.

 

Hier geraten Fleeces Würfe noch besser, und zumindest gewinnt sie den Eindruck, dass Theran zwar gekonnt vorgibt, vernünftig und rational zu sein, aber insgeheim stocksauer auf den Rivalen ist. Sie würde ihm also ebenso wie Gemain zutrauen, einen Kleinkrieg zu führen, aber diesen so eskalieren zu lassen? Die beiden sind doch nicht durch einen Unfall in ihren Positionen gelandet, ihnen muss doch klar sein, wozu so etwas führt.

 

Ab jetzt wechseln sich die Szenen bei der Lathander's Estates Mercantile Company und dem Five Firewinds Trading Coster ab, obwohl Fleece erst bei Gemain und dann bei Theran war, so als ob sich Gemain und Theran gegenseitig beschuldigen würden. Gemain meinte nämlich, dass nach der Lügengeschichte mit dem verschwundenen Boten bei einem ihrer Mitarbeiter, Perek, eingebrochen worden sei. Der hatte den Schuldbrief eines kreditwürdigen, aber gerade etwas klammen Schuldners bei sich verwahrt, den die L. E. M. C. als Teilzahlung für eine Juwelenlieferung nutzen wollte, um sie hier in Kunsthandwerk einarbeiten zu lassen, sich aber gerade nicht von zu viel Bargeld trennen wollte, weil sie dieses bei den Elfen in Greenshade benötigte.

 

Daraufhin "erwidert" Theran, dass die L. E. M. C. mit dieser Behauptung erst an die Öffentlichkeit ging, nachdem der F. F. T. C. genau diesen Schuldner der L. E. M. C. abwarb und für sich als Kunden gewann. Wie praktisch, dass nun plötzlich vorher die Firewinds seinen Schuldbrief gestohlen haben sollen!

 

Gemain fährt fort, dass sie pures Glück hatte, als danach ihre Hauskatze Princess von ihrem Apfelkuchen stahl, der ihr an jedem Ersten eines Tendays von der örtlichen Bäckerei geliefert wurde, und innerhalb von Minuten verstarb – der Kuchen muss vergiftet worden sein. Da Elfen kein Brot vertragen, gibt es hier in Greenshade nur eine Bäckerei, von Menschen betrieben für die menschlichen Zugereisten. Seitdem holt sich die L. E. M. C. ihr Brot aufwändig aus Brindlewood.

 

Theran "entgegnet", dass die Firewinds weiter ihr Brot beim örtlichen Bäcker kauften, aber eines Tages klagten zwei Mitarbeiter sofort nach Verzehr über irrsinnige Bauchschmerzen – einer starb, einer konnte durch elfische Medizin rechtzeitig gerettet werden. Zuerst bringen die Lathanderites ihre Katze um und bezichtigen die Firewinds des Giftanschlags, dann tun sie selber, was sie anderen unterstellen, um unverdächtig zu erscheinen!

 

Gemain "hält dagegen", dass der F. F. T. C. damit sofort zum Townreeve gegangen war und überall herumposaunt hatte, die L. E. M. C. habe seine Leute vergiftet, so dass nun die F. F. T. C. Klage gegen die Rufschädigung erhob. Und dann sei da natürlich Hoskil Furnary, Eldards Sohn und natürlich ebenfalls Firewinds-Mitarbeiter, der auf frischer Tat ertappt wurde, wie er sich im Lathanderite-Kontor versteckt hielt und auf den Abschluss zum Tagesende wartete. Der sitzt hochverdient beim Townreeve im Keller ein. (Ein echtes Gefängnis hat Greenshade für Elfen nie benötigt.)

 

Ja, Hoskil habe versucht, sich im Rivalenkontor einschließen zu lassen, gibt Theran freimütig zu – aber doch nicht mit seinem Segen! Ständig habe Theran seinen Leuten Vorträge gehalten, dass man sich nicht provozieren lassen dürfe, das wolle der Gegner doch nur, und genau so etwas spiele ihm dann in die Karten. Und was ist denn mit der Vergeltung für den versuchten Einbruch? Nur Therans eigenem Blasendruck sei es zu verdanken, dass er nachts noch mal vor die Tür ging und den beginnenden Brand seines Kontors rechtzeitig genug bemerkte, um halb Greenshade aus den Betten zu trommeln und den Brand rechtzeitig zu löschen, wenngleich das Gebäude abgerissen werden muss, doch immerhin hatte das Feuer noch nicht auf die Vorräte und Waren übergegriffen. Der Graf war so großzügig, sofort ein anderes Gebäude als Ersatz zur Verfügung zu stellen, aber Theran will, dass die Lathanderites dafür zur Rechenschaft gezogen werden.

 

Den Höhepunkt fand die Entwicklung im Tod von ihrem Mitarbeiter Unwyn, wie Gemain berichtet. Er wurde erhängt im Wald aufgefunden, und zwar so, dass ein Selbstmord ausgeschlossen werden kann, da es keinen Tritt gab und man am Ast, an dem er hing, erkennen konnte, dass er am Seil daran hochgezogen worden war, bevor es befestigt wurde, damit er qualvoll erstickt. Die Ranger fanden den Boden von mehreren Personen zertrampelt vor, und der gefesselte Unwyn wurde offenbar zu seinem Hinrichtungsort geschleift. Diese Informationen hielt Moonpearl unter Verschluss, um eine Eskalation zu verhindern, aber irgendwie sickerten sie doch durch (da die Elfen hier ganz anders ticken als die Menschen, kann er sich kein Getuschel vorstellen, muss also auf einen Spion tippen), und die Lathanderites gingen auf die Straße, versammelten sich vor dem Firewinds-Kontor und forderten die Herausgabe von Theran. Nur die seelenruhigen, aber bedrohlich entschlossenen und erfahrenen elfischen Stadtgardisten konnten den kleinen Mob auflösen.

 

Diese Auseinandersetzung hat also bereits ein Katzenleben und mindestens zwei Menschenleben gekostet (eins auf jeder Seite) – eher drei, da man davon ausgehen muss, dass der Bote, nachdem er schon so lange verschwunden ist, ebenfalls tot sein dürfte. Beide Parteien äußern sich identisch: dass die jeweils andere Partei Anschläge auf sich herbeifantasiert, um sich als Opfer zu inszenieren und gleichzeitig dem Gegner tatsächlich zu schaden. Sowohl Gemain als auch Theran beharren darauf, bisher stets nur Opfer geworden zu sein, selbst aber nichts Illegales unternommen zu haben, und bezichtigen den Rivalen der Falschanklage.

 

Fleece fragt sich, ob Gemain und Theran wirklich so unvernünftig sein können, diese Entwicklung voranzutreiben. Den Konkurrenten vor den Augen Greenshades schlecht dastehen zu lassen, ist ein nachvollziehbares Motiv, aber zuzulassen, dass man selbst in diesen Strudel gerät, bedeutet auch, ebenfalls in einem schlechteren und schlechteren Licht zu erscheinen. Vielleicht wissen Gemain und Theran auch gar nichts davon, und andere Mitarbeiter sind für die Sabotagen und Anschläge verantwortlich? Doch auch denen muss doch klar sein, dass sie damit dem Vorurteil Vorschub leisten, wie Menschen nun mal angeblich so seien, womit alle Beteiligten verloren haben. In Elfenaugen zeigen sich die Menschen hier ja wieder mal von ihrer schlechtesten Seite.

 

Wäre es bei vergleichsweise harmlosen Sabotagen geblieben, könnte sich Fleece vorstellen, dass eventuell einige Elfen gegen die menschlichen Händler intrigieren, um sie vor aller Augen unbeliebt zu machen und dann sagen zu können: "Seht ihr? Wollen wir so was wirklich hier in unserer Stadt haben?" Aber Elfen schätzen das Leben viel zu sehr, um unnötig eines zu nehmen, also scheidet das aus.

 

Und die Konkurrenz? Was gewinnt die damit, wenn die beiden Platzhirsche den menschlichen Händler an sich in den Augen der Elfen unmöglich machen? Gewiss, dass, würden letztlich beide großen Unternehmen der Stadt verwiesen, die Kleinen den Kuchen unter sich aufteilen könnten, ist durchaus eine Idee, die hier irgendjemand gehabt haben könnte. Aber auch die anderen Menschen müssen doch in der Lage sein, weiterzudenken und darauf zu kommen, dass die Gefahr besteht, dass die Elfen, wenn sich alles zuspitzt, auch mit ihnen keinen Handel mehr treiben möchten.

 

Doch was, wenn bisher unidentifizierte Mitarbeiter der beiden größeren Unternehmen verantwortlich sind und einfach von den Ereignissen überrollt wurden? Vielleicht ging es im Kern von vornherein um etwas anderes, das man jetzt noch nicht erkennen kann? Oder aus einem Zufall und einer "kleinen" Vergeltungsaktion entstand ein Zugzwang auf beiden Seiten, und zwei Einzeltäter ziehen alle mit in ihren unverantwortlichen Kleinkrieg? Vielleicht hatte Karonn, der die Verantwortung für die Verköstigung für die Feier oblag, die Vorräte zu früh beschafft oder schlecht gelagert, und um nicht selbst dafür hochkant rauszufliegen, schob sie die Schuld bequemerweise dem F. F. T. C. in die Schuhe? Und nachdem sich die Ereignisse verselbstständigt hatten, wurde es noch unmöglicher, die eigene Schuld einzugestehen?

 

Der mondelfische Ranger Thanuil führt Kithain und Skaar auf verschlungenen Pfaden durch den dichten, trotz des freundlichen Sommerwetters mysteriös wirkenden Wald. Kithain entstammt einer ganz anderen kleinen Ecke des Wealdath und hat sich Zeit genommen, die Harmonie des Waldes auf sich wirken zu lassen, und sie wirkt in der Tat... angespannt.

 

Von Thanuil erfährt sie unterwegs, wer schon alles von was und wem angegriffen wurde, und dass er die Wipfelläuferin Ganifae liebt, deshalb oft hier draußen ist und auch schon von völlig durchgedrehten Wildschweinen unprovoziert attackiert wurde. Kithain interessiert sich ebenso für die Angriffe wie für die Verbindung zwischen Mond- und Waldelf und hakt nach. Ja, in ihre Sippe würde er garantiert nie aufgenommen werden, aber sie akzeptiert, dass Ganifae fühlt, wie sie fühlt, und dass sie mit Thanuil einen Teil ihres Weges gehen möchte. Seine eigene Familie ist auch nicht begeistert, hält sie die Verbindung doch für Zeitverschwendung, aber da Elfen bekanntlich viel davon haben, findet sie das auch nicht weiter tragisch. Kithain spürt, dass Thanuil die Waldelfen einerseits gönnerhaft wie sozial ungeschickte Kinder betrachtet, aber auch einen starken Beschützerinstinkt für sie an den Tag legt. Sie, die weit herumgekommene Waldelfe, kann sich gut vorstellen, dass die Wipfelläufer ihn bereits für hoffnungslos entfremdet halten müssen. Natürlich versteht auch er die Waldelfen nicht.

 

Müsste Kithain die Wahl zwischen Greenshade und irgendeiner Menschenstadt treffen, würde sie natürlich sofort Greenshade wählen. Es ist viel idyllischer, so man bei einer Stadt aus totem Stein überhaupt davon reden kann, als jede menschliche Siedlung, allein schon wegen der Mentalität der Hochelfen. Zwar sind diese sehr weit von Kithain entfernt, aber trotzdem spürt sie die Verbindung zu ihnen. Sie haben über die Jahrtausende einfach nur Weisheit gegen Wissen eingetauscht, die wichtigen, elementaren Dinge des Seins verlernt und sich dem fremden Schein zugewandt. Doch stehen sie ihr durch ihre unwiderrufliche Natur – die sie Kithains Meinung nach selbst zu begreifen verlernt haben – näher als Menschen, wenngleich sie findet, dass sie den Menschen fast schon ähnlicher sind als den Waldelfen. Gleichwohl sind auch die Waldelfenstämme, die sich untereinander fast gar nicht kennen, sehr unterschiedlich. Finglas Ashwillow, nach dem sie sich so sehnt, entstammt ebenfalls einem Waldelfenstamm, hat diesen aber verlassen, um seinen Dienst in das Gelingen des Experiments "Königreich Tethyr" zu stellen, zum Wohle seiner Rasse. Doch schon von vornherein war sein Stamm etwas offener, etwas weltlicher als Kithains Stamm, der alles ablehnt, was er nicht selbst herstellen kann. Was für ein Stamm mag sie nun mit den Wipfelläufern erwarten, so nahe bei Greenshade?

