16 - Kings And Queens {{ currentPage ? currentPage.title : "" }}

1347 DR, Year of the Bright Blade: Am 22. Eleint 1347 DR erreichen Crown Ridge im Herzogtum Elestam die Nachrichten aus dem restlichen Reich: Die Monarchie ist gefallen, die Adligen wurden gestürzt. Ein wütender Mob tut sich zusammen und zieht nach Llorbauth, auf dem Weg die Nachrichten verbreitend und größer und größer werdend. Schließlich erreicht man Castle Klarsamryn, wo Prinz Valon Morkann, Sohn von Valdur Morkann, den Mob bereits erwartet. Die Rädelsführer, unter ihnen Beorn Harlaw (Ray Winstone, Jpg 16001, Robin Hood, Series 2, Episode 1, Anfang von Kapitel 7 (DVD 1)) und Bardulph Knoll (Clive Mantle, Jpg 16002, Robin Hood, Series 3, Episode 3, Kapitel 6, 0:27:30 (DVD 1)), marschieren wütend auf den jungen Prinzen (Phillip Davis, The Bounty, Kapitel 14, 1:27:00, Kapitel 18, 1:57:00) los, doch der sitzt nur da auf den Stufen zum Thron und sieht traurig vom Boden auf. Diese Passivität hält die Bauern davon ab, ihn sofort mit sich zu zerren und am nächsten Baum aufzuknüpfen.

 

Beorn: Die Zeit der Adligen ist abgelaufen, Morkann! Deine beiden Grafen und fünf Barone haben wir schon besucht. Nur du fehlst uns noch.

Valon (nickt traurig): Ihr habt Nachricht von den Unruhen in ganz Tethyr erhalten – ich erhielt Nachricht vom Tod meines Vaters.

Man sieht in den Reihen der Aufständler einige leicht beschämte Gesichter.

Bardulph: Aye! Er ist in den Flammen von Castle Tethyr umgekommen, wie all die anderen fetten Sklaventreiber!

Nun wird wieder zustimmend gebrüllt.

Valon: Das ist wahr. Er war dem Land kein guter Herzog – aber nichts desto trotz war er mein Vater, und ich liebte ihn. Doch ihr wollt mich nicht um ihn trauern lassen, nicht wahr? Ist der Strick auch schon für mich bereitgelegt?

Blicke werden getauscht, der Mob ist es gewöhnt, dass die feigen Adligen unter Geschrei und Gebettel ums eigene Leben zu fliehen versuchen.

Bauer 1: Ihr seid... (Er erntet missbilligende Blicke und berichtigt sich.) Du bist der Sohn von Herzog Valdur! Die Söhne büßen für die Missetaten ihrer Väter!

Valon (sieht den Nebenmann des Bauern an): Ich kenne dich. Bist du nicht Tavick, der Steinmetz?

Tavick (läuft krebsrot an, versucht sich kurz linkisch hinter seinem Vordermann zu verstecken, gibt es aber auf): Ja, Mylord, das bin ich.

Valon: Und du? Dich kenne ich auch. Tulver Einarm, so nennt man dich, nicht wahr?

Tulver: Ja, so nennt man mich – seitdem dein Vater mir die Hand genommen hat.

Valon: Aufs Schafott hatte er dich schicken wollen, doch ich bat um dein Leben, und du wurdest verschont. Welchen Groll kannst du gegen mich hegen?

Tulver zieht die Nase hoch und sieht sich verlegen um, als sei er von der Pracht des Schlosses beeindruckt

Beorn (sieht sich in den Gesichtern um): Was ist? Die meisten von euch haben wir in Shalanar aufgelesen, ihr kommt von hier. Sagt er die Wahrheit?

Bauer 2: Tulver ist mein Schwager. Wäre der Prinz nicht gewesen, stünde er nicht hier.

Bauer 3: Der Prinz war der einzige Adlige, der je vor dem Tempel den Armen gespendet hat.

Bauer 4: Dem Schankmädchen, das Herzog Valdur geschwängert und dann verstoßen hatte, dem hat der Prinz Geld gegeben, damit sie in Morninggold neu anfangen kann, wo keiner von ihrer Schande wusste.

Tavick: Ich habe manchmal meine Arbeit liegen lassen und hier im Schloss arbeiten müssen. Der Prinz hat immer zugesehen, dass wir gut versorgt wurden, und uns auch mal was zugesteckt, damit uns die Frondienste nicht ruinieren.

Bauer 5: In Llorbauth haben sie alle gehofft, der alte Valdur stirbt bald, damit Valon das Herzogtum übernehmen kann.

Mundschenk: Ich war Mundschenk bei Graf Dratton. Prinz Valon hat auf einer Gesellschaft die Grafen und Barone wegen der erdrückenden Steuern so sehr gescholten, dass Herzog Valdur ihn grün und blau prügelte. Sklaventreiber hat er sie genannt, und Blutsauger. Das Gesinde hat noch jahrelang davon gesprochen. (Er sieht zu Boden.) Wir sollten uns schämen, hier so vor Seiner Hoheit zu stehen.

Beorn (packt den Mundschenk aufbrausend am Kragen): Vor Valon Morkann, dass das klar ist! Hoheiten und Majestäten gibt's nicht mehr! (Er geht auf Valon zu.) Steh auf! (Valon erhebt sich langsam und sieht dem ihn anfunkelnden Beorn offen in die Augen. Beorn zupft hier und da an Valons blütenweißer Seidentunika herum.) So, ein Adliger mit Anstand bist du, hm?

Bardulph (legt ihm leicht verlegen von hinten die Hand auf die Schulter): Beorn... wenn sie Recht haben...

Beorn (nach hinten, ohne sich umzusehen): Halt's Maul. (Zu Valon.) Wenn du so ein Pfundskerl bist, dann sag mir doch mal... was wir jetzt mit den feinen Herren anstellen sollen, die wir unterwegs aufgelesen haben?

Valon (sieht Beorn lange in die Augen, was diesen allmählich aggressiv macht): Bringt sie herein.

 

Nach einem Schnitt sieht man drei in feine, aber inzwischen teilweise zerrissene Garderobe gekleidete übergewichtige Adlige nebeneinander stehen. Die nackte Panik steht ihnen in die Gesichter geschrieben, aber sie können nichts unternehmen, da sie von zahlreichen Dörflern festgehalten werden. Beorn stolziert zufrieden vor ihnen auf und ab und wendet sich schließlich Valon zu, der gerade beruhigend den Arm eines Dieners berührt, der höchst nervös mit einem Sack an seine Seite tritt.

 

Beorn: Tut mir leid, dass wir dir nur drei anbieten können. Zwei haben sich aus dem Staub gemacht, bevor wir ankamen, und zwei... (Er sieht in die Runde.) Sind uns irgendwie... abhanden gekommen. (Schallendes Gelächter erklingt.)

Valon (geht mit dem Diener im Rücken auf den ersten zitternden Adligen zu): Ich erinnere mich an eine Begebenheit, als ich noch ein Kind war. Mir war ein streunender Hund zugelaufen, dem ich den Namen Fluffy gab. Er hatte furchtbare Angst vor Menschen, aber zu mir fasste er Vertrauen. Einen Sommer lang folgte er mir überall hin. Dann musste ich für ein paar Wochen auf Eurem Schloss wohnen, um mich in Eurer Garnison von Eurem besten Soldaten am Schwert ausbilden zu lassen. Ihr führtet mich durch die Soldatenunterkünfte und die Wehrkammer, und plötzlich strecktet Ihr hastig die Hand nach Fluffy aus, um ihn zu streicheln. Er jaulte auf und versteckte sich hinter mir. Wisst Ihr noch? Fluffy hatte sich einfach nur erschrocken, und da er nicht wusste, woran er bei all den fremden Menschen war, suchte er bei mir Schutz. Er wusste, ich würde ihn beschützen. Aber Ihr... Ihr wart einfach nur beleidigt, dass sich der Hund nicht von Euch streicheln ließ, dass er gar Furcht vor Euch hatte. Ihr ließt mich von Euren Soldaten festhalten und Fluffy fangen. Während man ihn in einen grobmaschigen, flohverseuchten Sack steckte, sah er mich flehend an – er begriff nicht, warum ich ihm nicht half. Ihr bandet den Sack persönlich zu, hingt ihn über dem Feuer auf dem Hof auf und ließt es entzünden. Ich kann seine Schreie noch heute hören. Ihr meintet, ein jeder in Eurer Grafschaft habe sich an Eure Regeln zu halten und Disziplin zu lernen, je eher, desto besser. Und so, wie Ihr diesen Hund behandeltet, behandeltet Ihr alle, die Euch nicht zu Willen waren. Nicht länger. (Sein Diener hält ihm den offenen Sack hin, Valon zieht einen Strick heraus, legt ihn unter allmählich lauter werdendem zustimmenden Gemurmel bis Gejubel um den Hals des Adligen, wirft ihn über einen Querbalken und tritt vor den nächsten Adligen.) Euer Reichtum war Euch nicht genug, die Abgaben an meinen Vater zu hoch für Euren Geschmack. Also erhöhtet Ihr die Steuern, bis die ganze Baronie am Hungertuch nagte. Das ging so lange, bis mein Vater Euch maßregelte und sagte: "Die Menschen haben kein Brot mehr." Erinnert Ihr Euch noch, was Ihr darauf erwidertet? "Dann sollen sie doch Kuchen essen!" (Unter immer lauterem Jubel legt er auch ihm den Strick um den Hals und wirft ihn über den Querbalken. Er tritt vor den dritten Adligen.) Während eines Aufenthalts auf Klarsamryn nahmt Ihr eine Dienstmagd gegen ihren Willen und ließt sie, nachdem Ihr sie geschändet hattet, noch vor Tagesanbruch ermorden. Mein Vater stellte Euch zur Rede. Entsinnt Ihr Euch noch Eurer Antwort? "Wehe mir, wenn sich dieses Waschweib verplappert. Ihr wisst doch, Herzog Valdur, wie eifersüchtig meine Frau ist."

 

Er verfährt bei ihm wie bei den anderen, und gemeinsam mit den Dörflern zieht er die drei Adligen an ihren Stricken in die Höhe. Ihre Augen treten hervor, die Zungen werden rausgestreckt, die Beine zappeln ohne Unterlass, einer macht sich in die Hose, und ihr Tod findet unter lautstarkem und sich immer weiter aufschaukelndem Gebrüll statt. Valon wird allenthalben auf die Schulter geklopft, zuerst zaghaft, dann immer brüderlicher, während er aber nur erschöpft und wenig begeistert aussieht. Schließlich baut sich auch Beorn grinsend und nickend vor ihm auf, legt ihm eine Hand auf die Schulter und drückt kräftig zu, und auch Bardulph nickt ihm gut aufgelegt zu.

 

Beorn: Nicht schlecht für einen Adligen. (Valon nickt nur fahrig.) Natürlich ist klar, dass du jetzt keiner mehr bist. (Er grinst breit, wendet sich dann um und brüllt.) Also gut, Jungs, dann sehen wir mal zu, dass das gute Tafelsilber hier nicht anläuft, hä? (Unter Freudengeschrei schwärmen die Bauern aus, um das Schloss zu plündern.)

Valon (leise zu Beorn): Und dann?

Beorn: Was "und dann"?

Valon: Wenn ihr jedes Schloss geplündert habt... was dann?

Beorn: Was dann, was dann! Na, was schon? Wir leben endlich mal wie Menschen!

Valon: Man wird euch nicht leben lassen wollen.

Beorn (fühlt sich provoziert, sieht Valon stechend an und stellt sich breitbeinig und streitlustig hin): So? Wer denn? Du?

Valon: Was kann ich euch schon tun? Die Goblins aus den High Peaks und den Kuldin Peaks sind nicht blind. Wenn sie merken, dass das Reich zusammengebrochen ist, was glaubst du, werden sie tun? Was glaubst du, werden die Goblins aus den Shining Plains im Osten tun? Was wird Calimshan tun, das seit fast zweitausend Jahren danach giert, sich Tethyr einzuverleiben?

Beorn: Mit denen werden wir schon fertig.

Valon: Das bezweifle ich.

Beorn: Wer, glaubst du, ist denn mit deinen feinen Adelsfreunden fertig geworden, hä? (Er stößt ihm grob den Finger in die Brust.)

Valon: Wer hat sie nach der ersten Welle der Gewalt denn noch beschützt, nachdem sich auch die Streitkräfte den Aufständlern angeschlossen hatten? (Beorn verlagert sein Gewicht, sieht Valon aber immer noch herausfordernd an.) Elestam ist meine Heimat. Ich möchte nicht auswandern müssen, nur weil sie im Chaos versinkt. Ihr müsst eine neue Ordnung aufbauen. Ihr müsst ein stehendes Heer unterhalten, das euch nach Westen, Osten und Süden absichert. Wenn ihr das nicht tut, werdet ihr die Früchte eures Aufstands nicht lange genießen können.

Bardulph: Er hat Recht, Beorn. Ich hab gehört, dass eine ganze Garnison schon auf Raubzug gegangen ist, um Gehöfte zu plündern, jetzt, wo sie keinen Herrn mehr haben.

Valon: Das wird früher oder später überall passieren. Soldaten können nichts anderes als kämpfen. Es reicht nicht, ihnen eine Spitzhacke und ein paar Samen in die Hand zu drücken und sie loszuschicken, sich irgendeinen Flecken Erde auszusuchen, um sie zu Bauern zu machen. Ihr braucht ein Heer, und die Soldaten brauchen eine Aufgabe und ein Einkommen.

Beorn (sieht kurz Bardulph an, dann wieder Valon): Und was schlägst du vor?

Valon: Schafft all eure Beute aus den Schlössern der Adligen zusammen, verteilt sie nicht. Lasst—

Beorn (packt ihn wütend am Kragen und zieht ihn an sich heran): Was sagst du? Du willst den braven Menschen, die Jahrhunderte der Sklaverei ertragen haben, nicht gönnen, ihren Kindern Essen auf den Tisch zu stellen? (Er schubst ihn grob zurück.)

Valon (beschwichtigend): Ohne Adlige zahlt ihr keine Steuern mehr, es wird jedem besser gehen als je zuvor. Aber ihr müsst eure Beute zusammenhalten und davon ein Heer finanzieren. Wählt einen oder mehrere Männer aus eurer Mitte, denen ihr zutraut, das Herzogtum... (Er bemerkt Beorns stechenden Blick und korrigiert sich hastig.) ... das Land zu regieren, und schickt, so schnell ihr könnt, Boten in jede Baronie, um die Soldaten zu unterrichten und Übergriffe zu verhindern. Eure Beute sollte dafür fürs Erste reichen. Dann könnt ihr euch Gedanken machen, wie es weitergehen soll.

 

Beorn funkelt Valon noch ein paar Augenblicke lang hörbar atmend an, und es werden das Titelbild und die Namen der Mitwirkenden eingeblendet: Gerard Butler, Brian Blessed, John Rhys Davies, Philip Davis, Lewis Collins, John Nettles, Ray Winstone, Clive Mantle, Bryan Marshall, Derek Jacobi, Edward Jewesbury, Vincent Cassel, Daniel Webb, Nick Brimble, Matt Frewer, Richard Easton, Christopher Ravenscroft, Anthony Steel, James Purefoy, Jeremy Sumpter... and Sir Ian Holm as Captain Tully.

 

1368 DR, Year of the Banner: Man zeigt in vielen Schnitten die letzten Augenblicke von #13 – SHADOWS OF AMN und die folgenden von Elminster aus dem Off kommentierten Szenen.

 

Elminster: Nun, wie du weißt, sind Raveena, Fleece, Jendara, Theon, Raif und Vardis im südlichen Amn auf eher ungewöhnliche Weise an Land gegangen. Natürlich benutzten sie, sobald sie sich von dem harten Kampf mit Karyl Vance und den Schergen des unbekannten Elfen erholt hatten, Velaryons magische Karte, aber zu ihrer Verwunderung waren er, Spider und Zhai nirgends zu entdecken. Sie mussten Amns Grenzen verlassen oder den Tod gefunden haben, eine andere Erklärung gab es nicht. Doch wenn sie noch am Leben waren – wohin mögen sie nur gegangen sein, anstatt wie versprochen auf ihre Gefährten zu warten?

Volo: Würde man auf dieser Karte auch auftauchen, wenn man... sagen wir, auf dem Rücken eines Drachen ritte?

Elminster (atmet seufzend durch): Wie dem auch sei, sie zogen sich zunächst von der Küste zurück, versorgten die Verwundeten und zahlten schweren Herzens fast ihr ganzes Vermögen an die Überlebenden der Dauntless-Landung aus, wie es abgemacht war. So wie sie sich erholt hatten, beschlossen die sechs verbliebenen Abenteurer, in die südlichste Stadt Amns zu reisen, nach Murann, um so weit wie möglich von den Hornissennestern Athkatla und Esmeltaran wegzukommen und sich zu überlegen, wie sie weiter vorgehen sollten. Dort erfuhren sie, dass im Kleinen Riesen, einer gemütlichen Gaststube, eine Dienerin Zarandas auf diplomatischer Mission residierte.

Mazzy Fentan (Jpg 16003-16004, verneigt sich förmlich vor der Gruppe): Mazzy Fentan aus Vineshade, County Tellyshal, Dienerin von Arvoreen und Zaranda Star – zu Euren Diensten.

Elminster: Wie sich herausstellte, hatte Anomen Delryn Wort gehalten und ein paar Männer entsandt, um mit der Loyalistenarmee Kontakt aufzunehmen. Mazzy Fentan hatte tatsächlich nach unseren Freunden gesucht, um die Gruppe zu Lord Hembreon, Herzog von Draknor, zu bringen. Zuerst war sie nach Athkatla gereist, doch konnte Delryn ihr nur mitteilen, dass die Abenteurer kurz zuvor mit der Wavebreaker in See gestochen waren. Da sie nicht wusste, wo und wann sie wieder an Land gehen würden, blieb ihr nichts weiter übrig, als die Rückreise anzutreten. Nach dem Jahrhundertsturm verbreitete sich die Kunde von der spektakulären Landung der Dauntless jedoch wie ein Lauffeuer, und Mazzy, die just im Begriff stand, aus Murann abzureisen, beschloss, erneut den Trade Way hinaufzumarschieren, in der Hoffnung, unterwegs die gesuchten Abenteurer zu treffen. Diese wiederum erreichten Murann, wie gesagt, just an Mazzys Abreisetag. And so the game of kings and queens began.

 

Während nun Fleece mit Mazzy an einem anderen Tisch sitzt und sich angeregt mit ihr unterhält, beraten die restlichen fünf, was nun zu tun ist, denn schließlich werden Spider, Ashe und Zhai vermisst. Raif macht keinen Hehl daraus, dass er über den Verlust von zweien der drei geradezu froh ist, Jen sagt nichts dazu, Raveena pflichtet Raif entschieden bei, doch Theon tut sich schwer, das Schicksal der verschwundenen Mitstreiter einfach mir nichts dir nichts abzutun und nach Tethyr zu reisen. Raif kann ihn schließlich davon überzeugen, dass eine Suche nur dann Sinn macht, wenn man weiß, wo man sie beginnen soll. Jen verlässt niedergeschlagen das Gasthaus, nachdem sie einen von Elminster kommentierten Blick auf die ins Gespräch vertiefte Fleece geworfen hat. Jen ist zutiefst enttäuscht, dass die begeisterungsfähige, aber auch sprunghafte und unstete Bardin den Verlust so einfach zu verschmerzen und es gar nicht abwarten zu können scheint, Mazzy zu begleiten. Sich der Begeisterung für die Verstrickung in dieses unglaubliche vor ihnen liegende Abenteuer im aufgewühlten Tethyr hinzugeben, ist jedoch für Fleece nur ein Weg, um mit dem Schmerz über den Verlust von Ashe, Spider und Zhai fertig zu werden. Raveena verspricht sich von den Mühen für Baronin Azariah eine Belohnung von Zaranda, und demselben Gedanken folgend erklärt auch Vardis, dass er bei der Gruppe zu bleiben gedenke, um so sein Versprechen, das er Nowra gab, vielleicht doch noch erfüllen zu können.

 

Raif setzt sich mit Theon an den Tresen, um ihn über die Schwere dieser Entscheidung hinwegzutrösten, und weist immer wieder darauf hin, dass ihm das Schicksal oder Lathander selbst Ashe bequem aus dem Weg geräumt hat, ohne dass Theon irgendeine Schuld auf sich gezogen hätte, und so könne er nach vorn blicken und endlich zu seinem Weg zu Lathander zurückfinden – und Theon starrt Raif fassungslos an. Das sei es – er müsse, nachdem er sich von seinem Gott losgesagt hatte, Wiedergutmachung betreiben und sich Lathanders erneut würdig erweisen, und Lathander habe ihm Mazzy geschickt, weil er wolle, dass Theon dazu beiträgt, Zarandas Neubeginn (wofür Lathanders Portfolio ja steht) Tethyrs als Monarchie möglich zu machen. Ja, Zaranda müsse auf den Thron! Raif starrt mit einem panischen Blick ('Das wollte ich nicht... welchen Floh habe ich ihm da nur ins Ohr gesetzt?') in seinen Drink, als Theon ihn bittet, ihm zu helfen, seinen Weg wiederzufinden. Raif nickt schließlich, bleibt ihm doch nichts anderes übrig, denn wie könnte er seinem Freund diesen Wunsch abschlagen? Theon geht hinaus in die Nachmittagssonne, um seine Gedanken zu ordnen, kehrt aber bald in den Schankraum zurück, und zwar unabsichtlich in einer Weise, die seinen Wunsch symbolträchtig unterstreicht: Die tief stehende Sonne, die Lathanders Symbol darstellt, scheint blendend in den Schankraum, und Theon, der im Türrahmen steht, wirft seinen langen Schatten hinein. Feierlich verkündet er sein Vorhaben... Mazzy bringt die Gruppe also über die Tethir Road gen Osten (Jpg 16005-16022), um hinter Riatavin zu Lord Blackthorns Kriegshaufen zu stoßen, sich ihm anzuschließen und an der Grenze zu Erlkazar Herzog Hembreon (ein Mitglied des Council of Lords von Zazesspur) zu treffen, der dort ein Bündnis mit König Valon Morkann schließen und im Gegenzug für künftige Handelsabkommen Truppen für die Loyalistenarmee sammeln soll.

 

Volo: So weit, so gut. Aber wo in Shaundakuls Namen steckten denn nun die drei Schreckgespenster?

Elminster: Nicht in Amn, so viel ist sicher. Spider, Velaryon und Zhai hatten in der Esmel Bay gelagert, wo der Esmel River in die Sea of Swords mündet – einen Steinwurf von dem Fischerdorf entfernt, von dem aus Theon und Raif zuvor nach Athkatla gereist waren. Leider waren genau dort von den Rundeen bezahlte Sklavenjäger an Land gegangen, um Karawanen zu plündern, die den Esmel River hinabfahren. Wie es die Götter wollten, stießen sie auf die drei wartenden Abenteurer und freuten sich über alle Maßen, so äußerst viel versprechende und exotische Sklaven gefunden zu haben. Sie zu überwältigen, fiel den zahlenmäßig stark überlegenen Sklavenjägern nicht schwer. Sie nahmen sie mit an Bord, legten sie in Ketten und nahmen Fahrt nach Süden auf, um sie in Calimshan zu verkaufen. Als Raveena Velaryons Karte benutzte, befanden sich die drei just auf der Sea of Swords und tauchten daher auch nicht im Landesgebiet von Amn auf.

 

Natürlich sehen wir das Schiff der Rundeen (Jpg 16023), das über die nächtliche Sea of Swords schippert. Unter Deck sitzen Zhai und Ashe in Eisen geschlagen und grübeln darüber nach, dass beide auf die eine oder andere Weise von einer Gefangenschaft in die nächste geraten sind. Spider geht an Deck spazieren, da ihn keine Ketten halten können. Jede Nacht hält er Ausschau, ob er die Küstenlinie erkennen kann, aber das ist nie der Fall. Da er bereits herausgefunden hat, wo ihre Ausrüstung verstaut worden ist, besteht sein Plan darin, in der Nacht, in der er die Küste sehen kann, die Ausrüstung zu holen, den Schlüssel zu den Ketten zu klauen und mit den dreien zum Ufer zu schwimmen. Dass Ashe und Zhai beide Nichtschwimmer sind, erleichtert diesen Plan jedoch nicht gerade...

 

Mazzys Gruppe passiert den Forest of Tethir, von dem aus Ashe, Jen und Fleece in #13 – SHADOWS OF AMN mit Pfeilen eingedeckt worden waren, als sie etwas südlich abseits der Tethir Road gen Westen reisten, und Mazzy erklärt, dass das gewiss die Elfen des Wealdath gewesen seien, die die Menschen hassen. Bald jedoch stößt Vardis, der einen Blick für diese Dinge hat, auf die Spuren eines Gemetzels, das direkt auf und abseits der Tethir Road stattgefunden haben muss. Man berät ein Weilchen, ob man weiter auf der Straße bleiben oder stattdessen den beschwerlichen und Zeit raubenden Weg durch die Südausläufer der Small Teeth nehmen sollte. Für die zweite Option spricht, dass man so nicht auf Meilen zu sehen wäre, doch dagegen spricht, dass man so einer Goblinhorde oder Schlimmerem in die Arme laufen könnte, kann man sich doch noch zu gut an #13 – SHADOWS OF AMN erinnern. Da dies eine wichtige und gut ausgebaute Handelsstraße ist, die nicht nur von unseren Abenteurern bereist wird, entschließt man sich, auf der Tethir Road zu bleiben.

 

Nun fliegt die Hubschrauberkamera über herbstliche Bergwälder (Jpg 16024-16032) und liefert einige hübsche Panoramen, bis sich dunkle Wolken vor die Sonne schieben und die Kamera nun durch die Wälder rast (Jpg 16033-16043), durch die eine vornehm gekleidete und berittene Lady Cerilia Galath (Jpg 16044) von Soldaten gehetzt wird. Während dieser Verfolgungsjagd stürzt sie vom Pferd, kriecht ins Unterholz, doch da ihr Pferd weiterrennt, verfolgen es die Reiter. Der vorletzte jedoch sieht die Kriechspur, zügelt sein Pferd, und zusammen mit dem letzten steigt er ab und betritt an der entsprechenden Stelle das Unterholz. Lady Cerilia hält sich in einem an einer Seite hohlen Stumpf eines abgestorbenen Baums versteckt und hört das Rascheln zehn Yards weiter eines die Büsche durchstreifenden Soldaten. Sie wagt sich aus ihrem Versteck und umrundet leise den Baum, läuft dabei aber ins Blickfeld des zweiten Soldaten in die Arme, der sie festhält, seinem Kameraden zuruft und sie in Richtung der Pferde zerrt. Ein Pfeil fällt ihn. Der zweite Soldat sieht sich erschrocken nach dem Schützen um, doch niemand ist zu sehen. Er wägt kurz ab, über zwanzig Yards die ebenso angespannte Cerilia ansehend, und ergreift dann schließlich die Flucht. Cerilia atmet tief durch, wartet kurz und läuft dann ebenfalls davon. Sie rennt durch den Wald, immer wieder innehaltend, ob sie etwas gehört hat, bis ihr schließlich jemand etwas in einem starken fremdländischen Akzent aus einem Gebüsch heraus zuzischt ("Nein! Nicht da entlang! Kommt hierher!"). Sie sieht dort einen Mann (Gerard Butler, Timeline, Kapitel 7, 1:02:00, Jpg 16045-16050), der sie eindringlich ansieht und sie zu sich winkt. Sie misstraut ihm, doch er winkt mit der Spitze seines Bogens, ihr demonstrierend, dass er der Schütze war. Also huscht sie zu ihm.

 

Rhoedry: Die Reiter haben Halt gemacht. (Er nickt in die Richtung, in die Cerilia laufen wollte.) Ich glaube nicht, dass Ihr sie wiedersehen möchtet.

Lady Cerilia: Wer seid Ihr?

Rhoedry: Nur ein Jäger.

Lady Cerilia: Ich kenne die Jäger in diesem Wald. Ihr seid keiner von ihnen.

Rhoedry: Hm. (Er zuckt ertappt die Achseln.) Ein Wilderer.

Lady Cerilia: Das glaube ich Euch schon eher.

Er läuft mit ihr weiter, und einige Einstellungen von der Flucht später gehen sie etwas entspannter nebeneinander her, wenngleich Rhoedry sich wachsam nach allen Seiten umsieht.

Lady Cerilia: Ich danke Euch für Euer beherztes Eingreifen.

Rhoedry: Eine Edeldame in Not – was sollte ich da machen?

Lady Cerilia: Es gehört Mut dazu, sich einem Soldaten in den Weg zu stellen.

Rhoedry (zuckt gleichmütig die Achseln): Wer seid Ihr? Und wer waren diese Männer? (Er sieht Cerilia an, und im selben Moment, in dem sie etwas erwidern will, fragt er erneut.) Warum haben Sie Euch verfolgt?

Lady Cerilia: Es ist schwierig, Fragen zu beantworten, wenn man ständig durch weitere Fragen unterbrochen wird. Nun... welche soll ich Euch beantworten?

Rhoedry: Hm. Welche Ihr wollt.

Lady Cerilia (sieht ihn tadelnd an): Es würde mir gefallen, wenn Ihr nicht servil wäret. Das ist eine Eigenschaft von Markthändlern, die schlechte Ware verkaufen. Mit Sicherheit ziehe ich endlose dumme Fragen vor. (Sie sieht ihn von der Seite an, er erwidert ihren Blick, schmunzelt und sieht sich wieder um. Sie lässt ihren Blick noch weiter auf ihm ruhen und lächelt.) Ich bin Lady Cerilia Galath, Baronin von Carrelath. Wer diese Männer waren, kann ich nicht sagen. Sie trugen Uniformen, aber keine Wappen. Warum sie mich verfolgt haben, kann ich daher ebenfalls nicht erraten. Ich weiß nicht sehr viel weniger über sie als über meinen Retter. (Sie sieht ihn weiter an, er schaut sich nach wie vor um, während er geht. Als sie länger geschwiegen hat, schaut er sie an und kapiert, dass sie ihn meinte. Er lächelt verlegen, da er nicht eher geschaltet hatte.) Wer seid Ihr?

Rhoedry: Kían Rhoedry ist mein Name, Mylady. (Er verneigt sich formlos, aber höflich, während er weitergeht.)

Lady Cerilia: Euer Akzent ist mir unbekannt. Ihr müsst von weit her kommen.

Rhoedry (nickend): Das ist wahr, Mylady. (Sie sieht ihn auffordernd an.) Oh. Ich komme von der Insel Gwynneth. (Da sie nicht reagiert, fügt er erklärend hinzu.) Das ist eine der Moonshaes.

Lady Cerilia: Ihr kommt in der Tat von weit her. Wie hat es Euch nach Erlkazar verschlagen?

Rhoedry: Das ist eine lange—

Lady Cerilia: Geschichte, ich weiß. Das sind alle interessanten Geschichten. Wäre die Eure schnell erzählt, wäre sie auch nicht besonders bemerkenswert, nicht wahr?

Rhoedry: Eine hohe Dame, wie Ihr es seid, hat sicher Wichtigeres zu tun, als sich die Lebensgeschichten von Wilderern anzuhören.

Lady Cerilia: Es sei denn, diese Wilderer bewahren die hohe Dame vor einem unerfreulichen Schicksal.

Rhoedry: Gewiss gehen Euch andere Dinge im Kopf herum. Wenn Ihr nicht wisst, was diese Männer von Euch wollten—

Lady Cerilia: Könnten wir bitte nicht darüber sprechen? (Während sie das sagt, ist Rhoedry aber bereits stehen geblieben und sieht sich alarmiert im lichter gewordenen Wald um.) Haben sie uns gefunden?

Rhoedry: Gefunden noch nicht, aber sie kreisen uns ein.

 

Er sieht sich aufmerksam um, entdeckt schließlich einen abgestorbenen Baum mit einer Mulde unter einer der mächtigen Wurzeln. Eilig gräbt er den Hohlraum weiter aus, doch nun sieht und hört auch Cerilia den einen oder anderen Soldaten. Rhoedry gräbt noch schneller, doch viel Zeit bleibt nicht mehr. Er lässt Cerilia in die Mulde kriechen, steht auf und sieht gerade hinter dem Baum hervor, als einer der Reiter naht. Er kriecht nun auch in die Mulde und damit direkt bäuchlings auf Cerilia, zieht mit einem Arm seinen braunen Umhang über sich und schaufelt mit dem anderen Laub darauf. Man hört die langsam nahenden Hufschritte, die wenige Yards entfernt anhalten. Rhoedry und Cerilia sehen sich die ganze Zeit in die Augen. Ein zweites Hufpaar naht, und man vernimmt einen Teil eines Gesprächs .

 

Soldat 1: Ich versteh das nicht. Sie können doch unmöglich durchgeschlüpft sein. Der Wald ist viel zu licht.

Soldat 2: Hat wahrscheinlich einen Unsichtbarkeitsring oder sowas.

Soldat 1: Dann hätte sie ihn vielleicht vorhin schon aufgesetzt, bevor ich sie gefunden habe, du Schwachkopf?

Soldat 2: Wer ist hier der Schwachkopf? Wer hat sie denn entwischen lassen?

Soldat 1: Wenigstens habe ich mir heute mein Brot bereits verdient. (Ein drittes Pferd naht.)

Soldat 3: Na? Kleines Pläuschchen?

Soldat 2 (verlegen): Na ja...

Soldat 3 (barsch): Seht zu, dass ihr sie findet, oder ich lasse euch Vandree Meldung erstatten! Bewegt euch, ihr Hunde!

Die Pferde entfernen sich in verschiedene Richtungen, doch Cerilia und Rhoedry sehen sich noch immer lange an.

Lady Cerilia: Denkt Ihr... denkt Ihr, dass sie weg sind?

Rhoedry: Mh... ich gehe jede Wette ein, dass sie uns noch suchen. (Cerilia verzieht mehrmals das Gesicht, weil Rhoedrys Haar sie kitzelt) Entschuldigung. (Er muss grinsen, verkneift es sich aber, hebt stattdessen vorsichtig den Umhang und linst nach vorn, lässt ihn aber gleich wieder langsam sinken.) Fünfzehn Yards vor uns. (Cerilia steht die Angst ins Gesicht geschrieben; ein Käfer läuft über ihr Haar, Rhoedry pustet ihn weg)

Lady Cerilia: Was war das?

