07 - The Gunpowder Plot {{ currentPage ? currentPage.title : "" }}

Eine ruhige Szene am Strand: Meryls Buggy steht dort, die Wellen rauschen leise, glucksend schwappen verrostete Fässer auf dem Strand hoch und runter, die Kamera fährt über ein ausgebranntes Autowrack, das aus einer natürlich gewachsenen Sanddüne herausragt. Die Digitalanzeige der Uhr auf dem Armaturenbrett springt auf 06.00, Tito & Tarantulas Flying In My Sleep ertönt aus dem Autoradio, und die zugedeckte Meryl räkelt sich verschlafen. Sie fährt kurze Zeit später den Freeway entlang, hält in den Outskirts von L.A. am El Scorpio, einem Bikertreff (Bar & Grill), vor dem eine Reihe schwerer Cruiser parkt. Die Bloodletters frühstücken zu Mary Had A Little Lamb von Stevie Ray Vaughan und Dengue Woman Blues von Jimmie Vaughan Knuspriges vom Grill, der orkische Koch in fettiger, schmuddeliger Schürze wirft gerade einen Hundekopf in den Müll, ein Bloodletter faucht ihn an, er solle sofort das verfickte Bratenfett wechseln, oder es setzt was, eine Gangerin bringt gerade eine neue Runde vom Grill an den Tisch, einer der Ganger bekommt einen Burger, nimmt ihn in beide Hände, beißt rein und erschrickt, als er sieht, dass auf der anderen Seite ein Rattenschwanz herunterbaumelt, der Tisch lacht sich scheckig (die Gangerin hat ihn natürlich dort platziert). Meryl wuchtet eine Kiste Whisky aus dem Buggy und trägt sie rein. Kerry nimmt sie zufrieden entgegen ("Warum zum Teufel kaufst du keinen Cheap Trick? Ist um Längen billiger." – "Ich will den Drek nicht saufen. Der Stoff ist zum Tauschen, Kleine.") Er lädt Meryl zum Frühstück ein, und man unterhält sich über dies und das, als ein unsicherer Typ (Jim Cummings, Jpg 09601-09602) in für einen solchen Ort leicht unpassender Kleidung hereinkommt. Er geht an den Tresen und bestellt ein Bier. Der grantige Wirt stellt ihm ein Glas ohne die Spur einer Krone hin, der Typ nimmt einen Schluck, behält ihn kurz im Mund und zwingt sich, das Gesöff runterzuschlucken.

 

Paulie (übertrieben überrascht): Hmmmmm! Das ist das beste Bier, das ich in meinem ganzen Leben getrunken habe! (Alle in Hörweite sehen entweder baff einander oder missmutig den Kerl an.) Wissen Sie, Sir, ich wusste nicht genau, was mich hier erwartet, aber ganz sicher habe ich nicht mit so einem fabelhaften Bier gerechnet. Ich komme nämlich gerade aus einer echt finsteren Bar voller übler Typen. Nicht so wie Ihre Kundschaft hier, keine Gentlemen mit Klasse. (man schaut sich erneut an, als habe der Typ den Verstand verloren.) Nein, richtig miese Halsabschneider, wenn Sie wissen, was ich meine. Und als ich denen sagte, was ich suche, haben sie mich hierher geschickt.

Barkeeper: Hm. Und was suchst du?

Paulie: Ähm, wie soll ich sagen... professionelle... unbürokratische Hilfe, wenn Sie verstehen, was ich—

Ryan (Jpg 09603, der direkt neben ihm steht, zückt seinen Revolver und drückt ihn Paulie ins Gesicht): Bist du ein Bulle?

Paulie (reißt die Hände hoch, weicht ängstlich zurück): Gott bewahre, nein, ich bin Fotograf. (Gelächter.)

Ryan: Fotograf? (Paulie nickt) Wo ist dann deine Kamera? (Paulie sieht ihn entgeistert an, nach zwei, drei Sekunden fangen alle wieder an zu lachen.)

Paulie: Ich... ich habe sie leider nicht... dabei.

Ryan (drückt ihn mit dem Lauf vor sich her): So...

Ganger: Hey, Fury, lass ihn! Ich brauch 'n Bild für meine neue ID! (Weiteres Gelächter.)

 

Er ist tatsächlich auf der Suche nach jemandem, der ihm gegen angemessene Bezahlung weiterhelfen kann, denn die Polizei kann es offenbar nicht. So gerät er an Meryl, die er fragt, ob man sich hier irgendwo in Ruhe unterhalten kann. Der Barkeeper schickt die beiden aufs Klo (Jpg 09604-09605). Mr. Johnson ist heute also ein Fotograf namens Paulie Cripps: Gestern Abend war ein Nachtshooting am Strand angesagt. Seine Ladies, deren Holos er Meryl überreicht (Jpg 09606-09613: Piper Corbett, Hunter Austin, Sheena Valance, Pebbles Deveraux, Suzie Diamond, Nikki St. Clair, Tuesday Ford, Harmony Starr, selbstredend alles "Künstlernamen"), sind alle miteinander Vorstadtschönheiten aus allen Ecken Kaliforniens, die eine Wahl gewonnen haben und beim deHaviland-Shooting mitmachen dürfen. Sie sind gestern in L.A. eingetroffen und haben sich direkt im Studio eingefunden, doch Paulie war aufgehalten worden, ließ die Castingholos (die Meryl eben erhalten hat) also von Studiomitarbeitern machen, verabredete sich mit den Hübschen vor Ort und fuhr direkt dorthin. Am Studio sind sie in den Van gestiegen (es war sein eigener), so viel weiß er, doch angekommen sind sie nie. Er kann Meryl Kennzeichen und Beschreibung des Vans geben (ein metallicgrauer '56er EconoLine). Er und seine Mädels haben den Zuschlag für den neuen Sommerkatalog der Barbary-Coast-Kollektion von deHaviland bekommen, und die Bilder müssen nächste Woche im Kasten sein, sonst platzt der Deal. Andere Damen kann Paulie nicht nehmen, da er den Zuschlag ja gerade wegen dieser acht Mädels bekommen hat. Wenn Meryl sie rechtzeitig findet, macht er ¥ 5.000 locker, die er teilweise sogar in bar auftreiben kann.

 

Meryl fährt nun die vom Bordcomputer berechnete kürzeste Strecke zum Strand ab (die Mädels kamen ja allesamt nicht aus L.A. und werden gewiss ebenfalls den Bordcomputer bemüht haben) und durchforstet währenddessen das NewsNet, was sich so lokal getan hat – insbesondere am Streckenverlauf. Ferner kramt sie im Verzeichnis nach Wraiths Nummer, da sie gern etwas Rückendeckung hätte, nur für alle Fälle. Die Kamera fährt durchs Apartment von Wraith und Ghost, während man schweres Atmen, Keuchen und gelegentliches leises Stöhnen hört, bis sie im Schlafzimmer angelangt ist, wo die beiden gerade unter der Bettdecke beschäftigt sind. Wraith aber scheint sich ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen immer unwohler zu fühlen, bis sie Ghost endlich mit einem "Du tust mir weh!" von sich schiebt. Der rollt sich mürrisch zur Seite und schweigt eine Weile.

 

Ghost: Weißt du... ich nehme an, es liegt an der Orthoskin. Das Zeug ist zwar nicht so tough wie Dermalpanzerung, aber auch nicht so empfindlich wie deine Haut... Wenn du mich berührst, fühlt sich das an wie... dir ist doch sicher schon mal das Bein eingeschlafen. Stell's dir so vor, nur ohne das Kribbeln. Es fühlt sich betäubt an, dumpf...

Wraith (sieht zu ihm hinüber): Und um etwas zu spüren, bist du so grob.

Ghost (schweigt kurz): Ich nehme das gar nicht so wahr. Es kommt ganz automatisch, wenn ich nicht nachdenke, wenn ich kaum merke, dass ich... ich will dich spüren, aber...

Wraith (streicht ihm über die Wange) Warum hast du mir das nicht gesagt?

Ghost: Sie fühlt sich echt an, nicht wahr? (Wraith nickt) Als ob sie natürlich wäre... wenigstens etwas an mir.

Wraith: Hör auf, Darling. Du machst es dir selbst zu schwer. Du bist natürlich genug für mich.

Ghost: Ich wollte diesen ganzen Drek nie in mir haben. Aber ohne bist du auf der Straße auf kurz oder lang aufgeschmissen. Welcher Sam läuft heutzutage noch ohne Smartgun herum? Dann kam der Reflexbooster, sobald ich alt genug war, zu wachsen aufgehört und genug Kohle zusammen hatte. Der Booster macht dich schnell, aber Kugeln kannst du nicht ausweichen, also war als nächstes die Dermalpanzerung dran. Ich war schnell, gepanzert und treffsicher, aber ein Mensch war ich nicht mehr.

Wraith: Darling...

Ghost: Wir kommen natürlich zur Welt, oder? Na ja, wenigstens die meisten von uns. Diesen ganzen Drek gibt's nicht ab Werk inklusive, nein. Das ist nicht natürlich. Weißt du, wie bewusst dir das jeden Tag ist? Ich konnte mich nicht kratzen, denn es juckte ja schließlich unter den verdammten Panzerplatten. Einem Typen in der Schlange vor der Kasse im Stuffer Shack hab ich die Nase gebrochen. Als ich kapierte, dass er nur geniest hatte, hatte der Booster seinen Job schon erledigt. Eines Tages hab ich bei 'ner Prügelei schwer was auf den Schädel bekommen, und mein Smartsystem spielte verrückt, ich sah alles doppelt. Ich ging zu einem Mechaniker, weil ich Probleme mit meinen Augen hatte, verdammt. Das ist nicht natürlich.

Wraith: Aber die Panzerung hast du doch nicht mehr.

Ghost: Als mir Surge, ein Kumpel von mir, von dieser Orthoskin erzählte, die endlich auch auf der Straße erhältlich war, hab' ich mein Sparschwein geschlachtet, raus mit den elenden Panzerplatten und zwei Wochen in den Bottich.

Wraith: In den Bottich?

Ghost: Orthoskin ist nicht aus Plastik. Es ist natürliche Haut, aber verbessert – nicht so dehnbar, nicht so empfindlich, aber verdammt zäh. Also haben sie mich gehäutet und—

Wraith: Sie haben dich... gehäutet?

Ghost: Die alte musste ja erst mal runter, bevor sie mir die neue überziehen konnten.

Wraith: Warum... hast du das getan?

Ghost (achselzuckend): Entweder bist du up to date oder outdated. Outdated zu sein, kann man sich in meinem Job nicht leisten. (Er schweigt kurz, dann in verteidigendem Tonfall.) Es war kein Plastik. Es waren natürliche Zellen. Nicht meine, aber natürliche. Tja, irgendwann hat mein Second-Hand-Booster dann auch den Geist aufgegeben, und sie haben ihn mir wieder rausgenommen. Ich musste alles neu lernen. Wie man sich bewegt, wie man geht, wie man läuft... Ich hab' mich bewegt wie der erste Mensch, und ich kam mir vor wie ein Sechzehntonner unter lauter Sportflitzern. Ich wusste, ich würde keine Chance haben. Als ich meinen ersten Booster verpasst bekam, hatte noch längst nicht jeder so ein Teil, aber die Zeiten hatten sich geändert.

Wraith: Also hast du dir einen neuen besorgt.