 

Fleece und J'avo suchen die Bäckerei auf und wirken natürlich sehr imposant durch Aussehen, Auftreten und teure Kleidung. Der Bäckermeister schwitzt Blut und Wasser, streitet ab, jemals irgendjemanden vergiftet zu haben, und ist entweder ein ganz abgebrühter Lügner oder ganz offensichtlich unschuldig – zumal er selbst darunter leidet, weil drei Viertel seiner Kunden weggefallen sind, da weder Lathander's Estates noch die Firewinds bei ihm einkaufen, und auch einige der anderen Menschen sind misstrauisch geworden. Fleece hat genug Zeit mit Jewel verbracht, um beim Kontrollgang durch die kleine Backstube festzustellen, dass die Fensterläden leicht mit einem dünnen Stab von außen entriegelt werden können. (Eine Bäckerei muss man auch nicht sichern, wer bricht da schon ein?) Es hätte sich also selbst ein Laie Zutritt verschaffen können.

 

Als nächstes spricht sie mit der Mitarbeiterin der L. E. M. C., die die verdorbenen Vorräte beklagt hatte, der ruhigen, selbstbewussten, zupackenden Karonn, aber diese wirkt nicht von ihr und J'avo eingeschüchtert, und als Fleece auf Risiko geht, etwas deutlicher eine ihrer Theorien formuliert (dass Karonn von ihrer eigenen Schuld ablenken wollte) und die Daumenschrauben ansetzt, reagiert sie beherrscht empört, verrät sich aber durch nichts. Auch das Gespräch mit Perek vom F. F. T. C. bringt keine neuen Erkenntnisse. Danach geht's zu Eldard Furnary, der glaubhaft wirkt, wie er versichert, sich für seinen Sohn zu schämen, und sich über dessen Dummheit aufregt. Townreeve Dewshine hat ihm verboten, Hoskil zu besuchen, er hat seitdem also nicht wieder mit ihm gesprochen.

 

Thanuil, Kithain und Skaar werden zu Kithains Entzücken auf einen Kirin aufmerksam, ein Wesen aus der Feywildnis, das in der materiellen Ebene ein seltener Anblick ist – doch zu ihrem Erschrecken greift es sie an. Skaar stürzt sich sofort in den Kampf, und auch Thanuil zieht mit, doch Kithain ruft sie erschüttert an, dem Kirin nicht zu schaden, lenkt seine Aufmerksamkeit auf sich, läuft pfeilschnell davon und entkommt seinen Angriffen nur, weil sie so geschickte Haken schlägt. Schließlich kann sie sich auf einen Baum retten, den der Kirin nicht erklettern kann. Er sieht sie eine Weile unverwandt an und schleicht dann ruhig weiter seines Weges. Kithain wartet noch eine Weile ab und stößt dann wieder zu den anderen beiden – sie sollten rasch weiterziehen.

 

Wahrenddessen bringen die Stoutfellows Fleece und J'avo zu Townreeve Tiadriel Dewshine, einer resolut auftretenden Goldelfe, die (vermutlich schon auf Grund ihrer Jahre) sehr entschlossen und latent einschüchternd wirkt. Fleece ist sich auf Anhieb sicher, dass ihr hier garantiert niemand dumm kommt. Da sie noch nie mit Elfen zu tun hatte, die nicht der waldelfischen Kultur entstammen, hat Fleece große Probleme, sich an eine so toughe Elfe zu gewöhnen, die auch Fleece durch ihr Gebaren und ihren stählernen Blick einschüchtert.

 

Tiadriel ist die eigentliche, fürs Tagesgeschäft zuständige Stadtherrin, eingesetzt vom Grafen, und sie fungiert gleichzeitig als Oberhaupt der für Greenshades bescheidene Größe beachtlichen Stadtwache. Sie versucht nicht mal, ihre Verachtung für diesen menschlichen Kleinkrieg zu verbergen, und gibt frei heraus zu, dass sie schon längst alle rausgeschmissen hätte, hätte Moonpearl dies nicht untersagt. Hoskil Furnary hat natürlich ausgesagt, dass er auf eigene Faust gehandelt und nur vorgehabt habe, das Kontor mit faulen Eiern zu verwüsten. In der Tat hatte er einen Korb mit faulen Eiern dabei, aber Tiadriel hält das nur für eine Vorsichtsmaßnahme, um überzeugend harmlos zu tun, falls er gefasst wird – was er dann ja auch wurde.

 

Fleece darf im Keller allein mit Hoskil sprechen und gewinnt sofort den Eindruck eines jungen, harmlosen und jetzt gerade massiv eingeschüchterten Mannes. Der ist garantiert nicht in der Lage, einer Tiadriel Lügen aufzutischen, und auch Fleece glaubt ihm, dass er von keinen Missetaten seitens des F. F. T. C. weiß, aber Therans Anweisung, stillzuhalten, für unzumutbar hält und den Rivalen selber mal büßen lassen wollte. Nun versteht er nicht, warum er in diesem Keller sitzt, aber keiner der Lathanderites.

 

Fleece kann sich die Situation nur so erklären, dass Hoskil wirklich an die Unschuld seiner Leute glaubt und auf eigene Faust gehandelt, mit den anderen Taten aber nichts zu tun hat. Sich mit einem Korb fauler Eier hineinzuschleichen, um sich über Nacht einschließen zu lassen, ist nicht gerade ein Kapitalverbrechen, und unter anderen Umständen wäre es mit einer Geldstrafe getan gewesen. Wegen der angespannten Situation glaubt man ihm eben nur nicht, und nach mindestens zwei Toten und anderer ernsterer Verbrechen ist er der einzige "Verdächtige", den man bisher hat fassen können.

 

Die drei Reisenden werden von Wipfelläufern "gefunden" (Thanuil hat sie nur in ihr Gebiet geführt), und sie lernen unter anderem auch Ganifae kennen. Völlig ohne Vorbehalte verschmilzt Kithain mit Ganifae und drei Wipfelläufern. Thanuil ist anzusehen, dass so etwas für ihn nur mit ganz engen Vertrauten denkbar wäre, während Skaar sich wünscht, so etwas für Clan Kathaal gehabt zu haben.

 

Nach dem Abendessen im Shadehome Inn lässt Fleece für J'avo den Tag Revue passieren und erklärt, warum sie tut, was sie tut. Fleece sagte sofort zu, ohne sich nach der Bezahlung zu erkundigen, einerseits, weil ihr das Wohl der Elfen ein Anliegen ist, und andererseits, weil sie weiß, dass ein Erfolg in Greenshade das Prestige des Ordens weiter mehren wird. Der benötigt nämlich ein starkes Fundament, wenn sie irgendwann auch jene Freunde in ihn aufnehmen will, die sie jetzt noch nicht aufnehmen konnte.

 

Kithain und Skaar kehren nach Sonnenuntergang zurück, und Kithain versucht zu erklären, was sie "erlebt" hat, denn durch die Verschmelzung ist es für sie, als wäre sie dabei gewesen. Wölfe, Bären, Wildschweine, selbst friedliche Tiere wie Füchse oder die allgegenwärtigen Ringschwänze (Nasenbären) spielen manchmal aus heiterem Himmel verrückt und greifen Greenshade an – im Wald aber, weit genug von dem Städtchen entfernt, tun sie es nicht, und die Waldelfen bleiben unbehelligt. Sie "wissen", dass sich der Wald dagegen wehrt, was gerade aus Greenshade wird.

 

Nun stellt Kithain unter Beweis, dass es keineswegs so ist, dass alles, was sie nicht nachvollziehen kann, einfach an ihr vorbeigeht. Denn als Fleece von ihren Gesprächen berichtet (wenig detailliert, weil sie annimmt, dass Kithain die Konkurrenzsituation und die möglichen Motive nicht nachempfinden kann), erwähnt Kithain den Kingscrest Coster, ein kleines Handelshaus, dem Fandalon und Anfaldon Imbrar aus dem benachbarten Brindlewood angehören. Familie Imbrar hat traditionell sehr gute Beziehungen zu den Elfen. Was, wenn alle Konkurrenten aus Greenshade verschwinden und dann die Imbrars auftauchen, um zu behaupten, mit ihnen wäre das nicht passiert, und die Windsänger würden sich für sie verbürgen?

 

Fleece staunt Bauklötze: Solche Gedanken hätte sie Kithain gar nicht zugetraut. Diese erwidert, dass sie etwas, das sie zu verstehen versucht, nicht verinnerlichen muss. Sie hat den Standpunkt entwickelt, dass ihre Sippe das bloße Verstehen von Menschen vielleicht etwas zu eng gesehen hatte, denn möglicherweise sei das noch gar nicht der erste Schritt zur Entfremdung. Kithain hat in den letzten vier Jahren sehr viel beobachtet und so unglaublich viel mehr von der Welt jenseits des Waldes gelernt als das weiseste Mitglied ihrer Sippe. Auch wenn sie sich noch immer mit vielem schwer tut, ist ihr durchaus längst nicht mehr jeder menschliche Charakterzug ein Buch mit sieben Siegeln.

 

Am nächsten Morgen macht sich Fleece zu Moonpearl auf, um zu fragen, ob der Kingscrest Coster hier auch tätig ist oder ob er es zumindest versucht hat, was er verneint, aber das will noch nichts heißen. Viel uneindeutiger und eher nebenher erkundigt sie sich andernorts, aber auch erfolglos. Auf blauen Dunst nach Brindlewood zu reiten, wäre zeitlich zwar kein Problem, das liegt weniger als einen Tagesritt nach Westen entfernt, aber was dann? Auf Schloss Imbrar fragen, ob die Familie in Greenshade intrigiert?

 

Der Zufall kommt ihr zu Hilfe, denn der Elf Gwinuial hat von ihren Erkundigungen gehört und steckt ihr, dass ein Fremder ihm viel Geld dafür angeboten hat, für den Kingscrest Coster beim Grafen ein gutes Wort einzulegen, woraufhin das Handelshaus ein Angebot unterbreiten werde. Das sei erst etwa einen Tenday her.

 

Andere Spuren scheint es hier in Greenshade nicht zu geben, also machen sich die vier auf den Weg ins beschauliche Brindlewood. Unterwegs ist Kithain recht schweigsam und meint, darauf angesprochen, dass sie ein merkwürdiges Gefühl hat, das sie aber nicht genauer benennen kann. In ihrer Reverie hofft sie, mehr zu erfahren.

 

Kithain kennt als Einzige den Ort und führt ihre Gruppe zu Glistels und Tiathiras Haus. Die Leute schauen und kommen aufgeschreckt aus den Häusern, denn einen Goliath haben sie noch nie gesehen, aber Fleeces Auftreten, ihre teure Kleidung und ihr Wappen beruhigen sie.

 

Tiathira ist zu Hause und empfängt Kithain freudig. Deren letzter Besuch liegt nun schon wieder fast zwei Jahre zurück, die für sie wie im Flug vergangen sind, aber auf Schloss Imbrar hat sich viel verändert. Perrins Sohn Kevil konnte die Scham, dass sein Vater offenbar auf den eigenen Vetter einen Mordversuch verübt hat und selbst dabei zu Tode kam, nicht verwinden und verließ das Schloss, um zu weit entfernten Verwandten zu ziehen. Ilthane, Haegara und Inveris sind allesamt verheiratet worden, und Fennel verbringt ebenso viel Zeit auf dem Schloss wie draußen im Wald mit Ilpharyllia, mit der er nun offen liiert ist. Einem befreundeten Adligen zum Gefallen hatte Fennel versucht, dessen Bastard mit Glistel zu verkuppeln, und überraschenderweise funktionierte das wirklich: Sie haben geheiratet, leben jetzt in einem eigenen Haus in Brindlewood, und Glistel ist in freudiger Erwartung. Tiathira ist mit dem Schneidersohn Limshir zusammen (der sich schon damals um sie bemühte und den sie, typisch Halbelfe, lange zappeln ließ), und die beiden denken nun auch an den nächsten Schritt.