Rhoedry: Erde, nichts weiter.

Lady Cerilia (sieht ihn eindringlich an): Wenn Ihr jemals einer Menschenseele hiervon erzählt, sorge ich dafür, dass man Euch die Zunge herausschneidet. (Rhoedry schmunzelt, was sie wiederum trotz der Gefahr zum Lächeln bringt – was vielleicht auch seine Absicht war, denn so etwas lenkt von der Angst ab. Man hört leise sich entfernendes Hufgetrappel; erneut wagt Rhoedry einen Blick und sieht, dass sich der letzte noch sichtbare Reiter von dannen macht.)

Rhoedry: Ich denke, in ein paar Augenblicken ist es sicher, wieder rauszukommen.

Lady Cerilia (in einer plötzlichen Anwandlung überschwänglichen Danks für die Lebensrettung): Ihr riskiert viel für mich. (Sie haucht ihm verlegen-hastig einen Kuss auf die Wange.) Ich danke Euch, Kían Rhoedry.

 

Cerilia scheint von ihrer impulsiven Aktion ebenso verwirrt wie Rhoedry, doch dieser rafft sich schließlich auf, sieht sich um und hilft Cerilia aus der Mulde.

 

Derweil stößt die Gruppe auf den erschöpft und abgerissen aussehenden Scout Bescoby (Daniel Webb, Jpg 16051-16052), der die Straße beobachtet. Nach einer kurzen Unterhaltung mit Mazzy führt er die Abenteurer zum Lager Lord Blackthorns (Jpg 16053-16054), und allenthalben macht sich Ernüchterung breit – von Glanz und Gloria oder gar einer Armee keine Spur. Stattdessen sieht man etwa 220 erschöpfte und verdreckte Männer und Frauen (die sich aus neun Rittern, elf leichten Reitern, 20 Fußsoldaten, 19 Armbrustschützen, 83 Milizionären und 82 nicht kämpfenden Versorgungstruppen (Köchinnen, Näherinnen, Schmiede, Lederwerker, Wagner, Kutschfahrer etc.) oder Verwundeten zusammensetzen.)

 

Bescoby holt Captain Brynden Tully (Sir Ian Holm, RPG 1 (180), 1:16, Jpg 16055-16057), der die Neuankömmlinge kurz begrüßt, provisorisch unterbringt und sich anhört, was Mazzy zu sagen hat. Während er zu Blackthorn geht, um zu sehen, ob und wann er bereit ist, die Besucher zu empfangen, fragt Mazzy nach, was in aller Welt denn nur passiert ist. Sie wusste, dass man 1367 DR in Brost keine Freiwilligen gefunden hatte, dass aber das große Wunder in Trailstone und Riatavin geschah – obwohl es sich hier um amnische Städte handelt, hatten sich Hunderte, inspiriert von aus dem Norden gen Tethyr ziehenden Priestern und Paladinen Helms, dem Schwertzug angeschlossen. Nun wird ihr berichtet, dass eine gewaltige Horde aus Goblins, Hobgoblins und Ogern aus den Small Teeth über den Tross hergefallen war. Er hatte tapfer gekämpft, aber die meisten Freiwilligen verfügten über keine Kampferfahrung, und wegen des Überraschungsmoments, der zahlenmäßigen Überlegenheit des Feindes und des unerbittlichen Beschusses aus der Sicherheit der Hügelkämme heraus (der sich nicht um Freund oder Feind scherte und daher auch anhielt, als bereits die Nahkämpfe ausgebrochen waren) wurde der Tross aufgerieben. Einigen gelang es, in den Wealdath zu flüchten, in den die Goblinoiden sie nicht zu verfolgen wagten. Nun, das war also von der im Norden Tethyrs und im Süden Amns rekrutierten Verstärkung geworden. Dennoch zieht der Treck natürlich weiter, um sich an der Grenze zu Erlkazar (hoffentlich) mit den von Herzog Hembreon mitgebrachten Truppen König Valons zu vereinigen.

 

Theon wird Lord Llachior Blackthorn (John Rhys Davies, RPG 1 (180), 0:02, Jpg 16058) und seinen Rittern, mit denen er gerade das weitere Vorgehen plant, vorgeführt. Er erzählt seine Geschichte, und der brummige und ungeduldige Lord hakt des Öfteren nach, bis er schließlich den Kopf schüttelt und nicht zu wissen scheint, ob er lachen oder sich Sorgen machen soll. Auf eine Geschichte, die besagt, dass Tethyr die königlichen Insignien ausgerechnet nach Waterdeep geschickt haben soll, können auch nur Ausländer reinfallen, und die Baronie Varyth in der Grafschaft Timbershire habe nie in der Obhut einer Azariah Ilsombre gelegen, tatsächlich habe es eine Adelsfamilie dieses Namens in der Gegend nie gegeben. Er lässt sich den versiegelten Kreditbrief geben, öffnet ihn, schüttelt den Kopf und bezweifelt, dass irgendein Händler diese Fälschung je als echt betrachtet hätte. Theon ist natürlich völlig perplex und weiß seine sich überschlagenden Gedanken kaum zu bändigen, als er zu seinen Freunden zurückkehrt.

 

Am nächsten Morgen zieht der Treck weiter (Jpg 16059-16063), und auch Lady Cerilia Galath und Kían Rhoedry, die eine unbequeme, kalte und feuchte Nacht im Unterholz verbracht haben, treten den Weg zu Lady Cerilias Anwesen an (Jpg 16064-16074). Sie werden von ihrem Haushofmeister, einem alten Zwerg, in Empfang genommen, doch warten im Innenhof bereits die Reiter von gestern, angeführt von Vandree (Matt Frewer, Jpg 16075), der rechten Hand des Sheriffs von Shalane...

 

Unsere Abenteurer lernen derweil den Tross näher kennen, so z.B. den sympathisch-spitzbübischen Sir Garen Thal (Vincent Cassel, Jpg 16076-16080), den standesbewussten, aber geselligen Sir Lormyr (Jpg 16081-16085), den blutjungen Sir Lythe (Jpg 16086-16087), der noch romantische Träume vom Krieg hegt, die Milizionäre Clymo, Lindon, Cador, Knappet, Barras und Bryar (Jpg 16088-16091), den einzigen Kleriker des Trecks, den Chauntea-Priester Cadmar (Jpg 16092), seinen heilkundigen Gehilfen Perrin (Jpg 16093), den übellaunigen, pessimistischen und desillusionierten Corporal Dulsaer (Jpg 16094-16097), den schweigsamen Waffenschmied Rethel (Jpg 16098) und natürlich auch andere Milizionäre (Jpg 16099-16103).

 

Als Captain Tully während einer Unterhaltung mit der ihn neugierig ausfragenden Fleece erfährt, dass Vardis beim Militär war, steckt er dies Sir Garen, der Vardis bei Seiner Lordschaft antreten lässt. Lord Blackthorn stellt ihm einige Fragen, die Vardis zu seiner Zufriedenheit beantwortet, und da ein starker Mangel an Offizieren herrscht, weist er Tully an, ihm eine Kompanie zu geben. Vardis kriegt also den Haufen, den Corporal Dulsaer bisher geführt hat, und dieser scheint gar nicht davon angetan zu sein, dass ein Ausländer aus dem fernen Osten nun seine Männer befehligen soll, bleibt aber professionell, lässt die Truppe antreten und stellt den neuen Hauptmann vor. Vardis hält eine effektive Ansprache, in der er klar macht, dass er von seinen Leuten viel verlangen wird, aber nichts, das er nicht selber tun wird. Da die meisten Offiziere den Goblins zum Opfer gefallen waren und die verbliebenen Corporals fast durchgehend wenig Kampferfahrung aufweisen und eigentlich nur vorübergehend Haus und Hof verlassen haben, um baldigst dorthin zurückzukehren (von den nichtadligen Offizieren ist Captain Tully der einzige mit Kampferfahrung und von Anfang an an Lord Llachiors Seite dabei gewesen), erweckt es in den Männern ein beruhigendes und zuversichtliches Gefühl, von einem erfahrenen Hauptmann geführt zu werden. (Natürlich glaubt (noch) niemand das sich verbreitende Gerücht, Vardis Yardane sei einst gar ein General gewesen.) Vardis geht in seiner Aufgabe auf und ist bald von seinen Kameraden kaum wiederzuerkennen – er will die beste Vorbereitung für seine Männer, und das bedeutet, dass die nächsten Tendays und Monate sehr, sehr hart werden, denn tagsüber wird marschiert und abends gedrillt.

 

Er spannt auch Raif und Jen ein, damit sie ihm bei der Ausbildung an den Waffen helfen, und fordert Fleece mehrmals auf, die Moral der Truppe zu stärken. Raif zögert und macht nur unwillig mit, denn mit der Ausbildung am Schwert würde er auch Verantwortung für die Männer übernehmen, und er glaubt nicht, der Richtige für diesen Job zu sein. Sein Kampfstil ist sehr risikofreudig und kunstfertig, absolut ungeeignet für Kampfanfänger, und er möchte auf keinen Fall, dass sie sich zu viel von ihm abschauen bzw. dass er ihnen unbewusst Dinge beibringt, die sie in Gefahr bringen. Vardis hingegen macht ihm klar, dass er hier seinen Beitrag leisten werde, und Raif staunt nicht schlecht, den bisher so zurückhaltenden und ruhigen Mann plötzlich Entscheidungen treffen zu sehen, auf die er keinen Widerspruch duldet. Für Vardis ist Krieg Muttermilch, aber Fleece hält sich unerwartet stark zurück. Noch muss sie den großen Unterschied zwischen ihren romantischen Vorstellungen und der schmutzigen und wenig ruhmreichen Realität verarbeiten. Sie traut sich kaum, für diese Männer zu singen, sind sie im Grunde doch genau das, worüber sie in Tavernen zu singen pflegt: Männer, die ausgezogen sind, ihren Traum zu verwirklichen und für ein größeres Gut zu kämpfen (von dem sie direkt erst mal gar nichts haben), und Frauen und Kinder zurückgelassen haben, denen harte Zeiten ohne den Haupternährer bevorstehen. Sie käme sich vor wie ein Scharlatan, diesen einfachen, aber selbst nach dem Goblin-Massaker optimistischen Menschen ihre Mut machenden Lieder zu singen, wo sie doch selbst weniger von dem versteht, von dem diese Lieder handeln, als diese Männer hier. Obendrein stellt man fest, dass der Umstand, dass drei gut aussehende Frauen mit all den vielen Männern fern der Heimat durch die Lande ziehen, nicht annähernd für so viele Probleme sorgt, wie die Gruppe und auch Lord Blackthorn angenommen hatten. Sicher, des Abends werden die Angebote schon mal deutlicher, doch rufen die anständigen Bauern und Handwerker ausfällig oder zu schlüpfrig werdende Kameraden selbst zur Ordnung, und der Großteil erweist sich als zuvorkommende Gentlemen, die sich glücklich schätzen, auch mal etwas Schöneres zu sehen als die Gesichter ihrer Kameraden, und sich sehr höflich und zuvorkommend um die Zufriedenheit der Damen bemühen. Fleece versteht sich wie immer bald mit jedem ganz ausgezeichnet, aber die Selbstverständlichkeit, mit der diese einfachen Menschen alles, was ihnen Sicherheit und ein angemessenes Leben bietet, zurückgelassen haben, damit ihre Kinder es mal besser haben als sie – und das bei der großen Wahrscheinlichkeit, nicht lebend von diesem Schwertzug zurückzukehren –, erweckt nichts Geringeres als ihre Hochachtung. Trotz des anfänglichen Schocks kommt sie sich bald vor wie in einer ihrer Geschichten. Jen hält sich der Miliz gegenüber auffallend stark zurück, schließt kaum Kontakte, bleibt von dem Kampfübungen abgesehen auffällig auf Abstand und hält sich an die Gruppe. Dafür gesellt sich Fleece zu ihr, wenn sie die Übungen abhält, um selbst den Umgang mit dem Schwert zu erlernen.

 

Jen: Hässlich und schnell. Die Eingeweide eines Mannes mit seiner Wirbelsäule bekannt zu machen, ist der schnellste Weg, einen Kampf zu gewinnen.

Fleece: Nicht das Herz?

Jen: Nein. Der Weg zum Herzen wird von den Rippen und den besten Teilen der Rüstung bewacht. Der Bauch ist verwundbarer. Hier gibt's nur Haut und Fett und nicht viel mehr. Nicht alle Männer haben das Geld oder die Geduld für eine vollständige Rüstung. Die meisten wollen sich lieber noch bücken können, wenn sie es müssen. Oh, sie schützen ihre Bäuche mit festem Leder und Kettenhemden und genügend aufgenähten kleinen Platten, dass man ein Dach damit decken könnte. Aber einem Langschwert kann so etwas nicht standhalten. Ein guter Stoß unter die Rippen, und du bist fertig.

 

Raveena genießt es, als Frau im Mittelpunkt zu stehen, doch ähnlich wie Fleece gewöhnt sie sich ihre selbstgefällige Zufriedenheit darüber, insgeheim von allen begehrt zu werden, zusehends ab, je näher sie die Menschen kennen lernt. Raif versteht sich auch bald mit vielen Männern gut, und Theons gewinnende Art macht ihn schnell zum vertrauenswürdigen Ansprechpartner, obwohl er gar nicht zur Schau trägt, dass er Kleriker war bzw. wieder einer werden möchte.

 

Vardis aber wirkt hier wahre Wunder. Zuerst wird über den Drill gemurrt (viele teilen Dulsaers Meinung, dass die Miliz der Kopfzahlen wegen als Schwertfutter betrachtet wird und dass es mehr braucht als Gleichschrittübungen oder choreographierte Manöver mit dem Speer, um genug Abgeklärtheit hervorzurufen, die die Überlebenschancen dieser Bauern und Handwerker erhöhen würde), doch bald hat er erreicht, was er erreichen wollte: eine Identifizierung der Männer mit dieser Kompanie, der Wunsch, die beste Kompanie des Trosses zu werden, und vor allem mehr Selbstvertrauen; Vardis gibt sich hart, aber fair, und unter den Augen der wenigen Adligen (die insgeheim den Kopf schütteln – wozu den Männern Hoffnung machen, sie hätten tatsächlich eine Chance gegen ausgebildete Soldaten, wenn's hart auf hart kommt?) führt er gnadenlos seine Drills durch. Zuerst war man sehr unzufrieden, dass man mehr leisten sollte als die anderen Kompanien, doch bald ist man stolz darauf, zu Vardis' Truppe zu gehören, und einige Milizionäre anderer Kompanien treten auf ihre Vorgesetzten zu und fragen vorsichtig, ob sie nicht auch so was machen könnten. Noch am ersten Abend macht Vardis seiner Truppe klar, dass sie einen Namen haben wird, der Furcht in die Herzen ihrer Feinde tragen soll, und morgen früh erwarte er Meldung, für welchen Namen sie sich entschieden haben. Tags drauf erstattet der liebenswürdig-zurückhaltende ehemalige Kutscher Knappet Bericht, man habe sich für "Errilams Rache" entschieden (was für Fleeces Geschmack reichlich platt klingt, aber schließlich haben sich einfache Leute diesen Namen ausgedacht). Vardis lobt den Namen und lässt seine Männer fortan als "Errilams Rache" antreten. Der Name trägt natürlich zur Identifikation bei, und bald wird er beim An- und Abtreten voller Stolz gerufen. Eines Abends, als man gerade das Lager aufgeschlagen hat und essend beisammen sitzt (Vardis hat den Drill ausgesetzt, um den Männern etwas Ruhe zu gönnen), singt Fleece zur Erheiterung aller (insbesondere zur Erheiterung von Clymo, Lindon und Cador) einen gute Laune verbreitenden Song.

 

Oh Cador be fair, and Cador be fine,

he wants me for to wed.

And I would marry Cador,

but my father up and said.

"I'm sad to tell you, daughter,

what your mother never knew.

That Cador is a son of mine,

and so he's kin to you."

 

Oh Lindon be fair, and Lindon be fine,

he wants me for to wed.

And I would marry Lindon,

but my father up and said.

"I'm sad to tell you, daughter.

what your mother never knew.

That Lindon is a son of mine,

and so he's kin to you."

 

Oh Clymo be fair, and Clymo be fine,

he wants me for to wed.

And I would marry Clymo,

but my father up and said.

"I'm sad to tell you, daughter,

what your mother never knew.

That Clymo is a son of mine,

and so he's kin to you."

 

Well, you never seen a girl so sad

and sorry as I was.

The boys in town are all my kin and

my father is the cause.

If life should thus continue,

I shall die a single miss,

so I go to my mother

and complain to her of this.

 

Oh daughter, didn't I teach you

to forgive and to forget.

Your father might have sowed his oats,

but still you needn't fret.

He may be the father of

all the boys in town, but still...

He's not the one who sired you,

so marry who you will.

 

Nach allgemeinem Gelächter stimmt nun plötzlich Dulsaer ein trauriges Lied an, und alles verstummt...

 

My dad was a serf and his granddad was too.

There was never much question about what he might do.

By the age of thirteen he had laid down his pen,

become slave to his baron and a prince among men.

 

My wish as a young lad from a bright early age

was to follow my hero down in that cage

of toil and of strife and hard work for his lord,

much more than I wanted an old dragon's hoard.

 

Dad worked like an ogre his money to save.

I'm afraid that he worked himself into his grave.

And my schooling was paid at the cost of his health.

He was old at the age of threescore and twelve.

 

I will never forget how his face lit with pride

when I brought in the herd, he was there by my side.

And I try to remember him as he was then:

A rare moment of joy for a prince among men.

 

Not until he was dead the people did rise

and went to the baron, so he'd pay the price

for ages of servitude in his own blood.

The stones of his keep now lie buried in mud.

 

My dad was a serf and a prince among men,

well loved by his wife and his family and friends.

His hardship and toil gave me the one chance I had,

and generations of slavery died with my dad.

 

Die Milizionäre nicken bedächtig vor sich hin, und während Fleece wild in ihr Buch kritzelt, um Text und Melodie festzuhalten, stellt sie erneut fest, dass sie von ihrer Gruppe die Einzige zu sein scheint, die mit der Bedeutung des Textes etwas anfangen kann. Für sie ist unbegreiflich, wie sich die anderen nicht nur in einem historisch so interessanten und reichhaltigen Land aufhalten, sondern sich gar eines Schwertzugs zur Wiedereinsetzung der Monarchie anschließen können, ohne auch nur das Geringste über die Geschichte Tethyrs zu wissen.

 

Doch wenden wir unseren Blick nun auf Castle Klarsamryn (Jpg 16104-16109). Im Speisesaal sitzen Lord High Sheriff Lannion Belleme of Shalane (Lewis Collins, RPG 1 (180), 0:14, Jpg 16110), Lord Tyvin Firaun (John Nettles, RPG 1 (180), 0:04, Jpg 16111), Lord Jivam "the Tammsel" Tammsel (Jpg 16112-16114) und der König höchstpersönlich (RPG 1 (180), 0:06, Jpg 16115-16116) zu Tisch. Lady Cerilia steht davor, Rhoedry, flankiert von Soldaten und Vandree, steht etwas abseits.

 

Lady Cerilia: Wenn es Euch beliebt, Euer Majestät, möchte ich Euch Kían Rhoedry vorstellen, einen Squire aus der Baronie Valshall, der mich vor Schurken gerettet hat, die mich entführen wollten – oder noch Schlimmeres im Sinne hatten.

Sheriff Belleme: Euer Gnaden, ich fürchte, die Dame erlaubt sich einen Scherz auf unsere Kosten. Sie weiß nur zu gut, dass ich meine Männer aussandte, um sie zu retten, da ich sah, dass sie allein und in Bedrängnis war. Ich kann mir nicht vorstellen, warum sie die Dinge in ihr Gegenteil verkehrt, höchstens als Beweis ihres ungewöhnlichen Witzes.

King Valon: Lady Cerilia, wollt Ihr gewitzt sein?

Lady Cerilia: Nur der Ungewitzte, Euer Majestät, sieht Witz, wo keiner ist.

Sheriff Belleme (lässig abwinkend): Schnelle Worte, um schnell zu verschleiern, was dahinter steckt. Nun, Squire Rhoedry, Lady Cerilia scheint Euch als ihren Retter zu betrachten.

Rhoedry (sieht respektvoll zu Boden, antwortet sehr leise): Jeder Mann hätte dasselbe getan.

Sheriff Belleme: Lauter, Mann!

Rhoedry (lauter): Jeder Mann hätte dasselbe getan.

Sheriff Belleme: Ein interessanter Akzent. Das letzte Mal, als ich Valshall besucht habe, wurde er dort noch nicht gesprochen. Wie schnell sich die Dinge verändern... Oh, übrigens, Ihr habt einen meiner Männer getötet.

Rhoedry: Mit Verlaub, Mylord, er trug kein Wappen.

Sheriff Belleme: Erzählt seiner Witwe und seinen Kindern, dass Ihr in Eurer Gier nach Anerkennung nicht auf die Farben seines Waffenrocks geachtet habt. Natürlich ist so ein Pfeil schnell abgeschossen, da bleibt nicht viel Zeit, sein Opfer ausgiebig zu mustern, nicht wahr? (Er zwinkert dem Knaben zu, der ihm erlesene Speisen auftischt.)

Lady Cerilia: Lord High Sheriff, ich kann bezeugen, dass er die Wahrheit sagt. Ganz zufällig hatten alle Eure Männer vergessen, die Farben des Königs anzulegen.

Sheriff Belleme: Oh, Ihr wollt ihn schützen? (Er lächelt erfreut und gerührt.) Entzückend. Sei's drum, man wird den Mann zu gegebener Zeit mit des Seilers Tochter vermählen. (Er winkt beiläufig, während er in seine Wachtel beißt.) Abführen.

King Valon (lehnt sich gefährlich langsam vor, als Cerilia gerade zu sprechen ansetzt): Ihr müsst erschöpft sein, Lady Cerilia. Bitte erlaubt mir, Euch Eure Gemächer zeigen zu lassen. (Er macht eine verächtlich-entlassende Handbewegung, die seine höfliche Wortwahl Lügen straft, aber zu seinem Tonfall passt. Ein Page steht bereit und weist einladend Richtung Tür. Cerilia wagt nicht zu widersprechen, knickst und geht.)

Lord Tammsel: Was für ein armselig gewählter Zeitpunkt für einen Verrat.

Lord Firaun: Warum so vorschnell, Tammsel? Erwiesen ist rein gar nichts.

Lord Tammsel: Es wird geredet.

Lord Firaun: Auch über Euch. (Lord Tammsel sieht ihn alarmiert und erbost zugleich an.) Auch über mich. (Firaun zieht gleichmütig die Achseln hoch.) Was sagt das schon?

Lord Tammsel: Mit Gerede fängt es an. (Er sieht zu King Valon.) Erinnert Ihr Euch noch an den Grauen Tolger, Euer Gnaden? Ihr mochtet nichts auf das Gerede geben, Ihr habt gute Dienste mit Treue belohnt, die dieser Schuft nicht verdient hatte. Und wer war es am Ende, der das tödliche Gift in Euren Honigwein träufelte? (King Valon isst unbeeindruckt weiter, Lord Tammsel wendet sich daher Lord Firaun zu.) Ich habe einen Spion in ihrem Gesinde, der Stein und Bein darauf schwören kann, dass Cerilia lächelte, als sie erfuhr, dass Zaranda Star Ithmong zurückerobert hatte.

Lord Firaun (lächelt in sich hinein, tupft sich mit der Serviette den Mund ab und erhebt sich): Die Geschäfte rufen. Euer Gnaden. (Er verneigt sich respektvoll.) Edle Peers. (Er grinst leutselig in die Runde und geht.)

King Valon (greift hinter sich, nimmt eine Flöte vom Platz der Musikanten, spielt ein wenig damit in den Händen herum und lehnt sich in Richtung Lord Tammsels, während Sheriff Belleme genüsslich weiterspeist): Unter vier Augen. Warum schleicht Ihr um mich herum, um meine Witterung aufzunehmen, als wolltet Ihr mich in ein Netz treiben?

Lord Tammsel (verwundert): Ich bitte Euch, Euer Gnaden, warum so argwöhnisch?

King Valon: Wollt Ihr auf dieser Flöte spielen?

Lord Tammsel: Nein, Euer Gnaden, ich kann nicht.

King Valon: Ich bitte Euch. (Er erhebt sich.)

Lord Tammsel: Glaubt mir, ich kann nicht.

King Valon (schneidend): Ich ersuche Euch darum. (Er tritt hinter Lord Tammsels Stuhl.)

Lord Tammsel: Ich weiß keinen einzigen Griff.

King Valon (hält ihm plötzlich von hinten die Flöte unter die Nase): Es ist so leicht wie Lügen. Regiert diese Windlöcher mit Euren Fingern und Daumen, gebt der Flöte mit Eurem Munde Atem, und Ihr entlockt ihr die beredtste Musik. Dies sind die Griffe.

Lord Tammsel (beherrscht): Aber die habe ich nicht in meiner Gewalt, um Harmonien hervorzubringen. Ich besitze nicht die Kunst.

King Valon: Nun, seht Ihr, welch ein nichtswürdiges Ding Ihr aus mir macht? Ihr wollt auf mir spielen? Ihr denkt, Ihr kanntet meine Griffe? Ihr wollt mich prüfen von meiner tiefsten Note bis hinauf zur höchsten Höhe meiner Stimme. In diesem Instrument ist so viel Musik enthalten, (Nun laut und wütend:) und doch kannst du es nicht zum Sprechen bringen! (Er schlägt ihm die Flöte um die Ohren.) Bei St. Milil! (Er hält ihm die Flöte unter den Hals und drückt so seinen Kopf hoch.) Denkst du, dass ich leichter zu spielen bin als eine Flöte? Halt mich für welches Instrument du willst. Du kannst mich zwar verstimmen, aber du kannst nicht auf mir spielen! (Er lässt sie laut klappernd auf den Tisch fallen und geht.)

Sheriff Belleme (lacht schon die ganze Zeit amüsiert, hat sich bis jetzt bemüht, leise zu sein, lässt sich nun aber gehen): Da geht er dahin, der Traum von den beiden Grenzbaronien. Ich fürchte, Ihr werdet Euch nach wie vor mit Impresk begnügen müssen.

 

Baron Jivam steht wütend auf, funkelt Sheriff Lannion erbost an und stampft von dannen, was den Sheriff aber nur dazu bringt, noch herzlicher zu lachen.

 

Als eines schönen Tages im dritten Tenday des Uktar gerade die Sonne aufgeht, bricht plötzlich Tumult, ja, geradezu Panik an Bord des Rundeen-Schiffes aus, und die Ruder werden ausgebracht. Spider verschmilzt mit der Dunkelheit, findet an Deck aber keinen Austrittspunkt, der dunkel genug wäre, so dass er die Ebene der Schatten in der Kapitänskajüte verlassen muss, wo die Ausrüstung gelagert wird, die man dem Trio bei der Gefangennahme abgenommen hatte. Er packt angesichts des Geschreis unter den Sklavenjägern alles zusammen, geht an Deck und sieht eine gewaltige Flotte riesiger Schiffe (Jpg 16117-16119), die die Verfolgung des kleinen Sklavenschiffes aufgenommen hat. Er muss den erschrockenen Sklavenhäschern ausweichen, die sich nun obendrein mit dem ausgebrochenen Tiefling herumschlagen müssen, und flieht zurück unter Deck zu den anderen beiden, schließt die Ketten auf und verteilt die Ausrüstung, als ein Geschoss in der Nebenkammer laut berstend den Rumpf durchschlägt. Nach einigen weiteren Einschlägen – das Schiff hat bereits Schlagseite, und Wasser dringt in die Kammern unter Deck ein – hissen die Rundeen die weiße Flagge und lassen bereitwillig die Angreifer das Schiff betreten. Als der Verschlag zu der Zelle mit den drei Gefangenen geöffnet wird, weichen die Soldaten (ja, sie tragen Uniformen, wenngleich die drei leider nicht aus dem Wappen schlau werden) erschrocken zurück, und nach einiger Zeit steckt eine rothaarige Kriegerin (Jpg 16120), die merkwürdigerweise Sklavenhandschellen mit durchschlagenen Ketten trägt, den Kopf durch die Luke, sieht sich um und lässt den Tiefling, die Halbdrow und den Magier unter vorgehaltenen Armbrüsten an Deck kommen. Dort wird das Trio auch gleich wieder entwaffnet, und da auf Grund ihrer vorhandenen Ausrüstung niemand auf die Idee käme, dass die Rundeen sie als Sklaven verkaufen wollten, ordnet Vayra Valmeyjar, die rothaarige Kriegerin, ihre Erschießung an. Die drei haben (bis auf Spider) keinerlei Möglichkeit zur Flucht, doch im letzten Moment hält ein keinen Widerspruch duldender Ausruf die Schützen auf; eine Dame mittleren Alters im Magierornat (Jpg 16121) betritt das Schiff und betrachtet die drei merkwürdigen Gestalten ausführlich, während vom Heck des Nebenschiffes aus die Kapitänin Courynn Dezlentyr (Jpg 16122), der junge Zelphar Thann (Jpg 16123) und der alte Druide Yuldar Llsytynn (Jpg 16124) versuchen, einen Blick auf die so viel Aufsehen erregenden Gefangenen zu werfen und sich zu fragen, warum Perendra Raslemtar, die Magierin, solchen Ausgeburten der Hölle so viel Aufmerksamkeit widmet. An Bord des Rundeen-Schiffes ordnet Perendra schließlich an, dass den Gefangenen bis auf Weiteres kein Leid angetan werde. Aufgebracht zischt Vayra sie an, dass man sich solche Spielchen nicht leisten könne, aber Perendra entgegnet entschieden, dass niemandem – niemandem! – nur auf Grund seines Aussehens mit Vorurteilen begegnet werde, die zu seinem Ableben führen. Man werde sich ihre Geschichte zu gegebener Zeit anhören, doch bis dahin seien sie unter Deck eines der Schiffe unterzubringen, ohne dass ihnen ein Leid geschehe. Widerwillig fügt sich Vayra und lässt das Trio abführen. So geraten Spider, Zhai und Ashe von einer Gefangenschaft in die nächste.

 

Im Laufe der Zeit hat sich Dulsaers Verhalten Vardis gegenüber ganz subtil geändert, und Vardis spürt, dass er sich den widerwilligen Respekt des Mannes erarbeitet hat. Seine Männer genießen derweil, von Vardis als richtige Soldaten angesehen und respektiert zu werden – diese Mühe hat sich kein Adliger je mit ihnen gegeben, doch Vardis gibt ihnen das Gefühl, in diesem Krieg nicht nur in der Masse, sondern auch individuell etwas wert zu sein, und Errilams Rache dankt es ihm mit unbedingter Treue.

 

Auf Castle Klarsamryn sitzt King Valon mit all seinen Baronen (Lannion of Shalane, Tyvin Firaun, Jivam Tammsel, Waltan Breen (Jpg 16125), Laxaella Bronshield (Jpg 16126), Cerilia Galath sitzt etwas abseits unter Bewachung) und wichtigen Beamten (wie Lord High Mage Sinlain Thal (Vincent Cassel in einer Doppelrolle, Jpg 16127-16129)) während eines Gelages im Festsaal an der Tafel, als Herzog Hembreon (Brian Blessed, RPG 1 (180), 1:18, Jpg 16130) von Vandree und seinen Männern hereingebracht wird. King Valon winkt ihn näher, und die Soldaten bringen ihn vor die Tafel.

 

King Valon (leise zum Sheriff): Lasst Lady Cerilia bringen.

Sheriff Belleme (nickt und bedeutet Vandree, dem Wunsch des Königs zu entsprechen, wendet sich dann Lord Hembreon zu): Alaric Hembreon. Herzog von Draknor, nicht wahr?

Lord Hembreon (finster): Das wäre ich heute. Sagt, was Ihr zu sagen habt.

Sheriff Belleme: Herzog Hembreon, warum so kalt? Ihr verletzt mich, das tut Ihr wirklich. Was habe ich Euch getan, um diese Zurückweisung zu verdienen? Seid Ihr verstimmt, weil ich Euch eine Eskorte schickte, Euch zu mir zu bringen? Ihr werdet hier genauso gut essen, das kann ich Euch versichern. Aber kommt, kommt, lasst uns nicht streiten. Mit Höflichkeit und Respekt ersuche ich Euch um Euren Rat. Ihr seid weise, und mein Lehnsherr bedarf Eurer Weisheit – das sagen mir zumindest diese würdigen Herren hier. Außerdem sagt man mir, dass Ihr in die Zukunft sehen könnt.

Lord Hembreon: Das kann niemand, Sheriff.

Sheriff Belleme: Ach, wirklich? Ich glaube, Ihr könnt es, Herzog. Und ich bitte Euch, seht in Eure eigene. Ich möchte nicht, dass ein Mann Eures Ruhms viel leiden muss.

King Valon: Wisst Ihr, wie der letzte der alten Adligen Elestams sein Ende fand? Ich sehe es Eurem Gesicht an, dass Ihr es wisst.

Lord Hembreon: Seine Schreie waren meilenweit zu hören... dabei konnte man an seiner Leiche nicht die kleinste Wunde entdecken.

King Valon: Das ist wahr. Wisst, dass man ihm eine Röhre ins Rektum steckte und ein rot glühendes Eisen in die Gedärme schob, bis er starb. Denkt also darüber nach. Ihr seid mein Ratgeber – oder niemandes Ratgeber. Nun? Kennt ihr das eine Geheimnis, das ich vor allen anderen kennen will?

Lord Hembreon: Dieses Geheimnis kenne ich nicht.

King Valon (fährt wütend aus dem Stuhl, brüllend): Herzog Hembreon, Ihr werdet mir zu Willen sein! Führt ihn weg und gebt ihm Grund zum Nachdenken. (Er setzt sich wieder in Totenstille, dann brüllend.) Setzt Euch und seid fröhlich, bevor mir der Geduldsfaden reißt!