Ghost: Nein. Ich wollte das nicht mehr. Ich habe trainiert. Drei, vier Stunden am Tag, manchmal auch länger. Es war mir egal, wie schnell die anderen waren, ich wollte den Drek nicht mehr. (Er schweigt länger.) Dann kam dieser saudämliche Einbruch in eine MCT zero zone. Ich bin direkt in eine Falle gelaufen, einen gespannten Monodraht, der mich eigentlich hätte köpfen sollen. (Spöttisch:) Was für ein Glück, er schnitt mir nur den Arm ab. Sie trugen mich raus, aber diese beschissenen Gardisten mussten ja noch hinter uns herballern, und was meinst du wohl, wen sie trafen. Mich natürlich, ich hing ja der Länge nach über einem Trollrücken, sie hätten besoffen gewesen sein müssen, um mich nicht zu treffen. Ein Kollege... ein Vollprofi... brachte mich in eine Schattenklinik. Das Schlaraffenland für jeden Samurai, wenn man die Nuyen hat. Ich hatte weder die Nuyen noch etwas zu sagen, ich war bewusstlos und ziemlich kurz vorm Exitus. Der Arzt stellte bei der Untersuchung fest, dass die Gardisten meine Wirbelsäule zerschrotet hatten, kurz unterm Genick, vom Hals abwärts gelähmt. Jedenfalls überstieg so eine OP natürlich meine Ressourcen, und die von Reptile auch. Der Vollprofi. Er hatte allerdings einen hübschen Batzen Knete, den er für jemand anderen aufbewahren musste. Der Cobalt-Marie-Job... und Sanction, dieses gierige Schwein... Wie auch immer, der Doc meinte, dass man gerade eine Söldnerleiche auf dem OP-Tisch hatte, der fünf Minuten vorher die Lichter ein für allemal ausgegangen waren, und er schlug vor, den Typen einem guten Zweck zuzuführen. Sein Cyberspine war mit einem Move-by-Wire-System verdrahtet, zu der Zeit war das noch experimenteller Drek, der Doc wusste nicht mal genau, was das eigentlich war. Das Ding gehörte nun der Klinik – wer wollte Anspruch darauf erheben? –, und gegen einen gepfefferten Aufpreis war der Doc bereit, mich nicht nur vor einer Lähmung zu bewahren, sondern aus der Not eine Tugend und aus mir den schnellsten Wichser im gesamten Plex zu machen. (Sarkastisch:) Reptile fand die Idee natürlich ganz toll, am liebsten hätte er sich den Gizmo selber verpassen lassen, aber als Magier musste er mit dem Anteil an Kybernetik in seinem Körper natürlich haushalten. Also streckte er das Geld, das ihm nicht gehörte, für mich vor, und wo wir schon dabei waren, wählte er auch noch einen hübschen Cyberarm für mich aus. Auf die Idee, dass ich mir lieber einen neuen hätte ziehen lassen, kam er gar nicht, und wenn doch, dachte er sich wohl, ein Cyberarm mit eingebautem Gyro sei effektiver, und er müsse, solange ich out of order war, eine Entscheidung zugunsten meiner beschissenen Wettbewerbsfähigkeit treffen. "Keine anständige Panzerung, kein Reflexbooster, und keine Sau läuft heutzutage noch mit einem Smartgun-I-System herum. Ghost, du bist nicht mehr wettbewerbsfähig." Dachte sich wohl, ich würde ihm für den ganzen Scheiß eines Tages dankbar sein. Und kaum war ich aus der Narkose erwacht, hatte Reptile meine Schulden bei ihm schon an die verfickten Yaks verkauft, weil Sanction auf einmal ganz dringend seine Kohle brauchte.

Wraith: Du hast mir nie erzählt, warum du vor den Yaks geflohen bist. Wieso tust du's jetzt?

Ghost (zuckt die Achseln): Ich weiß nicht. Vielleicht ist mir einfach danach.

Wraith: Gibst du ihm die Schuld?

Ghost: Daran, dass ich jetzt hier liege, an TLE-x erkrankt bin, wahrscheinlich bald CCSS bekomme, in spätestens fünf Jahren entweder ein lobotomisiertes, sabberndes Stück Fleisch oder tot bin, wenn ich keine halbe Million und 'ne Spitzenklinik auftreibe, die mich aufnimmt? (Zynisch:) Wo denkst du hin?

Wraith (rollt sich auf seine Brust): Weißt du—

 

Das klingelnde Komm unterbricht sie – es ist natürlich Meryl. Wraith gibt an, heute leider keine Zeit zu haben, hält sich den Job aber warm. Meryl ruft die Verkehrsnachrichten ab, bekommt aber keinen Anhaltspunkt. Dann ruft sie die Polizeiberichte ab, beschränkt die Suche jedoch auf Venice, hat wieder keinen Erfolg. Stundenlang gondelt sie die Route entlang, zerbricht sich den Kopf, weiß sich aber nicht zu helfen, bis sie nach einem weiteren Telefonat mit Wraith auf den Trichter kommt, dass sie das Thema der ersten und den Zielbereich der zweiten Suche zu stark eingeschränkt hat. Nun ruft sie  die Polizeiberichte der ganzen Strecke ab. Dabei kommt heraus, dass es bei einer Texaco-Tankstelle zu einer Schießerei kam. Im NewsNet heißt es, sie sei überfallen worden, und der Besitzer habe von seinem Selbstverteidigungsrecht Gebrauch gemacht.

 

Die Tankstelle liegt genau an der berechneten Route, also stattet Meryl ihr einen Besuch ab (Headhunter, Wolfpack Gas Station). Hier stellt sie nicht nur fest, dass der Besitzer auf brutale Weise das Zeitliche gesegnet hat (bei seiner Leiche findet sie einen abgerissenen Notizzettel mit der Aufschrift "Skellum, LA"), sondern sticht auch noch in ein Wespennest, da zwei üble Typen (Jpg 09614-09615) sich hier herumtreiben und offenbar nicht gestört werden möchten. Es kommt zu einer spannenden und vor allem dank des schwierigen Geländes langen Schießerei. Einen der beiden hat sie zwar mittlerweile erledigt, beschließt dann aber, den geordneten Rückzug anzutreten, als sie hört, wie der andere Verstärkung ruft. Sie wirft sich in ihren Buggy, verarztet sich notdürftig selbst, was ihr aber auf Grund ihres Zustands eher schlecht als recht gelingt. Sieben Motorräder fahren keine zehn Minuten später an ihr vorbei, und die Fahrer sehen doch sehr verdächtig nach Gangern aus. Es wundert sie kaum, dass sie auf die Tankstelle fahren. Sie wählt Wraiths Nummer, bittet sie um Hilfe, und Wraith gibt ihr die Adresse des Catwalk, die Meryl in den Autopiloten einspeist.

 

Nachdem Wraith Larry gebeten hat, einen ärztlichen Hausbesuch zu organisieren (Larry dreht freilich am Reifen – eine angeschossene Runnerin in seinem Club!), wartet sie, bis sie Meryl vorbeifahren sieht, doch sind dieser längst die Lichter ausgegangen, und der Autopilot fährt weiter, da er keine Parklücke findet. Wraith springt in den Wagen, steuert ihn manuell in den Hinterhof und hilft Meryl in den Keller, wo sie erst einmal versorgt wird. Nachdem sie wieder zu sich gekommen ist, berichtet sie in allen Einzelheiten, und man geht gemeinsam die Hinweise durch. Paulie hat Meryl inzwischen auf die Mailbox gesprochen und ihr begeistert mitgeteilt, dass er die Familien der Ladies abtelefoniert und dabei auch mit Mr. Kozlowski gesprochen hat, dem gut betuchten Vater von Sheena Valance. (Natürlich benutzt keines der Mädels seinen richtigen Namen – als Kelly Kozlowski macht man als Model sicher keine Karriere.) Der verzehnfacht Paulies Einsatz, wenn Meryl ihm seine Tochter zurückbringt. Also wird's für diese Zeit, sich etwas Unterstützung zu besorgen. Auf das Line-Up (Meryl, Wraith, Ghost, Kitsune und Cutty) hat man sich schnell geeinigt. Meryl darf sich noch etwas ausruhen, Wraith tätigt die Telefonate und trommelt alle zusammen. Wie es das Schicksal will, ist Cutty wieder der Letzte, der im benachbarten Sleepwalk eintrifft. Ghost und Meryl sind gerade mit Genocide und Talon in ein berufliches Streitgespräch vertieft, das Wraith und Kit nur tödlich langweilt. Die beiden sitzen etwas abseits.

 

Meryl: Teflon ist eine Fluor-Kohlenstoff-Verbindung, deren großer Vorteil es ist, dass sie fast keinen Reibungswiderstand aufweist. Daher wird auch der Lauf nicht so schnell warm, denn die Hitze entsteht durch die Luftreibung der Kugel im Lauf. Und wenn da keine oder fast keine Reibung entsteht, dann wird der Lauf auch nicht so schnell heiß. So viel zur Wärmeabweisung von Teflon. Und ein weiterer Effekt, den man erzielen kann, wenn die Kugel fast keinen Reibungswiderstand hat, ist: Sie geht eher durch Barrieren durch, denn ein guter Teil der kinetischen Energie solch einer Kugel wird in Wärme durch Reibung umgewandelt. Keine Reibung – höhere kinetische Energie – mehr Energie, um die Barriere zu durchdringen.

Genocide: Yeah, aber dafür reißen Teflongeschosse geradere Wundkanäle, die trudeln nicht so und prallen nicht an Knochen ab, sondern durchschlagen sie, sind also viel ungeeigneter gegen ungepanzerte Ziele.

Talon: Ich schätze, beim Schattenlaufen wirkt sich das vor allem so aus, dass es weniger Spaß macht. Es spritzt weniger, die Leute brüllen nicht so laut vor Schmerz, und du siehst bei einem Durchschnittsrun weitaus weniger Gedärm als üblich.

Ghost: Warum produziert dann heute kein Mensch solche Geschosse, wenn sie so gut sind? Entweder sind sie zu teuer – oder eben nicht so toll... Wie gesagt, bei Stahlplatten mag der verringerte Reibungswiderstand ja ganz vorteilhaft sein – bei Kevlar, SpectraShield und Co. hat das aber eben keine Wirkung. Und dass die Luftreibung die Hitze verursacht, halte ich für 'nen Witz... Ein Gewehr ist eine Verbrennungsmaschine, und ein Großteil der Pulverenergie geht als Wärme an die Waffe. Der Lauf wird zudem durch die Reibung des Geschosses warm. Ein gewisser Widerstand im Lauf ist sogar erwünscht, damit sich genügend Druck aufbaut. Eine zu harte Geschossoberfläche würde den Lauf schnell ruinieren – bestreitet jemand, dass Teflon hart ist?

Meryl: Schon mal mit was Hartem und Spitzem über die Beschichtung einer Teflon-Pfanne gegangen, Ghost? Da wirst du dich aber wundern, wie weich Teflon ist. Und zur Erhitzung des Laufes: Klar spielt die Reibung der Kugel im Lauf auch eine sehr große Rolle – habe ich das tatsächlich vergessen? –, aber deswegen hätten teflonbeschichtete Kugeln ja auch eine höhere Geschwindigkeit, wenn sie aus dem Lauf kommen. Und ich denke, dass die Verbrennungswärme bei der Explosion einen eher geringen Teil der Laufhitze ausmacht. Und das mit dem erwünschten Druckaufbau im Lauf muss ich mir auch noch mal durch den Kopf gehen lassen...

Genocide: Teflon ist eigentlich ziemlich nachgiebig, aber halt solange es nicht verformt wird, auch sehr glatt. Dadurch kann es auch Materialien wie Kevlar besser durchdringen, weil's nicht so leicht im Gewebe hängen bleibt. Und zum Thema Druck: Mehr Druck im Lauf – mehr Druck auf die Kugel – höhere Beschleunigung – höhere Endgeschwindigkeit – verbesserte Flugstabilität und mehr kinetische Energie. Im Übrigen denke ich, dass die Reibung am Lauf die meiste Hitze erzeugt. Ich weiß nicht, aus welchem Jahrhundert du kommst, aber heutige Waffenläufe sind immer noch gezogen.