 

Nach Perrins Tod trug Graf Moonpearl erneut die Vogtei an Fennel heran, und erneut schlug er sie aus. Damit hat er seiner Harde keinen Gefallen getan, denn nun amtiert ein Vogt, der sie nicht kennt und nicht annähernd die guten Beziehungen zu den Elfen hat wie Familie Imbrar.

 

Fandalon und Anfaldon leben nach wie vor, wenn sie nicht auf Reisen sind, überwiegend in Fairwater (am Sulduskoon am östlichen Ende der Starspires) und sind nur einmal im Jahr hier, weil die Erzeugnisse der Windsänger nur einen sehr kleinen Teil ihres Sortiments darstellen. Sie versteht sich ganz gut mit ihren Halbbrüdern, hat sich aber nie für ihre Geschäfte interessiert.

 

Fairwater ist von hier nach Osten weiter entfernt als Zazesspur nach Westen – auf blauen Dunst dorthin zu reiten kommt nicht infrage. Doch vielleicht können die Windsänger etwas berichten, z. B. dass die Imbrars auch über sie versuchten, jemanden in Greenshade kennen zu lernen?

 

Tiathira bringt das Quartett im Abendrot in den Wald, wo es Vindariel kennen lernt, den Kithain noch vom letzten Mal kennt. (Fleece hat eingedenk einer Wanderung in den Wealdath vorsichtshalber Glorandals Hirschhorn mitgenommen, von dem sie noch immer nicht weiß, was es bewirkt.) Er führt sie zu Ilpharyllia, die Kithain ruhig-herzlich begrüßt. Die Imbrar-Brüder waren zuletzt letztes Jahr im Herbst zu Besuch, und weiter gibt es über sie nichts zu berichten. Doch ihre Sippe hat eine Disharmonie im Wald gespürt – nicht hier, aber auch nicht weit entfernt in östlicher Richtung, was sehr gut zu den Geschehnissen bei Greenshade passt.

 

Kithain fragt sie, ob sich darüber mehr erfahren ließe, und Ilpharyllia meint mit einem Blick auf Fleeces Elfenfreund-Anhänger und das Hirschhorn, dass sie und Kithain morgen früh wiederkommen sollen, dann werde sie sie tiefer in den Wald mitnehmen.

 

Tiathira schafft zu Hause Platz, und man lernt ihren Verlobten Limshir kennen, der zu Tiathiras Missfallen etwas starstruck von Fleece ist und sich begeistert Geschichten aus fernen Ländern anhört. Am nächsten Morgen fragt Fleece Kithain nach ihrem unbestimmbaren Gefühl, aber auch die Reverie hat noch keine weitere Einsicht erbracht. Kithain und Fleece brechen allein auf und begleiten Ilpharyllia immer tiefer in den Wald. Zuerst unterhält sich Fleece unterwegs noch mit Ilpharyllia über alles Mögliche, aber nach und nach verfällt sie der Ausstrahlung der Waldelfe in ihrem Element, schweigt und lässt ihre Umgebung auf sich wirken.

 

Am Nachmittag erreichen sie uralte Ruinen der einstigen elfischen Hochzivilisation. Bei einem Turm warten die drei, denn Ilpharyllia sagt, dass sie das Mondlicht brauche. Dieses taucht alles in ein unwirkliches Licht, da der magisch wirkende Ort es zu reflektieren scheint. Ilpharyllia versucht Fleece zu erklären, dass sie Ilyndrathyl darum bitten wird, zu erscheinen. Ilyndrathyl hat vor "unzählbaren Wintern" gelebt. Ihre genaue Geschichte ist nicht überliefert, aber es heißt, für sie sei kein anderer Ort vorstellbar gewesen als dieser Teil des Waldes. Damit entfremdete sie sich natürlich in den Augen Ilpharyllias, denn wenn man sich an etwas klammert, das man nicht mitnehmen kann, wird man nie ins Licht zurückkehren. An diesem Ort soll sie gestorben sein, und etwas blieb von Ilyndrathyl zurück. Ihr Geist? Ein Echo? Wer weiß?

 

Ilpharyllia ruft Ilyndrathyl an, und tatsächlich erscheint eine Stunde später die wunderschöne, prächtig gewandete, mondsilbern schimmernde Elfe und schreitet die fluoreszierenden Mondschweber betrachtend die Treppe herab, als mache sie einen Nachtspaziergang. Weiß sie überhaupt selbst, dass sie tot ist? Dass sie ein Geist oder ein Fragment oder auch nur eine magisch konservierte Erinnerung und Projektion ist, weil dieser magische Ort, an dem der Turm gebaut wurde, sie sich "gemerkt" hat? Da Fleece kein Elfisch spricht, versteht sie nichts, als Ilpharyllia Ilyndrathyl bittet, ihren Blick nach Osten zu richten und ihr zu sagen, was sie spürt. Ilyndrathyl tut wie erbeten, schaut lange in die Ferne und runzelt schließlich die Stirn. Sie erklärt etwas mit vielleicht besorgter, vielleicht missbilligender Miene, geht zügig wieder die Treppe hinauf, als müsse sie wegen dieser neuen Information etwas holen, und ist bei der nächsten Rundung verschwunden.

 

Kithain ist natürlich im Bilde, und Ilpharyllia erklärt Fleece, dass Nuianna die Nebelherrin gerufen wurde. Niemand weiß, ob das einst wirklich ihr Name war, aber so ist sie bekannt. Es heißt, sie sei einst eine Nymphe gewesen, die sich (vermutlich auf Grund irgendeiner äußeren Bedrohung) mit dunklen Mächten einließ (vermutlich aus Between), unselige Pakte einging und den Preis dafür zahlte. Seitdem gilt sie als dämonische Kreatur, die dem Wald als natürliche und gute Urkraft erscheinen und ihm ihren Willen aufzwingen kann.

 

Wenn das stimmt und nicht nur Folklore ist, dann ist das Problem in Greenshade weit ernster als die Konkurrenz zwischen zwei Handelshäusern. Das Mondlicht erlaubt langsames Wandern, so dass die drei am Morgen Brindlewood erreichen. Falls wieder etwas passiert, wäre Fleece lieber in Greenshade als hier, also beißt sie die Zähne zusammen und reitet den Tag durch.

 

Als die vier abends das elfische Städtchen erreichen, finden sie schnell heraus, dass hier inzwischen der Teufel los war. Sie waren fast drei Tage weg, und gestern Abend folgte Tiadriel einem Impuls und verglich ein Stück Seil, das bei einer Durchsuchung von Hoskils Zimmer im Haus der Firewinds unter Hoskils Bett gefunden wurde, mit dem, mit dem Unwyn erhängt wurde: Die Beschaffenheit ist die exakt gleiche, die Schnittstellen passen obendrein auch zusammen. Die Lathanderites marschierten daraufhin mit Fackeln auf, so dass die Garde das Haus der Firewinds bewachen musste – keiner von denen kann sich herauswagen.

 

Fleece möchte einfach nur schlafen, begibt sich aber zum Haus des Townreeves, um noch mal mit Hoskil zu sprechen. Tiadriel macht ihr klar, dass sie keine Geduld mehr für die Samthandschuh-Herangehensweise hat. Menschen ist grundsätzlich nicht über den Weg zu trauen. Natürlich sei Hoskil jetzt mitleiderregend aufgelöst, aber nur, weil er weiß, dass ihm der Tod blüht, wenn er zugibt, am Mord an Unwyn mitgewirkt zu haben, und nein, Fleece könne ihn jetzt nicht sehen.

 

Die Elfe ist gegen Fleeces Charme völlig immun und lässt nicht mit sich diskutieren, so dass Fleece wieder gehen muss. Nun, die Townreeve muss letztlich tun, was der Graf ihr befiehlt, also sucht sie mit Kithain diesen auf, während J'avo und Skaar die Kontore im Auge behalten sollen, falls sich dort etwas tut, um eingreifen zu können.

 

Zu ihrer Überraschung hat dieser gerade Besuch, und zwar von Ninthalor und Lathlaeril. Weil Fleece sowohl mit Zhai als auch mit Emmeck Gallum gesprochen hat, erkennt sie beide Namen, als Moonpearl sie ihr vorstellt, und sie sieht die unverblümte Verachtung in Ninthalors Augen. Selbstsicher geht er wie ein Erwachsener auf ein kleines Kind auf Fleece zu und meint mit wohlklingender, aber herablassender Stimme, dass er gehört habe, dass die Gemeinschaft der Ersten Sonne nach Greenshade gekommen sei, und er habe sich nur vergewissern wollen, dass sie keine... Unerwünschten im Schlepptau hat. Er sagt noch etwas auf Elfisch zu Fleece, das sie nicht versteht und das sie für etwas Abwertendes hält. Fleece würde gern etwas ebenso Selbstsicheres, Cleveres erwidern, aber sie merkt Ninthalor an, dass er schon ein fähiger Mann war, als Fleeces Großeltern noch nicht mal in Planung waren. Sein Gebaren und seine auch seinem Alter und seiner edlen Abstammung geschuldete Ausstrahlung nehmen ihr jeden Wind aus den Segeln. Er sieht kurz kritisch Kithain an, als frage er sie stumm, was sie bei denen wolle, und wendet sich wieder ab.

 

Fleece fängt sich wieder und bittet Moonpearl um ein Gespräch. Freundlich nimmt er sie beiseite, aber verlässt mit ihr nicht den Salon – vielleicht, weil er seine anderen Gäste nicht brüskieren will? Kithain spaziert langsam durch den Salon und singt vor sich hin, als vertreibe sie sich die Zeit. Fleece staunt erneut, wie clever ihre Freundin reagiert: Sie weiß um das feine Elfengehör und macht es Ninthalor und Lathlaeril so schwerer, die beiden zu belauschen. Heimlichtuerei liegt Waldelfen nicht im Blut, Kithain schon gar nicht – umso bemerkenswerter, wie viel sie gelernt hat, um jetzt so gut zu schalten.

 

Flüsternd fragt Fleece, was die hier wollen. Moonpearl erklärt, sie seien erst kurz vor ihr in Greenshade angekommen, und zwar offenbar aus dem Grund, den Ninthalor eben genannt hatte. Fleece verweist darauf, dass Ninthalor hier ebenso wenig zu sagen hat wie in Mosstone, denn die Grafschaft Uluran liegt im Herzogtum Kamlann. Jeder andere adlige Gesprächspartner von Rang wäre pikiert ob des offensichtlichen Hinweises (Fleece ist noch etwas neben der Spur, weil Ninthalor sie völlig aus dem Konzept gebracht hat), aber Moonpearl nimmt das nur lächelnd zur Kenntnis. Sie bittet ihn, mit Dewshine zu sprechen, doch Moonpearl möchte dieser nicht bei Kleinigkeiten ins Handwerk pfuschen, denn sie ist hier der Boss. Natürlich könnte er das, aber warum sollte er? Was verspricht sich Fleece davon? Darauf kann Fleece keine zufriedenstellende Antwort geben. Moonpearl bittet sie entschuldigend, sich zurückzuziehen, denn sie werde gewiss erschöpft sein, und hier sei noch viel zu bereden.

 

Während sie das Gut verlassen, bedankt sich die übermüdete und doch aufgekratzte Fleece bei Kithain, die nur lächelt. Was sie von den Gästen hält, möchte Fleece wissen. Kithain meint wenig überraschend, dass Ninthalor noch deutlich weiter von ihr entfernt sei als der Graf. Überraschender ist vielmehr, dass Salinyomë zu ihnen aufschließt und sie in den Gartenpavillon bittet, wo sie ihnen Wasser und Obst reicht.

 

Sie sieht so jugendlich aus, denkt Fleece, dabei war sie die Jugendfreundin von Quelana Rhivaun, der Ururgroßmutter der heutigen Rhivauns. Hier, im prächtigen Garten, das Grillenzirpen und einen Bachlauf im Ohr, in so ruhiger, freundlicher Gesellschaft kommt Fleece wieder zur Ruhe. Verdammt, sie hat mit einem Beholder verhandelt, und ein Elf bringt sie aus der Spur? Das hat zuletzt Ballaize geschafft, und das war ein Drache! Sie schiebt das auf ihre Übermüdung und konzentriert sich jetzt lieber auf Salinyomë, denn die hat sie ja nicht aus Langeweile abgefangen.