 

Am selben Abend beschließt Fleece, die sich wegen Lady Azariah bereits in Amn über Tethyr schlau gemacht und während der Reise über die Tethir Road von Mazzy sowie in den letzten Tagen besonders von Captain Tully viele Details erfahren hatte, dass es nicht länger angehen kann, dass ihre Freunde erwarten, von den Tethyrianern ernst genommen zu werden, ohne selbst das geringste Interesse an der Geschichte ihres Landes zu bekunden. Besonders Vardis hält sie vor, wie er erwarten könne, von seinen Männern geachtet zu werden, wenn er nicht achte, was sie überhaupt erst hierher geführt hat, und nicht einmal wisse, was der Schlachtruf "Errilams Rache" eigentlich zu bedeuten hat. Also verordnet sie eine Drillpause – und zwar auf eine Art und Weise, die keinen Widerspruch duldet –, versammelt ihre Gruppe um ein Feuer und erläutert ihnen die Geschichte Tethyrs, natürlich oft von Zwischenfragen unterbrochen.

 

Nach einiger Stille – die Zwischenfragen hatten dank Fleeces spannender Erzählweise schon nach dem ersten Drittel aufgehört, und seither hatte niemand mehr etwas gesagt – tauscht man Blicke, und den Gesichtern ist anzusehen, dass Fleeces Vorwurf der Gedankenlosigkeit nicht von der Hand zu weisen war. Einige fanden wohl mehr Gefallen am Prinzip des heroischen, gerechten Schwertzugs als am Einzelfall von Zarandas Schwertzug gegen die Vergangenheit und die Gegenwart. Mit dieser Geschichte hatte niemand gerechnet, und sie hilft jedem, die Menschen hier und vor allem die Tragweite von Zarandas Anliegen zu begreifen, denn was muss es für eine Leistung Zarandas gewesen sein, die Tethyrianer trotz ihrer leidigen Erfahrungen mit der Monarchie für ein neues Königreich zu begeistern? Theon entschuldigt sich für seine Begeisterung für Zarandas Sache, ohne Zarandas Sache eigentlich zu kennen, weil seine Suche nach Lathander seinen Blick für das Schicksal des Landes getrübt hatte, und bedankt sich für die Geschichte, während Raveena nicht glauben kann, dass Fleece all das fast auswendig gelernt hat (sie musste nur bei einigen Jahreszahlen in ihre Notizen sehen), und das lange, bevor man überhaupt beschlossen hatte, nach Tethyr zu reisen. Als geborene Tethyrianerin und ausgebildete Jhasina kannte Jen die ganze Geschichte zumindest in groben Zügen. Vardis hingegen sieht seine Männer jetzt zwar nicht mit anderen Augen, aber mit noch mehr Respekt.

 

Auf Castle Klarsamryn geht das Gelage inzwischen weiter. Das Festessen liegt hinter den zahlreichen Gästen, und nun begeben sich die Leute wie auf einer Stehparty von Gruppe zu Gruppe. Waltan Breen, Laxaella Bronshield, Tyvin Firaun, Lannion Belleme, Sir Cerwyn (Jpg 16131) und Sir Unwyn (Jpg 16132) unterhalten sich, und Lord Breen gibt gerade eine Anekdote über Sir Cerwyn zum Besten.

 

Lord Breen: Da zog er sein Schwert und rief: "Nehmt Euch in acht! Dieses Futteral kann einen Geist entsenden. Kehrt nie zurück, sobald entfesselt." (Bis auf den Sheriff lachen alle.) Das nenne ich Wagemut – zwei ausgewachsenen Ogern gegenüber. Beinahe hätte sein Kopf seinem Hals die Freundschaft aufgekündigt. Freilich, wer könnte entscheiden, ob das besser oder schlechter wäre? (Er erntet noch mehr Gelächter.)

Sir Cerwyn (legt rau lachend eine Hand auf Waltans Schulter): Erbarmen, Euer Hochgeboren, Erbarmen.

Lord Breen (grinsend die Arme ausbreitend): Es ist die Wahrheit.

Sir Cerwyn: Wenngleich ich mich anders erinnere (Alle lachen wieder, sogar der Sheriff.), so habt Ihr die Geschichte doch im Großen und Ganzen korrekt wiedergegeben. Nur fürchte ich, dass man mir das heute, zehn Jahre später, weniger als Mut denn als Tollheit auslegt. (Abermals Gelächter.)

Lord Firaun: Sir Cerwyn, einigen wir uns auf Selbstlosigkeit, um Eures Ansehens willen. (Wieder Gelächter.)

Sheriff Belleme (gönnerhaft): Und niemand soll davon erfahren – wir können schweigen wie ein Grab.

Lady Bronshield: Ich wage nicht an Eurer Verschwiegenheit zu zweifeln, Lord High Sheriff, aber Sir Unwyn kannte die Geschichte noch nicht, und für seine Geschwätzigkeit kann ich bürgen. (Gelächter.)

Sir Unwyn (winkt milde lächelnd ab): Zu viel der Ehre, meine Lehnsherrin.

King Valon (kommt des Weges mit einer Hand auf dem Bauch, als habe er Schmerzen, alle verbeugen sich, er winkt nur dem Sheriff und geht vorbei, der Sheriff folgt auf dem Fuße): Was macht der Herzog?

Sheriff Belleme: Er unterhält sich gerade mit Sinlain Thal. Ich bin zuversichtlich, dass wir vor Ablauf der Tagesfrist wissen, was wir zu erfahren wünschen.

King Valon: Er möge sich beeilen. Mein Magengeschwür ist wieder aufgebrochen, und ich will Euch geraten haben, heute Abend in der Lage zu sein, es wieder zu beruhigen.

Sheriff Belleme bleibt stehen, während King Valon durch eine Tür den Saal verlässt, und sieht ihm schweigend nach.

Lady Cerilia: Es scheint sich abzukühlen, Sheriff.

Sheriff Belleme: Mylady. (Er neigt den Kopf.)

Lady Cerilia: Wie ich höre, ist Seine Gnaden indisponiert.

Sheriff Belleme: Die Gesundheit Seiner Gnaden sollte unser aller Sorge sein.

Lady Cerilia: In der Tat. Wie ich höre, soll Baron Firaun zum Lord Chamberlain ernannt werden.

Sheriff Belleme: Ihr seid gut informiert.

Lady Cerilia: Und zwar gegen Euren Wunsch.

Sheriff Belleme: Sehr gut informiert.

Lady Cerilia: Für jemanden, der gleichsam in Gefangenschaft lebt?

Sheriff Belleme: Aber das ist nur eine Einbildung, Mylady.

Lady Cerilia: Ihr wart gegen meine Verbringung nach Klarsamryn. Ihr glaubt, ich würde das Lager Zarandas unterstützen.

Sheriff Belleme: Tut Ihr das nicht?

Lady Cerilia: Nein, das tue ich nicht. Wir sind schon seit Langem Feinde, Sheriff. Vielleicht zu lange.

Sheriff Belleme: Vielleicht. Aber es ist Seine Gnaden, die herrscht. Ich führe nur Befehle aus, wie jeder von uns.

Lady Cerilia (ironisch): Das ist nur eine Einbildung, Sheriff.

Sheriff Belleme: Oh, aber es ist wahr. Ebenso wie "Squire" Rhoedry. Wusstet Ihr, dass Herzog Hembreon ihn ausgesandt hatte, um Euch zu beobachten?

Lady Cerilia (leicht verunsichert): Wieso erzählt Ihr mir das?

Sheriff Belleme: Politik ist ein überaus brutales Geschäft. Meint Ihr wirklich, Ihr habt die Nerven dazu?

 

Er senkt kurz höflich den Blick und geht – und lässt eine geschockte Lady Cerilia stehen.

 

An Bord des Hauptschiffs der Flotte führen Courynn Dezlentyr, die gerade selbst das Ruder führt, und Zelphar Thann ein Gespräch, in dem dem Zuschauer (wenn auch nicht unbedingt Zelphar) klar wird, dass Courynn in Zelphar verliebt ist. Schließlich entschuldigt sich Zelphar mit der Bemerkung, morgen liege ein langer Tag vor ihnen, und geht noch schnell zu den Wachen über dem Gitter, unter dem die Gefangenen eingesperrt sind, um herauszufinden, ob ihnen zu essen gebracht wurde. An Deck kehrt wieder Ruhe ein, bis man irgendwann eine kleine Gestalt von Schatten zu Schatten huschen sieht, die schließlich durchs Gitter schlüpft und sich zu den überraschten Gefangenen gesellt – denn es ist noch ein Junge, vierzehn, fünfzehn Jahre alt (Jeremy Sumpter, Jpg 16133-16134). Zhai zieht wie jedem gegenüber ihre "Ich bin die Katze, du die Maus"-Show ab, doch ihr überhebliches Lächeln weicht Verblüffung, als der schelmisch grinsende Junge sie fasziniert und unverhohlen fragt, ob sie denn auch bei den Drow aufgewachsen sei, wo Spider herkomme, wie es sie denn wirklich auf dieses Schiff der Rundeen verschlagen habe, und so fort. Er hat nicht die geringste Furcht vor ihnen, und auch Vorurteile scheinen ihm fremd zu sein, und das nimmt Zhai für ihn ein. Bereitwillig beantwortet sie seine Fragen so knapp wie möglich, und als sie die Gelegenheit ergreift, zu fragen, wer er ist, wer die ganzen Leute sind und was zum Henker hier eigentlich gerade vonstatten geht, erinnert sich der vornehm gekleidete Bursche errötend seiner guten Erziehung. Er sei Geiron Hawkwinter, jüngster Spross der adligen einst aus Cormyr stammenden Waterdeep-Hawkwinters. Geiron ist der Sohn des verstorbenen Jornos und damit (Lieblings-)Neffe von Kyrin Hawkwinter. Gegen ihren Willen hat er sich der Flotte angeschlossen, und diese zog schließlich gen Süden. Perendra Raslemtar ist die Tochter des Barons von Elemetar. Nach dessen Ermordung floh sie im Interregnum nach Voonlar. Dort gab sich am 10. Eleasis dieses Jahres Kronprinz Haedrak III von Tethyr zu erkennen, verkündete seinen Anspruch und scharte eine Gefolgschaft um sich. Dieser schloss sich Perendra an, man zog nach Waterdeep und sammelte dort Truppen. Die Rothaarige war Vayra Valmeyjar, ebenfalls aus adligem Hause. Während der Ten Black Days of Eleint fiel sie als blutjunge Frau den Bauern zum Opfer, die ihren Vater ermordeten, sie und ihre Schwestern vielfach vergewaltigten und schließlich nach Manshaka in die Sklaverei verkauften. Dort wurde aus der wohlerzogenen Adelstochter eine knallharte Kriegerin, die es in Manshakas Arena of Blood zu Ruhm und Ehren gebracht und sich schließlich ihre Freiheit erkämpft hat. Zur Erinnerung daran trägt sie noch immer ihre Sklavenhandschellen, und Geiron hat nicht die geringste Ahnung, was sie dazu veranlasst, nun für anstatt gegen Tethyr zu kämpfen. Courynn Dezlentyr ist eine erfolgreiche Kapitänin aus Waterdeep, der Prinz Haedrak überraschenderweise aus nicht näher bekannten Gründen das Oberkommando über die Flotte anvertraut hat. Zelphar Thann reist stellvertretend für die einflussreiche Thann-Familie aus Waterdeep mit, Sponsoren der Reklamationsarmee. Spider hakt nach, hat es doch immer "Loyalistenarmee" geheißen. Geiron erwidert, das sei korrekt, doch sei die Loyalistenarmee vor Myratma so gut wie ausgelöscht worden. Haedraks Reklamationsarmee habe mit der Loyalistenarmee, die seit 1367 DR durch Tethyr zieht, nichts zu tun. Yuldar Llystynn, war damals ebenfalls ein alter Adliger gewesen, allerdings einer der schlechten Sorte. Als die Aufstände ausbrachen, verkleidete er sich und floh, reflektierte im Laufe der Jahre aber seine Sünden, und um wiedergutzumachen, wo er gefehlt hat, kehrt er mit Haedrak in seine Heimat zurück, um sie zu einen. Morgen schon greife man Zazesspur an, und dann gehe es endlich gegen Myratma... Als an Deck sein Name gerufen wird; empfiehlt sich Geiron bedauernd, verspricht aber, die Unterhaltung so bald wie möglich fortzusetzen.

 

Nach dem Ende des Gelages widmen sich Lord High Sheriff Belleme und Lord High Mage Thal in den Gewölben von Castle Klarsamryn ihrem hochadligen Gast.

 

Sheriff Belleme: Zaranda hat noch einen Trumpf im Ärmel, so viel haben meine Spione mir verraten können. Nur wie genau er aussehen mag, das weiß ich nicht. Noch nicht.

Lord Hembreon (spöttisch schnaubend): Ihr gäbet viel darum, jetzt einen Tyr-Priester hier zu haben, nicht wahr?

Sinlain Thal (gleichgültig): Die Religion Tyrs verträgt sich nicht mit Erlkazars Staatsform. (Er zuckt die Achseln.) Wir brauchen sie nicht.

Sheriff Belleme (grinsend): Die Wahrheit ist unteilbar, so viel wissen wir auch ohne Tyrs Klerus. Nur die Köpfe, in die sie nicht hineingeht, können gespalten werden.

Lord Hembreon: Tut, was Ihr tun müsst. Sperrt mich in die finstersten Kellerverliese, enthaltet mir Brot und Wasser vor, foltert mich. Doch was immer ich Euch auch sage – Ihr werdet nie Gewissheit haben, ob es die Wahrheit war oder eine Lüge.

Sinlain Thal: Ihr scheint Euch weder eine Vorstellung von der Effizienz meines magischen Arsenals noch von den unangenehmen Umständen eines dauerhaften Aufenthalts zu machen.

Sheriff Belleme: Ich kann mir nicht vorstellen, dass die vergleichsweise kühle Luft der Hochlande von Erlkazar gut für Euch ist. Ich weiß, wie warm Ihr Euer Haus daheim in Draknor zu halten pflegt. Und lasst mich grausam offen sein, lieber Herzog... natürlich nur, weil König Valon Euch so liebt... würdet Ihr erkranken, so müsste ich nicht nur mir selbst die Schuld daran geben, sondern Eure sichere Heimreise würde sich ganz gewiss noch weiter verzögern.

Lord Hembreon: Haltet mich nicht zum Narren. Ihr habt nicht vor, mich jemals wieder freie Luft atmen zu lassen.

Sheriff Belleme: Nun, nun, lieber Herzog, tragt es mit Fassung. Ihr wisst doch, man soll die Dinge so nehmen, wie sie kommen. Aber man sollte auch dafür sorgen, dass die Dinge so kommen, wie man sie nehmen möchte.

Sinlain Thal: Und dazu bin ich hier.

Sheriff Belleme: Eure letzte Gelegenheit, die Unterhaltung im Guten fortzuführen. (Hembreon funkelt ihn beherrscht, aber kochend an.) Würde es nützen, Euch an die Unrechtmäßigkeit Eures Unterfangens zu gemahnen?

Lord Hembreon (empört): Unrechtmäßigkeit!

Sheriff Belleme: Die königliche Revolution, die Ihr anstrebt, geht zu Lasten des einfachen Mannes. Revolutionen sind Zeiten, in denen der Arme seiner Rechtschaffenheit, der Reiche seines Reichtums und der Unschuldige seines Lebens nicht mehr sicher ist. Wie viele Opfer hat Zarandas Schwertzug bereits gefordert? Männer und Frauen, die noch leben könnten – geknechtet unter dem Joch der "Räuberbarone", wie Ihr so schön sagt, gewiss, aber am Leben –, wenn Zaranda nicht ihren... königlichen Traum gehabt hätte.

Lord Hembreon (atmet tief durch): Tut, was Ihr nicht lassen könnt. Nur dies vorweg: Erlkazar mag sich den Anstrich einer Monarchie verliehen haben, aber wir wissen alle, wie sie entstanden ist, und ebenso, dass bereits Gerüchte über Zarandas Feldzug im benachbarten Tethyr reichen, das Volk von Erlkazar daran zu erinnern, was es gewinnen könnte, wenn es seine Fesseln nur endlich abstreifen würde. Die Herrschenden zimmern ihren Thron nicht mehr selber, Sheriff. Darum wissen sie auch nicht, wo er brüchig ist.

Sheriff Belleme (gespielt enttäuscht, aber leutselig): Wie Ihr wünscht, Herzog. Sinlain Thal wird sich Eurer annehmen. (Hembreon holt Luft, aber Belleme schneidet ihm das Wort ab.) Nicht doch, keine falsche Bescheidenheit – ich bestehe darauf, Euch meinem besten Mann anzuvertrauen. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ich Euch mit einem Geringeren beleidigte.

 

Am nächsten Morgen läuft die Flotte in strahlendem Sonnenschein nördlich der Purple Cliffs in Zazesspur ein (Jpg 16135-16136). Hier an der Küste herrscht selbst im Winter ein mildes Klima, während das Land nach Osten hin immer weiter ansteigt, weshalb das Wetter in Erlkazar weitaus herbstlicher ist. Die Flotte blockiert den Hafen, die Kriegsschiffe richten ihre Geschütze auf die Innenstadt aus, und vom Hauptschiff aus gehen Vayra Valmeyjar, Perendra Raslemtar, Yuldar Llystynn und Prinz Haedrak III höchstpersönlich (Nigel Terry, Excalibur, Kapitel 22, 1:06:35, Kapitel 26, 1:19:20, Jpg 16137) von Bord, um ein bereits wartendes Regiment zu begrüßen. Während sich all dies auf optisch höchst beeindruckende Weise abspielt, rekapituliert Elminster aus dem Off, dass, als die Loyalistenarmee im Sommer dieses Jahres Myratma erreichte, sie vor verschlossenen Toren stand: Prinz Jhannivar zeigte sich auf dem Wehrgang, behauptete, mit der königlichen Linie verwandt zu sein (was tatsächlich stimmte, wenn man seinen Anspruch aus den Zeiten des Shoon Empires ableitet, denn Jhannivar war in Calimshan zur Welt gekommen), und schon hagelte es Pfeile, Feuerbälle und Blitze – so begann die erste (und sehr brutale) Belagerung von Myratma. Als die Loyalistenarmee Anfang Eleasis Saradush Richtung Myratma verließ, beabsichtigte Zaranda noch, Ende des Monats dort anzukommen, doch wurde sie durch Attentate und Verrat aufgehalten, musste sich mit den Drow aus dem Forest of Mir und den Untoten aus den Ruinen von Shoonach herumschlagen und erfuhr schließlich von Unruhen aus dem gerade eroberten Saradush. Notgedrungen musste sie ihre Armee aufteilen, kehrte mit ihrem Teil nach Saradush zurück, wo man inzwischen ihren Verbündeten, Lord Santele, entführt hatte und sie mit ihm erpresste, während die Hauptarmee weiter nach Myratma zog. Diese Zeit hatte Jhannivar genutzt, sozusagen eine "Achse des Bösen" zu organisieren: Sämtliche unabhängigen Räuberbarone aus der Region, die jeweils allein gegen die Loyalistenarmee keine Chance hatte, sammelten sich mit ihren Männern unter Jhannivars Banner und formten so eine Armee, die den Loyalisten überlegen war. Zaranda musste nun die Rückkehr alter Adliger akzeptieren und ihnen Titel und Ämter versprechen, um in den Genuss ihrer Streitkräfte zu gelangen. Am letzten Tag des Eleint glaubte ein selbstgefälliger Adliger alter Schule, der schon vor dem Interregnum als Graf regiert hatte, sein Plan sei besser als der einer gewöhnlichen Hinterwäldlerbaronin mit dummen Träumen von nobler Größe. Die Flanke der Armee schlug also unter seinem Kommando verfrüht los und erlaubte so dem Feind, seine Einheiten flussaufwärts hinter der Armee abzusetzen und diese an die Stadtmauern zu drängen, wo sie sich in Reichweite der Feuerbälle und Katapulte befand. Die Loyalistenarmee wurde grausam niedergemetzelt: Zwei Drittel der Armee und alle Führer bis auf vier waren an diesem Tag auf den heute als Red River Fields bekannt gewordenen Feldern vor Myratma gestorben. Die Überlebenden sammelten sich bei Saharkhan, konnten von dort aus aber nirgends etwas ausrichten, weder in Myratma noch in Zazesspur, denn bereits einen Tenday nach dem Beginn der Belagerung hatte Zazesspurs Council of Lords seinen Treueeid gebrochen. Einige Lords arbeiten sogar Jhannivar zu, andere arbeiten darauf hin, ihre Macht in Zazesspur und Tethyr zu zementieren. Von den anwesenden Konzilmitgliedern blieb nur Lord Inselm Hhune Zaranda "ergeben". Herzog Hembreon, ebenfalls Mitglied, war ja, wie wir wissen, auf diplomatischer Mission unterwegs und somit schuldlos an dem Verrat.

 

Inzwischen stellt der Kommandant des wartenden Regiments dem Prinzen Lord Inselm Hhune vor (Derek Jacobi, Jpg 16138-16140). Während man durch die Straßen geht, die zahllose Menschen säumen und jubeln (man sieht ihnen jedoch an, dass das Hhunes Idee war, der sie vermutlich dazu gezwungen hat), erklärt der ölige Altadlige dem Prinzen die Lage: Im Namen der neuen Monarchie habe er versucht, die Stadt zu halten, so gut er konnte, doch das Council of Lords beherrsche den inneren Kreis der Stadt und habe sich dort verschanzt. Er freue sich jedoch, Seiner Hoheit mitteilen zu können, dass der äußere Kreis der Krone treu ergeben sei. Für den Zuschauer wird ziemlich deutlich, was für ein durchtriebener Intrigant Hhune ist, und dass er Zazesspur nicht für Zaranda gehalten hat (als er noch gar nicht wissen konnte, dass auf einmal ein gewisser Haedrak Ansprüche geltend machen würde), sondern nur für sich selbst. Indem er dem Prinzen die halbe Stadt übergibt, sichert er sich für den Fall von Haedraks Sieg eine einflussreiche Position. Haedrak lässt Männer und Gerät verladen, Stellung beziehen, ruft zum Kriegsrat und erklärt, dass man mit einem feindlichen Zazesspur im Rücken nicht gegen Myratma marschieren könne. Während Dezlentyrs Flotte den Hafen besetzt, werde man die Stadt Straße für Straße zurückerobern, denn unter Artilleriebeschuss oder einer Belagerung würde auch das Volk leiden, und dieses würde ihm in diesem Fall sofort in den Rücken fallen, sobald er das Council of Lords besiegt hat und nach Süden zieht. Vayra gibt zu bedenken, dass man Jhannivar, wenn man hier das Spielchen der Lords auf so zeitraubende Weise mitspiele, sehr viel Zeit gebe, noch mehr Truppen zusammenzuziehen und Vorräte einzulagern und Myratma damit fast uneinnehmbar zu machen, doch Haedrak beharrt darauf, dass er es sich nicht leisten kann, die politisch mächtigste und wirtschaftlich gesündeste Stadt Tethyrs seinen Aufenthalt in Tethyr kontrollieren zu lassen, denn was die Versorgungswege betrifft, führt an Zazesspur kein Weg vorbei. Damit gesteht er die Wichtigkeit dieser Stadt ein, was ihm keine andere Wahl lässt, als Lord Hhune für seine Treue zu belohnen und ihm Zazesspur im Falle des Siegs in Aussicht zu stellen. Haedrak will nun die Zeit, die er in die Rückeroberung investieren muss, dazu nutzen, dasselbe zu tun wie Jhannivar und Zazesspur zum Anlaufpunkt aller nachrückenden Truppen und die Stadt damit zum Sammelpunkt zu machen. Er verfügt, Boten nach Saharkhan zu schicken und die Überlebenden des Gemetzels der Red River Fields hierher kommen zu lassen, bevor Jhannivar einen Ausfall macht und sie aufreibt.

 

Nun sehen wir Captain Tully direkt in die Kamera sprechen, als richte er sich direkt an den Zuschauer.

 

Tully: As an example, a six horse wagon will carry a maximum of 2000 pounds, less if the teams are new and pulling over rough and hilly terrain of wich we have an overabundance in Tethyr. Counting ammunition, food and medical supplies each man requires four pounds of transport capacity per day translating into one wagon per 500 men only if the wagon can make one round trip per day from base of supply to point of distribution. Increase the distance to one day each way and the number of men supplied by each wagon drops to 250 and two days equates to 125 per wagon, on the face of it a simple mathematical equation. It's easy to see, however, that the increased distance coupled with a large army could easily outstrip the capacity of a combatant to supply teams and equipment. Under this formula, an army of 100.000 men, ten days by wagon road from its base of supply, would require 4000 wagons. This simple equation, however, fails to make provision for fodder either for the animals attached to the army or for the supply teams. Each animal needs approximately 40 pounds of fodder per day. Since, in most cases, the supply teams have to carry their own, either individually or in specific trains, each day a team is away from the base it has to carry 240 pounds of its own food, reducing its capacity by 60 men. Diminishing returns legislates that eventually the teams will only be able to pull their own fodder.

 

Schließlich nickt er eifrig fragend á la "Habt ihr's jetzt verstanden?" Nun wird herausgezoomt und auf Sir Garen, Sir Lormyr, Sir Lythe, Bescoby, Vardis und einige andere Offiziere geschnitten, die Tully völlig verständnislos anstarren, weil sie nicht ein Wort kapiert haben (nicht mal Vardis, der zwar mal General gewesen sein mag, solch komplizierte logistische Berechnungen aber stets delegiert hat). Tully dagegen scheint der Einzige zu sein, der da nicht nur durchsteigt, sondern gar Freude daran hat.

 

Schließlich betritt Lord Blackthorn das Zelt. Er hatte seine Ritter und Offiziere zusammenrufen lassen, weil er eine ausgesprochen wichtige Mitteilung zu machen hat: Er habe aus geheimer Quelle erfahren, dass Lord Hembreon wenig gastfreundlich empfangen und offensichtlich sogar gefangen genommen worden ist. Die Quelle betrachte Blackthorn als zuverlässig, und nun sieht er zwei Möglichkeiten: King Valon will noch mehr Geld aus Zaranda herauspressen, und zwar mit ihrem wichtigsten Adligen (dass sie diesen entsandte, war ja eigentlich als Aufbau einer Vertrauensbasis gedacht) gegen ein Lösegeld. Das wäre nicht ungewöhnlich, nur nimmt Blackthorn an, dass King Valon wissen muss, dass es um Zarandas Kriegskasse nicht gut bestellt ist. Die zweite Möglichkeit ist daher, dass King Valon Zaranda als Gefahr für Erlkazar sieht und vielleicht befürchtet, dass sie, wenn sie Tethyr vereint hat, auch Erlkazar, also das frühere Herzogtum Elestam, dem Mutterland wieder einverleiben will. Und da sie ihr Augenmerk nicht sowohl auf ihren eigentlichen Feind im Westen, Prinz Jhannivar, als auch auf den neuen Feind im Osten, King Valon, richten kann, wäre dies ein geeigneter Zeitpunkt. Düster verkündet Blackthorn, dass man die Männer nun besser darauf vorbereite, dass es zu Feindkontakten kommen kann. Denn wenn die zweite Möglichkeit zutrifft und Lord Hembreon weder vor Ort ist noch Truppen von King Valon bekommt, gibt es niemanden, der Erlkazar daran hindern kann, gegen Zaranda ins Feld zu ziehen – niemanden bis auf diesen Tross... Dessen neues Ziel, so Blackthorn, heiße nun Crown Ridge. Dabei handelt es sich um ein kleines Städtchen, das einst die nordwestliche Grenze der Baronie Carrelath und damit des Herzogtums Elestam markiert hat. Seit dem Beginn des Interregnums hat Erlkazar seine Grenze weiter nach Westen verschoben, obwohl sie in Crown Ridge perfekt zu verteidigen ist: Die Tethir Road verläuft durch Crown Ridge, und der Shining Stream ist weit und breit nur über die breite und gut ausgebaute Brücke zu überqueren, und direkt hinter dieser liegt Crown Ridge. Wer also Crown Ridge hält, hält die Brücke und damit das Tor nach Erlkazar. Erlkazar kann von einer Armee nur von drei Seiten betreten werden: durch Omlarandin's Gap im Südwesten, das erst kürzlich von King Valon erobert wurde und sich leicht verteidigen lässt, durch das Hochland von Tanistan, das an der Spitze von vier Garnisonen kontrolliert wird (der Angreifer müsste also endlose Meilen bergauf gegen vier Garnisonen anrennen) und eben über die Tethir Road und Crown Ridge, das mal eine Grenzgarnison beherbergte, aber inzwischen vernachlässigt wurde. Wenn man also an den feindlichen Garnisonen vorbei bis nach Crown Ridge vordringen und die Brücke halten könnte, könnte man Zaranda Zeit und eine Chance gegen Erlkazar erkaufen – beides hat sie im Augenblick nicht. In düsterer Stimmung verlässt man Blackthorns Zelt und verteilt sich.

 

Probleme hat man schon genug, denn inzwischen haben sich unter bisher ungeklärten Umständen – entweder durch Fäkalien im Flusswasser, verunreinigte Lebensmittel oder nicht ausreichend gekochtem Fisch – einige Männer Seneralos (Cholera) zugezogen. Der Einzige, der sie auf übernatürlichem Wege heilen kann, ist der Chauntea-Geweihte Cadmar, doch als niedrigstufiger Kleriker kann er nur wenige Heilungen pro Tag vornehmen, und das richtet sich nach der Schwere der Infektion. Dummerweise sind inzwischen auch Raif und Jen infiziert. Raif ist schon länger krank und muss auf dem Siechenwagen transportiert werden, während Jen noch laufen kann. (Natürlich hält man sich von ihr fern, auch wenn Cadmar versichert, dass die Krankheit nicht durch bloße körperliche Nähe übertragen wird.) Theon schaut oft nach Raif, der mit seinen eingefallenen Wangen, dem flach anliegenden Haar und der spitz hervortretenden Nase gar erschreckend aussieht. Vardis holt ihn und die anderen (bis auf Raif) zusammen und erklärt die Lage. Seine besondere Aufmerksamkeit gilt Fleece, die er eindringlich beschwört, sich endlich ihrer Gaben zu bedienen, um den Männern Mut zu machen. Sie sagt zu, aber nur unter einer Bedingung: Gewiss könne es nach einer Vorzugsbehandlung aussehen, aber das sei ihr gleich – wenn es zu Kämpfen kommt, seien Jen und Raif so viel wert wie zehn Milizionäre, also möchte sie, dass Vardis Blackthorn bittet, Cadmar sie zuerst heilen zu lassen. Vardis hält das für vernünftig, geht zu Blackthorn und bekommt tatsächlich die Zusage. Als er das Zelt gerade wieder verlässt, ist das Lager totenstill geworden – bis auf einen ruhigen, aber auch positiv stimmenden Song, den Fleece darbietet.

 

For centuries down through the ages,

I knew I'd find some of my kind.

And I felt not a fear of finding you here,

for I knew you'd be there at my side.

 

And through all the time we'll be together,

you'll be my strength and my pride.

And if all the long years bring an ocean of tears,

I'll fear nothing with you at my side.

I'll fear nothing with you at my side.

 

And now here we stand with each other,

our faith has been tested and tried.

We'll say as we stand, brother to brother,

I'll fear nothing with you at my side.

I'll fear nothing with you at my side.

 

Chorus

 

When we look back upon this war,

we'll look back on the roads we did ride.

I'll say to you what the years have made true,

I feared nothing with you at my side.

I feared nothing with you at my side.

 

Zufrieden schaut Vardis in die Richtung, aus der Fleeces Gesang kommt, auch wenn er sie nicht sehen kann, als ihm Tully über den Weg läuft. Endlich finden die beiden mal die Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch, in dem Tully Vardis unverhohlen auf das Gerücht anspricht, das die Runde macht: dass er in Chessenta ein General gewesen sei. Vardis erläutert die Wahrheit dieses Gerüchts kurz und fragt nach Tullys Herkunft. Einerseits überraschend, weil er als Hauptmann so einen guten Job erledigt, andererseits weniger, weil es durchaus zu ihm passt, stellt sich heraus, dass Tully eigentlich Lehrer und Schreiber ist. Seine Erfahrung als junger Soldat vor dem Interregnum kommt ihm heute zugute, und seit mehr als anderthalb Jahren dient er nun in der Loyalistenarmee. Das Gespräch ist von ehrlicher gegenseitiger Achtung geprägt, die sich noch vertiefen wird. Beide müssen aber noch ihre Männer informieren, und so trennen sie sich wieder.

 

Während man überall im nun brütend stillen Lager nur wenige Einzelne sprechen hört (eben die Ritter und Offiziere, die ihre Truppen warnen), hält Vardis eine glühende Rede, in der er den Mut dieser Männer lobt, die er führen darf. Er untermauert ihr Selbstvertrauen, und als einzige Kompanie erklingt bald ein immer lauter werdendes "Ja!" auf jede von Vardis immer intensiver vorgetragenen Fragen, das schließlich von mehreren "Errilams Rache!"-Rufen abgerundet wird. Dieser Mut überträgt sich auch auf viele andere im Lager.

 

In einem blickdichten und von zwei Soldaten bewachten Kastenwagen in Käfigform im Hafen Zazesspurs sitzen Spider, Zhai und Ashe und hören immerzu die leise getuschelten Gespräche passierender Soldaten. Ja, ihre Anwesenheit macht die Runde, und dass niemand sie mit eigenen Augen gesehen hat, trägt nur weiter zur Legendenbildung bei, so dass bald klar zu sein scheint, dass nichts Geringeres als ein ausgewachsener Pit Fiend, eine Vollblutdrow und ein übler Schwarzmagier in diesem Wagen sitzen und auf ihr gerechtes Urteil warten. Sobald er kann, kommt Geiron sie wieder besuchen, der von diesen Exoten restlos fasziniert ist.