 

Man einigt sich darauf, jetzt zum geschäftlichen Teil überzugehen, und Genocide und Talon verabschieden sich. Da Cutty der geeigneteste Kandidat ist, Infos über die Gang zu bekommen, zieht er sich aufs Klo zurück und telefoniert mit Tony Tobin und Gator. Letzterer bestellt ihn zu einem Bikertreffen in Playa del Rey morgen früh. Als es Wraith und Kit bei einem Song auf die Tanzfläche zieht, beschließen die anderen drei, sich die Tankstelle nochmals anzusehen. Cutty und Ghost führen während der Fahrt eine sehr interessante Unterhaltung mit absolut Shadowrun-typischem Anarchopunk-Thema, und Wraith und Kit versuchen, als sie feststellen, dass sie anderen ausgeflogen sind, dem Namen Skellum auf die Spur zu kommen. Das öffentliche Kommverzeichnis hatte Wraith während Meryls Bewusstlosigkeit bereits erfolglos abgegrast, und die beiden haben keine Ahnung, wo sie weitermachen sollen – sie können schlecht jeden, den sie kennen, nach diesem Namen fragen. Sie suchen Edmondos Büro auf, und Wraith bittet ihn, seinen Azziekumpel anzurufen, von dem er ihr erzählt hatte, der Kerl, der diese Tippse in der zentralen Datenerfassungsstelle in Sacramento kennt. Edmondo versichert ihr, das werde sie teuer zu stehen kommen: 25 % ihres Anteils, wenn die Spur zum Ziel führt. Also greift er, nachdem Wraith schweren Herzens zugestimmt hat, zum Komm, kommt aber nicht auf die Vorwahl von San Diego.

 

Wraith: Ukelele.

Valdez: Uke-was?

Wraith: Ukelele. Du wählst U-K-E-L-E-L-E und landest in San Diego. Die Rufnummer weißt du hoffentlich noch.

Valdez (greift zum Komm): Danke. (wählt) Heißt es nicht Ukulele? Mit zwei U?

Wraith: Nicht, wenn du nach San Diego telefonieren willst.

 

Plötzlich stürzt Wraith zum Komm, unterbricht die Verbindung, wählt eine Nummer, sagt "Ich bin's", wartet kurz und legt auf. Sie bedankt sich beim verdutzten Ed und geht mit Kit hinaus. "Skellum, LA" war eine Kommnummer (7535586), und mit einem Decker könnte man auch die dazugehörige Adresse herausfinden. Da beide keinen kennen (Eyedol hat ja das Zeitliche gesegnet), warten sie die Rückkehr der anderen drei ab, die mittlerweile die Tankstelle erreicht haben. Cuttys astrale Begehung bringt leider überhaupt nichts, aber einen Versuch war's wert. Man trifft sich also wieder im Sleepwalk, und da niemand einen Decker kennt, ruft Meryl bei den Sons of Liberty an und lässt sich mit Lt. Husky verbinden, der ihr zusagt, die Adresse zur herausgefundenen Nummer aufzutreiben. Im Gegenzug stellt sie für ihn einen Kontakt zu Stu her, der einen Transportjob übernehmen soll.

 

Am nächsten Morgen lässt sich Cutty von den anderen (die brav am Straßenrand warten – der Dewley-Boss Hannibal kann sich noch gut daran erinnern, was für ein Chaos ausbrach, als Cutty das letzte Mal seine Chummer mitbrachte: Bandenkrieg...) zum Strand fahren, wo ein großes Bikertreffen stattfindet. Zu W.A.S.P.s Let It Roar, Raven Heart und Who Slayed Baby Jane? werden volle Bierdosen geschossen (allerdings auf der Schulter oder dem Kopf eines Dewleys), es wird gewrestlet, ein paar Ganger lassen sich an Abschleppseilen von Motorrädern über den Strand ziehen (es gewinnt derjenige, der am längsten dranbleibt), besonders starke Kerle ziehen Sattelschlepper, es wird gegrillt, gebechert, gemosht. Cutty passiert einige aufbaubare Freiluftduschen, in denen sich gut gebaute Damen den Sand vom Körper waschen, und setzt sich zu Gator, der ihm verrät, dass er eine gute und eine schlechte Nachricht für ihn hat. Die gute ist, dass er herausfinden konnte, wer den Teil von Inglewood kontrolliert, in dem die Tankstelle liegt – eine kleine Streetgang von 15-20 Mann, die sich die Backstreet Boys nennt. Die schlechte Nachricht ist, dass sich diese Gang vor etwa einer Woche mit einer Go-Gang angelegt hatte und gnadenlos ausgelöscht wurde, und bei dieser Go-Gang handelt es sich zufällig um eine der drei größten, die den Sprawl kontrollieren: das seit 1993 bestehende Wolfpack, eine straff durchorganisierte kriminelle Vereinigung, das in seiner Macht einem Syndikat gleichkommt – mit derlei ist nicht zu spaßen. Der für das zentrale L.A. zuständige Unterboss ist ein brandgefährlicher Gangster namens Nails Cooper; er ist gerade erst frisch aus dem Knast entlassen worden, aber nicht, weil er seine Strafe abgesessen hätte, sondern weil ihn sein Staranwalt vorzeitig rausgeholt hat – es gab Verfahrensfehler bei der Verhaftung, welche in der Revision aufgedeckt wurden.

 

Meryl bekommt derweil von Lt. Husky die Info, dass die zur Telekomnummer gehörige Adresse in Lawndale am Hawthorne Blvd. Ecke 43. Straße, vierter Stock, in der Wohnung am Ende des Flurs liegt. Ghost gibt also die Marschrichtung vor: Kit besucht die Jinxters in Torrance und versucht, etwas mehr über das Wolfpack herauszubekommen, Wraith geht zu Ed und Larry und bittet sie, sich ein wenig nach Gucci Ltd. umzuhören, dem Kon, für den Kozlowski im mittleren Management arbeitet, Ghost stattet Bono einen Besuch ab, und Cutty und Meryl sehen sich die Wohnung an. Gesagt, getan, vor Ort projiziert sich Cutty und findet eine leer stehende Wohnung ohne Mobiliar vor – nur ein funktionsfähiges Telekom steht auf der Fensterbank, und ein paar alte, abgegriffene Zeitschriften und Verpackungen von Soyfraß liegen herum. Um weiterzukommen, muss man die Wohnung also beobachten. Ghost spricht sich nach einer kurzen Rücksprache fürs Schichtsystem aus: Cutty soll als Magier die ganze Zeit dabei sein und schlafen, wenn ihm danach ist, aber ein Zweiter muss dabei sein, der ihn ggf. wecken kann. Er bittet Bono, einen seiner Juvies einen unauffälligen Mittelklassewagen knacken zu lassen, damit Wraith Meryl, die ja etwas mitgenommen ist, so schnell wie möglich ablösen kann.

 

Nun sehen wir zwei der Ladies mit Handschellen an zwei Betten gefesselt in einem schmuddeligen Zimmer mit abgerissenen Tapeten auf den Wänden, schrottigen Möbeln etc. An einem Tisch sitzen acht Ganger, rund um die Betten stehen weitere sechs, johlen, applaudieren und feuern an, spritzen Dosenbier auf die armen Mädchen, die zu Torquay von den Leftovers vergewaltigt werden. Chacal (Jpg 09616) tritt ein.

 

Chacal: Que coño pasa aqui?

Wolf I: Hey, Chacal! Come on in, we're havin' a ball.

Chacal: I see... (er setzt sich an den Tisch, legt Kanone, Messer und Kommlink hin, zieht die Jacke aus, ein Ganger stellt ihm ein Soybier hin, er nimmt einen tüchtigen Hieb) Maldito, que prueba bueno.

Wolf I: You kiddin'? It's a bottle of piss, but it sure is cold. (Alle lachen.)

Chacal: Exactamente, compañero. (Er sieht zu den Mädchen.) How are they doin'?

Wolf II: Doin' fine, them little sluts. They got cunts so smooth and fresh and young, you just wanna fuck 'em over and over again. Fuck, they're too good to give 'em to the fucks out there. They'll end up in our brothel, won't they?

Wolf III (etwas alkoholisiert-undeutlich): Wussup, Chacal? Got the slam to see through this Anaheim thing, tough guy?

Chacal (nimmt Wolf III das Bier weg): I do, and you'd better do, too. You scrag it, esé, you crawl on your belly to Mr. no diga su nombre – that's after I cut your legs off. Now get your sorry ass outta here. Cooper will geek you if you look hungover tomorrow.

Fuego (Jpg 09617, kniet neben einem der vergewaltigten Mädchen nieder, das gerade ordentlich rangenommen wird, dreht ihr Gesicht zu sich, beruhigend): Look into my eyes. Listen to my voice. You are horny. You've never been so horny in all your life. You just can't get enough of it. You can't ever get enough dick in any of your orifices. You wanna please us. (Er schließt währenddessen die Handschellen auf.) You wanna satisfy us. You want us to have the time of our lives, because you're so horny, you could fuck the whole world. Aren't you horny, little slut?

Die schrecklich lädierte junge Frau schlingt einen Arm um Fuego und schiebt ihm die Zunge in den Hals, greift mit der anderen Hand zu seinem Schritt, macht den Reißverschluss auf; die Ganger sehen einander an, einer legt sich ins Bett, sie setzt sich auf ihn drauf, ein zweiter dringt von hinten in sie ein, und derweil bläst sie Fuego einen.

Wolf II: Holy shit! Why didn't he do that when it was my turn?

Wolf IV: Because he hates you? (Gelächter.)

Wolf I: Chacal, hey. (Er schlägt ihm vor die Brust, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.) Nails's still bent on this fraggin' stupid shopping spree?

Chacal (während er dem Vierer zusieht): He is.

Wolf I: He is? He's gettin' us killed, that's what he is. Did you tell him what I asked you to?

Chacal: What are you whining about, cabron? You won't be along.

Wolf I: No, I'll be here. But I'll die later, after Nails, when the heat hunts us down. The broadcast will be citywide, buddy, and the heat won't like us makin' them look like what they are – useless goons barely capable of hittin' the john when they're takin' a dump. Eatin' donuts and hasslin' streetwalkers, that's all they do, and we show it.

Chacal (ergreift sein Handgelenk): We've always fought the fuckin' cops, we always will. We have bigger guns and better chiba. Don't you go whinin' you wanna go back to the days you stole the scraps from the tables of the rich fucks, idiota!

Wolf I: Sure I don't, Chacal, but this time Nails's goin' too far. He declares war.

Chacal: That's what we want.

Wolf II: Fuckin' bad timing, is what I call it. As if we didn't have more urgent issues to deal with. The powder's quality gets more and more fucked up, and then there's this other thing... One ship ain't enough, the demand's risin'... Mr. no diga su nombre sure opened a new market beyond whores and beetles and guns for us, but it ain't easy to keep up with the orders.

Wolf I: Stone's right, man. This ain't dreamchip business anymore. This ain't weapon smuggling anymore. This ain't prostitution anymore.

Chacal: We're doin' what the corps have been doing for decades. We expand. Face the challenge.

Wolf I: Ha... now what about the girls?

Hatch (Jpg 09618, greift nach Gleitmittel und schmiert das arme Mädchen ein): Damn, she's never been banged in the butt before, I swear! Tight as a squirrel's, I love it!