 

Um ihr eine Brücke zu ihrem Anliegen zu bauen, spricht Fleece sie auf Quelana an (eine von vielen Kleinigkeiten, die bei Fleece einfach hängen bleiben, um später mal verwendet werden zu können), und Salinyomë erzählt kurz ein wenig von früher, von der schon als Kind damenhaften Quelana, die sich für Diplomatie und Politik interessierte, während Salinyomë begierig war, so bald wie möglich ihres Vaters Kämpferhandwerk zu erlernen. Quelana durfte nur 33 Winter erleben, und sie starb bereits 1288 DR, doch Salinyomë vermisst sie noch immer. Fleece sieht dabei kurz Kithain an und fragt sich, ob sie der Waldelfe in 100 Jahren auch noch fehlen wird.

 

Wie kommt es, fragt Fleece, dass Salinyomë nicht den Besuch der Gäste genießt. Salinyomë meint ohne äußerliche Regung, dass die Interessen der Hochelfen keinesfalls homogen seien und sich die ihren von denen eines Ninthalor stark unterscheiden. Es geht ein Weilchen verklausuliert hin und her, Salinyomë scheint sich heranzutasten, bis Fleece Ninthalor zugute hält, dass er vermutlich sehr alt ist und damit auch sehr erfahren und somit Dinge gewiss nicht grundlos tue. Salinyomë überlegt es sich daraufhin anders und lenkt nicht weiter auf ihr Thema hin. Sie wolle nicht unhöflich sein, aber sie habe so viele Fragen, und Fleece falle vor Erschöpfung ja schon fast um – ob Kithain wohl nachkommen könne? Etwas frustriert ob dieser Zeitverschwendung zuckt Fleece die Achseln und verabschiedet sich.

 

Salinyomë wendet sich ernst an Kithain und teilt ihr auf Elfisch mit, dass sie glaubt, dass Ninthalor Fleece beeinflusst hat. Tatsächlich hatte Kithain mitbekommen, dass er drinnen auf Elfisch zu Fleece "Mischt euch nicht ein, all dies geht euch nichts an!" gesagt hatte, hielt das aber nur für eine Spitze, auf deren undiplomatische Deutlichkeit er wegen der Sprachbarriere nicht festgenagelt werden wollte. Salinyomë hat von ihrem Vater gehört, dass er das schon öfter getan haben soll, daher weiß sie, dass er es kann, denn auch wenn er mit seiner Kleidung nicht darauf hinweist, ist er doch auch ein Magier. Sie bittet Kithain, vorsichtig zu sein – auch Fleece gegenüber.

 

Als die besorgte Kithain das Shadehome Inn erreicht, schläft Fleece längst. Sie zieht J'avo und Skaar ins Vertrauen und kann ihre Besorgnis nicht verbergen: Keiner von ihnen kennt sich mit so etwas aus, keiner von ihnen ist geeignet, sich um dieses neue Problem zu kümmern oder Fleeces Rolle bei dem alten Problem zu übernehmen. Und es ist ja noch nicht mal gesagt, dass sich Salinyomë nicht vielleicht irren könnte.

 

Skaar hat Valmaxian oft genug Zauber brechen sehen, gewiss wird es hier doch einen Magier geben, erst recht bei Elfen, oder? J'avo schränkt ein, dass der, der den Zauber gewirkt hatte, dann gewarnt wäre. Vielleicht wäre es schlauer, abzuwarten und zu sehen, was er damit bewirken will. Vermutlich will er nämlich einfach nur, dass sie sich nicht einmischt. Kithain meint traurig, dass ihr so eine Situation gänzlich fremd ist und sie um ihre Freundin Angst hat, aber da sie sich damit nicht auskennt, will sie sich nach J'avo richten.

 

Am nächsten Morgen scheint Fleece ganz normal zu sein. J'avo fragt sie beim Frühstück, was sie für heute vor hat, und sie erwidert mit der Frage, was man denn überhaupt tun könne. Tiadriel hält das Heft fest in der Hand und lässt nicht mit sich reden, und mit einem Waldelfenmärchen von uralten Sagengestalten muss man ihr oder Moonpearl gar nicht erst kommen. J'avo schlägt vor, trotzdem noch mal das Gespräch zu suchen, wogegen Fleece nichts hat.

 

Zu viert machen sie sich auf, sehen aber schon vor dem Haus des Townreeve mehrere Elfen versammelt stehen, die sich in Grüppchen unterhalten. Sie bekommen mit, dass eine Abordnung hineingegangen ist, um mit Tiadriel zu reden, denn offenbar gab es in der Nacht einen weiteren Mord: Erstickte Schreie lockten einen Elfen nachts vor die Tür, der daraufhin drei menschliche Gestalten weglaufen sah, die bis eben auf einen am Boden Liegenden einstachen. Der stellte sich als Perek von den Lathanderites heraus, und man geht von einer Racheaktion für Unwyn aus.

 

Als die Elfen rauskommen und die Abenteurer reingehen, teilt Tiadriel ihnen den Tenor mit: Allein und machtlos können die individuellen Menschen ganz nett und umgänglich, teilweise vielleicht sogar bereichernd sein, aber kommen mehrere zusammen, entwickelt sich aus der Masse heraus immer ein Machtstreben, das nicht eher Ruhe geben wird, bis es hat, was es wollte – und auf dem Weg zum Ziel nimmt es keine Rücksicht auf Verluste. Die Waldelfen sind ohnehin gegen die menschliche Ansiedlung, und den Stadtelfen reicht es nun auch. Kurzum: Diese Menschen zerstören die Harmonie Greenshades. Die elfischen Bittsteller haben Tiadriel als Townreeve ersucht, Iamanda wiederherzustellen, und damit wird sie jetzt zum Grafen gehen.

 

Fleece legt nicht nach, sondern akzeptiert das und geht mit ihren Freunden wieder raus. J'avo fragt sie, warum sie nicht zu intervenieren versucht hat. Wozu, fragt Fleece. Man könne den Elfen ja noch nicht mal einen Vorwurf machen, zeigen sich die Menschen hier doch von ihrer schlechtesten Seite. Ja, aber man könne doch jetzt mit Cerise Gemain reden, entgegnet J'avo: Was hatte ihr Mitarbeiter nachts allein auf der Straße verloren, obendrein nachdem ihr Kontor von einem wütenden Mob belagert wurde? Wie sahen die Menschen aus, wer hatte sie gesehen? Fleece reagiert einerseits erfreut und stolz und lobt J'avo, andererseits wirkt sie auch leicht genervt und erklärt, dass man so oder so nicht gegen eine ganze Stadt ankommt, und die Elfen hier wären doch wahnsinnig, wenn sie diesen so schlechten Einfluss in so kurzer Zeit klaglos akzeptieren. Gierige Händler werden immer gierige Händler bleiben, ob sie ihr Haus nun Bulging Chest, Kingscrest oder sonstwie nennen, und egal, wo sie sind. Müssen sie gehen, werden sie woanders Geschäfte machen, aber immerhin kommt hier niemand mehr zu Tode. Vielleicht ist es ja das Beste so. Moonpearl ist jetzt erst mal beschäftigt, aber später will sie mal mit ihm reden, ob man nicht vielleicht besser wieder abreist.

 

Unbeobachtet werfen sich J'avo und Kithain einen Blick zu, und J'avo lenkt scheinbar achselzuckend ein. Beim Betreten des Shadehome Inn raunt er Kithain zu, sie solle zum Grafen gehen und ihn fragen, wer hier einen Zauber brechen kann.

 

Gesagt, getan. Kithain muss warten, bis Moonpearl mit Tiadriel fertig ist. Er vertröstet sie mit einer Entscheidung auf später, um Zeit zu erkaufen, und hört geduldig Kithain an. Sie ist natürlich frei heraus und ehrlich. Moonpearl will nicht ausschließen, dass Ninthalor das wirklich getan haben könnte, eben genau aus dem von J'avo genannten Grund: Er achtet die Gemeinschaft der Ersten Sonne nicht gerade hoch und ist dagegen, dass Moonpearl sie gebeten hat, sich in Elfenangelegenheiten einzumischen, und vermutlich will er nur, dass sie wieder gehen. Unter Menschen wäre das ein Affront sondergleichen: Jemand, der hier keine Autorität genießt, untergräbt mit magischer Manipulation die Entscheidung des Amtsinhabers und gibt sich noch nicht mal viel Mühe, das zu verstecken. Unter Hochelfen ist es etwas komplizierter, und die Waldelfe versteht beide Konzepte nicht. Sie weiß nur, dass es falsch ist, jemandes Willen zu nehmen, und versteht nicht, dass Moonpearl sie darum bittet, ihn erst mal in Ruhe zu lassen, anstatt etwas zu unternehmen.

 

Völlig ratlos verlässt Kithain das Gut. Sie, die sich in jeder Stadt verläuft, ist aber so gut auf natürliche Umgebung eingestimmt, dass ihr eine merkwürdige Mischung aus Bewegung und Farbe am Waldrand auffällt – sie sieht genauer hin und erkennt eine Person, die sie zu sich winkt und sich tiefer ins Unterholz zurückzieht. Kithain folgt ihr mit Leichtigkeit, da sie Stadtkleidung trägt. Die lebhafte, originell gewandete Elfe stellt sich als Amarandel Firelorn vor, eine Künstlerin und Freundin von Salinyomë. Aus Gründen, die sie Kithain nicht begreiflich machen könne, halte sich ihre Freundin ebenso bedeckt wie deren Vater, aber Amarandel stehe auf Kithains Seite.

 

Im Shadehome Inn wartet man auf Kithain, aber sie kommt und kommt nicht zurück. Der Zuschauer erkennt Amarandel, die sich an den Tresen stellt und sich mit dem Gastwirt unterhält. Als J'avo hinzutritt, um neue Getränke zu holen, spricht sie ihn unauffällig an: Sie habe bereits mit Kithain gesprochen, und diese habe von Moonpearl keine Hilfe erhalten und sei zu den Wipfelläufern aufgebrochen. Amarandel habe schon einige Dinge über Ninthalor gehört, unter anderem das Gerücht, dass er einer Vereinigung angehöre, die sich das Verschleierte Erbe (oder kurz: Schleiererbe) nennt. Hierbei handle es sich um Hochelfen, die unelfisches Leben geringschätzen und von den Elfen fernhalten wollen und die die Vorstellung, dass die Elfen des Wealdath menschlichen Herrschern Lehnstreue schulden, rundheraus ablehnen. Mehr als Gerüchte über diese Vereinigung gebe es nicht, vielleicht existiere sie nicht mal wirklich, aber falls doch, könne es sein, dass Ninthalor etwas anderes als Neugierde nach Greenshade geführt hat.

 

Jedenfalls habe sie mit Kithain ausgeheckt, dass die Gruppe offenbar unverrichteter Dinge abreist, jedoch zuerst in eine andere Richtung, da Kithain noch die Sippe der Wipfelläufer zu Hause besuchen wolle. Das müsste Fleeces aktuellen Überzeugungen durchaus entgegenkommen.

 

J'avo fragt sich, ob er dieser Firelorn trauen kann. Das Ganze wächst ihm über den Kopf, und die einzige Geeignete von ihnen kann es nicht erwarten, das Schwert ins Korn zu werfen. Was, wenn das mit Firelorn jetzt eine Falle ist? Doch ist dem so, dann steckt zumindest Kithain in Schwierigkeiten, also was soll's. Er kehrt mit Amarandel zu Fleece und Skaar zurück, trägt den Vorwand vor, und Fleece nimmt das zum Anlass, ihre Sachen zu packen, zum Grafen aufzubrechen, sich dafür zu entschuldigen, dass man nicht helfen konnte – was dieser rätselhaft nichtssagend zur Kenntnis zu nehmen scheint –, und mit Amarandel Greenshade nach Norden statt nach Westen zu verlassen.