 

Schnitt auf ein riesiges Lager (kein Vergleich zu Blackthorns armseligem Haufen) außerhalb von Zazesspur, das zwei alte Bekannte durschschreiten: Loras und Mace Tyrell. Während sie Lord Moomes Zelt aufsuchen, erläutert Elminster, dass Zaranda zwar seit bald zwei Jahren ohne Unterstützung fast ausschließlich mit freiwilligen Milizen um die Wiedervereinigung Tethyrs kämpfen muss, doch als Haedrak III seinen Thronanspruch geltend machte (im Gegensatz zu Zaranda hat er einen, denn er ist der leibliche Sohn des letzten Königs, Alemander IV, doch dazu später mehr), erhielt er Unterstützung aus aller Herren Länder: Waterdeep, Cormyr, Silverymoon, Everlund und viele andere schickten Truppen, und die freiwilligen Paladine und Kleriker Tyrs, Helms und Torms, die sich in der Fortress Faithful versammelt hatten, um zu Zaranda zu stoßen (und nur nicht wussten, wo sie sich gerade aufhielt), hat sich Haedrak auch gleich gegriffen.

 

Baron Egan Moome erhielt von Azoun IV den Auftrag, den Oberbefehl über die cormyrianischen Truppen zu übernehmen, da er als Stonelands-Veteran und Purple Dragon dazu prädestiniert ist und seine Ländereien daheim von seinem Sohn geführt werden. Natürlich konnte und wollte Azoun IV keinen Adligen dazu verpflichten, in Tethyr für eine fremde Sache zu kämpfen, doch da Cormyr auf denselben ritterlichen Grundsätzen wie das von Zaranda erträumte Tethyr aufbaut, gab es mehr Freiwillige, als Cormyr entbehren konnte. In Averland meldeten sich natürlich auch Loras und Mace für diese Mission, froh darüber, endlich mal ihrem Land dienen zu können. Baron Moome (Anthony Steele, RPG 1 (180), 0:12, Jpg 16141) nimmt die beiden unter merkwürdigen Umständen zu ihren Titeln gelangten Ritter in Anwesenheit von Sir Edo Shirke (Nick Brimble, Jpg 16142) in Empfang, hört sich Loras' stockend vorgetragenen Bericht an und gibt diesen auf unnachahmliche Weise der Lächerlichkeit preis, denn im Gegensatz zu Loras ist Moome ein Politiker und redegewandt. Derweil reitet Lord Gruen Bleth (James Purefoy, Jpg 16143) durchs Lager und wird überall freundlich begrüßt. Dabei zeigt sich deutlich, dass er es genießt, bei den Männern so beliebt zu sein (wozu das Turnier in #05 – A GAME OF THRONES nicht unwesentlich beigetragen hat), und Elminster erklärt, dass sich die wildesten Geschichten um seine Anwesenheit ranken, hat er doch hier als Herr seines Adels- und familieneigenen Handelshauses mit sehr viel Verantwortung eigentlich gar nichts zu suchen. Ungewöhnlicherweise ist er als Freiwilliger Baron Moome unterstellt, obwohl sich dieser im Adelsrang unter Bleth befindet, was die Zusammenarbeit verkompliziert – denn Moome kann Bleth von der Einteilung in die Truppengattung abgesehen nichts befehlen und muss ihm aus politischen Erwägungen ein Anwesenheits- und Äußerungsrecht beim Planen des militärischen Vorgehens zugestehen. Dabei hat Moome für Bleth kaum mehr als Verachtung übrig, hält ihn der altgediente Feldherr doch für einen eingebildeten Dandy, der besser in seinem Kontor geblieben wäre, als Ritter zu spielen. Wenn man sich bei Elminsters Erläuterungen Bleth so ansieht, wie er sich in der Bewunderung der einfachen Soldaten und Ritter sonnt, wird die Einstellung Moomes sogar nachvollziehbar, und man könnte vermuten, dass Bleth nur hier ist, um für sein Haus für PR zu sorgen. Bleth tritt ein, Moome lässt die beiden Ritter abtreten, und auf dem Rückweg zu ihrem Zelt passieren sie, ohne von ihnen Kenntnis zu nehmen, zwei altbekannte Soldaten, die sich garantiert nicht freiwillig gemeldet haben, sondern wohl vielmehr von Baronin Karissa freiwillig gemeldet wurden

 

Grift: Nein, Bodger, die Zeugmeisterin treibt es nicht mit dir für einen Ballen Stoff und ein frisches Hühnchen.

Bodger: Das hat man mir aber erzählt, Grift.

Grift: Nein, Bodger, einer Zeugmeisterin geht es viel zu gut. Die Frau eines Kerzenmachers treibt es mit dir, wenn du ihr was gibst. Schließlich weiß jeder, dass man mit Kerzenmachen kein Geld verdienen kann.

Bodger: Aber die Frau des Kerzenmachers sieht mir nicht gerade danach aus, als würde es ihr schlecht gehen, Grift. Sie trägt immer die hübschesten Kleider.

Grift: Genau, Bodger! Wie kann sich eine Frau feinsten Stoff leisten, deren Mann wenig mehr als ein Goldstück im Monat verdient? Auch gibt's bei ihr immer was Gutes zu essen, jede Menge gebratener Hühnchen.

Bodger: Trotzdem, Grift... Meister Gulch hat mir erzählt, er hätte der Zeugmeisterin einen Ballen Stoff und ein frisches Hühnchen gegeben, dann wäre sie zu ihm ins Bett gehüpft.

Grift: Meister Gulch hätte sein Geld lieber sparen sollen, Bodger. Die Zeugmeisterin treibt's mit allem, was eine Hose anhat. Sie ist einfach nur geil.

Bodger: Glaubst du, ich könnte auch bei der Zeugmeisterin landen, Grift?

Grift: Ich glaube nicht, dass du das willst, Bodger.

Bodger: Warum nicht, Grift?

Grift: Leider scheint die Zeugmeisterin ihre Gunst an zu viele Männer verschenkt zu haben, Bodger, und dadurch hat sie sich den Tripper eingefangen. Wenn du nicht gerade zusehen willst, wie deine Eier langsam verfaulen und schließlich abfallen, dann würde ich die Finger von ihr lassen.

Bodger: Ich bin froh, dass du mich gewarnt hast, Grift. Du bist ein wahrer Freund.

Grift: Ich betrachte es als meine Pflicht, dich über solche Dinge auf dem Laufenden zu halten, Bodger.

Bodger: Was ist mit Meister Gulch, Grift? Hat er sich auch den Tripper eingefangen?

Grift: Nun, Bodger, wenn ich mir so ansehe, wie er in letzter Zeit herumläuft, dann kann es nicht mehr lange dauern, bis seine Nüsse sich verabschieden.

 

Einige Tage später hat Geiron endlich genug Leute bequatscht, um die Erlaubnis zu bekommen, den Gefangenen die Gelegenheit zu geben, sich nützlich zu machen und ihre Harmlosigkeit zu beweisen. Die Kamera verfolgt das von einigen sehr nervösen Soldaten begleitete Trio durch die Straßen Zazesspurs, und je näher sie dem Grenzverlauf zwischen dem vom Rat und dem von Hhune gehaltenen Teil kommen, umso mehr erinnern sie ein wenig an Zweite-Weltkriegs-Szenarien: Soldaten hocken hinter umgestürzten Karren, nehmen dort ihren kalt gewordenen Eintopf zu sich, während Kundschafter von Dächern oder aus Fenstern spähen und mal ein Hund durchs Niemandsland (also z. B. eine Kreuzung zwischen zwei von verschiedenen Parteien gehaltenen Straßen) läuft. Man zeigt dem Trio auf einer Stadtkarte mehrere Punkte und eine Route. Ihre Freiheit können sich die drei Gefangenen mit der Erfüllung einer Mission erkaufen: Im Anwesen von Lord Aire, eines der Lords von Zazesspur, befinde sich eine Truhe – der "Einsatzleiter" zeigt eine Holzkohlezeichnung – mit wichtiger Korrespondenz, die möglicherweise Rückschlüsse auf etwaige Verbindungen zu Jhannivar und der Strategie des Council of Lords zulassen. Diese Truhe gilt es also zu beschaffen. Hundert Atemzüge nach dem nächsten Glockenschlag werde ein Zug ein Ablenkungsmanöber durchführen, indem er geballt den Gegner frontal und von einer Flanke angreift. Dabei wird der Zug seine linke Flanke ungeschützt lassen, und diese Gelegenheit werde sich der Feind nicht entgehen lassen und Truppen aus der Straße, auf die er gerade zeigt, abziehen, um sie den Angreifer flankieren zu lassen. Diese Möglichkeit soll das Quintett (zwei Soldaten wurden zur Bewachung abkommandiert) nutzen, über die unbewachte Straße in feindliches Gebiet vorzudringen, wo es auf sich allein gestellt ist. Natürlich sagen sie zu, und so macht man sich bereit.

 

Nun aber zeigt die Kamera nach einem Schnitt ein bisher unbekanntes Lager, das ein gut aussehender Mann (Samuel Le Bihan, Jpg 16144-16146) in edler, aber inzwischen verschlissener und verdreckter Kleidung durchquert. Als er an das Lagerfeuer vor einem großen Zelt tritt, bietet sich dem Zuschauer ein grotesker Anblick: Ein Halbork in einer prachtvollen Rüstung, die an einen Paladin denken lässt, schärft mit gelassenem Gesichtsausdruck seinen Zweihänder (Jpg 16147). Der Mensch, Tardeth Llanistaph, erkundigt sich bei dem Halbork, der den unglaublichen Namen Innocence trägt, nach "ihrem" Befinden. Unverändert, gibt der Hüne zurück, dieser Tag sei nicht gerade einer ihrer besten, die ewigen Rückschläge und Niederlagen haben endlich Wirkung gezeitigt. Tardeth unterhält sich kurz mit den beiden Soldaten (Jpg 16148-16149), die das Zelt bewachen, und tritt schließlich ein. Am Ende des Zeltes sitzt eine Frau mit dem Rücken zum Eingang an einem Tisch, den Kopf gesenkt und die Hände im Nacken. Tardeth geht auf sie zu, gießt ihr einen Brandy ein und drückt ihn in ihre Hände, und wir sehen eine hübsche Frau Ende dreißig (Jpg 16150-16167) mit Tränen in den Augen zu ihm aufschauen. Vor ihr liegen Briefe und Schreibzeug, mehrere Briefe scheint sie eben gerade selber aufgesetzt zu haben. Vom herrlich melancholischen Lion-In-Winter-Motiv untermalt tritt Tardeth langsam näher.

 

Tardeth: Es war nicht deine Schuld.

Zaranda: Und doch war ich diejenige, die sie entsandt hatte. Wessen Schuld war es also? Du warst nicht zugegen, als sie zum Lager zurückkehrten. Einem von ihnen ist ein Bein direkt unter dem Knie abgetrennt worden. Ein anderer Freiwilliger, gut sechzig Winter alt, hatte ihn den ganzen Weg heimgetragen. Als unsere Männer sie empfingen, wollten sie ihm den Schwerverwundeten abnehmen, doch der Mann gab seinen Kameraden nicht frei. "Aber ist er dir denn nicht zu schwer?" fragte ein Junker. "Er ist nicht schwer", antwortete der Freiwillige. "Er ist mein Landsmann." (Tardeth atmet durch, erwidert aber nichts.) Helden... von denen gibt es viel zu wenige. Mutige, sich für andere aufopfernde Menschen, die uns ein gutes Beispiel geben. Alle Menschen lieben Helden. Sie stehen für sie an, bejubeln sie, schreien ihren Namen und erzählen dann Jahre später, wie sie stundenlang im Regen standen, um einen kurzen Blick von dem zu erhaschen, der ihnen gezeigt hat, wie man ein bisschen länger durchhält. Ich glaube, in jedem von uns steckt ein Held... für den wir ehrlich sind... der uns Kraft verleiht... uns Wahrhaftigkeit lehrt. Auch wenn wir manchmal standhaft sein und das aufgeben müssen, was wir uns am meisten wünschen – manchmal sogar unsere Träume. Aber wenn wir unser Bestes tun und eines Tages sterben, sterben wir mit Stolz. (Tardeth sieht sie durchdringend an.) Daran muss ich glauben.

Tardeth: Sie haben die Informationen, die sie mitbrachten, teuer bezahlt, aber ihre Opfer waren nur umsonst, wenn du nichts aus ihnen machst. Doch du quälst dich viel zu sehr, Zaranda. Wir alle brauchen eine starke Schulter, dann und wann. Du bist die starke Schulter für Tausende von Menschen – aber das bedeutet nicht, dass du selber keine bräuchtest. (Er geht in die Hocke und sieht traurig zu Boden.) Wenn du doch nur mich diese Schulter sein ließest...

Zaranda (strafft sich, womit auch ihre Stimme wieder eine entschlossenere Färbung annimmt): Wir wollen Kriegsrat halten.

 

Tardeth gestikuliert, er könne die Leute holen, doch da steht Zaranda schon auf, geht zielstrebig zum Zeltverschlag, atmet dort kurz durch, trocknet ihre feuchten Wangen und tritt entschlossen hindurch. Lächelnd wechselt sie vor dem Zelt ein paar private Worte mit den beiden Wachen und geht dann zu einer Gruppe edler Lords, die sie freundlich, aber bestimmt in ihr Zelt einlädt – und hier draußen wird der Zuschauer auch erstmals Zeuge der magnetischen Anziehungskraft Zarandas. Zurück im Zelt nimmt sie die eben aufgesetzten schriftlichen Befehle vom Tisch, und die Lords Gamaris, Roaringhorn, Dennam und Giscorl (Jpg 16168-16171) treten ein.

 

Lord Giscorl: Vielleicht erörtern wir zuerst, wie wir mit den subversiven Reden letzter Nacht verfahren wollen. Die Männer fragen sich langsam, ob sie Folgen haben oder ungeahndet bleiben werden.

Zaranda (gut aufgelegt): Die Männer, lieber Giscorl, hatten den geheimen Vorrat der Winzergilde von Saradush entdeckt und waren betrunken.

Lord Dennam: Allein das wäre schon Anlass genug, sie zu strafen.

Zaranda: Das wäre es. Aber wenn ich mir ansehe, wie viele herrenlose Fässer sie gefunden hatten, und dass keiner von ihnen mehr als angeheitert war, zeigt mir das, dass sie trotz allem auch beim Genuss des Weines Disziplin haben walten lassen.

Lord Giscorl: Die sie fahren ließen, als sie sich über einige Lords äußerten, wie es ihrem Stande nicht zukommt.

Zaranda: Ach, Giscorl, wenn ich nicht einmal die Augen zudrückte bei solcher Disziplinlosigkeit, wie weit müsste ich sie erst aufreißen, erschiene mir ein Kapitalverbrechen? (Giscorl scheint nicht zu wissen, wie er daraus schlau werden soll, und lächelt diplomatisch.) Die Winzergilde paktiert mit den Handelshäusern, unserem Feind – also sind ihre Besitztümer als Kriegsbeute zu betrachten. Die Männer haben gefehlt, als sie es versäumten, den Fund zu melden, um die Hauptleute die Beute gerecht verteilen zu lassen. Dafür werden sie zur Rechenschaft gezogen, und für nichts anderes.

Lord Giscorl: Zaranda, wir sind Adlige. Wir können den gemeinen Soldaten nicht erlauben, kritische Reden über uns zu führen.

Zaranda: Adel ist überall. Gemeine Naturen zahlen mit dem, was sie tun, edle mit dem, was sie sind. (Sie verteilt die Befehle.) Dies ist für Euch, Giscorl... mein Vetter Dennam... guter Gamaris... und auch Ihr, Lord Roaringhorn, seid nicht vergessen. Nun, da es so weit gekommen ist, lest sie auch.

 

Als das Geraschel beginnt und die Befehle geöffnet werden, verschränkt Zaranda die Arme und sieht die vier Lords an, während Tardeth sie aufmerksam vom Zeltverschlag aus betrachtet, als stünde er auf dem Sprung. Es fällt auf, dass alsbald Gamaris, Dennam und Roaringhorn ebenfalls achtsam Giscorl beobachten.

 

Zaranda: Was ist mit Euch, edler Giscorl? Was steht in den Papieren, das Euch erbleichen lässt?

Giscorl (sieht auf das Schriftstück und druckst hilflos gestikulierend herum, ohne aufzusehen): Ähm... Zaranda, ich... das ist ein, äh... Missverständnis. (Er sieht nun in Zarandas Augen, und angesichts dieses Blicks sagt er nur noch ein Wort.) Gnade.

Zaranda (stürmt auf ihn zu und packt ihn am Kragen): Wage um Gnade mich nicht anzuflehen! (Sie atmet ihn wütend anfunkelnd mehrmals durch, während Innocence durch den Zeltverschlag tritt und Giscorl zusammen mit Tardeth ergreift, um ihn hinauszuziehen, doch Zaranda gibt ihn nicht frei.) Wir kennen uns so lange. Du besaßest mein Vertrauen und den Schlüssel zu meinem Herzen. Du erschienst mir stets so beständig, so ehrenvoll und aufrecht, dass dein Fall kalten Argwohn in mir weckt. Denn wem vertrau ich, wenn nicht dir? Warum hast du das getan, warum hast du mich verraten – für einen schnöden Titel und ein paar Brocken, die dir Morkann von seiner Tafel herabwirft? (Sie atmet durch, dann leise, aber bestimmt.) Ich will um dich weinen.

 

Unter verzweifelter Gegenwehr wird Giscorl hinausgezerrt, während sich im Inneren des Zelts unangenehmes Schweigen breitmacht.

 

Derweil ist das Quintett losgezogen und macht Zazesspur unsicher, das architektonisch wie ein südlicher gelegenes Cormyr wirkt (Jpg 16172-16195). Man schleicht sich durch die wie leergefegten Straßen, und als ob das Wetter der Stimmung Rechnung tragen wollte, schieben sich dunkle Wolken vor die Sonne, und es beginnt zu nieseln. In den Kettenhemden, die sie tragen, kann niemand von den beiden Soldaten, die sie begleiten, erwarten, mucksmäuschenstill zu sein, aber es ist Ashe, der sie verrät: Gerade schleicht man sich unter den Fenstern hindurch an eine Straßenecke, um das Gelände zu sondieren, als Ashe, hinter den anderen wartend, nicht dem Drang widerstehen kann, durch eines der Fenster zu sehen – direkt in die Augen einiger dort speisender Soldaten. Ihre beiden eigenen Soldaten blockieren die Tür, so dass sie die Angreifer in einen Flaschenhals zwingen, und Zhai und Spider helfen mit, sie unschädlich zu machen. Aus den Fenstern wird nun mit Armbrüsten gefeuert, aber mit Cause Fear schlägt Ashe die Schützen in die Flucht ins Hausinnere.

 

Irgendwann hat man bei sich stetig verschlechterndem Wetter endlich Lord Aires Herrenhaus erreicht (Primal, Aetha, Mansion (Card II)). Mit den beiden Soldaten und Ashe kann man nicht hoffen, lange unbemerkt zu bleiben, so dass die beiden Rogues allein losziehen. Sie schleichen sich professionell durchs Anwesen (Jpg 16196-16198), gehen gekonnt den Soldaten aus dem Weg und finden sehr schnell heraus, warum sie diesen Auftrag bekommen haben: Lord Aires Herrenhaus ist eine Schaltzentrale, in der es vor Offizieren, Soldaten, Schreibern und Boten nur so wimmelt. Dank einer Mischung aus Können und purem Glück entscheiden sie sich für eine Route, die sich als glücklich erweist, führt sie doch weg von dem bienenstockartigen Betrieb und in den Wohntrakt. In einem Turm, auf dessen höchster Ebene Lord Aires Bibliothek und Arbeitszimmer liegt (Jpg 16199-16200)) nimmt Zhai einen dort putzenden Diener gefangen, der sie zur gesuchten Truhe führt. Nachdem er ausgeknockt wurde, beschließen die beiden jedoch, sich auf eigene Rechnung noch etwas umzusehen. Mit den vielen Büchern könnte der leider nicht anwesende Ashe weitaus mehr anfangen, aber dafür stoßen sie in den Schlafgemächern Lord Aires und seiner Frau auf deren Schmuckkassette und eine offensichtlich magisch gesicherte Glasvitrine, in der drei sehr interessante Dolche schweben (Jpg 16201-16203). Die in diesen Dingen naive Zhai (sie hat immer davon geträumt, solche Einbruchsabenteuer zu erleben, versteht aber nichts davon) will einfach das Türchen öffnen, aber Spider hält sie auf und macht auf die in die Decke eingelassene Glashalbkugel aufmerksam, direkt über der frei stehenden Vitrine. Um schneller wegzukommen, schlägt sie die Scheibe ein und springt dank übermenschlicher Reflexe zur Seite, als mehrere Blitze aus der Glashalbkugel schießen und nicht nur in den Teppich, sondern auch in die Holzdielen darunter schwarze Löcher brennen. Das weiße Glühen, dank dessen die drei Dolche umeinander herum schweben, ist nach wie vor da, also nimmt Spider seine beiden Krummsäbel und fischt damit wie mit einer Zange erst einen, dann den zweiten, dann den dritten Dolch heraus – oder doch nicht, denn der dritte fällt in die Aushöhlung, und weder er noch Zhai sind bereit, da hineinzugreifen; aber so hat Zhai zwei magische Dolche erbeutet, denen sie später die Namen Vampire's Kiss und Poisonfang geben wird. Mit ihrer stattlichen Beute treten sie den Rückzug an und kehren unentdeckt zu den anderen dreien zurück.

 

Derweil zieht Lord Blackthorns Tross durch Carrelath (Age Of Wonders – Shadow Magic, Karte 'Tethyr'). Zuerst macht man einen nördlichen Schlenker nach Greenholm, wo man gastfreundlich begrüßt und mit einigen wenigen Lebensmitteln ausgestattet wird, die man dort entbehren kann. Dann stellt sich die Frage, ob man den Bergpass durch die südlichen Snowflake Mountains oder den direkten Weg, weiter die Tethir Road entlang, durch die Garnison von Goldengrove nehmen soll. Der direkte Weg führt logischerweise am schnellsten zum Ziel, doch weiß man nichts über die Truppenstärke von Goldengrove. Der Umweg über den Bergpass führt vielleicht an Goblins vorbei, und in einem Bergpass, wo Goblins zu Hause sind, kämpfen sie weitaus besser als ein Tross, der sich dort nicht vernünftig aufstellen kann. Dennoch bleibt dies die sicherere Route, denn in Goldengrove wird man garantiert kämpfen müssen, im Bergpass vielleicht. Der Nachteil, den Letzterer mit sich bringt, liegt darin, dass man über einen Bergpass mit Pferde- und Ochsenkarren nur mühsam vorankommt und obendrein Crown's Gap von Norden weitläufig umgeht, also möglicherweise die doppelte Zeit benötigt, und da die Vorräte trotz der milden Gaben aus Greenholm zur Neige gehen, möchte sich niemand ausmalen, was das für die Moral bedeuten würde und wie viele desertieren könnten. Natürlich spricht es niemand aus, aber selbstredend wird auch die Überlegung angestellt, dass die Vorräte, wenn man bei Goldengrove dezimiert würde, weitaus länger reichen dürften. Nun, Dirk entschied sich auf der Karte für den direkten Weg, also tut Lord Blackthorn das auch, und am Abend, bevor man in Sichtweite von Goldengrove kommt, singt Fleece zur Erbauung einen Song.

 

Tomorrow, Mother, I go to war

I go to battle the enemy horde

And if from that field I do not return

Do not cry

Do not cry

Such a death is honorable to earn.

 

Tomorrow, Mother, I go to fight

I go to set great wrongs aright

And if this conflict takes me away

Do not cry

Do not cry

Such an end leads to happier days.

 

Tomorrow, Mother, I go to stand

Side by side with my countrymen

And though many of us will leave this world

Do not cry

Do not cry

Victory shall be our reward.

 

Tags drauf nimmt die Miliz an der ersten Schlacht seit dem Massaker bei den Small Teeth teil. Blackthorn lockt mit seinem vergleichsweise harmlos aussehenden Haufen Freiwilliger ein Truppenkontingent aus der Garnisonsstadt, umschließt es mit aus der Deckung angreifenden Rittern, Reitern und Soldaten und rückt dann gegen das geschwächte Goldengrove vor. Der Kommandant und sein Adjutant (Jpg 16204-16205) können kaum glauben, was Bauern, Soldaten und vergleichsweise wenige Ritter und Soldaten mit seiner Stadt (Jpg 16206-16208) anstellen, und unter schwersten Verlusten wird Goldengrove eingenommen und die Garnison besiegt. In aufwühlenden Szenen werden die tapferen Milizionäre gezeigt, wie sie verbissen kämpfen und fallen, und in der Abenddämmerung geht Vardis blut- und dreckverkrustet durch die Straßen und schreit "Zaranda Star!", doch mit einem schockierten Gesichtsausdruck angesichts all der Leichen, die er mit Namen kannte, als wollte er sich selbst versichern, dass der Tag ein erfolgreicher und sinnvoller war. Der Adjutant des Kommandanten flieht mit einigen Soldaten – seit der Bezwingung der Palisaden haben sich die Kämpfe über die ganze kleine Stadt ausgebreitet, und dieses Chaos kann natürlich niemand überblicken. Knappet, dem ein Bein zerfetzt und ein Arm abgeschlagen wurde, sitzt im Sterben liegend an einer Hausmauer und bittet seinen Captain, den er so sehr bewundert, ihm zu versichern, dass Zaranda gewinnen wird, nun, da Goldengrove eingenommen wurde – dass es einen Sinn hatte. Vardis kämpft die Tränen runter, sagt Knappet, was er hören möchte, und hält dem Sterbenden die Hand. Die Kamera zeigt die vielen Leichen: Cadmar, der Priester, ist von Bolzen durchbohrt worden, als er Verwundeten helfen wollte. Der zu große Topfhelm, den der kleine, schmächtige Lindon erbeutet und wie eine Trophäe stets schief auf dem zu kleinen Kopf getragen hatte, liegt eingedellt und mit Blut besprenkelt auf der Lehmstraße. Dulsaer, Clymo, Cador, Sir Lythe... tot. Lord Blackthorn, der aus der linken Hand blutet wie ein Schwein, wo er soeben zwei Finger verloren hat, scheint die Verwundung nicht zu registrieren, sondern drängt den Kampfesrausch, in den er sich gesteigert hatte, zurück und lässt Captain Tully schnellstmöglich Zahlen besorgen. Die Ergebnisse sind demoralisierend: Ja, der Weg nach Crown Ridge ist frei, doch der größte Teil des Trosses ist ausgelöscht. Es bleiben von den zehn Rittern nur noch Sir Garen und Sir Lormyr, von der leichten Kavallerie niemand mehr, ebenso wenig von den zwanzig Infanteristen und zwanzig Armbrustschützen; und von den achtzig Milizionären sind nur noch knapp über dreißig kampfbereite Männer geblieben. Man hat gesiegt, aber unter fatalen Verlusten, und mit diesem Kriegshaufen ist keine Schlacht mehr zu gewinnen.

 

Nun sehen wir ein Arbeitszimmer in Castle Klarsamryn (Jpg 16209), in dem Lord Firaun und der Sheriff sitzen und zusammen einige Dokumente durchgehen.

 

Lord Firaun: Hm. (Er blättert, sieht mal hier, mal da nach.) Die Bestandsaufnahme stammt noch aus dem Year of the Shield. Haben wir von Baronin Galath nichts Aktuelleres?

Sheriff Belleme (murmelnd, weil er selber etwas nachliest): Sieht nicht so aus. Ich werde nach ihr schicken.

Lord Firaun (sammelt einige Dokumente ein und erhebt sich): Keine Umstände, Sheriff.

 

Er begibt sich in den Trakt (Jpg 16210), in dem Cerilia unter Hausarrest steht, und erreicht schließlich die beiden vor ihrer Kammer postierten Wachen. Eine bietet sich an, seine Lordschaft zu begleiten, aber Tyvin winkt nur freundlich lächelnd ab, mit der jungen Frau werde er schon fertig. Er zwinkert dem Soldaten zu, der wie auch sein Kumpel grinst, beide beziehen wieder Aufstellung, und Firaun tritt ein (Jpg 16211-16213). Nachdem er die schwere Eichentür hinter sich geschlossen hat, geht er auf Cerilia zu, umarmt sie und küsst sie stürmisch. Cerilia erwidert die Umarmung und den Kuss, löst sich aber bald und gießt aus einer Karaffe zwei Kelche voll.

 

Lady Cerilia: Ich muss den Herzog sehen.

Lord Firaun: Das ist unmöglich.

Lady Cerilia: Ich stehe unter ständiger Bewachung. Ihr müsst mir helfen.

Lord Firaun: Es sind schon für weitaus harmlosere Vergehen als Hochverrat Köpfe gerollt. Der meine ist mir lieb und teuer.

Lady Cerilia: Ihr wisst, warum ich den Herzog sehen will.

Lord Firaun: Ich wäre ein rechter Narr, wenn ich mir über Eure Gründe nicht im Klaren wäre.

Lady Cerilia: Warum, glaubt Ihr, tue ich das?

Lord Firaun: Man könnte meinen, seit Ihr bei Seiner Majestät in Ungnade gefallen seid, sei Euch jeder Strohhalm recht. (Er geht langsam und freundlich auf sie zu.)

Lady Cerilia: Schätzt Ihr mich nicht höher, Tyvin?

Lord Firaun (anzüglich): In gewissen Bereichen über alle Maßen, meine liebe Cerilia. Kommt, lasst uns nicht mehr davon sprechen.

Lady Cerilia (hält ihn sanft, aber bestimmt, auf Armeslänge): Niemand weiß, was für eine Königin Zaranda abgeben wird, denn auch Valon hat einst viel versprechend angefangen. Aber könnt Ihr Euch einen schlechteren Monarchen vorstellen?

Lord Firaun: Unter dem augenblicklichen geht es mir sehr gut, vielen Dank. Diese Reden sind gefährlich, Cerilia.

Lady Cerilia: Ihr regiert die unwichtigste Baronie von Erlkazar, spärlich besiedelte Berge, zu karg zum Anbau von Feldfrüchten, zu arm an Rohstoffen.

Lord Firaun: Meine Berufung zum Lord Chamberlain bei Hofe entschädigt mich ausreichend. Was könnte ich mehr wollen? Es geht mir nicht schlecht genug, um zu rebellieren. Dasselbe hätte man übrigens auch von Euch denken können. (Er spielt mit einer ihrer Locken.)

Lady Cerilia: Ich frage nicht danach, wie es mir geht – ich frage danach, wie es mir gehen könnte. Was ich haben könnte. Es ist wahr, Zaranda kann Haus Morkann nicht besiegen. Aber mit Hilfe aus Erlkazar könnte sie es.

Lord Firaun: Mit Eurer Hilfe?

Lady Cerilia: Ihr wisst genau, welche Hilfe ich anbieten könnte.

Lord Firaun: Und?

Lady Cerilia: Und gelänge es Zaranda, den König zu schlagen, müsste sie sich fragen, wen sie an seiner Statt einsetzen soll.

Lord Firaun: Ihr seht Euch auf dem Thron?

Lady Cerilia: Ich sehe mich als Gräfin, die eine der beiden Grafschaften des Herzogtums Elestam regiert, wie es sie vor den Ten Black Days of Eleint gab.

Lord Firaun (schmal lächelnd, als wüsste er die Antwort bereits): Und wem gehört die andere?

Lady Cerilia: Ich biete sie Euch an. Ermöglicht mir Kontakt zum Herzog, und die Hälfte des Reichs soll Euch gehören – für nicht viel mehr als diese kleine Gefälligkeit.

Lord Firaun (betrachtet sie freundlich lächelnd, aber geschäftsmännisch): Wir haben viele wundervolle Stunden miteinander verbracht, Cerilia. Aber welche Gewähr habe ich, für den Fall, dass sich alles nach Euren Wünschen entwickelt, nicht mit Seiner Majestät unterzugehen?

Lady Cerilia: Mein Wort. Begleitet mich zum Herzog, und ich beweise Euch, dass ich es zu halten beabsichtige. An Ort und Stelle.

Lord Firaun (schnaubt überrascht): Zuerst bittet Ihr mich um Beihilfe zum Hochverrat. Ein gefährliches Ansinnen, aber zumindest eines, das es mir ermöglichte, meine Spuren zu verwischen und jegliche Beteiligung abzustreiten. Nun wollt Ihr mich in Euer Boot ziehen?

Lady Cerilia: Wenn wir beide Verrat begehen, können wir einander vertrauen, nicht wahr?

Lord Firaun: Zaranda Star ist zum Scheitern verurteilt. Selbst mit Eurer Hilfe ist ein Sieg äußerst unwahrscheinlich. Ein solches Risiko einzugehen für die geringe Chance, eigenverantwortlich über die Hälfte von Erlkazar zu herrschen, obwohl ich unter Seiner Majestät keinen Grund zur Klage habe... Wie kommt Ihr nur darauf, ich könnte mich auf Euer Spiel einlassen?

Lady Cerilia (stellt sich dicht vor ihn, ihre Lippen berühren fast die seinen): Weil ich Eure Ambitionen kenne... Weil ich um Eure Unzufriedenheit weiß, wie sehr Ihr sie auch abstreiten mögt... Weil Ihr noch viele wunderbare Stunden mit mir zu verbringen wünscht – und das wäre schwierig, wenn ich erst mal hingerichtet bin, nicht wahr? (Sie flüstert nun fast, doch Firaun lässt sich nicht anmerken, ob er sich beherrschen muss.)

Lord Firaun (atmet leise durch): Ihr spielt mit dem Feuer, Cerilia.

Lady Cerilia: Wer viel will, muss viel riskieren.

Lord Firaun: Ihr wisst, was ich für Euch empfinde... aber bringt mich nicht in die Situation, mich zwischen Eurem und meinem Wohlergehen entscheiden zu müssen.

Lady Cerilia: Entscheidet Euch für unser Wohlergehen, Tyvin. Verratet mit mir den König. Wird Zaranda geschlagen, wird es niemand erfahren. Doch siegt sie, dann regiert mit mir dieses Land.