Fuego (lehnt sich zurück, während sie ihm einen bläst): She loves it, too.

Das zweite Mädchen sieht bitter weinend zu seiner Freundin rüber, während es durchgeschüttelt wird.

Wolf II (entgeistert zu Chacal): You did what? All of 'em?

Chacal: Not all of 'em. These two are for our personal amusement. For now. They'll join their friends soon enough.

Wolf II: That's fuckin' sick! Never heard such a fuckin' sick thing before! There are a thousand ways you could make profit outta these tight bunnies, and what do you do?

Chacal: Calla la boca! That's settled.

Wolf I: Fuck you! That's a fuckin' waste of pussy.

Chacal (beschwörend): This is paradise, I'm tellin' you. This town's like a great big pussy jus' waitin' to get fucked. In this branch we'll never run out of supply. (Er steht auf, drängt den rammelnden Wolf beiseite, der sich des gefesselten  Mädchens angenommen hat, öffnet seinen Reißverschluss und dringt in sie ein): Let's see if you are as good as they come.

 

Zu Seven Days, Searching und To Be von den Quireboys führen Wraith und Cutty eine schöne Unterhaltung. Sie bittet ihn unter anderem, ihr etwas mehr über ihr Mojo beizubringen, und erzählt von ihren ersten Versuchen, zu askennen und sich zu projizieren, die jedoch nie funktionierten, wenn sie Ruhe hatte, sondern nur, wenn sie unter Stress stand. Als seien es Fähigkeiten, die ihr zwar in Fleisch und Blut übergegangen sind, die sie aber nicht bewusst nutzen kann, da ihr das Wissen abhanden gekommen ist. Befürchtend, dass sie womöglich ein Leben geführt hat, an das sie sich vielleicht gar nicht erinnern möchte, heult sich Wraith bei Cutty aus, als sie ihre Situation erneut Revue passieren lässt, wie es ist, nichts über die eigene Vergangenheit zu wissen, aber eine echte SIN samt Gold-Credstick, Magielizenz und Waffenschein zu haben. Wie Kit, Edmondo, Larry und Rizzo darin übereinstimmen, dass sie früher ganz anders war, ein eiskalter Fisch... und dann noch die Sache mit Ghost, die sie belastet: dass seine Tage im Grunde gezählt sind.

 

Im Gegenzug erzählt Cutty davon, wie verloren er sich jetzt fühlt, da ihm seine Lebensgrundlage entrissen wurde, buchstäblich wie ein Fisch auf dem Trockenen. Die Emotionen schaukeln sich hoch, und am Ende liegen sich die beiden einander tröstend in den Armen – wie es der Zufall will, fährt in just jenem Augenblick ein Motorradfahrer (Jpg 09619) an ihrer Schrottmühle vorbei, der sie für zwei Liebende hält, und parkt vor dem Wohnhaus, das sie überwachen. Notgedrungen reißen sie sich nach einem langen Blick zusammen, und Cutty verfolgt den Ganger im Astralraum. Dieser nimmt das Komm aus dem Fenster, nach zehn Minuten nimmt er einen Anruf entgegen, legt wieder auf, verlässt die Wohnung, steigt wieder auf sein Motorrad und düst los. Cutty und Wraith nehmen die Verfolgung auf.

 

Der Ganger fährt zur alten AMCO-Lagerhalle, derweil ein Gewitter aufzieht. Ein paar Telefonate später sind alle Runner im Bilde, und nach und nach trudeln zuerst Meryl (die in der Nähe geparkt und etwas geschlafen hatte), dann Kit (die ihren Tag in einer schmierigen Eckkneipe in Torrance verbracht hatte, wo sie Lopside und Topspin zu treffen hoffte), und zuletzt Ghost ein, der noch einen Zwergentechniker namens Tooley mitgebracht hat. Letztlich will sich die Gruppe ja nicht offen mit dem Wolfpack anlegen, und das täte sie, wenn sie aggressiv vorginge. Also knackt Tooley die Tür und hält sich unten bereit für den Fall, dass noch weitere Türen zu öffnen sind. Die anderen schleichen sich ins Wolfpack-Lager (Headhunter, Wolfpack HQ F1), während draußen das Gewitter tobt. Im Personenaufzug entscheidet man sich gleich für den dritten Stock, ohne sich groß mit der Lagerhalle und dem zweiten Stock aufzuhalten, und oben teilt man sich auf. Zwar erhält Cutty eine Barriere (und für sich selbst Reflexe steigern) aufrecht, doch sind Kit und Ghost die Leisesten, und so beschließen die beiden, die anderen drei am Lift zurückzulassen. Sie huschen zur ersten Tür, ohne die Aufmerksamkeit des Gangers am anderen Ende des Gangs zu erwecken, verstecken sich vor dem Ganger im nächsten Gang, der gerade neues Bier holt, finden in den angrenzenden Räumen nichts, bis sie endlich vor der letzten offenen Tür stehen. Kit schleicht hinein und bedroht den Ganger am Fenster mit ihrem Katana, und Ghost tut es ihr gleich mit dem auf dem Boden sitzenden und sich Patiencen legenden Ganger in der angrenzenden Kammer. Die Schrotflinte bleibt schön auf dem Boden liegen, der andere wird entwaffnet. Kits Ganger behauptet, nichts von acht Mädchen zu wissen, und sie schlägt ihn nieder. Der andere ist ein ziemlich tougher Kerl, der keine Angst vor ihr oder Ghost hat. Er scheint sich ziemlich sicher zu sein, dass sie ihm nichts antun werden, denn sie wären verrückt, sich mit dem Wolfpack anzulegen. Er beleidigt sie aufs Übelste und fängt sich das stumpfe Ende des Katanas ein.

 

Die beiden verlassen den Raum wieder, als ein lauter Schuss aus einer Schrotflinte ertönt und Ghost der Länge nach vornüber fällt und damit fast noch Kit umreißt. Sie verschanzt sich hinter den im Gang stehenden Kisten und zieht Ghost in Sicherheit. Aufs Geratewohl wirft sie ihre Shuriken ins Ende des Gangs, davon ausgehend, dass ein Unsichtbarer sie angegriffen haben muss, aber es war der zweite Ganger, der sich nur bewusstlos gestellt hatte (Kit hatte nicht kräftig genug zugeschlagen). Die anderen drei am Fahrstuhl haben den Schuss natürlich ebenfalls gehört und verfallen allmählich in milde Panik – so viel zur Heimlichkeit. Sie lugen in den Gang, aber der dort postierte Ganger ist verschwunden – gewiss sieht er nach, woher der Schuss kam. Sie rennen hinein, sehen sich um, doch die große Tür auf der linken Seite ist durch ein Padlock gesichert. Das bekäme Tooley sicher auf, doch Ghost hat seine Kommnummer, und der ist dort, woher der Schuss kam... Da sie nicht weiß, wo genau sich der Ganger verschanzt hat, stürmt Kit in den Raum und wirft sich hinter die Eckwand der angrenzenden Kammer, doch die ist zu schmal, so dass sie sich ein paar Schrotkugeln einfängt. Sie geht auf den Ganger los, paralysiert ihn mit Nerve Strike und schlägt ihn bewusstlos (diesmal aber richtig), gesellt sich dann wieder zu Ghost, der an der Wand lehnt und sich das schwarze Pulver ansieht, das aus den Löchern in einer der Kisten zu Boden rieselt. Kit beschäftigt jedoch vielmehr das viele Blut, das Ghost an der Wand verschmiert. Er fragt sie, wie schlimm es aussieht, denn dank des Schmerzeditors kennt der Indianer ja dem geflügelten Wort gemäß keinen Schmerz, er weiß nur, dass ihm weder schlecht noch schwindlig ist – noch. Kit pirscht, als sie eine Tür hört, wieder in den Gang, als jemand um die Ecke wirbelt und eine Waffe auf sie richtet, aber es ist nur Wraith.

 

Man tauscht sich kurz aus, während Kit sich die Wände ansieht, insbesondere den Verlauf der Fugen zwischen den Wänden und der Decke und dem Boden. Auf Ghosts Frage, wonach sie gesucht habe, antwortet sie, nach Kabeln, mit denen die Kisten verbunden sind, denn wenn die Kisten Schwarzpulver enthalten und dies hier vielleicht eine Falle ist... Es sind zwar keine Kabel zu sehen, aber auf Ghosts Bemerkung hin ("Du siehst zu viel Reruns. Wir haben 2058. Wir brauchen keine Kabel mehr.") schauen sich alle kurz an und rennen, was das Zeug hält, Richtung Ausgang.

 

Im Meetingroom des AMCO-Lagers steht Araña (Jpg 09620) am Fenster und sieht überrascht den sechs Gestalten hinterher, die im strömenden Regen vom Gelände auf die Straße laufen. Lauter Metal dröhnt aus den Boxen der Anlage, das hier versammelte Dutzend Wölfe feiert und säuft (bis auf Fuego, der regungslos mit dem Kopf auf dem Tisch liegt). Sie ruft Chacal zum Fenster, der misstrauisch wird, die Musik ausmacht und alle zur Ordnung ruft. Er ist wütend darüber, dass sich Fuego gerade projiziert und er keine Möglichkeit hat, ihn zu "wecken", damit er die flüchtigen Eindringlinge verfolgen kann. Die Ganger springen von ihren Sitzen und laufen auf den Gang. Einer rennt in die Toilette, wo der Kerl, der vorhin auf dem Gang stand, vor der Kloschüssel hockt und reihert – weder hat er seine Freunde alarmiert, noch ist er in Richtung des Schusses gelaufen, ihm ist einfach nur schlecht geworden; und obwohl er die beiden Schüsse gehört haben müsste, dachte er sich vielleicht nichts dabei, immerhin ist das Wolfpack ein rauer Haufen.

 

Derweil sehen die Runner in ihren drei Wagen immer wieder in den Rückspiegel, ob sie entweder verfolgt werden oder eine Explosion zu sehen ist. Nichts davon ist der Fall, so dass sie bald an einer Tankstelle Halt machen. Cutty hat das Blut gesehen, das Ghost verloren hat, und wirft vorsichtshalber eine Zauberbarriere auf ihn.

 

Araña kniet an der Kiste, aus der das schwarze Pulver rieselt, während Chacal mit einer stark riechenden Chemikalie einen der beiden Ganger weckt und ihn verhört. Er fragt sich, wer zum Teufel diese Typen geschickt haben könnte, um die Ladies zu suchen, und ob sie vielleicht doch mehr sind als "Wenn ich groß bin, werd' ich Model"-Schnecken. Endlich tritt ein müde und erschöpft aussehender Fuego ein, den Chacal kurz aufklärt. Er fordert ihn auf, mit Hilfe von Ghosts Blut die Verfolgung aufzunehmen, doch erstens ist Fuego todmüde von seiner letzten Projektion, und zweitens macht er seinem Boss klar, dass man nicht für einen unbegrenzten Zeitraum im Astralraum Urlaub machen kann. Er war schon zu lange drüben und muss dringend schlafen – projiziert er sich noch mal, kann es sein, dass er als Geist zurückkommt. Araña gibt vom Gang aus zu bedenken, dass die Eindringlinge vielleicht von einer anderen Gang beauftragt wurden, möglicherweise von den Green Dragons, Chacal bezweifelt das jedoch stark. Wütend stürmt er auf den Gang und tritt gegen eine der Kisten, während Araña nachdenklich das Pulver zwischen den Fingern verreibt und sich vielleicht gerade denkt, warum die Eindringlinge so Hals über Kopf geflohen sein könnten.