 

Fleece ist absolut nichts Ungewöhnliches anzumerken, sie ist ganz sie selbst, abgesehen davon, dass sie normalerweise nie so gehandelt hätte. Sie wirkt förmlich erleichtert, Greenshade verlassen zu können, freut sich auf die Waldelfen und ist gut aufgelegt.

 

Der Zuschauer sieht Tiadriel in ihr Arbeitszimmer zurückkehren, nachdem sie mit einem Untergebenen gesprochen hat, und dort erwartet sie Lathlaeril, der sie mitteilt, dass die Abenteurer soeben Greenshade verlassen haben, was diese zufrieden zur Kenntnis nimmt.

 

Unterwegs werden Fleece, J'avo, Skaar und Amarandel von einer riesigen, aber bis eben noch bestens getarnten fleischfressenden Pflanze attackiert, die Kithain schon von Weitem aufgefallen wäre. Skaar hat endlich mal wieder etwas, auf das er stolz sein kann, denn mit sagenhaften zwei Crits in Folge macht er kurzen Prozess und hackt sie in Stücke.

 

Amarandel tut so, als kannte sie ihr Ziel genau, dabei kennt sie nur die Richtung und hofft darauf, dass die Wipfelläufer auf sie aufmerksam werden. Nach wenigen Stunden kommen ihnen tatsächlich Waldelfen entgegen und nehmen sie weiter mit zu einem idyllischen Hain, in dem sie von weiteren Wipfelläufern sowie Kithain erwartet werden. Tarealon wendet das Wort an sie. Wie sich herausstellt, ist jetzt alles ganz unproblematisch, denn anders als unter Menschen oder Hochelfen gibt es hier kein Kompetenzgerangel, kein Misstrauen, keine Überzeugungsversuche, keine unterschiedlichen Meinungen. Kithain verschmolz mit Tarealon, und nun wusste dieser alles, was Kithain weiß, weil er es durch ihre Erinnerung miterlebt hat. Die Wipfelläufer nahmen in der Tat an, dass sich der Wald gegen die Veränderung von Greenshade wehrt, aber nun, da sie wissen, dass Nuianna die Nebelherrin verantwortlich ist, muss diese Bedrohung gestoppt werden. Fleece wird nervös und wirft ein, dass das nichts mit ihr und ihren Freunden zu tun hat und sie besser einfach wieder nach Zazesspur zurückkehren sollten.

 

Stumme Blicke werden getauscht, und bedauernd ergreift J'avo Fleece und hält ihr den Mund zu, damit Kithain sie mit leidendem Gesichtsausdruck fesseln und knebeln kann. Entschuldigend erklärt J'avo dabei, dass Fleece magisch beeinflusst wurde und ihre Ziele nicht ihre eigenen sind. Es tut ihm leid, aber nun muss man sie vor sich selbst beschützen. (Ein magisch geschulter Beobachter wäre korrekt von einer Lasting Suggestion ausgegangen, da sie ja sonst ganz die Alte war, aber das kann hier niemand wissen, und hätte es sich um Dominate gehandelt, wäre man gut damit beraten gewesen, sie unschädlich zu machen.)

 

Nun meint J'avo aber, dass er im Grunde Fleece zustimmt: Vielleicht sollten sie wirklich von hier verschwinden. Wenn Fleece weit genug von Ninthalor entfernt ist, verfliege der Zauber ja vielleicht, was wisse er denn schon. Kithain entgegnet mit der Frage, ob man diese Schrecken ihren Lauf nehmen lassen sollte? Im Augenblick sind sie die Einzigen, die etwas unternehmen können. Skaar springt ihr natürlich bei, weil das hier das Spannendste ist, das er seit seiner Rückkehr aus Meridiana erlebt hat. J'avo gibt sich geschlagen.

 

Um etwas zu unternehmen, wirft Tarealon ein, müsste man mehr wissen. Von Nuianna der Nebelherrin hat er gehört, aber er weiß nichts über sie, und ohne das nötige Wissen kann man so einer Bedrohung nicht beikommen. Er schlägt also vor, sich bei den Nymphen zu erkundigen, und bittet J'avo, Fleeces Hirschhorn mitzunehmen.

 

Während Fleece unfreiwillig bei den Wipfelläufern bleibt, ziehen Tarealon, Kithain, J'avo und Skaar weiter und erreichen am frühen Abend einen idyllischen See. Tarealon lässt Kithain in das Hirschhorn blasen, das offenbar in der Lage ist, Fey anzulocken, denn alsbald tauchen drei grünhäutige Nymphen aus dem Wasser auf. Einer von ihnen gefällt J'avo, und sie "aktiviert" ihre vereinnahmende Schönheit und weist ihn gestisch an, sich auszuziehen und zu ihr ins Wasser zu kommen. J'avo verfällt ihrem Reiz, und er denkt nicht an die Ironie, dass ihm das schon einmal zuvor widerfahren ist, weshalb er überhaupt erst in Marsember gelandet war.

 

Tarealon ist wohl der Meinung, der Nymphe ihren Willen zu lassen, weil das Kithain die Chance bietet, mit den anderen beiden auf Sylvan zu reden. Mit dem Namen Nuianna können sie nichts anfangen, sie kennen sie der Beschreibung nach als Valvinya. Kithain weiß, dass die meisten Fey, die aus Faerie stammen und die Grenzen zwischen den Welten überqueren können, oft keine Vorstellung von Zeit und Raum haben, es ist also sinnlos, zu fragen, wann Valvinya zu Nuianna wurde. Jedoch können die Nymphen berichten, dass sich Valvinya einst beim Wechsel zwischen den Welten nach Between verirrt hatte und seither nie mehr von ihren Schwestern gesehen wurde. Jedoch wissen sie, dass eine, "die nicht mehr Valvinya ist", in Between lebt und manchmal in diese Welt gerufen wird.

 

J'avo hat sich inzwischen ausgezogen und ist ins Wasser gewatet. Während er und die Nymphe in inniger Umarmung und tiefem Kuss versinken, tauchen sie ganz langsam unter. Kithain bittet die anderen beiden Nymphen, ihn wieder gehen zu lassen, denn sie brauchen ihn, weil sie Valvinya, die nicht mehr Valvinya ist, von dem erlösen möchten, was sie geworden ist. Daraufhin meint eine der Nymphen, dass die Elfen des Waldes den Ort, an dem der Teich lag, der hier einst Valvinya als Zuhause diente, als Ibrel's Well kennen, und die beiden tauchen ebenfalls langsam ab, halten aber bis zuletzt den Blickkontakt zu Kithain aufrecht, bis sie sie unter dem Wasser nicht mehr zu erkennen sind – sie sind so unfassbar schön, aber auch so fundamental anders, und in dieser Szene wirken sie regelrecht unheimlich.

 

Der See ruht still, Skaar schaut sich nervös um, aber die beiden Waldelfen warten geduldig – und J'avo taucht wieder auf und holt tief Luft. Schnell fängt er sich wieder, geht schamlos an Land und zieht sich wieder an. Sie würde ihn da wieder rausgeholt haben, wäre er nicht aufgetaucht, oder? Kithain sieht ihn nur kurz rätselhaft an und setzt sich wieder in Bewegung.

 

Bis auf J'avo können alle auch bei schlechtem Licht noch gut sehen, aber der Zyklopäer stolpert bei jedem zweiten Schritt über eine Baumwurzel. In fast völliger Dunkelheit erreichen sie Ibrel's Well. Die Atmosphäre ist irgendwie bedrückend, doch hier ist weder irgendetwas Ungewöhnliches zu sehen noch zu spüren. Der einzige Teich, den man finden kann, ist ein lange umgekippter Tümpel, der kaum aus mehr als Entengrütze und faulendem Holz besteht. Kithain geht nach ihrem Gefühl und füllt etwas brackiges Wasser in ihren Wasserschlauch. In der Nähe wird ganz ohne Zelt und Vorräte gerastet, da sie mit leichtem Gepäck aufgebrochen waren.

 

Am Vormittag kehren sie also mit einem Namen und brackigem Wasser zu den Wipfelläufern zurück. (Was auf J'avo und Skaar irrsinnig wirkt, da hier ein Baum dem anderen ähnelt und man schließlich sicher mehr als zehn Meilen zurückgelegt hat.) Die Waldelfen "lagern" hier locker ohne Ausrüstung (weil sie diese nicht benötigen), und Fleece lässt man inzwischen frei herumlaufen. 'Verdammt, sind diese Elfen unvorsichtig!' denkt sich J'avo, als er Fleece wutentbrannt auf sich zustapfen sieht. Er erklärt ihr erneut, dass sie beeinflusst wurde.

 

Fleece: Aha. Und soll ich mir nun jedes Mal unterstellen lassen, nicht Herrin meiner selbst zu sein, sobald ich eine Entscheidung treffe, von der einer meiner Gefährten findet, sie sehe mir nicht ähnlich? Weil eine Fremde das behauptet? (Darauf weiß J'avo nichts zu erwidern und sieht sie verunsichert an – lagen sie etwa doch falsch?) Davon abgesehen: Ja, ich war Opfer einer Suggestion. (J'avo atmet fast erleichtert aus. Fleece wird wieder wütender.) Fällt dir etwas auf? Das Wort "war" vielleicht? Warum hast du Idiot nichts gesagt? Als Ganifae so nett war, meine Fesseln zu lösen, wirkte ich Magieerkennung auf mich selbst, fand die Suggestion und brach sie. (Wieder lauter:) Daran hindert mich nämlich nichts! Aber nein, lieber fesseln und knebeln wir die Alte und stolpern mal eben in das nächste Kapitel, während sie verschnürt wie ein Bündel im Wald sitzt und auf unsere Rückkehr wartet!

J'avo (nimmt den Wutausbruch nicht persönlich, grinst und greift sie an den Schultern): Schön, dass du wieder in Ordnung bist.

Fleece: Du kannst mich mal!

Kithain (sehr bedauernd): Fleece, wir wussten nicht, wie viel Kontrolle Ninthalor über dich ausübte, und wir hatten keine Möglichkeit, es herauszufinden. Wir konnten nicht riskieren, dich etwas tun zu lassen, das alles nur noch schlimmer macht. Ich habe oft gesehen, wie du Menschen dazu gebracht hast, gegen ihre eigenen Interessen zu handeln.

Fleece (kriegt ein schlechtes Gewissen): Habt ihr etwas herausgefunden?

 

Kithain vertröstet sie auf später, sie muss Tarealon begleiten. J'avo berichtet, so gut er kann, auch wenn er längst nicht alles mitbekommen hat. Während sie warten, beruhigt sich Fleece und sinniert darüber, dass sie ihre eigene Medizin zu schmecken bekommen hat. Da sie selbst oft anderen Menschen ihre Wünsche aufzwingt, wenn es sich nicht vermeiden lässt, hält sie sich unterbewusst wohl für immun dagegen, und eine überzeugende Suggestion bekommt das Opfer nicht mit, nur vielleicht Zaubergesten und -formeln, aber das war bei Ninthalor nicht der Fall – seine Gesten waren entweder dezent, oder er hat Metamagie benutzt, um auf sie verzichten zu können, und seine Worte verstand sie nicht. Jetzt weiß sie auch mal, wie das ist. Nicht auszudenken, wenn es eine schädlichere Suggestion gewesen wäre und nicht so eine wirklich harmlose. Und genau deswegen meint sie auch – so wütend sie auf Ninthalor auch sein mag –, dass er sich zwar als verdächtiger Bösewicht aufdrängt, aber vermutlich wirklich nichts weiter wollte als Ruhe vor ihrer Einmischung. Fleece hat zu viel Zeit mit Kithain verbracht, um sich so rein gar nicht in Ninthalor und seine Abscheu gegen Spider und Zhai hineinversetzen zu können. Andererseits ist da auch, was Amarandel Firelorn berichtete, nachdem sich Fleece entzaubert hatte – aber wie viel davon mag dem Misstrauen gegen arrogante Hochelfen geschuldet sein?

 

Schnitt auf Kithain, die mit Tarealon ins nahe gelegene Dorf der Wipfelläufer gegangen ist und der Beratung der Elfen beiwohnt. Sie sind sich einig, dass vier Abenteurer allein Nuianna die Nebelherrin nicht bezwingen können, selbst wenn sie wüssten, wie. Sie kennen ihren ursprünglichen Namen und besitzen etwas von ihrem Herkunftsort, aber wo und wie wurde sie gerufen?