 

Während den Bewohnern von Goldengrove nichts anderes übrig bleibt, als bei der Unterbringung und Versorgung der Verwundeten zu helfen (einige helfen offenbar gern, da sie den König hassen, andere hingegen nur sehr widerwillig, weil Morkann Goldengrove beschuldigen wird, dem Feind geholfen zu haben, und sich vermutlich rächen wird), und überall jemand jemanden sucht, wird Vardis von Barras geholt, weil am Osttor jemand einen Offizier zu sprechen wünscht und Barras sonst niemanden finden kann. Vardis, der gerade die Überlebenden hatte antreten lassen, um sich ein Bild zu machen, womit er arbeiten muss – von Errilams Rache sind noch neun kampffähige Männer übrig geblieben –, befördert Bryar zum neuen Corporal, lässt übernehmen und folgt Barras. So lernt der müde, abgekämpfte und deprimierte Vardis also Marbrand (Bryan Marshall, RPG 1 (180), 0:17, Jpg 16214-16215) kennen, der mit Vardis etwas trinken geht und ihm zum Sieg gratuliert – er habe dem Treiben vom nördlichen Bergkamm aus zugesehen. Als er ohne Spott bemerkt, dass es eine gute Idee war, die Soldaten als Milizionäre zu verkleiden, kommt in Vardis heute zum ersten Mal trotz der schrecklichen Verluste ein unbändiger Stolz auf seine Männer auf. Marbrand meint, dass er wisse, weswegen sie hier seien, und dass gewiss allen Beteiligten klar sei, dass mit diesen wenigen Überlebenden kein Staat mehr zu machen ist. Er habe ein Angebot zu machen: Über fünfzig kampfbereite und -erprobte Männer könne er einbringen, nur habe die Sache einen Haken, und zwar den, dass es sich dabei ausnahmslos um Mörder, Räuber, Diebe, Plünderer und Frauenschänder handle – Banditen, die nun ihre Chance ergreifen wollen, auf einen Regierungswechsel hinzuarbeiten, der ihnen wieder ein normales Leben ermöglicht. Sich in Morkanns "Polizeistaat", in dem auf vier Zivilisten ein Soldat kommt, als Bandit durchgeschlagen zu haben, will etwas heißen, und einige von ihnen waren Soldaten des Königs, bevor sie in Ungnade fielen, sogar ein Oberst sei darunter. Diese Männer können ausnahmslos mit Schwert und Armbrust umgehen, und sie haben nichts zu verlieren, alles zu gewinnen und damit keine Angst. Die Frage ist nur, ob die hohen Herrschaften bereit wären, mit diesen Männern zu kämpfen.

 

Vardis holt also Lord Blackthorn, der über diesen Vorschlag mehr als entrüstet ist und ihn zunächst kategorisch ablehnt – nein, das seien nicht die Männer, die Zaranda Star den Sieg schenken, ein mit ihnen errungener Sieg wäre allzu teuer erkauft, man würde ihre Opfer verhöhnen, wenn man sie nun als Gleichgestellte behandelte. Tully zählt sehr vernünftig und nüchtern die Zahlenverhältnisse auf und arbeitet darauf hin, dass Blackthorn erkennt, dass er keine andere Wahl hat, als diese Kröte zu schlucken. Er lässt Marbrand mit seinen Männern also für morgen früh vors Osttor bestellen, denn schon dann wird man weiterziehen. Will man Crown Ridge erreichen, bevor sich dort gegnerische Truppen verschanzt haben – was sie tun werden, da Blackthorn erwarten darf, dass es Überlebende gegeben hat, die Bericht erstatten werden –, kann man nicht auf die Genesung der Verwundeten warten, sondern muss sie hier zurücklassen. Ferner ordnet er die Plünderung der gefallenen Gegner und der Garnison an – was man an Waffen und Rüstungen tragen kann, wird mitgenommen.

 

Spät abends unterhalten sich Theon und Raif über die heutige Schlacht, und beide sind sehr fertig, da viele liebe Bekannte unter den Opfern sind. Theon betont, dass Zaranda es einfach wert sein muss, er betet dafür. Und er fühlt sich schuldig, seine Freunde in diese Sache hineingezogen zu haben. Sich diesem Schwertzug anzuschließen, damit Theon wieder zu Lathander findet, klang ja so heroisch, dass sich niemand dieser Faszination entziehen konnte und sich alle von ihm anstecken ließen – von ihm, der am wenigsten wusste, wie es in einem Krieg zugeht und welche grausame Entscheidungen in einem solchen zugunsten der Schlacht und zu Ungunsten der Menschen gefällt werden müssen. Er macht sich schlimme Vorwürfe, denen Raif nur halbherzig widerspricht, da seine Gedanken ganz woanders sind: Er hat Angst davor, was als nächstes kommt, wie es erst in Crown Ridge ablaufen wird, und würde am liebsten davonlaufen. Er gehört zu den Überlebenden, weil er wie auch seine Freunde ein besserer Kämpfer ist als die meisten Milizionäre, die weit weniger Anlass hatten, sich Hoffnungen zu machen, lebend zu ihren Familien zurückzukehren. Und doch haben sie gekämpft, nein, mehr noch: Angesichts des Wissens um die Kräfteverteilung haben sie sich geradezu geopfert, und Raif könnte nie mehr in den Spiegel sehen, wenn er all dem nun den Rücken kehrte.

 

Am nächsten nebligen und nasskalten Morgen stehen sich vor Goldengrove der Rest von Blackthorns Tross und Marbrands Banditen gegenüber. Letztere setzen sich nicht aus hollywoodkompatiblen Robin-Hood-Verschnitten, sondern wirklich aus gemeinen Halsabschneidern wie Moth, Luz, Jurian, Maure, Yorgan, Skitt und anderem üblen Gelichter zusammen (RPG 1 (180), 0:18, Jpg 16216-16230). Die Einzigen, von denen sich später herausstellen wird, dass sie für Banditen relativ harmlos sind, sind Marbrands Leutnant Sickle (Jpg 16231), ein ehemaliger Soldat, der zum Taschendieb wurde, und sein Scout Vypren (Jpg 16232-16233), ebenfalls ein ehemaliger Soldat, der einmal zu oft in des Königs Wäldern gewildert hatte. Blackthorn und Marbrand gehen allein aufeinander zu, so dass niemand hören kann, was sie zu besprechen haben, aber Marbrand scheint wütend zu werden, während Blackthorn unnachgiebig bleibt. Marbrand geht zu seinen Männern zurück, und erst, nachdem er von seiner Unterredung berichtet hat, blenden wir direkt dorthin: Nicht nur Murren, sondern wütende Rufe werden laut, und viele begehren offen gegen das, was Marbrand soeben gesagt haben muss, auf. Dieser stellt die Männer vor die Wahl: Wenn sie gehen wollen, bitte sehr, doch wenn nicht, haben sie verdammt noch mal zu parieren. Luz stellt sich Marbrand offen entgegen, und da er es sich nicht leisten kann, das Gesicht zu verlieren, reagiert Marbrand mit dem einzigen, das diese Männer respektieren: mit Gewalt. Er wirft Luz zu Boden, stellt seinen Fuß auf dessen Kehle, um sich in Ruhe den anderen widmen zu können, und demütigt Luz so aufs Schlimmste, und als Moth zum Dolch greift, liegt Marbrands Dolch schon an Moths Kehle. Nachdem sich alle beruhigt haben, geht Marbrand, gefolgt von den meisten seiner Männer, zu Blackthorn, geht auf ein Knie und küsst den Saum des herzöglichen Mantels, auf dem Zarandas Wappen prangt, und zwingt seine Männer, es ihm nachzutun. Der jähzornige, aber gerechte und fähige Heeresführer steigt den grinsenden Gesichtern der Abenteurer und Milizionäre nach zu urteilen noch weiter in deren Ansehen.

 

Schnitt auf ein riesiges Gemälde (Jpg 16234), das King Alemander IV und Queen Rhinda zeigt, das letzte Königspaar Tethyrs. Die Kamera fährt langsam zurück, und wir sehen Prinz Haedrak davor stehen, flankiert von Lord Hhune und einigen gerüsteten Adligen. Das Bild ist gerade im Konzilsaal (Jpg 16235) aufgehängt worden, und Seine Hoheit nebst Gefolge verlässt den zurückeroberten Stadtpalast (Jpg 16236-16249). Tausende von Soldaten und Rittern (Jpg 16250-16262) verlassen nun Zazesspur und ziehen gen Myratma.

 

Derweil hält Blackthorns Tross weiter auf Crown Ridge zu (Jpg 16263-16285), und zusammengeschnittene und von Elminster kommentierte Szenen verleihen dem Zuschauer einen Eindruck davon, wie mühselig sich nicht nur die Reise mit dem schlechten Wetter, dem teils schwierigen Gelände und neuen Krankheitsfällen gestaltet, sondern auch die "Zusammenarbeit" von Milizionären und Banditen. Fleece, Jen und Raveena werden als einzige (und obendrein durchaus ansehnliche) Frauen zur Zielscheibe diverser Übergriffe, und die Milizionäre, die sie ritterlich verteidigen, liefern sich mit den Banditen so manche Schlägerei, die wiederum nur Ausdruck der gegenseitigen Verachtung ist: Die Miliz sieht auf die Banditen herab, weil sie sich bereits wacker und mutig in der Schlacht fürs Vaterland gemessen hat, während die Räuber sich stets nur genommen haben, was sie wollten, und das unter sinnlosem Blutvergießen, und die Banditen verachten die einfachen Leute, die sich als moralisch überlegen aufspielen, obwohl drei von ihnen es nicht mit so manchem altgedienten Wegelagerer aufnehmen könnten. Fleece bemüht sich darum, die Moral aufrecht zu erhalten, so gut sie kann, so z. B. mit fröhlichen und lustigen Wanderliedern, die alle auf andere Gedanken bringen.

 

Have ye heard the story from the county of Bardshyr?

With sword and axe a-swinging fit to make a grown man fear?

The Barons called for taxes, the people answered "Nay!"

"And if you come collecting, there'll be hell to pay!

 

Oh, have you seen the army, it was here a while ago,

and do you know who's winning, have we struck a mortal blow?

I do not know your armor, but you seem a friend to me,

oh, have you seen the army marching through Forgotten Sea?

 

You should have seen the battle, 'twas a glory to be seen,

conveniently the dead were rolled into a deep ravine.

The bandits followed Halidar into a brushy patch,

if it hadn't been poison ivy they'd have won without a scratch!

 

Oh, have you seen the army, it was here a while ago,

and do you know who's winning, have we struck a mortal blow?

I've just been resurrected, I'm sure you've heard of me,

oh, have you seen the army marching through Forgotten Sea?

 

'twas at the bridge, they tell me, that they made their final stand,

but it's hard to win a battle when you're killed by your own men.

The captain of the guardsmen hit upon a plan so bold:

Let the youngsters retreat to the rearguard, to the vanguard send the old!

 

Oh, have you seen the army, it was here a while ago,

and do you know who's winning, have we struck a mortal blow?

I forgot to ask which side you're on, would it help me if I said:

I'll give up armored combat, take up embroidery instead?

 

Doch natürlich kann sie nicht den ganzen Tag lang singen, und so werden die Übergriffe eines Abends wirklich ungemütlich. Yorgan versucht Fleece in ein Gebüsch zu zerren, Jen verprügelt die Banditen, die ihm zur Hilfe eilen, als sie sich vehement wehrt, und schon fliegen überall die Fäuste, als sich die Freiwilligen einschalten, was noch mehr Banditenbeteiligung zur Folge hat. Vardis reißt zwei Kämpfer auseinander, wobei ihn einer der beiden, der blutjunge Bandit Skitt, als "Arschloch" tituliert, legt seine Schwertschneide an Yorgans Nacken, der Fleece gegen einen Karren gedrängt hatte, sich nun aber nicht mehr bewegt, weil sie ihm ihren Dolch zwischen die Beine hält, und brüllt so durchdringend, dass die Kampfhandlungen langsam abklingen. Yorgan lässt von Fleece ab, und Vardis lässt seine Männer in Reih und Glied antreten und weist sie zurecht, dass er enttäuscht von ihnen sei. Das ist hart für ihn, da er sie verstehen kann, und schlecht für die Moral, aber wichtig für die Disziplin. Endlich kreuzt auch Marbrand auf, dem Vardis laut und deutlich erklärt, was vorgefallen ist – dass Skitt ihn beleidigt hat und Yorgan Fleece schänden wollte –, und eine angemessene Bestrafung fordert. Damit stellt er natürlich vor allem Marbrand auf die Probe, der sich Skitt so hart zur Brust nimmt, dass dem jungen Bengel schon Tränen in die Augen steigen (Vardis hat keinen Zweifel mehr daran, dass Marbrand der Oberst war, von dem er gesprochen hatte), und erklärt, dass er das Strafmaß ohne Widerrede in Vardis' Hände lege. Dieser verlangt zehn Peitschenhiebe, und Marbrand lässt Sickle Skitt anbinden und auspeitschen. Für Yorgan verhängt Marbrand selbst zwanzig Peitschenhiebe (woraufhin Yorgan nach der Auspeitschung desertiert). Danach nimmt der alte Hase seine Truppe ins Gebet und scheißt sie zusammen, wie sie sich nur so aufführen könne. Schämen müsse er sich für diesen undisziplinierten Haufen, der noch immer nicht kapiert zu haben scheint, was hier auf dem Spiel steht und was er zu gewinnen hat. Wie man das nur wegen fleischlicher Gelüste oder banaler Animositäten aufs Spiel setzen könne! Dem nächsten, der aus der Reihe tanzt, verspricht er dreißig Peitschenhiebe. Vardis tritt zufrieden ab, denn Marbrand hat die Probe mit Bravour bestanden und bringt Ruhe in den Laden, da er die einzige Autorität darstellt, die die Räuber anerkennen.

 

Inzwischen passieren auf Castle Klarsamryn zwei Soldaten die beiden Wachen vor Cerilias Kammer, um ihr Essen zu bringen. Sie betreten ihre Kammer, und die Illusion fällt von ihnen ab: Es sind Lord Firaun und ein Magier. Dieser verleiht nun sich selbst Cerilias Aussehen, nimmt am Fenster Platz und sieht (für Beobachter von draußen deutlich sichtbar) hinaus. Tyvin setzt Cerilia eine Kappe auf, und Cerilia nimmt die Gestalt eines Soldaten an. Tyvin setzt auch seine wieder auf und hält Cerilia an, den Mund zu halten – sie gibt ihr Okay, was seltsam anmutet, erklingt doch eine weibliche Stimme aus dem Mund des Soldaten. Sie verlassen Cerilias Kammer also so, wie sie gekommen sind – als zwei Soldaten, die die Kammer ja auch betreten haben –, und begeben sich in die Kerkergewölbe. Vor Rhoedrys Zelle bleiben sie stehen, und Cerilia nimmt ihre Kappe ab, während Tyvin die seine aufbehält, sie aber zum Weitergehen auffordert. Rhoedry tritt überrascht an die Gitterstäbe.

 

Lady Cerilia: Genießt Ihr Euren Aufenthalt, Rhoedry?

Rhoedry: Davon kann keine Rede sein. Was tut Ihr hier?

Lady Cerilia: Ist es wahr? Arbeitet Ihr für Herzog Hembreon?

Rhoedry (sieht zu Boden, dann wieder auf): Ich hätte es Euch noch gesagt, wenn—

Lady Cerilia: Nein, das hättet Ihr nicht. (Kurze Pause.) Ihr seid ein Lügner.

Rhoedry (sieht nun länger zu Boden): Ja, Mylady, das bin ich.

Lord Firaun: Cerilia, uns bleibt keine Zeit...

Lady Cerilia: Wie steht's, Rhoedry? Wünscht Ihr, mit des Seilers Tochter vermählt zu werden?

Rhoedry (bitter): Man sagt, ich gäbe keinen guten Heiratskandidaten ab.

Lady Cerilia: Dann haltet Euch bereit.

 

Cerilia setzt die Kappe wieder auf, sie gehen zu Herzog Hembreons Zelle, aus der man es kränklich husten hört, und Cerilia lässt ihre Tarnung erneut fallen. Diesmal tut Tyvin es ihr nach.

 

Lady Cerilia: Herzog. Tretet vor, damit wir uns nicht anschreien müssen.

Lord Hembreon (tritt leise hustend aus der Dunkelheit hervor und sieht überrascht zwischen Cerilia und Firaun hin und her): Was geht hier vor?

Lady Cerilia: Ich bin Lady Cerilia Galath of Carrelath, und dies ist Lord Tyvin Firaun of Alarkhem. Wir sind gekommen, um Euch einen Handel anzubieten.

Lord Hembreon: Einen Handel?

Lady Cerilia: Gewiss seid Ihr bereits darüber informiert, dass die Belagerung von Myratma in ein Blutbad mündete, und auch darüber, dass Eure Peers, die Lords von Zazesspur, ihren Treueeid gebrochen haben. Ich nehme an, dass Ihr deshalb nach Erlkazar kamt, um König Morkann um Truppen zu bitten. Nun, das kümmerliche Heer Eurer Königin belagert noch immer Saradush, und vermutlich weiß Zaranda nicht um Euer Schicksal. Wenn ihr die Vorräte ausgehen, muss sie die Belagerung abbrechen und Saradush verloren geben, und dann bleibt ihr von ihrem Schwertzug nur noch die vorletztes Jahr eroberte Mosstone-Region. Ithmong wird sie auf Grund der großen Entfernung nicht mehr halten können, und der Krieg ist vorüber. Mit den paar Männern, die ihr noch bleiben, kann sie weder gegen Myratma noch gegen Zazesspur anrennen. Ihr einziger kleiner Hoffnungsschimmer bleibt Erlkazar – aber das kann sie nicht besiegen. Sie könnte über Omlarandin's Gap in Erlkazar vorzustoßen versuchen. Aber während Lady Gulderhorn und ihre Silver Scions den Boden vor Myratma mit ihrem Blut tränkten, hat König Morkann Mount Norese eingenommen und kontrolliert damit Omlarandin's Gap. Natürlich könnte sie auch versuchen, über Ithal Pass die Omlarandin Mountains von Süden her zu umrunden, aber dann müsste sie bergauf gegen die Perryfal-Garnisonen anrennen, die Tanistan schützen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so dumm sein wird, das zu versuchen. Also bleibt ihr nur die beschwerliche Reise entlang der Kuldin Peaks nach Norden. Und wenn ihr ärmliches Heer hier endlich entkräftet und demoralisiert ankommt, wird König Morkann zuschlagen, und Tethyr wird bald vergessen haben, dass Zaranda Star je existierte.

Lord Hembreon (finster): Was wollt Ihr?

Lady Cerilia: Ich kann Euch von hier aus helfen.

Lord Hembreon: Und warum solltet Ihr das tun?

Lady Cerilia: Wenn wir Euch helfen und Zaranda siegt, wollen wir unseren Verrat an unserem König teuer entlohnt sehen. Teilt Erlkazar wie zuvor Elestam in zwei Grafschaften auf und setzt Lord Firaun und mich als Grafen ein.

Lord Hembreon (schnaubend): Ihr wisst genau, dass ich eine solche Entscheidung nicht treffen kann. (Er erleidet einen Hustenanfall, seine beiden Besucher warten, bis er abgeklungen ist.)

Lady Cerilia: Ihr seid der mächtigste Adlige des Landes. Ihr habt Zarandas Ohr, Ihr genießt ihre Freundschaft. Es ist bekannt, dass Ihr zu ihren engsten Vertrauten zählt, und es ist bekannt, dass Ihr ein Mann seid, der bis zum Tod zu seinem Wort steht. Versprecht mir, alles in Eurer Macht Stehende zu tun, um unsere Forderung zu erfüllen, und wir wollen Euch helfen.

Firaun kann nicht umhin, Cerilia beunruhigt von der Seite anzusehen, aber in Hembreons Gegenwart kann er nichts sagen.

Lord Hembreon (atmet rasselnd durch): Ihr habt mein Wort. Und nun seid so freundlich und verratet mir, wie genau Eure Hilfe aussehen soll.

 

Haedraks Armee hat sich derweil in Saharkhan mit den Überlebenden der Loyalistenarmee zusammengeschlossen, allen voran dem Grafen von Hazamarch, Lord Rickon Dugal (Edward Jewesbury, Jpg 16286-16287), Lady Alanghama Gulderhorn nebst den beiden einzigen Überlebenden der Silver Scions (Jpg 16288-16290) sowie Ellem Sunspear (Jpg 16291), und erreicht nun das prächtige Myratma (Jpg 16292-16293). Haedrak splittet seine Streitmacht in drei Teile: die Kavallerie der Reklamationsarmee besetzt die höheren Ebenen nördlich und westlich von Myratma, die Infanterie der Reklamationsarmee besetzt (wie zuvor die Loyalisten) die Red River Fields außerhalb der Reichweite Myratmas, und der kümmerliche Rest der Loyalistenarmee, von Haedraks Truppen verstärkt, aber unter Lord Dugals Oberkommando, zieht gen Osten, überquert flussaufwärts den Memnon und flankiert die Stadt von Süden her. Und so beginnt im tiefsten Nightal kurz vor der Jahreswende die zweite Belagerung Myratmas.

 

Die Szenerie verlagert sich nach... irgendwo, denn der Zuschauer sieht zwar ein abendliches Lager (Jpg 16294), doch vor Saradush wie letztes Mal liegt es nicht. Zaranda muss mit Disziplinlosigkeit kämpfen: Es ist ihr Volk, für das sie kämpft und das unter diesem Krieg zu leiden hat. Menschen, die in eroberten Städten lebten, werden schlecht behandelt, als seien sie der Feind, obwohl sie keine Wahl hatten, als dem zu folgen, der über sie gebietet. Nun wurde heute ausgerechnet einer ihrer ältesten und treuesten Soldaten (Jpg 16149) dabei erwischt, wie er einen Dörfler beraubte und erschlug, als dieser sich wehrte. Sein bester Freund, ebenfalls Zarandas Leibgarde zugehörig (Jpg 16148), fleht sie an, zu intervenieren, als Lord Dennam gerade im Begriff steht, seinen Freund am nächsten Baum aufzuknüpfen. Zaranda lässt sich zu ihm bringen, und es wird zwischen den enttäuschten Augen Zarandas und den traurigen, beschämten Augen des alten Soldaten hin- und hergeschnitten. Alle umstehenden Beobachter halten die Luft an und erwarten, dass Zaranda ihren alten Kameraden begnadigt. Der Frau, die Königin werden will, treten Tränen in die Augen, und ihre Stimme ist belegt, als sie spricht.

 

Zaranda: Ich will alle solche Verbrecher ausgerottet wissen. Und ich wiederhole hiermit meinen ausdrücklichen Befehl, dass auf unserem Marsch durch dieses Land nichts von den Dörfern eingetrieben wird, nichts genommen, wenn man es nicht bezahlt. Kein Tethyrianer soll verächtlich gescholten, geschmäht oder angepöbelt werden, nur weil er auf der falschen Seite kämpft. Tethyrianer sind wir alle! (Nach einem langen Blick aus tränennassen Augen.) Hängt ihn.

 

Nun sehen wir King Valon, der im Kriegssaal vor der Tafel, an der Sheriff Belleme, Lady Bronshield und Lord Breen sitzen, auf- und abgeht, während Vandree wie immer im Hintergrund bleibt. Man spürt, dass ein Pulverfass im Begriff ist, zu explodieren...

 

King Valon (sieht Breen stechend an): Ich habe Euch den Auftrag gegeben, Truppen in Carrelath zu stationieren. Und nun bekomme ich Meldung, dass Loyalisten bis nach Crown Ridge vorgedrungen sind und die Brücke halten – und von meinen Soldaten fehlt weit und breit jede Spur?

Lord Breen: Mein König, nachdem Lady Bronshield die Goblins gegen die Loyalisten ausgeschickt hatte, bestand kein Grund zur Eile mehr. Hätten sie ihre Aufgabe erledigt und keine Überlebenden zurückgelassen—

Lady Bronshield: Jetzt ist es etwa meine Schuld, dass ich Euch nur die Hälfte statt der ganzen Arbeit abgenommen habe?

Lord Breen: Unsere Melder berichteten, dass nur wenige Loyalisten nach dem Sturmangriff in alle Himmelsrichtungen geflohen waren, großteils sogar in den Wealdath. Wir konnten doch nicht damit rechnen, dass so viele Überlebende ihrer Aufmerksamkeit entgangen waren, und ebenso wenig damit, dass sie den Forest of Tethir lebend verlassen würden. Darüber hinaus hattet Ihr mich angewiesen, Lady Cerilia die Truppenbewegungen in ihrer eigenen Baronie nicht bemerken zu lassen. Von den Kuldin Peaks aus hat man den ganzen Norden von Carrelath bis zu den Südausläufern der Snowflake Mountains im Blick. Hätte Baron Jivam mich die Truppen in Impresk stationieren lassen—

Sheriff Belleme: Zuerst schiebt Ihr die Schuld auf Lady Bronshield und nun auf Lord Tammsel? Er hatte direkte Order, Euch nicht zu helfen. (Breen starrt ihn verblüfft an.) Hätte Lady Cerilia Carrelaths Besetzung bemerkt, hätten wir die Aktion auf Eure Machtgier geschoben. Bei einer Zusammenarbeit mit Baron Jivam wäre ihr jedoch klar geworden, dass Seine Gnaden die Truppenverschiebung angeordnet hat. Und was hätten wir mit unserem Lockvögelchen dann noch anfangen sollen?

Lord Breen (atmet zitternd durch): Wenn nicht alles so plötzlich gekommen wäre, hätte sich gewiss ein anderer Weg finden lassen; und wenn die Zeit geblieben wäre, alles sorgfältig zu organisieren, so würde dieses Problem Eurer Majestät jetzt nicht so schwer auf dem Herzen lasten—

King Valon (brüllt): Wenn, wenn, wenn! Euer Stand als Baron existiert nur, weil ein einzelner Mann kein Königreich allein regieren kann – woraus folgt, dass die Amtshandlungen eines Barons den Willen seines Königs widerspiegeln. Nun frage ich Euch, Waltan: Habe ich je einen Zweifel daran gelassen, dass ich eher nackt auf einem Bauernesel durch Ithmong reiten würde, als Zaranda mehr Respekt zu bezeigen, als ich einer Wanze in meinem Bett zollen würde? Habe ich Euch überdies je Grund zur Annahme gegeben, dieser Haufen eitriger Abszesse auf meinem königlichen Arsch – von Euresgleichen als mein Volk bezeichnet – bedeute mir mehr als der heruntergekommene Bettler am Straßenrand, der eher einen Tritt als eine milde Gabe von mir zu erwarten hätte? Ich habe genug damit zu tun, mein Reich zusammenzuhalten, den aufmüpfigen tumben Dörflern, die nach mehr Rechten schreien, zu zeigen, was sie erwartet, wenn sie nicht verstummen, die Goblins aus den Bergen zu importieren, sie in Alarkhem und im Nordosten des Deepwash wieder anzusiedeln und sie wieder loszuwerden, wenn ich sie nicht mehr brauche, als dass ich mir den Luxus leisten könnte, Nachsicht mit einem Baron zu üben, der für alle Welt sichtbar mit meinem Feind paktiert und mir in den Rücken fällt, also kommt mir nicht mit "Wenns"! (Kurze Pause.) Sperrt ihn weg! Sperrt ihn weg!

Sheriff Belleme (gleichmütig zu Vandree): Abführen.

Unter Bitten und Betteln wird Lord Breen abgeführt.

King Valon (zum Sheriff): Was hat der Schwertarm im Westen aufzubieten?

Sheriff Belleme: Den kümmerlichen Rest von Lady Cerilias Regiment in Oldtown. Wir haben die meisten Truppen aus Carrelath abgezogen, wie Ihr wisst.

King Valon: Lasst es ausrücken und Crown Ridge einnehmen. Zieht die Regimenter aus Caradoon, Shalane und Llorbauth zusammen und lasst sie am Highvale Ford sammeln. (Zu Lady Bronshield.) Wann kommen die Shieldbreakers an, nach denen ich geschickt habe?

Lady Bronshield: In wenigen Tagen, Euer Majestät.

King Valon: Und meine Perryfal-Garnisonen?

Lady Bronshield: Halten die Grenze und melden keine Truppenbewegungen, Euer Majestät. Zaranda wird noch immer bei Saradush festgehalten, doch es gibt erste Berichte von Unruhen in Ithal Pass.

Sheriff Belleme: Perfekt. Nutzen wir diese Unruhen. Entsendet Mintars Knights of the Black Gauntlet und schneidet Zaranda von der Versorgung aus Ithal Pass ab. Dann hat sie keine andere Wahl, als aus Saradush auszurücken. Entweder erobert sie Ithal Pass zurück, oder sie findet an Erlkazars Grenze ihr Ende.

Lady Bronshield: Das wird kaum nötig sein. Sie ist so oder so erledigt. Einen Tenday nach Beginn der Belagerung von Myratma hat Zazesspurs Council of Lords seinen Treueeid gebrochen, und Jhannivar hat die Loyalistenarmee praktisch ausgelöscht. Was soll sie noch tun? Nimmt sie die Ithal Road nach Westen, hat sie auf Grund ihrer phänomenalen Niederlage wenig Unterstützung zu erwarten. Barakmordin steht leer, und ihre mächtigsten Verbündeten, die Barakmordanna, haben alle vor Myratma den Tod gefunden. Nachdem sie an allen Fronten besiegt worden ist, wird sie auch in Ithmong kaum freudig empfangen werden. Mit dem kläglichen Rest ihrer Armee nimmt sie nicht mal mehr eine Schafsweide ein.

King Valon (Lady Bronshield scharf ansehend): Ich will das Problem Zaranda Star ein für allemal aus der Welt geschafft sehen, und ich werde dabei nicht auf Jhannivar vertrauen. Wenn sich Zaranda nach Mosstone oder Port Kir zurückzieht, um dort ihre Wunden zu lecken, ist das Problem nicht beseitigt, nur verschoben. Und ich habe Besseres zu tun, als mich die nächsten Jahre über zu fragen, ob sie ein neues Wunder vollbringen und Truppen um sich scharen wird, um Tethyr zurückzuerobern.

Sheriff Belleme (belustigt): Wenn die Loyalisten so mit dem Sterben weitermachen, sind bald keine Bürger mehr übrig, die sich Zaranda anschließen könnten. (Er lacht leise in sich hinein.)

King Valon (laut): Das ist mir egal! (Jetzt ganz leise und fast eher zu sich selbst.) Ihr mag nicht mehr als ein armseliger Bauernhaufen geblieben sein, aber aus diesem Grund ist sie mobil und wendig. Ich kann ihr schlecht meine Armee in die Kronlande hinterherschicken, um sie endlich zu beseitigen. Nehmt Crown Ridge ein, haltet die Brücke, aber signalisiert Verhandlungsbereitschaft. Wenn sie ihren wichtigsten Herzog wiederhaben und über Verstärkung aus Erlkazar verhandeln will, die sie dringender denn je nötig hätte, muss sie nach Carrelath kommen, und dort werde ich sie zerquetschen.

 

Ein Soldat tritt ein, entschuldigt sich für die Störung und druckst zuerst herum, bis ihn der Sheriff barsch auffordert, endlich mit der Sache rauszurücken. Der Soldat erklärt nervös, der Herzog sei verschwunden, und die Kamera zeigt einen zunehmend röter im Gesicht werdenden Valon Morkann.

 

Nun sehen wir einen uralten Einsiedler, der sich in seiner windschiefen Hütte im Wald gerade sein aus Brot und Käse bestehendes Abendessen zusammenstellt, als im Nebenzimmer Hunde zu bellen und an der Tür zu kratzen beginnen. Kurz darauf klopft es an der Eingangstür, und der Greis Jagreen lässt Rhoedry mit Lord Hembreon im Schlepptau ein. Der Ranger wird stürmisch von einer Harlekindogge namens Fang und einem Bullterrier namens Trog begrüßt, die Rhoedry hier kurz vor Beginn der Carrelath-Handlung geparkt hatte.

 

Blackthorns bunt zusammengewürfelter Treck erreicht endlich Crown Ridge samt Errilam-Denkmal (Jpg 16295-16300), der alten Festungsruine (Jpg 16301-16314) und natürlich der strategisch wichtigen Brücke (Jpg 16315). Zwischen deren Ende und Crown Ridges Westtor versammelt sich nach und nach fast ganz Crown Ridge, und schließlich tauchen zwei bekannte, wenngleich gealterte Gesichter auf: Beorn Harlaw und Bardulph Knoll (Ray Winstone und Clive Mantle, Jpg 16316-16320). Aus dem überaus jähzornigen jungen Rebellen ist ein brummiger Säufer geworden und aus dem ruhigen Hirten ein... nun ja, immer noch ruhiger Hirte. Da der letzte Bürgermeister an einer Darmerkrankung gestorben ist, gibt es streng genommen niemanden hier, der den König repräsentiert, denn seit Crown Ridge als Grenzbastion aufgegeben wurde, hat sich in Llorbauth niemand mehr so recht um die kleine Stadt geschert. Jedoch scheinen alle auf Beorn zu hören, also spricht Lord Blackthorn mit ihm. Beorn dröhnt, sie brächten alle nur Probleme und könnten gleich wieder Kehrt machen, doch Blackthorn hält effektiv dagegen – von der Lautstärke und der Inbrunst her sind beide aus demselben Holz geschnitzt –, dass er sich weigere, seinen Männern zu sagen, dass all ihre Kameraden umsonst gestorben sind. Er werde mit seinem Tross in Crown Ridge einziehen, ob Crown Ridge das nun passt oder nicht, um seiner Truppe eine wohlverdiente erholsame Nachtruhe und etwas Anständiges zu essen zu bescheren. Wenn sich Beorn einbilde, Blackthorn brächte Probleme, so irre er sich. Die Probleme habe Crown Ridge bereits, denn es werde zum Kriegsschauplatz werden, komme da, was wolle. Die einzige Frage, die sich stellt, ist nur die, ob Crown Ridge kämpfen oder fliehen will. Beorn versetzt, dass verdammt noch eins nicht mal sicher sei, für wen Crown Ridge im Falle des Falles Partei ergreifen würde. Unbeeindruckt lenkt Lord Blackthorn sein Schlachtross durch die ängstlichen Kleinstädter, und der Tross zieht nach.