 

Die Gruppe einigt sich inzwischen darauf, nicht so ganz zu blicken, was eben eigentlich geschehen ist, und beschließt, die Dienste des Arztes, der Meryl geholfen hat, erneut in Anspruch zu nehmen. Cutty muss dabei bleiben, denn noch stellt das Blut eine verlockende Spur dar. Im Keller des Catwalk liegen Ghost (auf dem Bauch) und Kit (auf dem Rücken) auf zwei aneinander geschobenen Tischen, während Cutty hundemüde am Kopfende sitzt und von Wraith mit Soykaf abgefüllt wird, damit er nicht einschläft. Der Doc (ein legal praktizierender Arzt, der sich mit solcherlei Hausbesuchen nur etwas nebenher verdient) entfernt die Schrotkugeln, als man sich darauf einigt, sich morgen früh um 09.00 Uhr in der kleinen Bäckerei mit Café zwei Blocks weiter nördlich zu treffen. Da Cutty kaum zum Schlafen käme, wenn er per Bus den ganzen Weg zu seinem Apartment fahren müsste (und Ghost und Kit die Nacht über hier bleiben müssen), nimmt Wraith ihn mit. Sie quartiert ihn im Wohnzimmer auf der Couch ein. Nachdem sie in der Dunkelheit hinter der Tür zum Schlafzimmer, die offen bleibt, verschwunden ist, sieht Cutty ihr noch lange nach, bis er endlich einschläft.

 

Denton Hemingway sitzt im "Ufo", das den ehemaligen Flughafen LAX beherrscht, vor seinem Terminal, als sich Sonic, den man in der Dunkelheit kaum erkennen konnte, regt und ausstöpselt. Er hat da gerade ein interessantes Gerücht aufgeschnappt (was gar nicht so abwegig ist, denn Bono hat seinen Mund nicht halten können).

 

Cutty möchte am Morgen beim Soykaf in der Küche in einem bestimmten Punkt Klarheit schaffen, also meint er, man habe eh noch Zeit bis zum Treffen, und da Wraith ihn gebeten hat, ihr etwas über Magie beizubringen, kann man die Zeit bis dahin ebenso gut dafür nutzen. Er möchte, dass sie ihn askennt. Wraith schließt die Augen, und Cutty redet hypnotisch und beruhigend auf sie ein, führt sie aus ihrer Unsicherheit heraus zum Ziel. Nach der anfänglichen Panik, die Cutty ihr nimmt, wird sie immer ruhiger, kann aber mit den vielen Farben, die von dem Piraten ausgehen, nichts anfangen. Sie meint, immer wieder komme ein Fetzen des Wissens, über das sie mal verfügt haben muss, vorbei, aber ehe sie danach greifen kann, verschwindet er wieder. Sie hat zahllose Eindrücke, weiß aber nicht, welche ihrem vergrabenen Wissen und welche ihrer Phantasie entspringen, denn diese Farben sieht man im Astralraum nicht nur, man spürt sie auch und kann sie mit entsprechender Übung Gefühlen zuordnen. Beruhigend führt Cutty sie wieder zurück zur normalen Sicht, und nach einem Augenblick peinlicher Stille und in-die-Augen-Sehens brechen die beiden auf. Dank des Verkehrs kommen sie prompt zu spät.

 

Ghost und Kit haben sich in der Bäckerei ihre Zeit vertrieben, indem sie stur auf ihrer Meinung beharrten: Kit will, dass die Gruppe die Vermittlung zwischen Mr. Kozlowski und dem Wolfpack spielt und dass man die Mädchen mit Kozlowskis Geld freikauft – so hat niemand niemandem etwas getan, und die Runner kämen zwar mit ebenso leerem Bankkonto wie zuvor, aber auch mit heiler Haut davon. Ghost aber will mit Menschenhändlern um keinen Preis, schon gar nicht um den seiner Ehre, Geschäfte machen. Alle stimmen darin überein, dass solch hübsche Mädchen gewiss in einem Wolfpack-Bordell landen. Doch dass ihm die Gefahr scheißegal sein kann, weil er vermutlich eh bald draufgeht, erwähnt Ghost ebenso wenig wie die Tatsache, dass er jeden Nuyen mitnehmen will, falls er die Kohle doch noch zusammenkratzen kann, die er für die OP bräuchte.

 

Endlich treffen auch Wraith und Cutty ein, doch als man gerade dabei ist, sich die Köpfe heiß zu reden, tritt eine alte Bekannte aus #91 – SURVIVAL OF THE FITTEST an den Tisch: Lucy Hopewell. Sie erwähnt, dass die News, dass die Gruppe mit dem Wolfpack zu tun hat, bereits zur Straße vorgedrungen ist. Die Runner könnten jetzt das Beste aus dieser Situation machen, indem sie sich Lucys Vorschlag anhören. Das Unternehmen, das sie repräsentiert, hat ebenfalls Interesse an den Geschäften des Wolfpack, und da die Gruppe sich ja eh schon mit ihm beschäftigt und in der Materie steckt, kann sie sich auch gleich um ein anderes Problem kümmern. Nails Cooper wird sich heute Abend mit einer Person treffen, über die Lucy so viel wie möglich in Erfahrung bringen möchte – wer sie ist, in welcher Beziehung sie zum Wolfpack steht, warum sich Nails mit ihr trifft, alles. Nur der Spitzname besagter Person ist bekannt: die Amazone. Dieser Job ist ihr ¥ 10.000 wert. Sie geht an den Tresen, um sich ein Hefestück zu besorgen und der Gruppe Gelegenheit zu geben, sich zu beraten, und man einigt sich darauf, einzuschlagen. Als Zeichen ihres guten Willens legt Lucy ein Holo von Hatch auf den Tisch, auf dessen Rückseite "21:00, Epicenter" steht, mit dem Hinweis, dieser Herr könne bei der Suche nach den acht Mädchen gewiss behilflich sein. Wie es der Zufall jedoch so will, findet das Treffen zwischen Nails und seiner Connection um 22.30 Uhr statt, und das obendrein im  9009 Sunset Blvd, West Hollywood – in Studio City. Ein leider sehr altes und nicht mehr aktuelles, unscharfes Holo von Nails händigt sie den Runnern außerdem aus.

 

Nicht genug damit, dass sich die Gruppe aufteilen muss, obwohl sie ohnehin nicht sehr zahlreich ist, sie muss auch noch über die Mauer. Wraith ist die Einzige, die problemlos durch die Kontrollen käme, alle anderen bräuchten es gar nicht erst zu versuchen, da sie keine anständigen SINs haben. Firepower wäre drüben ohnehin fehl am Platz, aber zumindest braucht Wraith Cutty. Sie schlägt vor, so zu verfahren wie damals, als Culebra nach El Infierno musste: Man engagiert Alyn Vage, der Cutty und sich unsichtbar macht und über die Mauer levitiert. Das kostet zwar extra, aber angesichts einer im optimalen Falle auf ¥ 65.000 hinauslaufenden Belohnung von drei verschiedenen Parteien kann man das verschmerzen. Ghost, Kit und Meryl (zufälligerweise sind alle drei angeschlagen) bleibt damit die Aufgabe, Hatch auszuquetschen. Man findet heraus, dass es sich beim Epicenter um einen wilden Grindcore-Schuppen in Torrance handelt, und Wraith macht Alyns Teilnahme klar.

 

Meryl, Kit und Ghost fahren in Meryls Buggy also abends nach Torrance. Das Epicenter (Slayers No Remorse, Danzigs Bringer Of Death und ganz viel Samael), ein ehemaliges nach allen Seiten offenen Parkhaus, erweckt einen tollen Eindruck: Von oben kotzt ein besoffener Punk auf ein wild knutschendes Pärchen, die Scheiben eines parkenden Wagens, der auf und ab wippt, sind beschlagen, und zwei Orks werfen einen Störenfried vom obersten Parkdeck, der tödlich aufs Wagendach knallt, dieses eindrückt und die Scheiben platzen lässt. Drinnen verteilen sich Meryl, Kit und Ghost auf den verschiedenen Ebenen (gleich auf der ersten wird ein raues Rugby-Spiel zwischen zwei Gangs mit Baselballschlägern und Fahrradketten ausgetragen, bei dem die zahlreichen Säulen lange Pässe verhindern). Kit fällt einer beeindruckend großen und muskulösen Frau (Jpg 09621) auf, die ein kleines Wolfpack-Patch auf dem Synthleder ihres Kleides trägt. Meryl erspäht Hatch endlich, wie er von der "Tanzfläche" kommt und mit einer Tussi an einer Säule rummacht. Sie holt ihre beiden Kollegen, geht zum Treppenhaus vor, und Kit und Ghost kümmern sich um Hatch. Ghost lenkt ihn ab, und Kit attackiert mit Nerve Strike. Der erste sitzt aber noch nicht richtig, so dass Ghost nur einen Lidschlag später reagiert und ihm vorsichtshalber den Ellbogen ins Gesicht rammt und seine Nase zertrümmert (S körperlich auf Grund des Cyberarms). Kits zweiter Nerve Strike tut dann endlich seinen Dienst, und Ghost nutzt seine zweite Handlung, die Tussi unschädlich zu machen: Er knallt ihren Kopf an die Säule, kann aber wohl immer noch nicht die rohe Kraft seines Cyberarms einschätzen und bricht ihren Schädelknochen. Man sieht nun also zu, dass man hier herauskommt: Der immobilisierte Hatch wird wie ein Besoffener in die Mitte genommen; man schleift ihn Richtung Wagen, in dem jedoch ein Punk sitzt und sich an den Kabeln unter der Lenkkonsole zu schaffen macht. (Logisch: ein sauberer, intakter, quietschgelber Buggy fällt in dieser Gegend nun mal auf und lockt gewisse Personen an.) Meryl verscheucht den ängstlichen Automarder, setzt sich in den Wagen, will ihn starten – nix passiert. Die Kabel sind alle eingestöpselt, aber der Dieb hat sie wohl umgesteckt, um die Abfrage der Zündkarte zu umgehen, und da keiner der drei weiß, wie die Kabel nun gesteckt gehören, und sich kein Abschleppdienst nach Torrance wagen würde, zerrt man Hatch also in eine dunkle Gasse hinter dem Buggy, wo Ghost ihn bäuchlings auf den Müll wirft und sich rittlings auf seinen Rücken setzt, damit er niemanden sehen kann. Kit interviewt ihn, aber Hatch ist ein zäher Hund – wäre er es nicht, wäre er nicht bei den Wölfen gelandet – und lässt sich nicht einschüchtern. Auf Kits Fragen nach Nails Coopers Aufenthaltsort kann er zwar auch nichts Brauchbares antworten, aber die Ladies, tja... Hatch behauptet, nur zu wissen, dass sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren; er sei aber selbst nicht dabei gewesen, wisse also nicht, was Nails Cooper für die Mädels vorgesehen hatte. Hübsch waren sie ja, also kann es sein, dass er sie für Pornos oder ein Bordell eingeplant hat. Kit glaubt ihm nicht (der Zuschauer weiß, dass sie gut daran tut, denn Hatch erzählt zwar keine glatte Lüge, aber nur eine halbe Wahrheit.)