 

Kithain kehrt mit einer leibhaftigen, wie eine Elfe gekleideten Dryade zurück: Lilandril. Diese spricht nur Sylvan und Elfisch, also erklärt Kithain, dass Dryaden im Gegensatz zu Nymphen ausschließlich in dieser Welt zu Hause sind. Lilandril findet großen Gefallen an ihren elfischen Nachbarn, und auch wenn sie sich nicht zu weit von ihrem Heimatbaum entfernen kann, durchstreift sie doch gern mit den Wipfelläufern ihren Teil des Waldes. Von ihren Schwestern wird sie dafür etwas argwöhnisch beäugt.

 

Lilandril hatte die Idee, Linandalir, die älteste ihrer Schwestern, um Hilfe zu bitten, denn diese kennt das Geheimnis der sprechenden Wurzeln – vielleicht ist das ein Weg, das Eindringen von Fremden festzustellen, die Nuianna beschworen haben, und ihren Weg nachzuvollziehen.

 

Lilandril, Tarealon, Kithain, Fleece, J'avo und Skaar machen sich also auf den Weg zum Shadowgreen Grove, und unterwegs löchert Fleece Kithain mit allerlei Fragen, die sie Lilandril stellen soll, denn sie hat sich noch nie mit einer Dryade unterhalten, geschweige denn mit so einer weltlich orientierten. Ob es wirklich stimme, dass eine Dryade stirbt, wenn sie sich zu weit von ihrem Baum entfernt (ja, aber das dauert in der Regel ein, zwei Tage und tritt nicht ein, wenn sie rechtzeitig zurückkehrt), ob es stimme, dass Dryaden Pflanzenwesen und die elfenähnlichen Schönheiten nur Illusion sind (nein, aber sie können im Ernstfall holzartige Charakteristika annehmen), und so weiter.

 

J'avo hat währenddessen das Gefühl, in einem Märchen unterwegs zu sein. Eine Nixe entführte ihn im Leuchtenden Süden durch ein Feentor ins Reich einer träumenden Tiefennymphe, um deren Tochter aufzuheitern, dann verbrachte er ein halbes Jahr damit, aus dem Norden endlich wieder in heimatliche Gefilde zu gelangen, kehrte aber an Fleeces Seite zurück, um jetzt schon wieder von einer Nymphe becirct zu werden und eine andere Nymphe aufhalten zu müssen.

 

Während Kithain Fleece den Unterschied zwischen seelie und unseelie fey nahezubringen versucht, bleibt Lilandril stehen und spricht melodisch. Nach und nach fallen den Abenteurern vier extrem freizügige, mit kaum mehr als Blättern oder Zweigen bekleidete grünhäutige und -haarige Dryaden auf, die mit ihren Bögen und ihren misstrauischen Mienen nicht gerade wie die ätherischen Feen wirken, die sich Fleece vorgestellt hatte. Lilandril spricht mit ihnen, und schließlich zeigt sich die fünfte und älteste: Linandalir. J'avo merkt zwar sofort, dass sie nicht dieselbe automatische überwältigende Ausstrahlung wie die Nymphen besitzen, spürt aber, dass auch sie ihn verzaubern könnten, wenn sie wollten.

 

Offenbar schilt Linandalir Lilandril dafür, dass sie diese Fremden in den Schattengrünhain gebracht hat. Kithain erklärt den Dryaden ruhig die Situation. Deren Gesichtszüge verfinstern sich, und sie sehen einander mit "Was, wenn das wahr ist?"-Mienen an. Linandalir tritt in ihren Baum zurück, eine große, prächtige, aus der Zeit gefallene Eiche, die aus welchem Grunde auch immer bereits den Herbst vorwegnimmt (so wie auch Linandalirs Haar herbstlich-feuerrot statt grün ist), die Wartenden üben sich in Geduld, und die Kamera schwebt zuerst langsam, dann immer schneller über den Boden, an den Wurzeln des nächsten Baums langsamer werdend, die Richtung ändernd und einen anderen Baum ansteuernd, was die Kommunikation der Bäume symbolisiert.

 

Schließlich tritt Linandalir wieder aus ihrem Baum und erklärt (Kithain übersetzt für Fleece, J'avo und Skaar), dass sie tatsächlich den Ort gefunden hat, an dem Nuianna gerufen wurde. Sie beschreibt eine alte Hochelfenruine, und Lilandril und Tarealon wissen sogleich, welche sie meint. Aber die Bäume in der Nähe haben nicht nur von Nuiannas Energie berichtet, sondern auch von dunklen Zweiglingen, sozusagen dem Unseelie-Gegenstück zu Dryaden. Wenn die Abenteurer versprechen, kein Feuer einzusetzen, sagt Linandalir ihre Hilfe zu. Linandalir selbst kann aus Gründen, die nicht mal Lilandril erläutern möchte, die unmittelbare Nähe ihrer Eiche nicht verlassen, aber die vier anderen Dryaden werden die Abenteurer begleiten.

 

Tarealon, Kithain, Fleece, J'avo und Skaar folgen also Lilandril und den vier Dryaden und erreichen die Ruinen (The Elder Scrolls Online, Summerset, Wayshrine Russafeld Heights, zweite Straße nördlich davon ohne Kartenmarker: Red Temple Catacombs), werden aber von Wölfen und Bären angefallen, die den Tempel bewachen, und je näher sie kommen, desto mehr Tiere sehen sie. Die Dryaden wollen sie ablenken und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, so dass die anderen eindringen können.

 

Drinnen werden sie jedoch sofort von Zweiglingen erwartet, die hart im Nehmen sind. Als sie sie mühsam erledigt haben, pausieren sie, Fleece holt ihre Ölvorräte aus der Truhe, mit denen sie Kithains und Tarealons Pfeile präpariert und Fackeln entzündet, belegt J'avo, Kithain und Skaar mit Greater Heroism, und es geht weiter nach unten.

 

Schließlich erreichen die Abenteurer das Sanctum, in dem Kithain und Tarealon die uralte elfische Magie noch pulsieren spüren können. Hier finden sie Lathlaeril und Elite-Zweiglinge, die durch den Lärm bereits vorgewarnt waren, und während Lathlaeril etwas aus einem Krug in einen Bottich gießt, binden die Elite-Zweiglinge die Eindringlinge. J'avo versucht, Lathlaeril von dem abzuhalten, was immer sie da gerade tun mag, aber die Elfe ist ihm haushoch überlegen und scheint ohnehin fertig gewesen zu sein, denn Nebel quillt aus dem Bottich und breitet sich über den Boden aus.

 

Gegen Pfeile sind die Zweiglinge völlig unempfindlich, aber gegen Brandpfeile nicht, so dass sich der Kampf bald zu Gunsten der Eindringlinge wendet. J'avo jedoch, ein sehr geübter Schwertkämpfer, ist in massiver Bedrängnis und wird von Lathlaeril nach allen Regeln der Kunst fertig gemacht. Kithain hat freies Schussfeld, kann sich aber nicht überwinden, auf eine Elfe zu schießen, und auch Tarealon kümmert sich lieber um die Zweiglinge. Fleece haut zwei von drei Hold-Person-Zaubern raus, um Lathlaeril zu stoppen, aber diese schafft jeden Save. Zwischen den beiden Zauberversuchen schreit Fleece Kithain an, zu schießen, aber sie kann einfach nicht.

 

Plötzlich verdichtet sich binnen Augenblicken der Nebel so stark, dass alle kaum noch die Hand vor Augen sehen, und Lathlaeril, ebenso davon überrascht wie alle anderen, nutzt die Gelegenheit zur Flucht. Als sich der Nebel wieder weitgehend lichtet, stellt J'avo fest, dass seine Gegnerin verschwunden ist – dafür steht Nuianna die Nebelherrin im Raum, wunderschön und schrecklich zugleich. Sie lächelt ihn unverwandt an, er verhaut seinen Save, lässt das Schwert sinken und geht auf sie zu, und gleichzeitig aktiviert sie ihren fear effect, sieht dann aber selbst überrascht um sich, weil nur Tarealon wegläuft – Fleeces Greater Heroism und der Cloak of Bravery haben die anderen dagegen immunisiert. Jedoch wendet sich J'avo nun um, bereit, seine Herrin zu verteidigen.

 

Die meisten Zweiglinge sind besiegt, doch J'avo steht unter Nuiannas Kontrolle. Fleece weiß, dass sie mit ihrem einfachen Dispel Magic nur Spruchmagie brechen kann, für alles andere braucht man Max' Greater Dispel Magic oder göttliche Magie. Sie hat nur noch einmal Hold Person, hofft das Beste und hat Glück: Trotz Bonus verhaut J'avo auch diesen Save und bleibt angewurzelt stehen.

 

Das Singen kann sich Fleece sparen (weil Greater Heroism und Inspire Courage nicht stapelbar sind), ihre nützlichen Zauber hat sie verbraucht, also aktiviert sie Ixalan und greift an, unterstützt von Kithain, die normale Pfeile verschießt (Brandpfeile dauern zu lange, und Nuianna ist nicht aus Holz), und Skaar gibt den beiden brennenden Zweiglingen den Rest, um eine Runde später dazuzustoßen, und J'avo steht erstarrt da und kann nur zuschauen.

 

Der Nebel verdichtet sich kurz wieder, und nun rennen aggressive Wildschweine daraus hervor und reißen Fleece um, und sie hört hinter sich einen Bären brüllen. Der Kampf kippt gewaltig. Kithain wechselt auf die Pfeile mit den senkrechten Spitzen und macht mit jedem Schuss ein Wildschwein unschädlich, aber es sind zu viele, und durch die eingeschränkte Sicht verläuft alles furchtbar chaotisch, zumal Nuianna ständig im Nebel verschwindet, woanders wieder auftaucht und zaubert. Glücklicherweise genießt jeder +4 auf seine Saves.

 

Diesen Bonus hat J'avo allerdings auch, und endlich kann er Hold Person abschütteln. Er eilt auf die liegende Fleece zu und... packt sie, um sie wieder auf die Beine zu reißen. (Er erhielt einen weiteren Save gegen Nuiannas Charm und schaffte ihn.) Mit Nuianna liefern sich die Helden im Nebel ein Katz-und-Maus-Spiel, ständig attackiert von wilden Tieren. Der Bär verbeißt sich in J'avo, Skaars Axt gräbt sich tief in den Rücken des Bären und bleibt stecken, als er sich dem Goliath zuwendet, J'avo trinkt einen Trank, um die schwere Verletzung zu heilen, und Skaar ringt nun tatsächlich mit einem Bären – jedoch sind beide (vermutlich zur Überraschung des Bären) gleich stark, und Dampfhammerschläge decken seine Schnauze ein. Währenddessen werden J'avo und Fleece ständig weiter angegriffen, während sie durch den Nebel laufen, um zu Nuianna zu gelangen, bevor sie sich wieder teleportiert. Die flinke Kithain dünnt die Herde aus und feuert hier und da auch einen Pfeil auf Nuianna ab, wenn sich die Chance bietet. Plötzlich jedoch wird die Nebelherrin von einem Pfeil getroffen, aus dem rasend schnell lianenartige Ranken wachsen, die sie fesseln und am Teleportieren hindern – Lilandril ist dazugestoßen.

 

J'avo und Fleece nutzen die Chance, bestehen ihre Saves, schütteln Nuiannas Zauber ab und decken sie ein. Skaar kriegt endlich seine Axt wieder zu fassen, spaltet den Bärenschädel, rennt auf Nuianna zu und trennt ihr mit einem Hieb den Kopf von den Schultern. Der Körper sackt zusammen, als schmölze er, der Nebel verdichtet sich, löst sich plötzlich auf, und die wilden Tiere, nun unkontrolliert, fliehen entweder panisch oder suchen Schutz in irgendeiner Ecke.

 

Von Nuianna ist nur eine schmierige, brackige Pfütze übrig. Nach einer Minute treffen die anderen vier Dryaden ein, gießen das Wasser aus Valvinyas Ursprungsteich dazu und sprechen einige Worte. Skaar feiert, während er eine Bärenpfote als Trophäe abhackt, seine eigene Leistung, da er genau mitgezählt hat. Kithain bittet mit feuchten Augen J'avo und Fleece um Entschuldigung – für sie ist es undenkbar, eine aus dem Ewigen Volk zu töten. Fleece tröstet sie, es sei ja alles gut gegangen.