 

In einem uralten Tempel, der inzwischen als Stall dient, richtet Lord Blackthorn seine Kommandozentrale ein. Er versammelt seine beiden Ritter, Sir Garen und Sir Lormyr, und die vier Offiziere, die ihm noch bleiben: Vardis, Tully, Marbrand und Bescoby. Ihm sei klar, dass man für Crown Ridge den Buhmann spielen wird – weder habe man hier den Gesamtüberblick, noch denke man so weit, sich klar zu machen, dass, wäre dieser Tross nicht zuerst angekommen, Morkanns Truppen Crown Ridge wieder ausgebaut hätten. Es war eine verflucht harte Reise bis hierher, und angesichts der vielen Opfer, die man bereits erbracht hat, muss sie sich verdammt noch mal gelohnt haben. Er will, dass jeder seine Männer darauf einschwört, sich unters Volk zu mischen und zu versuchen, die Stadt für sich zu gewinnen. Jeder hier ist derselben Meinung, und so macht man sich ans Werk. Vardis begibt sich zu seinen Freunden und teilt mit, dass die erste Schlacht um Crown Ridge nicht mit der blankgezogenen Waffe, sondern nur mit Worten gewonnen werden kann, und er macht keinen Hehl daraus, dass seine Hoffnungen auf Fleece liegen.

 

Am Abend besucht man die auf Grund der Neuankömmlinge stark gefüllte Taverne, die all die Leute eigentlich aufgesucht haben, um über Zarandas Miliz zu sprechen, nicht um mit ihr zu trinken. Fleece, die sich schon mit einigen Leuten hier unterhalten hat, fasst ihre Erkenntnisse für die Gruppe zusammen: Lord Valon Morkann, Duke of Elestam, war beim Volk sehr beliebt und folgte seinem weitaus weniger beliebten Vater nach, just als dieser im Eleint 1347 DR in den Flammen von Castle Tethyr umkam. Das Volk des Herzogtums Elestam lehnte sich gegen seine zwei Grafen und fünf Barone auf, verschonte aber Morkann, der sich auf des Volkes Seite stellte und die Adligen in Ketten legte (um seine Rivalen aus dem Weg zu haben und allein zu herrschen, wenn die Zeit gekommen war). Das kam beim Volk sehr gut an, und nachdem der neue Herzog in Jahresfrist nach den Ten Black Days of Eleint für sichere Grenzen gesorgt hatte, bat es seinen Landesvater, wieder für eine nationale Identität und Sicherheit beim gemeinen Mann zu sorgen. So ließ sich Valon Morkann zum König von Erlkazar (der calishitische Name von Elestam) von Volkes Gnaden krönen und genoss seitdem uneingeschränkte Macht. Unter dem Vorwand, das Land gegen die raue Wildnis des Ostens abzusichern, errichtete er Garnisonen. Wie Fleece von Captain Tully erfahren hat, "importierte" er sogar Monster, um das Volk nie vergessen zu lassen, wie gefährlich der Osten ist. Im Laufe der Jahre baute Morkann eine immer größere Armee auf. Die Starrock-Goblins unter König Ertyk Uhl, die Erlkazar das gesamte Year of Shadows (1358 DR) über von den High Peaks und den Kuldin Peaks aus attackierten, kamen ihm sehr gelegen, hatte Morkann so doch den besten Vorwand, seine Armee immer weiter zu vergrößern. Er schmiedete sogar eine Allianz mit den Ogern von Rivenshield, um die Goblins "zurückzuschlagen", und hat einige Oger gar in seine Streitkräfte aufgenommen. Inzwischen genießt Morkann die uneingeschränkte Macht in Erlkazar und hat mittlerweile auch wieder fünf enge Vertraute als seine Barone eingesetzt, um seine Macht zu sichern. Wie sich herausgestellt hat, lässt sich jede gute Tat, die er als Sohn des Herzogs getan hatte, nur auf seinen bereits in Jugendjahren gefassten Plan zurückführen, seinen Vater gewaltsam zu stürzen und mithilfe des Volkes die Macht zu übernehmen. Die Ten Black Days of Eleint, die niemand hatte kommen sehen können, kamen ihm dabei nur allzu gelegen. Als nächstes zieht Fleece die Menge mit fröhlichen Tavernenliedern auf ihre Seite, so zum Beispiel mit The Lusty Smith.

 

A lusty young smith at his vice stood a-filing,

his hammer laid by but his forge still a-glow.

When to him a buxom young damsel came smiling,

and asked if to work in her forge he would go.

 

With a jingle bang jingle bang jingle bang jingle.

With a jingle bang jingle bang jingle high ho.

 

"I will", said the smith, and they went off together,

along to the young damsel's forge they did go.

They stripped to go to it, 'twas hot work and hot weather.

They kindled a fire and she soon made him blow.

 

Chorus

 

Her husband, she said, no good work could afford her.

His strength and his tools were worn out long ago.

The smith said: "Well, mine are in very good order,

and I am now ready my skill for to show."

 

Chorus

 

Red hot grew his iron, as both did desire,

and he was too wise not to strike while 'twas so.

Said she: "What I get I get out of the fire,

so prithee, strike home and redouble the blow."

 

Chorus

 

Six times did his iron, by vigorous heating,

grow soft in her forge in a minute or so,

but as often was hardened, still beating and beating,

but the more it was softened, it hardened more slow.

 

Chorus

 

When the smith rose to go, quoth the dame full of sorrow:

"Oh, what would I give could my husband do so.

Good lad, with your hammer come hither tomorrow,

but pray, could you use it once more ere you go?"

 

Chorus

 

Nach jedem Chorus animiert Raif die Umsitzenden, einen tiefen Zug aus dem Humpen zu nehmen, und bald geht in der Schänke die Post ab. Irgendwann stellt sich Fleece auf den Tresen und bittet um Ruhe. Zuerst stellt sie ihre Freunde vor, und zwar alles andere als vorteilhaft, und da sie geschickt Spötteleien und Witze einbaut – ihr täglich Brot als Bardin –, nehmen die Leute sie bald nicht mehr als Eindringlinge wahr. Doch Fleece wird (zum Unmut von Raif) immer deutlicher in ihren Beschreibungen. Raif kommt noch harmlos weg als Sohn von Ziegenhirten aus den Dalelands, der Dumme-Jungen-Träume hegte, zu Größerem ausersehen worden zu sein. ("Ja, liebe Leute, denkt euch nur: Er schaute auf ein einfaches Leben wie das, das ihr führt, herab! Für ihn war es nicht gut genug.") Theon wird schon härter rangenommen. ("Ein bequemer, genusssüchtiger Priester aus Baldur's Gate, der seinen Glauben als selbstverständlich hinnahm und sich weniger um Lathander als um die nächste Mahlzeit sorgte. Ratsuchende speiste er mit einstudierten 'mitfühlenden' Allgemeinplätzen ab, ohne ihnen wirklich zuzuhören – ausgerechnet das Leben eines Priesters war sinnlos und leer.") Während sich ihre Freunde immer größere Sorgen machen, ob Fleece hier ein Feindbild aufzubauen und Crown Ridge gegen statt für sie einzunehmen versucht, murmeln die Städter immer zustimmender, als sei Fleece eine von ihnen, die die Eindringlinge anprangert, und Fleece wird immer deutlicher. ("Raveena Firemane, eine Frau, die sich Zeit ihres Lebens nahm, was sich andere im Schweiße ihres Angesichts hart erarbeitet hatten. Selbst zu arbeiten, anstatt die Früchte der Mühsal anderer zu ernten, wäre ihr nie in den Sinn gekommen, und denkt nur nicht, sie wäre nicht über Leichen gegangen. Eine Schurkin, wie sie im Buche steht, eine Piratin, die jahrelang die Schwertküste unsicher gemacht hat und den einfachen Mann um sein Hab und Gut – und Leben – bangen ließ. Jendara Corthala, eine geborene Tethyrianerin, stellt euch vor, aber geboren auf der anderen Seite – als Adlige. Sie musste als kleines Mädchen aus Tethyr fliehen. Wie gut wäre es ihr ohne den Aufstand des Pöbels gegangen, welch angenehmes Leben hätte sie ohne euch geführt. Stattdessen war ihr seither nichts als Leid beschieden, und sie kam mit uns nach Tethyr mit nichts anderem als Hass und Verachtung für euch. Oh ja, Hass und Verachtung, denn ihr habt ihr alles genommen, was ihr einst zugestanden hätte.") Was sie selbst betrifft, flicht sie einige Scherze ein, mit denen sie sich selbst auf die Schippe nimmt, bezeichnet sich zwar als die leuchtende Ausnahme in diesem Schauerreigen und als zukünftige größte Bardin von ganz Abeir-Toril, aber eben so überhöht, dass es so ankommt, wie's gemeint ist, nämlich selbstironisch. Nachdem das Gelächter abgeklungen ist, wird sie ruhiger und schilt sich eine Närrin, die nicht besser sei als Raif: Ihr Dorf war ihr zu klein, es musste doch noch mehr geben. Was wusste sie schon von der Verbundenheit mit der Scholle, dem Stolz auf sein Land, der Liebe im eigenen Haus, wie viel all das wert ist im Gegensatz zu exotischen Landschaften und architektonischen Wundern und Geschichten, die man überall erzählen kann, aber vor allem seinen Lieben erzählen sollte, also daheim.

 

Fleece: Ja, haltet euch an junge Leute, solange sie noch alles wissen! Ich bin inzwischen herumgekommen, oh ja. Und doch habe ich herausgefunden, dass ich weniger weiß als ihr. Um das herauszufinden, musste ich nach Tethyr gehen. Wen achtet ihr, liebe Leute von Crown Ridge? Ihr mögt Helden, nicht wahr? Ich meine, richtige Helden, nicht solche Jammergestalten wie uns. Alle mögen Helden. Niemand winkt ab, wenn ich anbiete, die Legende von Craster dem Drachentöter zu erzählen. Welch Kampfeskraft, welch Wagemut, welch Hingabe, welch Heldentum... Craster, so er denn überhaupt mal gelebt haben mag, ist nichts gegen die Männer, die wir auf unserer beschwerlichen Reise kennen lernen durften. Keiner von ihnen hätte einen Drachen bezwingen können – aber das hat sie nicht davon abgehalten, es zu versuchen...

     Ich möchte euch Vardis vorstellen. Vardis war einmal ein General. Was, ihr glaubt mir nicht? Nun, Befehle brüllen kann er jedenfalls wie ein General. Er ist ein Kämpfer, durch und durch, und ein Furcht erregender noch dazu. Ich habe gesehen, mit wie vielen Gegnern er es gleichzeitig aufgenommen hat, wenn seine Männer in Bedrängnis waren, glaubt mir, er kann kämpfen. Aber wen achte ich mehr? Ihn... oder einen Bauern, der sich dem Soldaten entgegenstellt, gegen den er keine Chance haben dürfte?

     Wenn ihr wissen wollt, ob wir Helden in unserer Mitte haben, sage ich euch: Nein, die haben wir nicht... aber wir sind stolz darauf, in der Gesellschaft von Helden gereist zu sein. Sie sind in Goldengrove geblieben. Sie haben das Unmögliche möglich gemacht. Knappet, der Kutscher, Clymo, der Färber, Lindon, der Tagelöhner, Cador, der Bauer, Dulsaer, der Stellmacher, Mallet, der Seifensieder, und so viele andere – sie haben eine ganze Garnison in die Knie gezwungen und mit ihrem Opfer unser Weiterleben ermöglicht. Wir haben uns in geringere Gefahr gebracht als sie, denn wir waren geübter am Schwert. Wäre es nicht gerechter gewesen, wenn sie überlebt hätten, nicht wir? Ja. Ja, das wäre gerechter gewesen. Jergal hat eine reiche Ernte eingefahren, und jeder Einzelne von ihnen ist es wert, besungen zu werden. Und deshalb haben die Geringeren unter uns überlebt: Damit wir ihre Geschichte erzählen können. Damit wir zu Ende bringen, was sie unter großen Opfern begonnen haben. Damit es einen Sinn hatte.

     Hatte es einen Sinn? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass sie daran geglaubt haben. Zaranda Star hatte einen Traum, und sie haben ihn geträumt. Und wir... ein geltungssüchtiger Ziegenhirte, ein verwöhnter Lebemann, eine skrupellose Piratin, eine verbitterte Adlige und eine naive Bardin, die geglaubt hatte, bereits alles zu wissen... wir träumen ihn auch. Außer Jen ist niemand hier zur Welt gekommen, und nicht einmal sie bezeichnet Tethyr als ihre Heimat. Uns könnte es völlig gleichgültig sein, was mit diesem Land und seinen Menschen geschieht, wir könnten uns sofort abwenden und nach Hause gehen, weit, weit weg von diesem grauenhaften Krieg. Wir müssen nicht hier leben. Und doch kämpfen wir Seite an Seite... mit euch. Für euch.

 

Sie sieht noch einmal abschließend in die Runde und klettert schließlich vom Tresen herunter. Es ist bis auf das eine oder andere gemurmelte Gespräch sehr ruhig, als plötzlich Beorns lautes Organ die Stille durchdringt (King Arthur, Kapitel 3, 0:28:30). Er sitzt an einem Tisch nahe der Tür, erhebt sich nun und höhnt, ja, das Lied von Ehre und Heldentum kennen sie bereits, durchreisende Barden singen es ständig. Er fordert Fleece auf, doch mal stattdessen das Lied von Blut und Tod zu singen, von müden, unterernährten und schlecht ausgerüsteten Männern, die versuchen, sich die heraushängenden Eingeweide in den Bauch zurückzustopfen, und dann doch im Matsch verrecken. Fleece entgegnet finster, das Lied kennen doch wohl auch alle – nur hören wolle es niemand. Das sei ein Lied, das in Faerûn bereits ungezählte Male erklungen ist. Das Lied von Ehre und Heldentum sei auch oft gesungen worden, doch selten sei es so wahr gewesen. Fleece weist darauf hin, dass sie weiß, wer Beorn ist, sie hat Gespräche mit einigen Einheimischen geführt und hält ihm nun seine eigene Vergangenheit vor. Er habe die Aufständischen angeführt, und zusammen haben sie es geschafft, sich vom Joch der Unterdrückung zu befreien – wieso sollte das nicht erneut möglich sein? Beorn entgegnet laut, dass man doch sehe, wohin das geführt hat, dass man ein Übel gegen ein noch größeres ausgetauscht habe, und Fleece erwidert, dass es dann doch gerade an ihm und Crown Ridge sei, seinen Beitrag zu leisten. Niemand habe das Recht, Crown Ridge dem Zorn des Königs auszusetzen, erwidert Beorn, worauf Fleece versetzt, dass Crown Ridge so oder so zum entscheidenden Schauplatz im Kampf um Erlkazar werden wird. Es stellt sich nur die Frage, auf wessen Seite es sich stellen wird, doch der Krieg wird nach Crown Ridge kommen, ob Crown Ridge das möchte oder nicht. Ein Wort gibt das andere, und schließlich winkt Beorn wütend ab, nimmt seinen Weinkrug und geht hinaus. Fleece zögert kurz, geht ihm dann aber nach. Raveena erhebt sich, um ihnen zu folgen, doch Jen hält sie fest – das schaffe Fleece allein.

 

Früh am nächsten Morgen versammeln sich viele Bürger am Stadtbrunnen, wo Beorn sie zusammengerufen hat. Er hält eine ungelenke Ansprache ("I'm no good with words. Don't use 'em much myself."), in der er die männlichen Bürger Crown Ridges zum Kampf und die weiblichen sowie die Kinder dazu auffordert, sich in Sicherheit zu bringen. Nach und nach kommt er in Fahrt, und die Ansprache wird feuriger. Er fasst in einfachen Worten zusammen, dass man hier tatsächlich einen Teil der Verantwortung trage, da man sich von Valon Morkann blenden ließ und ihm die Macht gab, die er heute genießt – er nahm sie sich nicht, nein, das Volk gab sie ihm, drängte sie ihm sogar auf. Als Beorn fertig ist und vom Brunnen heruntersteigt, fragt Bardulph ihn berührt, aber auch verwundert, was in Tyrs Namen denn in ihn gefahren sei. Wenn er das wüsste, antwortet Beorn zerknirscht – es habe sich richtig angefühlt, das Heft in die Hand zu nehmen und sich für die letzten zwanzig Jahre zu rächen. Es wird auf Raveena geschnitten, die inmitten der Schaulustigen Fleece fragt, ob sie sich das erklären könne. Fleece lächelt selbstzufrieden und erwähnt beiläufig, dass sie gestern Abend noch ein gutes Gespräch mit Beorn geführt habe. Als sich Raveena Fleeces Fähigkeiten wie Fascinate und Suggestion in Erinnerung ruft, wird ihr langsam klar, was passiert ist, und sie fragt nicht weiter. Da eh fast ganz Crown Ridge versammelt ist, ergreift Fleece die Gelegenheit, springt auf den Brunnen und heizt die Leute weiter ein.

 

Auf dem Marktplatz werden die Truppen zusammengerufen, und Vardis mag seinen Augen nicht trauen, als ein äußerst erfreuter Tully ihm drei Dutzend Freiwillige bringt, die zu seiner Kompanie stoßen. Der Strom der Freiwilligen scheint nicht abzureißen, und die verbliebenen Captains Tully, Bescoby, Marbrand und Yardane werden mehr Menschen als je zuvor führen müssen.

 

Eines sehr frühen Morgens treffen Rhoedry und ein kranker und durch die Folter entkräfteter Lord Hembreon in Crown Ridge ein. Letzterer wird zwecks Vier-Augen-Gespräch sofort zu Lord Blackthorn gebracht, während Rhoedry und seine Hunde in der Schänke verköstigt werden, wo Fleece und Raveena ein Auge auf ihn werfen. Die kleine Stadt wird von den Nichtkämpfern befestigt, während die Kämpfer – bestens ausgerüstet dank der Kriegsbeute aus Goldengrove – üben bis zum Umfallen. Marbrand packt seine Banditen bei ihrer Ehre, setzt er doch ihre Disziplinlosigkeit gegen sie ein, indem er den "Bauernpöbel" lobt. Nein, so werde das nichts – bis sie keine so gute Figur machen wie Hinterwäldler, die noch nie eine Waffe in Händen gehalten haben, werde er sie "Marbrands Mädchen" nennen. Das spornt die Räuber tatsächlich an, und so geben sie sich mehr Mühe, agieren disziplinierter und mehr Hand in Hand mit den anderen Freiwilligen. Rhoedry begibt sich zu Marbrand (die beiden scheinen sich zu kennen, denn Marbrand hat nichts als Verachtung für den Ranger übrig) und bittet darum, in einer anderen Kompanie als der seinen eingesetzt zu werden. Marbrand zischt dem "Verräter" entgegen, er solle sich bloß aus seinen Augen scheren, und so schließt sich Rhoedry Vardis' Kompanie an, aus dem einfachen Grund, dass diese mit dem meisten Feuer bei der Sache zu sein scheint. Nach einem kurzen Gespräch und einer Vorführung Rhoedrys macht Vardis ihn zum Corporal und vertraut ihm das Training mit Armbrüsten und Bögen an. Lord Hembreon kommt wieder zu Kräften, die Ausbesserung der alten Palisaden und der Bau der neuen kommen ebenso gut voran wie der Drill mit den alten und neuen Milizen.

 

Eines vernieselten Nachmittages ist es dann soweit: Bescoby, Vypren und die übrigen Scouts melden eine anrückende Armee (Jpg 16321-16323). Alle nehmen ihre Posten ein, und an mehreren Stellen vor dem Tor wird wie geplant bereitgestelltes Öl ausgegossen. Natürlich macht der stetige Nieselregen Sorgen, denn er wird das Öl verwässern, und wer weiß, wie gut es noch brennen wird, wenn's drauf ankommt. Die Armee braucht ein ganzes Weilchen, um vom Horizont nach Crown Ridge vorzudringen, und so ist es Abend, als sich die Lords, Ritter und Offiziere zur letzten Lagebesprechung versammeln. Marbrand ist gerade im Begriff, Vardis vor Rhoedry zu warnen, weil er ein Verräter sei, doch werden sie unterbrochen, als die Lords eintreffen und den Schlachtplan durchgehen. Bald rücken nun auch die Marschformationen gegen die kleine Stadt vor. Lord Blackthorn und Lord Hembreon teilen sich das Oberkommando und reiten von Posten zu Posten, um den Überblick zu wahren und nachher schnell Truppen abziehen und zuteilen zu können. Lord Blackthorn nutzt die Gunst der Stunde, seine Männer anzufeuern, denn was bei Errilams Rache gewirkt hat, kann hier nicht falsch sein.

 

Lord Blackthorn: Entehrt Eure Mütter nicht und beweist, dass die, die ihr Väter nanntet, euch gezeugt haben. Jetzt könnt ihr zeigen, dass ihr eurer Abstammung wert seid, was ich nicht bezweifle. Denn keiner von euch ist von Geburt so gemeiner Art, dass er heute nicht edlen Glanz im Auge trüge. Ich seh euch stehen wie Windhunde an den Leinen zerrend, weil die Jagd beginnt. Das Wild ist auf! Folgt eurem Mut und ruft bei diesem Sturm: Tempus sei mit Zaranda und Tethyr!

 

Während man besorgt bis ängstlich die nahenden Angreifer beobachtet, machen viele, so gut sie können, Frieden mit ihren Göttern. So z. B. Rhoedry: "Lo, there do I see my father. Lo, there do I see my mother and my sisters and my brothers. Lo, there do I see the line of my people back to the beginning. Lo, they do call to me and bid me take my place among them. Tempus, if you hear me... at this moment, I beg only... to live the next few minutes well." Während wie aufs Stichwort der Nieselregen nachlässt, stimmt Fleece vom höchsten Punkt aus, den Überresten des Festungsturms, einen Song of Courage in Form von Manowars Heart Of Steel an, der sich, als es ernst wird, zum anfeuernden Call To Arms wandelt, und Dirk schwingt sich erneut an Age Of Wonders.

 

Die Angreifer werden unter durchschnittlichen Verlusten zurückgeschlagen, und in dem allgemeinen Durcheinander versuchen die Helden einander wiederzufinden. (Es war zwar verabredet, dicht beisammen zu bleiben, doch war das unter diesen Umständen unmöglich.) Vardis betrachtet niedergeschlagen die Gefallenen und tödlich Verwundeten, als weit entfernt Raveena mit einem abgebrochenen Speer in der Hüfte Jen entgegentaumelt. Fleece, die einfach auf dem Turm geblieben ist, um laut hörbar weiterzusingen (obwohl vereinbart war, dass sie runterkommt, sobald die Angreifer in Schussweite sind, bot sie da oben doch ein hervorragendes Ziel), sieht das, erspäht Theon und holt ihn aufgelöst herbei. Während Jen auf die sich vor Schmerzen krümmende und vor Todesangst weinende Raveena einredet, drückt Fleece Theon vor ihr in die Knie, legt ihm die Hände auf die Schultern und beschwört ihn, dass sie wisse, dass er ihr helfen kann. Theon, hin- und hergerissen zwischen Hoffnung ('Was, wenn ich mich in den Augen Lathanders als würdig genug erwiesen habe, dass er wieder gnädig auf mich blickt?') und Verzweiflung ('Ich habe gelobt, Zaranda auf den Thron zu bringen, und von diesem Ziel sind wir noch so weit entfernt...'), versucht sich an Heal, und Theons Züge glätten sich, und er strahlt etwas Friedliches und Beruhigendes aus, als wollte er sagen: 'Warum die langen Gesichter? Ich bin doch hier, und Lathander wirkt durch mich – niemandem wird ein Leid geschehen.'

 

Der mit den Nerven fertige Raif hat dies von Weitem gesehen, eilt herbei und weiß gar nicht, für wen er sich mehr freuen soll – für Raveena oder Theon. Inzwischen haben Rhoedry und Vardis den tödlich verwundeten Marbrand gefunden, der sie Lord Blackthorn holen lässt. Mit seinen letzten Atemzügen verlangt Marbrand von Blackthorn zu hören, dass er seine Ehre wiedergewonnen hat und als Mann stirbt. Blackthorn, aufgekratzt durch das Gefecht und auch berührt von Marbrands einziger Sorge in der Stunde seines Todes, sagt dem Banditen, was er hören will, und lässt ihn als Offizier und Ehrenmann sterben. Doch schon kündigen die Späher die zweite Welle an... Jen trägt die (immer noch schwer verwundete, nur eben nicht mehr todgeweihte) Raveena zu den anderen Verwundeten, und alle nehmen mit einem mehr als flauen Gefühl im Magen ihre Posten wieder ein.

 

Abermals ziehen Dirk und ich in Age Of Wonders gegeneinander zu Felde, und das letzte Stündlein von Crown Ridge hat geschlagen. Dabei hat Dirk sich, als bereits alles verloren schien, einer Gung-Ho-Taktik bedient, von der ich annahm, sie bedeute seinen sicheren Tod – weit gefehlt, sie gereichte ihm zur Vorteil, und mit einem Quäntchen mehr Glück hätte er die Stadt gehalten, seine Niederlage war unglaublich knapp. In Goldengrove hatte er viel zu schwere Verluste erlitten. So gut, wie er gespielt hat, hätte er Crown Ridge anderenfalls problemlos verteidigt. Nun rettet sich Hals über Kopf, wer kann, als die Angreifer an mehreren Stellen die Palisaden durchbrechen und wie die Heuschrecken über die Verteidiger herfallen, die nun keine Linie mehr halten können. Raveena, die auf einem der Lazarettkarren liegt, der gerade auf die Brücke fährt, muss hilflos mitansehen, wie viele Flüchtende nun von durch die Bresche stürmenden Reitern niedergemetzelt werden, doch einige Freiwillige, ausgepowert und müde vom ewigen Kampf, aber auch von grimmigem Stolz erfüllt, weigern sich, ihre verwundeten Kameraden zurückzulassen. Umso trauriger ist ihr Kampf gegen die anrückende Übermacht. Vardis springt über die Leiche von Sir Lormyr und hebt den schwer verletzten Rethel auf, nun das letzte überlebende Mitglied von Errilams Rache. Mazzy, entsetzt von dem Tod um sie herum, zumal sie auch selbst aufgeräumt hat, erleidet einen kurzen Nervenzusammenbruch, doch Fleece gelingt es, sie zu beruhigen und mitzunehmen. Beorn, der kurz mit Besorgnis erregend leerem Gesicht seinen gefallenen Freund Bardulph betrauert hat, geht nun mit finsterer Miene und erhobenem Schwert durch die Straßen, immer wieder "Crown Ridge!" brüllend, als hätte er gesiegt statt verloren.

 

Schnitt aufs andere Flussufer, wo sich kurz vor Sonnenaufgang (der durch den dichten Nebel eine gespenstische Atmosphäre erhält) die Überlebenden sammeln und notdürftig versorgt werden (Jpg 16324-16332). Theon, nun wieder selbstsicher in der Anwendung seiner Liturgien, hilft, wo er nur kann. Lord Blackthorns Bein ist so übel zerfetzt, dass es abgenommen werden muss, doch Theon heilt es genug, dass sich die Verwundungen nicht weiter entzünden können, und rettet es somit. (Er muss sich tatsächlich dazu durchringen, denn stattdessen hätte er jemand anderen von der Schwelle des Todes zurückholen können, doch ist ihm bewusst, dass Blackthorn für diesen Krieg wichtiger ist als ein Bauer – dies ist Theons Zugeständnis an die bittere Realität.)

 

Auf der anderen Seite des Shining Stream kann man selbst durch die dichte Suppe die Fackeln der Gegner erkennen, die sich in Crown Ridge postieren. Man beschließt, erst morgen früh abzurücken, denn noch hat der Gegner keine Verstärkung bekommen und kann daher auch nicht über die Brücke vorrücken, und Blackthorns armseliger Haufen hat zu viele Verwundete, die es irgendwie zu transportieren gilt, zumal auch die Unverletzten am Ende ihrer Kräfte sind. Am Abend werden diverse Gespräche geführt, doch fallen sie eher knapp aus, da jeder damit zu kämpfen hat, an dieser außerordentlich kriegswichtigen Aufgabe gescheitert zu sein. Raveena ist trotz ihres Zustandes drauf und dran, zu gehen, sie kann keinen Krieg mehr sehen, kann diese Todesangst nicht noch einmal ertragen, und auch nicht, diese Angst obendrein um all ihre Freunde haben zu müssen. Jen, mit der sie spricht, antwortet abweisend und wenig einfühlsam, sie solle drüber schlafen, morgen sehe alles schon wieder ganz anders aus, und dreht sich um, um zu schlafen.

 

Derweil wird Rhoedry von dem sehr selbstgefällig wirkenden Luz angesprochen, dass er ruhig zu seiner Truppe zurückkehren könne, nun, da Marbrand ins Gras gebissen hat. Rhoedry lehnt freundlich ab, macht aber auch darauf aufmerksam, dass das Kommando nun an Sickle fällt, was Luz sehr belustigt – Sickle sei stets nur Marbrands willfähriger Lakai gewesen, und nun gelte es, jemand Neues zu finden, dessen Lakai er werden kann, und er selbst, Luz, sei dafür ganz klar die erste Wahl.

 

Nachdem Theon am nächsten Morgen erneut all seine Slots für Heilsprüche verbraucht hat, treten die Überreste des Kriegshaufens wie ein geprügelter Hund den Rückzug an.

 

Schneiden wir nun auf ein kleines Lagerfeuer, über das ein Topf gehalten wird, in dem Grift kräftig mit dem Löffel herumrührt.

 

Grift: Nein, Bodger, wenn du dich mit einem Mädel im Regen amüsierst, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht schwanger wird.

Bodger: Aber Meister Trout schwört darauf. Er sagt, es sei eine sichere Methode, um zu vermeiden, dass ein Mädchen ein Kind bekommt.

Grift: Der einzige Grund, warum nie ein Mädchen ein Kind von ihm bekommen hat, ist, dass keine Frau, die noch alle beisammen hat, ihn ranlassen würde.

Bodger: Mit ihm ist wirklich nicht viel los, Grift.

Grift: Aye, Bodger. Es gibt nur einen Weg, wie man vermeiden kann, dass ein Mädchen 'nen dicken Bauch bekommt, und das hat bestimmt nichts mit Regen zu tun.

Bodger: Mit was dann, Grift?

Grift: Wenn man vermeiden will, dass 'ne Maid schwanger wird, darf man's nie nackt mit ihr treiben.

Bodger: Wie? Meinst du die Frau?

Grift: Nein, du Idiot, den Mann. Achte darauf, dass du nie dein Hemd ausziehst, Bodger. So wirst du nie Vater.

 

Beide nicken einander weise zu, und die Kamera fährt zurück und fängt den langweiligen Lageralltag einer Armee ein, die sich auch so nennen darf, und das obendrein bei weitaus freundlicherem Wetter. Nach wie vor wird Myratma belagert, und ansonsten tut sich überschaubar wenig: Loras sitzt vor seinem Zelt (Jpg 16333), genießt die Sonnenstrahlen und pflegt seine Rüstung, und Mace wird von einigen jüngeren Freiwilligen (Jpg 163334-163337) bedrängt, ihnen von seinen Abenteuern zu erzählen.

 

Spider, Zhai und Ashe haben es sich verdient, nicht mehr im Kastenwagen gefangen gehalten zu werden, doch sie offen herumlaufen zu lassen, kann man ihnen auch nicht gestatten. Also stehen sie in einem durchaus annehmbaren Bürgerhaus in Zazesspur unter Hausarrest.

 

Im Osten von Erlkazar verschwindet der weit vorausreitende Bescoby kurz hinter einer Hügelkuppe, kehrt dann aber bald eilig zurück und erstattet den Lords Bericht: Ein Kriegshaufen hält direkt auf sie zu – aber unter dem Banner Zarandas! Mit großen Erwartungen lässt man den Tross auf sich zurollen, der weitaus größer ist, als es der eigene zu Beginn war, und sowohl aus Milizen als auch aus professionellen Soldaten und Rittern besteht. Sie alle sehen genau so aus wie Blackthorns Leute: müde und abgekämpft. Die beiden Lords – Hembreon stützt Blackthorn – nehmen vorn Aufstellung und begrüßen tatsächlich keine Geringere als Zaranda Star. Danach zieht der große Kriegshaufen am kleinen vorbei, und man sieht sich aufmerksam an, als man einander passiert. Die, die von Blackthorns Tross noch stehen können, betrachten bewundernd Zarandas Soldaten – was die schon alles erlebt haben müssen, und welche Ehre es ist, direkt unter der Königin zu kämpfen –, während in deren Gesichtern größtenteils Respekt geschrieben steht, denn sie wissen offenbar, unter welchen Umständen Blackthorns Haufen hat kämpfen müssen, welch schwere Verluste er bei den Small Teeth, Goldengrove und offenbar auch Crown Ridge erlitten hat, und dass er entgegen aller Wahrscheinlichkeit doch so weit gekommen ist. Knapp verteilen Blackthorn und Hembreon Befehle, und der abgekämpfte Tross schließt sich Zarandas Armee an – es geht zurück nach Crown Ridge.

 

In den nächsten Tagen des Marsches zurück zum Ort von Blackthorns bitterster Niederlage tauscht man sich neugierig aus, und in Blackthorns Reihen erwacht neue Hoffnung, doch als man die Brücke erreicht, die Scouts ausschickt und das Lager errichtet, weicht diese Hoffnung Ernüchterung, denn inzwischen hat Morkann Verstärkung geschickt und seine Stellung massiv ausgebaut. Das ist selbst von Weitem über den Shining Stream hinweg zu sehen. Die Scouts bestätigen bald darauf die ersten Eindrücke: Hohe Adlige sind mit mehreren Regimentern eingetroffen, sogar die Shieldbreakers hat man geholt. (Letzteres wird den Truppen natürlich verschwiegen, um sie nicht noch mehr zu entmutigen.)

 

Am Abend beobachtet Theon sehnsüchtig Zaranda, wie sie von Feuer zu Feuer geht, Präsenz zeigt und ihre Truppen so zu ermutigen versucht, denn wenn auch nichts gesagt worden ist, so ist doch jedem klar, dass morgen höchstwahrscheinlich die zweite Schlacht um Crown Ridge stattfinden wird. Fleece gesellt sich zu Theon und meint, dass er wohl nach irgendwelchen Anzeichen suche, um sich zu vergewissern, dass sie es wert sei. "Sie muss es einfach", erwidert Theon flüsternd, und an seiner Miene kann man die Enttäuschung ablesen, als Zaranda, die ja nicht mit jedem hier sprechen kann, nicht in die Nähe seines Feuers gekommen ist. Um ihn zu beruhigen, dass Zaranda es wert sei, erzählt Fleece ihm, was ihr Captain Tully berichtet hat.