 

Meryl wartet derweil geduldig im Buggy, als eine Gangerin (Jpg 09622) auf diesen zumarschiert, ihre Kanone auf sie richtet und sie auffordert, auszusteigen. Ist ja auch klar: Hatchs Verschwinden ist nicht unbemerkt geblieben, die Tussi mit dem letalen Schädelbasisbruch wurde auch schnell gefunden, man fragte draußen vorm Eingang einfach das vollgekotzte Pärchen und einige andere, ob sie jemanden gesehen haben, und die haben ihnen die Richtung gewiesen. Meryl steigt aus und setzt alles auf eine Karte – sie springt auf die Gangerin zu, aber die ist schneller, schießt und schickt Meryl so zu Boden. Als Ghost den Schuss hört, bleibt Kit bei Hatch, und er schaut an der Ecke nach. Meryl kann er nicht sehen, aber die hinter dem Buggy stehende Gangerin richtet ihre Waffe auf jemanden, der am Boden liegt, während zwei weitere Wölfe herbeigeeilt kommen. Um Hatch ruhig zu stellen, stößt Kit ihm das stumpfe Ende des Katana ins Genick – und es knackt ganz hässlich... sie serviert ihm nämlich 4S9, und angesichts der Tatsache, dass er bereits auf S körperlich war, nun ja... Fand ich aber auch sehr schön, denn während in Filmen jeder dämliche "Betäubungsschlag" sitzt und man eine Stunde später mit pflichtbewussten Kopfschmerzen erwacht, sind solche Angriffe in der Tat lebensgefährlich, und hier wird das demonstriert. Beschämt tritt Kit hinter Ghost, der anmerkt, dass man ja immer noch Hatch als Druckmittel habe, woraufhin Kit leise, aber in sehr geilem Tonfall ganz fix "Er ist tot" sagt. Ghost sieht sie erschrocken an und will gerade den Mund öffnen, erinnert sich aber an die Frau, die er ja auch nicht hatte töten wollen...

 

Okay, ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss, und mit dem höchstmöglichen Initiativewert von 28 zielt er mit Ansage auf den Kopf auf Meryls Gegnerin und pustet ihr selbigen von den Schultern, und in Phase 18 legt er mit zwei Schüssen beide nahenden Ganger um. Etwa eine Sekunde hat's gedauert, und drei Probleme sind gelöst – macht immer Spaß, jemanden so gut würfeln zu sehen. Ghost zieht Meryl unter dem Buggy hervor, unter dem sie hindurchgekrochen ist, um Deckung zu suchen, schießt den Kofferraum auf, holt die schweren Waffen und den 1st-Aid-Koffer heraus, und Meryl öffnet die Tankklappe, reißt ein Stück aus ihrem Top, tränkt es in Feuerzeugbenzin, und Ghost zündet es an. Man zieht sich zurück, und der Wagen steht lichterloh in Flammen, kann aber als Elektroversion nicht explodieren.

 

Nun sehen wir Cutty, der sich zwischen Palmen an der Mauer den Staub aus der Hose klopft, nachdem er drüber levitiert wurde, ins Leere grüßt, wo Alyn unsichtbar herumschwebt, und in Wraiths wartenden Copperhead springt. Zu Downtown von den Killer Barbies geht's los (der Text passt hier natürlich sehr schön), sie parkt an einer engen Seitengasse, gibt Cutty ein Paket und Zeit zum Umziehen, und er kommt in einem glänzend roten, modisch geschnittenen Seidenanzug wieder heraus, bindet sich einen Pferdeschwanz und sieht prompt so aus, als gehöre er hierher. Man kurvt also durch Hollywood (Jpg 09623-09624), über den Sunset Blvd. und am Money Market (Jpg 09625-09626) und Tower Records vorbei in ein Parkhaus, von dem aus es ins weltberühmte Roxy geht. Zu Velvet 99s Livemusik (These Boots Are Made For Walking) und der vollen Smash-Mouth-Kante brodelt die Tanzfläche, während Cutty Scherze über seine sexy Begleiterin reißt. Er behält nun die Bar im Auge, und Wraith postiert sich an der Sicherheitsschranke am Eingang, die irgendwann ein deutliches Signal abgibt, als ein bulliger Herr (Jpg 09627-09628), der auf Grund seiner Erscheinung und seiner Tattoos nicht so recht in seinen Designermantel zu gehören scheint, sie passiert. Die eleganten Orks lassen ihn nach einem kurzen Gespräch jedoch ungehindert passieren. Wraith vergleicht ihn im Geiste mit dem Mann auf dem unscharfen Holo und verfolgt ihn, gibt Cutty Bescheid, und man besticht ein Pärchen zwei Tische hinter dem mutmaßlichen Nails Cooper, den Tisch freizumachen. Nails sitzt direkt an der Tanzfläche, auf der recht nah vor ihm eine umwerfend rassige Schönheit (Monica Bellucci, Jpg 09629-09635) in spanischer Flamenco-Bluse und knallenger Hose tanzt und sich endlich zu ihm setzt. Cutty kann kaum die Augen von ihr lassen, und Wraith rät ihm, woanders hinzusehen, wenn er seinen Aktionsradius nicht peinlicherweise um ein paar Zentimeter erweitern wolle – es sei denn, er messe nur die Windgeschwindigkeit. Cutty rächt sich, indem er seinen Plan äußert, sich zu projizieren, um die beiden besser belauschen zu können. Da er aber nicht wie ein Betrunkener vom Stuhl sinken könne, müsste sich Wraith ihn umarmend auf seinen Schoß setzen. Sie tut wie geheißen, warnt ihn aber ("Wehe, du markierst!") und drückt den Kopf des weggetretenen Piraten an ihre Brust. Cuttys Astralkörper wird jedoch sofort von diversen Geistern umzingelt, und ein Watcher fordert ihn auf, sich unverzüglich in seinen Körper zurück zu begeben, astrale Projektion sei hier nicht gestattet. Zufrieden "erwacht" er an Wraiths Brust, die umgehend wieder von ihm absteigt, doch bevor sie ihn zurechtweisen kann, sieht sie, wie Nails warnend das Handgelenk der Amazone ergreift und bedrohlich auf sie einredet. Sie gibt ihm etwas, das wie ein Kondomtütchen aussieht, und als er es auspackt, hält Nails einen Chip in der Hand, den er in seine Chipbuchse einführt, die Daten runterlädt, den Chip zu Boden wirft, drauftritt und die Überreste in einem Taschentuch im Aschenbecher verbrennt. Die Amazone steht auf und geht wieder auf die Tanzfläche, Nails geht zum Ausgang. Ohne sich absprechen zu müssen, folgt Cutty der Amazone und Wraith Nails.

 

Meryl, Kit und Ghost sitzen auf einem Müllcontainer, bis Lopside und Topspin endlich mit einem aus Altmetall zusammengeklauten Pickup aufkreuzen und sie auflesen. Als Kit Topspin erklärt, was sie hier zu suchen hatte, erwähnt der Jinxter, er habe gehört, dass Cy Coates wissen könnte, wo die gesuchten Mädchen gelandet sein könnten. Man einigt sich darauf, dass die Ganger Kit und Ghost bei Coates absetzen und Meryl ins Krankenhaus fahren.

 

Cutty tanzt inzwischen mit der Amazone und lässt seinen Charme spielen, bricht an der Bar das Eis, und sie lädt ihn abermals zum Tanzen ein – aber woanders. Gerade als Wraith wieder hereinkommt (sie hat Nails verloren), gehen die beiden an ihr vorbei ins Freie. Der weiße Mercedes der Amazone (sie hat sich als Raquel vorgestellt) parkt auf einem der begehrten Parkplätze direkt vorm Roxy, während Wraith panisch ins Parkhaus laufen muss, den Mercy verliert, wild durch die Gegend kurvt, ihn endlich wieder einholt und verfolgt. Raquel fährt unterwegs rechts ran, um noch jemanden mit an Bord zu nehmen, den sie als Álvaro (Jpg 09636) vorstellt.

 

Chacal betritt ein schmuddeliges Zimmer, in dem Araña splitterfasernackt steht und Taranteln und Vogelspinnen auf sich herumkrabbeln lässt – das turnt sie massiv an.

 

Araña: Hey, baby...

Chacal: Hey, querida... havin' a good time? (Er zündet sich eine Kippe an.)

Araña: Fuckin' right I am. Those shootings and explosions set my juices on fire.

Chacal (tritt lächelnd näher, während er seine Jacke über eine Stuhllehne hängt): Enjoyed the show?

Araña: Very much. You wanna touch me?

Chacal: You bet I want, mi joya.

Araña: You better be careful. My little babies get nervous if you get too rough. You dare touch me?

Chacal: Last time I was afraid of anything I was an 8-year-old niño on my first trip outside the barrio. Got raped by a gay ork. (Er steht jetzt ganz dicht vor ihr)

Araña (ihr Mund dicht vor seinem, sie haucht): What did you do?

Chacal: Went home, packed my knife, went back and slit his throat. The little maricón gave the death rattle for five fuckin' minutes. (Er inhaliert, bläst den Rauch in ihren Mund.)

Araña (atmet ein, ganz langsam wieder aus, so dass der Rauch an Chacals Gesicht hochwabert): That's my semental fuerte.

Chacal lächelt und geht vor ihr in die Knie, es wird zum Trid geblendet, das auf einem Stuhl steht (Mark Caven und Lorelei King, Jpg 09637-09638), während man aus dem Off hört, was er Araña Gutes tut.

Bill: Hi! I'm Bill Waverley.

Kate: And I'm Kate Glosse with 'All You Want To Know'.

Bill: They never eat, are always loyal, and never leave any unexpected messes, they're cyber pets, and they're hitting the world by storm. These robotic creatures, whose forms range from the familiar dogs, cats and birds to the unusual drake and the hoverpet, have been steadily gaining popularity in the CFS with middle income families who either do not have the room to house a real pet, or who see a tender, loving heart in those cute metallic companions. Cyber pets, manufactured by Electrotoys Inc, cost anywhere from around ¥ 2,000 for a simple cyber dog, up to ¥ 50,000 for the cyber drake which is capable of defending its master upon command with a stunbaton built into the tail of the creature. I'd sure love to get me one of them, Kate.

Kate: So would I, Bill. Them cyber drakes are so sweet. (Sie sieht wieder in die Kamera.) Two practical jokers discovered that their little joke wasn't quite funny as one of them recovers from his wounds in hospital. The two had arrived at the Juanita mall at about 3 p.m. and got themselves costumed in one of the restroom facilities before heading out in a shopping spree of the creepy kind. When the two jokers made their appearance sporting various crafted bug eyes and accessories spouting sayings such as "Join us" and "The hive rules over all", panic ensued. Yet as the mob of panicked shoppers stampeded to the nearest exits, a few members of the mall security decided to empty their clips on the suspected insect spirits – thereby revealing their true form. The surviving joker was brought – not in too much of a hurry – to the L.A. general hospital where he has to recover from various gunshot wounds before he can be brought to trial.

Bill: It's always good to have a sub-machine gun ready when a bottle of Raid just doesn't do anymore, Kate. Speaking of malls, tomorrow morning at 9 a.m. Jim Hernandez, executive officer of Casio California, will open a new Casio branch in the Palmera Mall in Anaheim. (Man sieht Araña von hinten, wie sie sich am von der Decke hängenden Lampenschirm festhält und ihre Hüften wiegt, während zwischen ihren Gesäßbacken nur Chacals sich auf- und abbewegendes Kinn zu sehen ist. Er lässt von ihr ab, steht auf und geht zum Trid.) And if that's not a broad hint as to where we have to look right now (Bill sieht demonstrativ auf seine Armbanduhr.), what is? (Er zwinkert in die Kamera, die Musik wird eingespielt, Bill und Kate wenden sich einander zu und unterhalten sich ohne Ton, während das Logo über den Bildschirm fliegt.)

Chacal (humorlos lächelnd und schnaubend): I don't think so. (Er wendet sich wieder ab)

Araña: Watch your step!

Chacal sieht gerade noch rechtzeitig runter, bleibt auf einem Bein stehen und schreitet über die Spinne hinweg.