 

Ein paar Tränke vertreiben die übelsten Verwundungen, und Fleece muss sogar ihre völlig zerrissene und blutgetränkte Hose wechseln, ist aber dank ihrer Truhe immer bestens vorbereitet. Die Dryaden scheuchen behutsam die verängstigten Tiere hinaus, und nun stößt auch Tarealon wieder dazu, um die Überlebenden des Kampfes erfreut zu begrüßen. Er weiß, dass er von unnatürlicher Angst erfasst wurde. Zwar bedauert er, dass er zum Opfer dieser Magie wurde, doch da er ein Waldelf ist, ist ihm Peinlichkeit ob der eigenen Schwäche fremd, weshalb er sich auch nicht schämt, sondern ehrlich freut, dass Nuianna vertrieben wurde – egal von wem. Jedoch kamen eben einige der Wipfelläufer an, um ihn zu warnen, dass eine größere Gruppe von Menschen auf dem Weg hierher ist, angeführt von einer Elfe, auf die Lathlaerils Beschreibung passt.

 

Dergestalt vorgewarnt würde Fleece nun liebend gern die Bogenschützen, die ihr zur Verfügung stehen, geschickt postieren und den Angreifer zum Verhandeln zwingen, aber mit Bogenschützen, die kein intelligentes Leben zu nehmen bereit sind, ist das nicht überzeugend machbar, denn selbst wenn sie mitspielten (was sie nicht tun werden, da sie das Konzept des Bluffens gar nicht verstehen), wüsste Lathlaeril ja dennoch, dass sie nichts zu befürchten hat.

 

Also was nun? Sie muss sich schnell entscheiden, denn Tarealon zufolge geht es um Minuten. Sie bittet die Waldelfen, all ihre Spuren draußen zu verwischen und sich mit den Dryaden, J'avo und Skaar in der Nähe versteckt zu halten und auf Fleeces Zeichen zu warten, nämlich ihren Shout, den sie sich bis jetzt aufgehoben hat und der so schrill ist, dass er auch draußen noch zu hören sein wird. Sie will ihren einzigen Unsichtbarkeitstrank trinken, hier unten warten und sehen, was diese Leute vorhaben. J'avo diskutiert ein wenig mit ihr herum, aber Fleece kontert ihn liebevoll aus ("Komm, Schätzchen, du weißt doch, dass ich am Ende meinen Willen bekomme, und wir verschwenden hier nur wertvolle Zeit."), küsst ihn und schiebt ihn weg.

 

Dank der Feuer kann sie gut sehen, sucht sich eine dunkle Ecke und wartet. Sie ist sehr überrascht, als sie Lathlaeril, Tiadriel, Zanil Theran und andere Angehörige der Five Firewinds eintreten sieht. Aus Tiadriels Worten kann sie, da diese natürlich auf Chondathanisch mit den Menschen spricht, ableiten, dass sie und Lathlaeril den Firewinds demonstrieren wollen, dass sie und die Lathanderites gegeneinander ausgespielt werden sollten. Tiadriel verteilt wie offenbar bereits zuvor abgesprochen Tränke an jeden, die sie auf das einstimmen sollen, was Tiadriel ihnen magisch zeigen wird. Alle setzen sich im Kreis hin, trinken und warten geduldig auf die Wirkung, doch damit, was dann geschieht, hätte Fleece nie gerechnet: Einer nach dem anderen krümmt sich nach etwa einer Minute vor Schmerzen, und alle brechen mit Schaum vor dem Mund zusammen, während die beiden Elfen ihnen zusehen wie Ameisen, nachdem sie Ameisengift ausgestreut haben. Elfen, die herzlos und grausam intelligentes Leben nehmen, hätte sie sich niemals vorstellen können. (Hier hat sie ihr Wissen über die Waldelfen fatalerweise auf die Hochelfen projiziert, was zwar teilweise auch zutrifft, aber nicht im selben Maße und schon gar nicht so exklusiv.)

 

Eingedenk des scharfen elfischen Gehörs hält sich Fleece den Mund zu, dazu verdammt, dem sinnlosen und offenbar sehr qualvollen Sterben tatenlos zuzusehen, da sie gegen Lathlaeril und Tiadriel keine Chance hätte. Die beiden warten noch nicht mal die letzten Zuckungen ab und beginnen schon, zusammengewürfelte Gegenstände aufzubauen, die alles nach einem kruden menschlichen Ritual aussehen lassen sollen.

 

Hätte sie etwas unternehmen, sich zu erkennen geben sollen? Aber wie hätte sie ahnen können, dass Gemain, Theran, Furnary und die anderen dem Tod geweiht waren? Und nun hat sie dabei zugesehen und verhält sich jetzt noch immer still, kaum zu atmen wagend.

 

Lathlaeril und Tiadriel arbeiten völlig schweigend, beide wissen genau, was zu tun ist. Wenn Fleece sie jetzt ihre Arbeit beenden lässt, haben sie draußen die Möglichkeit zu fliehen, und in Greenshade steht dann Wort gegen Wort. Das darf nicht geschehen, also setzt Fleece ihren Shout ein, aber nicht gegen die beiden, um nicht wieder sichtbar zu werden, sondern in die Tiefe des Raums, und sofort bemüht sie sich, so leise wie möglich von ihrer Position, von wo der Schrei kam, wegzuschleichen.

 

Die beiden sind offenbar sehr überrascht – Lathlaeril hatte vermutlich angenommen, dass alle den Heimweg angetreten haben müssen, nachdem sie Nuianna vertrieben hatten. Fleece hat jedoch ihr scharfes Gehör unterschätzt: Recht exakt hat sie geortet, woher der Schrei kam, schnellt vor, ergreift die unsichtbare Fleece, die dabei sichtbar wird, und hält sie mit einem Dolch an der Kehle vor sich, weil sie von oben bereits schnelle Geräusche hört.

 

Tiadriel zieht ihr Schwert und sieht J'avo, Skaar, Kithain, Tarealon, Lilandril, drei Wipfelläufer und vier Dryaden herunterkommen. Völlig erschüttert fragt Kithain auf Elfisch, was hier vor sich geht.

 

Tiadriel: Du solltest uns dankbar sein, dass wir tun, was ihr nicht tun könnt. (Kithain schüttelt fassungslos-fragend den Kopf.) Es sind unbedeutende Kreaturen, deren Tod etwas Gutes herbeiführen kann. Nachdem Greenshade erfahren hat, dass sie für die Disharmonie im Wald verantwortlich waren, wird es keine Menschen mehr in seiner Mitte dulden. Keine blinden, tauben, selbstsüchtigen Kinder, die durch deinen Wald stolpern, zu viele Tiere jagen und zu viele Bäume fällen. Wir tun das auch für euch.

Kithain: Sie haben dir nichts getan.

Tiadriel: Sie haben sich in unsere Mitte gedrängt, Waldeskind. Sie haben sich festgebissen wie Zecken, um unser Blut zu saugen und uns ihre Krankheiten zu geben.

Kithain: Was du tust, ist falsch!

Tiadriel: Ich achte, dass du das so empfindest. Darüber wird später zu sprechen sein. Jetzt musst du uns gehen lassen. Die Menschenfrau muss nicht sterben.

 

Frustriert knurrt J'avo, dass sie verdammt noch mal Chondathanisch sprechen sollen, aber Skaar reicht es. Er fordert Lathlaeril auf, Fleece gehen zu lassen, und als sie es nicht tut, marschiert er auf Tiadriel zu, obwohl Lathlaerils Dolch immer noch an Fleeces Kehle liegt. J'avo versucht ihn noch zurückzurufen, aber da greift der Goliath Tiadriel schon an. Die Elfen können nur tatenlos zusehen, da sie kein wertvolles Leben gefährden wollen, und die Dryaden halten sich ebenfalls zurück.

 

Tiadriel ist Skaar technisch haushoch überlegen, aber durch seine Größe, Reichweite und schiere Kraft bringt er sie dennoch ein-, zweimal in Bedrängnis. Die Elfe kämpft konzentriert und nimmt ihn ernst, ohne eine demoralisierende Show hinzulegen, fügt ihm aber eine Verletzung nach der anderen zu. J'avo weiß, dass Skaar solange kämpfen wird, bis er sich nicht mehr rühren kann, und er wird zusehends schwächer. Tiadriel wird ihn letztlich kampfunfähig machen – möglicherweise nicht mal töten, denn das scheint sie nicht vorzuhaben –, und sie landen alle wieder in der Ausgangsposition. Wenn das wenigstens dazu gut wäre, Lathlaeril abzulenken, aber auch wenn sie zuschaut, ist sie doch hochkonzentriert. J'avo könnte in den Kampf eingreifen, der absolut nichts bringt, weiß aber auch, dass Skaar ihn allein gewinnen will.

 

Der Kampf ist von Lathlaeril und Fleece weggewandert, so dass J'avo sehen kann, dass Fleece in Zeitlupe ihren linken Arm vor ihrer Brust zu postieren versucht, ohne dass die Elfe es mitbekommt. Um sie abzulenken, geht er offen auf die beiden zu. Lathlaeril lauert ihn bedrohlich über Fleeces Schulter hinweg an, und er meint, wenn sie Fleece den Hals durchschneidet, kommt sie hier garantiert nicht mehr heraus, also warum nicht einfach aufgeben? Es muss doch niemand sterben.

 

Fleece wagt es und stößt ihren linken Arm unter Lathlaerils rechtem Arm hoch, so dass sie durch die Hebelwirkung die Klinge von ihrer Kehle wegdrücken kann. In einem Sekundenbruchteil ringen die beiden miteinander und wirbeln herum, und das reicht J'avo, Lathlaeril mit einem Schwertstreich über die hinteren Oberschenkel auf die Knie zu schicken. Fleece gewinnt den rettenden Abstand, aber Lathlaeril ignoriert die Schmerzen, schnellt wieder hoch, überrascht J'avo mit einer meisterhaften Attackeserie, entwaffnet ihn mit Leichtigkeit, schickt ihn mit einem Schwerthieb zu Boden, holt zu einem Stich gegen Fleece aus – und hat erst einen, dann zwei Pfeile in der Brust und fällt röchelnd zu Boden. Kithain hat geschossen – mit Tränen in den Augen, weil sie ein vermutlich Jahrhunderte währendes Leben beendet hat.

 

Tiadriel hat auf Zeit gespielt, bekommt das aber am Rande mit. Als hätte sie jederzeit den Sack zumachen können, schickt sie Skaar mit einer durchtrennten Kniekehle auf die Bretter, ruft den Elfen auf Elfisch "Ihr Narren!" zu und läuft mit dem Schild vor sich auf sie zu, da nur die Treppe aus diesem Raum herausführt. Die Dryaden schießen, aber der magische Schild wehrt auch die Pfeile ab, die getroffen hätten. Anstatt sie jedoch anzugreifen, läuft sie an ihnen vorbei die Treppe hinauf. Die Dryaden nehmen die Verfolgung auf, während die Wipfelläufer entgeistert dastehen und nicht fassen können, wie viel Blut hier sinnlos vergossen wurde.

 

Fleece versorgt Skaar und J'avo mit Tränken, die die schweren Wunden sofort wieder weitgehend abheilen lassen, und muss sich erst mal setzen. Kithain geht mit tränennassem Gesicht zu Lathlaeril und nimmt ihre Hand, während sie ihre letzten Atemzüge tut...

 

Als sie die Ruine verlassen, stoßen sie bereits in der Nähe auf Tiadriels mit Pfeilen gespickte Leiche. Aus Respekt vor den Waldelfen hatten sich die Dryaden drinnen zurückgehalten, aber als Tiadriel, die offenbar am Herbeirufen Nuiannas beteiligt war, ihr Reich betrat, war das Schicksal dieser Verderberin besiegelt.