 

Fleece: Captain Tully told me the stoy of The Paladin Prince and the Battle of Nightflames. Prince Rythan by all accounts was among the most noble and just of Tethyrian royalty. A paladin of Helm trained in Myratma, Prince Rythan spent his life among his people, righting injustice and defeating evil. If tales are to be believed, Prince Rythan single-handedly defeated an ancient lich east of Shoonach and countless goblins, hobgoblins, gnolls, and ogres over the course of his 36 years of life. Yet his last mission was fought not for the sake of justice but politics. The fledgling country of Mulspark had contemptuously settled itself along the northern bank of the River Memnon in the Duchy of Tellyshal in the winter of the Year of the Striking Falcon, 1333 DR, and its armies held cutthroat mercenaries from Calimshan, goblins and other fell creatures. Prince Rythan, armed with the royal Sword of Starlight, led a small army against them early the following year, but hoped to parlay and bring about Mulspark's peaceful retreat from Tethyr. Requests for negotiations were denied. The prince led the charge of cavalry against the Mulsparken armies serving the exiled mages after a number of delaying volleys of missile fire from the enemy. While the army seemed disorganized and clumsy, the prince's cavalry tore deep into the horde, realizing its error too late. The would-be rulers of Mulspark had given the order that every man was to fight as poorly as possible until the mages would give the signal to drop their false posture and attack with all their might. The mercenary army closed around the Tethyrian forces and overwhelmed them once the latter penetrated the outer lines. Prince Rythan fought valiantly and slew many foes, but even one such as he fell to evil. The few soldiers who escaped the slaughter bore home the battered body of the prince, who – while dying! – healed his standard bearer, the boy who carried him before the king. Rythan's body lay in state until King Alemander received word from Calimshan that they had destroyed the mages and the armies of Mulspark, and the heads of the mages were delivered to the king as reparation and vengeance. Many believe that Calimshan used the 'invasion of the exiled mages of Mulspark' as an attempt to grab land from Tethyr. However, recently discovered secret letters show Calimshan's main concern was to eliminate Prince Rythan, possibly with the approval of the king's second-born son. Well, you know that he eventually brought down the whole kingdom. Anyway, you can imagine that Prince Rythan, the honorable and knightly would-be successor of his father, King Alemander, was held in highest esteem by his adolescent standard bearer, even more so after his life being saved by his dying hero. He dedicated his life to Helm, just like Prince Rythan had done, and when the Ten Black Days of Eleint brought Tethyr to its knees, he swore he would never follow another leader who couldn't live up to the high standards Prince Rythan had set. Well, do you have any idea who this standard bearer was? Alaric Hembreon. Yes, our Lord Hembreon. That he deems Zaranda worthy of his devotion is saying something, don't you think?

 

Theon nickt lächelnd und sieht versonnen ins Feuer. Fleece nimmt ihre Laute und beginnt "The Yew Tree" zu singen, das sie in den letzten Tagen komponiert hat.

 

A mile frae Myratma, on the road to the sea

stands a yew tree a thousand years old.

And the old women swear by the gray of their hair

that it knows what the future will hold.

For the shadows of Tethyr surround you,

'mid the kail and the corn and the kye.

All the hopes and the fears of a thousand long years,

under Tethyrian sky.

 

Did you look through the haze of the long summer days

to the south and the far Calish border?

All the bonnets of steel on the Red River Fields,

did they march by your side in good order?

Did you ask them the price of their glory

when you heard the great slaughter begin?

All the dust of their bones would rise up frae the stones

to bring tears to the eyes of the wind.

 

Not once did you speak for the poor or the weak

when the moss-troopers lay in your shade.

For to hide frae the thunder and count all the plunder

and share out the spoils of the raid.

But you saw the smiles of the gentry,

and the laughter of lords at their gains.

When the poor hunt the poor

through mountain and moor,

the tyrant can keep them in chains.

 

And there as I stood and laid hands to your wood,

it might be a kindness to fell you.

One kiss of the axe and you're freed frae the racks

of the sad bloody tales that we tell you.

But a wee bird flew from your branches

and sang out as never before.

And the song that she sang was a thousand years old.

And to learn it along thousand more.

 

Alles in Hörweite ist verstummt, und Fleece freut sich über die ernsten, aber gerührten Reaktionen der Umsitzenden, hat sie doch soeben sehr schön Tethyrs lange Geschichte mit einer Metapher für Zaranda abgeschlossen. Das hat diese nun auch auf den Plan gelockt, obwohl man sich bald gar nicht mehr auf sie konzentriert hatte. Sie beglückwünscht Fleece zu dem wunderschönen Lied. Theon schaut völlig überrascht zu ihr auf, und man sieht, dass er nun, wo sie endlich da ist, gar nicht weiß, was er sagen soll. Hilfe suchend blickt er Fleece an, die hier gar keine Berührungsängste hat.

 

Fleece: Darf ich Euch eine Frage stellen, Hoheit?

Zaranda: Bitte.

Fleece: Wo immer man Euch kennt, spricht man von Eurem Traum – nur scheint ihn niemand erklären und auf den Punkt bringen zu können. Deshalb sagte ich mir: Warum fragst du nicht diejenige, die es wissen muss?

Zaranda: Das ist einfach erklärt, gute Bardin, obendrein in einem einzigen Satz. (Sie schweigt kurz.) Ich träume davon, eines Tages einem Kind das Leben zu schenken, das mich später fragt: "Mutter, was war Krieg?"

 

Sowohl Fleece als auch Theon sind beide sehr berührt von der Offenheit und Ernsthaftigkeit dieser Frau, der man diese Erklärung auch abkauft. Zaranda lächelt und geht weiter, und aus dem Blick, den Fleece und Theon tauschen, wird ersichtlich, dass beide wissen, was sie wissen wollten.

 

Schnitt auf Lord High Sheriff Belleme, der in Crown Ridge herablassend den gefangen genommenen Beorn Harlaw verhört, doch dieser, obschon inzwischen übel zugerichtet, schweigt beharrlich. Lord High Mage Sinlain Thal kehrt von seiner Arbeit zurück und erklärt, dass man der Dienste des Gefangenen wohl nicht mehr bedürfe. Kurz umreißt er die geschätzte Größe und Aufteilung der gegnerischen Armee, soweit er das eben via Scry in der Dunkelheit hat überblicken können, doch genaue Informationen können sich auf diese Weise natürlich nicht beschaffen lassen. Thal wisse aber jemand anderen, der dem Sheriff diese Informationen zuspielen wird... Die beiden werden unterbrochen von einem Wachposten des Westtors, der einen einzigen Reiter unter Parlamentärsflagge auf der Brücke meldet, und wir sehen einen nahenden Ritter, der vor dem Tor Halt macht. Belleme besteigt den Turm, sieht nach unten, begrüßt gut aufgelegt den Parlamentär und fragt, was sich Zaranda denn zu dieser späten Stunde erbetteln möchte. Der Ritter hebt sein Visier, und wir sehen Sir Garen Thals Gesicht zum Vorschein kommen.

 

Am nächsten Morgen erwacht der eine oder andere noch vor Sonnenaufgang durch einigen Aufruhr, und man findet heraus, dass Marbrands Banditen bei Nacht und Nebel verschwunden sind und auch einigen Wachen die Kehlen aufgeschlitzt haben, damit diese keinen Alarm schlagen können. Jetzt will es natürlich jeder kommen gesehen haben, denn ohne Marbrand fehlt die einzige Autorität, die die Gesetzlosen anerkennen, und natürlich wundert sich auch der Zuschauer, der in Crown Ridge ja nur gesehen hat, was er sehen sollte, und angenommen hatte, die Banditen hätten sich, ergriffen von Nationalstolz, vom Saulus zum Paulus gewandelt. Weit gefehlt, nur zwei von ihnen sind zurückgeblieben, die bestreiten, etwas bemerkt zu haben oder gar von ihren Kameraden geweckt worden zu sein: Sickle und Vypren. Die Lagebesprechung wickelt Lord Hembreon ab: Er erklärt ganz ehrlich, dass der Gegner zahlenmäßig stark überlegen, im Vergleich zu Zarandas Armee viel ausgeruhter und weitaus professioneller zusammengesetzt ist. Er muss den Rittern und Offizieren keinen Honig ums Maul schmieren und auch keine feurige Ansprache halten, denn hier weiß jeder, woran er ist. In der Nacht hat man einen Parlamentär entsandt, um den Gegner um eine offene Feldschlacht zu bitten. Dieser ist der nachvollziehbaren Meinung, Zaranda mit links schlagen und pünktlich zu Mittag essen gehen zu können, und hat sich darauf eingelassen. Man hat dabei darauf gebaut, dass Morkann, der Zaranda sowieso am Ende sieht, von anderen Ländern, die den Krieg um Tethyr aufmerksam verfolgen, anerkannt werden, seinen Status legitimieren und Erlkazar als Handelspartner etablieren möchte. Wenn er Zaranda die Gunst einer ehrenvollen Feldschlacht gewährte, fiele diese Ehre schließlich auf ihn, der so oder so unzweifelhaft siegen wird, zurück. Hembreon erklärt die von Zaranda, Blackthorn und ihm aufgestellte Strategie, und jeder geht zu seiner Kompanie, um sie geordnet antreten zu lassen.

 

Draußen sehen schon alle zum anderen Flussufer hinüber, wo Crown Ridge inzwischen in Flammen steht – die gegnerische Armee zieht sich zurück, um Zaranda Raum zu geben, die Brücke zu überqueren und ihre Schlachtreihen aufzustellen, geht durch die Verbrennung der Stadt aber auch nicht das Risiko ein, dass ihre Bitte vielleicht nur als Kriegslist gedacht war, um Crown Ridge kampflos wieder einzunehmen. Sheriff Belleme bedankt sich bei Luz und den Banditen für die wertvollen Informationen – ja, die Banditen haben sich einfach an die Partei gewandt, die ihrer Meinung nach die siegreiche sein würde – und lässt zum Erschrecken der Gesetzlosen Vandree dafür sorgen, dass sie standesgemäß für den Einsatz in vorderster Reihe ausgerüstet werden, was offenbar nicht abgemacht war, aber das haben die Burschen nun von ihrem Verrat. Während östlich der brennenden Stadt nahe Crown's Gap nun alle darauf warten, dass der Gegner wieder vorrückt, setzt allmählich Regen ein, der zuerst auf Hunderten von Helmen klimpert, nach und nach aber das Gelände in eine Schlammgrube verwandelt.

 

Lord Dennam: Sie sind uns gut und gern drei zu eins überlegen, allein nur von der Zahl her. Vom Anteil professioneller Soldaten in ihrem Heer will ich gar nicht erst anfangen.

Lord Hembreon: Nicht so laut, Dennam. Reicht es nicht, dass die Männer ihre Übermacht sehen? Müsst Ihr sie ihnen auch noch erläutern?

Lord Dennam: Damit nicht genug. Sie sind obendrein frisch und ausgeruht, während unser Heer krank und schwach ist vom langen Marsch. Oh, ich wünschte mir, wir hätten von den Daheimgebliebenen, die ihre Felder oder ihr Handwerk nicht im Stich lassen wollten, nur ein paar hundert mehr.

Zaranda: Wer ist es, der diesen Wunsch geäußert hat? Mein Vetter Dennam? Nein, mein Vetter. Wenn wir Kelemvor ausersehen sind, sind wir genug, um unserem Land Verlust zuzuführen. Und wenn wir leben sollten – je weniger Männer und Frauen wir sind, umso größer wird ihr Anteil an der Ehre sein. In Tempus' Namen, wünsch dir nicht einen einzigen Mann mehr. Verkündet, Dennam, verkündet in meinem Heer, dass, wer einen zu schwachen Magen hat für diesen Kampf, sich absetzen darf. Er bekommt ein Entlassungsschreiben von uns, und Silbermünzen steckt als Reisegeld in seinen Beutel. Wir wollen nicht in der Gesellschaft eines Mannes sterben, der die Gemeinschaft scheut. Der heutige Tag ist dem heiligen Paradere geweiht. Derjenige, der diesen Tag überlebt und sicher heimgelangt, wird aufspringen, wenn dieser Tag sich jährt, wird sich erheben bei dem Namen Paradere. Wer heut' am Leben bleibt und zu hohen Jahren kommt, gibt jährlich an eben diesem Tage ein Fest für seine Nachbarn und sagt: "Freunde, heute ist St. Paradere!" Dann streift er seine Ärmel auf und zeigt seine Narben vor und sagt: "Diese Wunden, die schlug man mir am Paradere's Day." Alles wird vergessen werden, nur eines wird bei allem Vergessen für immer in Erinnerung bleiben – nämlich was er für Heldentaten tat. Und dazu unsere Namen, seinem Mund vertraut wie Alltagsworte: Zaranda die Erste, Hembreon und Blackthorn, Roaringhorn und Dennam. So wird uns allen bei einem Glase immer frisch und ehrenvoll gedacht. Und fort und fort wird der Vater dem Sohn die Geschichte erzählen, und das Gedenken am St. Paradere's Day wird nie vergehen, vom heutigen Tag an bis zum Ende dieser Welt. Und wir, die wir uns in dieser Schlacht geschlagen haben, sind ebenfalls unvergessen. Wir Wenigen... wir glücklichen Wenigen. Wir, diese Schar von Brüdern und Schwestern. Denn welcher heut' sein Blut mit mir vergießt, der soll mein Bruder sein. Auch wenn er von niedriger Geburt ist, der heutige Tag wird seinen Stand adeln. Und gute Bürger, die daheim in ihren Betten liegen, weil sie sich unserem Zug nicht anschließen mochten, verfluchen sich einst, dass sie nicht hier gewesen sind, und werden schamrot, wenn da einer kommt, der mit uns focht... sich mit uns schlug... am heutigen St. Paradere's Day!

Lord Tammsel (der von fern herangetragenes Jubelgebrüll hört): Der armselige Bauernhaufen macht aber einen ganz zuversichtlichen Eindruck.

Lord Roaringhorn: Euer Majestät, Ihr müsst Euch beeilen. Der Gegner ist in seinen Schlachtreihen aufgestellt und wird gleich den Sturm auf uns beginnen.

Zaranda: Sind Eure Herzen, Freunde, bereit, dem Angriff die Stirn zu bieten?

Lord Dennam: Wen jetzt der Mut verlässt, den soll Cyric holen!

Zaranda: Ihr wünscht von unserem Volk nicht mehr Hilfe, Vetter?

Lord Dennam: Tempus sei mein Zeuge, meine königliche Herrin, ich wollt', dass Ihr und ich allein diesen Kampf bestehen würden.

Lord Hembreon lacht laut und klopft Lord Dennam auf den Rücken.

Zaranda: Eure Posten kennt ihr. Tempus sei mit Euch allen!

Lankwell ((Christopher Ravenscroft, Jpg 16339-16341) reitet unter der Parlamentärsflagge heran): Ich komme, von Euch zu hören, ob Ihr zu einem Vergleich bezüglich des Lösegelds bereit seid – vor Eurem unzweifelhaften Fall.

Zaranda: Nennt mir Euren Namen.

Lankwell: Lankwell, Parlamentär und Herold Seiner Majestät. (Er nickt knapp.)

Zaranda: Ich bitte Euch, Lankwell, bringt Eurem Herrn diesen Bescheid zurück: Erst muss er mich totgeschlagen haben, dann kann er gern meine Knochen verkaufen! Oh, bei Ilmater, wie kann er sich über uns arme Menschen lustig machen? Sagt Eurem Herrn, wir sind Krieger des Werktags, ein ärmliches Heer. All das, was uns beflügelt und geschmückt, ist nun beschmutzt in nassen Märschen durch mühseliges Feld. Aber wen schmerzt das schon? Ihr seht nur den Schlamm auf unseren Kleidern und die Müdigkeit in unseren Zügen. Hört Ihr auch das kraftvolle Schlagen unserer Herzen? (Das Heer murmelt nun zustimmend.) Herold, spart Euch die Mühe. Ihr sollt um Lösegeld nicht mehr zu uns kommen, guter Gesandter, sie sollen keines haben, darauf mein Ehrenwort. Meinen Leichnam sollen sich die Herren holen! (Das Heer schreit.) Welchen ich ihnen so zu überlassen gedenke, dass sie wenig davon haben. Sie werden nichts für ihn bekommen! (Jetzt ganz, ganz ruhig, fast flüsternd.) Gar nichts. Sagt das Eurem "König".

Lankwell (sein arroganter Gesichtsausdruck ist Respekt gewichen): Das werde ich tun. So lebt denn wohl. Ihr werdet nie wieder, Königliche Hoheit, von mir hören.

 

Der Herold verneigt sich respektvoll und reitet davon. Auf der gegnerischen Seite steht der berittene Stab inklusive Lord Tammsel und Sheriff Belleme abseits und lässt sich vom zurückgekehrten Lankwell die Antwort ausrichten. Unbesorgt und gut gelaunt setzt Belleme die Truppen in Marsch, und in einigen Panorama-Aufnahmen sieht man, dass er zunächst große Reserven zurücklässt, derweil die Truppen, die er Zaranda entgegenschickt, diese zahlenmäßig schon alt aussehen lassen. Dass inmitten der Soldaten auch die sagenumwobenen Shieldbreakers (Jpg 16342-16349), die Oger von Rivenshield, marschieren, demoralisiert zusätzlich. Im letzten Augenblick taucht Innocence auf und reiht sich nach einem kurzen, leisen Gespräch mit Zaranda in die Kavallerie ein. Auch Zaranda gibt nun den Marschbefehl – die Truppen treffen aufeinander, und im schweren Regen entbrennt die große Schlacht (RPG 1 (180), 1:11). Natürlich treffen die Milizen als erstes auf die abtrünnigen Banditen, die keinerlei Fluchtmöglichkeit haben, sondern kämpfen müssen, so aber auch als erstes verheizt werden. Die Abenteurer, die sich erneut vorgenommen hatten, zusammenzubleiben, werden im Nu getrennt, und Raif, dessen Ding dieses unüberschaubare Kriegsgetümmel mit ständig wechselnden Gegnern und null Möglichkeit zur Taktik nun gar nicht ist, sieht einen Shieldbreaker direkt auf Fleece zuhalten. Panisch versucht er sein Bestes, doch er kommt nicht annähernd rechtzeitig hin, muss sich auf dem Weg verteidigen, auch stehen bleiben, um nicht in eine Klinge zu laufen, rutscht im Matsch aus, verliert sein Schwert und muss sich eine andere fallen gelassene Waffe suchen... Tempus sei Dank ist Rhoedry zur Stelle, der dem Oger von hinten im Vorbeilaufen (ohne Fleece überhaupt zu sehen) die Kniekehle aufschneidet und ihn so zu Fall bringt. In diesem Gemetzel wird so ziemlich jeder zumindest kurz gezeigt (natürlich bis auf Lord Blackthorn, der als Verwundeter zurückbleiben musste), und während Manowar The Crown And The Ring spielt und sämtliche Geräusche ausgeblendet werden, wird klar, dass das Ende von Zarandas Armee nur noch eine Frage der Zeit ist. Die professionelle Armee von Erlkazar macht mit den Milizen, was sie will, treibt sie zusammen, kesselt sie ein, schneidet sie von anderen Truppenteilen ab, um sie der Kavallerie zum Fraß vorzuwerfen. Inzwischen sieht man auch eine der Reservekompanien, die sich im Süden entlang der Felswand in Bewegung setzt, aufstellt und die Armbrüste zückt. Daraufhin treibt die Reiterei mehrere gegnerische Einheiten direkt in ihre Arme, um sie jämmerlich abschießen zu lassen.

 

Nun fliegen aber plötzlich von hinten, also aus den Bäumen und Felsspalten der südlichen Bergausläufer, Pfeile in Massen, die die Armbrustschützenkompanie binnen weniger Augenblicke erledigen. Die Langbögen reichen weit, und so werden auch Einheiten gefällt, die die Schlacht von Süden her umrundet haben, um Zaranda nach Westen hin den Weg abzuschneiden. Als sich in Reichweite der Bögen nichts mehr regt, kommen Waldelfen (Jpg 16350-16361) zum Vorschein, sowohl beritten als auch zu Fuß, die nun die Bergausläufer verlassen und auf das Geschehen vorrücken. Völlig überrascht verlieren Belleme und Tammsel ihre gute Laune, und Letzterer ordnet halb panisch den Einsatz der Magierkompanie an, die bisher aufgespart wurde, denn Magier sind ausgesprochen wertvoll und werden nicht einfach verheizt. Obendrein können sie gerüstet nur schwer zaubern, und die wenigsten Zauber reichen weiter als ein gut gezielter Pfeil von einem Langbogen. Da Morkanns Armee also auch ohne ihre Hilfe stark überlegen war, hatte man sie bis jetzt nicht eingesetzt. Nun sollen sie an der nördlichen Felswand entlang abgesetzt werden, um die eigenen Männer zu entlasten, damit sich diese der neuen Bedrohung von der südlichen Felswand annehmen können. Die berittenen Magier, unterstützt und beschützt von leichter Reiterei, rücken also aus und reiten im Gänsemarsch, so weit wie möglich vom zentralen Kampfgeschehen entfernt, an der Nordwand entlang. Auf halber Strecke jedoch bricht plötzlich aus den nördlichen Bergausläufern eine Flut von schwer gerüsteten Zwergen, sowohl zu Fuß als auch auf Dire Boars reitend (Jpg 16362-16377), hervor, teilt die Linie der Magier, zweigt nach rechts und links ab, drückt sie so gegen die Felswand und schlachtet sie ab. Daraufhin rücken die Zwerge von Norden gegen das Zentrum vor. Die von den Milizen beschäftigten Soldaten des Hauses Morkann sehen sich nun von Norden von den Zwergen und von Süden von den Waldelfen in die Zange genommen und verlieren vollends die Fassung. Zwar sind sie gut ausgebildet, doch kämpfen sie für kein persönliches Ziel, auch nicht für einen Herrn, der auch nur einen Dreck um sie gäbe, und obendrein fehlt ihnen dank des sicheren Polizeistaates jegliche Kampferfahrung. Solange sie überlegen waren, alles nach Plan lief und sie kaum ein Risiko eingehen mussten, funktionierten sie wie eine gut ausgebildete Armee, doch jetzt geht jede Ordnung flöten, und in blinder Panik, die ja ansteckt und wie ein Lauffeuer um sich greift, flüchten sie in alle Himmelsrichtungen, nur um von Waldelfen und Zwergen gnadenlos niedergemetzelt zu werden.

 

Es ist kaum zu glauben, aber die Schlacht um Crown Ridge ist gewonnen, und die Überlebenden fliehen Hals über Kopf nach Osten. Natürlich tritt auch der Stab in sicherer Entfernung den geordneten Rückzug an. Raveena, die als Verwundete nur von Weitem hatte zusehen können, erleidet, nun, da die Anspannung von ihr abfällt, einen Weinkrampf angesichts der widerstreitenden Gefühle – der sicher geglaubte Tod ihrer Freunde, der dann doch nicht kam, die endlose Erleichterung, dass die, die ihr am meisten am Herzen liegen, dieses Grauen überlebt haben, aber auch die Trauer um gefallene Kameraden. Theon, der heute Morgen bis auf einen Slot alle Liturgien verbraucht hatte (er hätte viele im Kampf gebrauchen können, ist aber von einem von Zarandas Rittern angewiesen worden, so viele Verwundete wie möglich auf die Beine zu bringen, da angesichts der feindlichen Übermacht jeder Mann zählte), eilt übers Schlachtfeld, besorgt nach bekannten Gesichtern Ausschau haltend, und als er einen tödlich verwundeten Bauern entdeckt, den er seit den Small Teeth kennt, ist er hin- und hergerissen, denn wenn er ihm hilft, dem Tod von der Schippe zu springen, und sich dann herausstellt, dass Raif, Jen oder sonstwer schwer verletzt ist... Zu Tode betrübt kniet Vardis bei Rethels Leiche nieder – das letzte Mitglied von Errilams Rache ist gefallen. Fleece weint bitterlich über Barras' Leiche, der in ihren Armen gestorben ist. (Nicht, dass sie sich näher als einander sympathische Weggefährten gestanden hätten, aber sie hat noch nie einem Sterbenden die Hand gehalten.) Jen ringt sich über einem tödlich verwundeten Milizionär, der ebenfalls zu Blackthorns Tross gehört, dazu durch, ihm den Gnadenstoß zu geben. Raif und ein ihm unbekannter Freiwilliger aus Zarandas Tross, die zuletzt waffenlos von der Reiterei in Richtung der Armbrustschützen getrieben wurden und bereits alle Hoffnung aufgegeben hatten, fallen sich weinend vor Erleichterung in die Arme. Die ersten Überlebenden tragen die Leichen ihrer gefallenen Kameraden zusammen. Zuerst beginnt einer zu singen, dann stimmen nach und nach immer mehr ein, bis schließlich das Schlachtfeld von dem traurigen, aber feierlichen Gesang widerhallt (XXXVI #40).

 

Der Anführer der Waldelfen, Allain Kevanariel (Jpg 16378), und der Anführer der Zwerge, Vorn Ghalmrin (Jpg 16379), die sich, als sie aufeinandertreffen, genauso herrlich typisch verhalten wie einst Faerghail und Voras, werden von Innocence zu Zaranda gebracht, die sich unendlich erleichtert bei ihnen bedankt, und dem Zuschauer wird angesichts dessen, was gesprochen wird, allmählich klar, dass all dies von langer Hand geplant war. Die zurückgelassenen Gefangenen werden befreit, darunter natürlich auch Beorn Harlaw. Am Abend, nachdem die Verwundeten versorgt und die Verluste gezählt worden sind, sitzt Tardeth Llanistaph als diplomatischer Vermittler mit Kevanariel, Ghalmrin und den übrigen führenden Köpfen der Waldelfen und Zwerge zusammen.

 

Allain Kevanariel: Es gibt vieles in allen Welten, Herr Zwerg, das man aus den Schatten heraus nicht sehen kann. Viele Klänge, die angenehmer sind als das Waffengeklirr, das Ihr sucht, und viele Düfte, die dem Gestank des Todes vorzuziehen sind. Töricht mag es erscheinen, indes zeigt sich die Macht der Dunkelheit nirgends deutlicher als in der Entfremdung aller derjenigen, die ihr Widerstand leisten. So wenig finden wir noch Treu und Glauben in der Welt außerhalb des Wealdath, dass wir es nicht wagten, durch unsere Vertrauensseligkeit unser Land zu gefährden. Wir leben seit Langem auf einer Insel inmitten vieler Gefahren, und unsere Hände liegen häufiger auf der Bogensehne als auf der Harfe.

Vorn Ghalmrin: Ha... und was hat Euch Eure Vertrauensseligkeit zurückgegeben, dass Ihr Euch Zaranda Star anschließt?

Allain Kevanariel: Nichts ist, wie es scheint. Ein Mann, der in Dunkelheit und Stille von der Flut getragen wird, ist sich der Bewegung nicht bewusst.

Vorn Ghalmrin: Hm.

 

Derweil bedankt sich Zaranda bei ihren Adligen und Offizieren dafür, dass sie ihr trotz der finsteren Aussichten gefolgt sind. Nur sie, Hembreon, Blackthorn, Innocence und Llanistaph kannten diesen Plan. Leider konnte Zaranda sonst niemanden einweihen, da sie wusste, dass der Feind Spione und Magie benutzen würde, um sie zu überwachen – so ist die Beteiligung der Elfen aus dem Wealdath und der Zwerge aus den Kuldin Peaks bis zuletzt der Trumpf in Zarandas Ärmel geblieben, der ihrer Strategie zum Erfolg verhalf. Natürlich ist der Kampf um Erlkazar damit noch nicht gewonnen: Lange, anstrengende Märsche ins Landesinnere stehen ihnen bevor, denn Morkann, bekannt für seine Paranoia, wird genug Truppen für sich selbst zurückbehalten haben und sich nun, sobald er Kenntnis von seiner vernichtenden Niederlage erlangt, in Klarsamryn verschanzen. Die gute Nachricht aber ist, dass hier vor Crown Ridge der Großteil seiner Armee gefallen ist, die Aussichten auf einen Sieg über Valon Morkann sind also sehr gut. Dabei verschweigt sie, wie sie sich der Hilfe der Elfen – mit der in Tethyr nun wirklich niemand gerechnet hätte – versichert hat. Ebenso unerwähnt lässt sie, dass Lady Cerilia Galath, die als Baronin von Carrelath auch für die ansässigen Zwerge zuständig war, die zwergische Verstärkung zu verdanken ist. Sie hatte Hembreon und Rhoedry kurz vor ihrer Flucht ein versiegeltes Schreiben mitgegeben, das der Druide weiterleitete, doch dies auszusprechen, könnte für Cerilia gefährlich werden, falls sich noch Spione Morkanns in Zarandas Reihen verbergen. Nun aber teilt diese den Anwesenden mit, was ihr über Prinz Haedrak Errilam Alemander Olosar Lhorik aus dem Haus Tethyr zugetragen wurde: Cormyr, Waterdeep, Silverymoon und alle anderen an seinem Feldzug beteiligten Städte und Nationen scheinen seinen Anspruch anerkannt zu haben, und das sollte jeder wissen, bevor er sich entschließt, Zaranda weiter zu folgen. Sie umreißt kurz, was uns auch schon Elminster in der Parallelhandlung erzählt und gezeigt hat. Üblich für sein Temperament, aber sehr unüblich in Zarandas Anwesenheit, bellt Blackthorn, alle mögen das Zelt verlassen und gefälligst Stillschweigen bewahren. Während er mit Hembreon bei Zaranda zurückbleibt und die murmelnden Adligen und Offiziere ins Freie treten, setzt erregtes Geflüster und Gemurmel ein. Dieser Haedrak lege sich ins gemachte Bett, heißt es, und dass Zaranda seit fast zwei Jahren ganz allein diesen Feldzug nur mithilfe der tethyrianischen Bevölkerung bewältigt hat, ohne jegliche offizielle Hilfe von außen, von freiwilligen Priestern und Paladinen einmal abgesehen, doch kaum, dass jemand seinen Stammbaum nachweisen kann, werfen ihm die Stadtstaaten und Königreiche die Truppen nur so hinterher. Captain Tully versucht, die erhitzten Gemüter zu beruhigen, und betont, dass ohne Haedraks Belagerung von Myratma der Feldzug im Westen verloren gewesen wäre, während man hier den ungeplanten Kampf um Erlkazar ausfechten muss. Doch der Schock sitzt zu tief, und garantiert wird in Windeseile das Wort die Runde gemacht haben. Tully ist sehr besorgt, und man kann den wütenden Blackthorn selbst hier draußen noch hören, der nicht damit einverstanden zu sein scheint, dass Zaranda die Karten auf den Tisch gelegt hat, ohne sich vorher mit Hembreon und ihm zu beratschlagen.

 

Am nächsten Tag werden zu XXXV / 01-02 bei angemessen regnerischem Wetter die vielen, vielen Gefallenen beigesetzt, und danach zieht man weiter gen Osten. Dabei fällt dem Zuschauer auf, dass sich die drei Rassen untereinander nicht vermischen – es gibt vom Notwendigsten und wenigen Ausnahmen (darunter natürlich Fleece) abgesehen nur wenige Kontakte untereinander, man bleibt für sich. Nicht, dass die Menschen den Elfen und Zwergen etwas vorzuwerfen hätte – vielmehr haben die beiden allen Grund, die Menschen misstrauisch zu beäugen. Und grundsätzlicher, mit Vorurteilen versetzter Argwohn (sowie einem schlechten Gewissen) fremden Rassen gegenüber sorgt dafür, dass sich auch die Menschen zurückhalten.

 

Auf der weiteren Reise stellt man zur Bestürzung aller fest, dass die geflohenen Truppen verbrannte Erde zurückgelassen haben: Sie haben Gehöfte und Dörfer geplündert und dann in Brand gesetzt. Nun liegen sie in Schutt und Asche, und viele Menschen stehen vor dem Nichts und dem Verhungern. Zarandas Vorräte sind ebenfalls erschöpft, und zusätzlich zum Hunger nagt an der Moral der Truppen, überall von heimatlosen Bauern um ein paar Brotkrumen angebettelt zu werden (Jpg 16380-16381), aber selber nur vom Nötigsten leben zu müssen und nichts abzugeben zu haben. Als man die abgebrannten Ruinen eines Dorfes durchquert, entdeckt Theon die verkohlte Leiche eines Kleinkinds. Erschüttert trägt er sie in eines der Häuser und legt sie zur Leiche einer in ihrem Bett verbrannten Frau. Als der Tross um und in der Ruine eines uralten Herrenhauses lagert, wohnen wir einer neuen Diskussion (Jpg 16382) bei.

 

Lord Hembreon: Den Menschen, die in Erlkazar leben, könnt Ihr nicht helfen, und von Ruhm und Ehre wird keine Armee satt. Valon Morkann ist geschlagen und kann sich nur noch in Castle Klarsamryn verkriechen. Auf dem Weg nach Myratma liegen noch immer einige Orte, die Euch die Treue halten und uns mit dem Notwendigsten versorgen können, wenn allein bis dorthin nicht schon ein guter Teil Eures Heeres verhungert oder desertiert ist.

Lord Blackthorn (nachdem Zaranda längere Zeit nicht geantwortet hat, ungewohnt leise für seine Verhältnisse): Ich muss Hembreon beipflichten. Nichts täte ich lieber, als diesen elenden Bastard mit der falschen Krone ein für allemal in den Boden zu rammen, aber die Umstände verbieten es. Unsere Arbeit ist getan, und wie die Dinge liegen, stellt Haedrak im Westen die größere Bedrohung für Erlkazar dar. Haedrak will den Thron – also soll er dafür bluten. Sollen wir ihm die Arbeit auch noch abnehmen?

Zaranda (wirbelt herum): Viele der Männer da draußen ziehen seit zwei Jahren mit mir durch Tethyr. Ich habe sie mehr Leid ertragen lassen, als ich je für menschenmöglich gehalten hätte. So viele Kameraden haben ihr Leben für sie gegeben, so viel Blut haben sie vergossen, damit es ihren Kindern einst besser geht als ihnen. Allem, was uns die Gallowglasses, Jhannivars und Morkanns dieser Welt entgegenwerfen konnten, haben sie getrotzt, mit einer grimmigen Entschlossenheit, die nach jeder überstandenen Gefahr eher wuchs als geschmälert wurde. Soll ich sie jetzt gegen Krankheit und Hunger verlieren lassen?