Araña (hält sich wieder am Lampenschirm fest): You'll give that Casio fuck what he deserves. Why don't you give my pussy a treat? It deserves some attention, too.

Chacal: Perdona me. I was inattentive.

 

Cyrus Coates (Cliff Curtis, Szenen XXV (240), 3:12) bekommt Besuch von Kit und Ghost. Er weiß gegen großzügige Aufwandsentschädigung zu berichten, dass die acht Mädels hier tatsächlich zwischenstationiert wurden. Sie waren in eine größere Gunpowder-Transaktion auf dem Gelände der Texaco-Tankstelle geplatzt. Vielleicht mussten sie die Batterie ihres Vans aufladen, vielleicht wollten sie Kippen holen, wer weiß? Jedenfalls durften sie die Tankstelle nicht mehr verlassen, und offenbar war Nails, der sie persönlich abgewickelt hatte, etwas Besseres eingefallen, als die Mädels einfach umzulegen. Kit erkundigt sich danach, was er mit Gunpowder meine, und Cy demonstriert es ihr, öffnet ein Tütchen, gibt das schwarze Pulver auf eine Margerite und lässt es von Anita wegsniffen. ("Das Nova Coke des kleinen Mannes. Es baut dich auf, wenn du down bist, und holt dich runter, wenn du high bist. Es gleicht dich aus. Billig in der Herstellung, absatzstark in den Schatten. Amerikas neue Alternative zu Bier.") Wütend sinnt Kit darüber nach, warum man das AMCO-Lager so Hals über Kopf verlassen hatte – man hatte Angst, Drogen würden einem um die Ohren fliegen. Wie auch immer, Cy fährt fort: Er hatte angenommen, sie würden im Red Rooster eingesetzt werden. ("Das Pack hat genug Clubs wie den Red Rooster. Die Trucker geilen sich an den Mädchen auf, die Mädchen verticken Stoff an die Trucker, das Pack kassiert, der Rubel rollt.") Ihm wurde aber sofort klar, dass es sich um ausgesprochen unfreiwillige Gäste handelte, also musste er sie im Keller einquartieren, wenngleich nur für wenige Stunden – denn dann traf Nails zusammen mit einem neutralen Sicherheitsvan ohne Aufdruck ein, und ein paar professionelle Konzerngardisten und ein Schlips betraten den Keller, kamen nach fünf Minuten wieder heraus, schnappten sich sechs der Ladies und transportierten sie ab. Die anderen beiden, die zurückgelassen wurden, nahm Nails mit, wahrscheinlich als Eigenbedarf in die AMCO-Lagerhalle. Cy hat natürlich keine Fragen gestellt, kann der Gruppe aber verraten, dass Nails wahrscheinlich der Einzige ist, der weiß, was mit den sechs Mädels passiert ist. Misstrauisch, wie er ist, erzählt er niemandem etwas. Gerade diese Konzernsache (um welchen es sich auch immer handeln mag), die er angeleiert hat, liegt ihm sehr am Herzen.

 

Draußen auf der Straße fragt Ghost, ob Kit eine Idee habe, was er jetzt vorhat. Kit passt, und Ghost schlägt vor, das AMCO-Lager erneut zu besuchen. Letztes Mal haben die beiden schließlich auch die ganze Arbeit erledigt, und wenn sie einen Krieg heraufbeschwören würden, wären sie auch zu fünft Katzenfutter. Auf gar keinen Fall aber wird er die beiden übrig gebliebenen Mädels den Wölfen überlassen. Kit schlägt ein, Ghost gibt ihr Tooleys Kommnummer und ruft danach Bono an, um einen Wagen besorgen zu lassen.

 

Raquel, Álvaro und Cutty betreten die Eingangshalle von Raquels noblem Anwesen in Bel Air (Jpg 09639). Sie führt Cutty nach oben, öffnet die Tür zu ihrem riesigen Schlafzimmer und stellt dieses als ihren Tanzsaal vor. Dort vernascht sie ihn ziemlich geradeaus und leidenschaftlich (Jpg 09640-09648), so dass Cutty überhaupt keine Chance bleibt, sich um seinen eigentlichen Auftrag zu kümmern.

 

Wraith wartet derweil genervt im Copperhead, den sie ganz am Ende der Straße geparkt hat, und hört einer "Rat vom Tierarzt"-Sendung mit Liveanrufen im Radio zu, um nicht einzuschlafen.

 

Kit und Ghost dringen am frühen Morgen erneut ins AMCO-Lager ein (Headhunter, Wolfpack HQ F2) und stellen bald fest, dass alle ausgeflogen zu sein scheinen und dass ferner die Kisten mit dem Gunpowder fehlen, die überall in den Gängen herumgestanden hatten. Sie holen Tooley hoch und lassen ihn das Padlock zum Meetingroom knacken und darin den Kartenleser zum angrenzenden Archiv – welches der Raum ist, in dem zwei der acht Frauen tagelang vergewaltigt wurden. Eine steht völlig neben sich, ist nicht ansprechbar, und die andere ist beunruhigenderweise nicht wach zu kriegen. Die drei sind erschüttert, Tooley löst die Handschellen, mit denen die Mädchen an die dreckigen, von Schweiß und Sperma durchtränkten Betten gekettet sind, als Ghost auf die Kommode dazwischen aufmerksam wird und Kit zeigt, was darauf liegt: Insulin und ein nadelloser Injektor sowie ein Inhalator für Asthmatiker. Kit stellt die Verbindung nicht her, und so gibt Ghost der völlig Verstörten (man weiß es noch nicht, aber es ist Sheena Valance / Kelly Kozlowski, Jpg 09608) den Inhalator – sie zieht sich das Spray auch gleich rein – und setzt der Bewusstlosen (Nikki St. Clair, Jpg 09611) eine Insulinspritze. Niedergeschlagen bringen sie die Frauen ins Krankenhaus, in das auch Meryl gebracht wurde.

 

Wraith wird jetzt wirklich nervös. Mag sein, dass Cutty eine heiße Nacht verbracht hat, mag aber auch sein, dass seine Leiche längst kalt ist. Sie hält's nicht mehr aus und fährt los. Raquel sitzt derweil im Morgenrock aus weißer Spitze vor ihrer Frisierkommode und schminkt sich (Jpg 09649). Man sieht die Verwüstung der letzten Nacht: Cuttys Hose schwimmt im Whirlpool, der ganze Teppich ist vom übergeschwappten Wasser klitschnass, überall liegen Klamotten rum, sind Bilder, Vasen etc. umgefallen. Über InterKomm ertönt die Nachricht, dass Besuch eingetroffen ist. Raquel weckt Cutty auf und verrät ihm, eine junge Dame, die zu Cutty wolle, sei gerade eingetroffen. Ja, meint er, das werde wohl seine Schwester Cecilia sein. Er macht Raquel gegenüber einen Scherz und nennt sie Amazone, um sie aus der Reserve zu locken, und während er sie askennt, sieht er nun, dass ausgerechnet diese Vorgehensweise ihr Misstrauen in Gewissheit verwandelt hat. Zwar bestellt sie über InterKomm nur Kaffee für Cutty, aber es muss sich um einen Code gehandelt haben, denn Álvaro tritt mit gezogener Waffe ein und zwingt Cutty, sich mit dem Gesicht auf den Boden zu legen und abzuwarten.

 

Raquel geht hinunter zu Wraith, die sich als Fiona vorstellt... Sie entlockt ihr, Cutty sei ihr Bruder (insofern überschneiden sich ihre Stories wenigstens), und sie verdienen ihr Geld in der Unterhaltungsbranche, nämlich im Eiskunstlauf, während Cutty ihr gestern Abend erzählt hatte, er arbeite als bildender Künstler, der Statuetten modelliere und schnitze, die dann verzaubert und von Taliskrämern verkauft werden. Raquel nimmt Wraith mit hoch, die sich, selbst, als sie Cutty auf dem Boden liegen sieht und Álvaro über ihm, dumm stellt. Der Orkbutler Tiago schiebt Wraith ins Zimmer, Raquel verhört Cutty, der ihr immer die halbe Wahrheit und eine halbe Lüge erzählt. Endlich trifft Verstärkung ein, und Álvaro lässt den Piraten aufstehen. Raquel glaubt ihm kein Wort, entlarvt einige seiner Lügen – und schlägt ihm einen Deal vor. Sie weiß, dass Cutty weiß, wer Nails Cooper ist. Dieser wird in keiner ganzen Stunde eine Dummheit begehen, die sie ihm nicht ausreden konnte: Er wird mitten in die feierliche Eröffnung der soundsovielten Casio-Filiale in der Palmera Mall in Anaheim platzen, die Execs, Gäste und Reporter als Geiseln nehmen, die Info an die Medien durchsickern lassen und die Geiselnahme als Medienevent abziehen, so dass die Cops nicht mir nichts dir nichts ohne Rücksicht auf Verluste stürmen können. Sicher könne sich Cutty denken, dass diese Geiselnahme nur ein Ablenkungsmanöver ist, aber es ist eines, das Raquel nicht duldet. Nails hat sich ihrem direkten Wunsch widersetzt, und wird er von den Cops geschnappt, haben sie auch die Datei in der Hand, die in seiner Headware Memory abgespeichert ist, und das darf auf keinen Fall geschehen. Sie hat bereits jemanden geschickt, ihn zu töten, doch dieser Jemand meldet sich seit einem Weilchen nicht mehr, ist also offenbar von Nails erledigt worden. Nun soll Cutty den Job übernehmen – er soll Nails töten und Raquel seinen Kopf bringen, ob auf einem silbernen Tablett oder sonstwie, ist ihr egal. Cutty ist erschüttert, doch Raquel führt aus, dass sie Wraith zur Sicherheit hier behalten werde. (Sie hat an seiner Reaktion auf ihren Befehl, sie verprügeln zu lassen, gesehen, dass sie ihm etwas bedeutet, was er abstritt.) Habe Cutty jedoch Erfolg, werde sie ihn bezahlen wie jeden anderen Runner auch, und zwar mit ¥ 100.000, und Wraith bekomme er auch wieder. Raquel gibt ihm einen Chip, auf dem die Karte der Kanalisation abgespeichert und auf ihr der Weg eingezeichnet ist, den das Wolfpack nehmen wird, um in die Palmera Mall einzudringen. Wenn Cutty und das Team, das er zusammentrommeln soll, in Anaheim eintreffen, wird die Geiselnahme natürlich schon längst über die Bühne gegangen und die Cops bereits vor Ort sein, also rät Raquel zur Vorsicht. Sie entfernt sich und lässt Cutty telefonieren.

 

Ghost und Kit sitzen im schmuddeligen Wartebereich des heruntergekommenen Krankenhauses, das zwar teurer ist als ein vernünftiges, dafür aber auch SINlose behandelt, wenn sie irgendwie zahlen können. Die beiden machen sich Gedanken über den Hergang der Ereignisse. Wenn die beiden Mädchen, die die Konzernleute nicht hatten mitnehmen wollen, ausgerechnet diese beiden also Asthma bzw. Diabetes hatten, muss der Konzern großen Wert auf gesunde Menschen gelegt haben – damit scheiden das Pornogeschäft und der Strich aus, und an die Alternative mag man gar nicht erst denken. Kits Kommlink klingelt, und Cutty ist dran. Als Kit finster das Gespräch beendet und Ghost erklärt, dass Wraith gefangen genommen wurde, zerlegt er den Kaffeeautomaten, bekommt einen Anfall, bricht zusammen und muss unter Kits zuerst ungläubigen, dann schicksalsergebenen Blicken abtransportiert werden.