 

Die Wipfelläufer tragen die beiden Leichen nach Greenshade, wohin es von hier aus gar nicht mehr weit ist. Die Rückkehr der abgekämpften, blutbesudelten Abenteurer und der Waldelfen mit den Leichen erregt natürlich großes Aufsehen, und auch Moonpearl wird informiert und erscheint mit Galathil und Salinyomë, daneben auch Amarandel, Thanuil, Quimby, Tallula, Cerise Gemain und viele andere – und schließlich auch Ninthalor.

 

Moonpearl nimmt Fleece beiseite, damit sie unter vier Augen reden können, doch auch Ninthalor gesellt sich dazu, den Moonpearl entweder nicht wegschicken kann oder möchte. Wahrheitsgemäß berichtet Fleece, dass Lathlaeril und Tiadriel für die Herbeirufung Nuiannas verantwortlich waren, um ein Aufbäumen des Waldes vorzutäuschen, und nachdem Lathlaeril geflohen war, lockten sie und Tiadriel die wichtigsten Vertreter des Five Firewinds Trading Coster unter dem Vorwand einer Demonstration an den Beschwörungsort, um ein missglücktes Ritual zu simulieren, ihnen die Schuld für die Beschwörung in die Schuhe zu schieben und so die Stimmung dermaßen deutlich gegen die Menschen zu richten, dass Moonpearl keine andere Wahl bleibt, als alle aus Greenshade zu werfen. Daher liegt der Verdacht nahe, dass sie den Kleinkrieg zwischen den beiden Handelshäusern mindestens befeuert, vermutlich eher inszeniert haben. Hoskils Einbruchsversuch wäre dann eine Einzeltat als Folge der sich hochgeschaukelt habenden Animositäten. Sehr wahrscheinlich haben sie auch Unwyn ermordet – in der alten Ruine haben sie ja gezeigt, wie wenig ihnen nichtelfisches Leben gilt. Und wer weiß, wer noch mit ihnen unter einer Decke steckt. (Weil ihre Beweislast dünn ist, erwähnt sie nicht, dass sie sich sicher ist, dass auch Gwinuial dazugehört, der sie mit der Lüge aus Greenshade weglockte, der Kingscrest Coster sei auf ihn zugetreten.)

 

Warum Lathlaeril tot ist, will Ninthalor wissen. Fleece erklärt es, er geht auf sie zu und sagt ruhig: "Ein Leben für ein Leben. Wie unausgewogen." Natürlich meint er damit, dass Lathlaerils Leben so viel wertvoller war als das Fleeces, aber gerade nicht deutlich genug, um darauf festgenagelt zu werden. Aus seiner Verachtung macht er keinen Hehl, aber auch keine Show. Noch immer schüchtert seine alte, erfahrene Ausstrahlung sie ein, aber diesmal ist Fleece standhafter und meint, dass Lathlaeril, als hier der ganze Terror begann, ja noch an Ninthalors Seite und gar nicht hier war – jedenfalls offiziell, hm? Ninthalor ist zu erfahren, um sich davon aus der Reserve locken zu lassen, aber sein Blick macht Fleece klar, dass sie einen Feind vor sich hat. Moonpearl schreitet ein und führt Fleece mit dem Hinweis weg, sie müsse sich von ihrer Todesgefahr erholen.

 

Fleece weiß, dass Ninthalor es vielleicht so hätte drehen können, dass das Wort fremder Abenteurer nicht zählt, aber die Wipfelläufer, denen Lügen fremd sind, was hier jeder Elf weiß, sind der lebende Beweis für die Wahrheit, also wird er nichts unternehmen. Aber was mag in Moonpearl vorgehen? Warum hat er so gehandelt, wie er gehandelt hat? Steckt er auch mit drin? Wenn ja, würde er sie dann extra aus Zazesspur geholt haben, nur um damit seine eigenen Interessen zu gefährden? Würde Salinyomë gegen die Interessen ihres Vaters handeln, indem sie vor Ninthalor warnt? Hat Ninthalor ihn in der Hand? Oder ist es komplizierter?

 

Es scheint so, denn Moonpearl bittet Fleece, über die Hintergründe kein Wort zu verlieren und ihm nicht zu widersprechen, wenn er eine andere Version verbreiten lässt. Ihr ist nicht wohl dabei, aber er ist der Graf – sie muss sich ihm fügen, und er ist ihr keine Rechenschaft schuldig.

 

Im Shadehome Inn lecken die Helden ihre Wunden, doch Kithain ist nicht bei ihnen. Gern würde Fleece sie trösten, weiß aber, dass die Wipfelläufer das vermutlich gerade deutlich besser können. Stumm ergreift Fleece J'avos Hand und drückt sie, während sie ihren Gedanken nachhängt. Das war ihr erstes gemeinsames Abenteuer als Paar, und das schweißt ein bisschen dichter zusammen. Mit ihm hat sie jemanden, mit dem sie ihre Gedanken teilen kann, und die müssen raus: Ihr Elfenbild ist erschüttert worden. Naiverweise hatte sie gedacht, dass alle Elfen zumindest im Grundsatz so seien wie Kithain, obwohl sie die ganzen Geschichten über den Niedergang arroganter Elfenreiche kennt, die sie aber immer von aktuell lebenden Elfen getrennt betrachtet hatte. Dabei hat Kithain so oft betont, dass sie schon die Hochelfen für entfremdet hält. Andererseits: Wenn man so langlebig ist und so fundamental anders funktioniert als die flatterhaften, impulsiven, launischen Menschen, wenn man so viel Zeit hat, seine Fähigkeiten zu vervollkommnen und sein Wissen zu mehren, kann man es einem da verdenken, wenn er meint, mehr wert zu sein als die Kurzfristigen? Was sie nicht loslässt, ist das Wissen, dass Tiadriel den anderen Elfen und Dryaden niemals hätte Schaden zufügen wollen. Es waren die Menschen, die sie als wertlos erachtete und beseitigen wollte wie Ungeziefer. Wer weiß, welche Erfahrungen sie im Laufe ihres langen Lebens mit ihnen gemacht hat? Die tethyrianische Geschichte ist voller Beispiele für Menschen, die sich von ihrer schlechtesten Seite zeigten, die Angst vor der Macht der geheimnisvollen Elfen hatten und sie jagten wie Vieh, sie gar ausrotten wollten. Die Rhivauns und die Imbrars mussten einst zusehen, wie ihre elfischen Mütter gelyncht wurden, und darum betteln, trotz ihres Elfenblutes am Leben gelassen zu werden. Kann das Wissen um diese Vergangenheit spurlos an einem Elfen vorbeigehen? Wie sehr kann Fleece Tiadriel und Lathlaeril verurteilen, ohne zu wissen, was sie erlitten haben? Wer weiß, wie viele ihrer lieben Verwandten den Menschen zum Opfer fielen? Ungeachtet dessen, ob Ninthalor nun auch dem Schleiererbe angehört oder nicht: Nicht mal ihn kann sie hassen, obwohl sie weiß, wie sehr er sie verabscheut.

 

Am nächsten Tag bittet Moonpearl ohne Fleeces Wissen Kithain allein zu sich, denn er würde sie gern etwas fragen. Sofort entgegnet sie: "Ich weiß. Meine Antwort lautet ja. Es ist mir so bestimmt."

 

Später werden die Abenteurer von den Stoutfellows abgeholt und zu Moonpearl gebracht, wo sie neben Salinyomë auch Amarandel wiedersehen, bei der sich Fleece herzlich für ihre Hilfe bedankt. Sie ist überrascht, Kithain bereits in Moonpearls Salon zu sehen. Dieser bedankt sich bei den Abenteurern für ihre unermessliche Hilfe: Wieder einmal hat die Gemeinschaft der Ersten Sonne alle Erwartungen übertroffen. Fleece ist ein wenig unwohl bei dem Lob, hat sie doch bereits davon Wind bekommen, dass es in der Stadt heißt, Lathlaeril und Tiandriel seien Seite an Seite mit den Abenteurern heldenhaft bei der Verteidigung Greenshades gefallen, aber sie hat bei Moonpearl auch kein schlechtes Bauchgefühl, und wer weiß schon, welchen Eiertanz ein Hochelf aufführen muss, der versucht, in einem menschlichen Königreich ein Graf zu sein und hier die Interessen der Hoch-, der Waldelfen und der Menschen unter einen Hut zu kriegen?

 

Die Bezahlung wird diskret erledigt, aber danach ahnt Fleece etwas, als Kithain sie einlädt, mit ihr bei den Seen hinter Moonpearls Anwesen spazieren zu gehen. Kithain habe sich sehr zurückgezogen, sagt Fleece und fragt sie, was sie beschäftigt. Kithain, ganz Elfe, holt weit aus und beschreibt erneut das Gefühl des In-die-Fremde-gezogen-Werdens, das sie ihrer Sippe mehr und mehr entfremdete. Ihr Schicksal lag außerhalb dieser, und die Abenteurer, die in ganz Toril herumgekommen waren und auch weiterhin herumkommen würden, boten ihr die bessere Chance, sie an den Ort ihres Schicksals zu führen, als ziellos allein loszuziehen. Und nun, vier Jahre später, schließt sich der Kreis, und die Ironie daran ist, dass ihr Schicksal im selben Wald liegt, den sie verlassen hatte, um es zu suchen. Doch es war der Weg, der zählte, denn auf ihm ist sie zu der geworden, die sie sein muss, um ihr Schicksal überhaupt erfüllen zu können. Moonpearl hat sie gefragt, ob sie an Faerlaurs Stelle Greenspeaker werden möchte, um zwischen Hoch- und Waldelfen zu vermitteln, den Waldelfen in Greenshade eine Stimme zu geben, weil sie sie versteht, und ihnen auch ihnen fremde Konzepte vermitteln kann, die sie als erfahrene Weltenbummlerin kennen (wenn oft auch nicht begreifen) gelernt hat. Tatsächlich ist sie für diese Aufgabe die perfekte Kandidatin, denn dazu ist sie in der Gemeinschaft der Ersten Sonne geworden.

 

Fleece hat einen Kloß im Hals, als sie daran denkt, Kithain gehen zu sehen, freut sich aber auch unglaublich darüber, erleben zu dürfen, dass sie endlich ihr Schicksal gefunden hat, das sie seit vier Jahren sucht und dessen Fehlen sie so manches Mal in Verzweiflung stürzte. Das war also vor ein paar Tagen ihr unbestimmtes Gefühl, als sie hier ankamen? Ja, und es wurde über die Tage zur Gewissheit, doch gab es stets andere Dinge, um die sich Kithain kümmern musste, bevor sie sich damit auseinandersetzen konnte. Sobald sie Gewissheit hatte und dafür bereit war, stellte Moonpearl ihr auch schon die Frage, und sie sagte zu.

 

Fleece nimmt sie sanft in den Arm, beginnt zu weinen und drückt Kithain immer fester. Ihre außergewöhnliche Freundschaft, so außergewöhnlich eine Freundschaft eben sein muss zwischen einer puren, reinen Waldelfe und einer einst schlitzohrigen, opportunistischen Menschenfrau, die erst während dieser vier Jahre so richtig erwachsen wurde, auch dank Kithains gutem Einfluss, kulminiert in diesem Moment, und Fleece ist, als ob sie Kithain verlöre, auch wenn sie weiß, dass sie sie jederzeit besuchen kann. Sie hat sie zu gut kennen gelernt, um zu diskutieren, ob sie sich auch wirklich ganz sicher ist – sie weiß, Kithains Schicksal erfüllt sich hier.

 

Schließlich löst sich Kithain und meint sanft, dass Fleece nun besser bald aufbrechen sollte, denn der vom Magister berechnete Tag rückt näher und näher. Fleece holt Skaar und J'avo dazu, damit auch sie Bescheid wissen, und holt aus diesem Tag noch alles raus, was sie kann, indem sie ihre Zeit mit Kithain verbringt und über alles spricht, was ihr jemals auf dem Herzen lag. Sie muss natürlich Raif und Jaq ausrichten, sie besuchen zu kommen, und Jewel möge sie ausrichten, wann immer sie sie wiedersehen mag, dass sich Kithain für sie nichts sehnlicher wünscht, als dass ihr Fey Frieden findet.

 

Im Morgengrauen begleitet Kithain die drei Abreisenden bis vor die Stadt und bleibt nach einem tränenreichen Abschied zurück, um ihnen noch lange nachzusehen.

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