Lord Hembreon: Wir haben gesiegt, Zaranda. Wir haben gesiegt, soweit es in unserer Macht stand.

Zaranda: Haben wir das? Und was ist dieser Sieg wert, wenn wir Erlkazar nun den Rücken kehren? Ihr denkt, Morkann wird sich verkriechen und darauf warten, dass wir eines Tages zurückkehren, um ihm ein Ende zu bereiten? Habt Ihr vergessen, wie gut er mit den Starrock-Goblins und den Shieldbreaker-Ogern steht? Er betreibt rücksichtslosen Raubbau, jetzt mehr denn je zuvor. Wer auch immer in einem halben Jahr oder später ein Heer nach Erlkazar führt, wird eine Armee vorfinden, die zu voller Stärke zurückgekehrt ist, und wenn es das Letzte ist, was Morkann tut. Gewiss, sie wird zur Hälfte aus Goblinoiden bestehen, aber wer könnte schon sagen, ob das besser oder schlechter wäre?

Lord Blackthorn (nun laut und eindringlich): Er lässt uns keine Wahl, Zaranda! Er versteckt sich hinter dem einfachen Volk, und wenn er es nur lange genug ausblutet, wird es uns die Schuld an seiner Misere geben. Doch das spielt keine Rolle, denn ob wir Hilfe von den Menschen hier zu erwarten hätten oder nicht, sie haben ohnehin nichts mehr zu geben. Morkann lässt nichts als verbrannte Erde zurück, weil er weiß, dass wir ohne Vorräte und Nachschub umkehren müssen. Soll sich der Feigling doch hinter seinem Volk verstecken. Nach der letzten Schlacht gibt Erlkazars Besiedelung nicht mehr genug her, als dass er eine Armee aufstellen könnte, die imstande ist, in Tethyr einzufallen und mehr als zwei, drei Städte einzunehmen und zu halten. Morkann ist zu geschwächt, um mehr zu tun, als über Erlkazar zu herrschen. Bitte, soll er es haben. Später, so Tempus will, kann sich Haedrak noch immer mit ihm befassen. Wir kämpfen um Tethyr.

Zaranda (laut): Erlkazar ist Tethyr! (Schweigen tritt ein, Zaranda fährt leiser fort.) Versteht Ihr denn nicht? Wir kämpfen für die Menschen, nicht für den, den... den Verlauf einer Linie auf einer Karte. Haben Erlkazars Menschen unseren Beistand nicht verdient, nur weil sie das Pech hatten, an den größten Räuberbaron von allen zu geraten, der dem Land, auf dem sie leben, ganz einfach einen anderen Namen gab? Ist es das, was... was Llorbauths Menschen von denen in Zazesspur oder Darromar unterscheidet, Llachior?

Lord Hembreon (beschwörend): Ihr habt schon zuvor Schlachten geschlagen geben müssen, Zaranda. Warum wollt Ihr nicht einsehen, dass wir diese ebenfalls geschlagen geben müssen?

Zaranda: Weil ich diese Männer da draußen nicht enttäuschen darf, nicht nach allem, was sie geopfert haben, um vor den Toren von Llorbauth stehen zu können.

Lord Hembreon: Sie folgen nicht der Strategie, Zaranda, sie folgen Euch!

Zaranda: Und ich bin es ihnen schuldig, jetzt nicht aufzugeben. (Sie zeigt nach draußen.) Geht, Alaric, geht zu den Gräbern unserer gefallenen Männer. Erklärt ihnen, wofür sie gestorben sind. (Darauf weiß Hembreon nichts zu erwidern.) Llachior, was haben Eure Männer in den letzten Monaten durchmachen müssen? Was haben wir an den Small Teeth, in Goldengrove und in den beiden Schlachten um Crown Ridge gewonnen? Wenn wir jetzt gehen, haben wir nichts erreicht, außer Tausende in den Tod geschickt zu haben.

Lord Hembreon: So verschont die Wenigen, die uns noch bleiben. In der Absicht, den Tod anderer nicht umsonst gewesen sein zu lassen, diesen anderen in den Tod zu folgen, ist die traurigste Art, sein Leben zu verlieren. Unser Heer ist geschwächt, und der Marsch gegen Llorbauth wird jeden Einzelnen bis an seine Grenzen führen, und darüber hinaus. Und was, wenn wir unser Ziel erreicht haben? Wir haben weder die Ingenieure noch die Materialien, um Belagerungsmaschinen zu bauen, und selbst wenn uns alles Notwendige zur Verfügung stünde – Castle Klarsamryn steht auf einem verdammten Plateau, es ist nur von einer Seite aus angreifbar.

Lord Blackthorn: Übrig bleibt also nur noch eine Belagerung, aber dazu fehlen uns die Lebensmittel, während Morkann wie die Made im Speck sitzt und in aller Ruhe abwarten kann, bis die ersten Belagerer an Hunger und Seuchen sterben, wenn bis dahin nicht ohnehin schon die Hälfte desertiert ist.

Lord Hembreon: Und was dann, Zaranda? Was haben wir gewonnen, wenn keiner von uns mehr übrig ist?

Zaranda: Und wem nützen wir Wenigen noch, wenn wir jetzt umkehren? Morkann hat uns seine Absichten deutlich gezeigt, edle Herren. Wenn er uns abziehen sieht, wird er all seine Geldkoffer plündern, um Truppen zusammenzuziehen – Söldner aus Calimshan, aus Turmish, von der Dragon Coast, Goblins und Oger –, weil er es tun muss. Weil wir ihm keine andere Wahl lassen, weil das seine einzige Chance ist, auf dem Thron zu bleiben. Wenn Haedrak im Westen siegt, wird er mit dem, was von seiner Armee übrig ist, alle Hände voll zu tun haben, zu halten, was wir erobert haben, und wiederaufzubauen, was zerstört wurde. Und bis er hier ist – so er sich überhaupt dazu entschließt –, werden die Menschen Erlkazars längst am Ende sein, denn Morkann wird bis dahin eine Armee ausgehoben haben, mit der er auf Feldzug gehen muss, weil Erlkazar sie nicht ernähren kann. Und wenn Jhannivar siegt, ist Tethyr so oder so am Ende, und alles, was wir in den letzten zwei Jahren vollbracht haben, war umsonst gewesen. Die letzte Schlacht wird dann zwischen Morkann und Jhannivar ausgefochten, und dem Volk kann es gleich sein, welches Monster auf dem Thron Platz nimmt. (Sie atmet tief durch, XXXVI / 10-12.) Ich habe diesen Kampf nicht gewollt. Ich habe Erlkazar nicht erobern wollen, ich wollte nichts anderes als den Osten halten und Verstärkung für einen zweiten Sturm auf Myratma sammeln. Morkann hat diesen Kampf erzwungen, nicht ich. Denkt Ihr denn, ich wünschte mir nicht, es wäre anders gekommen? Denkt Ihr, mir wäre nicht klar, wie viele Opfer dieser letzte Schritt kosten wird? Glaubt Ihr, es fällt mir leicht, den Tod so vieler treuer Freunde zu beschließen? Aber das muss ich können. Um deretwillen, die ihr Leben hingegeben haben. Um deretwillen, für die wir kämpfen, weil sie nicht für sich selbst kämpfen können. Um der Zukunft willen, denn was auch immer im Westen geschehen mag – wenn wir jetzt umkehren, verdammen wir Erlkazar zu endlosem Leid und Tethyr zu weiteren langen Jahren des Krieges. (Sie sieht ihre beiden engsten Berater eindringlich an.) Wenn wir jetzt angreifen, werden viele von uns sterben. Wenn wir umkehren, werden die meisten von uns überleben. Doch was für ein Leben wäre das? Ein allzu teuer erkauftes – mit dem Leben von Männern, von denen der Geringste mehr wert ist, als ich es je sein könnte, wenn ich ihrem Andenken jetzt den Rücken kehrte. Die meisten Männer dort draußen würden Euch dieselbe Antwort geben, und die, die es nicht täten... würden sich in fünf Jahren wünschen, es getan zu haben. Bezweifelt Ihr dies?

Lord Hembreon (senkt traurig den Kopf): Nein. Aber ich... (Seine Stimme stockt.) Ich will meine Königin nicht in den Tod ziehen lassen.

Zaranda (duckt sich, um seinem gesenkten Blick begegnen zu können): Wenn der Preis für Tethyrs Freiheit mein Tod sein sollte, wäre es ein geringer Preis, den ich nur zu gern entrichte. Dass es so kommen könnte, mein lieber Freund, war uns doch von Anfang an klar.

Lord Hembreon: Ich war stets Euer treu ergebener Diener, und ich habe nicht die Absicht, das zu ändern... Majestät.

Lord Blackthorn (kopfschüttelnd und seufzend): Hielte sich Morkann an Recht und Ehre, säßen wir bereits an seiner Tafel und feierten den Sieg über Erlkazar. Eure letzte Niederlage habt Ihr der Geltungssucht und dem Starrsinn alter Adliger zu verdanken. (Nun nachdrücklich:) Sorgen wir dafür, dass die Ehrlosigkeit eines Feiglings nicht zu Eurer zweiten Niederlage führt. Was ich geben kann, Euer Majestät, das will ich geben. Zählt auf mich.

 

Die Moral sinkt natürlich ganz furchtbar, Streitereien und Desertationen wechseln sich ab, und Zaranda muss ein filigranes Gleichgewicht zwischen harten Strafen und anfeuernden Reden finden. Straft sie zu viel, senkt sie die Moral stärker, als sie die Angst vor Bestrafung steigert. Hält sie aber zu viele Reden, wird sie irgendwann verzweifelt wirken, und auf Grund der Häufigkeit würden die Ansprachen wirkungslos verpuffen. Während der anstrengenden Weiterreise (Jpg 16383-16394) äußert sich die schlechte Laune aller im Großen wie im Kleinen.

 

Raif (setzt sich zu Fleece, die gerade ein neues Lied komponiert): Ich vermisse Amn.

Fleece: Da sprichst du mit der Falschen. Jen und ich haben gelernt, Amn zu hassen.

Raif: Ach, komm. Du hasst nicht Amn, sondern Castle Spulzeer und seine Bewohner. (Fleece zuckt gleichmütig die Achseln.) Die Zhents versuchen seit Ewigkeiten, in den Dalelands Fuß zu fassen. Deshalb hasse ich die Dalelands ja nicht.

Fleece (schnippisch): Genug, um ihnen den Rücken zu kehren und nach Amn zu gehen.

Raif (plötzlich wütend): Ach, und was tust du hier?

 

Fleece antwortet nicht, Raif steht rasch auf und marschiert brüskiert von dannen.

 

Umblende auf einen zerbeulten Blechtopf, in dem kräftig umgerührt wird. Die Kamera fährt zurück und zeigt Bodger und Grift an ihrem Feuer sitzen und das Essen zubereiten.

 

Grift: Nein, Bodger, wenn du willst, dass ein Mädchen geil wird, dann gib ihr keine Austern.

Bodger: Warum nicht, Grift?

Grift: Weil du mit Austern nie sicher sein kannst, Bodger. Sie bescheren einem Mädchen eher die Krätze an den Weichteilen, als dass sie sie geil machen.

Bodger: Wirklich, Grift?

Grift: Aye, Bodger. Aber natürlich nur, wenn sie nicht schon vorher an den Viechern ersticken.

Bodger: Was sollte man einer Frau denn sonst zu essen geben, Grift?

Grift: Brotpudding, Bodger.

Bodger: Brotpudding, Grift?

Grift: Aye, Bodger. Das stärkste Aphrodisiakum, das über Averlands Grenzen hinaus bekannt ist. Nicht ein einziges Weib würde sich nach zwei ordentlichen Portionen Brotpudding weigern, flachgelegt zu werden. Das macht sie fix und fertig.

Bodger: Dann macht Brotpudding ein Weib also eigentlich gar nicht geil. Er macht sie einfach nur platt.

Grift: Genau, Bodger. Das ist das Beste, worauf ein Mann wie du hoffen kann. Aber achte darauf, dass sie keine Sauce dazu essen.

Bodger: Warum das, Grift?

Grift: Weil Sauce ein Weib aufsässig macht, Bodger. Sie verlangt dann am Ende noch, befriedigt zu werden.

 

Unweit von den beiden sitzen Sir Loras, Sir Mace, Sir Edo und dessen Knappe, Lancel Ventry (Jpg 16395), und spielen auf einem mitgenommenen Brett, dessen Plattformen von zahlreichen Transporten krumm und schief sind, so dass die Figuren kaum darauf stehen können, Intrige. Dabei unterhalten sie sich über die Lage und setzen damit den Zuschauer über selbige in Kenntnis: Bei der länger als erwartet dauernden Belagerung von Myratma ist inzwischen Sallar (Typhus) ausgebrochen (was Jhannivar (Jpg 16396-16397) zufrieden von den Mauern Myratmas aus beobachtet). Die Reklamationsarmee erhält zu allem Überfluss auch noch Nachricht von Unruhen in Saradush, Darromar und Ithal Pass. Die Stadt muss endlich fallen.

 

Während sich Ashe und Zhai in Zazesspur zu Tode langweilen, genießt Spider dank seiner "schattigen" Möglichkeiten zahlreiche Ausflüge, von denen er immer etwas mitbringt, was niemand vermissen wird – heute ist es ein Beutel mit eingesammelten Käfern, mit denen man im Schlafzimmer Insektenrennen veranstalten kann. Das Trio weiß, dass irgendein Offizier oder Adliger verfügt hat, über das Schicksal der drei zu einem späteren Zeitpunkt zu entscheiden.

 

Endlich beginnt vor Myratma die Storm Siege: Druiden und Kleriker rufen Lightning Storms von der See herbei und beeinflussen gleichzeitig die Winde gegen gegnerischen Pfeilhagel, so dass die Reklamationsarmee vorrücken kann. Blitze und Meteorschauer schlagen einen Tag und eine Nacht lang in Myratma ein und schwächen die Verteidigung der Stadt. Schließlich konzentriert sich der magische Beschuss kurz vor Sonnenaufgang am folgenden Tag auf das Tor und zerstört es, und die Armee stürmt im graublauen Zwielicht die Stadt. Loras und Mace sind inmitten der cormyrianischen Ritter natürlich ganz weit vorn am Sturm beteiligt. Stunden dauert die Schlacht im prachtvollen Myratma an, und Haedrak und Jhannivar treffen ein letztes Mal aufeinander. Haedrak möchte ritterlich das Problem allein lösen und liefert sich mit Jhannivar ein Duell (Excalibur, Kapitel 15, 0:47:40). Er entwaffnet Jhannivar, doch dieser zieht einen Dolch und sticht auf Haedrak ein. Nun aber sehen Haedraks Getreue rot. Als Haedrak ihn mit einem Tritt von sich schleudern kann, treffen zahllose Pfeile den Thronanwärter, und gespickt stürzt er von den Zinnen und geht als Porcupine Pretender in die Geschichte ein.

 

Inzwischen hat Zarandas Tross das Impresk-Tal erreicht. Dank geografischer Lage und dem mit Pauken, Trompeten und arger Verspätung Einzug haltenden Frühling reist man nun bei kühlem, aber gutem Wetter und kann von einem bewaldeten Kamm aus in einem Tagesmarsch Entfernung Castle Klarsamryn liegen sehen, wie es drohend über Llorbauth aufragt. Die Armee Zarandas ist um Einiges geschrumpft, da viele Desertationen zu verzeichnen waren. Ironischerweise hat das wenigstens ein Gutes: Die bei Nacht und Nebel fliehenden Deserteure konnten nur sehr wenige Lebensmittel stehlen (diese Wagen sind unter doppelte Bewachung gestellt worden, und außerdem kann man als Fahnenflüchtiger nur wenig bei sich tragen), was bedeutet, dass die Armee letztlich mehr zu essen hatte. Aber jetzt muss man sich anderen Problemen zuwenden: Klarsamryn kann die umliegenden Ebenen auf Meilen überblicken, was bedeutet, dass Morkann mehr als genug Vorwarnzeit hat. Obendrein muss man die Burg umgehen und von Llorbauth aus darauf zurücken, um nicht schon auf dem Weg unter Beschuss gestellt zu werden. Das Fehlen jeglicher ausgefallener Mittel, die geschwundenen und entkräfteten Truppen und die brachliegende Moral lassen Zaranda keine andere Wahl, als aufs Ganze zu gehen.

 

Sie entwirft mit Hembreon, Blackthorn, Llanistaph, Kevanarial und Ghalmrin eine Strategie, und wir sehen Sheriff Belleme, der von den Zinnen aus ins sonnendurchflutete Tal blickt und den Heerwurm anrücken sieht. Schicksalsergeben bereitet er die Verteidigung vor, schließt aber mit dem Befehl an Vandree ab, die Pferde zu holen. Sinlain Thal schreitet eine lange, an der Wand angebrachte Holzleiste ab, auf die mit getrockneter, rotbrauner Farbe komplizierte Symbole gemalt worden sind. Er berührt ein jedes, nimmt dann eine Sanduhr, flüstert ihr etwas zu, dreht sie um, so dass der Sand zu fließen beginnt, und packt seine Sachen. Zarandas Heer durchquert unter dem Jubel der Bevölkerung das geknechtete Llorbauth, kommt aber außer Schussreichweite vor der Bergfestung zum Stehen. Die Zwerge beginnen mit dem Bau einer Schildkröte. Sobald sie fertig ist, wartet Zaranda ab, bis die Sonne hinter der Burg steht, und gibt den Befehl zum Angriff.

 

Die Zwerge schieben die tonnenschwere Schildkröte die gewundene Serpentine hinauf, während sich Elfen und Menschen bereit halten. Sobald die Zwerge in Schussreichweite kommen, rücken die Elfen und Menschen schnell nach und geben den Unmenschliches leistenden Zwergen Feuerschutz. Natürlich fallen weniger Zwerge als alle anderen, denn Letztere sind ja unter der Schildkröte relativ gut geschützt, wenngleich die ganz außen Schiebenden dann und wann auch von einem Pfeil gefällt werden. Nun sieht man das Ganze aus einigen Meilen Entfernung von einem Bergwäldchen aus: Sheriff Belleme, Vandree, Sinlain Thal und ein Haufen Soldaten sind desertiert und betrachten den unausweichlichen Fall ihres Monarchen aus sicherer Entfernung, bis sie sich schließlich zurückziehen. Tatsächlich ist es in Filmen ja meistens so, dass der Showdown unter den ungünstigsten Voraussetzungen für die Good Guys stattfindet, aber hier ist klar, dass Morkanns Regentschaft heute enden wird. Die Detailfrage, die sich stellt, ist nur die, wer diesen Angriff überlebt und wer nicht. Zaranda lässt nun langsam das Heer bis zu den ersten Gefallenen anrücken und beobachtet das Vorankommen der Zwerge. Jetzt liegt alles an ihrem Timing: Schickt sie die Truppen zur rechten Zeit, kann sie die Verluste minimieren. Schickt sie sie zu früh, gibt es ein Blutbad unter dem gegnerischen Pfeilhagel, weil man mitten auf dem Präsentierteller steht, schickt sie sie zu spät, gibt es immer noch ein Blutbad, die Verteidiger können die verstärkungslosen Zwerge niedermachen und sich neu verschanzen. Doch Zarandas Timing stimmt: Das Heer marschiert (Rennen ist wegen des gefährlichen Geländes und der Menschen-, Zwergen- und Elfenleichen nicht möglich) mit lautem Kriegsgebrüll die Serpentine hinauf und hat fast drei Viertel davon geschafft, als das Tor fällt. Die Zwerge, die die Schildkröte bedienen, bekommen als erste die Keulen der Shieldbreaker-Oger zu schmecken, die Belleme direkt vor dem Tor hatte aufstellen lassen, doch unaufhaltsam dringt Zarandas Heer ein, und es geht drunter und drüber.

 

Cerilia sieht überglücklich aus dem Fenster und dankt Tempus, doch der hinter ihr stehende Firaun stößt sie plötzlich hinaus. Sie wird auf dem Pflaster des Innenhofes zerschmettert, und Firaun ist nicht mehr am Fenster zu sehen. Nun fährt die Kamera an dem Holzpaneel entlang und verharrt auf der Sanduhr, durch die die letzten Sandkörner rieseln. Nun leuchten die Symbole nacheinander auf, und an verschiedenen (ebenfalls mit Symbolen versehenen) Stellen der Burg materialisieren sich nun ein Dutzend gebundene Dämonen (Jpg 16398-16402). Praktischerweise ist meine Mini-Lieferung mit dem achtarmigen Aspect of Hextor am 17.03. angekommen, so dass er am 18.03. zum Einsatz kommen konnte: Vardis, Theon, Raveena, Jen, Raif, Rhoedry, Fleece und Mazzy stürzen sich auf das Scheusal, doch dank seiner acht Attacken hat der Dämon Vardis in einer einzigen Handlung erledigt, und das vor ihnen Liegende sieht für die Gruppe nach einer mittleren Katastrophe aus. Doch das Blatt wendet sich dank Theon schnell: Während die anderen den Gegner umzingeln und beschäftigen, bringt er Vardis wieder auf die Beine, hält sich fortan völlig aus dem Kampf raus und belegt stattdessen seine Freunde, allen voran Raif, mit einem Buff nach dem anderen. Dazu kommt, dass der Fluch des Würfelpechs, der ansonsten nur auf Fox deutlicher gelastet hatte, endlich von Raif abfällt, so dass er ein paar Crits landet, die dank der Liturgien von Theon umso vernichtender ausfallen. Was zuerst nach dem Untergang der Gruppe ausgesehen hatte, verwandelt sich in einen Siegeszug, denn beschwingt von dem Erfolg stürzt man sich auf den nächsten Dämonen – und den nächsten und den nächsten und den nächsten. Mazzy kämpft tapfer und unermüdlich, doch leider fällt sie. Beorn erledigt mit einigen Kampfgefährten in der Nähe von unbändiger Wut und Ungeduld erfüllt einen Tanar'ri und schreitet mit erhobenem Schwert und "Morkann!" brüllend weiter voran, und die Gruppe orientiert sich in seine Richtung, wird in dem Getümmel aber getrennt.

 

Im Inneren des Hauptgebäudes (Jpg 16403-16407) stößt Beorn wie seinerzeit Robin Hood mit einer Statue Morkanns die Tür zum Thronsaal auf, in dem König Valon stolz, trotzig und hochherrschaftlich auf seinem Thron sitzt (Jpg 16408). Sir Garen Thal und Bardulph können den Kraftprotz, der obendrein von seiner Raserei angetrieben wird, nur mit allergrößter Mühe bändigen und zurückhalten, während Morkann ihn teils zu Tode verängstigt, teils herablassend betrachtet und vielleicht sogar wiedererkennt. Von der anderen Seite stürmen nun Theon, Fleece und einige Milizionäre herein und halten inne, als ihnen klar wird, dass sie im Thronsaal stehen – die Schlacht ist entschieden, der Krieg um Erlkazar gewonnen. Unter lautem Geschrei fällt man sich in die Arme, Fleece rennt hinaus zum Balkon und brüllt die frohe Kunde in den Innenhof, und irgendwann tauchen auch die anderen sowie schließlich Zaranda, Llanistaph, Hembreon und Blackthorn auf. Zaranda betrachtet Morkann ein Weilchen, sieht dann weg und nickt Hembreon zu. Dieser tritt auf den König von Erlkazar zu, versetzt ihm eine schallende Ohrfeige, zerrt ihn vom Thron und lässt ihn abführen. Theon beobachtet Zaranda ganz genau, was sie nun tun wird. Sie sieht auf den Thron, wendet sich ab, flüstert Llanistaph etwas zu, und der treibt alle anderen hinaus. Theon zieht sich zufrieden zurück und trifft draußen auf der in den Innenhof führenden Treppe auf Raif, der sich aufs Geländer gelehnt hat und das Gesicht in die tief stehende Sonne und den Wind hält. Die beiden sehen sich kurz an und umarmen sich.

 

In zusammenfassenden Szenen werden die nächsten Tage beleuchtet: Tyvin Firaun verleiht seinem Bedauern Ausdruck, was die unter mysteriösen Umständen heimtückisch ermordete Cerilia Galath betrifft, und nimmt auch stellvertretend für sie Zarandas Dank entgegen – nun ist er der einzige Nutznießer des Verrats und wird als Gegenleistung auch umgehend von Zaranda als provisorischer Landesherr eingesetzt. Soldaten öffnen die bis zum Bersten gefüllten Vorratskammern, doch so gern Zaranda die Lebensmittel auch ans Volk verteilen würde, reicht es nicht zu mehr als dem Nötigsten, denn sie muss ihrer Armee eine Rückkehr nach Hause ermöglichen. Wer keine Aufgaben hat, kann sich die redlich verdiente Ruhe gönnen, die man seit über einem halben Jahr nicht mehr gehabt hat. Nach einigen Tagen rückt die Armee wieder ab und tritt die beschwerliche und langwierige Reise Richtung Westküste an.

 

Myratma ist zwischenzeitlich befriedet, aber der Großteil des Heeres lagert noch immer vor den Toren, weil nun, da wirklich alle Probleme aus dem Weg geräumt sind, der schwierige organisatorische Teil bewältigt werden will. Dennoch weiß man, dass die Abreise – insbesondere für Cormyrs Verstärkungstruppen – nur noch eine Frage der Zeit ist. Loras und Mace würfeln gerade mit Sir Edo und Lancel um die Wette, und Bodger und Grift trinken bereits zum Frühstück fleißig Bier.

 

Grift: Nun, da liegst du sowohl richtig als auch falsch, Bodger. Es ist wahr, dass Bier einen Mann erst geil macht und ihn dann seiner Kraft beraubt; aber eigentlich hängt alles nur von der Menge ab, die man zu sich nimmt.

Bodger: Du meinst also, je mehr ein Mann trinkt, desto mehr lässt seine Kraft nach?

Grift: Aye, mehr oder weniger, Bodger. Aber eine weithin unbekannte Tatsache ist die, dass ein Mann einfach nur genug trinken muss – sagen wir, zwanzig Schläuche –, um die Trunkenheit zu überwinden und die Kraft eines Hengstes zu bekommen.

Bodger: Eines Hengstes, Grift?

Grift: Aye, Bodger. Du hast doch schon davon gehört, dass ein Mann auf dem Schlachtfeld, der sich nicht wäscht, irgendwann von selbst wieder sauber wird.

Bodger: Aye, Grift.

Grift: Nun, mit Bier ist es genauso. Man muss nur genug trinken, um so nüchtern wie ein Büttel zu werden und so geil wie ein Hengst. Die meisten Männer haben nur das Problem, dass sie einfach nicht so lange durchhalten.

Bodger: Was ist mit dir, Grift? Hast du jemals das Hengststadium erreicht?

Grift: Was meinst du wohl, warum die alte Witwe Harpit so gegrinst hat, als sie uns in Helmsgard verabschiedete, Bodger?

Bodger denkt einen Augenblick nach, nickt, schenkt sich einen Becher Bier ein, trinkt ihn in einem Zug und schenkt sich einen weiteren Becher ein

Grift: Immer mit der Ruhe, Bodger. Es kommt auf den richtigen Zeitpunkt an.

 

Nach einem Schnitt sieht man, dass der Frühsommer Einzug gehalten hat: Die Kamera zeigt die charakteristische purpurne Küste vor Zazesspur (Jpg 16416-16418), richtet sich langsam auf, und in einer optisch bedeutungsschwangeren Szenerie sieht man zwei Heere einander gegenüberstehen: Auf der von der tief stehenden Abendsonne beschienenen Seite steht das funkelnde, glänzende, diszipliniert aufgestellte Heer Haedraks. Im Schatten dunkler Gewitterwolken haben die weitgereisten, abgerissenen und zu Tode erschöpften Veteranen des Ostfeldzuges Aufstellung bezogen. Gegen den Rat ihrer Lords reitet Zaranda, nur von Innocence begleitet, auf Haedraks Heer zu, und Haedrak, gänzlich allein, tut dasselbe. Sie treffen sich auf halber Entfernung, und Haedrak steigt ab. Zaranda zögert kurz, tut es ihm aber nach. Der Prinz nimmt seinen Helm ab, klemmt ihn sich unter den Arm und geht zur Verblüffung von Zarandas Männern langsam vor ihr auf ein Knie. Zaranda steht vor ihm wie vom Donner gerührt, als Haedrak ihr erklärt, er knie nicht vor einem Titel oder einem Namen, sondern vor dem Adel, der in Zarandas Herzen wohne. Sie habe ganz Faerûn gezeigt, was Adel bedeutet, und er möchte sie hiermit förmlich um die Ehre bitten, sie zur Frau nehmen zu dürfen. Nüchtern betrachtet ist klar, dass er alle und sie keine Ansprüche auf den Thron Tethyrs hat, doch er verpackt es so, dass dies nicht auffällt – wenn er eine Vernunftheirat anstrebt, um das Volk für sich zu begeistern und es daran zu hindern, sich "Wie würden wir unter Zaranda leben?" zu fragen, dann spielt er ziemlich gut. Zaranda reicht ihm schließlich ihre Hand, er küsst sie, steht auf, bietet ihr den Arm und schreitet mit ihr durch ein sich formierendes Spalier seines Heers auf Zazesspur zu, während Innocence in gebührendem Abstand die Pferde hinterherführt. Das Spalier bleibt auch noch stehen, als Haedrak und Zaranda es durchschritten haben, also führen die Lords ihre abgerissenen Veteranen hindurch, deren Brust vor Stolz schwellt, denn all die feinen Ritter hier zollen ihnen den gebührenden Respekt und empfangen sie wie die Kriegshelden, die sie sind. In Zazesspur ist bereits alles vorbereitet, und die Kriegsheimkehrer kommen sich vor wie in einem Traum, als es im Abendrot aus zahllosen Fenstern Blüten regnet (wie zuvor bei strahlendem Sonnenschein beim Empfang Haedraks). Haedrak und Zaranda betreten den königlichen Stadtpalast (Jpg 16419-16422) und kommen oben auf den Zinnen wieder zum Vorschein, wo sie von den unüberschaubaren Menschenmassen bejubelt werden. Irgendwann gehen sie endlich hinein (Jpg 16423-16424), und wir sehen die Palastbibliothek (Jpg 16425-16428), die ein neugieriger Elminster durchforstet. Als Haedrak und Zaranda eintreten, dreht er sich um und begrüßt die überraschten Thronanwärter: "Ah, ye took thy sweet time. Come now, lass, let me take a look at ye. Aye, prince, a fine fish ye caught thyself." Haedrak versichert Zaranda, ja, das sei der Elminster, und er begrüßt ihn glücklich wie einen guten alten Freund. Elminster meint, er habe Zaranda nur einmal mit eigenen Augen sehen wollen, nun werde er ihre Zeit nicht länger stehlen, da sie gewiss Besseres zu tun haben – wie zum Beispiel eine funktionierende Monarchie aufzubauen. Der Erzmagier geht, und Haedrak erzählt der immer noch wie vom Donner gerührten Zaranda von sich.

 

Haedrak: At the time of his death, Prince Rythan was betrothed to the Lady Rhinda of Saradush, and they were to marry three tendays after the Battle of Nightflames cut his life short. In her grief, the Lady Rhinda agreed to marry King Alemander, who wished to provide for her as well as continue his line, as he only had one son left from a now-dead wife. After a protracted mourning period, the two were married late in the Year of the Blazing Brand, but it was not a happy pairing. As Queen Rhinda left the country at the bequest of her husband, to protect her from the many plots his nobles had in play, the two of them alone knew she was pregnant. Accompanied by trustworthy servants, Queen Rhinda visited many cities of the North except for Waterdeep. On the Feast of the Moon in the Year of the Snow Winds, 1335 DR, I, Prince Haedrak Errilam Alemander Olosar Lhorik of the House of Tethyr, was born in a room atop the High Palace of Silverymoon. After two months, the queen gave me into capable hands that would protect me until I could claim my birthright, as my father intended. The king's reasons for hiding his second son from his people are many, but the major reason was his constant warring with his elder son Alemander – who wanted to become Alemander V, of course –, and the boy was easily swayed to positions that countered his father's but favored lesser nobles whom the prince believed were his allies. The king wanted me to rule after him, rather than the officious and greedy Alemander. He gave my mother the freedom to see to my education and safety. Well... (Er sieht zur Tür, durch die Elminster entschwunden ist.) Suffice it to say that I was in the best of care.

 

Die Bewältigung der logistischen Probleme zieht sich bis tief in die Nacht hinein, denn Zazesspur platzt nun wirklich aus allen Nähten. Sämtliche Herbergen sind doppelt belegt, und viele Veteranen werden sogar bei begeisterten ansässigen Familien untergebracht. Die Helden tauschen ihre Zuweisungen so, dass sie zusammenbleiben können, und beziehen eines der überfüllten Inns. Die nächsten Tage wird zwischen den Tyrells und Theon, Fleece, Jen, Raveena, Raif und Vardis hin- und hergeschnitten – in dieser riesigen Stadt laufen sie einander einfach nicht über den Weg, und so erfährt die eine Seite nicht, wie nahe ihr die andere hier war. Jedoch mischt sich Fleece, endlich wieder kultivierte Zivilisation genießend, unters Volk und schnappt Gerüchte über einen Teufel, eine Dunkelelfe und einen Totenbeschwörer auf – das müssen Spider, Zhai und Ashe sein! Für einen Blackthorn oder Hembreon wäre es ein Leichtes, den Kontakt herzustellen, aber da nun auf völlig unerwartete Weise ein neues Königreich geschmiedet werden muss, sehen sie ihre tapferen Milizionäre leider nicht wieder, die ohnehin über die ganze Stadt verteilt sind.

 

Nach viel Klinkenputzerei und bürokratischem Von-Pontius-zu-Pilatus-geschickt-Werden gelingt es Fleece, sich zu Geiron Hawkwinter vorzuarbeiten, der als Jüngling ohne echte administrative Aufgabe noch der erreichbarste Kontakt nach oben ist, und der regelt das Wiedersehen der Freunde.

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