 

Ein unauffälliger Mittelklassewagen setzt Cutty an einer Ecke ab, an der Kit wartet – und zwar nur sie, wie Cutty erschrocken feststellt. Sie bugsiert ihn in ihr Auto und rast los, so dass er ihr unterwegs alles erklären kann. Bevor die beiden über eine nie fertiggestellte Subwaystation in die Kanalisation einsteigen (Jpg 09650-09654), weist Kit knapp darauf hin, dass sie weiß, wieso Cutty hier ist. Cutty erwidert ihren Blick, hält ihm aber nicht allzu lange stand und wendet sich zum Gehen, bevor seine Augen noch mehr verraten können.

 

Kit und Cutty schleichen sich in der Garage (Headhunter, Palmera Mall) an den Wachen vorbei und werden auf dem nächsten Parkdeck auf die erste Sprengladung aufmerksam. Im Treppenhaus hören sie von ganz oben Schritte und dringen daher in die Verwaltung ein, wo Kit Cutty erst einmal in der Besenkammer abstellt, da er für ihren Geschmack zu laut ist. Sie sieht sich um und klaut einer Leiche die ID- und Zugangskarte, um sie an der "Staff only"-Tür auszuprobieren, aber offenbar ist die Berechtigung nicht hoch genug. Als sie hört, dass die Tür zum Treppenhaus geöffnet wird, versteckt sie sich im Wartungssystem. Drei Wölfe, darunter die muskulöse Frau (Jpg 09621) betreten den Raum, in dem Kit eben noch war, untersuchen die dort sitzende Leiche, scheinen nicht zu finden, was sie suchen, und gehen in einen anderen Raum. Kit schleicht durchs Wartungssystem und belauscht die drei. Die Frau scheint gefunden zu haben, was sie suchte, und die Wölfe gehen wieder.

 

Kit schickt Cutty im Astralraum durchs Treppenhaus nach oben, wo er drei wartende Wölfe sieht, die die Treppe im Auge behalten. Ein vierter kommt aus dem Keller hoch und gesellt sich dazu. Er erstattet Bericht, und Kit dreht und wendet die Situation, kommt aber nicht drauf, wie sie lautlos an vier Gangern vorbeikommen soll, die sie schon von Weitem sehen können. Sie schrickt zusammen, als ihr Kommlink vibriert – es ist Ghost, der von der Rezeption des Krankenhauses anruft. Er beklagt sich darüber, dass sie nicht auf ihn gewartet hat, wie sie nur ohne ihn losziehen konnte, gerade wenn es um Fi geht. Kit beendet das Gespräch. Sie brütet und brütet und brütet, kommt aber auf keine Lösung. Ghost kann nicht untätig herumsitzen und ruft sie abermals an, lässt sich das Problem schildern und stellt eine Drittverbindung zu Tooley her, der Cutty losschickt, sich die "Staff only"-Tür anzusehen und das Magschloss zu beschreiben. Das ist zwar von einfachster Qualität, aber ohne Knacker ist der größte Künstler machtlos. Also stellt Ghost eine Drittverbindung zu T-Byrd her. Erst nach und nach geht Cutty auf, dass es sich hier um den Decker handelt, der zu den Faerie Tails gehört, welche die Gruppe in #91 – SURVIVAL OF THE FITTEST bekämpft hatte. Gegen Bezahlung weist er Cutty ein. Das Sicherheitssystem der Mall kostet ihn ein müdes Achselzucken, das Problem kann sogar Cutty beheben: Der Decker sagt ihm, welche Befehle er eingeben muss, und so hackt sich Cutty im klassischsten Sinne ein, imitiert den Operator und befördert den Inhaber der Keycard, die Kit gefunden hatte, so dass er automatisch eine höhere Zutrittsberechtigung erhält. Et voila, Problem gelöst, Kit und Cutty landen in der Einkaufspassage. Sie pirschen zum blockierten Lift, schieben den Wagen raus und fahren ein Stockwerk nach oben. Dort lauert Kit einem patrouillierenden Wolf auf, schlitzt ihm mit dem Katana die Kehle auf und zerrt ihn hinter eine Kiste. An der Rechtsbiegung des Ganges verlässt die beiden allerdings ihr Latein: Sie erkennen, dass hinter den Fenstern am Ende des Ganges Menschen sitzen, die den Gang bestens im Auge haben, also kann man sich nicht anschleichen. Irgendwann kommt Cutty endlich auf die Idee, sich zu projizieren. Er findet heraus, dass die erste Tür zur Einkaufspassage führt, die zweite ins Treppenhaus, wo die vier Wölfe positioniert sind, und dass sich in der Küche zwei Ganger, ein sich gerade projizierender Magier (dessen Astralkörper aber nicht anwesend ist), nämlich Fuego, und Nails befinden, der gerade Soykaf aufsetzt. Wie aber sollen die beiden obendrein an Nails herankommen, wenn ihnen beim ersten Anzeichen von Ärger gleich die vier Ganger aus dem Treppenhaus in den Rücken fallen?

 

Nach einem erneuten Telefonat mit Ghost einigt man sich auf einen verwegenen Plan: Cutty zieht die Kluft des Gangers an und betritt den Gang rückwärts (die ganze Vorderseite ist auf Grund der durchschnittenen Kehle blutdurchtränkt), was zwar reichlich dämlich aussieht und Aufmerksamkeit weckt, aber vielleicht ist das umso besser, wird er doch vier Alu-Mülleimer ineinandergesteckt auf den Boden zwischen Tür zum Treppenhaus und Wand legen und diese noch mit dem Schaft der Ganger-Schrotflinte festkeilen – und wenn er das offensichtlich tut, steigen vielleicht die Chancen, dass man ihn aus Neugierde gewähren lässt. Ein wirklich dreister Plan, und genau deswegen funktioniert er auch, und als einer aus der Küche auf Cutty zukommt, wirbelt dieser herum und verpasst ihm mit seiner Steinschlosspistole einen Energieblitz, der ihn flachlegt. Kit eröffnet das Feuer auf die Küche, und tatsächlich pumpt sie dank ihres bemerkenswerten Würfelglücks gleich mit der ersten Salve Nails um. Der zweite Wolf verschanzt sich und verzögert die ganze Aktion ein bisschen, doch auch ihm kommt man bei.

 

Nun zeigt die Kamera aber, dass Nails' Herz mit einem Sender verbunden ist, und endlich setzt es aus – boom, die in der Palmera Mall verteilten Sprengsätze fliegen in die Luft. Als sich der Staub wieder gelegt hat, macht sich Kit an ihr grausiges Werk: Sie trennt Nails' Kopf mit dem Katana ab, wickelt ihn in die Lederjacke des toten Gangers, die Cutty auszieht, und der Job ist getan. Jetzt müssen Kit und Cutty durch die Einkaufspassage zurück, da das Treppenhaus eingestürzt ist – vorbei an den Cops, die den Laden gestürmt haben. Durch den Keller gelangen sie in die Kanalisation.

 

Es wird auf Kit und Cutty an der Ecke nahe der Studio-City-Mauer geblendet, an der Kit erst kurz zuvor auf Cutty gewartet hatte. Ghost lauert versteckt hinter einer Ecke, nur für alle Fälle. Ein Wagen fährt vor, Álvaro nimmt den Kopf entgegen und übergibt einen Koffer, und aus einem anderen Wagen wird Wraith freigelassen. Sie umarmt Kit und Cutty, bedankt sich überschwänglich und fällt Ghost in die Arme. Dabei sieht Kit Cutty aufmerksam und nach einer Reaktion suchend an und findet eine recht deutliche...

 

Als nächstes sitzt Ghost Lucy gegenüber, die ihn darüber informiert, dass es sich bei der "Amazone" um Raquel Almeida Arguiñano handelt, geborene Raquel Almeida, verwitwete Raquel Almeida Vieira, eine Reederin aus Amazonien, jetzt offiziell in Bogota gemeldet, mit Zweitwohnsitz in Bel Air, L.A. Damit wäre auch dieser Job erledigt, und die Gruppe streicht insgesamt ¥ 155.000 ein. Im AMCO-Lager steht ein kleines Trid, auf dem Bill Waverleys Gesicht zu sehen ist: "Top of the news: The wolf is dead. Wolfpack gangboss turned syndicate henchman Nails Cooper is going to spend this night in the morgue, leaving the infamous wolfpack in disarray."

 

Behind the Scenes: Raquel Almeida Arguiñano (Monica Bellucci) ist die Chefin eines Espectro aus Amazonien, ursprünglich aus Porto Alegre, nun wohnhaft in Bogota. Ihre rechte Hand ist ihr jüngerer Lover Àlvaro Vieira, der dem Wolfpack gegenüber als namenloser Boss auftritt (Mr. no diga su nombre). Nur Nails wusste, dass er lediglich Raquels Strohmann ist – sie hat das Sagen, lebt aber in Bel Air als respektable Geschäftsfrau und Chefin einer kleinen Reederei (Arguiñano Shipping Ltd.). Das Wolfpack weiß von einer "Amazone" (diesen Spitznamen hat es ihr gegeben), wenngleich man glaubt, sie sei die rechte Hand des geheimnisvollen Gönners. Die Zusammenarbeit zwischen Raquels Espectro und dem Wolfpack beruht auf dem Gunpowder, welches in Bogota produziert und mit Raquels Schiffen nach Kalifornien transportiert wird – sie hat also die totale Kontrolle, von der Produktion über den Transport bis hin zur Verteilung.

 

Die Zusammenarbeit zwischen Raquel und dem Wolfpack weitet sich nun aber langsam aus, denn Raquel hat den Kontakt zum Megakon Yakashima hergestellt, den das Wolfpack nun mit Menschen beliefert, und zwar für Menschen- anstatt für Tierversuche. Dabei handelt es sich nicht um SINlose aus Harbor oder Coast Town, die niemand vermisst, weil es nicht besonders glänzend um deren Gesundheit bestellt ist. Daher sind gesunde Mittelschichtler natürlich besonders gern bei Yakashima gesehen. Dies ist auch den Ladies widerfahren. Da nun aber eine Asthma und eine Diabetes hat, hat das Wolfpack sie behalten, da sie zu Versuchen nicht so viel taugen, später aber möglicherweise für spezialisiertere Forschungsbereiche verwendet werden können, bei denen ihre jeweilige Krankheit keine Rolle spielt.

 

In der Palmera Mall hat das Wolfpack einen optimalen Gunpowder-Umschlagplatz in die südliche Richtung gefunden. Im Hafen werden die Trucks nicht nur mit Lebensmitteln für die Mall, sondern auch mit Gunpowder beladen, und in der Mall wird dieses von eingeweihtem Personal zwischengelagert und von dort völlig unauffällig verteilt. Leider haben die Cops den Braten gerochen und eine Untersuchung angestrengt. Um ihnen zuvorzukommen, schlägt das Wolfpack zu, nimmt bei der Eröffnung der neuen Casio-Filiale den Exec und die Gäste gefangen, fordert Lösegeld, um Zeit zu gewinnen, transportiert derweil via Kanalisation das Gunpowder ab, tötet die Mitwisser, die in der Mall arbeiten, und jagt den Laden in die Luft. Raquel wollte die Palmera Mall gleich in die Luft jagen, ohne großes Brimborium, ohne großes Aufsehen, ohne Medienspektakel, und vor allem ohne Nails auf dem Präsentierteller. Dieser jedoch ist zu selbstständig geworden und hat sich Raquels Wunsch widersetzt, denn die Geiselnahme des Casio-Execs hätte viel Geld in die Gangkasse gebracht, und Casio hätte zahlen müssen, weil der ganze Spaß ja schließlich live im Trid übertragen wurde.

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